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Supplement 1 10. Jahrgang September 2010 D57442 ... - DGPRÄC

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Postvertriebsstück <strong>D57442</strong> Gebühr bezahlt • Dr. Kaden Verlag GmbH & Co. KG • Ringstraße 19 • 69115 Heidelberg ISSN1618-6214<br />

<strong>Supplement</strong> 1<br />

<strong>10.</strong> <strong>Jahrgang</strong><br />

<strong>September</strong> <strong>2010</strong><br />

Mitteilungen Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen


● Extrem guter Stand in der Falte,<br />

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Tel. +49 (0) 89-139 2612-0 · Fax: +49 (0) 89-139 2612-12 · E-Mail: info@b-s-c.eu · Internet: www.b-s-c.eu


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

41. Jahrestagung der<br />

Deutschen Gesellschaft der Plastischen,<br />

Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen<br />

15. Jahrestagung der<br />

Vereinigung der Deutschen<br />

Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)<br />

15.–18. <strong>September</strong> <strong>2010</strong>, Congess Center, Hotel Maritim Dresden<br />

AbstRACts


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong>


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Mitteilungen der<br />

Deutschen Gesellschaft der<br />

Plastischen, Rekonstruktiven und<br />

Ästhetischen Chirurgen – <strong>DGPRÄC</strong><br />

Vereinigung der Deutschen<br />

Ästhetisch-Plastischen Chirurgen –<br />

VDÄPC<br />

Herausgeber<br />

im Auftrag des Geschäftsführenden Präsidiums:<br />

Prof. Dr. med. Peter M. Vogt, Hannover<br />

Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft der Plastischen,<br />

Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen – <strong>DGPRÄC</strong><br />

Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen<br />

Chirurgen – VDÄPC<br />

Erscheinungsweise: 4 Ausgaben<br />

(März, Juni, <strong>September</strong>, Dezember)<br />

Abonnement: Bestellung beim Verlag oder bei jeder<br />

Buchhandlung<br />

Bezugspreis: Jahresabonnement € 80,– (inkl. 7%<br />

MwSt. zzgl. Porto und Ver sand). Einzelheft außerhalb des<br />

Abonnements € 23,– (inkl. 7% MwSt., zzgl. Versand).<br />

Bei Bestellung im Laufe des Jahres wird der Bezugspreis<br />

anteilig berechnet. Der Abonnent kann seine Bestellung<br />

innerhalb von 7 Tagen schriftlich beim Verlag widerrufen.<br />

Das Abonne ment gilt zunächst bis zum Ende des<br />

begonnen Jahres. Es verlängert sich um jeweils ein Jahr,<br />

wenn die Kündigung nicht bis zum 31.<strong>10.</strong> schrift lich im<br />

Verlag vorliegt. Kann die Zeitschrift aufgrund Streiks oder<br />

höherer Gewalt nicht ge liefert werden, so besteht kein<br />

Anspruch auf Ersatz.<br />

Anzeigenmarketing: Ingo Rosenstock (06221/<br />

1377620, rosenstock@kaden-verlag.de), Britta Rajmann<br />

(06221/1377740, rajmann@kaden-verlag.de).<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 10/20<strong>10.</strong><br />

Copyright: Mit der Annahme eines Manuskriptes erwirbt<br />

der Verlag für die Dauer der gesetzlichen Schutzfrist<br />

(§ 64 UrhRG) die Verwertungsrechte im Sinne der §§ 15<br />

ff. des Urheberrechts gesetz es. Übersetzung, Nachdruck,<br />

Vervielfälti gung auf fotomechanischem oder ähnlichen<br />

Wege, Vor trag, Funk- und Fernsehs endung sowie Speicherung<br />

in Datenverarbeitungs anlagen – auch auszugsweise<br />

– sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages<br />

gestattet. Die Verantwortlichkeit für die Patientenaufnahmen<br />

liegt beim jeweiligen Autor.<br />

Verlagsredaktion:<br />

Carola Marx (CM), marx@kaden-verlag.de<br />

N. Krämer, Heidelberg, kraemer@kaden-verlag.de<br />

Dr. R. Kaden Verlag GmbH & Co. KG<br />

Ringstraße 19, 69115 Heidelberg<br />

Tel. 06221/1377610, Fax 06221/6599590<br />

Email: info@kaden-verlag.de<br />

Herstellung: Ch. Molter, molter@kaden-verlag.de<br />

Druck und Verarbeitung: Neumann Druck,<br />

69126 Heidelberg<br />

Inhalt<br />

Abstracts<br />

Vorträge<br />

Donnerstag, 16.9.<strong>2010</strong><br />

Hand 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Verbrennung/Narbe 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Rekonstruktion 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Mamma 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11<br />

Nase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15<br />

Zukunft & Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />

Postbariatrische Chirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22<br />

Gesicht 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />

Interplast – „Brücken verbinden” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25<br />

Freitag, 17.9.<strong>2010</strong><br />

Weiterbildung (KLK) „Brücken verbinden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27<br />

Mamma 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28<br />

Rekonstruktion 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />

Qualitätssicherung – „Brücken verbinden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37<br />

Mamma 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41<br />

Mamma 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44<br />

Mittelgesicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48<br />

Rekonstruktion 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50<br />

Verbrennung/Narbe 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53<br />

Samstag, 18.9.<strong>2010</strong><br />

GOÄ, DAG, Umsatzsteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56<br />

Hand 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58<br />

Rekonstruktion 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63<br />

Eigenfett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67<br />

Gesicht 2 – Ästhetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69<br />

Poster<br />

Donnerstag, 16.9.<strong>2010</strong><br />

Posterpräsentationen I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .73<br />

Posterpräsentationen II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .77<br />

Posterpräsentationen III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .84<br />

Freitag, 17.9.<strong>2010</strong><br />

Posterpräsentationen IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .88<br />

Posterpräsentationen V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .94<br />

Posterpräsentationen VI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .100<br />

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .109<br />

3


RÜCKEN VERbINDEN<br />

Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

41. Jahrestagung der <strong>DGPRÄC</strong><br />

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen<br />

15. Jahrestagung der VDÄPC<br />

Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen<br />

15.–18. <strong>September</strong> <strong>2010</strong><br />

Maritim Hotel & Internationales Congress Center Dresden<br />

tagungspräsidenten / Wissenschaftliche Leitung<br />

Dr. med. Steffen Handstein � Dr. med. Harald Kaisers � Dr. med. Holger M. Pult<br />

Kongressleitung<br />

Dr. med. Steffen Handstein<br />

Städtisches Klinikum Görlitz GmbH � Girbigsdorfer Straße 1–3 � 02828 Görlitz<br />

Kongressorganisation<br />

boeld communication GmbH<br />

Bereiteranger 15 � 81541 München<br />

Telefon 089/1889046-0 � Fax 089/18904616<br />

congress@bb-mc.com � www.bb-mc.com


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Vorträge<br />

Hand 1<br />

Donnerstag, 9:00–10:00 Uhr, Großer Saal<br />

V1 L Frakturen des Karpus – Analysealgorithmus für die<br />

strukturierte beurteilung konventioneller Röntgenbilder<br />

Spanholtz TA, Phan TQV, Perbix W, Spilker G<br />

Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten/Herdecke<br />

Als Primärbildgebung bei Traumata oder chronischen Schmerzen der<br />

Handwurzel gilt die konventionelle Röntgenuntersuchung. Die Beurteilung<br />

dieser Röntgenbilder stellt den beurteilenden Assistenzarzt<br />

vor große Herausforderungen. Immer wieder werden direkt sichtbare<br />

Verletzungszeichen bzw. deren indirekt sichtbaren Folgen übersehen<br />

oder falsch eingeschätzt. Es existiert gegenwärtig kein vereinheitlichtes,<br />

strukturiertes Vorgehen zur Erstbeurteilung konventioneller Röntgenaufnahmen<br />

des Karpus. Ziel ist die Präsentation der häufigsten Knochen-<br />

und Bandverletzungen und die Zusammenfassung sicherer radiologischen<br />

Zeichen.<br />

Hypothese: Wir präsentieren einen Algorithmus zur strukturierten Beurteilung<br />

häufiger Karpusverletzungen.<br />

Methodik: Wir analysierten 100 zufällig ausgewählte Röntgenbilder aus<br />

unserer handchirurgischen Sprechstunde und glichen die beschriebenen<br />

Diagnosen mit den tatsächlich sichtbaren Verletzungen ab. Aus<br />

den Erkenntnissen dieser internen Untersuchung und aus den häufig<br />

übersehenen Verletzungen entwickelten wir einen Vorschlag für einen<br />

strukturierten Analysealgorithmus für die Primärneurteilung karpaler<br />

Röntgenbilder durch handchirurgische Assistenzärzte.<br />

Ergebnis: Voraussetzung für die Beurteilung ist ein korrekt ausgerichtetes<br />

seitliches und ein dorsopalmares Bild. Die strukturierte Beurteilung des<br />

Bildes beginnt im dorsopalmaren Bild im distalen Radioulnargelenk und<br />

findet dann schrittweise vom radioscaphoidalen Gelenk ausgehend im<br />

Uhrzeigersinn statt. Hierbei ist primär auf Frakturen und Gefügestörungen,<br />

sowie Arthrosezeichen zu achten. Im seitlichen Bild werden das<br />

Lunatum und das Capitatum identifiziert und die wichtigsten Winkel<br />

bestimmt, sowie die karpale Höhe gemessen. Die Anwendung dieses<br />

Strukturierten Vorgehens wurde in der handchirurgischen Sprechstunde<br />

angewendet und führte zu einer zuverlässigen Steigerung der Beurteilungsqualität<br />

der Röntgenbilder.<br />

Fazit: Die korrekte Beurteilung karpaler Verletzungen setzt einen strukturierten<br />

Analysealgorithmus der Röntgenbilder voraus. Dieser ermöglicht<br />

auch Anfängern eine vollständige und fehlerarme Bewertung vorliegender<br />

Verletzungen. Der vorgestellte Algorithmus soll als Vorschlag<br />

verstanden werden und muss einer stetigen Weiterentwicklung unterliegen,<br />

um auch Röntgenzeichen zu erkennen, die auf komplexere ?versteckte?<br />

Verletzungen hinweisen.<br />

V2 L Fgf-9 wird für die Knochenregeneration benötigt<br />

Behr B, Leucht P, Longaker MT, Quarto N<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Im Rahmen der Frakturheilung ist eine komplexe Interaktion von Cytokinen<br />

notwendig, die eine effiziente Regeneration zu ermöglicht. Fibroblast<br />

Growth Factors (Fgfs) -2, -9, und -18 gelten als bedeutsam für die<br />

skeletale Entwicklung, jedoch wurde ihre Rolle in der Knochenregeneration<br />

bisher nicht hinreichend untersucht.<br />

Hypothese: Fgf-9 hat Einfluss auf die Knochenregeneration.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 5 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Methoden: Tibiale Knochendefekte von 1mm Durchmesser wurden unikortikal<br />

in Fgf-9+/- und Wildtyp Mäusen erzeugt. Diese wurden an den<br />

Tagen 3, 5 und 7, welche die Frakturstadien Inflammation/Angiogenese,<br />

Kallusbildung und Remodelling repräsentieren, histologisch untersucht.<br />

Die Genexpression von osteogenen und angiogenen Faktoren wurde auf<br />

mRNA-Ebene untersucht und mit immunhistochemischen Untersuchungen<br />

ergänzt. Darüber hinaus wurde die Neovaskularisierung der<br />

Frakturzone in Fgf-9+/- und Wildtyp Mäusen mit µCT-Angiographien<br />

untersucht. Zur Kompensation der Knochenregeneration wurde FGF-9<br />

in Knochendefekten von Fgf-9+/-Mäusen appliziert.<br />

Ergebnisse: Histomorphometrische Studien zeigten, dass die Haploinsuffizienz<br />

von Fgf-9 die Knochenregeneration erheblich beeinträchtigte.<br />

Immunhistochemie und RT-PCR Analysen ließen reduzierte Expressionsniveaus<br />

der proliferativen und osteogenen Faktoren PCNA, Runx2,<br />

Osteocalcin, in Fgf-9+/-Defekten erkennen. Interessanterweise zeigte<br />

sich außerdem in VEGFA/PECAM-1-Färbungen und Genexpressionsanalysen<br />

eine erhebliche Beeinträchtigung der Angiogenese an Tag 3<br />

in Fgf-9+/- Defekten. µCT-Angiographien stellten eine erhebliche Beeinträchtigung<br />

der Neovaskularisierung in Fgf-9+/- – im Vergleich zu<br />

Wildtyp Mäusen dar. Die Behandlung von Fgf-9+/- Defekten mit FGF-<br />

9 Protein förderte die Angiogenese und erhöhte die Heilungskapazität<br />

in Fgf-9+/- Mäusen. Interessanterweise konnten andere proosteogene<br />

Faktoren (Fgf-2, Fgf-18 und Bmp-2), welche weiterhin in Fgf-9+/-Defekten<br />

nachgewiesen werden konnten, die Haploinsuffizienz von Fgf-9<br />

im Rahmen der Knochenregeneration nicht kompensieren.<br />

Fazit: Zusammenfassend weisen unsere Daten auf eine einzigartige endogene<br />

Rolle von Fgf-9 in der Knochenregeneration hin, unter anderem<br />

durch die Initialisierung der Angiogenese durch Vegfa. Darüber hinaus<br />

unterstützt diese Studie einen zuvor beschriebenen entwicklungsbiologischen<br />

Phenotyp in der Extremität und propagiert somit das Konzept,<br />

dass adulte Knochenheilungsprozesse die embryonale skeletale Entwicklung<br />

rekapitulieren.<br />

V3 L Klinische und radiologische retrospektive studie<br />

zur Untersuchung der Ätiopathogenese und der therapieergebnisse<br />

der Lunatumnekrose<br />

Stahl S, Merz M, Pfau M, Schaller H-E<br />

BG-Unfallklinik Tübingen<br />

Die Vielfalt veröffentlichter operativer Verfahren zur Behandlung der<br />

Mondbeinnekrose suggeriert, dass ein gezieltes Eingreifen in den Krankheitsprozess<br />

bislang noch nicht gelungen ist. Eine Studie wurde durchgeführt<br />

zur Untersuchung des Behandlungsergebnisses bei Mondbeinnekrose.<br />

Hypothese: Die Kienböck’sche Erkrankung wird durch Durchblutungsstörungen<br />

und/oder einer Ulnaminusvarianz hervorgerufen und kann<br />

daher durch Revaskularisierung mittels eines gefäßgestielten Radiusspan<br />

und/oder einer Radiusverkürzungsosteotomie zum Stillstand gebracht<br />

werden.<br />

Methoden: Zwischen 2000 und 2009 wurden 43 Patienten mit einer<br />

Mondbeinnekrose behandelt, davon 2 konservativ. 38 Patienten konnten<br />

mit einer durchschnittlichen Nachuntersuchungszeit von 4,3 Jahre<br />

(Minimum 6,9 Monate, Maximum 9,7 Jahre) postoperativ untersucht<br />

werden. 5 Patienten waren nicht erreichbar bzw. einer Nachuntersuchung<br />

gegenüber nicht aufgeschlossen. Abhängig von der Stadieneinteilung<br />

und der klinischen Symptomatik kamen verschiedene Operationstechniken,<br />

teils auch mehrere Operationstechniken während eines<br />

Eingriffes in Betracht. Die präoperative Diagnostik stützte sich stets auf<br />

eine eingehende klinische Untersuchung, eine konventionelle Röntgen-<br />

Untersuchung beider Handgelenke in 2 Ebenen sowie einer MRT-Un-<br />

5


Abstracts<br />

tersuchung mit Kontrastmittel. Zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs<br />

wurde anlässlich der Nachuntersuchung das aktuelle Erkrankungsstadium<br />

an Hand konventioneller Röntgenbilder bestimmt. Die Nachuntersuchung<br />

umfasste das Vermessen der Bewegungsausmaße, der groben<br />

Griffkraft, eine Erfassung der aktuellen Schmerzsymptomatik (VAS),<br />

eine Erhebung des DASH- und des Krimmer-Scores, sowie eine standardisierte<br />

technische Durchführung und Auswertung konventioneller<br />

Röntgenuntersuchungen.<br />

Ergebnisse: Bei 9 von 10 Patienten nach Radiusverkürzungsosteotomie<br />

konnte der Krankheitsverlauf nicht aufgehalten werden. Bei 7 von 8 Patienten<br />

nach gefäßgestieltem Radiusspan schritt die Erkrankung weiter<br />

fort. Auch bei 2 von 3 Patienten wurde nach einem gefäßgestieltem Radiusspan<br />

und einer Radiusverkürzungsosteotomie eine Progression der<br />

Erkrankung beobachtet.<br />

Fazit: Ein Fortschreiten der Mondbeinnekrose konnte operativ nicht verhindert<br />

werden. In fortgeschrittenen Stadien lassen sich die Beschwerden<br />

durch Handgelenksdenervierung oder Handgelenksversteifungen günstig<br />

beeinflussen. Die Beobachtung der Progredienz der Mondbeinnekrose<br />

nach Revaskularisierung liegt möglicherweise darin begründet, dass<br />

die Minderperfusion nicht Ursache sondern Folge der Nekrose ist. Auch<br />

unterscheiden sich die Ergebnisse der verschiedenen Operationen nicht<br />

wesentlich voneinander. Das Leiden der Patienten kann nur dann gezielt<br />

und wirkungsvoll behandelt werden, wenn das Ursache-Wirkungsprinzip<br />

der Mondbeinnekrose bekannt ist. Nach eingehender epidemiologischer<br />

und radiologischer Untersuchung konnten keine wissenschaftlichen<br />

Nachweise erbracht werden, welche die Gültigkeit der Hypothesen<br />

zur Äthiopathologie der Mondbeinnekrose bestätigen. Zusammenfassend<br />

lässt sich aus den Beobachtungen sagen, dass eine alleinige Ursache<br />

für eine Mondbeinnekrose unwahrscheinlich ist und dass am ehesten ein<br />

Zusammentreffen mehrerer Faktoren eine Nekrose begünstigt. Ursächliche<br />

Therapieansätze sind bis heute noch nicht möglich.<br />

V4 L Die mediokarpale teilarthrodese (MKtA) von der Indikationsfindung<br />

über die Lernkurve zum Langzeitergebnis<br />

Tilkorn DJ, Fabsits U, Fiala S, Hauser J, Ring A, Steinau H-U, Lehnhardt M<br />

BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Die MTKA gilt als etabliertes Verfahren in der Behandlung bei SNAC<br />

unsd SLAc wrist im Stadium II und III. Vorraussetzug zur Durchführung<br />

ist intakte Fovea lunata der Radiusgelenksfläche. Der Therapieerfolg<br />

hängt maßgeblich von der anatomiegerechten Reposition des Os capitatum<br />

und Os lunatum ab. Bei der Durchführung lässt sich eine deutliche<br />

Lernkurve verzeichnen. In der vorliegenden Studie wurden die funktionellen<br />

Resultate analysiert und die damit verbundenen Einschränkungen<br />

im Alltagsgebrauch sowie die Patientenzufriedenheit bezüglich der<br />

mediokarpalen Teilarthrodese evaluiert.<br />

Material und Methoden: 36 MKTA wurden in der Zeit von 2006 bis 2009 im<br />

eigenem Patieltenkollektive durchgeführt. Der DASH-Fragebogen und<br />

der Krimmer-Score wurden zur Erhebung der Zufriedenheit, Lebensqualität<br />

und Beurteilung der funktionellen Einbuße im Alltagsgebrauch<br />

erhoben. 4 der MKAT erforderten im Verlauf aufgrund von fortbestehenden<br />

Beschwerden eine Konversion zur Vollarthrodese. Von den 32<br />

Patienten mit MKTA konnten 20 klinisch und radiologisch nachuntersucht<br />

werden. Zur quantifizierung der Grobenkarft erfolgte die Messung<br />

mit dem Jamar-Dynamometer. Die subjektive Schmezintensität wurde<br />

mit der visuellen Schmerzanalogskala verifiziert.<br />

Ergebnisse: In den meisten Fällen konnte nach einer Operation eine<br />

knöcherne Konsolidierung erzielt werden. Zur Spongiosaplastik wurde<br />

überweigend Spongiosa aus dem resezierten Kahnbein gewonnen. Signifikante<br />

Unterschiede zwischen Kahnbein- oder Beckenkammspongiosa<br />

ergaben sich nicht. Eine Konversion zur Vollarthrodese aufgrund von<br />

Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

fortbestehenden Beschwerden war in 4 Fällen notwendig. Postoperativ<br />

betrug die Grobekarft im Mittel 77 % der gesunden Gegenseite. Das Bewegungsausmaß<br />

des Handgelenkes wies vor allem hinsichtlich der Extension<br />

und Radialduktion eine deutlich Einschränkung auf. Der Dash-<br />

Wert lag im Mittle bei 37 und der Mittelwert des Krimmer-Scores 62.<br />

Fazit: Zur Indikationsstellung vor allem zum Auschluss von Begleitverletzungen<br />

und Beurteilung der radialen Gelenkflächen hat sich die Handgelenksarthroskopie<br />

als hilfreich erwiesen. In den meisten Fällen kann<br />

ausreichend Spongiosa aus dem resezierten Kahnbein gewonnen werden.<br />

Die schrittweise Reposition der zu fusionierenden Anteile lässt sich mittels<br />

K-Drähten gut erzielen. Die exakte dreidimensionale Reposition der<br />

Handgelenksknochen ist für das funktionelle Ergebnis ausschlaggebend.<br />

Eine suffiziente Reduktion der Schmerzbelastung des Patienten, welche<br />

eine Wiederaufnahme von einem Großteil der alltäglichen Tätigkeiten<br />

erlaubt, lässt sich bei korrekter Indikationsstellung in den meisten Fällen<br />

erzielen. Die Ergebnisse,inklusive der sich im Zuge der Lernkurve ergebenden<br />

typischen Fehlerquellen,sollen hier präsentiert werden.<br />

V5 L behandlungsergebnisse nach Resektionssuspensions-Arthroplastik<br />

nach Epping bei Rhizarthrose<br />

Ryu S-M, Molnar V, Ruggaber M, Menke H<br />

Klinikum Offenbach<br />

Die Rhizarthrose ist die häufigste Arthrose an der Hand und führt zu einem<br />

deutlichen funktionellem Defizit mit konsekutiver Einschränkung<br />

der Lebensqualität des Betroffenen. Es existieren vielfältige Möglichkeiten<br />

der operativen Behandlung. Ein seit mehreren Jahren etabliertes Verfahren<br />

ist die Resektions-Suspensions-Arthroplastik nach Epping. Ziel<br />

dieser Untersuchung ist es das Outcome nach Resektions-Suspensions-<br />

Arthroplastik nach Epping bei Rhizarthrose prospektiv zu evaluieren.<br />

Beurteilungskriterien sind sowohl die subjektiven als auch die objektiven<br />

Einschränkungen prä- und postoperativ nach drei, sechs und zwölf<br />

Monaten. Neben einer klinischen Untersuchung verwenden wir den<br />

DASH-Fragebogen und erfassen die grobe Kraftentfaltung beider Hände<br />

mit einem Jamar-Dynamometer sowie einem Pinge Gauge. Seit Januar<br />

2008 wurden insgesamt 26 Patienten mit Resektions-Suspensions-Arthroplastik<br />

nach Epping in die Studie aufgenommen und untersucht.<br />

Bislang mussten 5 Pat. aus der Studie herausgenommen werden. Die<br />

Patienten sind durchschnittlich 60,67 Jahre alt (43-77 Jahre). Bislang<br />

wurden 4 männliche und 18 weibliche Patienten operiert. Das Stadium<br />

der Arthrose betrug nach Eaton und Littler bei 17 Pat. Stadium III° und<br />

bei 5 Patienten Stadium II°. Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum<br />

beträgt im Moment ca. 9 Monate. Die Zwischenergebnisse zeigen, dass<br />

dieses Verfahren sowohl die aktive Mitarbeit des Patienten als auch Zeit<br />

benötigt, um die gewünschten positiven Ergebnisse im Hinblick auf<br />

die Kraftentwicklung und die Beweglichkeit zu entfalten. Der Anstieg<br />

der postoperativen Kraftentwicklung ist in den ersten 6 Monaten am<br />

größten. Auch die festgestellten DASH-Werten bestätigten die positiven<br />

postoperativen Ergebnisse. Insgesamt konnten wir bislang vorwiegend<br />

zufrieden stellende Verbesserungen der Beschwerden einer Rhizarthrose<br />

mit der Resektion-Suspensions-Arthroplastik nach Epping feststellen.<br />

V6 L Morbus Dupuytrensche Kontraktur –<br />

Gegenüberstellung Fasziektomie und Fasziotomie (PNF)<br />

Unbehaun N, Schantz J-T, Kreidler A, Koch M, Machens H-G, Werber K-D<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Die digitopalmare Flexionskontraktur ist eines der häufigsten handchirurgischen<br />

Krankheitsbilder. Während die Ätiologie nach wie vor weitgehend<br />

unklar ist, gilt für das operative therapeutische Vorgehen im fort-<br />

6 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 6 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

geschrittenen Stadium (Tubiana II–IV) die offene partielle Fasziektomie<br />

als etabliertes Verfahren. Jedoch hat in den letzten Jahren die Fasziektomie<br />

in modifizierter Form als perkutane Nadel-Fasziotomie (PNF) stark<br />

an Bedeutung gewonnen.<br />

Hypothese: Die PNF kann nach Berücksichtigung der bisher über 10<br />

Monate erhobenen Ergebnisse gegenüber der offenen Fasziektomie als<br />

gleichwertige operative Therapie betrachtet werden. Für bestimmte Patientengruppen,<br />

insbesondere Altersgruppen stellt die PNF eine risikoärmere<br />

Alternative dar.<br />

Methode: Während bei der Fasziektomie das Dupuytrensche Gewebe in<br />

einer offenen Operation weitestgehend reserziert wird, erfolgt bei der<br />

PNF lediglich eine perkutane Perforation der Dupuytren-Stränge. In einer<br />

laufenden prospektiven Studie (n=40) werden beide Methoden gegenübergestellt<br />

und die Ergebnisse bezüglich intraoperativer Komplikationen,<br />

postoperativer Funktion, Wundheilung und Wiederherstellung<br />

der Arbeitsfähigkeit verglichen. Es werden nur primäre Dupuytrensche<br />

Kontrakturen Grad II-III in die Studie aufgenommen. Des Weiteren wird<br />

der Langzeitverlauf bezüglich des Wiederauftretens der Kontraktur beobachtet.<br />

Ergebnisse: Erste Ergebnisse nach 10 Monaten zeigen für die PNF (n=20)<br />

gleiche postoperative funktionelle Resultate gegenüber der Fasziektomie<br />

(n=20), bei bis dahin keinen intraoperativen Komplikationen und keinen<br />

Wundheilungsstörungen. Zudem ist die Zeit der Arbeitsunfähigkeit<br />

kürzer als bei der offenen Resektion. Die Ergebnisse bezüglich des Wiederauftretens<br />

bleiben abzuwarten.<br />

Fazit: Die PNF stellt ein einfaches und risikoarmes Verfahren zur Therapie<br />

strangförmig vorliegender Dupuytrenscher Kontrakturen dar.<br />

Nach ersten Ergebnissen erscheint sie der Fasziektomie insbesondere<br />

bei entsprechender Indikationsstellung für spezielle Patientengruppen<br />

als gleichwertig. Die entscheidende Frage des Wiederauftretens der<br />

Kontraktur kann derzeit noch nicht abschließend beantwortet werden.<br />

Nach der aktuellen Literatur lässt sich jedoch eine gesteigerte Häufigkeit<br />

vermuten. Weiter muss postuliert werden, dass die PNF im Rahmen der<br />

möglichen Komplikations-beherrschung dem handchirurgisch versierten<br />

Operateur überlassen bleiben sollte.<br />

Verbrennung/Narbe 1<br />

Donnerstag, 9:00–10:00, Saal 4<br />

V7 L Diagnostik und Management der<br />

Heparininduzierten thrombozytopenie (HIt) in<br />

deutschsprachigen Verbrennungszentren<br />

Busche M, Knobloch K, Vogt PM, Rennekampff H-O<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Die HIT II ist eine verzögert einsetzende und potentiell lebensbedrohliche<br />

Komplikation der antikoagulativen Therapie mit Heparin.<br />

Hypothese: Im Rahmen einer Befragung von deutschsprachigen Verbrennungszentren<br />

sollte die antikoagulative Therapie mit Heparin, die Inzidenz<br />

von tiefen Beinvenenthrombosen (TBVT) und die Inzidenz, sowie<br />

Diagnostik und Management der HIT evaluiert werden.<br />

Patienten und Methoden: Multiple-choice Fragebögen wurden an alle<br />

deutschsprachigen Verbrennungszentren in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz versandt. Nachgefragt wurden: Anzahl Verbrennungspatienten<br />

(>18 Jahre) und Inzidenz der HIT bei Brandverletzten im<br />

Jahr 2008, Screening und Diagnostik der HIT, Verwendung und Steuerung<br />

von Ausweichpräparaten zur Antikoagulation, Inzidenz von tiefen<br />

Beinvenenthrombosen bei Brandverletzten und Indikation zur Thromboseprophylaxe<br />

mit fraktioniertem Heparin (FH) s.c. und unfraktioniertem<br />

Heparin (UFH) i.v.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 7 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Ergebnisse: Die Rücklaufrate der verschickten Fragebögen betrug 84 %<br />

(21/25). Das hierdurch erfasste Patientenkollektiv (>18 Jahre) für das<br />

Jahr 2008 in den 21 Zentren betrug 1611 intensivpflichtige Verbrennungspatienten<br />

(>18 Jahre). Von diesen Patienten hatten 23 eine nachgewiesene<br />

HIT (1,4 %). TBVT traten mit einer Häufigkeit von 1,1 %<br />

auf. Eine standardmäßige Antikoagulation mit FH s.c. erfolgte in 40 %<br />

(8/20) aller Verbrennungszentren, während 10 % (2/20) standardmäßig<br />

UFH i.v. verwendeten. 15 % (3/20) aller Verbrennungszentren stellten<br />

die Indikation zur Verwendung von FH oder UFH anhand der Intubation<br />

des Patienten (bei Intubation UFH i.v.) und 5 % (1/20) anhand der<br />

Intubation und des TBSA-Wertes (bei TBSA > 10 % UFH i.v.). 30 %<br />

(6/20) der Zentren zeigten keinen erkennbaren Standard bei der Verwendung<br />

von FH oder UFH. Nur in einem Zentrum wurde bei Aufnahme<br />

ein HIT-Screening durchgeführt. Das bei HIT am meisten verwendete<br />

Ausweichpräparat zur Antikoagulation ist Agatroban (52 %). Die<br />

geringste Inzidenz der HIT mit 0,2 % bestand in Verbrennungszentren,<br />

die standardmäßig FH s.c. verwendeten. Zentren, die standardmäßig<br />

UFH i.v. verwendeten, hatten die höchste HIT-Inzidenz (2,7 %). In Zentren,<br />

die die Therapie mit FH oder UFH abhängig von der Intubation<br />

und/oder nach TBSA des Patienten verwendeten, betrug die Inzidenz<br />

der HIT 2,5 % und in Zentren, die keinen erkennbaren Standard bei der<br />

Verwendung von FH und UFH hatten, 1,7 %. Eine zur HIT-Inzidenz<br />

vergleichbare Verteilung ergab sich für die Inzidenz von tiefen Beinvenenthrombosen<br />

(TBVT). Verbrennungszentren, die standardmäßig FH<br />

s.c. verwendeten, hatten eine geringe Inzidenz an TBVT von 0,9 %,<br />

während die höchste Inzidenz von TBVT mit 3,8 % in Zentren gefunden<br />

wurde, die standardmäßig UFH i.v. verwendeten.<br />

Fazit: Die geringste Inzidenz an HIT (0,2 %) und TBVT (0,9 %) wurde<br />

in den Verbrennungszentren gefunden, die eine standardmäßige Antikoagulation<br />

mit FH s.c. verwendeten, während die standardmäßige Verwendung<br />

von UFH i.v. mit den höchsten HIT- und Thrombose-Raten<br />

verbunden war (2,7 und 3,8 %). Prospektive, randomisierte Studien sind<br />

erforderlich, um die Überlegenheit einer standardmäßigen Verwendung<br />

von FH s.c. gegenüber UFH i.v. in Verbrennungszentren zu belegen.<br />

V8 L Immunologische Verläufe bei der sepsisentstehung<br />

nach Verbrennungstrauma – Interleukin-10 ein neuer<br />

prognostischer Marker für die Patientenmortalität?<br />

Eppstein RJ, Stromps JP, Aengeneyndt S, Suschek CV, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Durch die Fortschritte in der Behandlung von Verbrennungspatienten<br />

konnte die Mortalität nach thermischem Trauma in der Vergangenheit<br />

deutlich reduziert werden. Neben dem Ausmaß der verbrannten Körperoberfläche<br />

(VKOF), dem Patientenalter und einem zusätzlichen Inhalationstrauma<br />

ist die Entwicklung einer Sepsis einer der entscheidenden<br />

Faktoren hinsichtlich der Mortalität nach einem Verbrennungstrauma.<br />

Innerhalb der letzten Jahrzehnte konnten die immunologischen Reaktionen<br />

nach einem thermischen Trauma in Hinblick auf die beteiligten<br />

Mediatorsubstanzen zunehmend aufgeklärt werden. Die zeitlichen Verläufe<br />

und Interaktionen von Interleukinen, Lymphokine und weiteren<br />

Entzündungsmediatoren, die nach einem thermischen Trauma zu einem<br />

Systemic Inflammatory Response Syndrome (SIRS) und einer Sepsis<br />

führen können, sind derzeit jedoch noch nicht ausreichend geklärt.<br />

Material und Methodik: Innerhalb der letzten 6 Monate wurden 11<br />

Patienten (n=11) untersucht, die nach einem thermischen Trauma in<br />

unserem Verbrennungszentrum aufgenommen wurden. Einschlusskriterien<br />

für diese klinische Studie waren eine Verbrennung Grad IIa bis<br />

III von mehr als 10 % der Körperoberfläche sowie ein Lebensalter >15<br />

Jahren. Ein weiteres entscheidendes Kriterium war, dass zwischen dem<br />

7


Abstracts<br />

Trauma und der ersten Blutserumentnahme (Zeitpunkt 0h) nicht mehr<br />

als eine Stunde vergangen sein durfte. Es erfolgten insgesamt 10 Blutserumentnahmen:<br />

nach 0, 3, 6, 9, 18, 24 Stunden nach Aufnahme in unserer<br />

Klinik sowie am 2., 5. und 7. Tag. Mittels ELISA-Technik wurden<br />

in Serumproben die Verläufe der folgenden immunologischen Faktoren<br />

bestimmt: IL-1β, IFN-γ, TNF-α, IL-10, HSP 60 und HSP 70. Zusätzlich<br />

erfolgten eine photometrische Nitratmessung zur NO-Bestimmung sowie<br />

eine Gesamtproteinbestimmung. Die Diagnose einer Sepsis richtete<br />

sich nach den ABA-Kriterien von 2007.<br />

Ergebnisse und Diskussion: Von den bisher 11 untersuchten Patienten entwickelten<br />

zwei (n=2) im klinischen Verlauf eine Sepsis (beide Pat.<br />

>40 % VKOF). Im Vergleich zu den anderen Patienten zeigte sich hier<br />

ein statistisch signifikanter Unterschied im Verlauf des IL-10 im Blutserum.<br />

Nach zunächst sehr hohen IL-10 Serumwerten kam es bei diesen<br />

Patienten zu einem drastischen Abfall des IL-10 innerhalb der ersten 24<br />

Stunden nach dem thermischen Trauma. Diese Beobachtung deckt sich<br />

mit anderen aktuellen klinischen Studien, die die Serumkonzentration<br />

von IL-10 als prognostischen Marker in Hinblick auf die Mortalität beschreiben.<br />

Derzeit findet in unserem Verbrennungszentrum eine Fortführung<br />

der Studie unter Einschluss einer größeren Patientenzahl statt.<br />

Anhand der bisherigen Ergebnisse stellen wir die immunologischen Verläufe<br />

der seither untersuchten Patienten vor und diskutieren die Rolle<br />

von IL-10 als prognostischen Marker für die Patientenmortalität nach<br />

einem Verbrennungstrauma.<br />

V9 L EPO in burns: statusbericht der ersten bMbF-geförderten<br />

AMG-studie im Fachbereich Plastische Chirurgie<br />

Günter CI1 , Dornseifer U3 , Siemers F2 , Namdar T2 , von Wild T2 , Mailänder P2 , Stergioula S3 , Ninkovic M3 ,<br />

Spanholtz T4 , Thamm O4 , Spilker G4 , Wolter T5 , Dunda S5 , Pallua N5 , Ernert C6 , Steen M6 , Reichert B7 ,<br />

Hartmann B8 , Öhlbauer M9 , Sauermüller G9 , Rahmanian-Schwarz A10 , Schaller HE10 , Lehnhardt M11 ,<br />

Daigeler A11 , Menke H12 , Ryu SM12 , Lemke H13 , Bader A14 , Ebert S14 , Jelkmann W15 , Raem AM16 ,<br />

Neugebauer E17, Machens H-G1 1 2 3 Klinikum Rechts der Isar der TU München; Universitätsklinikum S-H, Campus Lübeck; Klinikum<br />

Bogenhausen, München; 4Krankenhaus Merheim, Köln, Universität Witten/Herdecke; 5Universitätsklini kum Aachen; 6BG-Unfalklinik, Bergmannstrost Halle/Saale; 7Klinikum Nürnberg Süd; 8Unfallkrankenhaus Berlin; 9BG-Unfallklinik Murnau; 10BG-Unfallklinik Tübingen; 11BG-Unfallklinik Ludwigshafen; 12Klinikum Offenbach; 13Klinikum Dortmund; 14Institut für Zelltechniken und angewandte Stammzellbiologie, Universität<br />

Leipzig; 15Institut für Physiologie, Universitätsklinikum S-H, Campus Lübeck; 16arrows biomedical,<br />

Zentrum für Nanotechnologie, Universität Münster; 17IFOM – Institut für Forschung in der Operativen<br />

Medizin, Universität Witten/Herdecke, Köln<br />

Um neue Lösungsansätze aus dem Fachgebiet der regenerativen Medizin<br />

für schwerbrandverletzte Patienten zu finden, wurde die o.g. klinische<br />

Studie über den Einsatz von rekombinantem humanem Epoetin alpha<br />

(EPO) in Patienten mit zweit- und drittgradig thermischen Traumen initiiert.<br />

Durch neue regulatorische Rahmenbedingungen haben sich die<br />

Anforderungen an die Prüfzentren mittlerweile deutlich erhöht.<br />

Hypothese: Systemisch appliziertes rhEPO unterstützt die epidermo-dermale<br />

Regeneration nach thermischem Trauma.<br />

Methoden: Es handelt sich bei dieser Studie um eine universitär initiierte,<br />

randomisierte, Placebo-kontrollierte, doppelt-verblindete, multizentrische<br />

Phase-II-Studie. In Zusammenarbeit mit fünf Analytikzentren wird<br />

das Projekt derzeit an 11 deutschen Schwerbrandverletzten-Zentren<br />

durchgeführt und vom BMBF finanziell unterstützt. Ebenso existiert ein<br />

dreiköpfiges Data Safety Monitoring Board, welches regelmäßige die sog.<br />

‚Safety Reports‘ der Studie erhält. Es werden 100 Patienten beiderlei Geschlechts,<br />

im Alter zwischen 18 bis 75 Jahren mit dritt- und tiefen zweitgradigen<br />

thermischen Verletzungen analysiert. Die randomisierten Studienteilnehmer<br />

erhalten drei Wochen lang jeden zweiten Tag entweder<br />

Placebo oder 150 IE EPO sc. Relevante Laborparameter werden während<br />

Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

des stationären Aufenthaltes täglich, nach 42 Tagen sowie nach 6 und<br />

12 Monaten kontrolliert. Außerdem werden zu definierten Zeitpunkten<br />

Biopsien aus den studienbezogenen Wundarealen entnommen. Nach<br />

Abschluss der Behandlung folgt ein einjähriges Follow-up.<br />

Primärer Endpunkt: Komplette Reepithelialisierung der definierte Spalthautentnahmestelle.<br />

Sekundärer Endpunkt: Zelluläre und molekulare regenerative Effekte,<br />

Aktivierung der Angiogenese, Stammzell-Rekrutierung, DNA- und RNA-<br />

Expression, Rezeptor-Regulation, Protein-Expression, Mortalität, Qualität<br />

der Narbenbildung, Gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF 36).<br />

Vorläufige Ergebnisse: Die Studie befindet sich derzeit in ihrer Rekrutierungsphase.<br />

Dabei zeigt sich, dass im Durchschnitt nur 10–15 % aller<br />

im Screening erfassten Patienten auch für die Studie qualifizieren und<br />

die studienspezifische Selektion damit als sehr hoch eingeschätzt werden<br />

kann. Nach den bisher vorliegenden Patientendaten wurden bei 10<br />

% der Patienten schwerwiegende unerwünschte Ereignisse gemeldet<br />

(Thrombozytose >500000 Zellen/ml), welche ohne Folgen für den weiteren<br />

klinischen Verlauf der Patienten waren. In Zusammenarbeit mit<br />

dem Chir-Net wurde eine GCP- und AMG-konforme Schulung und Fortbildung<br />

der beteiligten Prüfärzte durchgeführt. Damit wurden in den<br />

einzelnen Prüfzentren die Voraussetzungen zu einer qualitätsorientierten<br />

Realisierung der Studie nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen<br />

geschaffen. Zusätzlich wurden bei allen offenen Prüfzentren die logistischen<br />

Bedingungen zur Anwendung des „Heidelberger Verfahrens“<br />

im Bedarfsfall bei nicht einwilligungsfähigen Patienten etabliert.<br />

Fazit: Die Studie wird noch mindestens bis 3/2012 fortgeführt werden.<br />

Schwerbrandverletzten-Zentren, die Interesse an einer Studienteilnahme<br />

haben, sind jederzeit eingeladen, sich mit uns in Verbindung zu setzen<br />

(Christina.Guenter@lrz.tum.de).<br />

V10 L behandlungskonzept der<br />

akuten salpetersäureverletzung<br />

Kolios L<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Verletzungen durch Salpetersäure werden überwiegend in der chemischen<br />

Industrie beobachtet. In der medizinischen Literatur finden sich<br />

dazu wenige Veröffentlichungen. Über Verletzungen von Kindern und<br />

Jugendlichen wird nicht berichtet. Anhand eines Schulunfalls mit Salpetersäurefreisetzung<br />

wird das Versorgungskonzept dargelegt.<br />

behandlungskonzept: Die pulmonale Notfalldiagnostik und Therapie stehen<br />

im Vordergrund: Überwachung der peripheren Sauerstoffsättigung,<br />

Thorax-Röntgenaufnahmen, laborchemische Untersuchungen, O 2 -Gabe<br />

und regelmäßige inhalative Steroidapplikation. Bei Augenbeschwerden<br />

erfolgt eine ausgiebige Spülung und nach augenärztlicher Mitbeurteilung<br />

Applikation von panthenolhaltigen Gelen. Hautverätzungen werden<br />

intensiv mit steriler isotoner Kochsalzlösung gespült und durch okklusive<br />

antiseptische Verbände behandelt. Bei tiefergradiger Verätzung<br />

(Grad IIb–III) erfolgt die Nekrektomie und Spalthauttransplantation.<br />

Ingestionstraumata, renale oder hämatologische Symptomatik sind auszuschließen.<br />

Ergebnisse: 25 Patienten erlitten gleichzeitig durch Salpetersäurekontamination<br />

Inhalations-, Augen- und Hauttraumata. 13 von ihnen im durchschnittlichen<br />

Alter von 19,8 Jahren wurden bei uns behandelt. Die bei<br />

9 Patienten bestehende respiratorische Symptomatik konnte innerhalb<br />

von Minuten bis 1,4 Tagen aufgehoben werden. Korneale und konjunktivale<br />

Reizungen konnten in gleichen Zeitintervallen gelindert werden.<br />

Salpetersäureverätzungen der Haut zeichneten sich durch spezifische<br />

Gelbfärbung innerhalb eines Tages aus. Bis auf einen Fall, bei dem eine<br />

Spalthauttransplantation notwendig wurde, erfolgte eine stadiengerechte<br />

konservative Wundtherapie.<br />

8 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 8 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Fazit: Eine inhalative Steroidgabe ist auch bei geringer respiratorischer<br />

Symptomatik zu empfehlen. Von intravenösen Gaben sollte aufgrund<br />

der immunsuppressiven Wirkung abgesehen werden. Salpetersäureverätzungen<br />

zeigen durch die stattfindende Xanthoprotein-Reaktion eine<br />

typische Gelbfärbung der kontaminierten Hautschichten, es kommt<br />

jedoch nicht zu einer Penetration in tiefer liegendes Gewebe. Als konservative<br />

Wundbehandlung sind konventionelle Verfahren den dauerhaft<br />

verbleibenden Wundauflagen aufgrund der besseren klinischen<br />

Einschätzbarkeit des Heilverlaufs vorzuziehen. Die Hautverätzungen<br />

demarkieren sich langsamer, können dann aber entsprechend Verbrennungswunden<br />

transplantiert werden.<br />

V11 L Einsatz von großflächigen Unterdruckverbänden<br />

bei schwer- und schwerstbrandverletzten<br />

Hageleit B, Sauermüller G, Rapp P, Öhlbauer M<br />

BG-Unfallklinik Murnau<br />

Mit der Wundunterdrucktherapie steht seit vielen Jahren eine Methode<br />

zur Wundkonditionierung bei chirurgischen, traumatischen und chronischen<br />

Wunden zur Verfügung. Die großflächige Anwendung der Wundunterdrucktherapie<br />

bei Schwer- und Schwerstbrandverletzten wurde<br />

bislang als Einzelanwendungen bei speziellen Indikationsstellungen<br />

beschrieben.<br />

Hypothese: Bietet die Wundunterdrucktherapie bei der Behandlung der<br />

Schwer- und Schwerstbrandverletzten Patienten eine alternatives Wundbehandlungskonzept<br />

von der Initialversorgung bis zur Spalthautdeckung.<br />

Methoden: Acht schwer- und schwerstbrandverletzte Patienten mit einer<br />

barndverletzten KOF von 37 % bis 62 % wurden mittels Wundunterdrucktherapie<br />

von der Initialversorgung nach Blasendebridement, über<br />

die Phase der Wundkonditionierung nach Nekrosedebridement bis zur<br />

Spalthautübertragung behandelt. Intensivmedizinische Parameter und<br />

chirurgische Parameter der Wundheilung wurden über den gesamten<br />

Verlauf des intensiv-medizinischen Aufenthaltes bestimmt und miteinander<br />

bzw. mit einem Kollektiv konservativ therapierter Brandverletzter<br />

verglichen.<br />

Ergebnisse: Bei allen mittels Wundunterdruckverbänden behandelten<br />

schwer- und schwerstbrandverletzten Patienten konnte neben einer hervorragenden<br />

Wundkonditionierung sukzessive ein kompletter Wundverschluss<br />

mittels Spalthauttransplantation erreicht werden. Die ermittelten<br />

intensiv-medizinischen und chirurgischen Parameter zeigten die<br />

mittels Wundunterdruckverbänden versorgten Patienten im Vergleich<br />

zum konservativ therapierten Kollektiv ebenso stabil.<br />

Fazit: Der Einsatz der Wundunterdrucktherapie bei Schwer- und<br />

Schwerstbrandverletzten stellt sich bei den bislang therapierten Patienten<br />

als exzellente Verbandsform von der Initialversorgung bis zur definitiven<br />

Defektdeckung dar.<br />

V12 L Die innovative Rolle von schweißdrüsen-stammzellen<br />

bei der Hautregeneration nach thermischem trauma<br />

Evers LH1 , Salem H2 , Danner S2 , Kruse C2 , Mailänder P1 1 2 Universitätsklinikum Lübeck; Fraunhofer-Institut für Marine Biotechnologie, Lübeck<br />

Glanduläre Stammzellen haben sich in jüngster Zeit zu einer zunehmend<br />

vielversprechenden Quelle von multipotenten Stammzellen als<br />

ethisch vertretbare Alternative von embryonalen Stammzellen entwickelt.<br />

Dennoch sind deren exakte Rolle sowie deren Potential bei der<br />

Hautregeneration, gerade nach Verbrennungen in der Weltliteratur unbekannt.<br />

Das Ziel unserer experimentellen Studie ist die Anwendung<br />

der gewonnenen multipotenten Stammzellen zur Hautregeneration im<br />

von uns etablierten Verbrennungs-Maus-Modell.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 9 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Hypothese: Die Hypothese ist, dass die aus humanem Schweißdrüsengewebe<br />

generierten Stammzellen zur einer verbesserten Wundheilung<br />

nach einer Verbrennung führen.<br />

Methode: Glanduläre Stammzellen aus humanen axillären Schweißdrüsen<br />

(SSC), die im Rahmen von Routineoperationen nach Einverständnis<br />

der Patienten entnommen wurden, wurden generiert. Es wurde ein Verbrennungs-Mausmodell<br />

entworfen. 20 weibliche Mäuse (nu/nu-Nacktmaus)<br />

wurden anästhesiert und erhielten eine 20 % KOF Verbrühungsverletzung<br />

Grad 2b. Die Kontrollgruppe (n=10) erhielt eine Applikation<br />

mit PBS in der Stasezone der Brandwunde, die Studiengruppe (n=10)<br />

eine Applikation mit Stammzellinjektion [5×10(5 Zellen]. 7 d und 14<br />

d nach Injektion (je nach Untergruppe) wurden die Wundbiopsien/angrenzendes<br />

Gewebe entnommen und mit Hauptaugenmerk auf Epithelisation,<br />

Vaskularisation, Wundgröße und Apoptoseaktivität analysiert.<br />

Ergebnisse: Das Wundheilungsareal und die Hautregenerationsrate waren<br />

in der SSC-angewendeten Gruppe erhöht. Die Vaskularisationsrate<br />

zeigte einen signifikanten Anstieg in der SSC-Wundgruppe. Morphologie<br />

und Immunhistochemie zeigten neue hautähnliche Strukturen, die Apoptose<br />

konnte reduziert werden. SSC wurden im regenerierten Gewebe<br />

wiedererkannt und zeigten eine homogene Distribution.<br />

Fazit: Diese Studie zeigt erstmalig, dass humane glanduläre Stammzellen<br />

die Hautregeneration nach thermischem Trauma verbessern können.<br />

Diese Ergebnisse können ein Fundament sein für eine weiterführende<br />

potentielle klinische Anwendung bei schwerbrandverletzten Patienten.<br />

Rekonstruktion 1<br />

Donnerstag, 9:00–10:00 Uhr, Saal 5<br />

V13 L Der Ischämie-Reperfusionsschaden im<br />

Lappenmodell – Protektive Rolle einer i-NOs-Inhibition<br />

Evers LH, Riccius I, Mailänder P<br />

Universitätsklinikum Lübeck<br />

Der Verlust freier Lappenplastiken gehört leider noch immer zu den<br />

schmerzlichen Erfahrungen eines jeden plastischen Chirurgen. Die freie<br />

Lappenplastik ist ein validiertes Modell des Ischämie-Reperfusionsschaden<br />

(IR). Das Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der Rolle der Apoptose<br />

als Zelltodmechanismus und deren Intervention beim Ischämie-<br />

Reperfusionsschaden. Nitric Oxide (NO) spielt eine bedeutende Rolle<br />

in der Lappen-Physiologie und -Pathophysiologie. Bekannt ist, dass die<br />

induzierbare NO-Synthase (i-NOS) durch Cytokine und Endotoxine<br />

freigesetzt wird und so am Lappenverlust zumindest beteiligt ist.<br />

Hypothese: Die Hypothese dieser experimentellen Studie ist, durch Hemmung<br />

der induzierbaren NO-Synthase eine Verringerung der Apoptose<br />

und damit des Ischämie-Reperfusionsschaden erreichen zu können.<br />

Methode: 40 männliche Wistar-Ratten wurden in 3 Gruppen eingeteilt.<br />

Kontrollgruppe (n=10): Hebung eines Latissismus-dorsi-Muskellappens<br />

mit Präparation des Gefäßstiels ohne Ischämie-Reperfusion. Studiengruppe<br />

Ischämie-Reperfusion (IR) (n=15): Lappenhebung, 4 h Ischämie,<br />

24 h Reperfusion. Studiengruppe i-NOS Inhibition (n=15) mit<br />

S-Methylthiourea (SMT) 3 mg/kg an drei Zeitpunkten: a) 30 min vor<br />

Ischämie b) 30 min vor Ende der Ischämie c) 12 h nach Reperfusion. Am<br />

Ende des Protokolls erfolgte die Muskelbiopsie-Entnahme aus dem mittleren<br />

Drittel des Lappens sowie die histologische/immunhistochemische<br />

Aufarbeitung. Die Analyse der Apoptose wurde quantitativ und qualitativ<br />

durch TUNEL-Assay und M30-Cytodeath-Assay durchgeführt. Der<br />

apoptotische Index (Verhältnis der apoptotischen Nuclei zu allen Nuclei)<br />

wurde bestimmt.<br />

Ergebnisse: Für die statistische Analyse wurde der Student‘s t-Test angewendet.<br />

Die IR-Gruppe zeigte einen höheren apoptotischen Index als die<br />

9


Abstracts<br />

Kontrollgruppe (0,31 vs. 0,06, p


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

V16 L Ergebnisse nach Gefäß-Anastomose mit dem<br />

1,9-μm-Dioden-Laser in der rekonstruktiven Mikrochirurgie<br />

– eine studie an 27 Patienten<br />

Leclère F-M, Schoofs M, Martinot V, Gohritz A, Germain M, Mordon SR<br />

Universitätsklinikum Lille, Frankreich<br />

Die Mikrochirurgie hat sich zu einer wichtigen Rekonstruktionsmethode<br />

bei Gewebedefekten entwickelt, wobei der Erfolg vor allem von einer<br />

technisch einwandfreien Durchführung der Gefäß-Anastomosen abhängt.<br />

Ziel: Diese Studie stellt die mikrochirurgische Gefäß-Anastomose mit<br />

dem 1,9-µm-Dioden-Laser dar, wobei besonders die genaue Technik und<br />

die klinischen Ergebnisse berücksichtigt wurden.<br />

Patienten und Methoden: Zwischen Januar 2005 und Dezember 2007 wurde<br />

bei 27 Patienten eine mikrochirurgische Anastomose mit dieser Methode<br />

durchgeführt. Die Patientengruppe bestand aus 14 Frauen und 13<br />

Männern, das Durchschnittsalter lag bei 31 Jahren (Spanne: 2 bis 59<br />

Jahre). Die Laser-Technik wurde für Finger-Replantationen (n=2) und<br />

freie Lappenplastiken (n=27) eingesetzt. Ursachen der Gewebedefekte<br />

waren Trauma (n=16), Tumor (n=9), angeborene Fehlbildungen<br />

(n=2), und Infekt (n=1). Die laserassistierte mikrovaskuläre Anastomose<br />

(LAMA) wurde mit einem 1,9-µm-Dioden-Laser nach Anlage<br />

von 2 Annäherungsnähten durchgeführt, wobei folgende Parameter angewandt<br />

wurden: Spot-Größe 400 µm, Leistung 125 mW, Zeit abhängig<br />

von Gefäßgröße, Fluenz zwischen 70 und 200 J/cm².<br />

Ergebnisse: Insgesamt mussten 3 chirurgische Revisionen wegen Hämatom<br />

und eine weitere wegen Gefäßruptur mit nachfolgender Nekrose<br />

eines stark vorbestrahlten DIEP-Lappens durchgeführt werden.<br />

Fazit: Diese Studie unterstreicht die zahlreichen Vorteile der Laser-Technik<br />

gegenüber der konventiellen Nahtmethode wie 1. einfachere Durchführung<br />

bei schwierigem Zugang, 2. weniger Blutverlust bei Reperfusion<br />

und 3. geringe Komplikationsrate bei 4. relativ kurzer Lernkurve.<br />

V17 L Funktionelle Ergebnisse nach freier Lappentransplantation<br />

zum Erhalt der unteren Extremität bei Patienten<br />

mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit<br />

Megerle K, Kolbenschlag J, Lehnhardt M, Hellmich S<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Behandlung chronischer Wunden der unteren Extremität ist bei<br />

Patienten mit kompromittiertem Gefäßstatus besonders problematisch.<br />

In dieser Situation wird häufig die Indikation zur Amputation gestellt,<br />

obwohl ein Erhalt der Extremität durch eine mikrochirurgische Gewebetransplantation<br />

häufig auch langfristig möglich wäre.<br />

Methoden: Zwischen Januar 2000 und Juni 2007 wurden an unserer Klinik<br />

über 760 freie Lappentransplantationen durchgeführt. Bei 40 Patienten,<br />

die einen angiographisch gesicherten, nichtraumatischen und vollständigen<br />

Verschluss mindestens einer Unterschenkelarterie aufwiesen,<br />

bestand eine chronische Wunde der unteren Extremität. 39 Patienten<br />

(10 Frauen, 29 Männer, durchschnittl. Alter 62 Jahre) konnten nach<br />

durchschnittlich 34 (12–102) Monaten in eine retrospektive Analyse<br />

des postoperativen Verlaufs sowie der sozialen Situation eingeschlossen<br />

werden, 1 Patient war unbekannt verzogen. Bei 15 Patienten war dabei<br />

lediglich eine Unterschenkelarterie erhalten („1-Gefäßbein“).<br />

Ergebnisse: Perioperativ verstarb keiner der Patienten. Acht Lappenplastiken<br />

gingen verloren, dennoch war während des gesamten Nachbeobachtungszeitraums<br />

nur bei 4 Patienten eine Amputation notwendig.<br />

12 von 14 Extremitäten mit nur einem durchgängigen Gefäß konnten<br />

während des gesamten Zeitraums erhalten werden. Bei insgesamt 16<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 11 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Patienten, davon 6 Patienten mit einem 1-Gefäßbein, war mindestens<br />

eine Revisionsoperation erforderlich. 33 Patienten waren postoperativ<br />

außerhalb der Wohnung gehfähig, davon 16 ohne jede Gehhilfe. 27 Patienten<br />

versorgten sich selbständig zu Hause, 11 Patienten wurden zu<br />

Hause betreut.<br />

Fazit: Die mikrochirurgische Gewebetransplantation bei chronischen<br />

Wunden trägt gerade bei Gefäßpatienten einen entscheidenden Teil zum<br />

langfristigen Erhalt der Extremität und damit zur sozialen Unabhängigkeit<br />

und Lebensqualität bei. Auch bei kritischen Durchblutungssituationen<br />

ist der Versuch eines Extremitätenerhalts trotz des erhöhten perioperativen<br />

Aufwands gerechtfertigt.<br />

V18 L Der distal gestielte A.-suralis-Lappen apidofaszial<br />

und dermatofaszial im Langzeitvergleich<br />

Schmidt K, Köhler G, Zeplin P, Jakubietz R<br />

Universitätsklinikum Würzburg<br />

Am Universitätsklinikum Würzburg wurden im Zeitraum von 1997 bis<br />

2007 103 Patienten mit einer distal gestielten A.-suralis-Lappenplastik<br />

versorgt. 44 Patienten wurden in klassischer Technik mit Hautinsel<br />

operiert, die übrigen 59 Patienten wurden mittels der adipofaszialen<br />

Technik versorgt. Es erfolgte ein Vergleich beider Methoden hinsichtlich<br />

der Komplikationsrate perioperativ, sowie eine Verlaufsuntersuchung<br />

nach einem Jahr. Es zeigt sich in den Ergebnissen, dass die Komplikationsrate<br />

in der adipofascialen Gruppe statistisch leicht erhöht war, in<br />

der Langzeituntersuchung finden sich im Bereich der Empfängerstelle<br />

gleichwertige Belastbarkeiten, an den Entnahmestellen Vorteile für die<br />

adipofasziale Technik. Die Studie eröffnet durch ihre große Fallzahl erstmals<br />

die Möglichkeit zwei modifikationen der A.-suralis-Faszienplastik<br />

wissenschaftlich zu vergleichen und damit eine Individualisierung der<br />

Indikationsstellung auf die Patientenbedürfnisse.<br />

Mamma 1<br />

Donnerstag, 13:30–15:00 Uhr, Großer Saal<br />

V19 L Ist die autologe mikrochirurgische brustrekonstruktion<br />

bei älteren Patientinnen gerechtfertigt? Eine<br />

retrospektive studie aus zwei brustzentren<br />

Beier J, Andree C, Bach AD, Behrendt P, Munder B, Schulze K, Leffler M, Kneser U, Horch RE<br />

