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KREIS OLPE - Sauerländer Heimatbund e.V.

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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Gefordert durch<br />

Der Ministerprasident<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

:-\-<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

<strong>KREIS</strong><br />

<strong>OLPE</strong>


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

*S! t054 (g*<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

PAPIERFABRIK SUNDERN G.M.B.H.<br />

PAPIER^ HOLZSTOFF^ UND ZELLULOSE^FABRIKEN<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

^.^>L\i J<br />

^^^<br />

Hochsauerlandkrels<br />

Der Oberkreisdirektof<br />

I lnv,Nr. I<br />

3>e


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

14.H4^ ^^-^eLait<br />

Zum dritten Male nach dem Kriege geht „De Suerlanner" in das<br />

kurkolnisdie Land hinein.<br />

Im Titelbild quillt und sprudelt eine Quelle, wie wir es uberall in<br />

der reldien Landsdiaft unseres Heimatgebietes selbst sehen konnen.<br />

Das klare Wasser sudit seinen Weg durdi alles Gestraudi und Ge-<br />

striipp und flieSt ungetrCibt weiter in das Land.<br />

Konnte unser heimatlidier KiJnstler und Graphiker das Wesen der<br />

Arbeit an der Heimat und fiir die Mensdien unserer Heimat besser<br />

darstellen?<br />

Moge daher unser Heimatkalender mit seinen Beitragen,'Bilderni und<br />

Zeidinungen alle Sauerlander, jene, die von Geburt aus hier in allem<br />

Sdiaffen die Kraft dieser Quelle vespiirt haben, und jene, die nadi den<br />

Wirren des Krieges hier wieder festen Heimatboden gefunden haben,<br />

bestarken in dem BewuBtsein, dal.^ alle kulturelle Arbeit zunadit hei-<br />

matlidi gebunden sein mu6, daS jeder Mensdi zunadist auf dem<br />

Boden seiner Heimat seinen festen Standort beziehen sollte, urn von<br />

dort aus in das deutsdie Vaterland und in die groSere Heimat aller<br />

Mensdien uberhaupt hineinwirken zu konnen.<br />

Hoffentlidi konnen sie sidi uber diesen Heimatkalender so freuen,<br />

wie wir alle froh dariiber sind, daS der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

dank der allseitigen Forderung und Unterstutzung den „Suerlanner,<br />

hinaussdiid^^s>^^m>^^^^ ^f^^r^^^^t^ ^^^f^^^>^^ ^^^-m^^m^s^ss <<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

^Cyec C^aueelcinclt ec<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Januar t Hartung<br />

«««#*<br />

L<br />

Datum Fest- u. Namenstage<br />

Sonnen-<br />

Aufg. Untg.<br />

Tier-<br />

kreis<br />

1 F Neujahr 8.36 16.27 4-<br />

2 S Makarius 8.36 16.28 ^<br />

3 S Namen«Jesu;Fest 8.36 16.29 -!••<br />

10 S 1. n. Ersch., Agathon 8.34 16.38 ^<br />

11 M Paulinus 8.33 16.39 Rf<br />

12 D Ernst ) 8.32 16.40 S<br />

13 M Gottfried 8.32 16.42 «n*<br />

14 D Felix 8.31 16.44 ipf<br />

15 F Paulus d. Einsiedler 8.30 16.45 1W<br />

16 S Marcellus 8.29 16.47 Vk<br />

17 S 2. n. Ersch., Antonius 8.28 16.48 He '<br />

18 M Petri Stuhlfeier , (gi 8.28 16.50 He<br />

19 D Martha 8.27 16.52 He<br />

20 M Fabian 8.26 16.53 -m<br />

21 D Agnes 8.24 16.55 M<br />

22 F Meinrad, Vincenz 8.23 16.57 otH<br />

23 S Raymund, Ildefons 8.22 16.58 one<br />

24 S ' 3.n.Ersch., Timotheus 8.21 17.00 c*<br />

25 M Pauli Bekehrung 8.20 17.02 A<br />

26 D Polycarp 8.18 17.04 rs<br />

27 M Chrysostomus C 8.17 17.06 4><br />

28 D Manfred 8.16 17.07 HP<br />

29 F Franz v. Sales 8.14 17.09 H-<br />

30 S Martina 8.13 17.11 ^<br />

31 S 4. n. Ersch., Luise 8.11 17.13 M.<br />

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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Wetterregeln:<br />

En guet gliicksiiilig nigge<br />

Johr, Dat giewe Guatt un<br />

weere wohr. — Wenn me<br />

in der Harremond dat<br />

Water hort riusken, Dann<br />

kann me den Roggen<br />

diasken arr Biusken. —<br />

Januar matt knacken,<br />

Wenn de Biuer well sak-<br />

ken. — Weert de Dage<br />

langer, weert de Kiille<br />

strenger. — Op Vinzenz<br />

Sunnenscheyn Brenget<br />

viel Koorn un Weyn. —<br />

1st der Januar gelind,<br />

Lenz und Sommer stiir-<br />

misch sind. — Sind im<br />

Januar die Fliisse klein,<br />

gibts viel Frucht und gu-<br />

ten Wein.<br />

Der „Hundertjahrige":<br />

Der Januar<br />

fangt mit Kdlte an, am<br />

20. Schnee bis zum 27.,<br />

dann Schnee und Regen<br />

bis Ende.<br />

Unser Bild;<br />

Winter im Hochsauerland


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Es ist tandertmal .gesagt, daB es schwer ist, das Wiesen der Heimat in ein<br />

Wort 2u bannen, da es sich nicht dem iganzlich offenbart, der es nur rait dem<br />

Verstande sudit, sondern vielmehr nur dem, der es ertebt. Alber wenn es<br />

schon ein Wort sein soil, so weiB icli fiir den Inbegriff der Heimiat Isein<br />

besseres ais — die Liebe. —<br />

Wanderer Im Schnee<br />

Wie auf uinbeschriebnen Taifeln<br />

'gelit mein FuB auf 'weiBer Decke.<br />

Feierlich, daB ich erschrecke,<br />

wird, im weichen Schnee verloren,<br />

meines Schrittes Spur geboren. —<br />

Vor mir ragt der Berge Leuchten.<br />

Nieder schaaie ich zu Tale<br />

in des Winters weiBem Saale. —<br />

Pracht von uniberuhrten Beeten<br />

hat mein Wanderschiih zertreten. —<br />

Grollet nicht, ihr weiBen Berge!<br />

Wind Wird meine Spur verwehen,<br />

eh sie noch ein Mensch gesehen.<br />

Seid getrost; es haben morgen<br />

Flocken meine Spur verborgen!<br />

Grollet nicht, denn ich muC welter,<br />

andre Spuiren einzuweben<br />

meinem Tag und meinem Leben. —<br />

Die wird niemand je verwehen.<br />

Einer wird sie immer sehen. —<br />

Wie auf unbeschriebnen Tafeln<br />

geht mein FuC .<br />

Theodor Propper.<br />

Die Planeten im lanuar<br />

M e r k u r ist unsichtbar. Venus kommt am 30. 1. in obere Konjunktion mit der Sonne und<br />

bleibt dalier unsichtbar. Mars ist annahernd funf Stunden am ostlichen Morgenhimmel zu<br />

sehen- er geht fast gleichbleibend gegen 2.30 Uhr auf. Am 2. Januar abends geht Mars im<br />

Abstand von gut zwei Vollmondbreiten sudlich an Saturn voruber. Jupiter steht nach<br />

Sonnenuntergang bereits hoch am Osthimmel und ist bis in die fruhen Morgenstunden zu be-<br />

obachten. Bei seiner rucklaufigen Bewegung im Stier nahert er sich Aldebaran, dem hellsten<br />

Stern des Sternbildes. Saturn geht erst 'Mitternacht auf und erreicht semen hochsten Stand<br />

kurz vor Sonnenaufgang. Er ist als mattgelber Stern erster GrbBe bstlich von Spica zu fmden.<br />

In der ersten Monatshalfte steht der schnell nach Osten eilende Mars, mit dem er am 2. Januar<br />

in Konjunktion kommt, ganz in seiner Nahe.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Februar t Horniing<br />

Datum Fest- u. Namenstage<br />

Soni nen-<br />

Aufg. Untg.<br />

Tler-<br />

kreis<br />

1 M Ignatius 8.10 17.15 Ot<br />

2 D Maria LiditmeO 8.08 17.16 .^»><br />

6 S Dorothea 8.01 17.25 ^<br />

7 S 5. n. Ersch., Richard 8.00 17.26 1F#<br />

8 M lohaiines von Matha 7.58 17.28 «f<br />

9 D Cyrill, Apolionia 7.56 17.30 .ri*<br />

10 M Sdiolaftika ) 7.54 17.31 .«*<br />

11 D Adolf 7.52 17.33 Vk<br />

12 F Benedikt 7.51 17.35 W<br />

13 S Kastor 7.49 17.37 JtJt<br />

14 S Septuagesima, Valentinus 7.47 17.39 -•3<br />

15 M Faustin 7.45' 17.41 -<<br />

16 D Juhana 7.43 17.42 v«,<br />

17 M Donatus @ 7.41 17.44 -m<br />

18 D Simeon 7.39 17.46 ^<br />

19 F Konrad 7.37 17.48 4><br />

20 S Eudiarias 7.35 17.50 4-<br />

21 S Sexagesima, Elenore 7.33 17.52 A<br />

22 M Petri Stuhileier 7.31 17.54 A<br />

23 D Arnold 7.29 17.55 c«<br />

24 M Matthias 7.27 17.57 c«:<br />

25 D Walburga 7.24 17.59 c«:<br />

26 F Alexander (^ 7.22 18.01


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

„LaB es klingen in deinem Hause! Kinderlachen und Kindersingen gehoren<br />

zu einem Hause wie die Sonne am Hiimmel. Es ist dann, als sprache der<br />

Geist des Haus.es selber, als ware dhm die Zungegelost."<br />

Johannes Hatzfeld<br />

Ersf dann<br />

Je starker dich die Welt umfangt<br />

mit lihrer Lust und ihrer Last,<br />

je naher sie sich an dich drangt<br />

mit siiBem Ruf und leerer Hast:<br />

je hoher ^bau die Zinnen auf<br />

und schliefie rings sie um dich her,<br />

was jenseits dieser Wehre bleibt,<br />

bedrange dich nicht lamger mehr.<br />

Erst, wenn du diesen engen Raum<br />

mit deinem echten Sein gefiillt<br />

und alle Sehnsucht, jeden Traum<br />

in Dermut aus dir selbst gestidlt,<br />

erst dann sieh wieder um dich her<br />

und reiB die Zinnen wieder ein —<br />

nun darf die Lust und darf die Last<br />

der Welt dir wieder nahe sein.<br />

Ferdinand Tonne.<br />

Die Planeten im Februar<br />

M e r k u r erschelnt am 2. Februar am Abendhimmel nahe dem Sonnenuntergangsort. Er ist<br />

L zum 22 l-Tbruar Si sehen, und zwar mit zunehmender Sl


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Marz i Lenzmond<br />

Datum Fest- u. Namenstage<br />

Soni<br />

Aufg. len-<br />

Untg. Tler-<br />

krei<br />

1 M Agnes 7.16 18.06 «-S<br />

2 D Fastnadit 7.14 18.08 HJL<br />

3 M Aschermittwodi 7.11 18.10 ^<br />

4 D Friedrich 7.09 18.12 /!>L<br />

5 F Fridolin Q 7.07 18.13 ^<br />

6 S Thomas v. Aquin 7.05 18.15 %<br />

7 S<br />

8 M<br />

9 D<br />

1. Fastensonntag<br />

Beate<br />

Franziska<br />

7.04<br />

7.00<br />

6.58<br />

18.17<br />

18.19<br />

18.20<br />

«f<br />

Rf<br />

m*<br />

10 M 40 Martyrer 6.56 18.22 mr»<br />

11 D Rufina ) 6.53 18.24 **<br />

12 F Gregor 6.51 18.26 JW<br />

13 S Gerald 6.49 18.28 He<br />

14 S Reminiscere, Mathilde 6.47 18.29 He<br />

15 M Klemens Maria Hofbauer 6.44 18.31 frU<br />

16 D Heribert ® 6.42 18.33 m<br />

17 M Gertrud 6.40 18.35 Uni<br />

18 D Cyrillus 6.37 18.36 4-<br />

19 F Joseph 6.35 18.38 "*<br />

20 S Joachim 6.33 18.40 ^<br />

21 S Oculi, Frilhlingsanfang. 6.30 18.42 A<br />

22 M Nikolaus von der Flue 6.28 18.43 A<br />

23 D Otto 6.26 18.45 ^<br />

24 M Gabriel, Erzengel 6.24 18.47


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Was will die Heimatbewegung? — Will sie nur eine auBere Pflege der<br />

Heimat, der Natur, der Landschaft? Will sie nur die besonderen ReiEe des<br />

Voikstv^s pflegen? — Dann kommt ihr inicht jene ,groBe Bedeutung zu,<br />

die ihr so oftoals zugesprochen wird. Will sie aber mehr, ist ihr eigentliches<br />

Objekt nicht die auBere Welt, sondern der Mensch, will sie den ganzen<br />

Menschen erfassen, will sie im tiefsten Wesen eine wirkliche und voile<br />

Kulturbewegunig sein, dann kommt sie an der Religion nicht vorbei. —<br />

Die Planeten im Marz<br />

Fruhling im Bergland<br />

Wie die Drosseln in dem dunklen Tannen rufen!<br />

Aller Fruhling wiil so hold mich locken;<br />

Sehnend schwiilt es durch die Abendtaler,<br />

AUes Blut will mir im Herzen stocken.<br />

Herz, du solltest wie der WeiBdom quellen,<br />

Bliitenuberschwellend selig prangen!<br />

Herz, du solltest wie der Ginster leuchten.<br />

Von der Sonnen'schonheit golduimhangen!<br />

Herz, du solltest wie die hellen Wiesen<br />

Weit dich auftun vor dem Licht und Wehen,<br />

Herz, du solltest wie die blanke Birke<br />

Demutinnig unter Schauem stehen.<br />

Wie die Drosseln in den dunklen Tannen.rufen,<br />

Wie von Waild zu Wald die Stimmen schwingen!<br />

LaB mich bluhen, Weifidorn, goidner Ginster,<br />

LaB mein Herz im Blutenrausch zerspringen!<br />

Maria K a h 1 e.<br />

1, Marz am westlichen AbendhimmeL Der Pl^"|t ,^f ^•^Y^t '^ ne Stunde nach Mitternacht auf.<br />

SchluB eine Stunde lang zu beobachten^ M ^J,^ fl'J* ^^^gj betragt gegen vier Stunden. Der<br />

seine Sichtbarlceitsdauer am S"dost idnen Morgenlinnme^ D^<br />

schnell nach Osten wandernde Plf^f,* ,*^i»t jf;'^„^°"sonnenuntergang bereits im Sudwesten und<br />

bstlicher Richtung entfernt J u p 11 e i |teM nach sonnenume g g ^^^^^ ^^^ Mitternacht<br />

i^ S^[en"°z'?se"he^^.''Auirang^a^^'\"^Mlr|^\.l2 ^r'^V^o^ Tagesanbruch findet man den Planeten<br />

am SUdhimmel.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

April i Ostermond<br />

10<br />

Datum Fest- u. Namenstage<br />

Sonr len-<br />

Aufg. Untg.<br />

Tler-<br />

krels<br />

1 D Hugo 6.05 19.00 ^<br />

2 F Franz v. Paula 6.03 19.02 ^g<br />

3 S RicharH Q 6.00 19.04 1W?<br />

4 S Passionssonntag 5.58 19.05 ^<br />

5 M Vincenz Ferrerius 5.56 19.07 «•<br />

6 D Notkcr 5.54 19.09 CT*<br />

7 M Hermann Josef 5.51 19.10 n<br />

8 D Albert, Walter 5.49 19.12 Vk<br />

9 F Waltraud 5.47 19.14 -iS<br />

10 S Medithild ) 5.44 19.16 H^<br />

11 S ('almsonntag 5.42 19.17 "m<br />

12 M lulius 5.40 19.19 •m<br />

13 D Hermenegiid 5.38 19.21 m<br />

14 M Justlnus 5.35 19.22 H-<br />

15 D Anastasia 5.33 19.24 ^<br />

16 F Karfreitag 5.31 19.26 A<br />

17 S Karsamstag, Rudolf 5.29 19.28 :h<br />

18 S Ostersonntag @ 5.27 19.29 A<br />

19 M Ostermontag 5.24 19.31 •c«;<br />

20 D Viktor 5.22 19.33 C4K<br />

21 M Konrad v. Parzham 5.20 19.34 ^<br />

22 D Soterius 5.18 19.36 M.<br />

23 F Georg 5.16 19.38 M.<br />

24 S Adalbert 5.14 19.39 ii£<br />

25 S WeiGer Sonntag, Markus 5.12 19.41 iCE<br />

26 M Kletus C 5.10 19.43 ^<br />

27 D Petrus Canisius 5.08 19.44 i.<br />

28 M Paul V. Kreuze 5.06 19.46<br />

29 D Ermentrud 5.04 19.48 >*<br />

30 F Kalharina v. Siena 5.02 19.50 3;<br />

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Wetterregeln:<br />

Blast der April den Wind<br />

aus weiten Backen, muji<br />

der Bauer spater viel Un-<br />

kraut hacken. — Ver-<br />

stecken sich die Krdhen<br />

im Korn, ist das Jahr des<br />

GlUckes Born. — De April<br />

dott, hat hai well. — Wenn<br />

der April blast in sein<br />

Horn, So steht es gut um<br />

Heu und Korn. — Ist der<br />

April zu schon, Kann im<br />

Mai der Schnee wehn. —<br />

Aprilflocklein bringen<br />

Maiglocklein.<br />

Der „Hundertjahrige":<br />

Der April<br />

ist anfangs kalt, 4. schon<br />

und warm, 8. windig mit<br />

Regen, 9. bis 11. warm,<br />

16. Gewitter, 19. schon,<br />

Ungewitter und Donner<br />

bis 23., dann rauhe Lujt<br />

vom 26. an sehr kalt und<br />

triibe.<br />

Unser Bild;<br />

Feierliche<br />

Karfreitags-Prozession<br />

in Stockum


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Wenn HaB, Mifigimst und Neid tate brennen, wie Stroh und Feuer, so ware<br />

das Holz nicht halb so teoier.<br />

Hausinschrift in Nordenau<br />

Die Planeten im April<br />

Vor einer Wanderung<br />

Du,<br />

der die Sonne lafit aufgehn<br />

und Walder bliihen,<br />

griine Saaten reilen,<br />

der Wind und Vogeln<br />

gab die Lust<br />

zu singen<br />

und den Bachen,<br />

dai3 sie rauschend<br />

saumen<br />

meinen Wanderweg.<br />

Du,<br />

der midi diese Nadit<br />

behiiitete<br />

und unterm Stiernenzelt<br />

mir Schlaf und Kraft<br />

zu neuem Wandern gab,<br />

laB miich audi heute<br />

alle Schonheit deiner Schopfung<br />

schaueni<br />

und segne meinen Wandertag.<br />

Richard Althaus.<br />

keitsdauer am westUchen Abendh mmel und kann zuieizt Anbruch der Morgendammebeotachtet<br />

werden. M « r s geht um MitternacM aui una^^^^^^ auHindbar und geht m<br />

rung der zwelten im SUden Halfte zu des sehen. Monats J " P schon ' * ^^,'^* vor MUtema^t^n^^^^ ^r?J"^a^•„JJter In den fruhen Abendstunden, ^.^^^^ ^^^ ^^^^^ wenn<br />

die scheidenden WintersternbUder no* am Westhimme^ erKenno g^afierer Hbhe ostllch<br />

Z^°Illl^£^sTe^:'T.XTrt'f^'r^^'Z''irA^^^^^^ zur Sonne und ist dann<br />

wShrend der ganzen Nacht zu beobachten.<br />

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11


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Mai t Wonnemond<br />

12<br />

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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Heimiat versteiien? — Ich weiB nicht, ab das moglich ist. Heimiat muB man<br />

erleben, wie man ein groGes Gliick, eine ganz groBe Freude erlebt Oder auch<br />

ein groBes Leid, dafur ja auch Tranen und Worte nur ganz unzulanigliche<br />

Kunderinnen sind. —<br />

Ma/re/gen<br />

Nun tanzt leichtfuBiger Madel Schar<br />

Um griinen Maienbaum,<br />

Der aufband duftig loses Haair,<br />

Noch schwer vom Wintertraum.<br />

Sie biegen sich und wiegen sich<br />

Im lichten Reihentanz<br />

Und fiigen sich und schmiegen sich<br />

Z'um frischen Maienkranz.<br />

Ihr Wuchs ist wie die Birke schwank<br />

Im Lenzeswindewehn,<br />

Ein lebend schwebend Laubgerank<br />

Um Taler traut und Hohn.<br />

So singen sie und springen. sie<br />

Des Liiederreigens Hund,<br />

So ringen sie und schwingen sie<br />

Der Bander Farbenbunt.<br />

Ihr Auge blau. wie Lasurstein,<br />

Ihr Lockgespinst von Gold,<br />

Die fangen Sonn' und Himmel ein<br />

Und wirken sie dann, bold<br />

Ein in des Friihiings festlich Kleid,<br />

Das grun den Baum umtoliiht,<br />

In Teppiche farb'ger Heiterkeit<br />

Fiirs dunkelste Gemut.<br />

Christian S c h n e 111 e r.<br />

Die Planeten im Mai<br />

M P r k u r kann erstmalig am 21. Mai am westlichen Abendhimmel beobachtet werden Seine<br />

S "„«?mcS "n JlS.m .1.0 gu. vl« v«[moM»r.ltjn '" IJ""'" "»" ''^'g'S'S<br />

ct=iit,r,o Anriprprspit-j aher steht der Planet so weit sualicn, dau sem xagoogeii nui '•='"'<br />

itSnden'bttraSt m sefn iuYg^^^^^^ Mai in den spaten Nachmittag ruckt werden die Be-<br />

obachtungsbedfngunlen nach Mittlrnacht schnell ungunstiger. Untergang Ende Mai um 3 Uhr<br />

morgens.<br />

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13


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

)uni i Bradimond<br />

^4 *•'•<br />

14<br />

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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Die Planeten im luni<br />

Bo diu ments wat te packen waiBt,<br />

dat pack bey Kopp un Steert,<br />

Et is koine Nuut &o klimpeAloin,<br />

Sei is et Pliicken wert.,<br />

F. W. Grimitje<br />

Sauerlandfruhe<br />

Die' Morgenberge leucliten<br />

Und geben lichten Schein.<br />

Im Tal, dem ne'belfeuGhten,<br />

Wem wollt' es wohl da sein?<br />

Uns winken hundert Gipfel<br />

Wie Gottes gute Hand.<br />

Uns locken tausend Wipfel<br />

Im griinen Sauerland.<br />

Wie ist die Welt hier oben<br />

So aller Wunder voll!<br />

Idi weiB nicht, wie icli loben,<br />

Nicht, wie icli beten soil.<br />

Der Himmel Gold und Blaue,<br />

Im Tal der Flusse Band.<br />

Ich sing' und sing' aufs neue:<br />

„Mein liebes, hohes Land!"<br />

Es stimmen ein zum Preise<br />

Die Quellen tief im Tann.<br />

Die Walder rutiren leise<br />

Die groBe Orgel an.<br />

Im Tal die frommen Glocken.<br />

Vom Grund zmn Himmelsrand<br />

Ein einziiiges Frohlocken<br />

Das grune Sauerland.<br />

Heinrich Luhmann.<br />

letztenmal am 11. noch einige wenige M nuten zu beooacm^^^ voruber. Venus ! Die<br />

zwei Tage alte Mond i'i,^'"^^ ^ntfernung von lo sudUch an M^^ stxxnAen herab. Untergang<br />

Sichtbarkeitsdauer des Planeten am Abendmmmei smKj ^ ^^ ^^^^ ^^^ ^^ 3^ ^^<br />

am 15, Juni urn 22.29 Uhr, am 30. ""^^^2 15 Uhr M a r s gent a 3„_ g^^j^^^^<br />

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15


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Juli ii Heuert<br />

16<br />

26 M<br />

27 D<br />

28 M<br />

29 D<br />

F<br />

S<br />

6. n. Pfingsten, Arnold<br />

Rufina<br />

Margareta<br />

Godefried<br />

Maria Magdalena C<br />

Liborius, BeginnderHundstage<br />

Christine<br />

7. n. Pfingsten, Jakob<br />

Anna<br />

Hugo<br />

Arnulf<br />

Martha<br />

Ingeborg<br />

Ignatius V. Loyola<br />

4.20<br />

4.21<br />

4.22<br />

4.23<br />

4.25<br />

4.26<br />

4.27<br />

4.28<br />

4.30<br />

4.31<br />

4.32<br />

4.34<br />

4.35<br />

4.36<br />

4.38<br />

4.39<br />

4.40<br />

4.43<br />

4.44<br />

4.45<br />

4.47<br />

20.46<br />

20.45<br />

20.44<br />

20.43<br />

20.42<br />

20.41<br />

20.40<br />

20.39<br />

20.38<br />

20.37<br />

20.35<br />

20.34<br />

20.33<br />

20.32<br />

20.30<br />

20.29<br />

20.27<br />

20.26<br />

20.24<br />

20.23<br />

20.21<br />

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otii<br />

f.^"<br />

„Bringt der Juli heifie<br />

Glut, So gerdt die Ernte<br />

gut." — „So golden die<br />

Sonne im Juli strahlt, So<br />

golden sich der Roggen<br />

mahlt." — „Im Juli mufi<br />

braten, Was in der Tenne<br />

soil geraten." — „Sobald<br />

die Sense klingt, Petrus<br />

uns Regen bringt." —<br />

,,'Wettert der Juli mit<br />

grofiem Zorn, Bringt er<br />

dafUr reichlich Korn." —<br />

„Die erste Birne bricht<br />

Margaret (20. 7.), D'rauf<br />

ilberall die Ernte angeht."<br />

— Maria Magdaldne Jetet<br />

de Niite alldine. — Mut-<br />

ter Anna hell und klor,<br />

Git Roggen un Rawer,<br />

ddtt is wohr. — Ein tilch-<br />

tiges Juligewitter 1st gut<br />

filr Winzer und Schnitter.<br />

Der „Hundertjahrlge":<br />

Der Juli:<br />

1. bis 3. triib, halt, 4. warm.<br />

7. bis 18. warm, 19. bis 21.<br />

Regen, vom 22. bis Ende<br />

schon, warm.


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dL den WllSf und d^: Kra« ha.en, der Wi^ichkeit .nd den dr.ngenden<br />

Fordemngen der Stunde mitten in den Rachen hmemzupacken.<br />

Sunnenland<br />

Ik gang sau geem. met dey naumdl<br />

als Kind wey'r in de Schaul'.<br />

Met dey, meyni Brauer Johamn, naumol,<br />

met dey'wey'r in de Schaul.<br />

Fey botten do up usem Land<br />

— Bat wur dat aine Teyt! —<br />

de Kogig' 'n Boikenbiarg entlang.<br />

Niu liet dat all sau weyt! —<br />

Waist nau? — In baiter Sumerteyt,<br />

do rorrte sik ken^ Blaat.<br />

Un buawer us de Hiemel weyt,<br />

de Sunn' tuag iaren Paat.<br />

Fey laggten langs et Rugg' entlang<br />

un woUen us verkloor'n:<br />

Biu baug mag wual de Hiemel seyn,<br />

as bundertmol de Toom?<br />

Un was de Sturmwind liiwer'm Land,<br />

kaam en Gewitter faal:<br />

Fey laipen aan 'n Biargesramd,<br />

do fall ken Druapen daal.<br />

Un wann us dann et Griusen kaam<br />

_ Fey scbnurrten us wual sacbt<br />

un menten: L«cit us baime toin,<br />

im Biarge weert all Nacbt!<br />

Dat is niu aM. sau manniig Joor.<br />

Ik satte bairn 'n Faut<br />

un soi van wey'n 'n Kiarketoorn;<br />

et weert mey wai te Maut.<br />

AU iimm' mik hiar meyn Sunnenland<br />

im groinen Krans van Boimen,<br />

dat wenket: Raik mey deyne Hand,<br />

bey kanns diu ruggen — droimen.<br />

Franz Rinscbe.<br />

Die Planeten im Juli |un Abendwrnmei<br />


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August t Ernting<br />

18<br />

Datum Fest- u. Namenstage<br />

Sonnen-<br />

Aufg. Untg.<br />

Tler-<br />

krels<br />

1 S 8. n. Pfingsten<br />

2 M Alfons von Liguori<br />

3 D Auffindung d. hi. Stephanus<br />

4 M Domlnlkus<br />

5 D Alfred<br />

6 F [ustus )<br />

7 S Albertus<br />

4.48<br />

4.50<br />

4.51<br />

4.53<br />

4.54<br />

4.56<br />

4.58<br />

20.18<br />

20.17<br />

20.15<br />

20.13<br />

20.12<br />

20.10<br />

20.08<br />

<br />

ri<br />

n<br />

c«:<br />


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Wie arm ist doch der Mensch, der kein Verstandnis hat fur Schonheiten der<br />

Natur' Die Naturentfremdung ist ein grenzenloses Ung-luck fur unser Volk,<br />

Lind was das Schlimmste ist, ihr nebenher geht die Gottentfremdung.<br />

Heinrich Schauerte<br />

Krauferwelhe<br />

Wir bringen, cairisti Mutter, dir<br />

Den duft'gen StrauB getragen;<br />

Zur Weihe bringen heute wir,<br />

Was wuchs in Sommertagen:<br />

Dorand, Saibei<br />

Und Vielerlei,<br />

Des Feldes uind Waildes Wiirze, —<br />

Der Vater Brauch getreu.<br />

Was deuten uns die Krauter hier<br />

An ihrem Auffahrtsfeste?<br />

Die Tugenden, die reiche Zier,<br />

Drin sie geschmtickt aufs beste:<br />

Dorand, Salbei<br />

Und Vielerlei,<br />

Des Feldes und Waldes Wiirze, —<br />

Manch Tugend-Konterifei.<br />

Gebricht uns je der werte StrauB,_<br />

1st bald die Freud' entschwwnden;<br />

Doch kehrt der Feind VOT unserni Haus,<br />

Wenn frisch der StrauB gebunden:<br />

Dorand, Salbei<br />

Und Vielerlei,<br />

Der Tugend-Krautleln Wiirze, —<br />

Es fehle keins dabei.<br />

Mog uns so werter Krauter Kraft<br />

Bestehn und nie vergdien,<br />

Dafi, wenn der Tod den Leito hinrafft,<br />

Zum Letaen wir erstehen —<br />

Dorand, Salbei<br />

Und Vielerlei,<br />

Segn' uns der Herr die Wiirze<br />

DaB Tuigend siegreich sei!<br />

Josef Pape.<br />

Die Planeten im August<br />

Merkur bleibt ""sichtbar • ^^^ ir V = e „ n ,, u c s iot ist nnr nur noch no* tlef tiei am a^^^^^^^^ Westhorizont ^^^ ^^^^ erne ^^^ Stunde ^^^^^ lang 1^<br />

nach Sonnenuntergang zu sehen M a r s ! Da ^'^ j^^^lg^Monats veriruhen, 1st der Planet last<br />

um den gleichen Betrag von einer Stunde ^""^^1%^%"^^ durch seine schnell anwachsende<br />

gleichbleibend 3'/. Stunden zu beobachten J u p 11 e r wim au gtunden betrSgt, zum<br />

Sichtbarkeltsdauer, die ^uerst erne Stunde und zuletztnane ^.^^i^tiauflg das SternbUd<br />

beherrschenden Gestirn des Morgenhimmels^ J^^^^ Westhimmel und kann anlangs zwei<br />

ItTS,^zulelzWu? n^o^^h^inrknf^pfstrde^efbaehtet werden.<br />

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September u Herbstmond<br />

20<br />

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Das Ziel der Heia-natbewegunig ist der seeMsch und korperlich gesunde,<br />

bodembestandige Mensch, in dessen Wesen das Zeichen des iheimatlichen<br />

Besonderen eingepragt ist. Obigleich. Heimaterleben, Heimatliebe im Gmnde<br />

etwas Seeliisches ist, so darf man doch nie vengessen die Verbindung, die<br />

zwischen ihm und, der materiellen Wirklichkeit besteht.<br />

Lied in die Heimat<br />

Ich mochte wieder heirawarts gehn,<br />

den alten Wag nadi Hause —<br />

die Menschen und die Baume sehn,<br />

die Kirche und die Klause,<br />

darin so fromm sein wie als Kind;<br />

im Haus so still versonnen,<br />

wie alle meine Dinge sind,<br />

die ich so lieb igewonnen. —<br />

Ich mochte wieder heimwarts gehn,<br />

den alten Weg nach Hause.<br />

Denn alle .Fremde ist ein Bliihn<br />

und kann uns niemals reifen. —<br />

Ob war uns auch urn alles miihn<br />

wie Wunder sie zu greifen:<br />

die Fremde wird uns fremder sein,<br />

und fern bleibt jede Stunde,<br />

sie laBt uns immerzu allein<br />

und stumm im tiefsten Grunde. —<br />

Denn alle Fremde ist ein Bliihn<br />

und laBt uns niemals reifen.<br />

Ich, mochte wieder heimwarts gehn,<br />

wo alle Wege enden —<br />

im WaMe und am Garten stehn<br />

mat Friichten in den Handen;<br />

und trinken aus dem alten Krug,<br />

die Heimat zu ergrunden —<br />

und darin wieder Zug um Zug<br />

das Antlitz Gottes finden. —<br />

Ich mochte wieder heimwarts gehn,<br />

wo alle Wege enden.<br />

T h lO m a s K 1 a u s n e r.<br />

Die Planeten im September<br />

Merkur ist unsichtbar. Venus erreicW am 6. September ihregroBteo^^^^^ seSef^Am<br />

Sie ist nicht lanser als durchschnittlich eine Stunde nach Sonnenuntergang zu senen Am<br />

1 September tSolt der Mond als schmale Slchel den Planeten. d^ssel^e ge^ch^^^^^^^<br />

tember. Mars bleibt unverSndert 3V= bis 4 Stunden '"^ Suden ur^d Sudwesten sicMbar und<br />

durchwandert, standig vor der Sonne herlaufend, das Sternbild f^'^"*^^:^^"'^^^f„7*^J^°';^tt|l^eh<br />

Mars ffeeen 22 30 Uhr unter Jupiter lauft zwischen Procyon im Kleinen Hund, der suaiicn<br />

fon m1^^stem,'und''cast"or und Pollux, die nordlich von ihm stehen hindur*. g^fJ°j;^.fgf^^^;<br />

aufsane am Osthlmmel sichtbaren wintersternbilder Stier, Orion und GroBer Hund mit fairius<br />

eehln derJT Pllnet^n voran Sirius steht im SUdosten und liegt mit Procyon, Jupiter Castor<br />

und PollSi au? etaem we tgeschwungenen Bogen. Ende September geht Jupiter schon yor<br />

MUtemacht auf Saturn steht am westlichen Abendhimmel; seine Sichtbarkeit sinkt von<br />

einer Stunde auf einige Minuten am Monatsende herab.<br />

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Oktober # Sdieiding<br />

22<br />

Datum<br />

Fest- u. Namenstage<br />

Sonti<br />

Aufg. en-<br />

Untg. Tler-<br />

krels<br />

1 F Remigius 6.27 18.08 c«<br />

2 S Schutzengelfest 6.29 18.05 ^<br />

3 S Erntedankfest 6.31 18.03 a<br />

4 M Franz von Assissi 6.32 18.01 ^<br />

5 D Placidus D 6.34 17.58 «2<br />

6 M Bruno 6.36 17.56 US<br />

7 D Rosenkranzfest, Meinolf 6.37 17.54 ^<br />

8 F Brigitta 6.39 17.52 \.<br />

9 S Gunther 6.41 17.50 •^<br />

10 S 18. n. Pfingsten, Viktor 6.42 17.47 «;<br />

11 M Burghard 6.44 17.45 ^<br />

12 D Maximilian ® 6.46 17.42 v^<br />

13 M Eduard 6.48 17.40 m»<br />

14 D Callistus 6.49 17.38 m»<br />

15 F Theresia 6.51 17.36 ^<br />

16 S Hedwig 6.53 17.34 n<br />

17 S 19.n.Pfingsten, Margareta 6.55 17.32 'HI6<br />

18 M Lukas C 6.56 17.29 Hg<br />

19 D Petrus von Alcantara 6.58 17.27 He<br />

20 M Wendelin 7.00 17.25 M<br />

21 D Ursula 7.02 17.23 m<br />

22 F Cordula 7.03 17.21 <br />

24 S 20. n. Pfingsten, Raphael 7.07 17.17 A<br />

25 M Chrysantus und Daria 7.09 17.15 j*i<br />

26 D Amandus O 7.10 17.13 A<br />

27 M Adelward 7.12 17.11 'IK<br />

28 D Alfred 7.14 17.09 clK<br />

29 F Theoderidi 7.16 17.07 4.<br />

30 S Dorothea 7.18 17.05


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Bai der Vater larwe ehrt,<br />

Hiat en Hiarte goldeswert,<br />

Is en Mann van Ehren.<br />

August Beule<br />

Unser Dorf<br />

Die Planeten im Oktober<br />

Da liegt das Dorf, von Filigran umsponnen,<br />

Geheimnisvoll in graue Mantel eingehiillt,<br />

Wie ein verwunschen Tal. Von fern der Plat-<br />

scherbronnen<br />

Singt leis ein Sehnsuchslied, das nimmer sich<br />

erfiillt.<br />

Die unruhvoUen Menschenherzen rasten.<br />

Im ersten unberuhrten Friihrotschein<br />

— Nodi nidit beschwert von Tageslarm und<br />

Hasten —<br />

Halt ihre Morgenfeier die Natur allein.<br />

Von Rosenrotgewolk ein brennend Gliihen<br />

Flammt fern im Osten auf. Die Sonne naht.<br />

Vom Tale steigts wie Nebelkrauselziehen.<br />

Tau fallt. Und alles riistet sich zum Morgenbad.<br />

Da hebt im Wald ein Zirpen an, ein Floten,<br />

Ein Singen und ein Klingen wie Gelaut.<br />

Die Voglein alle fangen an zu beten:<br />

„Unser tagliches Brot gib uns heut."<br />

Derweil liegt noch das Dorf in Morgentraumen.<br />

Erst mahlidi nimmt die Sonne jedem Dach<br />

Die graue Mutze ab. In alien Raumen<br />

Regt sich der Tag. Das stille Dorf wird wach.<br />

Christine Koch<br />

Merkur bleibt unslchtbar. Venus strahlt am "•.0'^t°^fi; ''"^f"^rdl^"fr^^^^<br />

Mars gewinnt, da seine Untergangszeit nahezu gleich "eibt, infolge der fruhe^ Itundln be-<br />

Dunkelhelt erheblidi an Slchtbarkeltsdauer, so daI5 f^Ende Oktober uberfunfStundenD^^<br />

obachtet werden kann. Der^ Planet 1st am Sudhimmel auff ndbar und hat das Ster^^^^<br />

bock errelcht Jupiter ist am ostllchen Morgenhimmel zu fmden """,P^f^«E*J"" °f" rter<br />

Cat^orubS Pollux In Horizontrichtung verlSngerten Bogen Gegen ^1^11°^^°^,^^^^^^^<br />

Planet schon kurz vor Mitternacht am Nordosthorizont zu erkennen S a t u r n^^i^t nur nocn<br />

m Sin ersten Monatstagen nach Sonnenuntergang wahrend emiger Mmuten tief im Westen<br />

zu sehen.<br />

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November i Neblung<br />

24<br />

Datum Fest- u. Namenstage<br />

Sonnen-<br />

Aufe. 1 Untg.<br />

Tler-<br />

krels<br />

1 M Allerheiligen 7.21 17.01 ^<br />

2 D Allerseelen 7.23 16.59 ^<br />

3 M Hubert ) 7.25 16.58 ^<br />

4 D Karl Borromaus 7.27 16.56 ^<br />

5 F Reliquienfest, Florlan 7.28 16.54 -^<br />

6 S Leonard 7.30 16.52 «<br />

7 S 22. n.Pfingsten, Engelbert 7.32 16.51 :*<br />

8 M Gottfried 7.34 16.49 Rf<br />

9 D Theodor 7.36 16.47 id<br />

10 M Andreas Avellini ® 7.38 16.46 mf<br />

11 D Martin von Tours 7.39 16.44 «*<br />

12 F Kunibert 7.41 16.42 it*<br />

13 S Stanislaus 7.43 16.41 Vk<br />

14 S 23. n. Pfingsten, Josaphat 7.45 16.39 HI6<br />

15 M Alberius Magnus 7.46 16.38 Hie<br />

16 D Edmund 7.48 16.37 m<br />

17 M BuCii u. Bettag C 7.50 16.35 m<br />

18 D KlrdiweihfestV. Peter u. Paul 7.52 16.34 4><br />

19 F Elisabeth 7.53 16.33 4-<br />

20 S Bernward v. H. 7.55 16.31 4-<br />

21 S Totensonntag 7.57 16.30 A<br />

22 M Cacilia 7.58 16.29 A<br />

23 D Clemens 8.00 16.28 C4»'<br />

24 M [ohannes v. Kreuz 8.02 16.27 c«:<br />

25 D Katharina % 8.03 16.26 C4K<br />

26 F Konrad 8.05 16.27


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Und ist es dir auch noch so leid,<br />

MuBt Heim und Heimat doch verlassen.<br />

AUein das Haus der Ewigkeit,<br />

Die Gottesburg mit gold'nen Gassen,<br />

Wird ewig dich umfassen.<br />

Augustin Wibbelt.<br />

Abend im Advent<br />

Der Flocken kraus Gewiimmel fallt<br />

vom Himmel her auf Wald und Feld,<br />

auf Dorf und Stadt und unser Haus<br />

und macht uns gar zum Nikolaus.<br />

Im Stubchen drin ist's hell und warm,<br />

das Kind ruht in der Mutter Arm<br />

und lauscht dem Klang der Glocken nach.<br />

Der Schnee fahrt polternd aib vom Dach.<br />

Leis affnet wer die Stubentur,<br />

der Duft von Backwerk dringt herfur.<br />

In bunter Schale kommt heran<br />

ein GruB vom Weihnachtsbackermann.<br />

Der Vater ziindet an das Dicht,<br />

die Mutter glaubig hoffend spricht:<br />

O sel'ge Zeit, o Weihnachtszeit<br />

komm und mach unsre Herzen vi^eit.<br />

Drei Kon'ge wanderten geschwind<br />

dem Sterne nach durch Nacht und Wind<br />

und wustenweite Einsamkeit.<br />

Komm und mach unsre Herzen weit<br />

o sel'-ge Zeit, o Weihnachtszeit.<br />

Richard Althaus.<br />

Die Planeten im November<br />

M e r k u r tritt am 7. November nach langer Unsichtbarkeit aus den Strahlen der Soime her-<br />

aus und kann im Osten vor Sonnenaufgang beobachtet werden. Die Sichtbarkeit am Morgen-<br />

himmel steig"schnell an und betragt in der Zeit vom 10. bis 25 November ungefahr erne halbe<br />

Stunde Venus erschelnt am 21. November wieder am ostlichen Morgenhimmel am Tage<br />

Ihres Erscheinens sudostlich von dem nur wenige Grad entfernten Saturn. Ihre Sichtbarkeit<br />

nimmt schnell zu. Mars ist zuletzt etwa sechs Stunden lang zu beobachten und nach Sonnen-<br />

untergang im Suden abfzufinden. Jupiter geht Ende November schon vor 20 Uhr im Nord-<br />

osten auf und ist bis zur Morgendammerung, hoch im Suden stehend, zu beobachten. Saturn<br />

kann am 21. November erstmalig wieder am ostlichen Morgenhimmel kurz vor Sonnenaufgang<br />

gesehen werden. Der Planet steht ziemlich weit ostlich von Spica.<br />

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Dezember i Christmond<br />

26<br />

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KalterDezemher u.jrucht-<br />

bares Jahr sind vereinigt<br />

immerdar. — 1st der De-<br />

zember rauh und kalt,<br />

kommt der Frilhling auch<br />

schon bald. — Dezember<br />

verschneit und frostklar,<br />

bringt viel Korn im. ndch-<br />

sten Jahr. — Weihnach-<br />

ten naji, leer bleiben Spei-<br />

cher und Faji. — Siinte<br />

Klosken dernoh (6. 12.)<br />

les hai vidr alien Didrn<br />

do. —• Te Christdag bak-<br />

fcet Jdidermann; Te Ao-<br />

stern backet men, bai<br />

kann; Bai Pinkesten bdk-<br />

ket, les en wuahlstohen-<br />

den Mann.<br />

Der „Hundertjahrige":<br />

Dezember:<br />

1. und 2. Schnee, 3. bis 8.<br />

unbestdndig, 10. nachts<br />

kalt und Schnee, 11. und<br />

12. starke Kdlte, 13. und<br />

,14. Schnee, gelinde, 16. hell<br />

und sehr kalt bis zum 20.<br />

und wenig Schnee.<br />

Unser Bild:<br />

Zu Weihnachten bauen<br />

unsere Kinder Krippen


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Die Welt unseres Gemutes diirfen wir auch in der heutigen modernen Zeit<br />

mchl verkiimmern lassen. Vielmehr miiissen wir danach traditen, daB sie<br />

sich in Formen Ausdmck schafft, die auch in der heutigen Zeit ibestehen<br />

konnen. Finden \vir diese Formen nicht, so ist das ein Beweis dafiir, daB<br />

die Grundlagen echter Gemeinschaft erschuttert, daB die schopferischen<br />

Kraifte des Volkes im Versiegen sind.<br />

Das alfe Jahr<br />

Ich scheide, wedl sie alt mdch nennen,<br />

und melne Schwester kommt, mich abzulosen.<br />

Sie kommt, urn. medn GescMck au teilen:<br />

nach ibunten Tagen, kurzem Weilen<br />

von dannen a'ls ein altes Jaiir zu gehn.<br />

— Es muC igeschehn. —<br />

Nun groiUe nicht! Mit reinen Hlanden<br />

geh ich, ob du mir fluchist — ob du miich segnest.<br />

Ob Lust, ob Leid dir ward erlesen,<br />

ich bin daran nicht schuld gewesen.<br />

Ich war — o Mensch, es dankend doch bedenk! - -<br />

nichts, als Geschenk.<br />

Ich ging nadi gottBchen Gesetzen<br />

wie Sterne schweigend ihre StraBe wandern.<br />

Ich war das Stromibett deinem WiMen,<br />

war leere Schale. Sie zu fiiJien,<br />

stand harrend Tag fur Tag ich alle Zeit<br />

fiir dich toeredt. —<br />

Nun schwinde ich wie Schatten schwinden. —<br />

Es bleibt mir nichts.—Doch dir verbleiiibt die Ernte.<br />

— O Mensch, steh still mxt meiner Schwelle! —<br />

Die Welle stirbt — es steigt die WeJle.<br />

Es will das Jahr, das morgenjung sich naht,<br />

von dir — die Tat! —<br />

T h e o d o r P r 6 p p e r.<br />

Die Planeten im Dezember<br />

M e r k u r ist nur noch bis zum 2. Dezember einlge Minuten am ostlichen Morgenhimmel kurz<br />

vor Sonnenaufgang zu sehen. Venus geht am 15 Dezember um 4.31 Uhr auf "nd steht vor<br />

Sonnenaufgang im Sudosten. Am 4. Dezember wird Venus rechtlaufig und lauft erneut auf<br />

Saturn zu Ma r s durchschreitet welterhin rechtlaufig die Sternbilder des Tierkreises und<br />

erreleht schlie£!lich das ostllche Randgebiet des Wassermanns. J u P 11 e r geht am 15. Dezember<br />

um 18 36 Uhr, also 2'/2 Stunden nach Sonnenuntergang, un Nordosten auf und ist bis zur<br />

Morgendammerung, wo er im SUdwesten steht, zu sehen. In rudcwarts schreitender Bewegung<br />

nShert Jupiter sich wieder den ZwiUingen. Am 12. Dezember uberholt der Mond den Planeten.<br />

Saturn geht am 15. Dezember um 4.35 Uhr auf und ist etwa drei Stunden lang am sudost-<br />

lichen Morgenhimmel sichtbar. Saturn steht zuletzt zwischen Venus Im Osten und Spica im<br />

Westen.<br />

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An die Jugend der Heimaf<br />

Aus der Feuerrede von Theodor Propper bei der abendlichen Jugendkundgebung<br />

anlaBlich des Westfalentages in Meschede am 20. Juni 1953.<br />

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zu verzichten. Docii, wie dem auch sei: unsere Zeit braucht Menschen mit Eisen im ^<br />

Bliut. In einer Zeit des „orgara!sierten Chaos", in der so vieles wankt und stUrzt, seid<br />

Ihr aiufgerulen, die Heimat zu umklammern mit der Begeisterung einer „niichtemen<br />

Trunkeniheit". Nicht romiantische Schwarmerei, ndcht satter Besitz, eondern Dienst,<br />

Verpflichtunig und Auifgabe soli Euch die Heimat sein!<br />

Euer Heimaterleben und die Gestaltuing Eures Daseims aiuis den Kraften der Heimat<br />

soli Euch Hilfe sein bei der iebendiigen Verwirklichunig einer or©andschien Welt-<br />

auffassung, soil Euch helfen im Kampf gegen die furchtbare Oefahir der Vermassung in<br />

unserer Zeit, die wie edn Moloch die Personlichkeitswerte zu verschllingen droht.<br />

Und wenn man Euch saigt: ..Woziu noch Heimat und Heimatpflege in einer Zeit, wo die<br />

Wisher gewohnten Mafie von Raum und Zeit auf ein Geringes zusammengeschmmpft<br />

erscheinen, wo Pameuropa vor der Tiire steht und wir auf dem Wage laind, mehr und<br />

meihr Kosmopoliten zu werden?!" — hort nicht aiaf seiche Kiange! Europa ist ein<br />

poilitischer Begriff. TJtasere Sehnsucht aber heiBt nicht nur Europa, soindem „N6ues<br />

Albendlanid". Trotz, oder igerade wegen der sturmischen Entwicklung in unseren Tagen<br />

wollen und durfen wir es niemals wagen, ate kulturpolitische Landstreicher durch die<br />

Welt zu torkeln, die uberall und nirgendwo zu Hause sind. Nur wer tief, ganz tiel ver-<br />

wurzelt ist dm heimatllchen Grunde, wird stark genuig sein, eine Krone zu tragen, die<br />

hinau'sreicht iiber politische Grenzpfahle, wird wertvoU Eigenes beitragen konnen zum<br />

Bau des neuen Abendlandes. Wir woiien nicht Heimatpflege und Heimatbewegung als<br />

Partikudaiiismus, als Eroechperspektive, als Kirchturmspolitik, nicht als Enge falscher<br />

SelbstgenugBamkeit, sondern als tnagendes Fundament einer weltweiten Autfgeschlossen-<br />

heit, die sich bewufit ist, daiB die itetzte Sprosse aof der Stufenieiter soziologischer<br />

Begriffe nicht Deutschland, nicht einmal Europa, sondem Men'schheit heiBt. Unser Weg<br />

zum neuen Abendland geht iiiber Deutschland. Aber fur uns alle, ednerlei ob wir aius<br />

dem Miinsterlande, aus dem Industriegebiet, aus dem Ravensbergisch'en, aus den ost-<br />

lichen Bezirken oder aus dem Sauerlande kommen, fur uns alle fuhrt der Wefi zu<br />

Deutschland liiber Westfalen! —•<br />

Sooft wird gejammert iiiber die Schwere der Zeit. Doch, westfalische Junigen und<br />

Madchen, ahnt Ihr auch etwas von der GroBe dieser Zeit, von den umgeahnten Mogiich-<br />

keiten, die Euch gegeben smd, flestarkt aus den Kraiftqueilien der Heimat, Mitertaauer<br />

elnes neuen christlichen Abendaandes zu sein? Es gibt nur eine Wahl: Entweder die<br />

Katastrciphe, oder aber die Emeuerung der igeschopflichen Welt aus den Kraften des<br />

Glaubens. Spiirt Ihr die Verantwortung, die iiber Euch und uns alien liegt?! —<br />

Diese Feierstunde soil nicht isorgiose Freude :sein. Sie soil eine Unruhe in Euch wecken,<br />

eine Unruhe und Sorge um das Schickisail der Heimat, um das Schicksaa Westfalens, um<br />

das Geschick Deutschlands und um das Werden einer neuen abendlandischen Volker-<br />

gemelinschaft.<br />

Soil ich in dlieser Stunde heimatUchen Bekenntnisses den Genius loci Franz Hof fmeister<br />

beschworen? Nur ein paar Wegstunden von hier liagt sein Grab. Er war es, der hoch-<br />

gemiuten'Sinnes einst in heimatlicher Biegeisterunig das Wort ins Land hinaiussang:<br />

„0 diu einer blijlhenden Jugend drangendes Hoffen, lebend. und sterbend' sind Dir im<br />

Himmel alle Tiiren sperrangelweit offen." In dieser Stunide, im Schein der lodernden<br />

Bnande nehmie ich das Banner der Heimat und lege es in Eure Hande, Ihr juigendlichen<br />

Menschen! Nehmt es entgegen wie edne Verpflichtung und eogert nlicht! Die Heimat<br />

wartet auif Euch! Ohne Euch miiBte die Heimat sterben. „Wenn die Flammenzeichen<br />

rauchen, wird die Stunide Manner brauchen!" Ihr jungen Menschen von heute, Ihr seid<br />

die Wenkleute von morgen.<br />

In Euren Augen spiegelt sich dter Glanz des Johanndsfeu'ens, dessen Flanunen wie eine<br />

Huddigung von der Hoihe des Berges zum Himmel schlagen. Schreibt auf das Banner<br />

der Heimat, das zu tragen Ihr nun beruifen seid, das hochgemute Wort des jungen<br />

Reinh. Joh. iSorge: „Ich will die Welt auif meine Schultem nehmen und sie mit Lob-<br />

gesang zur Sonne tragen!"<br />

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,,Afmosphdre" Von Josef Riither<br />

^ chlechte Luft in Wohn-, Schlaf- und Arbeits-<br />

"^ raumen macht den Menschen langsam aber<br />

sicher krank. Er lebt von selber auf, wenn er<br />

wieder dauernd in gute Luft kommt, als Kranker<br />

in ein Bad, als Erschopfter in eine Sommer-<br />

oder Winterfrische, denn frische Luft hat heim-<br />

liche Krafte fiir Seele und Leib. Es kommen<br />

aber bisweilen Zeiten, da wird die Luft durch<br />

Uberhitzung stickig, driickend, macht uns miide<br />

und qualt die Kranken. Aber die Natur, das<br />

„Klima" selber hilft sich: ein Gewitter, oft mit<br />

Schrecken und Schaden, und die Luft ist wieder<br />

reiner und schoner als je, und alles Lebendige<br />

ist wieder gesimd, die,, Atmosphare ist gereinigt".<br />

Von „Atmosphare" sprechen wir aber auch<br />

bildhaft in einem anderen^ Sinne, von etwas,<br />

das wir wirkllch in seinem alles durchdringen-<br />

den Wesen nur im Bilde, und nie besser als mit<br />

dem Bilde der Luft, der gesunden und der un-<br />

gesunden, ausdrucken konnen. Denn es handelt<br />

sich um etwas, das geradeso, wie die Luft in<br />

einem „Klima", im besonderen einer Landschaft<br />

Oder besonderen Jahreszeiten und Witterungs-<br />

lagen isich zeitweilig iiberall gleich ist und wie-<br />

der zeitweilig iiberall wechselt, so auch geschicht-<br />

liche Zeiten und Volker langdauernd umfaBt,<br />

durchdringt, ihnen wie ein Atem eigen ist und<br />

von alien aufgenommen und wiedergegeben<br />

wird. So wie es eine gesunde Seeluft, Gebirgs-<br />

luft, Wustenluft gibt, aber auch eine unertrag-<br />

liche Luft der Pole, der Sumpfgebiete, des<br />

aquatorialen Urwaldes, so gibt es auch „At-<br />

mospharen", einen ..Zeitgeist", der in sich gleich-<br />

artig und doch in verschiedenen geschichtlichen<br />

Zeiten und Kulturen. etwa des friihen oder<br />

spaten Mattelalters. der Renaissance, der Zeit<br />

des Absolutismus und der Revolution, einen<br />

Zeitgeist auch heute. Und sie alle sprechen sich<br />

im „Zeitstir', baulich etwa in „Romanik",<br />

..Barock", ..Rokoko", ..Empire" Oder auch der<br />

Stillosigkeit des 19. Jahrhunderts aus. Aber das.<br />

wie Uberhaupt der auBere Lebensstil einer Zeit,<br />

ist noch nicht die Atmosphare selber; es ist nur<br />

deren Ausflufi und Widerschein in Kunst.<br />

Wissenschaftsform und LebensauCerung. Die<br />

eigentiimliche „Atmosphare" einer Zeit ist gei-<br />

stig-seelischer Art, wie der Mensch selber<br />

geistig und in seinem AuBeren imd seinem Auf-<br />

treten nur der Widerschein seines Inneren ist.<br />

Die Atmosphare ist der „Geist" einer Zeit, ist<br />

die ganze Art zu denken, sich auszusprechen, zu<br />

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^iu8 in 6cr 6unnc<br />

Hius in der Sunne,<br />

Rausen am Tiun<br />

Fierowendstunne —<br />

Peypken, swuatbriun<br />

Schattege Baume,<br />

Ne kaulen Drank —<br />

Sumernachtsdraume<br />

Op ner hiilten Bank.<br />

Hius in der Sunne,<br />

Immengesumm.<br />

Gliick in der Tunne —<br />

Diogenes, kumm!<br />

Christine Koch<br />

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glauben oder nicht zu glauben, anzubeten oder i<br />

nicht. dem Mitmenschen innerlich zu begegnen, |<br />

sich selber zu beurteilen, sich in die Gemein-<br />

schaft zu stellen, seine sittliche Freiheit zu be-;<br />

tatigen nach der guten oder bosen Seite.<br />

Schon daraus erkennt man den Unterschied<br />

eines Zeitgeistes von physischer Atmosphare:<br />

Diese wird von der Natur selber getragen und<br />

geschaffen, der Mensch kann sie zwar ver-<br />

schlechtern, wie sie etwa mit Zulassung der<br />

Regierenden bei Recklinghausen durch chemi-<br />

sches Gift, aber auch anderswo und mehr und<br />

mehr an alien LandstraI3en krank gemacht wird,<br />

aber er schafft sie nicht. Die Atmosphare<br />

des Zeitgeistes aber wird von den Menschen;<br />

einer Zeit imd eines Volkes geschaffen und ge-,<br />

tragen. Geschaffen von den Zeitgenossen freilich<br />

nur zu einem Teile, zum anderen ist es Erbe<br />

von den Vatern; aber auch an diesem Erbe sind<br />

die Nachfahren beteiligt, insofern sie es auf-<br />

nehmen und festhalten. Und die Veranderung<br />

geht von Generation zu Generation weiter. in<br />

einem vielleicht zum Besseren, in anderem zum<br />

Schlechteren. bald schneller bald langsamer. !<br />

Wer unsere heimischen und iiberhaupt deut-<br />

schen Zeitungen von heute etwa mit denen von<br />

1900, von 1870, von 1840 vergleicht, findet, daB<br />

sie in dem, was sie bringen. was die Leser in- i<br />

teressiert. in der Art, wie es gesagt wird. in den {<br />

Grundsichten und MaBstaben des politischen:<br />

und kulturellen Geschehens jedesmal betracht-<br />

lich von einander abweichen. Wir wissen aus'<br />

den Biichern und Flugschriften der Zeit vor. in<br />

und nach der Reformation noch besser als aus<br />

dem Handeln der geschichtlichen Personen. wie<br />

sehr und worin das ganze Denken und Fuhlen.:<br />

der Geist. die Atmosphare dieser Zeiten anders •<br />

war.<br />

Woher kommen diese Atmospharen? Etwas;<br />

von der vorausgehenden bleibt in jeder fol-<br />

genden; aber jede folgende verandert das Vor- ]<br />

ausgehende: Vom Mittelalter zur Neuzeit und j<br />

Gegenwart blieb Kirche. Staat. Standewesen.<br />

Verkehr. Handel. Wissenschaft. Religiositat, i<br />

Hochschule, Heerwesen usw. und somit auch<br />

ein seelisches Verhaltnis der Menschen dazu; '<br />

aber wie anders fiihlte der mittelalterliche. der<br />

reformatorische und der nachreformatorlsche<br />

Mensch sich gegeniiber der Kirche, wie anders<br />

sah er das mittelalterliche Reich, den landes-<br />

herrlichen. den absoluten dynastischen, den<br />

nationalistischen und demokratischen Staat des<br />

19 Jahrhunderts und wie anders wieder heute.<br />

Wie anders standen sich die Stande von Adel,<br />

Kirche und Bauem des friihen. die veranderten<br />

des spateren Mittelalters, die verbiirgerlichten<br />

nach Bildung und Besitz nach der groCen Revo-<br />

lution und die in der Herkunft verblaBten, nur<br />

noch aui Besitz und Nichtbesitz letztllch zuriick-<br />

gehenden der Gegenwart gegeniiber? Welche<br />

Veranderung nicht nur im Verkehr, sondern<br />

^uch im seelischen Verhaltnis der Menschen zu<br />

ihm. zu den Verkehrsmitteln, Verkehrswegen<br />

und Handel und Wirtschaft von den ,.Heer-<br />

strafien" und ..KonigsstraBen" des Mittelalters<br />

iiber die napoleonischen StraBen zu Eisenbahn.<br />

Autobahn und Flugzeuglinien? Wie anders<br />

dachten die mittelalterlichen, die humanistischen.<br />

die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts und die<br />

der Gegenwart iiber Wesen. Ziele und Wege<br />

der Wissenschaft. der Schulen und Hochschulen?<br />

Und der Student des beginnenden 20. Jahrhun-


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derts, der in Stulpenstiefeln, Degen und Feder-<br />

barett als „Bursche" den Z-eitgenossen zu impo-<br />

nieren suchte, wuBte gar nicht, dafi er eine<br />

schlecht gelungene Kopie des rauflustigen, in<br />

Schlagereien und als gelegentlicher Kriegs-<br />

knecht dahinlebenden „Burschen" des 16. Jahr-<br />

hunderts war. Was ist im Heerwesen sich noch<br />

gleich geblieben vom christlichen „Ritter" iiber<br />

den gekauften plUndernden Soldner und Lands-<br />

knecht zum gepreCten Oder gar geraubten oder<br />

von einem fremden Landesherren wie ein Sklave<br />

gekaiiften „Soldaten" des 18. und dem in angeb-<br />

lichem Ehrenkleid dressierten des 19. Jahr-<br />

hunderts? Alles das aber bedeutet jedesmal<br />

seelische Veranderung, anderes, Den-<br />

ken, Ptihlen, SichentschlieCen, anderen „Zeit-<br />

geist" und damit andere „Atmosphare" des<br />

Daseins.<br />

GevviB, es sind die „Verhaltnisse", die sich<br />

andern, und die „Atmosphare" folgt den „Ver-<br />

haltnissen" in etwa. Aber unter alien Verhalt-<br />

nissen kann die Menschlieit sich verschieden,<br />

frei, d, h. entweder so zum Rechten Oder so<br />

zum Unrechten oder Schlechten verhalten. Und<br />

es ist nicht nur so, daB die Menschen sich den<br />

Verhaltnissen entsprechend zu verhalten ge-<br />

zwungen sind, sondern die Menschen schaffen<br />

auch durch ihr Verhalten, wie der Name schon<br />

sagt, die Verhaltnisse: die Vater die der Sohne,<br />

die Sohne die der Enkel usw. Und so ergibt sich<br />

eine Verantwortlichkeit von einem zum anderen<br />

und von Geschlecht zu Geschlecht. Ist die<br />

„Atmosphare" schlecht, stickig, ungesund ge-<br />

worden, so daB ein freies, verantwortliches<br />

Menschentum darin erschwert oder gar erstickt<br />

wird, wie das Gehen und Atmen in physischer<br />

Schwule, dann kommt ein „Gewitter", eine<br />

Katastrophe; aber an diesem Gewitter ist nicht<br />

die Natur, daran sind die Menschen schuld.<br />

Da ist nun die seit einem Jahrzehnt zerredete<br />

" S c h u 1 d f r a g e " an der Katastrophe, die<br />

vorausgehendem Ungeiste folgte, Man hat immer<br />

wieder gesagt: Es gibt keine KoUektivschuld.<br />

pas hat auch kein einsiehtiger Mensch behaup-<br />

tet. Weil es kein Kollektivgewissen gibt, kann<br />

es auch keine KoUektivschuld geben. Aber es<br />

gibt soviele Einzelgewissen wie Menschen, und<br />

darum gibt es so viele imd so groGe, gehaufte<br />

Einzelschuld, in jeder Gemeinschaft soviel, wie<br />

schuldige Menschen darin sind, welche die<br />

Gemeinschaft bilden und ihre ,,Atmosphare"<br />

•achen. DaB man d a v o n schweigt, ist eine<br />

wirkliche Schuld, well es unsere eigene At-<br />

jjiosphare vergiftet durch die Selbstgerechtig-<br />

^eit, mit der nun ein jeder jede Schuld an der<br />

Katastrophe ableugnet, so daB schlieBlich nur<br />

2^^r „Liebe Gott" als Schuldiger iibrig bleibt.<br />

Diese Selbstgerechtigkeit eines in joder Hin-<br />

|icht, in der Forderung an das Leben, in der<br />

Sucht nach Geltung, nach GenuB und Luxus,<br />

im .Haben und SeinwoUen, was andere haben<br />

und zu sein scheinen, hochmiitigen Zeitgeistes<br />

laBt keine Selbsterkenntnis und darum auch<br />

keine sittliche Besinnung und Umkehr, viel<br />

weniger Suhne vor Gott zu. Und doch weiB<br />

jeder, auch wenn er es bestreitet, um seine Mit-<br />

schuld an dem seelischen Zustande unserer<br />

Zeit, am Vorausgegangenen und am Gegen-<br />

wartigen. Es muBte ja sonst kein Gewissen<br />

geben. Die Angst, die unsere Zeit erfiillt und in<br />

Betrieb, Sport, Kino und jeglicher GenuBgier<br />

sich zu betauben sucht, ist Zeuge und Ausdruck<br />

dieses zugedeckten Gewissens. Wir wissen es<br />

wohl; Die Vorstellungen, die wir in uns hegen<br />

und bewuBt und unbewuBt in anderen wecken,<br />

die Begierden, die daraus entstehen, die Hal-<br />

tungen, die wir in unserem gemeinsamen Ver-<br />

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Er muB scfaon friih aufs Feld<br />

haltnissen annehmen und nach denen andere<br />

sich richten, die Anschautmgen, die wir weiter-<br />

tragen, das Beispiel, das wir geben, alles das<br />

schafft eine sittliche imd kulturelle Atmosphare,<br />

die uns und alle andern umgibt und durch-<br />

dringt und zuruckwirkt auf jeden einzelnen in<br />

Vorstellung, Denken, Haltung imd sittlicher<br />

Freiheit.<br />

Hier entstand und entsteht die Schuld, aber<br />

auch die Kraft der Erneuerung, des „Salzes",<br />

des „Sauerteiges". Es sind nicht politische Dinge,<br />

nicht neue Verfassungen, Regierungsformen,<br />

Gesetze, auch nicht wirtschaftliche Systemver-<br />

anderungen, veranderte Arbeitsbedingungen,<br />

technischer Aufschwung und Handelsbilanz,<br />

auch nicht kulturelle, nicht Schulreformen,<br />

BUcherproduktion und anderes, ja nicht einmal<br />

kirchliche Dinge, die gesteigerte Anteilnahme<br />

am auBeren religiosen Leben, an neuen Ver-<br />

einigungen und erhohte Mitgliederzahlen, —<br />

alles das kann nur wirksam werden, wenn es<br />

aus einer inneren Umstellung der ein-<br />

zelnen fuBt. Es gehort dazu, daB jeder den<br />

Mut hat, „er selber" zu sein, der zu<br />

sein, der er vor seinem innersten, nicht von<br />

Herkommlichkeit und Redensarten zugedeckten<br />

Gewissen sein soil. Wer dazu nicht den Mut<br />

hat, zuerst gegen sich selber, gegen seine Selbst-<br />

sucht, Sorge um Ansehen, GenuB und Gewinn,<br />

gegen sich selber in seiner Zugehorigkeit zur<br />

..Masse", zu sejnem ,,Mitlaufertum" anzu-<br />

kampfen, in dem wir alle mehr stehen, als wir<br />

uns bewuBt werden, der verdirbt die sittliche<br />

Luft, in der er mit alien anderen lebt. „Nichts<br />

sitzt so tief wie die Oberflachlichkeit", hat mal<br />

jemand geistreich gesagt. Wer diesen Mut gegen<br />

sich selber nicht hat, kann ihn erst recht nicht<br />

— namlich den richtigen — gegeniiber anderen ,<br />

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haben: den Mut, ehrlich seine Meinung zu<br />

