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Anwendungstechnische Hinweise - Erl GmbH SCHWEISSEN+ ...

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<strong>Anwendungstechnische</strong><br />

<strong>Hinweise</strong><br />

Schweißen von nichtrostenden Stählen<br />

Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Lichtbogenlöten


Schweißen von nichtrostenden Stählen<br />

Was sind nichtrostende Stähle?<br />

A.2<br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

In nichtrostenden Stählen ist Chrom das wichtigste Legierungselement. Ab einem hohen Chromgehalt werden Stahlsorten korrosions- und<br />

hitzebeständig. Es kann sich an der Oberfl äche eine sehr dünne Chromoxydschicht bilden, wodurch das darunterliegende Material nicht angegriffen<br />

wird. Nichtrostender Stahl muss, damit er rostfrei wird, mind. 12 bis 14 % Chrom enthalten, eine glatte Oberfl äche ist dabei jedoch notwendig.<br />

Bei höherem Chromgehalt nimmt die Korrosionsbeständigkeit weiter zu. Der Chromgehalt variiert von 12 bis ca. 30 %. Um bessere mechanische<br />

Eigenschaften und eine noch bessere Korrosionsbeständigkeit zu bekommen, werden andere Legierungselemente zulegiert wie Nickel, Molybdän,<br />

Titan und Niob. Nickel bis ca. 20% und Molybdän bis ca. 5%. Die Zugfestigkeit und die Dehnung ist bei den nichtrostenden Stählen im kaltgewalzten<br />

Zustand höher als bei vergleichbaren unlegierten Stählen, die Streckgrenzen sind ungefähr gleich.<br />

Einteilung der nichtrostenden Stähle<br />

Ein ferritischer Chromstahl enthält mehr als 12 % Chrom und einen niedrigen Kohlenstoffgehalt (weniger als 0,15 %), ist magnetisch, nicht<br />

aufhärtend, aber anfällig für Kornwachstum. Im Zusammenhang mit der Gefahr des Kornwachstums sind diese Legierungen nicht einfach zu<br />

verschweißen.<br />

Ein martensitischer Chromstahl enthält meistens minimal 12 bis 14 % Chrom und hat einen verhältnismäßig hohen Kohlenstoffgehalt (mehr als<br />

0,10 %), ist magnetisch und gehärtet. Wegen der Härte sind die martensitischen Chromstähle schwieriger zu verschweißen. Für Ofenteile wird<br />

oft 1.4006, X10Cr13 angewendet. Dies ist ein 13 %iger Chromstahl. Ein bekannter Typ ferritischen Chromstahls ist der 1.4016 (X6Cr17), AISI 430<br />

(enthält 17 % Cr), der in der Erdölindustrie bei hohen Betriebstemperaturen eingesetzt wird.<br />

Ein austenitischer Chrom-Nickel-Stahl enthält mehr als 17 % Chrom und 8 % Nickel und hat einen niedrigen Kohlenstoffgehalt. Er ist nicht<br />

magnetisch, nicht aufhärtend, unempfi ndlich für Kornwachstum und sehr gut zu schweißen. Die Wärmeausdehnung ist bei diesen Stählen um<br />

etwa 50 % höher als bei unlegierten Stählen, während die Wärmeleitfähigkeit nur etwa 1/3 beträgt. Die Gruppe der austenitischen Stähle hat die<br />

weitaus größte Bedeutung.<br />

Ein ferritisch-austenitischer Chrom-Nickel-Stahl, auch bekannt als Duplex- und Superduplex enthält 22 bis 25 % Chrom und 5 bis 7 % Nickel<br />

sowie Molybdän, Wolfram, Kupfer und Stickstoff. Diese Stahlsorten haben eine hohe allgemeine Korrosionsbeständigkeit und besitzen hohen<br />

Widerstand gegen Spaltkorrosion. Der bekannteste Vertreter ist der 1.4462.<br />

Die am meisten vorkommenden Stahlsorten sind der 1.4306 (X2CrNi19-11), AISI 304L, bekannt als 18/8-rostfreier Stahl und der 1.4571<br />

(X6CrNiMoTi17-12-2), AISI 316L.<br />

Behandlung nichtrostender Stähle<br />

Nichtrostende Stähle werden üblicherweise in einwandfreiem Zustand mit einer gut geschlossenen Chromoxydschicht geliefert. Um diesen<br />

Zustand so beizubehalten darf die Oberfl äche während des Transports, der Lagerung und der Bearbeitung nicht beschädigt oder verschmutzt<br />

werden. Schleifstaub, Abdrücke von Gummisohlen, Späne, Flüssigkeiten und andere Oberfl ächenkontaminierungen sind tunlichst zu vermeiden.<br />

Werkzeuge und Vorrichtungen<br />

Hilfswerkzeuge wie Klammern, Schablonen, Spannvorrichtungen etc. müssen aus nichtrostendem Stahl hergestellt oder mit Kontaktfl ächen aus<br />

diesem Werkstoff versehen sein um das Eindrücken von Fremdmaterial zu verhindern.<br />

Für das Entfernen von Schlackenresten und Schweißspritzern dürfen nur rostfreie Pickhämmer verwendet werden. Masseklemmen müssen fest<br />

sitzen – lose Anschlüsse sind absolut verboten, da dadurch an den Stromübergängen hohe Temperaturen, somit Spannungen entstehen und die<br />

Oberfl äche beschädigt wird.<br />

Bei der Vor- und Nachbearbeitung von nichtrostenden Stählen mittels Schleifen muss folgendes beachtet werden<br />

• ausschließlich Schleifscheiben benutzen welche vom Hersteller für Edelstahl frei gegeben werden<br />

• die verwendeten Schleifscheiben nur für Edelstahl einsetzen<br />

• die Schleifbewegungen längs zur Schweißfuge ausführen (bei Schleifriefen in Querrichtung können beim nachfolgenden Schweißen Bindefehler<br />

entstehen)<br />

• die Verschmutzung der umliegenden Blechoberfl äche mit Schleifstaub vermeiden (Abdecken der Oberfl ächen)<br />

• Schruppscheiben sind mit der Körnung 36-46, Fiberscheiben und Schleifmopteller mit Körnung 90, Schleifband mit Körnung 129 und<br />

Fiberscheiben zum Feinschleifen mit Körnung 160 bis 220 einzusetzen<br />

• eine Erwärmung der Oberfl äche von mehr als 300° darf nicht erfolgen<br />

Tipps zum Heftschweißen<br />

Heftschweißungen sollen nicht kleiner als die spezifi zierte Wurzelnaht sein und den gleichen Qualitätsstandards derselben entsprechen. Die<br />

Länge der Heftnaht soll nicht kleiner als das Vierfache der größeren Blechdicke sein und bei Blechdicken von mehr als 50 mm ist eine noch<br />

stärkere Ausführung in Betracht zu ziehen. Dies kann auch eine zweilagige Schweißung beinhalten. Beim Einsatz niederfester Schweißzusätze für<br />

höherfeste Grundwerkstoffe ist ebenfalls eine besondere Betrachtung notwendig.<br />

Beim automatischen oder mechanisierten Schweißen ist die Aufnahme des Heftschweißens in der Schweißanweisung notwendig. Wenn eine<br />

Heftnaht in der fertigen Schweißnaht verbleibt ist diese entsprechend auszuführen und durch einen qualifi zierten Schweißer vorzunehmen. Die


<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Schweißen von nichtrostenden Stählen<br />

Heftschweißungen sind rissfrei auszuführen und vor der Überschweißung zu reinigen. Risse sind vor dem Überschweißen vollständig zu entfernen.<br />

Heftschweißungen welche nicht in der fertigen Naht verbleiben sind vollständig zu entfernen.<br />

Alle zusätzlichen Hilfsvorrichtungen welche für den Zusammenbau des Bauteiles benötigt werden sind so auszuführen dass diese anschließend<br />

wieder leicht zu entfernen sind. Die Bauteiloberfl äche muss nach dem Entfernen durch z. B. Meißeln oder Schneiden sauber überschliffen werden.<br />

Ein Nachweis der Rissfreiheit kann durch entsprechende zerstörungsfreie Prüfmethoden (Farbeindringprüfung) erfolgen.<br />

Wurzelschutz<br />

Ein perfektes Schweißgut ohne Beeinträchtigung der Korrosionsbeständigkeit und mechanischen<br />

Eigenschaften kann nur erzielt werden, wenn ein Wurzelschutz angewendet wird, der zu sehr niedrigen<br />

Sauerstoffgehalten führt.<br />

Optimale Ergebnisse können bei bis zu maximal 20 ppm Sauerstoff (O 2 ) auf der Wurzelseite erzielt werden.<br />

Dies kann mit mit speziellen Vorrichtungen erreicht und mit einem modernen Sauerstoffmessgerät überwacht<br />

werden.<br />

Reines Argon ist das am häufi gsten verwendete Gas für den Wurzelschutz bei nichtrostenden Stählen.<br />

Formiergas (90 % N 2 + 10 % H 2 ) ist eine ausgezeichnete Alternative für austenitische Standard-Stähle. Das<br />

Gas enthält eine aktive Komponente Wasserstoff (H 2 ) durch die der Sauerstoffanteil im Schweißbereich<br />

reduziert wird. Stickstoff kann bei Duplex-Stählen eingesetzt werden um einen Stickstoffverlust im Schweißgut zu verhindern.<br />

Verbindung von unterschiedlichen Stählen (Schwarz-Weiss-Verbindung)<br />

Aufgrund der im Mikroschliff unterschiedlichen Färbung werden Verbindungsschweißungen zwischen unlegierten Stählen und nichtrostenden<br />

Werkstoffen als Schwarz-Weiss-Verbindung bezeichnet. Die größte Herausforderung ist die Vermeidung der Martensitbildung und die damit<br />

einhergehende Rissanfälligkeit. Dazu sind folgende Maßnahmen zu treffen:<br />

• Schweißen ohne Zusatz darf generell nicht erfolgen<br />

• Unlegierte Schweißzusätze führen zu einem vollmartensitischem Gefüge und somit unbrauchbar.<br />

• Durch die Verwendung überlegierter Schweißzusätze wie dem 1.4370 oder noch besser dem 1.4332 kann ein nahezu martensitfreies Gefüge<br />

erreicht werden.<br />

• Die Aufmischung mit dem Grundwerkstoff ist so gering wie möglich zu halten. Dies kann durch eine unterschiedliche Anfasung der Bleche (nahezu<br />