Universitätsklinikum Erlangen; Sana-Kliniken Düsseldorf, Krankenhaus Gerresheim<br />

Die freie Eigengewebsrekonstruktion der weiblichen Brust durch freien<br />

muskelsparenden (ms-) TRAM- oder DIEP-Lappen stellt bei einer Vielzahl<br />

der Patientinnen mit Brustkrebserkrankung und Ablatio mammae<br />

das plastisch-chirurgische Verfahren der Wahl dar. Aufgrund der evtl. erhöhten<br />

Risikokonstellation und eines fraglich geringeren Vorteils durch<br />

Anwendung eines verhältnismäßig aufwändigen Verfahrens wie dem<br />

freien DIEP bei Patientinnen >60 Jahre war zuvor an einem relativ kleinen<br />

Kollektiv aus einer einzelnen Klinik bereits untersucht worden, ob<br />

diese vergleichbar jüngeren Patientinnen von einer mikrochirurgischen<br />

Brustrekonstruktion profitieren. Im Rahmen der hier vorgestellten Studie<br />

sollte nun durch eine Zusammenführung der Daten von Patientinnen<br />

aus zwei unterschiedlichen Brustzentren die Gewinnung valider,<br />

statistisch signifikanter Aussagen erzielt werden.<br />

Hypothese: Die freie, mikrochirurgische Brustrekonstruktion vom Unterbauch<br />

ist auch bei Patientinnen höheren Lebensalters eine medizinisch<br />

sehr gut vertretbare Therapieoption, die mit vergleichbar hohen Zufriedenheitsraten<br />

der behandelten Patientinnen einhergeht.<br />

11


Abstracts<br />

Methoden: In dieser Studie wurden 89 Patientinnen mit einem Alter von<br />

>60 Jahren und als Kontrollgruppe 66 Patientinnen mit einem Lebensalter<br />


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

ausgedehnte abdominale Voroperationen können ein Problem sein. Als<br />

Alternativen stehen Gewebeverlagerungen u.a. vom medialen Oberschenkel<br />

(TMG) und Gesäß (I-GAP) zur Verfügung.<br />

Methode: In den letzten 3 Jahren haben wir bei 13 sehr schlanken Patientinnen<br />

eine Eigengewebsrekonstruktion durchgeführt. In 7 Fällen wurde<br />

zuvor eine Ablatio simplex durchgeführt, in den übrigen Fällen eine<br />

SSM mit Sofortrekonstruktion durch Silikonimplantat. In 12 Fällen lag<br />

kein ausreichendes Gewebe am Unterbauch vor. Bei einer Patientin bestanden<br />

ausgedehnte Narbenformationen nach multiplen Voreingriffen.<br />

Ergebnisse: Wir führten siebenmal einen I-Gap/FCI-Flap und fünfmal einen<br />

TMG/Gracilis-Flap durch. In einem Fall wurden beide Unterbauchareale<br />

im Sinne eines Doppel-DIEP auf eine Brustseite transplantiert.<br />

Alle Plastiken heilten reizlos ein. Volumendefizite wurden durch angleichende<br />

Reduktionen in 5 Fällen korrigiert. Kleinere Formdefizite ließen<br />

sich durch Fetttransplantation (Lipofilling) ausgleichen. Wundheilungsstörungen<br />

im Hebebereich traten bei 4 Patientinnen auf, in 2 Fällen war<br />

eine Sekundärnaht erforderlich. Einmal kam es zu einem schmerzhaften<br />

Narbenneurom. Die Techniken und möglichen Komplikationen werden<br />

dargestellt.<br />

Diskussion: Die Resultate zeigen, dass auch bei extrem schlanken Patientinnen<br />

ausreichend Eigengewebe für eine mikrochirurgische Brustrekonstruktion<br />

zur Verfügung steht. Die subjektive Zufriedenheit mit dem<br />

Resultat ist sehr hoch. Nur durch enge Zusammenarbeit und konsequente<br />

Beratung der onkologisch tätigen Chirurgen kann für diese Patientinnen<br />

ein optimales Konzept angeboten werden.<br />

V23 L Ein Algorithmus zur Lappenwahl für die<br />

mikrochirurgische Mammarekonstruktion<br />

Zahran-Höynck N, Götte O, Cheikh-Alfraij M, Sinis N, Bruck JC<br />

Martin-Luther-Krankenhaus Berlin<br />

Zur Rekonstruktion der weiblichen Brust mit autologem Gewebe stehen<br />

aktuell eine ganze Reihe gestielter und vor allem freier Lappenplastiken<br />

zur Verfügung. An plastisch rekonstruktiven Brust-Zentren haben sich<br />

TRAM-, DIEP-, SIEA-, S-GAP-, TMG- und I-GAP-Lappen, mikrovaskulär<br />

angeschlossen, etabliert. In Deutschland wird aktuell vorwiegend der<br />

DIEP-Lappen verwendet. Um im Einzelfall das bestmögliche Resultat zu<br />

erzielen, sollten den Patientinnen verschiedene Lappen angeboten und<br />

je nach vorliegenden Verhältnissen gemeinsam mit diesen ausgewählt<br />

werden können.<br />

Hypothese: Ziel dieser Arbeit war es, anhand der Erfahrungen aus unserem<br />

Patientengut, einen allgemein anwendbaren Algorithmus zu entwickeln,<br />

der eine Entscheidungshilfe zur Wahl des individuell bestgeeigneten<br />

Lappens bieten soll.<br />

Material und Methoden: Im Zeitraum Januar 2006 bis Dezember 2009 wurden<br />

in unserer Klinik 164 mikrochirurgische Rekonstruktionen der<br />

weiblichen Brust durchgeführt. Diejenigen Fälle, die eine Alternative<br />

zum DIEP-Lappen notwendig machten, wurden aus den Patientenakten<br />

ermittelt und analysiert.<br />

Ergebnisse: Bei den 164 freien Lappen handelte es sich um 127 DIEP-Lappen<br />

mit einem durchschnittlichen Gewicht von 900g, 29 S-GAP-s mit<br />

einem Gewicht von ca 600 g, und 8 TMG-Lappen mit einem durchnittl.<br />

Gewicht von 400 g. Indikationen zum S-GAP-Lappen waren in 10 Fällen<br />

Patientinnen mit beidseitiger Rekonstruktion, 2× mit vernarbtem<br />

Abdomen, 4 sehr schlanke Patientinnen, 2× Poland-Syndrom, 2× Verbrennungsfolgen<br />

und einmal Patientenwunsch. Gründe für den TMG-<br />

Lappen waren 3× Patientenwunsch wegen der wenig auffälligen Narbe,<br />

2× Verbrennungsfolgen, 1× Poland-Syndrom und 1× beidseitige Rekonstruktion<br />

bei schlankem Habitus.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 13 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Fazit: Im Algorithmus der Brustrekonstruktion mittels freien Gewebetransfers<br />

erwies sich der DIEP-Lappen trotz etwa 20 % längerer OP-<br />

Dauer als erste Wahl bei einseitigen Rekonstruktionen, vor allem wegen<br />

des üppigen Volumens, das eine Anpassung der Gegenseite nicht nötig<br />

macht und der Bauchstraffung an der Entnahme. Alle Patientinnen mit<br />

beidseitiger Rekonstruktionen erhielten SGAP- und in einem Fall TMG-<br />

Lappen. Auch schlanke Frauen mit einem BMI unter 25 entschieden<br />

sich überwiegend für eines dieser Verfahren, ebenso wie jüngere Frauen<br />

mit Poland-Syndrom oder Mikromastie nach Verbrennung. Besonders<br />

positiv wurde von den Frauen die Möglichkeit gewertet in das Rekonstruktionsverfahren<br />

mit einbezogen und aktiv an der Auswahl beteiligt<br />

zu werden.<br />

V24 L Der kombinierte FCI-Gracilis-Lappen –<br />

Ein neuer, freier Lappen zur mikrochirurgischen<br />

brustrekonstruktion bei schlanken Frauen<br />

Holle G, Peek A<br />

Holle & Peek Gemeinschaftspraxis für Plastische Chirurgie, Frankfurt am Main<br />

Freie Lappenplastiken (DIEP, s-GAP, Gracilis, infragluteal), sind in den<br />

letzten Jahren zur Standardmethode der Brustrekonstruktion geworden.<br />

Bei schlanken, kachektischen Frauen, bieten diese Lappen oft nicht<br />

ausreichend Gewebe. Aufgrund steigender Inzidenz des Mamma-Ca.<br />

bei jungen Frauen und Gewichtsverlust nach adjuvanter Therapie, sind<br />

wir in der Praxis immer häufiger mit derartigen Fällen konfrontiert. Im<br />

Folgenden wird mit dem kombinierten FCI-Gracilis-Lappen ein neues,<br />

mikrochirurgisches Konzept vorgestellt, welches auch bei kachektischen<br />

Frauen eine adäquate Eigengewebsrekonstruktion der Brust ermöglicht.<br />

Erste Ergebnisse und Erfahrungen werden retrospektiv analysiert.<br />

Methode: Nach Anzeichnung beider Lappen (Gracilis vertikal, FCI horizontal),<br />

wird das Lappendesign L-förmig miteinander verbunden. Zunächst<br />

wird in Bauchlage der FCI-Lappen in der Technik nach Papp gehoben.<br />

Der mediale Lappenanteil verbleibt im Gewebeverbund mit dem<br />

horizontalen Fettgewebe des Gracilislappens und wird hier nicht umschnitten.<br />

Nun können die FCI-Stielgefäße abgesetzt, der Lappenanteil<br />

steril verpackt und der Hebdefekt, verschlossen werden. In Rückenlage<br />

erfolgen nun zügig die simultane Präparation eines myoadipocutanen<br />

Gracilislappens und der thorakalen Anschlussgefäße, während der FCI<br />

Lappenanteil ischämisch ist. Beide Lappen werden derart zusammengefügt,<br />

dass die gemeinsame Gewebebrücke den medialen Brustanteil bildet.<br />

Ein Gefäßstiel (gracilis) wird an den kranialen, der andere (FCI)<br />

an den kaudalen Schenkel der A.+V. thoracica interna anastomosiert.<br />

Alternativ kann eine Kopplung beider Stiele End zu Seit erfolgen.<br />

Ergebnisse: Im Zeitraum 2008 bis <strong>2010</strong> wurde bei 8 Patientinnen ein BWA<br />

mit 9 kombinierten FCI-Gracilis Lappen durchgeführt (7 unilateral, 1<br />

bilateral). Das Durchschnittsalter betrug 39,4 Jahre. Die mittlere Körpergröße<br />

betrug 174 cm, bei durchschnittlichen 50,2 kg Körpergewicht.<br />

Nach Anastomose beider Gefäßstiele zeigten sich alle 9 kombinierten<br />

Lappenplastiken vollständig durchblutet und heilten ohne Nekrose ein.<br />

Die Revision einer Stielvene war erforderlich. In allen Fällen konnte<br />

eine adäquat große Brust rekonstruiert werden.<br />

Fazit: Der kombinierte FCI-Gracilis Lappen ist eine gute Option zum<br />

BWA mit Eigengewebe bei kachektischen Frauen. Aufgrund autonomer<br />

Versorgungsgebiete ist der Anschluss beider Gefäßstiele erforderlich.<br />

Die enge anatomische Beziehung beider Lappen und die einfache Präparation,<br />

ermöglicht ein zügiges Heben einer großen Gewebemenge mit<br />

zahlreichen Synergieeffekten. Sowohl bei jungen Frauen, als auch nach<br />

Gewichtsreduktion finden sich konstant in beiden Regionen gute Fettdepots.<br />

13


Abstracts<br />

V25 L Autologe brustrekonstruktion mit DIEP- und mst-<br />

RAM-Lappenplastiken: Intraoperatives Decision-Making<br />

basierend auf der Evaluation der Gewebeperfusion mittels<br />

Laser-Doppler-Flussmessung und Gewebespektrometrie<br />

Kneser U, Beier JP, Dragu A, Unglaub F, Horch RE<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

DIEP- und msTRAM-Lappen sind etablierte Standardverfahren in der<br />

autologen Brustrekonstruktion. Durch den zunehmenden Einsatz der<br />

DIEP-Lappenplastik kann die abdominelle Hebedefektmorbidität signifikant<br />

reduziert werden. In einigen Fällen ist jedoch die Perfusion der<br />

Lappenplastik über einen dominanten Perforator nicht suffizient. Gegebenenfalls<br />

ist dann der Einschluss weiterer Perforatoren oder eine so<br />

genannte in-flap Anastomose zur Sicherstellung einer adäquaten Durchblutung<br />

erforderlich. Die Entscheidung für ein derartiges Vorgehen wird<br />

derzeit hauptsächlich basierend auf dem klinischen Eindruck (Kolorit,<br />

kapillärer Refill) getroffen.<br />

Hypothese: Die intraoperative nicht-invasive Evaluation der Gewebsperfusion<br />

mittels Laser-Doppler Flussmessung und Gewebespektrometrie<br />

unterstützt den Operateur bei der Festlegung der intraoperativen Strategie<br />

und erhöht die Sicherheit der autologen Brustrekonstruktion.<br />

Methoden: In einer prospektiven Studie wurde bei 18 Patientinnen im<br />

Rahmen einer unilateralen Brustrekonstruktion mittels mikrochirurgisch<br />

frei transplantiertem Unterbauchlappen eine intraoperative objektive<br />

Perfusionsmessung durchgeführt. Präoperative wurde bei allen<br />

Patientinnen eine CT-Angiographie zur Lokalisation der Perforatoren<br />

durchgeführt. Intraoperativ wurden mittels des O2C Gerätes der Blutfluss,<br />

die kapillär-venöse Sauerstoffsättigung sowie der Gesamthämoglobingehalt<br />

an 4 standardisierten Messpunkten (Zone I–IV jeweils<br />

zentral) bestimmt. Die Messungen wurden zu Beginn der OP, nach Umschneidung<br />

der Lappenplastik, nach Skelettierung und jeweils selektiver<br />

Ausklemmung der entsprechenden Perforatoren und ggf. mit offner und<br />

geschlossener SIEV wiederholt. Die Ergebnisse wurden mit dem klinischen<br />

Eindruck korreliert. Der Einfluss der Durchblutungsmessung auf<br />

die intraoperative Strategie wurde durch den Operateur dokumentiert.<br />

Ergebnisse: Die Intraoperative Bestimmung der Gewebsdurchblutung<br />

mittels Laser-Doppler Flussmessung und Gewebespektrometrie ist reproduzierbar<br />

und technisch problemlos durchführbar. Der Zeitaufwand<br />

für die Einzelmessung ist vertretbar. Es bestand eine hohe Korrelation<br />

zwischen dem klinischen Eindruck und der objektiven Messung. Die<br />

Durchblutung der Lappenplastik in den kontralateral-distalen Anteilen<br />

(Zone IV) war signifikant reduziert. Die Identifikation der für die Lappenperfusion<br />

dominanten Perforansgefäße konnte nach selektiver Ausklemmung<br />

mit großer Sicherheit durchgeführt werden. In drei Fällen<br />

wurde aufgrund der O2C Messung die operative Strategie signifikant geändert<br />

(1× arterieller cross-over Bypass auf einen kontra lateralen Perforator<br />

bei Zustand nach Voroperationen mit ausgeprägter Vernarbung,<br />

1x ausschließliche venöse Drainage über die SIEV, 1× Einschluss von<br />

medialem und lateralem Perforator).<br />

Fazit: Die intraoperative objektive Bestimmung der Gewebsperfusion erhöht<br />

die Zuverlässigkeit bei der Beurteilung der Gewebedurchblutung<br />

und unterstützt den Operateur insbesondere bei voroperiertem OP-Situs<br />

und Unklarheit bezüglich der Dominanz einer Gefäßachse im intraoperativen<br />

Entscheidungsprozess.<br />

Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

V26 L Welchen Einfluss hat die postoperative<br />

bestrahlung auf die primär rekonstruierte brust?<br />

Schirmer S, Warnecke I, Frerichs O, Fansa H<br />

Klinikum Bielefeld<br />

Die Bestrahlung nach einer Mastektomie bei Mammakarzinom verhindert<br />

das Auftreten eines Lokalrezidives und verlängert die Überlebenszeit.<br />

In den Leitlinien der internationalen Gesellschaften gibt es verschiedene<br />

Kriterien, für die Indikation der postoperativen Bestrahlung<br />

beim Mammakarzinom. Alle stimmen jedoch darüber überein, dass ein<br />

T3- und T4-Tumor sowie ein positiver Lymphknotenbefall von mehr als<br />

4 Lymphknoten eine Bestrahlung erforderlich macht. Die Bestrahlung<br />

der primär rekonstruierten Brust ist jedoch umstritten. Es sind mehrere<br />

Spätkomplikationen beschrieben, wie beispielsweise Erytheme, Desquamationen,<br />

Fettgewebsnekrosen, Verhärtung des transplantierten Gewebes<br />

und Volumenverlust. Frühkomplikationen wie Gefäßverschlüsse<br />

sind selten. In den meisten Fällen wird eine Sekundärrekonstruktion<br />

empfohlen.<br />

Hypothese: Im eigenen Patientengut zeigen sich keine Lappen- oder Volumenverluste<br />

nach der Bestrahlung der primär mit autologem Gewebe<br />

rekonstruierten Brust. Aus diesem Grund sollte die postoperative Bestrahlung<br />

keine Kontraindikation für die Primärrekonstruktion mit autologem<br />

Gewebe darstellen.<br />

Methoden: Zwischen 2005 und 2008 wurden 170 Patientinnen (190 Lappen)<br />

durch einen freien ms-2 TRAM/DIEP rekonstruiert worden. 40<br />

Patientinnen (58 Lappen) wurden durch einen TMG-Lappen rekonstruiert.<br />

Alle Lappen wurden an die Vasa thoracica anastomosiert. 145 Lappen<br />

waren Primärrekonstruktionen. Es erfolgte die retrospektive Untersuchung<br />

von 21 Patientinnen, die postoperativ an der Thoraxwand<br />

bestrahlt worden sind. Darunter waren 16 ms-2 TRAM/DIEP- und 5<br />

TMG-Lappen. Die Bestrahlung wurde durch 6 MV-Linearbeschleuniger<br />

durchgeführt. Durchschnittlich wurde eine Gesamtdosis von 50 Gy<br />

appliziert. Alle wurden in regelmäßigen Abständen untersucht. Dabei<br />

wurde vor allem auf die Ausbildung eines Erythems, Fettgewebsnekrosen,<br />

Hyperpigmentation und Volumenverlust geachtet. Außerdem wurden<br />

alle Patientinnen gebeten, das ästhetische Ergebnis zu bewerten.<br />

Ergebnisse: Ein Lappenverlust konnte nicht beobachtet werden. Das Lappenvolumen<br />

war konstant. Das Gewebe blieb weich. Fettgewebsnekrosen<br />

traten nicht auf. Das Tastgefühl wurde als gut beschrieben. Ein<br />

Erythem wurde in 9 Fällen beobachtet. 6 Monate nach der Bestrahlung<br />

kam es jedoch zu einer kompletten Regression des Erythems. 3 Patientinnen<br />

entwickelten ein Lymphödem am Arm, das keinen Einfluss auf<br />

das Lappenergebnis hatte. 15 Patientinnen zeigten sich sehr zufrieden<br />

mit dem Rekonstruktionsergebnis. 6 waren zufrieden. Alle würden diese<br />

Rekonstruktionsmethode noch einmal wählen.<br />

Fazit: Die postoperative Bestrahlung ist ein wichtiger Bestandteil in<br />

der Therapie des Mammakarzinoms. Es reduziert Lokalrezidive und<br />

verlängert die Überlebenszeit der betroffenen Patientinnen. Moderne<br />

Bestrahlungstechniken bieten sehr präzise Therapieverläufe. Spätkomplikationen<br />

nach der Bestrahlung des autologen Gewebes konnten in<br />

der Nachuntersuchung nicht gezeigt werden. Die immediate-delayed<br />

Rekonstruktion oder Sekundärrekonstruktionen können den Patientinnen<br />

angeboten werden. Die Primärrekonstruktion bietet jedoch das<br />

bessere ästhetische Ergebnis und senkt die Anzahl an Operationen. Im<br />

untersuchten Patientengut konnte keine ästhetische oder funktionelle<br />

Einschränkung gezeigt werden. Aus diesem Grunde bieten wir Patientinnen<br />

auch weiterhin die postoperative Bestrahlung nach Primärrekonstruktionen<br />

mit autologem Gewebe an.<br />

14 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 14 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Nase<br />

Donnerstag, 13:30 – 15:00 Uhr, Saal 4<br />

V27 L Das Haut-Fett-transplantat als alternatives<br />

Deckungsverfahren im bereich der Nase<br />

Freiherr von Gregory H, Fischer H, Gubisch W<br />

Marienhospital Stuttgart<br />

Kleine, tiefe Defekte nach Resektion frühzeitig erkannter Tumoren im Bereich<br />

der Nasenhaut werden häufiger. Direktverschlüsse oder Zuwarten<br />

mit Sekundärheilung führen häufig zu entstellenden Verziehungen der<br />

Nasenspitze, -flügel und auch der weichen Dreiecke oder aber zu auffälliger<br />

Narbenbildung. Die Defekte sind aber dennoch zu klein, um sie mit<br />

den bewährten Lappenplastiken der Nasen- oder Stirnhaut zu decken.<br />

Hypothese: Das Haut-Fett-Transplantat ist für derartige Defekte eine gute<br />

Alternative.<br />

Methoden (mit Angaben u. a. zu Studiendesign, Studiengruppe, Zielparametern): Im Vortrag<br />

werden die Technik der Hebung, der Transplantation, der Einnaht,<br />

des Überknüpfpolsterverbandes und der Nachbehandlung der Haut-<br />

Fett-Transplantate erläutert. Demonstriert werden die Langzeitverläufe<br />

und die Abschnitte der Einheilung der Haut-Fetttransplantate anhand<br />

einer genauen Bilddokumentation. Verschiedene Defektlokalisationen<br />

im Bereich der Nase werden dabei berücksichtigt.<br />

Ergebnisse (mit Angaben u. a. zu Komplikationen): Die Einheilung gestaltet sich<br />

zum Teil deutlich protrahiert. Die oberflächlichen Hautschichten der<br />

Transplantate gehen im Heilungsverlauf teilweise sogar vollständig verloren<br />

und auch die Transplantatfarbe ist in den ersten Wochen meist<br />

sehr auffällig. Die mittel- bis langfristig erzielten funktionellen und ästhetischen<br />

Ergebnisse sind demgegenüber jedoch sehr überzeugend.<br />

Fazit: Das Haut-Fett-Transplantat stellt eine echte Alternative zu lokalen<br />

Lappenplastiken zur Defektdeckung kleiner Defekte im Bereich der Nasenspitze,<br />

der Flügel und der Columella dar. Es erfordert jedoch vom Patienten<br />

und Chirurgen mehr Geduld in der Einheilungszeit. Wird diese<br />

aufgebracht, sind in den meisten Fällen perfekte ästhetische Ergebnisse<br />

zu erwarten. Das Verfahren gehört in jedem Fall zu den wählbaren Deckungsverfahren<br />

kleinerer und tieferer Defekte im Bereich der Nase, da<br />

es häufig den lokalen Lappenplastiken überlegen ist.<br />

V28 L Nase und Haut – Interaktionen vor,<br />

während und nach der Rhinoplastik<br />

Rupprecht R<br />

St. Josef-Krankenhaus Essen<br />

Ziel: Bei den meisten Rhinoplastiken werden sowohl Knorpel als auch<br />

Knochen bearbeitet, während Haut und Unterhaut lediglich als bedeckende<br />

Hülle angesehen werden, die eine weniger wichtige Rolle spielt.<br />

Weil aber diese Weichgewebshülle von einer Nase zur nächsten Nase<br />

sehr unterschiedlich sein kann sollte ihre Bedeutung nicht unterschätzt<br />

werden. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die Interaktionen<br />

zwischen Haut (Weichgewebshülle) und Nase (knorpeliges und knöchernes<br />

Gerüst) vor, während und nach der Rhinoplastik zu geben.<br />

Material/Ergebnisse: Während der präoperativen Planung muss die Hautqualität<br />

berücksichtigt werden. Dicke talgdrüsenreiche Haut oder vorbestehende<br />

Narben können durch ihre eingeschränkte Fähigkeit zu<br />

schrumpfen Grenzen setzen, dünne oder atrophe Haut kann demgegenüber<br />

Unregelmäßigkeiten kaum verbergen. Der Patient muss über die<br />

Konsequenzen für das erzielbare ästhetische Resultat informiert werden.<br />

Operationstechniken können je nach Weichgewebshülle gewählt oder<br />

ausgeschlossen werden. Dicke Haut erfordert ein subkutanes Ausdün-<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 15 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

nen oder strukturgebende Transplantate, während dünne Haut Weichgewebstransplantate<br />

oder kaschierende Knorpeltransplantate erfordert.<br />

Bei Auswertung von 50 konsekutiven Rhinoplastiken wurde das subdermale<br />

Weichgewebe der Tip-/Supratip-Region in 16 Fällen ausgedünnt,<br />

während in 12 Fällen ein Faszientransplantat auf den Nasenrücken<br />

aufgelegt wurde, um die Weichgewebsabdeckung dicker zu machen und<br />

so der Sichtbarkeit von Knorpelkanten durch die Haut vorzubeugen.<br />

Letztere Technik wurde in einem weiteren Fall an der Nasenspitze angewendet.<br />

Nach einer Rhinoplastik können viele verschiedene Probleme<br />

hinsichtlich Haut und Weichgewebe auftreten wie Narben oder Hautatrophie,<br />

oberflächliche oder tiefe Infektionen, Komedonen oder Pusteln,<br />

Gefäßläsionen, Hyperpigmentierungen, längerfristige Schwellungen etc.<br />

Die adäquate Behandlung umfasst ein weites Therapiespektrum wie<br />

lokale Applikation von Salben/Cremes, Infiltration mit Medikamenten,<br />

systemische Medikation und/oder physikalische Therapie. Da die Nase<br />

mitten im Gesicht liegt sind Rhinoplastik-Patienten leicht durch postoperative<br />

Nebenwirkungen an der Haut verstimmt, auch wenn diese<br />

temporär sind. Deshalb sind sowohl eine effektive Therapie als auch<br />

eine gute Patienteninformation und -führung notwendig, um Unzufriedenheit<br />

beim Patienten zu vermeiden.<br />

Fazit: Haut- und Weichteilbefund müssen während allen Phasen einer<br />

Rhinoplastik – Planung, Operation und postoperativer Nachbehandlung<br />

– berücksichtigt werden, um das gewünschte ästhetische Resultat und<br />

Patientenzufriedenheit zu erreichen. Weil viele verschiedene Herausforderungen<br />

auftreten können sind für den Nasenchirurgen gute Kenntnisse<br />

sowohl über die Physiologie und Pathologie der Haut als auch über die<br />

Therapie von Hauterkrankungen unabdingbar.<br />

V29 L Laser-assistierte septumknorpel-Neuformung<br />

(Laser Assisted septal Cartilage Reshaping = LAsCR) –<br />

eine prospektive studie an 12 Patienten<br />

Leclère F-M, Petropoulos I, Buys B, Martinot V, Mordon SR<br />

Universitätsklinikum Lille, Frankreich<br />

Nasale Obstruktionen werden bei einem Drittel der Bevölkerung angenommen<br />

und sind die häufigsten Beschwerden von Patienten in der<br />

rhinologischen Praxis. In den meisten Fällen existiert eine Deviation des<br />

Nasenseptums.<br />

Ziel: In dieser Studie sollte die laser-assistierte Septumknorpel-Neuformung<br />

(Laser Assisted Septal Cartilage Reshaping = LASCR) evaluiert<br />

werden.<br />

Patienten und Methoden: Zwischen März und <strong>September</strong> 2009 wurden 12<br />

Patienten (8 Männer, 4 Frauen, Durchschnittsalter 23 Jahre) mittels<br />

LASCR wegen einer Septumdeviation behandelt. Der mittlere Punktwert<br />

nach dem NOSE-Score lag bei 11,6. Die präoperative Untersuchung<br />

beinhaltete eine Rhinomanometrie und eine nasale Endoskopie, um<br />

z. B. eine inferiore Muschelhypertrophie oder adenoide Hypertrophie als<br />

Atemhindernis auszuschließen. Beide Seiten des Septum nasi wurden<br />

mittels eines 1540 nm-Laser behandelt, der mit einem 4-mm-Spot-Handstück<br />

mit integrierter Kühlung (Fluenz: 50 J/cm²) verbunden war. Eine<br />

Kontaktkühlung machte die Behandlung für die Patienten erträglich,<br />

wobei eine topische Anästhesie eingesetzt wurde. Unmittelbar nach dem<br />

Eingriff wurde eine innere Nasenschiene angelegt und für 7 Tage belassen.<br />

Der NOSE-Score wurde nach 1 Woche, 1 Monat und 3 Monaten erneut<br />

berechnet und die Rhinomanometrie nach 3 Monaten wiederholt.<br />

Ergebnisse: Der Eingriff dauerte insgesamt durchschnittlich 20 min. In<br />

keinem der 12 Fälle kam es zu einer Läsion der Septum-Mukosa. Der<br />

NOSE-Score verbesserte sich 3 Monate postoperativ von durchschnittlich<br />

11,6 auf 5,3 Punkte. Bei der postoperativen Rhinomanometrie ergab<br />

sich eine Verbesserung sowohl des Luftstroms (um +19 %) und<br />

15


Abstracts<br />

eine verminderte Resistenz des Lufteinstroms (um -16 %), die eine<br />

von den Patienten subjektiv geäußerte Verbesserung der Nasenatmung<br />

bestätigte. Bei 7 Erwachsenen wurde die erwartete Formkorrektur des<br />

Nasenseptums erreicht, in 5 Fällen wurde nur eine teilweise Korrektur<br />

erzielt. In 3 dieser Fälle konnte ein Zusammenhang mit anatomischen<br />

Variationen gesehen werden: zweimal ein stark verdicktes und einmal<br />

ein außergewöhnlich langes Septum nasi. In zwei weiteren Fällen lag<br />

eine unzureichende Fluenz vor, da die Patienten die Operation nicht bis<br />

zum Schluss toleriert und nur eine Fluenz von 30 J/cm² erhalten hatten.<br />

Diese Patienten wurden nach 3 Monaten erneut mit einer Fluenz von 50<br />

J/cm² behandelt und erreichten ein befriedigendes Ergebnis, so dass sich<br />

letztlich eine Erfolgsrate von 9/12 Fällen ergab.<br />

Fazit: Die LASCR ist eine sichere und deutlich weniger invasive Methode<br />

als die chirurgische Septorhinoplastik. Da eine anatomische Variabilität<br />

im Bereich des Septumknorpels eher häufig als selten ist, sind in Zukunft<br />

jedoch noch technische Verfeinerungen dieser Technik notwendig.<br />

V30 L Klinische Ergebnisse von 35 Patienten bei gleichzeitiger<br />

Durchführung der offenen septorhinoplastik (sRP)<br />

und der funktionell-endoskopischen NNH-Chirurgie (FEss)<br />

Dacho A, Rupprecht R, Bromba M<br />

St. Josef-Krankenhaus Essen<br />

Der funktionelle Zusammenhang zwischen einer behinderten Nasenluftpassage<br />

und einer chronischen Belüftungsstörung der Nasennebenhöhlen<br />

(NNH) mit resultierender Sinusitis ist bekannt. Umso mehr<br />

bietet es sich an, beide physiologischen Einheiten gleichzeitig operativ<br />

zu sanieren. Dies ist bei der Kombination von Septumplastik und FESS<br />

gängige Praxis. Jedoch werden bei gleichzeitig durchgeführter offener<br />

SRP und FESS immer wieder Bedenken hinsichtlich eines erhöhten<br />

operativen Risikos, zusätzlicher Komplikationen und eines ungewissen<br />

postoperativen Ergebnisses der äußeren Nase geäußert.<br />

Hypothese: Ist die gleichzeitig durchgeführte offene SRP und FESS mit<br />

höheren Risiken und schlechteren klinischen Ergebnissen behaftet, als<br />

die einzeln durchgeführten Eingriffe?<br />

Material/Methode: Innerhalb von 13 Monaten wurden 35 Patienten (7<br />

Männer, 28 Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 32,5 Jahren<br />

gleichzeitig durch eine offene SRP und FESS behandelt. Bei 33 Patienten<br />

wurde eine transversale, laterale und paramediane Osteotomie durchgeführt.<br />

Bei 83 % der Patienten wurde der Nasenhöcker mit dem Meisel<br />

und bei 17 % mit der Raspel abgetragen. Zum Aufbau des Nasenrückens<br />

kam siebenmal autologe Faszie, dreimal Flügel- bzw. einmal Conchaknorpel,<br />

sowie zehnmal ein Sandwich aus autologer Faszie und Knorpel<br />

zum Einsatz. Als Inlays wurden 16× Spreader, vier Struts, zwei Shields<br />

und acht Tip onlays verwendet. Die Nasenspitze wurde mit einem Sliding,<br />

vier Spanning Sutures, 19 Dome Divisions, viermal inter- bzw. intradomalen<br />

Nähten bzw. einem alaren Turnover-flap remodeliert. Das<br />

Septum wurde siebenmal gekürzt, viermal refixiert, sowie einmal extrakorporal<br />

wieder aufgebaut. Des Weiteren wurden zwei Weirplastiken<br />

durchgeführt und 19× Septumfolien eingenäht. Im Bereich der NNH<br />

wurde neunmal eine Polyposis nasi- bzw. Pansinusoperation, 34 Kieferhöhlenfensterungen,<br />

sowie zwölf Infundibulotomien durchgeführt. Die<br />

unteren Nasenmuscheln wurden bei 88 % lateralisiert und bei 12 %<br />

submukös reseziert. 31 % der Eingriffe waren Revisionen auswärtig voroperierter<br />

Patienten (acht Revisionen an der Nase und drei Revisionen<br />

an den NNH). Alle Patienten wurden bis zur dritten Woche postoperativ<br />

und dann im Median bis zum fünfzehnten Monaten nachbeobachtet.<br />

Hierbei wurden sowohl die innere und äußere Nase unter Berücksichtigung<br />

der verschiedenen angewandten OP-Techniken, als auch die veränderte<br />

NNH-Symptomatik untersucht.<br />

Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Ergebnisse: Zu allen Untersuchungszeitpunkten zeigte kein Patient eine<br />

Schief-, Höcker- oder Sattelnase, Rhinoliquorrhoe, Epistaxis, orbitale<br />

Komplikation, Cellulitis oder Septumperforation. Es gab keine erhöhten<br />

Infektionsraten unter der perioperativen Antibiotikaprophylaxe. Vier<br />

Patienten mussten bei endonasalen Synechien bzw. verengter innerer<br />

Nasenklappe revidiert werden. Bei einer Patientin mit Kartagener-Syndrom<br />

war die Nasenspitze, bei sonst deutlich verbesserter Symptomatik,<br />

noch deutlich geschwollen. Alle Patienten zeigten eine verbesserte<br />

NNH-Symptomatik, keine behinderte Nasenluftpassage und waren bei<br />

der Abschlussuntersuchung mit dem Ergebnis der inneren und äußeren<br />

Nase zufrieden.<br />

Fazit: Die zugleich durchgeführte offene SRP in Kombination mit einer<br />

FESS stellt bei richtiger Indikationsstellung kein erhöhtes Risiko für die<br />

Patienten dar, kann sicher in beiden OP-Bereichen durchgeführt werden,<br />

zeigt gute klinische Ergebnisse und ist kosteneffizient.<br />

V31 L Die „lower lateral crural reverse plasty“:<br />

Eine technik zur Korrektur ausgeprägter Konkavitäten<br />

der Crura lateralia<br />

Haack S, Gubisch W<br />

Marienhospital Stuttgart<br />

Ausgeprägte Konkavitäten der Crura lateralia der Flügelnknorpel können<br />

durch Dellen und Furchenbildung zu einer deutlichen Beeinträchtigung<br />

der Nasenspitzenform führen. Gleichzeitig führen sie nicht selten<br />

zu funktionell relevanten Instabilitäten der äußeren Nasenklappe. Diese<br />

Studie zeigt die Erfahrung mit der lower lateral crural reverse plasty zur<br />

Korrektur ausgeprägter Konkavitäten der Flügelknorpel. Diese Technik<br />

nutzt den ortsständigen Flügelknorpel um die gewünschte Kontur herzustellen<br />

und dabei die äußere Nasenklappe funktionell genügend zu<br />

stabilisieren.<br />

Methoden: Es wurde eine retrospektive Studie durchgeführt mit einem<br />

Follow-up von neun bis 33 Monaten. Die Technik wurde sowohl bei primären<br />

(n=13) als auch bei sekundären (n=3) offenen Rhinoplastiken<br />

angewendet. Beurteilt wurde das ästhetische Ergebnis (Überkorrektur/<br />

Unregelmäßigkeiten, keine Veränderung, noch leicht bestehende Konkavität,<br />

optimales Ergebnis) sowie die Funktion der äußeren Nasenklappe<br />

(Instabilität, totaler Kollaps).<br />

Ergebnisse: Die lower lateral crural reverse plasty bewies ihre klinische<br />

Anwendbarkeit und langfristige Stabilität der funktionellen und ästheteischen<br />

Ergebnisse. Durch Präparation sowie Abtrennen des verformten<br />

Knorpels und das umgedrehte wieder Aufnähen des getrimmten freien<br />

Transplantates, kann ohne zusätzlichen Knorpel ein leicht konvexer<br />

harmonischer Flügelknorpel rekonstriuert werden. Nach Rhinoplastik<br />

mussten keine Insuffizienzen der äußeren Nasenklappen festgestellt<br />

werden. In drei fällen konnten sogar vorbestehende Instabilitäten mit<br />

dieser Technik korrigiert werden. Aus ästhetischer Sicht konnte in 14<br />

Fällen (87,5 %) ein opitmales und dauerhaftes Resultat erreicht werden.<br />

In zwei fällen bestand noch eine leichte Konkavität. Revisionen wurden<br />

nicht gewünscht und waren auch nicht indiziert.<br />

Fazit: Die lower lateral crural reverse plasty ist eine hilfreiche und wiederholbare<br />

Technik zur Korrektur ausgeprägter Konkavitäten der Crura<br />

lateralia. Es können sowohl funktionell als ästhetisch dauerhafte Ergebnisse<br />

erreicht werden. Bei entsprechender Indikationsstellung sollte<br />

diese Technik in das Armamentarium zur Korrektur ausgeprägter Konkavitäten<br />

der Flügelknorpel gehören.<br />

16 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 16 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

V32 L Ästhetische und funktionelle Korrekturmöglichkeiten<br />

der Nasenspitze bei Nasenflügelkollaps<br />

Jurk V, Stark GB<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Neben angeborenen Deformitäten der Nase können Traumata und Operationen<br />

zu Defekten führen, die die Form und die Funktion der Nase<br />

beeinträchtigen. In einigen Fällen kommt es beim tiefen Einatmen durch<br />

die Nase zu einem Kollaps des Nasenflügels mit zum Teil totalen funktionellen<br />

Verschluss des Naseneinganges und der inneren Nasenklappe im<br />

Sinne eines „Ansaugphänomens“. Hierbei ist nicht nur die Funktion der<br />

Nase deutlich beeinträchtigt sondern auch die Form bzw. die Ästhetik.<br />

Bei der Korrektur der o.g. Pathologie sollte die Funktion und Ästhetik<br />

der Nasenspitze beachtet werden. Die operative Vorgehensweise sollte<br />

der lokalen Situation angepasst sein und beinhaltet Strukturtransplantate<br />

zur Unterstützung bzw. Rekonstruktion des Nasenflügels und der<br />

Nasenklappenregion aus autologem Septum- oder Ohrknorpel.<br />

Methode: An unserer Klinik wurden in den Jahren 2008–<strong>2010</strong> insgesamt<br />

189 funktionell-ästhetische Rhinoseptumplastikeingriffe durchgeführt.<br />

Dabei zeigten sich präoperativ bei 16 Patienten (8,4 % d. Fälle) ausgeprägte<br />

ästhetische und funktionelle Störungen im Sinne eines einseitigen<br />

oder beidseitigen Nasenflügelkollapses. Bei 7 Patienten wurde eine<br />

primäre und bei 9 Patienten eine sekundäre Rhinoseptumplastik mit<br />

rekonstruktiven Maßnahmen an den Nasenflügeln durchgeführt. Die<br />

rekonstruktiven Maßnahmen wurden dem Einzelfall angepasst. Dabei<br />

wurde zum Aufbau und Versteifung der lateralen Nasenflügelregion autologer<br />

Knorpel (Septum- und/oder Ohrknorpel) verwendet. Anhand<br />

von klinischen Beispielen wird das Prinzip zur ästhetischen und funktionellen<br />

Wiederherstellung der Nasenflügel dargestellt. Hierbei wird auf<br />

die Feinheiten einzelner Rekonstruktionsschritte und das Ausmaß der<br />

Rekonstruktion eingegangen.<br />

Fazit: Die Rekonstruktion und Versteifung der Nasenflügel mit Strukturtransplantaten<br />

aus Septum- und/oder Ohrknorpel ist eine effektive<br />

und sichere Methode zur Wiederherstellung der Funktion und Ästhetik<br />

der Nase bei Nasenflügelkollaps. Dabei kann durch den Einsatz von<br />

autologen Knorpeltransplantaten der Nasenflügel isoliert rekonstruiert<br />

werden und/oder das Gefüge zwischen dem Nasenflügel- und Dreiecksknorpel<br />

versteift werden, so dass die Funktion am Naseneingang sowie<br />

die Ästhetik der lateralen Nasenspitze wiederhergestellt sind<br />

V33 L Moderne Prinzipien der allschichtigen<br />

Rekonstruktion ausgedehnter Defekte bis hin zum<br />

totalverlust der Nase<br />

Freiherr von Gregory H, Fischer H, Gubisch W<br />

Marienhospital Stuttgart<br />

Die allschichtige Rekonstruktion eines Nasenflügels, einer Nasenspitze,<br />

eines Stegs oder einer ganzen Nasenwand sind technisch sehr aufwändig.<br />

Die Herstellung einer unauffälligen Form und die freie Nasenatmung<br />

sind gleichermaßen Ziele der Rekonstruktion. Dies gilt auch für<br />

Totalrekonstruktionen bei vollständigem Verlust der Nase.<br />

Hypothese: Für die vom Patienten heutzutage erwartete Qualität einer komplexen<br />

Nasenrekonstruktion ist sehr viel Erfahrung erforderlich. In der Facharztausbildung<br />

ist dieses Thema eher eine Randerscheinung, da nur wenige<br />

Zentren in Deutschland derartige Eingriffe in ausreichender Anzahl durchführen.<br />

Nur eine gezielte präoperative Planung sowie eine ausreichende<br />

Kenntnisse der Details der verschiedenen Rekonstruktionsschritte vermeidet<br />

Komplikationen, die auf Grund des in der Nasenumgebung nur begrenzt<br />

zur Verfügung stehenden Gewebes, nur schwer zu revidieren sind.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 17 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Methoden (mit Angaben u. a. zu Studiendesign, Studiengruppe, Zielparametern): Anhand<br />

komplexer Falldarstellungen werden die modernen Prinzipien der allschichtigen<br />

Rekonstruktion der Nase detailliert dargestellt. Erläutert<br />

werden dabei die Abschnitte der Rekonstruktion der Innenauskleidung,<br />

des Stützgerüstes und der Außenabdeckung. Hieraus wird eine schematische<br />

Darstellung der Behandlungsabläufe bzw. notwendigen operativen<br />

Einzelschritte der totalen Nasenrekonstruktion entwickelt.<br />

Ergebnisse (mit Angaben u.a. zu Komplikationen): Komplexe Rekonstruktionen mit<br />

Aufbau der Innenauskleidung mit freien Transplantaten, lokalen Lappen<br />

oder freien, mikrochirurgischen Lappenplastiken sowie die Rekonstruktion<br />

des Nasengerüstes mit freien Ohrknorpel- oder Rippentransplantaten<br />

und die Außenabdeckung mit Stirnlappenplastiken führen zu<br />

sehr guten funktionellen und ästhetischen ebenso wie langfristig stabilen<br />

Resultaten. Gravierende Komplikationen wie Lappenverluste oder<br />

Nekrosen wurden durch die Einhaltung des beschriebenen Planungsschemas<br />

vermieden.<br />

Fazit: Kompromisse dürfen bezüglich der Radikalität der Tumorresektion<br />

im Bereich der Nase nicht eingegangen werden. In Grenzfällen ist es<br />

weiterhin besser, eine von einem ausgedehnten bösartigen Tumor betroffene<br />

Nase ganz zu opfern und später zu rekonstruieren. Ein strukturiertes<br />

Vorgehen von der Tumorresektion über die Rekonstruktion und<br />

die Nachbehandlung bis hin zu kleinsten detailverbessernden Korrekturen<br />

ermöglicht die besten funktionellen und ästhetischen Rekonstruktionsen<br />

nach teilweisem oder totalem Verlust der Nase.<br />

V34 L sekundäre, rekonstruktiv-ästhetische<br />

Rhinoplastik und Lebensqualität – Klinische Analyse<br />

von Patientenauswahl, komplexen OP-techniken und<br />

Patientenzufriedenheit<br />

Kremer M<br />

Praxis, München<br />

Die Dokumentation vom Autor operativ behandelter Patienten aus dem<br />

Zeitraum 2002–2009 wird auszugsweise im Hinblick auf das erzielte<br />

Ergebnis und damit verbundener Patientenzufriedenheit analysiert und<br />

dargestellt.<br />

Material und Methode: Patienten mit Wunsch nach ästhetischer Nasennachkorrektur<br />

wurden im Rahmen einer einstündigen Beratung und Untersuchung<br />

genau anamnestisch befragt und klinisch untersucht sowie Befunde<br />

photographisch dokumentiert. Leidensdruck, psychosoziale und<br />

beruflichen Probleme, Beweggründe, Erwartungshaltung und Ängste<br />

etc. wurden festgehalten ebenso wie Erfahrungen aus Vorbehandlungen.<br />

Sämtliche sekundären Operationen wurden in Allgemeinnarkose durchgeführt,<br />

die Patienten über mindestens 6 Monate regelmäßig nachuntersucht.<br />

Nach diesem Zeitraum wurde das ästhetische Ergebnis gemeinsam<br />

mit dem Patienten analysiert. Patienten beschrieben abschließend<br />

ihre im Hinblick auf die durchgeführte Nachkorrektur erreichte Lebensqualität<br />

durch erneute Kategorisierung, eine Veränderung der Nasenatmung<br />

wurde nur subjektiv bewertet. Die durchgeführten, komplexen<br />

OP-Techniken werden hinsichtlich ihrer Bedeutung bei typischen Nachkorrekturen<br />

analysiert. Sämtliche Daten wurden statistisch erfasst und<br />

werden anhand von aussagekräftigen Diagrammen dargestellt.<br />

Ergebnisse: 1) Patienten mit Wunsch nach sekundärer Nasenkorrektur<br />

sind aufgrund der Sichtbarkeit der Deformität inmitten des Gesichts<br />

einem erheblichen Leidensdruck ausgesetzt. 2) Ungenügende Arzt-Patienten-Kommunikation,<br />

mangelnde Patienten-zentrierte Planung und<br />

technisch-operative Mängel sind Hauptursachen nicht zufriedenstellender<br />

Ergebnisse. 3) Unzufriedenheit mit dem Ergebnis nach Rhinoplastik<br />

wird durch Patienten aus unterschiedlichen, nicht zuletzt auch<br />

wirtschaftlichen Gründen zeitweise verdrängt. 4) Nur eine definitive<br />

17


Abstracts<br />

ästhetische Rekonstruktion, wenn auch erst nach vielen Jahren, vermag<br />

letztlich Lebensqualität wiederherzustellen, psychotherapeutische<br />

Ansätze sind bei technisch machbaren Rekonstruktionen keine Alternative.<br />

5) Eine Selektion von (a) Patienten mit aussichtslosen, da nicht<br />

signifikant verbesserbaren Befunden, (b) Patienten mit Verdacht auf das<br />

Vorliegen einer Dysmorphophobie, (c) Patienten mit unrealistischen<br />

Vorstellungen oder (d) gegenüber dem Vorbehandler auffällig vorwurfsvollen<br />

Patienten, muss unabhängig von wirtschaftlichen Beweggründen<br />

des Behandlers erfolgen. Die Prävalenz solcher Patienten ist jedoch selten<br />

und scheint indirekt proportional zur Erfahrung des Operateurs,<br />

da z.B. die realistische Einschätzung des technisch Machbaren damit in<br />

Zusammenhang steht. 6) Bei umfassender Aufklärung, gutem Vertrauensverhältnis,<br />

genauer Planung unter Zuhilfenahme PC-gestützter Ergebnisplanung<br />

sowie entsprechender operativ-technischer Umsetzung<br />

gerieren sekundäre Rhinoplastiken stark verbesserte Lebensqualität. 7)<br />

Minimalistisch angesetzte operative Verbesserungsversuche können keine<br />

signifikanten Verbesserungen erzielen und damit keine Verbesserung<br />

der Patientenzufriedenheit.<br />

Fazit: Sekundäre Rhinoplastiken bedürfen eines komplexen Behandlungskonzepts,<br />

vorausschauender Patientenführung und spezieller operativ-technischer<br />

Kenntnisse. Unter diesen Voraussetzungen sind auch<br />

bei schwierigen Deformitäten signifikante Verbesserungen der Ästhetik<br />

und Lebensqualität zu erreichen.<br />

V35 L Profilharmonisierung des Gesichtes im bereich der<br />

rekonstruktiven und orthognathen Chirurgie. Vorstellung<br />

dreidimensionaler Computer-assistierter Methoden bei der<br />

Operationsplanung und deren Umsetzung<br />

Zinser M, Phan TQV, Perbix W, Theodorou P, Stasch T, Spilker G<br />

Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten/Herdecke<br />

Die Anzahl der komplexen Gesichtsfrakturen nahm in den letzten 50<br />

Jahren deutlich zu. Bei diesen schwierigen Verletzungsmustern gelingt<br />

es oftmals nicht, bei der Primärversorgung eine suffiziente, funktionell<br />

ästhetische Rehabilitation zu erzielen. Weitere korrigierenden Sekundäreingriffe<br />

sind nötig und erfordern eine detaillierte Operationsplanung,<br />

um die Gesichtssymmetrie wiederherzustellen. Ähnliches gilt bei<br />

Patienten mit angeborenen dysmorphen Schädelfehlbildungen sowie<br />

wachstumsbedingten Kieferfehlstellungen. Hier werden durch skelettverlagernde<br />

Eingriffe neue „orthognathe“ Gesichtssymmetrien geschaffen.<br />

Beide Patientengruppen erfordern eine ausgewogene präoperative<br />

Therapieplanung. Zweidimensionale Röntgenanalysen konnten sich<br />

aber aufgrund großer Verzerrungen, Ungenauigkeiten und fehlender<br />

Dreidimensionalität nicht durchsetzen. Entsprechend wurden anhand<br />

von CT-Daten, dreidimensionale Planungsalgorithmen entwickelt, die<br />

eine virtuelle Simulation auf Hart- und Weichgewebsniveau ermöglichen.<br />

Nachfolgend wird ein integrierter Ansatz vorgestellt, bei dem<br />

die funktionelle und ästhetische Rehabilitation berücksichtigt wird.<br />

Entscheidend ist jedoch die operative Umsetzung der präoperativen<br />

virtuellen Planung. Dies ist mit dynamischer Navigation möglich, dabei<br />

handelt es sich jedoch um ein aufwendiges und teures Verfahren. Diese<br />

Studie stellt von uns entwickelte und patentierte Operationssplinte vor,<br />

die eine direkte Umsetzung der virtuellen Planung ermöglichen. Diese<br />

werden mittels Rapid Prototyping hergestellt.<br />

Methode: Die Studie umfasst 15 Patienten. Die virtuelle Operationsplanung<br />

wurde mit der CMF-Planungssoftware von Materialise durchgeführt.<br />

Die Planung wurde anhand der Schädelbasis symmetrisch errechnet.<br />

Anhand dessen erfolgte die Segmentation und Simulation. Neuartig<br />

sind die 3D-Splinte, diese verfügen über Positionierungshilfen, die eine<br />

exakte Orientierung des Knochens und der Kiefergelenke erlauben. Die<br />

Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Splinte werden dann mittels Rapid Prototyping direkt aus den Daten der<br />

Software hergestellt.<br />

Ergebnisse: Insgesamt wurden 15 Patienten mit den neu entwickelten 3D-<br />

Splinten operiert. In 10 Fällen lag eine maxilläre Retrognathie mit mandibulärer<br />

Prognathie vor. Ein Patient hatte einen offenen Biss und 2 eine<br />

ausgeprägte Laterognathie, die mit einer Segmentosteotomie korrigiert<br />

wurde. In einem Fall lag eine massive Gesichtsskoliose mit Impaktion<br />

und Rotation des Oberkiefers vor. In der Entwicklungsphase der Splinte<br />

traten Probleme mit der Stabilität auf. Diese konnten jedoch durch ein<br />

geometrisch besseres Design und Austestung verschiedener Kunststoffe<br />

gelöst werden. Ein großer Vorteil besteht darin, dass die Fixierung des<br />

Oberkiefers unabhängig vom Unterkiefer erfolgen kann. Entsprechend<br />

kann die zentrische Kondylenposition des Unterkiefers beibehalten werden.<br />

Zukunft & Forschung<br />

Donnerstag, 13:30–15:00 Uhr, Saal 5<br />

V36 L Wiederherstellung gezielter Willkürmotorik nach<br />

Rückenmarksverletzung durch Nerventransplantation<br />

unter Applikation von Cerebrolysin® im Rattenmodell<br />

von Wild T, Siemers F, Trillenberg P, Heidbreder M, Zörner B, Brunelli GA, von Wild K,<br />

Muresanu DF, Catoi C, Paulus W, Mailänder P<br />

Universitätsklinikum Lübeck<br />

Bis heute gibt es kein endgültiges operatives Versorgungskonzept, das<br />

nach vollständiger Zerreißung zentralnervöser Leitungsbahnen im Rahmen<br />

akuter Rückenmarksverletzungen mit Armplexuslähmung oder<br />

kompletter Querschnittslähmung eine gezielte partielle Wiederherstellung<br />

gelähmter Muskelfunktionen durch willkürliche spontane Reinnervation<br />

gewährleistet. Ein von G.A. Brunelli und seiner Arbeitsgruppe<br />

2003 publizierte Paradigma zeigte am Rattenmodell, dass ein oberhalb<br />

der Verletzung in den Vorderseitenstrang des Rückenmarks eingebrachtes<br />

Nerventransplantat durch zentrale Axone durchwachsen wird. Diese<br />

finden einen direkten Anschluss an den distalen Stumpf des den Erfolgsmuskel<br />

versorgenden peripheren Muskelnerven, mit dem Ergebnis einer<br />

willkürlichen Reinnervation des zuvor vollständig gelähmten Muskels.<br />

Hypothese: Die beschriebene Plastizität lässt sich pharmakologisch günstig<br />

beeinflussen!<br />

Material und Methode: Nach Etablierung des tierexperimentellen Operationsmodells<br />

wird in einer multizentrischen transdisziplinären Studie das<br />

Brunelli Paradigma in seiner klinischen Relevanz untersucht und die<br />

Möglichkeit einer pharmakologischen Neuromodulation der früher beschriebenen<br />

(Einzelzell)-Plastizität durch das als neuroprotektiv neuroregenerativ<br />

bezeichnete Medikament Cerebrolysin® (EBEWE) klinisch,<br />

elektrophysiologisch, histologisch und biochemisch analysiert. Die Untersuchungen<br />

erfolgen mit Zustimmung der lokalen Ethikkommission.<br />

Von 30 Ratten werden 10 Tiere als Kontrollgruppe und je 10 Tiere doppelt<br />

verblindet operiert, mit gewichtsadaptierter i.p. Injektion von Cerebrolysin<br />

vs Placebo (NaCl) über 14 Tage post operationem. Bei allen<br />

Tieren zunächst in Vollnarkose Entnahme des rechten N. suralis. Nach<br />

Präparation des oberen Brustmarks über eine Stichinzision Einbringung<br />

und Fixierung des Transplantats in den rechten Funiculus lateralis (weiße<br />

Substanz). Das distale Ende des Transplantats wird mit dem distalen<br />

Stumpf des zuvor durchtrennten Nerven für den M. obliquus externus<br />

(Unterbrechung des spinalen zweiten motorischen Neurons) koaptiert.<br />

Nach 3 Monaten erfolgt die Reexploration des transplantierten Nerven<br />

1. zur elektrophysiologischen 2-Punktstimulation (Nicolet) und 2. zur<br />

Applikation des retrograden Tracers „fast blue“ (EMS-Grivory) im di-<br />

18 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 18 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

stalen Bereich des eingeheilten Transplantats. Nach weiteren 7 Tagen<br />

erfolgt die in vivo Fixierung zur histologischen und immunhistochemischen<br />

Aufarbeitung.<br />

Ergebnisse: Es gelang, das tierexperimentelle Modell nach Brunelli zu<br />

etablieren und elektrophysiologisch die ZNS-PNS Reinnervation zu<br />

bestätigen. Die noch in Bearbeitung befindlichen Befunde der Nervenzellendarstellung<br />

nach retrograder Tracerapplikation (fast blue) und die<br />

Ergebnisse der Immunhistochemie werden vorgestellt. Im Hinblick auf<br />

die klinische Umsetzung erscheinen weiterführende Untersuchungen<br />

zur adaptiven und funktionellen Plastizität nach direkter Verbindung<br />

von ZNS mit dem PNS und weiterer Neuromodulation durch neuroregenrative-<br />

neuroprotektive Substanzen möglich, die ein verbessertes<br />

Funktionsergebnis erwarten lassen.<br />

V37 L Keratinozyten als Ursache für extreme chronischen<br />

schmerzen in sensiblen Nervenfasern nach Verletzung<br />

durch vermehrte NGF-Produktion<br />

Radtke C, Kocsis JD, Reimers K, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Die Generierung von ektopischen Aktionspotentialen nach Verletzung<br />

eines peripheren Nervens ist eine Ursache zur Unterhaltung von neuropathischen<br />

chronischen Schmerzen. Dabei treten Veränderungen in der<br />

Ionenkanal Expression in afferenten Nervenfasern auf. Die Dysregulation<br />

von neurotrophen Faktoren, wie Nerve Growth Factor (NGF), wird<br />

als Ursache dieser veränderten Ionenkanalexpression vermutet, welche<br />

dadurch zu einer Hyperexzitabilität, d.h. Schmerzen der afferenten Nervenfasern<br />

führt.<br />

Hypothese: Keratinozyten, die sich in der unmittelbaren Umgebung von<br />

verletzten kutanen afferenten Nervenfasern befinden, sind eine wichtige<br />

Quelle für NGF und werden als Ursache für chronische Schmerzen<br />

durch die Überproduktion von NGF vermutet.<br />

Methoden: Wir haben hier die Interaktion von humanen Keratinozyten<br />

und regenerierenden afferenten Nervenfasern im Rattenmodell nach<br />

Verletzung der N.ischiadicus untersucht. Nach Verletzung und Kontakt<br />

mit aktivierten Keratinozyten wurden die Tiere über einen Zeitraum<br />

von 3 Wochen hinsichtlich Schmerzen und Autotomie als Hinweis auf<br />

chronische Schmerzen beobachtet. Die Menge an gebildetem NGF im<br />

Gewebe wurde durch ELISA-Untersuchungen bestimmt. Weiterhin erfolgten<br />

elektrophysiologische patch clamp-Untersuchungen zur Bestimmung<br />

der neuronalen Erregbarkeit. Diese wurden in Korrelation mit der<br />

Histologie und der Menge an gemessenen Wachstumsfaktoren gebracht.<br />

Ergebnisse: Wir berichten hier, dass die Interaktion von Keratinozyten<br />

und verletzten peripheren Nervenfasern zu extremen Schmerzen durch<br />

eine Hypersekretion von NGF führt. Die verletzten Tiere zeigten im Verlauf<br />

der Versuche chronische Schmerzen, welche zur charakteristischen<br />

Autotomie führte. In patch clamp-Untersuchungen nach Versuchsende<br />

zeigten die axotomierten Nervenfasern nach Kontakt mit Keratinozyten<br />

eine extreme sich selbst unterhaltende Übererregbarkeit mit spontaner<br />

Aktionspotentialregenerierung. Weiterhin zeigten histologische<br />

Untersuchungen vermehrt Neuromformationen im Bereich der NGF<br />

Erhöhung. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Interaktion von verletzten<br />

afferenten Nervenfasen und Keratinozyten zu einer substantiellen<br />

Erhöhung von NGF mit profunder Übererregbarkeit und spontaner ektopischer<br />

Aktionspotientialbildung der Neurone führt, welche in vivo<br />

als extreme Schmerzen dargestellt werden. Diese Daten verdeutlichen,<br />

dass eine Verletzung von peripheren kutanen Fasern zu einer Aktivierung<br />

von Keratinozyten führt, welche dann vermehrt NGF produzieren<br />

und somit zu einer Übererregbarkeit der Nervenfasern mit extremen<br />

Schmerzen resultiert.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 19 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Fazit: Diese Ergebnisse zeigen, dass die zelluläre Produktion und Sekretion<br />

von NGF durch Keratinozyten einen profunden Effekt auf neuronale<br />

sensible Erregbarkeit hat. Dies hat grundlegende Bedeutung für die<br />

Unterhaltung von extremen Schmerzen nach kutanen Verletzungen.<br />

Diese Ergebnisse verdeutlichen das pathophysiologische Potential der<br />

zellulären Bildung von NGF durch Keratinozyten und die Beutung von<br />

NGF in der Entwicklung von chronischen Schmerzen. Dies gibt wichtige<br />

Information für mögliche zukünftige Interventionen, um chronische<br />

Schmerzen nach Verletzung zu behandeln.<br />

V38 L Verbesserte Proliferation von Endothelzellen<br />

und endothelialen Progenitorzellen auf modifizierten<br />

Kollagen-scaffolds<br />

Grieb G, Piatkowski A, Gröger A, Markowicz M, Steffens G, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Künstlicher Gewebeersatz stellt bei der Therapie von großflächigen<br />