sagen, nicht mltzumachen, wo man nicht mit-<br />

machen soil, auch wenn man dabei als ,,Spiel-<br />

verderber" und „Kauz" gilt. Wer von vornher-<br />

ein die anderen, die vielen, in sich regieren<br />

laBt, schafft keine Atmosphare der gesunden<br />

Gemeinschaft, des Vertrauens und der VerlaB-<br />

lichkeit. Wer zuerst fragt: Was habe ich davon?<br />

Oder: Was wird*man dazu sagen? Was kommt<br />

danach? statt: Was ist recht? ist, wie der Dich-<br />

ter mit Recht sagt, nicht frei, gerade und ein<br />

wertvoller Mensch in der Gemeinschaft, sondern<br />

ein „Knecht". Die rechte Atmosphare in unserer<br />

Umgebung und Heimat beginnt nicht zuerst bei<br />

den anderen, sondern bei uns selber, nicht an-<br />

ders als der rechte Friede, der nicht ein Frieda<br />

innerer Feigheit ist, und der nur der Widerhall<br />

der rechten Atmosphare sein kann. Auch dieser<br />

fangt in uns selber an, geradeso wie der Un-<br />

friede, der „Hltler in uns".<br />

Wer aus sittlicher Freiheit und Unabhangig-<br />

keit von dem, was „die andern" woUen, genieCen,<br />

fordern und deswegen meinen, nur nach seiner<br />

eigenen inneren Stimme sein Leben, seine Fami-<br />

ne und seine Umgebung zu gestalten bemuht<br />

ist, der schafft an einer Atmosphare der Zu-<br />

verlassigkeit, des Vertrauens, des Friedens, der<br />

Ordnung und ilberhaupt der gesunden Gemein-<br />

schaft, der Heimatlichkeit. Denn das ist<br />

ja das Wesentliche der Heimat: Atmosphare des<br />

Rechten und Guten zu sein fur alle, die in ihr<br />

leben. Das Gegenteil: Suchtigkeit nach GenuB,<br />

Lebensunordnung, Verdunkelunig des eigenen<br />

und fremder Gewissen, charakterloses Sichaus-<br />

richten nach „den anderen", Sichtreibenlassen<br />

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'^•ny "• •• r^":nM'^<br />

Ruhrlandschaft bei Obereimer<br />

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(g»o6e QJlad)!<br />

Over de stillen Straten<br />

Geit klar de Klockenschlag,<br />

God Nacht! Din Hart will slapen,<br />

Und morgenis ok en Dag.<br />

*<br />

Din Kind liggt in de Weegen<br />

Un ik biin ok bi di.<br />

Din Sorgen un din Leven<br />

Is aliens um un bi.<br />

*<br />

Noch eenmal lat uns spraken<br />

Goden Abend, gode Nacht!<br />

De Maand schient ob de Daken<br />

Uns' Herrgott halt de Wacht.<br />

Theodor Strom<br />

im Strome, alles das hat die Menschheit in den<br />

Geist des Rassen- und Klassenhochmuts, der<br />

wirtschaftlichen und politischen Ausbeutung<br />

der einen durch die anderen, des MiBtrauens<br />

und MiBgonnens, des Kampfes um die Macht<br />

gefiihrt, der die Menschheit in endlosem Betrieb,<br />

Angst, Fortlaufen vor sich selber, Kriegsdrohung<br />

und bis vor das Ende durch die Atombombe<br />

gefuhrt. Es ist eine iiber unser personliches<br />

Schicksal weit hinausgehende sittliche Entschei-<br />

dung, ob wir hier mitmachen und weiter mit-<br />

schuldig sein, oder „gegen den Strom schwim-<br />

men", nach Moglichkeit zur Wendung beitragen<br />

Oder doch wenigstens nicht schuldig werden<br />

wollen.<br />

Gemalde von Jos. Schwermer


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Wo die Wd/der Woche<br />

"T/^enn es schon ein Wagnis ist, uber emen<br />

''^^^einzelnen Menschen gerecht zu urteilen,<br />

wievielmehr gilt das von vielen! GewiB, das<br />

Volkchen der Kreise Arnsberg, Meschede, Bri-<br />

lon und Olpe, eben die „kurk61nischen Sauer-<br />

lander", hat die gleichgeartete Bergheimat<br />

gemeinsam, die gleiche Geschdchte, es ist im<br />

gleichen religiosenBekenntnisgeeint, es spricht<br />

dieselbe Mundart, die nur geringfiigige Unter-<br />

schiede aufweist, und es hat ein starkes<br />

ZusammengehorigkeitsbewuBtsein, drinnen im<br />

Landchen und drauBen in der Fremde erst<br />

recht. Aber dies „Valkchen der buckligenWelt<br />

ist als Ganzes so schwer zu ifassen wie das<br />

Leben selbst. Mit ein oaar allgemeinen Be-<br />

merkungen ist nidits eetan. Es ist bekannt,<br />

wie sehr eine so geniale Frau, wie Annette es<br />

war, mit ihren AuBerungen iiber die Westfalen<br />

zum Widerspruch gereizt hat. Vom Sauer-<br />

lander meint sie, er sei groB und wohlgebaut,<br />

mutig und besonnen, von ungezwungenem An-<br />

stand, praktischerVefstandessdiarfeund fester<br />

Entschlossenheit. Seine Neigungen seien heftig,<br />

aber wechselnd, ihm fehle der romantische<br />

Anflug und die Phantasie, die sich an groB-<br />

artiger Umgebung zu entwickein pflege Es<br />

ist zu begreifen, daB sich der Sauerlander in<br />

diesem Spiegel nicht in alien Zugen wieder-<br />

erkennt!<br />

Leider ist es so, daB er und sein Land lange<br />

Zeit aus der Feme nicht richtig gesehen wur-<br />

den. Als ich mich vor vierzig Jahren von<br />

meinem Patenonkel, einem Bauern am Rande<br />

der Soester Borde, verabschiedete, um meine<br />

erste Stelle anzutreten, sagte er mit Kopf-<br />

schiitteln und Bedauern: „Diu arme Kai<br />

kummst in dat smachtrige Siuerland un moB<br />

di verfraisen loaten!" Hunger und Frost also<br />

oalten ihm damals noch als die besonderen<br />

kennzeichen einer nur funf Stunden weit ent-<br />

fernten Landschaft seiner Heimatprovmz. Er<br />

war wohl nicht der einzige, der so urteilte. Die<br />

GroBartigkeit der Bergwelt war nur wenigen<br />

bekannt, und von dem Volkstum wuBte man<br />

aus ein paar Schwanken von Friedrich Wil-<br />

helm Grimme. Man belachte sie, ahnte aber<br />

nicht, was an wahrem Menschentum hinter<br />

den Gestalten dieses einzigartigen Kenners<br />

seiner Heimat stand. Man sah zu jener Zeit<br />

wohl auch noch da und dort in den Dorfern<br />

der Ebene einen Handelsmann aus Winterberg,<br />

der Sensen anbot, einen andern mit „hiaten<br />

Ware", sie waren aber schon selten geworden.<br />

Mir selbst waren die Berge aus ein paar<br />

Ferientagen nicht mehr voUig unbekannt, aber<br />

ganzlich unbekannt waren auch mir die Men-<br />

schen. Nun ich mitten in ihnen und unter ihnen<br />

war, erging es mir wie Christoph Columbus:<br />

ich entdeckte staunend und in tiefer Begluckung<br />

eine neue Welt! Es gilt hier nicht, von der<br />

Landschaft zu reden, trotzdem<br />

Heinrich Luhmann<br />

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halten<br />

— mein Dorf Kirchhundem am<br />

Fufie des Rothaargebirges und<br />

spater ArnSberg gehoren sicher<br />

zu dem Schonsten und Eigen-<br />

willigsten, was das L,andchen<br />

an Dorfern und Stadten her-<br />

vorbrachte, und sie dtirfen fair<br />

viele sprechen. Ich hatte immer<br />

das Bedauern auBern horen, dem Sauer-<br />

lande fehle ein Strom, eine StraBe wie etwa<br />

Rhein und Hellweg, auf denen sich mit dem<br />

Christentum die Kultur des Abendlandes tiefer<br />

ins Innere tragen und bleibende Denkmale<br />

schaffen konnte: ich fand eine Dorfkirche aus<br />

fruher mittelalterlicher Zeit, die mit soviel<br />

edles MaB zeigte, daB sie nicht abgebrochen<br />

werden durfte, als ein Neubau notig wurde.<br />

tJberall sah ich ahnliche uralte Kultstatten —<br />

nicht nur in Worrobach, die an Alter wctol alien<br />

voraus ist und sich mit Soest in die Aufgabe<br />

teilte, das weite Land zu betreuen. Oberall<br />

hatte die Fruhe mit gleicher Verantwortung<br />

gebaut, nicht in der Art der Wehrburgen am<br />

immer bedrohten Hellweg hoben sich hier die<br />

Tiirme, sie glichen sich, den sie umstehenden<br />

Bergen an tind; hoben wie sie den Finger zum<br />

Himmel, ein steinernes Sursum corda. Nicht<br />

allzu weit Kloster Grafschaft, das bis zu Be-<br />

ginn des letzten Jahrhunderts die eigentliche<br />

Schule des kurkolnischen Sauerlands war, die<br />

Hiiterin und Hegerin christlich-aibendlandi-<br />

schen Denkens, Corvey nicht sehr nachstehend.<br />

Was Arnsberg dem Land brachte mit Kloster,<br />

Burg und einem aiten Biirgertum, braucht<br />

hier nicht erwahnt zu werden.<br />

Aber noch einmal das Dorf: ich sah auBer<br />

„meinem" viele von ahnlicher Art. Sie waren<br />

meist so sicher in die Landschaft gestellt wie<br />

die alten Kirchen auch, als seien sie nicht ge-<br />

baut, sondern gewachsen, wie der Fels, der die<br />

Steine fiir sie hergab. Sie leuchteten in dem<br />

WeiB ihrer getunchten Wande, dem Schwarz<br />

ihrer Balken und dem Schieferblau ihrer be-<br />

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33


<strong>Sauerländer</strong> haglich <strong>Heimatbund</strong> geschwungenen Dacher in De Talern Suerländer und<br />

auf Hangen und boten schon zu einer Zeit gem<br />

gewahrte und selbstverstandlich gegebene<br />

Gastlichkeit, als der Fremdenverkehr noch in<br />

den Kinderschuhen steckte.<br />

Der Bauer gab dem Dorf noch das Geprage<br />

seines Wesens. Es war nicht das mir toekannte<br />

Bauerntum der Borde und des Munsterlandes,<br />

aber Bedurftigkeit oder gar Armut im, landlauflgen<br />

Sinne habe ich nirgends mehr gesehen.<br />

Als ich am ersten Tag ineines Schullebens<br />

einen Neuling nach dem Namen und der<br />

Beschaftigung seines Vaters fragte, antwortete<br />

er: „Alsmal fahrt er Dunger und alsmal<br />

Jauche." Ich vermutete ein kleines Bauerlein,<br />

das sich redlich zu placken habe — und er tat<br />

es auch, ich sah ihn spater immer wieder mit<br />

der Karre und vor seinem Ochsen herschreiten,<br />

nicht anders wie ein Knecht In meiner Heimat<br />

(hatte es da Ziehochsen gegeben), und ich<br />

wuBte langst, daB ihm viele hundert Morgen<br />

Wald gehorten, daB er ein stattliches Haus mit<br />

Kultur bewohnte und daiB ihm sein Vermogen<br />

gestatten wurde, die Tage im Nichtstun zu verbringen.<br />

Wo aber hatte es das je gegeben im Sauerlande,<br />

einen Menschen, der sich nicht plagte,<br />

den es nicht trieb, etwas zu leisten! Sie hafoen<br />

sich friiher einmal sehr qualen miissen, unvorstellbar<br />

fast fiir einen Menschen der Ebene,<br />

und leicht wird es ihnen auch heute noch nicht<br />

gemacht, dem steinigen, oft steilen Boden den<br />

Ertrag der kurzen Sommer abzugewinnen und<br />

abzulisten. Aber sie schafften es, und sie<br />

schafften mehr: es ist bekannt, daB kein Stand<br />

in Westfalen sovdel Sohne auf die Universitaten<br />

schickte (zum Studium der Theologie und der<br />

34<br />

^Iteg Q5auern][)aug<br />

Das Strohdach, grau und vorgeneigt,<br />

Halt hiitend wamie weiche Hande<br />

Voll Liebe ob Gemach und Stall.<br />

Vom Druck der Jahre bog sich leicht<br />

Das Standerwerk der bunten Wande.<br />

Doch brachte es kein Sturm zu Fall.<br />

Das braune kiingende Geschrein<br />

Aus Eichenkern gehaun, errichtet<br />

Ganz torauchtumtreu in MaB und Zahl;<br />

Der Grundbau griiner Heimatstein,<br />

Von Lieb' und Gottvertraun geschichtet:<br />

Sie trutzen Wind- und Wasserschwall.<br />

Am First der Pferdekopfe Zier,<br />

Und gegen Hagel, Blitz und Regen<br />

Halt seinen Schild der Landenbaum.<br />

An blumenbunter Deelentiir<br />

Feit didi schon frommer Vater Segen,<br />

Webt leis der Mutter reiner Traum.<br />

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Rechtswissenschaften zumeist), als der Bauer<br />

des kurkolnischen Sauerlands. Das ist nun frei-<br />

lich nicht allein Sache des elterlichen Geld-<br />

beutels, sondern in erster Linie Begabung. Ich<br />

werde mich auch hjer vor Verallgemeinerung<br />

hiiten, aber ich darf sagen, daB ich bei der<br />

sauerlandischen Jugend ein toesonders hohes<br />

MaB von Aufgeschlossenheit und geistiger Be-<br />

weglichkeit fand, nicht zuletzt auch freudige<br />

Anteilnahme an den Dingen, die das Herz be-<br />

wegen, der Kunst und Dichtung also. Macht<br />

es die Nachbarschaft zu den Rheinfranken?<br />

Von ihnen, die sicherlich Blut abgaben, sagt<br />

bekanntlich Josef Nadler, sie seien beweglich,<br />

leidenschaftlich, heiter, flelBig und genufifroh,<br />

mitteilsam, erregbar, dem Weltweiten auf-<br />

geschlossen. In der Tat, der kurkolnische<br />

Sauerlander hat davon — ganz im Gegenteil<br />

zu seinen anderen westf alischen Landsleuten —<br />

manches, aber nicht aUes, und er hat noch<br />

mehr! Oder dankt er das Beste seines Wesens,<br />

die Genijgsamkeit, die kaum noch zu iibQr-<br />

bietende ZShigkeit, das Vermogen, sich anzu-<br />

passen, aus allem das Mogliche zu machen,<br />

nicht zuletzt der Notwendigkeit, auf Leben<br />

Oder Tod mit seiner Erde zu ringen? Der<br />

immer noch unerreichte Schilderer seines<br />

Landes, Friedrich Wilhelm Grimme, meint es<br />

so in seiner kostbaren und kostlichen Schilde-<br />

rung „Das Sauerland und seine Bewohner".<br />

Es war nun aber schon vor einem halben<br />

Jahrhundert nicht mehr ganz so, daB sich ihre<br />

Not urns Brot um die uns heute kaum noch<br />

dem Namen nach bekannten Dinge miihte,<br />

dafi etwa die Olper zu Pannenkloppern, die<br />

Fredeburger zu Schwammachern (als es noch<br />

keine Streichhoizer gab), die Schmallenberger<br />

Und drinnen waltet ungesehn<br />

Die alte Zeit an Rad und Kunkel<br />

Wie einst der Ahnin welke Hand.<br />

Hausgeist und Sage aber gehn<br />

Noch schutzend durch der Nachte Dunikel;<br />

Dann knarrt die Stiege, pocht die Wand.<br />

Singt unterm Balkenhol der Stein<br />

Nicht ewig von der Manner Eide,<br />

Vom Treuspruch, den sich gab das Paar?<br />

Noch klingt er nach vom Erntereihn,<br />

Und manchanal ist er feucht vom Leide<br />

Der Frauen an der Totenbahr.<br />

Fliehst du ins Weite mit dem Wind,<br />

Wenn herbstkalt Esch und Eichkamp falben,<br />

Und trub dir torennt der Herdglut Blick,<br />

Bang horchen Schwelle, Haus und Spind,<br />

Ob du nicht heimkehrst mit den Schwalben,<br />

Aufs neu zu bauen Grund und Gliick.<br />

Und deiner Heimkunft harren nur<br />

Am hellen Herd des Heimchens Lauten,<br />

Auf buntem Borte Kann' und Krug,<br />

Der traute Schlag der alten Uhr,<br />

Des Hausrats Schmuck, der Wiege Gleiten<br />

Und hcher Storche Kochzeitsflug.<br />

Christian Schnettler.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

zu Jackenschneidern, die Dudinghauser zu<br />

Kranendrehern, die Briloner zu Pfeifen-<br />

machern und OlpckengieBern fiir „die halbe<br />

Welt" wurden. Damals entwickelte sich die<br />

Waldwirtschaft und trug viel zu dem Wohl-<br />

stand des Landes toei, den man ihm heute<br />

sicher nadisagen darf (immer in Antoetracht<br />

der Gesamtlage unseres Vaterlandes natiir-<br />

lich). Langst waren die kleinen Hammer und<br />

Schmieden, die sich von alters her nicht nur<br />

in der Mark angesiedelt hatten, zu groBen<br />

Werken.geworden. Die Grutoen gewannen, wie<br />

etwa die zu Meggen, Weltrang und zogen viele<br />

Arbeiter an sich. Die Eisenbahn und Uire<br />

groBen Verkehrsknotenpunkte wie auch '^ire<br />

Werkstatten (Altenhundem, Finnentrop, Arns-<br />

berg) forderten andere. Der Gefahr aber, daB<br />

durch Zuzug der Volkscharakter sich wesent-<br />

lich andere, entging das Land, da es genug<br />

Sohne in die neuen Berufe abgeiben konnte.<br />

Ein Lohberg reckte nur noch selten seine<br />

nackten Eichenarme hoch, und Kohlenmeiler<br />

brannten bloB noch da und dort. Und doch<br />

hatten die Walder nichts an Poesie und Zauber<br />

verloren. Sie dehnten sich weit und dicht. Sie<br />

waren voli der stillen Einsamkeit, und es<br />

wohnte in ihnen noch immer das Marchen —<br />

bis in die Heimat Jung-StiUings, iiber das<br />

«K61nische Heck" hinweg, war es ja nur ein<br />

Sprung iiber ein paar Berge. Das Volk erzahlte<br />

gern — aber noch lieber sang es. Bediirfte es<br />

dafiir mehr zum Beweis als die Erinnerung<br />

daran, daB Johannes Hatzfeld in jenen Jahren<br />

»us dem Erlebnls seiner Benolper Heimat und<br />

Jugend eine der schonsten deutschen Volks-<br />

liedersammlungen schuf, sein „Tandaradei",<br />

und daB heute die fromme Stimme von Theo-<br />

dor Propper durch die ganze Erzdiozese Pader-<br />

born und weiter hinaus ins Land schallt? Die<br />

alten Orgeln in den alien Kirchen wurden zum<br />

'Mund, der die Freude des Volkes an den Sonn-<br />

•tagen ausjubelte — wenn der rechte Mann<br />

dort vor den Registern und iiber den Pedalen<br />

saB, dann ging es manchmal noch nach der<br />

Art, daB ein ganzer Oktavenlauif oder ein<br />

Triller mit lustigem Schwung die einzelnen<br />

Liederverse im Zwdschenspiel verband. Es war<br />

lange so verboten, aber das Volk liebte die<br />

kiihne Freude und sagte wohl hinternach, was<br />

es nach der Darstellung Friedrich' WiUiehn<br />

Grimmes am ersten Weihnachtstag 1827 zu<br />

Assinghausen gesagt haben soli, als dem Vater<br />

Grimme ins Orgelspielen die Geburt des<br />

kiinftigen Dichters gemeldet wurde: „Nun<br />

hort doch den Alien, wie igut er gelaunt ist, er<br />

spielt mal wieder ein en ,Lustigen' auf!"<br />

Ja, das Lachen sitzt dem Sauerlander immer<br />

in den Augen und in den Mundwinkeln. Aber,<br />

da er kelne Holzschuhe kennt und keinen<br />

Pumpernickel wie seine Landsleute jenseits<br />

der Ruhr, macht er es sachter ab — und sehr<br />

oft witziger! Die Grimme&chen Gestalten star-<br />

'ben nicht aus im Lande, wenn sie auch heute<br />

nicht mehr Kauert und Koierken heiBen, wenn<br />

auch kein fluchender Kauves mit seinem Esel<br />

von Brilon nach Paderborn treibt, ein Friatt-<br />

postken ist aber noch immer auf den Hoch-<br />

zeiten dabei, und in jedem Dorfe zwischen<br />

Arnsberg und Olpe, zwischen Mohne und dem<br />

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^itte t»or 5er


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Die<br />

Heiligen Drei Konige<br />

im Sauerland<br />

und anderswo<br />

CNie „Heiligen Drei Konige", die<br />

-^^Weisen aus dem Morgenland,<br />

waren die Knstlinge unter den Hei-<br />

den, die Gott zum Segen des Gla-utoens<br />

beruf en hat, darum standen sie in der<br />

Christenheit immer in hoher Ver-<br />

ehrung, Ihre Reliquien soil die heilige<br />

Helena nach Konstahtinopel gebraeht<br />

haben, wo sie zunachst ruhten. Spater<br />

kamen sie nach Mailand, wo sie bis<br />

zum Jahre 1164 blieben. Kaiser Fried-<br />

rich Barbarossa schenkte sie in die-<br />

sem Jahre, nach Eroberung der Stadt,<br />

dem Kolner Erzbischof Reinhaild von<br />

Dassel, der dem kaiserlichen Freund<br />

bei seinem Zug nach dem Suden<br />

Waffenhilfe geliehen hatte. Im zwolf-<br />

ten Jahrhundert kamen also die Hei-<br />

ligen Drei Konige zur Domstadt Koln<br />

und ruhen seitdem hier im Hohen<br />

Dom.<br />

Der Goldschmied Nikolaus von<br />

Verdun schuf 1200 den kostbarsten<br />

Schrein, den das Mittelalter hervorgebracht<br />

hat, den Dreikonigeschrein des Kolner Domes.<br />

Er hat die Grundform einer romanischen Ba-<br />

silika. In den unteren Bogen der Seitenwande<br />

erblickt man groCartige, in Siliberiblech ge-<br />

triebene, vergoldete Prophetenflguren, in den<br />

oberen Bogen ©benso herrliche Apostelgestal-<br />

ten. Die vordere Seite, die von reinem Gold<br />

gefertdgt ist, zeigt unten die Weisen mit ihren<br />

Geschenken vor Maria und dem Jesuskind<br />

und hinter ihnen, sich ihnen zuigesellend.<br />

Kaiser Otto IV. (1198—1214), der fur den<br />

Schrein Schenkungen gemacht hat. Dicht da-<br />

neben ist die Taule des Heilandes und im<br />

oberen Feld Christus segnend dargestellt. Die<br />

Saulchen und Bogen, zwischen denen sich die<br />

getriebenen Figuren beiinden, sind feinste<br />

Schimelzarbeit (Emaille), dazwischen ist Fili-<br />

granarbeit verwendet. Das Ganze ist endlich<br />

ubersat mit edlen und geschnittenen Steinen.<br />

Diese an 1500 Gemmen und Kameen sind mei-<br />

stens Oberbleibsel aus dem klassischen Ailter-<br />

tum mit entsprechenden Darstellungen und<br />

sind von weltlichen und geistlichen Fursten<br />

fUr den Schrein geopfert. Der Schrein steht<br />

seit einigen Jahren oberhalb des Hochaltars.<br />

Von Koln nach Arnsberg<br />

Die Reise der HI. Drei Konige war mit der<br />

Ankunft in der Domstadt, die sie sogar in ihr<br />

Wappen aufnahm, noch nicht zu Ende. Sechs-<br />

hundert Jahre spater muBten sie noch einmal<br />

auf die Reise gehen. Es war die Franzosische<br />

Revolution ausgebrochen. Die Revolutions-<br />

heere naherten sich von Westen her dem<br />

36<br />

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Der Schrein im Kolner Dom<br />

Rhein; darum fliichtete das Kolner Domkapitel<br />

in die Norbertiner-Abtei Wedinghausen bei<br />

Arnsberg, und in alier Stille wurde auch der<br />

Dreikonigsschrein hierher gebraeht. Es war<br />

der Allendorfer Fuhrmann Simon, der mit<br />

seinen Fuhrwerken regelmaBig die Kolner<br />

StraBe befuhr und darum am wenigsten auf-<br />

fallig war, der eines Nachts im Jahre 1794 an<br />

der Kolner Brlicke die kostbare Fracht auf sein<br />

Fuhrwertk iibernahm und sicher nach Arns-<br />

berg torachte, ohne daB in der Bevolkerung<br />

jemand Kenntnis davon erhielt.')<br />

Damals hatte die Amsberger Propsteikirche<br />

den Charakter einer Kathedralkirche, weil das<br />

ganze Domkapitel hier residierte; auch Kur-<br />

fiirst Max Franz, der vor der Revolution ge-<br />

fluchtet war, weilte verschiedentlich in Arns-<br />

berg. Sein Bischofsstuhi ist nodi heute im<br />

Chor der alten Propsteikirche zu sehen.<br />

Der Aufbewahrungsort der heiligen Re-<br />

liquien war offenbar nicht allgemein toekannt,<br />

nur der Generalvikar von Caspers soil darum<br />

1) Der Weg fuhrte uber Halve, Wocklum,<br />

SchloB Melschede Uber die Hohe des Ronscheid<br />

nach Hachen und uber den Seltersberg nach<br />

Arnsberg. Es darf als sicher gelten, daC der<br />

Fuhrmann Simons auf dem Bailerhof bei Hovel<br />

in einer Scheune mit seiner heiligen Fracht<br />

ubernachtete. Auf diesem Hof stand fruher ein<br />

Heiligenhauschen mit dem Bilde der HI. Drei<br />

Konige. — Eine Quelle in der Nahe von Hovel<br />

wird heute noch als Drei-Konigsquelle bezeich-<br />

net, deren Wasser eine augenheilende Wirkung<br />

haben soil.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

gewufit haben. Der kunstvolle Reliquien-<br />

schrein war jedoch, wie Podlech in der „Ge-<br />

schichte der Erzdiozese Koln" berichtet, in<br />

mehrere Teile zerlegt von "Wedinghausen nach<br />

Frankfurt gebracht worden, von wo er spater<br />

arg besdiadigt nach Koln zuriickgebracht<br />

wurde. Von den ubrigen etenfaiis gefliichteten<br />

Schatzen ging viel verloren. In FraMklurt<br />

wurde im Jahre 1802 aus 16 Kisten fur 15 OOO<br />

Gulden verkauft, der Rest in Darmstadt fur<br />

12 000 Gulden eingeschmolzen. Die wertvolle<br />

Bibliothek und das Archiv des Domkapitels<br />

waren ebenfalls nach Wedinghausen gebracht<br />

worden und blieben dort tois aum Jahre 1813.<br />

Die HI. Drei Konige zogen bereits nach neun<br />

Jahren in einem triumphalen Einzug wieder<br />

in die Stadt Koln ein. Das war am 11. Dezem-<br />

ber 1803, ais wiederum der Allendorfer Fuhr-<br />

tnann Simon die wertvolle Fracht ubernahm.<br />

In der Nacht zum 11. Dezember 1803 ruhten<br />

die heiligen Reliquien im alten Baive; unter<br />

dem festlichen Gelaute der Glocken und mit<br />

dem Ehrengeleit der Geistlichkeit und der<br />

Bevolkerung wurde der Dreikonigsschrein bis<br />

zur Stadtgrenze bei Kiintrop gebracht.<br />

In Deutz wurde der Schrein von dem Kolner<br />

Pfarrer ubernommen, und unter dem Jubel<br />

der Bevolkerung zogen die HL Drei Konige<br />

wieder in den Dom ein. Diesmal war das Ge-<br />

heimnds nidit so gewahrt worden, wie auf der<br />

Fludit von Koln, und wo man danim wuBte,<br />

kam die Bevodkerung, um den heiligen Reli-<br />

quien ihre Verehrung zu erweisen.<br />

C + M + B / Legende und Brauditum<br />

Von der machigen Hansestadt Koln strahite<br />

im Mittelalter die Verehrung der kondglichen<br />

Schutzpatrone in den ganzen hansischen Raum<br />

aus un


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

38<br />

Die Zeidien K + M + B malen die Bauern am Dreikonigstag uber die Haustur.<br />

Dieser Brauch war audi im Osten unserer Heimat welt verbreitet, und unsere<br />

Ostvertriebenen Landsleute wahren ihn auch hier in ihrer neuen Heimat.<br />

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Burschen in langen, weiBen Hemden oder auch<br />

Manteln mit glanzendem Flitter und Kronen<br />

aus Goldpapier. Balthasar und Melchior, weiB<br />

von Gesic±it, tragen Konigsstabe, der scbwarze<br />

Kaspar aber eine Stange rait einem drehbaren<br />

holzernen Stern. Sie zieihen von Haus zu Haus<br />

und singen ein uraltes Dreikonigslied, oft aber<br />

mit Zusatzen neueren Datums vermehrt, und<br />

nach Empfang der Gabe die sogenannte Ab-<br />

singung, worin sie dem Haus und seinem<br />

Herrn alles erdenkliche Heii und Gute wiin-<br />

schen. Trotz ihrer ikoniglichen Majestat haben<br />

sie einen namenlosen Respekt vor Polizei-<br />

dienern und Gendarmen, welche nur Bettelei<br />

Oder gefahrliche Unsitte darin ertolicken —<br />

wiederum, weii selbst der Sdmee brennt,<br />

wenn's die Herren haben wollen" —, und lau-<br />

fen vor einem roten Kragen, soweit sie<br />

kommen konnen, dafi der StraBenkot an den<br />

weiBen Hemden hochaufspritzt."<br />

Sternsinger zogen im Jahr 1608 schon von<br />

Endorf bis Arnsberg, um von den „ryiken<br />

Patroiners in duser Stadt" eine Gabe zu holen.<br />

Nachfolgend ein sauerliindisches Dreikonigs-<br />

lied, das man noch in vielen Dorlern — mit<br />

kleinen Abwandlumgen — kennt, und wo man<br />

es vergessen hat, sollte man es zur Pflege<br />

alten Brauchtums wieder lernen:<br />

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De' Hillgen Drei Konige met iahrem Staarn,<br />

Se' giet sik op de Stocker un seiket dlan Haarn;<br />

Ett schnigget un schlackert; et fruiset un knap-<br />

Lotrs'chniggen, lott schlackern, et dait uB nix;<br />

Vey singet und hollet uifi dapper un fix.<br />

De' leiwe Herr well alles belaonen,<br />

Mit Gluck un Siaggen un himmlische Kraonen.<br />

Doch laiwe Luie, bat keyk' ey sau spaih?<br />

Grundehrlik datt sin vey doch alle drai!<br />

Driimme well vey uch uisen Namen seggen,<br />

Dann war ey auk sieker Raspackt fuar us hewwen:<br />

Ik' Kasper, ik hewwe kein Placksken witt,<br />

Dian schoinen Jungfern gefall ik nitt,<br />

Doch wenne ey mey wellt bey Nacht bekeyken,<br />

Dann loot ik akkrot arre uisses Gleyken.<br />

Ik' Kunig Melcher, sinn witt un feyn,<br />

Finner kann siker ain Graf nit seyn!<br />

Sau feyn gewasken un feyn gekammt,<br />

Datt alles taum giillenen Rocke stemmt.<br />

Ik' haite Balzer, un schluore sao mett,<br />

Ik' sin nit aisk', un sin nitt nett;<br />

Ik' duittele ummer sao achter dian andern,<br />

Well aok taum Hilligen Lanne wandern.<br />

Taum HiUigen Lanne iBt ower nau weyt,<br />

Ett giet nao manchmol Aweteyt,<br />

Un Geld konn vey nitt vam Tiune bnaken,<br />

Driim my vey mittlaidige Luie anspnaken.<br />

Dai reyken Patroiners in diuser Stadt,<br />

Vey denket, dai giet us 'ne ./tpwer'S dai batt.<br />

Vey singet taum Danke und driagget den Staarn<br />

Un gruifiet uch alle dian laiwen Haarn.<br />

Kleine Dreikonigssinger<br />

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Das idyllische<br />

er mir die Geschichte erzahlt hat, demist<br />

der Mund nicht mehr warm, und das ist<br />

schade genug, er hatte sie mir sonst selber<br />

schreiben miissen und er wiirde schon sein<br />

Wort darauf geiben, daB sie wahr ist. Und in<br />

der Tat, erfinden, nein, das kann so was keiner.<br />

Es war also in den Jahren, wo der Bekenner-<br />

bischof Konrad Martin von Paderborn nodi<br />

nicht „festgesetzt" war. Der KultuDkampf ging<br />

aber schon auf hoihen Touren. iZu der Zeit<br />

residierte in einem der kleinen Stadtchen des<br />

Sauerlandes ein Pfarrer — es tut nicht not,<br />

daB man seinen Namen wisse -^, der nun nicht<br />

gerade ein Kampfhahn war, aber dodi allzeit<br />

Mut genug hatte, fiir seine Sache zu stehen,<br />

ganz einerlei, w^as etwa Bismarck dazu sagen<br />

wiirde.<br />

Der fand wun eines Morgens bei seiner Post<br />

auch einen neuen Hirtenbrief des Bischofs, ibei<br />

dessen 'Lesung er ein paarmal wohlgefallig<br />

den Mund spitzte und einmal sogar einen<br />

resoliuten Pflff loslieB und zugleich mit ge-<br />

•kuwwelter Faust derart auf den Tisch hieb,<br />

daiB Kathrin, seine Haushaiterin, ibesorgt<br />

f ragen kam, ob und was sich etwa getan hatte.<br />

Pfarrer Lodegast — wir wollen ihn mal so<br />

nennen — machte eine Gebarde, die deutlich<br />

sagte, sie solle sich keine iSorge machen. Ka-<br />

thrin aber kannte ihren Herrn zu 'gut und<br />

wuBte daher, daB nur ein bifichen Geduld dazu<br />

gehore, um eines iguten Tages dodi zu er-<br />

fahren, was ihn hatte so laut werden lassen.<br />

Und richtig waren noch ndcht ganze vierzehn<br />

Tage vergangen, da verlas der Herr in beiden<br />

Messen einen Hirtenbrief, daB nun Kathrin<br />

ihrerseits auch aus Plasier auf die Kirchen-<br />

bank hatte hauen mogen. „0 Herr Pastor, das<br />

is aber einen", lieB sie verlauten, als sie dem<br />

Pfarrer dSn Fruhstiickstisch deckte. „Wer?"<br />

fragte der Bischof. „Nu, der Bischof", flog es<br />

Kathrin heraus. „Ho", schmunzelte Hoch-<br />

wiirden, „lafi dich warnen und mengeliere dich<br />

nicht zwisdien die Kirchenvater! Im iibrigen<br />

hoff ich, daB alles igut geht!" „Wieso?" woUte<br />

Kathrin wissen. Darauf blieb der Pfarrer die<br />

Antwort schuidig. Hatte er ihr auch sagen<br />

sollen, daB er etwas Verbotenes getan hatte?<br />

Das wiirde sie wohl noch friih genug erfahren.<br />

Und richtig, es waren noch keine drei Tage<br />

vergangen, da saB der zustandige Amtsrichter<br />

dem Herrn Pfarrer gegeniiber, aber nicht um<br />

ein Plauderstiindchen mit ihm zu halten, wie<br />

er es haufig tat, er war sozusagen amtlich da.<br />

„Hm, dumme Sache, ich komme wegen des ver-<br />

botenen Hirtenschreiibens. Es ist angezeigt<br />

worden, dafi Sie entgegen dem staatlichen Ver-<br />

bot und seiner Strafandrohung die toischofliche<br />

Verlautbarung am letzten Sonntag doch ver-<br />

lesen hatten. Ich weiB nichts davon, denn ich<br />

war in der Nachbarschaft, wo ich Pate sein<br />

40<br />

xxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

xxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

^GEFANGNISl<br />

XXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />

xxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

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Kulturkampfgeschichte<br />

aus dem Sauerlande<br />

Von Johannes Hatzfeld (t)<br />

muBte. Aber ich nehme natiirlich an, daB der<br />

Denunziant ein verlcgener Bursche ist. Es<br />

wiirde mich beruhigen, wenn Sie mir das ver-<br />

sichern konnten." Der Pfarrer kicherte erst in<br />

sich hinein und bekannte sich dann frank und<br />

frei zu seinem Ungehorsam. Das war nun<br />

offenbar dem Gerichtsherrn gar nicht lieb und<br />

es mochte wohl eine vorher iitoerlegte Briicke<br />

sein, die er ihm jetzt baute, um ihn vor dem<br />

Schlim=msten zu bewahren. Er wollte wissen:<br />

„Aber nicht wahr, Herr Pfarrer, diesen einen<br />

Satz —na ja, Sie wissen ja wohl —, den haben<br />

Sie doch sidier auagelassen." „Ausgelassen?"<br />

fast emport kam das heraus, „bewahre, was<br />

der Bischof vorschreibt, das wird auch vor-<br />

gelesen, grundsatzlich und immer, und darum<br />

auch diesmal, basta."<br />

Na, damit war denn die Katze rundum aus<br />

dem Sack. Denn, dafi der Pastor vor Gericht<br />

sich nicht auf Winkelziige verlegen wiirde, das<br />

war mal sicher, und dann ... Kurzum, die :<br />

Sache nahm ihren Lauf, und unser Gerichtsrat<br />

selber war es, der seinen Pastor und Freund<br />

nach dem Gesetz — nicht nach dem Recht —<br />

zu vier Wochen Festung verknurren muBte.<br />

Der Pastor muBte damit wohl nicht ge-<br />

rechnet, sich aber vielmehr auf etwas gefaBt<br />

gemacht haben, was mit Geld w^are abzu-<br />

madien gewesen. Als er sich knapp vom ersten<br />

Schreck hatte erholen konnen, flng er denn<br />

auch lebhaft an zu protestieren: „Ne, ne, aber<br />

ne, da muB ich aufs bestimmteste erklaren,<br />

das geht einfach nicht, aber ganiz und gar<br />

nicht." „Wie", wollte das hohe Gericht da<br />

wissen, „warum denn nicht? Sind Sie etwa der<br />

Meinung, Sie seien nicht haftfahig? Oder<br />

warum soU das ganz und gar nicht gehen? Ich<br />

bitte um Verzeihung, daB ich das erst klar-<br />

stellen muB." Dabei strich sich der Gerichtsrat<br />

iiber die Stirne weg, well ihm ob dem selt-<br />

samen casus, hinter dem wer weiB stecken<br />

konnte (vielleicht gar eine Revolte der treuen<br />

Gemeinde seines lieben Pfarrers und Freun-<br />

des), heiB geworden war. Heilige Justitia!<br />

„Klarstellen? Nun natiirlich", gab der De-<br />

linquent zu, „und ich mochte dann wissen, ob<br />

ich keinen Grund habe, der sich horen laBt und<br />

Gewicht hat!" „Und der ware?" „Einfach der,<br />

dafi ich in einem fremden Bette ndcht schlafen<br />

kann", sagte der Pastor und nickte so freund-<br />

lich dazu, wie wenn er einem kleinen Kinde<br />

was klargemacht hatte.<br />

Nun, das war ein Fall, wie er sicher seit<br />

Adam/s Zeiten noch in keinem Gerichtssaale<br />

vorgekommen war! Und er war so verbliiffend,<br />

daB der hohe Vorsitzende einen hellen Lacher<br />

nicht verbeiBen konnte. Er besann sich aber<br />

gleich wieder auf den Ernst der Sache, legte<br />

zunachst erst mal sein Gesicht wieder in die


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

rechte Falte und suchte nun seinem Missetater<br />

klarzumachen, daB das in keinem Paragraphen<br />

eines Gesetzbuches von Justinian bis heute<br />

als mogliches Hindemis einer Inhaftierung<br />

auch nur erwahnt, geschweige in ernsthafte<br />

Erwagunig gezogen sei. Worauf der Pfarrer<br />

kurzweg erklarte, das sei und taleibe ihm voll-<br />

standig gleich, der alte Justinian sei auch schon<br />

lange tot, und ob das geiie oder nidit, das<br />

miisse der Herr Vorsitzende mit den Herren<br />

ausmachen, die hohere Vollmacht hatten als<br />

er. Wenn die seinetwegen Ja dazu sagten, daB<br />

er etwa sein leibeigenes Bett diirfe mitnehmen,<br />

denn so werde er mit dem dicksten Plasier<br />

seine Strafe absitzen. Darauf aiber bestehe er,<br />

daB diese hohere Stelle, oder, wenn es sein<br />

miisse, auch die noch hohere, musse angerufen<br />

werden.<br />

Na, und das war ein Vorschiag, der sich<br />

konnte horen lassen. Es wurde die Strafe ge-<br />

maB dem Urteil protokoUiert, die Sitzung ge-<br />

schlossen, und der Gerichtsrat scWug vor, sie<br />

wollten nun toei ihm, dem Gerichtsrat, ein Glas<br />

Rotwein trinken, die Sache hatte ihn morder-<br />

lich angestrengt. „Mich aber gar nicht", kam<br />

gelassen das Echo des Pastors, der jedoch dem<br />

Vorschlage nicht aibgeneigt war.<br />

Na und?<br />

Nach Ablauf von vier Wochen kam der Be-<br />

scheid, der Herr Pastor diirfe sein eigen Bett<br />

niit nach Wesel nehmen, miisse atoer iMr den<br />

Transport des Bettes seinem eigenen Beutel<br />

lastig fallen.<br />

Und so kam es, daB kurz darauf eines Mor-<br />

gens der Pastor im Zylinderhut auf dem Bahn-<br />

hofe stand und dafi unter Hurra und Hoch der<br />

ganzen Gemeinde zuerst das pfarrherrliche<br />

Bett im Giiterwagen verstaut und dann der<br />

Pfarrer zu seinem Coupee geleitet wurde. Er<br />

lieB beim Abschied nicht eine einzige Trane<br />

fallen. „Na, bis in vier Wochen!" Das war<br />

seiner ganzen Ajbschiedsrede Anfang und Ende.<br />

Und wieder nach vier Wochen tat sich in<br />

Wesel eine Zellentur auf und der Direktor<br />

selber geleitete den Pfarrer mitsamt seinem<br />

Bette an das Tor des Gefangnisses. Er gab<br />

unterwegs der Hoffnung Ausdruck, daB der<br />

geistliche Herr doch wohl dhne Bittenkeit aus<br />

den Mauern gehe, die ihn vier Wochen hin-<br />

durch „beherbergt" hatten. „0, im Gegenteil",<br />

"vehrte der Exstrafling ab, „ich miuB Ihnen<br />

vielmehr bekennen, daB ich dem Herrn Bis-<br />

marck zu groBem Danke verpflichtet bin."<br />

.,Wieso denn das?" platzte der Herr Direktor<br />

in hochstem Erstaunen heraus. „ Atoer be-<br />

denken Sie, lieber Herr", erklarte der geist-<br />

liche Westfale in ungeheuchelter Gemachiich-<br />

keit, „ich hatte ohne ihn in meinem Leben den<br />

Rhein und die Stadt Wesel nicht zu sehen ge-<br />

krieigt. Jetzt bin ich doch einer, der von der<br />

Welt was gesehen hat und davon erzahlen<br />

kann. Wie soil ich da also dem Bismarck nicht<br />

dankbar sein, wenn er darauf auch sicher gar<br />

nicht spekuliert hat!" Und so ging er hin, ohne<br />

sich umzusehen.<br />

Der Direktor sah dem Exstrafling so lange<br />

nach, als er noch zu sehen war, und sagte dann<br />

verloren vor sich hin: „Gar nicht auszudenken,<br />

was fur ein Gltick das ware, hatte man nur<br />

solche Sorte von Spitzbuben zu betreuen!"<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Zum Besten der Armen<br />

Aus einem Buche: Christus kommt wieder<br />

auf die Welt, um zu sehen, was aus elnem<br />

Wort von Llebe und Selbstverleugnung ge-<br />

worden ist.<br />

Und es begab sich, als er durch die gtadt<br />

ging, daB er Frauen und Manner stehen sah in<br />

abgerissenen Kleidern, die Hande gewickelt in<br />

Tucher Oder vergraiben in die Taschen ihrer<br />

zerfetztenGewander, wie sie lasen, was ein far-<br />

biges Blatt an einer Saule mit groBen iLettern<br />

hinausschrie in das Gehaste der StraBe.<br />

Und er trat auch hinzu xmd las: ein Wohl-<br />

tatigkeitsfest solle stattflnden zum Besten der<br />

Armen im prunkvoUsten Saale der Stadt.<br />

Las, daB Frauen und Mannern in hchen<br />

Amtem und mit klingenden Namen sich zeigen<br />

wiirden in in- und auslandischen Gewandern,<br />

zu verkaufen Niitzes und Unniitzes zum Besten<br />

der Armen.<br />

DaB sie singen und tanzen wurden, Lieder<br />

und Tanze der Heimat und solche fremder<br />

Volker, die da wohnen jenseits der Meere, von<br />

denen man sonst redete, daB sie Wilde seien<br />

und entbehrten rechten Glaubens und guter<br />

Sitten. Singen und tanzen, zu stillen die Seuf-<br />

zer und Tranen der Armen. —<br />

DaB man durch das Los verteilen werde, was<br />

andere geschenket, well sie guten Herzens<br />

waren, oder uberdriissig der Sachen und 'froh,<br />

sie so an den Mann zu toringen.<br />

Und als der Abend gekommen, ging er hin<br />

an den Prunksaal der Stadt. Sah aus Wagen<br />

und Autos steigen Frauen und Madchen in<br />

kostlichem Gewand und Geschmeide, kostbar,<br />

dafiir zu kleiden alle Armen der Stadt und zu<br />

stillen ihren Hunger auf lange Zeit.<br />

Sah stromen Alte und Junge, zu tanzen nach<br />

dem Locken der Fiedeln, dem Klange der<br />

Homer und dem Drohnen der Pauken zum<br />

Besten der Armen.<br />

Horte das Singen und Lachen, das durch die<br />

Wande und Tiiren des Saales hinauslief in die<br />

dunkle StraBe, Singen und Freude zum Besten<br />

der Armen der Stadt.<br />

Sah, als sich die Nacht schon zum Tage<br />

kehrte, Manner und Frauen, viele alte und<br />

junge im Rausche des Weines und der Smne<br />

eng verschlungen, auch schwankenden Schrit-<br />

tes, messend die Breite des Weges, heimwarts<br />

streben oder verschwinden in dunkle Tore, um<br />

auszuruhen von den Genussen, die sie sich auf-<br />

erlegt zum Besten der Armen. Sah auch solche,<br />

die noch hingingen, um in verschwiegenen<br />

Stuben beim Knallen der Propfen Bacchus und<br />

Venus zu opfem, was sie ihnen nicht darbieten<br />

konnten auf dem Feste zum iBesten der Armen<br />

der Stadt.<br />

Las anderen Tages in den Berichten der Zei-<br />

tungen viele Worte 'iiber das gute Gelingen des<br />

Festes. Las wieder die klingenden Namen der<br />

Frauen und Manner, so das Fest geleitet, und<br />

las zuletzt, daB das Fest der hohen Unkosten<br />

wegen ieider nicht gebracht haibe, was man<br />

erhofft als Ertrag zum Besten der Armen der<br />

Stadt.<br />

Und harte Worte treten auf seine Lippen.<br />

K a r 1 W a g e n f e 1 d (t)<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

41


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Johannes<br />

Hafzfeld i"<br />

Von Theodor Propper<br />

Am 5. Juli 1953, einem Sonntag, war idi mit<br />

^~^'einem meiner Balver Freunde zju abend-<br />

lichein Gesprach beisamimen. Im Laufe der<br />

ermsten Unterhaltunig wurde plotzlich der Ge-<br />

danke an Johannes Hatzfeld lebendig amd es<br />

fiigte sidi, daB idi einen' Ausspruch von Man<br />

zdtierte, den er mir dm Hintolick aul Franz<br />

Hoffimeister vor Jalhren geschrieiben:<br />

„Er (Hoffmeister) war von jener selten ziu<br />

treffenden Sorte von Menschen, die, wie Les-<br />

sing, von sich sagen konnten, sie konnten ihre<br />

Aiutoritat ruhig in jedem Augentolick weg-<br />

legen, weil sie sie sidi audi in jedem Aiugen-<br />

blick zuriicknehmen konnten." Als idi dieeen<br />

Ausspruch Hatzfelds in den Mund nahm,<br />

ahnte idi nddit, daB diese wahrhaft bedeu-<br />

tende Personiidikeit soeben, an demselben<br />

Abend, vieMeidit gar in derseltoen Stunde,<br />

iihre Aiuigeo dEiir dieses Leten igesdiloasen hatte.<br />

Erst zwed Taige spater wuCte idi es, als midi<br />

vollig unvorbereitet die laihimende iKunde vom<br />

Tode Hatzfelds erreidite.<br />

DurdiPresseundiRundftink flog dieTrauer-<br />

nadiridit Ihmauis in die Welt und sie wedite<br />

nddit nur im geistigen und kiinstlerisdien<br />

Deutsdiland, sondern audi in wedten Kreisen<br />

de® sdiMditen Volkes irnidge Anteilnahme.<br />

Dann folgten der erhabene Trauergottesdienst<br />

im Hohen Dome BU Padertoorn, audi in seiner<br />

liturgd'sdxen umd kiinstlerisdien Gestaitung<br />

von hBduster Vollendung und das feierlidie<br />

Begrabnis, wiiirdig eines GroBen im Reidie<br />

des Geistes und der Kunist. Und danra — ja.<br />

42<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

dann blieb das schmerzliche BewuBtsein einer<br />

Leere und einer Liicke, blieb die Uberzeu-<br />

gung, daB jenes Spridiwort „Jeder Mensdi ist<br />

zu ersetzen" unwahr ist, soweit es sidi auf<br />

die ganze Fulle innersten Wesens und den<br />

Kern einer Personiidikeit bezieht. —<br />

Um, jetzt, nadi seinem Heimgang, die Per-<br />

sdnlidikedt Hatzfelds und sedn liiberreiches<br />

Lebeniswerk getauhrend EU wiirdigen, miiiSte<br />

man eigentlidi ein ganzes Budi sdirei'ben;<br />

der knappe Ratanen eines Artikels ist zu eng<br />

fiir diese Aufgabe. AuBere Bhrungen — Hatz-<br />

feld war Ehrendoktor der Undversitat Miin-<br />

chen, Papstlidier Geheimkammerer, Ehren'-<br />

toiirger der Stadt Paderborn — lieBen die<br />

Bedeutung dieses uiberragenden Mensdien<br />

audi fiir „AuBenBteh6nde" siditbar werden.<br />

Hatzleld als Priester und Lehrer, als Volks-<br />

iblldner, als Musdker, als Sdiriftsteller, als<br />

Sauerlander, als — Mensdi; jede dieser Auf-<br />

zahlungen bote Stoff genug fiir eine eigene<br />

Abhandlung. In diesem sdiliditen Mensdien<br />

waren; Oiarakter, weltweite Sdiaii und Und-<br />

versalitat des Denkens in iseltener Wedse ge-<br />

ibunden zur Gesdilossenlheit und Origdnalitat<br />

edner Pers6nMdikeit von ungewolhnlidier Aus-<br />

straihlunigelkraift.<br />

Der Weg seines ersten priesterlichen Wir-<br />

kens fiuhrte Hatzfeld nadi Beendigung seiner<br />

Studien in Paderborn und Miindien zunadist<br />

in die Diaspora und sodann als ReUigionsleh-<br />

rer nadi Paderbornii Nidit zu sagen, fiir wde-<br />

viel Mensdienseelen Hatzfeld zum Segen


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

wurde durch das Beispiel seines Lebens, durch<br />

die geheimnisvolle Macht seines Wortes, durch<br />

die verstehende Goite, die jeder in seiner<br />

Nahe verspiirte. Auf vielen Kanzelin und an<br />

vielen Rednerpulten des deutschen JLandes,<br />

in Kirchen, Salen und am Rund&ink stand<br />

Hatz'feld, und immer war sein Wort von be-<br />

sonderer Eindriniglichkeit und Uberzeugungis-<br />

kraLft. Die Eigenart Hatzfeldscher Predigt-<br />

weise und der ganze Stil seines Vortrages<br />

waren von solcher Eigenstandigikeit und Ein-<br />

maliakeit, daB es wohl ein nur wenig aus-<br />

sichtsvolles iBeginnen gewesen ware, hatte<br />

jemand audi nur versucht, ihn imitieren zu<br />

wollen. Hatzldldis Stil war eben iganz und gar<br />

gepragt von seiner durchaus orginalen Per-<br />

sonlichkeit. „Er sollte Zeugrus geben von dem<br />

Lichte." (Joh. 1, 8) Dieses auf seinen igroBen<br />

Namenspatron bezogene Biibelwort ist auch<br />

von Hatzfeld getreu erfiillt worden. —<br />

Die in einem tesonderen Sinne volksbild-<br />

nerische Arbeit Hatzfeids hangt eng mit sei-<br />

ner Tatigkeit am Volksverein Mr das katho-<br />

lische Deutschiand zusammen'. Hier bildete<br />

er mit den groCen Priestengestalten Anton<br />

Heinen und August Pieper das strahlende<br />

Dreigestiim, von dem segensvolle Einfliisse<br />

gledch ungezahlten Stralilungeni auif das ka-<br />

tholische Deutschiand ausgingen. Hatzfeld der<br />

Priester-Kiinstler, der alien werthaften AuBe-<br />

rungen kiunstlerischen Lebens auifgesdilossen<br />

stand, war auf dem Gebiet der Musik nicht<br />

etwa nur liebhaber, sondern hervorragender<br />

Fachmann mit dem Gewicht weithin aner^<br />

kannter Autoritat uod der Falhigkeit au treff-<br />

sicherem Urteil. Die Musik war iiim wichti-<br />

ger iFaktor in seiner gesamten volksbUdne-<br />

risdien und letztlich Beelsorgerischen Arbeit.<br />

Im Volksvereinsverlag baute er die beiden<br />

Editionsreihen „Musik im Haus" und „Mu-<br />

sika orans" auf. Gleich nach dem ersten Welt-<br />

krieg im Jahre 1919 ersdiien HatzfeOds groBe<br />

Volksliedersammlung „Tandaradei". Im Vor-<br />

wort dazu schrieb er: „Das Duch gehort der<br />

deutschen Jugend und dem deutschen Hause.<br />

Es soU Freude bringen, das list sein erster<br />

Beruf . . .". Dann fodgte „Susanii" das Haus-<br />

buch kostlicher Weihnachistsmusiik. In Wort<br />

und Schrift, in Kursen und iSdngewodien warb<br />

Hatzfeld fiir seine Ideen. Seine Hand war 1925<br />

'mit beim Werden der Zeitschrdift „iMusik im<br />

Leben", die in fiiinl stattlichen Jahrgangen<br />

von hoher Warte aus SteMung naiiim zu vie-<br />

len aktueUen Fragen musikailischer Volks-<br />

kultur. Eingehend vertiefte sich Hatzfeld in<br />

die philosopihisch-astihetischen Anschauungen<br />

eines Martin Deutimger, um isiie wirksam und<br />

fruchtbar werden zu lassen. In iseiher gesam-<br />

ten voJksibildnerischen Arbeit war gar vietes<br />

vom Geist desi Remibrandtdeutscheni spurbar.<br />

Keln Wunder, daB die Universitat Miinchen<br />

solch bedeutsames Wiifeen Hatzfelds durch<br />

seine Emennung zum Eihrendoktor ehrte.<br />

Ureigene Domane war fiir den PrSester-<br />

Kiiinstler das wedte Feld der katholisdien<br />

Kirchenmusik. Sowohl am OaeoiiMen-Verein<br />

als besonders auch in der internationalen Ge-<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

sellschaft fiir neue Kirchenmusik war Hatz-<br />

feld fuiirend.<br />

Mit dem Gewicht unbestrittener Autoritat<br />

malhm er BU zahlreichen Fragen kirchenmusi-<br />

kalischen Lebens Stellung. Aluf dem. Gebiete<br />

des Kirchenliedes war er der unvergleich-<br />

liche Kenner. Mit dem neuen kirchenmusi-<br />

kaliischen Aufbruch, der nach dem ersten<br />

Weltkrieg einsetzte, ist der Name Hatzfeld<br />

unzertrennlich verfkniipft. Nicht nur in Deutsch-<br />

iand, sondern auch in Wien, Horn, Paris und<br />

anderswo hatte dieser Name Klang iund Gel-<br />

tung. Hatzfeld war der Pionier und Wegbe-<br />

reiter der neueren ikirchenmusikaHschen Ent-<br />

wicklung, der groBe Anreger, der zahlreichen<br />

jungen KomponiSten den Weg baihnte. Diese<br />

von dihm geforderten und betreuten Kompo-<br />

nisten bUdeten seine „Kanarienlhecke" und es<br />

war schon etwas Besonderes und einer hohen<br />

Empfehlung gleich, au Hatzfelds „Kanarien-<br />

hecke" zu zahlen. Wie man in Deutschiand<br />

fiir das 19. Jahrhiundert keine umfassende<br />

Geschichte der kathdliischen Kirchenmusik<br />

schreiben kdnnte, dhne den Namen eines<br />

Franz Witt au nennen, so ist dies fiir das<br />

20. Jalhi^\Midert ebenso unmoglich, ohne des<br />

Mannes zu gedenken, in dessen Handen tau-<br />

send Faden kiinstlerischen Geschehens zu-<br />

sammeniiefen: Hatzfeld. Hier liegt die groBe<br />

kirchenmusikaMsche Bedeutung von Johannes<br />

Q[tad^tgefid)t<br />

Die Dorfer schlafen tiei<br />

Klein, nieder hingestreut am Bergessaum,<br />

Erstarrtes Flutgeroll und Wogenschaum<br />

Des Zeitstroms, der durch diese Tdler lief.<br />

Die Nacht wdchst iiher sie und wird so groj3<br />

Und macht die stummen Dorfer zeitenlos.<br />

Sie sinken in den Erdenschlummer ein<br />

Mit Ackern, Wiesen, Laubgehblz am Rain.<br />

Da rauscht der Strom, vom ndchtlichen Dunkel<br />

schwer<br />

Aus Weltallfernen durch die Tdler her;<br />

Uralt scheint nun die Landschaft, unbewohnt,<br />

Hoch iiber ihr hangt grell und kiihl der Mond.<br />

Die Berge starren, dumpfgeballte Kraft,<br />

Im Mondesbann und draumen riesenhaft<br />

Erdfriihes Unmafi, in den kalten Schein<br />

Und halten Wdlder in das Licht hinein.<br />

Vor meinem Fenster bin ich hingesunken,<br />

Ein banges Sein, vom Weltall aufgetrunken,<br />

Mein Ich vergessend, klein und schicksallos<br />

Und eingesogen fast vom Erdenschofi.<br />

Doch als ich zag, vergehend niederbrach.<br />

Ward eine Stimme in mir wach und sprach:<br />

„Fiirchte dich nicht! — Vergeh, und werde klein,<br />

Hinsinkend ziehst du Gott in dich hinein.<br />

Dein Herz wird grower als des Weltalls Bild,<br />

Wenn Gott mit seiner Li'ebe es erfiillt;<br />

Er iiberstromt dich, wenn er dich zerbricht<br />

Fiirchte dich nicht!"<br />

Maria Kahle.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

43


Hatzfeld, eine Bedeutunig die seine G«ltun2<br />

als Komponist nodi ubersteigt, obgleich jede<br />

Note, die er schrieb, die Hand des Meisters<br />

verriet.<br />

Als Schriftleiter des „Leo", jenes Sonntags-<br />

blattes, das spater als „Dom" erschden, ist<br />

Hatzfeld® Name weitesten Kreisen unserer<br />

Erzdiozese toekannt geworden. Nur weil er<br />

das Volk wirkliich kannte, sein Leben und<br />

seine Denkiungsart und dazu eine gottbegna-<br />

dete Kraft der Mitteilung und des Gestaltens<br />

besaB, vermochte er solche EvangeUen-Er-<br />

klarungen zu schreiben, mit denen er jahre-<br />

lang den Kranz des Kirchenjahres begleitete.<br />

Erwahnt sei auch' Hatzfeilds Mitarbeit am<br />

Familien-Kalender fiir das katholische Land-<br />

^voltk, ziu dessen ,Redaktionsstab er gehorte,<br />

Aus der Reihe der Hatzfeld'schen Buchver-<br />

offentlichungen' nenne ich hder nur die beiden<br />

„Heiliiger Aiufganig" und „Gotte!sfriuihling", die<br />

allein schon den Ehrentitel rechtfertigen, den<br />

man Hatafeld zulegte, als man ihn einen<br />

„Aliban Stolz des 20. Jahrhunderts" niannte.<br />

Hatzfeld als iheimatbewuBter Sauerlander.<br />

Hier ist es, als kame man in die warme<br />

Abendstube eines Menschen, der weltweite<br />

Gestade kennt, und diirfte nun lauschen auf<br />

seine tiefsten Herztone, die deutlich vernehm-<br />

bar me ein Lied der L/iebe und Treue den<br />

heimeligen Raum durchzogen. Der am 14.<br />

April 1882 in Benoipe bei Welschenennest<br />

geborene Johannes Hatzfeld hat nie dm Leben<br />

seine sauerlandische Heimat vergessen. Er hat<br />

ihr die Treue bewahrt und sie geliebt, hat<br />

sich um sie gesorgt und hat audi gelitten um<br />

sie. Immer und dmmer wieder von Zeit zu<br />

Zeit setzte er seinen Fufi in die Bergwelt der<br />

Heimat. Zwischen ihm und den Seinen war<br />

bis zum. Tode die heimiatliche Mundart des<br />

Plattdeutschen die ganz selbstverstandiliche<br />

XJmgangssprache. Er hatte nadi dem ersten<br />

Weltkrieg die Hand mit am Griff ibeim Auf-<br />

bruch edner sauerlandischen Heimatbewegung.<br />

Er war der erste, der als Ehrenmdtglied jener<br />

von Franz Hoffnieister in's iDasein gerufenen<br />

Vereinigung studierender Sauerlander bedtrat.<br />

Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> toewahrt in den<br />

alten Jahrgangen seiner Zeitsdirift wie in<br />

einer Schatztnuhe wertvolie Beitrage aus<br />

Hiatzfelds Feder. Seine letzte plattdeutsche<br />

Heimatpredigt hielt Hatzfeld anilaJBlidi des<br />

Westfalentages 1952 bereits als krankildcher<br />

IVfonn dm Hohen Dom zu Paderborn. Sie war<br />

von ergreifender Wirkung und hdnterldeB ibei<br />

alien Horern starksten Eindruck. Wie ein<br />

Vermachtnis treuer Heimatliebe war diese<br />

Prediiigt. —<br />

Hatzfeld als Mensch? Wer vermochte mit<br />

©in paar Worten das innerste Wesen eines<br />

Menschen zu enthdillen und deutlich werden<br />

zu lessen? Eines der H!at2:feld'schen Bucher<br />

tragt den Titel „Glanz von innen". Mir scheint,<br />

dal3 Hatafeld niit der Wahl dieses Buaititels<br />

unbewiuBt und ungewollt die beste Kenn-<br />

zedchnunig und Charakterisierung seiner eige-<br />

nen Personldchkeit gegeben hat. „01anz von<br />

innen" war es, der jeden unwiderstehlich in<br />

44<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

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seinen Bann zog, der in Hatzfelds Nahe trat.<br />

Eine Begegnung mit ihm war "wie ein Ge-<br />

schenk. Unbestechlich in seinem Urteil besaB<br />

er ein sdcheres Gespiir fiir aides Echte und<br />

Werthafte. Giitiges Verstehen brachte er je-<br />

dem entgegen, der seinen Rat suchte. Wo er<br />

aber irgendwelcher Unwahrh^altigkeit und<br />

Gesinnungslumiperei begegnete, empfand er<br />

diese fast wie koiperlichen Schimerz. Schlicht<br />

in seinem Wesen und personilich anspruchslos<br />

bis zum auCersten, empfdng er jeden mit<br />

seinem freundlichen Lacheln. Niemals ver-<br />

suchte er, „sich in Szene zu setzen". Alle<br />

auBeren Ehrungen anderten nichts an der<br />

Schlichtheit seiner Art und Gesinnung. Seine<br />

innere Harmonde und die Gelassenheit seines<br />

Wesens hielten alien Belastungspro'ben stand.<br />

Sie zerbrachen auch nicht unter den Schick-<br />

salsschlagen des letzten Krieges, die ihm Haus<br />

und Heim, Haib und Gut und wertvolie s<br />

Schrifttum zerstorten und dhn vertrieben auf<br />

die LandstraBe wartender UngewiBheit. Bei<br />

allem Ernst iseines Wollens und seiner ganzen<br />

Lebensauffaissung war Hatzfeld dennoch zu-<br />

tiefst eine sonnige Natur. Der Humor, als das<br />

Lacheln des Weisen, war dihm wdhl vertraut.<br />

Wenn aber ein inneres Gliihen fiir das Rechte<br />

ihn drangte, konnte er auch beweisen, daB<br />

die Kraft zu einam heildgen Zom in ihm<br />

wohnte. Unermiidlich, auch in den letzten<br />

Jahren gschiwachter Gesundheit, schaffte er<br />

in seiner Paderborner Klause 23Wiischen autt-<br />

gestapelten Biichem', Noten und Manuskrip-<br />

ten ibds dhm der Tod die Feder fiir die letzten<br />

Vorarbeiten zur Neuherausgabe seines Tan-<br />

daradei aus der tHand nahm. —<br />

Wollte dch ein Buch schreiben iirber Johan-<br />

nes Hatzfeld, so wiinie vielleicht das schonste<br />

Kapitel die Uberschrift tragen „Hatzfeld als<br />

— Freund". Was ihnen Johannes Hatzfeld ge-<br />

wesen ist, werden jene, die das Gluck hatten,<br />

dhm als Freund dm Leben^ nahe zu stehen, als<br />

Vermachtnis und kosttaare Erinnerung im<br />

Herzen ibewahren. Uber solche Freundschaft<br />

aber kann man ja nicht sprechen, ohne pri-<br />

vate Beziirke des eigenen Letoens zu ent-<br />

hiillen. —<br />

An der Wand aneiner Stube hangt ein Bild-<br />

nds Hatzifelds nach dem Gemalde, das der<br />

isauerlandische Maler Jupp Sternhoff vor Jah-<br />

ren einst Bchuf. In der Hiand halt der Priester<br />

und Herrgottsmusdkant die Blatter seines<br />

Susand. Ich schaue das Bildnis an und Erinne-<br />

runigen steigen auf. Da muB dch denken an<br />

den Priimiiztag Hofifimeisters, an dem der al-<br />

tere Johannes Hatzfeld den Primdzianten und<br />

mich beiseitenahm und wir beide von ihm mit<br />

dankibarer Seele das angebotene „Du" als<br />

kostbares Geschenk empfingen. Und dch muB<br />

denken an so Viele Tage, die durch die Be-<br />

gegnung mit Freund Hatzfeld zu Feiertagen<br />

wurden, an- so viele Stunden, dde in der Er-<br />

inneriung nun vorwberziehen wie Nathan, mit<br />

reicher Fracht b^laden. Und mat Wehmut muB<br />

dch denken an all das, was einmal war und<br />

jetzt — — —. Doch in das Sthweigen der<br />

Stunde fallt wie das Abendleuchten ver-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

sinkender Tage der trostliche Gedanke, daC<br />

•wdrkliche Freundsdiaft niemals — auch ii'ber<br />

das Grab hinaus niidit stirbt.<br />

Sauerlandisciies Volk, mit Johannes Hatz-<br />

feld sank edner Dedner besten Sohne ins<br />

Grab. Schau das Bildnds Hatzfelds an, diesen<br />

scharf profilierten, durchgeistiigten Oharakter-<br />

kopf! VergiB nicht: Dieses BiM verddent einen<br />

Ehrenplatz dn der Galerde der groBten und<br />

bedeutendsten Manner, die das Sauerland<br />

jemais hervorgebracht hat. Doch ndcht genug<br />

damdt. Mehr noch: Der Name JOHANNES<br />

HATZFELD verddent ednen Ehrenplatz<br />

Erinnerung an GrojSvafer<br />

Von Martha Schlinkert<br />

yfiii dem Kamdnsims steht GroBvaters Bild.<br />

^-^'Oft betrachte idi sein liebes lachendes<br />

Gesidit mit den ungfeiahlten Faltchen, und es<br />

ist mir jedesmal, als zwinkere er mar zu:<br />

,,WeiBt du noch, Liitte, damals?" Dane nicke<br />

ich in Erdnnerung.<br />

Liitte nannte mich GroBvater, weil ich ein<br />

kleines zartes Ding war und deshalb in der<br />

Schule immer dn der untersten Bank sdtzen<br />

miuBte. Ach, wde mdch das krankte! Gar zu<br />

gem hatte ich auf der letzten Bank gesessen.<br />

Wo man hinter dem Riicken des Vordermannes<br />

in Deckung gehen konnte, wenn man einmal<br />

nidits konnte.<br />

Als der Lehrer eines Tages verkiindete, am<br />

nachsten Morgen gabe es neue Platze, begann<br />

ich fleberhaft zu iiberlegen, wie ich mit ein<br />

wenig List dem Schdcksal, welter die erste<br />

Bank driicken zu miissen, entgehen konne.<br />

Voller Verzweiflung aB ich mittags drei Teller<br />

veil Erbsensuppe, obwohl sonst die ersten<br />

Loffel schon ndcht rutschen wollten. Dann<br />

setzte ich mdch zu GroBvater auf die Bank am<br />

Kachelofen und verflel in finsteres Briiten.<br />

»Na, Lutte, wo driickt der Schuh?" GroB-<br />

vater sah mdch belustigt an. Zwei dicke Tranen<br />

kullerten aus meinen Aiigen, und unter Stocken<br />

"Jnd Schluchzen erzahlte ich ihm meinen<br />

Kummer.<br />

GroBvater kramte sein rotgewurfeltes<br />

Taschentuch hervor, wischte mir dde Augen<br />

blank und lachte voller Schalk, wde nur er es<br />

•konnte. „Ich ledhe ddr meine Schuhe, Lutte",<br />

trostete er.<br />

„Och'', sagte ich enttauscht, denn was konnte<br />

das schon niitzen.<br />

GroBvater zog an seiner Pleife, kdcherte in<br />

sich hinein und befahl mir, sedne Schuhe aus<br />

der Kammer und Heu von der Deele zu holen.<br />

Da gdng mir ein Licht auf. Ich driickte den<br />

guten Alten, daB Uim dde Luft wegging und er<br />

sich polternd losmachte.<br />

Als GroBvater ganz bedSchtig seine Schuhe<br />

wit Heu auspolsterte, erschienen wieder tau-<br />

send Faltchen dn seinen Augenwinkeln. Nun<br />

n^uBte ich das Gehen iiben. Meine kleinen<br />

FiiBe zogen die Schuhe wie Elbkahne durch<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

in Dednem iHerzen, sauerlanddsches Volk! Weit<br />

drauBen dn deutschen Landen; wdrd man dde-<br />

sen Namen noch nennen, wenn die Namen<br />

von tausend EdntagsgroBen langst dm Be-<br />

wu'Btsein der Menschen wie welke Blatter<br />

vom Wdnde verweht sind. Den Namen Johan-<br />

nes Hatafeld, der dm Leben dn mehr als einer<br />

Hdnsicht von programmatischer Bedeutung<br />

war, diesen Namen, der dn ednzdgartiger Weise<br />

ein so reiches, gotterfiulltes lund heimattreues<br />

Leben umscMiefit, darfst Du nde und nimmer<br />

vergessen! Fiirwahr, er hat es um Ddch, um<br />

uns alle verddent! —<br />

das Zdmmer. Der Alte zog an seiner Pfeife und<br />

lachte iiber meine hampeldgen Bewegungen.<br />

Zu guter Letzt ging es leidldch. In der Nacht<br />

traumte ich, meine Stiefel wiichsen ins Riesen-<br />

hafte. In gleichem MaBe schrumpfte das Schul-<br />

gebaude, dem ich zustrebte, in sich zusamm.en.<br />

In AngstschweiB gebadet, wachte ich am<br />

Morgen auf und wartete auf eine Gelegenheit,<br />

mich unbemerkt mit GroBvaters Schuhen iiber<br />

den Schultern hinauszuschleichen.<br />

Die Sonne schien und gab mir meine frohe<br />

Zuversicht wieder. Je naher ich dem Schul-<br />

haus kam, desto mehr schwand sie jedoch und<br />

machte einem groBen Bangen Platz. Ich ver-<br />

barg mich in einem Graben, bis die Sdiul-<br />

glocke rief, und betrat als letzte das Klassen-<br />

zimmer.<br />

Alle umdrangten den Lehrer, der mit der<br />

Verteilung der Platze beginnen woRte. So ge-<br />

lang es mdr, unbemerkt dazwischenzuschlupfen.<br />

Als medn Herz erst wdeder dm gewohnten Takt<br />

schlug, rief ich keck: „Herr Lehrer, ich habe<br />

gestern drei Teller voll Erbsensuppe gegessen!"<br />

Alle lachten, und der Lehrer meinte schmiHi-<br />

zelnd: „Dann wollen wir mal sehen, ob du<br />

iiber Nacht gewachsen bist."<br />

Er steUte mich Riicken an Riicken mit<br />

Kaspars Margret, die mich um ein gutes Stiick<br />

in der Lange uberragte. Mein Herz schlug<br />

einen Trommelwirbel, denn des Lehrers BMck<br />

war zu meinen Schuhen toinuntergeglitten.<br />

Eine Unmutfalte, die sich schon steil in seiner<br />

Stirn eingraben wollte, wurde von einem<br />

plotzlichen Lachen fortgewischt. „Wenn du am<br />

Ende iiber Nacht so weiterwachst, dann wiU<br />

ich dlch doch Ueber igleich in dde letzte Bank<br />

setzen", sagte er, wahrend es rings um mich<br />

zu tuscheln begann. Ich war iiber und iiber rot<br />

geworden und schamte mich meiner Kriegs-<br />

list. Ich offnete schon meinen Mund, um aUes<br />

zu ibeichten, da sah ich in des Lehrers giitiige<br />

Augen, die mir verstandnisinnig zuzwinkerten,<br />

als wiiBten sie um dde Not meines Kinder-<br />

herzens.<br />

Beseligt saB ich in der letzten Bank. Sobald<br />

ich einen Vordermann bekam, verschwand ich<br />

unter der Bank und zog dde driickenden Schuhe<br />

aus.<br />

Das ist meine friiheste Erdnnerung an GroB-<br />

vater, der in der Frohlichkeit seines Herzens<br />

bis zu seinem Tode mit uns Enkelkindern<br />

jung blieb.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

45


K^tn. cSi^ciu^bat'tjaicyL<br />

e-Uue-LCh. sauertandischer Hohlen<br />

f^ u den eindrucksvollsten Erlebnissen, die<br />

"^ das anmutige, an Schfinheiten so reiche<br />

Sauenland zu bieten vermag, gehoren unistreitig<br />

Besaiche in Hohlen, vor allem in Gebildhoh-<br />

len, in jenen uinterirdisdien Wunderwerken<br />

der Natur, die die Baukiinstler Wasser und<br />

Kalk in unendlich langen Zeitraumen, im<br />

dunklen SchoB der Kalkstearugebirge hervor-<br />

gezaiibert haben,<br />

Reichlich bedacht mit Hdhlraumen aller<br />

Art, mit schmuckvollen Hallen und Grotten<br />

ist jener Teil des Sauerlandes, der zum<br />

Rheindsch-Westfaiischen Kalksteinigebirge ge-<br />

hort, jenes Gebiet, wo Bachlaufe plotzlich<br />

versdiwindein und im Verborgenen weiter-<br />

sickem, tun ebenso iiberraschend irgendwo<br />

wieder zutage zu treten wie z. B. die Honne,<br />

die Pader, die Briloner Aa und der Bilstein-<br />

bach.<br />

Die Gesanit2sahi aller unterirdiechen Hohl-<br />

raume Siiidwestfelens wird sich nie ermitteln<br />

lassen. Doch sind unsere heimischen Kalkge-<br />

birge viel hohlenreicher, als allgemein ange-<br />

nommen wird.<br />

140 Hohlen im Sauerland<br />

Jener geolagische Raum, der die Kalkstein-<br />

gebirge des Sauerlandes und des angrenzen-<br />

den Waldedcer und Bergischen Landes um-<br />

fafit, birgt wait u'ber 200 Hohlen, von denen<br />

rumd 140 im Sauerland, etwa 20 im Waldecker<br />

und 40 im Bergischen Land liegen, kleine und<br />

unbedeutende Schlotten nidit eimgerechnet.<br />

Unter den hohlenreichen Bezirken steht der<br />

Kreis Iserlohn mit rund 50 HiShlen an der<br />

Spdtze. Bs folgen' der Kreis Arnsberg mat 36,<br />

Brilon und Olpe mit je 12 HBMen, die Kreise<br />

Altena, Meschede und Lippstadt mit je 10,<br />

Enn€pe-Bjuhr mit 7 und Hagen mit 6 Hohlen.<br />

Anerkannte Fachleute zahlen die 1948 ent-<br />

deckte Liethohle toei Warstein zu den eiigen-<br />

aitiigsten und zauibervollsten Europas, die Ge-<br />

bilde besitzt, die ihresgleichen suchen und<br />

'bisher nur in einer sudspanischen HoMe vor-<br />

kammen. In verschwenderischer Fulle finden<br />

slch iiber zwei Meter (liange gri>£fel- Ws blei-<br />

stiftdlcke, iglasklare Kristallrohrchen von. vol-<br />

lig gleddiem Durciimesser, aus den Kiuften<br />

und Spalten hervorwachsende, echneeig-weiCe<br />

Kalzitstenigel und zarteste Quarsskristalle,<br />

feinste Alabastersaulen und -grotten. Auch<br />

der merkwiirdigste Krebs, der augenlose,<br />

schneeweiBe Hohienkrebs (Niphargus) ist hier<br />

gefundeni; er besitzt nicht einmal Augen in<br />

veiteiimmerter Form, nach Ansicht der Fach-<br />

gelehrten ein Beweis dafiir, daB er vermutlich<br />

schan vor vielen Jahrtausenden ©inge-<br />

schwemmt worden ist und sich der standig<br />

dunkien Umgebung vollig anigepafit hat. Und<br />

wenn namlhaifte Hohlenkenner die D e c h e n -<br />

46<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Von Bernlhard Dafhnschulte<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