90° bei dem unlegierten Material und 50-60° beim hochlegierten Werkstoff) und durch das Ausrichten des Lichtbogens zum hochlegierten Stahl<br />

erreicht werden.<br />

• Beim Schleifen ist aufgrund der Gefahr von Aufhärtungsrissen sehr vorsichtig zu arbeiten.<br />

• Mit einer Korrosionsbeständigkeit des nichtrostenden Stahles ist erst ab einem Abstand von ca. 30 mm zur Schweißnaht zu rechnen.<br />

Empfehlungen zur Schutzgasauswahl zum Schweißen nichtrostender Stähle<br />

Schutz der Schweißnaht<br />

Die Hauptaufgaben des Schutzgases bestehen darin, den Schweißbereich während des Schweißvorgangs<br />

vor atmosphärischen Einfl üssen, also vor Oxidation und Stickstoffnahme, zu schützen und den Lichtbogen<br />

zu stabilisieren. Die Auswahl des Schutzgases kann einen Einfl uß auf die Eigenschaften des Lichtbogens<br />

haben.<br />

MSG-Schweißen<br />

Die Weiterentwicklung der Schweißmaschinen und die Auswahl des Schutzgases trägt zur Verbesserung<br />

der Wirtschaftlichkeit beim MSG-Schweißen bei. Dies hat zu einem größeren Einsatz des MSG-Prozesses<br />

geführt.<br />

Das Basisgas zum MSG-Schweißen ist ein Inertgas - Argon (Ar) oder Helium (He) oder eine Mischung von<br />

beiden. Weiterhin kann durch einen geringfügigen Zusatz von Sauerstoff (O 2 ) oder Kohlendioxid (CO 2 ) der<br />

Lichtbogen stabilisiert und das Fließverhalten und die Qualität des Schweißguts verbessert werden. Für<br />

nichtrostende Stähle sind außerdem Schutzgase mit geringen Mengen Wasserstoff (H 2 ) erhältlich.<br />

WIG- und Plasmaschweißen<br />

Im Normalfall wird zum WIG-Schweißen als Schutzgas Argon, Helium oder eine Mischung aus Beiden<br />

eingesetzt. In einigen Fällen wird Stickstoff (N 2 ) und/oder Wasserstoff (H 2 ) hinzugefügt, um bestimmte<br />

Eigenschaften zu erzielen.<br />

Schutzgase mit Wasserstoff können beispielsweise für viele herkömmliche Edelstähle zur Erhöhung<br />

der Produktivität eingesetzt werden. Wenn Stickstoff zugefügt wird, können dadurch die Eigenschaften<br />

des Schweißguts verbessert werden. Oxidierende Gasanteile werden nicht hinzugefügt, weil sie die<br />

Wolframelektrode zerstören.<br />

A.3


Schweißen von nichtrostenden Stählen<br />

Gas Grundwerkstoff<br />

A.4<br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

MSG Schweißen Austenitisch Duplex Ferritisch Voll austenitisch Super Duplex Nickelbasis-Legierungen<br />

Ar ● ● a) ●<br />

He ● ● a) ●<br />

Ar + He ● ● a) ●<br />

Ar + (1-3) % O2 ● b) ● b) ● b) ● c) ● b)<br />

Ar + (1-3) % CO d) 2<br />

● e) ● e) ● e) ● c) ● e)<br />

Ar + 30 % He + (1-3) % O2 ● f) ● f) ● f) ● c) ● f)<br />

Ar + 30 % He + (1-3) % CO d) 2<br />

● f) ● f) ● f) ● c) ● f)<br />

Ar + 30 % He + (1-2) % N2 ● g) ●<br />

Gas Grundwerkstoff<br />

WIG Schweißen Austenitisch Duplex Ferritisch Voll austenitisch Super Duplex Nickelbasis-Legierungen<br />

Ar ● ● ● ● ●<br />

He ● ● ● ● ● ●<br />

Ar + He ● ● ● ● ● ● h)<br />

Ar + (2-5) % H2 ● i) ● i) ● i)<br />

Ar + (1-2) % N2 ● ●<br />

Ar + 30 % He + (1-2) % N2 ● ●<br />

● empfohlen bedingt empfohlen<br />

a) Ar vorzugsweise beim MSG-Impuls-Schweißen.<br />

b) Besseres Fließverhalten des Schweißbades als mit Ar.<br />

c) Nicht für 22.12.HT and 27.31.4LCu besser Ar.<br />

d) Nicht zum Sprühlichtbogenschweißen, wenn ein besonders niedriger Kohlenstoffgehalt gefordert ist.<br />

e) Besseres Fließverhalten des Schweißbades als mit Ar. Bessere Kurzlichtbogeneigenschaften als bei Ar + (1-3)% CO 2 .<br />

f) Besseres Fließverhalten des Schweißbades als mit Ar. Bessere Kurzlichtbogeneigenschaften als bei Ar + (1-3)% CO 2 .<br />

g) Für Qualitäten die mit Stickstoff legiert sind.<br />

h) Ar + 30 % He bietet bessere Fließeigenschaften als Ar.<br />

i) Vorzugsweise zum automatischen Schweißen. Hohe Schweißgeschwindigkeit. Risiko der Porosität bei Mehrlagenbetrieb.


<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong> zum Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Der Einsatz von Aluminium und seinen Legierungen nimmt ständig zu. Auch in der Zukunft ist mit einem über-proportionalen Zuwachs und der<br />

Substitution von Stahl speziell, aber nicht nur, im Mobilitätsbereich zu rechnen. Die steigenden Energiekosten machen den Leichtbau zunehmend<br />

wirtschaftlich. Dies führt dazu, dass Fertigungsbetriebe von der Verarbeitung von Stahl auf Aluminium umsteigen oder direkt Aluminiumverarbeiter<br />

neu entstehen.<br />

Da die Fertigungsprozesse und die verwendeten Begriffe von Stahl oft nur wenig abweichen, werden allzu oft grundlegende Fehler in der<br />

Verarbeitung gemacht, welche zu teurer Nacharbeit, Ausschuss und Terminverzug führen. Tatsächlich sind viele Eigenschaften von Aluminium<br />

geradezu entgegengesetzt zu Stahl und deren Kenntnis ist für eine sichere Verarbeitung unbedingt nötig.<br />

Physikalische Größen von chemisch reinem Aluminium (im Vergleich zu Eisen)<br />

Eigenschaften Einheit Al Fe Verhältnis<br />

Atomgewicht [g/Mol] 26,98 55,84 ≈ 1 zu 2<br />

Kristallgitter kubisch flächenzentriert kubisch raumzentriert<br />

Dichte [g/cm3 ] 2,70 7,87 ≈ 1 zu 3<br />

Elastizitätsmodul [Gpa] 67 210 ≈ 1 zu 3<br />

Ausdehnungskoeffizient [1/K] 24 • 10-6 12 • 10-6 ≈ 2 zu 1<br />

Rp0,2 [MPa] ≈ 10 ≈ 100 ≈ 1 zu 10<br />

Zugfestigkeit Rm [MPa/] ≈ 50 ≈ 200 ≈ 1 zu 4<br />

Spezifische Wärme [J/kg•K] ≈ 890 ≈ 460 ≈ 2 zu 1<br />

Schmelzwärme [J/g] ≈ 390 ≈ 272 ≈ 1,5 zu 1<br />

Schmelztemperatur [°C] 660 1536 ≈ 1 zu 2,5<br />

Wärmeleitfähigkeit [W/m•K] 235 75 ≈ 3 zu 1<br />

Elektrische Leitfähigkeit [m/Ω•mm2 ] 38 ≈ 10 ≈ 4 zu 1<br />

Oxide Al O 2 3 FeO / Fe O / Fe O 2 3 3 4<br />

Schmelztemperatur der Oxide [°C] 2050 1400 / 1455 / 1600 bei Fe ähnlich dem Metall<br />

bei Al ca. 3 x so hoch<br />

Dichte der Oxide [g/cm3 ] 3,89 5,7 / 5,24 / ≈ 5,0 Fe-Oxide sind leichter als<br />

Metall; Al-Oxid schwerer<br />

Tabelle: Physikalische Eigenschaften von Aluminium zu Eisen<br />

Auswirkungen der Unterschiede in den physikalischen Größen von Stahl zu Aluminium auf das Schmelzschweißen<br />

Die Unterschiede in Dichte, Elastizitätsmodul und der Festigkeit sind für das praktische Schweißen kaum von Relevanz, natürlich jedoch für die<br />

Konstruktion der Bauteile.<br />

Die gute elektrische Leitfähigkeit von Aluminium kann zu Schwierigkeiten beim Zünden des Lichtbogens führen und die ebenso hohe Wärmeleitfähigkeit<br />

zu Bindefehlern am Nahtanfang und zu vorlaufender Schweißwärme. Auf diese Aspekte wird in weiterer Folge detailliert eingegangen. Die<br />

gute Wärmeleitfähigkeit kann ebenso zu einer starken Erwärmung von Schweißvorrichtungen und damit zu Dimensionsabweichungen führen,<br />

denen mit einer entsprechend stabilen Ausführung und eventuell einer zusätzlichen Kühlung begegnet werden muss. Grundsätzlich führen hohe<br />

Wärmeleitfähigkeit und Ausdehnungskoeffi zient zu einem stärkeren Verzug beim Schweißen von Aluminium. Dies ist in Konstruktion und im<br />

Vorrichtungsbau zu berücksichtigen.<br />

Ein ganz besonderes Augenmerk ist auf die Oxidschicht und die Löslichkeit von Wasserstoff zu richten.<br />

Oxidschicht<br />

Aluminium bildet an Atmosphäre sofort eine Oxidschicht im Wesentlichen aus amorphem Al 2 O 3 . Sie besteht aus zwei übereinander liegenden<br />

Teilschichten und zwar<br />

• einer nahezu porenfreien Grund- oder Sperrschicht aus amorphem Aluminiumoxid und<br />

• einer porösen wasserhaltigen Deckschicht mit geringen kristallinen Anteilen an Al-Hydroxiden und Bayerit.<br />

Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Die Dicke der Oxidschicht nimmt mit Zeit, Temperatur und Sauerstoffangebot zu. Obwohl die Oxidschicht sehr dicht ist, einen Schmelzpunkt von ca.<br />