Hautdefekten eine vielversprechende Alternative dar. Allerdings können<br />

viele der bisher kommerziell erhältlichen Produkte, aufgrund einer<br />

sehr niedrigen angiogenetischen Potenz, nur zur temporären Deckung<br />

angewandt werden. Eine Immobilisation von Wachstumsfaktoren kann<br />

die starke In-vivo-Degradation der Wachstumsfaktoren verhindern und<br />

zu einer Steigerung der Vaskularisierung führen.<br />

Hypothese: Mit Heparin und EDC modifizierte Kollagenschwämme verfügen<br />

über eine kontrollierte vitro-release-Kinetik von Wachstumsfaktoren<br />

und ein erhöhtes angiogenetisches und vaskulogenetisches Potential.<br />

Methoden: Durch den Einsatz von EDC (ethylen carbodiimid) wird eine<br />

Bindung von Heparin an Kollagenschwämme und gleichzeitig eine Vernetzung<br />

der Schwämme selbst erreicht. Dadurch entstehen verschiedene<br />

Gruppen von Schwämmen (Größe: 5*5*5 mm): 0 mg EDC und 0 mg<br />

Heparin/mg Kollagen (Kontrolle); 1 mg EDC und 0 mg Heparin; 1 mg<br />

EDC und 1 mg Heparin; 2 mg EDC und 1 mg Heparin. Die Schwämme<br />

werden mit dem Wachstumsfaktor VEGF (vascular endothelial growth<br />

factor) beladen (10 ng /Schwamm) und die in vivo Freisetzung von<br />

VEGF über 48 Stunden (mit/ohne Kollagenase) durch ELISA quantifiziert.<br />

Weiterhin wird die Proliferation von Endothelzellen (HUVEC)<br />

und endothelialen Progenitorzellen (EPC) unter Einfluss der verschiedenen<br />

Kollagenschwämme untersucht. Der Proliferationszuwachs wird<br />

mit Hilfe des BrdU-Tests und die absolute Zellzahl durch Auszählen in<br />

der Neubaukammer nach 1, 3 und 5 Tagen ermittelt.<br />

Ergebnisse: Beim Vergleich der In-vitro-release-Kinetiken weisen die modifizierten,<br />

insbesondere die mit Heparin modifizierten Schwämme im<br />

Gegensatz zu den nativen Schwämmen eine langsamere Freisetzung von<br />

VEGF auf. Dies gilt sowohl für Versuchsreihen bei Raumtemperatur und<br />

37 °C als auch für Versuchsreihen mit einem in vitro simulierten Abbau<br />

der Kollagenschwämme durch Kollagenase. Weiterhin zeigen die mit Heparin<br />

modifizierten Schwämme den stärksten Proliferationsreiz und die<br />

größte absolute Zellzahl in der HUVEC- und EPC-Kultur.<br />

Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Bindung von VEGF an mit<br />

Heparin modifizierte Kollagenschwämme die Zellproliferation von HU-<br />

VEC und EPC gesteigert werden kann. Neben VEGF stellt die alleinige<br />

Modifizierung des Schwammes einen Großteil des proliferativen Effekts<br />

dar. Die modifizierte Matrix zeigt somit ein hohes angiogenetisches und<br />

vaskulogenetisches Potential und unterstreicht einen potentiellen Einsatz<br />

als Gewebsersatz.<br />

19


Abstracts<br />

V39 L blaues Licht (420 nm) induziert in IFNvorinkubierten<br />

humanen dermalen Fibroblasten Apoptose<br />

Volkmar CM, Deck A, Opländer C, Pallua N, Suschek CV<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Im Rahmen der Wundheilung spielen Fibroblasten im Auf- bzw. Umbau<br />

der extrazellulären Matrix und im Prozess des Wundverschlusses<br />

eine wesentliche Rolle. Eine unzureichende Apoptoserate hyperaktiver<br />

Fibro- und Myofibroblasten im Wundgeschehen korreliert mit der Entstehung<br />

von hypertrophen Narben und Keloiden. Ziel unserer Arbeit ist<br />

es, einen neuen auf Lichtwirkung basierenden, dermatologisch verträglichen<br />

Ansatz zur Induktion einer Fibroblasten-spezifischen Toxizität im<br />

Narbengewebe zu etablieren. Kulturen mit primären Fibroblasten und<br />

Keratinozyten wurden aus humanen Hautpräparaten etabliert. Als Induktor<br />

eines proinflammatorischen Stimulus diente Interferon-gamma<br />

(IFN-γ), als Bestrahlungsquelle ein Blaulicht-emittierendes LED-Array<br />

(420 nm). Die Messung der Zellvitalität erfolgte mittels Neutral-Rot-Färbungen.<br />

Apoptotische und nekrotische Ereignisse wurden anhand einer<br />

Hoechst 33342/Propidiumjodid-Färbung dargestellt. Genexpressionen<br />

wurden mittels PCR ermittelt. Die Bestrahlung von Keratinozyten oder<br />

Fibroblasten mit blauen Licht (420 nm) zeigte bis zu einer Lichtdosis<br />

von 80 J/cm 2 keinen signifikanten Anstieg der Zytotoxizität gegenüber<br />

unbestrahlten Zellen. Unter proinflammatorischen Kulturbedingungen<br />

nach 24stündiger Inkubation mit IFN-γ (100 U/ml) – ohne Bestrahlung<br />

– konnte bei beiden Zelltypen ebenfalls keine Induktion der Zytotoxizität<br />

beobachtet werden. Im Gegensatz dazu führte die Bestrahlung von<br />

IFN-γ-vorinkubierten Fibroblastenkulturen mit blauem Licht zu einem<br />

signifikant erhöhten Zelltod von lichtexponierten Zellen. Analoge Versuche<br />

mit Keratinozyten führten jedoch zu einer deutlich geringeren Toxizität,<br />

die nicht mit dem IFN-γ-Stimulus korrelierte. Die Visualisierung<br />

der Kernmorphologie zeigte, dass der Modus des induzierten Zelltodes<br />

die Apoptose ist. Der Fibroblasten-spezifische Effekt lässt auf reaktive<br />

Sauerstoffspezies zurückführen. Anhand von PCR-Analysen konnten<br />

wir zeigen, dass durch IFN-γ in Fibroblasten das Enzym Indolamin-2,3dioxygenase<br />

(IDO) induziert wird, nicht jedoch in Keratinozyten. IDO<br />

ist als Geschwindigkeits-limitierendes Enzym in Tryptophanmetabolismus<br />

involviert. Es ist bekannt, dass das dabei entstehende Abbauprodukt<br />

Kynurenin die Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies induziert.<br />

Die hier verwendeten Dosen des blaue Lichts induzieren ihrerseits<br />

ebenfalls die ROS-Synthese. Dies spricht für einen synergetischen Effekt<br />

beider Stimuli, blaues Licht und IFN-γ, in der Apoptose-Induktion bei<br />

dermalen Fibroblasten. Dieser entzündungsmodulierte phototoxische<br />

Mechanismus ist aufgrund dermatologisch unbedenklichen elektromagnetischen<br />

Strahlung außerhalb des UV-Spektrums im Rahmen klinischer<br />

Behandlung von hypertrophen Narben und Keloiden potentiell nutzbar.<br />

V40 L Heterotypische Zellkontakte zwischen humanen<br />

Endothelzellen und humanen Osteoprogenitorzellen<br />

unterstützen die osteogene Differenzierung durch CRM1vermittelte<br />

stabilisierung der ALP mRNA<br />

Lampert F, Stark GB, Finkenzeller G<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Die Entwicklung und Regeneration von Knochengewebe ist abhängig<br />

von komplexen Interaktionen zwischen knochenbildenden Osteoblasten<br />

und anderen Zelltypen innerhalb des Knochenkompartimentes. Insbesondere<br />

spielen hierbei vaskuläre Endothelzellen eine wichtige Rolle, da<br />

die Prozesse der enchondralen Ossifikation und der Knochenregenerati-<br />

Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

on in hohem Maße abhängig sind von einer effizienten Neovaskularisation.<br />

In dieser Studie wurde die Interaktion zwischen humanen Osteoblasten<br />

(hOB) und humanen Endothelzellen (HUVEC) in Bezug auf eine<br />

mögliche Unterstützung der osteogenen Differenzierung untersucht.<br />

Material und Methoden: Durch Immunpräzipitation wurde der Einfluss einer<br />

Reihe von mRNA-bindenden Proteinen (HuR, AUF-1, TTP) auf die<br />

Hochregulation des osteoblastären Differenzierungsmarkers alkalische<br />

Phosphatase (ALP) in humanan Osteoblasten in Ko-Kultivierung mit<br />

humanen Endothelzellen untersucht. Hierzu wurden hOB-Zelllysate mit<br />

Antikörpern gegen das jeweilige mRNA-bindende Protein inkubiert, die<br />

AK-Proteinkomplexe wiederum wurden mit Protein A/G+-beschichteten<br />

Agarose-Beads präzipitiert und die Menge an ALP-mRNA im Präzipitat<br />

mittels TaqMan-Analyse bestimmt. Zur selektiven HuR-Inhibition<br />

wurde Leptomycin B (LMB, ein spezifischer Inhibitor der HuR-Translokation<br />

vom Zellkern ins Zytoplasma) in der hOB/HUVEC-Kokultur<br />

eingesetzt und die osteoblastäre ALP Expression auf mRNA und Proteinebene<br />

untersucht.<br />

Ergebnisse: In der Immunpräzipitation von hOB-Zellysaten mit anti-HuR-<br />

Antikörpern zeigte sich durchschnittlich 6,9mal mehr ALP-mRNA im<br />

Präzipitat der hOB-HUVEC-Kokultur im Vergleich zur Osteoblasten-<br />

Monokultur (p=0,041; Mittelwerte von 3 unabhängigen Experimenten,<br />

die mit 3 unterschiedlichen hOB-Präparationen jeweils in Duplikaten<br />

durchgeführt wurden); für die anderen mRNA-bindenden Proteine<br />

konnte kein Einfluss auf die ALP-Hochregulation nachgewiesen werden.<br />

In den zur Bestätigung dieses Zusammenhangs durchgeführten Inhibitionsversuchen<br />

mit LMB zeigte sich bereits bei einer Konzentration von<br />

0,2 ng/ml eine nahezu vollständige Inhibition der HUVEC-vermittelten<br />

Induktion der osteoblastären ALP-Expression. Diese Inhibition konnte<br />

sowohl auf mRNA-, als auch auf Proteinebene nachgewiesen werden.<br />

Fazit: Über die p38-MAPK-Abhängigkeit der Stabilisierung der osteoblastären<br />

ALP mRNA berichteten wir bereits. Unsere Ergebnisse hatten<br />

gezeigt, dass die Ko-Kultivierung von EC und Osteoblasten zu einer<br />

Hochregulation in der Expression des osteblastären Differenzierungsmarkers<br />

ALP in primären Osteoblasten führt. Dieser Effekt ist hochspezifisch<br />

für diese beiden Zelltypen und wird intrazellulär vermittelt<br />

über eine p38 MAPK-abhängige Stabilisierung der osteoblastären ALP<br />

mRNA. In der vorliegenden Studie konnte zusätzlich gezeigt werden,<br />

dass die postulierte mRNA-Stabilisierung durch das mRNA-bindende<br />

Protein HuR erfolgt.<br />

V41 L Förderung der Wundheilung durch Regulatorproteine<br />

des angeborenen Immunsystems<br />

Kückelhaus M, Schulte M, Jacobsen F, Hirsch T, Steinau H-U, Steinsträßer L<br />

BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Innate Defense Regulator Peptide (IDR) wurden designt, um regulierend<br />

auf die angeborene Immunabwehr Einfluss zu nehmen und nicht wie<br />

Host Defense Peptide (HDP) direkt antimikrobiell zu wirken. In vorangegangenen<br />

in vitro Studien konnte gezeigt werden, dass Innate Defense<br />

Regulator Peptide durch Einflussnahme auf die Expression von monozytären<br />

Chemokinen und pro-inflammatorischen Zytokinen modulierend<br />

in diese Immunantwort eingreifen können. Der genaue Mechanismus<br />

ist hierbei noch nicht ausreichend geklärt. Darüber hinaus konnte eine<br />

chemotaktische Wirkung auf humane neutrophile Granulozyten nachgewiesen<br />

werden.<br />

Hypothese: Aufgrund der indirekt immunmodulatorischen, antiinflammatorischen<br />

sowie chemotaktischen Wirkung der IDRs in Verbindung mit<br />

der ewarteten fehlenden Zytotoxizität wird die verzögerte Wundheilung<br />

beschleunigt. Ziel dieser Studie ist es, die Wirkung der Innate Defense<br />

Regulator Peptide auf die Wundheilung anhand von in vitro und in vivo<br />

Studien zu evaluieren.<br />

20 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 20 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Methoden: In vitro wurden verschiedene IDR in Proliferations- (BrdU)<br />

und Vitalitätstests (MTT) auf Zytotoxizität an primären humanen Keratinozyten<br />

und Fibroblasten sowie der Zelllinie HaCaT getestet. In vivo<br />

wurde anhand eines murinen Wundmodells nach einer dose response<br />

Studie die Peptidwirkung auf nicht diabetogene, diabetogene und mit S.<br />

aureus inokkulierte, Wunden untersucht. Darauf folgte ein porcines, mit<br />

S. aureus inokkuliertes Wundmodell. Messparameter waren die Wundverschlusszeit,<br />

die quantitative bakterielle Besiedlung der Wunden, die<br />

histologische und immunhistochemische Gewebeanalyse.<br />

Ergebnisse: Die Resultate zeigen, dass die IDR in vitro, im Gegensatz zu<br />

HDPs, auch in höheren Konzentrationen keine Zytotoxizität oder negative<br />

Auswirkungen auf die Proliferation aufweisen. In vivo bewirken<br />

die IDR einen signifikant beschleunigten Wundverschluss bei murinen<br />

nicht-infizierten und mit S. aureus inokkulierten Wunden, jedoch nicht<br />

bei Typ-II-diabetogener Stoffwechsellage. Im porcinen, mit S. aureus<br />

inokkulierten Wundmodell konnte ebenfalls ein signifikant (p


Abstracts<br />

ximale apoptotische Wirkung bereits nach 6 h, Doxorubicin nach 24 h.<br />

Bei beiden Substanzen betrug die Rate der lebenden Zellen nach 24 h<br />

21 %, während sie bei den Kontrollen über 90 % lag. Die alleinige Inkubation<br />

mit Mafosfamid führte nach 24h zu einer schwachen, jedoch<br />

signifikanten Senkung der Lebendraten auf 75 % (p


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

V46 L Der bedarf an konturverbessernden Operationen<br />

nach massiver Gewichtsreduktion nach Magen-bypass-<br />

Operation<br />

Kitzinger HB, Abayev S, Titscher A, Karle B, Bohdjalian A, Langer F, Prager G, Frey M<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Patienten mit den Folgen einer massiven Gewichtsreduktion stellen eine<br />

zunehmende Population im Patientengut der Plastischen Chirurgie dar.<br />

Ziel der Studie war es, die subjektive Patientenzufriedenheit mit dem<br />

eigenen Körperbild nach massiver Gewichtsreduktion zu evaluieren und<br />

den tatsächlichen Bedarf nach einer konturverbessernden Operation zu<br />

erheben..<br />

Methoden: Zwischen 1.8.2003 und 31.3.2009 wurden 456 Patienten mit<br />

einem min. Follow-up von sechs Monaten einer Magen-Bypass-Operation<br />

unterzogen. Mittels eines eigens entwickelten Fragebogens wurden<br />

neben Körperdaten auch die subjektive Zufriedenheit mit der Gewichtsreduktion<br />

sowie dem Körperbild und der Wunsch nach Formkorrekturen<br />

erfragt. Bereits durchgeführte konturverbessernde Operationen wurde<br />

ebenso abgefragt.<br />

Ergebnisse: Von 425 verschickten Fragebögen wurden 252 retourniert,<br />

entsprechend einer Rücklaufquote von 59 %. Grundsätzlich zeigte sich<br />

eine hohe Zufriedenheit der Patienten mit den Ergebnissen der Magen-<br />

Bypass-Operation – 86 % der Patienten würden die Operation neuerlich<br />

durchführen lassen. Nach einer durchschnittlichen Gewichtsreduktion<br />

von 48 kg waren 63 % aller Patienten mit ihrem Aussehen zufrieden<br />

oder sehr zufrieden. 92 % der Patienten befanden ihre körperliche Attraktivität<br />

deutlich gesteigert, obwohl 96 % der Patienten das Vorhandensein<br />

einer oder mehrerer Hautschürzen angaben. Vor allem das Aussehen<br />

der Brust (32 %) wurde bemängelt. 74 % der Befragten gaben den<br />

Wunsch nach einer Formkorrektur an, 20 % hatten sich bereits einer<br />

konturverbessernden Operation unterzogen.<br />

Fazit: Die Magen-Bypass-Operation geht mit einer hohen Patientenzufriedenheit<br />

bezüglich der erreichten Gewichtsabnahme und der gesteigerten<br />

körperlichen Attraktivität einher. Trotzdem wünschen sich 74 % der<br />

Patienten nach der Gewichtsreduktion eine Formkorrektur und untermauern<br />

damit den Stellenwert der Plastischen Chirurgie in der interdisziplinären<br />

Behandlung von adipösen Patienten.<br />

V47 L Postbariatrische Plastische Chirurgie – Modell<br />

eines Adipositas-Zentrums unter besonderer berücksichtigung<br />

psychosomatischer Komorbiditäten<br />

Demir E, Perlitz V, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Etwa 1,7 Milliarden Menschen werden weltweit als übergewichtig oder<br />

adipös eingestuft. Gemäß einer Erhebung in Deutschland aus dem Jahr<br />

2005 sind 58 % der Männer bzw. 42 % der Frauen übergewichtig (Body-<br />

Mass-Index – BMI ≥25). Darunter befinden sich eine Anzahl von 14 %<br />

der Männer bzw. 13 % der Frauen welche als adipös (BMI ≥30) eingruppiert<br />

werden müssen. Die bariatrische Therapie blickt auf eine relativ<br />

kurze Geschichte zurück. Sie gestaltet sich dabei idealerweise interdisziplinär<br />

und äußerst facettenreich. Ein besonderes Augenmerk verdienen<br />

dabei psychosomatische Komorbiditäten in Form von somatoformen<br />

Störungen welche durch den therapiebegleitenden Einsatz von psychometrischen<br />

Tests diagnostiziert und therapiert werden müssen. Im Folgenden<br />

wird die Rolle der modernen Plastischen- und Rekonstruktiven<br />

Chirurgie bei bariatrischen Patienten in einem interdisziplinären Adipositas<br />

Zentrum aufgeführt und diskutiert.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 23 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Hypothese: Psychisch stabile Patienten zeigen nachhaltig positivere Effekte<br />

in der Abnahmephase und in der Gewichtskonstanz.<br />

Methoden: Im Rahmen einer Behandlung in unserem Adipositaszentrum<br />

erfolgt ein Routine-Screening aller potentielle Patienten durch psychometrische<br />

Tests. Zu verschiedenen Zeitpunkten (vor dem bariatrischen<br />

Eingriff, während der bariatrischen Therapie, vor/nach dem post-bariatrischen<br />

(plastisch-chirurgischen) Eingriff) kommen im Rahmen dieser<br />

prospektiven Studie verschiedene Messinstrumente wieder der HADS<br />

(Hospital Anxiety and Depression Scale), PHQ-D und der PTSS-1 (posttraumatische<br />

Stress-Skala) zum Einsatz. Die plastisch-chirurgischen<br />

Maßnahmen in der postbariatrischen Therapie folgen einem strengen<br />

Algorithmus zur Behandlung einer generalisierten Adipositas.<br />

Ergebnisse: Bis zu 86 % der Patienten im bariatrischen Patientenkollektiv<br />

mit dem Wunsch nach einer Operation haben eine psychische (affektive)<br />

Störung. Die Diagnostik und Therapie dieser somatoformen Störungen<br />

vermag die Komplikationsraten in allen Phasen der bariatrischen und<br />

postbariatrischen Therapie zu senken. Selbst bei schwierigen Ausgangssituationen<br />

nach einer massiven Gewichtsreduktion können so ansprechende<br />

ästhetische und funktionelle Ergebnisse mit einer erfolgreichen<br />

psychosozialen Integration erzielt werden.<br />

Fazit: Die postbariatrische Plastische Chirurgie bildet psychologisch einen<br />

sehr wichtigen Abschnitt in der Therapie des Bariatrikers. Neben<br />

der Behandlung funktioneller und ästhetischer Einschränkungen und<br />

medizinischer Begleitprobleme leistet sie einen wichtigen Beitrag zur<br />

physischen und psychosozialen Rehabilitation in dieser Patientengruppe.<br />

Die therapiebegleitende Erfassung somatischer Erkrankungen und<br />

Symptome, die psychosomatisch evaluiert und therapiert werden, fördert<br />

dabei dauerhaft eine Gewichtstabilität und damit die Gesundheit<br />

dieser Patienten. Die postbariatrischen Eingriffe zur Körperformung<br />

(Body Contouring) sind sehr facettenreich und erfordern im Modell<br />

eines modernen Adipositaszentrums eine konsequente Planung in der<br />

Hand eines Plastischen Chirurgen. Auch bei schwierigen Ausgangssituationen<br />

nach einer massiven Gewichtsreduktion können so ansprechende<br />

ästhetische und funktionelle Ergebnisse mit erfolgreicher psychosozialer<br />

Integration erzielt werden.<br />

V48 L Macht grüner tee schlank? Über die<br />

anti-adipogene Wirkung von grünem tee<br />

Kappel BA, Hemmrich K, Fehsel K, Gummersbach C, Luckhaus C, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Adipogenese ist ein multifaktoriell gesteuerter Prozess, der schließlich<br />

zur Bildung von Fettgewebe aus Präadipozyten führt. Dieser Prozess<br />

lässt sich durch vermehrte Nahrungsaufnahme wie auch durch verschiedene<br />

Medikamente fördern. Psychopharmaka sind besonders potente<br />

adipogenetisch wirkende Medikamente. Wenn gleich für die Entstehung<br />

von Adipositas eine reduzierte Nahrungsaufnahme oft ein Lösungsansatz<br />

ist, so stellt sich die Situation bei pharmakologisch induzierter<br />

Adipogenese anders dar und lässt sich durch verminderte Kalorienaufnahme<br />

nur schlecht in den Griff kriegen. Eine Vergleichstudie zur Gewichtszunahme<br />

unter Psychopharmaka zwischen den USA (15,4±10<br />

kg) und China (8,34±5,97 kg) hat gezeigt, dass chinesische Patienten<br />

nach 2 Jahren Therapie eine geringere Gewichtszunahme erlitten. Diese<br />

Diskrepanz führte zu der Hypothese, dass der hohe Konsum grünen<br />

Tees an der verminderten Gewichtszunahme beteiligt sein könnte. Um<br />

diese Hypothese molekularbiologisch zu belegen, untersuchten wir den<br />

Effekt von Epigallocatechingallat (EGCG) auf eine durch Psychopharmaka<br />

induzierte Adipogenese in vitro.<br />

Hypothese: Extrakt von grünem Tee kann die pharmakologisch-induzierte<br />

Gewichtszunahme antagonisieren.<br />

23


Abstracts<br />

Methoden: Präadipozyten wurden aus humanem Fettgewebe isoliert, welches<br />

im Rahmen von Abdominoplastiken gewonnen wurde (n=10, Alter<br />

18–66 J). Diese wurden sodann in vitro kultiviert und bei Konfluenz<br />

durch ein Differenzierungsmedium unter Anwesenheit von Clozapin<br />

und/oder EGCG zur Differenzierung gebracht. Die adipogene Differenzierung<br />

wurde durch die Aktivität der Glycerol-3-Phosphat-Dehydrogenase<br />

(GPDH), einem molekularen Marker der Adipogenese, sowie<br />

Ölrotfärbung evaluiert. Zusätzlich untersuchten wir den intrazellulären<br />

Redoxstatus der Zellen unter Clozapin/EGCG-Behandlung mittels PCR<br />

und Superoxidanionen-Färbung.<br />

Ergebnisse: Psychopharmaka (in Form von Clozapin) verursachten eine<br />

signifikante Steigerung der Präadipozytendifferenzierung (GPDH-<br />

Induktion um 20–30 %, p


Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

kalen Perforatorlappenplastiken wird zukünftig eine zunehmende Bedeutung<br />

für die onkoplastische Rekonstruktion im Kopf-/Halsbereich<br />

zukommen.<br />

V51 L Use of silhouette sutures® for the correction of<br />

facial nerve paralysis<br />

Bassetto F, Tocco I, Gambassi G, Sapuppo A, Perego F<br />

Clinica di Chirurgia Plastica, Padua, Italien<br />

Most surgeons agree that the correction of facial paralysis by dynamic<br />

reanimation using free flaps provides the best possible aesthetic and<br />

functional results. There are nonetheless numerous important indications<br />

for the use of the so-called static suspensions. In this paper we<br />

communicate our experience of static suspension of soft tissues of the<br />

paralyzed face with Silhouette Sutures®, a second generation of polypropylene<br />

threads with bioabsorbable cones. We treated both patients with<br />

a moderate degree of facial palsy and patients with severe facial laxity,<br />

with a minimal or no residual nasolabial sulcus and a severely deficient<br />

eyelid closure (House-Brackmann grades 4 to 6), creating a different protocol<br />

of treatment. The validity of the results that we generally obtained,<br />

the relative simplicity of the method, the quickly postoperative recovery<br />

and the absence of complications worthy of note, all contribute to inducing<br />

us to continue to use this new static suspension method, also in the<br />

light of its acceptance by elderly and middle-aged patients who would<br />

be unwilling to submit to other, even static, types of surgery involving a<br />

greater degree of surgical invasiveness.<br />

V52 L Klinische Erfahrungen bei Verwendung<br />

der stirn als spenderregion für das Gesicht<br />

Döring K, Weißpflug H, Baltzer M<br />

Klinikum Chemnitz<br />

Die Stirn als Spenderregion ist ausgezeichnet durch einen besonderen<br />

Gefäßreichtum, da sie von mehreren, einander kreuzenden Gefäßsystemen<br />

versorgt wird. Dies ermöglicht eine große Variabilität hinsichtlich<br />

der bildbaren Lappenarten. Die Lappen werden vorzugsweise im<br />

Rahmen onkochirurgischer Eingriffe und bei Patienten mit Weichteildefekten<br />

nach Gesichtstraumen eingesetzt. Im vorliegenden Beitrag<br />

erfolgt eine Auswertung der Behandlungsergebnisse von Patienten, bei<br />

denen die Stirn als Spenderregion zur Deckung von Weichteildefekten<br />

des Gesichts und der Mundhöhle verwendet wurde. Analysiert werden<br />

die Ergebnisse von 132 Patienten, die im Zeitraum von März 1984 bis<br />

März <strong>2010</strong> in unserer Einrichtung behandelt wurden. Im Zentrum der<br />

Auswertung standen operationstechnische Fragen, Komplikationsraten<br />

sowie erreichte funktionelle und ästhetische Ergebnisse. Es zeigte sich,<br />

dass bestimmte Varianten der Stirnlappen auch heute noch als Lappen<br />

der 1. Wahl oder als Reservelappen durchaus klinische Bedeutung haben.<br />

V53 L therapie der Unterlidretraktion mit autologem<br />

Gaumentransplantat<br />

Wynands J<br />

Dreifaltigkeits-Krankenhaus Wesseling<br />

Patienten mit klinisch manifestem Exophthalmus bei Morbus Basedow<br />

werden seit zwanzig Jahren in unserer Klinik durch die transpalpebrale<br />

Orbitadekompression nach Olivari behandelt. Unterlidertraktionen stellen<br />

als Folge dieser Erkrankung wie auch als postoperative Komplikation<br />

ein häufiges Problem dar. Rezidivierende Konjunktividen bei inkomplet-<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 25 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

tem Lidschluss sowie ästhetisch störendes scleral show bedeuten für den<br />

Patienten einen hohen Leidensdruck. Häufig stellt die Operative Versorgung<br />

i. S. einer Retraktorenspaltung in Kombination mit der Implantation<br />

von resorbierbarer PDS-Folie oder Medpore/Porex-Implantaten das<br />

Mittel der Wahl dar. Ist bei der PDS-Folie die Resorption mit Rezidiv-<br />

Neigung als Hauptproblem zu nennen, so stellen beim scharfkantigeren<br />

Medpore/Porex-Implantat rezidivierende Reizzuständen des Unterlids<br />

bis hin zur Perforation des Unterlids ein Hauptproblem dar. Seit zwei<br />

Jahren implantieren wir in unserer Abteilung bei Patienten mit Unterlidretraktion<br />

nach frustraner Therapie mittels PDS-Folie resp. Porex-<br />

Implantaten autologe Teile des harten Gaumens.<br />

Hypothese: Die Implantation autologen Gewebes des harten Gaumens<br />

zeigt bemerkenswerte Vorteile hinsichtlich dauerhafter Remission der<br />

Erkrankung, Verträglichkeit und Einheilung im Vergleich zu alloplastischen<br />

Materialien wie z.B. PDS-Folie und Porex-Implantaten und sollte<br />

nicht erst als Ultima Ratio in der Indikationsstellung zur Behandlung<br />

der Unterlidretraktionen diskutiert werden.<br />

Methoden: Unsere Studie vergleicht das Outcome bei Patienten nach<br />

Versorgung mittels PDS-Folie, Porex-Implantaten und autologem Gaumentransplantat<br />

3, 6 und 12 Monate nach Implantation. Die Kohorte<br />

umfasste 57 Patienten (9Männer, 48 Frauen). In 55 % der Fälle wurde<br />

PDS-Folie implantiert, in 35 % Porex-Implantate, in 10 % Harter Gaumen.<br />

Vergleichsparameter waren Rezidivhäufigkeit bzw. Notwendigkeit<br />

eines erneuten Eingriffs, lokales Lymphödem, chronische Konjunktivitis,<br />

Lidschlussstörungen, Chemosis, Schmerzen und Patientenzufriedenheit.<br />

Ergebnisse: In über 50 % der Patienten nach Porex-Implantaten musste<br />

ein Revisionseingriff vorgenommen werden, in dessen Rahmen entweder<br />

eine Kürzung des Porex-Implantats notwendig war (70 %), oder ein<br />

Austausch des Implantats vorgenommen werden musste (30 %). Bei<br />

Patienten, welche mit PDS-Folie versorgt wurden, musste in 15 % ein<br />

Revisionseingriff erfolgen. Häufigste Ursache hierbei mit 80 % der Fälle<br />

war ein Rezidiv der Retraktion mit Ektropiumbildung. Bei einer Patientin<br />

war es zu einer Luxation des Implantats gekommen. Bei einem<br />

Patienten mit autologem Gaumentransplantat kam es im Sinne einer<br />

postoperativen Wundinfektion der Entnahmestelle zu Komplikationen.<br />

Fazit: Die Anwendung von autologem Gaumentransplantaten bei Unterlidretraktion<br />

ist bei richtiger Indikationsstellung alloplastischen Materialien<br />

überlegen und sollte bereits in der Frühphase einer adäquaten und<br />

endgültigen chirurgischen Versorgung als Mittel der Wahl in Betracht<br />

gezogen werden.<br />

Interplast – „Brücken verbinden”<br />

Donnerstag, 15:15–16:15 Uhr, Saal 5<br />

V54 L Internationale plastisch-chirurgische Hilfe im<br />

Notfalleinsatz am beispiel Haiti<br />

Borsche A, Sieber JP, Echninard C, Schidelko M, Zilliox R, Nicolai J-P<br />

Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach, Interplast-Germany<br />

Rekonstruktive plastische Chirurgie wird seit Jahren erfolgreich durch<br />

verschiedene Hilfsorganisation im Rahmen humanitärer Einsätze in<br />

aller Welt angeboten. Hierbei handelt es sich allerdings meist um Sekundärrekonstruktionen,<br />

die in Zusammenarbeit mit den vor Ort existierenden<br />

Gesundheitsstrukturen realisiert werden. Notfalleinsätze<br />

bedürfen dagegen einer speziellen, eigenen Logistik und hoch entwickelter<br />

Einsatzstruktur, die unter anderem auch die Sicherheitsaspekte<br />

berücksichtigen. INTERPLAST-Germany als größte plastisch-chirurgische<br />

Hilfsorganisation Europas mit über 60 Einsätzen pro Jahr und<br />

über 1500 Mitgliedern bemüht sich zusammen mit Organisationen aus<br />

25


Abstracts<br />

Frankreich und Holland um eine Koordination der humanitären Aktivitäten<br />

über die ESPRAS SHARE Plattform, die gerade auch kleineren<br />

Organisationen einen Überblick verschaffen soll. Am Beispiel der Erdbebenkatastrophe<br />

von Haiti, bei der es galt möglichst schnell mit mehreren<br />

Hilfsorganisationen Kontakt aufzunehmen und eine Zusammenarbeit<br />

zu organisieren, zeigten sich sofort die Vorteile der europäischen Vernetzung.<br />

Humani Terra aus Frankreich, Médicins sans Frontière aus Holland<br />

und Belgien, Luftfahrt ohne Grenzen aus Deutschland und sogar<br />

International Medical Corps aus den USA hatten sich als Wegbereiter<br />

für eine plastisch-chirurgische Notfallhilfe angeboten und die Kooperation<br />

mit deutschen Interplast-Experten gesucht. In dem Vortrag soll das<br />

Indikationsspektrum der zu versorgenden Notfallpatienten aus Haiti,<br />

das operative Behandlungsspektrum sowie die logistischen Schwierigkeiten<br />

bei der Umsetzung der Hilfe unter den Bedingungen nach der<br />

Katastrophe beschrieben werden. Hier zeigte sich der dringende Bedarf<br />

an Kommunikation, gegenseitiger Absprache und Ergänzung. Getragen<br />

von der Welle der Hilfsbereitschaft kooperierte der Plastische Chirurg<br />

aus Chicago problemlos mit seinem Kollegen aus Marseille, assistiert von<br />

der Op-Schwester aus Mexiko und der Anästhesistin aus Port-au-Prince.<br />

Hilfe über die Grenzen hinweg wird in der Katastrophe Wirklichkeit.<br />

Hier wird auch in Zukunft Interplast weiter seine Mithilfe anbieten,<br />

denn der Aufbau längerfristiger plastisch-chirurgischer Versorgungsstrukturen<br />

wird noch die nächsten Jahre eine Herausforderung für die<br />

europäischen Hilfsorganisationen bleiben.<br />

V55 L Das Ende des barmherzigen samaritertums.<br />

Analyse nach 13 Jahren humanitärer Interplast-Arbeit in<br />

Myanmar<br />

Schoeneich H, Homann H, Gosau M, Schoeneich M<br />

Praxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie München<br />

25 Operationseinsätze mit über 3700 operierten Patienten, ist die Bilanz<br />

nach 13 Jahren Operationseinsätze in Myanmar. Es wurden angeborene<br />

Missbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, Craniomeningocelen,<br />

Verbrennungsspätfolgen und diverse Tumore behandelt. Bei einer<br />

Analyse der durchgeführten Einsätze soll ein Strategiewandel dargestellt<br />

werden. Der Slogan „Wer hilft ist gut“ hat sich in „Was hilft ist gut“<br />

gewandelt. Anhand der durchgeführten Einsätze in verschiedenen Provinzen<br />

Burmas soll das veränderte humanitäre Verantwortungsbewusstsein<br />

wie langfristige Partnerschaften, keine Entmündigung der burmesischen<br />

Kollegen, sondern Gleichberechtigung der Partner, Förderung von<br />

Eigeninitiativen, Vermeidung von Medizinkolonialismus und Ernstnehmen<br />

der Gastrolle im Lande gezeigt werden. Die operative Versorgung<br />

und Verbesserung von Einzelschicksalen sollte nicht mehr der Hauptbestandteil<br />

der Einsätze sein, sondern das Gesamtpaket mit Strukturverbesserung,<br />

d.h. Ausbau und Umbau von chirurgischen Operationssälen,<br />

Beschaffung von Instrumentarium und die Vergabe von Stipendien tritt<br />

immer mehr in den Vordergrund. Der strapazierte Begriff „Hilfe zur<br />

Selbsthilfe“ hat keine Alibifunktion mehr.<br />

V56 L Mikrovaskuläre Composite- und<br />

Chimären lappen zur simultanen Viszerokranium- und<br />

Integumentrekonstruktion nach Noma<br />

Giessler G, Schmidt A, Cornelius CP<br />

BG-Unfallklinik Murnau<br />

Die Rekonstruktion Noma-assoziierter Defekte beschränkte sich bisher<br />

meist auf die Rekonstruktion des Integuments zum Verschluss und zur<br />

Auskleidung der entstandenen oropharyngealen Fisteln. Bis auf wenige<br />

Vorträge | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Einzelfälle bestanden die einzigen skelettalen Eingriffe in der Lösung<br />

einer eventuell vorliegenden extraartikulären Unterkieferankylose. Dadurch<br />

jedoch fehlen bei sehr großen Defekten des Gesichtsschädels zur<br />

bleibenden Positionierung des eingebrachten Lappengewebes die strukturelle<br />

Unterlage und das formgebende Gerüst. Desweiteren sind strukturelle<br />

Pfeilerrekonstruktionen zum späteren Aufbau eines Nasen- und<br />

Orbitagerüstes von wesentlicher Bedeutung.<br />

Hypothese: Auch komplexe Nomadefekte müssen nach den Pfeilerprinzipien<br />

der Gesichtstraumatologie rekonstruiert werden, um eine stabile,<br />

bleibende und formstabile Deckung der Lappenplastiken zu erzielen und<br />

Folgeeingriffe zu vereinfachen.<br />

Patienten und Methoden: Anhand ausgewählter Beispiele werden strukturelle<br />

Rekonstruktionen des Schädelskelettes mit simultaner Defektdeckung<br />

des inneren und äußeren Linings mittels alloplastischer, avaskulär<br />

knöcherner Verfahren sowie vaskularisierten Compositelappen gezeigt.<br />

In komplexen Fällen bieten ein- und zweizeitig chimärisierte Mehrgewebelappen<br />

eine sehr große Variabilität der Geweberekonstruktion.<br />

Ergebnisse: Alle vaskularisierten Knochentransplantate heilten komplett<br />

ein. Ein Fibulasegment eines double barrel fibula-ALT Chimärenlappens<br />

musste aufgrund von räumlichen Problemen der Mundöffnung entfernt<br />

werden. Ein Paraskapular-Skapula-Lappen ging am 12. Tag verloren,<br />

weil der Patient über Nacht unbemerkt auf dem Gefäßstiel lag. Eine<br />

Fibula-Hautinsel musste reseziert werden. Alle anderen Hautlappen<br />

heilten problemlos ein.<br />

Fazit: Die simultane Rekonstruktion komplexer zentraler und lateraler<br />

Noma-Defekte ist schwierig und nur mit mikrochirurgischen Transplantaten<br />

suffizient zu lösen. Die Größe der erforderlichen Lappen bedarf bei<br />

begleitenden Gesichtsschädeldefekten einer Rekonstruktion des Stützgerüsts,<br />

nicht zuletzt um weitere rekonstruktive Maßnahmen – wie eine<br />

Totalrekonstruktion der Nase – zu erleichtern. Dies ist aufwendig und<br />

logistisch nicht immer möglich, sollte aber in komplexen Fällen für einen<br />

integrativen Therapieansatz zusammen mit der Ankylosenlösung<br />

erwogen werden.<br />

V57 L Improvisationstalent und Professionalität<br />

Schidelko M<br />

Chirurgische Tagesklinik Bad Honnef<br />

Der Plastische Chirurg, der mit INTERPLAST in der sog. Dritten Welt<br />

unterwegs ist, erhebt den Anspruch, seine Arbeit vor Ort in derselben<br />

Qualität auszuführen, wie er dies in Europa tun würde. Schließlich entspricht<br />

es dem Interplast-Gedanken, den Experten zum Patienten zu<br />

bringen und nicht umgekehrt – für den oft hundertfachen Preis – den<br />

Patienten in Europa behandeln zu lassen. Dieser Grundsatz muss sich<br />

auf alle Bereiche erstrecken, nämlich die Qualifikation des Operateurs<br />

und seines Teams, die instrumentelle und materielle Ausstattung, die<br />

Hygiene und die Nachbehandlung. Bei aller Sorgfalt und Erfahrung in<br />

der Vorbereitung verlangt dieses dennoch allen Beteiligten eine Menge<br />

Improvisationsvermögen ab.<br />

V58 L Mikrochirurgische techniken bei humanitären<br />

Einsätzen. Wieviel Reduktion auf das vermeintlich Einfache<br />

ist in der Dritten Welt gerechtfertigt?<br />

Schmidt A, Giessler G, Fromberg G, Joch O<br />

BG-Unfallklinik Murnau<br />

Abstract nicht eingegangen<br />

26 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 26 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Weiterbildung<br />

(Konvent Leitender Krankenhauschirurgen)<br />

„Brücken verbinden“<br />

Freitag, 9:00–11:00 Uhr, Großer Saal<br />

V59 L Die Weiterbildung zum Facharzt für Plastische und<br />

Ästhetische Chirurgie aus sicht des Chefarztes<br />

Ruhnke B<br />

Klinikum Gütersloh<br />

Die Möglichkeit, Assistenzärzte im Fachbereich Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie weiterzubilden ist an die von der jeweils zuständigen<br />

Ärztekammer erteilte Weiterbildungsermächtigung gebunden. Sie kann<br />

sowohl leitende Klinikärzte als auch niedergelassene Fachärzte in Praxen<br />

betreffen. Eine weitreichende Weiterbildungsermächtigung (Spektrum<br />

des Fachgebietes, eine Anzahl durchgeführter Operationen sowie<br />

die Sicherstellung einer Vertretung) ist in Kliniken das Ziel eines Chefarztes,<br />

um Assistenzärzte längerfristig in das Arbeitsspektrum der Klinik<br />

zu integrieren. Der Arbeitsalltag in Klinik und Praxis häufig ist auch<br />

mit Routinearbeiten und bürokratischen Tätigkeiten verbunden sind.<br />

Der Weiterbildungsermächtigte sollte Vorbild in der Motivation seiner<br />

nachgeordneten Ärzte sein, Fortbildungsbereiche und Seminare in der<br />

eigenen Klinik zu organisieren und für eine regelhafte Durchführung zu<br />

sorgen. Nur durch eine entsprechende theoretische und operative Ausbildung<br />

ist es möglich, Assistenten so weiterzubilden, dass sie für verantwortungsvolle<br />

Tätigkeiten einzusetzen sind. Ein adäquates Engagement<br />

und Eigeninitiative der Mitarbeiter ist dafür Voraussetzung. Sinnvoll<br />

ist es, dass die Entscheidung für eine Weiterbildungsstelle nicht nur als<br />

Überganglösung gesehen wird. Dieses macht weder für den Ausbilder<br />

noch für den Weiterzubildenden Sinn, da ohnehin nur Zeiträume von<br />

mindestens 6 Monaten anerkannt werden. Es sollte sichergestellt sein,<br />

dass ein Assistenzarzt an einer Weiterbildungsstelle, die nicht über die<br />

volle Ermächtigung verfügt, durch Kooperationsverträge entsprechend<br />

seine weitere Ausbildungssituation planen kann. (Verbrennungsmedizin,<br />

bestimmten Schwerpunkte anderer Kliniken), Eine Ermächtigung<br />

zur Weiterbildung beinhaltet auch eine Verantwortung, für den Fachbereich<br />

den Nachwuchs breit und gut auszubilden, um gerade die Konkurrenzsituation<br />

zu anderen Fachgebieten durch entsprechende fachliche<br />

Qualifikation hervorzuheben. der Chefarzt sollte persönlich an der Weiterbildung<br />

teilnehmen. Ein engagiertes Arbeiten sowie entsprechende<br />

Flexibilität sind dabei eine unabdingbare Voraussetzung. Anderenfalls<br />

sollte ein Chefarzt auch nicht davor zurückschrecken, entsprechende<br />

Gespräche zu führen und ggf. auch den Abbruch der Weiterbildung zu<br />

empfehlen.<br />

V60 L Ideale Weiterbildung aus Assistentensicht<br />

Arkudas A<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

Nach der neuen Weiterbildungsordnung aus dem Jahre 2004 erfolgt die<br />

Weiterbildung zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie<br />

zunächst für zwei Jahre im Rahmen des Common Trunk wie bei allen<br />

chirurgischen Fachrichtungen. Hieran schließt sich die vierjährige Spezialisierung<br />

auf dem Gebiet der plastischen und ästhetischen Chirurgie<br />

in einer dafür zugelassenen Weiterbildungsstätte an. Die während dieser<br />

Zeit vermittelten und bescheinigten Fähigkeiten sollen dem Assistenzarzt<br />

schließlich den Erwerb der entsprechenden Facharztbescheinigung<br />

ermöglichen. Dabei ist die durchlaufene Ausbildung während der Wei-<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 27 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

terbildungszeit oftmals sehr unterschiedlich, sowohl in Bezug auf das<br />

vermittelte Operationsspektrum als auch im Hinblick auf selbstständige<br />

operative Tätigkeiten und eigenverantwortliche Entscheidungen. Im<br />

Rahmen dieses Vortrages soll nun die optimale Weiterbildung aus Assistentensicht<br />

dargestellt werden.<br />

V61 L Förderung der Weiterbildung<br />

an einer großen Klinikkette<br />

von Cossel G<br />

Sana-Kliniken Berlin-Brandenburg, Berlin<br />

Die Frage, welche Weiterbildungsmöglichkeiten ein Klinikum anbietet,<br />

steht bei den Ärzten bei der Auswahl der Klinik weit oben. Sana stellt<br />

sich das Ziel, den Ärzten ein komplexes und weit gefächertes Angebot<br />

an Weiterbildungsmöglichkeiten in hoher Qualität in allen Kliniken<br />

anzubieten. Dazu wurde die Anzahl an Weiterbildungsbefugnissen erheblich<br />

erweitert. Wegen des zunehmenden Spezialisierungsgrades der<br />

Kliniken sind oft Rotationen in andere Fachabteilungen notwendig.<br />

Hier zeigen sich die Vorteile des Sana-Verbundes. Ein komplettes Curriculum<br />

für jeden Weiterzubildenden, damit die gesamte Weiterbildung<br />

aus einer Hand angeboten werden kann, ist für jeden Arzt als auch für<br />

seine Weiterbilder dabei ein sicheres Instrument. Tarifliche Regelungen<br />

stellen sicher, die fachärztliche Weiterbildung innerhalb der Regelzeit<br />

abzuschließen. Vor Ort stehen Mentoren zur Verfügung, ferner finden<br />

jährliche Weiterbildungsgespräche statt. Daneben bieten die Sana-Kliniken<br />

kombinierte Weiterbildungsprogramme für zukünftige Allgemeinmediziner<br />

an, die auch die ambulanten Phasen umfassen. Weiterbildung<br />

drückt sich bei Sana aber auch in Investition in Zeit für die Mitarbeiter<br />

aus. Dies wird aber durch das DRG-System derzeit nicht unterstützt.<br />

V62 L strukturierte Weiterbildung in der Plastischen<br />

Chirurgie anhand der Mammareduktionsplastik<br />

Liebau J, Klasmeyer K, Diedrichson J, Scholz T, Arens A<br />

Diakonie-Krankenhaus Kaiserswerth, Düsseldorf<br />

Im Jahr 2009 wurden in unserer Abteilung insgesamt 133 Operationen<br />

in der Technik der Mammareduktionsplastik modifiziert nach Ribeiro<br />

durchgeführt. Durch optimierte, standardisierte Abläufe von der Planung<br />

bis zum Verband lassen sich Komplikationsraten minimieren und<br />

reproduzierbar gute Ergebnisse bei geringer Operationszeit durch verschiedene<br />

Operateure (n=7) auch im Rahmen der Weiterbildung realisieren.<br />

Die modifizierte Mammareduktionsplastik nach Ribeiro hat sich<br />

für nahezu alle Indikationen in unserer Abteilung als Standardverfahren<br />

durchgesetzt.<br />

Material und Methoden: Im Jahr 2009 wurden 117 Mammareduktionen und<br />

16 Mastopexien durchgeführt. Die Operationen wurden standardmäßig<br />

durch einen Operateur sowie einem Assistenten, unterstützt von einer<br />

OP-Schwester durchgeführt. Die formgebenden Schritte wie Planung<br />

und Resektion erfolgten durch den Operateur, alle weiteren Schritte geschahen<br />

parallel. Die Operationsplanung und Technik werden in ihren<br />

einzelnen Schritten dargestellt.<br />

Ergebnisse: Die Mammareduktionsplastik mit apikomedial gestieltem<br />

MAK und caudalem dermoglandulärem, deepithelialisierten Läppchen<br />

kann als Standardverfahren für nahezu jede Brustform und Größe angewendet<br />

werden. Die durchschnittliche Operationszeit betrug 128min.,<br />

das durchschnittliche Resektionsgewicht lag bei 687 g pro Seite. Es war<br />

eine Revisionsoperation bzgl. einer akuten Nachblutung notwendig.<br />

Eine Mamillennekrose wurde im Operationssaal korrigiert. 25 Korrekturen<br />

von Dog ears und verbreiterten Narben konnten ambulant durchgeführt<br />

werden.<br />

27


Abstracts<br />

Fazit: Durch Standardisierung der Abläufe lassen sich auch in einer Ausbildungsklinik<br />

mit mehreren Operateuren unterschiedlichen Ausbildungsstands<br />

reproduzierbar gute Ergebnisse bei geringer Operationszeit<br />

und Komplikationsrate erreichen.<br />

V63 L Außerklinische Fortbildung – Resümee nach<br />

sieben Jahren Plastische Assistententage Damüls<br />

Cichon D<br />

aestheticals Witten<br />

Im Bereich der außerklinischen Fortbildung in Basisfragen und in Bezug auf<br />

Fehlervermeidung sowie Komplikationsmanagement gab es bis 2003 kein<br />

assistentenorientiertes Symposium. Daher begann eine kleine Gruppe ausgewählter<br />

Referenten 2004 erstmals dieses wichtige Thema zu bearbeiten.<br />

Hypothese: Nur wer frühzeitig lernt, dass sein Handeln als Arzt mit Komplikationen<br />

behaftet sein kann, ist imstande, diese Komplikationen zu<br />

erkennen und zu behandeln, so dass seinen / ihren Patienten kein dauerhafter<br />

Schaden verbleibt.<br />

Methoden: Teilnehmer der Studie sind Weiterbildungsassistenten aus<br />

dem gesamten deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz). In einwöchigen Kursen wurde vermittelt, dass auch Weiterbildungsassistenten<br />

ihren klinischen Blick für die Ursachen, die Entstehung<br />

und den Verlauf von Komplikationen entwickeln sollen. Hierbei<br />

kamen als Methoden sowohl Frontalvortrag, Multimediatechniken als<br />

auch Gruppen- und Einzelgespräche zum Einsatz. Auch der netzwerkbildende<br />

Charakter der Veranstaltung führte zu einer hohen Motivation<br />

der Studienteilnehmer.<br />

Ergebnisse: Das erwartete besondere Wesen fortblidungsorientierter Weiterbildungsassistenten<br />

hat sich nach der ersten Facharztperiode bestätigt.<br />

Überdurchschnittlich viele Teilnehmer der Maßnahme zeigen ein<br />

ausgeprägtes Karrierestreben. Es wurden Ober- und Chefarztstellen<br />

besetzt, Niederlassungen angestrebt und sämtlich in kurzer Zeit die<br />

Facharztreife und -status erreicht. Aufgrund der breiten Streuung der<br />

Themen aus dem gesamten Fachgebiet der PÄC konnten von jedem<br />

Teilnehmer neue Inhalte erlernt werden, sowie Kontakte zu Kollegen<br />

geknüpft werden, deren Spektrum vom eigenen weit abweicht.<br />

Fazit: Die Maßnahme wurde bereits vom aktuellen Präsidenten der<br />

<strong>DGPRÄC</strong> als „wichtigste außerklinische Fortbildungsmaßnahme der<br />

deutschsprachigen Plastischen Chirurgie für Weiterbildungsassistenten“<br />

bewertet. Nach unserer Meinung zeigen die Teilnehmer einen ausgeprägten<br />

Lernwillen, der sogar in der Freizeit/Urlaub motiviert, Fortblidungssymposien<br />

zu besuchen. Daher sollte die Durchführung assistentenorientierter<br />

Maßnahmen forciert werden, um die Weiterbildung<br />

dadurch zu unterstützen.<br />

V64 L Lebensqualität von Medizinstudenten im Vergleich<br />

zu Chirurgen aus dem blickwinkel des Nachwuchses<br />

Pfisterer D, Bohrer T, Koller M, Bauer H<br />

Universitätsklinikum Würzburg, Deutsche Gesellschaft für Chirurgie Berlin<br />

Der Chirurg nimmt unter Ärzten eine besondere Stellung ein und hat<br />

die höchste Arbeitsbelastung aller Klinikärzte. Die Studie im Auftrag der<br />

Deutschen Gesellschaft für Chirurgie untersucht die Lebensqualität von<br />

Chirurgen aller Fachrichtungen im Rahmen von direkten Kongressbefragungen<br />

mittels eines speziell erweiterten Messinstruments zur Evaluierung<br />

der Lebensqualität.<br />

Hypothese: Die mangelnde Lebensqualität von Chirurgen in Deutschland<br />

führt zu einem ernsthaften Nachwuchsproblem. Zudem erfordert der<br />

steigende Anteil an Medizinstudentinnen ein Umdenken der Ausbildungsstruktur<br />

in der Chirurgie.<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Methoden: Im Rahmen von direkten Kongressbefragungen wurden im<br />

Jahr 2008 und 2009 ChirurgInnen befragt, welche die insgesamt acht<br />

Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie besuchten. Als<br />

Messinstrument wurde der PLC-Fragebogen verwandt. Dieser ist erweitert<br />

um einen Zusatzbogen, welcher allgemeine Daten wie Ausbildungsstand,<br />

berufliche Situation, demographische Variablen und die allgemeine<br />

Lebensqualität untersucht. Der PLC-Fragebogen erfasst insgesamt 40<br />

Fragen der psychischen, sozialen und somatischen Ebene. Referenzwerte<br />

stammen aus einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe, als Kontrollgruppe<br />

dienen einerseits Medizinstudenten mit dem Berufswunsch<br />

Chirurg, andererseits konservativ tätige Orthopäden, Gastroenterologen<br />

und Pädiater, die im gleichen Untersuchungssetting befragt werden.<br />

Ergebnisse: 3652 Kongressbesucher (2991 Chirurgen, 561 nichtchirurgisch<br />

tätige Ärzte und 100 fortgeschrittene Medizinstudenten) haben<br />

an der Studie teilgenommen. Die Medizinstudenten sind 22 Jahre alt<br />

(Median) und zu 95 % ledig und unverheiratet (Chirurgen 42 Jahre).<br />

Auch die Geschlechterverteilung im Unterschied zu den Chirurgen ist<br />

unterschiedlich (42 % weibliche Studentinnen im Vergleich zu 23,3 %<br />

Chirurginnen). Wichtig für eine gute Lebensqualität ist unter anderem<br />

das Privat- und Familienleben. 94,9 % aller Chirurgen und 93,9 % der<br />

befragten Studenten schätzen dies als wichtig beziehungsweise sehr<br />

wichtig ein. Allerdings geben 74,3 % der Chirurgen an, zu wenig bis<br />

fast gar keine Zeit für das Privat- und Familienleben zu haben, bei den<br />

Studenten sind es nur 51,1 %. Ihre Lebensqualität im Vergleich zur Bevölkerung<br />

stufen 39,9 % der Chirurgen als schlechter, beziehungsweise<br />

sehr viel schlechter; Studenten dagegen so in nur 20,6 % ein.<br />

Fazit: Medizinstudenten sind von ihrer Berufswahl überzeugt und motiviert,<br />

in einer chirurgischen Disziplin zu arbeiten. Die mangelnde<br />

Lebensqualität von ChirurgInnen in Deutschland erfordert jedoch ein<br />

Umdenken, um das Abwandern junger Mediziner in andere Fächer<br />

oder das Ausland zu verhindern. Gerade in der Plastischen Chirurgie,<br />

die sich zum Ziel gesetzt hat, durch Ästhetik und Wiederherstellung<br />

die Lebensqualität ihrer Patienten zu steigern, sollte man sich darüber<br />

Gedanken machen. In Anbetracht der steigenden Anzahl an weiblichen<br />

Absolventen sollte zudem eine Umstrukturierung der Ausbildung und<br />

des Arbeitsumfeldes stattfinden, da sich ein ernstzunehmendes Nachwuchsproblem<br />

sonst nicht verhindern lässt.<br />

V65 L Ästhetische Chirurgie – Die unbekannte<br />

Förderung der Ausbildung junger deutscher<br />

Plastischer Chirurgen durch die VDÄPC<br />

Freiherr von Gregory H<br />

Marienhospital Stuttgart<br />

Bericht über das Reisestipendium der VDÄPC – Ästhetisches Fellowship<br />

2009.<br />

Mamma 2<br />

Freitag, 9:00–11:00 Uhr, Saal 4<br />

V66 L Die patientenspezifische brustrekonstruktion mit<br />

einem maßgeschneiderten Gewebeimplantat<br />

Wiggenhauser PS, Chong WS, Hutmacher DW, Machens H-G, Müller DF, Ong FR, Schantz J-T<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Trotz des Fortschritts in der Therapie des Mammakarzinoms kann eine<br />

Mastektomie erforderlich werden. Um die Lebensqualität der Patientinnen<br />

zu steigern, bieten plastische Chirurgen eine Brustrekonstruktion mittels<br />

28 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 28 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Lappentechnik an. Wir verfolgen das Ziel einer maßgeschneiderten Rekonstruktion.<br />

Hierfür soll ein autologes Fettgewebsimplantat mit individueller<br />

Form verwendet werden. In dieser Arbeit demonstrieren wir die Machbarkeit<br />

aller notwendigen Techniken. Mit Laserscannern wird die Körperoberfläche<br />

einer Patientin vor der Mastektomie digitalisiert und zu einem dreidimensionalen<br />

Model weiterverarbeitet. Die gesunde Brust wird in einer<br />

CAD-Software selektiert und gespiegelt. Ein Polycaprolactone-Scaffold<br />

dient zur Formgebung. Dieser wird mit Stammzellen aus dem Aspirat einer<br />

Liposuktion besiedelt und die Differenzierung zu Fettzellen eingeleitet. Die<br />