In der Warsteiner Bilsteinhohle<br />

h6h 1 e und die Attendorner Hohle<br />

zu den reizvollsten zahlen, wolien vra Sauer-<br />

lander diese hervorragenden Naturdenkmaler<br />

gern als solche schatzeni, wohl wissend, daB<br />

es in der weiten Welt noch berutantere Hoh-<br />

len und Grotten gibt. Jede Hohle hat eben<br />

ihre besonderen Schonheiten und die nur ihr<br />

eigenen Reize.<br />

Deutschlands tiefste Schacfathohle<br />

Als wedtere sehenswerte Gebildhohten, die<br />

fiir den Besuch erschiossen und elektrlsch be-<br />

leuchtet sind, seien genannt die H e i n r i c h B-<br />

hohle bei Swndwig, die auch zahlreiche<br />

Knochenreste ausgestorbener Biszeittiere ent-<br />

hielt; die Reckenhohle ibei Binolen im<br />

Honnetal und die Bilsteinhohle bei<br />

Warstein, die mit ihrem iiber neunzig Meter<br />

tiefen Naturschacht Deutschlands tiefste<br />

Schachthohle ist. AuBer im Massenkalk des<br />

oberen Mitteldevon treffen wir Hohlen auch<br />

im Korallenkalk des tieferen Mitteldevon, wie<br />

z. B. im Oestertal bei Plettenberg an.<br />

Zu den sehenswertesten Schauhohlen auBer-<br />

halb des Sauerlandes gehdren die im Ber-<br />

gischen liegenden von Wiehl und Riinderroth<br />

im Aggertal. Noch manche verdienen- genannt


gfB<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

zu werden, wie z. B. die Barenhoihle bei Lu-<br />

denscheid, die uber 1500 Meter lange Hardt-<br />

hohle bei Wuppertal-Barmen und die zahl-<br />

reichen Hohlen des Lenne-, Honne- undFret-<br />

tertales.<br />

Die langste Hohle Deutschlands<br />

Deutschlands ausgedehnteste Hdhle liegt<br />

ebenfaUs im rhedinisch-westfaiischen Kalk-<br />

steingebiet: Es dst die in gedogisdier und<br />

zoologischer Binsidit gleich' bedeutuogsvolle<br />

und eigenartige K il u t e r t h 6 h 1 e ibei Voerde-<br />

Miispe. Ihr Name erkiart sdch aus lUute<br />

(Klumpen), womit der Berg gemeint ist. iSie<br />

ist keine eigentliche Tropfsteinhohle — einiige<br />

fpiiher vorhanden gewesene Gebilde haben<br />

Frevlenhande vernichtet — sondern ein aus-<br />

gedehntes, weit verzweigtes Labyrinth von<br />

Geh- und Kriechlhanden, von denen bis jetzt<br />

uber dreitandert erkundet sind. Immerhin<br />

i'st die Kluterthohle die laegste Deutschlands.<br />

Sie enthalt zwanzig groBere und kleine Seen;<br />

drei Bache schicken ihr Waisser auf langen<br />

Wegen durch das Labyrintih.<br />

pern Geologen wie Zoologen ibietet die<br />

Hohile manche andere Merkwurdigkeiten. Zato-<br />

reiche Koraltenarten, einzelne bis zu dreiBig<br />

Zentimeter Durchmesser, linden sich in den<br />

Versteinerunigen. Der Zooiloge ist erstaunt,<br />

uber 158 verschiedene Arten kennenzuiernen,<br />

darunter auch den vorhin genannten augen-<br />

losen, schneeweiBen Hohlenlkretas. — Aus der<br />

jiinigeren Geschdchte der Hoihle sei erwahnt,<br />

daB wahrend der trudisessischen Unruhen<br />

und des DreiBdgjahrigen Kriieges die Bewoh-<br />

ner der Umigebaung dorthin geifloihen sind. Im<br />

groBten Raum der Hohle, der etwa zwanzig<br />

Meter lang und zehn Meter breit ist, haben<br />

Geistliche im Jahre 1586 fiir die protestan-<br />

tischen Fluchtlinge Gottesdienst abgehalten,<br />

woran nodi die Bezeichnungen „Kdrche" und<br />

,.Kanjzel" erinnern. Wie fast aile Hohlen, steht<br />

auch die Kluterthohle unter Naturschutz.<br />

Hoffnung vieler Asthmakranken<br />

Wahrend des Banibenkrieges, als viele<br />

Ennepetaler in die Kluterthohle ifliichteten,<br />

landen Asthmakranke unerwartet Linderung.<br />

Dies fuhrte zu systematischen wissenschaft-<br />

lichen Untersuchunjgen, deren Engebnis bis<br />

jetzt in der Welt einmalig dasteht: Der<br />

Kohlensauregehalt betragt das acht- bis zehn-<br />

lache der AiuBenluft, und die inaturliche Ra-<br />

dioaktivitat liegt zehn Prozent hoher als<br />

drauBen. Hinzu kommt die hohe Luftfeuchtig-<br />

keit (95 prozent) mit praktisch fehlendem<br />

Staub und geringem Kochsalzigehalt. Die Tem-<br />

Peratur betragt im Sommer und Winter gleich-<br />

maBig io,4 Grad. Viele Asthmakranke erziel-<br />

ten wesentliche Erleichterung und anhaltende<br />

Bessenung, selbst Dauerheilunigen sollen zu<br />

verzeichnen sein.<br />

Siedlungshohlen<br />

Zahlreiche offene Hohlen, die an Beng-<br />

hangen und FluBufern ins Freie miinden, sind<br />

schon im Eiszeitalter sichtbar gewesen und<br />

von streifenden Jagern und Fischern gefun-<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

den und bewohnt worden, vor allem im<br />

Honne- und Lennetal, aber auch im Warstei-<br />

ner Gebiet und anderwarts. Man nennt sie<br />

W o h n - Oder Kulturhohlen, auch Sied-<br />

lungshohlen.<br />

Ein Irrtum aber ist's, anzunehmen, die pra-<br />

historischen Menschen hatten nur in Hotoilen<br />

gewohnt. Wir kennen in Deutschland bis jetzt<br />

mehr Freiland-Fundplatze als Hohlensta-<br />

tionen. Sie bezeugen, daB auch der Eiszeit-<br />

mensch eine lichte, warme Raststation im<br />

Freien einer dunklen und feuchten HOhlen-<br />

wohnung vorgezogen hat, die er aber als<br />

Standplatz hodischatzte. Dann wohnte er je-<br />

doch nicht, wie oft langenommen wird, hiinten<br />

in der Hohle, sondern am Eingang und arbei-<br />

tete oft vor der Hohle. Der Hohlenraum<br />

selbst bot ihm wirksamen Schutz gegen alle<br />

Gefahren, die ihm von Tieren und fremden<br />

Horden tmd durch die Unbilden der Witterung<br />

drohten. Darum hat der vongeschichtliche<br />

Mensch zu alien Zeiten die Hohlen gem be-<br />

nutzt und sie fiir langere Zeit Kum Aufenthalt<br />

Oder zur Zentralstation gewahit.<br />

Das Leben der vorgeschichtlichen Menschen<br />

Durch irgentwelche Umstande, meistens<br />

durch Naturtoatastrophen, sind die Bewohner<br />

dann oft gezwungen worden, ihre Siedlungs-<br />

und Arbeitsplatze fluchtartig aufzugeben,<br />

viele ihrer handwerklichen Erzeugnisse zu-<br />

riicklassend. Diese haben unter dem Schutze<br />

der sich dariiber gelagerten iSchichten viele<br />

Jahrtausende liiberdauert und sich bis in die<br />

heutige Zeit erhalten, vor allem die unver-<br />

ganglichen, wie z. B. Stein- und Bronzegerate,<br />

TongefaBscherben, unter besonders giinstigen<br />

Erhaltungsibeddngungen sogar Knochen und<br />

knocheme Gerate. Die Kultuiihohlen bieten<br />

daher dem Palaoarchaologen geeignete For-<br />

schungsmoglichkeiten; sie liefern eindrucks-<br />

voUe Zeugnisse, die es ihim ermoglichen, ein<br />

Bild zu gewinnen vom Leben' des ur- und<br />

vorgeschichtlichen Menschen und die groBen<br />

Entwicklungslinien der menschlichen Kultur<br />

uberhaupt zu erkennen.<br />

Arbeitsplatz der Neandertaler in Balve<br />

Obschon die Zahl der isauerlandischen K\il-<br />

turhOhlen recht groB ist, sind der breiten<br />

Offentlichkeit nur weniige b^kanntgeworden.<br />

am meisten wohi die iBalver Hohle. Als groBte<br />

offene Gebirgshalle DeutschlandB ist sie zu-<br />

gleich auch die hervorragendst^ deutsche<br />

Siedlungshohle liiberlhaupt.<br />

rhr Wert fu^^ die Vorgeschichtsforschung sei<br />

kurz dahin zuisammengefafit, daB in ihren<br />

Fundschichten handwerkliche Geratschaften<br />

aus acht verschiedenen Entwicfclunigastuifen<br />

der menschlichen Kultur eingeschlossen lagen.<br />

Besonders fundreich waren die altpaiaolithi-<br />

schen Schichten, durch deren Entdeckung es<br />

moglich geworden ist, die wirkliche Bedeu-<br />

tung der Balver Hoihe als einen der hervor-<br />

ragendsten Industrieplatze der NeandertM-<br />

menschen und als ihre wichtigste Verbin-<br />

dungsstation zwischen Mittel- und West-<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

47


Die Balver Hohle im Zeichen der Hohlenfestspiele<br />

europa au erkennen. Dadurch ist die in der<br />

Fachiiteratur als auffallend bezeichnete Sied-<br />

lungsliiidce der Neandertaler im nordwest-<br />

europaischen Raum geschloissen.<br />

KuKurhohlen des Honnetales<br />

Zu den toekanntesten KulturhoMen des<br />

Honnetales gehOren weiterhin die F e 1 d h o f -<br />

und Leichenhohle, die groBe und kleine<br />

Burghohle im Klusensteinfelsen, die<br />

Volkrinighau s er - und Burschen-<br />

hohle, dde Hausstatt-, KBtten- und<br />

Ziegenihohle; in einem Seitental der<br />

Honne, dm Grtiibecktal die K a r h o f - und<br />

H o n e r t ih 6 h 1 e.<br />

Aui3er Steimgeraten aus verschiedenen Sied-<br />

lungsepochen der Steinzeit wurden recht ein-<br />

druckisvolle Funde aus der Eisenzeit gebor-<br />

gen: Speer- und Pfeilspitzeii aus iBronze und<br />

Eisen, zahlreiche Bronze-Ohrringe mdt scho-<br />

nen Glas- und Bemsiteinx)erle(n, ferner Hals-<br />

und Armschmuck aus Bronze und Easen. Al-<br />

lein aus der merkwurdigeni, ratselvolien<br />

LeidienhOhle bei Binolen konnte der Verfas-<br />

ser imi Jalhrel938 sechzig guterlhaitene Bronze-<br />

Ohrringe und iiiber 460 unbeschiadigte gesunde<br />

Menschenzahne sowie Schadelfragmente ber-<br />

gen. Alie Hohlen enthielten viele Tonscherben<br />

von grofien und kleinen tG-efafien. Samtliche<br />

Fundstiicke dieser Art stammen aus der Zeit<br />

um 600 bis 500 v. Ohr. Aus der Kanhofhohle<br />

konnte sogar eine unzerstorte Heixlstelle aus<br />

dieser Zeit igeborgen und unversehrt ins<br />

Mendener Heimatmuseum geschafft und dort<br />

aufgestellt werden. Die neuen Funde aus der<br />

Balver BoMe ibetinden sich in den Museen<br />

zu Arnsiberg und Balve, viele der vor 1939<br />

gehobenen leider zerstreut in imehr als einem<br />

Dutzend andrer Museen.<br />

48<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Aus vielen Hohlen des Sauerlandss sind<br />

Funde aus der Eisenzeit ans Taigeslicht ge-<br />

kommen. Die Hohlen des Lennetaies ihat der<br />

Leiter des Ruhrtai-Museums, iSpiegel, griind-<br />

lich durchiforscht; vor allem im der Martins-<br />

und Oegerhdhle wie auch aus der Sporker<br />

Miiide bei Greventoriick hat er wertvoMe Kul-<br />

turreste bergen konnen. Den beriihmt gewor-<br />

denen „Hohlen Stein" Ibei Kallenhardt, sowie<br />

die BilsteinihaMen und die Rosenbecker Hohle<br />

bei Brilon erforschten Andree und Hennebole.<br />

die eindrucksvolle Kulturhinterlassenschaften<br />

zutage forderteni, aus der Stein- und Eisenzeit.<br />

Selbst das „Holilenloch" bei Oberalme und die<br />

saigenumwobene „Veledah6ihile" bei Velmede<br />

im Kreise Meschede lieferten Funde aus der<br />

mittleren Eisenzeit.<br />

Eisenhiittenleute waren die letzten Siedler<br />

Weil gleichartige und gieichaltrige Topfer-<br />

ware auch in den altesten Wall burg en<br />

des Sauerlandes gefunden worden ist, kann<br />

mit Recht der SchluB gezogen werden, daC<br />

das Sauerland um die Mdtte des letzten vor-<br />

christlichen Jahrtausends starker als je vor-<br />

her besiedelt gewesen ist. Der Grund scheint<br />

darin zu liegen, daU unter der iEinwdrkung<br />

des starken Klimasturzes um 800 v. C3h. nord-<br />

germanische Volikergruppen sich in Bewe-<br />

gunig gesetzt und sich nach Siiden verschoben<br />

haben. Als weiterer Grund, wenn nidit als<br />

Hauptursache, kann der Umstand angesehen<br />

werden, doB mit Beginn der um diese Zeit<br />

einsetzenden Biseniverhiuttung auch die Eisen-<br />

erzgebiete des Sieger- und :Sauerlandes be-<br />

gehrenswert geworden waren. Wir wissen,<br />

daB um jene Zeit auch im Sauerland Eisen-<br />

erze verhiittet worden sind; denn nicht nur<br />

im Siegerlande sind Eisenschimelzofen aus je-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

ner Zeit entdeckt, sondern auch dm Lormecke-<br />

tal bei Kallenhardt und zwar durch Andree<br />

und Hennebale. Beck Arnsberg, fand audi bei<br />

Balve Reste eines Eisenschmelzofens; diese<br />

und andere Funde sind eindmcksivolle Zeug-<br />

nisse einer auch dort vor zweieinhalb Jahr-<br />

tausenden vorgenommenen Verhuttung.<br />

Es ist daher anzunehmen, 'daB es vornehm-<br />

lich Eisenhuttenleute gewesen sedn werden,<br />

die um jene Zeit in deni HoMen des Sauer-<br />

landes als Daiuersiedier gewohnt haben. Das<br />

erscheint recht natiirlich, wenn man erwagt,<br />

daB sie ja in der Nalhe ihrer Arbeitsplatze<br />

wohnen muBten. Dazu boten die H6hlen ihnen,<br />

die als kunstgeubte Schmdede mit Kampf und<br />

Verifolgung rechnen muBten, den sachersten<br />

Schiutz.<br />

Ist's verwunderlich, wenn in den nacMol-<br />

genden Zeiten man sich dun'kel dieser „Ur-<br />

Gebuaren ame . . . ?<br />

Rolten alle Mitrine was in der Kiiecke am<br />

Smengen, do kam Katmes Karl met der<br />

Aktenmappe ungerm Arem dorin. lat toug fix<br />

dat geblaumere Nachtsmusteelkein vam Koppe<br />

un wiskere siek en Smand van en Slawwen.<br />

„Guatt helpe, Rolten Mutter!"<br />

„Guatt lauhne, Karl!"<br />

„Iieck woU dian Buagen van Amte wier-<br />

huallen. Harr le ne iufullt?"<br />

„Och ne, Karl, dat heffe jounit. Unse Vatter<br />

hiat et gans verswett."<br />

„Is nit sliemm. leck .make ne Au iawen<br />

ferreg. Siat mie men, wannher dar le ge-<br />

buaren sind."<br />

„ Jo, Karl — nei, Karl " Mitrine snuitere<br />

sieck in en Fiardauskstipp. „Ne, wat bis diu<br />

ne storegen Jungen woren. Diu gliekes doch<br />

gans dienem sailen Peiter-Oihmen. Wiu alt<br />

biste eigelek?"<br />

„Sessteuie sin ieck te Kriutwigge woren. Un<br />

le, Rolten Mutter, wiu alt sin le?"<br />

Karl stippere de Fiar in en Inketpott<br />

„0 Har, Junge, ieck sin alt en alt Menske.<br />

Ieck hewwe diene salie Groutemomme nou<br />

kannt. Ieck hewwe manech Punneken Buetter<br />

van der krieen, ase ieck nou Marketanderke<br />

was. Un manech echt Koppken Kaffei heffe<br />

tehoupe drunken."<br />

„Jo, soun guet Koppken Kaffei is nit te ver-<br />

achten. Awer niu marek viaran maken, siiss<br />

kritt se mieck op em Amte bien Ohren."<br />

.,Och jo, Karl, sass gnaug tedaune hewwen<br />

"let diar unwiesen Schriewerie. Ieck florre ne<br />

Wat; is jo doch aides fiar de Katte."<br />

.,Wat sail me maken, wann et van houge<br />

raff kuemmet? Well ie et mie daim iawen<br />

slen, wannher dar le un Aue Mann gebuaren<br />

sind?"<br />

„Marjouh, Junge, dat is alt lange hiar. Ieck<br />

Was alt en alt Menske, do dachte an dieck nou<br />

koine Kragge. Me feult, dat me et meiste<br />

Liawen dohn hiat."<br />

Et Mitrine leup verbiestert in en Molken-<br />

keller un kam met Brout un Molkenkase wier.<br />

"Weste en kitzken met frohstiicken, Karl?"<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

bewohner" und iihres Schaffens erinnerte, Frau<br />

Sage ihre phantasdevoilen Faden an die Hoh-<br />

len knii'pfte? So wird z. B. vom HoHenloch<br />

bei Oberalme erzahlt, daB die HoUen, d. h.<br />

die Holden>, den Doribewolhnern beredtwillig<br />

geholfen und den Wirten bei Festlichlkeiten<br />

den Braukessel geliehen hafoen, eine Sage,<br />

die iibrigens auch anderwarts vorkommt. Doch<br />

auch unangenetame Leute wohnten manchmal<br />

in den Hohlen, wie z. B. die „rwilden Eppen"<br />

im Eppenloch bei Bilstedn. Die Veledahohle<br />

bringt man in Verbindung mit der iberiihmten<br />

germanischen Seherdn. Und in der Baiver<br />

Hohle hat kein Geringerer als der beriihmte<br />

Wieland das Schmdedehandwerk erleimt und<br />

ausgeiibt, eine Sage mdt starkem, geschdcht-<br />

lichen Gehalt, wie Prein in seinemi iiberzeu-<br />

gendiwdrkendeniAufsatz,, WSeiandder Schmied<br />

in Balve" dm iBalver Heimatbuch nachzuwed-<br />

sen versucht hat.<br />

„Is dankenswert, Rolten Mutter, awer ieck<br />

mat gohn. Ieck mat nou diart ganse Duarp.<br />

Alsou, gebuaren ame . . ."<br />

„J6mmeg, wat hiat dat Kalv niu wier te<br />

bolken? Et well wat te siupen hewwen. Et is<br />

van der „Sterenblaume", en wunnerschoin<br />

Dierken. Kumm, diu mass et mol seuhn. Et<br />

schnuckelt alt, wann ieck me en Finger int<br />

Siupen halle."<br />

Et barre nit, de Karl mochte met in tem<br />

Staile. Heu striepere diam Ossken et Ruggel-<br />

ken: „En wialleg Dienken!"<br />

„ Jo, de Brachtesbiuer wellt us viar en Fasel-<br />

kalf iimmetiusken."<br />

Se woren wier in der Kiiecke, und Karl<br />

drante: „Niu marrek et awer wieten, Rolten<br />

Mutter . . ."<br />

Mitrine geraut int Krochen: „WeiBte wat,<br />

Junge, smiet dat Schriewens ungern Kauh-<br />

pott. Wat geiht dat deu Harens op em Amte<br />

an, wannher dat vie hie gebuaren sind? Ieck<br />

wellt van lane jo ouknitt wietten. Men, dat<br />

se et Inket verklickstert."<br />

Karl de dat alle Menske leie, awer heu<br />

mochte siene Listen ferreg hewwen. „Niu<br />

siaret mie doch, Rolten Mutter. Ieck siet ock<br />

gewisse keumes wier."<br />

Mitrine soditere un fruemmelere an en<br />

Viardaiukesbangen — un fcrochere -^ un wis-<br />

kere sie en Sweit van der Steren: „Unse Vatter<br />

is innen siewenzeger Jdhren junk woren.<br />

Heu woil gistern nom Amte, awer deu alle<br />

Slieppstert hiaret wier vergiatten. Heu is<br />

amme Louhsplieten. De Louhgiarwer giet<br />

men nicks derviar."<br />

„Gans wiet van Achtzeg sind le sleeker nit,<br />

Rolten Mutter, nit? In wat fiar em Johr isset<br />

wuall wiast?"<br />

Et Mitrine streik sie de Hoorstrueppels iut<br />

der Steren un reit et Nachtmuskelken vamme<br />

Kauhpotte:<br />

„Wann se et dann partiu wietten meutet —<br />

terheime in der Apolmke was in unser No-<br />

werskopp ne Mann, deu was grad sou<br />

alt ase ieck", smeiret niawen sieck un<br />

snauf der Uewerdiar riut.<br />

Karl pack sine Priietteln binein un schouf<br />

af. Niu wuBte et.<br />

Anna Kayser-Hespecke.<br />

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49


50<br />

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Nordenau<br />

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Bleischnitt von Hubert Tonne


\<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

\QitS K:zrrSt(lHa^(lbl(lt erwandert und erlausdit<br />

tJberbleibsel der Tundrazeit uberdauerten tausende Jahre<br />

Digitalis auf der Hochheide Neuenhagen<br />

'•"^ereitsEndeOktober oderAnfang Novem-<br />

ber fegt der Nordwind eisig um die Berge des<br />

Kahlen Asten und uberschiittet sie nicht selten<br />

^it einer Schneedecke, die den ganzen Winter<br />

uber mehr als metertief liegt. Diese Marchen-<br />

landschaft ist dann das Paradies der Winter-<br />

sportier. Noch iange bis tief in den Friihling<br />

hinein liegt der Schnee an Nordhangen in den<br />

Waldem, bis er auch hier der warmenden<br />

Sonne weichen muC. Mit Humor betrachtet<br />

der Volksmund den langen Winter, wenn er<br />

sagt: „Die Winterberger machen den Schnee<br />

^in, dann haben sie langer was davon." Das<br />

Klima beeinflufit naturlich die ganze Vege-<br />

tation. Wegen des friihen und langen Winters<br />

1st die Vegetationszeit kurz. Der Fruhling halt<br />

verhaltnismaBig spat seinen Einzug, und der<br />

erste Schnee fallt nicht selten auf die letzten<br />

Roggen- und Hafergariben. Aber die intensive<br />

Und uitraviolette Einstrahlung lockt den Friih-<br />

ling fast oiber Nacht hervor, besonders an den<br />

Sudhangen. Auch die andern klimatischen<br />

Paktoren beeinflussen wesentlich die Pflanzen-<br />

welt in einer Hohenlage bis zu 841 m. Nieder-<br />

schlag — ira Jahresdurchschinitt rund 1400 mm<br />

~- fallt auch in den Sommermonaten reichlich.<br />

Nebel kennt die Hohe an 200 Tagen. Bei iiber<br />

230 eingetriibten Tagen kann das Mittel der<br />

Julitemperatur natiirlich nicht hoch sein mit<br />

Von Sepp Geilen<br />

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13" (Koln 18"). Vergleichen wir diese Werte mit<br />

Brilon (Entfernung 25 km, Hohenlage 450 m),<br />

dann haben wir als Julimittel etwa 15", Nebel-<br />

tage noch nicht 30, Niederschlag etwa 1000 mm,<br />

eingetriibte Tage 150; die Anzahl der Frost-<br />

und Schneetage bleibt weit hinter denen des<br />

Astengebietes zuriick. Bei ddesem Vergieich<br />

wird es uns klar, daB das Astengebiet vor der<br />

Verfichtung hinsichtlich seines urspriinglichen<br />

Bewuchses in manchem eine Sonderstellung<br />

hier Reste der suibalpinen-subariktischen Flora,<br />

die als letzteUbepbleibsel der einstigen Tundra-<br />

zeit viele Jahrtausende iiberdauerten. Wie auf<br />

einer Insel konnten sie sich hier auf dem<br />

nordlichsten Standort des deutschen Mittel-<br />

gebirges halten. Wahrscheinlich waren sie vor<br />

der Verfichtung im Gebiet noch welter ver-<br />

breitet als heute. Um die Erhaltung dieser<br />

letzten Reste bangt heute nicht nur der<br />

Wissenschaftler, sondern auch der Natur- und<br />

Heimatfreund.<br />

Beginnen wir unsere pflanzenkundliche<br />

Wanderung von Wdnterberg aus hinter der<br />

Kappe. In ausgiebigem Polster flnden wir da<br />

gleich zwei groBe Seltenheiten beieinander:<br />

Alpenbarlapp (Lycopod. alpinum) und<br />

geastelter Barlapp (Lycopod. comixl.<br />

anceps). Letzterer war fiir das Astengebiet<br />

bisher noch nicht verzeichnet und wurde erst<br />

kiirzlich gefunden. Das angrenzende Sonne-<br />

borntal steht pflanzengeographisch einzig im<br />

Sauerland da. Die feuchtere NO-Seite dieses<br />

schmalen Hochtales, also der Astenhang, birgt<br />

subalpine, hochmontane Pflanzen, wogegen<br />

der Trockenhang auf der Gegenseite kontinen-<br />

tale Einwanderer aus Waldeck und Hessen<br />

durch das Nuhnetal zeigt Hier ledchten die<br />

blauen Blutensterne des Alpenmilch-<br />

1 a 11 i c h s , den wir sonst im Mittelgebirge<br />

vergebens suchen. Erst im hohen Schwarzwald<br />

wiirden wir ihn wiederflnden. Bereits im zei-<br />

tigen Friihjahr, wenn die Ufer des Sonneborns<br />

eben schneefrei sind, bluht am Wiesenbadi die<br />

weifie P e s t w u r z. Als Pflanze, die trockenen<br />

Standort liebt (submediterren-kontinentai) be-<br />

hauptet sich die duftende Primed am<br />

Hang. Ebenfalls ist das Sonnenroschen<br />

hier weit verbreitet. Verschiedene O r c h i -<br />

d e e n finden sich: groBer Handelwurz (Gymn.<br />

conop.), weiBe Kuckucksblume (Gymn. alba),<br />

geflecktes, breitblattriges und mannliches<br />

Knabenkraut (Orch. maculata, latifol. und mas-<br />

cula), zweiblattrige Kuckucksblume (Plat, bi-<br />

fol.), dm angrenzenden Walde Zweiblatt und<br />

Nestorchis. Im niederen Grase verstecken<br />

sich Ge b i r g s 1 a b k r a u t, G o 1 d s t e r n ,<br />

Mondraute, Wiesenlein, Vernein-<br />

kraut, an Trockenstellen Katzenpfot-<br />

chen.<br />

Voller Farbe sind dagegen die Hange im<br />

Friihjahr, wenn Trollblumen und Ge-<br />

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51


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

birgsstorchschnabel golden und blauviolett<br />

in dichten Polstern den Grund bedecken.<br />

Dazu gesellen sich dann die dunkelviolette<br />

Rapunzel oder Teufelskraile, die<br />

duftende Arnika, Bergflockenblume<br />

Gebirgsplatterbse, Goidrute und<br />

Wiesenknopf, stengellose Distel und die<br />

hohen Biischel der Periickenflockeniblume als<br />

nordisch-montane Pflanze. Den bunten Reigen<br />

beschlieBt die Herb stzei 11 os e , bis die<br />

starken Nachtfroste ihre Pracht toeenden.<br />

Bescheiden nur ist diese Auslese, doch viel-<br />

gestaltig auf Henkunft, Klima- und Boden-<br />

anpassung. Diese Gebirgshochwiese steht in<br />

ihrer floristischen Artenfuile audi seltenster<br />

Pflanzen im deutschen Mdttelgebirge einzig da<br />

Es ist daher tief bedauerlich, daB dies leuch-<br />

tende Kleinod inmitten dunkler FichtenwaWer<br />

durch jiingst vorgenommene Aufforstung den<br />

Natur- und Heimatfreunden und auch der<br />

Wissenschaft iiber kurz oder lang verloren<br />

geht.<br />

Am steilen Rauchloh oberhalb des Sonne-<br />

born Jallt uns die uppige Vegetation des Berg-<br />

hanges in der Kraut flora auf. In dem<br />

feuchten Mikroklima des Farnbuchenwaddes<br />

am NO-Hang flnden hier ihr Element Frtih-<br />

lingsknotenblume oder groBes Schneeglock-<br />

chen, filziger Alpenziest neben dem Waldziest<br />

spitzblattrige Mondviole, Gebirgshahnenfufi'<br />

in Nordwestdeutschland einnahm. Wir flnden<br />

vereinzelt breitblattrige Glockenblume und<br />

Eisenhut, Seidelbast und zwiebeltragende<br />

Zahnwurz. Aronstaib und Lerchenspom sind<br />

dicht umgeben von Waldmeister. Sdion von<br />

weitem nehmen wir den Zwiebelgeruch des<br />

Barlauchs wahr, dessen .grune Flachen dicht<br />

mit seinen weiBen Bluten toesetet sind. Am<br />

Wegrand stehen die kleinen Glocken des<br />

Wintergruns und die groBen Dolden von Hain-<br />

und Fuchsenskreuzkraut. Sie fiillen die engen<br />

tiefen Talungen, in denen die letzten Reste des<br />

ehemaligen dichten Schlucbtwaldes, Berg-<br />

ahorn, Esche und Eberesche, Schatten geiben.<br />

AuBerhalb dieser artenreichen Schluchten<br />

bis fast auf die Hohe des Asten haben wir<br />

dann den waldschwingel- und barlappreichen<br />

Rotbuciienwald mit seiner entsprechenden<br />

Pflanzengeselischaft. Waldsdiwingelgras und<br />

sprossender Barlapp geben dieser Waldart den<br />

Namen.<br />

Wegen der hohen Niederschlage ist der Bo-<br />

den stark versauert. Er hat dementsprediend<br />

eine dicke Robhumusschicht. Die Krautflora<br />

umfaBt nur wenige saureliebende Arten wie<br />

sprossenden und Tannenbarlapp, Schatten-<br />

blume, quirlige Maiblume, Siebenstem, Hei-<br />

del- und Blaubeere, verschiedene Earne, wie<br />

Schild-, Rippen-, Buchen- und Eichenfarn und •<br />

die Hainsimse. Sie iiberziehen in dichter, ge-<br />

schlossener Decke den Boden unter den ver-<br />

krijppelten Buchen. Diese Kruppelbaume sind<br />

Zwerge im Verglelch zu den Buchen tief drun-<br />

ten im Tale. Kaum 10 bis 20 m werden sie hoch.<br />

Die Aste setzen schon sehr niedrig an. Die<br />

verdrehten, gedrungenen, in jeder Hinsicht<br />

verwachsenen Starame zeigen uns offensicht-<br />

lich, welchen Kampf der Duchenwald hier auf<br />

52<br />

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zeit ^^fi^^/^l^ den Eiementen in jeder Jahres-<br />

fShPnHn**• ^^*- Si^ '^t an sich ein Warme<br />

da. mn^ ^^""•- ®^^* «ie ^""^ • Hai^, wo<br />

verl,>^ !f-\f """^u•^ ^"""^ «» EinfluB schon<br />

und


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

WeiBe Pestwurz Arnika Alpenbarlapp<br />

Birke, Espe und Vogelbeere, Kriech- und<br />

Ohrchenweide bewachsen vereinzelt oder in<br />

dichten Hagen die kahle Hohe Oder den Hang.<br />

Vergeseilschaftet mit dem Heidekraut sind<br />

Preisel- und Heidelbeere, Renntier- und<br />

Islandflechte, Becher- und iSaulchenflechte, Sie-<br />

benstern, behaarter und Farbeginster. Kolben-<br />

barlapp und als Hauptglazialreiikt der Alpen-<br />

barlapp sind noch in dichten Bestanden<br />

vorhanden.<br />

Die Artenarmut der kahlen Hohe f allt gleich<br />

dem Wanderer auf, der den reichen Bliiten-<br />

schmuck der Hochwiese im Sonneborn sah. An<br />

Bliitenpflanzen sind es ein gutes I>utzend.<br />

Zwischen der dunklen Heide leuchten die<br />

gelben Sterne des Fingerkrauts und die wedI3en<br />

des Siebensterns. Katzenpfotchen, Laibkraut<br />

Und vereinzelte Glockeniblumen geben eine<br />

Weitere Bereichenmg. Weit leuchtet der Gin-<br />

ster, besonders der Farbeginster, der in dichten<br />

Rasen die Heide durchsetzt. Und dariiber<br />

schaukeln die Blutenkorbchen der duftenden<br />

Arnika.<br />

Ein Blick vom Turm liber die gebuckelte<br />

Welt des Sauerlandes zeigt uns, daB die Hohen<br />

fast alle mit Fiditen iiberzogen sind. Vor noch<br />

nicht hundert Jahren war auch hier wie auf<br />

dem Asten Heide, aus der zur Sommerzeit die<br />

G-locken der Kuhherden den Wanderer gruiJ-<br />

ten. Diese Hochheiden, deren Reste auf dem<br />

Kahlen Asten und dem Neuen Hagen bei<br />

Niedersfeld heute gesdiiitzt sind, sind wohl<br />

zum groBten Teil aus dem mittelalterlichen<br />

Raubbau am Walde durch die Holzkohle-<br />

gewinnung und die Hudewirtschaft entstanden.<br />

^^urch die Beweidunig verarmte der Wald noch<br />

inehr, und der VerbiB der Weddetiere lieB den<br />

Wald nicht mehr hochkommen. Die letztere<br />

Entwicklung laBt sich auf dem Neuen Hagen<br />

in der jungsten Zeit genau verfolgen. Auf den<br />

hochsten Erhebungen des Sauerlandes konnten<br />

sich wie Inseln vereinzelt kleinere Lichtungen<br />

halten, die zum groBen Teil klimatisch bedingt<br />

Waren. Solche Stelien, die mit Gebiisch wie<br />

Birke, Espe, Weide und Vogelbeere durchsetzt<br />

sind und als Zwergstraucher und sonstige<br />

Pflanzen solche aufweisen, wie wir sie auf dem<br />

Kahlen Asten vorflnden, linden wir noch viel-<br />

fach im Hochsauerland. Diese Uberbleibsel der<br />

Tundrazeit im Sauerland, als das Ren auch in<br />

Unsern Bergen heimisch war, bargen die gla-<br />

zialen Pflanzenrelikte und retteten sie in un-<br />

sere Zeit.<br />

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Dem Asten ist zwar nicht das Schicksal des<br />

Sonneborntales beschieden; denn er genieBt<br />

gesetzlichen iSchutz. Und den Alpenbarlapp<br />

konnten bisher weder Hude noch Plaggenhieb<br />

ausrotten. Aber eine groBe Gef ahr hat er trotz-<br />

dem. Das ist der Wanderer als „Andenken-<br />

sammler". Wenn wir bedenken, daB die Ent-<br />

wicklung uiber eine Zwischenpflanze beim Bar-<br />

lapp mehr als 10 (zehn!) Jahre dauert, so sehen<br />

wir hier die groBe Gefahr. In der Hochheide<br />

des Neuen Hagen bildete er noch vor 20 Jahren<br />

weite, ausgedehnte Polster. Heute muB man<br />

von Qliick sagen, wenn man ihn flindet. Und<br />

es ist bedauerlich, daB der Mensch mit oder<br />

ohne tJberlegunig die Kostbarkeiten in der<br />

Natur ausrottet, die die Allmiutter Natur uns<br />

iiber die Jahrtausende wohl aufgehoben hatte.<br />

Die Tierwelt des Asten<br />

Ahnlich wie die Pflanzenwelt ist auch die<br />

Tierwelt des Asten nicht sehr- reich. Rot-<br />

wild, Rehe und Sauen halten sich iiber Tag in<br />

den angrenzenden Waldern und Dickungen<br />

verborgen. Reinekes Spurnase stobert den<br />

Hasen im Heideversteck auf, und der Dachs<br />

sucht die Eier der Bodenbruter. Die langen,<br />

strengen Winter zwingen das Wild jedoch, in<br />

die giinstigeren Taler htnabzusteigen. Nur<br />

selten kommen hier die jungen Marzhasen<br />

hoch. Das Muffelwild, das sich im Sauerland<br />

sehr gut akklimatisiert hat, kommt auf seinen<br />

Streifen auch in den Bereidi des Asten.<br />

Wer eine Nacht- oder iFriihwanderunig bei<br />

giinstiger Witterung zuim Kahlen Asten imter-<br />

nimmt, wird von dem vielstimmigen Vogel-<br />

konzert uberrascht sein, das ihn hder auf<br />

luftiger Hohe umgibt. Die (Nachtigall suchen<br />

wir hier vergebens. Aber das Lied der andem<br />

Sanger ist voller Ersatz. Schon vor Tau und<br />

Tag, wenn im Osten hinter dem Hillekopf und<br />

SchloBberg fahle Helle die Sterne erblassen<br />

macht, laBt die Heidelerche ihr silberhelles,<br />

klangifrohes Lied aus der Hohe oder vom<br />

Kiefernstumpf erklingen. „Dadidl, dadidl, lilili,<br />

lululu" jubelt und schluchzt es wie Nachti-<br />

gallengesang. Dem Fruhaufsteher ist es ein<br />

Erlebnis, ihrem Lied zu lauschen, wenn tief<br />

drunten in den Talern das Larmen und Hasten<br />

des AUtags nodi unter blauviolettem Mantel<br />

der verklingenden Nacht schlaft, wenn der<br />

frische Bergwind den Tau sanft auf dip Graser<br />

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53


Eichelhaher<br />

legt. Ihr Gesang gab ihr den klangvoUen la-<br />

teinischen Namen Lulula. Die Heidelerche ist<br />

im Sauerland weiter verbreitet, als man ge-<br />

wohnlich annimmt. Auf Kahlschlagen und<br />

Weiden mit Wildlandcharakter, in deren Nahe<br />

Buschgeholze wie Binken, Vogelbeeren und<br />

Weiden wachsen, konnte ich sie Uberall horen<br />

und beobachten. — Auch die Feldlerche lobt<br />

fruh den beginnenden Tag. Alauda nennt sie<br />

d-aher der Zoologe. — Auf ednem diirren Ast<br />

der Kruppelkiefer iiber der weiten Heide sitzt<br />

der Baumpieper. Lerchenartig flattemd eriiebt<br />

er sich zum Balzflug, wobei er seiner Liebsten<br />

ein Standchen singt, die in der Nahe der Brut<br />

obliegt. Moorlerche nennt sie der Norddeutsche<br />

wegen ihres Gebarens. — Da meldet sicli auch<br />

der Birkhahn auf seinem angestamimten Balz-<br />

platz iiber dem Altastenberger Nordhang.<br />

Kullernd klingt sein Minnelied in die morgend-<br />

liche Stille. Ein Rivale streicht vom Hohen<br />

Knochen heran. Es sind wohl die toeiden letzten<br />

Hahne, die heute noch im Bereich des Asten<br />

balzen.<br />

Im vergangenen Jahre wurde in der Heide<br />

ein Birkhuhngelege gefunden, das auch ge-<br />

schliipft ist. Doch leider wurde auch ein Hahn '<br />

von den Funkern, die in der Heide ihre Gerate<br />

bedienen, abgeknallt.<br />

Ebenfalls ist der Urhahn noch vereinzelt im<br />

Astengebiet dort anzutreffen, wo er Asung<br />

und Lebensbedingungen vorflndet. Diese bei-<br />

den RauhfuBhiihner waren vor noch nicht<br />

50 Jahren sehr zahlreich hier auf den Hohen<br />

vertreten. Doch die zunehmende Verfichtung<br />

nahim ihnen ihre Asungsplatze.<br />

Am Hang im Fichten- und Buchenwald<br />

singt's und jubelt's um die Wette. Amsel- und<br />

54<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

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Drossellied schallt voller Freude und Sehn-<br />

sucht von Berg zu Berg. — Kichernd lockt die<br />

Kuckuckin die sonst storrischen Liebhaber.<br />

Sie sind weit in der Uberzahl, etwa sechs zu<br />

eins, wie ich wiederholt beobachten konnte.<br />

Es ist ein erhebendes Bild, von der Hohe tief<br />

unter sich die Flugkunste des Turmfalken zu<br />

beobachten, wie er riittelnd in der Luft steht<br />

Oder im eleganten Schwebflug sich empor-<br />

tragen laBt.<br />

Im Gezweig der Buchen und Fichten und im<br />

Gebiisch singt und larmt und lockt das Heer<br />

der kleinen Sanger: Meisen, Finken und Hanf-<br />

linge, Rotkehlchen, Dompfaff und Goldhahn-<br />

chen und wie sie alle heifien, geben sich hier<br />

ein Stelldichein. Im Wurzelgeflecht einer vom<br />

Sturm entwurzelten Buche atzt der Zaun-<br />

konig seine Jungen. Weit oiber die Taler halli<br />

zur Paarungsizeit das Trommeln des groBen<br />

Schwarzspechtes oder sein langgezogenes<br />

„Khahhh".<br />

Wenn sich abends die Sonne blutrot hinter<br />

die Lenneberge und das Ebbegebirge in der<br />

Feme senkt, dann wird ein Flugkunstler wach,<br />

den man nur selten zu Gesicht bekomimt: die<br />

Nachtschwalbe. Weil man den kuckuckgroBen<br />

Vogel bei Tage nie sieht, wie er seine Nahrung<br />

sucht, glaubte man friiher, nachts wiirde er<br />

die Ziegen auf der Weide melken und so seinen<br />

Hunger stillen. Deswegen wurde er Ziegen-<br />

melker genannt. Wie ein Wecker spinnt sein<br />

monotones „Errrrrr6rrerrrrrr6rr" ohne Unter-<br />

brechung durch die nachtliche Stille. In mond-,<br />

heller Nacht kann man den wenig scheuen<br />

Vogel aus der Nahe gut beobachten.<br />

Es ist noch nicht sehr lange her, daB das<br />

Astengebiet zum Jagdrevier des Uhu vom<br />

Iberg gehorte. Die Alteren von uns kennen<br />

noch recht gut sein gezogenes „Bubuu". Uber<br />

Biire, Renau, Sonneborn und Asten ging sein<br />

Flug.<br />

Seit einigen Jahren nun kann der Nacht-<br />

wanderer, wenn er Gluck hat, das zum SchluB<br />

hin ansteigende „Dudududu" des RauhfuB-<br />

kauzchens horen, das sich im Sauerland mehr<br />

und mehr auszubreiten scheint.<br />

Reifen im Herbst an den StraBen die Vogel-<br />

beeren und brauen Nebel um den Asten, dann<br />

kommt das groBe Heer der Drosseln auf dem<br />

Strich: Wacholderdrossel, Misteldrossel — hier<br />

bekannt als Russe —, Weindrossel oder Wein-<br />

vogel, Ringamsel oder Kranz, Singdrossel oder<br />

Gelbdrossel. In samenreichen Jahren findet<br />

sich auch der Kreuzschnabel ein und baut<br />

unter schiitzendem Schneedach oben im Wipfel<br />

der Fichte das Nest fur die Jungen. — Kreuz-<br />

ottern, die sonst gern Heidegebiete bewohnen,<br />

gibt es am Asten nicht.<br />

Den vielen Besuchern des Asten, den Wan-<br />

derern und Naturfreunden mogen diese Hin-<br />

weise Anregung zur eigenen Beobachtung sein,<br />

um in der Bergeseinsamkeit und Stille in die<br />

Natur hineinzulauschen und sie so besser zu<br />

verstehen.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Die letzfen Jahre der Scheunensfaffen<br />

^Xie Wiedersehensfreude war langst ver-<br />

^'^tlungen. Fast alle Manner, die im Kriege<br />

von 1870/71 gestanden hatten, gingen der ver-<br />

trauten Arbeit nach.<br />

Der SchmieBbauer stand am Hange des Bra-<br />

berges und wehrte den Kiihen die Fliegen.<br />

Grau glitt der Schatten der Oktobersonne iiber<br />

die Felder am gegeniiberliegenden Hang dem<br />

Tale zu und stieg mit der untergehenden<br />

Sonne zu ihm empor. „Wachte! Bunte, et wiiirt<br />

jetzt Owend", trostete er seine Heifer und war<br />

doch nlcht froh, daB das Dunkel ihm Ruhe<br />

'brachte. Solange sein Wilm von der blutigen<br />

Narbe, die der Krieg ihm schlug, nicht geheilt<br />

war und aus der femen Stadt am Rhein, in<br />

der er gesund gepflegt wurde, nicht mit ihm<br />

auf seinen Ackem stand, war ihm die Ruhe<br />

nur Qual. „Wilm kummet balle. Dann gait et<br />

Water. Dat Friaten fdrn Winter wart auk<br />

meahr. Ick war old un kann dian Huaf nit<br />

hauge hallen!" So klaigte er seinen Kiiihen.<br />

Dann trieb ihn die Zeit wieder an die Arbeit.<br />

Herbst war ja, und die sparliche Ernte muBte<br />

unters Dach.<br />

*<br />

Wahrend dieser Erntetage lag Wilm auf<br />

seinem Lager und wartete auf die Zeit, die ihn<br />

wieder Bauer sein liefi! Als die Herbstsonne<br />

sich weiter zum Siiden neigte, brachte sie end-<br />

Hch fur Wilm den Abschied aus der Feme und<br />

die Heimreise mit.<br />

Wilms Weg war lang. Als die Berge am Rhein<br />

weit zu den Seiten flohen, lag hinter der<br />

groBen Stadt Koln eine tiefe weite Ebene.<br />

Recht wehmlitig war sein Herz, wenn er in die<br />

dunstige Feme sah und nicht einmal einen<br />

Horizont erblickte.<br />

Eine alte Scheuneastatte<br />

Aufnahme des Verfassers<br />

Von Hermann Hinse<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Er saB oft an den Tischen fremder Bauern<br />

und horte von der Arbeit in den Talern und<br />

Ebenen wie auch bald wieder vom FleiB an den<br />

hohen Bergen des Sieger- und Sauerlandes,<br />

wo der Bauer auf seinen Feldern mit den<br />

Handen in den Himmel greifen kann und sel-<br />

ber am Horizont steht.<br />

Als dann aber der GruB der Menschen in<br />

seinem heimatlichen Platt in seine Sinne kam,<br />

war er zu Hause. „Dag!" „Bis awer lange<br />

bliewen!" „Wo wellste hien?" — So muBten<br />

ihn die Sauerlander begriiBen. So kurz war es<br />

richtig gegruBt und gefragt. Eine langere Rede<br />

fand er auch nie als Antwort. „Ik sin ter<br />

Heime!"<br />

Es war Nacht, als er den letzten Berg iitoer-<br />

steigen muBte und vor sich das enge Tal mit<br />

dem lieben Erlenbach liegen sah. „Ik sin do!"<br />

Uind so wollte er mit klopfendem Herzen grad<br />

an der alten Miihle vorbei ins Dorf laufen.<br />

Das breite Mondlicht ,wiegte tausend Sterne<br />

iiber der engen DorfstraBe. Ihre rechte Seite<br />

trug an einem Abhang die ersten Hauser und<br />

ihrien gegeniiber lehnte sich die hohe „Knall-<br />

erbsenhecke" mit ihrer Unzahl weiBer Kiigel-<br />

chen. „Sall ick eine dxucken? Froier hewwe ik<br />

hey spielt!" — Dann sah er schon die ersten<br />

Rinder am Sehlink stehen und wollte eben<br />

einen GruB zu ihnen hinwerfen.<br />

„Wilm!" Sein eigener Name kam ihm als<br />

GruB zuvor. Und ibreit und lachend und voller<br />

Staunen, als sei etwas Wunderbares in sein<br />

Leben getreten, stand Burmanns Onkel vor<br />

ihm. „Wilm, ik harr dik gleik seyn! Wilm, ik<br />

bin de eyste, dey di de Hanne driicket! Junge,<br />

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55


et harr stockdunkle Nacht seyn konnt, ik harr<br />

dik doch kannt!"<br />

So stand in ehrlicher Freude der Nacht-<br />

wachter vor ihm. Wilm konnte des Nacht-<br />

wachters Freude nicht so laut teiien. Ihm lag<br />

eine Frage angstlich auf der Seele. — Er sah<br />

an der Seite des Mannes das ellenlange Horn<br />

hangen, das nach einer ganz sanften Kriim-<br />

mung faustgroC mit dem Schalioch endete.<br />

„Wie geyt et Vater und Mutter?" — „Mak dey<br />

keine Suargen, Wilm. Gut!" „Wie geyet dem<br />

Hof?" „Alles, alles gut, Wilm!"<br />

Nun war die erste Frage getan — und mit<br />

der Antwort war die Heimat wieder sein<br />

Eigentum.<br />

Da sah er die Scheune am Erlenteich und<br />

wies auf das Strohdach. „Use Huaf is de ein-<br />

zige bliewen met dem Schindeldak." „Ja,<br />

Wilm, wenn diu do bist, sollt wohl balle anders<br />

warn." Und urn Wilm ganz deutlich zu sagen,<br />

daC mit dem Schieferdach auf dem SchmieB-<br />

hof auch sein Horn zur Ruhe geihen konne,<br />

nahm er es fest in die Hand und sagte: „Wilm,<br />

geyt dat leste Straudak Im Dorpe un de Fiiers-<br />

gefohr nit mehr sau graut is, dann goyert Horn<br />

un ik auk. Met diarm Dage giert keynen<br />

Nachtwachter mehr in Heidhausen."<br />

Jetzt standen sie vor dem SchmieBhof. Bur-<br />

manns Onkel ging leise zuriick ins Dorf und<br />

danikte Gott fiir soviel Freude, die er erleben<br />

durfte — und mit weinendem Herzen trat<br />

Wilm in die Kammer von Vater und Mutter:<br />

„Mutter, ik sin do!"<br />

Die Ertrage des Herbstes lagen unter den<br />

Dachern der Bauernhauser und ein Rest unter<br />

den mit Moos bewachsenen Docken der<br />

Scheune am Dorf rand. Fiir Wilm war das viele<br />

Alte neu, bis er mat seinen Handen jedes der<br />

Dinge beriihrt und geriickt hatte.<br />

Im Geschirraum — es war ein Abschlag auf<br />

der groBen Kornbuhne — sah er den groBen<br />

Webstuhl stehen, als er fur die Mutter das<br />

schon alte Spinnrad holen sollte. Bevor wieder<br />

Leinenstreifen iiber die Rollen am Stuhl<br />

glitten, muBte erst eine junge Bauerin auf den<br />

Hof. Mutter wurde die Arbeit zu schwer.<br />

Wilm fiihlte, daB die Mutter ihn drangte,<br />

juruge, frischeHande am Herd wirken zu lassen.<br />

Der Stapel gesponnener Schafwolle und der<br />

zum Brechen fertige Flachs zeigten ihm den<br />

Wunsch der Eltern. Aber die Arbeit auf dem<br />

Hof fiir das kommende Jahr trieb ihn, nur an<br />

diesen und sein Fortkommen zu deniken.<br />

Der Dunger lag sparlich vor den Stallungen<br />

und konnte nicht recht helfen, das kleine Ge-<br />

viert der Strohscheune zu fiillen. Auch gab es<br />

wenig Geld, das so dringend fiir den Neubau<br />

des Hauses erarbeitet werden muBte. Dazu lag<br />

es eingeengt und 'bot keine Moglichkeit, zu den<br />

Seiten hin den Hof erweitern zu konnen.<br />

Es muBte erst Friihling werden. Dann konnte<br />

Wihn mit junger Arbeitskraft dem Boden Saat<br />

und dem Herrgott das Wachstum anvertrauen.<br />

56<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Die Sommersonne brannte iiber den Feldern.<br />

Schwer wiegten sich die Ahren.im Winde, als<br />

wollten sie den unglaubigen Menschen in<br />

ihrem Staunen iiber solchen Reichtum die<br />

Freude bestatigen. Mit Regen war der Friih-<br />

ling ins Land gezogen und hatte in den Mo-<br />

naten des Sommers der Sonne und einem<br />

Wachstum Platz gemacht, das wenige der Men-<br />

schen im Dorfe kennengelernt hatten.<br />

Den zehnten August zeigte der Kalender.<br />

Laurentiussonntag war im Sauerlande. Wilm<br />

stand mit dem Vater am Braberg und lobte<br />

Sonne und Regen. Aus dem Dorfe stieg Quakn,<br />

als wenn Zeit zum Tuorwen gewesen ware.<br />

„Wilm, dat is Ungliick!" rief der Vater ent-<br />

setzt — und schon waren beide am Rande des<br />

Feldes entlang dem Dorfe entgegengelaufen.<br />

Als sie am Steinbruch waren, 'iiber den der<br />

Weg ins Erlental fiihrte, horten sie die schreck-<br />

liche Stimme des Brandhornes. Burmanns<br />

Onkel muBte mit seinem Horn schon durch das<br />

ganze Dorf gelaufen sein, denn sie horten den<br />

Hilferuf bei den letzten Hausern gelkn.<br />

In igroCen Satzen lief Wilm iiber die Wiesen<br />

und stand bald vor dem Nachtwachter. „Wilm!"<br />

war sein einziger Ruf, und dem jungen Bauern<br />

lief es kalt iiber den Riicken. „Use Huaf?"<br />

fragte er noch im Weiterrennen und sah nicht<br />

mehr, wie der alte Burmann kopfschtittelnd<br />

sich seines Dienstes bewuBt wurde. Das letzte<br />

Strohdach im Dorfe hatte der Wind in Flammen<br />

den Bergen zugetrieben.<br />

Mit angstvollen Augen stand Wilm vor dem<br />

ibrennenden Schmiefihofe. Sie suchten nicht die<br />

stiirzenden Wande, sahen nicht die wasser-<br />

gefiillten Eimer, wie sie Luftblasen gleich zu<br />

den Dachern der Nadibarhauser stiegen und<br />

ihren Inhalt iiber die glatten Schieferdacher<br />

ergossen. — „Wo is Mutter?" war seine tonlose<br />

Frage.<br />

Sie stand, mit der Schiirze vor den Augen,<br />

bei der Frau des VoBhofes. „Mutter, kum, et<br />

wart alles gud!" So begriiBte sie Wilm und<br />

nahm sie fest an den Arm und fiihrte sie zum<br />

Vater. Der stand gebannt vor den Flammen<br />

und sprach nicht ein einziges Wort.<br />

„Alles is verluoren", klagte sie. „Alle Arbeit<br />

is verriichtet. — Un usse Wabstaul, dat Spinn-<br />

rad fey mottet betteln gohn!"<br />

„Ja, Mutter, dat alles is verluoren, fey mottet<br />

nigge anfangen. Ohne Spinnrad un Wabstaul.<br />

wenn fey dran gloiwet, wart de Anfang all<br />

end."<br />

„Wenn fey unnerm eigenen Dake wuhnt,<br />

mottet fey in de Schiire tain, Wilm!" sagte der<br />

Bauer, und Wilm war einverstanden. „Beater<br />

en oigen Dak, as en friimet Kiinigreich!"<br />

Mit der Emtezeit, die die Winterhaufen auf<br />

des SchmieBbauem Felder wachsen lieB, wurde<br />

die Bretterscheune an den lauen Herbst-<br />

abenden zur sicheren Winterwohnung ein-<br />

gerichtet. Wikn wurde es klar, daB dort, wo<br />

bisher die Scheunenstatte des Dorfes war,<br />

reichlich Platz fiir eine gute Hofstelle war.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

^. Schon hatte sich der zweite Sohn des Sell-<br />

[s mannbauern in der Scheune des Hofes ein<br />

n eigenes Nest gebaut, und das Dorf hatte der<br />

e neuen Hausstelle einen eigenen Hausnamen<br />

- gegeben. „Schuren" naiunten sie die Leute. So<br />

',. muBte der SchmieBbauer neue und gute Nach-<br />

^ic ^cucrnte f)at bcgonncn<br />

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barscliaft schlieCen. — Wilm wuBte, daB er ein<br />

neues Leben beginnen muBte; denn die Zeiten<br />

batten sich geandert und die Menschen einen<br />

neuen Rhythmius aufgenommen, der nach dem<br />

Takt der Maschinen und der Jagd nach Er-<br />

tragen klang.<br />

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57


Sauerlandische Sagen von Gespensferhunden<br />

x^.i friiherer Zeit, bis um die Jahrhundert-<br />

—^.vende und auch noch dariiber hinaus, boten<br />

Dorfkirmeasen, Tauffeiern und andere Zu-<br />

sammenkvinfte in nachmittagiidier oder abend-<br />

licher Stunde passende G«legenheiten, aller-<br />

hand Geistersatgen und Spufegeschichten zu er-<br />

zahlen, denen man gern, wenn auch mit einem<br />

gewissen Grausen zuhorte. Das bat heute<br />

ziemlich aufgehort, weil die geistige Ein-<br />

stellung zu diesen okkulten Vorgangen sich<br />

gewandelt hat; denn zum Wesen der Sage ge-<br />

hort, daB sie geglautot wird, vom Erzahler<br />

und von den Zuhorern. Dieser Glaube ist<br />

heute groBtenteils nicht mehr vorhanden, und<br />

damit ist auch die Sage seLbst gestorben, sie<br />

lebt allenfaills noch weiter in Sagensamm-<br />

lungen, Lesebiichern, auch in Heimatblattern<br />

und Volkskalendern. Aber von dem Glauben<br />

an den tatsachlichen Hergang der Sage, der<br />

heute auch bei primitiven Menschen haufig<br />

fehlt, ist zu unterscheiden der Glaube an den<br />

Sinn der Sage, der geblietaen und um so un-<br />

bedingter ist. Gewahnlich enthalt der Sinn der<br />

Sage ©in sittliches Motiv, etwa das von Schuld<br />

und Siihne, und deshalb wird die Sage noch<br />

erzahlt, niedergeschrieben und moralisch und<br />

erzieherisch ausgewertet.<br />

Zu den haufigsten dieser Erzahlungen ge-<br />

horen auch im Sauerlande die Sagen von<br />

einem gespenstigen, unheimlichen, gewaltig<br />

groBen Hunde mit gluhenden, oft tellergroBen<br />

Augen, der in der Nacht den einsamen Wan-<br />

derer angstigt, sich vor ihm aul den Weg legt<br />

und dergleichen mehr. Gewohnlich ist es ein<br />

schwarzer, vereinzelt auch ©in weiBer Hund,<br />

mancherorts durch die rasselnde Kette als<br />

Geisterhund auisdriicklich gekennzeichnet. Nach<br />

dem Volksglauben ist dieser Hund entweder<br />

der Teufel bzw. eine Teufelserscheinung oder<br />

ein Wiederkehrer, der fur einen im Leben be-<br />

gangenen Frevel nach seinem Tode buBen und<br />

dann als Gespensterhund umgehen muB. In<br />

manchen Gegenden und Orten des Sauerlandes<br />

weiB man von einem solchen Geisterhunde zu<br />

erzahlen.<br />

Bei einem Waldchen an der LandstraBe<br />

unterhalb Nordenau (Kreis Meschede), unter<br />

dem sog. „Heidfeldchen", wollten Wanderer,<br />

die abends dort vorbei muBten, einen weiBen<br />

Hund gesehen haben, der sich iiber den Weg<br />

legte. Vielleicht hat eine iiber die StraBe<br />

fa-llende Lichterscheinung den AnlaB fur die<br />

Sage gegeben. — An der sog. „Schafbrucke"<br />

bei Siedlinghausen soil sich ein schwarzer<br />

Hund zeigen.<br />

Am „Roten Hagen" bei Gleidorf, gegeniiber<br />

dem Wilzenberge, geht nach der Volkssage des<br />

Nachts ein schwarzer Hund mit f eurigen Augen<br />

um.um. Edn Schafer Spieckermann aus dem<br />

nahen Winkhausen, hat um die Mitte des<br />

vorigen Jahrhunderts erzahlt, der schwarze<br />

Hund sei oft des Nachts zu seinen Schafen ge-<br />

kommen. Ein Geistlicher habe ihn schlieBlich<br />

58<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Von Heinrich Schauerte<br />