2.300° Celsius aufweist und die Aluminium-oberfl äche vor weiterer Korrosion schützt, kann diese auch porös sein und Feuchtigkeit aufnehmen.<br />

A.5


Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Abbildung: Aufbau einer natürlichen Oxidschicht (schematisch)<br />

A.6<br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Der Oberfl ächenzustand von Aluminium beeinfl ußt beim MIG und WIG-<br />

Schweißen<br />

• die Lichtbogenstabilität (für einen stabilen Lichtbogen ist das<br />

Vorhandensein von Al-Oxid notwendig)<br />

• die Geometrie des Lichtbogenbrennfl ecks<br />

• den Spannungsabfall im Lichtbogen und damit die Lichtbogenlänge<br />

• die Schweißnahtgeometrie<br />

• die Schweißnahtgüte<br />

• die Reproduzierbarkeit des Prozesses speziell beim mechanisierten<br />

Schweißen<br />

Da die Ausbildung der Oxidschicht aufgrund der extrem geringen Dicken<br />

im Nanometerbereich in der Praxis derzeit kaum messbar ist bleibt oft nur die Möglichkeit durch chemische Methoden (Beizen) die Oxidschicht<br />

vollständig zu entfernen und durch Lagerung unter defi nierten Umgebungs- und Zeitbedingungen beim nachfolgenden Schweißen eine defi nierte<br />

Schichtdicke zu erzielen.<br />

Bemerkenswert ist ferner, dass die Dichte des Aluminiumoxids im Vergleich zum Metall höher ist. Bei Eisen haben die Oxide ein geringeres<br />

Gewicht als das Metall und schwimmen deshalb beim Schmelzschweißen auf der Oberfl äche. Bei Aluminium sinken die Oxide im Schmelzbad<br />

nach unten und können Oxideinschlüsse verursachen.<br />

Löslichkeit von Wasserstoff<br />

Von allen Gasen ist in Aluminium nur Wasserstoff löslich. Verglichen mit der Löslichkeit von Gasen in Eisenlegierungen ist das Lösungsvermögen<br />

gering.<br />

Die Löslichkeit von Wasserstoff in Aluminium hängt von dessen Legierungsgehalt und von der Temperatur ab. Die gelöste Menge wird zusätzlich<br />

vom Wasserstoffangebot bestimmt, das in der Regel als Wasserstoffpartialdruck angegeben wird. Die gelöste Menge wird üblicherweise in ml des<br />

gelösten Gases pro 100 g Metall angegeben. (1013 mbar und 0° Celsius; 1 ppm = 1,1124 ml/100g)<br />

Da die Löslichkeit von Wasserstoff in Aluminium während der Abkühlung bei einer Temperatur von ca. 600°C sprungartig (1:20) abnimmt kommt<br />

es während der Erstarrung des Schmelzgutes häufi g zu Poren bedingt durch Wasserstoff. Bei Reinaluminium ist die Porenanfälligkeit am<br />

gravierendsten, während bei den Legierungen der Löslichkeitssprung geringer ist. Dies führt naturgemäß zu geringerer Porosität.<br />

Abbildung: Löslichkeit von Wasserstoff in Aluminium und Eisen<br />

Oberfl ächenbehandlung vor dem Schweißen<br />

Diese Umstände führen dazu, dass das Vorhandensein von<br />

Wasserstoffporen beim MIG-Schweißen von Aluminium nahezu<br />

unvermeidbar ist. Poren haben negative Auswirkungen auf die statische<br />

und dynamische Festigkeit der Ver-bindung und können auch sonst<br />

störend sein. Beim mechanischen Abarbeiten der Nähte treten die<br />

Poren zutage und stören aus optischen Gründen oder Verringern die<br />

Lackhaftung.<br />

Abnahmeorgane bei abnahmepfl ichtigen Bauwerken fi nden die<br />

Beurteilung schwierig ob die Porigkeit noch akzeptabel ist oder nicht<br />

und sowohl Hersteller als auch Kunden fi nden es einfach handwerklich<br />

inakzeptabel.<br />

Die grundsätzliche Lösung liegt darin, das Wasserstoffangebot so<br />

gering wie möglich zu halten. Allgemein wird ein Wasserstoffgehalt von<br />

ca. 0,2 bis 0,3 ml/100g als die Obergrenze dafür gehalten, das keine<br />

oder kaum Poren auftreten. Dieser Grenzwert wird in der Praxis häufi g<br />

erheblich überschritten. Quellen des Wasserstoffs sind Grundwerkstoff,<br />

Zusatzwerkstoff, Schutzgas, Atmosphäre. Eine möglichst saubere Lagerung<br />

und Verarbeitung der Werkstoffe, Vorbehandlung der Oberfl ächen und<br />

Vermeidung aller sonstigen Wasserstoffquellen sind oberstes Gebot.<br />

Aufgrund der oben beschriebenen Eigenschaften ist der Oberfl ächenbehandlung der Grund- und Zusatzwerkstoffe beim Schutzgasschweißen<br />

von Aluminium ein weitaus höherer Stellenwert zuzuschreiben als beispielsweise bei Stahl. Die Frage ob eine Reinigung vor dem Schweißen<br />

erforderlich ist kann nur so beantwortet werden: Wenn porenarme, hochfeste und konstante Schweißnähte erzielt werden sollen ist eine gründliche<br />

Reinigung nach erprobten, festgelegten und reproduzierbaren Verfahrensabläufen unbedingt erforderlich.<br />

Wir haben die folgenden grundlegenden Richtlinien für die Lagerung, Reinigung, Nahtvorbereitung und das Schweißen zusammengestellt.


<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Lagerung und Handling<br />

Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Grundwerkstoffe<br />

Bleche und Profi le sollen vertikal und mit einem genügenden Abstand zueinander gelagert werden um eine ausreichende Luftzirkulation zu<br />

ermöglichen und Kontaktpunkte zueinander zu vermeiden. Das Lager muss überdacht und vorzugsweise beheizt sein, wobei die Temperatur<br />

möglichst konstant zu halten ist. Eine kontrollierte Luftfeuchtigkeit ist wünschenswert.<br />

Zusatzwerkstoff<br />

Ein beheizter Lagerraum mit konstanter Temperatur und falls möglich kontrollierter Luftfeuchtigkeit ist von großer Bedeutung. Vor der Verarbeitung<br />

sind die Schweißzusätze für mindestens 24 Stunden in der gleichen Umgebung wie die Grundwerkstoffe in Originalverpackung aufzubewahren um<br />

eine Anpassung der Temperatur mit der Umgebung zu ermöglichen. Ein Schutz vor Staub und anderer Verschmutzung muss jederzeit gewährleistet<br />

sein.<br />

Kondensation<br />

Die atmosphärischen Einfl üsse von Luftfeuchtigkeit und Temperatur können zu verschiedenen Jahreszeiten die Fertigungsbedingungen<br />

entscheidend verändern. So wie Feuchtigkeit auf einem kühlen Bierglas kondensiert kann dies auch auf Aluminiumoberfl ächen auftreten. Dafür<br />

maßgebend ist der Temperaturunterschied zwischen Luft und Metall, sowie die relative Luftfeuchtigkeit. In der folgenden Tabelle wird der Taupunkt<br />

bei verschiedenen Temperaturunterschieden und Luftfeuchten beispielsweise angegeben. Unter www.migweld.de steht ein Taupunktrechner zur<br />

Verfügung. MIG WELD bietet auch ein Messgerät an, mit welchem Lufttemperatur, Metalltemperatur und die relative Luftfeuchte gemessen werden<br />

kann und eine direkte Aussage zur Schweißeignung erfolgt.<br />

(T – T )° Luft Metall Relative Luftfeuchtigkeit (T – T )° Luft Metall Relative Luftfeuchtigkeit<br />

°C % °C %<br />

0 100 12 44<br />

1 93 13 41<br />

2 87 14 38<br />

3 81 15 36<br />

4 75 16 34<br />

5* 70* 18 30<br />

6 66 20 26<br />

7 61 22 23<br />

8 57 24 21<br />

9 53 26 18<br />

10 50 28 16<br />

11 48 30 14<br />

Tabelle: Kondensation von Wasser in Abhängigkeit der Temperaturdifferenz von Metall zu Luft<br />

* Beispiel: Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 % kondensiert Feuchtigkeit auf der Metalloberfl äche bei einem Temperaturunterschied von<br />

nur 5 °Celsius. Das Auftreten von Kondensation ist unbedingt zu vermeiden.<br />

Nahtvorbereitung<br />

Plasmaschneiden<br />

Es ist auf einen möglichst konzentrierten Lichtbogen und auf eine geringe Wärmeeinbringung zu achten. Speziell bei Legierungen der Gruppen<br />

2XXX, 6XXX, und 7XXX kann es in der Wärmeeinfl usszone zur Rissbildung kommen und die anschließende mechanische Abarbeitung der<br />

Schnittkante bis zu 3 mm und mehr wird erforderlich. Legierungen der Gruppen1XXX, 3XXX, und 5XXX können hingegen meist ohne weitere<br />

Bearbeitung verschweißt werden.<br />

Mechanische Bearbeitung<br />

Drehen, Fräsen und andere spanabhebende Verfahren sind grundsätzlich am besten geeignet. Schmier- oder Kühlmittel dürfen jedoch nicht<br />

verwendet werden und die Werkzeuge müssen scharfe Schneidkanten aufweisen um das Schmieren des Metalls zu vermeiden.<br />

Beim Sägen und Schleifen sollen ausschließlich Produkte verwendet werden welche vom jeweiligen Hersteller für Aluminium empfohlen werden.<br />

Beim Bürsten ist darauf zu achten, dass Edelstahlbürsten verwendet werden um Einschlüsse von Kohlenstoffstahl im Grundwerkstoff zu vermeiden.<br />

Der Drahtdurchmesser der Bürsten soll zwischen 0,1 und 0,25 mm bei den weicheren Aluminiumlegierungen und zwischen 0,25 und 0,4 mm<br />

bei den härteren Legierungen liegen. Zu dünne Drähte werden an deren Enden häufi g verbogen und sind dann nicht mehr in der Lage die<br />

Verunreinigungen tatsächlich zu entfernen, sondern „verschmieren“ diese dann nur mehr. Zu dicke Drähte erzeugen zu tiefe Riefen im Werkstoff.<br />