Interaktion der Stammzellen und des Scaffolds wird mit dem Elektronenmikroskop<br />

und Vitalitätsuntersuchungen bewertet. Die Differenzierung zu<br />

Fettzellen wird histologisch mit OilRed/Hämatoxylin-Färbung dargestellt.<br />

Im Mausmodell wird die Neovaskularisierung untersucht. Besiedelte und<br />

unbesiedelte Scaffolds werden mit einer Gefäßschlinge implantiert und<br />

nach 2 bzw. 4 Wochen histologisch untersucht. Mit 3D-Laserscannern<br />

lässt sich die Oberfläche des Körpers digitalisieren. Mit der CAD-Software<br />

wurde ein Modell der gespiegelten Brust berechnet. Dieses Modell kann<br />

von einer handelsüblichen Designsoftware weiterverarbeitet werden. Dies<br />

ermöglicht den Datenaustausch mit Software zur Maschinensteuerung, so<br />

dass der Scaffold mit exakter Geometrie maschinell gefertigt werden kann.<br />

Die Stammzellen hefteten sich an den Polycaprolactone-Scaffold und blieben<br />

vital. Dies wurde durch die Aufnahmen des Elektronenmikroskops,<br />

das Life/Dead-Staining und den AlamarBlue-Assay bestätigt. Die Stammzellen<br />

zeigten nach der Differenzierung deutliche Fetteinschlüsse. Im<br />

Mausmodell wurde eine Gefäßeinsprossung bei den besiedelten Scaffolds<br />

beobachtet. Die prinzipielle Machbarkeit konnte folglich von dieser Studie<br />

gezeigt werden: mit 3D-Laserscanning kann ein maßgefertigter Scaffold<br />

und mit Tissue Engineering kann ein Fettgewebsersatz hergestellt werden.<br />

Gefäßschlingen können diesen mit Blutgefäßen versorgen.<br />

V67 L Ein Algorithmus für die einzeitige behandlung der<br />

tuberösen brustdeformität<br />

Scholz T, Diedrichson J, Müller N, Liebau J<br />

Diakonie-Krankenhaus Kaiserswerth, Düsseldorf<br />

Die tuberöse Brustdeformität ist eine seltene, angeborene Brustfehlbildung,<br />

die in den meisten Fällen einer operativen Korrektur bedarf.<br />

Je nach Ausmaß der Fehlanlage, die von einer Hypoplasie des unteren<br />

medialen Brustquadranten (Stadium I nach Grolleau) über Unterentwicklung<br />

beider unterer Quadranten (Stadium II), teilweise auch mit<br />

Hautdefizit (Stadium III) bis zum Volumendefizit aller vier Quadranten<br />

(Stadium IV), oft mit Herniation der Brustwarze reicht, sollten unterschiedliche<br />

operative Maßnahmen eingesetzt werden. Aufgrund der<br />

Erfahrungen unserer Klinik wurde ein Algorithmus für die einzeitige<br />

operative Behandlung der tuberösen Brust etablieren.<br />

Methoden: In unserer Klinik wird die tuberöse Brustdeformität in Anlehnung<br />

an die Klassifikation von Grolleau differenziert therapiert. Im Stadium I wird<br />

der untere innere Brustpol mittels inferior gestieltem dermoglandulärem<br />

Läppchen aufgefüllt und eine Mastopexie durchgeführt. Bei Vorliegen des<br />

Stadiums II wird der untere Brustpol durch Drüsenumformung in modifizierter<br />

Technik nach Puckett oder Ribeiro (Unfurling) rekonstruiert. Im Stadium<br />

III wird über einen periareolären Zugang die Hautstriktur des unteren<br />

Brustpols mit Durchtrennung der Cooperligamente gelöst, eine Benelli-Pexie<br />

durchgeführt und ggf. ein Implantat verwendet. Selbst bei ausgeprägten Befunden<br />

des Stadiums IV wird ein einzeitiges Vorgehen angewandt, die Brustwarzenherniation<br />

durch Umformung modifiziert nach Puckett beseitigt und<br />

eine submuskuläre Augmentation durchgeführt.<br />

Ergebnisse: Durch das differenzierte, befundabhängige Verfahren werden<br />

alle Aspekte der tuberösen Brustdeformität adäquat und einzeitig behandelt.<br />

Hierdurch können Gewebeexpander, Lappenplastiken sowie zweizeitige<br />

Prozeduren vermieden werden.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 29 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Fazit: Bei der operativen Korrektur der tuberösen Brust sollte ein einzeitiges<br />

Vorgehen in Abhängigkeit der vorliegenden Anomalie angestrebt<br />

werden. Hierbei wird bei kosteneffizienter Vorgehensweise eine hohe<br />

Patientenzufriedenheit ermöglicht.<br />

V68 L Die inframammäre Mastopexie und<br />

Mastektomie mit kaudal gestielten Mamillen bei<br />

Frau-zu-Mann-transsexualismus<br />

Diedrichson J, Scholz T, Liebau J<br />

Diakonie-Krankenhaus Kaiserswerth, Düsseldorf<br />

Die Entfernung der Brustdrüse und Straffung des Hautmantels stellt<br />

einen integralen Bestandteil der operativen Behandlung des Frau-zu-<br />

Mann-Transsexualismus (FzMTS) dar. Abhängig vom Befund stehen<br />

unterschiedlichste Schnittführungen zur Straffung des Hautmantels zur<br />

Verfügung. Wir stellen die Technik der Mastektomie über einen Zugang<br />

in der Inframammarfalte (IMF) mit einer kaudal gestielten Mamille vor,<br />

die sich ab einer mittleren Brustgröße empfiehlt und stellen diese der<br />

Mastektomie mit periareolärer Straffung gegenüber.<br />

Methoden: Seit Januar 2008 wurden in unserer Klinik 19 FzMTS Patienten<br />

an der Brust primär operiert. Bei fünf Patienten konnte eine periareoläre<br />

Straffung durchgeführt werden, bei 14 Patienten wurde die weiterreichende<br />

Straffung des Hautmantels über einen in der IMF gelegenen<br />

Schnitt gewählt. Hierbei wird nach präoperativer Markierung der IMF<br />

und Ermittlung des Hautüberschusses sowie Infiltration zunächst die<br />

Mamille ausgehend von der IMF kaudal gestielt und anschließend eine<br />

spindelförmige Mastektomie durchgeführt. Die neue Mamillenposition<br />

wird nach Wundverschluss im Sitzen markiert. Meist erfolgt zusätzlich<br />

eine Nippelverkleinerung durch Keilexzision und ggf. eine simultane<br />

Hysterektomie mit Adnektomie.<br />

Ergebnisse: Die fünf Patienten mit periareolärer Schnittführung waren<br />

durchschnittlich 23 Jahre alt. Die durchschnittliche OP-Zeit betrug 155<br />

Minuten, das mittlere Resektat lag bei 172 g. Der präoperative Mamillen-Jugulum-Abstand<br />

betrug durchschnittlich 17,8 cm, der Mamillen-<br />

IMF-Abstand lag bei durchschnittlich 3,5 cm. Vier von fünf Patienten<br />

unterzogen sich einer simultanen Hysterektomie mit Adnektomie. Es<br />

war eine revisionspflichtige gynäkologische Nachblutung zu verzeichnen.<br />

Die 14 Patienten mit IMF-Schnitt waren durchschnittlich 28,5 Jahre<br />

alt. Die durchschnittliche OP-Zeit betrug 132 Minuten, das mittlere<br />

Resektat lag bei 267 g. Der präoperative Mamillen-Jugulum-Abstand<br />

betrug durchschnittlich 21,9 cm, der Mamillen-IMF-Abstand lag bei<br />

durchschnittlich 5,8 cm. Es war eine revisionspflichtige Nachblutung zu<br />

verzeichnen. Zehn von 14 Patienten unterzogen sich einer simultanen<br />

Hysterektomie mit Adnektomie. Es wurde in keiner Gruppe ein Mamillenverlust<br />

beobachtet.<br />

Fazit: Die subkutane Mastektomie mit Straffung über einen Zugang in<br />

der Inframammarfalte und kaudal gestielter Mamillen-Transposition ist<br />

eine sichere Methode und sollte ab einer mittleren Brustgröße erwogen<br />

werden. Die bei der ausgedehnten periareolären Straffung häufig auftretenden<br />

Faltenbildungen und Verziehungen der Mamille können so<br />

zuverlässig vermieden werden.<br />

V69 L 10-Jahres-trend in der operativen therapie der<br />

Gynäkomastie<br />

Heckmann A, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Bei Fehlen konservativer Behandlungsindiktionen der Gynäkomastie ist<br />

die chirurgische Intervention Mittel der Wahl zur Korrektur dieses für<br />

29


Abstracts<br />

Männer entstellenden Körperbildes. Wir stellen hier einen 10-Jahres-<br />

Überblick aus unserer Klinik über die operativen Möglichkeiten zur<br />

Korrektur der Brustvergrößerung beim Mann dar.<br />

Hypothese: Gibt es einen Trend zu narbensparenden Techniken in der<br />

operativen Behandlung der Gynäkomastie?<br />

Material und Methoden: 162 Patienten wurden in den Jahren 2000–2003<br />

sowie vergleichend 2006-<strong>2010</strong> in unserem Plastisch-chirurgischem Zentrum<br />

operativ durch Liposuktion, subcutane Mastektomie und periareoläre<br />

Straffung versorgt. Dabei wurden die genannten OP-Verfahren<br />

einzeln oder kombiniert angewandt.<br />

Ergebnisse: Die Wahl der operativen Therapie (einzeln oder kombiniert)<br />

hängt vom Ausgangsbefund und der Diagnose ab.<br />

Fazit: Eine Tendenz, bezogen auf die Ausprägung der Gynäkomastie, weg<br />

von ausgeprägten und langen Narben hin zu narbensparenden kombinierten<br />

und minimalinvasiven Techniken ist heute zu fordern. Gerade<br />

die Möglichkeit der Kombination von subcutaner Mastektomie, Liposuktion<br />

und periareolärer Straffung ersparen dem Patienten langstreckige<br />

und auffällige Narben mit sehr guten ästhetischen Ergebnissen.<br />

V70 L Platzierung der Narbe an der basis der Mamille<br />

– eine neue schnittführung zur Areolenverkleinerung bei<br />

Gynäkomastie<br />

Schmitt C, Knam F, Kalt T, Schoeller T<br />

Marienhospital Stuttgart<br />

Der häufigste Zugang für die Gynäkomastie ist der Areolenrandschnitt.<br />

Im Falle überschüssiger Haut wird meist periareolär gestrafft. Wir stellen<br />

eine neue Schnittführung vor, bei der die Resektion weiter zentral<br />

und die resultierende Narbe weiter vom Areolenrand entfernt und zur<br />

Mamille hin gelegen ist.<br />

Hypothese: Unser Ziel war es eine unauffälligere Vernarbung im Vergleich<br />

zu den gelegentlich zu Hypertrophie neigenden Narben bei Areolenrandschnitten<br />

zu erreichen.<br />

Material und Methoden: Gegenstand der Untersuchung waren 4 männliche<br />

Patienten im Alter von 16–45 Jahren mit Gynäkomastia vera. Präoperativ<br />

erfolgte eine Mammografie zum Tumorausschluß. Außerdem wurde<br />

eine Hormonuntersuchung zum Ausschluß einer Störung im Regelkreislauf<br />

durchgeführt. Der operative Zugang erfolgte intraareolär unter<br />

Umschneidung des Nippels. Zur Areolaverkleinerung wurde ausgehend<br />

von der Mamille ein Hautstreifen von 3mm - 5mm deepithelialisiert. Die<br />

weitere Präparation zur Resektion des Drüsenkörpers erfolgte über die<br />

untere äußere Circumferenz. Bei einigen Patienten wurde die SCME<br />

durch Liposuktion erweitert, hier erfolgte eine Zusatzinzision am lateralen<br />

Thorax.<br />

Ergebnisse: Der intraareoläre Zugang ermöglicht eine ebenso gute Resektion<br />

des Brustdrüsenkörpers im Vergleich zur periareolären Technik.<br />

Das kosmetische Ergebnis war zufriedenstellend, da die Narbenbildung<br />

unauffällig war.<br />

Fazit: Der intraareoläre Zugang stellt eine alternative Schnittführung dar.<br />

Die resezierbare Hautmenge ist limitiert.<br />

V71 L Eine objektive Methode zur 3D-Evaluation der<br />

brustsymmetrie und deren klinische Anwendung<br />

Armbrecht F, Eder M, Swobodnik A, Pape A-K, Schuster T, Papadopulos NA, Machens H-G, Kovacs L<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Die Beurteilung der Brustsymmetrie basiert gegenwärtig auf der subjektiven<br />

Einschätzung des Chirurgen, die sich auf visuelle Beurteilungskriterien<br />

und Erfahrung stützt. Es wurden in der Vergangenheit ver-<br />

schiedene Methoden zur Beurteilung der Brustsymmetrie beschrieben.<br />

Eine allgemein anerkannte Technik existiert derzeit jedoch nicht. Die<br />

3D-Körperoberflächenerfassung ermöglicht neben den herkömmlichen<br />

Beurteilungskriterien von symmetrischen Brustverhältnissen über Strecken-,<br />

Volumen- und Oberflächenvergleiche zwischen der rechten und<br />

linken Brust, auch die Symmetrie der Brustregion anhand der geometrischen<br />

3D-Konturunterschiede zu visualisieren und zu quantifizieren.<br />

Hypothese: Die Erstellung eines standardisierten Protokolls zur reproduzierbaren<br />

Evaluation der 3D-Brustsymmetrie und deren klinische Anwendung<br />

zur präoperativen Planung und der Auswertung des postoperativen<br />

Ergebnisses mittels der 3D-Körperoberflächenerfassung bietet<br />

Vorteile gegenüber den klassischen Beurteilungsmethoden.<br />

Methoden: Anhand spezifischer anatomischer Orientierungspunkte (sog.<br />

Landmarks) im Brustbereich virtueller 3D-Brustmodelle wird die rechte<br />

und linke Brust in vier Quadranten unterteilt, welche anhand einer<br />

Mittellinie durch den virtuellen 3D-Brusttorso gespiegelt werden. Somit<br />

kann die rechte auf die linke Brust überlagert und der geometrische<br />

Konturunterschied der beiden Brustoberflächen farblich visualisiert und<br />

präzise in mm quantifiziert werden. 3 Untersucher wendeten dieses standardisierte<br />

Protokoll anhand von 2 symmetrischen Puppenmodellen mit<br />

unterschiedlichen Brustgrößen jeweils 10mal an (n=60) und die Wiederholbarkeit<br />

der Messung (Präzision), ausgedrückt als Variationskoeffizient<br />

der mittleren Abweichung der überlagerten rechten zur linken<br />

Brustoberfläche in mm, wurde analysiert. Die 3 Untersucher überprüften<br />

die Präzision der Methode an 10 Testpersonen (n=300) und wendeten<br />

das Protokoll bei verschiedenen klinischen Patienten an (angleichende<br />

Brustreduktion, Brustasymmetrie bei Poland-Syndrom, kongenitale<br />

Asymmetrie mit unilateraler Brusthypoplasie, Brustrekonstruktion).<br />

Ergebnisse: Der Variationskoeffizient, als Maß für die Wiederholbarkeit,<br />

belief sich bei den Testpersonen auf 3,33±0,13 und war damit signifikant<br />

höher als die Präzision bei den Puppenmodellen 1,79±0,12 (p <<br />

0,001). Die Wiederholbarkeit der Methode wies jedoch keine signifikanten<br />

Intra- und Inter-Untersucherabhängigkeiten in allen Versuchsreihen<br />

auf, ein Zeichen exzellenter Wiederholbarkeit. Die entwickelte Methode<br />

zur 3D-Brustsymmetrieevaluation quantifiziert die prä- und postoperativen<br />

Unterschiede unter Betrachtung von Volumen, Oberfläche, Form,<br />

Projektion, Kontur und Symmetrie und bietet eine objektivere Dokumentation<br />

für die klinische Anwendung.<br />

Fazit: Das 3D-Brustsymmetrie-Evaluationsprotokoll ist eine leicht anwendbare,<br />

untersucherunabhängige, präzise und schnell erlernbare Methode<br />

und bietet durch die 3-D Visualisierung und Quantifizierung der Konturunterschiede<br />

eine zusätzliche Analysemethode gegenüber den herkömmlichen<br />

Beurteilungsmethoden. Die 3D-Brustsymmetriequantifizierung<br />

ist ein nützliches und klinisch wertvolles Anwendungsprogramm. Es ermöglicht<br />

den Chirurgen, die bestehende Brustasymmetrie für die prä OP<br />

Planung und zur post OP Analyse im Sinne einer klinischen Qualitätssicherung<br />

objektiv zu messen und zu visualisieren und eventuelle operativ<br />

bedingte Asymmetrien zu verhindern oder zu korrigieren.<br />

V72 L spezielle anatomische Untersuchungen<br />

zur präaxillären Falte der weiblichen brust<br />

Sier HA, Busch LC, Hoch J<br />

Schön Klinik Neustadt i. H.<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Bei Frauen mit großen Mammae und bei manchen tubulären Brustfehlbildungen<br />

kann gehäuft eine Falte beobachtet werden, die kranio-lateral<br />

zwischen der Brust und der Axilla verläuft. Sie wurde von uns als präaxilläre<br />

Falte bezeichnet. Nach einer Mammareduktionsplastik wird diese<br />

Falte durch den Straffungseffekt stärker betont und gewinnt damit<br />

an korrekturbedürftiger Dominanz, um das ästhetische Gesamtergebnis<br />

nicht zu gefährden.<br />

30 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 30 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Hypothese: Eine solche Beeinträchtigung lässt sich umgehen, indem man<br />

intraoperativ diese Falte auflöst und so einen harmonischen, glatten<br />

Übergang zwischen Axilla und Brust schafft. Dazu ist die genaue Kenntnis<br />

der Strukturen, die zur Bildung dieser Falte führen, notwendig.<br />

Methoden: Bei Patientinnen mit Indikation zur Mammareduktionsplastik<br />

fielen bei der präoperativen Planung Einziehung der Haut präaxillär<br />

im kranio-lateralen Bereich der Brust auf. Bei den operativen Eingriffen<br />

konnten durch Präparation entlang der Faszie des M. pectoralis major<br />

nach kranial bindegewebige Fasern dargestellt und durchtrennt werden.<br />

Durch die nachfolgende Kranialtransposition von Brustdrüsenanteilen<br />

in den oberen äußeren Quadranten wird ein Niveauausgleich erzielt.<br />

Ausgehend von diesen Beobachtungen erfolgten gezielte anatomische<br />

Studien zur Erkundung der Strukturen die zu der Bildung der beobachteten<br />

Falte führen. In einem ersten Schritt wurde bei neun Leichen der<br />

ventrale Anteil des Thorax präpariert. In einem zweiten Schritt wurde<br />

die komplette linke Thoraxhälfte einer Leiche plastiniert. Hierzu wurde<br />

eine Leiche mit bereits makroskopisch kräftig erkennbaren Bandapparat<br />

gewählt. Die Plastination erfolgte in der Technik von Hagens in den<br />

üblichen Schritten. Das Plastinat wurde mit einer Diamantdrahtsäge in<br />

196 Schnitte mit einer Dicke von 500 µm zerlegt, die Schnitte der Technik<br />

nach Laczkó und Lévai folgend gefärbt und zwischen Glasscheiben<br />

erneut in Harz eingebettet.<br />

Ergebnisse: Bei der Präparation zeigten sich starke Faserverläufe vom kranialen<br />

Teil des M. pectoralis major sowie vom lateralen Teil des M. pectoralis<br />

minor zur präaxillären Falte. Die Fasern vom M. pectoralis minor<br />

zogen hierbei um den lateralen Rand des M. pectoralis major herum und<br />

inserierten dann fächerförmig in der Haut im Verlauf der präaxillären<br />

Falte. In den gefärbten Scheibenplastinaten sind kollagene Fasern zu erkennen,<br />

die das subkutane Gewebe durchziehen und im Chorium inserieren.<br />

Die Fasern, die im unteren Bereich der Falte inserieren, ziehen in<br />

einem Bogen zur Oberseite des M. pectoralis major sowie zwischen die<br />

Mm. pectoralis major et minor. Die Fasern sind untereinander verbunden,<br />

so dass eine netzartige Struktur entsteht, deren Mittelpunkt in der<br />

Haut im Bereich der präaxillären Falte liegt.<br />

Fazit: Wie bereits intraoperativ beobachtet, lassen sich bei der Präparation<br />

Faserzüge darstellen, die ausgehend von den Mm. pectoralis major<br />

et minor zu der beschriebenen präaxillären Falte ziehen. Die Funktion<br />

der Fasern bei der Entstehung der Falte lässt sich am Präparat sehr gut<br />

nachvollziehen. Mit der genauen Identifizierung der zur Bildung der<br />

präaxillären Falte führenden Strukturen lassen sich diese intraoperativ<br />

gezielt aufsuchen und auflösen. Das operative Ergebnis formverändernder<br />

Eingriffe an der Brust, zum Beispiel bei Mammareduktionsplastiken,<br />

lässt sich hierdurch ästhetisch verbessern.<br />

V73 L breastlift von axillär oder periareolär<br />

Hellers J, Graf von Finckenstein J<br />

Kreiskrankenhaus Starnberg<br />

Die Diagnose Brustptosis stellt sich häufig in der ästhetischen Chirurgie.<br />

Die Standardtherapie ist die Mastopexie mit Narben periareolär sowie<br />

einer vertikalen Narbe von der Areola bis zur Submammärfalte. Bei<br />

kleinen Brüsten mit wenig Volumen ist des Weiteren häufig eine Augmentation<br />

mittels Implantat notwendig um das gewünschte Ergebnis zu<br />

erzielen. Viele Patienten scheuen die Narben und die Implantate. Aus<br />

diesem Grund haben wir eine neue narbensparende Methode entwickelt<br />

um eine moderate Ptose (Einteilung nach Regnault) zu korrigieren.<br />

Methoden: Von Mai 2007 bis Dezember 2009 wurden 20 Patientinnen mit<br />

Brustptosis Grad I und II mit unserer Methode behandelt. Der Zugang<br />

erfolgte entweder axillär oder semizirkulär an der kranialen Areola. Anschließend<br />

wurde die Brustdrüse vom Unterhautfettgewebe gelöst und<br />

an der Pektoralisfaszie nach kranial in Höhe der zweiten Rippe fixiert<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 31 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

mit dem Ziel die Brustdrüse in den oberen Quadranten übereinander zu<br />

legen um dort mehr Gewebefülle zu erhalten.<br />

Ergebnisse: Bei 9 Patientinnen wurde der axilläre Zugang gewählt, in den<br />

anderen 11 Fällen der kraniale semizirkuläre Schnitt. Die Operation<br />

wurde je nach Wunsch in Allgemeinnarkose oder Tumeszenzanästhesie<br />

durchgeführt. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug mindestens 6<br />

(Mittel 14) Monate. Bei allen Patientinnen konnte die Brustform und<br />

die Ptosis verbessert werden. Die Areola wurde durchschnittlich um 2<br />

cm nach cranial versetzt. Eine revisionspflichtige Blutung unmittelbar<br />

postoperativ aus dem subdermalen Gefäßplexus wurde bei 2 Patientinnen<br />

beobachtet.<br />

Fazit: Das periareoläre oder axilläre Breastlift stellt ein weiteres Werkzeug<br />

in der Behandlung der moderaten Brustptosis dar. In einigen Fällen<br />

wirkt die Brust wegen größerer Gewebedichte auf engerem Raum<br />

kleiner, obwohl kein Gewebe entnommen wurde. Eine anschließende<br />

Fetttransplantation kann in diesen Fällen die Kontur und das Volumen<br />

verbessern.<br />

V74 L Medial gestielte Mammareduktionsplastik<br />

basierend auf dem horizontalen septum nach Würinger<br />

Ryssel H, Germann G, Lehnhardt M<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Mammareduktionsplastiken führen speziell bei Patienten mit ausgeprägter<br />

Makromastie zu Problemen der MAk-Durchblutung und Sensibilität.<br />

Während der letzten 30 Monate haben wir 42 septum-basierte Mammareduktionsplastiken<br />

durchgeführt. Ziel dieses Vortrages ist es, die anatomischen<br />

Grundlagen der septum-basierten Mammareduktionsplastik<br />

darzustellen und unsere Erfahrungen aus den letzten 30 Monaten mit<br />

dieser Technik erläutern. Diese Technik verwendet einen medialen Pedikel,<br />

der auf dem von Würinger beschriebenen horizontalen Septum basiert<br />

ist. Dieses Septum ist Leitstruktur für die nervale und die vaskuläre<br />

Versorgung des Mamillen-Areolenkomplexes. Die mittlere Distanz zwischen<br />

Jugulum und Mamillen-Areolenkomplex betrug 33 (24–43) cm.<br />

Das durchschnittliche Resektionsgewicht betrug 684 (484–1320) g. Die<br />

durchschnittliche Nippel-Areolen-Komplex (NAK) Elelevation betrug<br />

9,5 (5–17) cm. Es traten keine Hämatome, MAK-Teil- oder Komplettnekrosen<br />

auf. Umschriebene Wunddehiszenzen am T-Vereinigungspunkt<br />

traten bei 3 Patienten (6 %) auf. Eine sekundäre Narbenrevision war in<br />

2 Fällen (2 %) notwendig. Bei keiner Patientin, die sich einer septumbasierten<br />

Mammareduktionsplastik unterzog kam es zu einer Minderdurchblutung<br />

des Mamillen-Areolen-Komplexes, es kam zu keinerlei<br />

Teil- oder Totalnekrosen im weiteren Verlauf bei subjektiv komplett<br />

erhaltener Sensibilität. Basierend auf dem horizontalen Septum nach<br />

Würinger kann durch die ausgeprägte Vaskularisation eine sehr sichere<br />

Mammareduktion auch mit großem Resektionsgewicht unter Erhalt der<br />

Mamillensensibilität durchgeführt werden. Diese Technik ist sehr sicher<br />

und ist mit einer vereinfachten Pedikelformung verbunden, weiterhin<br />

ist das Modellieren der Brust im Rahmen der Reduktion gut durchzuführen.<br />

V75 L Ergebnisse der modifizierten Lejour-technik bei<br />

brustreduktion und straffung<br />

Hankiss J, Schramm S, Maier M, Kern L<br />

Klinikum Lippe-Lemgo<br />

Verschiedene operative Techniken zur Brustreduktion mit vertikaler<br />

Narbe sind bekannt. Die Methode von Lejour ist weit verbreitet. Verbesserungen<br />

und Modifikationen sind aus der Literatur bekannt. Die<br />

Autoren berichten über die eigene Interpretation der Technik, wobei<br />

31


Abstracts<br />

besonders die Art der Resektion, und die Einzelheiten der Formgebung<br />

diskutiert werden.<br />

Hypothese: Eine optimale Formgebung mit der modifizierten Lejour-Technik<br />

ist auch bei ausgeprägter Hypertrophie möglich. Die Reduktionsplastik<br />

ist besonders bei jungen Patientinnen günstig, da eine basale, schonende<br />

Resektion des Drüsenkörpers vorgenommen wird. Die Bildung<br />

eines Dermisstreifens im caudalen Bereich im Sinne eines „inneren<br />

Brusthalters“ ist unbedingt empfehlenswert. Bei Kombination von Augmentation<br />

und Straffung hat das Verfahren im Bezug der Formgebung<br />

und Narbenbildung ebenfalls viele Vorteile.<br />

Methoden: Im Zeitraum 1.3.2006–1.3.<strong>2010</strong> wurden insgesamt 54 Patientinnen<br />

mit der modifizierten Lejour-Technik versorgt. Davon 31 Resektionsplastiken,<br />

9 Straffungen und 13 Augmentationen mit Straffung.<br />

Der Durchsnittsalter betrug 38,5 Jahre.<br />

Ergebnisse: Die Patientenzufreidenheit war hoch. Revisionsoperation in<br />

der frühen postoperativen Phase war in einem Fall wegen heftiger Reaktion<br />

gegen resorbierbare Nahtmaterialien erforderlich. Operationsbedürftige<br />

Infektion ist nicht vorgekommen. Fettnekrose und kurzfiristige<br />

Sekretion wurde in 3 Fällen nach Reduktionsplastik beobachtet. Dehiszenz<br />

der Naht perimammilär in einem Fall. MAK-Nekrosen sind keine<br />

aufgetreten. In 2 Fällen war die Position des MAK nach 3 Monaten zu<br />

hoch. Späte Revisionen waren in 3 Fällen wegen ungünstige Narbenbildung<br />

in der Submammarfalte erforderlich. Anhand dieser Erfahrungen<br />

erfolgte die Modifikation der Nahttechnik.<br />

Fazit: Die modifizierte Mammareduktion und Straffung von Lejour bietet<br />

optimale Möglichkeiten der Formgebung. Die Autoren emfehlen die Methode<br />

bei breiter Indikation auch bei älteren Patientinnen und bei starker<br />

Hypertrophie. Besonders große Vorteile und in der aktuellen Serie<br />

keine Komplikationen ergab der kombinierte Eingriff der Augmentation<br />

und Straffung.<br />

V76 L bIO-Lifting und Reduktion der brust<br />

Hendricks H<br />

S-thetic Clinic Düsseldorf<br />

Bruststraffung und Reduktion – Ein Kombinationsverfahren mit Liposuktion<br />

und vertikaler Narbe. Bei diesem weniger invasiven Verfahren<br />

wird durch die Liposuktion zunächst nur wenig Haut von der Drüse<br />

gelöst und somit die Durchblutung, Sensibilität und das Bindegewebesystem<br />

der Brust weitgehend erhalten. Die Drüse wird folgend V-förmig<br />

inzidiert und nicht im ganzen von dem Muskel gehoben. Die Vorteile:<br />

– weniger Narben als bei klassischen Verfahren – - „flach wird rund“,<br />

auch bei großen Brüsten (JMA bis zu 40 cm) – weniger Komplikationen<br />

durch bessere Durchblutung – weniger Nachkorrekturen durch bessere<br />

Hautretraktion – geringer Blutverlust durch Operation in Tumeszenz-<br />

Technik – kurze OP-Zeit und schnelle Erlernbarkeit – kürzere stationäre<br />

Überwachungszeit (max. eine Nacht). Mit einer Fallzahl von über 250<br />

Patienten erweist diese Methode ein Alternativ zur „klassischen Lejour<br />

Reduktion“.<br />

Rekonstruktion 2<br />

Freitag, 9:00–11:00 Uhr, Saal 5<br />

V77 L Klassifikation der Weichteildefekte bei Patienten<br />

mit Langzeittracheostoma und Rekonstruktionsalgorithmus<br />

mit dem getunnelten supraclaviculären Insel-Lappen<br />

Wolter T, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Als Komplikation nach Tracheostomaanlage können Patienten eine<br />

tracheocutane Fistel, eine Instabilität der vorderen Trachealwand oder<br />

eine ausgeprägte narbige Deformität mit Weichteildefizit der Jugulargrube<br />

entwickeln. Die Rekonstruktion ist komplex und häufig werden<br />

ästhetische Aspekte den funktionellen untergeordnet. Wir stellen eine<br />

Klassifikation der Weichteildefekte bei diesen Patienten und einen Algorithmus<br />

zur funktionellen und ästhetischen Rekonstruktion mit dem<br />

getunneltem supraclaviculärem Insel-Lappen (SIF) vor.<br />

Methoden: Entsprechend dem entwickelten Algorithmus wurden zwölf<br />

Patienten mit einem kutanem, adipokutanem oder osteocutanem SIF<br />

versorgt. In drei Fällen wurde eine Verringerung des Durchmessers bei<br />

permanenten Tracheostoma durch einen osteokutanen SIF vorgenommen,<br />

bei fünf Patienten wurde eine tracheokutane Fistel verschlossen.<br />

Zur Verstärkung der vorderen Trachealwand wurde ein Knochenchip<br />

von der Clavicula mit dem Lappen gehoben. Vier Patienten erhielten<br />

eine Weichteilrekonstruktion der Jugulargrube bei geschlossener Trachea<br />

mit einem fasziokutanen SIF. Von diesen Patienten benötigten zwei<br />

eine Verstärkung der vorderen Trachealwand, die mit dem Faszienanteil<br />

des Lappens erfolgte.<br />

Ergebnisse: Alle Patienten konnten erfolgreich versorgt werden, die Hebestellen<br />

wurden stets primär verschlossen und die Heilung verlief problemlos.<br />

Die funktionellen Ergebnisse waren hervorragend, die Rekonstruktion<br />

der Jugulargrube zeigte ein sehr gutes ästhetisches Resultat.<br />

Kein Patient klagte über respiratorische Einschränkungen. Die Stabilität<br />

des Knochenchips zeigte sich in Langzeit CT Nachuntersuchungen.<br />

Fazit: Die vorgestellte Klassifikation und der Rekonstruktionsalgorithmus<br />

erlauben eine standardisierte chirurgische Behandlung dieses komplexen<br />

Krankheitsbildes mit sehr gutem funktionellem und ästhetischem<br />

Ergebnis.<br />

V78 L Outcome: Analyse der totalen Ösophagusrekonstruktion<br />

mittels des „supercharged“ Jejunum-Lappens<br />

Lee G, Barzin A, Whyte R, Norton J, Momeni A<br />

Stanford University Medical Center, Palo Alto, CA, USA<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Ungeachtet des gewählten Verfahrens ist die Rekonstruktion des gesamten<br />

Ösophagus weiterhin eine große operative Herausforderung.<br />

Traditionelle Verfahren zur Rekonstruktion solcher Defekte sind der<br />

Magenhochzug sowie die Koloninterposition. In Patienten, in denen<br />

diese Organe jedoch nicht zur Verfügung stehen, hat sich die Verwendung<br />

des Jejunums als zuverlässige Alternative gezeigt. Wir haben eine<br />

Outcome-Analyse von Patienten durchgeführt, bei denen eine totale<br />

Ösaphagusrekonstruktion mittels des „supercharged“ Jejunum-Lappens<br />

durchgeführt wurde. Patienten, die über einen Zeitraum von 3 Jahren<br />

einer solchen Rekonstruktion zugeführt wurden, wurden in die Studie<br />

eingeschlossen. Daten bezüglich Operationstechnik, Liegedauer, Komplikationen,<br />

postoperative Diät, und „Quality-of-life”-Analysen wurden<br />

prospektiv gesammelt und ausgewertet.<br />

32 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 32 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Bei fünf Patienten wurde ein „supercharged“ Jejunum-Lappen durchgeführt.<br />

Alle Lappen überlebten. Es wurden keine mikrochirurgischen<br />

Komplikationen beobachtet. Bei einem Patienten zeigte sich am 7. postoperativen<br />

Tag bei der routinemäßig durchgeführten radiologischen<br />

Kontrolle eine Anastomoseninsuffizienz. Es erfolgte die Revision mit<br />

Primärnaht der Anastomose, sowie Verstärkung des Verschlusses mittels<br />

eines Pectoralis-Lappens. Alle Patienten tolerieren Vollkost und<br />

zeigen keine Refluxsymptomatik. Bei keinem Patienten sind Dumping-<br />

Symptome beobachtet worden. Zum Auswertungszeitpunkt zeigte sich<br />

ferner bei keinem Patienten eine Striktur des Jejunum-Segmentes. Bei<br />

der Rekonstruktion des gesamten Ösophagus ist der „supercharged“<br />

Jejunum-Lappen ist eine zuverlässige Alternative zum Magenhochzug<br />

sowie der Koloninterposition. Entscheidende technische Schritte sind<br />

unserer Meinung nach die substernale Tunnelung des Konduits, sowie<br />

die adäquate Darstellung von Empfängergefäßen. Ferner ist die klare<br />

Darstellungen des Ösophagusstumpfes via Manubriektomie, Klavikula-<br />

Resektion, partielle Resektion der ersten (und gelegentlich der zweiten)<br />

Rippe von entscheidender Bedeutung.<br />

V79 L Hohe Ösophagusperforation nach ventraler stabilisierung<br />

der Halswirbelsäule bei tetraplegischen Patienten<br />

– rekonstruktive Herausforderung im interdisziplinären<br />

Ansatz, Erfahrungen und therapiekonzept<br />

Fischborn T, Kehrer A, Mandlik V, Allescher HD, Vogel MM, Giessler GA, Schmidt A<br />

BG-Unfallklinik Murnau<br />

Nach ventralem Zugang zur Halswirbelsäule ist die Ösophagusperforation<br />

eine seltene aber potentiell lebensbedrohliche Komplikation. Die<br />

Diagnostik ist oft verzögert und die Therapie wird äußerst kontrovers<br />

diskutiert. Insbesondere beim tetraplegischen Patienten zeigen sich<br />

diese Probleme als nur im interdisziplinären Ansatz lösbar, wobei der<br />

Tetraplegie gesondert Rechnung getragen werden muss. Ein interdisziplinärer<br />

Ansatz von Wirbelsäulenchirurgen, Intensivmedizinern, Gastroenterologen,<br />

spezialisierter Pflege und plastischen Chirurgen scheint<br />

unabdingbar.<br />

Methoden: Seit 2003 wurden insgesamt sieben tetraplegische Patienten<br />

mit hoher Ösophagusperforation im Übergangsbereich zum Hypopharynx<br />

und Infektion des Osteosynthesematerials nach ventralem Zugang<br />

zur Halswirbelsäule in unserer Klinik behandelt. Nach ausführlicher<br />

Diagnostik (CT, Endoskopie) wurden die Patienten zunächst der spezialisierten<br />

Querschnittsintensivstation zuverlegt. Im Folgenden wurde<br />

die HWS durch einen Halo-Fixateur immobilisiert, das infizierte Osteosynthesematerial<br />

entfernt und eine parenterale Ernährungsonde angelegt.<br />

Die Infektsanierung wurde durch programmierte Debridements,<br />

Applikation spezieller Ösophagus-Stents sowie antibiotische Therapie<br />

erreicht. Im Anschluss wurden ventrale Restabilisierung und Defektdeckung<br />

in einem Eingriff durchgeführt. Der erweiterte Pectoralis-major-Muskellappen<br />

hat sich hierfür als äußerst geeignet erwiesen. Eine<br />

deepithelisierte große Hautinsel wurde zwischen Ösophagus und rekonstruierter<br />

Halswirbelsäule hindurchgezogen, wobei das Corium dem Defekt<br />

zugewandt war und diesen großflächig unterfütterte. Zwei Monitorinseln<br />

wurden belassen und jeweils vor dem M. sternocleidomastoideus<br />

positioniert. Zur Speicheldrainage wurde bis zur Re-Mucosalisierung<br />

von enoral ein Montgomery-Stent platziert.<br />

Ergebnisse: Die hohe Ösophagusperforation ist mit 0,42 % bei 7 von insgesamt<br />

1642 seit 2003 behandelten Patienten mit hohem Querschnitt<br />

und vorausgegangener ventraler HWS-Stabilisierung eine seltene Komplikation.<br />

Nach initialen Rückschlägen konnte schließlich in allen sieben<br />

Fällen die Wirbelsäule infektfrei restabilisiert und insbesondere der<br />

Ösophagusdefekt erfolgreich gedeckt werden. Alle Defekte zeigten sich<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 33 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

sekundär mukosalisiert. Weder direkte Naht noch maßgeschneiderte Insellappen<br />

haben sich in unseren Händen bewährt, auch aufwendigere<br />

Rekonstruktionen wie freier Gewebetransfer zeigten keine suffizienten<br />

Erfolge.<br />

Fazit: Die Behandlung einer Tetraplegie alleine bedarf schon eines immensen<br />

Aufwandes, auftretende Komplikationen bedürfen eines routinierten<br />

und ausgefeilteren Procederes. Die Rekonstruktion des Ösophagus<br />

stellt hierbei eine besonders schwierige aber mit einer interdisziplinären<br />

Strategie lösbare Herausforderung dar. Die komplette Sanierung des<br />

Infektes ist unabdingbar vor Restabilisierung der Wirbelsäule und Rekonstruktion<br />

des Ösophagus. In der Region des pharyngo-ösophagealen<br />

Übergangs zeigt sich ein freier Gewebetransfer als äußerst schwierig.<br />

Der erweiterte, durchgezogene Pectoralis-major-Lappen ist bei dem beschriebenen<br />

speziellen und schwerstkranken Patientengut daher unsere<br />

Methode der Wahl aufgrund seiner Dünne, Belastbarkeit und Sicherheit.<br />

V80 L Vergleichende Perforatordarstellung mittels<br />

Power Doppler vs Farbdoppler am Referenzmodell des<br />

ALt-Lappens<br />

Redeker J, Bolten S, Knobloch K, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Die Bedeutung der präoperativen Darstellung von Perforatoren zur<br />

Lappenplastik wird in der Literatur zunehmend diskutiert. Verglichen<br />

wird häufig das Angio-CT mit dem hand-held oder Farb Doppler. Keine<br />

Beachtung findet bislang der Power-Doppler. Die Wertigkeit der Power<br />

Doppler im Vergleich zur Farb Doppler und hand-held Doppler Darstellung<br />

soll im Rahmen einer prospektiven Studie Am Beispiel des ALT-<br />

Lappens überprüft werden.<br />

Hypothese: Die Power Doppler Untersuchung ergibt eine bessere Darstellbarkeit<br />

der Perforatoren.<br />

Material und Methoden: Eingeschlossen wurden 24 Frauen mit einem<br />

durchschnittlichen Alter von 51±19 Jahren und einem Durchschnittlichen<br />

BMI von 26,5±7. Sowie 31 Männer im Alter von 42±18 Jahren<br />

und einem BMI von 25,1±3,8. Gemessen wurde wenn möglich an<br />

beiden Oberschenkeln in einem Areal 10 cm proximal und distal des<br />

Mittelpunktes der Verbindungslinie zwischen der Spina iliaca superior<br />

anterior und dem lateralen Patellarpol und 5 cm zu beiden Seiten. Das<br />

Aufsuchen erfolgte zunächst mit einer hand-held-Doppler Sonde und in<br />

weiterer Folge mit einem Linear Schallkopf 8 MHz im Power und Farb<br />

Doppler Mode. Erfaßt wurden die durch den Power/Farb Doppler bestätigten<br />

Perforatoren, deren Durchmesser und deren subkutaner und subfascialer<br />

Verlauf. Die Qualität der Darstellung Power Doppler zu Farb<br />

Doppler wurde mit besser, schlechter, gleich von zwei Untersuchern unabhängig<br />

voneinander eingestuft.<br />

Ergebnisse: Mit der hand-held Doppler Sonde konnten durchschnittlich<br />

4±2 Peforatoren identifiziert werden. Mit dem Power/Farb Doppler<br />

konnten 1,7±1,2 bestätigt werden. Von derzeit 163 im Power Doppler<br />

Mode darstellbaren Perforatoren wurde ein Vergleich zur Darstellung im<br />

Farb Doppler in 133 Fällen durchgeführt. Dabei zeigte sich in 91 Fällen<br />

eine bessere und in 42 Fällen eine gleich gute Darstellbarkeit.<br />

Fazit: Mit Hilfe des Power Doppler Mode gelingt eine bessere Darstellbarkeit<br />

der Perforatoren am Oberschenkel für den ALT-Lappen. Die mit<br />

dem hand-held Doppler markierten Perforatoren konnten in über 50 %<br />

nicht bestätigt werden. Für den Power Doppler fanden sich in über 50 %<br />

eine bessere Darstellung der Perforatoren.<br />

33


Abstracts<br />

V81 L Einsatz von biologisch xenogenen Gewebetransplantaten<br />

bei der additiven Rekonstruktion von komplexen<br />

bauchwanddefekten<br />

Monschizada MW, Kolios G, Choi C, Cedidi CC<br />

Klinikum Mitte Bremen<br />

Bauchwandhernien nach Laparatomien sind eine der häufigsten postoperativen<br />

Komplikationen. Die Inzidenz nach Laparotomie liegt bei<br />

2–11 % und ist abhängig von Faktoren wie Patienten-Profil und Ätiologie<br />

der Grunderkrankung. Plastische Chirurgen sind in zunehmendem<br />

Masse in der Rekonstruktion der Rezidive und komplexen Bauchwandhernien<br />

und -defekten gefordert.<br />

Der Einsatz der Biomaterialen könnte unter Kosten- und Erlösaspekten<br />

zum jetzigen Zeitpunkt als unwirtschaftlich gelten, jedoch ist die Erstattung<br />

dieser zusätzlichen Kosten mit den Krankenkassen verhandelbar.<br />

Material und Methodik: Von Nov. 2008 bis April <strong>2010</strong> wurden in unserer<br />

Klinik 9 Patienten, 7 Frauen und 2 Männer im Alter zwischen 22 bis<br />

80 Jahre mit komplexen Bauchwanddefekten behandelt. Hierbei kamen<br />

zur Defektdeckung die regenerativen azellulären Gewebeersatzmaterialien<br />

porcinen Ursprungs Permacol® und Strattice® zum Einsatz. Was<br />

die Indikationsstellung betrifft handelte es sich um Bauchwanddefekte<br />

nach abdominalchirurgischen oder gynäkologischen Eingriffen mit zum<br />

Teil mehrfachen Laparotomien und Hernienverschlüssen. Permacol und<br />

Strattice bestehen aus porciner Dermis und werden in einem patentierten<br />

Verfahren aufbereitet, durch das sämtliche zelluläre Komponente<br />

entfernt werden. Die wirtschaftliche Betrachtung zeigt einen hohen Materialkostenanteil<br />

der Biomaterialien, der je nach Größe zwischen 4000<br />

und 7000 € betragen kann.<br />

Ergebnis: Im Rahmen der postoperativen Verlaufskontrollen von durchschnittlich<br />

13 Monaten nach dem Eingriff waren die Patienten beschwerdefrei.<br />

Die verschiedenen Aspekte der Ergebnisbeurteilung wurden<br />

objektiv und subjektiv als gut bis sehr gut eingestuft. Die mittlere<br />

Verweildauer betrug im Schnitt 4 Tage. Es zeigte sich im Durchschnitt<br />

eine negative Erlössituation aufgrund der hohen Materialkosten des Implantates.<br />

Fazit: Beim problematischen komplexen Bauchwandverschluss können<br />

synthetische Materialien, die nicht vollständig integriert werden, als<br />

Fremdkörper wirken. Biologisch regenerative Matrices wie Permacol<br />

und Strattice verfügen hingegen über eine gute Stabilität und Festigkeit<br />

bei gleichzeitig vorhandener Elastizität, so daß hier die physiologischen<br />

Eigenschaften der Bauchwand wiederherstellbar sind. Durch<br />

die gute Revaskularisation und Integration des Gewebes sind sie auch<br />

infektresistenter als synthetische Materialien. Biologisches Material<br />

neutralisiert die bekannten Nachteile der Kunststoffimplantate. Somit<br />

eröffnen sich neue Aussichten – insbesondere bei Problempatienten –<br />

mit sehr ausgedehnten Bauchwandhernien. Unsere Resultate mit der<br />

Anwendung von Permacol und Strattice zeigen, daß die Möglichkeiten<br />

der rekonstruktiven Chirurgie, insbesondere in problematischen Grenzsituationen<br />

mit diesen innovativen und sicheren augmentativen Verfahren,<br />

deutlich erweitert werden. Krankheitsbedingte Folgekosten werden<br />

somit nachhaltig gesenkt. Es zeigte sich in fast allen Fällen ein negatives<br />

Kosten-Erlös-Verhältnis. Sofern die Kosten seitens der Krankenkasse in<br />

der Zukunft nicht erstattet werden, lassen sich derzeit diese Operationen<br />

marktwirtschaftlich nicht rechtfertigen.<br />

V82 L Das Lymphangiom an Rumpf und Extremität:<br />

22 Fälle. Verlauf und plastisch-chirurgisches Procedere bei<br />

hoher Rezidivgefahr<br />

Dettenborn T, Krause-Bergmann A<br />

Fachklinik Hornheide Münster<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Das Lymphangiom (zystisches Hygrom, Lymphangioma circumscriptum,<br />

Lymphangiektasie, diffuses Lymphangiom) ist eine benigne, seltene<br />

kongenitale Malformation des lymphatischen Systems. Das häufigste<br />

Vorkommen ist in der Kopf-Halsregion sowie intestinal, seltener an<br />

Rumpf oder den Extremitäten. Das Auftreten ist unilokulär (wenige<br />

Fälle multilokulär beschrieben) und die Erstmanifestation zeigt sich<br />

meistens in der Kindheit. Das Lymphangiom präsentiert sich als grössenprogrediente<br />

schmerzlose Schwellung, ggf. mit epidermalen (nässenden)<br />

Blasen und wird häufig aufgrund möglicher Differentialdiagnosen,<br />

insbesondere bei genitalem Auftreten, fehldiagnostiziert. Dies bedingt<br />

oftmals ein Fortschreiten der Grösse vor einer möglichen In-toto-Exzision,<br />

was die Operabilität erheblich einschränken kann. Ein operatives<br />

Vorgehen erfolgt bei affizierter Genitalregionn (Vulva Lymphangioma<br />

circumscriptum) deutlich früher als an Rumpf und Extremitäten (i.d.R.<br />

5,4 Jahre nach Erstdiagnose im Vergleich zu 6,4–11,3 Jahren). Mikroskopisch<br />

zeigt sich eine diffuse Infiltration des Subcutangewebes und<br />

der Dermis durch endothelial-like cells, die irregulär cavernöse Räume<br />

bilden. Der Nachweis einer Expression von Vimentin, Faktor-VIII<br />

related Antigen und PROX-1 bestätigt immunhistochemisch die Diagnose<br />

des Lymphangiomes. Trotz intendierter Radikalexzision ist die<br />

Rezidivrate hoch (30,76 %–34,45 %), nicht zuletzt wegen des diffusen<br />

Ausbreitungsmusters. Für eine dezidierten OP-Planung wird ein MRT/<br />

MRT-Lymphangiografie empfohlen, um die Ausbreitung des Lymphangioms<br />

erfassen zu können. Funktionserhalt in Zusammenschau mit<br />

ästhetischen Aspekten trotz notwendiger chirurgischer Radikalität bei<br />

hoher Rezidivrate machen diese Entität zu einer plastisch-chirurgischen<br />

Herausforderung.<br />

Hypothese: Die Erstvorstellung zur chirurgischen Therapie erfolgt erst,<br />

wenn die Erkrankung symptomatisch Funktion oder Ästhetik einschränkt.<br />

Die radikale Operabilität ist dann durch massive Grössenpgogredienz<br />

erschwert und komplexe Defektdeckungsverfahren werden<br />

notwendig. Bei (semi)radikaler Erst-OP erfolgt mehr als eine Re-OP in<br />

der Folge.<br />

Methoden: Es sollen 22 Fälle an Rumpf, Genitale und Extremitäten mit<br />

Vorgeschichte, diagnostischem Vorgehen, chirurgischer Therapie und<br />

Verlauf dargestellt werden.<br />

Ergebnisse: Die konservative Therapie (empfohlenes Abwarten, Verlaufsbeobachtung)<br />

ging oftmals der OP durch andere Fachrichtungen voraus.<br />

Die Radikalresektion bei Vorstellung in der Plastischen Chirurgie ist in<br />

den wenigsten Fällen a priori gewährleistet gewesen. Patienten lehnten<br />

zum Teil die radikale Therapie wegen der folgenden Defektdeckungsmaßnahmen<br />

ab, auch wenn sie Re-Operationen wegen eines drohenden<br />

Rezidivs riskierten (benigne Erkrankung).<br />

Fazit: Die frühzeitige Diagnose per diagnostischer Probeexzision sollte<br />

bei fraglicher Gefäßmalformation/lymphatischen Tumors erfolgen.<br />

Das Resektionsangebot sollte frühzeitig obligat gestellt werden, so dass<br />

die hohe Rezidivgefahr des Lymphangioms reduziert und die Defektdeckung<br />

einfach erfolgen kann. Insbesondere genitale Läsionen sind so<br />

früh wie möglich operativ zu behandeln, da sie symptomatisch werden.<br />

34 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 34 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

V83 L 52 konsekutive compositäre Paraskapular- und<br />

Latissimus-bone-Lappen zur posttraumatischen simultanen<br />

Mehrgeweberekonstruktion der unteren Extremität<br />

Mitschele T, Giessler GA, Schmidt A<br />

BG-Unfallklinik Murnau<br />

Das subskapulare Gefäßsystem stellt ein bedeutendes Reservoir zur freien<br />

Deckung von posttraumatischen kombinierten Knochen- und Weichteildefekten<br />

dar. Speziell für die untere Extremität bieten Composite-<br />

Lappen vom Rücken eine anatomisch zuverlässige, größenvariable und<br />

auch vielfältige Möglichkeit zur frühen simultanen Rekonstruktion von<br />

Skelett und Integument.<br />

Hypothese: Die knöcherne Heilung kann durch diesen Therapieansatz<br />

erheblich verbessert und beschleunigt werden – ja sogar die Anzahl an<br />

Sekundäroperationen zur knöchernen Konsolidierung – wie z.B. Spongiosatransplantationen<br />

– werden reduziert oder unnötig.<br />

Methode: In 37 Patienten wurden osteokutane Paraskapularlappen (oPS),<br />

in 13 Patienten osteomyokutane Latissimus-dorsi-Lappen (oLD) und in<br />

2 Patienten chimärische Lappen aus beiden (oPS und oLD) eingesetzt.<br />

Die Lappen beinhalteten alle einen vaskularisierten lateralen Skapulaspan<br />

und/oder die Skapulaspitze. Die zu rekonstruierenden Defekte<br />

befanden sich am Oberschenkel (n=5), Unterschenkel (n=41) und<br />

am Sprunggelenk bzw. Fuß (n=6). 18 Patienten wurden innerhalb der<br />

ersten drei Monate posttraumatisch versorgt, 32 Patienten wegen einer<br />

posttraumatischen Osteitis und 2 Patienten innerhalb einer Woche nach<br />

Trauma . In den meisten Fällen (n=43) erfolgte eine präoperative CT-<br />

Angiographie des aktuellen Gefäßstatus. Intraoperativ konnte der laterale<br />

Skapulaspan mit bis zu einer Länge von 10 cm (Durchschnitt 7,2<br />

cm) und einer Breite von 2,5 cm gehoben werden. Die Spanperfusion<br />

erfolgte entweder direkt aus den Ästen der A. circumflexa scapulae oder<br />

dem Ramus angularis.<br />

Ergebnisse: Alle Knochentransplantate überlebten und heilten ein (n=52)<br />

während der Weichgewebelappen (adipokutan oder muskulokutan) in 9<br />

Fällen nekrotisch wurde (17,3 %). Es kam zu keinen wesentlichen Hebestellenkomplikationen.<br />

Exemplarische Fälle zur Vielfalt des beschriebenen<br />

Lappensystems werden ebenso vorgestellt wie eine detaillierte<br />

Auswertung der 52 Fälle.<br />

Fazit: Wird eine mikrovaskuläre Rekonstruktion kombinierter posttraumatischer<br />

Defekte an der unteren Extremität benötigt, sind die ossären<br />

Compositelappen aus dem Subskapularissystem exzellent zur simultanen<br />

Rekonstruktion des Skeletts und des Integuments bereits im primären<br />

Stadium geeignet. Dieser frühe, aggressive Einsatz vaskularisierter<br />

Knochentransplantate optimiert nicht nur die knöcherne Heilung, sondern<br />

kann risikoreiche Sekundäreingriffe zur Knochenstabilisierung<br />

und -Anlagerung vermindern oder sogar verhindern. Das laterale Skapulatransplantat<br />

eignet sich sowohl in Größe als auch in der Form für eine<br />

Vielzahl von partiellen Röhrenknochendefekten und zur Fußskelettrekonstruktion<br />

an der unteren Extremität bei einer sehr niedrigen Hebemorbidität.<br />

Ist sowieso eine Lappendeckung vom Rücken erforderlich,<br />

bedeutet bei entsprechender mikrochirurgischer Routine die Mitnahme<br />

eines Skapulaspanes bei einer entsprechenden Indikation nur eine unwesentliche<br />

Verlängerung der OP-Zeit.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 35 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

V84 L Rekonstruktive Defektdeckung mittels rein<br />

muskulärer M.-gracilis-Lappenplastik nach Fournierscher<br />

Gangrän<br />

Doebler O, Mühlberg A, Spierer R<br />

Vivantes Auguste Viktoria Klinikum Berlin<br />

Die Fourniersche Gangrän ist gekennzeichnet durch eine nekrotisierende<br />

Entzündung des Kutan- und Subkutangewebes der Genitoanalregion.<br />

Sie stellt mit einer Letalität von 20–67 % eine lebensbedrohliche Erkrankung<br />

dar. Die initiale Therapie erfordert das radikale chirurgische<br />

Debridement und die Gabe eines Breitspektrumantibiotikums. Ist der<br />

lebensbedrohliche Zustand überwunden stellt sich die Frage der plastischen<br />

Rekonstruktion der betroffenen Region.<br />

Patientengut und Methoden: Im Zeitraum zwischen 2006 und <strong>2010</strong> wurden<br />

11 Patienten mit Fournierscher Gangrän in interdisziplinärer Zusammenarbeit<br />

versorgt. Nach initialem mehrzeitigem radikalem chirurgischen<br />

Debridement durch und intensivmedizinischer Therapie erfolgte<br />

abschließend die Rekonstruktion der urogenitalen Region durch die in<br />

unserer Klinik angewandten Variante der rein muskulären M.-gracilis-<br />

Lappenplastik mit Mesh-Graft-Deckung. Analysiert wurde das postoperative<br />

Outcome insbesondere im Hinblick auf das ästhetische und funktionelle<br />

Ergebnis.<br />

Ergebnisse: Bei 10 von 11 Patienten konnte eine plastische Rekonstruktion<br />

durchgeführt werden. 1 Patient verstarb bei schwerem septischem<br />

Krankheitsbild. Bei allen 10 Patienten ließ sich die urogenital Region in<br />

einem einzeitigen Rekonstruktionseingriff wiederherstellen. Im Verlauf<br />

waren lediglich ein bis maximal zwei kleinere Korrektureingriffe nötig.<br />

Bei zwei Patienten wurde vor der Rekonstruktion ein temporäres Enterostoma<br />

angelegt. Im Nachbeobachtungszeitraum von 6–12 Monaten<br />

zeigten sich sehr gute kosmetische Ergebnisse im Bereich der urogenitalen<br />

Region wie auch im Bereich des Hebedefektes. Die Patienten zeigten<br />

allesamt eine sehr hohe subjektive Zufriedenheit. Eine funktionelle Berührungs-<br />

bzw. Druckempfindlichkeit war bei allen Rekonstruktionspatienten<br />

vorhanden.<br />

Zusammenfassung: Die nach Fournierscher Gangrän durchgeführten Rekonstruktionen<br />

mittels der rein muskulären Variante der M.-gracilis-<br />

Lappenplastik zeigen bei geringer Hebe-Morbidität sehr gute postoperative<br />

Ergebnisse sowohl kosmetisch als auch funktionell bei sehr hoher<br />

Patientenzufriedenheit. Die Gracilisplastik ist daher in unserer Hand für<br />

diese Indikation das Verfahren der Wahl.<br />

V85 L Die anteriore A.-obturatoria-Perforatorlappenplastik<br />

(aAOP) zur Rekonstruktion vulvoperinealer Defekte<br />

O‘Dey DM, Bozkurt A, Prescher A, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Die Wiederherstellung von Form und Funktion der Vulva nach Tumorresektion<br />

ist eine schwierige Aufgabe. Die Region des Sulcus genitofemoralis<br />

weist neben einer guten Durchblutung insbesondere günstige<br />

Gewebeeigenschaften zur Rekonstruktion der Labia majora auf. Die Klärung<br />

der Anatomie einer sich auf den Sulcus genitofemoralis stützenden<br />

fasziokutanen Lappenplastik war Ziel der durchgeführten Studie.<br />

Methode: Die Gefäßarchitektur des Sulcus genitofemoralis wurde beidseits<br />

an 9 weiblichen Frischleichen untersucht (n=18 Präparate). Ziele und<br />

Grenzen einer auf die Region des Sulcus genitofemoralis ausgerichteten,<br />

fasciokutanen Perforatorlappenplastik zur vulvoperinealen Rekonstruktion<br />

werden dargestellt und an klinischen Beispielen demonstriert.<br />

Ergebnisse: Die Vaskularisation des Sulcus genitofemoralis wird von einem<br />

aus dem R. anterior a. obturatoria stammenden Perforatorgefäß<br />

35


Abstracts<br />

(R. cutaneus) dominiert. Es durchzieht den M. gracilis als indirekt muskulokutaner<br />