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besprochen und gebannt. Diese Geschichte er-'<br />

zahlten sich Frauen bei Kirmessen und Fa-,<br />

milienfeiern noch vor fiinfzLg Jahren. Auch ein<br />

Pater aus dem nahen ehemaligen Kloster Graf-i<br />

schaft sollte hier spuken, sollte schweigend mitt<br />

gesenktem Haupte vom Roten Hagen bis zum!<br />

Wege nach Holthausen und w^ieder zuriick:-<br />

wandeln; auch bei der „Dicken Dinde" auf der<br />

Hohe des Holthauser Feldes will man ihm be--<br />

gegnet sein. Es scheint also hier das Sagen-;<br />

motiv des Wiederkehrers neben dem Sagen4<br />

motiv des schwarzen Hundes als Teufelsgestalt<br />

herzugehen. Wer dort um diese Sage weiB und<br />

in der Nacht am Roten Hagen vorbei muB, den<br />

angstigt immer noch der Gedanke an den'<br />

schwarzen Hund, der mit den feurig-igliihenden<br />

Augen in der Nacht die Vorubergehenden un-<br />

heimlich anblickt oder fauchend hin und heri<br />

lauft. So ist einmal ein Bauerlein aus Wink-'<br />

hausen spat abends aus einer Wirtschaft in,<br />

Gleidorf heimgekehrt. Da sieht er, als der,<br />

Mond gespenstisch aus den Wolken leuchtet.i<br />

links am Wege den schwarzen Hund stehen.i<br />

Die rote Zxuiige hangt ihm weit aus dem Maule,<br />

in dem die weiBen, scharfen Zahne blitzen.*<br />

Der Bauer wird von einer fiirchterlichen Angstf<br />

befallen und lauft so schnell er kann nach!'<br />

Hause. Wie er sich umschaut, sieht er noch,;<br />

wie der Hund fauchend hinter ihm hersetzt.<br />

Da rennt er mit letzter Kraft und erreicht<br />

schweiBgebadet sein Haus, und niemals ist erl<br />

wieder in der Nacht iiber den Roten Hagen'<br />

gegangen. i<br />

Auf dem Oberhofe bei Gerlingsen, nahe bei!;<br />

Iserlohn, liegt auf einem Stege Nacht fur Nachtf<br />

ein groBer schwarzer Hund. Kommt nun ein<br />

Wanderer zu nachtlicber Stunde den Pfad-<br />

durch die Wiesen gegangen, so kann er, wenn<br />

er den Steg iiberschreiten will, plotzlich nicht<br />

weiter, da der Hund Urn daran hindert, und<br />

er muB warten bis zum Morgen. Bei ersten<br />

Schein des Friihlichts verschwindet namlich<br />

der schwarze Hund, und niemand weifi seine<br />

Spur. — Desgleichen soU bei Evingsen (Kreis:<br />

Iserlohn) des Nachts um die Geisterstunde ein-<br />

schwarzer Hund umgehen.<br />

Ein seltenes Erlebnis wollten um die Mitte ^<br />

des vorigen Jahrhunderts zwei Manner aus"<br />

Brunskappel, darunter der Muller des Dorfes, \<br />

gehabt haben, als sie in Siedlinghausen zum<br />

Kartenspielen gewesen waren. Als sie spat<br />

abends heimgingen, lag vor der Siedling-.<br />

hauser Briicke ein schwarzer Hund und ver-,<br />

sperrte ihnen den Weg. Der eine der Manner^<br />

sagte zu dem Hunde: „Wenn du von Gott<br />

kommst, kannst du mitgehen." Der Muller da-<br />

gegen sagte: „Und wenn du vom Teufel<br />

kommst, kannst du auch mitgehen." Darauf-<br />

hin stand der Hund auf und folgte ihm.. Als sie<br />

nun nach Brunskappel kamen, fragte der<br />

Miiller seinen Begleiter: „Wie werde ich nun.<br />

wohl den Hund los?" Der Mann riet ihm, die;<br />

Haustiir nur ein wenig aufzumachen, dann-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

schnell ins Haus hineinzuschliipfen und die<br />

Tur sofort wieder zuzuschlagen. Der Miiller<br />

tat so, aber der Hund war schon vor ihm<br />

hineingesprungen und legte sich vor sein Bett.<br />

Dann hat der Muller den Geistlichen von<br />

Assinghausen geholt, der den Gespensterhund<br />

bannen mufSte — der eigene Pfarrer habe es<br />

nicht geliommt. Der Geistliche hat dem Muller<br />

dann nachher gesagt: „Wann diu nau mol wuat<br />

suihst, dann hiilleset Miul" (= Wann du noch<br />

mal was siiehst, dann halst du den Mund!).<br />

Mehr Gllick hatte ein Schafer aus Remtoling-<br />

hausen, der, wie damals die Schafer gewohn-<br />

lich, auch als Haussc±ilachter tatig war. Dieser<br />

hat um 1890 folgendes erzahlt: Als er eines<br />

Abends vom Schlachten von Lottmaringhausen<br />

kam, da stand auf der einen Seite der Strafie<br />

ein unheimlicher scbwarzer Hund mit gliihen-<br />

den Augen. Sein edgener Hund, auf den, wie<br />

er sagte, er sich immer verlassen konnte,<br />

wurde angstlich und zog den Schwanz ein. Als<br />

der Schafer nach Hause kam, lag der sdiwarze<br />

Hkind liber der Tur. Der Schafer husdite<br />

schnell ins Haus und scbloB die Tur, so daI3<br />

der schwarze Hund nicht hinein konnte.<br />

Anderwarts heifit der Gespensterhund<br />

K n u p p e 1 h u n d , auch Bummel- oder<br />

Welthund. Ein solcher kam aus einer von<br />

den alten Linden auf dem Kirchhof zu Iser-<br />

lohn hervor, ging die Kirchentrep-pe hinauf<br />

und wieder hinunter und kehrte dann auf<br />

deroselben Wege zur Linde zuruck, wo er ver-<br />

schwand. Dieser Hund — so wird gesagt — ist<br />

iiberall, kann gleichzeitig an jedem Orte der<br />

Welt erscheinen, aber nur Sonntagskinder<br />

sehen ihn. Von der Volmegegend an nach dem<br />

Bergischen zu heifit er PaBganger. Wo man<br />

vop Kniippel- oder Bummelruien spricht,<br />

tragt er einen groBen Kniippel am Halse oder<br />

auch zwischen den Vorderpfoten. Der Hund<br />

tut aber niemandem etwas zuleide, solange<br />

man ihn in Ruhe laBt. Auch in Schwerte lauft<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

er von abends 10 Uhr bis zur Morgendamme-<br />

rung durch alle StraBen. Einst waren mehrere<br />

Leute in einem Hause des Nachts am Dreschen;<br />

da horten sie draiuBen vor der Tiir etwas<br />

rascheln, als wenn der Kniippelhund langsam<br />

vorbeikame. Einer von den Dreschern rief<br />

durch das Schliisselloch: „Knuppelhund, wo<br />

willst du hin?" Da wurde der Hund wiitend<br />

und straubte seine Haare empor, machte sich<br />

groBer und wuchs so schnell in die Hohe, daB<br />

er beinahe im selben Augenblicke seine Vorder-<br />

fuBe oben auf das Scbeunentor legte. Als nun<br />

alle voU Angst davonliefen und auf eine<br />

Kammer oben im Hause fliichteten, da wurde<br />

das Tier noch groBer, legte seine FiiBe in das<br />

Kammerfenster hinein und schaute mit<br />

gliihenden Augen durch die Scheiben. Als aber<br />

der Hund die Angst der Leute sah, tat er nie-<br />

mandem etwas zuleide, sondern ging nach<br />

einer Weile ruhig weiter. (P. Zaunert, West-<br />

falische Sagen, S. 335 f.)<br />

Bis um die Jahrhundertwende soil sich toei<br />

einem jetzt nicht mehr stehenden „Backes"<br />

(Backhause) in Wickede-Ruhr an den Abenden<br />

und in den Nachten der Herbst- und Winter-<br />

zeit sowie zu anderen Jahreszeiten, wenn kein<br />

Vollmond war, ein weiCer Hund gezeigt haben,<br />

der besonders Kdnder bedrohte. Als Grund fiir<br />

das Erscheinen dieses Geisterhundes wird an-<br />

gegeben, es sei vor Zeiten an dieser Stella ein<br />

Mord geschehen. Hier ware der Hund also ein<br />

Wiederkehrer. — Auch an einer heute wiisten<br />

HaussteHe in der Gemankung Osbern bei<br />

Menden sollen sich friiher ein oder zwei weiBe<br />

Hunde gezeigt haben. Die Volkssage hat eine<br />

ganz seltsame Spukgeschichte um dieses kleine<br />

im Walde gelegene Gehoft gewoben: An dunk-<br />

len Abenden und in Nachten, besonders der<br />

Herbstzeit, erschienen ofter in Kuche und<br />

Stube, wenn die Frauen allein waren, schwarze<br />

Mannergestalten, setzten sich den Frauen auf<br />

den SchoB und laditen mit graBlich gellenden<br />

Alter Hot Fedeizeichniing von Roland Tiinne<br />

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59


Lauten. Sie wurden fiir Teu&l geha-lten. Bis-<br />

weilen waren sie begleitet von einem, manch-<br />

mal zwei iibergroBen schwarzen, seltener<br />

weifien Hunden, die sich lautlos im Hause<br />

herumtrieben Oder es umkreisten. Nach einiger<br />

Zeit waren die Gestalten luid Hunde pWtzlich<br />

wieder verschwunden, blieben bisweilen aber<br />

auch bis Mittemacht. Dieser Spuk soil sdch<br />

schlieBlich so oft gezeigt haben, dafi die Be-<br />

v/ohner um die Mitte des vorigen Jahrhunderts<br />

das Haus verlieBen und verzogen, und da sich<br />

kein Kaufer gefunden hate, sei das Haus ver-<br />

fallen. Diese Sage lebt heute noch vereinzelt<br />

im Volke, und die Stelle, wo das Haus ge-<br />

standen, wird noch von einzelrien gemieden.<br />

Es scheint sich um eine atiologische (= er-<br />

klarende) Sage zu handeln, die das Entstehen<br />

der Wiistung erklaren will.<br />

Das Erscheinen eines Geisterhundes in einem<br />

Dorfe an der Ruhr (Warmen) im Jahre 1910<br />

gehort zum Phanomen des zweiten Gesichtes.<br />

Zwei Schwestem und ihre Mutter werden des<br />

Nachts durch das anhaltende Bellen eines<br />

Hundes geweckt. Als sie dann durchs Fenster<br />

schauen, sehen sie ,beim Mondenscheine auf<br />

der nahen Weide einen weiBen, zottigen Hund<br />

von iibergroBer Gestalt, der einen Menschen<br />

am nahen Zaun entlang hetzt. An den Ge-<br />

sichtsziigen erkennt die Mutter ihren Sohn und<br />

ruft angsterfullt aus: „0, unser N., ihm ist<br />

etwas zugestoBen!" Dann ist die Erscheinung<br />

verschwunden. Am Morgen fahren sie zur<br />

nahen Stadt, wo der Sohn wohnte, und flnden<br />

ihn tot im Bett. Er war am Vortage von der<br />

Leiter eines Neubaues gesturzt und in der<br />

Nacht inneren Blutungen erlegen.<br />

In Wickede-Ruhr, das um 1870 noch dunn<br />

besiedelt war, ging nach damaligem Volks-<br />

glauiben der Weltbund (Weltruie) um. Zwei<br />

Kinder, die eines Abends (um 1870) in dieser<br />

einsamen Ortlicbkeit ihrem Vater das Essen<br />

zur Nachtschicht bringen wollten, glaubten zu<br />

sehen, wie ein riesiger Hund auif sie zukam,<br />

lieBen unter dem Rufe „de Weltruie!" dliren<br />

Henkelmann im Stidi und liefen auf einem<br />

Urowege nach Hause. — Kiihe, die nachts auf<br />

der groBen Weide blieben, mogen den Grund<br />

fiir das Erlebnis atogegeben haben.<br />

Eine surapfige, von Baumen umstandene<br />

Ortlichkeit in der Nahe des Outes Ordrighausen<br />

bei Waltringen (Kreis Soest) helBt im Volks-<br />

munde „versunkenes SchloB". Hier wohnte im<br />

16. Jahrhundert Ritter Dietrich, der nach der<br />

Volksiiberlieferung die Bauern auf dem Wege<br />

zur Oringhauser Miihle uberflel und dhnen das<br />

Korn abnahm; dafur muBte er naturlich nach<br />

dem Volksglauben nach seinem Tode spuken:<br />

.Ein Hund mit tellergroBen, gliihenden Augen<br />

uberflel auf dem Wege durch den Werler Wald<br />

den einsamen Wanderer, zerriB entweder sein<br />

Opfer Oder hielt es bis zum Morgen fest, oft<br />

gin? er dort auch neben den Menschen her.<br />

Der Hund soil an einer Kette befestigt gewesen<br />

sein, die vom versunikenen SchloB bis zum<br />

Werlner Forsthaus reichte. Nach einer anderen<br />

Form der Sage liegt er an sdiweren, gliihenden<br />

Ketten.die man abends rasseln horen wollte.—<br />

Der genannte Weg fuhrt durch ein Gelande<br />

60<br />

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auf der Haar, wo 33 Hugelgraber Hegen. —<br />

Drei Wochen vor Weihnachten darf man nach<br />

dem Volksglauben dieser Gegend keine Tiir<br />

offen lassen, da sonst der Welthund ins Haus<br />

eindringt — also ein Anklang an die Sage vom<br />

wilden Jager.<br />

Auch der Humor fehit bei diesen Geschichten<br />

nicht: Um 1880 ging ein Bauer aus einer Wirt-<br />

schaft, wo ihn die Gaste wegen des Heimweges<br />

geangstigt hatten, in dunkler Nacht nach<br />

Hause. Als er an einer Hecke entlangging,<br />

stieB er mit etwas zusammen, das ihm lebendig<br />

schien. „Der Welthund!" ging es ihm durch den<br />

Sinn. Er wollte aber Mut zeigen, ging darauf<br />

zu und faBte die Sache ins Auge, und der ver-<br />

meintliche Welthund entpuppte sich als —<br />

Ziegenbock!<br />

,Nach Ostland wollen wir fahren'<br />

Einige Erinnerungen<br />

fiir unsere ostvertriebenen Landsleute<br />

1924. 14 Tage Ferien. Zum erstenmal „gro6e<br />

Fahrt": Wennemen — Schwerte — Hannover —<br />

Berlin — Gorlitz — Hirschiberg — Glatz — Ha-<br />

belschwerdt. Herzlicher WiUkommiensgrufi von<br />

Schlesiern, auch von einigen westfalischen<br />

Freunden, die so weit „getippelt" waren.<br />

Wanderung nachi Maria Schnee, zuruck durch<br />

den Wolfelsgrund. Dann Juogbom-iBundestag<br />

in Habelschwerdt. Gebet, Arbeit, Singen, Spie-<br />

len imStadtchen, auf dem Ring, an der Florian-<br />

fcapelle. Heimfahrt. Von Hirschberg aus Ab-<br />

stecher ins Riesengebirge: Melzengrund, Koppe<br />

(Sturm und Regen), Zackelfail, Kirche Wang.<br />

1928 iiber Dortmund — Berlin nach Glogau.<br />

Wieder Arbeit und Freude uod Erleben schfle-<br />

sischer Art und Landschaft: Breslau, Hftirsch-<br />

'berg, Riesengebirge: Hampelbaude, Tedch-<br />

baude, Koppe, Spindelmiiihle, WeiiBwasser- •<br />

grund, Elbwiesen, Schreibeihau. 1931. BuTides-<br />

tag in Allenstein in OstpreuBen. tJber Berlin,<br />

Swinemiinde-Ositsee, Pillau, KoniigS'berg, Allen-<br />

stein, Masuren, Romintner Heide, SteUifcuste<br />

an der Ostsee, Bernstein.<br />

Nur Worte und Namen. Aber welcher Ost-<br />

vertriebene denkt nicht bei diesem oder jenem<br />

Ort an seine Heimat!<br />

Ja, es waren erlebnisreiche Fahrten in euer<br />

„Vaterlanid", und gern schauten wir uns um in<br />

Stadten, Dorfem, auf dem Kamm und in den<br />

Talem des Gebirges, an den Seen und Fliissen.<br />

Wohin mag das Schicksal all jene ostdeutsche<br />

Jugend und ihre Eltem und Verwandte und<br />

Bekanaite verschlagen haben? Nur wenige sah<br />

ich bisher wieder.<br />

Was solen wir tun? Eine Fahrt zum SchluB:<br />

Elbsandstedngebirge, Sachsische Schwedz, Dres-<br />

den. Gemaldegalerie. Stilles Verweilen vor der<br />

Sixtinischen Madonna. Steigt ein heiBes Gebet<br />

empor: Maria: Friedenskonigin, bitte fur uns!<br />

F.J.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Die Haferkisfe / Kulturkundliche Plauderei von Franz Josef Koch<br />

^^och auf dean Hahnebalken meines elter-<br />

lichen Hauses, gleich unter dem Eulen-<br />

joch, stand ehemals die Saimmlung altsauer-<br />

landischen Hausrates. Doch nur die groBeren<br />

W w ^^"^^^ ^^*^^ ^' ^^^ ^^^ Spulrad und der<br />

Webstuhl. All die klelneren Dinge wurden von<br />

mir in einer machtigen, schwerbeschlaigenen<br />

^ichentruhe, die seit Menschengedenken ais<br />

H-aterkiste gedient hatte, verstaut und mit auf<br />

Gie Wanderschaft genommen. So stand sie nun<br />

aroben auf dem Schulboden und hieB bei<br />

meinen Schulern und mir imimer noch, die<br />

Waferkiste. Jedes Halbjahr durfte die kleine<br />

^^^^llschaft einmal mit hinaufsteigen, um<br />

aroben beim dammerigen Licht der Dach-<br />

ienster den Inhalt der alten Truhe zu toe-<br />

^unen. Das war jedesmal ein Fest fur die<br />

i:i.mder, fur mich ein Erinnerungsstundchen an<br />

stmtrohe Jugendtaige. Doppelt frohlich ver-<br />

^leien nun diese Besichtigungen immer, well<br />

oer sauerlandische Volksmund fur jedes Stuck<br />

a«en Hausrates einen lustigen Ratselreim<br />

oaer Ripprapp hat. Diese Ratsel wurden<br />

n S K ^^' ^^ zugehorigen Dinge vorgezeigt<br />

und besprochen. So wurde von uns alle halbe<br />

Jaibre mit Lust und Lachen ein Stundchen<br />

neimatlicher Kulturgeschichte betrieben.<br />

*<br />

Mit Halloh ging es wieder einmal die Boden-<br />

lan^^vf hdnauf zur Haferkiste. Gespannt<br />

uschte man meiner ersten Frage:<br />

.,Ne Hocke merme Blocke<br />

Met vaiarkanteg Holt.<br />

Knipp-knapp, wann met uapenslatt,<br />

Der kleine WilU wuBte das noch. „Das ist<br />

m , f^^rkiste. Sie sieht aus wie eine Hocke<br />

]^ n ^^^ ^^t e-inen vierkantigen Holzblock<br />

^s Deckel. ,Knipp-knapp' sagt der Schlussel,<br />

wenn man aufschliefit."<br />

^Je Truhe wurde nun aufgeschlossen.<br />

|i^nipp.knapp" madite pfliditmaBig der groBe<br />

^reuzschliissel in dem schweren Schlosse. —<br />

f;•^*st kamen die zahlreichen Kuchengerate<br />

SDr if ^^"'^g- War kamen auf das Herdfeuer zu<br />

prechen, von dem ein Ripprapp sagt:<br />

»Dages ase ne giillenen Knaup,<br />

Nachtes ase ne Mollhaup."<br />

I^ie gliihenden KoMen des Herdes, hier<br />

wnem goldenen Knopf verglichen, werden fur<br />

^le Nacht mit Asche bedeckt und gleichen<br />

^nn einem Maulwurfshaufen (Mollhaup).<br />

TI 51 ^"^ mussen die Kohlen wieder angeschoirt<br />

werden. Das geschieht mit einem ikieinen<br />

Handblasebalg.<br />

Ich fragte:<br />

!,Rot hian un rot hiar!<br />

Mien Biuk is van Liar.<br />

Un is dai nau sau vuller Wind,<br />

Biukweih hewwek nie, mien Kind."<br />

(Rat hin und rat her!<br />

Mein Bauch ist von Leder.<br />

Und ist der noch so vol'ler Wind,<br />

Bauchweh hab ich nie, mein Kind.)<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Else, der hochaufgeschossene, goldblonde<br />

WiOdfang, hatte die Sachlage richtig erfafit und<br />

durfte den Blasebalg zum Lohn aus der Kiste<br />

herausholen und probieren. Sie konnte somit<br />

gleich die Wahrheit eines zweiten Blasebalg-<br />

rippraijps bestatigen:<br />

„Liag, sau swor ase vuU,<br />

Vull, sau swor ase Hag."<br />

(Leer, so sdiwer wie voll,<br />

VoU, so schwer wie leer.)<br />

Vom dreibeinigen Herdtopf, der gleich iiber<br />

das Kohlenfeuer gestellt wird, sagt ein Volks-<br />

ratsel:<br />

„Uawen swuat un ungen swuat,<br />

Innen swuat und iuten swuat,<br />

Un steiht liuter op half sesse."<br />

(Oben schwarz und unten schwarz,<br />

Irmen schwarz und auBen schwarz,<br />

Und steht immer auf halb sechs!)<br />

(Drei FuBen.)<br />

Vom Kesselhaken (sauerlandisch Lenhol)<br />

horten wir die beiden Scherzreime:<br />

„Hartmann, Swuatmann,<br />

Hiat Tiane (Zahne) in der Siet."<br />

Mehrere zeigten auf den Kesselhaken, wuB-<br />

ten Urn aber nicht zu benennen. Von einem<br />

Lampenhaken, der ahnlich gestaltet ist wie<br />

der gezahnte Kesselhaken, nur entsprechend<br />

kleiner, lernten wir den Scherz:<br />

„Ik kenne ne Frau Base,<br />

Hiat fiefuntwintig Nasen."<br />

Auch das Ratsel von der Kartoffelreibe<br />

wurde leicht erraten:<br />

„Wat hanget an diar Wand<br />

Un blenket as en Peerlenband?"<br />

Vom kupf ernen Wasserkessel horten wir das<br />

poetische Ratsel:<br />

„Wat gedt lachend int Water<br />

Un ikiimmet met Tronen wier riut?"<br />

Neben dem blanken Kupferkessel stach den<br />

Kindern auch ein kupferner Schaiumldffel ins<br />

Auge, nach dem gefragt wird: „Met wilkem<br />

Liapel wert nit giaten?" Von der Eieruhr, in<br />

welcher der Sand auf- und ablauft, horten wir<br />

den Ratselreim:<br />

„Binnen blank un biuten blank<br />

Un liuter Sand dermank."<br />

Ein altes Ollampchen, ahnlich einer Berg-<br />

mannslampe, wurde von mdr vongezeigt mit<br />

dem Spruch:<br />

„Isern Pulle, (eiserne Flasche)<br />

Fette Pulle, (ifette Flasche)<br />

Wullen Darm, (wollen Darm = Docht)<br />

Wat is dat?"<br />

Von einem alten kupfernen Kerzenleuchter<br />

mit Wachsstiimpfchen horten wir den Spruch:<br />

„Peiter Machelken (Kerze)<br />

Sittet op sienem Kastelken (Leuchter).<br />

Je langer datt hai sittet,<br />

Je stumper (kiirzer) dat hai werd."<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

fil


VoUstandig fremd war meinen Schiilern die<br />

Lichtputzschere, von der es im Volksmunde<br />

heiBt:<br />

Twei Rinigelkes (Ringelchen),<br />

Twei Stangelkes (Stangelchen),<br />

En Kastken (Kastchen zum Aufnehmen<br />

Un en Splet (SpieB). [der Lichtschnuppen)<br />

Audi einen kleinen Wetterhahn von einem<br />

Gutskirchledn wies meine Sammlung auf. Nach<br />

ihm wurde gefragt:<br />

„Wilke Hahn maket kain Spitakel?"<br />

(Welcher Hahn macht keinen Spektakel?)<br />

Hier wurde dann auch die Scherzfrage ge-<br />

stellt, warum denn ein Hahn und kein Huhn<br />

auf dam Kirchturm sitzt. Antwort: „Wenn ein<br />

Huhn oben safie, miifite jeden Morgen einer<br />

hinaufsteigen und das Ei herunterholen."<br />

Als Kliigsten im H'ause lernten wir das Sieb<br />

kennen: Es laBt den Staub fallen und behalt<br />

das Korn. Als Diimmsten im Hause lernten die<br />

Kinder die Milchseihe kennen: Sie laJ3t die<br />

Milch durchlaufen und hehalt den Schmutz.<br />

Zwei der kleinsten Madel (Hilde und Mia)<br />

maditen sich mit ein paar Glocken zu schaffen,<br />

wie man nsie friiher im Sauerlande den Kiihen<br />

und Schafen umhing, wenn man sie zum<br />

Weiden in die Walder trieb. Von der Glocke,<br />

mit der eine Kuh durchsWasser watet, heiBt es:<br />

„Et geit wat diart Water<br />

Un raipet liuter: ,Drink, drink!'<br />

Un drinkt doch nit."<br />

62<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

JlTul^eim a. 6. JHo^ne<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Ahnlich heiBt es von einer Glocke, die von<br />

Schaf Oder Kuh getragen wird:<br />

„Et geiht opet Feld<br />

Un frietet nit<br />

Un suipet nit,<br />

Un kiimmet doch lustig heime.<br />

(Es geht aufs Feld<br />

Und friBt nicht,<br />

Und sauft nicht,<br />

Und kommt doch lustig heim.)<br />

Von einem Federkiel, wie man ihn friiher<br />

zum Schreiben benutzte, handelt das Ratsel:<br />

„Van Lebandegen kiimmeret,<br />

Un daut iset,<br />

Un doch giret jedem Antwort."<br />

(Vom Lebendigen [der Gans] kommt es,<br />

Und tot ist es,<br />

Und doch gibt es jedem Antwort.)<br />

(Als Feder zum Schreiben.)<br />

Natiirlich wurde jeder Gegenstand nach<br />

seiner Beschaffenheit und Verwendung hin<br />

betrachtet und besprochen. Das Leben und<br />

Treiben, wie das friiher am hauslichen Herde<br />

sich abwickelte, wurde den Puten von mdr ge-<br />

scbildert so gut es eben ging. Beim Ednpacken<br />

wurden dann die Gegenstande noch einmal<br />

vorgezeigt, der zugehorige Ripp-rapp wurde<br />

wiederholt. Und dann ging es „Knipp-knapp".<br />

Fiir ein halbes Jahr hatte die Ratselkiste<br />

wieder Ruhe, kormten sich Kesselhaken und<br />

Lichtputzschere, Wetterhahn und Ollampchen<br />

ungestort von der guten alten Zeit erzahlen.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

^^^t dLmivdh<br />

Lieber Freund,<br />

Dein Brief hat an. Saiten igeriihrt, denen ich<br />

'^^ seit mehr als vier Jahrzehnten Schweigen<br />

f®°'^t6, aber sie haben nie eine Stunde ge-<br />

schlafen. 1st es wahr, was die Dichter und<br />

iJenker sagen, daB das Heimweh der beste Teil<br />

unserer Seele dst?<br />

Du hast es nie begriffen, wie ich ebenfalls<br />

^"j^der Heimat gehen konnte. Begriff ich es<br />

selber? Du weiBt um das Auswanderfieber in<br />

aen achtziger Jahren. Die Heimat hatte nach<br />

oem siegreichen Krieige nur karges Brot fur<br />

inre Sohne. Unser Bruder Josef iwar bei Grave-<br />

lotte gefallen. Jeder furchtete einen Ver-<br />

geltungskrieg. Da rieten uns die Eltern zur<br />

sicheren Fremde.<br />

Jeder Zug, der damals durchs Lennetal<br />

^?^^^^' ^"^^S Sauerlandjungen zum fernen<br />

„March€niand". Die Wachter des Gesetzes<br />

waren Tag und Nacht auf Posten, daC keiner<br />

entschlupfe, auf den das Vaterland seine Hand<br />

=eiegt hatte. Aber die Auswanderer narrten<br />

sie auf manchmal ergotzliche Weise. Sie fuhren<br />

nachts von einer fremden Station ab. An-<br />

gehorige versahen sie dort mit der Ausrustung.<br />

Ich bekam gleichzeitig die Anistellung als_<br />

^rganist in einer Ruhrstadt und den miiitari-<br />

^chen Gestellungsbefehl. Mein Bruder Jo-<br />

hannes hatte bereits die iSchiffskarte nach<br />

Uhersee und drangte auch mich kopfuber in<br />

«as groCe Wagnis. Ich habe einen harten<br />

i^ampf gekampft; ich wurzelte mit jeder Faser<br />

m der Heimaterde. Schon die Ruhr lag mir zu<br />

M"'i ?fon der Lenne. Und ich liebte ein edles<br />

madchen. Sie wurde mir nicht folgen konnen.<br />

*ie konnte ihren Vater nicht alledn lassen.<br />

J-n einer dunklen Nacht gingen wir auf Um-<br />

r'^^®^ zu unserer Schwester und fuhren am<br />

h h^^i" ^oi"gen von der fremden Station un-<br />

oehelligt ab. Ich war vom Abenteuerlichen<br />

meiner Flucht wie in einen unwirklichen Bann<br />

geschlagen. Als aber das heimatliche Land<br />

immer weiter hinter uns blieb, kam mir lang-<br />

am die Besinnung, mir wurde grausam inne,<br />

aau ich diesen Weg vielieicht nie wieder-<br />

i^ommen wiirde. Auf jeder Station war ich<br />

versucht, aus dem Zuge zu springen, heim, ob<br />

zu Leben oder Tod.<br />

CTp^"^^ dann laig der Ozean vor uns, wie ein<br />

=6clucktes Untier, das mich zu ewigem Heim-<br />

r^^f^ verschUngen wollte. Hatte Johannes mich<br />

nicht fest in die Zaume genommen, vielieicht<br />

^^re es mir ergangen wie Zweien aus unserm<br />

^irchspiel, die im Anblick des unermefilichen<br />

^eres die Hande zusammengeschiagen haben:<br />

»u August, wat en Water!" — „0 Threise, wat<br />

ne Bieke!" Sie haben ihr Biindel wieder auf-<br />

gepackt und sind heimgezogen.<br />

Johannes sah mich grimmig an, -obschon ihm<br />

-eibst der Schmerz des Abschieds im Gesicht<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

zuckte: „Meinetwegen geh und laB dich tot-<br />

schieBen. Ich fahre!"<br />

Auch ich bin gefahren. Ich habe die Zahne<br />

zusammengebissen und mich hart gemacht, als<br />

ich iiber die Schiffsbriicke ging. Als aber das<br />

Scbiff vom Strande in die hohe See stieB, als<br />

die letzten Mowen uns verlieBen und zuriick-<br />

flogen, als der letzte Streifen des Heimatlandes<br />

wie eine bleiche Nebelzelle am Horizont ver-<br />

sank, da bin ich wie ein von alien Geistern<br />

Verbannter hingesackt und habe fassungslos<br />

geweint. Ich fiihlte mich blutend gespalten<br />

zwischen zwei Welten, von der einen hoff-<br />

nungslos losgerissen, die andere starrte mir<br />

fern und freimd entgegen. Hatte ich da noch<br />

einmal auf der Stubenschwelle daheim ge-<br />

standen, die Hand der Mutter auf meinem<br />

Scheitel, hatten mir die Schwalben auf der<br />

Tenne und der Bach und die Eichen im Heimat-<br />

tal noch einmal von Scheiden und Nimmer-<br />

wiederkehr gesungen, nicht Krieg und Not und<br />

Tod hatten mich von der Brust der Heimat ge-<br />

rissen.<br />

Die Seekrankheit riB uns fiirs erste in einen<br />

schlaffen Dammerzustand. Taumelnd verlieBen<br />

wir nach vierwochiger Fahrt das Schiff.<br />

Freunde, die vor uns hiniitoergegangen waren,<br />

erwarteten uns und scbafften uns die ersten<br />

Dielen unter die FuBe. Aber es war damals wie<br />

heute, wer hier Brot essen will, muB es mit<br />

eisernem FleiB erraffen, wenn er nicht das<br />

seltene Gluck hat, durch wohlgestellte Ver-<br />

wandte in ein fertiges Nest zu kommen.<br />

Das Ringen um die Existenz, da;s Erlernen<br />

der Landessprache iiefien die erste Zeit kaum<br />

ein Zuriicksinnen aufkommen. Manche liefien<br />

sich von daheim ihre Braute kommen und ver-<br />

wanden an einem warmen Herde das Heim-<br />

weh. Ich blieb allein. Jede freie Stunde fuhr<br />

ich hinaus aus dem Gebrause der Weltstadt an<br />

den Michiigansee. Stundenlang saB ich auf einer<br />

einsamen Bank und sann den Wolken und<br />

Vogeln nach, die heimatwarts zogen. Spazier-<br />

ganger sahen mich verwundert an, dann<br />

merkte ich, daB Tranen iiher meine Weste<br />

rannen.<br />

Meine Mutter drangte mich in jedem Brief e,<br />

einen eigenen Herd zu griinden. Ich habe mir<br />

dann eine meiner Musikschiilerinnen zur Ge-<br />

fahrtin gewahlt. Sie ist mir eine ;gute Hausfrau<br />

gewesen, meinen Kindern eine sorgende Mut-<br />

ter. Aber Settchen, meine erste Liebe, trug ich<br />

wie ein Mirakel in meinem Herzen. Sie ist<br />

meinetwegen einsam geblieben.<br />

Mein Bruder Johannes war immer der Be-<br />

herzte, er miihte sich, mit Wirklichkeiten zu<br />

rechnen. Aber auch er, wie alle in unserm<br />

„Sauerlandkreis", haben wie mit einem zweiten<br />

Sein immer in der Heimat gelebt. Kein Para-<br />

dies der Welt kann dem Mensdien je die<br />

Statten ersetzen, wo er zuerst zum BewuBtsein<br />

des Lebens erwacht ist. Wir hatten unsere<br />

eigenen Schulen, unsere Geschafte, wir dul-<br />

deten im hauslichen Raum keinen fremden<br />

Laut, wir feierten weiter die Feste der Heimat,<br />

wir sangen ihre Lieder. Unsere Kinder waren<br />

mit allem HeimatUchen vertraut wie wir sel-<br />

ber, vom Fronleichnamssegen unter den alten<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Berglinden bis zum KonigsschieBen am<br />

Sciiutzenfest. Es war ergotzlich, wie sie Hoch-<br />

deutsch, Plattdeutsch und die Sprache des<br />

Landes mischten und mit „Good toy" Bruder<br />

Johannes neckisch ergrimmten.<br />

Ja, wir haben Wurzel geschlagen in diesem<br />

gastiichen Lande, atoer Dir darf ich es still<br />

verraten, nicht einen Tag, nicht eine Stunde<br />

waren wir ohne Heimweh. „Sch"ied auch die<br />

Muschel lange schon vom Meer, das ihre Hei-<br />

mat war — in ihrem Innern rauscht es fort<br />

wie Meeressehnsucht immerdar."<br />

Dann — als nach dem ersten Weltkriege fiir<br />

den Fahnenfliichtigen die Barrikade gefallen<br />

war, habe ich die Heimat wiedergesehen. Als<br />

junger Bursch von einundzwanzig toin ich ge-<br />

gangen, als alter Mann im grauen Haar kam<br />

ich wieder hinauf durchs Faiketal. Bruder<br />

Franz kam mir entgegen. Wir sahen einander—<br />

und schiittelten die Kopfe iiber uns — und<br />

flelen uns in die Arme — und weinten ...<br />

Die Weiden und Marken lagen unter der-<br />

selben Lenzsonne wie ehmals, als wir hier un-<br />

sere Herden huteten und zwischen Wacholder<br />

und Felskllppen Inddanerkampfe ausfochten.<br />

Jetzt nirgend mehr ein Hiitejunge, kein Scha-<br />

fer, kein Lammlein, nur Zaune ...<br />

Unser Dorf war noch so, als hatten wir es<br />

beina letzten Avelauten verlassen, die Hauser<br />

ein wenig alter und milder, hie und da ein<br />

neues. Am Briickensteg mein Eitemhaus, in<br />

dem fremdeLeute wohnten. Schwalben strichen<br />

aus der offenen Tiir; sie hatten wohl noch ihre<br />

Nester unter den Tennebalken.<br />

Nun miiBte doch die Mutter ins niedere<br />

Stubenfenster kommen, wie ehmals, wenn ich<br />

aus der Fremde heimikam. Da stand eine Frau,<br />

sie sah mich fremd an und zog sich beiseite.<br />

Erinnerung zog mdch in ihren Bann, das Weh<br />

„nach Hause" machte mir die Augen heifi und<br />

den Atem schwer ...<br />

Aber dann hat die Heimat mich doch warm<br />

umlangen in Menschen des gleichen Blutes, in<br />

Freunden, die noch meine Mutter gekannt und<br />

Vaters Kameraden waren.<br />

Es ging auf Ostern zu. Ich habe mir eine<br />

geschalte Eiche auis dem Walde geholt und das<br />

eine Ende zu einem faserigen Strang geklopft<br />

und mit Harz getrankt. Die Dorfjungen sahen<br />

mir verwundert zu. Schon ihre Vater hatten<br />

verlernt, eine Osterfackel zu klopfen.<br />

Am Osterabend zogen zum ersten Male wie-<br />

der zwolf Buben mit lohenden (Fackeln zum<br />

Osterberge. Ich durfte das Poskefeuer an-<br />

ziinden; das ganze Dorf war nnit dabei und<br />

sang die iieben alten Lieder zuim Triumph des<br />

Osterkonigs.<br />

Ich habe die Feuer auf den Bergen bis zum<br />

fernen Horizont gezahlt. Vierzigmal hatten sie<br />

osterlich geflammt, und ich war nicht mit<br />

daibeigewese.n — vierzig- und hundertmial<br />

wurden sie lohen, und nie wieder wiirde ich<br />

mit dabei sein. Da bin ich heimlich ganz allein<br />

den Berg hinabgegangen, ehe mir aile Feuer<br />

ausbrannten, zu meiner Eltern Haus, in dem<br />

fremde Leute wohnten. Am Pfosten neben den<br />

Stubenfenstern hatoe ich gestanden und habe<br />

64<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

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hartes Weh gelitten. Ich habe gelauscht, ob ich<br />

nicht Mutter ihre innigen Weisen singen hore,<br />

wahrend sie die goldgelben Osterkuchen fiir<br />

uns backte.<br />

Die Stube war leer. Da stand noch der alte<br />

Polsterstuhl, in dem Vater die langen Gicht-<br />

jahre geduldig safl und lift. Und der lange<br />

Eichentisch, an dem wir winterabends M'iihl-<br />

chen spielten um Niisse aus dem „Haselhahn".<br />

Die Tiir ging auf. Die Mutter mit den duf-<br />

tenden Osterkuchen? Die fremde Frau kam<br />

herein, in der Hand eine Schiissel mit bunten<br />

Ostereiern.<br />

Ich bin still gegangen. Es war voller helier<br />

Mond. Es schien, als ob in alien Fenstern Feuer<br />

brennten. Zu Settchen bin ich gegangen. Im<br />

Abendgold haben wir auf der Bank unter ihrer<br />

Linde gesessen und uns erzahlt von unserm<br />

einsamen Wanderwege ...<br />

Vielleicht gibt es driiben im schonern Leben<br />

auch solch traute Platzchen unter Linden,<br />

wenn es doch Palmen gibt...<br />

Und dann kam der Tag, da muBte ich wieder<br />

die Strafie hinabwandern durchs Heknattal,<br />

wie einst vor vierzig Jahren. Es herbstete<br />

schon, um mich und in mir. Im Herbst scheddet<br />

sichs schwerer als im Lenz. In mir brannte es:<br />

Diesmal kommst diu nicht wieder. „Dir, mein<br />

stilles Tal, GrujQ zum letztenmal..."<br />

Behalte Du die Heimat lieb. Erhalte sie dir \<br />

und griifie sie mir!<br />

Dein<br />

Ferdinand. |<br />

(Anna Kayser-Hespecke) I


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

1000 Naturdenkmale im kurkolnischen Sauerland<br />

Natur, Nofurschufz und Landschaffspflege<br />

J^ u den notwendigen Aufgaben der Heimat-<br />

"^ bewegung gehort auch' dig iSorge um un-<br />

sere heimatliche Natur. Die Satzungen des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es nannten schon<br />

1921: Belehrung iiber die heimatliche Natur,<br />

landschaftliche Schonheiten des Sauerlandes,<br />

Sciiutz der heimischen Landschaft, Pflanzen-<br />

und Tierweit, der Natur- und Kunstdenk-<br />

Waler. Der 1950 nach dem Zusammenbruch<br />

von 1945 wieder neubegriindete Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> steht ajuch' fur diese Ziele ein.<br />

I^a der Heianatkalender zuim drittenmal ins<br />

Volk gehen soil, darf er einem Beitrag ii-ber<br />

Natur und Naturschutz im kurkolnischen<br />

Sauerland iwohl Baum gebein und Leser und<br />

Heimatfreunde auf diese keineswegs neben-<br />

sachlichen Dinge hinw«isen, aur iBesinnung<br />

Und zur Tat bewegen, nicht zuletzt im Hin-<br />

blick auf die Bedeutung des Sauerlandes als<br />

Erholungsgebiet.<br />

Unser Sauerland ist ein schones Land. Dazu<br />

'°*darf es keiner langen Beweise und vieler<br />

Worte. 1st es nicht ein frohes, begluckendes<br />

Erleben, wenn im Fruihjahr Berge und Taler,<br />

wiesen und Felder, Garten und Hofe sidi neu<br />

kieiden! Wenn dazu das Lied der Vogel er-<br />

sdiallt und iiberall die Bache schiwatzein<br />

"hastig im Bergunterrennen"! Friihling dm<br />

Sauerland im Reigen der Hohen und Walder<br />

^nd Dorfer und Fluren! Dann steigt die Sonne<br />

hoher und fflutet golden.ins und iibers Land,<br />

Und golden farbt sich das Korn an den Han-<br />

Sen der Berge. Es folgt der Herbst und laBt<br />

die Walder leuchten in ibunter Pracht. Noch<br />

ist ja auch Laubwald vorhanden. Bleibt er? —<br />

pann liegen oft manche Tage diistere Nebel<br />

in den Talern, auf den Hohen, his der Winter<br />

fchwarz-weiC malt und wieder fremde Gaste<br />

bringt, die in unserem Bergland Schnee und<br />

Eis erleben wollen und sich mit sauerlan-<br />

Qischer Jugend des gesunden Wintersports<br />

erfreuen.<br />

So voUzieht sich Jahr um Jahr auch im<br />

sauerland das groBe Wunder des allmach-<br />

yi'Sen Gottes, der in den Gezeiten des Jahres<br />

^mer wieder Bdlder der Schonheit, Kraft,<br />

Weisheit und Liebe entwirft, Bilder, die wir<br />

staunend betrachten nmissen: „Mein Gott, wie<br />

schon ist deine Welt!"<br />

Freilich wollen wir damit nicht engstirnig<br />

^^aupten, als sei nur das Sauerland sch6n.<br />

Aher wir diirfen dainkibar und auch mit etwas<br />

^tolz auf dieses Land zeigen, es H e i m a t<br />

nennen und uns freuen ob des Lobes der<br />

"emden Caste. .<br />

ipoch rniit diesem Lab ist es nicht getan. Der<br />

^chopfer gab uns dieses Land, es au bebauen,<br />

^- h. es sinnvoll und planvoll zu gestalten,<br />

Von Fritz Jurgens<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

es zu hegenund zu p fie gen ! Zu dieser<br />

sinnvollen Arbeit, zu dieser Pflege und damit<br />

auch zum Schutz sind alle gerufen, denen die<br />

Natur noch etwas bedeutet. Was schwach ist,<br />

was bedroht ist, was edel und rein ist, muB<br />

geschiitzt werden vor rauhen Handen. Auch<br />

unsere heimische Natur ist vielfach bedroiht<br />

und bedarf des Schutzes, der sogar gesetzlich<br />

verankert ist.<br />

Was ist z u tun? Es giibt uiberall viel<br />

Arbeit in unserem Berglande. Bei gutem Wil-<br />

len ist diese Mithilfe sicher nicht schiwer und<br />

ohne Streit moglich. Audi wir Bewohner des<br />

Sauerlandes sind gerufen, am Kleide der Na-<br />

tur mitzuwirken und mitzuweben, zu pflan-<br />

zen, zu hegen und zu schiitzen.<br />

Was ware das .Sauerland ohne Berge ! Wie<br />

kahi ohne Walder! Und ohne Berge und<br />

Walder (keine Quellen und Wasser und Bache<br />

und Taler in ihrer Vielfalt und Schonheit!<br />

Wir wollen seine ^Schonheit erkennen, er-<br />

wandern, wollen nicht nur an die Stille der<br />

Walder und ihren Reichtum an Holz denken.<br />

Mehr und mehr wird erkannt — schon seit<br />

1900 — daB das Sauerland ein Quellenige-<br />

to i e t und Wasser speic her ist ffiir das<br />

Ruhrgebiet und das Weserland. Quellen und<br />

Wasser aber sind auBer von Niederschlagen<br />

auch von Bergen und Waldern abhangig.<br />

Die planvoUe forstliche Bewirtschaftung der<br />

Walder hat nicht nur zum Ziel, den Rohstolf<br />

Holz zu erzeuigen, es geht heute sehr emst<br />

darum, auch Wasserwirtschaft zu treiben. Um<br />

es ganz kraB zu sagen: eine plotzliche, ailge-<br />

meine und sinnlose Abholzung alter sauer-<br />

iandischen Walder wtiirde sich im Sauerland,<br />

im ilndustriegebiet und Weserland unheilvoU<br />

auswirken. Seat Jahren wird darum der Er-<br />

haltung des Waldes groBte Bedeutung taeige-<br />

mes'sen, damit nicht der Grundwasserspiegel<br />

noch weiter sinkt und Ruhr und Weser gleich-<br />

toleibende Wasserhdhe haiben. Die Sperren<br />

an Mofane und Sorpe sind unumganglich. not-<br />

wendige Spedcher fiir das Ruhrgebiet, die<br />

Sperren an Diemel und lEder sind wichtig fiir<br />

die Weser. Die toegonnene VergrdBerung der<br />

Hennetalsperre mit bereits vorbildlicher An-<br />

pflanaungen und die geplante Biggetalspeire<br />

dm Kreise Olpe bedeuten zwar fiir manchen<br />

Bewohner Aufgabe der Heimat oder Neusied-<br />

lung, ist aber unvermeidlich.<br />

Es ist ndcht einerlei, wie in Zukunft der<br />

sauerlandische (und der deutsche) Wald aus-<br />

sieht. Eine weitere Abholzung der noch vor-<br />

handenen Lautawalder und Aufforstung der<br />

Kahlschiage mat reinen Fichtenkulturen wird<br />

sich' wasserwirtschaftlich sdiadlich auswirken.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

65


Es muB wieder mehr Misdi- und Lautowald<br />

angepflanzt werden, woMr Landes- und Bun-<br />

desregierung Beiihiilfen gewahren. Diese Ar-<br />

beit am Walde ist zunachst Aufgaibe der Bei-<br />

sitzer und Forstleute, aber alien Landsleuten<br />

gilt die iBitte: schiitz den Wald vor Feuer, vor<br />

Beschadigung der jungen Pflanzungen, hadtet<br />

Rastplatze am Waldrande oder dm Walde<br />

sauber, freut euch mit den abgehetzten Men-<br />

schen aus der GroCstadt an den weiten stillen<br />

Waldern und einsaimen Talern, an dem Fern-<br />

und Rundblick von hervorragenden Kuppen<br />

Oder Felsen!<br />

Wie der Wiald, so haben auch die H a i n e<br />

und Hecken ihre Aiufgabe und Bedeutung.<br />

iSie sind Windschutz fiir Acker und Garten,<br />

bieten Nistgelegenheit und Schutz fiir unsere<br />

Singvogel und sind, gut gepflegt, eine Zierde<br />

der Landschaft. Es ist darum bedauerlich,<br />

wenn da und dort Hecken geschlagen, gerodet<br />

und durdi Draht ersetzt "werden. Etwas Ehr-<br />

furcht vor dem, was die Eltern oder Ahnen<br />

pflanzten! Was es toedeutet, Avenn Ackerraine<br />

oder Hecken an Hangen eingeebnet werden,<br />

zeigt sich mitunter mancherorts bei schweren<br />

Unwettern.<br />

Belebt wird das Bild der Heimat iiberall<br />

durdi E i n z e 1 b a u mi e und B a u m g r u p -<br />

pen bei Hausern und Hofen, ibei iKirchen<br />

und Kapedlen, an Feld- und Wegkreuzen, an<br />

Grenzen, an geschichtlich denkwiiirdigen oder<br />

landschaftlich reizvollen Stellen. Von unseren<br />

Vorfahren gepfflanzt, verdienen die linden<br />

und Eichen oder andere Baume audi unsere<br />

Beachtunig und unseren Schutz. In alien vier<br />

Kreisen des kurkolnischen Sauerlandes sind<br />

solche Einzelbaume oder Baumgruppen auf-<br />

gezeichnet und unter iSchutz gestellt. Konnten<br />

sie isprechen, sie wiirden sicher viel iberichten<br />

aus vergangenen Tagen der Heimat, sie wiir-<br />

den aber auch mahnen: denkt nidit nur an<br />

Omnibus und Trecker, an (Kino und Sport,<br />

denkt auch an geruhsamen iFeieratoend und<br />

pflanzt wie einst eure Ahnen, Schattenbaojime<br />

und Obstbaume und Hecken!<br />

Es muB ihier ferner an den Wacholder er-<br />

innert werden, dem wir an manchen Stellen<br />

ibegegnen. iGroBere und kleinere Vorkommien<br />

zwischen Rulhr und Lenne sind vorhanden<br />

und zium Teil toereits geschiitzt oder aufge-<br />

zeichnet. Es ware bedauerlich, wenn soiche<br />

Gelande als „unwirtschaftlich" nach und nadi<br />

auf'geforstet wiirden. Erfreulich ist, daB<br />

manche Besitzer mit dem amtlichen Schutz<br />

ihrer Wacholderbestande einverstanden sind.<br />

Jenen gewissenlosen Menschen aber, die heim-<br />

lich bei Nacht und Nebel Wacholder schneiden<br />

um damit ein Geschaft zu machen, miiBte ge-<br />

horig auf die Finger geklopft werden.<br />

AuBer Wacholder gibt es noch viel, was be-<br />

reits nach vieler Miihe und Arbeit unter amt-<br />

lichen Schutz gestellt ist und damit der<br />

liebenden Achtung, Schonung und Ehrfurcht<br />

aller Heimatfreunde wert ist: Vorkommen an<br />

Marzbachern, Hiilsen und Seidelbast, ferner<br />

Quelle, Felsen, Hohlen und Vogel-<br />

63<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Wacholder ist geschiitzt<br />

schutzgelande! Schonung und Schutz<br />

erwarten in jedem Friihjahr die Weiden-<br />

katzchen!<br />

wurde die „Plasterlegge" in dem einzig-<br />

wurde die „Plasterlegge" mit dem einzig-<br />

artigen Schluchtwald bei RamSbeckAVasser-<br />

fall behordiich geschiitzt.<br />

Als groBte und hochste 'H o c h h e i d e<br />

Westdeutschlands ist der „Neuenhagen" bei<br />

Niedersfeld als Naturschutzjgebiet erklart.<br />

Nicht weit vom Kreuzberg bei Bodefeld wur-<br />

den mdt anerkennenswerter Zustimimung der^<br />

Gemeinde und Freiheit Bodefeld rund 50 Mor-<br />

gan Hochmoor „Nasse Wiese, Rauhes Bruch,<br />

Erlenbruch" geschiitzt.<br />

Ein Kleinod besonderer Art ist eine Wiese<br />

im S o n Ti e b o r n t a 1 an der alten Raudi-<br />

I'Ochschanze, nicht weit vom Asten. Wissen-<br />

schaftler und Pflanzenfreunde finden hier<br />

Pflanzen vor in sub-alplner hochmontaner<br />

Gemeinschaft. Prof. H. Budde, Dozent fur<br />

Vegetationskunde an der Universitat Miinster,<br />

kampft fiir die „Erhaltung dieses wertvcllsten;<br />

und einzigartigen Landschaftsteiles ganz<br />

Nordwestdeutschlands im Hinblick auf seine i<br />

pflanzengeographische und botanische Bedeu-<br />

tung". Leider ist bereits 1952 damit begonnen,<br />

Fichten auf diese Wiese zu pflanzen. Es wurde I<br />

auBerordentlich zu bedauern sein, wenn sich<br />

die zustanddge Forstbehorde in Winterber^g<br />

dem Mahnruf der Wissenschaftler, Pflanzen-<br />

freunde und Naturschiiitzer unweigerlich ver-<br />

schiieBen wiirde. Sommer- und Wintergaste,<br />

heimat- und naturverbundene Bevolkerung


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

bewundern das Tal und erwarten ebenfails<br />

Btosidit tind Binlhalt und dauernden Schutz.<br />

..Die Wiese im Sonnebomtai darf unter keinen<br />

Umstanden der Verfichtung zum Opfer fallen."<br />

Fruher gab es audi Uhiis to unserer Heimat.<br />

Der Uhufelsen im Honnetal erinnert daran.<br />

Audi in der „Caller Schweiz" soil er fruher<br />

g^orstet haben. Fiur diesen im Sauerland<br />

ieider ausgestorbenen oder vemichteten Vogel<br />

kam das Reidisnaturschutzgesetz 1935 zu spat.<br />

Was heute da und dort noch horstet und unter<br />

Schutz steht, ist der Bussard. Uberall aber<br />

Silt es, gegen streuende (wildernde) Hunde<br />

''liid Katzen vorzugehen. Im Kreise Brilon<br />

•wiurden z. B. im Jagdjahr 1952/53 188 wil-<br />

dernde Hunde und 303 wildernde Katzen zur<br />

Strecke gebracht.<br />

Es diirfte verstandlich sein, hier auch ein<br />

Wort fiir unsere Singvogel zu sprechen<br />

Und ihnen jene Hilfe und jenen Schutz zu<br />

gonnen, die sie ob ihrer nutzlichen und er-<br />

ireuenden Tatigkeit verdienen. Wo simgt heute<br />

noch in unserer Heimat die Nachtigall? Warum<br />

"St sie seltener geworden? Wie helfen wir<br />

*!^6isen und Finken im Winter? Wie sorgen wir<br />

Wr Nistgelegenheiten? Wie konnen Bauer und<br />

Kileinlandwirt Jbei Umibauten der Stalle und<br />

Tennen die Rauchschwalbe halten? Die Schul-<br />

JUgend kann sich nutzlich betatigen, indem sie<br />

Nistkasten baut und aufhangt. (Beispied Stadt-<br />

Wald Menden.) Wer die Singvogel liebt, schiefit<br />

nicht mit dem Luftgewehr. tJber diese und<br />

ahnliche Fragen des Vogelschutzes erfahrt man<br />

mancherlei in der Vogelschutzwarte Alten-<br />

nundem. Sie ist die einzige in^ Westfalen und<br />

Wir durfen uns freuen, dafi sie im kurkolni-<br />

^chen Land mit FleiB vmd Miiihe aufgebaut ist<br />

und gem wertvoUe Anregungen gibt.<br />

Schutz und Pflege der heimatlichen Natur<br />

^Kien 1935 durch ein Reichsgesetz verkundet.<br />

"Pfflanzen und nicht jagdbare Tiere, Natur-<br />

denkmale und ihre Umigebung, Naturschutz-<br />

gebiete und sonstige Landsdiaftsteile in der<br />

freien Natur" wurden darin erfafit zur Erhal-<br />

*"ng wegen ihrer Selteniheit, Schonheit, iEigen-<br />

^rt, wlssenschaftlichen, heimatlichen, forst-<br />

nchen oder jagdlichen AUgemeinbedeutung.<br />

Naturschutzgebiet Schweinshrueh bei Meschede<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Felsen, Quellen, erdgeschichtliche Aufschiiisse<br />

(Hohlen, Dolinen) Wasserlaufe, alte oder sel-<br />

tene Baume, erdigeschichtlich bedeutsame For-<br />

men der Landschaft (z. B. Bruchhauser Steine)<br />

naturliche Pflanzenvereine (siehe Wiese im<br />

Sonnebomtai) Vogelschutzgeholze, Baumgrup-<br />

pen, Hecken, Friedhofe, Waldgebiete usw.,<br />

konnen somit geschiitzt werden aus wissen-<br />

scbaftlichen, heimatlichen', geschiditlichen oder<br />

volkskundlichen Griinden. Zur Pflege des<br />

Landschaftsbildes kCnnen auch Anordnungen<br />

getroffen werden, um die heimatliche Natur<br />

und Landschaft, auch groISere Gebiete, nicht<br />

zu verunstalten oder zu schadigen."<br />

Anordnungen zum Schutz der Landschaft<br />

gegen Verunstaitung oder Schadigung sind<br />

erforderlich, um wildes Bauen, erst recht<br />

in freier Landschaft, zu unterbinden. iSie er-<br />

inoglichen den Kampfgegen storende,<br />

schreiende Reklame. „Kultupwidrige<br />

Reklame im offentlichen Raum, im Antditz der<br />

deutschen Heimat, ist ein ibesonders sdnnfal-<br />

liges Zeu'gnis unserer absinkenden Kultur."<br />

Im westfalischen Ratim steht Wilhelm Miinker<br />

in diesem Kampf gegen Verkramerung des<br />

offentlichen Raumes an erster Stelle, unter-<br />

stiitzt vom Westf. <strong>Heimatbund</strong>. Auch im<br />

kurkeinischen heifit es wachsam sein. Miinker,<br />

Westfalischer <strong>Heimatbund</strong>, Kreisverwaltunigen<br />

und Polizei miissen bei der Bevolkerung und<br />

besonders bei alien Heimat- und Natunfreun-<br />

den Hilfe und Verstandnis finden. Reklame<br />

im Walde ist verboten, und auBerhalb der ge-<br />

schlossenen Ortschaft hat jegliche Reklame<br />

aufzuhoren. Wir wiinsdien und hof-<br />

fen, daB neue, notwendige Frei- und tlber-<br />

landleitunigen (Hochspannunigen) nur nadi<br />

reiflicher Uiberlegung der ausfiihrenden und<br />

beratenden Stellen verlegt werden unter mog-<br />

iichister iSchonung landschaftlich schoner, un-<br />

beriihrter und gem beschter Gebiete des<br />

iSauerlandes.<br />

Der obersten Naturschutzbehorde ibeim Kail-<br />

tusmdnisterdum des Landes untersteiit die<br />

obere Naturschutzbehorde bei der Regierung<br />

in Arnstoerg, beraten und unterstiitzt vom<br />

Bezirksbeauftragten fiir Naturschutz und<br />

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67


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

ganglich notiwendigen Hygiene. (Diese iDinige<br />

sind besonders an Sorpe-, Mohne-, Diemel-<br />

und demnachst am Henneeee erfordeplich. In<br />

diiesem Ziusammenhang bleibt in Zukunft<br />

'kelner sauerlandisdien Stadt und keinem<br />

sauerlandischen Dorf die Aufigabe und<br />

P f 1 i c h t erspart, iiber die Ableitung der<br />

Abwasser nachzudenken und mit behordlicher<br />

Planung und Unterstiitzung notwendiige Ar-<br />

beit zu leisten. Mit der nijchternen, sachlichen<br />

Frage nach dem Verbleib der Abwasser steht<br />

eine andere Frage in Zusainimenihang: die<br />

Frage nach Land be schaif ung Mr neue<br />

Strafien, Werkstatten, Fabriken, KirAen,<br />

Schulen und H e i m e. „Zur rechten Heim-<br />

statte gehort der • Garten" isagt iSiedlervater<br />

Dr. Nikolaus Ehlen in seiner ausgezeichneten<br />

Schrift „Das familiengerechte Heim". Heim<br />

und Heimat, 'beide gehoren zusammen. Der<br />

Mensch hat ein Anrecht auf ein iStuckchen<br />

Erde. Von unseren Architekten und Bauleuten<br />

durfen wir hoffen, daB sie nur solche Hauser<br />

usw. planen und bauen, die unserem Sauer-<br />

iand angepaBt sind.<br />

„Nur ein wahrhaft rellgloser Mensch sieht auch<br />

die Dinge dieser Welt In der rechten Ordnung. Bel<br />

aller Anerkennung wahrhafter Werte der natur-<br />

lichen Ordnung geht die Erlosung und Verklarung<br />

•Jes Menschen und durch Ihn die der gesamten<br />

Natur vom Innersten des Herzens aus, von da, wo<br />


Nachte und oftmals sogar langer dauert das<br />

Durchsagen, das Durchreiben eines einzigen<br />

Marmoriblocks. 1st er endlich durchgesagt,<br />

werden die grauen noch farblosen Rohplatten<br />

auf das gewiinsdite MaB zugeschnitten. Mit<br />

taUiSenden von Umdrehungen in der Minute<br />

durcheilt die diamantharte Schneidescheibe die<br />

Marmorplatte.<br />

Aber ScMifl und Politur fehlen noch. Die<br />

zugeschnittenen Rohplatten ikommen unter die<br />

Schleiteiaschinen. Zuerst mit Schmlngel, unter<br />

standigem Zusatz von Wasser, werden die<br />

groBeren Unebenheiten besedtigt, herunter-<br />

gescheuert. Dann folgen immer Icleinere<br />

Schleifmlttel, Bimsstein versdiiedener Kor-<br />

nung, spater Zinnasche und andere Polier-<br />

mittel, die mit Filzicorpern auf der Platte<br />

verrieben werden, bis immer leuchtender, leb-<br />

hafter die herrlichen Farbumgen des Marmors<br />

lervortreten und seine Oberfladie immer glan-<br />

zender wird. Eine fertige Arbeit liegt vor Uns.<br />

Anders dogegen ist die Verarbeitung des Mar-<br />

mors in den BUdhauereien und Steinmetz-<br />

werkstatten. Zwar stehen auch dort einige<br />

technische Hilfswerkzeuge zur Verfiigung. Im<br />

wesentlichen aber entscheidet hier das geistige<br />

und handwerkliche Konnen des Steinmetzen<br />

und besonders des Biidhauers. Ein weiter<br />

Weg ist es vom rohen Marmorstein dm SchoB<br />

der Erde bis zur geschliffenen oder po-<br />

lierten Platte oder zum fertigen Bildwerk des<br />

Kiinstlers. H. S.<br />

Biuviel Eere briuket de Menske?<br />

In RuBland liawere ne Meinen Biuern, diam<br />

de Nowers nit guet woren. Hal verkoffte eey-<br />

nen HuaJ un genk te Faute int Basdhlkarein-<br />

land. Hey wdl hai siedeln. De friimere Ge-<br />

mednderoot un Sdhulze woren met diam<br />

niggen Mensken einig un wiesen iaihme en<br />

Stiicke Land tau: viar diusend Rubel einen<br />

Dag Land (dat ds sauviel, ase me in einem<br />

Dage afmiatten kann, amerlai of im Gohn<br />

odder Laupen).<br />

De Bluer 'genk muargens im Duaipe los,<br />

genk un ladp bit Middag, laip un ladp bit taum<br />

Owend, satt hey un do ne Grenzstain un kam<br />

int Duarp teriigge, ase de Soinne unnergenk.<br />

De Baschkiren barren dian iganzen Dag van<br />

feren ddam Vermiatten tausaihn. Un de Bluer<br />

machte dian leBten Schriet, ganz in Schweit<br />

gebadet, un biuB, do falite dial, saggte nix<br />

und was daut. Dat Hasten und Jagen un Lau-<br />

pen har seyn Hiate te viel anpacket. De Basch-<br />

kiren stonnen stille i)n nohdenkiich do. De<br />

eiigene Knedht awwer naJhm de Hacke, machte<br />

ne Kiule, drai Jallen lank, un begrawere<br />

seynen Haren in friimer Eere. Mehr Eere<br />

briuket de Menske nit.<br />

(Joh, bat jaget de Luie no Glucke un Ge-<br />

winn un Vergnaigen, vm. bat niahmet se met<br />

int Graw?)<br />

Twai Vertellekes van Pastauer Campens<br />

Pastauer Campens is lange, lange daut. Hai<br />

kannte seyne Luie, kleine un graute, G«rechte<br />

un Siinner. Do liawere in iseynem Kiaapel ne<br />

Muiermiann Hannes, dad sik geren en Schnaps-<br />

ken drank. Einmool kam Hannes sterenhagei-<br />

vuU iiwer de Duarpstroote un en paar<br />

SchnurreburBen trocken iahme de Biiksen<br />

iut un laiten ne' gohn. Hannes drank im<br />

nogesten Waiertshiuse fodder un konn kium<br />

hadme. Had w^oor iS'wen terhaime, do stond ok<br />

aU Pastauer Campens in der Diar, genk<br />

strackiut in de Kueke un igaffte Hannes - ibat<br />

glste, bat hiaste, en i>aar daftege dimmet Ge-<br />

sidhte. Frugge un siewen Blagen sdhen stille<br />

70<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Frooge un Antwoort van Tplstoi<br />

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tau un saggten nix. Hannes awwer was flott j<br />

nochtern asen Kalw un soh de Steren viar ;<br />

seynen Augen danzen. De Pastauer genk un ;<br />

saggte: „Hanne8, ferrig biste nau nit, ndu I<br />

kiimmeste balle un ibichtest, sau ne Siuperey i<br />

kostet nit Waut Geld. Verstohn?" Hannes ,<br />

schannte nit, dachte awwer im stiUen: „De ;<br />

Pastauer hiat recht. Et sodl mik aww^er ne<br />

andem Kerel anpacken."<br />

*<br />

Flaskopp, saun Jiiingestken van acht Johren,<br />

plogere siek in der Schaule metem Einmool-<br />

aine. Et woll nit in seynen Kopp, un hai saat<br />

terhaime jeden Dag un schraiw und lohr 1X2.. :<br />

Niu kam de iboise Siewen an de Reyge.<br />

Flaskopp ibegraip nit, mochte nohsitten' un<br />

taum Lahren hundertroool terhaime opschrey-<br />

wen 1X7. Verdraitlek genk hai haime met ;<br />

seynem Riaikenbauk ungerm' Aarmen. j<br />

Flaskopp dachte: ,,'Wann ik dad LakBe ver- '<br />

lad'se, briuk ik nix te maken und segge moren \<br />

ixt der iSchavde: meyn Riakenbauk is cEutt. De •<br />

Lahr legget mi dann sieker uwert Knai un<br />

giet mey en paar viam Hingesten. Awwer dat ;<br />

ist in feyf Minuten vergiaten. . . ."<br />

Lanksam lidhtere sik de Aarme, un biuB, \<br />

laggten de LakBe op ter Stroote. O waih! — \<br />

Do raip ne bekannte Stemme: Hallo, Flas- i<br />

kopp, ddu laB deyn 'Bauk fellen!" De guere •<br />

Pastauer was auk ungerwdagens, nahm de j<br />

iausen Blaar op un gaffte se met frondlekem<br />

Gesicht diam verschiameten Jiingestken in<br />

de Hand. Flaskopp saggte ganz ehrdaineg:<br />

„Danke, Har Pastauer! Un dai alle Mann<br />

mente: Diu hiast wuahl nit spuart, bo deyn<br />

Bauk terddal ifail?" „Nal, Har Pastauer!" Dai<br />

har awwer In dian klainen Augelkes luassen,<br />

wat los was, genk met ibit an de Hiusdiar, un<br />

kuiere van Schaule und Schaulsaaken und i<br />

guren Kinnem. Flaskopp hiat nie wier en i<br />

Bauk verluaren. '<br />

(Aus Claes, Der Pfarrer aus dem Kempen- i<br />

land, Kosel Miinchen.) Ins Platt iibersetzt von<br />

F. Jurgens.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Krautweih / [Von Hugo Cramer<br />

Zweimal im Jahre laBt die Kirche uns<br />

ahnen, welchen kostbaren Sdiatz sie in der<br />

Verehrung der Gottesmutter besitzt, im Mai,<br />

wenn sie die Marienaitare mit den ersten<br />

Blumen schmuckt, und im August, wenn sie<br />

die Heilkrauter und die Gaben des Feldes<br />

segnet. Einen vollen Monat dauert jedesmal<br />

( die grofie Freude. Den FrauendreiBiger nannte<br />

nian friiher die Zeit, die mit dem. hochzeitlichen<br />

Feste Maria Himmelfahrt beginnt (15. August)<br />

Und mit Maria Geburt am 8. September endet.<br />

Sind es im Mai die Frijihlingisblumen, die<br />

mit ihren Farben das Gotteshaus zieren, so ist<br />

es am Krautweiihtaige der wflrzige Dutt der<br />

Heilkrauter, der wie ein Dankgebet zum<br />

Himmel steigt. Im feierlichen Zuge tragen die<br />

Kinder die Diischel der Heilkrauter zum Altare<br />

Und der Priester dankt dem Schopfer fiir die<br />

Gaiben, die er den Menschen wieder einmal<br />

schenikte, und bittet, daB sie alien zum Wohle<br />

des Leibes und der Seele gereichen mogen.<br />

Das Krautweihfest ist wohl ein echtes Ernte-<br />

fest, das vielleicht alter ist, als das mit Ernte-<br />

kranz und Erntehahn, ein Fest aus jenen<br />

grauen Vorzeiten, als die Menschen noch nicht<br />

Ackerbauern, sondern nur Sammler waren.<br />

Darauf deuten die Gebete des Priesters hin<br />

Wie auch der Umstand, daB in mandien Gegen-<br />

den zugleich mit den Krautern die ersten<br />

Gte-ben des Feldes auf den Altar gelegt werden.<br />

Das Fest Maria Himmelfahrt ist das alteste<br />

Marienfest. DerKirchenvater Euseibius(4. Jaihr-<br />

hundert) erwahnt es. Im 7. Jahrhundert fand<br />

es die staatliche Anerkennung durch die ro-<br />

niischen Kaiser. Und die Synode von Mainz<br />

im Anfang des 9. Jatinhunderts nennt es eben-<br />

falls. Karl der GroBe forderte den Anbau der<br />

Heilkrauter und die Geschichtsschreiber des.<br />

Mittelalters erzahlen uns von dem schonen<br />

Brauch, Heilkrauter und Obstbiischel zur<br />

Weihe in die Kirche zu tragen.<br />

DieSitte der Krautweihe ist in ganz Deutsch-<br />

l^nd verbreitet, vomehmlich jedoch im Westen<br />

Und Siiden. Aber man kennt den Brauch eben-<br />

so in OstpreuBen und im Riesengebirge. Auch<br />

in Osterreich ist der Brauch bekannt. Die Zu-<br />

sammensetzung des Krautbundes ist in den<br />

einzelnen Gegenden verschieden. Die ZaM der<br />

gesammelten Krauter schwankt. Im Getoirge<br />

ist das Krautbund reichhaltiger. In der Eifel<br />

ist die Zahl der Krauter ibesonders hoch. Im<br />

Munsteriande besteht das Krautbund fast nur<br />

aus Wermut. Fast iiberall aber fiigt man dem<br />

Bunde Roggen-, Hafer- und Weizenahren hin-<br />

zu. In einigen Gegenden schmuckt man es auch<br />

niit einem Sommerapfei. Hier und dort ist<br />

aber der echte Sinn der Krauterweihe ver-<br />

loren gegangen. So werden in der Freiburger<br />

Gegend nur Gartentolumen zur Weihe in die<br />

Kirche getragen.<br />

Das Krautweihbund enthalt fast aile Krau-<br />

ter, die zixm. Hausgebrauch stets zur Hand sein<br />

soliten. Es ist darum nicht damit getan, daB<br />

wian nur die auBere Sitte der Krautweihe<br />

aufrechterhalt, man muB auch die Heilkrafte<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

kennen, damit mit dankbarem Herzen und<br />

wdssend die Weihe vollzogen wird. Dann erst<br />

wird der Brauch von einer universalen<br />

Frommigkeit getraigen, mit echtem Leben er-<br />

fiillt und so erhalten. Es ist darum notwendig,<br />

daB das Wissen um die Heilkrafte der Krauter<br />

und ihre Anwendung weitergegeben wird.<br />

Wie stark die Verbundenheit des Volkes<br />

mit den Heilkrautern war, das zeigen die<br />

Spruchweisheiten, die Marchen und ganz be-<br />

sonders die Legenden, die um die Blumen des<br />

Krautbundes gedichtet wurden. Da wird der<br />

Thymian zur Blume fiir Mariens Brautkranz.<br />

Das Labkraut ist das Bettstrc^ der Krippe des<br />

Jesuskindes. Odermennig Mhrt den Blumen-<br />

reigen zur weihnachtlichen Krippe an. Die drei<br />

Weisen aus dem Morgenlande hadten neben<br />

^ren Schatzen Gold, Weihrauch und Myrrhe,<br />

Alant, Wermut und Baldrian in den Handen.<br />

Pfefferminz und Salbei dienen der HI. Familie<br />

als Versteck vor den Haschern des Herodes.<br />

Alant lindert das Heimweh Mariens in Agyp-<br />

ten. Johanniskraut, Baldrian und Jakobskraut<br />

begleiten den Lebensweg der Apostel. Augen-<br />

trost und Kamille erzahlen uns von den Lei-<br />

den und Freuden der hohen Frauengestalten<br />

St. Monika und St. ElisaJbeth. Amika ist die<br />

Bliime des wildenJagers St. Huibertus. Konigs-<br />

kerze rettet einem irommen Koniig das Leben.<br />

Wegerich wird einem habgierigen Arzt zum<br />

Verhangnis, und Taoisendgiildenkraut laBt<br />

einen anderen frommen Konig an Leib und<br />

Seele gesunden.<br />

Gerade die Legenden zeigen uns, wie tief<br />

die Frommigkeit des dichtenden Volkes ge-<br />

wesen sein muB. Nur das Wissen um die groBen<br />

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71


Heilkrafte, ihre Anwendung und die daraus<br />

erwadisende Dankesfreude schufen die see-<br />

lisdie Grundstimmung, aus der als schonste<br />

BlUte die Kostlichkeit der Legende erwudis.<br />

Uind das gab auch mir die innere Kraft und<br />

Freude, „Die Bkuneniegenden Unserer Lieben<br />

Frau" zu schreiben, die der Meinwenk-Verlag<br />

in Salzkotten herausbradite.<br />

Bauer Friedrich und seine Scholle<br />

Der Sommertaig sank; diie Erntedeute in den<br />

Feldem atmeten aut nach der sengenden Glut<br />

der Julisonne.<br />

Friedrich brachte die letzte Fuhre Roggen<br />

unter das Scheuerdach und rief Vater und<br />

Schwester zum Abladen.<br />

„Morgen!" knurrte der Vater vom Bnunnen-<br />

trog her. „Fiir heute habe ich genug mit Ab-<br />

rackern!"<br />

„Ic±i auch!" rief Grete aus ihrem Kammer-<br />

fenster; sie war schion am Umizieihen cfiir den<br />

Feierabend. „Wir kriegen doch Besuch."<br />

Friedrich riB den Spannbaum von dem hoch-<br />

beladenen Wagen: „Soll ich wirklich allein ab-<br />

laden?"<br />

j.Meinetwegen, wenn's dir SpaB miacht",<br />

lachte Grete und schlug das Fenster zu.<br />

Die Bauerin kam mat bekummertem Gesicht<br />

in die Hoftiir. „LaJ3 sHe. Sie ziehen nun mal an<br />

einer Deichsel. Komm, wir wollen essen."<br />

Friedrich kniurrte ingommlg und gab der<br />

Mutter nach. Er safl mil diusterem Gesiicht mit<br />

am langen Tisch in dfer grol3en Stube. Pfannen-<br />

fcartoffeln undDickemdich, die ihm ®onst limmer<br />

so kostlich mundeten, schmeckten ihm heute<br />

72<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Von Anna Kayser<br />

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ndcht. Er erspiirte mit einem sechsten Sinn das<br />