Ähnliche Gesichtspunkte sind beim Reinigen durch Sandstrahlen zu berücksichtigen. Die Auswahl des Strahlgutes soll mit dem Hersteller<br />

abgestimmt werden. Luftdruckwerkzeuge sollen ihre Abluft nach hinten auslassen um eine Kontamination der Oberfl äche mit Öl zu vermeiden.<br />

A.7


Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

A.8<br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Chemische Reinigung<br />

Die Reinigung der zu fügenden Bauteile soll möglichst kurz vor dem Schweißvorgang durchgeführt werden. Mögliche Reinigungsmethoden sind<br />

das Beizen in alkalischen Lösungen und der Einsatz von Lösungsmitteln auf Kohlenwasserstoffbasis (Alkohol, Azeton etc.). Trotz des hohen<br />

Aufwandes ist dem Beizen der Vorzug zu geben. Der Einsatz von Lösungsmitteln ist in vielen Fällen aufgrund des Arbeitsschutzes bedenklich, da<br />

Rückstände von Lösungsmitteln durch den Lichtbogen in gesundheitsschädliche Gase und Dämpfe umgewandelt werden.<br />

Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Allgemeines<br />

Das Schmelzschweißen von Aluminium bezogen auf die Menge des abgesetzten Zusatzes wird hauptsächlich mit dem MIG (Metall Inert<br />

Gas)-Prozess durchgeführt. Neben dem MIG-Schweißen hat das WIG (Wolfram Inert Gas)-Schweißen eine größere Bedeutung im Behälter-<br />

und Apparatebau und bei der Verarbeitung von Blechdicken unterhalb von 2 mm. Gegenwärtig erfolgt jedoch speziell im Blechdickenbereich<br />

unterhalb von 2 mm eine Substitution des WIG–Schweißens durch das MIG–Schweißen. Der Grund dafür liegt in den Fortschritten der MIG-<br />

Impulsschweißtechnik, welche es ermöglicht dünnere Bleche prozeßsicher zu verarbeiten.<br />

Die Gemeinsamkeit des MIG- mit dem WIG-Prozess liegt im inerten Schutzgas (Argon, Helium oder Gemische aus Argon und Helium) und<br />

dem Schmelzbad. Die hauptsächlichen Unterschiede liegen in der Elektrode und der verwendeten Stromquelle. Während beim MIG-Schweißen<br />

als Elektrode der Zusatzwerkstoff selbst verwendet wird und die Stromquelle eine Konstantspannungscharakteristik aufweist, wird beim WIG-<br />

Schweißen eine nicht abschmelzende Wolframelektrode verwendet und die Stromquelle weist eine Konstantstromcharakteristik auf.<br />

Während das MIG-Schweißen sehr gut mechanisierbar (Roboter) ist, ist dies beim WIG-Schweißen nur bedingt möglich. Deshalb und wegen der<br />

grundsätzlich höheren Abschmelzleistung des MIG-Prozesses erfährt das MIG-Schweißen zukünftig eine weiterhin zunehmende Bedeutung.<br />

Zusatzwerkstoffe<br />

Die Auswahl des richtigen Schweißzusatzes kann aufgrund der Tabellen in diesem Katalog oder mit dem Werkstoffrechner unter www.migweld.de<br />

vorgenommen werden. Diese Hilfsmittel können jedoch nicht alle konstruktiven und metallurgischen Besonderheiten und den Festigkeitszustand<br />

des Grundwerkstoffes berücksichtigen. Aus diesem Grund kann auf eigene Untersuchungen und Versuche vor einer Produktionsfreigabe in<br />

vielen Fällen nicht verzichtet werden. Die Qualität und die Prozeßsicherheit des Fügevorganges kann mit der Qualität des Zusatzwerkstoffes in<br />

unmittelbaren Zusammenhang gebracht werden.<br />

MIG-Schweißen<br />

Zusatzwerkstoffe von MIG WELD sind hochrein und weisen eine spezielle Oberfl ächenbehandlung auf. Beim MIG-Schweißen ist der<br />

Zusatzwerkstoff auch gleichzeitig die Elektrode und wird in einem automatischen Prozess von der Drahtspule über ein Drahtvorschubsystem durch<br />

ein Brennerschlauchpaket und ein Kontaktrohr dem Lichtbogen zugeführt. Der Schweißstrom wird der Drahtelektrode erst kurz vor dem Lichtbogen<br />

übergeben. Die Gleiteigenschaft und die Reinheit der Oberfl äche sind für einen störungsfreien Ablauf der Drahtförderung ausschlaggebend und<br />

MIG WELD- Drahtelektroden sind dafür optimiert. Sie zeichnen sich durch einen stabilen und reproduzierbaren Zündvorgang und durch einen<br />

geringen Gleitwiderstand im Schlauchpaket aus. Ein sehr angenehmer Nebeneffekt der Oberfl ächenreinheit ist die deutlich geringere Bildung<br />

von Schweißrauch, welcher in nicht unbeträchtlichem Maße durch die Verdampfung von Unreinheiten der Drahtoberfl äche entstehen kann.<br />

Schweißnähte mit MIG WELD-Drahtelektroden zeichnen sich durch geringste Porosität und höchstmögliche Festigkeit aus.<br />

Abbildung: Drahtelektrodenvergleich in Bezug auf Schweißrauchemission<br />

Die geringe Schweißrauchbildung wurde durch Messungen des Berufsgenossenschaftlichen<br />

Instituts für Arbeitssicherheit, St. Augustin<br />

anhand von Drahtelektroden der Legierung AlSi5 1,2 mm im Vergleich<br />

zu anderen handelsüblichen Produkten nachgewiesen.<br />

Die Drahtfördereinrichtung ist gemäß den Vorschriften des<br />

Geräteherstellers für die Verarbeitung von Aluminium auszustatten.<br />

Das betrifft die Formgebung der Drahtvorschubrollen, die Verwendung<br />

von Kunststoffseelen und die Auswahl der Kontaktrohre.<br />

Gegenüber der Verarbeitung von Stahldrähten ist der Innendurchmesser<br />

des Kontaktrohres größer zu wählen. Beispielsweise hat sich ein<br />

Bohrungsdurchmesser von 1,6 mm des Kontaktrohres für 1,2 mm<br />

Drahtdurchmesser bewährt. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass<br />

die Drahtelektrode auf ihrem Weg von der Spule bis zum Lichtbogen an<br />

keiner Stelle scheuert und deren Oberfl äche nicht beschädigt wird.<br />

Weiters ist zu beachten, dass Reinaluminium und Aluminium-Silizium-Legierungen weicher als Aluminium-Magnesium-Legierungen sind und<br />

deshalb bei ausschließlich geschobenen Drahtvorschubsystemen mit kürzeren Brennerschlauchpaketen verarbeitet werden sollen. Eine Länge<br />

von 3 m des Brennerschlauchpaketes soll in diesem Fall nicht überschritten werden, wogegen dieses bei AlMg-Legierungen eine Länge von<br />

4 m erreichen darf. Bei mechanischen und automatischen Schweißprozessen (Roboter und Automaten) sollen Brennerschlauchpaketlängen von<br />

1,5 bis 2 m nicht überschritten werden und im Interesse eines störungsfreien Ablaufes ist der Einsatz von gezogenen Drahtvorschubsystemen<br />

(Drahtantrieb im Schweißbrenner) oder kombinierten Systemen (Push-Pull) zu empfehlen.


<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Drahtförderung<br />

Drahtvorschubsysteme für MSG-Schweißanlagen wurden zunächst für die Förderung von Stahldrähten entwickelt, ebenso wie meistens alle<br />

anderen Schweißbedingungen aus der Stahlschweißung abgeleitet wurden. Stahldrähte haben generell eine gute Gleitfähigkeit und eine hohe<br />

Knicksteifi gkeit. Beides gilt für Aluminium nicht. Dies macht speziell die Förderung der weichen AlSi und der Reinaluminiumlegierungen sehr<br />

schwierig. Keinesfalls dürfen Aluminiumdrähte durch eine Drahtführungsseele gezogen werden, da es dadurch zu einer selbstverstärkenden<br />

Bremswirkung kommt.<br />

Während es bei Drahtvorschubsystemen mit 7 kg (B300 oder S300) Spulen kaum notwendig ist den Draht durch eine Drahtführungsseele zu<br />

ziehen ist dies bei Großspulensystemen sehr oft der Fall. Um dieser Problematik zu begegnen wurden in den vergangenen 5 Jahren Abspulsysteme<br />

mit Push-Push Antrieb entwickelt. Bei derartigen Systemen wird entweder die Drahtspule angetrieben und direkt von einer Drahtfördereinheit<br />

übernommen oder der Draht aus unmittelbarer Nähe aus einer Fassspule gezogen. Die dem Drahtgebinde direkt zugeordnete Drahtfördereinheit<br />

schiebt die Drahtelektrode in die Drahtführungsseele mit Überschuß (Push). Eine zweite Drahtfördereinheit befi ndet sich direkt am Schweißbrenner<br />

und gibt die Prozessdrahtgeschwindigkeit vor. Diese schiebt den Draht das letzte kurze Stück bis zur Stromkontaktdüse (Push).<br />

Zum Abspulen von B-400 40 kg Spulen sind spezielle Abspulvorrichtungen notwendig, während dies bei<br />

den Öko-Fässern nicht notwendig ist. Es ist jedoch auf eine möglichst kurze Verbindung des Fasses mit<br />

dem Drahtvorschubgerät (siehe Abbildung) zu achten. Bei manchen Legierungen kann es sinnvoll sein, die<br />

Abspulhaube mit einem Abspulfi nger zu versehen und Kugeln einzusetzen. Wir beraten Sie gerne.<br />

Zünden des Lichtbogens<br />

Aluminium hat eine wesentlich bessere elektrische Leitfähigkeit als Stahl.<br />

Dadurch ist es schwierig im Kurzschluss eine ausreichende ohmsche<br />

Erwärmung (I2*R) des Drahtendes zu erhalten um das Schutzgas zu<br />

ionisieren und den Lichtbogen zu zünden. Zusätzlich sind die Oberfl ächen<br />

mit einer harten und isolierenden Aluminiumoxidschicht versehen welche<br />

vor dem Kurzschluss erst durchbrochen werden muss. Bei konventionellen<br />

MIG-Stromquellen konnte dieses Zündproblem oft nur durch speziell<br />

optimierte Drosseln teilweise gelöst werden. Durch die Fortschritte der<br />

elektronischen Stromquellen ist es möglich geworden den Zündstrom<br />

ausreichend schnell ansteigen zu lassen und anschließend rasch zu den<br />

Prozessparametern zurück zu kommen.<br />

Abbildung: Vorteilhafter Aufbau einer Roboteranlage<br />

Seit einigen Jahren ist auch eine Lichtbogenzündung mit Drahtrückzug<br />

verfügbar. Dabei wird die Drahtelektrode langsam zum Werkstück<br />

gefördert bis der Kurzschluss entsteht. Anschließend wird die Elektrode einige Millimeter zurückgezogen und ein zunächst leistungsarmer<br />