Perforator (77,8 %, 14/18) oder passiert seine posteriore<br />

Begrenzung als direkt septokutaner Perforator (22,2 %, 4/18) jeweils<br />

1,3±0,3 cm distal zum Muskelursprung. Das Gefäß verzweigt sich auf<br />

einem Hautareal von etwa 7×15 cm lateral zur Vulva. Die Anatomie der<br />

anterioren A. obturatoria Perforatorlappenplastik (aAOP) eignet sich sowohl<br />

zur Bildung einer Insellappenplastik, als auch zur konzeptionellen<br />

Integration in erweiterte, lokoregionale Lappenkonzepte.<br />

Fazit: Die sich auf den Sulcus genitofemoralis projizierende, fasziokutane,<br />

anteriore A. obturatoria Perforatorlappenplastik weist eine beständige<br />

Gefäßarchitektur auf. Sie zeichnet sich durch ein hohes Maß an Flexibilität<br />

und Formbarkeit zur lokoregionalen Rekonstruktion vulvoperinealer<br />

Defekte aus. Nach primärem Verschluss der Hebestelle wird das<br />

Narbenbild innerhalb anatomischer Grenzen der Regio gluteofemoralis<br />

begrenzt.<br />

V86 L Autologe bauchdeckenrekonstruktion:<br />

„Retro“ oder richtungsweisend?<br />

Kauczok J, Wolter T, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Narbenhernien treten bei bis zu 23 % der Laparotomien auf. Diese<br />

Narbenhernien vergrößern sich im Verlauf und bereiten den betroffenen<br />

Patienten schwerwiegende Probleme, wie zum Beispiel chronische<br />

Schmerzen, Obstipation, Ileus, Inkarzeration oder enterokutane Fisteln.<br />

Für die Wiederherstellung der Bauchdecke gibt es viele verschiedene<br />

Operationsverfahren, die von einer einfachen Fasziendopplung nach<br />

Mayo bis zu aufwendigem Gewebetransfer als freie Lappenplastik reichen.<br />

Autologe Rekonstruktionen, wie das Dermis-Graft wurden in den<br />

meisten Kliniken im Laufe der Zeit durch den vermehrten Einsatz von<br />

alloplastischen Netzen abgelöst. Mit den implantierten Fremdmaterialen<br />

konnte eine geringe Rezidivrate erreicht werden, jedoch können diese<br />

schwerwiegende Komplikation hervorrufen. Bei einem auftretenden<br />

postoperativen Wundinfekt ist meistens die Entfernung des gesamten<br />

Netzes erforderlich, da bei Kunstmaterialen, im Gegensatz zu autologem<br />

Ersatz, keine ausreichend wirksame Antibiotikakonzentration erreicht<br />

werden kann. Dazu kommen weitere klinische Probleme wie Fremdkörpergefühl,<br />

chronische Schmerzen oder die Ausbildung von enterokutanen<br />

Fisteln. Eine Alternative zum Netzeinsatz ist die Verstärkung der<br />

Bauchwand mit einem Dermis-Graft. Hierbei handelt es sich um eine<br />

sehr alte Methode der Rekonstruktion, welche unserer Meinung nach zu<br />

Unrecht verlassen wurde.<br />

Hypothese: Die fremdkörperfreie Rekonstruktion der Bauchwand ist bezüglich<br />

der Rezidivrate mit Netzverstärkungen vergleichbar und in Bezug<br />

auf die Komplikationsrate überlegen.<br />

Methoden: Nachuntersuchung von 40 Patienten, die in unserer Klinik<br />

zwischen 2002 und 2009 mit einer Dermis-Graft Verstärkung bei abdomineller<br />

Narbenhernie versorgt wurden.<br />

Ergebnisse: In unserem Patientenkollektiv wurden in den letzten sieben<br />

Jahren 40 Patienten mit einer Narbenhernie operiert. Die Herniotomie erfolgte<br />

zu 90 % über einen Abdominoplastik-Zugang. Aus dem hierbei resezierten<br />

Gewebe wurde ein passendes Dermis-Graft hergestellt und nach<br />

Herniotomie und Rekonstruktion mittels „Component separation“ nach<br />

Ramirez zur Verstärkung eingenäht. Der mittlere stationäre Aufenthalt<br />

betrug 9 Tage, die Inzidenz von Wundheilungsstörungen 8 % und bei 2 %<br />

der Patienten war eine Revision auf Grund eines Seroms oder einer Dehiszenz<br />

erforderlich. Wobei hier jedoch nicht das Dermis-Graft sondern<br />

das subkutane Gewebe betroffen war. Alle Patienten wurden postoperativ<br />

nachuntersucht und im Verlauf nach mindestens 6 Monaten über ihre<br />

Einschätzung des Operationsergebnisses befragt. Die Rücklaufquote des<br />

Fragebogens lag bei 77 %. Bei 11 Patienten kam es zu einem Rezidiv.<br />

Fazit: Die Rezidivrate unseres Patientenkollektiv von 3 % ist mit den veröffentlichen<br />

Werten für die Rekonstruktion mit alloplastischem Material<br />

vergleichbar (3–10 %). Eine signifikante Mehrung der Wundheilungsstörung<br />

durch das Dermis-Graft konnten wir in unserem Kollektiv nicht<br />

finden. Die autologe Rekonstruktion bleibt trotz vieler Innovationen bei<br />

den Kunststoffnetzen noch immer erste Wahl.<br />

V87 L Die freie myokutane chimerische myokutane<br />

M. latissimus dorsi- und M. serratus anterior-Lappenplastik<br />

als standardisiertes Verfahren zur beckenweichteil -<br />

rekon struktion<br />

Phan TQV, Weinand C, Theodorou P, Gossmann A, Heiss M, Spilker G<br />

Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten/Herdecke<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Die Weichteilgewebsreksontruktion des Beckens wird kontrovers diskutiert.<br />

Standardisierte Lappenplastiken sind distal gestielte myokutane<br />

VRAM-Lappen, Gracilislappen oder cranial gestielte ALT-Lappen. Bisher<br />

wurden zur Dekubitusdeckung oder auch Weichteildefektdeckung<br />

lokale Lappenplastiken empfohlen, wie die V-Y Lappen des M. gluteus<br />

maximus oder glutealer Rotationslappen. Freie Lappenplastiken stellen<br />

die letzte Eskalationsstufe dar, die bei Patienten mit beträchtlichen Nebenerkrankungen<br />

und ausgeprägter Arteriosklerose kontraindiziert ist.<br />

Hypothese: Wir stellen hier die freie myokutane chimerische M. latissimus<br />

dorsi und M. serratus anterior Lappenplastik als standardisiertes<br />

Verfahren zur Beckenweichteilrekonstruktion vor.<br />

Methoden: Fünf Patienten wurden zur Beckenweichteilrekonstruktion<br />

gesehen, nachdem eine Rektumexstirpation bei Rektum-CA durchgeführt<br />

worden war. Zwei Patienten sollten noch eine adjuvante Radiatio<br />

erhalten, 3 Pat. hatten die Therapie. Drei Patienten stellten sich mit großem<br />

Sakraldekubitus vor. Alle Patienten benötigten grosse Weichteilgewebsdeckungen<br />

mit zusätzlichem Füllmaterial innerhalb des Beckens.<br />

Zusätzlich wiesen alle Patienten eine schwere Atherosklerose auf. Wir<br />

verwendeten in einer standardisierten Vorgehensweise einen Ast der<br />

A. glutea inferior zur mikrochirurgischen Anastomose. Um die mikrochirurgische<br />

Anastomose bei schwerer Atherosklerose zu ermöglichen,<br />

wurden ringförmige Anteile der Arterienintima und -media reseziert.<br />

Bei allen Lappen wurden eine Arterie und eine Vene End-zu-End anastomoisiert.<br />

Die Operationszeit betrug zwischen 8 und 5 Stunden. Alle<br />

Patienten wurden postoperativ für 3 bis 5 Tage auf die Intensivstation<br />

zur Überwachung verlegt.<br />

Ergebnisse: Bei allen Patienten wurde eine gute Defektdeckung erzielt.<br />

Alle Patienten konnten eine Rehabilitaion kurz postoperative beginnen.<br />

Bisher musste bei keinem Patienten eine Revision im OP durchgeführt<br />

werden. Auch nach der Radiatio wiesen die Patienten eine komplette<br />

Defektdeckung auf während der postoperativen Kontrollen, ohne dass<br />

es bei 7 Patienten zu Wunddehiszenzen, Rezidivdekubitus etc kam. Ein<br />

Patient entwickelte eine kleine Wundehiszenz, die in lokaler Anästhesie<br />

verschlossen werden konnte.<br />

Fazit: Trotz der gängigen Meinung, daß freie Lappen in der Weichteildefektdeckung<br />

als letzter Ausweg dienen sollten, sehen wir im freien<br />

Gewebetransfer eines myokutanen chimerischen M. latissimus dorsi and<br />

M. serratus anterior Lappenplastik mit derer konstanten Anatomie in<br />

Verbindung mit der zuverlässigen und passenden Anatomie der glutealen<br />

Gefäße eine alternatives Standardverfahren zur etablierten distal<br />

gestielten myokutane VRAM-Lappenplastik, Gracilislappen oder cranial<br />

gestielte ALT-Lappen oder glutealer Lappenplastiken. Das vorgestellte<br />

Verfahren stellt eine sichere Deckungsmöglichkeit von großen Beckendefekten<br />

dar und bietet mehr als ausreichend Gewebe. Auch eine ausgeprägte<br />

Arteriosklerose stellt keine Kontraindikation dar.<br />

36 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 36 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

V88 L beckenbodenrekonstruktion mit freiem<br />

Latissimus-Lappen nach Exenteratio pelvis. Verminderte<br />

Morbidität und verbesserte Lebensqualität durch ein<br />

interdisziplinäres Konzept<br />

Stechl NM, Baumeister S, Kraus T, Bockhorn H, Exner K<br />

Markus Krankenhaus Frankfurt am Main<br />

Nach chirurgischer Exenteratio pelvis als Therapie beim fortgeschrittenen<br />

Rektumkarzinom resultiert neben der Insuffizienz des Beckenbodens<br />

eine erhebliche Wundfläche, deren schmerzhafte und langwierige<br />

offene Behandlung die Lebensqualität der Patienten durch verminderte<br />

Mobilität und soziale Isolation erheblich einschränkt. Der Lebensqualität<br />

kommt bei verkürzter Lebenserwartung ein besonders hoher Stellenwert<br />

zu. Aufgabe der plastisch-chirurgischen Behandlung ist es, die<br />

Komplikationen der postoperativen Phase wie Beckenbodeninsuffizienz,<br />

Lymphödeme, Fisteln und die chronisch infizierte Wunde mit Gefahr der<br />

Sepsis zu minimieren.<br />

Ziel: Interdisziplinäres Konzept zur Beckenbodenrekonstruktion mit freiem<br />

Latissimus-dorsi-Lappen, das die Morbidität nach Exenteratio pelvis<br />

vermindert und die Lebensqualität der Patienten verbessert.<br />

Patienten und Methode: Seit 1996 wurden 8 Patienten mit einem Rezidiv<br />

eines Rektumkarzinoms (mit Infiltration des Os sacrum, der Harnblase,<br />

Prostata oder Vagina und der Beckenwand) operiert. 4 Patienten waren<br />

vorbestrahlt, 3 hatten eine neoadjuvante/adjuvante Chemotherapie und<br />

1 Patient keinerlei Zusatztherapie erhalten. Alle Patienten erhielten das<br />

folgende interdisziplinäre, zweizeitige operative Konzept: 1. Visceralchirurgie:<br />

Abdominelle und transsakrale Beckenbodenexenteration mit<br />

Anus-praeter-Anlage und Ileumconduitanlage, Beckenbodenverschluss<br />

mit Vicrylnetz, anschließend offene Wundbehandlung oder V.A.C.-Therapie<br />

zur Wundkonditionierung (Abb. 1). 2. Plastische Chirurgie: Rekonstruktion<br />

des Beckenbodens 10–12 Tage später mit freiem Latissimus-<br />

Muskel-Haut-Lappen (Abb. 2) mit Anschluss an unteren oder oberen<br />

Glutealgefäßen oder AV-Loop (Vena saphena magna) an Leistengefäßen.<br />

Ergebnisse: In allen Fällen konnte eine suffiziente Rekonstruktion des Beckenbodens<br />

erreicht werden. Es traten keine Lappenverluste auf. Bei 3<br />

Patienten kam es zu kleineren Gewebeverlusten und Wunddehiszenz,<br />

die durch Sekundärnaht verschlossen wurden. Die Zeitspanne zwischen<br />

freiem Lappentransfer und Erreichen stabiler Wundverhältnisse betrug<br />

10–28 Tage (median 25). In dieser Zeit kam es bereits zu einer deutlichen<br />

Rückbildung des Lymphödems. Spätkomplikationen wie Fistelbildungen<br />

oder chronische Wundinfektionen konnten verhindert werden.<br />

Die Überlebenszeit der Patienten betrug zwischen 10 und 38 Monate.<br />

Fazit: Nach Exenteratio pelvis mit Resektion des Os sacrums wurde<br />

durch freien Latissimus-dorsi-Lappen eine stabile Rekonstruktion des<br />

Beckenbodens mit einem deutlich beschleunigten Verschluss der Wundhöhle<br />

erreicht. Risiken, Belastungen und Kosten einer langwierigen offenen<br />

Wundbehandlung wurden reduziert. Gegenüber lokalen Lappen<br />

gewährleistet diese Technik durch den langen Gefäßstiel des Lappens<br />

einen sicheren Gefäßanschluss außerhalb des Strahlenfeldes. Der Beckenboden<br />

wird nach außen und innen rekonstruiert und stabilisiert.<br />

Die gute Durchblutung des Transplantates unterstützt die Einheilung<br />

alloplastischer Materialien (Vicrylnetz) im Beckenboden und bewirkt<br />

durch Neovaskularistation eine Infektsanierung sowie Lymphdrainage<br />

des Wundgebietes. Durch das vorliegende interdisziplinäre Konzept<br />

wird die postoperative Morbidität sowie die Lebensqualität des Patienten<br />

deutlich gebessert. Die verkürzte Verweildauer von median 25 Tagen<br />

gegenüber 47 Tagen bei einer notwendigen offenen Wundbehandlung<br />

spricht auch aus ökonomischer Sicht für dieses therapeutische interdisziplinäre<br />

Konzept.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 37 (<strong>2010</strong>)<br />

Qualitätssicherung – „Brücken verbinden“<br />

Freitag, 11:30–13:30 Uhr, Großer Saal<br />

V89 L Umgang mit Fehlern:<br />

Meldesysteme in der Luftfahrt<br />

Jordan P<br />

Flugkapitän, Lufthansa, Berlin<br />

Abstracts<br />

Der Pilot der Lufthansa, ist der Flugunfalluntersucher des Welt-Flugverbandes.<br />

Er erläutert das Motto „Share your experience“ (teile deine Erfahrung),<br />

das bei der Fehlervermeidung im Flugwesen über allem steht.<br />

Die Meldesysteme sind auf dem grundsätzlichen Prinzip der Vertraulichkeit<br />

aufgebaut: Wichtig ist, wer WAS macht, und nicht, WER was macht.<br />

V90 L Die Abstraktberichtsqualität und das Evidenzniveau<br />

der plastischen Chirurgie im transatlantischen<br />

Vergleich – <strong>DGPRÄC</strong>- vs. AsPs-Jahrestagungen<br />

Knobloch K, Yoon U, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

In Zeiten der Evidenz-basierten Medizin spielen insbesondere die Ergebnisse<br />

klinischer randomisiert-kontrollierter Studien eine nachhaltige<br />

Wirkung für die chirurgische Entscheidungsfindung. Die Durchführung<br />

randomisiert-kontrollierter Studien in der plastischen Chirurgie ist jedoch<br />

häufig mühevoll, kostenintensiv und planerisch komplex. Diese<br />

Schwierigkeiten könnten und sollten jedoch in der Zukunft als Herausforderung<br />

angenommen und die Mühe randomisiert-kontrollierter<br />

Studien für bestimmte klinische Fragestellungen auf sich genommen<br />

werden.<br />

Hypothese: Die Abstraktberichtsqualität und das Evidenzniveau unterscheiden<br />

sich zwischen den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft<br />

für Plastisch, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (<strong>DGPRÄC</strong>)<br />

und der American Society of Plastic Surgeons (ASPS).<br />

Methoden: Alle 159 Abstrakts (65 Vorträge, 94 Poster) der ASPS Konferenz<br />

2008 und alle 326 Abstrakts (163 Vorträge, 163 Poster) der DG-<br />

PRÄC-Jahrestagung 2008 wurden von zwei unabhängigen Gutachtern<br />

bezüglich der folgenden Zielparameter analysiert:<br />

– Evidenzgrad der klinischen Studien<br />

– CONSORT-Score (maximal 17 Punkte) für randomisiert-kontrollierte<br />

Studien zur Abstraktberichtsqualität<br />

– STROBE-Score (maximal 22 Punkte) für Beobachtungsstudien zur<br />

Abstraktberichtsqualität<br />

Ergebnisse: Die Anzahl der randomisiert-kontrollierten Studien unterschied<br />

sich nicht signifikant zwischen der ASPS und <strong>DGPRÄC</strong> (4 %<br />

vs. 2 %, p=0,06, 95 % Konfidenzintervall [KI] 0,93–8,9). Beobachtungsstudien<br />

wurden signifikant häufiger auf der ASPS- als auf der<br />

<strong>DGPRÄC</strong>-Jahrestagung vorgestellt (53 % vs. 30 %, p


Abstracts<br />

Fazit: Der transatlantische Vergleich der Evidenzniveaus klinischer Studien<br />

der nordamerikanischen ASPS-Jahrestagung und der <strong>DGPRÄC</strong>-<br />

Jahrestagung zeigt eine ähnlich niedrige Quote randomisiert-kontrollierter<br />

Studien unter 5 %. Bei der ASPS werden signifikant mehr<br />

Beobachtungsstudien und signifikant weniger Fallberichte vorgestellt als<br />

bei der <strong>DGPRÄC</strong>. Die Abstraktqualität klinischer Studien ist transatlantisch<br />

gleich niedrig mit deutlichem Raum für Verbesserungen. Die<br />

CONSORT-Kriterien für randomisiert-kontrollierte Studien und die<br />

STROBE-Kriterien für Beobachtungsstudien sollten zunehmend auch<br />

bei plastisch-chirurgischen klinischen Abstrakts Anwendung finden, um<br />

die Abstraktberichtsqualität zu verbessern.<br />

V91 L Komplikationsmanagement<br />

in der Plastischen Chirurgie<br />

Vogt PM, Steiert A<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Die Plastische Chirurgie mit ihren vier Säulen, der rekonstruktiven Chirurgie,<br />

der Handchirurgie, Verbrennungschirurgie und der ästhetischen<br />

Chirurgie behandelt neben Patienten mit primären Erkrankungen, wie<br />

erworbenen Defekten oder angeborenen Fehlbildungen vor allem Patienten<br />

mit operativen und nichtoperativen (multimodalen) Therapiefolgen.<br />

Da in vielen Fällen plastisch-rekonstruktive Korrektureingriffe,<br />

bzw. funktionelle und ästhetische Rekonstruktionen die einzige noch<br />

zur Verfügung stehende Behandlungsalternativen darstellen, kommt<br />

einem komplikationslosen Behandlungsverlauf höchste Bedeutung zu.<br />

Hypothese: Die Erwartungen an die Plastische Chirurgie als eine Problemlösungsspezialität<br />

steigen aufgrund der Fortschritte in Klinik und<br />

Grundlagenforschung stetig. Gleichzeitig erwarten Patienten nicht nur<br />

bei rekonstruktiven Eingriffen, sondern mehr noch bei elektiven und<br />

ästhetischen Operationen ein bestmögliches Behandlungsergebnis mit<br />

geringer Belastung, schneller Rehabilitation unauffälligen Operationsnarben<br />

und dies bei minimaler Komplikationsrate. Damit steigen auch<br />

die Anforderungen an ein effizientes Komplikationsmanagement.<br />

Patientengut: Das Patientengut der Plastischen Chirurgie rekrutiert sich<br />

aus allen Altersgruppen beider Geschlechter, von Kleinkindern bis zu<br />

Patienten fortgeschrittenen Lebensalters. Dabei , erstrecken sich die Indikationen<br />

in allen Altersgruppen von Traumafolgen über onkologische<br />

Folgezustände bis hin zu angeborenen Fehlbildungen bzw. Formstörungen.<br />

Spezielle Herausforderungen in der Zukunft stellen die Plastische<br />

Chirurgie des alten, multimorbiden und pathologisch adipösen Patienten<br />

dar. Zwar ist hohes Lebensalter über 70 Jahren per se noch nicht<br />

mit einer erhöhten eingriffsspezifischen Komplikationsrate, wie z.B. bei<br />

den komplexen freien Lappenplastiken verbunden, jedoch mit häufiger<br />

auftretenden medizinischen Problemen, wie es von dieser Altersgruppe<br />

generell zu erwarten ist. Risikofaktoren wie Alkoholismus und koronare<br />

Herzerkrankung erscheinen dabei eher als unabhängige Prädiktoren<br />

perioperativer Komplikationen. Somit können auch ältere und morbide<br />

Patienten bei entsprechendem Risiko- und Komplikationsmanagement<br />

von plastischen und wiederherstellenden Operationen profitieren.<br />

Fazit: Ein zeitgemäßes Komplikationsmanagement bei plastisch-chirurgischen<br />

Eingriffen beginnt bereits frühzeitig mit sorgfältiger Patientenselektion,<br />

Risikoeinschätzung und patientenadaptierter Auswahl geeigneter<br />

Behandlungsverfahren. Es erfordert neben dem primär sicheren<br />

Beherrschen des plastisch-operativen Spektrums vor allem Kenntnisse<br />

in konservativen und operativen Alternativ-Methoden, respektive Reserververfahren<br />

um chirurgisch technische Zwischenfälle sowie Durchblutungs-<br />

und Wundheilungsstörungen sicher beherrschen zu können.<br />

Der aktuelle Beitrag stellt diese spezifischen Aspekte des postoperativen<br />

Komplikationsmanagements in der Plastischen Chirurgie anhand von<br />

Literaturübersichten und Fallbeispielen dar.<br />

V92 L Artefakt-Patientinnen in der Plastischen<br />

Chirurgie: Chirurgische und psychiatrische Diagnostik<br />

Dettenborn T, Krause-Bergmann A<br />

Klinik Hornheide Münster<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Das Artefakt-Syndrom (Factitious Disorder, Münchhausen-Syndrom)<br />

ist seit über 30 Jahren Bestandteil des DSM. Die Zahl nicht erkannter<br />

Artefakt-Patientinnen ist in der Plastischen Chirurgie hoch, da autodestruktives<br />

Verhalten nur schwer zu detektieren ist. Das Vorkommen<br />

dieses Phänomens kann in großen plastisch-chirurgischen Kliniken auf<br />

mindestens acht diagnostizierte Patientinnen pro Jahr geschätzt werden.<br />

Oftmals muss der behandelnde Arzt kriminalistisch vorgehen, um<br />

mechanische/verunreinigende Manipulationen der Patientin erkennen<br />

zu können. Unabhängig von der Konfrontation mit der Diagnose, sind<br />

die Patientinnen nicht compliant (Arztwechsel), alle zeigen jedoch eine<br />

hohe Bereitschaft zu aufwendiger und invasiver Diagnostik und Therapie,<br />

die Gefahr iatrogener Schäden ist hoch. Während bei der Factitious<br />

Disease die Hypoglykämie und artifizielle Krampfanfälle am häufigsten<br />

vorkommen (bis zu 50 % der Patientinnen medizinisches Personal,<br />

männliche bis zu 6 %), werden Patientinnen in der plastischen Chirurgie<br />

wegen chronischer „Problem“-Wunden, Abszessen und Infektionen des<br />

Weichteilgewebes wiederholt vorstellig (Dermatopathomimie). Erstaunlicherweise<br />

ist die psychiatrische Komorbidität bei Artefaktpatientinnen<br />

im Vergleich zu den Patientinnen, die sich offen selbst verletzen gering.<br />

Frauen sind bis zu 8 mal häufiger als Männer betroffen. Eine strenge<br />

Abgrenzung in der psychiatrischen Diagnostik muss zum Malingering<br />

(Simulanten) erfolgen, deren sekundärer Krankheitsgewinn Arbeitsunfähigkeit<br />

oder ein Rentenbegehren sein kann. Gemeinsamkeiten mit<br />

Artefaktpatienten sind jedoch Selbstverletzung bei vollem Bewusstsein<br />

(intendiert) und Perpetuieren der physisch destruktiven Handlungen.<br />

Artefaktpatientinnen haben einen hohen Leidensdruck und übernehmen<br />

keine Verantwortung für ihr Handeln.<br />

Hypothese: Bisher wurden nur Fallberichte/kleine Fallserien in der Literatur<br />

dargestellt. Aufgrund kleiner Fallzahlen fehlen ausreichende epidemiologische<br />

Daten. Unklar ist u.a., wie viele Patientinnen mit Handverletzungen<br />

im Vergleich zu Verletzungen anderer Körperregionen<br />

vorkommen und ob unter diesen Fällen eine größere Zahl Patientinnen<br />

mit sekundärem Krankheitsgewinn im Sinne einer Simulation sind. Im<br />

Folgenden sollen Einzelfälle mit Destruktionen des Weichteilgewebe<br />

und Erläuterung zur Diagnostik in der Plastischen Chirurgie dargestellt<br />

sowie ausgewählte psychiatrische Instrumente zur Diagnostik diskutiert<br />

werden und inwiefern diese in die Arbeit eines Plastischen Chirurgen<br />

praktisch einbezogen werden können.<br />

Ergebnisse: Die Diagnostik der Patientinnen erfolgt aufgrund des teils für<br />

diese Patientinnen (spezifischen) Verlaufes, anhand serieller mikrobiologischer<br />

Diagnostik und mittels standardisierter psychiatrischer Anamnese.<br />

Fazit: Zur Erfassung des Artefakt-Phänomens in der Chirurgie und zur<br />

besseren Diagnostik dieser Patientinnen wären elektronische Patientenakten<br />

wünschenswert, jedoch datenschutzrechtlich und ethisch fragwürdig.<br />

Im Rahmen einer deskriptiven, multizentrischen Analyse der<br />

bekannten Fälle (auch in der Dermatologie und MKG zur Erfassung facialer<br />

Wunden) könnten in Zukunft klassische und ggf. stereotype Verlaufsmuster<br />

beschrieben werden und zu einem besseren Verständnis des<br />

Artefakt-Phänomens beitragen.<br />

38 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 38 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

V93 L Qualitätsindikatoren in der Plastisch-Ästhetischen<br />

Chirurgie – Risikoadjustierung durch Qualitätsstandards<br />

Cedidi CC, Kolios G, Scheld SM<br />

Klinikum Mitte Bremen<br />

Mit der Novellierung des SGB V hat der Bundesgesetzgeber die Berücksichtigung<br />

von Kriterien für eine im Hinblick auf das diagnostische und<br />

therapeutische Ziel ausgerichtete zweckmäßige und wirtschaftliche<br />

Leistungserbringung für Krankenkassen, die zugelassenen Krankenhäuser<br />

und die Vertragsärzte unmittelbar verbindlich gemacht. Im § 137 e<br />

SGB V wurde weiterhin festgelegt, dass diese Kriterien insbesondere auf<br />

der Grundlage evidenzbasierter Leitlinien erstellt werden sollen. Für<br />

Plastisch-Ästhetische Eingriffe werden diese Prinzpien bislang nicht<br />

angewandt. Was hat man sich nun unter „Kriterien auf der Grundlage<br />

evidenzbasierter Leitlinien“ vorzustellen? Im deutschsprachigen Bereich<br />

gibt es bisher keine Definition für die Kriterien nach § 137 e. Deshalb<br />

muss auf Analogien im internationalen Schrifttum zurückgegriffen werden.<br />

Diese finden sich am ehesten in Ausführungen zu den „Quality<br />

Indicator“-Programmen aus Australien und den USA. Unter Berücksichtigung<br />

verschiedener Definitionen lassen sich aus der entsprechenden<br />

internationalen Literatur (siehe insbesondere AHCPR 1995, ACHS<br />

1999) einige grundsätzliche Lehren für die Entwicklung und Nutzung<br />

von „Kriterien“/“Qualitätsindikatoren“ nach § 137 e SGB V ziehen: Die<br />

Entwicklung, Implementierung und Pflege dieses Instrumentariums ist<br />

mit einem hohen Aufwand verbunden. Die erfolgreiche Anwendung<br />

von Qualitätsindikatoren ist an zahlreiche Voraussetzungen gebunden:<br />

Eindeutige Definition und Darlegung der Programm-Ziele – Speziell<br />

für das Programm geplantes System zur prospektiven Datenerfassung<br />

– Datenanalyse und -kontrolle zur Bestimmung der Korrektheit und Zuverlässigkeit<br />

– Unterweisung und Training der plastisch-chirurgischen<br />

Ärzte – Verfahren zur Adjustierung auf der Grundlage der Kenntnisse<br />

und Erfahrungen von Leistungserbringern – Methoden/Massnahmen<br />

zur Lösung/Minimierung der zahlreichen Schnittstellen-Probleme bei<br />

der Gesundheitsversorgung bzw. der Datenerfassung und -übermittlung<br />

– Einbindung von Indikatoren in ein umfassendes Programm der Qualitätserfassung<br />

und -förderung – Die Qualität der Kriterien/Indikatoren<br />

muss schließlich bestimmten Standards genügen, die von den Leistungserbringern<br />

gewährleistet werden müssen.<br />

V94 L Lebensqualität und Zufriedenheit nach<br />

Liposuktion anhand von spätergebnissen<br />

Biemer M, Henrich G, Mirceva V, Kovacs L, Herschbach P, Machens H-G, Biemer E, Papadopulos NA<br />

Amper Kliniken Dachau; Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Ziel der Arbeit ist es, die Lebensqualität und Zufriedenheit von Patienten<br />

nach Liposuction zu eruieren, um möglichen Einfluss der ästhetischplastischen<br />

Chirurgie auf die subjektive Lebensqualität zu untersuchen.<br />

Material und Methode: Hierzu wurden 150 Patienten, bei denen an verschiedenen<br />

Körperregionen eine Fettabsaugung von unterschiedlichen<br />

Chirurgen, sowohl von Ärzten in der Ausbildung, als auch von Fachärzten,<br />

eine Fettabsaugung durchgeführt wurde; mit 2 differenzierten Fragebögen<br />

(1× zur Person und Krankheitsgeschichte; 1× zur eigentlichen<br />

OP bzw. Liposuction), einem standardisierten Selbstbeurteilungsfragebogen<br />

(FLZM), mit den Modulen „Allgemeine Lebenszufriedenheit“,<br />

„Gesundheit“, „Äußere Erscheinung“ und dem Freiburger Persönlichkeitsinventarbogen<br />

(FPI), zur Messung der Persönlichkeitsmerkmale,<br />

im Januar/Februar 2005, angeschrieben. 84 Patienten (55 %) haben<br />

geantwortet, davon 9 männliche und 75 weibliche, im Alter von 19–<br />

95 (Durchschnitt 48) Jahren. Die Absaugmenge (40-8000 ml) war im<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 39 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Durchschnitt 1385,55 ml. Die häufigsten Körperregionen waren Abdomen,<br />

Oberschenkel und Hüfte.<br />

Ergebnisse: Es ergibt sich aus allen diesen differenzierten Daten, für<br />

die Zufriedenheit mit dem ästhetischen Ergebnis, auf einer Skala von<br />

0–10 ein Durchschnittsergebnis von 5,5. Dies bedeutet von 84 Patienten<br />

waren 52 Zufrieden, 17 davon waren mit Score 10 sehr zufrieden.<br />

Zusammenfassend ergab sich eine Zufriedenheit aller Patienten von ca.<br />

61,9 %. Nimmt man allerdings die Patienten mit OPs nach oder zur Gewichtsreduktion,<br />

sowie die Patienten zur Vorbereitung für Straffungen<br />

(z.B. Abdominoplastik) heraus (12 Stück), dann ergibt sich für die reinen<br />

ästhetischen Eingriffe eine Zufriedenheit von 66,6 %. Insgesamt<br />

würden sich 67 % ganz bzw. ziemlich sicher für die gleiche OP wieder<br />

entscheiden. 46 % der Befragten würden sogar ganz bis ziemlich sicher<br />

ihren Bekannten so einen Eingriff weiterempfehlen. Aus dem standardisierten<br />

Selbstbeurteilungsfragenbogen (FLZ), ergab sich beim Modul<br />

des „äußeren Erscheinungsbildes“ postoperativ eine ausgeprägte Verbesserung<br />

(hohe Signifikanz), bei dem Modul „Gesundheit“ eine Verbesserung<br />

(geringe Signifikanz), bzw. bei der „Allgemeinen Lebenszufriedenheit“<br />

eine gleich bleibende Zufriedenheit (keine Signifikanz). Aus<br />

dem FPI-Fragebogen ergab sich eine hohe Signifikanz, welches zeigt, das<br />

die Patienten eine hohe Selbsteinschätzung hatten. Die Unzufriedenheit<br />

ergab sich hauptsächlich aus postoperativer Dellenbildung, gefolgt von<br />

höheren präoperativen Erwartungen und Asymmetrie.<br />

Fazit: Hieraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass die Liposuction einen<br />

Teil zur Verbesserung der Lebensqualität und Zufriedenheit bieten<br />

kann, wenn sie mit größter Sorgfalt zur Vermeidung von Irregularitäten<br />

wie Dellenbildung und Asymmetrie, durchgeführt wird. Dies wiederum<br />

bedeutet für die anwendenden Chirurgen, höhere differenziertere Ausbildung<br />

und ausführlicheres Training mit den verschiedenen Verfahren<br />

der Liposuktion. Bezüglich der enttäuschten Erwartungen ergibt sich die<br />

Schlussfolgerung einer präziseren und höher differenzierteren Aufklärung,<br />

die insbesondere auch die Grenzen dieser Technik aufzeigt.<br />

V95 L Qualität aus Kundensicht versus Patientenzufriedenheit:<br />

Wann ist jemand Kunde, wann ist jemand Patient?<br />

Kamolz L-P, Frey M<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Qualität und Qualitätsmanagement (QM) sind derzeit gerade im Gesundheitswesen<br />

in aller Munde. Als Qualitätsmanagement werden<br />

grundsätzlich alle organisierten Maßnahmen bezeichnet, die der Verbesserung<br />

von Produkten, Prozessen oder Leistungen jeglicher Art dienen.<br />

Von zentraler Bedeutung sind daher im Gesundheitswesen der Patient<br />

und seine Behandlung. Qualität bezieht sich hierbei also sowohl auf die<br />

Dienstleistung (Behandlungsqualität), als auch auf die internen Prozesse<br />

und Abläufe der Organisation (Krankenhaus: Struktur-, Prozessqualität)<br />

und ist definiert als das Maß, in dem die betrachteten Leistungen<br />

den Anforderungen genügen.<br />

Hypothese: Gerade im Bereich der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven<br />

Chirurgie kommt ein Mensch aber häufig nicht nur in der<br />

Funktion des Patienten, sondern auch in der Rolle des Kunden. D.h.<br />

Qualität bedeutet zunehmend den Kundenerwartungen zu entsprechen<br />

und die Dienstleistung entsprechend anzupassen.<br />

Methode: Ziel dieses Literatur-Reviews und Vortrages ist es den Begriff<br />

der Kunden-/ Patientenzufriedenheit aus QM-Sicht genauer zu definieren<br />

und den Unterschied zwischen Kunde und Patient aufzuzeigen.<br />

Ergebnisse: Im Gesundheitswesen lässt sich Zufriedenheit in zwei Kategorien<br />

einteilen: 1) In Zufriedenheit mit dem Service, z.B. Wartezeiten,<br />

Freundlichkeit, etc. und 2) In Zufriedenheit mit den an ihm durchgeführten<br />

Handlungen/Behandlungen. In beiden Fällen ist dann Zufriedenheit<br />

gegeben, wenn die subjektiv wahrgenommene Qualität über den<br />

39


Abstracts<br />

Erwartungen liegt. In der Zufriedenheitsforschung spricht man einerseits<br />

von sogenannten Motivatoren, andererseits von Hygienefaktoren.<br />

Hygienefaktoren werden auch als „Muss-Leistungen“ bezeichnet, d. h.<br />

es handelt sich um Leistungen, die, wenn sie vorhanden sind, lediglich<br />

Unzufriedenheit im Menschen vermeiden. Eine Zusatzleistung wird<br />

dagegen als Motivator bezeichnet, denn erst ihr Vorliegen ruft Zufriedenheit<br />

im Menschen hervor. Im Gesundheitssektor wird die ohnehin<br />

oft schwer bestimmbare Gesundheitsverbesserung d.h. das Behandlungsergebnis<br />

sehr häufig vorausgesetzt und stellt somit häufig nur noch<br />

einen Hygienefaktor dar. Dieser Umstand ist noch mehr im Rahmen<br />

der Ästhetischen Chirurgie zu berücksichtigen und zu beachten. Als<br />

sogenannte Motivatoren treten hier stattdessen Kommunikations- und<br />

Kontaktqualität (interpersonelle Qualität) sowie Servicequalität in den<br />

Vordergrund. Nur hier liegen die Möglichkeiten, sich zu profilieren und<br />

positiv aufzufallen.<br />

Fazit: Qualität und Zufriedenheit ist daher auch in der Plastischen Chirurgie<br />

mehr als nur die Abwesenheit von Fehlern und Kundenorientierung<br />

gewinnt immer mehr an Bedeutung; trotzdem gibt es bei der<br />

Kundenorientierung und dem Erfüllen von Kundenwünschen gewisse<br />

Grenzen ? und die Grenzen liegen da, wo der Kunden in die Rolle des<br />

Patienten schlüpft.<br />

V96 L Die plastisch-ästhetische brustchirurgie im<br />

spiegel der schlichtungsstelle – Konsequenzen für den Arzt<br />

von Klencke C, Allert S, Boorboor P, Vogt PM<br />

Kreiskrankenhaus Hameln; Medizinische Hochschule Hannover<br />

Die Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der Norddeutschen Ärztekammern<br />

(NSchS) prüft bei vermuteten ärztlichen Behandlungsfehlern<br />

Schadensersatzansprüche der Patienten. In ca. 29 % aller Verfahren der<br />

NSchS werden Patientenansprüche als begründet bewertet. In Deutschland<br />

werden jährlich ca. 56 000 plastisch-ästhetische Brustoperationen<br />

durchgeführt, von denen auch Fälle in der NSchS bearbeitet wurden. Die<br />

aktuelle retrospektive Studie analysiert die von der NSchS bearbeiteten<br />

Fälle hinsichtlich der häufigsten Behandlungsfehler und wertet diese nach<br />

Fachdisziplinen aus. Eine kasuistische Auswertung der Fälle soll darüber<br />

hinaus Rückschlüsse auf Mängel in den Behandlungsabläufen geben.<br />

Methoden: Untersucht wurden 155 abgeschlossene Fälle der NSchS zu<br />

ästhetischen Brustoperationen von 2000 bis 2007. Insgesamt wurden<br />

8 Fachdisziplinen Fehler vorgeworfen. Die bearbeiteten Fälle sind vom<br />

Medical Error Reporting System der NSchS erfasst und nach Fachdisziplinen,<br />

Patientenvorwürfen und Behandlungsfehlern ausgewertet. Alle<br />

Fälle, bei denen ein Behandlungsfehler festgestellt wurde, wurden einer<br />

Auswertung unterzogen.<br />

Ergebnisse: Die 155 Fälle (66 Augmentationen, 89 Reduktionen) beinhalteten<br />

263 Vorwürfe (1,7 pro Fall). 67 Fälle (43,2 %) wurden nach<br />

Urteil der NSchS als ärztliche Fehler anerkannt. Die NSchS bewertete<br />

von den 263 erhobenen Vorwürfen 80 (30,4 %) als vermeidbare ärztliche<br />

Fehler. Die häufigsten Fehler betraf die OP-Durchführung (n=40;<br />

50 %), gefolgt von der OP-Verfahrenswahl (n=13; 16,2 %) und den<br />

postoperativen Maßnahmen (n=9; 11,2 %). Den Plastischen Chirurgen<br />

wurden 31 von den 80 (38,8 %) anerkannten ärztlichen Fehlern zugeordnet.<br />

Hiervon betraf es die OP-Durchführung 15× (48,4 %), die OP-<br />

Verfahrenswahl 5× (16,1 %) und postoperative Maßnahmen 4× (13<br />

%). Den Gynäkologen wurden 43 von den 80 (53,8 %) anerkannten<br />

ärztlichen Fehlern zugeordnet. Hiervon betraf es die OP-Durchführung<br />

24× (55,9 %), die OP-Verfahrenswahl 9× (21 %) und postoperative<br />

Maßnahmen 4× (9,3 %). Den Allgemeinchirurgen wurden 12 von den<br />

80 (15 %) anerkannten ärztlichen Fehlern zugeordnet. Hiervon betraf es<br />

die OP-Durchführung 5× (41,6 %), die OP-Verfahrenswahl 3× (25 %),<br />

die falsche Indikation und Therapie postoperativer Infektion mit je 2×<br />

(16,2 %). Weitere seltener anerkannte Fehler betrafen fachübergreifend<br />

die Anamnese/Körperliche Untersuchung, Risikoaufklärung, Indikationsstellung,<br />

Lagerung, bildgebende Verfahren und Behandlungsalternativen.<br />

Die anderen Fachdisziplinen waren mit zum Teil nur einem Fall<br />

vertreten. Die Patienten erwähnten, unabhängig vom Urteil der NSchS,<br />

in 56,7 % der Fälle Mängel in Arzt-Patienten-Kommunikation, einschließlich<br />

der Risikoaufklärung und den Visitengesprächen.<br />

Fazit: Durchschnittlich werden bei 29 % aller Verfahren der NSchS<br />

ärztliche Fehler ausgesprochen. Diesbezüglich lag die ästhetische Mammachirurgie<br />

mit 43,2 % deutlich höher. Fachübergreifend wurden am<br />

häufigsten Mängel in der OP-Durchführung, gefolgt von OP-Verfahrenswahl,<br />

postoperativen Maßnahmen und falscher Indikationsstellung vorgeworfen<br />

sowie als Fehler anerkannt. Die Verteilung der Fehlergruppen<br />

innerhalb der Fachdisziplinen war im Vergleich ähnlich. Vonseiten der<br />

Patienten wurde darüber hinaus die mangelnde Kommunikation zwischen<br />

Arzt und Patient geklagt. Angesichts einer steigenden Zahl an<br />

plastisch-ästhetischen Operationen sollten die Ergebnisse der Arbeit der<br />

Schlichtungsstelle in die Diskussion um eine Optimierung der Behandlungsabläufe<br />

einfließen.<br />

V97 L Entwicklung des bQs-MC-Fragebogens: Qualitätssicherung<br />

ärztlicher beratungsgespräche bei primärem<br />

Mammakarzinom auf basis von Patientenbefragungen<br />

Birkner N<br />

BQS-Institut Düsseldorf und Hamburg<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Die stationäre Behandlung von Brustkrebspatientinnen wird seit Jahren<br />

gemäß § 137 SGB V verpflichtend qualitätsgesichert. Mit diesem Verfahren<br />

bleibt jedoch ein zentraler Aspekt der Versorgungswirklichkeit<br />

unberücksichtigt, nämlich das subjektive Erleben der Patientin, Daher<br />

hat die BQS-Fachgruppe Mammachirurgie die Entwicklung eines bundeseinheitlichen<br />

Qualitätssicherungsverfahrens auf Basis der Patientensicht<br />

initiiert. Die BQS-Fachgruppe Mammachirurgie und die BQS<br />

haben daraufhin einen spezifischen Fragebogen entwickelt, mit dem die<br />

Qualität ärztlicher Beratungsgespräche mit Brustkrebspatientinnen vor<br />

der ersten Operation, insbesondere die Entscheidungsteilhabe der Patientinnen<br />

(Shared Decision Making) erfasst werden kann.<br />

Methoden: Auf Basis von Expertenbefragungen wurde ein Konzeptfragebogen<br />

mit 172 Items entworfen. Vor dem ersten Einsatz wurde der<br />

Fragebogen mit dem Think-Aloud-Verfahren an Brustkrebspatientinnen<br />

getestet und überarbeitet. Studie 1: Dieser Fragebogen wurde 371 Patientinnen<br />

aus 34 kooperierenden Einrichtungen sechs Monate nach deren<br />

Brustoperation zugesandt. Mit explorativen Faktorenanalysen wurde<br />

die interne Struktur des Itemsets aufgedeckt. Außerdem wurden multiple<br />

Regressionen für die gefundenen Faktorensätze und verschiedene<br />

Zielvariablen gerechnet (interne Validität). Auf Basis statistischer Analysen<br />

sowie theoretischer Überlegungen wurde die erste Revision des<br />

Fragebogens mit 100 Items erstellt. Studie 2: Der revidierte Fragebogen<br />

wurde an 685 Patientinnen aus 49 kooperierenden Einrichtungen mit<br />

sechsmonatigem Verzug versandt. Zudem erhielten sie einen Fragebögen<br />

mit verschiedenen Skalen des Kölner Patientenfragebogens (KPF)<br />

zur Überprüfung der externen (divergenten bzw. konvergenten) Konstruktvalidität<br />

sowie einen Nonresponder-Fragebogen.<br />

Ergebnisse: Studie 1: Zur statistischen Analyse des Konzeptfragebogens lagen<br />

206 auswertbare Fragebogen vor (Rücklaufquote 55,5 %). Getrennt<br />

für Reporting- und Rating-Items mit Arztbezug sowie für Items über persönliche<br />

Aktivitäten und Einstellungen der Patientinnen wurden drei<br />

explorative Faktorenanalysen gerechnet. Die Faktoren der ärztlichen<br />

Aktivitäten umfassen die Bereiche: Ärzte fragten, Ärzte informieren<br />

und Ärzte öffnen den Gesprächsrahmen. Die Faktoren der arztbezo-<br />

40 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 40 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

genen Bewertungen umspannen inhaltlich die Bereiche Bewertung des<br />

Gesprächsverhaltens der Ärzte, Bewertung der ärztlichen Informationen<br />

sowie Bewertung der Rahmenbedingungen Unter den persönlichen Aktivitäten<br />

und Einstellungen der Patientinnen sind u.a.. Faktoren zu finden,<br />

die das Konzept des Shared Decision Making abbilden. Die Determinationskoeffizienten<br />

(R2) multipler Regressionen für das Globalurteil<br />

der ärztlichen Beratungsgespräche (Kriterium) und den Faktoren der<br />

arztbezogener Reporting- bzw. der arztbezogenen Rating-Items liegen<br />

bei 0,73 bzw. 0,74. Bei Verwendung anderer Kriterien werden kleinere<br />

R2-Werte ermittelt. Studie 2: Bis heute liegen 376 vollständig ausgefüllte<br />

Fragebögen zur Auswertung vor (Stand 12.4.<strong>2010</strong>). Detaillierte Ergebnisse<br />

statistischer Analysen zur internen und externen Konstruktvalidität<br />

sowie zur Differenzierungsfähigkeit der gefundenen Faktoren zwischen<br />

den teilnehmenden Einrichtungen stehen aktuell an und werden<br />

auf der Jahrestagung berichtet.<br />

Fazit: Mit dem BQS-MC-Fragebogen werden qualitätsrelevante Dimensionen<br />

ärztlicher Beratungsleistungen aus Sicht der Patientinnen stabil<br />

und vollständig erfasst. Zukünftig können Einrichtungen diese Patientinnenbefragung<br />

vom BQS-Institut durchführen lassen und erhalten für<br />

das interne Qualitätsmanagement wertvolle einrichtungsbezogene Informationen,<br />

die außerdem einen Vergleich mit allen anderen teilnehmenden<br />

Einrichtungen in einer Gegenüberstellung (Benchmark) erlauben.<br />

Mamma 3<br />

Freitag, 11:30–13:30 Uhr, Saal 4<br />

V98 L Lebensqualität, Persönlichkeitsveränderungen,<br />

selbstwertschätzung und klinische Ergebnisse<br />

nach brustaugmentation<br />

Totis A, Henrich G, Kovacs L, Herschbach P, Machens H-G, Papadopulos NA<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Die Lebensqualität des Patienten hat als Therapieziel an großer Bedeutung<br />

gewonnen. In unseren Vorstudien in den letzten 10 Jahren sahen<br />

wir, dass elektive Eingriffe in der ästhetischen Chirurgie einen positiven<br />

Einfluss auf das multidimensionale Konstrukt der Lebensqualität haben.<br />

Das Ziel dieser Studie ist es die Ergebnisse dieser Studien weiterzuführen<br />

und die Lebensqualität und Patientenzufriedenheit nach durchgeführter<br />

Brustaugmentation zu untersuchen.<br />

Methoden: Bei dieser retrospektiv ausgelegten Studie haben insgesamt<br />

184 Patienten die Kriterien zur Teilnahme erfüllt. 146 davon haben<br />

sich bereiterklärt, nach einer, zwischen 1995 und 2009, durchgeführten<br />

Brustaugmentation, teilzunehmen. Es wurde ein Fragebogen erstellt,<br />

der in mehrere Teile aufgeschlüsselt war. Im ersten Teil wurde auf die<br />

demographischen Daten, das soziale Umfeld und das subjektive Operationsergebnis<br />

des Patienten eingegangen. Der zweite Teil bestand aus<br />

dem FLZ (Fragen zur Lebenszufriedenheit), einem standardisierten Fragebogen<br />

zur Untersuchung der Lebensqualität. Der dritte und vierte Teil<br />

untersuchte die Psyche des Patienten. Hierfür wurde das Freiburger Persönlichkeitsinventar<br />

(FPI) und der Rosenberg Self Esteem Questionaire<br />

(RES) verwendet.<br />

Ergebnisse: 146 Patientinnen nahmen an der Studie teil. Für 91 % der Studienteilnehmerinnen<br />

war die Brustaugmentation der erste ästhetische<br />

Eingriff. Das mittlere Alter lag bei ca.32,6 Jahren und die mittlere Überlegungszeit<br />

für den Eingriff bei 5,9 Jahren. 43 % der Befragten gaben die<br />

Medien als die wichtigste Informationsquelle für die Operation an. 76 %<br />

der Teilnehmerinnen genießen eine verbesserte Lebensqualität im Allgemeinen,<br />

und 71 % ein verbessertes Sexualleben. 90 % der wichtigsten<br />

Alltagsaktivitäten haben sich postoperativ verbessert. 74 % der Befragten<br />

gaben dem ästhetischen Operationsergebnis (Skala von 0 bis 10) 8<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 41 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

oder mehr Punkte, 30 % davon sogar 10 Punkte, wobei die Auswertung<br />

der Gesamtbelastung bei einem Mittlewert von 3,9 (Skala von 0–10)<br />

lag. Nur 3 % der Studienteilnehmer würden sich nicht noch mal für<br />

eine Brustaugmentation entscheiden, und 67,8 % würden eine gleiche<br />

Operation weiterempfehlen. 25 Patientinnen (17 %) waren, präoperativ,<br />

unter psychiatrische Behandlung wegen der kleinen Brüste. Im Vergleich<br />

zwischen den Summenwerten des Moduls des FLZM „Allgemein Teil“<br />

und den Normdaten, zeigte sich eine signifikante Verbesserung sowohl<br />

für das Item Partnerschaft/Sexualität (p=0,004), als auch für das Item<br />

„Wohnsituation“ (p


Abstracts<br />

rolle der anatomischen Präparation und Blutstillung sowie der Möglichkeit,<br />

auch anatomische Implantate exakt auszurichten. Zu prüfen ist die<br />

Hypothese, ob für ein ausgewähltes Patientengut diese Operationsmethode<br />

einen Fortschritt darstellt. Das ideale Patientengut ist zu definieren.<br />

Typische Komplikationen und deren Häufigkeit werden analysiert.<br />

Die Lernkurve in eigener Hand wird aufgearbeitet. Es handelt sich um<br />

eine nicht kontrollierte retrospektive Studie eigener Patientinnen, n ca.<br />

300. Bis auf die seltene Komplikation der kutanen Verbrennung ist die<br />

Art der Komplikationen identisch mit periareolärer oder submammärer<br />

Vorgehensweise. Die Narbenbildung in der Axilla war hingegen auch<br />

bei Keloiddisposition in keinem einzigen Fall hypertroph. Die Lernkurve<br />

war exzessiv mit erheblich erhöhter Komplikationsrate im ersten und<br />

zweiten Jahr und sank danach auf gleichbleibend niedriges Niveau, vergleichbar<br />

mit Standardzugängen. Nach Beenden der Lernkurve stellt<br />

sich in unserer Hand die Methode als unschätzbarer Vorteil verglichen<br />

mit den Standardmethoden dar. Bei dem geeigneten Patientengut hat<br />

die endoskopische Augmentation die klassischen Verfahren durch ihre<br />

Überlegenheit abgelöst, so daß eine kontrollierte Studie aus unserer<br />

Sicht ethisch nicht vertretbar ist. Exzellente Methode der an der Brust<br />

narbenfreien Mamaaugmentation bei geeignetem Ausgangsbefund<br />

V101 L Ein neuer Zugang zur brustvergrößerung<br />

an der basis der brustwarze mit tabaksbeutelnaht zur<br />

Minimierung des Narbenbilde<br />

Knam F, Schmitt C, Bratschke C, Schoeller T<br />

Marienhospital Stuttgart<br />

Die Brustvergrößerung mittels Implantat ist einer der häufigsten plastisch<br />

chirurgischen Eingriffe sowohl bei kosmetischen als auch bei rekonstruktiven<br />

Indikationen. Der erste Patientenwunsch ist häufig ein<br />

möglichst unauffälliges Narbenbild. Der transareoläre Zugang an der<br />

Basis der Brustwarze stellt in Kombination mit einer Verkleinerung der<br />

Areole eine lohnenswerte Alternative zu den herkömmlichen Methoden<br />

dar.<br />

Hypothese: Der transareoläre Zugang basisnah ist eine sichere Methode<br />

zur Brustvergrößerung wenn gleichzeitig eine Verkleinerung der Areole<br />

gewünscht wird. Die Operationstechnik ist nicht aufwendiger als die<br />

herkömmlichen Verfahren, das Narbenbild ist sehr dezent und die Sensibilität<br />

im Bereich der Brustwarze ist bei Parenchymdissektion kranial<br />

der Brustwarze nahezu unbeeinträchtigt.<br />

Methode: Bisher wurden 8 Patienten mit der beschriebenen Methode an<br />

unserer Klinik operiert. Eine erste zirkuläre Inzision wird an der Basis<br />

der Brustwarze transepithelial gesetzt, eine weitere konzentrisch<br />

von der ersten, abhängig davon, wie stark die Verkleinerung der Areole<br />

gewünscht wird. Der entstandene Hautring wird deepithelisiert. Im<br />

Bereich der kranialen Hälfte des entepithlisierten Bereiches erfolgt die<br />

Dissektion des Parenchyms bis auf die Pektoralisfaszie und die Präparation<br />

des Implantatlagers. Die Prothese wird nach Blutstillung sowie Einbringen<br />

einer Drainage plaziert. Verschluss dermal-subkutan mit Vicryl.<br />

Hautverschluss durch Setzen einer Tabaksbeutelnaht mit PDS 3/0.<br />

Ergebnisse: Revisionsbedürftige Komplikationen wie Nachblutungen oder<br />

Infektionen traten bisher nicht auf. Die Fältelung am Übergang Basis<br />

der Brustwarze-Areole löste sich spontan nach wenigen Wochen auf.<br />

Gefühlsstörungen im Bereich der Brustwarze wurden keine berichtet. In<br />

einem Fall löste sich 3 Wochen postoperativ die Tabaksbeutelnaht und<br />

es kam zu einem Abflachen der Brustwarze, was durch eine ambulante<br />

Operation in Lokalanästhesie korrigiert werden konnte.<br />

Fazit: Die richtige Patientenselektion vorausgesetzt, stellt der transareoläre<br />

basisnahe Zugang einen lohnenswerten Alternativzugang zur Brustvergrößerung<br />

mittels Implantat dar. Beim Einsatz von Silikongelprothe-<br />

sen ist die Prothesengröße aufgrund des nicht erweiterbaren Zuganges<br />

limitiert. Die kaudale Stielung des MAK gewährt eine gute Sensibilität<br />

im diesem Bereich. Weitere Einsatzmöglichkeiten dieser Technik bieten<br />

sich bei der narbensparenden subkutanen Mastektomie bei Gynäkomastie.<br />

V102 L brustwanddeformität: können wir auf<br />

silikonimplantate verzichten? Korrektur beim Poland-<br />

syndrom und trichterbrust mit Eigenfetttransplantation<br />

von Fritschen U, Mamarvar M, Frantzen S, Kleinschmidt A<br />

Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Brust- und Brustwanddeformitäten stellen häufig eine operative Herausforderung<br />

dar. Trotz der begleitenden, zum Teil erheblichen Deformierung<br />

sind 95 % der Patienten klinisch asymptomatisch, sodass in aller<br />

Regel lediglich die ästhetische Korrektur gewünscht wird. Hierfür stehen<br />

verschiedene Verfahren zur Verfügung. Plastische Chirurgen verwenden<br />

bisher hauptsächlich custom-made Silikon-Implantate. Zum Teil werden<br />

auch aufwändige Lappenplastiken eingesetzt. Die zum Teil voluminösen<br />

Implantate werden jedoch besonders im subklavikulären Bereich häufig<br />

als hinderlich empfunden. Zudem gelingt ein harmonischer Konturausgleich<br />

nur selten.<br />

Methode: In den letzten 16 Monaten behandelten wir 3 Patientinnen<br />

mit Polandsyndrom und 3 Patienten mit einer Trichterbrustdeformität<br />

durch Eigenfett-Transplantation. Bei den Trichterbrust Patienten war<br />

einmal eine zweite Sitzung erforderlich, die Poland Patientinnen wurden<br />

jeweils dreimal operiert, wobei zuletzt nur noch sehr dezente Formabweichungen<br />

korrigiert wurden. Bei einer Patientin wurde zusätzlich<br />

ein handelsübliches Silikonimplantat im Brustbereich verwendet.<br />

Ergebnisse: Unser Follow-up beträgt in allen Fällen mindestens 9 Monate.<br />

Anhand einer Fotodokumentation und der subjektive Einschätzung<br />

durch Operateur und Patient wurde der Umfang der stabil erhaltenen<br />

Fettmenge geschätzt und die Zufriedenheit bewertet. Alle Patienten waren<br />

subjektiv sehr zufrieden mit dem Resultat. Lediglich ein sehr schlanker<br />

Patient mit Trichterbrust wünschte sich eine noch etwas deutlichere<br />

Korrektur. Intermittierende Sensibilitätsstörungen traten bei 3 Patienten<br />

auf, schmerzhafte flächige Hämatome im Aspirationsareal bei 4. Andere<br />

Komplikationen wurden nicht beobachtet.<br />

Diskussion: Bei Thoraxwanddeformitäten ohne kardiopulmonale Störungen<br />

ist das Ziel der Behandlung ein ästhetischer Ausgleich des Defektes.<br />

Aus diesem Grund müssen hohe Anforderungen an die Sicherheit des<br />

Verfahrens gestellt werden. Die subjektive Zufriedenheit des Patienten<br />

ist das wesentliche Erfolgskriterium. Die Installation von Eigenfett in<br />

größeren Volumina ist ein relativ neues Verfahren und noch nicht vollständig<br />

standardisiert. Die vorgestellte Methode führte in der bisherigen<br />

Nachuntersuchungszeit in allen Fällen zu einem zufriedenstellenden,<br />

stabilen Resultat, das durch keine andere Technik besser zu lösen<br />

gewesen wäre. Insbesondere erlaubt die Technik einen harmonischen<br />

Ausgleich des Defektes. Die Patienten schätzen besonders die Option<br />

auf Fremdkörper zu verzichten und akzeptieren dafür ggf. mehrfach<br />

operiert zu werden. Relevante Komplikationen sind nicht aufgetreten.<br />

Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes, die postoperativen Einschränkungen<br />

und die notwendige Nachsorge ist minimal. Obwohl noch nicht<br />

vollständig etabliert, halten wir das Vorgehen in geeigneten Fällen für<br />

eine vielversprechende Alternative.<br />

42 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 42 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