Unheimiliche, das zwischen ihm und den Nach-<br />

sten umging, das wie ein Schemen des Unheils<br />

iiber Haus und Hof und Scholle geisterte.<br />

„Ddeses Schuften in der Brijillhitze von friih<br />

bis spat frifit einem das Mark aus den<br />

Knochen", sagte der Bauer und hustete rauh.<br />

„Eben ist man iiber Fiinfeig, lund man ist ver-<br />

braucht und mochte Feierabend madien."<br />

„Deinem Vater war's mit Siebzig noch zu<br />

friih", wandte seine Frau verihalten ein.<br />

„Der war nun mal so ein WuUacker — wiie<br />

jetet wieder der Junige da."<br />

„Aber nicht ich", protestierte Grete und lieB<br />

die braunen Augen xmter dem krausdunfclen<br />

Haar blitzen. „Ich bin die Plaigerei ilangst satt.<br />

Die sechzehnjahTigen Madels auf den Werken<br />

lachen einen aus. Sie verdienen in acht Stun-<br />

den mehr ais unsereiner in drei Tageni. Wenn<br />

' aus unserm schonen Plan nichts werden solite,<br />

weiB ich, w^as ich tue. Dann kannst du dir deine<br />

Kuhe selber melken, junger Bauer Friedrich."<br />

„Ich konnte es dir nicht verdenken", stimmte<br />

ihr der Vater zu. „Fiir die Aussteuer dier beiden<br />

andern habe ich schon die letzte Kief er schlagen<br />

miissen. Aber ich hoffe, daS es mir mit dedner<br />

leichter wird. Wenn die Sadie mit der Farm<br />

gerat, kannst du die Dame spdelen und die<br />

Mutter auch. Und du und ich, Friedrich,<br />

torauchien nur mehr zu organisderen und im<br />

Auto die Plantagen zu inspizieren. Du soJitest<br />

dir den Plan mal von Onkel Egon schildern<br />

lassen und nicht so starr deinen Kopf auf-<br />

setzen. Noch bin d c h ja der Herr im. Haus."<br />

Friedrich war fahl im Gesicht geworden,<br />

seine blauen Augen dunkel. Er starrte den<br />

Vater an, ais habe er sein Todesurteil ver-<br />

nommen. SQweit war es also schon. Ihm wurde<br />

so wirr im Sinn, dafi ihm jah die Dielen lUnter<br />

den FiiBen zu schwdngen ibegannen.<br />

„Es dst also wirklich wahr, du willst unsere<br />

Vatersdiolle verschachiem, seit vierhundert<br />

Jahren die der Holters?" stiefi er nach einer<br />

Weile heiser heraus.<br />

„Wer spricht von Verschachem?" fuhr der<br />

Bauer auf. „I>u weifit selbst, ein Kledngut wie<br />

unseres kann heute ndicht mehr mit. Woher<br />

wolltest du wohl die Motore nehmen, die die<br />

andern langst haben? Nicht mal einen Trecker<br />

wirst du aufbrinigen."<br />

„Mir slnd unsere Braunen immer noch die<br />

Idebsten Trecker. Soviele vor uns sind ibei<br />

ihrem guten Gespann froh und zufrdeden ige-<br />

wesen, warum dch nicht?"<br />

„Wir bekommen den zehnfachen Wert fur<br />

den unsem wiedier", Melt ihm der Vater da-<br />

gegen. „Edne groBe KaffeepOantage — Neger<br />

mit ihren Familden tun die Arbeit — dde Be-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

sitzer haben ein Leben wie im Paradiies. LaB<br />

es diir von Onkel Egon erzaihlen, wie seme Frau<br />

und Tochter es haben, phaintastiisch!"<br />

„Und mir soil der Saft in dien Adem ver-<br />

dorren? Und hier aul unsem Marken, in un-<br />

sern Wdesen und Hofen sollen Fremde saen<br />

und mlahen?"<br />

„Redensarten! Dann miiBte diehalbeMensch-<br />

heit verdorren. Du sdilagst ganz deinem GroC-<br />

vater nadi, der sang ihintemn Pfl'uig Psalmen<br />

auf Wiese und Acker. Onkel Egon ladit samt-<br />

liche Bauern hier aus. Er kommt gleich, besieh<br />

ihn dir, wie ein Graf sdeiht er aus."<br />

„Du nach Stall und Lehm", riknpfte Grete<br />

die Nase. „Wenn du mcht mat wiilst, heirate<br />

doch toei Holtkamps ein, dann kannst du welter<br />

Ackerklumpen trampeln. Hier lauif unser Giit-<br />

chen zieht dir doch kein Bauemimadeil. Die<br />

hausen lieber mit dem kleinistan Beaimten auf<br />

zwei Kammern, als in so einem Betrdeb Frau<br />

und Magd in einem zu spielen, vierzehn Stun-<br />

den am Tage."<br />

„Ich hab's mein Lebtag nicht nachgerechnet",<br />

sagte still die Bauerin.<br />

Im Hofe fuhr ein Auto ein. „Da ist er!" rief<br />

Grete, und siie und der Vater lieten hinaus.<br />

Friedrdch wandte sich sichrbff und iging durch<br />

die ObertUr hinaus. Die Mutter ging ihm nach.<br />

»Du wirst didi drin ge^ben miissen, Junge",<br />

^gte sie schwer. „E,s ist nichts mehr dran zu<br />

andern. Er hat ihm ibereits Handschlag getan."<br />

Die Stimme der Frau zerriifi van Schmerz.<br />

Sie war ein Dorfeskind und in ihrean Leben<br />

nicht viel weiter hinaus gewesen als der Kirch-<br />

turm reichte. Sie horte Friedrich mat den<br />

Zahnen kndrschen und in si^ch schnaufen, als<br />

Wolle ihm inwendig etwas toersten.<br />

„Da soil ich mich dirin geben, dasB ich aus die-<br />

sem Grund gerissen werden scji wie man ednen<br />

Baum ausreifit?" Er macht eine weitaushdlende<br />

Gebarde uber die Iruchtschweren Garten und<br />

Hofe hin: „Das soil ndcht mehr uniser sein, und<br />

in einem wildfremden Lanide soil einen der<br />

Jammer umibringen?"<br />

„Ich weiB das alles, mein armer Junge. Ich<br />

habe nachtelanig drum geweint. Die ibeiden<br />

sagen, ich hatte es dm Gemut. Heute abend<br />

•wird wohl der Verkauf besiegelt werden. Der<br />

Egon hat den Notar igleich miitgebracht."<br />

„Himimel — Herrgott — ist denn nirgends<br />

ein Keil —?"<br />

Friedrich tappte in die Stutoe zuruck und Kefi<br />

sich auf den Stuhl in der Ofennisdie fallen.<br />

Grete trug Wein in die Fremdenstube. Fried-<br />

rich konnte mit einem. BUck hineinsehen. Egon<br />

Hilkin — in der Heimiat hieB er Hdldeke — saB<br />

ina Sofa, nobel und gepflegt wie edn Stadtherr.<br />

Er und Holter waren zusaimmen aufgewachsen.<br />

Egon war nach dem ersten Weltkrieg zu Ver-<br />

•Wandten iiach Mittelamerika gegangen, die<br />

dort groBe Kaffeeplantagen hatten. Ferdiinand<br />

Holter hatte mitgewollt — dias Bauernwesen<br />

hatte ihm nde sonderlich gelegen —, aber sein<br />

Vater hatte ihn eisem' an die Scholle gebumden.<br />

Nun war ihm das Gliick noch spat hold. Grete<br />

*>Ute den Sohn eines GroBhandlers driiben<br />

heiraten. Aber nun bockte unbegredf licherweise<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

der Junge — und seine Frau gebardete sich, als<br />

solde sie in die Sklaverei verschleppt werden.<br />

„Prosit! Auf unsere gemeinsame Zukunft in<br />

der neuenHeimat!" Sie stieBen lan uod tranken.<br />

„Wo ist denn der Friedrich?" fragte Hilleke.<br />

„Ich habe ihn in den drei Wochen noch nicht<br />

unter die Augen bekoromen. Er weicht mir aus<br />

wie einem Feind."<br />

„Er wird noch zu schaffen haben", knurrte<br />

Holter. „rhm ist der Tag limimer noch zu knapp<br />

mat aller Plage."<br />

„WeiB er jetzt, daB Rentwig a>b heute hier<br />

der Bauer ist?"<br />

„Ich hab's ihm noch verschwiegen. Er ware<br />

Imstanide tinid wiirfe ihm in letzter Sttmde<br />

einen Stein ins Rad. Ob Rentwig sich heute<br />

abend herwagt? Friedrich sollte ihm denKotten<br />

gonnen. Der Mann hat mehr verloren als alle<br />

andern Vertriebenen hier zusammen."<br />

Holter zuckte zai^sammen von einem selt-<br />

samen Laut von nebenan, wie geschilagenes<br />

Wild stohnen mag. Gleichzedtig kam Rentwig<br />

von der Tenne her herein und setzte sich<br />

schweigsam zu den andem.<br />

„Mir ware doch ilieber, Friedrich w^are mit<br />

daibei", sagte Hilleke. „Ich habe das Empfinden,<br />

daB wir ihm irgendwie Gewalt antun. Ahnte<br />

er, was es viim so einen Start ins Gliick ist, er<br />

sahe sich nicht mehr um nach seinen paar<br />

Lappen Dand."<br />

„Nach einer Handforeit sahe er sich um, und<br />

verhieBest du ihm edni goldenes SchloB in der<br />

Fremde", wiari Grete spottend ein.<br />

Eine peinlidie Stille. Dann sagte sachlich der<br />

Notar; „So wollen wir denn zunn AbschluC<br />

kommen." Er las noch einmal laut den Kauf-<br />

vertrag zwisdien Ferdinand Halter und Alfred<br />

Rentwig vor.<br />

„Bitte, Herr Holter, Ihren Namen hderher."<br />

Im selben AugenbMck wurde die Tiir von der<br />

Wdhnstube her aufgestoBen, mit so unibanddger<br />

Wucht, daB sie fast aus den Angeln flog. Fried-<br />

rich, mit einem Gesichrt lohend von Zom und<br />

Jammer, sturzte auif den Tisch zu, entriB sei-<br />

nem Vater Feder und Vertrag, zerbrach und<br />

zerriB ibeides und schiteuderte es aul die Dielen.<br />

„So, nun schlag mlidi tot! Wozu soil ich noch<br />

leben?"<br />

Die vier Manner saBen da wie starre Masken.<br />

Dann sprang Holter wiitend auf und packte<br />

seinen Sohn vor der Brust: „Du — Stier, was<br />

fallt dir ein? Wer list Herr im Haus, du oder<br />

ich?"<br />

Ein paar Atemzriige lang rang Friedrich mit<br />

dem Vater, aber dann lieB er von lihm ab und<br />

tauimelte wiie ein Trunkener aus der Stutoe.<br />

Der Bauer sackte auf seinen Platz wie ein<br />

G'eschlagener. Es war still in der Stube wie<br />

nach einem Wetterschlag. SchlieBlich sagte der<br />

Notar kalt: ,,Sie hatten besiser getan, Bauer<br />

Holter, mich von der Lage der Dinge zu unter-<br />

richten. "Wir hatten die Sachie dann in mednem<br />

Biiro gemacht. Wenn Sie auf dem Abkommen<br />

bestehen, kcmmen Sie mit Herm iRentwig<br />

morgen zu mir."<br />

Holter donnerte die Faust auf den Tisch:<br />

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73


„Ja, <strong>Sauerländer</strong> jetzt erst <strong>Heimatbund</strong> recht!"<br />

De Suerländer<br />

Dann iSingen sde still auseinander.<br />

Friedrich sah seit diesem Tage keiner mehr.<br />

Rentwig, der junge Bauer von der Oder, begann<br />

am nachsten Tage auf Holters Marken zu<br />

wenken. Die Sommerfruchte stianden totreil.<br />

Er hatte Holter angeboten, von dem Ka'jf<br />

zuriickzutireten, er wolie seinen Solhn nicht von<br />

der Schodle verscheuchen, aber Holter bestand<br />

verbissen auf dem Vertrag. Rentwig wurde<br />

Herr des Holtergutes mit allem lebenden und<br />

toten Inventar.<br />

Holters Zorn wich bald einer qualenden<br />

Sorge um seinen Jungen. Seine Frau ging umher<br />

wie ein Schmerzenis/bdld. Es waj-en raur noch<br />

adit Tage bis zur lUiberfahrt an die neue Heimat.<br />

Er muBte den Junigen aiifsipuren. Er war<br />

ja nur hedllos in einen ungesunden Schwarm<br />

verrannt, von neidischen Bekannten und Versippten<br />

aulgestadielt. Er fatadete hedmlich<br />

nach i!hm, aber es war, als habe die Erde ihn<br />

versdilungen.<br />

Rentwig eraahlte eines Abeods Am Geheimen<br />

Frau Holter, er sei nach Feienabend<br />

noch eirnnal zum Astenfeld zuriickgekehrt, da<br />

sei ein jimger Mensch zwischen den Weizen-<br />

hockern umgegangen, haoe Garben umgestellt<br />

und gewogen, Ahren zerrieben und gekaut. Er<br />

seii in den Waid gefluchtet, als er ihn gewahrt<br />

haibe. Ob es nicht etwa der Friedriich gewesen<br />

sei?<br />

Zwei Abende ;ging die Frau auf Umwegen<br />

zum Weizenfeld am Walde, sie rief, weinte,<br />

stohnte seinen Namen in die hohen Eichen-<br />

schlage: „Friedrich! Friedrich!" Nur das fcalte<br />

Echo kam von den Bruchfelsen zuriick.<br />

Am dritten Abend drang sie, halb irre, tois<br />

zur „Jagerschiucht" vor: „Friedirach! Friedrich!"<br />

Ihre Stimme wurde heiser, ihr Herz pochte<br />

in zerspringender Not. Die hohen Duchen<br />

gingen mit Ihr rund, der Gnuind toegann unter<br />

ihr zu gledten. Sie schleppte sich ibis zur Wald-<br />

74<br />

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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

hutte an einem unsichtbar murmelnden Was-<br />

ser. Es war stockdunkel drinnen; sde tastete<br />

sich zum Feidlager im Hintengrund. Da jagte<br />

em rauher Menschenlaut sie in Todesangst:<br />

„Wer ist da?"<br />

Die Stimme ging der Frau durch Herz und<br />

Mark, sie taumelte und lallte unter sturzenden<br />

Tranen: „Friedrich — Junge!"<br />

Er war mit einem Sprung bei ihr und hielt<br />

sie im Arm. Der Mond ischien 'bleich heiredn imd<br />

zeagte ihm ihr todbOasses Gesicht mit den tiefen<br />

Furchen des Schmerzes.<br />

„Warum bist du gekommen. Mutter? Es ist<br />

je doch alles vorbei. Sollen wir es uns noch<br />

harter machen?"<br />

„Junge, warum tust du deiner Mutter das<br />

an — du, der eiinzige der alten Art?"<br />

„Ich durfte dich ndcht wiedersehen, Mutter.<br />

Nichts durfte ich wiedersehen, es hatte miich<br />

umgebrachit. Geh, laB mich. ;Ulns kann kein<br />

Gott helfen, wiir haiben uns selbst vertrieben<br />

Und die Fremde ist Tod." •<br />

„Ja, Tod." Sie preBte die Hand auf die Brust:<br />

„Hier sdtzt er mix. Gott, gib du mdr Heimat!<br />

Hier ist sde mir Fremde geworden."<br />

„Bleib hier. Mutter", saigte Friedrich mit<br />

zerrissener Stimme. „Wir bauen iiuns eine Hiitte,<br />

vier Pfosten, ein Dach — und spielen Knecht<br />

und Magd auf Holters Hof."<br />

„Ein Stuck Himmei war's mir", weinte sie<br />

ohne Laut." Aber es geht ndcht. Ich geiiore zu<br />

ihm imd schleppte er mich nach Afrika. Ich<br />

hab's iihm gelobt. Aber ddch wlrd's aufreiben,<br />

Knecht auf der Vaterscholle!"<br />

„Nein. Hab ich friiher ii'ber sie herrschen<br />

woUen, will ich ihr nun dienen. Sie wild mir<br />

dafiir die letzte Gnade geben, letzten Schlaf in<br />

ihrem SchoBe."<br />

Die Hoiterfrau wurde auf einmal gianz still.<br />

Die hohen Ba^ml'wipf el raunten uber ihnen wie<br />

schwere Schdcksale, das Wasser sang traum-<br />

haft, aus der Schiucht kam Glurren junger<br />

Vogelbrut dn warmumhegten Nestem.<br />

„Ich gehe, Friedrich, tmd lasse dich hier<br />

Atoer einmal werden unsere WIege wieder zu-<br />

sammenkommen, da, wo immerwahrende Hei-<br />

mat ist."<br />

Sie gingen ischwedigsam tois zum WaOdrand<br />

Im wedfien Mondldcht, im Angesichit der ster-<br />

benden Heimat niahmen sie Abschied ohne<br />

Trane und Klage.<br />

Friedirich sah der Mutter nach, bis sie hinter<br />

den Hecken, die den Holterhof umfriedeten<br />

verschwand. Da teach ihm edn todwundes<br />

Weinen aus der Bruist, er warf sdch an die<br />

Grenzfurche und wiiihlte das Gesicht dns tau-<br />

nasse Riedgras. —<br />

Stunde um Stunde halite vom Dorfkirchturm<br />

zu ihm herautf, er ibOdeb liegen, wo er lag Ein<br />

halbwacher Schlaif riB dihn in drre Phantasien<br />

Er muBte zentnei^chwere Gariben uber sedii<br />

Land schleppen, aber die Aihren hdelten braune<br />

Bohnen — schwarze Gestalten umschwirrten<br />

iJui — fremde Laute narrten ihn — sengende<br />

Sonne brannte ihm das Him aus. — Er rang


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

nach Atem — tind miurmelte wirr — und er-<br />

wachte.<br />

Die helle Morgemsanne schien ihm ins Ge-<br />

sicht. In den Mariken knarrten echion Rader.<br />

Manner kamen die Triiift vom Dorf heraul.<br />

Sdiulten-Schafer und ein Knecht.<br />

Vom Kirchtiurm fielen ednisame Kiamge. Die<br />

Kleppglocke. Friedrich iauischte mit an-<br />

gehaltenem Atem. Wer mochte es sein? Rent-<br />

wiigs Mutter, die am Heimweh nach der ver-<br />

lorenen Heimat hmsdechte? Oder Holtkamps<br />

Ohm, von der Last der Neunzig erlost?<br />

Diie beiden Manner fcamien niaiher. Friedrich<br />

Warf sich ins Raindholz und hdelt sich still. Sie<br />

lieBen sich an der Randfurche nieder.<br />

„Herre, dies ist ednem in die Kjnochen ge-<br />

fahren!" sagte der Sdialer iraulh. „So kopfiiber<br />

in die Ewigkeit! Aber der Herrgott hat ihr<br />

Wohigetan. In dem fremdien Lande hatte der<br />

Heimweihjiaminer sde ausgezehrt. Und der Hol-<br />

ter und sein Madichen schalten sie noch darum.<br />

Die sind kalt im Gemiiit."<br />

„Der Friedrich ist wie seine Mutter, der ist<br />

ohne sein Land wie ein Fisch Ohne Wasser. Wo<br />

©r nain ist? Er ward sich woihl nichts anigetan<br />

haben!"<br />

„Die Frau soil nachtelanig im Walde um-<br />

Segangen sein, sie fling an zu ,'sipinnen'. Den<br />

Holter soU's nun reuen, dafi er den beiiden so<br />

geschafft hat. Er hat dem Rentwig tausend<br />

Mark fiir den Abstand geboten. Er sola statt<br />

seiner mit Hill eke und Grete nach Ubersee<br />

Wintertag<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Gemalde von H. Springborn<br />

fahren. Dem kann es ©gal sein. Fremde hier,<br />

Fremde da."<br />

„Der Holter ist rein daneben um seinen<br />

Jungen. Er sagt, er hatte dim in den Tod ge-<br />

trieben. Keine zehn Pfeide brachten ihn jetzt<br />

noch von Hof und Haus. Er hatt's ©her be-<br />

denken sollen."<br />

Die beiden etanden auf. Der Schafer sdiilug<br />

die Hiirdenpfahle und lieB die talokende Herde<br />

aus dem Nachtpferch.<br />

Friedrich hob sich taumielnd aus dem Ge-<br />

biisch. Schmerz mn die tote Mutter — und eine<br />

aUmachtige Freude schiittelten ihn gledcher-<br />

weise. Auf weitem Umweg erreichte er den<br />

Heimathof.<br />

Grete kam ilim mit verweintem Gesicht ent-<br />

giegen. Er stiirmte an ihr vorbei, die Treppe<br />

hinauf und hatte fast den Vater umgerannt,<br />

der auf dem Kamimerganig hin und her gang<br />

und mit sich selber redete ...<br />

Holter stiirzte sich auf iseinen Sohn wie auf<br />

eine B©ute: „Bist du's wirklich, Junige? —<br />

WeiBt du's, si e ist tot! Ich hab sie umgebnacht!"<br />

Friedrich stiirzte to der Kammer vor dem<br />

weiCen Bette aiuf die Dielen: „Mutt6r! — Nun<br />

bist du doch hiergeiblieben. Mutter!"<br />

„Wiiflte sie es nur, daC die Heimat wieder<br />

unser ist!" stohnte der Bauer gebrochen.<br />

„Sde wird es wissen. Siehst du's ihr nidit an?"<br />

Ja, sie wuBte es, die stille Frau. Erschopft<br />

und erfullt lag sde da, im Gesicht den Frieden<br />

einer unendlichen Heimat.<br />

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75


JTrilon hat unter den sauerlandisdien<br />

'-^Stadten seine ausgepragte Eigenart. Es<br />

liegt an der Nordgrenze des Landes, jedoch<br />

nicht geschieden vom nordiichen Nacbbarn<br />

durch einen Gebirgswall, der Land und Leute<br />

tr^t. Was so ein LandschaftswaiU toedeutet,<br />

sieht man am Arnsberger Walde zwischen<br />

Meschede und Warstein: nordlich die Art der<br />

Haartoewohner, siidlich die der Strunzertaler<br />

so daB auch heute nur selten die einen zu den<br />

anderen hiniiberfehren hoch iiber den Stimm-<br />

Stamm. In Brilon ist das nicht so, die Stadt<br />

hegt selbst 450 m hoch und hat Ireien Zugang<br />

zu dem Tor nach Norden, dem Tor der Alme<br />

Brilon ist auch nicht etwa kunstlich gegeri<br />

Norden abgeschlossen worden, wie das mit<br />

Ruthen geschehen ist, das vom Erzbischof<br />

Adolf von Koln zu einer Grenzfeste gegen<br />

Padertborn gemacht und so im Verkehr dort-<br />

hm mannigfach behindeft ^*urde. W(M hat<br />

der groBe Erzbischof und Reichsverweser<br />

Engelbert von Koln Brilon ibefestigt und so die<br />

Anspruche Paderborns zunichte gemacht, aber<br />

der Verkehr mit Paderborn bestand lebhaft<br />

witer. Noch heute lehrt das innere Stadtbild<br />

Brilons, daB in alter Zeit der Verkehr in der<br />

Stadt hin und her gegangen ist: rechtwinklig<br />

schneiden sich mitten im Ort die alten hin-<br />

durchlaufenden VerkehrsstraBen auf dem<br />

weitraumigen Markt mit seinem „Kump" Zu<br />

diesem fuhrte eine Wasserleitwig, die unter-<br />

irdisch durch ausgehohlte Erlenstamme lief<br />

und auch in den anderen Stadtvierteln — in<br />

Bnion schon bildhaft „Stranige" genannt —<br />

dem Burger zuganglich war. Noch heute ge-<br />

wmnt die Stadt durch den alten Bauplan ein<br />

achtunggebietendes Ansehen, verstarkt durch<br />

das sehr stattliche Kathaus und die domhafte<br />

Stadtkirche. Man sieht ordentlich die Fremden<br />

aus dem Nachbarlande sich vor dieser Kulisse<br />

bewegen in alter Zeit. iBrilon war eine aus-<br />

gesprochene Grenzstadt.<br />

In der Stadt ging es denn auch lebhaft ge-<br />

nug zu, ibesonders in der grofien Burgerzeit<br />

des Spatmittelalters. Denn Brilon war eine<br />

^eistadt" der Hamsa und pflegte lebhaften<br />

Handel; so hatten seine „Wandischineider", die<br />

„KopIiide van der Scheeren", die das Tuch be-<br />

zogen und ausschnitten, aile Hande voll zu<br />

tun. Namentlich aber bluhten schon fruh der<br />

Bergbau und die Metallgewerbe.<br />

Zum Gogericht Brilon gehorten 16 Berg-<br />

werke, in denen Eisen, Blei und Galmei (ein<br />

Zinkerz) gewonnen wurde. Dem entsprach die<br />

Zahl der Schmelzhiitten. In den Talern der<br />

Hoppecke und Atoie klopften die Eisen-<br />

hammer, und MetaligieBereien gato es in der<br />

Briloner Gegend mehrere. Die Belagerer<br />

Munsters in der Wiedertauferzeit toezogen<br />

Bleikugeln aus Messinghausen und dem eben-<br />

faJls nicht weit entfernten Warstein; Glocken<br />

giefit man in Brilon noch heute. Als im Herzog-<br />

tum Westfalen um die Halfte des 16. Jahr-<br />

76<br />

Brilon und die Ulrichs<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Von Dr. Fritz Ernst<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

hunderts eine Bergverwaltung entstand, war<br />

ein Bergamt in Brilon die Folge. Im Tages-<br />

bergbau betrieb man den Schieferbruch; fiir<br />

das neue Rathaus in Osnabriick kam' der<br />

Schiefer aus Brilon.<br />

Diese Betriebe hielten sich noch lange, die<br />

Eisenindustrie entwickelte sich sogar im 17.<br />

und 18. Jahrhundert zu neuer filute, wovon<br />

im weiteren die Rede sein wird. Nicht so der<br />

Handel: mit dem allgemeinen Niedergang der<br />

Stadte am Ende des Mittelalters welkte zu-<br />

nachst auch die Handelsbliite Brilons. Die<br />

Stadt half sich nun mit Landbau und Wald-<br />

wirtschaft. Daher ruhrt die stattliche GroBe<br />

des Briloner Stadtgebletes, sie betragt 55 000<br />

Morgen, davon sind 25 000 Morgen Wald. An<br />

der solchermaBen recht ausgedehnten Besitz-<br />

grenze entlang bewegt sich der bekannteste<br />

unter den Sauerlander „SGhnadezugen"; wer<br />

den langen Weg nicht aushalten konnte, setzte<br />

sich friiher auf seine Kuh. Eur einen neuen<br />

Burgermeister ist dieser Zug ein Schmerzens-<br />

gang, denn man „stuckt" ihn auf jeden der<br />

entsprechend vielen Grenzsteine. Noch lange<br />

wird er daran fuhlibar erinnert, sobald er sich<br />

auf seinen Amtssessel niederlaBt.<br />

In diese Stadt hielt im 17. Jahrhundert durch<br />

die Gebirgspforte, die sich die Alme gegratoen<br />

hat, eine Familie ihren Einzug, die nicht ohne<br />

Bedeutung fur das gewerbliche Wiederauf-<br />

bliihen der Stadt werden sollte, die Ulrichs<br />

Sie waren urspriinglich keine Sauerlander<br />

sondern kamen aus Niedersachsen, aber im<br />

Laufe der folgenden Jahrhunderte nahmen<br />

sie ganz das sauerlandische Wesen an, wozu<br />

auch ihre Heiraten mitgewirkt haben mogen<br />

Drei sauerlandische Wesensziige treten an der<br />

Familie besonders hervor: der GewerbefleiB<br />

der Zug in die Feme und die Neigung zum<br />

Recht.<br />

Der GewerbefleiB zeigt sich schon bei dem<br />

ersten, nach dem DreiBigjahrigen Krieg aus<br />

Niedersachsen eingewanderten Oelrichs (so<br />

nannte sich urspriinglich die FamUie). Zu-<br />

nachst Landwirt in der Almegegend, erwarb<br />

er daneben von den Jesuiten in Buren Berg-<br />

berechtigungen und pachtete von ihnen den<br />

Multhaupter Hammer dm oberen Almetal<br />

Sein Sohn und dann sein Enkel gelangten zu<br />

Grundbesitz und erwarben Eisenhiitten und<br />

Hammerwerke; den Namen Oelrichs anderte<br />

der Enkel in Ulrich um, womit er einer den<br />

Jesuiten gelauflgeren Schreibweise folgte Die-<br />

ser Ulrich, mit Vomamen Cordt Hermann be-<br />

festigte in der Briloner Gegend seinen Wohl-<br />

stand und hinterliefi seinem Sohne Adam<br />

Eberhard ein landwirtschaftliches und ge-<br />

werbliches Vermogen, das bedeutend groBer<br />

war, als er es erhalten hatte. Adam Eberhard<br />

siedelte nun endgultig nach Brilon liiber, er-<br />

warb Berggerechtsame und- Eisenhammer hin-<br />

zu und besaB auBerdem mehrere Eiser*,utten<br />

AUes das hinterliefi er groBenteils seinem


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

altesten Sohne Conrad Hermann, der den Be-<br />

sitz, besonders den gewertalichen, noch be-<br />

traditlich erweiterte imd verbesserte, sowie<br />

auch ein OMnfangreiches Handelsgeschaft be-<br />

trieb. Daneben entsanden Ulridische Seiten-<br />

linien mit derselben Regsamkeit imd mit<br />

groBem Wohlstand gesegnet.<br />

Wir sehen hier den fiir das Sauerland so<br />

bezeichnenden GewerbeflelB an einer dafiir<br />

anscheinend besonders begabten, lanter-<br />

nehmungslustigen Familie. Und nun tritt der<br />

Drang in die Feme auf: Conrad Hennann3<br />

altester Sohn Adam Caudenz geht sdion in<br />

jungen Jahren nach. Indien, besonders Ceylon,<br />

Wo er mandierlei Abenteuer besteht und sidi<br />

erst nach geraumer Zeit zur Riickikehr in die<br />

Heimat entscblieBt. Daheim tritt er, zum<br />

Manne gereift, den vaterliclien Besitz an,<br />

s.tirbt aiber friih. Und jetzt komxnt der Um-<br />

schwung zum Recht: sedn Sohn Kaspar Ignaz<br />

folgt seiner Mutter, die aus der Arnsberger<br />

Juristenfamilie Amdts stamimt, nach Arns-<br />

berg, wird Jurist und steigt, wiederiim auBer-<br />

halb der Heimat, zum Obertribunalsrat in<br />

Berlin und Mitglied des Preufiischen Staats-<br />

rats auf. Sein Sohn WiUielim wird in das<br />

Justizministerium iberufen und ist dann lange<br />

Jahre Vortragender Rat im Kultusministerium<br />

Sowie Abgeordneter. Als Reichstagsabgeord-<br />

Der Briloner Marktplatz mit Rathaus und Kirche<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

neter gehort er der Kommission an, die Wil-<br />

helm I. in Versailles die Kaiserkrone anbietet.<br />

Diese beiden Uiridis sind ein ausgepragtes<br />

Beispiel fiir den sooft beobachteten Aufstieg<br />

von Sauerlandern aufierhalb der Heimat und<br />

zugleich fiir die sauerlandisdie Redits-<br />

begabimg. .<br />

In Brilon aber blieb eine Erinnerung an die<br />

Ulrichs zuriick, es ist das schione alte Ulrich-<br />

sche Haus am Steinweg, eine Zierde der<br />

Innenstadt, von Ulrichschen Nachkommen,<br />

den Sauvignys, sorgfaitig gepflegt und in<br />

Ehren gehalten. In seinem woMerhaltenen<br />

Saal findet sich eine Erinnerung an den Ge-<br />

werbeflelB jener Ulrichs, die den Grund zum<br />

Aufstieg der Eamilie gelegt und so auch am<br />

Wiederaufbliihen der Stadt mitgeholfen ha-<br />

ben: ein eingelassenes Gemalde iiber dem<br />

Kamin, das die Eisenindustrie symlbolisiert;<br />

Hephaistos steht am Amibos, Rokokoputten<br />

helfen ilhm, drauBen sieht man zwei Ulrichs<br />

herannahen. —<br />

Die Stadt hat im 19. Jahrhundert, wie so<br />

viele Gegenden des Sauerlandes, die alte in-<br />

dustrielle Art wieder verloren, Erzibergbau<br />

und Eisenindustrie sind abgewandert. Die<br />

Stattlichkeit Brilons aber ist gelblieben, auch<br />

ist es heute nicht mehr die Kleinstadt, die es<br />

zunachst im 19. Jahrhundert geworden war.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

77


In jener Zeit vor hundert Jahren war die<br />

Stadt fast nur noch bekannt, freilidi weit be-<br />

kannt durch die trefflichen Briioner Pfeifen.<br />

Audi hob sie sich aus dem Ostsauerland<br />

heraus durch ihr angesehenes Gymnasiiim<br />

und als Kreisstadt. Doch sie war ein wenig<br />

Domroschen geworden, mindestens etwas<br />

weltatogeschieden, wotoei auch ihre Lage ab-<br />

seits von der groCen Bahnlinie mitsprach. So<br />

begrenzte sich denn ihr Lebensgefiihl stellen-<br />

weise auf das Interesse am lieben Nachsten.<br />

Als einmal der Mannergesangverein ein Lied<br />

zum Besten gab mit dem Kehrreim „In vino<br />

veritas" (Im Wein ist Wahrheit), meinte hinter-<br />

her eine alte Dame im Kranzchen: „Un denn<br />

Bangen se auch noch Bo'n B-chones Lied, in<br />

dem es immer hieB: In Brilon hor ich was." —<br />

In Brilon hort man auch jetzt noch „was", aber<br />

anderes, Weitblickendes, und es sieht ganz<br />

danach aus, daB die ^ten regsamen Zeiten<br />

wiederkehren. Nicht nur die alten Glocken-<br />

gieBerei bluht, sondern man weiB auch etwas<br />

anzufangen mit dem vielen Briioner Holz,<br />

dazu lebt der Bergbau auf in Marmorbruchen<br />

sowie Dolomitwerken. Und rege Geistigkeit<br />

geht mit dem gewerblichen Wiederaufbau<br />

Hand in Hand, wie das dem groBziigigen<br />

Stadtbild entspricht.<br />

MEJNDEJN Kurkolns alte Feste<br />

^>kas Wappen des Landkreises Iserlohn ver-<br />

-^^anschaulicht uns deutlSch, daB der Kreis<br />

aus drei verschiedemen Teilen zusammen-<br />

gestellt wurde, als 1815 in dem Wiener Kon-<br />

greB alle groBeren und kleineren Gebiete der<br />

heutigen Provinz Westfalen dem damaligen<br />

Konigreich PreuBen zugesprochen wurden. Im<br />

oberen Teile zeigt das Wappen das steigende,<br />

weiBe WestfalenroC, ein Zeichen, daB der Kreis<br />

Iserlohn ein Teil der Provinz Westfalen ist,<br />

und darunter ist eine Dreiteilimg erfolgt: in<br />

der Mitte ist der Schachbalken der Grafschaft<br />

Mark, rechts davon der aufrechtstehende,<br />

rote, gekronte L&we der Grafschaft Limburg<br />

(= Hohenlimburg), und links ist in silbernem<br />

Felde das schwarze Kreuz des Kurfiirstentums<br />

Koln, zu dem Menden — Stadt und Amt —<br />

von 1180 bis 1802 gehort hat, da es ein Bestand-<br />

teil des „Herzogtums Westfalen" war, das<br />

nach dem Sturze Heinricbs des Lowen an Kur-<br />

koln kam.<br />

Da auch der groBte Teil des Kreises Unna<br />

zur Grafschaft Mark igehort hat, war Jahr-<br />

hiunderte bindurch Menden das westlichste<br />

Gebiet des kurkolnischen Landes, das wie ein<br />

stumpfer Keil in das markische und iim-<br />

burgische Gebiet hineinstieS, wahrend es im<br />

Osten mdt der Masse des Herzcgtumis West-<br />

falen zusammenhing, mit den Kreisen Arns-<br />

berg, Meschede usw., die 1369 an Kurkoki<br />

fielen. Im Norden und Siiden grenzte Menden<br />

an die Grafschaft Mark, im Westen — un-<br />

gefahr von Kalthof bis DahLhausen — an Lim-<br />

burg.<br />

Wir konnen es uns heute kaum vorstellen,<br />

daB Hemer, Iserlohn, Hohenlimburg, Schwerte,<br />

Frondenberg, Unna usw. fur Menden friiher<br />

im „Auslande" lagen. Diesem Umstande hat<br />

Menden es aiber gewlB zuzuschreiben, daB es<br />

friih eine Festung war, die 12 7 6 mit alien<br />

iiblichen Stadtrechten „begabt" wurde.<br />

Menden, die wichtige Grenzfeste, ist zwi-<br />

schen dem 12. und 14. Jahrhundert durdi die<br />

Grafen von der Mark bei ihren Kampfen<br />

gegen Kurkoln wiederholt zerstort worden,<br />

78<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Von H. Somnner<br />

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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

aber immer wurde sie von den tatkraftigen<br />

Einwohnem schnell wieder aufgebaut.<br />

In den folgenden Jahrhunderten scheint das<br />

Verhaltnis zwischen Menden und diesem „Aus-<br />

land" recht gut gewesen zu sein. Daran anderte<br />

sich auch nicht viel in Kriegszeiten, wenn Kur-<br />

koln und Mark nach dem Willen ihrer Landes-<br />

herren sich feindiich gegenii'berstanden, wie<br />

es z. B. im Siebenjahrigen Kriege der Fall war.<br />

Die Kriege waren damals meist eine An-<br />

gelegenheit der Fursten imd ihrer angewor-<br />

benen Truppen; die Bairger hatten allerdings<br />

oft Furchtbares zu erleiden durch Einquartie-<br />

rung, Raub und Brand, dabei machte es viel-<br />

fach keinen Unterschied, ob es sich um eigene<br />

Oder fremde Truppen, um Freund oder Feind<br />

handelte.<br />

In Friedenszeiten ibestand ein verhaltnis-<br />

maBig reger Handelsverkehr mit diesem „Aus-<br />

lande"; die benachbarten Gerichte unter-<br />

stiitz^ten einander, und haufig kam es vor, daB<br />

„Auslander" das Mendener Biirgerredit er-<br />

warben und hier ansassig wurden, umgekehrt<br />

haben wir aber auch Beweise dafiir, daB<br />

Mendener ins „Auslamd" zogen.<br />

Selten horen wir in den Jahren nach 1400<br />

von Zwistigkeiten mit dem Auslande, nur mit<br />

dem Stifte Frondenberg und dem Kloster<br />

Scheda entstanden hie und da Streitigkeiten<br />

wegen der Fischerei auf der Ruhr.<br />

Doch ist ein Schriftstiidi im Mendener Stadt-<br />

archiv vorhanden, welches darauf schlieBen<br />

laBt, daB einmal zwischen Kurkoln und der<br />

Mark eine etwas gereizte Stimmung herrsdite,<br />

die sich auch in hiesiger Gegend bemerkbar<br />

machte. Den Anfang dieses interessanten und<br />

aufschiuBreidien Schriftstuckes geben wir hier<br />

im Wortlaut wieder, wobei nur die Recht-<br />

schreibung der heutigen angepaBt wurde.<br />

„Anno 1726, den 8. Juli, prasentierte Regie-<br />

render Herr Burgermeister Biege-<br />

1 e b e n einen von ihrer Kurfurstlichen<br />

Durchlaucht zu Koln, unserm gnadigsten<br />

Herrn, sub dato Arnsberg, den 28. Juni d J<br />

ausgegebenen gnadigsten Befehl, vermSge<br />

dessen hiesige Beamte, wie auch Biirger-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

meister und Rat in den Stadten und Frei-<br />

heiten gnadigst anbefohlen worden, wegen<br />

der eine Zeithero zwischen hiesigen und<br />

benachbarten MarkischenBeamten undUnter-<br />

tanen sich hervorgetanen MiBverstandnisse,<br />

besonders im Stuck (= Fall) der Grenzen,<br />

Huden, neuerlich angelegten ZoUen, Weg-<br />

und Briickengeldes, Grundzinsen, Werbungen,<br />

wie auch das commerciy (Handels) halber<br />

ihren ungesaumten Bericht abzustatten; dem<br />

zur ungesaumten Einfolge (= sofortigen Be-<br />

folgung) haben Biirgermeister und Rat hie-<br />

sige Handels- und Handwerksleute, als welche<br />

den Markischen Markttagen pflegen beizu-<br />

wohnen und des commerciy halber die beste<br />

Wissenschaft haben, zitieren lassen, welche<br />

dann darauf antworteten wie folget: . . . . ."<br />

Und dann wird uns .berichtet, was die Men-<br />

dener Kaufleute und Handwerker im Aus-<br />

lande erlebt haben.<br />

Die Kramer oder Kaufleute beriditen, daB<br />

sie gezwungen wurden, von jedem Taler, den<br />

sie auf einem Markte im Markischen Lande<br />

einnahmen, 3 Stiiber „Lizent"


80<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Talsperre irri Valmetal bei Bestwig<br />

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Bleisdinitt von Hub. Tonne


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

V^ yteuFLe i4.i^cL v ytt;aFi<br />

CN^r Korbmacher Midiel hatte es immer<br />

-^^sdion mit den Sternen gehabt. Seit seineii<br />

Jugendtagen hatte es ihn in sternklaren Nach-<br />

ten nach drauBen getrieben, als stiinde ein<br />

groBes Ereignis bevor : der ZusammenstoB<br />

zweier Welten oder ein Regen goldener Ster-<br />

nentaler.<br />

, Mit den Jahren jedodi fand die Sternguk-<br />

kerei ein bestimmtes Ziel. Wie oft hatte Michel<br />

doch in der Zeitung gelesen, das Schicksal der<br />

Mensdien stiinde dort oben vorausbestimmt,<br />

und wer in den Sternen zu lesen verstiinde, der<br />

hatte es leidit, sein eigenes und das Schicksal<br />

der anderen Menschen vorauszusehen.<br />

Da kaufte Michel sidi eine groBe Karte des<br />

Sternenhimmels, dazu nodi ein Budi mit dem<br />

lodcenden Titel: „Die Kunst, aus den Sternen<br />

jeglidies Schicksal vorauszusehen", und dann<br />

•War er bald davon iiberzeugt, daB er Einsicht<br />

sowohl in die Ordnung wie in die Unordnung<br />

auf der Erde habe. Abend fiir Abend saB er<br />

vor seiner Sternenkarte und rechnete in der<br />

Zukunft herum. Da sah er Kriege und Siege<br />

voraus, da qualten ihn Katastrophen, die an-<br />

dere Menschen noch gar nicht ahnten, da war<br />

er begliickt von gesegneten Tagen, die nur in<br />

den Sternen zu finden waren.<br />

Und immer enger zogen sich diese Kreise,<br />

immer greifbarer wurden die Vorgeschichte,<br />

wurde das Wissen. Michel sah durch die dick-<br />

sten Wande, er wuBte Verlorenes aufzufinden,<br />

er sagte das Gliidc und das Ungliick voraus.<br />

Das spracii sich zunachst im Dorf herum; aber<br />

bald war es weit und weiter bekannt, daB der<br />

Korbmacher Michel ein Wahrsager sei, daB<br />

nichts ihm verborgen bleibe.<br />

Und mancher ist zu ihm gekommen bei dunk-<br />

ler Nacht und hat ihn um Rat und Hilfe ge-<br />

beten. Da war nichts notig, als daB man ein<br />

Talerstiick in den Fingern wiegte, dann holte<br />

Michel die Sternkarte' her, sah starren Auges<br />

aufs Durcheinander der hellen Punkte und<br />

sagte, was man fur einen Taler zu wissen<br />

wiinschte. Brachte der Zufall ihm einmal das<br />

Gliick, daB er richtig geraten hatte, so sprach<br />

es sich schnell und gewichtig herum, sah einer<br />

sidi aber enttausciit und betrogen, so schwieg<br />

er darviber wie ein Grab, um seine Blamage<br />

nicht breitzutreten. Und das war Michel gerade<br />

recht. Ja, er erfuhr von den MiBerfolgen selbst<br />

nur recht selten, so daB er sich immer tiefer in<br />

seinen Unfug verstrickte und schlieBlich selbst<br />

daran glaubte. Aber soviel Klugheit bewahrte<br />

er doch, daB er immer ein wenig geheimnisvoll<br />

sprach und die Hintertiiren geoffnet hielt. Das,<br />

sprach er sich selbst manchmal zu, das bin ich<br />

den Sternen schuldig, ich darf ihr ewiges Wis-<br />

sen nicht 2u alltaglich machen.<br />

Von Ferdinand Tonne<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Bei dieser Taktik stand Michel sich gut. Sein<br />

Ruf wurde breiter und fester, so daB ihm selbst<br />

Manner wie Jiirenkamper erlagen.<br />

Da war dem Bauern zur Roggenzeit doch ein<br />

Rad vom Erntewagen verschwunden. Er hatte<br />

es selbst am Abend vom Schmied geholt und<br />

mit eigenen Handen vorm Dunkelwerden noch<br />

auf die Achse geschoben. Und nun, beim Hah-<br />

nenschrei, war es verschwunden, gestohlen na-<br />

tiirlich.<br />

Satan und Donnerwetter! Da soil ein Bauer<br />

die Ruhe bewahren. Einfahren, und ein Rad ist<br />

gestohlen! Und er hatte es eigens noch neu<br />

bereifen lassen.<br />

Der Jiirenkamper machte den ganzen Hof<br />

rebellisch. Es wurde gesucht und geflucht und<br />

verdachtigt. Einer meinte sogar, er hatte Schritte<br />

und Raderrollen gehort. Das Rad aber schaffte<br />

keiner herbei.<br />

Da holte der Bauer das Fahrrad hervor und<br />

jagte zu Schwiesel, dem Polizisten. Der soUte<br />

kommen, alles in polizeilichen Augenschein<br />

nehmen und schleunigst den Dieb, den lum-<br />

pigen, packen. Wofur ist die Polizei denn da!<br />

Doch Schwiesel war noch nicht aufgestanden.<br />

Der Bauer trommelte gegen die Tiir, als ware<br />

ein Morder auf seiner Spur und es ginge hier<br />

um Sekunden.<br />

Und als Schwiesels Kopf dann im Fenster er-<br />

schien, fuhr der Bauer ihn an: „Schlafst wieder<br />

in den hellen Tag, wofur bist du da?"<br />

Das war dem Schwiesel bei all seiner Ruhe<br />

zu viel. So hat er denn seinerseits auch ge-<br />

schimpft: „Ihr Bauern bekommt den Hals nicht<br />

voll. SchlieBlich fahrt ihr noch beim Laternen-<br />

licht ein."<br />

Laterne, das war hier das richtige Wort. „Ja,<br />

mit den Laternen, da habt ihr's, ihr Polizisten.<br />

Aber wenn uns die Diebe das Dorf ausraumen,<br />

dann scfalaft ihr bis in den Morgen hinein.<br />

Mensch, zieh dich an und komm!"<br />

Der Polizist aber schuttelte nur den Kopf. „So<br />

hoist du mich nie aus dem Bau. Wenn du es<br />

nicht warest, Jurenkamper, solltest du mich<br />

jetzt kennen lernen. Was willst du denn iiber-<br />

haupt von mir?"<br />

Der Jurenkamper hatte es schwer, jetzt nicht<br />

loszufluchen und abermals gegen die Tiir zu<br />

trommeln. „Fragt der Kerl noch, was er soil!<br />

Und so etwas ist Beamier!"<br />

Da strich Schwiesel das wirre Haar zuriick<br />

und richtete sich ein wenig auf. „Ich lasse mich<br />

nicht beleidigen, Jurenkamper, auch nicht von<br />

dir. Sag, was du willst, oder scher dich zum<br />

Teufel. Verstanden?"<br />

Nun nahm auch der Bauer Haltung an. „Das<br />

wirst du bereuen, Schwiesel! Du hast zu kom-<br />

men, wenn ich dich rufe, sofort zu kommen, das<br />

werde ich dir schon zeigen."<br />

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81


Schwiesel darauf ganz dienstlidi: „Warum<br />

handelt es sidi?"<br />

Und dann ging es Hieb um Hieb:<br />

„Das wirst du schon sehen."<br />

„Das will ich erst wissen."<br />

..Kommst du nun oder nicht?"<br />

„Ich komme nidit, damlt du es weifit!"<br />

Bums! knallte Sdiwiesel das Fenster zu.<br />

Der Bauer stand eine Weile da, als hatte ihn<br />

einer mit Wasser begossen. Dann aber hatte<br />

nicht viel gefehlt, und er ware wahrhaft mit<br />

Handen und FiiBen gegen die Haustiir losge-<br />

gangen. „Ich werde midi nicht ins Unrecht<br />

setzen," rief er zum Fenster hinauf, „aber warte<br />

nur, Schwiesel, das dicke Ende kommt nadi!"<br />

Und damit nahm er sein Rad wieder her und<br />

fuhr fluchend davon. Wohin?<br />

Ja, wohin? Nach Hause? Da konnte ihm<br />

keiner helfen.<br />

Der Bauer hielt an. Wenn Schwiesel nidit<br />

half. . . Na, dem wurde er's aber zeigen! Ein<br />

neues Rad wird er mir bezahlen und Strafe da-<br />

zu! Gewifi, aber jetzt war wenig damit ge-<br />

wonnen; jetzt hatte er Roggen einzufahren, und<br />

dazu brauchte er seinen Wagen, und der stand<br />

lahm. Das Rad muBte her. Aber wie?<br />

Und dann fiel dem Bauern plotzlich ein, dafi<br />

Michel ihm helfen muCte. Er hatte zwar immer<br />

dariiber gelacht, wenn einer sein Geld zu dem<br />

Korbmacher trug; aber jetzt blieb ihm einfach<br />

keine Wahl, er muBte die Zweifel iibertonen<br />

und Michel um Rat und Hilfe bitten.<br />

Michel war eben aufgestanden und lehnte<br />

am Haustiirpfosten.<br />

Und als sie sich dann gegeniibersaBen, war<br />

Michel so stumm und unbeweglich, als ginge<br />

die Sadie ihn gar nidits an und er wiiflte nicht,<br />

was den Bauer getrieben habe, gerade ihm die<br />

82<br />

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Geschidite von seinem Wagenrad zu erzahlen.<br />

Als der Jiirenkamper aber das Portemonai<br />

aus der Tasche holte und einen Taler zum Vor-<br />

schein brachte, da ging sein Blick auf die<br />

Sternenkarte, und plotzlich war Michel ge-<br />

sprachig geworden. Er bedauerte, daB der Bauer<br />

den Wagen nun nicht gebrauciien konne, er<br />

sciiimpfte den Dieb einen Schwerverbrecher<br />

und stellte dann seine Fragen, geheimnisvoll<br />

tiefe Fragen. Und immer behielt er den Blick<br />

auf der Sternenkarte.<br />

SchlieBlich war es dem Bauern der Fragen<br />

und dummen Reden genug. „Halt's Maul! Wer<br />

mir das Rad gestohlen hat, will ich wissen.<br />

Oder weiBt du es nicht?"<br />

Ja, da muBte Michel nun eine Antworf ge-<br />

ben, die den Bauern zufriedenstellte und doch<br />

einen Ausweg offen liefi. Er begann aufs Ge-<br />

radewohl einen Satz, ohne zu wissen, wie er<br />

ihn glucklich beenden konnte: Ja, das Sternbild<br />

des Raben hat sich der Jungfrau genahert, und<br />

das bedeutet, wie Sie wohl wissen. . ."<br />

„Nichts weiB ich", fuhr ihm der Jiirenkamper<br />

dazwischen, „ Raben und Jungfrauen kummern<br />

mich einen Dreck. Wo mein Wagenrad ist, will<br />

ich wissen."<br />

Michel suchte sein astronomisthes Wissen<br />

trotzdem zu retten. „Wenn ein Rabe sich einer<br />

Jungfrau nahert, so ist das nicht mehr als ein<br />

Scherz. Ja, es hat sich einer nur einen Scherz<br />

erlaubt und das Rad versteckt. Und gar nicht<br />

sehr weit, die Sternbilder sind schon dicht bei-<br />

einander."<br />

„Und wo?" woUte Jurenkamper wissen.<br />

Das war nun die Klippe fiir Michel. Noch<br />

einmal versuchte er auszuweichen. „Rabe und<br />

Jungfrau, beide sind wenig stark — was auf<br />

dem Rad liegt, ist leicht beiseite zu schaffen."<br />

„Du weiBt es nicht!" fuhr der Bauer ihn an,<br />

„Schwindel, alles nur Schwindel, Betrug!"<br />

Aber Michel war nicht so empfindlich wie<br />

Schwiesel, der Polizist. Er wehrte mit beiden<br />

Handen ab und betonte die nachsten Worte,<br />

als hatte der Bauer nicht ihn beleidigt, sondern<br />

die Sterne und damit Gott. „Die Sterne be-<br />

liigen uns nie!" Er sah noch einmal zur Karte<br />

hiniiber, und dann ging sein Blick in die Weite,<br />

ins Leere. „Ich sehe Stroh."<br />

Trotz alien Argers muBte der Bauer ein<br />

wenig lacheln. „Kein Wunder", brummte er<br />

vor sich hin, „du redest ja nichts als Stroh."<br />

„ Jurenkamper!" begehrte Michel nur auf.<br />

Mehr aber wagte er nicht zu sagen. Es ging um<br />

den blanken Taler.<br />

„Stroh, sage ich, taubes Stroh!" wiederholte<br />

der Bauer.<br />

Michel sah sehnsuchsvoll zu dem Taler<br />

hiniiber, den der Bauer noch test in den Fin-<br />

gern hielt. „Ja, Jurenkamper, das Rad Heat im<br />

Stroh."<br />

Der Bauer stand auf. Er klatschte den Taler<br />

fest auf den Tisch. „Aber wenn wir das Stroh<br />

vergeblich umpacken, dann Gnade dir, Michel!"<br />

Er ging und bestieg das Kur*


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Unterwegs kam ihm Schwiesel entgegen. Der<br />

Bauer sah stur an ihm vorbei.<br />

Der Polizist aber stellte sidi ihm entgegen<br />

und hielt ihn an. „Es ist wieder da!"<br />

„Das Rad?"<br />

„Wer denn sonst!"<br />

„Aber erst muBtest du midi argern. Na, vie-<br />

len Dank!"<br />

Schwiesel tat, als hatte er nichts gehort und<br />

ging welter.<br />

Da wollte der Bauer aber doch wissen, wo<br />

er das Rad denn gefunden habe.<br />

„In deinem Bett!" rlef Sdiwiesel ihm zu. Er<br />

sah sich dabei nicht einmal um. „Es schlief in<br />

den hellen Tag hineln, genau wie die Poli-<br />

zisten."<br />

Der Bauer stieU einen Fluch vor slch hin<br />

und madite, daB er nach Hause kam.<br />

Der Knedit sdiirrte schon die Pferde an.<br />

„Wo habt ihr's gefunden", fragte der Bauer,<br />

„im Stroh?"<br />

„Im Stroh? Uberhaupt nidit gefunden. Der<br />

Sdimied hat es eben gebradit."<br />

„Der Sdimied?" Das soUte nun einer ver-<br />

stehen. „Eben gebradit? Gestern abend hat er's<br />

gebradit!"<br />

„Und spater noch einmal zurudcgeholt. Er<br />

hatte die Nabenreifen vergessen."<br />

Einen Augenblidc stand der Bauer noch da,<br />

als ware er stumm und blind geworden. Aber<br />

dann iiberkam ihn der heiBe Zorn. Er nahm<br />

das Fahrrad und jagte davon. Na, warte,<br />

Midiel!<br />

Michel saB eben am Kaffeetisch.<br />

„Das Fenster auf!" sdirie der Bauer ihn an.<br />

Doch Midiel riihrte sidi nicht.<br />

„Das Fenster auf, hast du's nidit gehort?<br />

Oder willst du duchs heile Fenster fliegen?"<br />

Nun wuBte Michel besdieid. Er sprang ans<br />

Fenster und rifi es auf. „Nein, Bauer, bat er<br />

mit klaglicher Stimme, und er duckte sidi wie<br />

ein gepriigelter Hund."<br />

Da mufite der Bauer heimlidi lacheln. „Jetzt<br />

will idi einmal wahrsagen, Midiel. Bei mir ist<br />

es aber ein wenig teurerj denn was ich dir<br />

sage, das trifft auch zu. Zwei Taler her, aber<br />

plotzlich!"<br />

Michel schlich an den Kiidienschrank. „Ich<br />

habe nur deinen, Jiirenkamper."<br />

„Du liigst!"<br />

„Auf Ehre, Bauer."<br />

„Ich pfeife auf deine Ehre. Na, her mit dem<br />

Taler!"<br />

Er steckte ihn ein. „Kannst du wahrsagen,<br />

Midiel?"<br />

„Ich sehe manches voraus."<br />

„Audi das, was ich jetzt mit dir machen<br />

werde?"<br />

„Nein, nidit hinauswerfen, Jiirenkamper."<br />

„Donnerwetter, du siehst also dodi voraus.<br />

Und wo ist mein Wagenrad, Michel?"<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

„Idi weiB es nidit."<br />

Nun ladite der Bauer sdiallend auf. „Du<br />

siehst kein Stroh mehr, du spliniger Sternen-<br />

gudcer?"<br />

„Ich habe das Stroh bestimmt gesehen."<br />

„Ja, das glaube idi gem, du siehst immer<br />

nur Stroh. Na, durdis Fenster will Idi didi<br />

nicht mehr werfen, du Haufchen Elend. Aber<br />

sag mir, was ich stattdessen jetzt tue."<br />

Michel sah jammervoll vor sich hin.<br />

Der Bauer tat einen Sdiritt auf ihn zu. „Idi<br />

will eine Antwort haben."<br />

Michel dudste sich noch ein Stiickchen tiefer.<br />

„Ich weiB es nicht, ganz bestimmt nidit, Bauer."<br />

„Dann paB gut auf! Es wird jetzt ein Un-<br />

gliick geschehen."<br />

Michel ging in die Knie nieder.<br />

„Nein", ladite der Bauer, „ nicht mit dir. Ein<br />

Ungluck mit deiner Sternenkarte." Er nahm sie<br />

und riB sie in viele Stiidce. „Na, habe idi's<br />

nicht vorausgesagt? Ein Ungliidi, ein groBes<br />

Ungliidc! So madit man das, Michel, so sagt<br />

man etwas voraus. Hoffentlidi hast du gut auf-<br />

gepaBt."<br />

Und damit schlug er die Tur ins SdiloB.<br />

Doch drauBen trat er noch einmal ans Fen-<br />

ster und lachelte in die Stube hinein. „Nun<br />

machen wir Kompanie, Michel. Es lebe die<br />

edle Wahrsagerzunft!"<br />

Wer reiisen will<br />

der schweig fein still<br />

geih' steten Sohritt<br />

nehm nicht viel mit<br />

tret' an -am friUien Morgen<br />

und lasse heim die Songen.<br />

Ph. V. Sittewald.<br />

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83


Der Bonbonkonig und der Jesuit<br />

Eine Auswanderergeschichte Von Willibrord Menke<br />

Zwel Freunde wandern aus<br />

^Nie beiden Freunde Heinrich Heide und<br />

-^^iermiann Blumensaat verbraditen ihre<br />

Jugend in dem uralten westfalischen Stadtchen<br />

Obermarsbeng. Auf der verwitterten Stadt-<br />

mauer spielten sie ads Kinder ihre Spiele.<br />

Jeder Obermarsberger ist stolz ob der groBen<br />

GescMchte seiner Vaterstadt. I>as aitheidndsche<br />

Nationalheiligt-um, die Inmenisul, stand in<br />

Obermarsbeng, aiber audh die erste diristliche<br />

Kirche zwischen Rhein und Weser, die Karl<br />

der GroBe fur den Diemelgau erbaut hatte.<br />

Obermarsberg konnte bei weitem nicht<br />

alien seineh Kindeim Lebensraiun und Brot<br />

bieten. Deshalb wanderten viede nach Amerika<br />

aus. Auch unsere beiden Freunde Heinrich<br />

und Hermann muBten den Wanderstaib er-<br />

greifen.<br />

Sieben Sohne und eine Tochter batten der<br />

Burgermeister Johann Heide und seine Gattin<br />

Margarete, geb. Luckey. Heinrich Heide war<br />

ihr zweitjiingstes Kind. Er genoB daheim eine<br />

verhaltnismaBig strenge Erziehung. Schon als<br />

Sdiuljunge lemte er den Kamipf urns tagllche<br />

Brot kermen. Im Hause wie auf dem Felde<br />

muBte er auBer den.Schulstunden tuchtig mit<br />

anpacken. „Kauin war die Schuie aus", so er-<br />

zahlte er spater selbst, „so muBte ich fur 12 bis<br />

14 Arbeiter das Essen aufs FeM tragen. Kam<br />

ich zurudc, dann begann die Vieihfutterung.<br />

Ich nahm in Eile main Mittagbrot ein, und<br />

schneU ging es wieder zur Schule. Wie oft<br />

muBte ich als 13- und 14jahriger Jumge dm<br />

Winter um 3 Uhr morgens aiifstehen zum<br />

Hafer- oder Weizendrusch."<br />

Es ist fur die damalige sorgenvalle Zeit ibe-<br />

zeichnend, daB Heinrich erst mit 14 Jahren,<br />

als er zur ersten heUigen Kommunion ging,<br />

die erste Miitze tragen durfte.<br />

Nur eines von den acht Kindern der Famiiie<br />

Heide konnte das vaterliche Gut iibeimehmen.<br />

Die anderen muBten sonstwo ein Unter-<br />

kommen suchen. Vier Jungen erhielten eine<br />

hohere Schul.bildurug, wahrend bei Heinrich<br />

das Geld ndcht mehr fur das Studdum aus-<br />

reichte. Er kam als Burolehrling in die Aktien-<br />

gesellsdiaft der Stadtberger Hditte, verldeB<br />

diese aber nach vier Jahren wieder, da die<br />

trostlose Lage der Industrie seinem streb-<br />

samen Geiste keine Aufstiegsmoglichkeiten<br />

bot. Sein neuer Plan, die Militarlaufbahn ein-<br />

zuschlagen, scheiterte an seiner schiwachen<br />

Gesundheit.<br />

Hermann Blumensaat, der andere Freimd,<br />

war ebenfalls ein Obermarsberger Kind. Er<br />

genoB eine ahnliche Erziehung wie Heinrich<br />

Heide. Auch sein Leben war, trotz seiner aus-<br />

gezeichneten geistigen Fahigkeiten, ebenfalls<br />

ohne ein rechtes Ziel. Die beiden Schul-<br />

kameraden und Jugendfreunde trafen sich als<br />

Nachbarskinder ofter und besprachen ihre<br />

Zukunft. SchlieBlich entschdossen sie sich, mit<br />

84<br />

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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Einwilligung ihrer Eltern die Heimat zu ver-<br />

lassen und in der Neuen Welt sich ihr Leben<br />

aufzubauen. Mit Mlihe torachten die Eltern<br />

das notige Reisegeld fiir die Uberfahrt zu-<br />

sammen, und so verlieBen beide mit 19 Jahren<br />

am 2. Juni 1866 als Zwischendeck-Passagiere<br />

des Dampfers „City of Paris" die alte Heimat<br />

und zogen in die Neue Welt.<br />

Kampf urns Brot<br />

New York, die Einwandererstadt fur die<br />

meisten Europaer in jener Zeit, nahm die<br />

beiden arbeitsfreudigen jungen Deutschen auf.<br />

Hermann Blumensaat fand schon nach wenigen<br />

Tagen adsHandlungsgehidfe in einem Kolonial-<br />

warenladen Anstellung. Sein Freund Heinrich<br />

horte von einem deutschen Kaufmann in Pitts-<br />

burg, der einen juiigen Mann als Laufboten,<br />

Fuhrknedit und Gehilfen suchte. Heinrich<br />

Heide griff sofort zu und leistete ein Jahr in<br />

diesem Geschafte harten Dienst. Um vier Uhr<br />

morgens begann jeden Tag seine Arbeit. Er<br />

mufite Pferd und Wagen fiir die Fahrt zum<br />

Markt bereitmachen, wohin sein Herr zum<br />

Gemusehandel fuhr. Dann gait es den Stall zu<br />

• reinigen, den Laden zu fegen, und erst wenn<br />

alle Morgenarbeit vollendet war, wurde ge-<br />

friihstiickt. Der Dienst dauerte bis neim Uhr<br />

abends und an Samstagen his gegen Mitter-<br />

nacht. Als Ldhn erhielt Heide im Monat sechs<br />

Dollar.<br />

Nach einem Jahr verlieB Heinrich diese<br />

Stellung und folgte der Einladung seines<br />

Freundes nach New York. „Komm, ich habe<br />

ein glanzendes SiiiJwarengeschaft aufgemacht.<br />

Du kannst bei mir eintreten."<br />

Als Heinrich seinen Freund Hermann in<br />

seiner SchlafsteUe, einem kleinen Manisarden-<br />

zimmer, aufsuchte, war er sehr gespannt auf<br />

das SiiBwarengeschaft. „Nun komm, Hermann,<br />

und zeige mir erst dedn Gesehaft!" Da biickte<br />

sich Hermann wad zog unter der Bettstelle<br />

einen kleinen Kasten hervor, der die SuBig-<br />

keiten enthielt. „Mein Bauchl£iden, mit iem<br />

ich hausieren gehe! Du gehst mit! Du wirst<br />

sehen, wir werden Erfoig haben."<br />

Die beiden Freunde versuchten nun gemein-<br />

sam ihr Gliiick. Sparsamkeit und FleiB, Ehr-<br />

lichkeit und Treue waren das Stammkapital<br />

Uires Unternehmens.<br />

Es gab oft harte Zeiten, aber mdt zahem<br />

WiUen arbeiteten sie sich voran. Im ersten<br />

Winter ihres Hausierhandels suchte ein Kurz-<br />

warenhandler von Albany N. 1f., die beiden<br />

jungen Leute fiir seine Waren zu interessieren.<br />

Er riet Uinen, in den Farmdistrikten -.nit<br />

seinen Kurzwaren hausieren zu gehen. Sie<br />

kauften ihm ein ansehnliches Quantum ab und<br />

machten sich mit schwerbepackten Rucksadcen<br />

auf den Weg. Natiirlich hatten sie noch keine<br />

Ahnung von den meilenweiten Entfernungen<br />

der einzelnen Farmen. Dabei lag tiefer Schnee<br />

auf alien Wegen. Sie waren schon viele Meilen


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

gewandert, hatten ofter mit der schweren<br />

Biirde am StraBenrand kn Schnee geruht und<br />

hofften endlich, im. nadisten Farmerhaus Ob-<br />

dadi und Essen zu flnden. Es war schon spat<br />

am Abend, als sie mude und hungrig dort ein-<br />

trafen. Ihre Bitte um Brot und Obdach gegen<br />

BezaMting wurde rundweg abgeschlagen.<br />

Heinridi Heine verlegte sich aufs Bitten- und<br />

erreichte so viel, daB man ihnen ein Abend-<br />

brot, aber kein Obdach verspradi. Sie traten<br />

in die Bauemstu'be. Als die Bauerin das Essen<br />

auftrug, falteten beide die Hande, maditen<br />

das Kreuzzeichen und beteten ihr gewohntes<br />

Tischgebet. Sofort anderte sich das Wesen der<br />

Bauerin. Sie war wie umigewandelt und ge-<br />

wahrte ihnen mm auch ein Obdach.<br />

Dann erzahlten die beiden Freunde ihre<br />

Geschichte. Sie erfuhren auch den Grund des<br />

MiCtrauens der Farmerleute. Diese hatten die<br />

beiden Hausderer fiir verdachtige Wander-<br />

gesellen gehalten, da es nicht Sitte war, doB<br />

Handelsleute im Winter in den Farmer-<br />

distrikten hausierten. Die guten Leute rieten<br />

ihnen daher, wieder limzukehren und ihre<br />

Waren dem Handler zuriickzugeben; einen<br />

Rat, den sie auch ibefolgten, ailerdings mit<br />

Einbufie eines erheblichen Geldbetrages.<br />

Oft erzahlte Heide diese Episode im spateren<br />

Leben und saigte immer daibei: „Das heilige<br />

Kreuzzeichen hat uns damals das Leben ge-<br />

rettet; denn ohne Obdach waren wir in jener<br />

Winternacht umigekommen."<br />

Der Apostel der Traneninseln<br />

Heide erkannte mat klarenn Blick, daB die<br />

Herstellung von Zuckerwaren einen bedeutend<br />

groBeren Gewinn versprach als der bloBe Ver-<br />

kaxif im Zwischenhandel. So besdiiossen die<br />

beiden Freunde die Griindung einer elgenen<br />

Zuckerbackerei, wenn auch unter den ein-<br />

fachsten, beschieidensten Verhaltnlssen. Im<br />

Jahre 1869, im dritten Jahre nach ihrer Aus-<br />

wanderung, trat in der Spring-Street 175 das<br />

kleine Geschaft ins Leben. FleiB und Organi-<br />

satdonstalent, absolute Ehrlichkeit im Verkehr<br />

mit den Kunden torachte die Zuckerbackerei<br />

bald zu groBer Bliite.<br />

Nim trat in Hermann Blumensaats Leben<br />

eine entscheidende Wendung ein. Trotz der<br />

guten Aussichten auf Reichtum und auf eine<br />

gesicherte Existenz ubergab er seinem Freunde<br />

die selbstandige Leitung des Geschaftes. Er<br />

trat aus und setzte sich noch einmai auf die<br />

Schulbank, um sich dean Priesterberuf zu<br />

widmen.<br />

Seit den Tagen der Kindheit wa r dieser<br />

Beruf sein innerstes Sehnen gewesen. Von<br />

seiner Zuckerbackerei her besaB er ein kleines<br />

Kapital, und der Weg zum Studium schien<br />

ihm jetzt offen. Er trat in den Jesuitenorden<br />

ein und erreichte nach langen Jahren erfolg-<br />

reichen Studiums gliicklich sein erhabenes<br />

Ziel. Er wurde Priester und entfaltete tois zu<br />

seinem Tode eine segensreiche Tatigkeit.<br />

Hauptsachlich war er in den Gefangnissen<br />

Und Irrenanstalten im New Yorker Hafen-<br />

viertel beschaftigt und als Seelsorger auf den<br />

sogenannten Drei-Tranen-Inseln, wo die Ein-<br />

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Hallenberg in schwarz-weifi<br />

wanderer in damaliger Zeit bis zur Erledigung<br />

ihrer Papiere zuriickgehalten wurden.<br />

Die beiden Jugend- und Schicksalsgenossen<br />

verbahd ihr ganzes Leben hindurch eine<br />

innige Freundschaft. Gloickstrahiend sagte<br />

Pater Hermann Blumensaat bed einem Besudh<br />

zu iseinem Freunde: „Heinrich, jetzt habe ich<br />

gefunden, was idi suchte." Pater Hermanns<br />

Priesterleben war das Leben eines Apostels<br />

im wahrsten Sinne des Wortes. Sonntag fiir<br />

Sonntag verfcundete er in mehreren Sprachen<br />

die trosUichen' Wahrheiten der Religion. In<br />

den Gefangnissen und Irrenanstalten wurde<br />

er.iiberall wie ein Engel und Bote des Himmels<br />

begruBt und angesehen. Bei aliem Eifer fur<br />

das Heil der Seelen bidab Pater Hermann ein<br />

treuer Sohn seines deutschen Vaterlandes. Mit<br />

besonderer Liebe nahm er sich seiner eigenen<br />

Landsleute an. Als er kurz vor dem Weltkriege<br />

starb, da trauerten um ihn nicht nur die<br />

Traneninseln, auf denen er so vdele Tranen<br />

getrocknet und so vielen Mensdien den Weg<br />

ins Leben und zu Gott gewiesen hatte, sondern<br />

auch die Weltstadt New York gedachte in Ehr-<br />

furcht des Toten. Die amerikanische Regie-<br />

rung setzte ihm an der Statte seiner Tatigkeit<br />

ein Denkmal.<br />

'Der Bonbonkonig<br />

Unter Henry Heides unermudlicher Schaf-<br />

fenskraft wuchs die kleine Zuckenbackerei<br />

von Jahr zu Jahr. Schon nach drei Jahren<br />

verlegte Heide diese in ein groBeres Fabrik-<br />

gebaude. Siebenmal muBte er in seinem<br />

Leben den Betrieb vergroBem bis zu jenem ge-<br />

waltlgen vierstockigen Gebaudekomplex, der<br />

einen ganaen StraBerablock in der Hudson-<br />

Street einnimmt.<br />

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85


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Der Name Heide wurde weltbekannt. Sein<br />