Lichtbogen gezündet. In weiterer Folge wird der Lichtbogen rasch auf die gewünschten Prozessparameter gebracht. Dadurch bietet sich die<br />

Möglichkeit den MIG-Lichtbogen typischerweise spritzerfrei und innerhalb eines engen Zeitfensters zu zünden. Diese Art der Lichtbogenzündung<br />

ist jedoch auf einen Drahtantrieb in unmittelbarer Nähe des Schweißbrenners angewiesen um den Draht exakt bewegen zu können. Dies führt zu<br />

einem größeren und schwereren Brenner mit Nachteilen sowohl in teilmechanisierten als auch mechanisierten Anwendungen.<br />

Keine oder zu geringe Aufschmelzung am Nahtanfang und Füllen des Endkraters am Nahtende<br />

Bedingt durch die hohe Wärmeleitfähigkeit von Aluminium ist es nach dem Zünden des Lichtbogens sehr schwierig ausreichend Wärme zuzuführen<br />

um den Grundwerkstoff aufzuschmelzen. In weiterer Folge des Schweißprozesses läuft die Wärme im Werkstück derart rasch vor, dass am<br />

Nahtende ungünstige Bedingungen für eine saubere Endkraterfüllung entstehen. Zu diesem Zweck wurden von den Stromquellenherstellern<br />

Stromprogramme in die Ablaufsteuerung integriert wodurch am Nahtanfang erhöhte und am Nahtende reduzierte Lichtbogenleistungen eingestellt<br />

werden können.<br />

Dies führt tatsächlich zu einer Verbesserung, wenngleich dennoch nicht<br />

mit Sicherheit Anfangsbindefehler, Poren und Endkraterrisse vermieden<br />

werden können. Erhöhte Lichtbogenleistung geht beim MSG-Schweißen<br />

immer auch mit einem höheren Drahtangebot (Drahtvorschubgeschwind<br />

igkeit) bzw. am Nahtende mit geringerer Drahtzufuhr einher. Genau das<br />

umgekehrte Verhältnis wäre erforderlich.<br />

Falls möglich sollten deshalb folgende zusätzliche Maßnahmen ergriffen<br />

werden:<br />

• Verwendung von Anlauf- und Auslaufblechen<br />

• Zünden bzw. Beenden der Schweißnaht im Grundwerkstoff<br />

• Vorwärmen<br />

• Gekühlte Schweißvorrichtungen<br />

Abbildung: Stromprogramm mit erhöhtem Anfangs- und verringertem Endstrom<br />

Abbildung: Öko-Fass mit Abspulfinger und Kugeln<br />

A.9


Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

A.10<br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Schwarzer Niederschlag auf und neben der Naht<br />

Bei vielen Anwendungen (Paletten für die chemische und Nahrungsmittelindustrie, Leitern, Gerüste) stört der schwarze Niederschlag. Dieser ist<br />

zwar relativ einfach durch Bürsten zu entfernen, erfolgt jedoch zusätzliche Arbeitsgänge die an schlecht zugänglichen Stellen oft nur manuell<br />

durchzuführen sind.<br />

Der Niederschlag erfolgt aufgrund der Verdampfung und anschließenden Absetzung von Magnesiumoxid. Magnesium ist ein Legierungselement<br />

von Aluminium welches die Festigkeit des Werkstoffes beträchtlich erhöht und in der Regel unverzichtbar ist.<br />

Abbildung: EDS-Analyse des schwarzen Niederschlags<br />

Besonderheiten beim Schutzgasschweißen<br />

MIG-Schweißen<br />

Abbildung: Schlecht ausgerichtetes Drahtfördersystem<br />

Falsch ausgeführte Drahtvorschubrollen<br />

Drahtvorschubrollen für Aluminium und Kupferdrähte müssen vom<br />

Hersteller speziell für Aluminium hergestellt sein. Häufi g wird eine<br />

sogenannte Halbrundnut oder ähnliche Nutform angeboten.<br />

Magnesiumoxid ist meist in weißer<br />

Form bekannt. Eine EDS-Analyse<br />

beseitigt jedoch jeden Zweifel dass<br />

es sich dabei um MgO handelt,<br />

welches neben seiner weißen<br />

Erscheinungsform auch Farben über<br />

grau, gelb, braun bis hin zu schwarz<br />

annehmen kann.<br />

Folgende Möglichkeiten bestehen<br />

um die MgO-Bildung zu reduzieren:<br />

• Einsatz von Drahtelektroden mit<br />

geringem oder ohne Mg-Gehalt<br />

(AlMg3, AlSi5)<br />

• Optimierte Impulsparameter für<br />

möglichst geringe Metalldampfbildung<br />

• Vermeidung schlechter Nahtzugänglichkeit<br />

und daraus folgender<br />

ungünstiger Brenneranstellung<br />

• Sichere Schutzgasabdeckung um die<br />

Zufuhr von Sauerstoff gering zu halten<br />

Drahtabrieb an metallischen Kanten<br />

Es muss sichergestellt sein, dass die Drahtelektrode während der Förderung von der Spule bis zum<br />

Kontaktrohr nicht über harte bzw. metallische Kanten gleitet und dadurch beschädigt wird. Neuralgische<br />

Punkte sind beispielsweise in den nebenstehenden schematischen Abbildungen dargestellt. Führungsrohre<br />

und Einlaufdüsen nahe den Vorschubrollen sind oft nicht präzise genug eingestellt, haben einen zu kleinen<br />

Durchmesser, oder weisen einen Grat auf. Ähnliches gilt für die Kontaktrohre die in häufi gen Fällen nicht<br />

für weiche Drähte geeignet sind. Der Bohrungsdurchmesser von Kontaktrohren muss für Aluminium um ca.<br />

0,2 mm größer sein als bei Stahl. Kontaktrohre für Stahl sind meist um ca. 0,15-0,2 mm größer gebohrt als<br />

der Drahtdurchmesser, was somit bedeutet, dass Kontaktrohre für Aluminium um ca. 0,35-0,4 mm größer<br />

als der Durchmesser des Drahtes gebohrt sein müssen.<br />

Die Abbildung zeigt häufi ge Fehler in Verbindung mit Drahtvorschubrollen.Der Anpressdruck der<br />

Drahtvorschubrollen muß so gering wie möglich eingestellt werden. Keinesfalls darf dieser bei auftretenden<br />

Vorschubstörungen erhöht werden, sondern es muß nach den Gründen für diese Störungen gesucht und<br />

diese behoben werden.<br />

Feuchtigkeit und Undichtheit in den Gasschläuchen<br />

Häufi g ist festzustellen, dass die Ursache für Wasserstoffporosität im Zustand der Gasschläuche begründet<br />

ist. So kommt es vor, dass Gas- und Wasserschläuche vertauscht wurden und so Wasser in die Gasschläuche<br />

gelangt ist. Grundsätzlich sollen Gasschläuche nach einem derartigen Vorkommnis ausgetauscht werden,<br />

da ein vollständiges Trocknen nicht mehr möglich ist. Ein weiterer Grund für Feuchtigkeitsaufnahme liegt in<br />

porösem oder ungeeignetem Schlauchmaterial.<br />

Abbildung: Drahtabrieb am Kontaktrohr<br />

Abbildung: Unpassende Drahtvorschubrollen


<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Gemäß dem Fick`schen Gesetz diffundieren Massen (Gase) auch durch sonst scheinbar dichte Materialen<br />

hindurch, falls innen ein geringerer Partialdruck der jeweiligen Komponente herrscht als außen. Feuchtigkeit<br />

in der Außenluft diffundiert somit durch eine Schlauchwand wenn sich innen trockenes Schutzgas befi ndet.<br />

Abhilfe kann lediglich durch eine möglichst geringe Permeabilität des Schlauchmaterials, durch kurze<br />

Schläuche und durch eine größere Wanddicke geschaffen werden.<br />

Verschmutzung<br />

Die Drahtvorschubsysteme und speziell alle Teile die mit der Drahtelektrode in Kontakt kommen müssen<br />

sehr sauber gehalten werden. Die Verwendung von Schmiermitteln und von Schweißspray sind unbedingt<br />

zu vermeiden. Die Drahtspulen müssen immer abgedeckt werden und vor Staub und Feuchtigkeit geschützt<br />

sein.<br />

Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Reibung im Drahtfördersystem<br />

Aluminium hat grundsätzlich sehr schlechte Gleiteigenschaften. Dennoch ist es beim MIG-Schweißen notwendig den Draht durch mehrere Meter<br />

lange Drahtführungsseelen zu fördern. Dem Werkstoff der Drahtführungsseelen kommt daher große Bedeutung zu. Bei geöffneten Spannhebeln der<br />

Drahtvorschubrollen muss es möglich sein den Draht durch Festhalten mit 2 Fingern und mäßigem Kraftaufwand durch das gesamte Vorschubsystem<br />

hindurchzuschieben. Einen guten Anhaltspunkt für die Reibung im Drahtfördersystem fi ndet sich bei modernen Schweißstromquellen durch die<br />

Messung des Motorstroms des Vorschubmotors. Dieser soll kaum über dem Leerlaufwert liegen und soll regelmässig überwacht werden.<br />

Zu langer Lichtbogen<br />

Die Einstellung eines zu langen Lichtbogens führt häufi g zur Aufnahme von großen Mengen an Atmosphäre in die Lichtbogensäule. Daraus<br />

resultiert Porosität und Oxideinschlüsse. Somit müssen die Schweißparameter stets so optimiert werden, dass ein möglichst kurzer Lichtbogen<br />

eingestellt ist. Dazu ist häufi g viel Erfahrung und die Einfl ussnahme des Schweißanlagenherstellers nötig.<br />