V103 L Komplikation nach Implantation von<br />

schweinedermis in der rekonstruktiven brustchirurgie<br />

Jakubietz M, Köhler G, Jakubietz R, Zeplin P, Meffert R, Schmidt K<br />

Universitätsklinikum Würzburg<br />

Der Einsatz porciner Dermisäquivalente in der rekonstruktiven Brustchirurgie<br />

zur Implantatrekonstruktion erfreut sich in letzter Zeit wachsender<br />

Beliebtheit und wird von der Industrie massiv beworben und<br />

weckt bei Patienten deutlich übersteigerte Erwartungen.<br />

Hypothese: Trotz initial guter postoperativer Resultate trat in unserer Patientenserie<br />

eine sehr hohe Rate an sekundären Extrusionen auf. Dies<br />

deckt sich nur teilweise mit den publizierten Daten.<br />

Methoden: Bei 7 Patienten (8 Brüste) erfolgte die primäre Implantatrekonstruktion<br />

mit Einlage porziner Dermisäquivalente. Innerhalb der ersten<br />

6 Wochen kam es jedoch in 6 Fällen zu einer operationspflichtigen Komplikation<br />

die die Explantation des Material notwendig machten. Trotz<br />

hoher Infektparameter konnte kein konklusiver Keimnachweis erfolgen.<br />

In sämtlichen Fällen war histologisch eine gesteigerte Fremdkörperreaktion<br />

nachweisbar.<br />

Fazit: Porcine Dermisäquivalente stellen eine einfache und deswegen für<br />

viele ansprechende Lösung in der Brustrekonstruktion dar. Besonders<br />

bei fachfremden Kollegen wird dieses Verfahren massiv beworben. Unsere<br />

ersten Erfahrung jedoch sind negativ. In einem übermässig hohen<br />

Anteil kam es hier sekundär zur Implantatextrusion. Aus diesem Grund<br />

können die Dermisanaloga nicht empfohlen werden.<br />

V104 L Macrolane – Ein Hyaluronsäure-Gel<br />

zur brustaugmentation<br />

Lampe H<br />

Praxis für Medizinische Faltenbehandlung, Frankfurt am Main<br />

Bei der Einführung von Macrolane bei einem Anwendertreffen in London<br />

im Februar 2008 empfahl die Herstellerfirma das neue Produkt so<br />

zu injizieren, wie Fett beim Lipofilling, als wie einen Filler. Diese Empfehlung<br />

führte besonders unter der Haut zu tastbaren Verhärtungen und<br />

mancher Anwender gab die Therapie mit Macrolane wieder auf. Bei der<br />

Brustaugmentation sollte man Macrolane wie ein Implantat behandeln.<br />

Es soll zwischen Pectoralis und Drüse als großes zusammenhängendes<br />

Depot eingebracht werden. Hier ummantelt der Körper es mit einer<br />

zarten Bindgewebsmembran und so liegt es dort wie ein Implantat. Die<br />

Sofortergebnisse sind excellent und die Patientinnen empfinden das Behandlungsergebnis<br />

wie ein Wunder. Der größte Nachteil ist die Resoption<br />

der Substanz. Eine Folgebehandlung nach 12 bis 18 Monaten ist<br />

notwendig, um das erreichte gute Ergebnis zu halten. Macrolane kommt<br />

der idealen Substanz, die ein Implantat vermeiden soll und sich viele<br />

Chirurgen wünschen, schon sehr nahe.<br />

V105 L Macrolane – Indikationen, beschwerden,<br />

Verträglichkeit, Abbau ... Erfahrungen nach 320 behandlungen<br />

in zwei Jahren<br />

Otte J<br />

Plastische & Ästhetische Chirurgie, Zürich<br />

Macrolane, eine Erweiterung der seit Jahren bekannten stabilisierten<br />

Hyaluronsäure Restylane, setzen wir seit nunmehr zwei Jahren sehr<br />

erfolgreich als Alternative zur aesthetischen Brustvergrösserung ein, sowie<br />

zur Verjüngung von Decolletee und Händen. Auch körperformende<br />

Eingriffe, wie die Behandlung der Trichterbrust, Dellenauffüllung nach<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 43 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Liposuction oder Waden- und Gesässaugmentation sind gute Indikationen<br />

für eine schnelle und risikoarme Behandlung mit Macrolane. Die<br />

zunehmende Tendenz in unserer Gesellschaft, heute in jüngerem Alter<br />

mit nicht-chirurgischen Methoden Defekte zu korrigieren oder aesthetische<br />

Verbesserungen am gesamten Körper zu erreichen, focussieren<br />

die Aufmerksamkeit vermehrt auf diese neuen Therapiemöglichkeiten.<br />

Eingriffe wie mit Macrolane, die in örtlicher Betäubung mit keiner oder<br />

minimaler downtime im privaten u/o beruflichen Leben stattfinden,<br />

werden von der Klientel bevorzugt. Im deutschsprachigen Europa haben<br />

wir mit Macrolane die grösste Erfahrung inclusive erste Einblicke in<br />

Probleme, wie diese zu beheben sind, und wagen diesbezüglich eine erste<br />

vorsichtige Prognose bezüglich der Langzeitwirkung.<br />

V106 L 90 Mammaaugmenationen mit Hyaluronsäureinjektion<br />

– Macrolane<br />

Kloeppel M, Spirk E, Papadopulos NA, Kovacs L<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Im Zeitraum Mai 2008 bis April <strong>2010</strong> bekamen 90 Patienten eine Brustvergrößerung<br />

mit dem Hyaluronsäuregel Macrolane in Injektionstechnik.<br />

Ein erster Erfahrungsbericht.<br />

Material/Methode: n=80 Patienten im Alter von 19 Jahren bis 58 Jahren.<br />

Das Durchschnittsalter beträgt 33 Jahre. Alle Patienten erhalten eine<br />

Brustvergrößerung mit Macrolane Hyaluronsäuregelinjektion in subglandulärer<br />

Technik. Alle Behandlungen erfolgen in Tumeszenzinfiltrationsanästhesie<br />

mit intravenöser Analgosedierung. Die Injektionsmengen<br />

betragen rechts von 80 ml bis 240 ml im Mittel 140 ml, links von 70 ml<br />

bis 240 ml im Mittel 120 ml. Die Behandlungs-/Injektionszeiten betragen<br />

am Anfang 45 bis 50 Minuten und reduzieren sich später mit fortschreitender<br />

Erfahrung auf 20 Minuten Injektionszeit für beide Seiten.<br />

Alle Patienten werden ambulant behandelt mit sofortiger Rückkehr in<br />

den sozialen Alltag. Alle Patienten können am nächsten Tag ihre alltägliche,<br />

nicht körperlich belastende Arbeit, aufnehmen. Komplikationen:<br />

1) n=4 Materialdislokationen und Fehlpositionierung bei frühen Fällen<br />

in der Unterbrustfalte. 2) n=12 tastbare Verhärtung die jedoch von außen<br />

stumpf auflösbar war. 3) n=1 Einblutung der Stichinzision links.<br />

Die Abbaugeschwindigkeit beträgt ca. 50 % in 1 bis 1,5 Jahren . Hierzu<br />

wird aktuell eine kontrollierte, quantitativ volumetrische, lasergestützte<br />

dreidimensionale Studie durchgeführt. Die Schmerzhaftigkeit postoperativ<br />

beläuft sich auf 2 bis 3 Tage mit einem leichten bis mittleren<br />

Dehnungssschmerz, Volumenabhängig. Insgesamt verzeichnen wir eine<br />

außerordentlich hohe Patientenzufriedenheit sowie Patientenkompatibilität.<br />

Weitere Untersuchungen werden durchgeführt.<br />

V107 L 3D-Evaluation der postoperativen Form- und<br />

Volumenveränderung nach brustvergrößerung mittels<br />

Macrolane: Vorläufige Ergebnisse einer prospektiven studie<br />

Eder M, Kloeppel M, Spirk E, Pecher M, Reith S, Armbrecht F, Papadopulos NA, Machens H-G, Kovacs L<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Macrolane ist ein gelartiges, injizierbares Hyaluronsäurederivat, welches<br />

in letzter Zeit als Alternative zu herkömmlichen Brustaugmentationsverfahren<br />

vorgestellt worden ist. In der aktuellen Literatur finden<br />

sich nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich der Langzeitergebnisse<br />

auf die Form- und Volumenveränderung nach Brustvergrößerung<br />

mittels Macrolane. Eine ausreichend genaue, präzise und<br />

nicht-invasive Quantifizierung der Brustregion hinsichtlich Form, Oberfläche,<br />

Volumen und Symmetrie ist mittels der dreidimensionalen (3D)<br />

Körperoberflächenerfassung möglich.<br />

43


Abstracts<br />

Hypothese: Die konturverändernden Langzeiteffekte von Macrolane zur<br />

Brustvergrößerung nach 12 Monaten werden in einer prospektiven Studie<br />

bezüglich Strecken-, Form-, Volumen-, Oberflächenveränderungen<br />

und Symmetrie objektiv dreidimensional evaluiert.<br />

Methoden: Die Patienten (n=30) der prospektiven klinischen Studie,<br />

die sich einer Brustvergrößerung mittels subglandulärer Macrolane<br />

(VRF30, Q-Med, Uppsala, Schweden) Injektion unterzogen, wurden<br />

mit Hilfe eines 3-D Oberflächenscanners (Minolta Vivid 910®, Konica<br />

Minol ta, Osaka, Japan) erfasst. Nach einem standardisierten Aufnahmeprotokoll<br />

wurden die Patienten zu verschiedenen Zeitpunkten praeoperativ<br />

und postoperativ (post OP 1: 2-3 Tage, post OP 2: 1 Woche, post<br />

OP 3: 1 Monat, post OP 4: 3 Monate und post OP 5: 6 Monate) erfasst.<br />

Die Zwischenergebnisse der 3-D Evaluation von 15 Patienten nach 6<br />

Monaten wurden zu jedem Zeitpunkt hinsichtlich Veränderungen der<br />

Strecken [cm], des Volumens [cm 3 ], der Brustoberfläche (Hautmantel)<br />

[cm²], der postoperativen Schwellneigung [%] und der Brustsymmetrie<br />

dreidimensional analysiert und mit den intraoperativ gewonnen.<br />

Ergebnisse: Bei einem mittleren präoperativen Brustvolumen von 120±65<br />

cm³ wurden im Mittel 150 ml beidseits subglandulär injiziert und die<br />

Applikationsregionen intraoperativ dokumentiert. In den Zwischenergebnissen<br />

zeigte sich eine erste signifikante Abnahme der Weichteilschwellung<br />

um 53 % nach 1 Monat, um 88 % nach 3 Monaten und um<br />

94 % nach 6 Monaten im Vergleich zur postop. 1 Messung. Hinsichtlich<br />

der postoperativen Volumenveränderungen zeigte sich eine mittlere Resorptionsrate<br />

(präop. Volumen [cm³] + injiziertes Macrolane-Volumen<br />

[ml]) des injizierten Macrolanevolumens von 26 % (39±5 ml) nach<br />

6 Monaten. Durch Spiegelung der rechten auf die linke Brust konnte<br />

ein Symmetrievergleich als mittlerer Abstand beider Brustoberflächen<br />

in mm zueinander errechnet werden, der im hohen Maße mit den herkömmlichen<br />

Symmetriekriterien wie Streckenmessungen, Oberfläche<br />

und Volumen korreliert (r=0,883, p


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

on nachzuweisen (Sensitivität 94,4 %), während die immunhistochemische<br />

Analyse des SLN isolierte Tumorzellen in 5 weiteren Patientinnen<br />

ergab. In 17 von 23 aller lymphonodal positiven Patientinnen einschließlich<br />

Immunhistochemie konnte der SLN als der einzige positive Lymphknoten<br />

detektiert werden. Nach einer medianen Nachbeobachtungs-zeit<br />

von 4,7 Jahren, zeigte keine Patientin ein axilläres Lymphknotenrezidiv.<br />

Fazit: Die Indocyanin-Grün(ICG)-Fluoreszenzfarbstoff-gestützte SLNB<br />

ist eine neue Methode für das Staging des Mammakarzinoms und ermöglich<br />

eine akkurate Detektionsrate und Sensitivität vergleichbar mit<br />

den konventionellen Methoden. Ein Vorteil der Methode ist die Kombination<br />

der transkutanen Lymphographie im Echtzeit-Verfahren und die<br />

intraoperative SLN Navigation ohne Verwendung von Radionukliden.<br />

V110 L Erhalt des Nippel-Areola-Komplexes (NAK) bei<br />

bRCA 1/ 2 Mutationsträgerinnen<br />

Heitmann C, Schmiel M, Richter-Heine I, Feller A-M<br />

Gemeinschaftspraxis Feller/Heitmann, München<br />

Die Diskussion über Erhalt oder Entfernung des NAK bei BRCA1/2-<br />

Mutationsträgerinnen hält an. Über die letzten Jahre zeigt sich die<br />

Tendenz, dass der Erhalt des NAK im Rahmen von prophylaktischen<br />

Mastektomien mehr und mehr akzeptiert und von den durchweg informierten<br />

Patientinnen auch eingefordert wird. Der Erhalt des NAC im<br />

Rahmen einer therapeutischen Mastektomie bleibt umstritten. Dargestellt<br />

wird das Management von BRCA1/2-Mutationsträgerinnen, mit<br />

individuellen Konzepten hinsichtlich der ablativen und rekonstruktiven<br />

Verfahren.<br />

Patientinnen/Methodik: Von 2002 bis Ende 2009 wurden 44 Patientinnen<br />

operiert. Das Durchschnittsalter betrug 42 (24–55) Jahre, der Nachbeobachtungszeitraum<br />

2,5 Jahre. 30 der 44 Patientinnen entschieden sich für<br />

die Operation, nachdem sie an Brustkrebs erkrankt waren.<br />

Ergebnisse: Der Latissimus dorsi plus Implant wurde 12×, Implantat plus<br />

Strattice® 12× , DIEP Lappenplastiken 24× und S-GAP Lappenplastiken<br />

40× verwendet. Die S-GAP Lappenplastiken wurden im Abstand<br />

von 3 Monaten sequentiell operiert. Sämtliche Operationen beinhalten<br />

die Mastektomie. 8 Patientinnen entschieden sich für den Erhalt des<br />

NAC, in 6 dieser Fälle war die Mastektomie prophylaktisch, in 2 Fällen<br />

bei vorhandenem DCIS therapeutisch. Es gab einen S-GAP-Verlust, bei 5<br />

Latissimus-Patientinnen und 10 S-GAP Patientinnen wurde p.o. an der<br />

Hebestelle Serom punktiert.<br />

Fazit: Die Gruppe der BRCA 1/2 Mutationsträgerinnen in unserer Praxis<br />

ist inhomogen. Die Mehrzahl der Patientinnen erwägt eine Mastektomie<br />

mit nachfolgender Brustrekonstruktion erst, nachdem der Brustkrebs<br />

bereits aufgetreten ist. Diese Patientinnen sind daher zum Teil voroperiert<br />

und bestrahlt. In den präoperativen Gesprächen war der Themenkomplex<br />

NAC besonders zeitintensiv. Es bleibt eine Abwägung für die<br />

Patientin, zwischen Erhalt des NAC oder höchster onkologischer Sicherheit<br />

durch Entfernung. In den Fällen der prophylaktischen Mastektomie<br />

ist der Erhalt des NAC immer eine Option, da die onkologische Sicherheit<br />

dieses Verfahrens unstrittig ist. In den therapeutischen Fällen sieht<br />

unser Konzept vor, dass der Erhalt des NAC eine Option ist, wenn der<br />

Tumor 2 cm vom NAC lokalisiert ist und intraoperativ eine<br />

retromamilläre Schnellschnittuntersuchung durchgeführt wird.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 45 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

V111 L Klinische symptomatik und therapeutische Möglichkeiten<br />

der Kiefernekrose unter bisphosphonattherapie<br />

bei Patienten mit Mammakarzinom oder anderen tumoren<br />

Linek W, Döring K<br />

Klinikum Chemnitz<br />

Die Rekonstruktion der weiblichen Brust nach ablativen tumorchirurgischen<br />

Eingriffen wegen Mammakarzinom gehört zu den originären Aufgaben<br />

des Plastischen Chirurgen. Bei fortgeschrittenem Tumorstadium<br />

und Vorliegen von Knochenmetastasen werden diese Patienten auch adjuvant<br />

mit Bisphosphonaten therapiert. Unter dieser Therapie entstehen<br />

bei einem Teil der Patienten teils ausgedehnte Kiefernekrosen. Vorgestellt<br />

und ausgewertet wird das eigene Patientengut. In den Jahren 2005<br />

bis 2009 wurden 143 Patienten mit Kiefernekrosen gesehen. Bei 40 von<br />

ihnen lag als Grunderkrankung ein Mammakarzinom vor. 130 Patienten<br />

konnten einer operativen Therapie zugeführt werden. Hinsichtlich der<br />

verabreichten Bisphosphonate zeigte sich, dass insbesondere bestimmte<br />

hochpotente Amino-Bisphosphonate überrepräsentiert waren. In<br />

der Gegenüberstellung verschiedener Therapiewege waren die Behandlungsergebnisse<br />

nach ausgedehntem radikalchirurgischem Vorgehen besser<br />

als nach konservativen oder minimalinvasiven Therapien. Bei rechtzeitigem<br />

Erkennen dieser Nebenwirkung der Bisphosphonattherapie<br />

bestehen heute gute Chancen hinsichtlich eines Behandlungserfolges.<br />

Der Beitrag des Plastischen Chirurgen ist dabei darin zu sehen, Patienten,<br />

die mit Bisphosphonaten therapiert werden, einem entsprechenden<br />

Recall bei einem Zahnarzt, Oral- oder Kieferchirurgen zuzuführen.<br />

V112 L Hereditäre thrombophilie und ihre bedeutung<br />

für den freien mikrovaskulären Gewebetransfer<br />

Warnecke IC, Schirmer S, Fansa H<br />

Klinikum Bielefeld<br />

Hereditäre Thrombophilien umfassen eine Vielzahl einzelner Krankheitsbilder,<br />

die unabhängig von äusseren Faktoren die Entstehung einer<br />

Thrombose begünstigen. Hierzu zählen im Wesentlichen der hereditäre<br />

Antithrombin-Mangel, die APC-Resistenz (Faktor V-Leiden Mutation),<br />

der hereditäre Protein-C-Mangel, der hereditäre Protein-S-Mangel, das<br />

Antiphospholipid-Antikörper-Syndrom, die Hyperhomocysteinämie,<br />

die erhöhte Faktor VIII-Aktivität, sowie der Prothrombin-G20210A-Polymorphismus.<br />

In der besonderen Situation des freien mikrovaskulären<br />

Gewebetransfers sollten prothrombogene Faktoren im Vorfeld ausgeschlossen<br />

oder minimiert werden.<br />

Hypothese: Das Risiko intra- oder postoperativer Thrombosen in anastomosierten<br />

Gefäße bei freiem Gewebetransfer kann durch den vorherigen<br />

Ausschluss hereditärer Thrombophilien gesenkt werden.<br />

Methode: Sämtliche Patienten (n=123), die geplante Rekonstruktionen<br />

mit einem freien mikrovaskulären Gewebetransfer erhalten sollten,<br />

wurden vom 30.1.2007 bis 30.1.<strong>2010</strong> präoperativ auf Thrombophilien<br />

untersucht: Gen-Analysen: Faktor-V Mutation und Prothrombin<br />

G20210A-Polymorphismus, Serum: Homocystein, freies Protein C und<br />

freies Protein S, APC Resistenz. Von 123 Patienten bestanden bei sieben<br />

Patienten hereditäre Thrombophilien. Patienten mit Thrombophilien<br />

oder Hyperhomocysteinämien wurden mit alternativen Therapien<br />

versorgt (turbocharged TRAM flap, statt DIEP oder statische Verfahren<br />

zur Mundwinkelfixierung statt freiem mikroneurovaskulären Gracilis<br />

zur Gesichtsreanimation). Bei moderater Homocysteinämie wurden die<br />

Patienten auf das erhöhte Thromboserisiko hingewiesen und die Substitution<br />

von Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 wurde empfohlen.<br />

Alle Patienten erhalten 4 Stunden präoperativ Fraxiparin 0,3 ml s.c.,<br />

45


Abstracts<br />

intraoperativ erfolgt keine weitere Heparingabe, jedoch wird der ATIII<br />

Wert regelmäßig kontrolliert und ggf. substituiert. Im weiteren Verlauf<br />

werden täglich 0,3 ml Fraxiparin s.c. gegeben. Andere gerinnungshemmende<br />

Medikamente werden nicht appliziert.<br />

Ergebnisse: Durch die Einführung des Thrombophilie-Screenings konnte<br />

die overall (elektive und Notfalllappen) Lappenverlustrate in unserer<br />

Klinik um ein Drittel gesenkt werden auf 5,65 % (14 von 248 Lappen).<br />

Die relativ hohen Screeningkosten (circa 150 €) werden durch Senkung<br />

der Folgekosten, die durch Revisionen bei Lappenverlusten entstehen,<br />

gedeckt. Desweiteren zeigte sich, dass aufwendige Gen-Analysen zur<br />

Faktor-V-Mutation zuverlässig durch APC-Resistenz-Bestimmung im<br />

Serum ersetzt werden können, somit werden die Kosten der Analyse auf<br />

unter 100 € reduziert.<br />

Fazit: Insgesamt sollte beim Vorliegen einer thrombophilen Gerinnungsstörung<br />

die Indikationsstellung zum freien mikrovaskulären Gewebetransfer<br />

zurückhaltend gestellt werden und genau geprüft werden, ob<br />

eine Defektdeckung oder Wiederherstellung nicht durch eine gestielte<br />

Lappenplastik möglich ist, um die zusätzlichen thrombogenen Faktoren<br />

der Stase und der Endothelläsion zu vermeiden. Sollte dies nicht möglich<br />

sein, empfehlen wir zur Reduktion des Thromboserisikos die perioperative<br />

antikoagulatorische Therapie mit einem Heparinperfusor in therapeutischer<br />

Dosierung.<br />

V113 L Risikoreduktion durch standardisierte<br />

Darstellung der IMA-Anschlussgefäße im Rahmen freier<br />

Lappenplastiken zur brustrekonstruktion<br />

Witzel C, Munder B, Richrath P, Behrendt P, Köppe T, Seidenstücker K, Hagouan M, Andree C<br />

Sana-Kliniken Düsseldorf, Krankenhaus Gerresheim<br />

Die Anwendung von freien Lappenplastiken nimmt im Rahmen von<br />

Brustrekonstruktionen nach Mammakarzinom in den vergangenen Jahren<br />

stetig zu. Hierbei treffen wir auf ein heterogenes Patientenkollektiv:<br />

Neben Sofort-Rekonstruktionen auch nach prophylaktischer subkutaner<br />

Mastektomie, betrifft die überwiegende Anzahl eine sekundäre Brustrekonstruktion.<br />

Neoadjuvante und adjuvante Therapien im Rahmen der<br />

Karzinombehandlung sind sehr unterschiedlich abhängig vom Tumortyp,<br />

Patientenalter und Komorbidität und haben in der Langzeitbeobachtung<br />

Auswirkungen auf Gewebequalitäten. Die intercostale Darstellung<br />

der parasternal liegenden Arteria mammaria interna (IMA) Gefäße als<br />

Anschlußsituation einer freien Lappenplastik birgt auch auf Grund der<br />

Enge und epipleuralen Lokalität ein gewisses Risiko. Ein Status nach<br />

systemischer Chemotherapie und/oder Radiatio und/oder Kaselfibrose<br />

kann dies unter Umständen erhöhen. Aus diesem Grund praktizieren<br />

wir ein strikt standardisiertes operatives Vorgehen in der Darstellung<br />

dieser IMA-Anschlußgefäße. Nach Muskelinzision über der entsprechenden<br />

Rippe wird nach Abheben des Periosts der Rippenknorpel über<br />

eine Länge von 2,5 cm reseziert. Danach erfolgen Präparation und Abheben<br />

des dorsalen Periostanteils ausschließlich unter Mikroskop-Vergrößerung<br />

bis zum Erreichen der Zielgefäße, die dann mikrochirurgisch<br />

vollständig intercostal dargstellt werden. Im Zeitraum von etwas mehr<br />

als 5 Jahren, von 2004 bis einschließlich 2009, operierten wir insgesamt<br />

654 Patientinnen (mit insgesamt 729 Brustrekonstruktionen) mit freien<br />

Lappenplastiken zur Brustrekonstruktion. Die Gefäßanastomosen erfolgten<br />

prinzipiell an die IMA-Gefäße. 137 Patientinnen wurden primär<br />

und 602 sekundär rekonstruiert. 402 Patientinnen wurden anamnestisch<br />

chemotherapiert, 323 Patientinnen hatten im Vorfeld eine lokale<br />

Thorax Bestrahlung. Bei 109 Patientinnen zeigte sich eine Kapselfibrose<br />

nach Rekonstruktion durch Mammaimplantate. Unsere Erfahrungen<br />

zeigen eine deutliche Veränderung der Gewebestruktur bei Status nach<br />

adjuvanter onkologischer Therapie. Hierbei war in unserem Patienten-<br />

kollektiv kein nennenswerter Unterschied der Gewebequalität zwischen<br />

den verschiedenen adjuvanten Therapien zu erkennen. Sowohl nach<br />

lokaler Radiatio als auch nach systemischer Chemotherapie ist die Diskriminierung<br />

der unterschiedlichen Strukturen deutlich eingeschränkt.<br />

Die Vulnerabilität der Gefäße ist erhöht. Auch das Vorhandensein einer<br />

Kapselfibrose hat Einfluß auf die intercostale Gewebebeschaffenheit. In<br />

unserer Patientengruppe kam es weder zu ernsthafteren intraoperativen<br />

Zwischenfällen noch zu postoperativen Revisionen, welche die Anschlußgefäße<br />

betrafen. Die exakt strukturierte Technik ermöglichte uns<br />

eine konstante und sichere Gefäßdarstellung.<br />

V114 L Perforatorpräparation mit Ultraschall?<br />

Das Harmonic synergy skalpell im Einsatz für die<br />

mikrochirurgische brustrekonstruktion<br />

Maier M, Hankiss J<br />

Klinikum Lippe-Lemgo<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Freie Perforatorlappen erfordern eine präzise und gewebeschonende<br />

Präparation. Hierfür ist ebenso ein möglichst bluttrockenes Operationsgebiet<br />

erforderlich. Eine ausgedehnte Blutstillung mit hochfrequentem<br />

Strom sichert zwar die Bluttrockenheit, hinterlässt allerdings eine nicht<br />

unerhebliche Gewebetraumatisierung.<br />

Hypothese: Die Firma Ethicon Endo-Surgery hat das Harmonic Synergy<br />

Instrument als Innovation für die Plastische Chirurgie entwickelt und<br />

wirbt mit den Eigenschaften „präzises Präparieren, Schneiden und Koagulieren<br />

in einem Schritt, weniger Blutungen und Schwellungen, geringere<br />

Sekretion”. Ziel dieser Studie war es, mögliche Aspekte der Ultraschallanwendung<br />

gegenüber von monopolarem und bipolarem Strom<br />

im Rahmen von aufwendigen plastisch chirurgischen Eingriffen am Beispiel<br />

der mikrochirurgischen Mammarekonstruktion zu untersuchen.<br />

Methoden: Wir haben nun eine Anwendungsbeobachtung bei 12 mikrochirurgischen<br />

Brustrekonstruktionen mit freiem DIEP/muskelsparendem<br />

TRAM durchgeführt. Dabei wurde auf die Anwendung von monopolarem<br />

Strom verzichtet, die Blutstillung mit einer bipolaren Pinzette<br />

wurde parallel zur Blutstillung mit dem Harmonic Synergy Gerät verwendet.<br />

Ergebnisse: Die Anwendung des Harmonic Synergy Gerätes benötigt Einarbeitungszeit,<br />

so dass gegenüber der konventionellen Präparationsweise<br />

zunächst ein Zeitnachteil entsteht. Mit zunehmenden Training des<br />

Operateurs kehrt sich dieser Effekt rasch um. Durch den nicht mehr erforderlichen<br />

Instrumentenwechsel zwischen Schneiden und Blutstillung<br />

kann dann erheblich Zeit eingespart werden. Besonders geeignet ist der<br />

Synergyaufsatz zur Präparation entlang einer vorgegeben Schicht z.B.<br />

auf der Rektusfaszie. Die Darstellung und Schonung der Perforatoren gelingt<br />

dabei sicher und zuverlässig. Gezeigt werden Videoaufnahmen von<br />

der Präparation. Die Verfolgung der Perforatoren durch die Muskulatur<br />

gelingt mit dem Synergyaufsatz nur bedingt, so dass diese Präparation<br />

konventionell mit Präparierschere, Pinzette und Titanclips durchgeführt<br />

wurde. Komplikationen, die sich auf die Verwendung des Harmonic Synergy<br />

Gerätes zurückführen ließen, wurden nicht beobachtet. Ein Areolenteilverlust<br />

nach subkutaner Mastektomie (bei vitaler Mammille und<br />

Lappen) wurde beobachtet. Außerdem trat eine Fadenunverträglichkeit<br />

(V-Lock) auf mit multiplen Fadenfisteln, ein Serom in der Spenderregion,<br />

eine Infektion im Transplantat und eine partielle Verhärtung des<br />

Transplantates im Sinne einer subkutanen Fettgewebsnekrose. Es trat<br />

eine Lungenembolie auf, die bislang folgenlos blieb. Es wurde kein Lappenverlust<br />

oder Teilverlust beobachtet.<br />

Fazit: Der hohe Preis der Einmalartikel des Harmonic Synergy Instrumentes<br />

rechnet sich insbesondere bei großen aufwendigen Operationen<br />

wie z.B. bei der mikrochirurgischen Brustrekonstruktion. Durch paral-<br />

46 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 46 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

lele Verwendung mit einem Bipolar Hochfrequenzgenerator ist die zeitgleiche<br />

Blutstillung ohne das Risiko von Fehlströmen und Summationseffekten<br />

möglich. Die Erwartungen hinsichtlich der Präparation werden<br />

nach entsprechender Einarbeitungszeit erfüllt, die herkömmlichen Verfahren<br />

der Präparation und Blutstillung können durch das Harmonic<br />

Synergy Skalpell ergänzt, aber nicht gänzlich ersetzt werden.<br />

V115 L sofortrekonstruktion der Mamma mit autologem<br />

Gewebe in mikrochirurgischer technik – tricks und traps<br />

Heitmann C, Schmiel M, Richter-Heine I, Feller A-M<br />

Gemeinschaftspraxis Feller/Heitmann, München<br />

Die Diagnose Mammakarzinom bedeutet in 30 % der Fälle für die Patientin<br />

eine Ablatio. Indikationen für die Ablatio beinhalten Multizentrizität,<br />

ungünstiges Tumor-Brust Verhältnis, nicht erreichbare freie<br />

Tumorränder, Kontraindikation zur Bestrahlung, ausgedehntes DCIS<br />

und Wunsch der Patientin. Im Rahmen eines interdisziplinären Tumorboards<br />

zur Abstimmung des onkologischen Therapiekonzeptes sollte in<br />

einem zertifizierten Brustzentrum der Patient in immer die Möglichkeit<br />

der primären Brustrekonstruktion gegeben werden. Im Rahmen des letzten<br />

Kalenderjahres werden die Zahlen des zertifizierten Brustzentrums<br />

am Englischen Garten unter dem Gesichtspunkt der Rekonstruktion<br />

aufgearbeitet.<br />

Patientinnen, Methode: Im Jahr 2008 betrug die Anzahl der behandelten<br />

Primärkarzinome 347. In 89 Fällen wurde eine Ablatio durchgeführt<br />

(26 %), in 74 Fällen eine hautsparende, periareoläre Mastektomie mit<br />

Sentinel-Lymphknotenuntersuchung respektive Axilladissektion Level<br />

1 und 2 und Sofortrekonstruktion der Brust durch Eigengewebe in mikrochirurgischer<br />

Technik (83 %).<br />

Ergebnisse: Die Anzahl der DIEP-Lappenplastiken betrug 42, die der S-<br />

GAP-Lappenplastiken 32. In 5 Fällen war eine operative Revision notwendig<br />

(6,7 %), 3× wegen Hämatom, 2× aufgrund einer arteriellen Insuffizienz.<br />

1 S-GAP-Lappenplastik wurde verloren, die Patientin erhielt<br />

eine Brustrekonstuktion durch Latissimus- Lappenplastik plus Implantat.<br />

Die Punktion von Seromen an der Hebestelle erfolgte bei 8 Patientinnen<br />

mit S-GAP Rekonstuktionen (25 %), eine operative Revision wurde hier<br />

nicht erforderlich. In 3 der initialen Fälle kam es zu einem Teilverlust der<br />

thoraxwandständigen Haut. Hier wurde das operative Vorgehen dahingehend<br />

abgewandelt, dass bei drohendem Hautverlust die Lappenplastik<br />

zunächst für 5 Tage vollständig unter die thoraxwandständige Haut eingelegt<br />

(buried flap) und erst nach 5 Tagen entepithelialisiert wird.<br />

Diskussion: Die Ergebnisse der periareolären, hautsparenden Mastektomie<br />

mit mikrochirurgischer Sofortrekonstruktion sind aus ästhetischer<br />

Sicht nicht zu schlagen. Die Vorteile liegen im weitgehenden Erhalt des<br />

Hautmantels der Brust unter Repektierung der Submammarfalte als ästhetische<br />

Einheit, in der Rekonstruktion einer Brust mit identischem<br />

Hautkolorit, Textur und nahezu identischer Konsistenz und Körpertemperatur<br />

ohne dass ein onkologischer Kompromiss eingegangen wird. Die<br />

postoperative Radiation und Durchblutungsstörung der thoraxwandständigen<br />

Haut werden häufig als Gegenargument vorgebracht, sind aber<br />

lösbare Probleme.<br />

V116 L Die Rolle der Ct-Angiographie für DIEP- und<br />

tRAM-Lappen in der brustrekonstruktion<br />

Fansa H, Schirmer S, Gehl B, Frerichs O<br />

Klinikum Bielefeld<br />

DIEP- und TRAM-Lappen gehören heute zu Standardverfahren in der<br />

Rekonstruktion der weiblichen Brust. Bisher fand eine präoperative<br />

Evaluation der Perforatoren nur per Doppler- oder Duplex-Sonographie<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 47 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

statt. Mit Einführung der CT-Angiographie (CTA) existiert ein neueres<br />

Verfahren zur präoperativen Darstellung der Perforatoren und der<br />

Epigastricaversorgung. Vor einem Jahr wurde die CTA in unserer Klinik<br />

eingeführt. In einer retrospektiven Studie wurde das Verhältnis von<br />

TRAM- zu DIEP-Lappenplastiken sowie die Hebezeit vor und nach der<br />

Einführung der CTA verglichen. Zudem wurden die Raten von Komplett-<br />

und Teilnekrosen sowie die Strahlendosis ermittelt. Hierzu wurden<br />

Daten der letzten 25 Patienten vor Einführung der CTA und die<br />

ersten 25 Patienten nach Einführung der CTA ausgewertet. Alle Lappen<br />

wurden von einem Operateur gehoben. Je 2 Patientinnen erhielten<br />

beidseitige Rekonstruktionen, so dass 27 Lappenplastiken pro Gruppe<br />

untersucht wurden. In allen CTA konnten die A. epigastrica inferior sicher<br />

in ihrem Verlauf dargestellt werden. In Abhängigkeit des Körpergewichts<br />

wurde eine Dosis von 292mGy bis 606mGy x cm appliziert. Nach<br />

Einführung der CTA hat sich die Rate von muskelsparenden TRAM-<br />

zu DIEP-Lappen in unserer Klinik nicht verändert. Die Hebezeit für<br />

Ein-Perforator-DIEP-Lappen ist durch die CTA schneller geworden, die<br />

Hebezeit für muskelsparende TRAM-Lappen gleich geblieben. Lappenverluste<br />

oder akute Nekrosen waren in keiner der Gruppen evident. Die<br />

CTA erlaubt die komplette Darstellung der A. epigastrica inferior in ihrem<br />

Verlauf. Damit kann bereits präoperativ die Versorgungstype nach<br />

Taylor und Moon dargestellt werden. Eine weitere Darstellungsmöglichkeit<br />

liegt in der Bildgebung der A. epigastrica superficialis. Ist diese in<br />

ausreichendem Kaliber nachweisbar, so kann eine SIEA-Lappenplastik<br />

durchgeführt werden. In unserem Patientengut entsprachen die präoperativ<br />

dargestellten Perforatoren immer den klinisch sichtbaren. Die Darstellung<br />

der Perforatoren erlaubt eine schnelle Präparation und Hebung<br />

bei DIEP-Lappen. Hier kann diejenige Seite mit dem besten Perforator<br />

oder dem kürzesten intramuskulären Verlauf bereits präoperativ abgeschätzt<br />

werden. Bei nicht ausreichend starkem Perforatorkaliber kann<br />

bereits im Vorfeld ein muskelsparender TRAM-Lappen geplant werden.<br />

Im Vergleich zur bisherigen klinischen Einschätzung erlaubt die CTA eine<br />

valide, reproduzierbare Perforatordarstellung ohne abhängig zu sein von<br />

bestimmten Untersuchern oder Positionen. Nachteile sind die Strahlenbelastung,<br />

Kontrastmittelgabe, der präoperative Zeitaufwand und die Kosten.<br />

Die sichere und valide Darstellung der Perforatoren erleichtert die<br />

Planung für den Operateur und Patienten und beschleunigt die Operation.<br />

V117 L Präoperatives Imaging: Ct-Angiographie –<br />

Hype oder Goldstandard?<br />

Seidenstücker K, Munder B, Donnez E, van Hedent E, Blondeel P, Andree C<br />

Sana-Kliniken Düsseldorf, Krankenhaus Gerresheim<br />

Durch die Etablierung von Perforatorlappen zur autologen Brustrekonstruktion<br />

ist das präoperative Imaging immer mehr in den Fokus getreten.<br />

Akustische Dopplerprobe, Farbduplexsonographie, CT- und MR-Angiographie<br />

werden hinsichtlich ihres Vorhersagewertes, Zeit- und Kostenaufwand<br />

sowie ihrer Strahlenbelastung von den mikrochirurgischen<br />

Zentren in Europa geprüft. Ziel ist es, unabhängig vom diagnostischen<br />

Verfahren schon präoperativ die Gefäßsituation zu kennen um Operationszeit,<br />

Komplikationen und die Hebedefektmorbidität zu senken.<br />

Hypothese: Nachdem wir routinemäßig eine Farbduplexsonographie zur<br />

präoperativen Gefäßlokalisation durchgeführt haben, wollten wir mit<br />

dieser Studie überprüfen, ob durch die CT-Angiographie der Vorhersagewert<br />

erhöht werden kann und ob der dominante Perforator präoperativ<br />

bestimmt werden kann.<br />

Methoden: Präoperativ erhalten unsere Patientinnen eine CT-Angiographie<br />

der Bauchwand mit einem 64 Zeiler CT und Ultravist 370 als Kontrastmittel.<br />

Alle Untersuchungen wurden in einem Institut durchgeführt<br />

und von einem Radiologen ausgewertet. Über ein genaues Koordinatensystem<br />

rnit dem Nabel als Nullpunkt wird die Lokalisation der Perfora-<br />

47


Abstracts<br />

toren bei Fasziendurchtritt angegeben. Zudem wird der kaliberstärkste<br />

Perforator benannt und das Gefäßverzweigungsmuster im Fettgewebe<br />

beurteilt sowie der intramuskuläre Verlauf. Diese Angaben werden mit<br />

den intraoperativen Begebenheiten verglichen und danach mit dem Radiologen<br />

besprochen.<br />

Ergebnisse: Im Krankenhaus Gerresheim führen wir aktuell ca. 300 mikrochirurgische<br />

Brustrekonstruktionen pro Jahr mit Perforatorlappen<br />

durch. Seit 2008 führten wir präoperativ eine Farbduplexsonographie<br />

zur Perforatorlokalisation durch. Obwohl wir mit der Farbduplexsonographie<br />

nach einer Lernkurve des Untersuchers eine Treffsicherheit<br />

der Perforatorlokalisation von 78 % erzielten, konnte man mit diesem<br />

Verfahren keine Aussage machen, weiches der dominante Perforator<br />

war. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Radiologen konnte nach<br />

kurzer Zeit die CT-Angiographie einen Vorhersagewert von 100 %<br />

erreichen. Durch die präoperative Bildgebung kann der Chirurg seine<br />

Schnittfigur so modifizieren, dass der dominante Perforator eingeschlossen<br />

ist. Es ist bereits präoperativ möglich zu planen, ob ein Perforator<br />

ausreicht oder ggf. mehrere benötigt werden, ist dies der Fall, kann man<br />

durch Kenntnis des intramuskulären Verlaufes des Stielgefäßes muskelschonend<br />

Perforatoren kombinieren.<br />

Fazit: Die präoperative CT-Angiographie erhöht die Sicherheit der Lappenhebung<br />

und macht es möglich die Operation, den Kenntnissen der<br />

Gefäßsituation entsprechend, anzupassen, In unserer Klinik werden wir<br />

weiter diese Vorteile kritisch gegen die Strahlenbelastung und den Kostenaufwand<br />

betrachten. Nach unseren aktuellen Erfahrungen werden<br />

wir die CT-Angiographie als Goldstandard in unsere präoperative Diagnostik<br />

aufnehmen.<br />

V118 L Der Einsatz der dynamisch, kontrastverstärkten<br />

sonographie zur Überwachung der Vitalität von „deep<br />

buried flaps“<br />

Hidayat M, Sultan M, Gehmert S, Jung M, Prantl L<br />

Universitätsklinikum Regensburg<br />

Die Perfusion von „deep buried flaps“ postoperativ einer genauen Überwachung<br />

zur frühzeitigen Erkennung von Perfusionsstörungen. Die<br />

konventionelle Sonographie stellt ein kostengünstiges und schnell verfügbares<br />

Verfahren dar, jedoch ist die Beurteilung der Mikrozirkulation<br />

limitiert.<br />

Hypothese: Die dynamische, kontrastverstärkende Sonographie kann zur<br />

Darstellung der Mikrozirkulation von „deep buried flaps“ verwendet<br />

werden und eignet sich zum Monitoring in der postoperativen Phase.<br />

Methode: Patienten mit einem verdeckten Lappenplastiken (n=25) wurden<br />

in einer klinisch-prospektiven Studie mittels kontrasverstärkender<br />

Sonographie am 1., 3., und 5. postoperativen Tag untersucht. Die Ultraschalluntersuchung<br />

wurde von einem erfahrenen Radiologen (MJ) mit<br />

einem Multi-Frequenz Lineartransducer (5–15 MHz) durchgeführt. Bei<br />

sämtlichen „deep buried flaps“ konnten Anastomosen- und Lappengefäße<br />

sowie die Mikroperfusion nach Kontrastmittel(KM)-Applikation<br />

(2,4 ml Sonovue) dargestellt werden. Hierzu wurde mittels der Time Intensity<br />

Curve Analyse (TIC) der Blutvolumenfluss, sowie die maximale<br />

Anflutung und Auswaschung des KM bestimmt.<br />

Ergebnisse: Wir untersuchten 25 Patienten mit verschiedenen „deep buried<br />

flaps“ (z. B. M. latissimus dorsi flap bei Bronchialfisteln, DIEP flap<br />

bei Brustrekonstruktion nach Implantatentfernung und subkutaner<br />

Mastektomie, M. gracilis flap bei Morbus-Crohn-Fistelung, vaskularisierter<br />

Beckenkammspan bei Calcaneusdefekten). Bei allen „deep buried<br />

flaps“ zeigte sich eine gute Mikroperfusion mit intakten Anastomosengefäßen.<br />

Alle Lappenplastiken blieben sowohl im postoperativen Verlauf<br />

als auch in der Verlaufskontrolle von 12 Monaten vital.<br />

Fazit: Die dynamisch, kontrastverstärkende Sonographie mit TIC-Analyse<br />

ist ein schnelles, nicht-invasive Verfahren zur Beurteilung der<br />

Mikroperfusion und Vitalität von „deep buried flaps”. Es gelingt eine<br />

Einschätzung der Anastomosenintegrität sowie früher postoperativer<br />

Komplikationen (z.B. Hämatom- oder Serombildung).<br />

Mittelgesicht<br />

Freitag, 14:30–16:00 Uhr, Großer Saal<br />

V119 L Das Mittelgesichts-Lift: verschiedene<br />

Indikationen – verschiedene techniken<br />

Richter DF, Stoff A, Velasco F, Wynands J, Weihrauch M<br />

Dreifaltigkeits-Krankenhaus Wesseling<br />

Die Chirurgie des Mittelgesichtes hat im ästhetischen Bereich die Unterlidkorrektur<br />

bereichert. Aber auch im rekonstruktiven Bereich hat sie<br />

einen festen Stellenwert erlangt. Als ästhetische Indikation für den Eingriff<br />

sehen wir die erworbene Mittelgesichtshypoplasie sowie die komplexe<br />

Unterliddeformität. Bei der rekonstruktiven Indikation reicht das<br />

Spektrum vom Ektropium mit Hautdefizit über Unterlidretraktion beim<br />

Morbus Basedow bis hin zur Repositionierung der Weichteile bei einer<br />

Facialisparese. Hinsichtlich der Technik benutzen wir regelhaft die subperiostale<br />

Vorgehensweise und bevorzugen bei ästhetischer Indikation<br />

die kraniolaterale Zugrichtung wohingegen wir bei der rekonstruktiven<br />

Indikation den reinen vertikalen Zug mit Bohrlochfixierung an der Orbitakante<br />

bevorzugen. Wir haben in den letzten sechs Jahren insgesamt<br />

108 Mittelgesichtsoperationen durchgeführt und wollen unsere Ergebnisse<br />

mit verschiedenen Techniken und verschiedenen Indikationen<br />

kritisch gegenüberstellen.<br />

V120 L Die Verlässlichkeit von resorbierbaren<br />

stirnankern beim endoskopischen brauenlift<br />

Bruck JC, Blazek J<br />

Martin-Luther-Krankenhaus Berlin<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Verlässliche Ergebnisse nach endoskopischem Brauenlift setzen nicht<br />

nur eine bedarfskonforme Mobilisation der Galea bis zum Os zygomaticum<br />

sondern auch eine solide Stabilisierung der erzielten Anhebung<br />

voraus. Die Variabilität der Zugvektoren, präzise Positionierung der betroffenen<br />

Strukturen und die Möglichkeit Asymmetrien auszugleichen<br />

stehen im Vordergrund. Ist das Verfahren technisch einfach, verlässlich<br />

und sicher, kann es bei entsprechender Kenntnis und Einschätzung des<br />

Alterungsprozesses auch als Alternative und nicht nur zur Ergänzung<br />

der Oberlidblepharoplastik zum Einsatz kommen.<br />

Material und Methode: Endotine® bietet resorbierbare Hautanker zur temporären<br />

Fixierung der Galea am Schädel an, die wir – wie bereits 2006<br />

berichtet – seit 2004 anwenden.<br />

Ergebnisse: Seit 2004 haben wir diese Anker bei 78 Patienten angewandt.<br />

62 Frauen, 16 Männer waren im Durchschnitt 50 Jahre alt, 39 Patienten<br />

(5 Männer, 34 Frauen) erhielten zusätzlich eine Oberlidstraffung.<br />

Außer zwei Lösungen eines Ankers wurden keine korrekturpflichtigen<br />

Komplikationen beobachtet. Wegen des zwischenzeitlich routinemäßigen<br />

Angebots die Anker zu entfernen wurde dies bei 38 Patienten ambulant<br />

und in LA durchgeführt. Bei den übrigen Patienten verging bis zu<br />

einem Jahr, bis die Anker nicht mehr zu tasten waren.<br />

Fazit: In der Aufarbeitung der Dokumentation von 78 endoskopischen<br />

Brauenanhebungen mit Hilfe der Hautanker sehen wir den Vorteil vor<br />

allem in der Verlässlichkeit der Positionierung der angehobenen Strukturen,<br />

und der Variabilität der Zugvektoren zur Beseitigung der tempo-<br />

48 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 48 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

ralen Krähenfüsse und der Verkürzung der Schnittführung am Oberlid,<br />

während Form und Position der Augenbrauen eher durch Art und Ausdehnung<br />

der Mobilisation des Perosts der Stirne bestimmt werden. Nach<br />

wie vor ungelöst ist die Resorptionszeit der Anker, die offenbar bis zu<br />

einem Jahr dauern kann. Ihre Entfernung ist aber in einem Zeitfenster<br />

von 6 bis 12 Monaten rasch und mit geringem Aufwand möglich. Die zusätzlichen<br />

Kosten werden nach unserer Erfahrung aber durch die sichere<br />

Verankerung des Gewebes in der gewünschten Position kompensiert.<br />

V121 L silhouette suture suspension technique<br />

for midface and neck rejuvenation<br />

Perego F, Tocco I, Pizzamiglio R, Bassetto F<br />

Clinica di Chirurgia Plastica, Padua, Italien<br />

Younger patients are beginning to seek cosmetic surgery and are attracted<br />

to less invasive procedures to facial rejuvenation. Patients with moderate<br />

soft tissues ptosis and skin redundancy are good candidates to the<br />

use of percutaneous suspension sutures. In this paper we communicate<br />

our experience since 2006, in more than 200 cases, with a „second generation“<br />

of suspending threads, a new Polypropylene Suture (Silhouette<br />

Lift®, Barcelona, Spain), with bioabsorbable cones and multiple points<br />

of fixation, able to grasp and suspend the soft tissues of the mid-face and<br />

to recreate a better, cervical-facial angle, alone or in combination with<br />

liposculpture.<br />

V122 L Lebensqualität und Patientenzufriedenheit<br />

nach blepharoplastik<br />

Hodbod M, Papadopulos NA, Henrich G, Kovacs L, Herschbach P, Machens H-G<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

In der Vergangenheit hat sich zunehmend herauskristallisiert, dass nicht<br />

nur das postoperative chirurgische Ergebnis große Bedeutung hat , sondern<br />

auch das subjektive Ergebnis aus Sicht des Patienten. Die Lebensqualität<br />

der operierten Patienten stellt somit ein wichtiges Kriterium<br />

dar, das untersucht werden muss. In unseren 10jährigen Vorstudien<br />

zeigte sich, dass ausgewählte Eingriffe in der plastisch-ästhetischen Chirurgie<br />

einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität haben. In dieser<br />

Studie untersuchten wir die Lebensqualität und Patientenzufriedenheit<br />

nach durchgeführter Face Lift Operation.<br />

Methoden: Ein fünfzehnseitiger Fragebogen wurde an 85 Patienten versandt,<br />

die sämtliche Kriterien der Studie erfüllten und zwischen 1995<br />

und 2008 an unserer Klinik operiert wurden. Der Fragebogen war aufgeschlüsselt<br />

in mehrere Teile. Im ersten Teil wurde auf die demographischen<br />

Daten, das soziale Umfeld und das subjektive Operationsergebnis<br />

des Patienten eingegangen. Der zweite Teil bestand aus dem FLZ (Fragen<br />

zur Lebenszufriedenheit), einem standardisierten und validierten<br />

Fragebogen zur Untersuchung der Lebensqualität. Durch diese individuelle<br />

Gewichtung wurde die Lebensqualität zu einer statistisch verwertbaren<br />

und vergleichbaren Größe, die mit Daten einer repräsentativen<br />

Stichprobe der Bundesrepublik Deutschland verglichen wurde. Mit Hilfe<br />

des Freiburger Persönlichkeitsinventars (FPI) und des Rosenberg Self<br />

Esteem Questionaire (RES), zwei standardisierten Fragebögen untersuchten<br />

wir im dritten und vierten Teil die Psyche des Patienten. Der<br />

ungepaarte t-Test wurde für die Auswertung verwendet und die Schwelle<br />

für die statistische Signifikanz wurde bei p


Abstracts<br />

Einsatz erstaunliche Ergebnisse erzielen. Insbesondere die Stabilisierung<br />

der Brauen durch das oben genannte Manöver ist bei uns zu einer<br />

Standardprozedur geworden. Es zeigt sich sehr schnell, dass durch geringen<br />

zeitlichen Mehraufwand insgesamt deutlich verbesserte Resultate<br />

erzielen lassen. Hinsichtlich der Ergebnisse beim Internal Fix sollte<br />

man jedoch besser von einer Brauenfixierung, als von einer Brauenanhebung<br />

sprechen. Die oftmals beobachtete Brauensenkungen nach einer<br />

Blepharoplastik bleibt bei diesem Manöver jedoch zuverlässig aus. Die<br />

Corrugatorenresektion ist mit einer nicht unerheblichen Anzahl an Dysästhesien<br />

im Bereich des Nervus supraorbitalis und auch dem Nervus<br />

supratrochleares verbunden. Der Zugewinn an medialer Brauenhebung<br />

und verschwinden der Zornesfalten überwiegt jedoch.<br />

V125 L Die bedeutung von Veränderungen der Lidmorphologie<br />

und periorbitalen Anatomie für die Oberlidplastik<br />

Scheufler O<br />

Praxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Bern<br />

Die Oberlidplastik zählt zu den häufigsten Eingriffe in der ästhetischen<br />

Gesichtschirurgie. Im Gegensatz zur Unterlidplastik gilt sie als relativ<br />

einfache Operation mit niedriger Komplikationsrate und hoher Zufriedenheitsrate<br />

der Patienten. Bei näherer Betrachtung finden sich jedoch<br />

eine Vielzahl möglicher Veränderungen der Lidmorphologie und periorbitalen<br />

Anatomie, die über die eigentliche Blepharochalasis hinausgehen<br />

und für die Planung einer Oberlidplastik bedeutsam sein können.<br />

Hypothese: Aus der klinischen Beobachtung leitet sich die Annahme ab,<br />

dass Veränderungen der Lidmorphologie und periorbitalen Anatomie<br />

häufiger sind, als allgemein vermutet und erheblichen Einfluss auf das<br />

Ergebnis einer Oberlidplastik haben können.<br />

Methoden: In einem Zeitraum von 12 Monaten wurden 32 Oberlidplastiken<br />

bei 30 Frauen und 2 Männern im Alter zwischen 42 und 81<br />

(58,2±10,1) Jahren aus ästhetischer Indikation durchgeführt. Bei allen<br />

Patienten wurden präoperativ und 3 Monate postoperativ digitale Fotografien<br />

in Standardprojektionen erstellt und auf Veränderungen der<br />

Oberlider (Lidfaltenposition und -symmetrie, Lidptose) und der Periorbita<br />

(Brauenposition und -symmetrie, Brauenptose) untersucht. Anschliessend<br />

wurde der Einfluss der jeweiligen Operationstechnik auf<br />

diese Parameter analysiert.<br />

Ergebnisse: In 14 Fällen (44 %) bestand präoperativ eine asymmetrische<br />

Lidfaltenposition und in 8 Fällen (25 %) ein seitendifferenter Lidhautüberschuss.<br />

Eine geringfügige Asymmetrie der Lidfaltenposition und<br />

eine leichte Lidhautdifferenz wurde postoperativ in je 4 Fällen (13%)<br />

beobachtet. 6 Patienten (19 %) zeigten präoperativ eine manifeste<br />

Lidptose, die häufiger rechtsseitig auftrat. In 16 Fällen (50 %) bestand<br />

präoperativ eine asymmetrische Brauenposition, wobei in 12 Fällen (38<br />

%) die linke Augenbraue eine Hochstand aufwies. Auch postoperativ<br />

fand sich noch in 10 Fällen (31 %) eine Brauenasymmetrie mit überwiegendem<br />

Hochstand der linken Seite. Eine Brauenptose war präoperativ<br />

in 12 Fällen (38 %) manifest, betraf in 6 Fällen (19 %) nur die laterale<br />

Braue und bestand postoperativ in allen Fällen fort, wobei sie in 4 Fällen<br />

(13 %) stärker ausgeprägt war als präoperativ.<br />

Fazit: Asymmetrien der Lidfalte sind postoperativ wesentlich seltener<br />

und geringer ausgeprägt als präoperativ. Hingegen besteht eine manifeste<br />

Lidptose meist postoperativ fort und eine präoperativ latente Brauenptose<br />

kann postoperativ manifest werden. Veränderungen und Asymmetrien<br />

der Lidmorphologie und periorbitalen Anatomie sind häufig und<br />

sollten bei der Planung einer Oberlidplastik berücksichtigt werden.<br />

Rekonstruktion 3<br />

Freitag, 14:30–16:00 Uhr, Saal 4<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

V126 L Präkonditionierung von Lappenplastiken<br />

durch extrakorporale stoßwellentherapie im Vergleich zum<br />

klassischen chirurgischen Delay-Verfahren<br />

Reichenberger M, Keil H, Germann G, Müller W, Gebhard M, Lehnhardt M, Engel H<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Präkonditionierung von Lappenplastiken zielt auf eine erhöhte<br />

Überlebensrate bei Lappenplastiken durch Minderung des Ischämie-<br />

bzw. Reperfusionsschaden ab. Verschiedene Faktoren zeigten in tierexperimentellen<br />

Studien einen positiven Effekt auf die Präkonditionierung.<br />

Diese Faktoren können mechanischen, thermischen oder pharmakologischen<br />

Ursprungs sein und lokal oder systemisch appliziert werden. Im<br />

klinischen Alltag hat sich bis heute aber nur das chirurgische Dela etabliert.<br />

Hierbei wird die Lappenplastik nur umschnitten um die vaskuläre<br />

Leistungsfähigkeit zu verbessern. Die extrakorporale Stoßwellen (ESW)<br />

Therapie stellt ein etabliertes Verfahren in der Urologie und Orthopädie<br />

dar. Die Möglichkeit im Körperinneren gezielt Effekte herbeizuführen,<br />

die bislang nur chirurgisch zu erreichen waren, macht dieses Verfahren<br />

für die Präkonditionierung interessant. Dementsprechend sollten ESW<br />

auf ihr mögliches Potential zur Präkonditionierung von Lappenplastiken<br />

im Vergleich zum klassichen chirurgischen Delay evaluiert werden.<br />

Methoden: 36 Wistar-Ratten wurden in 4 Gruppen randomisiert. Sieben<br />

Tage vor der eigentlichen Lappenhebung erfolgte eine präoperativer<br />

ESW-Behandlung (500 Impulsen bei 0,15 mJ/mm 2 ) oder Umschneidung<br />

(Delay) einer überdimensionierten Lappenplastik (Random-pattern).<br />

Neben einer Kontrollgruppe erhielt eine weitere Gruppe eine Kombination<br />

aus ESW und Delay. 7 Tage nach kompletter Lappenhebung wurden<br />

die Lappenüberlebensrate (Planimetrie), Lappenperfusionsindex (Laser-<br />

Fluoreszenz, IC-View®), VEGF-Konzentration im Gewebe und die Gefäßneubildung<br />

(Mikrogefäßdichte, CD31).<br />

Ergebnisse: Es zeigte sich eine signifikante Reduktion der Lappennekroserate<br />

und Zunahme der Gefäßdichte in allen Versuchsgruppen im<br />

Vergleich zur Kontrollgruppe. Weiterhin zeigte sich eine signifikante<br />

Reduktion der Nekroserate in der Delay-Gruppe im Vergleich zur ES-<br />

WT-Gruppe. Die Kombination von Delay-Operation und ESWT zeigte<br />

keinen Vorteil.<br />

Fazit: Die Vorbehandlung mit Stoßwellen alleine ist in der Lage, die Hautdurchblutung<br />

zu steigern und die Entstehung von Nekrosen zu reduzieren.<br />

Die einfache Anwendung und schnelle Applikation der Stoßwellen<br />

zeigen einen potentiellen und neuen Ansatz in der Präkonditionierung<br />

von Lappenplastiken. Gegenüber dem etablierten Delay-Verfahren konkurriert<br />

die ESW als nicht-invasives Verfahren. Diese viel versprechenden<br />

ersten Ergebnisse erfordern weitere Dosis-Effekt-Studien, um den<br />

präkonditionierenden Effekt zu verbessern und die klinische Rolle der<br />

ESW in der Zukunft zu definieren.<br />

50 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 50 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

V127 L stoßwellentherapie in der plastischen Chirurgie<br />

– eine Evidenz-basierte Annäherung<br />

Knobloch K, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Die extrakorporale Stoßwellentherapie ist eine nicht-invasive Therapieform,<br />

die zunächst in der Urologie erfolgreich eingesetzt wurde. Inzwischen<br />

existieren auch einige klinische Berichte unterschiedlichen<br />

Evidenzgrades zur Anwendung der radialen bzw. fokussierten Stoßwellentherapie<br />

bei ausgewählten plastisch-chirurgischen und handchirurgischen<br />

Indikationen.<br />

Hypothese: Die Stoßwellentherapie ist eine wirksame Therapieform bei<br />

ausgewählt plastisch-chirurgischen Indikationen.<br />

Methoden: Metaanalyse der vorliegenden publizierten klinischen Studien<br />

und Fallberichte zur Anwendung der Stoßwellentherapie.<br />

Ergebnisse: Im Bereich der Frakturheilung belegen klinische Beobachtungsstudien<br />

an langen Röhrenknochen bei verzögerter Knochenbruchheilung<br />

bzw. Pseudarthrosen eine Wirksamkeit (Evidenzgrad IIIb) wie<br />

auch bei Stressfrakturen (Evidenzgrad IV). Derzeit gibt es keine publizierten<br />