Venmogen wiichs in die Millionen. Seine Er-<br />

zeugnisse waren von guter Qualitat. Nachst<br />

Gott verdanikte er dieseErfolge seiner geistigen<br />

Kralt und Klugheit und seiner Gewissen-<br />

haftigkeit.<br />

Heinrich Heide blieb sich dn alien Lebens-<br />

lagen treu. Ein tiefgilaubiger, frommer Sohn<br />

der westfaiischen Heimat.<br />

Schwalbentod auf dem Teerdach<br />

Uiber hundert Schwalben kampfen ver-<br />

zweilelt mit dem Tod, als sie sich auf einem<br />

frisch geteerten Dach einer Halle im Kreis<br />

Olpe niederliefien. Den Augenzeugen ging das<br />

Schreien der Tiere zu Herzen, aber sie konnten<br />

nidit mehr helfen.<br />

Kurz und lakonisdi gab uns die Tagespresse<br />

Nadiricht von einem Gesdiehen, das den Tier-<br />

freund, und wer ware nicht einer, ersdiauern<br />

lieC. Unsere Tage sind nicht arm an Kata-<br />

strophen groBten AusmaBes. Die Gebilde mo-<br />

demster Technik fordern taglich ihre Opfer,<br />

und unsere Gefiiihle stumpfen den an unser<br />

Ohr dringenden Hioibsbotschaften gegenuber<br />

immer mehr und mehr ato.<br />

Als idi das Dach der Halle betrat, krampfte<br />

sich mir das Herz zusammen und ich stelilte<br />

mir die Frage, wie es zu dem Steriben der ge-<br />

fiederten Sanger kommen konnte. Waren die<br />

Schwalben, da sie sich auf ihrem alljahrlichen<br />

Flug gen Siiden befanden, iibermiidet zu dem<br />

EntschluB gelangt, hler zu rasten, oder — und<br />

diese Antwort driingte sich mir direkt auf —<br />

sollten die unglueklichen Opfer das in der<br />

Sonne glitzernde Dach, das einem Gewasser<br />

nicht unahnlich war, irrtiimaich zu einem er-<br />

frischenden Bade angeflogen haben?<br />

Was auch die Ursache immer sei, ware die<br />

tuckische Teerflache mit Sand bestreut wor-<br />

den, lebten die nach; der Nachtigall von un-<br />

seren Dichtern am meisten besungenen Ge-<br />

schopfe der heimischen Vogelwelt wahrschein-<br />

lich noch alle.<br />

Allen denen, die es angeht, diene dieses<br />

traurige Geschehen der Besinnung und Be-<br />

lehrung. H. Ortoana.<br />

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Deutsche Sitte und deutsche Art s.piegelten<br />

sein ganzes Wesen wieder.<br />

Er vemiahlte sidi im Jahre 1873 mit Mary<br />

Jaeger, dem Kinde deutscher Eltem, die, oS-<br />

wohl m Amenka geboren, eine besondere<br />

Vorliebe fur deut«he Spradie !S^ sX ton<br />

• n.^^-• ^1 ^l ^ cho-istlichem Geiste<br />

Smo? v=.+^ "^'^^ "^^ Pflichttreuen und<br />

frmnmen Voters war ^nen richtunasebend<br />

und wegweisend fiirs Leben. ^''"nggeoena<br />

Zu seinen AngesteUten und Arbeitem stand<br />

Heide in einem idealen Verhaltnis. Er wurde<br />

jedem einzelnen ein treuer Freund und HeUer<br />

fsTzlM^'d1^ Geschaftejubilaum im Jahre<br />

1919 zahlte die Firma ailein 141 Anep


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bingen verlieh ihm 1928 in Anerkennung seiner<br />

groBen Verdienste den Ehrendoktortitel.<br />

Nach dem Weltkriege flossen alle verfiig-<br />

baren Mittel aus Heides Vermogen iiber den<br />

Ozean in seine notleidende deutsche Heimat.<br />

Als wahrer Freund der Jugend kamen die<br />

meisten Gaben den deutschen Kindem zugute.<br />

Viele grofien Kinderheime zaihiten Heide zu<br />

ihrem Woliltater. Henry Heide hat als Einzel-<br />

person unter all den Wohltatern der deutschen<br />

Kinder das medste getan, nicht nur durch<br />

reiche Gaben, die er personiidi spendete, son-<br />

dern auch durch seine Vermittlung bei an-<br />

deren Personlichkeiten. Der deutsche Bot-<br />

schafter von Maltzan uberbrachte ihm am<br />

80. Geburtstag den Dank der deutschen Regie-<br />

rung mit dem Ehrenkreuz des Roten Kreuzes.<br />

Heide iibte seine Caritas nach den Grund-<br />

satzen seines heildgen Glautoens. Geben war<br />

ihm eine selbstverstandliche Christenpflicht.<br />

Er konnte es nicht leiden, wenn man davon<br />

viel Aufhebens machte. Viele notleidenden<br />

Anstalten und Heime haben me erfahren, dafi<br />

die rettende Hilfe von den Bischofen und<br />

Caritasverbanden in Zeiten hochster Not aus<br />

der HeideQueile kam. Bescheidenheit und Ein-<br />

fachheit war ein Charakterzug seines Wesens.<br />

Darum fiihlte er sich unter Kindern recht<br />

wohl. Viele Jahre hindurch besudite er an den<br />

hohen kirchlichen Festtagen die Waisenhauser<br />

und teilte miit eigener Hand seine suBen Gaben<br />

aus. Die Freude des Gebers mit der kindlichen<br />

Seele war dann ebenso groB wie die des<br />

fcleinen Volkes. Heide nahm seine eigenen<br />

Kinder zu diesen Besuchen mit, um ihnen die<br />

Mahnung zur christlichen Nachstenldebe tief in<br />

die Seele zu schreiben.<br />

Wegen seiner groBen Verdienste urn die<br />

notleidende Menschheit verlieh ihm der Hei-<br />

lige Vater neben anderen Ehrungen den<br />

hochsten papstlichen Orden, den Gregorius-<br />

Orden. Auch Reichsprasident von Hindenburg<br />

stattete ihm in einer Privataudienz im Jahre<br />

1928 den Dank des deutschen Volkes ab.<br />

Oft weilte Heide in der alten Heimat. Die<br />

Sehnsucht nach den Statten seiner Kindheit<br />

und Jugend torach besonders in den letzten<br />

Lebensjahren urgewaltig immer wieder bei<br />

ihm durch. Noch viermal nach seinem 80. Ge-<br />

burtstag kam er nach Deutschland. Dabei ver-<br />

sa^lmte er es nie, seine Vaterstadt Obermars-<br />

berg und seine Verwandten und Jugend-<br />

freunde aufzusuchen. Das schone Erholungs-<br />

heim, das Liboriushaus in Obermarsberg, ver-<br />

dankt seine Entstehung hauptsachlich der tat-<br />

kraftigen Mithilfe von Heide. Der alten<br />

Niikolaikirche, in der er sooft als Kind dem<br />

heUigen Opfer beigewohnt, schenkte er eine<br />

jchone Orgel.<br />

Abschied<br />

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Henry<br />

Heide wie ein Patriarch in seiner groBen Fa-<br />

milie. Er war von alien geliebt und fast wie<br />

ein Heiliger verehrt und geachtet. Seine Gattin<br />

lebte mit ihm 43 Jahre in gliucklichster Ehe.<br />

Sie ging ihm 1916 nach langer und schwerer<br />

Krankheit im Tode voran. Von seinen elf Kin-<br />

dern nahm Gott drei in der Bliite ihres Lebens<br />

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zu sidi. Bei seinem Tode trauerten um ihn<br />

acht Kinder, 25 Enkelkinder und zwed GroB-<br />

enkelinnen. Der Heilige Vater sandte ihm in<br />

der Sterbestunde den apostolischen Segen. Die<br />

heiligen Sterbesakramente empflnig er mit<br />

tiefem Glauben und groBer Andacht. Dann trat<br />

er am 13. Dezember 1931, Uberreich an guten<br />

Wenken, den Weg in die Ewigkeit an. „Sein<br />

Weg war ein wahrer Gottesdienst. Er war ein<br />

heiligmaBiger Mann." Das war das Urteil aller<br />

derer, die Henry Heide dm Leben begegneten<br />

und ihn kennenlernten.<br />

Die Armen verloren in ihm ihren Vater,<br />

zahlreiche Kinder ihren WOhltater und Freund,<br />

und das deutsche Vaterland, in dessen Ge-<br />

schichte sein Bild und sein igroBes Cardtas-<br />

Hilfswerk weiterlebt, einen seiner treuesten<br />

und edelsten Sohne.<br />

SchloP Melschede am Sorpesee<br />

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Die Frommigkeif des sauerlandischen Volkes<br />

Von Dr. Th. RUther<br />

-7-/nter Frommigkeit verstehen wir in diesen<br />

^t-Ausfuhrungen christliche Frommigkeit.<br />

Was ist sie? Wir konnen kurz sagen: Leben aus<br />

dem christlichen Glauben. Es ist schwierig, uber<br />

dff Frommigkeit des Einzelnen etwas aus-<br />

z^gen. Wer kann hineinschauen in die Tiefen<br />

d^leele, in denen die Frommigkeit des Men-<br />

schen wiizelt? Wer kann beurteilen, was ^der<br />

Glaube fur das Leben eines Menschen bedeutet?<br />

Noch schwerer ist es, von der Froimnigkeit<br />

eines Volkes Zutreffendes zu sagen. Was ge-<br />

sagt wird, muB sich stutzen auf AuBerimgen der<br />

Frlmmigkeit und muB eine richtige Deutung<br />

dleser AuBerungen erstreben.<br />

AuBerungen der Frommigkeit mUBten wir<br />

nun haben von moglichst vielen Menschen, mcht<br />

WoB von Menschen der Gegenwart sondern<br />

auch der fruheren Zeiten. Mundhche oder<br />

Bchriftliche AuBerungen uber das eigene innere<br />

Leben findet man heute im sauerlandischen<br />

Volke selten. Der Sauerlander ist wortkarg.<br />

Leute die aus der Fremde zu uns kommen,<br />

iSmen uns sogar verschlossen. Fruher werden<br />

mtindliche oder schriftliche Bekundungen uber<br />

das religiose Innenleben nicht haufiger gegeben<br />

worden sein als heute.<br />

Frommigkeit auBert sich auch in Werken, in<br />

Gebrauchen und Sitten, in Vo kswortern Sie<br />

wlren fur ein moglichst zuverla^iges Bild der<br />

Volksfrommigkeit zu sammeln und auszuwerten.<br />

Wichtig sind auch die Bemerkungen die Seel-<br />

sorger in frUheren Zeiten nicht selten in den<br />

Totenregistern machten.<br />

Was hier gesagt wird, ist ein Urteil aus der<br />

eieenen Erfahrung und aus einem germgen<br />

Siohtlichen Material, das sich gelegentlich<br />

darbot Der Sauerlander hat keine groBe Schwie-<br />

riakSt an Gott zu glauben. Seine Verbunden-<br />

tlit mit der Natur hat ihm da immer geholfen<br />

Der das Ohr gepflanzt hat, soil der mcht<br />

hSSn, der das Auge gebildet hat, nicht sehen?"<br />

(Ps. 93, 9). . „ „ .. j<br />

Er glaubt auch bereitwillig, daB Gott, der<br />

Schooler der Wtelt und des. Menschen, sich in<br />

ihristus zu uns herabgelassen hat. Das Bild des<br />

iekreJJzigten ist das religiose Zeichen das nicht<br />

bloB in den Hausem, sondern auch an den<br />

Wegen und auf den Bergen mit Vorliebe er-<br />

richtet wird, wenn wir es auch mcht so oft<br />

fnden wie 'in manchen andern Landesteilen<br />

Westfalens „Te Kruize kroupen', d. h. den Ge-<br />

Sfuzigten mit dem, was er tat und lehren wi 1,<br />

demU fg anerkenneA, das ist eine Haltung, die<br />

manchen im Diesseits befangenen, starren Wil-<br />

?^n schwer wird, die aber doch letzte Weisheit<br />

Itt OieTi^len Bildstocke, die der schmerzhaften<br />

Mutter errichtet sind, zeigen, daB Maria vor<br />

^lem in [hrer Verbundenheit mit dem Gekreu-<br />

zigten gesehen wurde und wird.<br />

Die bewohnten Taler sind in unserer Heimat<br />

von linaXr geschieden durch Bergrucken die<br />

rrendigeren Verkehr oftmals jahrhundertelang<br />

lehindert haben. Das Dorf, das Kirchspiel lebte<br />

f«r sich Das war ein Hindernis fur em leben-<br />

d^sesVerstandnis der weltumspannenden Kirche.<br />

diges verstanams kleinen Bauern<br />

°% ^r aulm Thre nachgeborenen Sohne in<br />

^rtBerZahnandelsleute^urden, er^^^^^^<br />

wi^er den Blick. Aber man sah doch leicht<br />

K^r^he und Dorf, Kirche und Kirchspiel als eine<br />

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fur das Leben ausreichende Einheit an. „Me<br />

mott de Kiarke imme Duarpe loten." Kirche<br />

und Dorf gehoren zusammen, imd diese Einheit<br />

ist fiir sich.<br />

Die Natur der Landschaft und die Kargheit<br />

des Bodens, infolge deren der Einzelne sich<br />

miihen muB, fur sich und die Seinen das Brot<br />

zu haben, haben bei den Menschen die Ichbezogenheit<br />

gefordert. Auch diese erschwert das<br />

tiefere Verstandnis der Kirche und ihrer weltweiten<br />

Aufgaben. Der Sauerlander neigt dazu<br />

!\?f'^!^ "^,^^^ 2" gehen. Unter den fuhrenden<br />

Altkatholiken waren mehrere Sauerlander Priester<br />

und Laien.<br />

Die Einheit der Weltkirche sieht der katho-<br />

lische Mensch dargestellt im Papste. Man findet<br />

— das konnte nach dem vorher Gesagten auf-<br />

falhg erscheinen — bei sauerlandischen Men-<br />

schen eine groBe Verehrung des Papstes Viel-<br />

leicht ist sie besonders geweckt durch die groBen<br />

Papste des letzten Jahrhunderts.<br />

Der T e u f e 1 spielte im Glauben unserer<br />

Vorfahren ein nicht geringe RoUe. Den leichten<br />

Erwerb von Reichtiimem schrieb man gem ihm<br />

zu. Davon zeugt das Sprichwort. Der Hexen-<br />

glaube hat auch in den Dorfem und Stadten<br />

des Sauerlandes seine Opfer gefordert Die Mei-<br />

nung daB Menschen mit den bosen Geistem in<br />

Be^ehung treten zum Schaden der Mitmenschen,<br />

lebte auch noch, als Scheiterhaufen fUr Hexeii<br />

nicht mehr angezundet wurden. In einem<br />

?L"'^^.*.^^^.^^'^*^'^ ^^^ Stadt Winterberg ver-<br />

offenthcht von A. Fiihrer, werden fur das Jahr<br />

1711/12 sieben Falle aufkefuhrt. In drei von<br />

woSen^'" Manner als Zauberer beschimpft<br />

Stark lebte im Volke bis in den Anfang die-<br />

ses Jahrhunderts die Meinung, daB oft eine<br />

Verbindung mit der jenseitigen Welt der Gei-<br />

ster und der Verstorbenen fur gewisse Menschen<br />

hergestellt werde. Man nannte manchrorte<br />

wo Seelen umgingen oder der Bose zuweUer^<br />

sich sehen lieB, wo es nicht geheuer war MaS<br />

fuhrte auch manche Vorkommnisse in Watii<br />

und Stall auf EinfluB 3enseiti•iSlfte zS<br />

und traute einigen Geistlichen eine besondere<br />

Fahigkeit zu, m solchen Lagen zu hllfen Leicht<br />

verbindet sich mit dem Glauben der Aberelaube<br />

Der echte Glaube ist der Entfaltun« zu<br />

reicher Frommigkeit fahig. Uber di^ FS vor<br />

Gott und die Hoffnung auf die ewigS'Giiter<br />

will er emporwachsen zur Liebe die dankbar<br />

• und vertrauend dem WiUen Gottik s ch Mng^bt<br />

urn an seiner Verwirklichung mitzuwirken Me<br />

Frommigkeit der Menschen bleibt wohl meisteni<br />

auf der Stufe der Furcht oder der iSffnune<br />

stehen und hat so leicht etwas RichneriS<br />

Jener Sehaier, der taglich mehrere Rosenl<br />

kranze betete, meinte, wenn er einmal abbe-<br />

rufen werde durch den Tod, dann geb• es einen<br />

Ausfall fur den Herrgott. Man fMet aber TcS<br />

ergreifende Beispiele der glaubigen Liebe Pfar-<br />

rer Montanus von Bodefeld, der heililmSBiee<br />

Seelsorger, schreibt in dem TotenregS dir<br />

Pfarrei von einem Junglins JohanrT o.^^^^<br />

Theune (t 1729) daB er kurz ^vor°se'"em°Todl<br />

einen Lobgesang von der Herrlichkeit de^ Hi°m<br />

mels angestimmt habe (Groteken) line l^jf tT-<br />

kannte Frau bat kurz vor ihrem Tode d^ Um-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

stehenden, „GroBer Gott, wir loben Dich" zu<br />

singen.<br />

Frommigkeit bedarf der Pflege durch eine<br />

geordnete Seelsorge. (Uber die Geschichte der<br />

SeeLsorge im Sauerlande ist mancherlei zu ent-<br />

nehmen aus einer wertvollen Abhandlung, die<br />

A Homberg in der Zeitschrift Westfalen 1951<br />

S. 27 bis 47 schrieb.) Lange Zeit nach der<br />

Missionierung ist die Seelsorge im Sauerland<br />

nur sehr notdurftig gewesen. Es kamen fur das<br />

eigentliche Sauerland in Betracht die Pfarr-<br />

kirchen Medebach, Wormbach, Velmede, Atten-<br />

dorn, Menden, Soest, Erwitte, Marsberg und<br />

einige Eigenkirchen, mit denen aber keine<br />

eigentUchen Pfarrechte verbunden waren. Eine<br />

Pfarrei umfaBte damals wohl 300 bis 900 qkm.<br />

Welche Opfer haben die Leute in der grofien<br />

Pfarrei Wormbach oftmals und lange Zeit brm-<br />

gen mUssen, um in der altehrwurdigen Pfarr-<br />

kirche am Gottesdienst teilzunehmen! Viele<br />

batten stundenweite Wege zu machen. Viele<br />

konnten nur selten im Jahre kommen. Die<br />

christliche Religion konnte imter solchen Ver-<br />

haitnissen nicht tief einwirken auf die Seele<br />

des Volkes.<br />

Um die Jahrtausendwende mochte die Zahl<br />

der Pfarrkirchen sich etwa vervierfacht haben.<br />

Aber auch damals konnte die seelsorgliche Be-<br />

treuung nur erst karglich sein. „Noch heute<br />

erzahlt man sich in den kleinen Dorfem der<br />

Kirchspiele Stockum xmd Hellefeld im Kreise<br />

Amsberg, die Vorfahren seien einst auf eine<br />

Bergkuppe gestiegen, von der die drei Stunden<br />

entfernte Kirehe in Husten sichtbar war, um<br />

wenigstens von dort aus an dem sonntaglichen<br />

Gottesdienst teilzunehmen; tatsachlioh haben<br />

diese Dorfer bis um die Jahrtausendwende, d. h.<br />

zwei voile Jahrhunderte, zum Pfarrbezirk von<br />

Husten gehort." (Homberg S. 41.)<br />

Die Menschen konnten so nur wenig von dem<br />

erzieherischen BinfluB des Kirchenjahres er-<br />

griffen werden. Oftmals mochten sie gar nicht<br />

wissen, ob Sonntag oder Werktag war. Davon<br />

spricht noch ein altes Volkswort: „Giarke<br />

(-Gerhard), st6ich mol op de hauge Biarke iin<br />

miarke, ow dundag is Christdag oder Mistdag!<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Ganseliesel in den Ferien<br />

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts „hatte sich<br />

die Zahl der Pfarrgemeinden erneut vervier-<br />

facht, so daB jede Urpfarre zu diesem Zeitpunkt<br />

im Durchschnitt in 16 Filialgemeinden zerfallen<br />

war". (Homberg S. 43.)<br />

In den „beiden letzten Jahrhunderten vor der<br />

Reformation erfuhr die kirchliche EinfluBnahme<br />

eine auBerordentliche Steigerung und ergriff die<br />

christliche Religiositat zutiefst die breiten Mas-<br />

sen des Volkes, wie die Stiftung elner Unzahl<br />

neuer kirchlicher Pfrunden im Rahmen des<br />

bestehenden Pfarrnetzes zeigt; denn die Stiftung<br />

der zahllosen Vikarien, Kommenden vmd Bene-<br />

fizien, die in dieser Zeit entstanden, war nicht<br />

mehr das Werk der Obrigkeit, welche die Grun-<br />

dung der Pfarreien im Hochmittelalter veran-<br />

laBt hatte, sondern sie entsprang dem religiosen<br />

Enthusiasmus, der sich uberall im Volfee breit<br />

machte." (Homberg S. 44.)<br />

Die Geistlichen der fruheren Jahrhunderte<br />

stammten durchweg aus dem Lande, das war<br />

ein Vorteil. Oftmals waren sie Kinder der Ge-<br />

meinde; das brachte viele Nachteile mit sich.<br />

Der Geistliche wurde so manchmal in die Strei-<br />

tigkeiten der Familien verwickelt. Damit war<br />

er in seinem Wirken sehr gehemmt. Man be-<br />

handelte den Geistlichen mit Hoflichkeit. In der<br />

Gemeinde hieB er „deHar" und in seiner Sippe<br />

de Haroihme". Man hatte aber auch ein schar-<br />

f'es Auge fiir die „Stippekes op dem swuorten<br />

Rock".<br />

Am SchluB moge ein Wort unseres sauer-<br />

landischen Dichters Grimme stehen, das ein<br />

Zeugnis ernster sauerlandischer Frommigkeit<br />

ist:<br />

Herr, mein Gott, Dich loben Deine Werke,<br />

Loben Dich und beten an und sterben,<br />

Treu der StraBe, die Du ihnen maBest.<br />

Armer Mensch will andre StraBen messen,<br />

Armer Wurm im Staube Deiner Erde —<br />

Aber jeden Weges End' ist Sterben.<br />

Hor mich armen Knecht in Deinem Volke!<br />

Herr, mein Gott! laB Deinen Knecht nicht sterben,<br />

ohne daB er angebetet habe!<br />

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89


^le 3tan2uht I Von Theodor Propper<br />

Kling! — Kling! —<br />

Immer noch wle einst in meiner Kindheit<br />

tont der helle Schlag der Standuhr durch die<br />

Raume des Hauses.<br />

Immer noch ist es derselbe Ton wie fruher.<br />

Der helle Klang der Stundenuhr ist wie eine<br />

unsichtbare Briicke, die Vergangenheit und<br />

Zukunft verbindet.<br />

Die Uhr ist schon sehr alt — iiber hundert<br />

Jahre schon.<br />

Oben auf dem weiBen Zifferblatt prangen<br />

die zwolf Stundenzahlen, umgeben von einem<br />

gemalten Kranz leuchtend bunter Blumen.<br />

Das Gehause der Uhr hat eine reich-<br />

geschnitzte Ttir mit einem runden Fensterlein.<br />

Hinter diesem Fenster wandert der blanke<br />

Uhrenpendel geduldig hin und her — immer<br />

hin und her.<br />

Hinter diesem Fenster steigen die Gewichte<br />

der Uhr auf und nieder.<br />

Olt sitze ich da, wenn die Damimerung wie<br />

ein Geheimnis durch das Haus schleicht, und<br />

lausche auf das immer gleiche Tick-tack der<br />

alten Uhr.<br />

Als horte ich erne leise, langst vertraute<br />

Melodie, so ist mir dann.<br />

Und wemi die Hast des Tages oder die Un-<br />

rast desLebens mir meine Ruhe rauben wollen,<br />

dann ist es der bedachtige, immer bestandige<br />

Pendelschlag der Uhr, der mich besanftigt und<br />

zur Geduld und Ruhe mahnt.<br />

Dieser Gleichschritt der Zeit weiB nichts vom<br />

Stillestehn und MuBlgsein, aber auch nichts<br />

von Unruhe und Uberstiirzung.<br />

Er weiC nur vom edlen Mafihalten, von Ord-<br />

nung und von Gesetz.<br />

Wenn alles um mich' her erstorben, scheint,<br />

wenn das Licht ertrank in Dunkelheit imd der<br />

laute Tag sich verstromte, um einzumiinden in<br />

f eierliches Schweigen, dann ist der leise Pendel-<br />

schlag der Uhr immer noch wie das einsame<br />

verhaltene Pochen lebendiger Kraft.<br />

Und wenn ich dann in mich gekehrt auf dies<br />

verhaltene Pochen lausche, so ist es, als flnge<br />

die Uhr zu reden an.<br />

Dann ist es, als hobe sie gar gewichtig den<br />

Finger, blinzelte mich aus ihren treuen Augen<br />

gar freundlich an und fragte dann ganz ver-<br />

traulich: „Du! — WeiBt du noch ?"<br />

Und dann steigt aus der Tief e herauf die Er-<br />

innerung wie eine alte Frau, die kostbare<br />

Schatze in ihren Handen birgt.<br />

Ja, damals -•<br />

Als ich noch ganz klein war, erschrak ich<br />

manchmal, wenn der Hammer mit raarkigem<br />

Schlag gegeni die helle Glocke der Uhr schlug.<br />

Ich weiB nicht wie das kam; denn noch war<br />

es ja meiner kindlichen Einsicht verborgen,<br />

daB der Schlag der Uhr laut verkundete, daB<br />

90<br />

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audi mein junges Leben schon dem Gesetz der<br />

Zeit und Verganglichkeit verfallen war.<br />

Aber bald waren wlr gute Freunde, die Uhr<br />

und ich. '<br />

Ganz anders weckte ,sie mit ihrem hellen<br />

Klang und ihrem tebendigen Getriebe meine<br />

Anteilnahme, wie es sonst die toten Dtoge im<br />

In jeder Woche einmal, wenn die Glocken<br />

vom Turme den Sonntag einlauteten, sah ich,<br />

wie der Vater das Gehause der Uhr offnete<br />

und die tiefhangenden Gewichte, die an<br />

bhtzenden Ketten hingen, wieder hinaufzog.<br />

Immer wenn der Vater die Ture der Uhr<br />

offnete, misdite sich in mir ein Gefiihl der<br />

Neugierde, Ehrfurcht und Besorgnis<br />

V^^AJI^^A^^^^^""^ ^^'^S namlich auCer<br />

Pendel und Gewichten noch etwas Besonderes<br />

dJ'^^^i^t'^-^l die lange Rute aufbewahrt,<br />

die Sankt Nikolaus toei selnem alljahrlichen<br />

Nidit zuletet aus diesem Grunde stand die<br />

Uhr bei mir m emem besonderen Ansehen<br />

M.r^^ f enugten ein verdachtiger Gang oder<br />

^edl'ohl^h<br />

bedrohhche<br />

Jmf"<br />

Offnen<br />

"^^<br />

der<br />

^tS"<br />

Tur<br />

^^^^'^^<br />

des Gehauses<br />

od^r das<br />

um<br />

mich vor Ubeltaten zuruckschrecken zu lasselrli!<br />

Aber die Uhr und ich, wir sind uns darum<br />

doch nie bose geworden.<br />

Dafiir war die treue Alte viel zur «!fthT- mit<br />

dem Leben des Hauses vertraut.<br />

Zu alien Geschehnissen hat die Uhr die<br />

Stunde geschlagen.<br />

A-^1 Zeiten hat sie verkiindet wie ein Herold<br />

die Stunden der Arbeit, die Stunden


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lichten Bagen iiber die Felder spannte, hat die<br />

alte Standuhr ihren Dienst getan.<br />

Und wie hat sie ihn getan!<br />

Nicht launenhaft und miiirrisch, nicht wetter-<br />

wendisch und unberechenbar.<br />

Von einem Sonnenaufigang ibis zum andern<br />

hat der Stundenzeiger der Uhr immer zweimal<br />

die weite Wanderung iiber das grofie Ziffer-<br />

blatt gemacht, als woUte er die Menschen<br />

daran gemahnen, dafi die Zeit nie stille stande.<br />

Und jede Zahl auf dem Zifferblatt war eine<br />

Station auf der taglichen Reise, bei der die<br />

Uhr mit glockenklarer Stimme jedesmal ein<br />

Lebenszeichen von s.ich gab.<br />

Wie eine treue Magd hat die Uhr dem Hause<br />

und seinen Menschen gedient.<br />

Ob am Himmel graues Gewolk hing, oder<br />

ob die tanzenden Sonnenstrahlen auf dem<br />

Zifferblatt spieltetn, immer toehielt die Uhr<br />

auBerlich ihren Gleidimut.<br />

Das konnte die treue Alte in den Verdacht<br />

bringen, als ob sie kein Herz hatte, als ob sie<br />

nichts anderes sei als ordnendes Gesetz, als ob<br />

sie nicht Anteil nahme am Leid und an der<br />

Freude der Menschen.<br />

Aber das scheint nur so.<br />

Wer die Alte richtig versteht, wer die Ge-<br />

heimnisse der Stunden zu belauschen weiB,<br />

wer es vermag, die Hohen und Tiefen mensch-<br />

lichen Leides und menschlicher Freude zu er-<br />

messen, der merkt auch ganz deutlich die<br />

feinen Unterscliiede im Klange der Uhr.<br />

Der merkt sofort, ob die Freude darin<br />

schwingt, Oder die Trauer leise darin weint.<br />

Wenn die alte Standuhr kein Herz besafie,<br />

wie hatte sie dann so Seltsam klingen konnen,<br />

damals — als Mutter starb?<br />

Da, in jener Stunde, w^ar es nicht, als schliige<br />

der metallene Hammer an die Glocke der Uhr,<br />

sondern eine knocheme Hand, so dumpf war<br />

ihr Klang.<br />

Und dann ja, und dann bUeb der Pendel<br />

von seiber stehen, als woUte die Uhr er-<br />

schrocken trauern dariiber, daJJ das Haus mit<br />

der Mutter sein Herz verloren hatte. —<br />

Nun war es totenstill im Hause und in der<br />

Stube, wo schweigend die alte Uhr stand.<br />

Lange hat das Uhrwerk Ruhe gehabt.<br />

Der Vater hat an der Stelle, wo der Zeiger<br />

der Uhr stehengeblieben war, ein Zeichen auf<br />

das Zifferblatt gemacht.<br />

Dann ist Uhrmacher Gottlieb gekommen<br />

und hat die Uhr wleder in Gang gebracht.<br />

Nun schlug sie wieder alle Stunden der Nacht<br />

und des Tages wie zuvor.<br />

Aber of tmals, wenn der nimmermiide Zeiger<br />

der Uhr iiber das Zeichen der Todesstunde<br />

wanderte, dami stieg ein Gedenken an die<br />

tote Mutter auf und ein Hauch von Wehmut<br />

zitterte durch die Stube. —<br />

Und noch ein zweitesmal hab ich den dump-<br />

fen Klang der Uhr gehort, als sie die Todes-<br />

stunde fiir meinen Vater schiug.<br />

MuB es nicht schwer sein fiir eine Uhr, zum<br />

letzten Scheidegrufi fiir einen Menschen an<br />

die Glocke zu schlagen?<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Auf we/jBer Fdfirfe<br />

Noch schlafen alle Menschen,<br />

Ks starrt die Nacht in Eis,<br />

Und steigt der Mond vom Throne<br />

Leis iiber Hiigel weiB.<br />

Wie hallt der Tritt so feierlich,<br />

Des Stockes Spitze blinkt;<br />

Und mit dem weiBen Knirschen<br />

Die Welt voU Wunder winkt.<br />

Ich fahre in die weite Welt,<br />

Solang noch Flocken fallen;<br />

Und wenn die letzte Flocke fallt,<br />

Ist nah der Lenz uns alien.<br />

Noch schlafen alle Menschen,<br />

Es starrt die Nacht in Eis.<br />

Bald steigt der Mond vom Throne<br />

Leis oiber Bliiten weiB.<br />

Franz P r e d e e k.<br />

Damals hab ich den Pendel der Uhr ge-<br />

nommen und zur Ruhe gebracht.<br />

Auch diesmal soUte die Uhr wie in Ehrfurcht<br />

.schweigen vor der GroBe des Augeniblickes<br />

und vor der Majestat des Todes.<br />

War es denn iiberhaupt moglich, daB die<br />

Zeit nicht stiUe stand und das Leben der Erde<br />

nicht den Atem anhielt, als mein Vater starb<br />

und ich, gelost von sorgenden Handen, plotz-<br />

lich eine groBe Last auf meinen Schultern<br />

fiihlte!?<br />

Aber die Zeit ist ruhig weitergegangen.<br />

Und nur wenige Menschen haben danach<br />

gefragt, was im Hause geschehen war.<br />

Das alles ist schon lange her.<br />

LSngst wieder pocht die alte Standuhr ihr<br />

Tick-tack, so wie sie es seit hundert Jahren<br />

getan.<br />

Und oftmals sitze ich da wie im Traum und<br />

sinne den Augenblicken nach, die mit dem<br />

immer gleichen Tick-tack wie klingende Trop-<br />

fen der Zeit hinabrieseln in das groBe Meer. —<br />

Tick-tack! Tick-tack!<br />

Und ich tra^ime<br />

Kling! — KUng!<br />

Da weckt mich wieder die helle Glocke der<br />

Uhr.<br />

Ja, du Alte, schiag immerzu, daB dein Klang<br />

ist wie eine ordnende Hand! —<br />

Schiag immerzu, daB ich nicht ermiide, die<br />

Zeit zu niitzen, da du verkiindest die Ver-<br />

ganglichkeit! —<br />

Du treue Alte! —<br />

Wirst auch mir wohl zum Scheiden noch<br />

lauten.<br />

Brauchst aber nicht stille zu stehn, dann,<br />

wenn ich gehe. —• —<br />

Die Zeit flieBt weiter — immer weiter. —<br />

Und den Spaten, der sinkenden Handen ent-<br />

fallt, greifen andere Hande auf.<br />

Du treue Alte, schreite auch du nihig weiter<br />

deinen Predigerweg, wie es dein Gesetz ist —<br />

wenn ich gehe.<br />

Nur eines wiinsche ich noch: daB es eine gute<br />

Stunde ist, wenn du mir lautest.<br />

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91


Die Negerkirche /<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer Eine Sage von Willibrord Menke<br />

y/us dem fernen Afrika, wo die Neger<br />

^i'T wohnen, war derSohn eines Hauptlings<br />

nadi Europa gekommen. Er woldte das Grab<br />

seines beruhmten Landsmannes auifsuchen,<br />

der einst als Mofhrenkonig Kaspar zum Christ-<br />

kind nadi Bethlehem gereist war, aim es anzu-<br />

beten. In Rom hatte man den Neger nach Mai-<br />

land verwiesen und ihm gesajgt: „Der Sarg mit<br />

den Gebeinen der Heiligen Drei Konige ist<br />

nach MaUand gekommen lund Avurde dort im<br />

Dom aufbewahrt. Der Bischof von MaUand<br />

wird dir sagen, wdhin der Sarg gekommen ist."<br />

iDann war der Neger nach MaUand gegangen<br />

und dort hatte man ihm gesagt: „Gehe in das<br />

Land der Germanen! An dem groBen Flusse,<br />

an dem die vielen Weinberge sind, steht eine<br />

Stadt mit dem groBten Dom des Landes. In<br />

diesem Dom wird der Sarg, der einst iiber den<br />

Rhein dorthin geschwommen ist, aufbewahrt.<br />

Darum heiBt der Dom ,Dreiik6nigsdom'."<br />

Der Neger reiste weiter und kam in die hei-<br />

lige Stadt Koln. Dort fand er, was er suchte.<br />

Er ging in den Dom hinein. Der Bischof kam<br />

gerade vom Altare, und ais er den Neger sah,<br />

wunderte er sich sehr. Er fragte ihn: „Wo<br />

kommst du her?"<br />

Der N.eger antwortete: „Aus dem Mohren-<br />

lande. Ich wUl das Grab meines Landsmannes<br />

besuchen. Er heiBt Kaspar und ist hier mit den<br />

beiden anderen, Melchior und Baithasar, im<br />

Dom beigesetzt."<br />

Da sagte der Bischof: „Die Leiber der Hei-<br />

ligen Drei Konige liegen in einem schonen<br />

Sarg in der Schatzkammer. Ich will dem Kiister<br />

sagen, daB er die Schatzkammer aufschlieBt<br />

und dir den Sarg zeigt."<br />

„Ich mochte aber nicht nur den Sarg, son-<br />

dern auch den Leib des Kaspar sehen!"<br />

„GewiB, auch dieser Wunsch soil dir gewaihrt<br />

werden."<br />

Dann ging der Bischof in die Sakristei und<br />

sagte zum Kuster: „Ich lege die MeBgewander<br />

aliein ab und werde sie auch in den Sdhrank<br />

hangen. Geh' und zeige dem Mohr, der drauBen<br />

wartet, die HeUigen Drei Konige! Er ist em<br />

Landsmann des Mohrenkonigs."<br />

Der Kuster ging hin und tat, wie ihm der<br />

Bischof befohlen hatte. Er schloB die Schatz-<br />

kammer auf, offnete den HeUigenschrein, und<br />

der Neger staunte sehr, als er das schwarze<br />

Gesicht des hi. Kaspar sah. Er kniete nieder<br />

und weinte Tranen der Freude. Dann gmg er<br />

aus der Schatzkammer hinaus, bUeb noch eine<br />

Zeitlang im Dom und lief damn an das Rhein-<br />

oifer Er setzte sich auf die Mauer und lieB<br />

beide Beine herunterbaumeln, dicht uber dem<br />

Wasser.<br />

Dann kam ein Mann auf ihn zu und setzte<br />

sich neben ihn. Das war ein Kolner H^d-<br />

werksbursche, der viel bettelte und a^ dan<br />

Markte den Frauen die Apfel aus den Korben<br />

stahl. Er stieB den Neger an, denn dieser war<br />

92<br />

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ganz in Gedanken versunken und dachte nur<br />

an seinen heUigen Landsmann.<br />

„Was machst du hier mit deinem schwarzen<br />

Gesicht?"<br />

„Ich komme aus dem Mohreniand."<br />

„Das ist spaBig! Du kannst mit mir gehen<br />

und ich sage den Leuten, du warst ein Enkel<br />

vom hi. Kaspar, der im Dom in dem goldenen<br />

Sarge hegt.<br />

„Das bin ich auch", gab der Neger zur Ant-<br />

wort. „Ich habe ihn soeben im HeUigenschrein<br />

gesehen."<br />

,,0, wie fein!;' sagte der Handwerksbursche.<br />

„Komm mit imr, ich zeige ddch den Kolnern,<br />

und dann bekommen wir viel Pinke-Pinke "<br />

Der Neger stand auf und ging mit. Sie zogen<br />

von Haus zu Haus. Der Handwerksbur^e<br />

war ein schiauer Kobier Junge Er erzahlte<br />

den Leuten die Geschichte des Negers. Dann<br />

bekamen sie sehr viel Geld. Sie kauften sich<br />

zwei Pferde und zwei Trompeten. So ritten<br />

sie aus der Stadt hinaus in die Donfer und<br />

iiberaU bewunderte man den Enkel des' hei-<br />

ligen Mohrenkonigs Kaspar. Dieser muBte den<br />

Leuten viel aus dem Morgenland erzShlen,<br />

und alle horten ihm gerne zu. Auch in die<br />

Schulen gingen sie, damit die Kinder den<br />

Neger sehen und hbren soUten.<br />

Nun farbte sich der Handwerksbursche auch<br />

seine Haare und sein Gesicht und sagte- Wir<br />

sind zwei Briider." Die Leute gaben ihnen'nur<br />

noch mehr Geld. Das gefiel dem schlauen<br />

Kolner Jungen.<br />

Eines Tages sagte er zu dem Neger- Wir<br />

reiten nach Koln lassen uns einen ScMtissel<br />

machen zum HeUigenschrein und versteckm<br />

uns bei Tage im Dom. Wenn abends ^eS^<br />

den Dom yerlassen haben, holen wir den<br />

Mohrenkomg Kaspar aus der Schatzkamme?<br />

legen Um in einen schonen, weiBen Sa^^'<br />

reiten dann nut ihm auf den PferdeTi^^r<br />

Land. Dann zeigen wir ihn den Leuten imd<br />

wir werden steinreich werden."<br />

Der Neger war einverstanden. Sie lieBen<br />

sich emen SdUussel machen, der zur sS-<br />

kammer paBte, brachen dort ein und Mten<br />

den M. Kaspar aus dem Sarg. Ais sie aber dlS<br />

Mohrenkomg im Sack aus der Kirche traff«i<br />

women, flngen aUe Glocken im Dc^Lid |^<br />

anderen Kirchen an zu lauten. UndTe ^ut^en<br />

so gewaltig^ als sei eine Feuersbmnst^s-<br />

gebro Aen. Da lief en die Kolner zumXm i^d<br />

audi der Bischof kam herbei. Die teid^n<br />

M^ev^lS<br />

und konnten sich nidit von der StXT;<br />

r^^- ^"^ ^T ^* strecSe sSi ^l<br />

knocherne Hand des hi. Kaspar und hi^t T^


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

horten amd sahen, was geschdhen war. Da lieB<br />

der Bischof ihnen den Sack abnehmen und den<br />

Mohrenkonig wieder in den Hedligensdireiin<br />

bringen. Die beiden Neger aber wurden ge-<br />

feingen genommen.<br />

Der iBischof, der zugleich oberster Richter<br />

von Koln war, lieB den Handwenksburschen<br />

zur Strafe vor dem Dom an einem Galgen aiul-<br />

hangen. Den richtigen Neger aber wollte er<br />

am Leben lassen, doch sollte er in einem sehr<br />

kaiten Keller versteckt im Walde gefangen<br />

gehalten werden und zwar so lange, bis sein<br />

Gesicht welB wiirde. So suchte man nadi einem<br />

kaiten Waid. Man fand ihn am FuBe des<br />

Kahlen-Asten-Berges. Dort liefi der Bischof<br />

einen Keller 'bauen und setzte den Neger<br />

hinein. Schon nach wenigen Wochen starb er.<br />

Da reute es den Bischof, daB er den Lands-<br />

mann des Mohrenkonigs so streng bestraft<br />

hatte. Er lieB iiber dem Keller eine Kirdie<br />

bauen und nannte sie die Negerkirche. Hirten<br />

Unsere Heil- und Teepflanzen sind ein Jung-<br />

born fur die Volksgesundheit. Das Wissen von<br />

den Heilkraften der Pflanzen hat sich aus<br />

grauer Vorzeit von Geschiecht zu Geschlecht<br />

bis in die igegenwartige Zeit fortgepflanzt. Die<br />

Heilkraft unserer Heilkrauter besteht darin,<br />

daB ihr GenuB in Gestalt von Tee, Saft, Pulver<br />

usw. das Blut reinigt und verbessert, die Ver-<br />

dauung und denStoffwechsel regedt, die Nerven<br />

starkt und so autfbauend und schiitzend auf<br />

den ganzen menschlichen Korper einwirkt.<br />

Gegen .jedes Leid und Weh sei ein Kraut ge-<br />

wachsen, so glaubte man friiher. Wenn dies<br />

auch nur im bedingten MaBe zutrifft, so gibt<br />

es doch Pflanzen, die seit altester Zeit als fast<br />

unersetzliches Allheilmittel bis heute Geltung<br />

haben, z. B. die EchteKamille. Besonders<br />

wegen ihrer Anwendung bei Frauenkrank-<br />

heiten stand sie als „Mutterikraut" fruher in<br />

hochstem Ansehen. Auch ihre heutige Verwen-<br />

dung in der Volksheilkunde ist mannig-<br />

faltig, wie kaum bei einer anderen Heil-<br />

pflanze. Die Abkochung des Kamillentees wird<br />

nicht nur innerlich als Mittel gegen Magen-<br />

und Darmverstimmungen (Leibkrampfe) oder<br />

bei Entziindungen der Mund- und Rachenhohle<br />

angewandt, sondern auch auBerlich als Um-<br />

schlage (Kamillensackchen) auf offene Wunden,<br />

Geschwiire, Entziindungen usw. In groBen<br />

Mengen konnte vor allem auch der R a i n -<br />

far'n oder das Wurmkraut gesammelt<br />

werden, dessen ersterer Name sich unschwer<br />

aus seinem haufigen Standort (am „Rain") und<br />

seinen, den Farnwedeln ahnlidien Blattem<br />

erklaren laBt, wahrend die Bezeichnung<br />

„Wurmkraut" auf den Gebrauch der Pflanze<br />

als wirksamstes Heilmittel gegen W u r m -<br />

krankheiten (Spulwiirmer) hinweist. Doch<br />

gilt es, ihn mit Vorsicht zu verwenden, da der<br />

Genufi groBerer Mengen schadigend wirkt.<br />

Eine recht vielseitige Verwendung von<br />

alters her flndet auch die Schafgartoe.<br />

Schaigarbentee dient als Mittel gegen Er-<br />

kaltungen, Leibschmerzen und Durchfall so-<br />

Unsere Sauerlander Heilpflanzen<br />

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und Bauern siedelte er dort an, aiber jede<br />

Nacht horte man an der Kirchenmauer die<br />

Stimme des Mohren. Die Leute fiirchteten<br />

sdch sehr. Als dann der Moihr sogar des Nachts<br />

in den Hiitten der Leute erschien, verlieBen<br />

sie alles, nahmen ihr Hab und Gut und zogen<br />

fort; die Kirche aiber iblieb leer und verfiel.<br />

Noch heute hort man in der Nacht oft die<br />

Stimme des Negers, und niemaod geht dort im<br />

Dunkeln gem vorbei, weil er sich fiirchtet.<br />

Anmerkung. Die um 1500 eingegangene Pfarrei<br />

Neger (Negerkirche) gehorte ziim Dekanat Worm-<br />

bach. Sie lag im Negertal oberhalb Siedling-<br />

hausen. Zu ihr gehorten die eingegangenen<br />

Dorfer Rennighausen, Negerkirchen, Rolling-<br />

hausen, Remlinghausen und Frielinghausen. 1854<br />

wurde durch Nachgrabung der GrundriB der<br />

Kirche freigelegt. Sie war 12,60 m lang und<br />

7 80 m breit. Das abgerundete Chor im Osten<br />

hatte eine Lange von 7,50 m. Der Turm war<br />

3,80 m lang und breit.<br />

wie g^en Hamorrhoiden, iimere Bdutungen,<br />

Leberkrankheit, Verschleimung der Atmungs-<br />

organe usw. Der Ackerschachtelhalm<br />

dient wegen seines Kieselsauregehaltes als<br />

Scheuerkraut zum Polieren von ZinngefaBen,<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

93


worauif der volkstiimliche Name „Z i n n -<br />

kraut" Oder „K a n n e n k r a u t" beruht.<br />

Audi diese Heiipflanze, die dem Bauer nur als<br />

lastiges Unkraut igiit, war in der Volksheil-<br />

kunde sdion in alten Zeiten wegen ihrer iblut-<br />

stUlenden Kraft hochgeschatzt. Aus Mangel an<br />

volkstumlichen tJtoerlieferungen war aber dann<br />

die Heilkraft des Schachtelhalmes in Ver-<br />

gessenheit geraten, bis ihr Pfarrer Kneipp<br />

wieder zu groBer Bedeutung verhalf. So findet<br />

denn der Schachtelhalm heute wieder Anwen-<br />

dung als blutstillendes Mittel und dient femer<br />

bei Blasen- und Nierenleiden; ganz besonders<br />

aber wird seine heUsame Wirkung bei Wasser-<br />

sucht hervorgehaben.<br />

Bei Atmungsbeschwerden, Husten- und<br />

Heiserkeit tut ein Trank aus S p i t z w e g e -<br />

rich gute Dienste, wahrend die heilkraftigen<br />

Blatter und Bluten des Huflattich das<br />

bekannteste Linderungsmittel bei Leiden (Ka-<br />

tarrh) der Duftwege abgeben und den Haupt-<br />

bestandteil aller „Brusttees" bliden.<br />

Abschliefiend sei noch des Wermuts,<br />

eines unserem Gemeinen BeifuB verwandten<br />

Korbchenbluters, gedadit, von dem es in einem<br />

Verslein heiBt: „Gegen Leito- und Magenweh<br />

hilft sofort der Wermuttee!" Seit Urzeiten<br />

dient der Wermut Oder Absinth, der auBer<br />

einem atherischen Ol noch einen Bitterstoff<br />

(Absdnthin) enthalt, als appetitanregendes,<br />

starkendes Magemnittel.<br />

94<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Text und Zeichnung: Lunschermann.<br />

De Winterbiarger Schaize<br />

Von WiUibrord Menke<br />

Didn Handelsmann van Winterbidrg,<br />

Bai kennt didn nit op Eeren?<br />

Hai laipet diidr de game Welt<br />

Sik ehrlik te erndhren.<br />

Heer Kain, de aiste Bur im Lan,<br />

Dai har'ne Saize naidig. —<br />

En Schaize kam van Winterbidrg<br />

Un brachte se idhm taidig.<br />

Un dann betalte dai Filou<br />

Van knikkerigen Buer<br />

Se bliauj} mit twai Kanaiwesen V<br />

Fiidr ungerwidgs op Tuer.<br />

Diu Geyhals, wachte „dey sail Guatt<br />

Wuahl kumen im Gerichte!" — —<br />

Het andre Johr, sui do horte dann<br />

Dai Schaize Kains Geschichte. —<br />

Dann draim're mol im Muargenlan<br />

Jausaip vam Garwenbingen,<br />

Do klopperet an seyne Diir<br />

Im Goriken van hingen.<br />

,Bai stait siau jrau do fiidr der Diidr'!<br />

Hiat siek bai wual verlaupen?"<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Nach dem Halali<br />

En Schaize wort van Winterbidrg<br />

urn Hdmme ^) te verkaupen.<br />

Sui kum mol wier ddt ndchste Johr<br />

Dann sey ik gut bei Kasse<br />

Bey Pharao un briuke do<br />

Ne ganze griaute Masse. —<br />

En andermol, bo Hidrmen schluag<br />

Dai Waruslegiaunen,<br />

Do kam en Schaiz'van Winterbidrg<br />

Dai at siau geren Baunen.<br />

Vn Hidrmen sagte: „Hdmme her'<br />

Vey magget Ldgiaunen<br />

Dann giert demo en Schutelpott<br />

Mit Speck und Dickebaunen."<br />

Vn bo Kolurnbus mit dem Schiep -<br />

Bai kann dai Fraid begreypen' —<br />

Endeckere de nigge Welt<br />

Bai stieg do iut didm Seypen'<br />

Un draf as aisten, sui mol do'<br />

En Wmterbidrger Schaizen<br />

Dai buat Kolurnbus Waren an<br />

Uit syner hiitren Kaize.<br />

Hai drdggere idhm saehte an<br />

Ganz billige Hoasendrdger<br />

Un op dain Kaup do dranken se<br />

En richtigen Steinhdger.<br />

Kartoffeln. 2) Sensen.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

©er 6c|)nittcr<br />

^(inge, f)cller 6enfenflang!<br />

Q3on 6cn Q5crgen ftcigt 6er QHorgcn.<br />

Qleifc 9^ru(f)t foil tDof>Igeborgen<br />

balb in ftd)rcn 6d)cuncn ruf)'n,<br />

6inge, 6cnfe! * 6ingcnun!<br />

Qllle trifft 5a8 gleic^e Gei6.<br />

^rum, if)r ^alme, lQJ?t 6a§ ^cinen,<br />

ftill, if)v ®ropen un6 i^r Kleincn!<br />

6d>nittergmann muj) f)er3loS fein.<br />

6inge, 6cnfe, f)cn unb rein!<br />

^in ift alle 6ommcrprad)t.<br />

Smmer fin6'g 6iefelben Gte5er,<br />

Sllle ^()rcn fallen nie6er,<br />

toenn fie if)ren ^ag gefef)n.<br />

6enfe, 6arfft nid)t ftille ftef)n!<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

6inge nur 6ein blutig 9te6!<br />

^arfft nid)t 3au5crn un6 ntd)t3agen!<br />

QBQS 6a reifte, muj) ertragen<br />

einmal aud) 5e8 *J;obeg '^zxn.<br />

6cnfe, 6arfft nid)t mu6e fein!<br />

^oxd), e8 ruft 6ic (Srntejeit!<br />

^ling, tnie l^elle ®lorfen flingen!<br />

6ing, 6aj5 taufcn6 $er3en fprtngen!<br />

^rage nid^t nad) 2Ingft un6


Pastdoer Schwickardi vam langen Hahn<br />

Soh de Welt met derben Aogen an;<br />

Wuahl was hai jromm, doch Quieselerej,<br />

Apatt dai suite Frommlerej,<br />

Dai was iehm gar nit noh der Musken,<br />

Do funkre hai all mangs dertiisken.<br />

Ock bo en Midken bar te fejn<br />

Un all te pimperlich woll sejn<br />

Un kuire geern franzoi^-latejn<br />

Un woll partiu gebildet sejn<br />

Un makre geeren in „Menii"<br />

Un iut dem Schirm en „Paraplii"<br />

Un iut dem Klawdier — van Vidrnehmheit!<br />

En „Pi-a-ni-no" . . ., — du Hebe Zeit! —<br />

Dann konn hai hellsken bitter weeren,<br />

Un biui! — Pafit op! Ej sollt et horen:<br />

Vidr'Johren was't. — En boisen Tahn<br />

Harr iehme all sejt vdiertaihn Dahn<br />

Be) Dag uri Nacht te dauhne maket;<br />

Twdi N&chte harr hai niu all waket.<br />

Met Hitze, Kiille un Kamillen,<br />

Met Schhaps, Likor un ock met Pillen<br />

Dien Tahn bekrispelt, — owwer ndi!<br />

Me .wait jH wuahl, sao Tiehnewdih<br />

Fdllt griiggelig an, bien't tiisker kritt,<br />

Schdont ock den Herrn Pastdoer nit.<br />

Dat Enne ies dann: „Na, wenn. diu't<br />

Nit anders west, dann mast diu riut!"<br />

In Hilsten hidt hai'n guerren Frond,<br />

Dien hai van Kinnesbdinen kennt;<br />

Dai sail iehm wuahl — drr liuter ndo —<br />

Dien Tahn kurdiern — sdo oder sdo.<br />

Am andern Dag mdk. hai siek op<br />

Un geng te Faute noch Ollentrop<br />

Un kam bejm Oberdicke an —<br />

In Sundern was noch keine Bahn —<br />

Stdig in de Post — un Guatt sej Dank! —<br />

Hai was alldine. — Wenn bai krank,<br />

Besonders hidt bai Tahnepejn,<br />

Dann well hai geern alldine sejn.<br />

In Stockmen stdig de Zollner in<br />

Un satt siek still int Ecksken rin;<br />

De Heer- was guet domet tefrien,<br />

Niu konn hai sejn Brewdier bien.<br />

Bejm Lobbeken in SdidfeW kam<br />

Dai Schmejes Mutter rin un nahm<br />

Gam sachte tiegerm Zollner Platz,<br />

Harr dok kein Lust tau Prohl un Schwatz.<br />

In Sundern stont bejm Auwermann<br />

'ne fejne Dame, — Du lieber Mann! —<br />

Sdo fris drr'n Frdsken iut der Bieken,<br />

Bemolt, bepinselt un bestrieken,<br />

De Fingernidgel raot poliert, ,<br />

Buar'n Aogen de Hoor drr'n Striek rasiert,<br />

Gesichtken drr van Mielk un Blaut,<br />

Im grdoten, grainen Schiippenhaut<br />

Met'm Blaumengoren, Uo, rdot, wttt,<br />

Sdo bunt drr op dem Kidrkhuaff nit.<br />

En fejnen rdoen Schleier vidr, —<br />

Un schwenket sejn Schirmken hien un hiar.<br />

Na, kuatt un guet, idt was sdo fejn,<br />

Idt hdrr wuahl konnt van Arnsperg sejn.<br />

Un bo dat in den Wagen kam,<br />

Marjdoken! van Parfum en Schwahm,<br />

Didr Schmejes Mutter wor ganz flau,<br />

De Zollner hdlt siek de Nase tau;<br />

De Posteljoiner woll siek wundern:<br />

96<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

De gebrohene Gdos<br />

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„Potz Sackerblitz! Un dat in Sundern!"<br />

Niu vidrwes! Mol im Zuckeltrab, —<br />

Un matt hai idwern kleinen Knapp,<br />

Dann gdohnt dat ock all mol im Gange.<br />

Op dinmol legget do am Hange<br />

En Kidrkhuaff, schoin in Blaumenpracht<br />

De Posteljoiner foihert sacht; '<br />

Den Zollner packt dat Bild sdo wahn,<br />

Hai stott dai Schmejes Mutter an-<br />

„mu sdiht doch mol! Biu schoin ies dat'<br />

Arr'n Wunder in de Wiese satt!<br />

Do schlopet dai, dai vidr ues woren-<br />

Am Sunndag Numm'dag goh iek geeren<br />

Sdo tUskern Gridwern hien un hi&r<br />

Un stell'se AW mi wejer vidr."<br />

„Ach jo," fdllt Schmejes Mutter in<br />

„Sdo Blaumen het en daipen Sinn, '<br />

Sirid schonner drr de fejnste Briut-<br />

Sai wasset iut der Eere riut '<br />

Grad drr de Menske, lachet, blSgget<br />

Sdo drre siek de Jugend frogget<br />

Un miiett' doch alle triiggekehren<br />

Tau ueser laiwen Mutter Eeren ."<br />

Dat Fraulein hor sdowat nit geeren<br />

Woll vam Begraben nixen horen- '<br />

„Ach,Leute, was seid Ihr beschrdnkV<br />

Da ist doch, wenn man tiefer denkt<br />

Von wahrer Schonheit kaum die Spur<br />

Sind UbertUnchte Grdber nur<br />

Und sowas nennt sich dann poetisch'<br />

O nein, das ist sehr undsthetisch-<br />

Wer hort von Grab und Moder gem'<br />

Ich wenigstens, ich bin modern-<br />

Ich bin fur Fortschritt und Kultw<br />

Die alten Zopfe sind doch nur<br />

Noch gut genug den bidden Massen-<br />

Ich werde mich verbrennen lassen!"<br />

De Herr Pastdor hort siek stille<br />

Gediillig dat Geschnatter an '<br />

Suiht ruhig idwer sejne Brilie<br />

Den Zollner un de Mutter an<br />

Un segget: „Ja, da Frdulein mag<br />

Op sejne Art im Rechte sejn;<br />

Viellichte gelt am JUngsten Dag<br />

'ne gebrohene Gdos fidr extra feyn."<br />

Josef Nolte.<br />

t)e alle 9uer<br />

Et staiiht in user Stuawen<br />

Ne Juer, ibriun im ait<br />

In der Eecke beym idcheluawen<br />

Do hett se se hiene stallt<br />

Et hiat ndt Vatter, nit Mutter<br />

Nit Vatters Vatter dohn<br />

Se liiat all hundert Johre<br />

Un nau viel ISnger do stohn<br />

Se weyset iblaut aine Sttmne<br />

Se weyset de Middemadit, '<br />

Un hiat met stummein Munne<br />

En erensthaft Woreken saigef<br />

,^rdnd diiese stunne WLeyne<br />

Hey deh ik dlan leBten Slag<br />

Un adne van dtiien is de d'eyne<br />

Bedenk et doch jeden r>ag!"<br />

Christine Kodi.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Die „goftlose' Kuh / Von H. Rosemann<br />

Es soil hier das Erlebnis niit einer Kuh er-<br />

zahlt fwerden, einem ansonst toraven Haustier,<br />

in dem jedoch einmal das iBose Macht gewann<br />

und unversehens und erschreckend zum Aius-<br />

bruch kam.<br />

Vor rund fiinfzig Jahren entsandte eine aller<br />

Uberlegung bare Regierung einen noch nicht<br />

zwanzigjahrigen Anfanger als Lehrer in ein<br />

westfalisches Dorf. Der junge Mensch ent-<br />

stammte einer Industriestadt im Kohlenpott<br />

und rang nun mit bisher unbekannten Be-<br />

griffen von dorflichem Leben und mit der Un-<br />

moglicbkeit, hundertsiebenundzwanzig Jungen<br />

und Madchen dasjenige MaB von Kenntnissen<br />

und Fertigkeiten einzutrichtern, das der Lehr-<br />

plan grimmig vorschrieb. (iDenjenigen unter<br />

den geneigten Lesern, die angesichts der hohen<br />

Kinderzahl zweifelnd die Brauen heben, sei<br />

gesagt, daI3 sich der Schwarm der SproBlinge<br />

nach drei Jahren auf einhunderteinundvierzig<br />

erhohte und der bedauernswerte Schulmeister<br />

noch immer keine Hilfe hatte. Aber dies ist ja<br />

auch eine Geschichte aus der guten alten Zeit.)<br />

Dieweil es in dem besagten Dorfe, wie man<br />

jetzt ahnt, in manchen Dingen noch recht ur-<br />

vaterisch oder, um es freundlicher zu sagen,<br />

recht idyllisdi zuging, so hatte sich der Lehrer<br />

auch daran gewohnen mussen, dafi in der guten<br />

Jahreszeit die Kuh des Nachibam jeden Morgen,<br />

wenn sie aus dem Stalle gelassen •wurde und<br />

iiber das Pattken zwischen Gartenzaun und<br />

Schule schaukelte, um den wohltoekannten Weg<br />

zur Gemeindehude anzutreten, ihr machtiges<br />

Haupt zum offenstehenden iFenster herein-<br />

streckte und den buchstabierenden oder abtei-<br />

lungsweise fur sich lesenden oder rechnenden<br />

Nachwuchs mit einem gewaltigen Scbnaufer<br />

und nachfolgendem drohnenden ..Muuuh!" be-<br />

griiBte. Davon wurde' ohne groBes Aufsehen<br />

Kenntnis genommen, die Kuh zog mit ^u-<br />

friedenem Brummton den Kopf zuriick, und<br />

die Unterweisung nahm ihren Fortgang.<br />

Eines Morgens jedoch geschah folgendes:<br />

Nach dem falligen Schnaufer, gefolgt voni<br />

Posaunenton des „'Muuuh!" und dem kontra-<br />

baBtief abklingenden Gebrumm 'wurde kurz<br />

darauf die wackelige Tiir des hundert Jahre<br />

alten Gebaudes auigestoCen, und es erschien<br />

die 'brave BleB im Tempel der Weisheit. Eine<br />

Sekunde allgemeiner Uberraschung. Dann<br />

losten sich alle Bande frommer Scheu; und e&<br />

gab ein schallendes Gelachter und ein Gequiek<br />

in hOchsten Tonen. Doch unbeirrt davon schritt<br />

BleB wiirdevoUen Ganges und mit wabberndem<br />

Bauch zwischen den BankreUien dahin, warf<br />

einen visitatorischen Blick aul die Jauste<br />

rechts, einen zweiten auf die Wichter links,<br />

und verhielt vor dem Tisch des Lehrers, der<br />

in seiner Verdatterung nichts Besseres wuBte,<br />

als nach dem Zelgestock zu tasten. Die<br />

kleineren Kinder verlieBen in wilder Flucht<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

ihre FuBbanke, taglich mitzuschleppende Schul-<br />

utensilien, da die Sitze fur neunzig Kinder<br />

nicht ausreichten, und retteten sich zu den<br />

groBeren.<br />

Nun war auf der altersrissigen Scbultafel<br />

gerade eine Gegenuberstellung des.iguten und<br />

des bosen Prinzips in der Welt zu sehen, sauber-<br />

lich voneinander abgetrennt durch einen ener-<br />

gischen senkrechten Strich. Links waltete Gott<br />

mit einer Zusam^menstellung alles' Guten,<br />

dessen Urheber er ist; rechts ragierte der<br />

Teufel mit einer Aufzahlung der Schlechtig-<br />

keiten, die von ihm ihren Ausgang nehmen.<br />

Diese Gegenuberstellung muBte BleB wohl<br />

interessieren* sie stierte jetzt gedankenvoU auf<br />

die Tafel und leckte plotzlich mit zwei, drei<br />

schlappenden Zungenschlagen den groBten Teil<br />

jener Seite ab, die dem lieben Gott gewidmet<br />

war. Also triumphierte der Teufel samt seinen<br />

bosen Werken unausgeloscht ii'ber das Gute,<br />

und das trotz des entsetzten neunzigstimmigen<br />

„Ooooh!"<br />

War es Verachtung aller Schulweisheit,<br />

welche die Kuh zu dieser ruchlosen Tat ver-<br />

anlafite? War es Zufall, dafi sie just an die ge-<br />

rechte Seite geriet? Oder aber wurde ein tooses<br />

Begehren in ihr, daB'.sie, ein Werkzeug Belzu-<br />

bubs — man denkt vergleichsweise an die<br />

Schlange im Paradiese —, die Gelegenheit be-<br />

nutzte, im Dienst und Auftrag des Bosnickels<br />

von Anbeginn an' dieser Statte den Kampf<br />

gegen seinen ihimmlischen Widersacher zu<br />

fuhren? Wenn aber noch ein Zweifel uiber das<br />

Teuflische ihres Tuns und iiber die Verderbt-<br />

heit dieser Kreatur bestand, so wurde er gleich<br />

darauf dadurch toehoben, daB das Vieh in nicht<br />

mifizuverstehender Absicht den Schwanz<br />

lupfte. Die wissenden Kinder schrien in komi-<br />

schem Entsetzen auf und duckten sich unter die<br />

Banke, aber ein paar Spritzer kriegten die<br />

nachsten doch mit ab.<br />

Dann sprangen ein paar stammige Jungen<br />

hinzu. Sie bemachtigten sich des gottlosen Un-<br />

getiims, der Lehrer prockelte mit deim Zelge-<br />

stock nach, und es gelang, BleB mit Zerren und<br />

Puffen hinaus und auf den rechten Pfad zu<br />

bringen.<br />

In einer weniger aufgeklarten Zeit wurde<br />

BleB als Hexenvieh peinlich befragt, verurteilt<br />

und vom Leben zum Tode getoradit worden<br />

sein. Als das Gelachter iiber ihren Streich imi<br />

Dorf verstummt\v;ar, drang die GroBmutter im<br />

Nachbarhause mit ihrer von Stund an er-<br />

hobenen Forderunig durch: Heimann L'evy<br />

muBte „dat aolle unwuise Duier" umtauschen.<br />

Er tat es und fiihrte als Ersatz eine Liese in<br />

den Stall, die weder den MorgengruB fortsetzte<br />

noch Interesse fur den Lemeifer der Jugend<br />

zeigte. Sie war eine tuchtige, brave urtd f romme<br />

Kuh. Wie sich das gehort. hr.<br />

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97


Anna Kayser - die sauerlandische Volksschrlftstellerin<br />

Wer von der breiten Verkehrsstrafie bei<br />

Grevenbriick den Weg zu den Dorfem<br />

Sporke und Hespecke aufsteigt, den umfangt<br />

bald landlicher Friede. Es ist keime iheroische<br />

Landschaft, es sind gebuckelte Wiesenhange, in<br />

deren Falten sich, zusanMnengewurfelt, Hauser<br />

und kleine Hofe drangen. Diese ansprucbslose<br />

Klarheit von griinen Feldern, braunen Ackem<br />

und dunklen Tannenstrichen oifenbart jene<br />

sauerlandischen Landschaftszuge, die zugleidi<br />

die Wesensmerkmale der Bewohner formen.<br />

Hier, in Hespecke, wohnt Anna Kayser<br />

auf elterlichem Grund, hier ist sie aufgewach-<br />

sen in der ruhigen Ordmung der dorflichen<br />

Stille, einer Ordmung, die nach eWigen Ge-<br />

setzen geht, wie die Jaihreszeiten. Aber nun<br />

aucb iberiihrt wird vom erregenden Atem der<br />

Gegenwart, die mit der Entwiddung der Tech-<br />

nik vor dem geringsten Bauemhaus nicht Halt<br />

macht. Anna Kayser — mit ausdrucksvollem<br />

Mienenspiel unter dem weifien Haar — ist im<br />

Beharren an ein langsames Ausreifen zur<br />

Volksschriftstellerin geworden. Sie hat ihre<br />

Aufgabe bewuBt abgegrenzt, nicht literarischer<br />

Ehrgeiz fuhrt ihre Feder. Sie steht fest auf dem<br />

Boden der katholischen Weltanschauung, mit<br />

der strengen Forderung ihrer unverriickbaren<br />

Grundsatze. Ohne Sentimentalitaten, mit<br />

liebesstarkem Herzen, laBt sie aber auch die<br />

wunderbare SegensfuUe void beruhigende<br />

Klarheit einer so glaubensgebundenen Lebens-<br />

haitung spuren. Ihre Werke sind alien ein<br />

Spiegel. Da Anna Kayser ein unverbildetes<br />

Dorfkind getolieben ist und auch nichts welter<br />

sei« will, als dieser miitterlichen Erde ent-<br />

sprossen, sieht sie ihre heimatbetonte<br />

Mission nicht darin, den sogenannten In-<br />

tellektuellen Unterhaltungsstoff zu bieten, son-<br />

dern zu gestalten, was in und um die Dorfer,<br />

in und um die Kirchspiele geschieht. Die Auf-<br />

trage, die der Schriftstellerin auf den Schreib-<br />

tisch flattern in Forderungen nach guter katho-<br />

98<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

lisdier Volkslekture, sieht Anna Kayser als<br />

Lebens a u f g a b e n an.<br />

Der „Suerlanner" hat oft Proben ihrer<br />

humorvollen, treffsicheren Erzahlerkunst gebradit.<br />

Einfach und volksnah zu schreiben ist<br />

nicht jedermanns Sache. Ihr gelingt es. Sie ist<br />

kern lyrisches Talent. Sie ist von nuchterner<br />

SacWichkeit m der GegenwartsschiUderuns Sie<br />

muB in der Darstellung die Wahrheit saeen<br />

mag sie nun damit gefallen oder nicht. Hoheren<br />

Auftrages sieht sie sich imterstellt: zu fuhren<br />

zu warnen. Dabei miuB sie ihr frauliches Herz<br />

fest in ibeide Hande nehmen, ihre frauliche<br />

Scheu uberwmden, wenn Lebenserfahrungen<br />

T i^^f ^• ^f ""^^ "^^"«" ISCt, die sie um<br />

der Bettung und Warnung vieler ofifenbart,<br />

F^r-M. n '? r 7°"^sr°•ane Wegweiser zun^<br />

Echten und Guten sein wollen.<br />

Anna Kayser hat ein uberaus scharfes Empfinden<br />

fur die Unterscheidung der Werte Ihr<br />

sind mit dem Begriff „Heimat" nicht die biologischen<br />

und volkhaften Werte wichtig, sondern<br />

das unendlich viel Tiefgrundigere die<br />

ewigkeitsgebundenen Krafte des<br />

Heimatlichen formen an erster Stpllp<br />

den Begriff Heimat mdt. Au. dSir Su<br />

heraus fafit sie auch die heikelsten Probleme<br />

an. Die I^sung der Lebenswurzeln aus dem<br />

der Sunde, die wie ein Krebsschaden auch dm<br />

Landvolke um sich gegriffen hat - das St M<br />

worm Anna Kayser vor allem die Gefahrxiung<br />

der heranwachsenden Generation sieht.<br />

So legen die beiden Romane ..Ute verrat da-;<br />

Sakrament" und „Flammendes ,Blut" die Fin!<br />

ger m die Zeitenwunde. Der Verlag Bach em<br />

Koln, bring^ diese beiden Bucher als bm£^<br />

Volksreihe heraus. AuBerdem laulen Uire Romane<br />

in den Kirchenzeitungen der DioL^n<br />

Anna Kayser schreibt fur die kathnWhP<br />

Sonntags- u,^ Kirchenpresse, ^ch Sr d^l^<br />

defvSkls""^^' aes voi'Kes , so hat ^^ff der "''' verstorbpno ^«g zum rir- Herfel T^V,<br />