WIG-Schweißen<br />

Beim WIG-Schweißen ist zusätzlich darauf zu achten, dass auch angebrochene Packungen von Schweißstäben immer verschlossen bleiben und<br />

vor Feuchtigkeit und Staub geschützt sind. Beispielsweise ist es günstig nur so viele Schweißstäbe zu entnehmen, wie man für die nächsten Stunden<br />

der Schweißtätigkeit benötigt. Unmittelbar vor der Verarbeitung kann der Schweißstab mit feiner Stahlwolle gereinigt werden. Der Schweißstab soll<br />

nicht mit bloßer Hand geführt werden und die verwendeten Handschuhe müssen trocken und fettfrei sein. Es ist darauf zu achten, dass das Ende<br />

des Schweißstabes solange im Schutzgasstrom des Schweißbrenners verbleibt bis es ausreichend abgekühlt ist um eine übermäßige Oxidation<br />

zu vermeiden. Die obenstehenden Richtlinien bezüglich Feuchtigkeit und Undichtheit in den Gasschläuchen gelten sinngemäß ebenso für das<br />

WIG-Schweißen.<br />

Vorwärmen und Zwischenlagentemperatur<br />

Vorwärmen kann aus folgenden Gründen angewendet werden:<br />

• um die Feuchtigkeit vor dem Schweißen zu entfernen, z. B. beim Schweißen auf Baustellen;<br />

• um Unregelmäßigkeiten beim Kaltstart zu vermeiden;<br />

• um einen Wärmeausgleich beim Schweißen sehr großer Dickenunterschiede zu erzielen;<br />

• um die Auswirkungen der Abkühlungen beim Schweißen dicker Teile zu vermindern.<br />

Die Zeitdauer der Temperaturbeaufschlagung muss so kurz wie möglich sein, um nachteilige Auswirkungen zu vermeiden. Eine zu hohe<br />

Vorwärmtemperatur kann die Festigkeit der Verbindung negativ beeinfl ussen. Durch die Verwendung von Argon-Helium-Gemischen oder Helium anstelle<br />

von Argon kann die Vorwärmtemperatur möglicherweise reduziert werden, oder es kann fallweise auf das Vorwärmen vollständig verzichtet werden.<br />

Grundwerkstoff Maximale Vorwärmtemperatur<br />

[°C]<br />

Maximale Zwischenlagentemperatur<br />

[°C]<br />

Nichtaushärtbare Legierungen (1xxx, 3xxx, 5xxx, AlSi-Guss, AlMg-Guss) 120 120<br />

Aushärtbare Legierungen (6xxx, AlSiMg-Guss, AlSiCu-Guss) 120 100<br />

7xxx 100 80<br />

Die Zwischenlagentemperatur sollte aus folgenden Gründen überwacht werden:<br />

• um einer Verminderung der mechanischen Eigenschaften durch Überhitzung vorzubeugen;<br />

• um die Größe der Erweichungszone in der WEZ zu vermindern;<br />

• um das Ausmaß der Ausscheidungen in der WEZ, z. B. durch Überaltern, zu vermindern.<br />

Es wird empfohlen, dass die Temperatur der Verbindung bei Beginn jeder der aufeinanderfolgenden Schweißraupen die entsprechenden Werte,<br />

die in der Tabelle aufgeführt sind, nicht überschreitet.<br />

Anodisieren (Eloxieren)<br />

Beim Anodisieren kann es zu einer Verfärbung der Schweißnaht im Vergleich zum Grundwerkstoff kommen. Silizium führt zu grauen bis schwarzen<br />

Schweißnähten und Mangan zu einer leicht gelblichen Verfärbung. Somit sind nur die Schweißzusätze AlMg3, AlMg5, sowie die Reinaluminiumlegierungen<br />

Al99,7 und Al99,5Ti für das Eloxieren einzusetzen. Es soll auf eine möglichst gleiche Legierung des Schweißzusatzes im Vergleich zum Grundwerkstoff<br />

geachtet werden. Eine Erprobung der jeweils verwendeten Charge vor der Fertigung ist bei farbkritischen Anwendungen sehr zu empfehlen.<br />

A.11


Schutzgasschweißen von Aluminium<br />

Schweißnahtfehler und ihre Vermeidung<br />

A.12<br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Fehler Hauptgründe Vorbeugung und Gegenmaßnahmen<br />

Porosität Verunreinigter Zusatzwerkstoff. Feuchtigkeit an der<br />

Oberfl äche des Zusatzwerkstoffes.<br />

Verunreinigter Schweißnahtbereich. Feuchtigkeit an<br />

der Oberfl äche der Verbindung.<br />

Verbessern der Sauberkeit des Zusatzwerkstoffes und<br />

der Umgebung Schweißen oberhalb des Taupunktes<br />

Reinigen und Trocknen des Schweißnahtbereichs, z. B.<br />

Vorwärmen. Sicherstellen, dass der Werkstoff vor dem<br />

Schweißen auf Raumtemperatur ist.<br />

Ungünstige Schweißpositionen. Wenn möglich, Schweißpositionen PA, PB, PF<br />

verwenden.<br />

Zeit für die Entgasung zu kurz. Erhöhen der Wärmeeinbringung und/oder Vorwärmen.<br />

Ändern der Nahtvorbereitung.<br />

Unsauberes Schutzgas, infolge Leck im Kühlwasser- Beseitigen des Lecks.<br />

oder Gasversorgungssystem.<br />

Unsauberes Schutzgas, infolge Eindringen von<br />

Feuchtigkeit. Ungeeignete Schlauchqualität.<br />

Nichtlaminare Gasströmung infolge zu großer oder zu<br />

kleiner Durchfl ussgeschwindigkeit sowie durch Luftzug.<br />

Verwenden von Gasen in Übereinstimmung mit EN<br />

439. Sicherstellen der geeigneten Schlauchqualität,<br />

ersetzen von brüchigen Schläuchen und die<br />

Schlauchlänge so kurz wie möglich halten.<br />

Optimierung der Einstellung für die Gasströmung.<br />

Vermeiden von Luftzug.<br />

Lichtbogenspannung zu hoch. Optimieren der Lichtbogenspannung.<br />

Brenneranstellwinkel zu klein. Richtigen Brenneranstellwinkel anwenden.<br />

Oxideinschlüsse Bildung von Oxiden im Lichtbogen oder im Schweiß- Siehe Porosität. Optimierung der Einstellung der<br />

bad durch Aufnahme von Sauerstoff infolge einer<br />

unterbrochenen oder ungenügenden Gasströmung.<br />

Gasströmung, vermeiden von Zugluft.<br />

Unzureichende Reinigung des Nahtbereiches und/oder Sicherstellen, dass der Nahtbereich und die vor-<br />

der vorhergehenden Schweißraupen.<br />

hergehenden Schweißraupen gereinigt werden.<br />

Sauerstoffüberschuss in der Vorwärmfl amme. Optimierung der Flamme.<br />

Falsche Handhabung der Schweißstäbe beim WIG- Kein Herausziehen des Schweißstabendes aus dem<br />

Schweißen.<br />

Schutzgasbereich.<br />

Risse Erstarrungseigenschaften des Schweißbades Auswahl eines Zusatzwerkstoffes, um eine optimale<br />

Schweißbarkeit sicherzustellen. Den Endkrater auf das<br />

Auslaufblech legen, oder mit einem Kraterfüllprogramm<br />

arbeiten.<br />

Innere Spannungen Wahl einer Schweißfolge, die die Eigenspannungen<br />

und den Verzug mindert.<br />

Wiederaufschmelzen von Bestandteilen mit niedrigem Vermindern der Wärmeeinbringung und der<br />

Schmelzpunkt, die sich an den Korngrenzen in der Zwischenlagentemperatur. Vermindern der Rissanfälligkeit<br />

WEZ ausscheiden.<br />

durch Einsatz einer Ein-Raupen-<br />

Schweißtechnik. Verminderung der inneren Spannungen.<br />

Auswählen eines geeigneten Zusatzwerkstoffes (z. B.<br />

4xxx-Reihe).<br />

Wolframeinschlüsse Wolframeinschlüsse infolge überhöhter Stromstärke Vermindern der Stromstärke oder Auswahl eines<br />

oder durch Eintauchen in das Schweißbad.<br />

grösseren Elektrodendurchmessers. Die Spitze der<br />

Wolframelektrode nicht in das Schweißbad eintauchen.<br />

Kupfereinschlüsse Kupfereinschlüsse beim MIG-Schweißen infolge Auswählen eines Brenners und einer Kontakt-spitze,<br />

Überhitzung.<br />

die für die Stromstärke geeignet sind.<br />

Aufnahme von Kupfer aus der Unterlage. Ersetzen der Schweißbadsicherung aus Kupfer, falls<br />

notwendig, durch solche aus nichtrostendem Stahl,<br />

Aluminium oder Keramik.<br />

Weiterführende Literatur<br />

1. Schweißen und Hartlöten von Aluminiumwerkstoffen, Fachbuchreihe Schweißtechnik, Band 137, H. Schoer, 1998, ISBN: 3-87155-177-5<br />

2. Schweißtechnisches Handbuch für Konstrukteure, Teil 4: Geschweißte Aluminiumkonstruktionen, Fachbuchreihe Schweißtechnik, Band80/IV, A. Neumann, 1993, ISBN: 3-87155-131-7<br />

3. DVS-Merkblatt M 0708Bbl. 1 (Ausgabe 7/1993), Lichtbogenschweißen von Stählen und Aluminium<br />

4. DVS-Merkblatt M 0913 (Ausgabe 4/1994), Metall-Inertgasschweißen von Aluminium<br />

5. DVS-Merkblatt M 0933 (Ausgabe 9/1991), MIG-Schweißen von Aluminium – Werkstoffe, Schweißparameter<br />

6. DVS-Merkblatt M 0961 (Ausgabe 4/1999), MIG-Schweißen von Aluminium – Werkstoffspezifische Grundlagen


<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Lichtbogenlöten<br />

Allgemeines<br />

Lichtbogenlöten<br />

Steigende Forderungen nach der Verminderung von Schäden führen in vielen Branchen zum Einsatz von beschichteten Stahlblechen. Unter den<br />

verschiedenen Möglichkeiten, den Stahl vor Korrosion zu schützen, kommt dem Zink einerseits wegen seiner günstigen Korrosionseigenschaften<br />

und andererseits wegen seines niedrigen Preises eine besondere Bedeutung zu.<br />