Daten zu dieser Indikation an der Handwurzel bzw. Fingerknochen.<br />

Wir haben erfolgreiche Konsolidierungen von Phalanxfrakturen<br />

nach dreimaliger Anwendung fokussierter Stoßwellentherapie mit 0,25-<br />

0,4mJ/mm 2 und 2000 Impulsen klinisch beobachtet. Bei Fibromatosen<br />

wie dem M. Dupuytren und dem M. Ledderhose kommt es zu einer veränderten<br />

TGF-beta 1 Expression. Insbesondere ist die Rezidivrate beim<br />

M. Ledderhose nach operative Intervention hoch jenseits von 50%.<br />

Beim M. Peyronie existieren Kohortenstudien, die eine Wirksamkeit<br />

der Stoßwellentherapie bei dieser urologischen Indikation suggerieren<br />

(Evidenzgrad IIIb). Derzeit liegen keine publizierten klinischen Arbeiten<br />

zur Stoßwellentherapie bei anderen Fibromatosen vor. Wir sehen bei<br />

ausgewählten Patienten bei Frühformen (Grad I Iselin) oder Frührezidiv<br />

eines M. Dupuytren und bei M. Ledderhose die fokussierte Stoßwellentherapie<br />

in 3 Sitzungen mit 0,25 mJ/mm 2 als Therapieversuch angezeigt<br />

in Kombination mit eine antifibrotischen Therapie mit dem TGF-beta-<br />

Hemmer Acetylcystein (ACC) (Evidenzgrad V). In der Verbrennungsmedizin<br />

scheint die Stoßwellentherapie die Wundheilung an Spalthautentnahmestellen<br />

sowie Grad-IIa-Verbrennung signifikant in einer<br />

randomisiert-kontrollierten Studie zu beschleunigen (Evidenzgrad IIa).<br />

Die verbesserte Epithelialisierung durch die Stoßwellentherapie konnte<br />

auch in einer multizentrischen Kohortenstudie bei Problemwunden<br />

gezeigt werden (Evidenzgrad III). In der ästhetischen Chirurgie verbesserte<br />

eine fokussierte Stoßwellentherapie den bei der Cellulite gestörten<br />

Lymphabfluss. In einer Kohortenstudie kann die Stoßwellentherapie Lipidperoxidaseprodukte<br />

der ödematösen Dermis mobilisieren. Weiterhin<br />

zeigte sich eine Stimulation der Angiogenese und Lymphangiogenese<br />

(Evidenzgrad III). In einer nicht-randomisierten kontrollierten klinischen<br />

Studie wurde einer 105 % Verbesserung der Hautelastizität nach<br />

sechs Monaten bei Cellulite erzielt (Evidenzgrad IIb).<br />

Fazit: Wenngleich derzeit nur eine randomisiert-kontrollierte Studie<br />

zum Einsatz der Stoßwellentherapie zur beschleunigten Epithelialisierung<br />

in der Verbrennungsemedizin vorliegt, so existieren jedoch auch<br />

klinische erfolgversprechende Berichte zur Anwendung der Stoßwellentherapie<br />

in der beschleunigten Frakturheilung von Handwurzel- und<br />

Phalanxfrakturen, bei Fibromatosen und auch der Cellulitebehandlung.<br />

Weitere möglichst randomisiert-kontrollierte Studien sind nötig, um den<br />

Stellenwert dieser nicht-invasiven Therapiemöglichkeit bei ausgewählt<br />

plastisch-chirurgischen Indikationen zu überprüfen.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 51 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

V128 L Prävention des Ischämie-Reperfusionsschaden<br />

durch extrakorporale stoßwellentherapie<br />

Reichenberger M, Heimer S, Schaefer A, Germann G, Müller W, Gebhard M, Lehnhardt M, Engel H<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Replantationen als auch der freie Gewebetransfer sind durch eine Unterbrechung<br />

der Blutzufuhr gekennzeichnet. Die wiedereinsetzende Perfusion<br />

setzt eine Kaskade von Ereignissen in Gang, die das reperfundierte<br />

Gewebe schaden können (Ischämie-Reperfusionsschaden). Extrakorporale<br />

Stoßwellen (ESW) zeigten bei gestielten Lappenplastiken im Rattenmodel<br />

eine signifikant verbesserte Überlebensrate. Ziel unserer Arbeit<br />

war es, den Einfluß von ESW auf den Ischämie-Reperfusionsschaden<br />

(IRS) zu untersuchen.<br />

Methoden: 24 Wistar-Ratten wurden in 3 Gruppen randomisiert und ein<br />

adipokutaner Lappen an den linken inferioren epigastrischen Gefäßen<br />

gestielt gehoben. Nach einer 3 h Lappenischämie wurde die Lappenplastiken<br />

wieder eingenäht (Ischämie-Kontrollgruppe, Gruppe IC) oder<br />

unmittelbar mit einer Stoßwellenapplikation von 500 Impulsen bei 0,15<br />

mJ/mm 2 behandelt (ESW-Gruppe). Bei einer weiteren Kontrollgruppe<br />

erfolgte nur die Hebung der Lappenplastik ohne Ischämie (Gruppe C).<br />

Am 5. postoperativen Tag wurde die Größe des überlebenden Lappenareals<br />

(Planimetrie), die Lappenperfusion (Laser-Fluoreszenz, IC-View®)<br />

und eine Gefäßneubildung (Mikrogefäßdichte, CD31) bestimmt.<br />

Ergebnisse: Die Stoßwellengruppe zeigte eine signifikante Zunahme der<br />

Lappenüberlebensrate, Lappenperfusion und Gefäßdichte im Vergleich<br />

zur Kontrollgruppe mit Ischämie. Bei der Kontrollgruppe ohne Ischämie<br />

fand sich erwartungsgemäß eine erhöhte Überlebensrate und Lappenperfusion<br />

im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Ischämie. Die Mikrogefäßdichte<br />

der Stoßwellengruppe war signifikant höher als in beiden<br />

Kontrollgruppen. Stoßwellengruppe und Kontrollgruppe ohne Ischämie<br />

wiesen keine weiteren signifikanten Unterschiede auf.<br />

Fazit: In unserer Studie konnten wir erstmals eine signifikant verbesserte<br />

Überlebensrate bei stoßwellenbehandelten Lappenplastiken nach<br />

Ischämie zeigen. Die einfache, nicht-invasive Anwendung und schnelle<br />

Applikation der extrakorproalen Stoßwellen zeigen einen potentiellen<br />

und neuen Ansatz in der Prävention des Ischämie-Reperfusionsschaden.<br />

V129 L Propellerlappen der unteren Extremität:<br />

Die Wertigkeit des präoperativen Dopplerbefundes<br />

Jakubietz R, Jakubietz MG, Grünert JG, Zeplin P, Köhler G, Meffert R, Schmidt K<br />

Universitätsklinikum Würzburg<br />

Propellerlappen sind eine elegante Möglichkeit zur Defektdeckung der<br />

unteren Extremität. Die präoperative Diagnostik mit dem Stiftdoppler<br />

ist eine gängige Methode zur präoperativen Lokalisation der Perforatoren.<br />

Diese Diagnostik jedoch ist häufig unzuverlässig. Im Falle einer unterschiedlichen<br />

Lokalisation kann die Hebung des Lappens unmöglich<br />

werden und erfordert eine Änderung des Plans.<br />

Hypothese: Rückwirkend wurden 55 Patienten erfasst bei denen eine Propellerlappenplastik<br />

der unteren Extremität geplant wurde. Die Daten<br />

wurden hinsichtlich der Anzahl der Propellerlappen und der intraoperativen<br />

Änderungen des Plans untersucht.<br />

Methoden: Retrospektive Untersuchung aller Patienten bei denen eine<br />

Propellerlappenplastik zur Defektdeckung der unteren Extremität geplant<br />

wurde. Insgesamt wurden 55 Patienten identifiziert wo zwischen<br />

1/2008 und 1/<strong>2010</strong> eine präoperative Untersuchung der Perforatoren<br />

mit dem Stiftdoppler durch den Operateur durchgeführt wurde.<br />

Ergebnisse: Bei 15/55 Patienten konnte intraoperativ kein adequates<br />

Gefäss in der präoperativ bestimmten Lokalisation oder in der Nähe<br />

51


Abstracts<br />

gefunden werden. Bei diesen Patienten wurde im selben Eingriff zur<br />

Defektdeckung eine lokale Lappenplastik (12 Patienten) oder eine freie<br />

Lappenplastik (3 Patienten) durchgeführt. Besonders häufig war im Bereich<br />

der Achillessehne ein falsch positives Dopplersignal zu finden.<br />

Fazit: Die präoperative Stiftdopplerdiagnostik ist zur sicheren Lokalisation<br />

von Perforatoren für Propellerllappen inadäquat und mit einer hohen<br />

falsch-positiven Fehlerrate behaftet. Nebst präoperativer Aufklärung<br />

über ein alternatives Vorgehen ist ebenfalls eine verbesserte Diagnostik<br />

mit der Farbdoppler-Sonographie zu empfehlen<br />

V130 L Farbdopplersonographie zur präoperativen<br />

Perforatordarstellung beim anterolateralen Oberschenkellappen<br />

Ensat F, Babl M, Conz C, Spies M<br />

Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg<br />

Der anterolaterale Oberschenkellappen hat in den letzten Jahren zunehmend<br />

Verwendung in der rekonstruktiven Mikrochirurgie der Kopf-<br />

Hals-Region und der Extremitäten gefunden. Als nachteilig gelten die<br />

variable Anatomie der Perforatoren und deren häufiger transmuskulärer<br />

Verlauf, weshalb verschiedene bildgebende Verfahren zur präoperativen<br />

Darstellung der Perforansgefäße zur Anwendung kommen.<br />

Hypothese: Das Ziel unserer Studie war es, die Verlässlichkeit der Farbdopplersonographie<br />

bei der präoperativen Lokalisierung der Perforatoren<br />

einerseits und in der Unterscheidung zwischen septalen und transmuskulären<br />

Perforatoren andererseits zu untersuchen.<br />

Methoden: In dieser Studie wurden bei insgesamt 15 Patienten präoperativ<br />

sowohl Lokalisation als auch anatomischer Verlauf der Perforatoren<br />

des anterolateralen Oberschenkellappens mittels Farbdopplersonographie<br />

untersucht und die Ergebnisse mit der intraoperativen Anatomie<br />

verglichen.<br />

Ergebnisse: Dabei konnten mittels Farbdopplersonographie 30 Perforatoren<br />

identifiziert werden, wobei sich intraoperativ 28 bestätigten. Mit<br />

einer Ausnahme wurde der Verlauf aller Perforatoren durch das Septum<br />

bzw. die Muskulatur richtig vorhergesagt.<br />

Fazit: Die Farbdopplersonographie stellt eine verlässliche und unkomplizierte<br />

Methode zur Perforatorlokalisation beim anterolateralen Oberschenkellappen<br />

dar. Es kann dabei nicht nur die Lokalisation, sondern<br />

auch der anatomische Verlauf der Perforatoren präoperativ bestimmt<br />

werden. Damit ist einerseits eine exakte Lappenplanung um präoperativ<br />

definierte Perforatoren möglich, andererseits kann das Bein mit dem<br />

günstigeren, septalen Perforatorverlauf dann zur einfacheren und sichereren<br />

Lappenhebung ausgewählt werden.<br />

V131 L Ein neues tool zur Evaluation von Monitoring-<br />

Geräten und die Anwendung zur Evaluation der implantierbaren<br />

Dopplersonde<br />

Iblher N, Eisenhardt SU, Penna V, Stark GB, Bannasch H<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Evaluationsparameter für Monitoring Geräte zur Überwachung von freien<br />

Lappenplastiken werden in der Literatur uneinheitlich angewendet,<br />

was zu Verwirrung bei der Schlussfolgerung über den Wert eines entsprechenden<br />

Gerätes führt. Der Vergleich verschiedener Systeme und<br />

unterschiedlicher klinischer Serien ist nahezu unmöglich.<br />

Hypothese: Die ultimativen Fragen nach der Effektivität (wie viele Lappen<br />

werden gerettet) und der Effizienz (wie groß ist der Aufwand, um<br />

dieses Ziel zu erreichen) können mit den bisher benutzten Parametern<br />

nicht beantwortet werden.<br />

Methoden: Ein neues Tool zur Evaluierung von Monitoring-Geräten wird<br />

vorgestellt. Es besteht aus zwei einfach zu bestimmenden Parametern,<br />

die die Qualität des Gerätes eindeutig, erschöpfend und vergleichbar<br />

darstellen. Anhand dieser Parameter wurden die in der Literatur vorgestellten<br />

Serien über die implantierbare Dopplersonde reevaluiert und<br />

bewertet. Eine eigene Serie von 50 konsekutiven Lappenplastiken, die<br />

mit diesem Gerät überwacht wurden, wurde ebenso evaluiert. Aus den<br />

Metadaten dieser Studien wurde der Nutzen der Überwachung an der<br />

Lappenvene versus an der Lappenarterie verglichen.<br />

Ergebnisse: Die flap failure reduction rate (FFRR) beschreibt den Prozentsatz<br />

der geretteten Lappen (Effektivität). Die revision success rate<br />

(RSR) beschreibt die Effektivität. Die Reevaluation der Literatur zeigt,<br />

dass obwohl alle Autoren eine positive Erfahrung beschreiben, die absoluten<br />

Resultate stark variieren. Die größeren Studien zeigen FFRRs<br />

von 5–12 %, was bedeuted, dass verglichen gegen kein Monitoring die<br />

implantierbare Dopplersonde 5–12 % der Lappenplastiken retten kann.<br />

RSRs von 75–90 % zeigen, dass 75–90 % der als fehlerhaft erkannten<br />

Lappenplastiken auch gerettet werden können und damit das System<br />

eine für den Routineeinsatz ausreichend hohe Effizienz zeigt. Kleinere<br />

Studien zeigen schlechtere Parameter, was am ehesten zeigt, dass diese<br />

Technologie einer Lernkurve bedarf.<br />

Fazit: Die neu beschriebenen Parameter helfen die Verwirrung um die<br />

Bewertung von Monitoring Geräten zu lichten, indem sie klare Informationen<br />

über die Effektivität und Effizienz liefern. Auf diese Weise wir<br />

der Nutzen der implantierbaren Dopplersonde erstmals eindeutig dargelegt.<br />

Jedoch zeigt sich das der Wert dieses Systems in mehreren Studien<br />

überbewertet ist.<br />

V132 L Hauttemperatur freier Lappenplastiken korreliert<br />

signifikant mit dem mikrozirkulatorischen blutfluss<br />

Krämer R, Könnecker S, Pabst S, Vogt PM, Knobloch K<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

In Fällen von Durchblutungsstörungen freier Lappenplastiken ist die Reaktionszeit<br />

von größter Wichtigkeit. Je schneller und valider die Daten<br />

eines Lappen-Monitorings zur Entscheidungsfindung beitragen können,<br />

desto höher ist die Chance einer erfolgreichen Lappenrevision. Neben<br />

klinischer Inspektion und Evaluation der Lappenrekapillarisierung wurden<br />

in jüngster Vergangenheit verschiedene technische Möglichkeiten<br />

zum Lappenmonitoring vorgeschlagen. Hierbei spielte bislang die Messung<br />

der Hauttemperatur als einfach und schnell zu erhebender Parameter<br />

eine nur untergeordnete Rolle. Wir untersuchten daher bei freien<br />

Lappenplastiken die Korrelation der Hauttemperatur zum mikrozirkulatorischen<br />

Blutfluss.<br />

Hypothese: Bei freien Lappenplastiken korreliert die Hauttemperatur positiv<br />

zum mikrozirkulatorischen Blutfluss.<br />

Methoden: Wir führten ein Lappen-Monitoring an 50 freien Lappenplastiken<br />

an den Extremitäten (Lattissimus dorsi-, ALT-, Parascapular-<br />

Lappenplastiken) mittels Hauttemperaturmessung durch ein reguläres<br />

digitales Infrarotthermometer (Medisana FTD, Deutschland) durch.<br />

Das Thermometer hatte einen Messbereich von 10–50 °C. Die Hauttemperatur<br />

wurde an vier Messpunkten auf jeder Lappenplastik erhoben.<br />

Nach der Temperaturmessung schloss sich an gleichen Lokalisationen<br />

eine Messung des mikrozirkulatorischen Blutflusses mittels kombinierter<br />

Laser-Doppler und Photospektrometrie an (Oxygen-to-see, Lea Medizintechnik,<br />

Deutschland).<br />

statistik: Die statistische Analyse erfolgte durch Berechnung der Pearson<br />

Correlation mittels der SPSS Statistiksoftware 16.0.<br />

Ergebnisse: Die Hauttemperatur freier Lappenplastiken zeigte eine statistisch<br />

signifikante positive Korrelation zum mikrozirkulatorischen<br />

Blutfluss (Pearson r=0.44, p


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

temperatur um ein Grad Celsius reduzierte den mikrozirkulatorischen<br />

Blutfluss um 40 relative Einheiten.<br />

Fazit: Die Hauttemperatur bei freien Lappenplastiken ist abhängig vom<br />

mikrozirkulatorischen Blutfluss der Lappenplastik. Unsere Hypothese<br />

ist somit bestätigt. In Zukunft könnte die regelmäßige Erhebung der<br />

Lappentemperatur ein reliables und zudem ökonomisches Monitoringverfahren<br />

in der rekonstruktiven Plastischen Chirurgie darstellen.<br />

V133 L Messung der Gewebeperfusion von humaner<br />

Haut nach und während einer Unterdruckvakuum-Anlage<br />

Dragu A, Münchow S, Kneser U, Horch RE<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

Die Unterdruckvakuumtherapie hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre<br />

in der Behandlung von chronischen und traumatischen Wunden klinisch<br />

etabliert. So haben in der Vergangenheit klinische Studien erstaunliche<br />

Ergebnisse bei der Wundheilung von sonst therapierefraktären Wunden<br />

aufzeigen können. Als mögliche Ursachen werden besonders der Abtransport<br />

von Wundsekret, die Induktion von Wundgrundgranulation,<br />

die Verkleinerungstendenz der Wunde durch das Vakuum und die Perfusionssteigerung<br />

des Gewebes diskutiert. Letzteres und insbesondere die<br />

Mechanismen auf zellulärer und molekularer Ebene sind jedoch nicht<br />

abschließend verstanden.<br />

Hypothese: Die Gewebeperfusion wird durch die Unterdruckvakuumtherapie<br />

gesteigert.<br />

Methoden: Es wurde bisher 20 gesunde freiwillige Probanden in die Studie<br />

eingeschlossen. Bei allen 20 Probanden wurde zunächst in einer<br />

ersten Baseline-Messung (I) die Gewebeperfusion am lateralen Oberschenkel<br />

bestimmt. Hierbei wurden mit einer kombinierten Laserdoppler-<br />

und Spektroskopsonde folgende 3 Parameter gemessen: (A)<br />

Sauerstoffsättigung [%], (B) post-kapilläre venöse Füllung [relative<br />

Einheiten] und (C) Blutflussrate [relative Einheiten]. Hierzu wurde das<br />

Oxygen-To-See (O2C) Gerät der Firma LEA Medizintechnik (Giessen,<br />

Deutschland) verwendet. Schließlich erfolgte eine 30minütige Anlage<br />

eines Unterdruckvakuumschwammes mit 125 mmHg auf den jeweiligen<br />

Oberschenkel, wobei die Messsonde auf der Haut, d.h. unterhalb<br />

des Vakuumschwamms, belassen wurde. Während dieser VAC-ON-Phase<br />

erfolgten in der 15. Minute und 30. Minute die Messungen (II) und<br />

(III). Anschließend wurde das Vakuum für 60 Minuten ausgeschaltet. In<br />

dieser VAC-OFF-Phase erfolgten die 15 (IV), 30 (V) und 60 (VI) Minuten<br />

Messungen. Abschließend wurde erneut eine VAC-ON-Phase angeschlossen,<br />

wobei diese 5 Minuten dauerte. Während dieser Zeit erfolgte<br />

schließlich die letzte Messung (VII).<br />

Ergebnisse: Die Auswertung der bisherigen Messergebnisse zeigt, dass insbesondere<br />

der Parameter C, d.h. die Blutflussrate durch die Unterdruckvakuumtherapie<br />

um ein Vielfaches im Vergleich zur Baseline gesteigert<br />

wird. Die Sauerstoffsättigung (A) und die post-kapilläre venöse Füllung<br />

(B) zeigen ebenfalls Veränderungen gegenüber der Baseline, jedoch deutlich<br />

geringer als der Parameter (C), die Blutflussrate.<br />

Fazit: Bei der Beurteilung dieser Zwischenergebnisse lässt sich feststellen,<br />

dass die Blutflussrate von Gewebe durch die Unterdruckvakuumtherapie<br />

deutlich erhöht wird. Durch diese Steigerung der Blutflussrate wird die<br />

Perfusion von Gewebe positiv beeinflusst. Dies könnte einer der Gründe<br />

sein, weshalb die Unterdruckvakuumtherapie einen positiven Effekt<br />

auf die Wundheilung bzw. Wundgrundkonditionierung von chronischen<br />

und traumatischen Wunden hat.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 53 (<strong>2010</strong>)<br />

Verbrennung/Narbe 2<br />

Freitag, 14:30–16:00, Saal 5<br />

V134 L Darmschrankenstörungen bei<br />

schwerverbrannten Patienten<br />

Abstracts<br />

Thamm OC1 , Spanholtz TA1 , de Haan JJ3 , Lubbers T3 , Buurman WA3 , Neugebauer EAM2 1 2 3 Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten/Herdecke; IFOM, Universität Witten/Herdecke; Universitätsklinikum<br />

Maastricht, Niederlande<br />

Die Funktion der Darmschranke ist abhängig von der Perfusion der<br />

Epithelschicht des Intestinums. Verschiedene Untersuchungen erbrachten<br />

Hinweise auf eine Minderperfusion des Epithels mit konsekutiver<br />

Schrankenstörung der Darmfunktion bei polytraumatisierten Patienten.<br />

Auch bei orthopädischen Eingriffen mit großem Blutverlust ließen sich<br />

diese Effekte nachweisen. Die Barrierefunktionsstörung führte zu einer<br />

gesteigerten Morbidität und Mortalität der untersuchten Patienten. Im<br />

Rahmen der Verbrennungskrankheit kommt es im Körper ebenfalls zu<br />

großen Volumenverschiebungen mit Perfusionsstörungen in den Endstromgebieten.<br />

Hypothese: Schwere Verbrennungen führen zu Funktionsstörungen der<br />

Darmschranke.<br />

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden<br />

Patienten mit Verbrennungen untersucht, die eine Aufnahme auf die<br />

Schwerverbranntenintensivstation notwendig machten. Zu definierten<br />

Zeitintervallen (3 h, 6 h, 9 h, 12 h, 1 d, 3 d, 5 d und 7 d) nach Verbrennungstrauma<br />

wurden die Serum-Spiegel zweier Proteine (Intestinal<br />

Fatty Acid Binding Protein (i-FABP) und Ileal-Bile Acid Binding Protein<br />

(i-BABP)) bestimmt, die spezifisch nur von den Enterozyten gebildet<br />

werden und somit direkt den Grad der Zellschädigung abbilden. Diese<br />

Daten wurden mit der Größe der Verbrennung (% KOF) korreliert. Außerdem<br />

wurden zu jedem Zeitpunkt diverse Vitalparamter erfasst, die<br />

den Gesundheitszustand des Patienten widerspiegelten.<br />

Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden n=15 Patienten inkludiert,<br />

deren Verbrennungsausmaß eine intensivmedizinische Betreuung<br />

notwendig machte. Im zeitlichen Verlauf zeigten alle Patienten einen signifikanten<br />

Anstieg der untersuchten Proteine. Nach 3 Tagen kam es<br />

zu einem deutlichen Abfall der Spiegel, und an Tag 5–7 wurden wieder<br />

Normalwerte erreicht. Die Größe der Verbrennung korrelierte hierbei<br />

mit dem Ausmaß der Zellschädigung.<br />

Fazit: Die Verbrennungskrankheit führt aufgrund der rasch einsetzenden<br />

Volumenverschiebung zu einer nachweisbaren Schädigung des Darmepithels<br />

mit konsekutiver Darmschrankenstörung. Dieser Effekt scheint<br />

vom Ausmaß der Verbrennung abhängig zu sein. Die untersuchten Patientenzahlen<br />

sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch zu klein, um eine<br />

klare Korrelation sicher angeben zu können und therapeutische Empfehlungen<br />

abzuleiten. Eine größere Fallzahl ist notwendig.<br />

V135 L Intensivierte Insulintherapie bei schwerverbrannten<br />

Patienten – Einfluss auf Mortalität und Morbidität<br />

in einer Matched-pair-Analyse<br />

Spanholtz TA, von Cramon L, Theodorou P, Perbix W, Spilker G<br />

Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten/Herdecke<br />

Hochrangige Publikationen der letzten Jahre spiegeln ein widersprüchliches<br />

Bild über den Vorteil einer intensivierten Insulintherapie (IIT) in<br />

der Gruppe intensivmedizinischer Patienten wider. In der Subkohorte<br />

der schwerverbrannten Patienten stehen in diesem Zusammenhang nur<br />

limitiert Daten zur Verfügung.<br />

53


Abstracts<br />

Hypothese: Eine intensivierten Insulintherapie beeinflusst Morbidität<br />

und Mortalität schwerverbrannter Patienten.<br />

Methoden: Unser konventionell-bedarfgesteuert mit Insulin therapiertes<br />

(CIT) Patientenkollektiv schwerverbrannter Patienten wurde zunächst<br />

bezüglich der Korrelation erhöhter Blutzuckerwerte mit Morbidität/<br />

Mortalität analysiert. In einer Matched-pair-Analyse stellten wir sodann<br />

16 konventionell mit Insulin therapierte SV-Patienten einer gleichartigen<br />

Gruppe unter IIT gegenüber und verglichen Morbidität und Mortalität.<br />

Ergebnisse: Wir analysierten 52 schwerverbrannte Patienten, die mittels<br />

CIT therapiert wurden. Diese zeigten eine Abhängigkeit der Komplikationen<br />

(wie Sepsis und Organsversagen) und der Mortalität von der<br />

Höhe des mittleren Blutzuckerwertes. In der Matched-pair-Analyse wies<br />

die IIT-Gruppe eine deutlich verringerte Komplikationsrate, sowie eine<br />

niedrigere Mortalitätsrate auf.<br />

Fazit: Diese Mini-Analyse gibt einen Hinweis auf ein verbessertes Überleben<br />

und eine verringerte Komplikationsrate schwerverbrannter Patienten<br />

unter intensivierter Insulintherapie. Vor Therapieempfehlung<br />

müssen die Daten in einer größeren Serie allerdings bestätigt werden.<br />

V136 L Is superficial burn caused by ultraviolet radiation<br />

(sunburn) comparable to superficial burn caused by heat?<br />

A histomorphological comparison by in vivo Reflectance-<br />

Mode-Confocal Microscopy (RMCM)<br />

Altintas MA, Altintas AA, Guggenheim M, Busch KH, Niederbichler AD, Aust MC, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Regardless of the underlying cause, both sunburn and superficial thermal<br />

injuries are classified as first degree burns, since data on morphological<br />

differences are scarce. RMCM enables high resolution non invasive investigation<br />

of the human skin.<br />

Objective: We studied in vivo histomorphological alterations in both sunburn<br />

and superficial thermal injuries using RMCM.<br />

Methods: 10 patients (6 f, 4 m; aged 28.4±<strong>10.</strong>6 years) with first degree<br />

thermal contact injuries (TI-group), and 9 sun-burned patients (SBgroup,<br />

7 f, 2 m; aged 30.2±16.4 years), to a maximum extent of 10 %<br />

of the body surface were evaluated 24 h after burn injury using RMCM.<br />

The following parameters were obtained using RMCM: stratum corneum<br />

thickness, epidermal thickness, basal layer thickness, granular cell<br />

size.<br />

Results: Compared to the controls (12.8±2.5 µm), stratum corneum<br />

thickness decreased significantly to <strong>10.</strong>6±2.1 µm in TI-group, whereas<br />

it increased significantly to 16.4±3.1 µm in SB-group. The epidermal<br />

thickness did not differ significantly in TI-group (47.9 ±2.3 µm) and<br />

SB-group (49.1±3.5 µm), however, both increased significantly compared<br />

to their respective controls (41.8±1.4 µm). The basal layer thickness<br />

increased more in SB-group compared to TI-group (17.9±1.4 µm vs.<br />

15.6±1.1 µm). Both differed also significantly compared to their controls<br />

(13.8±0.9 µm). The granular cell size increased significantly in both<br />

groups compared to the controls (731±42 µm), however, a significantly<br />

higher increase was observed in TI-group (852±58 µm) compared to<br />

SB-group (784±61 µm).<br />

Conclusions: Ultraviolet radiation seems to influence predominantly<br />

deeper epidermal layers, whereas heat-induced burns affect more superficial<br />

epidermal layers. The term „First degree burn“ should not be used<br />

synonymously for sunburn and superficial thermal burn injuries.<br />

V137 L Die antiseptische Wirkung einer suprathel®–<br />

Weinessig-Matrix vs. Acticoat® und Aquacel®-Ag im<br />

In-vitro-Versuch<br />

Otte M, Germann G, Lehnhardt M, Hellmich S, Ryssel H<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Therapie von multiresistenten Keimen auf Verbrennungsintensivstationen<br />

wird im klinischen Altag zunehmend anspruchsvoller. Es besteht eine<br />

große Herausforderung bzgl der antiseptischen Therapie der Verbrennungswunde.<br />

Silberhaltige Wundauflagen wie z.B. Acticoat® und Aquacel®-Ag<br />

werden vor allem in den USA häufig zur Oberflächentherapie bei Verbrennungswunden<br />

angewendet. Ziel dieser Untersuchung war es erstmals in vitro<br />

prospektiv die bakterizide Wirkung von 3 %igen Weinessig mit Suprathel®<br />

als Trägermaterial auf diverse multiresistente Keime im Vergleich mit<br />

den antiseptischen Wundauflagen Acticoat und Aquacel-Ag zu testen.<br />

Hypothese: Die Wundauflage Suprathel besitzt eine mikroporöse Struktur<br />

mit guten Aufnahme- und Releaseigenschaften welche sie für eine<br />

Flüssigkaitsaufnahme und Abgabe eignen. Die antimikrobielle Wirkung<br />

von 3 %igen Weinessig besonders im gramnegativen Bereich ist vielfach<br />

beschrieben. In dieser Studie wird untersucht ob die Kombination von<br />

Suprathel und Weinessig in einem In Vitro Setting der antimikrobiellen<br />

Wirkung von Acticoat und Aquacel-Ag überlegen ist.<br />

Methoden: Standard 1-Bouillon-Röhrchen werden mit den jeweiligen<br />

Keimen (106 CFU) beimpft und 24 h bei 37 °C bebrütet. 0,1 ml dieser<br />

Frischkulturen werden auf Standard I-Agarplatten aufgebracht. Danach<br />

erfolgt jeweils die Auflage von 5×5 cm Suprathel (10 min mit 3 % Essigsäure<br />

getränkt), Acticoat und Aquacel-AG. Die Einwirkzeit beträgt 60<br />

Minuten und 24 Stunden. Nach der Einwirkzeit werden die Wundauflagen<br />

entfernt, die behandelten Agars ausgestrichen und nach Bebrüten<br />

(37 °C, 48 h) werden die Kolonien pro Platte ausgezählt. Folgende Keime<br />

unserer Verbrennungsintensiv-patienten wurden als Isolate getestet:<br />

Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter<br />

baumanii, Enterococcus faecalis, Methicillin-/multiresistenter<br />

Staphylococcus aureus (MRSA).<br />

Ergebnisse: Die Versuchsreihen zeigten eine sehr gute bakterizide Wirkung<br />

der Suprathel-Weinessig Matrix in der In-vitro-Testung. Gerade<br />

bei gram-negativen Problemkeimen wie Pseudomonas aeruginosa und<br />

Acinetobacter baumanii ist die antimikrobielle Wirkung der von Acticoat<br />

und Aquacel-Ag überlegen.<br />

Fazit: Eine Kombination von Suprathel mit Weinessig ist möglich, hat<br />

eine sehr gute bakterizide Wirkung und scheint sich als lokale antiseptische<br />

Wundauflage zu eignen. Bei hochresistenten Problemkeimen wie<br />

Acinetobacter baumanii, Pseudomonas aeruginosa etc. (ESBL/MBL/<br />

VRE) ist eine Kombination aus Suprathel und Weinessig in einem Invitro-Setting<br />

wirksamer als Aquacel-Ag und Acticoat doch es müssen<br />

noch weitere klinische Studien folgen.<br />

V138 L Erhöhte Vaskularisation einer dermalen Integra-<br />

Matrix durch glanduläre stammzelltransplantation<br />

Ottomann C, Egaña JT, Mailänder P, Kremer M<br />

Universitätsklinikum S-H, Campus Lübeck<br />

Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Die Take-Rate dermaler Ersatzstoffe ist abhängig von der einsprossenden<br />

Vaskularisation aus dem Wundbett. Es liegen verschiedene Ansätze<br />

mit dem Ziel der Verbesserung der Vaskularisationsrate unter Verwendung<br />

zellulärer wie auch azellulärer Techniken vor. Eine weitere Methode<br />

ist die Stimulation der im Rahmen der Vaskularisation stattfindenden<br />

Neogenese durch Aussaat von Stammzellen auf eine dreidimensionale<br />

Kollagen-Matrix (Integra).<br />

54 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 54 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Hypothese: Durch eine In-vitro-Stammzellentransplantation resultiert<br />

eine erhöhte Vaskularisation einer artifiziellen Matrix in vivo.<br />

Methode: Zur Stimulierung der Neovaskularisation eines kommerziell<br />

verfügbaren dermalen Ersatzstoffes (Integra-) wurden fluoreszenzmarkierte<br />

Stammzellen (GFP+) aus dem Pankreas und aus der Glandula<br />

submandibularis verwendet. Die Stammzellen wurden nach Isolation in<br />

der Matrix angezüchtet. Die Matrix wurde anschließend in einen transdermalen<br />

Defekt im Mausmodell eingebracht. Nach einer dreiwöchigen<br />

Regenerationsphase in vivo wurde das Gewebe gewonnen und die Vaskularisation<br />

analysiert.<br />

Ergebnisse: Nach dem Einbringen in die Matrix zeigten die Stammzellen<br />

ein homogenes Verteilungsbild mit Adhäsion an dem Kollagengerüst der<br />

Integra-Matrix. In vitro zeigten die Zellen über einen Beobachtungszeitraum<br />

von drei Wochen eine metabolische Aktivität. In vivo konnte eine<br />

signifikant erhöhte Vaskularisationsrate in den Matrizes, die mit pankreatischen<br />

oder submandibulären Stammzellen aktiviert worden waren,<br />

gegenüber der Kontrollgruppe nachgewiesen werden (p


Abstracts<br />

Nach Zentrifugation ist das aufbereitete Fettaspirat mit 0,1- bis 0,2-mm-<br />

Kanülen in die dermal-hypodermale Grenzschicht des Narbenareals eingespritzt<br />

worden. Die Narbenbeurteilung ist anhand der Visual Analog<br />

Scale (VAS) und der Vancouver Scar Scale (VSS) präoperativ sowie nach<br />

6 Monaten durchgeführt worden. Darüber hinaus erfolgten O2C-Messung<br />

zur Bestimmung der Vaskularisierung der Narbenareale präoperativ,<br />

am ersten postoperativen Tag, nach einer Woche, vier Wochen und<br />

6 Monate.<br />

Ergebnisse: Die Beurteilung der Narben zeigt sowohl in der Wahrnehmung<br />

der Patienten wie auch der Untersucher eine signifikante Verbesserung<br />

nach 6 Monate in Hinblick auf die Narbendicke, die dermale Elastizität,<br />

Vaskularisierung und Pigmentierung (p


Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

erster Schritt hin zu Sanktionierungsbestrebungen interpretiert werden.<br />

Die notwendige Folge ist, dass vor medizinisch nicht indizierten ästhetischen<br />

Eingriffen auf die geänderten Regelungen, insbesondere auf die<br />

möglichen drohenden finanziellen Auswirkungen bei Komplikationen<br />

hingewiesen werden muss. Die Notwendigkeit einer Folgekostenversicherung<br />

ist in Abhängigkeit der Leistung und entstehenden Kosten in<br />

Erwägung zu ziehen.<br />

V144 L Die Prozesskostenrechnung als ein Mittel zur<br />

Positionierung der Kernkompetenzen der Plastischen<br />

Chirurgie<br />

Altintas AA, Hierner R<br />

Universitätsklinikum Essen<br />

Die Plastische Chirurgie ist durch stetige Entwicklung neuer Verfahren<br />

interdisziplinär tätig. Doch nicht selten wird das operative know-how<br />

durch andere Fachbereiche verkannt. Überschneidungen zu anderen<br />

Fachrichtungen könnten sich unter anderem durch Effizienz und Ökonomie<br />

abgrenzen lassen. Durch das vorgegebene DRG System ist die Erlösseite<br />

zumeist gedeckelt. Zur ökonomischen Optimierung bleibt somit<br />

die Kostenseite. Ziel dieser Arbeit ist es, die Möglichkeiten der Prozesskostenrechnung<br />

(PKR) als ein Mittel zur Positionierung der Kernkompetenzen<br />

der Plastischen Chirurgie gegenüber anderen Fachrichtungen<br />

aufzuzeigen. Es werden Grundlagen und Tipps zur Umsetzung der PKR<br />

dargestellt und auf die zu erwartenden Schwierigkeiten hingewiesen.<br />

Material und Methode: Die PKR bietet im Rahmen der Prozessanalyse eine<br />

Methode zur effektiven Kostenanalyse. Speziell sollte sich der Fokus an<br />

die Teilprozesse richten, die häufig auftreten oder hohe Kosten verursachen.<br />

Dabei müssen die „Cost Driver“, die für die Kostenentwicklung<br />

der Prozesse entscheidend sind identifiziert und analysiert werden. Der<br />

größte Aufwand besteht dabei in der Informationsverarbeitung und Kostenzuordnungen.<br />

Ergebnisse: Bei der Einführung der PKR kann durch eine frühe Abstimmung<br />

mit dem nach §137 SGB V für die Kliniken verpflichtenden Qualitäts<br />

Management (QM), die Akzeptanz gesteigert und der Aufwand<br />

reduziert werden. Insgesamt ist zu beachten, dass die Nutzung der QM<br />

zwar von Vorteil ist, jedoch ihre Priorität in einer vollständigen Ablaufübersicht<br />

besteht. Die PKR dagegen zielt auf die von Kostentreibern beeinflussten<br />

Teilprozesse ab.<br />

Fazit: Um Kernkompetenzen der Plastischen Chirurgie gegenüber anderen<br />

Fachrichtungen klarer zu positionieren kann die PKR im Gegensatz<br />

zu den traditionellen Kostenrechnungen, wichtige Argumente bieten.<br />

Zukünftig könnte die PKR auch aufgrund seiner Vollkostendarstellung<br />

eine notwendige Grundlage für die INek Kalkulation und somit neben<br />

der Kostenoptimierung auch eine Erlössteigerung im Fallpauschalsystem<br />

darstellen; der Erfolg hängt dabei stark von der konkreten Umsetzung ab.<br />

V145 L Der schichtübergreifende Weichteildefekt –<br />

Ein stiefkind des DRG-systems<br />

Hellmich S, Czermak C, Lehnhardt M, Megerle K<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Behandlung des schichtübergreifenden Weichteildefektes ist eine<br />

Hauptdomäne der plastischen Chirurgie. Die Ätiologie der Defekte ist<br />

ganz unterschiedlich. Sie können posttraumatisch, postoperativ, infektiös<br />

oder beispielsweise durch Druck entstehen. Gemeinsam ist ihnen<br />

jedoch, dass für die erfolgreiche Therapie ein Verfahren der Rekonstruktiven<br />

Leiter der Plastischen Chirurgie Anwendung findet. Für die Wahl<br />

der richtigen Hauptdiagnose steht eine Fülle von ICD-Nummern zur<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 57 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Verfügung – allerdings beschreibt keine von ihnen unmissverständlich<br />

einen schichtübergreifenden Weichteildefekt. Immer dann, wenn keine<br />

eindeutige Hauptdiagnose zur Auswahl steht, ist eine Konfrontation mit<br />

dem Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK) vorprogrammiert.<br />

Dieser wird durch die Erlöse/Kosten, die hinter den jeweiligen Hauptdiagnosen<br />

und den daraus generierten DRG stehen noch potenziert. Bei<br />

einem schichtübergreifenden Weichteildefekt am Knie, der komplikationslos<br />

durch eine gestielten Lappen gedeckt werden kann, ergeben sich,<br />

je nach Hauptdiagnose, Kostengewichte von 0,713 (2880,00 €) bis 1,67<br />

(4902,75 €). Bei der Therapie mit einer freien Lappenplastik bei einem<br />

Patienten mit schweren Nebendiagnosen liegt die Spanne der Kostengewichte<br />

zwischen 3,422 (10046,24 €) und 7,494 (22000,74 €). Im Vortrag<br />

werden die Argumentation des Krankenhaus und des MDK für die<br />

verschiedenen Hauptdiagnosen dargestellt und unter Berücksichtigung<br />

der geltenden Kodierrichtlinien und der SEG-Empfehlungen des MDK<br />

diskutiert. Es werden anhand von Beispielkodierungen mit den Hauptdiagnosen<br />

T81.4, T81.8, L98.8 und M79.8xy die verschieden DRG und<br />

den Erlös demonstriert. Ziel ist es, eine Kodierung in Abhängigkeit von<br />

der Defekttiefe zu erreichen, soweit nicht anders in den Kodierrichtlinien<br />

vorgeschrieben. Nur so kann im gültigen ICD- und DRG-System eine<br />

„aufwandgerechte Vergütung“ abgebildet werden.<br />

V146 L Ordnungsgemäße Abrechnung von<br />

Verbrennungsverletzungen und deren Folgen<br />

Hellmich S, Frank S, Lehnhardt M, Megerle K<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Einführung der DRG-Abrechnung für Krankenhausleistungen im<br />

Jahr 2003 in Deutschland sollte ein aufwandgerechteres und wirtschaftlicheres<br />

System zum Ziel haben. In der Tat müssen jedoch jährlich Veränderungen<br />

vorgenommen werden und gerade im Bereich der Verbrennungsmedizin<br />

ist die Realität von einer aufwandgerechten Abbildung<br />

weit entfernt. Ein zusätzlicher, spürbar negativer Effekt der DRG-Einführung<br />

ist das Prüfverhalten der Krankenkassen, der einen massiven<br />

Anstieg von MDK-Anfragen zur Folge hatte. Bezüglich der Kodierung<br />

von Korrekturoperationen im Rahmen der Verbrennungsbehandlung<br />

kommt es regelmäßig zu Differenzen zwischen dem MDK und den behandelnden<br />

Ärzten.<br />

Material und Methoden: Von Januar 2005 bis August 2009 wurden in unserer<br />

Klinik 121 MDK-Anfragen von Fällen mit einer Y-DRG bearbeitet.<br />

Es handelte sich in 65 Fällen um die Erstversorgung einer Verbrennung<br />

und in 56 Fällen um Korrekturoperationen im Rahmen der Verbrennungsbehandlung.<br />

Wir vertreten die Argumentation, dass auch bei Sekundäreingriffen<br />

nach Verbrennung der Kode der „frischen“ Verbrennung<br />

aus T20–T32 als Hauptdiagnose zur Anwendung kommen muss<br />

und keinesfalls der Kode L90.5 „Narbe und Fibrose“ der Haut gewählt<br />

werden darf. Wir beziehen uns auf die deutsche Kodierrichtlinie DKR<br />

D005d „Folgezustände und geplante Folgeeingriffe“. Durch diese Vorgehensweise<br />

wird bei den Korrektureingriffen eine Y-DRG generiert, die<br />

in der Regel ein höheres Relativgewicht aufweist als die Abrechnung einer<br />

„Narbe und Fibrose der Haut“. Im August 2009 wurde in unserem<br />

Haus eine Stichprobenprüfung nach § 17c KHG durchgeführt, bei der<br />

ausschließlich Y-DRG (ohne Beatmung) Prüfgegenstand waren.<br />

Ergebnisse: In 59 % der Fälle (33/56) ist der MDK nach schriftlichen Gutachten<br />

oder Vorortbegehungen der dargestellten Argumentation gefolgt.<br />

In 19 Fällen endete die Begutachtung der Wahl der Hauptdiagnose im<br />

Dissens. Jedoch wurden keine Rechnungen zurückgefordert oder verrechnet.<br />

Einige dieser Episoden sind bereits verjährt und wir werten<br />

dies als indirekte Anerkennung unserer Argumentation. In 4 Fällen<br />

(7 %) konnte keine Einigung erreicht werden und die Gelder wurden<br />

durch die Kassen nicht bezahlt. Die Stichprobenprüfung nach § 17c<br />

57


Abstracts<br />

KHG konnte ebenfalls keine Einigung zu diesem Thema erreichen und<br />

ging letztlich für beide Seiten ergebnislos aus. Die ärztlichen Gutachter<br />

des MDK schlugen jedoch eine Bearbeitung des Themas durch die<br />

Fachgesellschaft vor um so zu einer einheitlichen Begutachtungspraxis<br />

zu gelangen.<br />

Diskussion: Die Abbildung von Verbrennungsverletzungen ist unzureichend<br />

im aktuellen DRG-System. Ein Hauptproblem ist die Kodierung<br />

der Sekundäreingriffe nach Verbrennungen. Der Vortrag stellt die Argumentation<br />

des Ludwigshafener Verbrennungszentrums vor, um ggf. so<br />

im Konsens mit anderen Verbrennungszentren eine einheitliche Vorgehensweise<br />

zu entwickeln. Über diese Initiative lassen sich höhere Erlöse<br />

erzielen, die letztlich der adäquaten Behandlung von schwerbrandverletzten<br />

Patienten zugute kommt.<br />

V147 L Krank oder nicht krank – das ist hier die Frage:<br />

Umsatzsteuerproblematik in der plastischen Chirurgie –<br />

aktueller stand und Handlungsempfehlungen<br />

Hosang J, Gruhl L<br />

Steuerberater, Göttingen<br />

Worum geht es – in Euro und Cent?<br />

Hypothese/Methoden: Aktueller Sachstand: gesetzliche Grundlagen, Rechtsprechung<br />

und Auffassung der Finanzverwaltung.<br />

Ergebnisse: Diagnose (des aktuellen Sachstands)<br />

Fazit: Handlungsempfehlungen – abgeleitet aus den Erfahrungen steuerlicher<br />

Betriebsprüfungen seit dem Jahr 2003. Nach einer Darstellung<br />

des aktuellen rechtlichen und steuerrechtlichen Sachstands bezüglich<br />

der Umsatzsteuerproblematik in der plastischen Chirurgie möchten Ihnen<br />

Autor und Co-Autor ihre Erfahrungen zur erfolgreichen Behandlung<br />

dieses Themas in der täglichen Praxis und anlässlich steuerlicher<br />

Betriebsprüfungen weitergeben. Der Schwerpunkt des Vortrags soll auf<br />

der Diagnose des aktuellen Sachstands bezüglich der Umsatzsteuerproblematik,<br />

auf der notwendigen Dokumentation der Eingriffe/Behandlungen<br />

und auf der erfolgreichen Vorbereitung von steuerlichen Betriebsprüfungen<br />

liegen. Sie als Arzt/Ärztin sollen sich in die Situation eines<br />

Betriebsprüfers/einer Betriebsprüferin hineinversetzen und seine/ihre<br />

Zwänge bzw. Vorgaben verstehen können, damit Sie erfolgreich im Sinne<br />

der von Ihnen praktizierten Handhabung argumentieren können.<br />

V148 L Die umsatzsteuerliche behandlung<br />

ästhetisch-chirurgischer Maßnahmen – ein Update<br />

Gensior M<br />

Praxisklinik, Korschenbroich<br />

In dem Urteil des EuGH vom <strong>September</strong> 2000 im zur Umsatzsteuerproblematik<br />

im Rahmen eines Vaterschaftsgutachten wurde nochmals<br />

festgestellt, dass nur dann eine Befreiung von der Umsatzsteuer gewährt<br />

wird, wenn die medizinischen Behandlung einer Krankheit im Vordergrund<br />

steht oder eine andere Gesundheitsstörung behandelt wird und<br />

damit dem Schutz der menschlichen Gesundheit dient. Dies nahmen die<br />

deutschen Finanzbehörden zum Anlass, Betriebssonderprüfungen speziell<br />

bei Plastischen Chirurgen durchzuführen und Umsatzsteuernachzahlungen<br />

über viele Jahre nachzuverlangen. Weder Vertrauensschutz<br />

wurde gewährt, noch erfolgte eine tatsächliche Prüfung der Grundlagen,<br />

ob ein therapeutisches Ziel im Vordergrund stand. Die gemeinsame Leitlinie<br />

der ästhetisch-chirurgischen Gesellschaften findet langsam Einzug<br />

in das Bewusstsein der Finanzbehörden. In dem Vortrag werden der derzeitige<br />

Stand der Verfahren erläutert und nochmals Verhaltensempfehlungen<br />

zur Mehrwertsteuerproblematik abgegeben.<br />

Hand 2<br />

Samstag, 9:30–11:30, Saal 4<br />

V149 L transplant Acceptance Inducing Cells (tAIC)<br />

in der Composite tissue-Allotransplantation<br />

Radu CA, Kiefer J, Germann G, Lehnhardt M, Kremer T<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Composite Tissue Allotransplantationen (CTA) eröffnen ein neues Feld<br />

der Transplantationschirurgie. Das Überleben klinischer CTA übertrifft<br />

das von Organtransplantationen unter einer standardmäßigen immunsuppressiven<br />

Therapie. Hand- und Gesichtstransplantationen, die am<br />

weitesten verbreiteten Formen klinischer CTA, haben die immunologische<br />

Forschung mit dem Ziel der Toleranzinduktion und Reduktion der<br />

Risiken von Immunsuppressiva intensiviert. Transplant Acceptance Inducing<br />

Cells (TAIC) sind eine Art immunregulatorischer Makrophagen.<br />

Der immunsuppressive Effekte von TAIC wurde in einem Composite<br />

Tissue Allotransplantationsmodell bisher nicht erforscht. Ziel dieser experimentellen<br />

Arbeit ist es, den immunsuppressiven Effekt von TAIC<br />

auf die Abstoßung nach Hinterlauftransplantation im Rattenmodel zu<br />

untersuchen.<br />

Methoden: 45 allogene Hinterlauftransplantationen im Rattenmodell<br />

(Lewis (LW) → Brown-Norway (BN)) wurden in 6 experimentellen<br />

Gruppen durchgeführt. Gruppe A (n=6, Lewis (LW) → Brown-Norway<br />

(BN)) erhielt TAIC systemisch (i.v.). Gruppe B (n=6, (Lewis (LW) →<br />

Brown-Norway (BN)) erhielt TAIC lokal (i.m.) in den transplantierten<br />

Hinterlauf. Gruppen C, D, E und F fungierten als Kontrollgruppen.<br />

Gruppe C (n=3, (Sprague Dawley (Sp-D) → Brown-Norway (BN))<br />

erhielt TAIC postoperativ systemisch (i.v.). Gruppe D (n=10, (Lewis<br />

(LW) → Brown-Norway (BN)) erhielt keine Immunsuppression, Gruppe<br />

E (n=10, (Lewis (LW) → Brown-Norway (BN)) erhielt eine Standardimmunsuppression<br />

mit FK506 und Prednisolon und Gruppe F (n=10)<br />

erhielt keine Immunsuppression bei isogener Transplantation (Brown-<br />

Norway (BN) → Brown-Norway (BN)). Der Abstoßungszeitpunkt wurde<br />

klinisch und histologisch festgelegt.<br />

Ergebnisse: Die klinische Abstoßung des Hinterlaufs erfolgte durchschnittlich<br />

7,7 Tage nach Transplantation in Gruppe A (TAIC i.v.) und<br />

7,4 Tage nach Transplantation in Gruppe B (TAIC i.m.). Der Abstoßungszeitpunkt<br />

wurde signifikant verlängert (t-test, p


Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

V150 L structural and functional relationship in<br />

peripheral nerve regeneration: Functionality diversity of<br />

axon regeneration after sciatic nerve injury<br />

Bozkurt A, Scheffel J, O‘Dey DM, Böcker A, Deumens R, Brook GA, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Repair of peripheral nerve gaps still represents a major clinical challenge.<br />

Despite decades of research in this arena, autologous nerve grafting<br />

is still regarded as the preferred bridging material in clinical practice.<br />

In experimental research, a wide variety of functional tests is available<br />

to assess the functionality of axon regeneration. These tests range from<br />

electrophysiology to behavioral tests for analysis of static parameters<br />

such as the static sciatic index (SSI) or gait parameters. For gait analysis<br />

(functional parameters), the walking track is used most frequently to obtain<br />

the sciatic function index (SFI), the stance factor, ankle kinematics<br />

and/or toe out angle (TOA). At present, there is not a clear preference<br />

of behavioral tests to assess the functionality of axon regeneration after<br />

sciatic nerve injury, and a „combination of tests“ is recommended to<br />

examine the overall sciatic nerve regeneration.<br />

Material and Methods: In the present study we made an attempt to find<br />

differences in the suitability of behavioral tests to assess functionality<br />

of axon regeneration after sciatic nerve injury. The assessment of the<br />

therapeutic outcome (i.e. efficacy) of any therapeutic strategy requires<br />

an evaluation of the structural-functional relationship: Without structural<br />

regeneration (i.e. axon regeneration) no functional regeneration (i.e.<br />

motoric and/or sensory restoration). In the opposite direction, if functional<br />

regeneration remains absent, any structural regeneration (axonal<br />

growth) becomes meaningless. We, therefore, compared the neurotmesis<br />

lesion (autologous nerve grafting of a 2 cm defect) with an axonotmesis<br />

lesion (standardized crush model with spontaneous regeneration) in the<br />

rat sciatic nerve model. In each case, the modality „Function“ was examined<br />

with two independent and well established behavioural tests, i.e.<br />

the SSI for static parameters and the CatWalk for dynamic parameters.<br />

For the modality „Structure“ we used conventional histomorphometry<br />

(semithin, toluidin blue staining; number of fibers, G-ratio) and transmissionelectron<br />

microscopy as well as retrograde tracing studies with<br />

examination of both sensible (DRG) and motor neurons (ventral horn<br />

of spinal cord).<br />

Results: For the modality „Structure“ we found significant differences<br />

between axonotmesis and neurotmesis lesions regarding conventional<br />

histomorphometry (axon count, axon diameter, G-ratio) and retrograde<br />

tracing (sensible and motor neurons) experiments. In contrast, the modality<br />

„Function“ displayed a more differentiated pattern by comparing<br />

SSI (static) and CatWalk (static and dynamic) parameters. In axonotmesis,<br />

both CatWalk and SSI showed a significant recovery. However,<br />

regarding neurotmesis, a significant recovery could be displayed by SSI,<br />

but not by the CatWalk system (e.g. print area, intensity, stance swing<br />

phase and coupling parameters).<br />

Conclusion: To the best of our knowledge this is the first experiment examining<br />

both axonotmesis and neurotmesis lesion models using both SSI<br />

and CatWalk under the aspect of structural functional relationship. We<br />

could prove that neither the functional tests nor structural tests alone<br />

give an impression of global regeneration. Instead, only a set of multimodal<br />

analysis techniques can give an impression on the degree and efficacy<br />

of regeneration.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 59 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

V151 L Kombination des AV-Loop-Modells mit extrinsischer<br />

Neoangiogenese zur Herstellung von axial vaskularisiertem<br />

transplantierbarem Knochenersatz<br />

Arkudas A, Kneser U, Pryymachuk G, Beier JP, Polykandriotis E, Bleiziffer O, Körner C, Horch RE<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

Die Schaffung von axial vaskularisierten Ersatzgeweben mit der arteriovenösen<br />

Gefäßschleife als zentrale Gefäßachse ist ein etabliertes Verfahren<br />

mit großem Potential für Anwendungen in der rekonstruktiven<br />

Chirurgie und regenerativen Medizin. Eine Beschleunigung des Vaskularisationsprozesses<br />

kann die Effizienz des Verfahrens steigern und die<br />

Vitalität von transplantierten gewebsspezifischen Zellen optimieren.<br />

Hypothese: Die Kombination von extrinsischen und intrinsischen Vaskualrisationsansätzen<br />

ist im Modell der arteriovenösen Gefäßschleife praktikabel<br />

und erlaubt eine effiziente und komplette Vaskularisation eines<br />

gegebenen Gewebsvolumens. Es findet ein Gefäßanschluss zwischen<br />

beiden Gefäßsystemen (extrinsisch und intrinsisch) stattfindet, welcher<br />

eine freie Transplantation aufgrund der axialen Gefäßversorgung der<br />

Konstrukte erlaubt.<br />

Methoden: Bei insgesamt 24 männlichen Lewis Ratten wurde in der linken<br />

Leiste eine arteriovenösen Gefäßschleife (AV-Loop) in einer Knochengranulamatrix<br />

(60 % Hydroxyapatit und 40 % Beta-Tri-Kalziumphosphat),<br />

welche mit Fibrin (10 mg/ml Fibrinogen, 2 I.U./ml Thrombin)<br />

versetzt worden war, platziert. Die Matrix wurde in eine mittels Electron<br />

Beam Melting (EBM) Technik gefertigte, perforierte custom-made<br />

Titankammer (Kooperation mir Institut für Materialwissenschaften,<br />

Universität Erlangen) gelegt und nach 2, 4, 6 und 8 Wochen explantiert.<br />

Durch die Poren der Titankammer kommt es zum Einwachsen von Blutgefäßen<br />

aus der Peripherie (extrinsische Vaskularisation) bei erhaltener<br />

zentraler Gefäßachse. Bei der Explantation wurden die Konstrukte mit<br />

unterschiedlichen Farbstoffen perfundiert, um die einzelnen Gefäßsysteme<br />

(extrinsisch und intrinsisch) und die Konnektivität untereinander<br />

nachzuweisen. Nachfolgend kamen a ls Evaluationsmethoden Mikro-CT<br />

sowie histologische und morphometrische Techniken zum Einsatz.<br />

Ergebnisse: Nach Einleitung der arteriovenösen Gefäßschleife kam es in<br />

allen Gruppen zur intrinsischen und extrinsischen Vaskularisation der<br />

Matrizes bereits nach 2 Wochen. Des Weiteren zeigte sich zwischen der<br />

2. und 8. Woche eine progrediente Zunahme der Gesamtgefäßanzahl<br />

innerhalb der Konstrukte. Bereits nach 2 Wochen besaßen 83 % aller<br />

Gefäße (auch ursprünglich extrinsische Gefäße) eine Konnektivität mit<br />

dem AV Loop. Es fand nachfolgend ein schrittweiser Gefäßanschluss der<br />

extrinsischen Gefäße mit dem AV Loop statt, so dass nach 8 Wochen<br />

nahezu alle Gefäße mittels AV-Loop perfundierbar waren.<br />

Fazit: Diese Studie zeigt zum ersten Mal, dass die Kombination von intrinsischer<br />

Vaskularisation mittels einer arteriovenösen Gefäßschleife<br />

und extrinsischer Vaskularisation zum effizienten und kompletten<br />

Durchwachsen einer Knochengranulamatrix in einer perforierten<br />

Titankammer führt. Es findet ein Gefäßanschluss zwischen beiden<br />

Gefäßsystemen (extrinsisch und intrinsisch) statt, welcher eine freie<br />

Transplantation aufgrund der axialen Gefäßversorgung der Konstrukte<br />

erlaubt.<br />

59


Abstracts<br />

V152 L Die Immunantwort bei Patienten mit Implantatassoziierter<br />

posttraumatischer Osteitis: Expression von<br />

toll-like-Rezeptoren (tLR) und synthese von Interferon auf<br />

t-Zellen<br />

Kotsougiani D, Pioch M, Heppert V, Lehnhardt M, Hänsch G-M, Wagner C<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Implantat-assoziierte Osteitis stellt eine schwerwiegende Komplikation<br />

chirurgischer Eingriffe dar, hervorgerufen durch eine lokale,<br />

chronisch-destruktive Entzündung. Ursache für die Persistenz der Infektion<br />

ist die Bildung von Biofilmen auf Implantaten und Osteosynthese-Materialien.<br />