Hatzfeld das fruchtbare Schaffen dfese? sauJ:<br />

andischen katholischen VolksscSstlllerin<br />

treffend gezeichnet. vmiiisieiierin<br />

Unschatzbare Bildungswerte gibt Anna Kayser<br />

der Laienbiihne in ihren l^^,^ ^^<br />

„Bethlehem" und dem iuL^f^ t"'^^^^"<br />

Affatha-tinmi n;^ «75- J""est erschienenen<br />

A,gama-i5.piel „Die Heldin von Sizilien".<br />

Das Leben tritt dem Menschen entsesen<br />

ohne Maske. Warum sollte Anna Kaysef le<br />

nur aus dem Leben schopft .und jed4 ilh^-<br />

schreiben? Sie toleibt dabei keusch und klar<br />

verantjvortungsbtwuBt und waSierzJ ml<br />

kostlichen humorigen Lichtern _ eine' ed^t<br />

sauerlandische Pragung. Mit Liebe und mhSr<br />

SiAerheit voUzieht sie ihre volkstoildnerS<br />

^Se-G^s^tiS^^ ^^^^^' ''^ ^^^<br />

T. Popper ling.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Dos Wetter im Sauerlond<br />

/liach seiner Gesamtbeurtedlunig hat uns das<br />

^y ^ verflossene iSchaitjahr 1952 fiir Emte und<br />

Aussaat das ungunstigste und unibestandiigste<br />

aller Nachkriegsjahre beschert. Im Sommer<br />

und Herbst war es ohne anhaltende Schon-<br />

wetterperioden und IdeB dem verregneten Ok-<br />

tober bereits in der ersten Novemberhalfte<br />

einen ungewohnlich friihen Winter folgen, der<br />

alle Arbeiten auf den Feldern jah zum Still-<br />

stand brachte. An 240 Tagen (= 65 "/o!) des<br />

Jahres fielen im mittleren Sauerland Nieder-<br />

schlage, insgesamt 1060 mm, eine Menge, die<br />

das langfristige NormalmaB um mehr als<br />

100 mm ijberschritt. Insgesamt sind im Ruhr-<br />

tal Velmede-Oisberg 1,65 m Schnee gefallen,<br />

davon allein in den beiden ersten Monaten des<br />

Jahres 1,07 m. Die Jahresdurchschnittstempera-<br />

tur erreichte nicht dasNormataiaC von 8,5Grad.<br />

Das ist auch nicht verwunderlich, da die Zahl<br />

derRegentage ©ine ungewohnteHohe erklomm,<br />

wahrend umigekehrt die Zahl der Sonnen-<br />

stunden des Jahres kaum 1600 betrug und da-<br />

mit erheblich hinter den Erwartungen zuriick-<br />

blieb. Jedenfalls hat das verflossene Jahr als<br />

Schaltjahr seinem Namen alle Ehre gemacht:<br />

„S c h a 11 j a h r — T w i a s b r a k e n !"<br />

„Januar — Schnee zu Hauf..."<br />

„Werden die Tage langer, wird der Winter<br />

strenger." — Die Voraussage des „Hundert-<br />

jahrigen", der uns „unerhi6rte und iiber-<br />

grimimige Kalte" prophezeite, ist zwar nicht<br />

eingetrof&n; aber der Eismond brachte immer-<br />

hin rechtes Winterwetter. Die Durchschnitts-<br />

temperatur des Monats lag bei —0,5 Grad. Der<br />

niedrigste Tagesdtirchschnitt ibetrug —6 Grad,<br />

der hochste Durdischnittsstand des Thermo-<br />

meters +5 Grad. Der Januar war auBerordent-<br />

lich schneereich und schickte im oberen Ruhr-<br />

tal bei elner Hohenlage von 300 m an 14 Tagen<br />

insgesamt 47,5 cm Schnee zurErde. Der hochste<br />

SchneefaOl eines Tages betruig (am 18. 1.) 11 bis<br />

12 cm, wahrend der starkste RegenfaU 30 mm<br />

betrug. Die Gesamtniederschlage des Januar<br />

betrugen 124,2 mm, das sind 25 Prozent mehr<br />

als normal. Di* Zahl der Sonnenstunden<br />

schmmipfte auf 20 zusammen. Der reichliche<br />

Schneefall hat die vorziigliche Wirkung, daB<br />

die Temperaturschwankunigen zwischen Tag<br />

und Nacht weitgehend gemlldert werden und<br />

dadurch die junge Saat besonders geschutzt<br />

wird. Ein altes Bauemsprichwort laBt uns<br />

hoffen: „Januar, Schnee zu Hauf, Landmann,<br />

halt die Sacke auf!"<br />

Schnee in Hulle und Fiille<br />

Der kurzeste Monat ist in toezug auf die<br />

Witterung der groBten Uberraschungen fahig,<br />

und edne alte Bauernweisheit meint, daB das<br />

Februarwetter fiir die ganze Jahreswitterung<br />

von Bedeutung sei. „Der schiimmste Monat im<br />

ganzen Jahr meist noch der kleine Hornung<br />

war." In diesem Jahr -bradite er uns bei ver-<br />

haltnismafiig milder Temi)eratur — das monat-<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Vdn Tfaeodor Todbtrop<br />

liche Temperaturmittel lag bei 0 Grad — gleich<br />

seinem Vorganger Schnee in HiiUe und FuHe.<br />

Der gesamte Schneefall im oberen Ruhrtal be-<br />

trug etwa 60 cm. Die Landschaft war an<br />

keinem Tage des Monats vOllig schneefrei. Um<br />

die Mitte des Monats lag eine Schneededte<br />

von 40 cm. Die NiederscMagsmenge betrug<br />

60 mm. Edn starfcerer Kalteeinbruch von kurzer<br />

Dauer erfolgte am 16. 2. Er brachte die tiefste<br />

nachtliche Tepiperatur von —15 Grad. Die Zahl<br />

der Sonnenstunden betrug mehr als 40. Der<br />

Februar zahlte sechs Tage mit starker Nebel-<br />

bildung.<br />

Frostiger Abschied des Marz<br />

Sonnig und mit angemessener Temperatur<br />

stellte sich der Lenzing auch bei uns ein, und<br />

die Bauem fuhrten auch im oiberen Sauerland<br />

schon den Pflug. Aber der Marz „kam wie ein<br />

Lamm und ging wie ein Wolf". Mit empflnd-<br />

licher Kalte und Schneewirbel nahm er von<br />

uns Abschied. Infolge eines zweimaligen Kalte-<br />

embruchs gegen Mitte und Ende des Monats<br />

sank die Durchschnittstemperatur am 14. 3.<br />

und 29. 3. unter —4 Grad, so dafi der monat-<br />

liche Durchschnitt auf +2 Grad herabgedruckt<br />

wurde. Das ist immerhin eine spurbare Unter-<br />

schreitung der im oberen Sauerland gewohnten<br />

Marztemperatur. Die Niederschiage erreiditen<br />

72 mm. An vier Tagen bildete sich eine Schnee-<br />

decke. Insgesamt war in der Hohenlage von<br />

300 m Neuschnee von 12 cm zu verzeichnen.<br />

Die Zahl der Sonnenstunden erreichte etwa 90.<br />

Zwodf Marztage waren ohne jeglichen Sonnen-<br />

schein.<br />

April mit Warme und Sonne<br />

„April Oder Maien / Einer von diesen muB<br />

schreien!" Der April hat nidit geschrien. Im<br />

Gegenteil! Nach zwei Tagen liquidierte er das<br />

'Dag altc 6})innra5<br />

Ein Spinnrad, mit verstaubtem Kleid . . . —<br />

Daran noch bunte Trdume schwingen . . .<br />

XJnd Lieder aus der alten Zeit,<br />

Die wunderhold ins Herz mir klingen.<br />

Wenn so des Spinnrads Seele lebt,<br />

dann mocht' ich zu den Ahnen eilen,<br />

Um dart, von ihrem Geist umschwebt<br />

In stiller Andacht zu verweilen.<br />

Ich m,UI3t', zu ihren Fiij3en, sein<br />

Ein Kind, das sich in Dank verneiget<br />

Und vor des Alters Heil'genschein<br />

In Ehrfurcht schweiget.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Franz Neuhaus


Erbe des Marz — den letzten Schnee und die<br />

Nachtfroste — und wartete dann mit fruhlings-<br />

maBigen Temperaturen auf, die am 13. April<br />

bereits ein Tagesmittel von 13 Grad erreichten<br />

und die Schneereste in den letzten Waldwin-<br />

keln schmelzen liefien. An 24 Tagen lieB er hell<br />

die Sonne strahien und weckte dadurch in Feld<br />

und Wald das Leben des Friihlings. Die Durch-<br />

schnittstemperatur des Monats lag mit 10 Grad<br />

erheblich uber dem Normalwert. Die Zahl der<br />

Sonnenstunden betrug 240. Die Niederschlags-<br />

niefistelle in Nuttlar verzeichnete eine monat-<br />

liche Regenmenge von nur 35 mm, wovon die<br />

Halfte an einem einzigen Tage flel. Alles in<br />

allem .genommen hat der April diesesmal aus-<br />

nahmsweise die Rolle des Maien gespielt.<br />

Maikiihle unter dem Gefrierpunkt<br />

Den regelmaBigen Regenfallen in der ersten<br />

Dekade und einer AnzaM leichter Gewitter-<br />

erscheinungen iitoer dem Ruhrtal folgte eine<br />

fast dreiwochige Trockenheit, die das Wachs-<br />

tum iiberaus ungiinstig beeinfluBte. Die Tages-<br />

durchschnittstemperatur hielt sich w&hrend<br />

dieser Zeit zwischen 12 bis 18 Grad, sank dann<br />

aber in der Nacht zum 20. Mai bis unter den<br />

Gefrierpunkt.* Die Eisheiligen kamen zwar<br />

verspatet, hinterlieBen dafiir aber um so deut-<br />

lidiere Spuren in Feld und Wald. „Die drei<br />

Herren Azius tun Knospen und Saaten viel<br />

VerdruB." Diesmal hielt ihre Herrschaft langer<br />

als drei Tage an. Sie hauchten in der Morgen-<br />

friihe ihren todlichen Reif auf die junge,<br />

sprossende Saat und das zarte Griin des jungen<br />

Waldes und gaben ihm stellenweise ein herbst-<br />

liches Farbenspiel. Erst gegen Ende des Monats<br />

stiegen die Temperaturen wieder an. An sieben<br />

Tagen fielen Ende Mai noch inEgesamt 20 mm<br />

Niederschlage, so daB im Ruhrtal eine Gesamit-<br />

menge von 41 mm verzeichnet werden konnte.<br />

Die Temperatur des Monats war recht unaus-<br />

geglichen. Sie zeigte Tageshochsttemperaturen<br />

bis 23 Grad und Nachttemperaturen, die bis<br />

unter den Nullpunkt reichten. Die monatliche<br />

Durchschnittstemperatur betrug 12 Grad. Die<br />

Zahl der Sonnenstunderi erreichte 240.<br />

Juni mit hohen NiederscMagen<br />

An 16 Tagen — genau wie im Vorjahre —<br />

regnete es imi oberen Ruhrtale. Die Nieder-<br />

schlagsmeBstelle in iNuttlar verzeichnete ins-<br />

gesamt 95 mm Niederschlage, wahrend das<br />

langfristige Monatssoll etwa 20 mm niedriger<br />

liegt. Der Bauer glaubte seine Heuernte in<br />

ernster Gefahr, als sich ein Regentag an den<br />

andern reihte. Aber der trockene Juni ist im<br />

Sauerland meistens eine groBere Gefahr fiir<br />

das Gedeihen der Friichte und des Futters. Da<br />

der Regen gerade im ,,'K u ck u ck s v i e r t e 1 -<br />

j a h r" — April bis Juni — schon in manchem<br />

Jahr auf sich warten lieB, hat man das Wort<br />

gepragt: „Im Juni bleibt man gerne stehn, /<br />

Um nach dem Regen auszusehn." Jedenfalls<br />

haben die uberaus reichlichen Niederschlage<br />

auch ihre gunstige Wirkung auf das Pflanzen-<br />

wachstum ausgeubt. Die durchschnittliche<br />

Monatstemperatur lag trotz einer kurzen<br />

„Schafskalte" recht hoch bei etwa 16 Grad. Die<br />

Zahl der Sonnenstunden: 250. Nur an zwei<br />

Tagen herrschte zeitweise dichter Nebel.<br />

100<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Juli mit wediselvoller Temperatur<br />

Der Juli war von recht zwiespaltiger Art.<br />

Bis zum 8. des Monats herrschte driickende<br />

Schwule. Am Abend dieses Tages entlud sich<br />

iiber dem Ruhrtal das in diesem Jahre bislang<br />

einzige heftige und langanhailtende Gewitter.<br />

Es brachte 17,4 mm Niederschlage und die er-<br />

wijnschte Abkiihlung. In den darauffolgenden<br />

Wochen -war die Temperatur — oft sogar<br />

innerhalb eines Tages — auBerst wechselvoll<br />

und schwankte am Tage zwischen 10 und<br />

20' Grad. Die Folge dieser unbestandigen<br />

Temperaturverhaltnisse waren mancherlei<br />

Erikaltungskrankheiten, namentlich Mandel-<br />

entziindung. Die monatliche Durchschnitts-<br />

temperatur lag bei 17 Grad. An 17 Tagen mit<br />

Regen verzeichnete man insgesamt 60 mm<br />

Niederschlage. An vier Tagen herrschte zeit-<br />

weise dichtester Nebel. Nur acht Tage zu Be-<br />

ginn des Juli waren ausgesprochene Sonnen-<br />

tage, wahrend an mehreren T'agen die Sonne<br />

iiberhaupt nicht hervortreten konnte. Die Ge-<br />

Erntemond mit viel Regen<br />

Im Erntemond soil nach dem Wunsche des<br />

Bauern Sonnenschein vorherrschen. Das gilt<br />

nicht minder fiir Obst und Wein, well das vom<br />

August einmal Versaumte auch von einem<br />

sonnigen Herbst nur schiwer nachzuholen ist.<br />

„Was der August nicht kocht, / kann der Sep-<br />

tember nicht braten." Im Sauerland jedoch<br />

steht das Augustwetter als Erntewetter nicht<br />

hoch im Kurse, denn der August gehort hier<br />

zu den regenreichen Monaten de s Jahres.<br />

Gleich dem Vorjahre verzeichnete er an 19 Ta-<br />

gen 80 mm Regen, darunter ausgerechnet an<br />

den letzten Hundstagen einen zweitagigen<br />

DauerguB von 38 mm. Alle Tage vom 14. bis<br />

22. 8. torachten Niederschlage, so daB die Ernte-<br />

arbeiten dadurch empflndUch beeintrachtigt<br />

wurden. Wir registrierten nur zwei leichte<br />

Gewittererscheinungen und vier Tage mit zeit-<br />

weise dichtem Nebel. Die Durchschnitts-<br />

temperatur des Monats betrug etwa 17 Grad<br />

und erreichte am 6. 8. mit einer Tagesdurch-<br />

schnittstemperatur von 22 Grad einen Hohe-<br />

punkt, wahrend das Ende der Hundstage ganz-<br />

lich verregnete. Die Zahl der Sonnenstunden<br />

(23. 7. bis 23. 8.) ist bereits merklich auf 150<br />

zuriickgegangen.<br />

September ohne Soflnenschein<br />

So regenschwer und griesgramig war nur<br />

selten ein Septembermonat, den man sonst<br />

wchl gar den „M ai des Herbstes" nennt.<br />

Nur f ii n f Tage des Monats toiieben ohne<br />

Regenfalle. An zehn Tagen herrschte stunden-<br />

lang dichtester Netoel, und kein Sonnenstrahl<br />

bahnte sich an acht diisteren Tagen den Weg<br />

durch das schwere Gewolk. Die Niederschlags-<br />

meBstelle in Nuttlar verzeichnete 125 mm<br />

Niederschlage, die an einzelnen Tagen mit<br />

wolkenbruchartiger Heftigkeit niedergingen<br />

und in den Hohenlagen des oberen Ruhrtales<br />

mehrfach mit Hagel gemischt waren. Die An-<br />

fange eines Altweibersomimers um die Mitte<br />

des Monats, der kalendermaBig vom 16. 9. bis<br />

2. 10. wahrt, wurden nach drei Tagen von einer<br />

Schlechtwetterlage verdrangt, die die Tem-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

peraturen stark absinken lieB. Die durdi-<br />

schnittliche Tagestemperatur des September<br />

laig unter 11 Grad, obgleich der langfristige<br />

Durchschnitt des Monats 14 Grad toetragt.<br />

Mehrfach sank das Thermometer in den Nacht-<br />

stunden auf den Nullpunkt, in der Nacht zum<br />

11. 9. sogar teicht unter den Gefrierpunkt. Die<br />

Zahl der Sonnenstunden hat 100 kaum iiber-<br />

schritten.<br />

Der Oktober tat es dem September gleich<br />

Mit 28 regnerischen Tagen voUendete der<br />

Oktober das unerfreuliche Bild eines triib-<br />

nassen Herbstwetters, wie wir es seit Jahr-<br />

zehnten kaum erlebt haben. September und<br />

Oktober zusammen zahlten allein 55 Tage mit<br />

Niederschlagen. Die NiederschiagsmeBBtelle<br />

Nuttlar registrierte 118 mm, eine Menge, die<br />

hinter der des verregneten September kaum<br />

zuriickblieb. Die Gesamtsurame der Jahres-<br />

niederschlage 1952 hat jetzt 800 mm iiber-<br />

schritten und laBt erwarten, daB in diesem<br />

(Sin Gic6 {)intcrm Ofcn 3U fingen<br />

Der Winter ist ein rechter Mann,<br />

kernfest und auf die Dauer;<br />

sein Fleisch fiihlt sich wie Eisen an<br />

und scheut nicht Siifi noch Sauer.<br />

Aus Blumen und aus Vogelsang<br />

weip er sich nichts zu machen,<br />

hajit warmen Drang und warmen Klang<br />

und alle warmen Sachen.<br />

Doch wenn die Fiichse bellen sehr,<br />

wenn's Holz im Ofen knittert<br />

und um den Ofen Knecht und Herr<br />

die Hande reibt und zittert;<br />

wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht<br />

und Teich und Seen krachen,<br />

das klingt ihm gut, das hafit er nicht,<br />

dann will er tot sich lachen. —<br />

Sein Schlofi von Eis liegt ganz hinaus<br />

beim Nordpol an dem Strande;<br />

doch hat er auch ein Sommerhaus<br />

im lieben Schweizerlande.<br />

Da ist er denn bald dort, bald hier,<br />

gut Regiment zu fiihren.<br />

Und wenn er durchzieht, stehen wir<br />

und sehn ihn an und frieren.<br />

Matthias Claudius<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Jahre mit 1000 mm insgesamt zu rechnen ist,<br />

da November und Dezemiber zu den regen-<br />

reicbsten IMonaten gehoren. Trotz der an-<br />

haltenden Regenlalle ist zu beotoachten, daB<br />

die Quellen nicht in der gewohnten Weise<br />

fliefien. Die geringe Zahl der Sonnenstunden,<br />

die unter 100 blieb, entspricht dem garstigen<br />

Herbstwetter, das Ernte und Saat in arge Be-<br />

drangnis brachte. Die durchschnittlicheMonats-<br />

temperatur des Oktober erreichte kaum 8 Grad<br />

und blieb unter dem langfristigen Durch-<br />

schnitt. Der erste Kalteeinbruch erf olgte in der<br />

Nacht zum 13. 10. Er fuhrte zu einer nachtlichen<br />

Tieftemperatur von —5 Grad und bewirkte<br />

den ersten starken Laubfall, namentlich den<br />

der Kastanie, der Linde und des Ahprns.<br />

Der November hielt den Rekord!<br />

Der Novemher — von jeher der nieder-<br />

schlagreichste Monat des Sauerlandes — -setzte<br />

die ununterbrochene Reihe der Wetteriiber-<br />

raschungen des Jahres 1952 fort. Ohne Um-<br />

schweife lieB er den regenschweren Herbst-<br />

tagen Schneegestober und erhebliche Tief-<br />

temperaturen folgen, ohne daB die Herbst-<br />

bestellung in unsern Hohenlagen zu Ende ge-<br />

fuhrt werden konnte. An nicht weniger als<br />

25 Tagen verzeichneten wir im oberen Sauer-<br />

land Regen- und Schneefalle, darunter sieben<br />

Tage mit mehr als 10 mm. Am 7. 11 stellte die<br />

NiederschlagsmeiSstelle Nuttlar gar die un-<br />

gewohnliche •Tagesroenge von 40 mm fest, so<br />

dafi vielerorts Hochiwassergefahr bestand. Der<br />

Gesamtniederschlag des Novemtoer erreichte<br />

175 man, ein Rekord, mit dem er vor alien<br />

iihrigen Monaten bei weitem an der Spitze<br />

liegt. In diesfem Monatsergebnis sind die<br />

Wassermengen von 16 cm Schneefail ein-<br />

begriffen. Die drei Herbstmonate Septemiber,<br />

Oktober und November verzeichneten zu-<br />

sammen an 77 Tagen (das sind 86 "/o aller Tage)<br />

Niederschlage, die zusammen 420 mm aus-<br />

machten. Unter den Herbstzeiten der letzten<br />

Jahrzehnte ist ein solcher Regenrekord noch<br />

niemals festgestellt worden. Die Monats-<br />

durchschnittstemperatur bewegte sich um<br />

3 Grad.<br />

Dezember — unbestandig wie das ganze Jahr<br />

Die Witterung des Monats Dezember war<br />

von jener Unbestandigkeit, die wir 1952 wah-<br />

rend aller Jahreszeiten erlebten und die in den<br />

Herbstmonaten sogar bedrohliche AusmaBe<br />

annahm. Der Frostperiode mit Schneefallen<br />

folgte vor den Weibnachtstagen eine milde<br />

Witterung mit starkeren iRegenfallen. Die<br />

Temperatur bewegte sich vielfach um den<br />

Nulilpunkt, so daB Glatteis den Verkeihr ge-<br />

fahrdete und Unfalle verursachte. Die Zahl der<br />

Tage mit Schneefallen — insgesamt 24 cm —<br />

betrug im Dezem'ber zehn, die Summe der<br />

Monatsniedersdiiage 72 cm. Wahrend der kal-<br />

testen Nacht, die sogar der „Hundertjahrige"<br />

genau vorausigesagt batte, sank das Thermo-<br />

meter 14 Grad unter Null (9. 12.). An einigen<br />

Tagen der zweiten Monatshalfte herrs(5ite<br />

dichter Nebel. Die durchschnittliche Tages-<br />

temperatur des letzten Mcnats des Jahres lag<br />

bei 0 Grad. Die Zahl der Sonnenstunden be-<br />

trug 60.<br />

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101


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer zahlte, trug so voile SpieCe heim, daB die<br />

Mutter wahrend der samtlichen Fastnachtstage<br />

ihm und der ganzen Sippe reichlich auf •<br />

schiisseln konnte.<br />

Luttke Fasfnacht<br />

Von Friedrich Wilhelm Grimme<br />

Masken, Nasen. und Schellenkappen, Fratzen<br />

und Bockspriinge! Auf dem Kopfe getanzt und<br />

die Beine aur Wand 'rauf gestreckt! Striimpfe<br />

iiber Stiefel, Jacken uber Rocke und das Maul<br />

uber die Ohren! — So iging es auch in unserm<br />

Dorfe, wenn Fastnacht war, aber nur in den<br />

Reihen der groBen Leute; wir KLednen. muCten<br />

die Verniinftigen sein — so wollten es der<br />

Schulmedster und der Pfarrer —, und wir<br />

waren^s auch. Aber der ndtige Ersatz dafiir<br />

fehlte uns nicht. Den eigentiichen Fastnachts-<br />

tagen ging und geht die „luttke Fastnacht"<br />

voraus, das ist der Donnerstag vor dem Fast-<br />

nachtissonntag, und diese kleine Fastnacht ge-<br />

horte ganz den Kleinen. Unser „WurstspieB"<br />

war schon wochenlang geschnitzelt und der<br />

„Wurstreim" einstudiert. Mit einer Papierttite<br />

auf dem Kopf und dem SpieB in der Hand<br />

zogen meine KoUegen das ganze Dorf entlang<br />

von Haus zu Haus, unx „den SpieB zu singen";<br />

ich hatte vom Vater leider nur die Erlaiibnis,<br />

den Pfarrer, den Nachbar Schenkwirt und<br />

meinen Paten heimzusuchen und da mein<br />

Liedlein erschallen zu lassen:<br />

„Luttke, luttke Fastnacht —<br />

Hier ist der SpieB — wo ist der Hast?<br />

Dort oben an der Weime,<br />

da hangen die fetten Schweine.<br />

Nun laBt das Messer gleiten<br />

bis mitten in die Seiten;<br />

nun laBt das Messer sinken<br />

bis mitten in den Schinken<br />

und laBt mich nicht zu lange stehn,<br />

muB noch ein Hauschen weiter gehn."<br />

Nun wuBten die Hausbewohner, wieviel Uhr<br />

^s war; sie holten ein Wiir-stlein und hangten<br />

es an unsern SpieB, oder waren die Wiirste<br />

schon den Weg alien Fleisches gegangen, so<br />

durchbohrten sie ein Rippenstiickchen; und<br />

steckten es uns auf. Zum Danke hatten wir zu<br />

singen:<br />

„Unterm Eichenboome<br />

soil's Gott der Herr belohnen.<br />

Kleine Maus, groBe Maus,<br />

Ungliick weich aus dlesem Haus."<br />

TrirUimphierend zog ich mit meiner Beute ab,<br />

und die Mutter warf mit der groBen Mittags-<br />

wurst auch mein erobertes Wurstchen in den<br />

Topf, und dies schmeckte mir zehnmal besser<br />

als ein regulares Stiick. Mancher arme Bube<br />

102<br />

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Klaine Musikanten<br />

In dr Slerre, in dr Slerxe<br />

flott de Drossel timme de Werre<br />

van diam Musekantensitze<br />

uawen op diar Dannenspitze.<br />

Hie dai swuate, do dai giale<br />

smettert iuter vuUen Kiale<br />

ohne Pause, iimme de Werre,<br />

bit de Sunne gaiht te Berre.<br />

Op diar swanken Dannenspruate<br />

waiget siak im Takt dai swuate:<br />

ik singe sau heU, ik singe sau klor,<br />

un warr ik well, dat wierek ferwohr;<br />

ik bugge mien Hius, dat heimlek et steiht<br />

in Doren, ganz krius, bo kainer et weit.<br />

Dai giale suiht in dian Owentschien<br />

un flott iahr sau weik un flen:<br />

Mien Nest, mien Nest, mien Nest<br />

iB mien Kiinninkriek, Kiinninkriek,<br />

Kunninkriek.<br />

O roihert nit dran, roihert nit dran, roihert<br />

nit dran,<br />

ik lauhnt ugg met Musik, Musik, Musik!<br />

Mien Liesebiat, Liesebiat, Liesebiat<br />

ies miene Kunigin, Kiinigin, Kiinigin,<br />

un ik iahr Kiinink, Kiinink, Kiinink, —<br />

un nix kann schoiner sin, schodner sin,<br />

schoiner sin.<br />

Gialdrossel, dai switt stille, dad swaute maker<br />

ne Knix:<br />

Niu is et Tiet te Berre, kumm fix, kumm fix,<br />

fix, fix!<br />

Franz Joseph Koch.<br />

Scblafe, schlafe!<br />

Schlafe, schlafe, liebes Kind,<br />

leise weht und singt der Wind.<br />

Er erzahlt dir was vom Mond,<br />

wo der „Mann im Monde" wohnt.<br />

Susa, Susa, schlafe ein,<br />

hor, der Wind erzahlt so fein:<br />

Einmal ging ein boser Mann,<br />

— so fangt die Geschichte an —<br />

wollte Holz am. Sonntag holen,<br />

und das Holz war auch gestohlen.<br />

Plotzlich weht ein Sturm daher,<br />

und den Mann sieht keiner mehr.<br />

Sitzt im Mond, kann nicht nach Haus.<br />

— So ist die Geschichte aus.<br />

Schlafe, schlafe, liebes Kind,<br />

leise weht imd sinigt der Wind.<br />

Er erzahlt dir was vom Mond,<br />

wo der „Mann im Monde" wohnt.<br />

Ferdinand Tonne.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Kinderlied vom Brot<br />

Das Korn in den Sacken<br />

soil niemand verstecken.<br />

Das Korn mxiB man mahlen,<br />

den Miiller bezaihlen;<br />

der Kornsack ist leer,<br />

der Mehlsack ist schwer.<br />

Das Mehl in den Sacken<br />

soil niernand verstecken.<br />

Das Mehl muC man backen,<br />

die Brote verpacken;<br />

der Mehlsack ist leer,<br />

der Brotkorb ist schwer.<br />

Das Brot in den Ecken<br />

soU niemand verstecken.<br />

Das Brot moiB man essen,<br />

den Hunger vergessen;<br />

der Brotkorb ist leer,<br />

der Magen ist schwer.<br />

Wir danken, Herr Backer,<br />

dein Brot war sehr lecker.<br />

Der Miiller mufi mahlen,<br />

der Vater toezahlen;<br />

wir danken auch sehr,<br />

gibt's bald wieder mehr?<br />

Ferdinand Tonne.<br />

Laickes taum lutkloppen van Fleytepiypen<br />

Mutter gif my'n Pennink.<br />

Bat weste met diam Penmnk?<br />

Steinkes kaupen, Steinkes kaupen.<br />

Bat weste mett dian Steinkes?<br />

Fiiggelkes schmeyten, Fiiggelkes schmeyten.<br />

Bat weste mett dian Fiiggelkes?<br />

Brohn, brohn, datt Peypken sail mey gerohn.<br />

Sippe sappe sunne,<br />

de Mauer is ne Nunne.<br />

De Vaar dai is en Pape,<br />

kann dai Peypkes maken.<br />

Schmitt se op et Water,<br />

latt se flaiten,<br />

bitt no Siinte Graiten.<br />

Sunnte Graite backet Pannkauken.<br />

Kam dai graute Hesse<br />

mett diam lanigen Messe,<br />

schneit diam Katken et Buikelken iut<br />

Hai driut. Sap driut,<br />

schmecket sau gut arre Piaperkriut.<br />

Wilhelm Schlinkmann.<br />

Gansesprache<br />

Wenn eine Gans mal Hunger hat,<br />

Dann schreit sie bettelnd: schnatt — schnatt —<br />

Und ist sie rundufnVoU und satt, [schnatt!<br />

so ruft sie wieder: schnatt — schnatt — schnatt!<br />

Ist sie vom vielen Schnattern matt,<br />

dann klagt sie miide: schnatt — schnatt —<br />

Und f ahrt ein Auto sie ganz platt, [schnatt.<br />

so stohnt sie selbst im Sterben: schnatt.<br />

Ferdinand Tonne.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Tanz um den Maibaum<br />

Ratsel-Reime<br />

Wo heut die Sauerlander wachsen,<br />

war einst der Stamm der alien . .<br />

Auf hohen Bergen woll'n wir rasten.<br />

Du kennst gewifi den<br />

Die Porphyrfelsen, die ich meine,<br />

sie heiBen die<br />

Nach Altena reis' auch einmal,<br />

es iiegt im schonen<br />

Im Walde ieben Hirsch und Reh.<br />

Dorl Langscheid Iiegt am<br />

Ein munter Wasserlein ich kenne,<br />

es flieBt zur Ruhr und helBt die . . .<br />

Es sitzt der Hase gem im Kohl.<br />

Im Ruhrtal Iiegt Dorf<br />

Ein Bltck ins Wennetal hinein.<br />

Wir stehen auf dem<br />

Die Kinder spielen mit dem Ball.<br />

Bei Elpe ist ein<br />

Sing hell mit deiner Kinderstimme.<br />

In Assinghausen wohnte<br />

Das hohe Sauerland beschau,<br />

gar herrlich ist's bei<br />

Wo soviel Schones ist zu schauen,<br />

dank Gott fiir deiner Heimat<br />

AuHosung:<br />

•uanv<br />

— nEu^pJO•I^| •— ara^uuo — I'fPj'jassE'^ — raajsmsi<br />

-lE'M — tqouaraaj — amiaT — oessdios — IB}3UU31<br />

— smajs •lasniEinpnjai — ust^sv uaiq^jj — uasxpeg<br />

Inserat<br />

Die verehrlichen Jungen, welche heuter<br />

meine Apfel und Birnen zu stehlen gedenken,<br />

ersuche ich hoflichst, bei diesem Vergniigen,<br />

womoglich insoweit sich zu beschranken,<br />

daB sie daneben auf den Beeten<br />

mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.<br />

Theodor Storm.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

103


PL^TTDWIT<br />

Das Fremdworf im sauerlandischen Platf<br />

Wie in alien Sprachen der Welt gibt es auch<br />

im sauerlandischen Platt eine Menge Worter,<br />

die als Fremdworter empfunden werden. Es ist<br />

natiirlidi sehr schwierig, iiber die Herkunft<br />

vieler Fremdlinge etwas Sicheres zu sagen,<br />

nodi schwerer iitoer die Zeit ihres Eintrltts in<br />

das Plattdeutsche. (Wer von den Philologen<br />

und Gernjanisten hierzu etwas beisteuern<br />

kann, moge es unserm Plattdeutsch zuliebe<br />

tun.)<br />

Eine iiber Jahrzehnte sich erstreckende Be-<br />

obachtung und Sammilung fuhrte zu folgendem<br />

Ergebnis:<br />

Die meisten der als Fremdlinge empfundenen<br />

Ausdriicke im Plattdeutschen sind sicher ii'ber<br />


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

weniger Kraft, derartige Worter in edit platt- •<br />

deutsche Form zu iibertragen, uni es iiber-<br />

nimmt sie deshalb eben in der lateinischen<br />

Oder griechisclien cder hochdeutschen Form,<br />

wie sie an das Plattdeutsche herankommen.<br />

Hier und da gelingt es dem Plattdeutschen<br />

noch, ein nsues Wort in eine echt plattdeutsche<br />

Form zu bringen. Ein feines Beispiel dafiir ist<br />

der „Staubsauger". Ais er vor vierzig bis ifiinf-<br />

zig Jahren zu uns kaim, iibernahm das Platt-<br />

deutsch das Wort etofen hochdeutsch, und man<br />

sagte im Sauerland: „Konn Ej mez wuahl mol<br />

Uggen Staubsauger laihnen?" — Irgendwo hat<br />

ein eclit plattdeutsch empfindender IVIensch<br />

dann das Wort „Huilebesmen" erfunden, ein<br />

herrliches Beispiel fiir die Anschaulichkeit des<br />

Plattdeutschen.<br />

In andern Fallen hat sich das plattdeutsche<br />

„Volk" fremde Worter, die ihm nichts sagten,<br />

sinnig zurechtgesprochen. Einige Beispiele:<br />

1. „Akeldrucht". Aius „Aquadukt", das man<br />

dem Architekten abgelauscht haben mochte,<br />

machte man „Akeldrucht". Dabei erinnert Akel<br />

an Ahl — Jauche; dai weerd diar dian Kanol<br />

diardrucht.<br />

2. „beschoten (cder noch besser: beschuatten)<br />

Nuett". Das mexikanische Wort „Muskat" sagte<br />

dem.Sauerlander nichts, und aus der „Muskat-<br />

nuB" wurde „beschoten Nuett", nach Dr. Nor-<br />

renberg die altere Form, und spater noch an-<br />

schaulicher „beschuatten Nuett".<br />

3. „Thiesek". Aus einem Gespracli zwischen<br />

Arzt und Geistlichem horte man das .griechi-<br />

sche „Phthisis" = Schwindsucht. Was lag naher,<br />

als aus dem „Phthisis" einen „Thiesek" zu<br />

machen; das klingt nach einem wilden Tiere.<br />

4. „van ollinges hiar" stammt nicht, wie Ver-<br />

fasser annahm, von lat. olim, sondern nach<br />

Dr. Norrenberg von mittelniederdeutsch „van<br />

oldinges".<br />

5. „Kunkelfluserej". Hierzu sa,gt Woeste:<br />

Ausreden, Winkelziige, Wirrwarr, Tauschung,<br />

bei Richey = Verwirrung; er meint, es sei aus<br />

(lat.) confusio abgeleitet.<br />

6. „Schelletahn". Bei Woeste heiBt es: 1. ein<br />

aus dem Munde hervorstehenider Zahn, Eber-<br />

zahn, 2. Mensch mit vorstehenden Zahnen. —<br />

Im sauerlandischen Platt ist der „Schelletahn"<br />

ein Mensch, der andere foppt und sie dann<br />

auslacht, ihnen die Zahne zeigt = Schelletahn.<br />

Das Wort hat wohl nichts mit frz. charlatan zu<br />

tun, wie Verfasser meinte, sondern es bezeich-<br />

. net nach Dr. Norrenberg einen, der die Zahne<br />

schalt.<br />

IV. AtoschluB.<br />

Das Vorstehende ist im kurkolnischen Sauer-<br />

lande gesammelt (und in Arnsberger Aus-<br />

sprache notiert), durfte aber stofflich auch<br />

mehr oder weniger Mr das marklsche iSauer-<br />

land zutreffend sein. Fiir die Erlauterung der<br />

nachstehenden „problemati;schen Falle" ist<br />

Verfasser Herrn Dr. Norreniberg-Miinster zu<br />

besonderem Danke verpflichtet!<br />

1. Alfanzerej (AManzerigge): Aoh, lot dai<br />

Alfanzerej! Woeste: Aberwitz, dummes Zeug.<br />

Norrenberg: schon mittelniederd. alefantzerie.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

*!piatt5cutfd)e Q!le


6. foilen, <strong>Sauerländer</strong> Foilerej: <strong>Heimatbund</strong> Dat ies bare Foilerej. De Suerländer — 11. ostoiarig: Niu kejk di mol saon dullen,<br />

Woeste: albernes Geschwatz; Norrenberg: ostiiarigen Keerel an! — Woeste und Norrensicher<br />

nicht v. frz. feuiileton. Eher verwandt berg: o ist Vemeinunig. Urspr. Sinn: wer sich<br />

mit f aul also urspr. etwa „ein trages, lang- nicht steuern laBt.<br />

weiliges oder nicht ernst zu nehmendes Ge- 12. te profote: Dat daiht mej dai Keerel extro<br />

schwatz fiihren".<br />

te profote. — Norrenberg: v. frz. toravade<br />

7. fuetteln: Hai kann dat Fuetteln nit loten = Hohn, trotziges Wesen, faire br. = sich<br />

(argern, stankern). Frage: Konnte es v. frz. herausfordernd benehmen.<br />

fouetter = geiBeln, aiichtigen kommen? Oder 13. schammeraiern: Bat dai Ollen het bejhangt<br />

es mat „Fuett" zusammen? — Norren- nainschammeraiert, Dat hiat dai Junge all<br />

berg: doch wohl eher zu Fuett. Vigl. Woeste: vertestewaiert. — Norrenberg: kaum v. frz.<br />

fueten; schwed, stuta = auf den SteiS schlagen. champarter (wegen der ratselhaft verschwun-<br />

8. futtersaiern: Kai Keerl futtersaiert den denen p und t). Das Wort bedeutet in Altena<br />

ganzen Dag un iawer jaide Klainigkeit. — „Geld zusammenscharren, hamstern", in Nassau<br />

Woeste: wohl aus dem frz. foudre, Donnerkeil, und im Saarbriicker Lande „verderben". Vielwettern,<br />

poltern. — Norrenberg: nicht zu frz. leicht V. frz. chambrer = jemand in einem<br />

foudxe (weigen des tt und des kurzen u), son- Zimmer festhalten, um ihn beim Spiel ausdem<br />

zu frz. foutre! = Zum Henker!, zu frz. zuplundern.<br />

foutre = beschlafen, v. lat. futuere = dasselbe.<br />

9. indurmeki: Suih, suih, hai kann nit mehr<br />

met; hai durmelt in. — Woeste: vgl. s'endormir. Wie schon gesagt wurde, macht diese Samm-<br />

Norrenberg: wohl germ., zu norweg. dorma lung durchaus nicht den Anspruch, voUstandig<br />

= schlummern, verwandt mit hochdeutsch zu sein. Man muB — wie immer und gerade<br />

Dusel, der Tor.<br />

bei sprachlichen Sachen — nach Goethes Wor-<br />

10. Muke: lek hewwe Appele in de Muke ten einmal SchluB machen und der Zukunft<br />

(ins Bettstroh) dohen. Kann das mit frz. mou auch noch etwas iiberlassen. Es gibt gewiB im<br />

= weich zusammenhangen? — Norrenberg: Plattdeutschen noch zahlreiche Ausdriicke der<br />

Muke = Obstversteck = hess. Muttich (weit behandelten Art. Sie zu sammeln ist eine<br />

verbreitet in den deutschen Mundarten). dankbare Aufgabe.<br />

106<br />

EN SCHLAUKOPP<br />

Dai Holthuaffs kleine Hiarmen was<br />

En slidcerwitz'gen Jungen,<br />

Dai liuter sik te helpen wuBt'<br />

Ganz frey un ungetwungen.<br />

Te Pinkesen do harre hai<br />

En niggen Anzug kiegem.<br />

Sau teyn, arr wor im Kauphius hai<br />

Stracks iut dem Finster stiegen.<br />

Niu woll in seynem niggen Stoot<br />

Den Bestvaarn hai besaiken,<br />

Dai in diam Nowerduarpe sat,<br />

Im Huawe unnern Aiken.<br />

De Momme priak're: Tiarge nit,<br />

De Kuiens allerwiagen,<br />

Wisk' keine Snowwers an de Mogg'<br />

Niahm di in acht viiarm Riagen.<br />

Sau lalp dai Kleine wiahlig fix.<br />

Op tlinken Jungestaiten<br />

Diirt Feld dem Biuernhuawe tau,<br />

Met Slngen un met Flaiten.<br />

Do unnerwiages, — unverhotft, —<br />

— Op freyem Felde iawen, —<br />

Do trock en swor Gewitter op, —<br />

Ganz duister wor de Hiawen.<br />

Kein Baum, kein Hucht stond noge bey<br />

Bo henn soil hai sik retten?<br />

Bo sik im niggen Anzug gau<br />

Im Unwiahr unnersetten? .<br />

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Bat deh dai Knirps? Hai trock sik iut,<br />

Samt seynem Hiamd, dem witten,<br />

Lagt feyn tehaup dat ganze Tuig,<br />

Un genk d'rer brait op sitten.<br />

Sau wach'tre hai't Gewitter af,<br />

Bit dat et weyer helle, •—<br />

Fix droigere de Sunnenwind<br />

Seyn riagennatte Felle.<br />

Dann trock hai flink sik weyer an<br />

Un kam met sdielmsken Hiaten<br />

Bey seynem Bestevaaren an<br />

Grad' radit taum Middagiatten.<br />

.Josef P ii 11 e r.<br />

Kiarkenpafraunsfast in Hiallefelle<br />

De Laigensmied harre m.inistraiern hulpen<br />

un was ok taum laten beym Pastauer von<br />

Hiallefelle inladt. Diam seyne Hiushallerske,<br />

dai van Laigensmied all mehrmol optrocken<br />

was, harre fiVar sieker verkiinnet: „Dutmol<br />

smiart hai mik nit an." De DiB was decket un<br />

de Soppe opgaft. De Hiushallerske latte de<br />

Heerens in, sik te setten. In diam Augenblicke,<br />

bo dat geschoh, harre Laigensmied seynen<br />

Liepel im Rocke versw^innen loten und frogere<br />

ganz droige: „Bomet sail ik dai Soppe dann<br />

iaten?" Ganz vergoiset sprank de Hiushallerske<br />

riut un woll nau ne Ldepel halen. In diar Teyt<br />

schurre iar Laigensmied dat Fiatken met Solt<br />

in de Soppe. Bo sai den Liepel brachte, be-


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

dankere sik Laigensmied un vertallte flx nau<br />

ne liulensjjaigelstradch. Niu soli dat Solt wual<br />

smulten seyn. De Pastauer van Hiallefelle<br />

gafte dat Taiken taum Biaen. Dann wunskeren<br />

siark dai Gaste un de Pastauer gurren Awweteyt<br />

un fengen an, de Sappe te iaten. Als<br />

Laigensmied en aisten Laepel vull nahm, saggte<br />

hai: „Dunnerwlar, wat is dai Soppe solterig!"<br />

„Wais? Die Suppe ist nicht salzig, die kann ein<br />

Kranker essen", briusere de Hiushalierske op.<br />

„Nichts fiir ungut", ampfere Laigensmied, „ich<br />

will sie Euch zuliebe essen." Dai Heerens<br />

laiten siark dai fette Soppe smeckem. Au'k de<br />

Hiushalierske aat. Et diuere owwer nit lange,<br />

do kamen iar de Driippeln iuten Augen. Awwer<br />

sai harre saggt, de Soppe "wor nit solterig, un<br />

diashalf mochte se runner. Bolle genk et nit<br />

mahr. Sai mochte taugiewen, dat de Soppe nit<br />

te iaten was. Wann sai .Laigensmied mehr<br />

gloft harre!<br />

Ik harre geren iar Gesichte saihn, as sai<br />

miarkere, dat Laigensmied se doch weyer<br />

drane hat harre! Dann dian Herrens smeckere<br />

dad Soppe sau gutt, dat se nau mehr dervan<br />

hewwen wollen. F. B.<br />

De Schulte mett em Klingelbuil<br />

In ainem Meinen Diiarpken im Siuerlanne<br />

was ne nlgge Kiarke buigget woren. Niu briu-<br />

kern de Luie et Sunndagsmuarens nitt mahr<br />

nom Nowerduarpe, sondern se konnen in iahre<br />

eigene Kiarke gohn. Auk en diichtigen Vikar<br />

was van Poderbuarn schicket woren. 'Niu<br />

fehlere blaus nau dai Kiarkenvorstand. De<br />

Vikar nahm de Sake in de Hand un lait Liysten<br />

opsetten. Niu igenget ainen Sunndag tau diar<br />

Wahl. Biy diyser Wahl was auk de olle<br />

Schultenbiuer in dian Kiarkenvorstand wahlt.<br />

Hai was sick dieser Ahre auk bewuBt.<br />

De Kiarkenvorstand harre de aiste Sitzunge<br />

hat un et was beschluaten woren, dat sei et<br />

Sunndags auk met em Klingelbuil riimmegohn<br />

mochten. Et soil diarReyge no gohn. De Schulte<br />

soil dian Anfank maken. Niu harre dat auk<br />

nau nitt maket und hai nahm sick fiiar, aismol<br />

te utoen.<br />

Aines Dages genk de Schulte nohm Balken.<br />

Hai nahm sick einige Biuschken Strauh un satt<br />

se diar Reyge noh do henn, grad arre wann<br />

se an diar Kiarkenbank stohn harren. Dann<br />

nahm hai ne Haifuarke als Klingelbuil. Niu<br />

genk de Schulte an de Siyt stohn un raikere<br />

de Haifuarke van ainem Biuschken Strauh<br />

taum andem iimme, sick sau fiiar dian Sunn-<br />

dag te iiben. Owwer hai harre aint vergiaten.<br />

Dai Balken harre auk ne Klappe nohm Kauh-<br />

stall, diese stont uap. Arre niu de nachste<br />

Reyge niahmen wall, do hai ainen Fehltritt un<br />

hai landere bey dian Koggen. Do meke bey<br />

dian Diyers foot widder.<br />

De Schiiltzke harre en Bluer nohm Balken<br />

gohn sein. Weil se ne do owwer nitt finnen<br />

konn, raip se noh iahme, un se was erstaunt,<br />

van ainer ganz anderen Ecke Aintwort te<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Der Korbflechter<br />

Wilhelm Sommer<br />

kriygen. De Frugge wufite owwer nau nitt, bo<br />

se iahren Karl harre un raip: „Bo bist diu<br />

dann?" Do kam de Antwort iut me Kauhstall:<br />

„Ik bin in diar Unnerkiarke."<br />

Bat was de Schultzke erstaunt un bat lachere<br />

se, arre se iahren Karl im Kauhstall so, biu<br />

hai an diar Kriiwwe stohnt, un helt diah<br />

Koggen de Haifuarke fiiar, arre wuart de<br />

Klingelbuil.<br />

De Schulte harre owwer guat lort un hai<br />

stallte sik dian aisten Sunndag all recht nette<br />

do tau.<br />

Wilhelm Schlinkmann, Balve.<br />

Alkohol<br />

De Holteluie hadden imme lesten Winter<br />

enne Snapsflaske liegen loten, bo de Proffen<br />

innefallen un nau en Rasteken Snaps inne<br />

bliewen was. Imme Hiarwest funnen vy de<br />

Flaske, se kuckede nau sau iawen iut dem<br />

Kriute. Half was se vull van Fitteken un<br />

Beinen un Koppen van Kawels in dicken<br />

Klumpen. Bat was dann passiert?<br />

Ase det Froihiohr kam un de Kawels iahre<br />

Faste flerten, miarkeden se den .Geruk in der<br />

Luft un flaugen derop tau. Det gahze Froih-<br />

johr un den Stumer druchten sik diiiss un dai<br />

van den Kawels furt un kraupen der Flaske<br />

in den Hals. Aber triigge kam kainer. Dat is<br />

ge einmol sau bym Alkohol un all dian Dingen,<br />

dai met me verwandt syt: Der an kann me<br />

kummen, awer nit wier dervan aw^e.<br />

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107


Hius ungerm Auwer I josefK<br />

iHannes Schroer harre in d'r Feoermannstyd<br />

(Fuhrmannszeit) en igre'ot Hius bugget. Hal '<br />

harre 4 Piarre leopen. Dobi harre hai Stallun-<br />

gen un SlSpunge flar 6 Gespanne.<br />

Met syner Biurrie was dat nit ser wiet hiar.<br />

Domet konn hai eigentlek keuinen Stoot ma-<br />

ken. Syne Feller woren schroe Klippen un<br />

brachten nit viel in. latwas blatter was et met<br />

synen Wiesen.<br />

Niu mat me jo syen, dat et Hiusbuggen in<br />

dian Johren nit sehr viel kosteVe as'se huitegen<br />

Dages un de Hannes et holt taum^ me Buggen<br />

selber imme eigenen Biarege harre. Trotz-<br />

diamme harre de Hannes cxwwer neo maneges<br />

nit betalt. Sec mochte hai sdek no ner Swieger-<br />

doditer immeseuin, dai blanke Dahlers un en<br />

guerren Lappen Land metbranigen konn.<br />

Wilm, wat syh alleste Junge was, wor de<br />

meiste Tyd op d'r Asse. Hai feor met twai<br />

Appelschimmels in et Land. Meistens feoer hai<br />

Liar (Leder) van Hilchenbach un Wolken-<br />

Ennest un Laken un iblo Linnen van Atten-<br />

doren in et Ostland. Of hai bit no Konigsbiareg<br />

kummen is, iak wait et nit. Bit in de Giegend<br />

do uaben is hai awwer kummen. Bit do hienne<br />

sind namelek dai Lippstadter un dai Atten-<br />

dorner met dian iut 'ean Blister hinger dian<br />

Monchstoreiers hiar tuan. Diese Landsluie han<br />

et wall recht guet do uaben andruapen. Dohiar<br />

kam et dann eok, dat dai Leoihgiarebers un de<br />

Linnewiabers imme Attendorner un imme<br />

Blister seo guet te daune barren. De Feoerluie<br />

barren van me freoen Froihjchr bit in en<br />

Winter te foieren. Un seo kam et denn eck, dat<br />

de Wilm Schroer, de alleste Junge van me<br />

Hannes, nit recht de Tyd harre, siek no nem<br />

passenden Miaken iimimeteseuin. Dat woll,<br />

as'se gesaggt, syn Vatter, de alle Hannes daun.<br />

Wann de Wilm in diem Hiarebest heime<br />

kam un syn, Gespann un hai seleber gesund<br />

un heile waren, dann soil de Hochtyd syn. Seo<br />

harre dat de alle Hannes met synem Sefken<br />

iiiberleggt.<br />

Se barren et op diam Tiele^mes Vialten syn<br />

Settchen afseuin. Dat ware de richtege iFrau<br />

fiar dian Jungen. De Vialten harre harte Dah-<br />

lers neo van synem Vatter hiar. Hal harre op<br />

d'r Ennest groote Placken terechte maket, wo<br />

syek jetz neo dai jungen Piarre un Fiillen<br />

drope balegeren. Wann dat Settchen dian Wilm<br />

krayg, dann was et guet versuarret un em<br />

Schroer wor dann eck holepen. Seo harren de<br />

alle Hannes un et Sefken iiiberleggt.<br />

Niu harret awwer in dyem Johre in dian<br />

Oilper un Blister Biaregen seo viel riant, dat<br />

imme September un Oktober de Haber un et<br />

Kooren neo imme Felle stomgen. De Frucht<br />

was swuart \


11^ I<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Wiake wiast war. Wann unse Mutter et Sun-<br />

obends nummediges in de Kiarke woU, dann<br />

wuBte iek Bescheid, dann do se ahnstrieken,<br />

myne guerre Mutter. Niu was iek tefriaen.<br />

Tja, niu hawwek do wat schryewen, wo iek<br />

jetz selewer diyever lachen miat un diashalef<br />

wel ek ais mol ophoren un en Eogenblick an<br />

myne guerre Mutter denken.<br />

Anfang Marz, da Wilm was alt met twei Ge-<br />

spannen affeoert, do kamen alt de aremen Luie<br />

iut dem Wensken un iut em Oilper bit no<br />

Maumke un Schraenbrigge. Se soigigten Klei-<br />

koppeln op en Fellern. Dai doen se mahlen un<br />

in et Breot backen.<br />

Myne GroEmutter, dai 1816 op em Heuiins-<br />

berge (Heinsberg i. W.) gebuaren was, hiat et<br />

mynen allesten System neo vertalt, dat et<br />

ganze Oilper un Bilster op deui Benoilper un<br />

op deui Heunstoer iFeuerluie wachtet hlat. As'se<br />

imme Marz namelek de Haber issagget woren<br />

un dat iutgewinterte Kooren is nosagget<br />

woren, do is taum/ Jaten nicks mehr do wiast.<br />

De aremen Luie hat Wuerteln un Binne droiget<br />

un mahlen un diet Tuig (Zeug) met in et Breot<br />

Dacken.<br />

Hous - Hof - Garten<br />

Scbadlingsbekampfung<br />

Die Schadlingsbekampfung im Obstbau muB<br />

durch die Winte.spritzung vorbeugend vorge-<br />

nommen warden und durch die Sommerspritzung<br />

zum Tail vorbeugend, zum Teil miissen die<br />

Schadlinge direkt bekampft werden. Eine ge-<br />

naue Beobachtung der Obstbestande und Ge-<br />

miisebestande ist notwendig.<br />

Grundsatzlich ist festzustellen, da6 gut er-<br />

nahrte Pflanzen gegen tierische Schadlinge und<br />

pilzliche Krankheiten widerstandsfahiger sind<br />

als hungsrnde Pflanzen.<br />

Von den Pilzkrankheiten ist im Obstbau der<br />

gefahrlichste Feind das Fusikladium (Schorf).<br />

Der Schorf verunstaltet die Friichte und min-<br />

dert sie im Wert sehr stark.<br />

Von den tierischen Schadlingen ist die Obst-<br />

made am gefahrlichsten, well sie Gange bei den<br />

Friichten bis ins Kernhaus friCt. Die Obstmade<br />

verursacht die Hauptmasse des Fallobstes. Das<br />

wurmstichige Obst muB sofort vernichtet wer-<br />

den, das Fallobst aufgesammelt. Gegen den<br />

Apfelwickler, der die Obstmade erzeugt, sind<br />

zwei Sommerspritzungen mit InsektenfraBgiften<br />

am wirksamsten. Die erste Spritzung erfolgt<br />

kurz nach Abfallen der Bliitenblatter, die zweite,<br />

wenn die Friichte haselnuBgroB sind.<br />

Die gefahrlichsten tierischen Schadlinge im<br />

Obstbau miissen radikal" bekampft werden, wenn<br />

sie nicht ungeheuren Schaden anrichten sollen.<br />

Hierzu gehort die Rote Spinne. Es sind kleine<br />

lauseahnliche rote bis gelbliche Tiere. die an<br />

der Blattunterseite sitzen und feine Gespinste<br />

erzeugen. Gelbspritzmittel im Winter und Schwe-<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

As'se niu de Neot op et hogeste styegen is,<br />

seo imme Enge April un MaJidag rymme, do<br />

sind se dann ankummen, de Feoerluie iut<br />

Benoilpe un vamme Heunsberge un "wat barren<br />

se metbrachi;? „Kooren van Tooren", jowall<br />

„Korn von Torn". Met dyim Ryeme was dat<br />

Vertaleken amime Enge. Me konn dat jo eok<br />

guet behallen „Korn von Torn".<br />

Wyl dat niu eok et Sootkooren imirne Hiare-<br />

best un de Soothaber imme Froijohr wor un<br />

slecht wiast sind, konn dat jo imme nachsten<br />

Joihre nit viel biatter waren. In dien hungerigen<br />

Johren soil en slecht Breot twei Dahler kostet<br />

hawwen.<br />

Fiar de Feoerluie hiat dyese smachteriige Tyd<br />

viel Geld bracht. Un seo krayg dai alle Hannes<br />

Schroer syn nigge Hius unger em Auwer eok<br />

ohne Swiegerdoditer met viel iGeld toetalt.<br />

De Wilm hiat syek dann iimime nachsten<br />

Winter seleber no em dichtegen Miaken iiimrne-<br />

seuin. Dat Friggen woll hai doch seleber daun.<br />

Seo is et jo wall huitegen Dages eok neo.<br />

felspritzungen im Sommer sind wirksame Spritz-<br />

mittel zur Bekampfung. Die Rote Spinne tritt<br />

in den letzten Jahren sowohi im Obstbau wie<br />

auch im Wein- und Hopfenbau sehr stark auf.<br />

Die Obstmade wird vom Apfelwickler erzeugt,<br />

indem ein kleiner Nachtfalter, graubraun mit<br />

metallglanzenden Streifen und dunklen Flecken,<br />

seine Eier auf die Friichte ablegt. iMan beobach-<br />

tet zwei Generationen, die erste kurz nach der<br />

Bliite, die zweite im Juli bis August. Aus den<br />

Eiern entwickeln sich rosarote Raupchen. Die<br />

Obstmade ist ein gefahrlicher Apfelschadling.<br />

Man verwendet gegen die Obslmade und gleichf-<br />

zeitig gegen den Ringelspinner, Schwammspin-<br />

ner und gegen die Gespinnstmotten arsenhaltige<br />

FraBgifte.<br />

Zuweilen tritt auch der Frostspanner sehr<br />

stark auf. Gegen ihn werden Leimringe an alle<br />

Arten von Obstbaumen und Baumpfahle bis<br />

spatesteris 10. Oktober angelegt.<br />

Wichtig ist es, daB man seine Pflanzen stets<br />

beobachtet, um beim Auftreten von Krankheiten<br />

und Schadlingen sofort mit der Bekampfung<br />

einsetzen zu konnen.<br />

Wahrend sich der Landwirt angewohnt hat,<br />

nur gebeiztes Saatgut der Mutter Erde anzuver-<br />

trauen, wird dies bei Gemiise-Samereien nur<br />

sehr selten getan, obwohl bekannt ist, daB viele<br />

Krankheiten durch Samen iibertragen und ver-<br />

breitet werden. Grundsatz muB daher sein, alles<br />

Saatgut zu beizen. Der Einfachheit halber ver-<br />

wendet man am besten Trockenbeizmittel, z. B.<br />

Ceresan. Davon nimmt man ungefahr 3 g auf<br />

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109


1 kg Samen. Die zu beizende Samenmenge wird<br />

zusammen mit dem Beizmittel in eine saubere,<br />

trockene Blechbuchse oder Flasche gegeben und<br />

gut durcheinandergeschiittelt.<br />

Schnecken werden durch Streuen von Atz-<br />

kalk zwischen die Pflanzen bekampft. Auch<br />

Tannennadeln in Streifen um die Beete gestreut,<br />

halten die Schnecken vom Beet ab, da sich die<br />

Tannennadeln am Schleim der Schnecken fest-<br />

hangen und diese vernichten. Das Absilchen in<br />

den friihen Morgenstunden ist sehr ratsam.<br />

Biologische Bekampfung der Obstbaum-<br />

schadlinge<br />

DaB die Schadlinge in unsern Garten, Fel-<br />

dern, Fluren und Waldern elnes Tages unsere<br />

ganze Ernahrungswirtschaft in Frage stellen<br />

werden, braucht dem Naturkenner nicht mehr<br />

bewiesen zu werden. Die Biologen sehen den<br />

Zeitpunkt des Eintretens dieser Tatsache schon<br />

nach fiinfzig Jahren gekommen. Sie legen da-<br />

bei fiir ihre Kalkulation nur den bisher all-<br />

jahrlich erfolgenden Schwund der Vogelwelt<br />

zugrunde. In Wirklichkeit ist dieser viel hoher<br />

und kann jeden Tag zur Katastrophe werden,<br />

weil die Anwendung von Giften die natiir-<br />

lichen Feinde des Ungezief ers in weit hoherem<br />

MaBe trifft als das Ungeziefer selbst. Jeder<br />

Staatsmann miiBte erschrecken, wenn er da in<br />

der Zeitung unter der Uberschrift: ,,92 000<br />

Spatzen durch griingefarbten Strichnin ver-<br />

giftet" von derVertilgung der Spatzen liest, wo<br />

der naturgesetzllchen Wahrheit entsprechend<br />

hatte stehen miissen: „46 000 Zentner Raupen<br />

mit einem Schlage kiinstlich geziiichtet", denn<br />

der Spatz ist ein Allesfresser, der mit seinem<br />

Weibchen und mit seinen Jimgen wahrend der<br />

Sommerzeit wenigstens einen Zentner Raupen<br />

und Schmetterlinge vertilgt und zwar gerade<br />

die stark behaarten, die, abgesehen vom<br />

Kuckuck, kein anderer Vogel anriihrt.<br />

Als 1850 in Amerika das Raupenungeziefer<br />

die ganzen Ernten vemichtete, fuhrte man<br />

Spatzen ein, die bald Abhilfe schafften. Das-<br />

selbe war in Australlen der Fall.<br />

Im Universum gibt es kein Massenauftreten<br />

von Schadlingen, wenn der Mensch die Be-<br />

dingungen dafiir nicht schafft. Da mochte idi<br />

hier auf ein Bekampfungsmittel hinweisen,<br />

das unsere Vater zur absolut wirksamen Ver-<br />

tilgung der Wespen anwandten.<br />

Eine Glaskugel von ca. 20 cm Durchmesser<br />

und einer Halsweite von 2V2 cm wird zu einem<br />

Drittel mit verschaltem Bier, Driippelbier,<br />

SiiBmost, Traubensaft oder einer anderen siiB-<br />

sauerlichen Flussigkeit gefiillt und in ein bis<br />

zwei Meter Hohe iiber dem Erdboden auf-<br />

gehangen oder so aufgestellt, daB ffiir den ge-<br />

fangenenSchadling dieSicht gegen denHimmel<br />

durch die Offnung des Glases verdeckt ist.<br />

Man kann die Kugel auch so aufhangen, daC<br />

der eine Rand den Ast beruhrt, an dem die<br />

Kugel hangt, dann f angen sich auch die fliigel-<br />

losen Schadlinge. Samtliche Arten von Wes-<br />

pen, Fliegen, Brummern, Hornissen, Kafern,<br />

Schmetterlingen usw. konnen so auf harmlose<br />

Weise vernichtet werden, wenn wahrend der<br />

Friihjahrs- und Sommerzeit hinreichend Ku-<br />

110<br />

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geln aufgehangen und die geeigneten Fliissig-<br />

keiten ausgewahlt werden.<br />

Wer die oben angegebene Fangmethode an-<br />

wenden will, muB sich allerdings iiber eins<br />

klar sein, daB sich die schadlichen Insekten<br />

von den niitzlichen dadurch unterscheiden,<br />

daB sie auch Alkohol und sauernde Fliissig-<br />

keiten mogen, was bei den niitzlichen nicht der<br />

Fall ist. Es diirfen also in keinem Falle rein<br />

siiBe Fliissigkeiten wie Honig- oder Zucker-<br />

wasser zur Fiillung der Kugeln verwandt<br />

werden, da sich sonst auch niitzliche Insekten<br />

wie die Bienen und Hummeln fangen. Wo man<br />

toei einer Fliissigkeit nicht sicher ist, ob sie<br />

auch sauernd wirkt, schiittet man fiir alle<br />

Falle 20 bis 30 Tropfen Essig hinein, dann kann<br />

ein Schaden nie entstehen.<br />

Dr. F. B.<br />

Vorsidit, die Eisheiligen!<br />

Man kann bekanntlich nicht alle Gemuse-<br />

sorten so fruh pflanzen, wie es die Vegetation<br />

zulassen wiirde, wenn wir nicht im Mai meistens<br />

den Kalteeinbruch durch die Eisheiligen erwar-<br />

ten miiCten. Wenn diese uberstanden sind, kann<br />

man olme Gefahr die Bohnen und Tomaten ins<br />

Freiland bringen. Die Tomate wird mit Recht<br />

der Liebesapfel genannt und bringt bei richtiger<br />

Sortenwahl groBe Ertrage vitaminreicher Friichte.<br />

Die Tomate will aber einen warmen Standort<br />

haben und braucht eine gute Diingung. Zweck-<br />

maBigerweise pflanzt man die Tomaten mit<br />

Topfballen in das Freiland imd entfernt Papp-<br />

oder Torfmulltopfe beim Auspflanzen nicht. Bei<br />

der Entwicklung der Tomate muC man darauf<br />

achten, daB die Seitentriebe sofort entfernt war-<br />

den, damit die Tomatenpflanze keinen unfor-<br />

migen Busch entwickelt. Der Ertrag einer To-<br />

matenpflanze ohne Seitentriebe ist meistens<br />

voller und die Fruchte sind groBer. Die Tomate<br />

wird, weim sie ca. 30 cm hoch ist, am Stock<br />

festgebunden imd muB beim Nachwachsen in<br />

gewissen Abstanden immer wieder aufgebunden<br />

werden. Ein groBer Fehler ware es, der Tomate<br />

bei der Reifung die Blatter zu nehmen, weil<br />

diese die Reifung der Frucht fordern. Als<br />

lastige Krankheit finden wir bei den Tomaten<br />

die Blattfleckenkrankheit. Sie wird bekampft<br />

durch rechtzeitiges Bestauben mit organischen<br />

Fungiziden.<br />

Riditige HiUinerfiitteruiis<br />

Ein deutliches Urteil uber die Futterung kann<br />

man von den Ausscheidungen der Hiihner ab-<br />

lesen, wie man sie morgens im Stall vorflndet.<br />

Sind sie trocken und zusammenhSngend, so daB<br />

sie sich leicht wegkehren lassen, so darf man<br />

beruhigt sein, denn dann hat man gutes, kraf-<br />

tiges Futter gereicht, und die Eier werden nicht<br />

auf sichwarten lassen. Dagegen meldet breiige<br />

Oder gar flUssige Beschaffenbeit ein Zuviel an<br />

abfUhrenden Futterstoffen. Derartige Entlee-<br />

rungen enthalten viel imgeniitzte Nahrungssafte<br />

und Abmagerung der Tiere ist die Folge. So-<br />

lange sie dauert, steht auch die Entwicklung<br />

des Eierstockes still. Auf Eier ist also nicht zu<br />

rechnen, denn nicht eher fangt das Huhn an zu<br />

legen, als bis es ein bestimmtes Korpergewicht<br />

erreicht und Fett xmd Muskelfasern genug an-<br />

gesetzt hat. Ist man genotigt, viel Griinfutter<br />

und Wurzelfruchte, die stark abfiihrend wirken,<br />

zu reichen, sollte man doch eine Kornermahlzeit


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am Tage als Gegenmittel anwenden oder dem<br />

abfiihrenden Futter Kleeschrot oder Brennessel-<br />

schrot beimischen, bis ein gutes Kriimelfutter<br />

entsteht, das die abfUhrende Wirkung aufhebt.<br />

Kanindienmast im Winter<br />

In den Sommermonaten xind bei herrschender<br />

GriinfUtterung nehmen die Kaninchen nicht so<br />

schnell an Gewlcht zu wie in der kalten Jahres-<br />

zeit mit in der Hauptsache mehlhaltiger Nah-<br />

rung. Deshalb wahlt man zur Mast gem die<br />

Wintermonate. Das beste Mastalter liegt je nach<br />

der Rasse zwischen dem fiinften und sechsten<br />

Monat. Zur MastfUtterung darf jnan nicht plotz-<br />

lich iibergetien; dies wiirde zu Darmerkrankungen<br />

fuhren und die Mast verzogern oder sonst be-<br />

eintrachtigen. Wenn im allgemeinen fiir die<br />

Fiitterung des Kaninchens der Grundsatz gilt,<br />

dalj neben dem Griinlutter stets zu freier Wahl<br />

die Raufe voll Heu stecken soil, so ist das auch<br />

fiir die Zeit der Mast Vorschrift. Nach Moglich-<br />

keit soil die wassrige GrunfUtterung beschrankt<br />

werden, ohne sie jedoch der Appetitanregung<br />

wegen ganz einzustellen. Fiir die Mast muB<br />

kraftiges Futter gereicht werden, wozu wir den<br />

Hafer und die Gerste sowie Schrot aus diesen<br />

Getreidearten rechnen.<br />

Da das Kaninchen nachts nicht dauernd ruht,<br />

reicht man mit Vorteil dieses Kraftfutter am<br />

Abend. Zu den anderen Mahlzeiten gibt man<br />

vor allem Weichfutter aus gekochten Kartoffeln,<br />

Kohlriiben, Runkelriiben, Mohrriiben, denen<br />

man durch Getreideschrot eine trocken, kriime-<br />

lige Beschaffenheit gibt. Recht nahrhaft sind<br />

auch feingeriebene, getrocknete Nesselblatter<br />

und Kleemehl. Kleeheu kann an Stelle von<br />

gewohnlichem Heu gereicht werden. Sind die<br />

Tiere an Tranke gewohnt, kann man ihnen auch<br />

Milch, mehr oder weniger abgerahmt, vor-<br />

setzen. Auch Brot wird gut verwertet,<br />

Durch Abwechslung in der Fiitterung, be-<br />

sonders auch in der Bemischung von Krautern,<br />

wird das Kaninchen nicht nur bei guter Frefi-<br />

lust erhalten, sondern auch das Fleisch wird<br />

dadurch gunstig im Geschmack bee:nflul3t.<br />

Das Feuchtwerden des Salzes verhindert man,<br />

wenn man beim Einfiillen in den Salzstreuer<br />

einzelne Korner Reis beifiigt, die die Eigen-<br />

schaft haben, jede Feuchtigkeit anzuziehen.<br />

Beim Gemiise-Eintopf muB stets das Fleisch<br />

eine Stunde vorgekocht werden. Auf diese<br />

Weise erreicht man, daB Gemiise und Fleisch<br />

gleichzeitig gar werden, ohne daB das Gemiise<br />

allzusehr verkocht.<br />

Ranzig gewordenes Fett kocht man mit<br />

Magermilch durch, laBt es wieder fest werden,<br />

so dafi man es von'der Milch abheben kann,<br />

und kann es dann ohne Bedenken verwenden.<br />

Wollen Sie vermeiden, dafi die BratwUrste<br />

beim Braten platzen, so miissen Sie sie vor dem<br />

Braten in kochendes Wasser tauchen.<br />

Sie wissen doch schon, dafi eine kleine Prise<br />

Salz, zum Bohnenkaffee hinzugefugt, den Ge-<br />

schmack des Kaffees sehr stark verbessert?<br />

Um Haken oder Ndgel, die sich lockerten,<br />

. wieder zu befestigen, riihre man gepulverten<br />

Gips mit Wasser zu einem ziemlich dicken Brei,<br />

tauche Watte in die Mischung, wickle diese um<br />

den Haken oder Nagel imd presse ihn nun in<br />

das Loch, das dadurch wieder geniigend gefiillt<br />

Ratschlage - kurz und gut<br />

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„PTohlken" am Gartenzaun<br />