Der Korrosionsschutz durch eine Zinkoberfl äche kann durch das nachträgliche Feuerverzinken fertig bearbeiteter Bauteile bzw. Baugruppen<br />

erfolgen. Dies ist bei komplizierten Werkstücken aus Gründen des Verzuges durch das Eintauchen in fl üssiges Zink oftmals nicht möglich. Eine<br />

weitere Möglichkeit besteht darin, veredelte - also verzinkte - Flachzeuge weiter zu verarbeiten. Diese vorveredelten Flachzeuge können entweder<br />

elektrolytisch oder mittels Feuerverzinkung mit Zink beschichtet werden. Die auf das Grundmaterial aufgebrachte Zinkschicht beträgt je nach<br />

Herstellverfahren typisch zwischen 1 und 20 μm. Große Mengen verzinkten Feinbleches werden im Automobilbau, in der Bauwirtschaft, in der<br />

Lüftungs- und Klimatechnik, in der Haustechnik, für die Herstellung von Weißware und in der Möbelindustrie eingesetzt.<br />

Nicht nur wegen seiner Fähigkeit zur Bildung von Deckschichten mit Barrierewirkung, die erst wegkorrodieren muss, bevor der Stahl rostet, hat Zink<br />

seine große Bedeutung für den Korrosionsschutz von Stahl erlangt, sondern auch wegen seiner kathodischen Schutzwirkung. Kommt es zu einer<br />

Beschädigung der schützenden Zinkschicht, so bewirkt der Zinküberzug auf Eisen einen kathodischen Schutz. Diese Schutzwirkung wirkt auf die<br />

Distanz von 1 bis 2 mm der unbeschichteten Fläche. Durch die kathodische Fernschutzwirkung des Zinks werden sowohl die nicht beschichteten<br />

Schnittkanten der Bleche als auch Mikrorisse, die durch Kaltumformung entstehen sowie die Umgebung von Schweißnähten, in der das Zink<br />

verdampft, geschützt. Ebenso kann aufgrund des kathodischen Schutzes eine Unterrostung der Zinkschicht von der Schnittkante her weitgehend<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Lichtbogenlöten von verzinkten Blechen<br />

Zink beginnt bei etwa 420° Grad Celsius zu schmelzen und bei etwa 906° Grad Celsius zu verdampfen. Diese Eigenschaften wirken sich ungünstig<br />

auf jeden Schweißprozeß aus, da damit verbunden bereits weit vor dem Schmelzen des Grundwerkstoffes der Verdampfungsprozeß des Zinks<br />

eingeleitet wird. Die Zinkdämpfe und Oxide können zu Poren, Bindefehlern, Rißbildung und zu einem instabil brennenden Lichtbogen führen. Daher<br />

ist es für verzinkte Bleche günstiger, wenn weniger Wärme eingebracht wird, beziehungsweise der Grundwerkstoff nicht aufgeschmolzen wird.<br />

Eine Alternative beim Schweißen verzinkter Bleche ist deshalb der Einsatz von Zusatzwerkstoffen auf Kupferbasis (Bronzen). Besonders bekannt<br />

sind Drähte mit Kupfersilizium-, (z. B. ML CuSi3) und Aluminiumbronze-Legierungen (ML CuAl8).<br />

Folgende Vorteile können sich beim Einsatz dieser Drähte ergeben:<br />

• keine Korrosion der Lötnaht<br />

• minimaler Spritzerauswurf<br />

• geringer Abbrand der Beschichtung<br />

• niedrige Wärmeeinbringung<br />

• einfache Nachbearbeitung der Naht<br />

• kathodische Schutzwirkung des Grundwerkstoffes im unmittelbaren Nahtbereich<br />

Diese Bronzedrähte haben durch den hohen Kupferanteil einen relativ geringen Schmelzpunkt (je nach Legierungsbestandteile etwa 1000 bis<br />

1080° C). Der Grundwerkstoff wird nicht aufgeschmolzen, d.h. die Verbindung entspricht eher einer Lötung. Bei den Lichtbogenlötprozessen sind<br />

üblicherweise keine Flussmittel erforderlich.<br />

Einteilung der Lichtbogenlötprozesse<br />

Die Lichtbogenlötprozesse können in Metallschutzgas- (MSG-) und Wolframschutzgas (WSG)-Lötprozesse unterteilt werden. Das Prinzip des<br />

Lichtbogenlötens ist weitgehend identisch mit dem MSG-Schweißen bzw. dem (Wolfram-) Plasma-Schweißen mit drahtförmigem Zusatzwerkstoff.<br />

A.13


Lichtbogenlöten<br />

MSG-Löten<br />

A.14<br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Das MSG-Löten unterscheidet sich vom MIG- bzw. MAG-Schweißen durch die Verwendung von Drahtelektroden auf Kupferbasis als<br />

Zusatzwerkstoff. Dieses Verfahren wird üblicherweise in der Kurz- bzw. Impulslichtbogentechnik in sämtlichen Lötpositionen eingesetzt. Auf eine<br />

besondere Nahtvorbereitung wird meist verzichtet.<br />

Abbildung: Schematische Darstellung MSG-Löten<br />

Kurzlichtbogenprozeß<br />

Der Kurzlichtbogenprozeß erlaubt ein MSG-Löten mit geringem<br />

Wärmeeintrag. Bei geringer Lichtbogenleistung kommt es zum<br />

Tropfenübergang im Kurzschluß (Kurzlichtbogenprozeß).<br />

Impulslichtbogen<br />

Die Impulslichtbogentechnologie erlaubt einen kurzschlußarmen,<br />

gut steuerbaren Werkstoffübergang mit guter Spaltüberbrückbarkeit<br />

beim Löten von Kehlnähten am Überlappstoß. Im allgemeinen führt<br />

der Impulslichtbogenprozeß zu fl acherer Nahtausbildung als der<br />

Kurzlichtbogenprozeß. Da Beschichtungen auch beim MSG-Löten im<br />

Impulslichtbogen zu Prozeßinstabilitäten führen, ist es günstig, einen<br />

möglichst kurzen Lichtbogen einzusetzen. Unter argonreichen Schutzgasen<br />

kann bei optimaler Parameterwahl ein spritzerarmer Lötprozeß eingestellt<br />

werden. Um die Wärmeeinbringung so gering wie möglich zu halten, muß<br />

mit einem niedrigen Grundstrom gearbeitet werden.<br />

Spezielle Anforderungen an die Löteinrichtung<br />

Das MSG-Löten stellt spezielle Anforderungen an die Stromquelle. Damit<br />

bei Dünnblechen die Zinkverdampfung möglichst gering bleibt, wird bei<br />

geringer Leistung gelötet. Deshalb muss die Stromquelle unbedingt<br />

einen weit nach unten reichenden Regelbereich aufweisen. Gleichzeitig<br />

muss der Lichtbogen im unteren Leistungsbereich besonders stabil sein.<br />

Dazu ist eine niedrig eingestellte Grundstromstärke ebenso wichtig wie<br />

eine schnell reagierende Regelung für kurze Lichtbogenlängen.<br />

Beim MIG-Löten ist abhängig von Zusatzwerkstoff und Schutzgas eine<br />

jeweils differenzierte Impulsform erforderlich. Insgesamt gesehen lassen<br />

sich gute Lötergebnisse auf verzinkten Blechen mit den meisten am Markt<br />

befi ndlichen Impulsstromquellen erzielen. Es kann jedoch notwendig<br />

sein, eine entsprechende Kennlinie vom Hersteller zu beziehen.<br />

Da die üblicherweise verwendeten Zusatzwerkstoffe im Vergleich zu Stahlschweißdrähten weicher sind, müssen an die Fördereinheiten höhere<br />

Anforderungen gestellt und ähnlich wie bei Al- oder Fülldraht Antriebe mit Halbrundnutrollen verwendet werden. Der Drahtvorschubmotor soll<br />

zur Sicherstellung konstanter Vorschubgeschwindigkeit drehzahlgeregelt sein. Die Brennerschlauchpakete müssen mit einer Kunststoffseele<br />

ausgestattet sein. Werden Schlauchpakete mit Längen von mehr als 3 m für den manuellen Einsatz bzw. mehr als 1,5 m für den Robotereinsatz<br />

benötigt, ist ein zusätzlicher Drahtvorschubmotor z. B. am Brenner empfehlenswert. Für den automatisierten Betrieb sind wassergekühlte<br />

Schweißbrenner empfehlenswert.<br />

Verfahrenstechnische <strong>Hinweise</strong><br />

Zusätzliche wichtige Einfl ussgrößen für die Nahtqualität beim MIG-Löten<br />

sind die Brenneranstellung und -führung. Bei stechend gelöteten Blechen<br />

wärmt der vorlaufende Lichtbogen die Zinkschicht so weit vor, dass<br />

sie unmittelbar vor dem Ablösen des Zusatzdrahttropfens bis auf eine<br />

Restschicht verdampfen kann. Die Wärmeenergie des schmelzfl üssigen<br />

Zusatztropfens verdampft die verbleibende Restzinkschicht. Da es sich<br />

lediglich um geringe Mengen an Zinkdampf im noch schmelzfl üssigen<br />

Lot handelt, reicht die Entgasungszeit bis zum Erstarren aus, um eine<br />

Porenbildung zu vermeiden.<br />

WIG-Löten<br />

Beim manuellen WIG-Löten wird üblicherweise stabförmiges Lot ähnlich<br />

wie beim autogenen Hartlöten („Flamm löten“) in den Lichtbogen geführt.<br />

Beim automatisierten WIG-(Kaltdraht-)Löten werden drahtförmige<br />

Kupferbasiszusätze mechanisch in den Lichtbogen gefördert. Es wird<br />

überwiegend mit kontinuierlichem Lichtbogen gearbeitet. Wannenlage<br />

und Fallposition sollten anderen Lötpositionen vorgezogen werden.<br />

Spezielle Anforderungen an die Löteinrichtung<br />

Zum Löten eignen sich alle handelsüblichen WIG-Gleichstromquellen.<br />

Impulsstromquellen sind nicht erforderlich. Für die meisten Anwendungen<br />

sind Stromstärken von 20-150 A ausreichend. Zum automatischen Löten<br />

wird ein Kaltdrahtvorschubgerät benötigt.<br />

Abbildung: Schematische Darstellung WIG-Löten


<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

Plasma-Löten<br />

Lichtbogenlöten<br />

Beim Plasmalöten kann sowohl mit gepulstem als auch mit kontinuierlichem Lichtbogenstrom gearbeitet werden. Wannenlage und Fallposition<br />

sollten anderen Lötpositionen vorgezogen werden. Im Gegensatz zum MSG-Löten wird beim Plasmalöten der Zusatzwerkstoff nicht stromführend<br />

in den eingeschnürten Lichtbogen geführt. Das Abschmelzen des Zusatzwerkstoffes ist somit (nahezu) unabhängig von der zugeführten<br />

Streckenenergie, somit ist die Nahtgeometrie in weiten Bereichen beeinfl ußbar.<br />

Abbildung: Schematische Darstellung Plasma-Löten<br />

Werkstoffe für das Lichtbogenlöten<br />

Plasmalöten mit stromführender Zusatzdrahtzufuhr wird als Plasmaheißdrahtverfahren<br />

bezeichnet. Diese Verfahrensvariante unterscheidet<br />

sich grundsätzlich nur in der Art und Weise der stromführenden<br />

Zusatzwerkstoffzufuhr. Die erhöhte Temperatur des Zusatzwerkstoffes<br />

kann in Bearbeitungsgeschwindigkeit umgesetzt werden und wird zur<br />

Reduzierung von Verzug genutzt.<br />

Spezielle Anforderungen an die Löteinrichtung<br />

Sowohl für den Standard- als auch den Impulslötbetrieb ist eine<br />

Stromquelle mit steil fallender statischer Kennlinie erforderlich. Die<br />

Stromquelle ist mit einer Zündeinheit zur berührungslosen Zündung des<br />

Plasmalichtbogens ausgestattet. Üblicherweise handelt es sich um eine<br />

Hochfrequenzeinheit, die den Lichtbogen direkt zwischen Werkstück<br />

und Elektrode oder einen Hilfslichtbogen zwischen Elektrode und einer<br />

Brennerdüse zündet.<br />

Für manuelle Anwendungen werden im allgemeinen Lötstromstärken<br />

im Bereich von 5 - 75 A gewählt. Vollmechanisierte oder Roboteranwendungen<br />

benötigen unter üblichen Bedingungen bis 250 A.<br />

Plasmabrenner sind grundsätzlich wassergekühlt, um die Prozeßwärme<br />

abzuführen und produktionsgerechte Standzeiten zu garantieren. Der<br />

Draht wird extern, nicht stromführend, zugeführt. Durch die Trennung<br />

von Drahtzufuhrmenge und Lichtbogenstromstärke eröffnet sich die<br />

Möglichkeit, z. B. Reparaturlötungen durch erneutes Aufschmelzen ohne<br />

Drahtzufuhr durchzuführen.<br />

Grundwerkstoffe<br />

Die Lichtbogenlötprozesse werden im allgemeinen an unbeschichteten und metallisch überzogenen Stahlfeinblechen im Dickenbereich bis<br />

maximal 3,0 mm eingesetzt. Bei höherfesten Stahlfeinblechen ist zu berücksichtigen, daß die Festigkeit des Lotes i. d. R. niedriger ist als die<br />

Festigkeit der Grundwerkstoffe.<br />

Eine Besonderheit ist das Fügen von artverschiedenen Grundwerkstoffen, z. B. von Kupferlegierung mit Stahl. Diese Verbindungen besitzen<br />

aufgrund der unterschiedlichen Schmelzbereiche der Grundwerkstoffe einen Doppelcharakter: auf der Stahlseite liegt eine Lötverbindung, auf<br />

der Kupferseite eine Schweißverbindung vor. Auch Edelstahl kann sinnvoll mit den Lichtbogenlötprozessen gefügt werden. Insbesondere die<br />

geringere Wärmeeinbringung kann bei langen Nähten (mehrere Meter) und dünnen Blechen von erheblichem Vorteil sein, da der Bauteilverzug<br />

wesentlich verringert wird. Die bessere Spaltüberbrückbarkeit sorgt für eine höhere Verträglichkeit von Bauteiltoleranzen. Als Zusatzwerkstoff wird<br />

ML CuAl8 empfohlen. Der Farbunterschied zwischen dem Grundwerkstoff und dem Zusatzwerkstoff ist zu beachten.<br />

Oberfl ächenbeschichtungen und -vorbehandlung<br />

Bleche mit Zinkschichtdicken bis 15 μm sind im allgemeinen problemlos mittels Lichtbogenlötprozessen zu verbinden. Werden z. B. feuerverzinkte<br />

oder stückverzinkte Bauteile mit dickeren Zinkschichten verwendet, sollten ergänzende Untersuchungen durchgeführt werden. Für aluminierte<br />

Grundwerkstoffe werden aluminiumhaltige Lote empfohlen. Zusätzlich können verzinkte Bleche organisch beschichtet sein, was eine Anpassung<br />

der Bearbeitungsparameter erforderlich macht.<br />

Damit es zu einer metallurgischen Wechselwirkung zwischen dem Grundwerkstoff und dem benetzenden fl üssigen Lot kommt, sollte die<br />

Grenzfl äche zum Lot weitgehend metallisch blank und frei von Verunreinigungen sein. Schmutz, Fett, Bearbeitungsrückstände, Wachs, Klebstoffe<br />

oder Öl führen zu einer Qualitätsminderung (Porenbildung, Bindefehler etc.) und sollten entweder durch chemische und/oder mechanische Oberf<br />

lächenbehandlungsverfahren entfernt werden.<br />

Zusatzwerkstoffe und Hilfsstoffe<br />

Lotwerkstoffe<br />

Für das Lichtbogenlöten werden hauptsächlich die Drahtelektroden und Schweißstäbe ML CuSi3 und ML CuAl8 eingesetzt. Beim MIG-Löten<br />

wird hauptsächlich ein Drahtdurchmesser von 1.0 mm verwendet. Traditionell hat sich in Deutschland eher der ML CuSi3 durchgesetzt, während<br />

in anderen Ländern für ähnliche Aufgaben oft die Legierung ML CuAl8 herangezogen wird. ML CuAl8 wird für das MIG-Löten von Edelstahl<br />

eingesetzt, sowie für Verbindungen bei denen das optische Aussehen der Nahtoberfl äche wichtig ist. Dies kann beispielsweise in der Möbelindustrie<br />

von größerer Bedeutung sein.<br />

A.15


Lichtbogenlöten<br />

A.16<br />

<strong>Anwendungstechnische</strong> <strong>Hinweise</strong><br />

MIG WELD Drahtelektroden und Schweißstäbe sind für das Lichtbogenlöten optimiert. Die Drahtelektroden zeichnen sich durch eine für die<br />

Drahtförderung optimale Härte aus und weisen beste Gleiteigenschaften auf.<br />

Schutzgase<br />

Zum Lichtbogenlöten werden üblicherweise Argon oder Ar-Gemische mit Beimischungen von CO 2 oder O 2 eingesetzt. Bei Lotwerkstoffen mit Si- oder<br />

Sn-Anteil sind geringe Aktivanteile von CO 2 oder O 2 vorteilhaft. Sie stabilisieren den Lichtbogen, verringern die Porenneigung, erhöhen aber den<br />

Wärmeeintrag in den Grundwerkstoff. Bei Lotwerkstoffen mit Al-Anteilen bieten sich Ar-He-Gemische ohne Aktivanteil an. N 2 -Zusätze stabilisieren<br />

zwar den Lichtbogen und bewirken eine breite Naht, sie können aber zu ganz erheblicher Porenbildung führen. H 2 als Schutzgaskomponente<br />

eignet sich zur Steigerung der Lötvorschubgeschwindigkeit, kann aber ebenfalls zu Porosität führen. Zur gezielten Abstimmung des Schutzgases<br />

auf die Lötaufgabe sollten die Erfahrungen der Schutzgashersteller genutzt werden.<br />

Stoßarten<br />

I-Naht Kehlnaht Kehlnaht am Überlappstoß Kehlnaht am abgesetzten Überlappstoß<br />

Stirnflächennaht Bördelnaht Kehlnaht am Eckstoß<br />

Arbeitsschutz<br />

Es sind geeignete Arbeitsplatzabsaugungen bei manuellen Lötstationen erforderlich bzw. falls nötig, Schutzgasbrenner mit geeigneter integrierter<br />

Absaugung zu verwenden. Werden mit Kupferbasisloten hergestellte Lötnähte abgeschliffen, müssen die MAK-Werte für Feinstäube eingehalten<br />

werden. Geeignete Arbeitsplatzabsaugungen sind in diesen Bereichen zu installieren.<br />

Aus Gründen von Arbeitssicherheit und Wirtschaftlichkeit muß auf jeden Fall eine „Zinkoxid-Flockenbildung“ (weißer Belag auf dem Blech bzw. als<br />

Schwebeteilchen) durch geeignete Reduzierung der Energieeinbringung vermieden werden.<br />

Weiterführende Literatur<br />

1. DVS-Merkblatt M 0938-1, Lichtbogenlöten - Grundlagen, Verfahren, Anforderungen an die Anlagentechnik<br />

2. DVS-Merkblatt M 0938-2, Lichtbogenlöten - Anwendungshinweise<br />

Laserstrahlhartlöten<br />

Bei der Großserienproduktion im Fahrzeugbau kommt neben den<br />

Lichtbogenlötprozessen auch das Laserstrahlhartlöten zum Einsatz.<br />

Der Laser als Wärmequelle schmilzt den Zusatzwerkstoff und es<br />

kommt wie beim Lichtbogenlöten ebenfalls zu einem Hartlötprozess.<br />

Einsetzbare Nahtarten sind die dargestellte Bördelnaht und Kehlnähte.<br />

Der Prozess ermöglicht sehr hohe Fügegeschwindigkeiten von mehreren<br />

Metern pro Minute bei gleichzeitig sehr geringer Wärmeeinbringung<br />

und dadurch geringem Bauteilverzug. Im Automobilbau werden damit<br />

sogenannte „Class A“ Verbindungen hergestellt. Diese können ohne<br />

wesentliche Nachbearbeitung im sichtbaren Aussenhautbereich der<br />

Fahrzeugkarosserie verwendet werden.<br />

Für eine weitere Steigerung der Schweißgeschwindigkeit kann der Prozess<br />

durch eine strombelastete Drahtelektrode zum Laserheißdrahtlöten<br />

erweitert werden.<br />

Abbildung: Schematische Darstellung Laserlöten

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