Die allgemeine Vorschrift, die FuttergefaBe<br />

sauber zu halten, muB fiir Mastkaninchen be-<br />

sonders peinlich beachtet werden, da die Ver-<br />

dauungsorgane schon durch die Mast sehr an-<br />

gestrengt werden. Soil das Mastkaninchen gesund<br />

bleiben, muB es immer noch einige Spriinge<br />

machen konnen. Sonst artet die Mast in Tier-<br />

qualerei aus.<br />

wird imd durch den erharteten Gips den Nagel<br />

ganz fest halt.<br />

Kacheln werden auch schon blank, wenn<br />

man sie mit einem in Magermilch getauchten<br />

Tuch abreibt und gut nachpoliert.<br />

Hat ein Milchtopfchen einen kleinen Sprung,<br />

so setzt man es in einem groBeren Topf mit<br />

Magermilch kalt aufs Feuer und laBt es zehn<br />

Minuten lang darin kochen. Das GefaB ist da-<br />

nach wieder dicht.<br />

Das Ankleben von gestdrkter Wasche beim<br />

Biigeln vermeidet man, wenn man der Starke<br />

beim Kochen etwas Salz zusetzt.<br />

Sehr empfindliche Stoffe starkt man, indem<br />

man sie vor dem Biigeln mit roher Milch an-<br />

feuchtet.<br />

Aus Waschstoffen lassen sich Tintenflecke,<br />

so lange sie noch frisch sind, durch sledenden<br />

Rindertalg entfernen. Die fleckigen Stellen<br />

werden hineingetaucht und so ausgebreitet, daB<br />

der Talg erstarren kann. Nach ungefahr zwei<br />

Stunden wascht man den Talg mit heiBem Was-<br />

ser und Seife aus, mit ihm sind die Flecken<br />

verschwunden. — Die befleckten Stellen kann<br />

man auch in ungekochte Milch legen und die<br />

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111


sich dunkel farbende Milch so lange erneuern,<br />

bis sie weiC bleibt; dann wird' mit warmem<br />

Wasser urid Seife nachgerieben und mit einem<br />

weiCen Tuch getrocknet. — Ungefarbte Stoffe<br />

kann man mit Wasserstoffsuperoxyd behandeln;<br />

man befeuchte die Flecken griindlich damit und<br />

lasse sie in der Sonne trocknen; spater spUlt<br />

man mit klarem Wasser nach.<br />

Frische Obstfleck^ aus kochbaren Stoffen<br />

entfernt man leicht, wenn man die fleckige<br />

Stelle Uber eine Schiissel spannt und so lange<br />

sprudelnd kochendes Wasser dariiber schuttet,<br />

bis der Fleck verschwunden ist.<br />

Bei alien anderen Stoffen miissen die Flek-<br />

ken durch Schwefeln entfernt werden. Zu die-<br />

sem Zweck legt man Schwefelfaden in einen<br />

Dosendeckel, ztindet sie an, stellt den Deckel<br />

mit dem brennenden Schwefel in einen Eimer<br />

und spannt den befleckten Stoff dariiber. Am<br />

besten bindet man den Stoff mit einem Bind-<br />

faden am Eimerrand fest, damit der Schwefel-<br />

dampf nicht seitlich entweichen kann. Die Fleck-<br />

stelle muC immer naB gehalten werden.<br />

In den heifien Sommerwochen seufzt manche<br />

Hausfrau iiber das Fehlen eines Kuhlschrankes.<br />

Wer auch kein Eis zur Verfiigung hat, kann<br />

sich leicht einen Eisersatz herstellen, der tage-<br />

lang seine Kiihlkraft behalt. Man gebe in eine<br />

kleine Wanne etwa acht Liter Wasser, in wel-<br />

chem man ein Packchen Waschblau und eine<br />

HandvoU Kochsalz auflost. Die Wanne mit die-<br />

ser Kiihlmischung stellt man in den Keller auf<br />

den FuCboden oder an einen sonstigen recht<br />

kuhlen Platz. In dieses Blauwasser stellt man<br />

die GefaCe mit den zu kiihlenden Speisen und<br />

Getranken.<br />

Um Ameisen aus Kiichenschrdnken zu ver-<br />

treiben, streue man ungeloschten, zu Staub<br />

zerfallenen Kalk aus. Diesem weichen die<br />

Ameisen sorgfaltig aus, ja, sie kommen nicht<br />

einmal in seine Nahe.<br />

Bei Bienen- und Wespenstichen kann man die<br />

Stichstelle mit frischen Zwiebelscheiben ein-<br />

WeiB der Kuckuck! Heute nacht ist mir flauer<br />

zumute als sonstnach dem sechsten Glas. Jetzt<br />

ein Glas kiihle Milch oder einen Joghurt. Soil<br />

ein alterprobtes Rezept sein. Und so stehe ich<br />

auf und schleiche zur Kiiche. Heimlich, versteht<br />

sich! — hier der Waschekorb — so — bautz!!!<br />

(das war der Minimax). Blode — jetzt leise, ja<br />

hier — die Speisekammer — aber was ist das?<br />

Das Kammerchen ist in geheimnisvolles blaues<br />

Licht getaiicht — wohl, well ich selbst blau<br />

bin — aber: das bewegt sich ja! Da kribbelt<br />

und krabbelt es, die Schranke sind offen — um<br />

den Sahnetopf tanzen zwolf Reiskorner Reigen,<br />

112<br />

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Spok in der Speisekammer<br />

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reiben oder' mit Meerrettichblattersaft betrau-<br />

feln; wohltuend wirken auch Umschlage mit<br />

Salzwasser oder mit Heilerde, die man mit<br />

Essig angeruhrt hat. Hat einen eine Biene oder<br />

Wespe in den Hals oder Schlund gestochen, so<br />

nehme man einen Teeloffel Kochsalz, mit etwas<br />

Wasser versetzt, und schlucke es langsam.<br />

Zum Reinigen von mit Olfarbe gestrichenen<br />

Tiiren und Fenstern darf man nie Soda- oder<br />

Seifenwasser benutzen, da dadurch der Anstrich<br />

zerstort wird. Man benutze dazu reines Wasser<br />

und Clorkalk. Auf 1 Liter Wasser nimmt man<br />

drei EBloffel Chlorkalk. Mit einem Schwamme<br />

Oder weichen Lappen wascht man ohne starkes<br />

Reiben die Gegenstande ab und spiilt mit<br />

klarem Wasser nach.<br />

Fensterscheiben werden besonders schiin blank.<br />

wenn man dem leicht angewarmten Putzwasser<br />

einen SchuB Spiritus zusetzt.<br />

Die Thermosflasche reinigt man mit etwas<br />

Salz und Essig. Tiichtig schiitteln und gut aus-<br />

spiilen! Bei Nichtgebrauch offen aufbewahren,<br />

um muffigen Geruch zu vermeiden!<br />

Bei Ervaiidung und Hitze sind kalte Waden-<br />

wickel ein einfaches und dabei herrlich er-<br />

frischendes Mittel. Man taucht ein Frottiertuch<br />

in kaltes Wasser, wringt es leicht aus und<br />

schlagt es um die Waden. Wird dieser Umschlag<br />

ein paarmal erneuert, so geht die Hausfrau<br />

wohlig erfrischt wieder an die Arbeit.<br />

Eine gute Methode, um Wachstuch am Brechen<br />

zu hindern, ist folgende: Bevor das Wachstuch<br />

auf dem Tisch festgemacht wird, schneide man<br />

ein Stuck Papier in derselben GroBe, das mit<br />

Oel getrankt und auf dem Tisch aufgespannt<br />

wird. Dazu kann ein gewohnliches Maschinenol<br />

verwendet werden. Auf das olgetrankte Papier<br />

wird nun das Wachstuch stramm aufgespannt.<br />

Wenn weifie Wdsche stockig geworden ist,<br />

weicht man sie iiber Nacht in Buttermilch ein,<br />

wascht sie am Morgan aus und breitet sie naB<br />

auf dem Rasen in der Sonne aus.<br />

und auf dem Teesieb tanzen zwei Zwiebacke<br />

Samba. Den einen kenne ich wieder, den habe<br />

ich gestern angebissen und wieder hingelegt.<br />

Plotzlich erstarrt alles Leben: Auf der An-<br />

richte stolzieren Se. Excellenz MILCH und Frau<br />

Gemahlin, geborene von El, hoch erhobenen<br />

Hauptes einher. Miissen schwer reich sein, alles<br />

dienert. Am Rande der Tischplatte lungern ein<br />

paar Erbsen und Bohnen herum. Eine zischt:<br />

,.Die haben EiweiC wie Heu!" „Und dazu noch<br />

das beste, was es gibt", fliistert ein Nachbar.<br />

,,In deren EiweiB sind ja gerade alle die wich-<br />

tigsten Aminosauren enthalten, die die Menschen<br />

brauchen, wenn sie daraus ein wertvolles eige-<br />

nes Korper-EiweiC aufbauen sollen."<br />

,,Versteh ich nicht", mault eine Bohne und<br />

wischt sich die Nase mit dem Handriicken.<br />

,,PaB auf: Alle EiweiBarten sind aus sogen.<br />

Aminosauren aufgebaut, etwa 25 verschiedenen.<br />

Die aber sind von recht unterschiedlichem<br />

Wert. Zehn davon sind fur den Korper beson-<br />

ders wichtig. In den meisten Nahrungsmitteln,<br />

die der Mensch zu sich nimmt, sind aber gerade<br />

diese zehn leider nicht in zureichenden Mengen<br />

enthalten. Die Milch aber, die hat sie in sich!<br />

Und obendrein finden wir sie bei ihr noch viel<br />

preiswerter vor. Bei der Verdauung wird nun<br />

das EiweiB im Darm wieder in seine Amino-<br />

sauren aufgespalten. Und nun baut sich der<br />

Korper sein eigenes KorpereiweiB damit auf.


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,,Verstehe", strahlte die Bohne. „Wichtig ist also<br />

die regelmaCige Zufuhr gerade jener zehn be-<br />

sonderen Aminosauren." „So ist es! Und wenn<br />

er die nicht bekommt, na, schaut euch doch<br />

unseren Alten hier im Hause an: Der trinkt<br />

keine Milch. Und wie sieht' er aus? Blutarm,<br />

spindeldiirr und arbeiten kann er auch nicht<br />

mehr richtig . . ." Darum ,,'Excellenz"! — Eben<br />

begegnen die Excellenzen den Biirgern „Fleisch"<br />

und „Fisch", hinter denen ein paar Ahren und<br />

eine Kartoffel wandeln. Auch die machen tiefe<br />

Verbeugungen. Also stehen nach ihrem biolo-<br />

gischen Wert an der Spitze die Nahrungs-Ei-<br />

weiBarten yon Milch und Ei. Darauf folgen<br />

Fleisch und die inneren Organe von Tieren und<br />

Fischen, denen in geringem Abstande die guten<br />

pflanzlichen EiweiBarten, Soja, Getreide und<br />

Kartoffel, folgen. Und den SchluB bilden diese<br />

kleinen Rotznasen da am Tischrand, die Hulsen-<br />

friichte, deren EiweiB den geringsten biolo-<br />

gischen Wert hat . . . Kinder, ich bin ganz<br />

niichtern geworden. Mir ist ein Licht aufge-<br />

gangen. Ich brauche ja die, wie wir gesehen<br />

haben, nicht besonders wertvollen EiweiBstoffe<br />

unserer taglichen Durchschnittskost nur mit<br />

Milch zu erganzen. Und schon habe ich die<br />

beste Mischung. aus der ein erstklassiges Kor-<br />

pereiweiC aufgebaut werden kann.<br />

Das will ich gleich meiner Frau erzahlen,<br />

aber — ich glaube, die weiB das schon lange.<br />

/(e/ne (jnade fiir Olga<br />

Von Natur aus hat der deutsche Mensch<br />

reichlich viel Herz und Gemiit. In diesem Fall<br />

sogar zuviel. Denn immer wieder findet man<br />

bei grofien und kleinen Poeten ein Lob auf die<br />

— Fliege, genauer gesagt, die Stubenfliege, auf<br />

eben jenes Ungeheuer, das mehr Menschenleben<br />

auf dem Gewissen hat als der bengalische Tiger<br />

aus dem indischen Dschungel und die gefurch-<br />

tete Riesenschlange im Urwald.<br />

Da erzahlt ein Dichter von der Traulichkeit,<br />

wenn am Winterabend die Winterfliege um die<br />

•Lamps fliegt. Unsere Fliege hieB Olga, sagt er<br />

und meint weiter von besagter Olga „Dein<br />

summender Flug ist wie der Gedanke an die<br />

Sonne, die jetzt vollig fehlt — —".<br />

Ein anderer anscheinend besonders zart be-<br />

saiteter Lyriker laBt sich wie folgt vernehmen:<br />

.,Ich tote Insekten nur in der Notwehr. Der<br />

Motte gegeniiber ist freilich fiir den auf Klei-<br />

dung angewiesenen Europaer die Notwehr<br />

jederzeit gegeben. Aber ich liebe es, mir mog-<br />

lichst den ganzen Winter hindurch eine Fliege<br />

zu halten. , So ein tJberlebsel des allgemeinen<br />

Fliegenloses bezeichnet man als Brotlliege und<br />

knupft daran einen freundlichen okonomischen<br />

Aberglauben — —".<br />

Dieser Aberglauben besteht darin, dafi das<br />

Brot im Schrank nicht alle werden soil, solange<br />

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das angeblich freundliche Brummen der Flie-<br />

gen ertont!<br />

Und ein so weitkundiger Dichter wie Joachim<br />

Ringelnatz, dem alle Meere und Schnapsflaschen<br />

der Elrde bekannt waren, versteift sich, vermut-<br />

lich alkoholumdunstet, zu einem Hymnus:<br />

Hoch soil sie leben!<br />

Auch tief darf sie leben,<br />

Meine Stubenfliege in der Winterzeit!<br />

Immer noch studiere<br />

Ich am kleinsten Tiere:<br />

Welche himmelhohen Ratsel es gibt ".<br />

Genug der Poesie. Hier die rauhe Wirklich-<br />

keit, mit der wir der gemeinen Stubenfliege<br />

(musca domestica) die Larve vom hamisch<br />

grinsenden Gesicht reifien:<br />

Das Fliegenweibchen stort nicht nur deine<br />

Mittagsruhe durch infernalisches Summen und<br />

durch den Versuch, mit seltener Hartnackigkeit<br />

immer wieder die Spitze deiner Nase Oder deine<br />

glanzende Stirn anzufliegen, sondern sie legt<br />

viermal im Sommer 70 bis 90 Eier. Jede aus-<br />

geschliipfte Fliege ist nach 14 Tagen fortpflan-<br />

zungsfahig, so daB die von weltfremden Schrei-<br />

bern verhatschelte Stubenfliege die Ahnin<br />

ungezahlter anderer Fliegen wird. 2 200 000 Nach-<br />

kommen kann eine Fliege in einem Jahr haben,<br />

wenn die Natur selbst ihr nicht auch Feinde<br />

gegeben hatte und wenn andere Menschen nicht<br />

verniinftiger waren und die Fliege mit Patschen<br />

und Leim und Raucherzeug ausrotteten, wo sie<br />

nur konnen.<br />

Denn, und darum geht es jetzt: die Fliege<br />

ist als Bakterientrager, wie andere Insekten,<br />

unser erbitterster Feind, der es nicht verdient,<br />

aus hochgehenden Wogen der Waschschiissel<br />

mit zarter Hand gerettet zu werden. Von jedem<br />

Misthaufen, aus jeder Kloake, vom stinkenden<br />

Kadaver setzt sich die „Brotfliege" auf unsere<br />

Teller, unsere Speisen und flugs haben wir<br />

Menschen die schonsten Krankheiten am Hals. .<br />

Typhus, Ruhr, Cholera, Tuberkulose, Milzbrand<br />

und Kinderlahmung.<br />

Vor fast 3000 Jahren ist die Fliege bereits im<br />

alten Griechenland richtig durchschaut worden,<br />

denn der verehrungswiirdige blinde Dichter<br />

Homer nennt sie schon „schamlos" und der<br />

grimmige Frankfurter Philosoph Schopenhauer<br />

spricht von ihr als dem „Symbol der Unver-<br />

schamtheit und Dummdreistigkeit." Dieser mo-<br />

ralischen Hinrichtung ware nichts mehr hinzu-<br />

zufiigen.<br />

Zum Gliick sind wir nicht mehr darauf<br />

angewiesen, diese Schadlinge nur mit dem<br />

nassen Handtuch und der Fliegenpatsche zu erle-<br />

gen Oder darauf zu warten, ob sie am Leimring<br />

kleben bleiben, sondern die Wissenschaft gibt<br />

uns erfolgreichere Mittel in die Hand, z. B. das<br />

Jacutin, das in Form von Rauoherstabchen Uber-<br />

all Verwendung finden kann. Das Raucher-<br />

stabchen ziindet man an und laBt es abglimmen.<br />

Der entstehende Jacutindampf schlagt sich in<br />

miskroskopisch feiner Verteilung uberall im<br />

Raum nieder und wirkt dort als Beriihrungsgift<br />

zuverlassig auf alle Insekten. Die Raume bleiben<br />

nach einmaliger Behandlung mehrere Tage frei<br />

von Insekten. Fiir Mensch und Haustier ist<br />

Jacutin unschadlich.<br />

Olga, Hilde und Desdemona heiBen bei sanf-<br />

ten Poeten die sogenannten Brotfliegen an trau-<br />

lichen Winterabenden. Wir haben nur zu sagen:<br />

totet sie, sonst toten sie euch!<br />

Keine Gnade fiir Olga. Und keine fur Hilde I<br />

FS.<br />

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113


Sauerlandisdies Sdirifttum in unserer Zeit<br />

Neue Folge — Fortsetzung aus dem Suerlanner 1952 und 1953<br />

Von Heinrich Gathmann<br />

Vorbemerkungen: Das Verzeichnis nennt Schriften sauerlandischen Charakters und<br />

Werke von Schriftstellern, die im Sauerland ihre Geburts- Oder Wahlheimat haben. Es<br />

fiihrt Schriften auf, die noch im Buchhandel zu haben sind; die Preise daftir sind nach<br />

dem neuesten Stande angegeben.<br />

Das Verzeichnis soil Uber das vorhandene Schrifttum unterrichten in der Absicht, die<br />

Aufmerksamkeit der Leser auf die Biicher der Liste zu lenken. Eine summarische Emp-<br />

fehlung ist damit nicht ausgesprochen; es bleibt vielmehr jedem Benutzer der Liste iiber-<br />

lassen, seine Wahl ganz nach seinem Belieben zu treffen.<br />

Auch dieses Jahr kann das Verzeichnis keine Schriften in Sauerlander Platt nennen.<br />

Das schon lange vorbereitete und angekiindigte plattdeutsche Gedichtbuch ,,Bunte Muse-<br />

kanten" von Franz Joseph Koch (t 1947) liegt leider noch nioht vor. Dagegen weist die<br />

sauerlandische Zeitschriftenliteratur erfreulicherweise zwei bedeutsame Neuerschei-<br />

nungen auf:<br />

Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> gibt seit Januar d. J. als 15. Jahrgang der' „He;mwacht"<br />

und der „TrutznachtigaU" den vierteljahrlich erscheinenden „Sauerlandruf" heraus, unter<br />

der Schriftleitung von Studienrat i. R. Joseph Ruther, Brilon. In ihrem neuen Namen<br />

schon betont die Zeitschrift die Besonderheit ihres Auftrages: Rufer und Mahner zu sein<br />

zur Erneuerung der


Gobel, Bernhard, Th. Tochtrop<br />

und Ferdinand Tonne,<br />

Gobel. Bernhard und<br />

Theodor Tochtrop,<br />

Homberg, Albert K.,<br />

Huneke, Ferdinand,<br />

Kahle, Maria,<br />

Kejiler, Karoline,<br />

P. Willibrord Menke,<br />

Menne, Hans,<br />

N eheim-HUsten-Sundern.<br />

Olbertz, Gerta,<br />

Predeek, Franz,.<br />

Rave, Wilhelm,<br />

Rave, Wilhelm (Herausgb.),<br />

Reinold, Ludwig, u.<br />

Franz Middelmann,<br />

Rinscheid, Josepf,<br />

Rottgermann, H.,<br />

Scheele, Norbert,<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Friedrich Wilhelm Grimme, dem Dichter des Sauerlandes, zum<br />

125. Gebiirtstage. 1827—1952. 32 S. Druck und Auslieferung:<br />

Josefs-Druckerei, Bigge. Kart. 0,30 DM.<br />

Mein Familien- und Dorfbuch. Eln Arbeits- und Merkbuch fur<br />

imsere Jugend. 32 S. Verlag Lambert Lensing, Dortmund. 1953.<br />

Kart. 0,70 DM.<br />

Der Kreis Meschede im Spiegel der Zahl. 2. Aufl. 1953. (Arbeits-<br />

und Lesebogen fiir die Schulen des Kreises Meschede, heraus-<br />

gegeben von Schulrat Leines, Heft 1.) Geh. 0,30 DMi<br />

Sagen des oberen Sauerlandes. 2. Aufl. 1953. 40 S. (Arbeits- und<br />

Lesebogen, Heft 2.) Geh. 0,40 DM.<br />

Das obere Sauerland im Spiegel der Geschichte (1. Teil, bis 1400)<br />

50 S. (Arbeits- und Lesebogen, Heft 3.) Geh. 0,40 DM. Die Hefte<br />

sind zu beziehen durch Hauptlehrer Tochtrop, Nuttlar.<br />

Meine Heimat, der Kreis Meschede. 2. Aufl. 1953. (Arbeits- und<br />

Lesebogen, herausgegeben von Schulrat Leines, Heft 1—7.)<br />

294 S. In Kunstleder 7,— DM. Zu beziehen: wie oben.<br />

Die Entstehung der westfalischen Freigrafschaften als Problem<br />

der mittelalterlichen deutschen Verfassungsgeschichte. 138 S.<br />

Verlag Regensberg, Munster. 1953. Kart. 7,50 DM.<br />

Krankheit und Heilung anders gesehen. 273 S. 9. Aufl. Staufen-<br />

Verlag, Kamp-Llntfort. Halbleinen 11,50 DM.<br />

Madchen im Urwald. Eine Erzahlung aus der brasilianischen<br />

Kolonistenzeit. 96 S. Mit Bildern. Verlag Herder & Co., Frei-<br />

burg i. Br. 1953. Kart. 1,95 DM.<br />

Was die Schildkrote erzahlte. 3. Aufl. 62 S. Mit Bildern. Verlag<br />

Enslin u. Laiblin, Reutlingen. Geb. 2,75 DM.<br />

Kloster Wedinghausen. Ein Stuck Heimatgeschichte fiir Kinder.<br />

19 S. 6 Abb. Druck: Lensing, Arnsberg. 1953. Geh. 0,40 DM.<br />

Geheimnis um Illerburg. Erlebnisse zweier Berliner Jungen mit<br />

Menschenraubern, Todesstrahlen und Dusenjagern. 125 S. Mit<br />

Zeichnungen. Morus-Verlag, Berlin-Dahlem. 1953. Kart. 1,90 DM,<br />

Halbl. 3,40 DM.<br />

Freunde durch dick und dunn. Taidors Ferienabenteuer im<br />

Hochsauerland. 128 S. Mit Bildern. Verlag: Ebenda. Kart.<br />

1,90 DM, Halbl. 3,40 DM.<br />

Gedanken iiber abstrakte Malerei. 10 S. Selbstverlag, Balve. 1953.<br />

Geh. 0,50 DM.<br />

100 Jahre Sparkasse 1852—1952. Herausgegeben von der Verbands-<br />

sparkasse Neheim-Husten-Sundern. 62 S. GroCformat. 41 Fotos.<br />

Mit einem heimatkundlichen Beitrag — 26 S., 22 Bilder<br />

1 Karte — von Bernhard Bahnschulte. Nicht im Handel.<br />

Die Entstehung unserer nordsauerlandischen Heimat. 40 S.,<br />

15 Kartenskizzen. (6. Beitrag zur Heimatkunde des Honnetals,<br />

herausgegeben vom Stadt. Heimatmuseum in Menden.) Von<br />

dort Oder durch den Buchhandel zu beziehen. Kart. 1,30 DM.<br />

Um Mohne und Wester. (Heimland. Ein Sauerlander Wander-<br />

buch. Band 1.) 80 S. Verlag der Westfalenpost, Hagen. 1953.<br />

Geh. 2,50 DM, geb. 3,50 DM.<br />

Westfalische Baukunst. (Westfalen-BUcher, herausgegeben von<br />

Josef Bergenthal, 16. Bandchen,) 64 S. mit 52 Abb. Verlag<br />

Franz Coppenrath, Munster. 1953. Pappb. 3,40 DM.<br />

Kunstfuhrer des Kreises Brilon. 20 S. Verlag Regensberg, MiiMter.<br />

1953. Geh. 0,30 DM.<br />

Der Kreis Meschede. Eine monographische Darstellung. Im Auf-<br />

trage der Kreisverwaltung heraiiisgegeben von Dr. Ludwig<br />

Reinold und Dr. Franz Middelmann. 171 S. Grofiformat. Mit<br />

zahlreichen Fotos und Zeichnungen von H. Knlffka und Han-<br />

nes Pingsmann. Verlag Hans Burkard, Essen. 1953. Ganzl.<br />

10,80 DM.<br />

Lorenz im Ebertseifen. Eine gesohichtlicbe Erzahlung aus der<br />

Zeit des Hexenwahns im Wildenburger Lande. 31 S., 1 Bild.<br />

Selbstverlag des Verfassers In Niederfischbach. 1,^ DM.<br />

Die Geschichte der Industrie des Wirtschaftsraumes Menden-<br />

Frondenberg und seine Probleme seit Beginn des 19. Jahr-<br />

hunderts. (3. Beitrag zur Heimatkunde des Honnetals, heraus-<br />

gegeben vom Stadt. Heimatmuseum Menden.) 2. und erweiterte<br />

Aufl. 1952. 287 S. und 30 S. Bilder, Dokumente und Statistiken.<br />

Auslieferung: Stadt. Heimatmuseum Menden. Halbl. 10,50 DM.<br />

Geschichte der Gemeinde Olpe-Land. 266 S., 2 Karten, 15 Abb.<br />

Verlag Burgermeisteramt, Olpe (Westf.) 1952. Ganzl. 6,— DM.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

115


Scheffer, Wilhelm, u.<br />

Ferdinand Tonne,<br />

Stracke, Clemens,<br />

P. Friedrich Stracke,<br />

Straub, August,<br />

Tuch, Hannes,<br />

Das obere Sauerland im Spiegel der Geschichte. 1. Teil. (Arbeits-<br />

und Lesebogen fur den Kreis Brilon, 1. Heft.) 48 S. Verlag der<br />

Josefs-Druckerei, Bigge. 1953. Geh. 0,40 DM.<br />

Sagen des oberen Sauerlandes. (Arbeits- und Lesebogen, 2. Heft.)<br />

40 S. Verlag: Ebenda. 1953. Geh. 0,40 DM.<br />

Dreihundert Jahre Volksschule Bilstein. Eine Chronik der<br />

Schulen des alten Kirchspiels Kirchveischede in Bilstein. 60 S.<br />

Selbstverlag der Gemeinde Kirchveischede in Bilstein. 1953.<br />

1,50 DM.<br />

Capita Nili. Roman einer uralten Frage. 256 S. Mit 32 Bildseiten,<br />

Karten und lUustrationen. Verlag Gebr. Zimmermann, Balve.<br />

Ganzl. 11,80 DM.<br />

Goethe-Anekdoten. (Munchner Lesebogen Nr. 87.) 19 S. Munch-<br />

ner Buchverlag, Miiinchen. 1950. Geh. 0,25 DM.<br />

Der Wind hat mir ein Lied erzahlt. Geschichten vom deutschen<br />

Lied. (Munchner Lesebogen Nr. 50.) 31 S. Verlag: Ebenda. 1950.<br />

Geh. 0,25 DM.<br />

Schattenrisse aus der Goethezeit. (Munchner Lesebogen Nr. 77.)<br />

19 S. Verlag: Ebenda. 1950. Geh. 0,25 DM.<br />

Der heitere Goethe. Goethes Humor. (Munchner Lesebogen Nr.<br />

112.) Verlag: Ebenda. 1950. Geh. 0,25 DM.<br />

Waldlaufer auf lautlosem Pfad. 129 S. Mit 27 ganzseitigen Fotos.<br />

Verlagsanstalt Rheinhausen, Rheinhausen. 1952. Ganzl. 8,50 DM.<br />

Das Buch der Baume. Eine Darstellung in Wort und Bild unserer<br />

gebrauchlichsten Baumarten. 80 S. Mit Zeichnungen. Verlag:<br />

Ebenda. 1952. Halbl. 2 90 DM.<br />

Neue Heimafbijcher<br />

Die biicherkundlichen Angaben (Verlag, Preis usw.) der nachstehend besprochenen Biicher<br />

sind, soweit sie nicht in der Besprechung selbst mitgeteilt sind, dem Verzeichnis „Sauerlan-<br />

disches Schrifttum in unserer Zeit", SeitelH, zu entnehmen.<br />

Wever, Heinz, Buernkost. Ill S. Verlag der<br />

Westfalenpost, Hagen. 1953. Geh. 4 30 DM,<br />

Ganzl. 7,50 DM.<br />

„Buernkost" — „schlichte, gesunderhaltende, er-<br />

frischende, frohmachende Kost, nicht fiir jeden,<br />

sicher aber fiir manchen und gar wohl fiir viele"<br />

bietet das Buch in seinen ernsten und heiteren<br />

Gedichten und Bildern, die Natur und Heimat,<br />

Bauern und„Fabriker", altererbtes Volkstum und<br />

wesentliches Christsein in ihren Bereich ziehen.<br />

Wenn auch der dichtende Malersmann dem Leser<br />

zuruft: „Friatt van mi ut, wat de wost!", so sei<br />

„de Buernkost" doch fiir den Familientisch<br />

jedes Heimatfreundes angelegentlich empfohlen.<br />

Gobel / Tochtrop I Tonne, Friedrich Wilhelm<br />

Grimme, dem Dichter des Sauerlandes, zum<br />

125. Geburtstage.<br />

Aus dem plattdeutschen und hochdeutschen<br />

Werk Grimmes wird hier eine kleine, mit pada-<br />

gogischem Bedacht zusammengestellte Auswahl<br />

geboten. Sie bietet, unterstiitzt durch das Wort<br />

des Lehrers, dem Volksschiiler der Oberklasse<br />

und dem Gleichaltrigen anderer Schulen einen<br />

ersten, guten Zugang zum Leben und Werk des<br />

Dichters und seinem urwiichsigen Platt.<br />

FSrber, Adolf, Die Mundart.<br />

Das Schriftchen ist der plattdeutschen Bewe-<br />

gung, vor allem in der Schule, ein zweckdien-<br />

licher Heifer. In Vers und Prosa tritt die Mund-<br />

art der beiden Sprachraume des Kreises Olpe<br />

in bezeichnenden, literarisch allerdings nicht<br />

gleichwertlgen Proben dem Leser nahe. Es ware<br />

zu erwagen, ob nicht den Mundarten auISerhalb<br />

des Kreises in ihren bedeutendsten Vertretern<br />

mehr Raum gegeben werden kann, ein notwen-<br />

diger Ausgleich gegen die sonst sich moglicher-<br />

weise ergebende ,,Absonderung".<br />

116<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

© Copyright SauerlancJer <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Dorr, Julius, Pannenpitter. 'ne spassige grote<br />

Geschichte met viioll kleine Geschichten<br />

vanne lamperstraote un drumriim. 2. Aufl.<br />

269 S. Mit Federzeichnungen. Buchdruckerei<br />

Adolf Kugel, Ennepetal-Milspe. Ganzleinen<br />

6,75 DM.<br />

,,Pannenpitter" ist die Lebensgeschichte eines<br />

echten ,,Iamperstra6ters", die ohne literarische<br />

Anspriiche schlicht und in behaglicher Breite<br />

erzahlt wird. Der rauhe und treuherzige Men-<br />

schenschlag der „Donnerkiels" steht hier — und<br />

das ist der besondere Vorzug dieser Geschichte —<br />

vor dem Hintergrunde alten, unverfalschten<br />

Brauchtums in einer Welt der ruhigen Beschau-<br />

lichkeit und Geborgenheit.<br />

Andreae, Ilia, Das goldene Haus. 152 S. F. H.<br />

Kerle Verlag, Heidelberg. 1951. Ganzl. 6,50 DM.<br />

Wo aber Gefahr ist. . . 381 S. Verlag: Ebenda.<br />

1951. Ganzl. 12,80 DM.<br />

Das versunkene Reich. Vier historische Er-<br />

zahlungen. 168 S. Verlag; Ebenda. 1952. Ganzl.<br />

6,80 DM.<br />

Das goldene Haus, so leitmotivisch ge-<br />

nannt nach einer Anrufung in der Lauretani-<br />

schen Litanei, ist die Geschichte eines Menschen,<br />

der in dem Wollen nach ,,Oben" seine Aufgabe<br />

sieht und zugleich sich dem „Unten" verljaftet<br />

weiI3. Aus der Judenschaft des miinsterlan-<br />

dischen Wolbeck geht sein Weg in das Paris der<br />

GroBen Revolution, geht in gnadenhafter Fiih-<br />

rung und Fugung durch auISere und innere Wirr-<br />

nisse, durch die Damonie des eigenen Herzens<br />

und der wilden Welt — ein sinntrachtiges Gleich-<br />

nis fiir unser eigenes Leben.<br />

Wo aber Gefahr ist.... Ein miinsterlan-<br />

discher Roman unserer Zeit, wirklichkeitsnahe<br />

und lebensbejahend. Die junge, kindlich-glaubige


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Hille von Hamerinck geht ihren schicksalum-<br />

witterten Lebensweg an der Seite ihres damo-<br />

nischen Geliebten und nach seinem friihen Tode<br />

in dienender Hingabe bis zum guten Anfang einer<br />

neuen, harmonischen Bhe. In dem brausenden<br />

Gesang des Geschehens in dieser gestalten-<br />

reichen Welt klingt uniiberhorbar als Grundton<br />

durch, was dem Roman die Eindringlichkeit<br />

einer gleichnishaften Aussage gibt: „Wo aber<br />

Gefahr ist, wachst das Rettende auch."<br />

Das versunkene Reich. Vler Erzalilun-<br />

gen um Ereignisse in vier Jahrhunderten,<br />

sprachmachtig und mit kiinstlerischer Verdich-<br />

tung geformt. Sie werden durcli den Reichsge-<br />

danken zusammengehalten, Reicii hiier verstan-<br />

den als Reich des Friedens, in dem die ewigen<br />

Ordnungen Geltung haben. Vom damonischen<br />

Aufruhr der Wiedertaufer fUhrt die leitende<br />

Idee iiber das ,,Friedensmahl" beim Westfa-<br />

lischen FriedenskongreB, iiber die schuldhafte<br />

Gleichgiiltigkeit des „sterbenden Kurfiirsten"<br />

Clemens August von Koln gegen das Reich bis hin<br />

zur napoleonischen Zeit, die einen der „Verlore-<br />

nen Sohne" im Einsatz fiir Napoleon zeigt, in dem<br />

aufrichtigen Glauben, damit dem Reich zu dienen.<br />

Andreae, Ilia, Das Geheimnis der Unruhe. Ge-<br />

schichte eines westfalischen Geschlechts. 893 S.<br />

Verlag Karl Alber, Munchen. Halbl. 18,— DM.<br />

Das Friedensmahl. Erzahlung. 52 S. Verlag:<br />

Ebenda. 1948. Kart. 1,20 DM.<br />

„Das Geheimnis der Unruhe", das den<br />

Missetater umfangt und die Ruhelosen in Siinde<br />

und Verderben treibt, dem aber nicht immer<br />

die letzte Gnade fehlt, wirkt sich, von der<br />

Heidenzeit an, in den Handlungstragern der<br />

ereignis- und gestaltenreichen Geschichte des<br />

miinsterlandischen Geschlechts der Meinhdvel/<br />

Rinckhoff aus. Die kleine Welt der Sippe be-<br />

riihrt sich hier in zeitgeschichtlicher Verflech-<br />

tung mit der groCen Welt des Reiches, von der<br />

Missionierung Westfalens an bis zum DreiBig-<br />

jahrigen Kriege packend und lebensvoll dar-<br />

gestellt in zahlreichen Bildern, bis endlich das<br />

unruhige Geschlecht im Klosterfrieden zur Ruhe<br />

kommt.<br />

In die kurze Zeitspanne des „Friedens-<br />

m a h Is ", das durch Zufall beide Seiten: Katho-<br />

liken und Protestanten, Deutsche und Auslander<br />

vereint, bannt die Dichterin mit visionarer<br />

Schau die furchtbare Last der Zeit, die vor<br />

300 Jahren die Manner des Westfalischen Frie-<br />

denskongresses bedriickte. Die Gesprache um<br />

den Frieden enden in der Erkenntnis, daB<br />

„nichts bleibt als das Gebet und das Wort des<br />

greisen Johannes: Kindlein, liebet einander!"<br />

Die Erzahlung ist ein lebendiger Anruf an un-<br />

sere Zeit.<br />

Z uhmann, Heinrich, Verwandelte Welt. Ge-<br />

schichten zwischen Advent und Dreikonigs-<br />

tag. 116 S. Verlag Aschendorff, Munster. 1952.<br />

Kart. 2,80 DM, geb. 4,— DM.<br />

Diese Geschichten aus der Zeit der Erwartung<br />

und Erfiillung weihnachtlichen Geschehens zei-<br />

gen in ihrer Verhaltenheit und Warme die ganze<br />

Innerlichkeit der „verwandelten Welt", die das<br />

Ctirlstkind heraufgefiihrt hat. Es ist, auch wenn<br />

es mal laut darin zugeht, eine Welt der Stille<br />

uiwl der Stillen, in der aus dem Wesentljchen<br />

die Freude kommt. Die Bebilderung paBt sich<br />

der reizvollen Eigenart dieser Weihnachtsge-<br />

sdi'chten aus westfalischem Leben und Sinnen<br />

gvt an.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

Luhmann, Heinrich, Westfalische Sagen. 112 S.<br />

Verlag Lambert Lensing, Dortmund. 1953.<br />

Halbl. 4,85 DM.<br />

Heinrich Luhmann hat sich hier der sehr not-<br />

wendigen Aufgabe unterzogen, rd. 50 Sagen axis<br />

alien westfalischen Landschaften neu zu erzahlen<br />

und damit aus der Enge und Starre spieBbiirger-<br />

lich-niichterner Gestaltung zu losen. Er hat sich<br />

dabei bemuht, den Gleichnischarakter behutsam<br />

aufzuspuren, die gleichnishafte Beziehung zur<br />

Wirklichkeit offenbar zu machen — ein sehoner<br />

Dienst am Vatererbe echten Volkstums und am<br />

Volk von heute. Der Sagenband, durch an-<br />

sprechende Holzstiche bereichert, gehort in die<br />

Hand eines jeden Heimatfreundes.<br />

P. Willibrord Menke, Freunde durch dick und<br />

diinn. ,<br />

Was die beiden Freunde Taidor und Lauer,<br />

echte und kernfeste Sauerlandjungen, an Fe-<br />

rienabenteuern im Hochsauerland erleben, wird<br />

jedem Jungen das Herz hoher schlagen lassen.<br />

Das Abenteuerliche tritt etwas reichlioh auf,<br />

wirkt auch nicht immer uberzeugend, aber das<br />

wird aufgewogen durch die gesunde Spannung,<br />

die flott weitergefuhrte Handlung und die fliis-<br />

sige Darstellung. Die ,.Freunde durch dick und<br />

diinn" werden sicher viele Freunde finden.<br />

Winkler, Josef, Der Westfalenspiegel. 388 S.<br />

Ardey-Verlag, Dortmund. 1952. Ganzleinen<br />

, 12,80 DM.<br />

Seine dichterlsche Aufgabe, unter Fiihrung<br />

durch die Leitmotive „Pumpernickel und Holz-<br />

schuh" als Sinnbilder des Westfalischen, in einem<br />

Kranze von Erzahlungen das Wesen des West-<br />

falen widerzuspiegeln, hat der Dichter gut ge-<br />

lost: Die zahlreichen Geschichten, die entweder<br />

den griiblerischen Ernst, die Damonen des schwe-<br />

ren Blutes Oder den Ubermut und die rausch-<br />

hafte Leichtigkeit des westfalischen Menschen<br />

zeigen, sind eine starke und unmittelbare Spie-<br />

gelung des Seelengrundes, so daB das Rahmen-<br />

gesprach mit seinen klugen Deutungen eigent-<br />

lich uberfliissjg erscheint. Ein prachtiger Spiegel<br />

des westfalischen Menschen, in den man gem<br />

hineinschaut.<br />

Steguweit, Heinz, So sind die Westfalen. 118 S.<br />

Verlag Halbach, Dortmund-Horde. In Leder<br />

gebunden mit Goldschnitt 3,50 DM.<br />

Das Biichlein im Kleinstformat will dem West-<br />

falen ins Herz schauen und ihm selbst, den<br />

Nachbarn und Fremden zeigen, wie er ist. Und<br />

das ist Heinz Steguweit, im Kriege ins markische<br />

Sauerland verschlagen, in einer scharmanten<br />

Plauderei gelungen. Sie stiitzt sich auf Anek-<br />

doten, Geschichten und eigene Beobachtungen,<br />

ist aber im Tatsachlichen durohaus zuverlassig,<br />

so daB der Leser nicht nur gut unterhalten, son-<br />

dern auch mit dem rechten Eindruck von West-<br />

falens Leuten das putzige Biichlein aus der<br />

Hand legen wird.<br />

Meurin, Ernst, Das lachende Westfalen. Anek-<br />

doten und Schnurren aus dem Herzen West-<br />

falens. 219 S. Mit Zeichnungen. 3. vermehrte<br />

Auflage. Verlag E. Holterdorf, Oelde. Ganzl.<br />

8,50 DM.<br />

,,Das lachende Westfalen" bringt 188 flott wie-<br />

dergegebene lustige Erzahlchen, altbekannte und<br />

neue, ortlich gebundene und mancherorts fest-<br />

gestellte. Die Sammlung erhebt weder litera-<br />

rische noch volkskundliche Anspriiche, sie will<br />

nuiv wie der Verfasser im Vorwort sagt, ,,den<br />

kernechten Westfalen, die an derbe Kost ge-<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

117


wohnt sind", herzbefreiendes Lachen schenken.<br />

Und das wird dem Buche wohl gelingen!<br />

Tuch, Hannes, Das Jagdhiittenbuch. 110 S. Mit<br />

Zeichnungen des Verfassers. Verlag Sauer-<br />

Morhard, Wurzburg. 1948. Kart. 2,40 DM.<br />

Gesprache mit Baumen. 56 S. Mit Zeich-<br />

nungen. Barenreiter-Verlag, Kassel. 1951.<br />

Pappb. 3,— DM.<br />

Chronos »md der Waldlaufer. 128 S. 48 ganz-<br />

seitige Fotos. Verlagsanstalt Rheinhausen,<br />

Rheinhausen. 1951. Ganzl. 7,80 DM.<br />

Waldlaufer auf lautlosem Pfad. Verl.: Ebenda.<br />

1953. Ganzl. 8,50 DM.<br />

Das Buch der Baume. Verlag: Ebenda. 1953.<br />

Halbl. 2,90 DM.<br />

Im „Jagdhuttenbuch" geht der Wald-<br />

dichter die iieimlichen Steige und stillen Pfade<br />

des Jagers und Naturfreundes. Er halt fest, was<br />

er dabei sieht und hort und sinnt im Wechsel<br />

der Jahreszeiten, in grauer Friihe, ums Abendrot<br />

und beim blanken Mondenschein, bei Sturm,<br />

Nebel oder Regen — alles erfuhlt rriit dem<br />

Herzen des Jaigers und des Dichters, alles ein-<br />

fach und sohlicht dargestellt.<br />

Die Gesprache mit Baumen fuhrt der<br />

Waldganger mit starkem dichterischem Vermo-<br />

gen \md schoner Deutungskraft. Er steht mit<br />

dem „Bruder Baum" wirklich auf Du imd Du,<br />

er hat ein otfenes Ohr fiir das, was die himmel-<br />

anstrebenden Waldriesen vom wurzelhaften Le-<br />

ben, von Erlebnissen mit Tier und Pflanze dem<br />

empflndsamen Herzen zuraunen, begliickend fiir<br />

alle, fUr die der Baum mehr als nur „h61zern" ist.<br />

Chronos und der Waldlaufer. In einer<br />

Vielfalt eindringlich geschauter und kraftvoll<br />

dargestellter Bllder laBt der Waldlaufer, gefuhrt<br />

von dem Zeitengott, den groISen Dom des Wal-<br />

des vor uns erstehen, der Raum hat fiir alle<br />

Geschopfe, fur die Jager und die Gejagten, das<br />

groSe Lebewesen Wald mit seinen Geheimnissen<br />

und Wuhdern, das auch in den hervorragenden<br />

Fotos sich widerspiegelt.<br />

Waldlaufer auf lautlosem Pfad. Wie-<br />

der ist es das grtine Herz des Landes, der Wald,<br />

in dessen Frieden die Jahrhimderte schlum-<br />

mern, den wir mit dem Waldlaufer durchschrei-<br />

ten, der hier vor allem JSger ist. Aber er ist<br />

zugleich ein eohter Heger, imd so laBt er uns<br />

BSume und Straucher, Pflanzen und Tiere, kleine,<br />

unscheinbare Lebewesen und groBe, jagdbare<br />

Waldbewohner in dichterischer Anschaulichkeit<br />

und mit der ganzen Liebe des Naturfreundes<br />

erleben und in prachtigen Fotos schauen.<br />

Das Buch der Baume. Die Darstellung<br />

der Waldbaume und der Straucher des Waldes<br />

ist nicht der platten Nuchternheit verhaftet.<br />

Auch hier zeigt sich, daB Hannes Tuch die<br />

Baume wie seine Bruder und Schwestern liebt<br />

und so imstande ist, sie uns nicht nur als ,.Holz",<br />

sondern auch in ihrem Wesen imd im Gefiige<br />

der Naturgemeinschaft nahezubringen. Fur alle<br />

Wald- und Wanderfreunde eine willkommene<br />

Gabe.<br />

Bergenthal, Josef, Das Sauerland. 3. vermehrte<br />

Aufl. 64 S. Mit vielen Bildern. Verlag Coppen-<br />

rath, MUnster. Geh. 3,40 DM.<br />

Die kleine Monographic gibt ein knappes, aber<br />

gutes Bild vom kolnischen und markischen<br />

Sauerland. Mit der ganzen Liebe des stammes-<br />

bewuBten Sauerianders zeigt Josef Bergenthal<br />

die Landschaft mit dem Reichtum ihrer Formen,<br />

Oeschicht6 und Volkstum, die hier und anders-<br />

wo sich auswirkenden bedeutenden Heimatge-<br />

118<br />

<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

nossen und den Sauerlander Werktag in In-<br />

dustrie und Bauemtum.<br />

Olbertz, Gerta, Die Entstehung unserer nord-<br />

sauerlandischen Heimat.<br />

Die Schrift, deren Verfasserin — Dr. Gerta Ol-<br />

bertz, Miinster — die groBe geologisch-minera-<br />

logisohe Sammlung des Mendener Heimatmu-<br />

seums nach modernen museumstechnischen xmd<br />

padagogischen Grundsatzen neu gestaltet ihat, ist<br />

iiber ihren ersten Zweck hinaus — ein Begleit-<br />

wort zur Mendener Sammlung zu sein — ein<br />

kurzgefafiter geologischer Landschaftsfiihrer fiir<br />

das nordliche Sauerland. Die klare, das Wesent-<br />

liche gut heraushebende Darstellung wird unter-<br />

stutzt durch zahlreiche sehr instruktive Zeich-<br />

nungen.<br />

Rottgermann, H., Die Geschichte der Industrie<br />

des Wirtschaftsraumes Menden/Frondenberg.<br />

Der stattliche Band erschien im Vorjahre in<br />

zweiter und erweiterter Auflage — wohl ein<br />

Beweis dafur, daB die Monographie nach dem<br />

Wollen des Verfassers „dem Werktatigen an<br />

Schraubstock und Drehbank in einfacher, allge-<br />

meinverstandlicher Form ein anschauliches Bild<br />

vom Werden und Wachsen der heimischen In-<br />

dustrie" zu geben vermag. Aus Akten, Urkunden<br />

und zahlreichen Einzelbesprechungen mit In-<br />

duiStriefUhrern des Wirtschaftsraumes aufgebaut,<br />

zeigt sie die einzelnen Industrien und Gewerbs-<br />

zweige des Gebietes in ihrer Griindung und Ent-<br />

wlcklung und in ihrer Beziehung zu Landschaft<br />

und Menschen des Wirtschaftsraumes.<br />

Cramer, Hugo, Das Hochsauerland um Nieders-<br />

feld.<br />

Das Buch bietet dank der tmermudlichen For-<br />

, scher- und Sammlertatigkeit des Verfassers und<br />

seiner Heifer eine umfassende Darstellung der<br />

Dorfgemeinde, die alle Verhaltnisse mit Ver-<br />

standnis und Liebe in ihren Bereich zieht. Die<br />

Arbeit ist in den groBeren Rahmen des Hoch-<br />

sauerlandes gestellt und geht in einzelnen Bei-<br />

tragen zu Landschaft, Geschichte und Sprache<br />

weit iiber den Srtlichen Interessenkreis hinaus,<br />

so daB das Buch eine freundliche Aufnahme in<br />

und um Niedersfeld und dariiber hinaus verdient.<br />

Scheele, Norbert, Geschichte der Gemeinde<br />

Olpe-Land.<br />

Diese Arbeit ist ein prachtiges Gegensttick zu<br />

des Verfassers ..Geschichte des Kirchspiels<br />

Kleusheim". Auch hier eine griindliche imd ge-<br />

wissenhafte Benutzung der Quellen, eine Be-<br />

leuchtung der dSrflichen Gegebenheiten von den<br />

verschiedensten Seiten aus und eine geradezu er-<br />

staunliche Fulle von Nachrichten tiber Dorfer,<br />

Hofe und Familien. So ist das Buch auch eine<br />

Fundgrube fiir Heimat- und Familienforscher und<br />

verdient iiber den behandelten Bezirk hinaus das<br />

Interesse der Heimatfreunde.<br />

GSbel I Tochtrop, Mein Familien- und Dorfbuch.<br />

Dieses Arbeits- und Merkbuch ist aus dem<br />

fruchtbaren Gedanken erwachsen, auch in der<br />

Heimatkunde die selbstandige Arbeit des Schii-<br />

lers zu pflegen. Die ErtrSgniisse seiner auf Fa-<br />

milie und Dorf gerichteten Arbeit des Beobach-<br />

tens, Sammelns, Forschens, ErrechnenS und Be-<br />

wertens bewahrt das Heft auf, das damit zum<br />

Bestands- und Erinnerungsbuch wird, das Tradi-<br />

tion schafft und das Gemeinschaftsgefiihl wach-<br />

ruft und wacherhalt. Zunachst fiir die Ober-<br />

klasse der Volksschule bestimmt, wird es auch<br />

in anderen Schulen gute Dienste leisten.


<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

Predeek, Franz, Um Mohne und Wester.<br />

Der nimm^rmude Sauerlandwanderer Franz<br />

Predeek legt hier das erste Bandchen seiner auf<br />

neun Bande berechneten Bucherreihe „Heim-<br />

land" vor. Die Wanderbiicher sollen keine FUh-<br />

rer, sie woUen Begleiter sein, die nicht alles<br />

wissen, alles sagen, die auch dem wandernden<br />

Leser noch Aufgaben lassen. Dieses Vorhaben<br />

erftillt das vorliegende Bandchen. In 29 frisch<br />

und nachdenksam, oft mit lyrischem Schwunge<br />

dargestellten Wanderungen erleben wir, xinter-<br />

stutzt durch zahlreiche erstklassige Fotos des<br />

Verfassers, die Eigenart von Landschaft und<br />

Kultur des Landes um Mohne und Wester. Ein<br />

guter Auftakt zu der neuen Buchreihe.<br />

Reinold I Middelmann, Der Kreis Meschede.<br />

Neben dem Kunstfuhrer Meschede und dem<br />

Kreishandbuch Meschede steht nun in einem<br />

wtirdigen aulSeren Rahmen erfreulicherweise die<br />

monographische Darstellung des Kreises Me-<br />

schede. Land und Leute, geistiges und kulturelles<br />

Leben und das Wirtschaftsleben des Kreises in<br />

seinen wichtigsten AuBerungen: Land- und<br />

Forstwirtschaft, Handwerk, Industrie und Han-<br />

del sind von Sach- und Fachkennern dargestellt<br />

worden, so daC ein in den Einzellinien sicheres,<br />

in der Gesamtwirkung sehr ansprechendes Bild<br />

des Kreises entstanden ist.<br />

Biiddemann, Werner, Wasserburgen.<br />

Die Wasserburgen in Westfalen sind erst in die-<br />

sem Jahrhundert in ihrer baukunstlerischen<br />

Schonheit und als Auspragung westfalischen<br />

Bauwillens fiir die Allgemeinheit entdeckt wor-<br />

den. Das vorliegende Buch zeigt sie in der<br />

architektonischen Eigenwilligkeit ihrer Form,<br />

deren Reiz oft noch durch den Zauber der Lage<br />

erhoht wird, zeichnet kurz ihre baugeschicht-<br />

liche Entwlcklung und stellt zugleich alles in<br />

den groCen geschichtlichen Rahmen. Ein ver-<br />

dienstvoUer Fiihrer zu diesen Bauschonheiten<br />

der Ebene.<br />

Laumanns, Carl, Schlosser und Burgen derHei-<br />

mat. 24 S. 13 Abb. Verlag C. Jos. Laumanns,<br />

Lippstadt. Geh. 1,— DM.<br />

Der bekannte Heimatforscher hat mit der klei-<br />

nen Schrift eine gute und notwendige ErgSnzung<br />

zu dem vorstehend genannten Fiihrer gegeben<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

In Wort und Bild erschlieCt er knapp und kurz<br />

den Reichtum des Kreises Lippstadt an wohl-<br />

erhaltenen, architektonisch reizvoUen Wasser-<br />

burgen, deren Geschichte, Baumeister und Bau-<br />

herren er nur streifen kann.<br />

Berges, Hermann Josef, Himmelpforten. Gottes<br />

Lob durch sieben Jahrhunderte.<br />

Himmelpforten, ehemals Zisterzienserinnen-Klo-<br />

ster und spater Pfarrkirche Im Mohnetal, er-<br />

steht hier in Wort und Bild in seiner Geschichte,<br />

seinem furchtbaren Untergange bei der Mohne-<br />

katastrophe und seiner Wiedererrichtung als<br />

„Himmelpforten auf dem Berge", die ein sohones<br />

Zeugnis ist fiir den Glaubenseifer und den<br />

Opfermut der Katholiken von Niederense-Him-<br />

melpforten. Der Erlos der Denkschrift ist fiir<br />

das neue Himmelpforten bestimmt.<br />

Hieinrich Gathmann.<br />

Anna Kayser, Die Hjeldin von Sizilien. Histo-<br />

risches Schauspiel in 7 Akten. Arding Ver-<br />

lag Paderborn. 1953. Auslieferung durch<br />

Ferdinand Schoningh, Paderborn.<br />

Fiir die katholische Laienbuhne sind die Legen-<br />

denspiele von Anna Kayser unschatzbare Bil-<br />

dungswerte. Mit der dichterischen Gestaltungs-<br />

kraft verbindet sich der kluge Blick fiir das<br />

Gegenstandliche. Ihre Spiele erfordern einfache<br />

Biihnenbilder, mit wenigen, leicht zu beschaf-<br />

fenden Requlsiten. So verursachen sie auch fiir<br />

die kleinste Laienbiihne keinen groCen Kosten-<br />

aufwand. — Im vorliegenden Agathaspiel „Die<br />

Heldin von Sizilien" ist das Madohen Agatha im<br />

Zauber ihrer jungfraulichen Beinheit ein Vor-<br />

bild jugendlicher Charakterstarke. Sie trotzt<br />

dem Statthalter von Sizilien, Quintian, der sie.<br />

begehrt, in schweigender Unbeugsamkeit. Daraus<br />

erwachst ihr Schicksal, das das Schicksal vieler<br />

der jungen Chrlstengemeinde in Catania ist. Das<br />

Spiel hat mit seiner farbigen Scenenschilderung<br />

im dramatischen Aufbau Hohepunkte, die auf<br />

elner Laienbuhne mit jugendlichem Eifer heraus-<br />

gearbeitet werden k6nnen. Der Ausbruch des<br />

Atna, der rettende Schleier der Heiligen vor der<br />

heranroUenden Lavaflut, die Catania bedroht,<br />

— ist geschichtsgetreu dramatisiert. — Dieses<br />

Agatha-Spiel ist eine kiinstlerische Bereicherung<br />

der katholischen Vereinsbiihnen, die noch immer<br />

an guten, volkserzieherischen Stiicken Bedarf<br />

haben. T. P.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

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123


Eingebettet in die<br />

Bergwelt des Sau-<br />

erlandes liegt der<br />

Kreis Arnsberg<br />

Schon vor Jahr-<br />

hunderten suchten<br />

die Kurf iirsten von<br />

Koln in ihren aus-<br />

gedehntenWaldun-<br />

gen Entspannung.<br />

Heute iiben die<br />

mannigfachen<br />

landschaftlichen<br />

Reize des Kreises<br />

eine starke Anzie-<br />

iiurigskraf t auf Er-<br />

holungssuchende<br />

aus. Zahlreiche Wanderwege ermoglichen den Wanderlustigen Ausfliige innerhalb des Kreis-<br />

gebietes. Der Sorpesee und der Mohnesee bieten Gelegenheit zum Wassersport. In gepflegten<br />

Hotels, Gasthofen und Privatpensionen finden die Gaste freundliche Aufnahme.<br />

124<br />

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Landkreis OIpe<br />

Das Land an BIgge und Lenne<br />

1st eln Erholungsgeblet von be-<br />

sonderem Reiz.Hohe bewaldete<br />

Berge schlleBen die idylllschen<br />

Taler ein, wo das schllohte<br />

Schwarz-WeiS der stattllchen<br />

FaohwerkhSuser die Augen er-<br />

freut. Gut gepflegteStraBen er-<br />

leichtern dem Kraftfahrer den<br />

Besuch von Dorf und Stadt. Die<br />

sorgtaitig marklerten Wander-<br />

streoken des Sauerlgndlschen<br />

GebirgsvereinsfUhren UberTal<br />

und H5hen. Ein reiches Wege-<br />

netz erschileBt dem Spazier-<br />

ganger die nahere Umgebung<br />

der Ortsohaften. Gepflegte Ho-<br />

tels und Gaststatten verschle-<br />

denster Art bleten allerorts<br />

ganzjahrig den Erholungssu-<br />

chenden Befriedigung aller<br />

WUnsche.<br />

Auskunfte und Prospekte wer-<br />

den durch die Kreisverwaltung<br />

OIpe und die ortllohen Ver-<br />

kehrsvereine Oder die Stadt-<br />

und Amtsverwaltungen in OIpe,<br />

Attendorn, Bllsteln, Klrchhun-<br />

dem, Drolshagen und Wenden<br />

versandt.<br />

Zur Arbeitsstatte, in die Schule, auf das Land zur<br />

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^E^em von Nord^Osten kommenden Besucher zeigt<br />

Attendorn mit Deutsdilands sdionsterTropfsteinhohle<br />

alsStadtdesFremdenverkehrsihrsonntaglichesGesidit.<br />

Wer sidi ihr aber, dem Lauf der Bigge folgend, von<br />

Siid^Westen her nahert, den empfangt sie mit den vor<br />

der Stadt gelegenen Werken von Muhr und Bender als Statte arbeitsamen<br />

FleiOes. Wo um 1700unweit derMiihle desGutes Blankenrodeein kleines<br />

Hammerwerk podite, erstredcen sidi heute Werksanlagen von iiber<br />

10000 qm Hallenraum. 700 Mensdien finden darin Arbeit und Brot und<br />

wadien gewissenhaft iiber den Ruf eines Unternehmens, das aus kleinem<br />

Anfang durdi die Tatkraft eines Mensdienalters zum groOten Produk*'<br />

tionsbetrieb des Kreises Olpe wudis. Das Mubea-Zeidien aber sdiatzen<br />

Fadileute aus 48Landern der Welt alsQualitatsbiJrgsdiaft fur Bledisdieren<br />

und Stanzen und fiir Haushaltartikel, Fahrradkleinteile, Sdiuhgelenke und<br />

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liegt an derBundesbahnlinieHagen-Kassel,zwischen Mohne-undSorpetalsperre<br />

in landschaftlich sehr schoner Gegend. Mit iiber 30000 Einwohnern zahlt die Stadt<br />

zu den groCten Orten des Sauerlandes. Sie ist von ausgedehnten Forsten mit<br />

ragendem Hochwald umgeben. Trotz starker Entwicklung der Industrie hat sich<br />

die Stadt ihre Eigenart und das landschaftliche Geprage bewahrt. Die gluckliche<br />

Verbindung mit der freundlichen Natur bringt alljahrlich einen beachtlichen<br />

Fremdenverkehr mit sich. Die Stadt ist Ausgangspunkt zu Wanderungen und<br />

Ausflugen nach vielen beliebten Ausflugszielen in die nahere und weitere Um-<br />

gebung. Bundesbahn.Kleinbahnen und ein groCziigiger Autobusverkehr verbinden<br />

schnell und zweckmaBig mit den umliegenden und weiteren Ortschaften. Durch<br />

seine Beleuchtungsindustrie wurde Neheim-Hiisten als "Stadt der Leuchten"<br />

weltbekannt.<br />

Gebr. Zimmermann<br />

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Grevenbriick, Heggen, Heinzberg, Helden, Listernohl, Meggen,<br />

Oberhundem, OIpe, Rhode, Saaihausen, Wenden,Welsdienennest<br />

und Wiirdinghausen<br />

sin2 nach dem Grundsatz „Einer fijr Alle, Alle fiJr Einen"<br />

aufgebaute Unternehmen,<br />

puwenden die anvertrauten Gelder zur Starkung der heimischen<br />

Wirtschaft,<br />

eto^ntm jedem ein Konto und nehmen auch von Nichtmitgliedern<br />

Spareinlagen entgegen,<br />

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DER LAND<strong>KREIS</strong> MESCHEDE<br />

- „das Herzstiidk der sauerlandisdien Gebirgswelt" -<br />

•^ er Kreis Meschede ibietet als Gesamtbild eine Landschaift, die durch ihre<br />

reichbewegte B'odengestaltung von landMcher Weite bis zum zerkliifteten<br />

Gebirge, vom einigeengten und auisgewedteten FluBtal 'bds zu einer fast<br />

alpin animiutenden Bergwelt, die die SOO-m-Grenze ubersteigt, zu den reiz-<br />

vollsten Westdeutschlands geihort.<br />

Im (FriilhlingiSkleid, wenn der ewig neue Zaulber der eiwachenden Berg-<br />

welt und des stillen vertraumten, von LaebiholzihQhen beschirmten Tales<br />

die Sehnsucht der Menschen weckt, zur Somimerzeit, wenn der Beeren-<br />

reichtum uniserer Walder zu einem Besuiche einladt oder wenn iim Winter<br />

die schneebedeckten Hohen und gastlichen Wintersportplatze Taiusendie<br />

von Hhein und Ruhr anlodcen: immer ward sdch der Besucher dm Mescheder<br />

Land wohlfuhlen und unvergefiliiche Eindriicke sauerlandischer Natur-<br />

schdnlheiten empfangen. In den schmucken Dorfem unseres Kreisets, in<br />

dem wohl der lebendigste westfali'sche Menschienschiag lebt — der keine<br />

aufdringliche, aber stille und doch herzliche Gastlichkeit zu seiner Art ge-<br />

macht tot —, ist alte Bauernkultur tebendig geblieben. Ihren sinnfalliigsten<br />

Ausdruck findet sle in den schmucken Bauemhausem mit den hohen, im<br />

Fachwerk reich ausgestalteten Giebeln, die im Mescheder Land noch in<br />

seltener Anhaufung anzutreffen sind.<br />

Als die bedeutendste westfalische Dichterin Annette v. Droste-Hiilshoff<br />

vor hundert Jahren den Kreis Meschede kennen lernte, war sie von der<br />

Schonheit und dem eigenen Reiz seiner Landschaft so nachhaltig beein-<br />

druckt, daB sie dariiber in ihr Tagebuch schrieb: „Jedeiimann nennt diese<br />

Gegend mit Recht eine paradiesische."<br />

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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> De Suerländer<br />

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Kommanditgesellschaft auf Aktien<br />

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Fernruf 348


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BRILON ist mit seiner Umgebung das Herzstuck des Landes<br />

der „Tausend Berge." 24000 Morgen stadteigener Wald, mit schonen<br />

Buchen-, Eichen- und'.Fichtenbestanden. Die ausgezeichnete Mittel-<br />

gebirgslandschaft mit<br />

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des Sauerlandes, dem<br />

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138<br />

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k<br />

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Inhalfs verzeicnnis chi<br />

Zum Geleit<br />

An die Jugend der Heimat<br />

Atmosphare<br />

Wo die Walder Wache halten<br />

Die Heiligen Drei Koniige im Sauerland und anderswo<br />

Das idyllische Gefangnis<br />

Johannes Hatzfeld t<br />

Erinnerung an GroBvater<br />

Im Zau'berreich sauerlandischer Hohlen<br />

Gebuaren ame . . .<br />

Der Kahle Asten erwandert und erlauscht<br />

Die letzten Jahre der Scheunenstatten<br />

Sauerlandische Sagen vom Gespensterhund<br />

Nach Ostland woUen wir fahren<br />

Die Haferkiste<br />

Heimweh<br />

Natur, Naturschutz und Landschaftspflege<br />

Sauerlandischer Marmor<br />

Krautweih<br />

Bauer Friedrich und seine Scholle<br />

Brilon und die Ulrichs<br />

Menden Kurkolns alte Feste<br />

Sterne und Stroh<br />

Der Bonbonkonig und der Jesuit<br />

Die Fromimigkeit des sauerlandischen Volkes<br />

Die Standuhr<br />

Die Negerkirche<br />

Unsere Sauerlander Heilpflanzen<br />

De gebrohene Gaos<br />

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Seite<br />

Dr. Franz Rips 2<br />

Th. Propper 28<br />

Josef Riither 30<br />

Dr. Heinrich Luhmann 33<br />

Dr. Johannes Hatzfeld 40<br />

Th. Propper 42<br />

Martha Schlinkert 45<br />

B. Bahnschiulte 46<br />

Anna Kayser 49<br />

Sepp Geilen 50<br />

Hermann Hinse 55<br />

Heinrich Schauerte 58<br />

Franz Josef Koch 61<br />

Anna Kayser 63<br />

Fritz Jiirgens .65<br />

Hugo Cramer 71<br />

Anna Kayser 72<br />

Dr. Fritz Ernst 74<br />

H. Sommer 76<br />

Ferdinand Tonne 81<br />

Willibrord Menke 84<br />

Dr. Th. Riither 88<br />

Theodor Propper 90<br />

Willibrord Menke 92<br />

Josef Nolte 96<br />

36<br />

60<br />

69<br />

93<br />

143


95<br />

Theodor Propper<br />

Der Schnitter g,j<br />

H. Rosemann<br />

Die „gottlose" Kuh gg<br />

Anna Kayser, die ^sa.erlandische Volksschriftstellerin T. Popperling<br />

Theodor Tochtrop<br />

Das Wetter im Sauerland ^^^<br />

Kinder-Heimat ^^^<br />

Plattduitsk in Ehren<br />

Hius ungerm Auwer<br />

Josef Kraume<br />

Haus / Hof / Garten<br />

•7„;+ H. Gathmann<br />

Sauerlandisches Schrifttum m unserer Zeit<br />

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144<br />

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114<br />

119—142


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DuSSELDORF, Beethovenstr.21 MUNCHEN 13, Ainmillerstr. 30<br />

MANNHEIM, Augusta-Anl. 29<br />

BERLIN-Lichtenradc,<br />

Lintruperstr. 13<br />

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^1^<br />

Itifinmint<br />

^ie ^to^a ^^ei/natteitun^ des Saiuntatihas<br />

Eigene Redaktionen:<br />

Olpe Bahnhoistr. 6 Tel. Nr. 459<br />

Altenhundem GartenstraBe 4,<br />

TeLAmtKlrchhundemNr. 450<br />

Amsberg Alter Markt 1 Tel. Nr. 2706<br />

Nehelm-HUsten Apothekerstr. 38 Tel. Nr. 2232<br />

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Mes«lM4e<br />

BrilOB<br />

Hagan<br />

Alteaa<br />

SlegMi<br />

Lttd«B*A«M<br />

Rulintr. 1<br />

Xolplnsrtr.U<br />

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Str. n<br />

KaiMr Str. 4<br />

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