Im Gegensatz zu ihren planktonischen counterparts<br />

sind Bakterien in Biofilmen relativ resistent gegenüber körpereigenen<br />

Abwehrmechanismen und Antibiotika. In vorausgegangenen Studien<br />

ließ sich jedoch eine massive Infiltration immunkompetenter Zellen, v.a.<br />

aktivierter polymorphkerniger neutrophiler Granulozyten (PMN), vereinbar<br />

mit ihrer Rolle als „first line of defense“ in das Infektionsgebiet<br />

nachweisen. Darüber hinaus konnten jedoch auch T-Zellen am Infektionsort<br />

gefunden werden.<br />

Hypothese: Da eine T-Zellaktivierung mit Virusinfektionen assoziiert ist<br />

und T-Zellen eine Rolle bei bakteriellen Infektionen noch nicht zugeschrieben<br />

wurde, wurde in dieser Studie die T-Zellantwort und ihre Rolle<br />

bei der Infektabwehr näher analysiert.<br />

Methoden: In einer prospektiven Studie wurden T-Zellen des lokalen<br />

Infiltrates sowie des peripheren Blutes bei Patienten (n=38) mit Implantat-assoziierter<br />

Osteitis isoliert und hinsichtlich Aktivierung, Expression<br />

von Toll-like-Rezeptoren (TLR) und Synthese von Interferon<br />

γ analysiert (Zytofluorometrie mit spezifischen Antikörpern). Parallel<br />

dazu wurden Zellen gesunder Spender (n=20) getestet.<br />

Ergebnisse: Neben hoch-aktivierten (PMN) (60–85 %) repräsentierten<br />

T-Lymphozyten (5–35 %) die zweitgrößte Population der infiltrierten<br />

immunkompetenten Zellen; diese waren überwiegend CD8 positiv<br />

und anhand ihres Rezeptorprofils als zytotoxische Effektorzellen identifizierbar.<br />

Sie exprimierten CD11b auf der Oberfläche, ein Adhäsionsmolekül,<br />

das auf Zellen gesunder Spender nicht exprimiert wird, aber<br />

aktivierungsabhängig aufreguliert wird. Die weitere Analyse ergab eine<br />

Aktivierung der CD4+ und CD8+ T-Zellen auch des peripheren Blutes<br />

der Patienten, sowie eine Aufregulation der Toll-like-Rezeptoren<br />

(TLR) 1, 2 und 4 auf T-Zellen der CD28-CD11b+ Subpopulation. Die<br />

archaischen TLR gehören zu den „pattern recognition”-Rezeptoren,<br />

die bakterientypische Strukturen, sog. „pathogen associated molecular<br />

pattern“ (PAMP), wie Lipopolysaccharide oder andere Bestandteile der<br />

Bakterienwand erkennen. T-Zellen des lokalen Infektionsgebietes, nicht<br />

aber des peripheren Blutes der Patienten, produzierten Interferon γ, ein<br />

Zytokin, das die Funktion phagozytischer Zellen steigert.<br />

Fazit: Die Persistenz bakterieller Infektionen wird unter anderem auf die<br />

Resistenz der bakteriellen Biofilme gegenüber der körpereigenen Abwehr<br />

zurückgeführt. Unsere Daten zeigen, dass im Verlauf einer Biofilm-assoziierten<br />

Infektion nicht nur PMN als „erste Verteidigungslinie”,<br />

sondern auch T-Lymphozyten aktiviert werden, die dann präferentiell<br />

in das Infektionsgebiet einwandern. Die Expression von „pattern recognition“<br />

Rezeptoren mit selektiver Bindung lokaler bakterieller Produkte<br />

und die Synthese von Interferon γ weisen auf eine neue Rolle aktivierter<br />

T-Zellen auch bei der Bakterienabwehr hin.<br />

V153 L Direkt re-transplantierte mesenchymale<br />

stammzellen induzieren Knochenneubildung im ektopen<br />

schafmodell<br />

Boos AM, Löw JS, Deschler G, Kneser U, Beier JP, Horch RE<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Im Bereich des Knochen Tissue Engineerings ist die Verwendung von<br />

mesenchymalen Stammzellen (MSC) ein zunehmend verfolgter Ansatz.<br />

In den meisten bisher beschriebenen Studien wurden MSC nach ihrer<br />

Isolation vor der Zelltransplantation expandiert, was für zukünftige<br />

klinische Anwendungen Limitationen beinhaltet. In dieser Studie wird<br />

deshalb das Potential sofort re-transplantierter MSC mit in vitro expandierten<br />

MSC mit oder ohne Zugabe von BMP-2 zur Knochenneubildung<br />

unter Verwendung eines β-TCP/HA Knochenersatzstoffes im Großtiermodell<br />

des Schafs verglichen.<br />

Hypothese: Direkt re-transplantierte MSC haben ein vergleichbares Potential<br />

für die Knochenneubildung wie expandierte MSC oder die Verwendung<br />

von hohen BMP-2 Konzentrationen.<br />

Methoden: Nach Punktion des Beckenkammes der Schafe wurde durch<br />

Aspiration Knochenmark entnommen und MSCs gewonnen. Die MSC<br />

wurden entweder sofort oder nach Expansion mit Hilfe von FACS und<br />

rtPCR Analysen charakterisiert. In 6 Merino Landschafen wurden subkutan<br />

MSCs (direkt re-transplantiert oder expandiert) mit β-TCP/HA<br />

Granulat in einer Fibrinmatrix in Kombination mit oder ohne BMP-2<br />

eingebracht und bis zu 12 Wochen belassen. Die histologische Auswertung<br />

der Präparate erfolgte durch standardhistologische sowie immunhistochemische<br />

Färbungen. Die Apoptose der MSC wurde mit Hilfe des<br />

TUNEL Versuchs untersucht. Die neu gebildete Knochenfläche wurde<br />

anhand histologischer Präparate semiautomatisch ausgewertet. Die Expression<br />

knochenspezifischer Markergene wurde mit rtPCR untersucht.<br />

Ergebnisse: Nach Knochenmarkspunktion und Ficoll Gradient Aufreinigung<br />

konnten erfolgreich MSCs isoliert werden. Mittels rtPCR (mRNA-<br />

Ebene) und FACS-Analyse (Proteinebene) konnte eine Expression der<br />

mesenchymalen Stammzellmarkergene für das Schaf gezeigt werden.<br />

Die direkt re-tranplantierten MSC zeigten eine niedrigere Expressionsrate<br />

der MSC-spezifischen Markergene CD29 und CD166 als die expandierten<br />

MSC. Die initiale Anzahl apoptotischer MSC nahm im weiteren<br />

Verlauf nach Implantation ab. Die MSC-Proliferation war zu allen Explantationszeitpunkten<br />

konstant. Direkt re-transplantierte MSC führten<br />

zur de novo Knochenneubildung im ektopen Schafmodell bei der<br />

Verwendung von β-TCP/HA-Matrix vergleichbar der Verwendung von<br />

60 µg/ml BMP-2 alleine oder der Verwendung von expandierten MSC.<br />

Knochenmatrixproteine waren bei der Verwendung der direkt re-transplantierten<br />

MSC genauso nachweisbar wie bei der Verwendung von<br />

BMP-2 allein oder bei der Verwendung von expandierten MSC. In allen<br />

Konstrukten konnte eine ausgeprägte Vaskularisation erreicht werden.<br />

Fazit: Ektope Knochenneubildung konnte bei der alleinigen Verwendung<br />

von direkt re-transplantierten MSC erreicht werden. Die gebildete Knochenfläche<br />

war vergleichbar zu der der Gruppen mit Verwendung von<br />

BMP-2 alleine oder von expandierten MSC. Möglicherweise könnte in<br />

der Zukunft auf eine klinisch problematische Verwendung von expandierten<br />

MSC oder BMP-2 Stimulation verzichtet werden. Dies würde<br />

klinisch eine attraktive Möglichkeit des Knochen Tissue Engineering<br />

darstellen.<br />

60 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 60 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

V 154 L Rekonstruktion der Funktion der langen<br />

Daumenstrecksehne durch Umlagerung des Zeigefingerstreckers<br />

– technik und Ergebnisse nach frühfunktioneller<br />

Nachbehandlung<br />

Baade C<br />

Städtisches Klinikum Dresden-Friedrichstadt<br />

Die Ruptur der Sehne des M. extensor pollicis longus (EPL) stellt eine<br />

der häufigsten Sehnenverletzungen dar. Ursachen für Rupturen stellen<br />

handgelenksnahe Frakturen mit oder ohne Osteosynthese, Traumen ohne<br />

Fraktur, (berufsbedingte) Mikrotraumen sowie Systemerkrankungen dar.<br />

Hypothese: Bei klinisch sicherer EPL-Läsion stellt die Therapie der Wahl<br />

nach unserer Meinung der Transfer der Sehen des Extensor indicis proprius<br />

(EIP) mit nachfolgender frühfunktioneller Behandung dar. Wir<br />

halten die zur Anwendung kommende Pulvertaft-Durchflechtungsnaht<br />

für übungsstabil und gaben die aktive Beübung nach einer kurzzeitigen<br />

Gipsruhigstellung für 10 Tage frei.<br />

Patienten und Methoden: In einem Zeitraum von 3 Jahren haben wir bei<br />

36 Patienten wegen einer Sehnenläsion des EPL die Transposition des<br />

EIP durchgeführt. Eingegangen wird auf anatomische Voraussetzungen,<br />

OP-Technik mit der durchgeführten Durchflechtungsnaht und Ergebnisse<br />

nach frühfunktioneller Nachbehandlung mit gestatteter aktiver<br />

Daumenstreckung. Die Patienten verblieben in unserer postoperativen<br />

Nachsorge und wurden nach 2 und 4 Wochen p.o. sowie nach 6 p.o.<br />

Monaten hinsichtlich des Bewegungsausmaßes des Daumens, der Zeigefingerstreckfunktion<br />

und der Kraftentwicklung nachuntersucht. Komplikationen<br />

wurden im Zeitraum von einem Jahr p.o. erfasst.<br />

Resultate: Es zeigten sich bei der Nachuntersuchung der Patienten keine<br />

Nachteile hinsichtlich des Bewegungsausmaßes des Daumens im Vergleich<br />

zur Literatur. Es ergab sich keine erhöhte Komplikationsrate.<br />

Fazit: Unter Berücksichtigung der relativ kleinen Fallserie zeigt die frühfunktionelle<br />

Nachbehandlung keine Nachteile bei erhöhtem Patientenkomfort.<br />

Die weitgehend standardisierte und einfach durchzuführende<br />

operative Technik erreicht auch bei frühfunktioneller Nachbehandlung<br />

eine rasche Wiederherstellung der Daumenstreckfunktion. – Kein Funding.<br />

V155 L Nahtmaterial mit Widerhaken in der<br />

beugesehnenchirurgie. Vergleichende biomechanische<br />

Untersuchungen ex vivo<br />

Zeplin P<br />

Universitätsklinikum Würzburg<br />

Die Verwendung eines mit Widerhaken besetzten Nahtmaterials zur<br />

Beugesehnennaht eröffnet die Möglichkeit einer knotenlosen Rekonstruktion<br />

durch die Widerhaken-Sehnen-Interaktion. Anhand einer biomechanischen<br />

Vergleichsuntersuchung wurden verschiedene Nahttechniken<br />

mit einem resorbierbaren, monofilen (PDS 3/0) und einem mit<br />

Widerhaken besetzten Faden (Vloc 3/0) verglichen.<br />

Material und Methoden: Sechzig humane Flexor digitorum Sehnen wurden<br />

in vier Gruppen randomisiert. Die erste Gruppe der Sehnennähte<br />

bestand aus einer geknoteten 2-Strang-PDS-Naht (PDS+), die zweite<br />

aus einer knotenlosen 2-Strang-VLoc-Naht (VLoc2–), die dritte aus<br />

einer knotenlosen 4-Strang-VLoc-Naht (VLoc4–) und die vierte aus<br />

einer geknoteten 2-Strang-VLoc-Naht (VLoc2+). Gemessen wurde<br />

sowohl die maximale Reißfestigkeit als auch die Kraft, die notwendig<br />

war, die Sehnenstümpfe auf eine Distanz von 2 mm zu bringen (2 mm-<br />

Distanzkraft/2DK).<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 61 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Ergebnisse: Vergleichbare Werte sowohl bei der maximalen als auch<br />

der 2mm-Reißkraft wiesen die PDS+ (94N/23N) und die VLoc2+<br />

(80N/23N) auf. Signifikant reißfester war nur die VLoc4– (112N/79N).<br />

Bei der VLoc2– blieb der Faden intakt, es kam jedoch schon bei niedrigen<br />

Kräften zur 2GD (13N) mit einem Ausreißen des Fadens aus der<br />

Sehne (59N).<br />

Fazit: In dieser Ex-vivo-Studie konnte gezeigt werden, dass in der Beugesehnenchirurgie<br />

zum Erhalt der Reißfestigkeit einer gängigen 2-Strang-<br />

Naht mit einem monofilen Faden mindestens eine 4-Strang-Naht notwendig<br />

ist, wenn Nahtmaterial mit Widerhaken ohne Knoten zum<br />

Einsatz kommen soll.<br />

V156 L Zwei Modifikationen der zweizeitigen<br />

beugesehnenrekonstruktion nach Paneva-Holevich/Hunter<br />

Kolios L, Bickert B, Lehnhardt M<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die bei vorgeschädigtem und vernarbtem Gewebe indizierte Methode<br />

der zweizeitigen Beugesehnenrekonstruktion wird heutzutage trotz bestehender<br />

Nachteile bevorzugt mit freien extrasynovialen Transplantaten<br />

durchgeführt. Sowohl praktisch-operative, als auch tierexperimentell-histologische<br />

Erkenntnisse bereiten der gestielten intrasynovialen<br />

Methode nach Paneva-Holevich/Hunter jedoch eine Renaissance. Zur<br />

Behebung der auch hierbei bestehenden Schwierigkeiten möchten wir<br />

zwei Modifikationen vorstellen. Zur Umgehung einer immer wieder<br />

zu beobachtenden unzureichenden Sehnennahtheilung des FDS-FDP-<br />

Loops im vernarbten Gebiet der voroperierten Hohlhand verlagerten<br />

wir den Loop während der Heilungsphase in das nicht vorgeschädigte<br />

subkutane Gewebe des distalen Unterarms. Da die Lumbricalismuskulatur<br />

zum Erhalt eine Vorspannung der Flexor-digitorum-profundus-<br />

Muskulatur wegfällt, muss einer Atrophie der als aktive Ansteuerung<br />

vorgesehenen FDP Muskulatur entgegengewirkt werden. Dies erreichten<br />

wir mit einer Fixierung dieser Muskulatur unter Vorspannung am<br />

Retinakulum flexorum. Zusammenfassend sehen wir die zweitzeitige<br />

Beugesehnenrekonstruktion nach Paneva-Holevich/Hunter als eine sehr<br />

verlässliche Methode an, um bei vorgeschädigten Wundverhältnissen<br />

eine gute aktive Funktion wiederzuerlangen. Die Modifikationen der<br />

FDS-FDP-Loop-Verlagerung in den distalen Unterarm und der Fixation<br />

der FDP-Muskulatur unter Vorspannung an das Retinakulum Flexorum<br />

stellen dabei wertvolle Instrumente dar, um das Ergebnis noch weiter<br />

zu verbessern.<br />

V157 L Chirurgische Angiogenese – ein neuer Ansatz zur<br />

allogenen vaskularisierten Gelenktransplantation ohne<br />

Immunsuppression<br />

Kremer T, Willems W, Friedrich PF, Giusti G, Germann G, Lehnhardt M, Bishop AT<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Segmentale gelenkübergreifende Defekte sind eine therapeutische Herausforderung.<br />

Alle verfügbaren Behandlungsoptionen beinhalten eine<br />

signifikante Morbidität. Die vaskularisierte allogene Gelenktransplantation<br />

hätte den Vorteil einer physiologischen Knochenheilung und<br />

Hypertrophie ohne Hebemorbidität. Allerdings wäre eine lebenslange<br />

Immunsuppression (IS) notwendig. Dies wirft aufgrund der potentiell<br />

fatalen Folgen wie Malignomen oder der Graft versus host Erkrankung<br />

schwerwiegende ethische Bedenken auf. Die chirurgische Angiogenese<br />

ausgehend von empfängerabhängigem Gewebe ermöglicht das Überleben<br />

knöcherner Allotransplantate nach Absetzung einer Kurzzeitimmunsuppression<br />

für segmentale ossäre Defekte.<br />

61


Abstracts<br />

Hypothese: In der vorgestellten Studie wurde dieses Prinzip auf die Transplantation<br />

mehrerer unterschiedlicher Gewebe (composite tissue allotransplantation,<br />

CTA) im Rahmen von vaskularisierten Gelenktransplantaten<br />

übertragen.<br />

Material und Methoden: Freie vaskularisierte Kniegelenke wurden von<br />

Dutch belted Spenderkaninchen auf New Zealand White Empfängertiere<br />

transplantiert. Die Osteosynthese von Femur und Tibia erfolgte winkelstabil<br />

und der Gefäßstiel wurde an die Femoralgefäße angeschlossen.<br />

Zusätzlich wurde ein gestielter Faszienlappen vom Abdomen (superficial<br />

inferior epigastric fascial flap) in den Femur und eine arteriovenöse<br />

Saphenaschlinge in die Tibia eingebracht, um die empfängerabhängige<br />

chirurgische Angiogenese zu induzieren. Letztere wurden entweder offen<br />

gelassen (Gruppe 1, n=9) oder ligiert (Gruppe 2, n=10). Gruppe 3<br />

(n=10) diente als Autograftkontrolle (Das Knie wurde am Gefäßstiel<br />

isoliert und replantiert). Alle Tiere erhielten eine Immunsupression für<br />

drei Wochen (Tacrolimus 0,1 mg/kg/d) und wurden nach einer Nachbeobachtungszeit<br />

von 16 Wochen euthanasiert. Die Evaluation erfolgte<br />

radiologisch (Röntgen in 2 Ebenen, Mikro-CT), biomechanisch (Frakturresistenz,<br />

Knorpelelastizität, Bewegungsausmaß), histologisch (Vitalität<br />

von Knochen, Knorpel, Ligamenten und Menisken) sowie mikroangiographisch.<br />

Statistik: One way ANOVA mit Bonferroni Korrektur,<br />

Chi-Quadrat-Test oder T-Test nach Bedarf (Signifikanz bei p


Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Rekonstruktion 4<br />

Samstag, 9:30–11:30 Uhr, Saal 5<br />

V160 L Präzision und Ästhetik Made in Glashütte – Von<br />

der rekonstruktiven Leiter zum rekonstruktiven Uhrwerk<br />

Knobloch K, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Präzision in der Technik gepaart mit Schönheit und Anmut in der Gestalt<br />

– dies sind die Maxime der Uhrmacher in Glashütte im Osterzgebirge,<br />

unweit von Dresden gelegen. Präzision und Ästhetik sind auch Leitbilder<br />

in der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie. Mathes und Nahai schlugen<br />

als eine mögliche Klassifizierung 1982 die konventionelle rekonstruktive<br />

Leiter zur Deckung von Weichteildefekten vor. Sie beginnt auf der untersten<br />

Stufe mit der Primär- bzw. Sekundärnaht, gefolgt von der autologen<br />

Hauttransplantation, den regionalen Lappenplastiken, der Gewebeexpansion<br />

und schließlich den freien mikrovaskulär angeschlossenen<br />

Lappenplastiken an oberster Stufe. Trotz enormer Fortschritte auf jeder<br />

dieser rekonstruktiven Stufen gibt es klinische Situationen beispielweise<br />

nach ausgedehnten Tumorresektionen, die nicht adäquat mit diesen derzeitigen<br />

rekonstruktiven Maßnahmen adressiert werden können.<br />

Hypothese: Die Metapher des rekonstruktiven Uhrwerks vereinigt moderne<br />

plastisch-rekonstruktive Maßnahmen mit den Leitbildern Präzision<br />

und Ästhetik der Uhrmacherkunst.<br />

Methoden: Strategische Gedanken zur Interaktion moderner plastischrekonstruktiver<br />

Maßnahmen im Jahr 20<strong>10.</strong><br />

Ergebnisse: Technologische Verbesserungen in den Bereichen der Transplantationsmedizin,<br />

der Robotik und der regenerativen Medizin mit<br />

dem Tissue Engineering erlauben heute 28 Jahre nach Einführung der<br />

rekonstruktiven Leiter eine umfassendere Adressierung klinischer Probleme.<br />

Die composite tissue allotransplantation (CTA) von Teilen des<br />

Gesichts oder von ein- oder beidseitigen Unter- und Oberarmen ist ein<br />

vergleichsweise junges Gebiet der Transplantationsmedizin. Die ersten<br />

klinischen Ergebnisse sind im Vergleich zu den ersten Berichten<br />

der Organtransplantation seinerzeit ermutigend, wenngleich die kurz-,<br />

mittel- und langfristigen Probleme beispielsweise der Tumorinduktion<br />

durch die notwendige Immunsuppression sowie die chronische Abstoßung<br />

klar hervorgehoben müssen. Die Robotik ist ein weiteres neu<br />

zu erschließendes Feld, welches durch Operationssysteme wie das Da<br />

Vinci-System für den Operateur oder das Penelope-System als Operationsassistenzroboter<br />

auch in der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie geprüft<br />

wird. Die Regeneration und das Tissue Engineering können auch<br />

aus plastisch-rekonstruktiver Sicht enorme Relevanz erlangen bedenkt<br />

man die autologe Rekonstruktion von Nerven, Gefäßen oder auch Sehnen.<br />

Die autologe Fetttransplantation, bereits 1895 von Czerny durchgeführt,<br />

erlaubt es das rekonstruktiv-chirurgisch erzielte Ergebnis noch zu<br />

verfeinern bzw. in Einzelfällen allein durch die Fettzelltransplantation<br />

Volumeneffekte beispielsweise im Gesicht oder auch an der Brust zu<br />

erzielen. Die stammzell-basierte Fetttransplantation kann möglichweise<br />

neben Volumeneffekten auch die Hautqualität verbessern im Sinne<br />

einer Regeneration von Narben, was auch in der Verbrennungsmedizin<br />

interessant sein könnte.<br />

Fazit: Eingedenk dieser Fortschritte schlagen wir vor, dass die rekonstruktive<br />

Sequenz des 21. Jahrhunderts diesen Entwicklungen der plastischrekonstruktiven<br />

Chirurgie Rechnung trägt. Wir sehen die composite<br />

tissue allotransplantion (CTA), die Robotik, und das Tissue Engineering<br />

als zukünftige integrale Zahnräder eines rekonstruktiven Uhrwerks des<br />

21. Jahrhunderts an. Präzision und Ästhetik sehen wir im rekonstruktiven<br />

Uhrwerk vereint, wo die verschiedenen rekonstruktiven Verfahren<br />

ineinandergreifen und in Kombination jene Leitbilder anstreben helfen.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 63 (<strong>2010</strong>)<br />

V161 L Mikrochirurgisches Nahtmaterial<br />

aus spinnenseide<br />

Abstracts<br />

Kuhbier JW, Hennecke K, Allmeling C, Reimers K, Hillmer A, Menger B, Kasper C, Vogt PM, Radtke C<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Während die Technik der mikrochirurgischen Nervennaht stetig verbessert<br />

wurde, beispielsweise durch Entwicklung von End-zu-Seit-<br />

Nahttechniken, ist eine unspezifische Entzündungsreaktion auf die<br />

verwendeten Materialien weiterhin problematisch. Selbst Nylon als verträglichstes<br />

mikrochirurgisches Nahtmaterial führt zu Granulombildung<br />

und Fibrose, die das Einwachsen der Axone verhindern oder ablenken,<br />

was wiederum zur Bildung von schmerzhaften Neuromen führt.<br />

Eine Alternative zu herkömmlichen Nahtmaterialien könnte Spinnenseide<br />

sein, die sich in Studien der letzten Jahre nicht nur als außergewöhnlich<br />

bioverträglich erwies.<br />

Hypothese: Unser erstes Ziel war es zunächst, mikrochirurgisches Nahtmaterial<br />

der USP-Dicke 10-0, d.h. zwischen 20 und 30 µm, herzustellen.<br />

Aufgrund der besonderen mechanischen Eigenschaften von nativen<br />

Spinnenseidefäden, die die allenfalls mit Kevlar vergleichbar sind, postulieren<br />

wir außerdem, dass mikrochirurgische Fäden aus Spinnenseide<br />

sämtlichen bisherigen Nahtmaterialien in mechanischer Hinsicht überlegen<br />

sind.<br />

Methoden: Spinnenseide wurde nativ aus Spinnen der Gattung Nephila<br />

spp. gewonnen und zu Kardeelen von 10 oder 15 Einzelfäden verdrillt.<br />

Mit einer Miniatur-Reepschlägerei, wie sie in sehr viel größerem Maßstab<br />

zur Herstellung von Schiffstauen verwendet wird, wurden diese<br />

Kardeele zu Nahtmaterial von 3×10 oder 2×15 Einzelfäden geschlagen.<br />

Diese Fäden wurden durch Rasterelektronenmikroskopie untersucht<br />

und mit einer Federwaage auf ihre Reiß- und Zugfestigkeit sowie<br />

ihre Elastizität getestet und mit Ethilon® 10-0 (Ethicon, Norderstedt,<br />

Deutschland) verglichen.<br />

Ergebnisse: Wir konnten mikrochirurgisches Nahtmaterial mit einer Dicke<br />

zwischen 20 und 30 µm, d.h. vergleichbar zu Ethilon 10-0, herstellen,<br />

das einen regelmäßigen Schlag von zwei bzw. drei Kardeelen aufwies.<br />

In der mechanischen Testung hatten unsere Spinnenseidefäden<br />

reproduzierbar eine mehr als doppelt so hohe Reiß- und Zugfestigkeit bei<br />

vergleichbarer Elastizität. Diese Ergebnisse waren statistisch signifikant<br />

(p


Abstracts<br />

consistency and the territory of vascular distribution of this flap using<br />

cadaver specimens and showed that muscle tissue can easily be added as<br />

a composite graft.<br />

Methods: 21 osteo-musculo-cutaneus flaps from the medial femoral condyle<br />

were harvested from eleven preserved adult cadavers acquired through<br />

the Willed Body Program of the University of Tuebingen, Germany. All<br />

specimens were injected with a silicone polymeric compound and dissected<br />

out with careful identification of the origin and course of the three<br />

different branches of the descending genicular artery (DGA).The corresponding<br />

skin areas and muscle portion were identified. In addition, application<br />

of the free osteo-musculocutaneus flap from the medial femur<br />

condyle was described for closure of complex calcaneal defects.<br />

Result: The cadaver study presented a constant pedicle length and diameter<br />

of the arteries combined with a constant venous drainage provided<br />

by the paired venae comitantes of the DGA. Furthermore, the internal<br />

condyle provided a cortico-cancellous bony segment of good quality and<br />

separate vascularity from skin and muscle portions. In the case reports,<br />

satisfying results of bone union and soft tissue contouring were achieved.<br />

The donor sites at the medial femur condyle showed good postoperative<br />

courses of healing.<br />

Conclusion: The medial femur condyle region is a reliable donor site for<br />

composite flaps, providing a good cortico-cancellous bony structure and<br />

a separate thin skin paddle, as well as a muscle portion. Its vascular distribution<br />

shows anatomical consistency. Using additional muscle tissue<br />

may increase the chance of flap survival and provide better soft tissue<br />

contouring.<br />

V163 L Möglichkeiten und Grenzen der einzeitigen Defektdeckung<br />

von denudiertem Knochen und freiliegenden<br />

sehnen mittels dermaler Matrix Matriderm und spalthaut<br />

Heckmann A, Radtke C, Jukoszies A, Weyand B, Rennekampff H-O, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Vollschichtige Hautdefekte über denudiertem Knochen oder freiliegenden<br />

Sehnen an den Extremitäten machen in der Regel aufwendige plastisch-rekonstruktive<br />

Operationen zur Defektdeckung notwendig. Als<br />

Option bei der Defektdeckung steht die bovine Kollagen-Elastin-Matrix<br />

Matriderm zur Verwendung als Neodermis unter Hauttransplantaten<br />

zur Verfügung.<br />

Hypothese: Kann die einzeitige Transplantation mit Matriderm und Spalthaut<br />

über denudierten Knochen oder freiliegenden Sehnen eine suffiziente<br />

Defektdeckung erreichen?<br />

Methoden: Bei insgesamt 10 Patienten wurde anstatt aufwendig plastischchirurgischer<br />

Defektdeckung Matriderm in Kombinatin mit einem<br />

Hauttransplantat in einem einzeitigen Deckungsverfahren verwandt. Es<br />

wird die Einheilung der Hauttransplantate auf denudiertem Knochen<br />

und Paratenon freien Sehnen dargestellt.<br />

Ergebnisse: Bei 9 von 10 Patienten konnte mit dem kombinierten Verfahren<br />

durch Matriderm und Hauttransplantation eine vollständige Defektdeckung<br />

erzielt werden. Dabei war ein einzeitiger Wundverschluss<br />

über freiliegenden Sehnen ohne Paratenon in 4 von 5 Lokalisationen<br />

unter Erhalt der Funktion zu erreichen gewesen. Über deperiostierten<br />

knöchernen Defekten ist ein einzeitiger komplikationsfreier Verschluss<br />

jedoch nur in 2 von 6 Lokalisationen erfolgreich gewesen. Insgesamt<br />

konnte jedoch mit einer zweiten Hauttransplantation bei vaskularisiertem<br />

Matriderm ein vollständiger Wundverschluss an einer Wunde mit<br />

freiliegender Sehne und in 3 der 4 knöchernen Lokalisationen erzielt<br />

werden.<br />

Fazit: Durch die ein- bzw. zweizeitige Verwendung von Matriderm über<br />

frei liegenden Sehnen sowie Knochen kann ein effektiver Defektver-<br />

schluss erzielt werden. Durch die ein- und zweizeitige Verwendung von<br />

Matriderm besteht eine erweiterte Indikationsmöglichkeit für Spalthauttransplantationen<br />

bei plastisch-rekonstruktiven Eingriffen. Eine<br />

klinisch vergleichende Studie muss zeigen, ob durch diese Kombination<br />

Lappenplastiken funktionell und ästhetisch ersetzt werden können.<br />

V164 L Vacuum-assisted closure (VAC) vs. Fettgazeverband<br />

bei spalthautentnahmestellen: Eine randomisiertkontrollierte<br />

studie<br />

Stasch T, Sauerland S, Brockmann M, Phan TQV, Spilker G<br />

Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten/Herdecke<br />

Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Spalthautentnahmestellen werden von Patienten oft als schmerzhaft<br />

angesehen. Bei Schwerstverbrannten Patienten bieten nichtverbrannte<br />

Areale oft die einzige Möglichkeit, durch serielle Spalthautentnahmen<br />

eine adäquate und lebensrettende Wunddeckung zu erreichen. Der ideale<br />

Wundverband bei Spalthautentnahmestellen fördert die Wundheilung<br />

durch schnelle Reepithelialisation, ist schmerzfrei und verursacht minimale<br />

Narbenbildung. Die VAC-Therapie wird oft bei tieferen Wunden<br />

zur schnelleren Wundheilung eingesetzt. In der Literatur wird dem Unterdrucksystem<br />

heilungsfördernde Wirkung durch Reduktion von Ödem<br />

und Exudation, Infektion, und Förderung der Durchblutung des Gewebes<br />

zugeschrieben. In einer standardisierten Wunde, wie der Spalthautentnahmestelle,<br />

kann dies geprüft werden.<br />

Hypothese: In dieser randomisiert kontrollierten Studie wurde die Hypothese<br />

getestet, dass ein VAC-Verband, verglichen mit dem konventionellen<br />

Fettgazeverband, die Reepithelialisierungsrate und somit die Wundheilung<br />

von oberflächlichen Wunden fördert.<br />

Methoden: Zwischen Februar und Juni 2009 wurden 11 Patienten in<br />

diese intraindividuelle Vergleichsstudie eingeschlossen. Mittels Münzwurfs<br />

wurde intraoperativ entschieden, welche der zwei gleichgroßen<br />

Spalthautentnahmewunden mit dem VAC-Verband (PVA Schaumstoff<br />

und kontinuierlicher Unterdruck von 125 mmHg), und welche mit der<br />

Fettgaze verbunden werden. Während der Verbandswechsel am 4., 7.,<br />

9., 11. und 13. Tag wurden 2.5 mm Hautstanzen entnommen, um den<br />

Fortschritt der Wundheilung histologisch zu verfolgen, und die Wunden<br />

fotografiert. Die histologische und klinische Auswertung der Wundheilung<br />

wurde im Anschluss verblindet durchgeführt. Der Fortschritt der<br />

Reepithelisierung wurde als primäres Zielkriterium gewählt, während<br />

Schmerzen bei und während der Wundbehandlung, Infektions und<br />

Komplikationsrate, Kosten und Narbenbildung (nach 30 Tagen) sekundäre<br />

Zielkriterien bildeten. Die untersuchten histologischen Parameter<br />

beinhalteten die Epitheldicke, Integrität des Kollagens, Dicke der Neodermis,<br />

und Anzahl der Leukozyten.<br />

Ergebnisse: Die Wundgrößen waren vergleichbar zwischen den beiden<br />

Gruppen (VAC-Gruppe 101±86 cm² vs. 100±65 cm² in der Fettgaze<br />

Gruppe, p=0,89). Die mediane Zeit bis zur kompletten Reepithelialisierung<br />

war signifikant schneller in der Fettgazegruppe (7 vs. 13 Tage,<br />

p =0,032). Histologisch wurde eine signifikant frühere Wundheilung<br />

dokumentiert als durch klinische Beobachtung (p=0,036). Die Infektionsrate,<br />

Kosten und Narbenbildung (gemessen mittels Vancouver Scar<br />

Scale) waren höher in der VAC-Gruppe, während Schmerzempfinden in<br />

den ersten 4 postoperativen Tagen signifikant geringer war bei diesen<br />

Patienten (Visual Analogue Scale Mittelwerte 0,7 (0,6) vs. 3,0 (1,2),<br />

p=0,001).<br />

Fazit: Obwohl die VAC-Therapie weniger schmerzhaft und angenehmer<br />

für die Patienten mit oberflächlichen Wunden ist, fördert sie weder die<br />

Wundheilungsrate gemessen am Reepithelialisierungsgrad, noch verringert<br />

sie die Infektionsrate oder Narbenbildung im Vergleich mit konventionellen<br />

Fettgazeverbänden.<br />

64 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 64 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

V165 L Gewebepräkonditionierung mit körpereigenen<br />

Hormonen zur Nekroseverminderung in Haut-Muskel-<br />

Lappen<br />

Rezaeian F, Wettstein R, Menger MD, Machens H-G, Harder Y<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Anhaltende Ischämie kann zu Wundheilungsstörungen und ausgedehnter<br />

Gewebenekrose führen. Den körpereigenen Substanzen Erythropoetin<br />

(EPO) und Ghrelin wurden u.a. vasodilatative, anti-inflammatorische<br />

und angiogene Eigenschaften nachgewiesen. Die pharmakologische<br />

Gewebe-Präkonditionierung könnte dabei eine wirksame, nicht-invasive<br />

Methode zur Prävention ischämischer Komplikationen darstellen.<br />

Hypothese: Ziel dieser Studie war es, die Wirkung und zugrunde liegende<br />

Mechanismen dieser Substanzen auf ischämisches Haut-Muskelgewebe<br />

in einem Lappenmodel zu untersuchen.<br />

Methoden: An C57BL/6 Mäusen (n=8/Gruppe) wurde ein in eine Rückenhautkammer<br />

eingebrachter Haut-Muskellappen untersucht: 1. Ghrelin<br />

(40 µg/kg Körpergewicht (KG) vor und nach Lappenhebung); 2.<br />

L-Name (unspezifischer Stickstoffmonoxid-Synthase (NOS)-Hemmer;<br />

50 mg/kg KG); 3. Ghrelin+L-Name (40 µg Ghrelin/kg KG+50 mg L-<br />

Name/kg KG); 4. EPO-Präkonditionierung (500 U/kg KG vor Lappenhebung<br />

(EPO-PRE)); 5. EPO-Postkonditionierung (500 U/kg KG nach<br />

Lappenhebung (EPO-POST)); 6. EPO+Bevacizumab (monoklonaler<br />

VEGF-Antikörper; 5 mg/kg KG); 7. Kontrolle (NaCl). Über einen Beobachtungszeitraum<br />

von 10 Tagen erfolgte mittels intravitaler Fluoreszenzmikroskopie<br />

die wiederholte Untersuchung des Nekroseausmaßes,<br />

der funktionellen Kapillardichte (FKD), der Angiogenese (MVD), der<br />

Apoptose und der Leukozyten-Endothelzell-Interaktion. Weiter wurde<br />

die Expression von induzierbarer und endothelialer NOS (iNOS, eNOS)<br />

und Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) per Western-Blots untersucht.<br />

Der Hämatokrit wurde an 8 separaten Tieren bestimmt.<br />

Ergebnisse: Eine deutlich erhöhte Expression von iNOS und eNOS im<br />

kritisch perfundierten Lappenanteil Ghrelin- und EPO-vorbehandelter<br />

Tiere korrelierte mit einer signifikant erhöhten arteriolären Dilatation,<br />

welche eine Aufrechterhaltung der FKD über die 10 Tage zur Folge hatte.<br />

Wurde Ghrelin oder EPO vor Lappenhebung (i.e. Induktion der Ischämie)<br />

verabreicht, beobachteten wir eine signifikante Verminderung<br />

der Apoptose und der venulären Leukozyten-Endotheladhärenz sowie<br />

eine frühzeitig verstärkte VEGF-Expression, welche mit einer Neoangiogenese<br />

ab Tag 3 einherging (p


Abstracts<br />

30 Fällen die A. tibialis post. zum Anschluss genutzt, wobei hiervon<br />

28× eine End-zu-Seit-Anastomose durchgeführt wurde (2 Fälle End-zu-<br />

End). In 2 Fällen wurde an die A. poplitea angeschlossen (ebenfalls Endzu-End)<br />

und ebenfalls in 2 Fällen an die A. tibialis ant. (End-zu-End).<br />

Weitere Anschlussgefäße waren: 3× A. brachialis (End-zu-Seit), 6× A.<br />

mammaria interna, 2× A. facialis.<br />

Ergebnisse: Insgesamt wurden zwei Lappen vollständig verloren (beide<br />

US). Ein weiterer Lappen zum Arm zeigte eine Teilnekrose (ca. 30 %)<br />

und wurde daher nochmal revidiert. Kleinere Wundheilungsstörungen,<br />

die zum nochmaligen Debridement und ggf. Spalthauttransplantation<br />

führten, lagen bei 6 Patienten vor. Bei zwei Patienten kam es zu Nachblutungen<br />

im Bereich des Hebedefekts, zwei weitere entwickelten hier<br />

ein Serom. Bis auf die freien Lappen zur Brust und die FFM wurde zu<br />

jedem freien Gracilis auch ein Spalthauttransplantation vorgenommen.<br />

Insgesamt zeigte sich eine hohe Patientenzufriedenheit, ein gutes kosmetisches<br />

Ergebniss sowohl was das Empfänger- als auch das Spenderareal<br />

anbetrifft (längere Narben beim ALT und häufigere Serombildungen).<br />

Die Operationszeiten variierten vom Schnitt bis zur Naht von 163 min<br />

bis zu 310 min. Im Durchschnitt lagen diese bei 191 min.<br />

Fazit: Der freie M.-gracilis-Lappen hat weiterhin einen hohen Stellenwert<br />

in der rekonstruktiven Chirurgie. Er bietet neben den bekannten Vorteilen<br />

für die Rekonstruktion im Bereich der Fazialis- und der Brustchirurgie<br />

vor allem einen großen Vorteil für ältere Patienten mit Begleiterkrankungen<br />

und entsprechendem Risikoprofil. Der Vorteil diese Lappens liegt vor<br />

allem in der Stabilität der anatomischen Verhältnisse, die es zulassen,<br />

den M. gracilis in besonders kurzer Zeit zu heben. Gerade dieses ist ein<br />

wesentlicher Schwachpunkt bei den Perforatorlappenplastiken (v. a. des<br />

ALT) der damit zu einer zeitlichen Planungsunsicherheit führen kann.<br />

V168 L Fasziokutane Perforatorlappenplastiken zur<br />

Weichteildefektdeckung der unteren Extremität<br />

Otte M, Lehnhardt M, Kiefer J, Goertz O, Daigeler A, Reichenberger M<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Deckung von Weichteildefekten an der unteren Extremität nach<br />

Trauma oder Tumorresektion muss funktionellen und ästhetischen Gesichtspunkten<br />

genügen und im Falle von Tumorresektionen die Möglichkeit<br />

der adjuvanten Radiatio eröffnen. Lokale Muskellappenplastiken<br />

an der unteren Extremität verursachen funktionelle Defizite und<br />

Hebedefekte, weshalb häufig freie Lappenplastiken bevorzugt eingesetzt<br />

werden. Durch die Einführung der Perforatorlappenplastiken kam es<br />

sowohl im Hinblick auf die Hebedefektproblematik als auch auf das ästhetische<br />

Ergebnis zu einer deutlichen Weiterentwicklung. Da es sich<br />

hier um lokale Lappenplastiken handelt, ist sowohl die Hautdicke als<br />

auch die Textur des subkutanen Gewebes dem zu deckenden Defekt sehr<br />

ähnlich. Es werden die Ergebnisse von 16 Perforator-Lappenplastiken<br />

bei Weichteildefekten an der unteren Extremität präsentiert.<br />

Hypothese: Durch die Weichteildefektdeckung an der unteren Extremität<br />

mittels Perforator-lappenplastiken bietet sich ein Verfahren an, dass<br />

neben der freien Lappenplastik hinsichtlich Hebedefektmorbidität, OP<br />

Dauer und Komplikationsrate gerade bei Patienten mit schlechtem Gefäßstatus<br />

erfolgversprechend ist.<br />

Methoden: Zwischen 2007 und <strong>2010</strong> wurden bei 16 Patienten lappenpflichtige<br />

Defekte an der unteren Extremität mit lokalen Perforatorlappenplastiken<br />

gedeckt. Die Genese der Defekte war posttraumatisch in<br />

12 Fällen, bei 2 Patienten lagen Weichteildefekte nach Sarkomresektion<br />

vor. In zwei weiteren Fällen wurde ein erneuter Weichteildefekt nach<br />

vorheriger freier Lappenplastik mit einer Monitorinsel-Perforatorlappenplastik<br />

verschlossen. Bei allen Patienten erfolgte präoperativ eine<br />

Doppleruntersuchung zur Lokalisation der Perforatorgefäße, eine Angiographie<br />

erfolgte bei einem Großteil der Patienten.<br />

Ergebnisse: Bei allen Patienten konnte eine vollständige Defektdeckung<br />

mit unauffälligem Hebedefekt durchgeführt werden. Oberflächliche oder<br />

partielle Lappennekrosen wurden bei 2 Patienten beobachtet und konnten<br />

durch sekundäre Operation mit Spalthauttransplantation gedeckt<br />

werden. Der Hebedefekt konnte bei 8 Patienten primär verschlossen<br />

werden, bei 8 Patienten erfolgte eine Spalthaut- bzw. Vollhauttransplantation<br />

des Hebedefektes. Die OP-Dauer betrug durchschnittlich 104 min.<br />

Bei der Mehrzahl der Patienten sahen wir keine Beeinträchtigung des<br />

Lymphabfluss postoperativ, welcher durch Umfangmessungen der Unterschenkel<br />

bestimmt wurde. Aktuell erfolgt eine standardisierte Nachuntersuchung<br />

der Patienten.<br />

Fazit: Der Vorteil der Perforatorlappenplastik an der unteren Extremität<br />

ist neben dem sehr guten ästhetischen Ergebnis besonders die geringe<br />

Hebedefektmorbidität ohne peripheren Sensibilitätsverlust oder Funktionseinschränkung<br />

welche mit anderen gängigen Lappenplastiken wie<br />

dem Suralislappen oder Muskellappen wie dem Gastrocnemius- oder<br />

dem Peroneus brevis Lappen assoziiert sind. Dennoch sind diese Lappenplastiken<br />

nur im speziellen Fall indiziert und können die freien<br />

Lappenplastiken nicht ersetzen. Besonders bei Patienten mit peripheren<br />

Gefäß-erkrankungen oder stattgehabter Weichgewebstraumatisierung<br />

im Hebeareal besteht das Risiko von partiellen Lappenverlusten. Gerade<br />

in diesen Fällen sollte vor Durchführung einer freien Lappenplastik die<br />

Möglichkeit einer Perforatorlappenplastik eruiert werden, da sowohl die<br />

OP Dauer als auch die Komplikationsrate im Vergleich zu freien Lappenplastiken<br />

gering ist.<br />

V169 L Propellerlappen der unteren Extremität:<br />

Anatomische Untersuchung über den Durchtrittswinkel<br />

durch die Faszie<br />

Jakubietz R, Jakubietz MG, Zahn R, Köhler G, Meffert R, Schmidt K<br />

Universitätsklinikum Würzburg<br />

Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Bei Propellerlappen kommt es zu einer Torsion des Gefäßstiels um 180<br />

Grad. Zur Vermeidung einer vaskulären Kompromittierung muss deswegen<br />

ein langstreckige Dissektion des Stiels erfolgen. Ein Abknicken<br />

des Stiels muss vermieden werden. Perforatoren die die Faszie senkrecht<br />

perforieren sind deswegen am besten geeignet. Anders als über die Lokalisation<br />

der Perforatoren am Unterschenkel ist über den Durchtrittswinkel<br />

der Gefäße wenig bekannt.<br />

Hypothese: Untersuchung des Durchtrittswinkel durch die Unterschenkelfaszie.<br />

Material und Methoden: An 15 gefäßinjizierten Unterschenkelpräparaten<br />

wurden sämtliche Perforatoren epifaszial präpariert. Der Gefäßdurchmesser,<br />

Orientierung und Winkel des Durchtritts durch die Faszie wurden<br />

bestimmt.<br />

Ergebnisse: Die Perforatoren der A. tibialis treten im Allgemeinen sowohl<br />

proximal als auch distal in einem Winkel von etwa 90 Grad durch die<br />

Faszie. Die Perforatoren der A. peronea treten besonders distal in einem<br />

spitzen Winkel durch die Faszie. Perforatoren der A tibialis anterior haben<br />

besonders im Bereich des OSG einen teilweise spitz aszendierenden<br />

Winkel, proximal des OSG jedoch meist einen günstigen Durchtrittswinkel.<br />

Fazit: Perforatoren mit einem Durchtrittswinkel von 90 Grad sind geeignet<br />

zur Verwendung für Propellerlappen. Je spitzer der Durchtrittswinkel<br />

umso größer ist die Gefahr neben der Gefäßtorsion zu einem Kinking<br />

zu führen, was in der Regel zu einem Lappenverlust führt. Deswegen<br />

sollten bei der Planung der Lappenplastik Perforatoren im Versorgungsgebiet<br />

der A tibialis anterior und posterior bevorzugt werden. Besonders<br />

die distalen Perforatoren der A. peronea perforieren die Faszie meist<br />

sehr spitzwinkelig und sind daher eher ungeeignet.<br />

66 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 66 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Eigenfett<br />

Samstag, 12:00–14:00 Uhr, Großer Saal<br />

V170 L Einfluss unterschiedlicher Lokalanästhetika auf<br />

die Vitalität und Differenzierungsfähigkeit von Präadipozyten<br />

unter dem Einfluss von Q10<br />

Keck M, Zeyda M, Stulnig T, Kamolz L-P, Frey M<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Die Weichteilrekonstruktion mittels Eigenfett ist eine etablierte Methode<br />

in der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie. In der gängigen<br />

Literatur werden unterschiedliche Resorptionsraten des transplantierten<br />

Fettes angegeben. Die Identifizierung der Faktoren, welche das<br />

Überleben der Zellen beeinflussen, ist Gegenstand der gegenwärtigen<br />

Forschung. Im Rahmen der dargestellten Studie untersuchten wir den<br />

Einfluss einiger Lokalanästhetika sowie Coenzym Q10 auf die Vitalität<br />

und Differenzierungsfähigkeit von Präadipozyten.<br />

Methode: Aus exzidiertem humanen Fettgewebe wurden Präadipozyten<br />

isoliert und in einem Q10-haltigen Medium kultiviert. Nach 48 h wurden<br />

die Zellkulturen mit Lidocain, Ropivacain, Mepivacain, Bucain,<br />

Artecain und NaCl-Lösung für 30 min inkubiert. Es erfolgte die Vitalitätsmessung<br />

mittels FACS-Analyse. 12 Tage nach Induktion der Präadipozyten<br />

zur Differenzierung wurde mittels Realtime PCR die Genexpression<br />

von Adiponectin bestimmt.<br />

Ergebnisse: Die Vitalität der Präadipozyten nach Inkubation mit den Lokalanästhetika<br />

lag signifikant unter der NaCl-Kontrolle. Es zeigten sich<br />

ebenfalls signifikante Unterschiede bezüglich der Differenzierungsfähigkeit<br />

zwischen den Lokalanästhetika. Es zeigte sich kein Einfluss von<br />

Q10 auf Vitalität und Differenzierungsfähigkeit.<br />

Diskussion: Es zeigt sich ein signifikanter Einfluss der untersuchten Lokalanästhetika<br />

auf die Vitalität und Differenzierungsfähigkeit der Präadipozyten.<br />

Dies könnte die unterschiedlichen Einheilungsraten im Rahmen<br />

der Eigenfett-Transplantation erklären.<br />

V171 L In-vivo-tracing von Mikrofett-transplantaten<br />

Deglmann CJ, Blazków-Schmalzbauer K, Moorkamp S, Carlsen J, Rogach A,<br />

Wagner E, Baumeister RGH, Ogris M<br />

Universitätsklinikum München-Großhadern<br />

Bei der autologen Fettgewebstransplantation ist eine Nachverfolgung<br />

von avaskulären Microfett-Tansplantaten in vivo nur schwer durchführbar.<br />

Experimentell konnte bislang nur durch eine histologische Aufarbeitung<br />

ex post ein Hinweis auf den Verblieb der Transplantate gefunden<br />

werden.<br />

Hypothese: Ziel unserer Arbeit ist die Etablierung einer Methodik, die<br />

mittels nanotechnisch speziell hergestellter Nanokristalle, Quantum<br />

Dots (QDots, 7 nm Durchmesser) transplantierte Fettcluster (adulte<br />

Adipocyten) im Tiermodell in vivo nachweisen und verfolgen kann.<br />

Methode: Fettgewebe wurde von weiblichen Balb/c-Mäusen subkutan,<br />

gonadal und inguinal entnommen und mechanisch zerkleinert. Negativ<br />

geladene CdTe-Quantum Dots wurden in NaCl 0,9 % gelöst [9 nmol]<br />

und mit den Fettclustern für 1 h inkubiert. Nach einem Waschvorgang<br />

wurde je 1 ml der mit QDots inkubierten Fettcluster subcutan im Rückenbereich<br />

von narkotisierten balb/c-Mäusen transplantiert. Die Injektionstelle<br />

wurde mit Dermabond®-Gewebekleber verschlossen. Eine<br />

Kontrollgruppe bestand aus Transplantaten von thermisch avitalisierten<br />

Fettclustern (+QDot). Das Fettgewebe (+QDot) wurde sowohl in vitro<br />

als auch in vivo mittels eines Nahe-Infrarot-Lichtes zur Fluoreszenz<br />

angeregt und die Messung der Signalstärke [total flux in p/s] mit dem<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 67 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

IVIS® Lumina Imaging System durch eine Darstellung der Signalstärke<br />

in einem Farbencode ermittelt. Die Fettclustertransplantate und die<br />

Kontrollgruppe wurden 38 Tage lang beobachtet. Die Signalstärke [p/s]<br />

wurde in den ersten 7 Tagen täglich ermittelt und danach in regelmäßigen<br />

Abständen (Tag 11, 17, 24, 31 und 38) gemessen. Nach der Invivo-Beobachtungszeit<br />

wurden die Transplantate exstirpiert und sowohl<br />

makro- als auch mikroskopisch untersucht.<br />

Ergebnisse: Die transplantierten avitalisierten Fettcluster zeigten im Beobachtungszeitraum<br />

ein Signal von 1,01e+10±0,44 [total flux in p/s]<br />

[MW±SA] am Tag 1 und wiesen eine kontinuierliche Signalreduktion<br />

bis auf 0,18e+10±0,07 [MW±SA] am 38. Tag auf, was einer relativen<br />

Fluoreszenzstärke von 17,8 % im Vergleich zum Anfangssignals<br />

(nach 15 Min.) entspricht. Bei den vitalen Fettclustertransplantaten<br />

(+QDot) wurden am 1. Tag 5,68e+10±1,96 [MW±SA] und am 38.<br />

Tag 0,23e+10±0,04 [MW±SA] erreicht. Nach initialem Abfall des Signals<br />

bis zum 4. Tag auf 32,7 % der Anfangsstärke zeigte sich ein stabiles<br />

Fading mit einer relativen Fluoreszenzstärke von 4 % am 38. Tag. Die absolute<br />

Signalstärke bei den avitalisierten Transplantaten lag bei 17,77%<br />

im direkten Vergleich zu den vitalen Fettzellclustern 15 min nach Implantation.<br />

Mikroskopisch zeigten die Fettcluster multiple kleine Ölzysten,<br />

die zwischen den vitalen Fettzellkonglomeraten lokalisiert waren. Die<br />

avitalisierten Fettcluster organisierten sich zu einer einzelnen großen Ölzyste,<br />

die klar vom Bild der vitalen Fettcluster abgrenzbar waren.<br />

Fazit: Die vorgestellte neuartige Methode des In-vivo-Tracings von Fettzelltransplantaten<br />

mit Quantum Dots erlaubt es erstmals die kritische<br />

Zeitphase von 4 Wochen nach einer avaskulären Fettzell-Transplantation<br />

in vivo zu verfolgen. Die Untersuchung der Korrelation zwischen der<br />

Fluoreszenzstärke und der Vitalität der Fettcluster soll in einer weiteren<br />

Langzeitstudie durchgeführt werden.<br />

V172 L Quantum Dots als tracer für<br />

Fettcluster-transplantation<br />

Blazków-Schmalzbauer K, Moorkamp S, Rogach A, Wagner E, Baumeister RGH, Ogris M, Deglmann CJ<br />

Universitätsklinikum München-Großhadern<br />

Bei der avaskulären autologen Fettzelltransplantation ist der Verbleib<br />

der transplantierten Fettcluster schwer zu detektieren. Als vorbereitender<br />

Schritt für eine in vivo Detektion sollen potentielle Zellmarker in<br />

vitro an Fettzellcluster getestet werden.<br />

Hypothese: Quantum Dots (QDots) sind nanotechnisch hergestellte Nanokristalle,<br />

welche von Zellen aufgenommen werden oder adhärieren.<br />

Mittels einer nahe-infrarot Fluoreszenzanregung können die Signalstärken<br />

der QDots [in total flux p/s] detektiert werden und in vivo beobachtet<br />

werden. Die negativ geladenen QDots sollten auf Anheftung an die<br />

Fettzellcluster getestet und mit avitalisierten Fettzellclustern verglichen<br />

werden. Die Eignung als potentieller in vivo Tracer für Fetttransplantate<br />

soll untersucht werden.<br />

Methode: Fettcluster wurden von Balb/c Mäusen inguinal und abdominal<br />

entnommen und mechanisch zerkleinert. Eine Gruppe von Fettclustern<br />

wurde direkt, eine zweite Gruppe nach termischer (90 °C) Avitalisierung<br />

mit CdTe-QDots (7 nm) bei 37 °C für 1 h inkubiert. Initial und<br />

nach zweifachem Waschvorgang wurde die Signalstärke mit dem IVIS®<br />

Lumina Imaging System mittels einer Nahe-Infrarot-Anregung ermittelt.<br />

Die Signalstärke [total flux in p/s] wurde in einen Farbencode umgewandelt<br />

und ausgewertet. Zur Testung der In-vivo-Stabilität der negativ geladenen<br />

QDots wurden jeweils 0,5 ml QDot-Lösung (9 nmol) subcutan im<br />

Rückenbereich von Balb/c Mäusen injiziert und mit Cardiogreen Injektionen<br />

(1 mg/1 ml NaCl 0,9 %) verglichen. In vivo wurden die subcutanen<br />

Injektionen über 38 Tage mit dem Imaging System verfolgt.<br />

Ergebnisse: Die Signalstärke [p/s] bei den vitalen Fettclustern ergab initial<br />

7,84e+09±3,75 [p/s] [MW±SA] und bei den avitalisierten Fettclustern<br />

67


Abstracts<br />

26,6e+09±3,75 [MW±SA]. Nach dem Waschvorgang betrug die Restsignalstärke<br />

der vitalen Fettcluster 4,61e+09±2,47 [MW±SA] und bei<br />

den thermisch avitalisierten Zellen 2,48e+09±2,10 [MW±SA]. Die<br />

durchschnittliche Signalabnahme nach zwei Waschvorgängen als indirekter<br />

Anheftungsmarker ergab bei den vitalen Fettkonglomeraten somit<br />

58,8 % des Initialsignals (100 %) und 9,32 % bei den avitalisierten<br />

Fettclustern. Die Fluoreszenzstärke der subcutanen Injektionen im Rückenbereich<br />

mit QDots und Cardiogreen wurde 38 Tage lang (Tag 1–7,<br />

11, 17, 24, 31 und 38) in vivo gemessen. Die QDots-Injektionen wiesen<br />

eine Signalrate von 6,38e+10±1,85 [MW±SA] am 1. Tag auf. Das<br />

Signal zeigte eine kontinuierliche Signalabnahme auf 1,23e+10±0,45<br />

[MW±SA] am 38. Tag. Die relative Signalstärke betrug am 38. Tag<br />

19,32 % des Initialwertes (100 %). Die Cardiogreen Injektionen zeigten<br />

ein initiales Signal von 33,24e+10±10,18 [MW±SA], und am 38. Tag<br />

0,53e+10±0,28 [MW±SA], was einer Reduktion um 98,41 % des Initalsignals<br />

entsprach. Bei Cardiogreen konnte eine enterale Elimination<br />

nachgewiesen werden.<br />

Fazit: Negativ geladene Quantum Dots zeigten eine bessere Anheftung<br />

bei vitalen Fettclustern im Vergleich zu avitalisierten Fettclustern. In<br />

vivo zeigten die puren QDots nach über 4 Wochen noch ein ausreichendes<br />

Signal und konnten am Injektionsort stabil detektiert werden. Daher<br />

scheinen nanotechnisch hergestellte negativ geladene QDots einen potentiellen<br />

Zelltracer für die Fettzelltransplantation darzustellen.<br />

V173 L Die Gewinnung therapeutisch nutzbarer<br />

(stamm-)Zellfraktionen aus humanem Fettgewebe<br />

Spanholtz TA, Thamm OC, Basnaoglu S, Neugebauer E, Spilker G<br />

Klinikum Köln-Merheim, Universität Witten/Herdecke<br />

Humanes Fett gilt als einfach zu erreichendes Gewebe und als Quelle<br />

zellulären Materials für Lipofilling und mesenchymaler Stammzellen,<br />

so genannter adipose-derived stem cells (ASC). Die Charakterisierungsmerkmale<br />

dieser ASC unterliegen einem stetigen Wandel in der Literatur.<br />

Die führt zu uneinheitlichen Isolationsprotokollen.<br />

Hypothese: Die Mengen gewonnener ASC hängt von der Gewinnung (liposuktioniert<br />

vs. exzidiert) und Aufbereitung des Fettgewebes ab.<br />

Methoden: Im Rahmen einer experimentellen In-vitro-Untersuchung erprobten<br />

wir verschiedene Protokolle zur Gewinnung der ASC-Fraktion<br />

aus liposuktioniertem und exzidiertem Fettgewebe. Wir führten jeweils<br />

(i) Zellzählungen aus der Primärkultur, (ii) Immunzytochemien und<br />

(iii) Differenzierungsversuche in verschiedene Zelltypen durch. Hiernach<br />

wurde die Kryokonservierbarkeit überprüft. Die gewonnenen<br />

Ergebnisse wurden mit den verfügbaren Daten aus der Literatur verglichen,<br />

um ein optimales „Handling-Protokoll“ für ASC zu erarbeiten.<br />

Ergebnisse: Mehrere Protokolle aus der Literatur zur Isolation von ASC<br />

wurden einander gegenübergestellt und bezüglich isolierbarer Anzahl<br />

unbeschädigter Zellen verglichen. Die Anzahl hängt von der Technik<br />

der Fettgewebsgewinnung und Aufbereitung ab. In Lipoaspirat fanden<br />

wir durchschnittlich 30 % rupturierte Zellen, während dieser Anteil<br />

in exzidiertem Fettgewebe bei durchschnittlich 7 % lag. Aus der zentrifugierten<br />

stromavaskulären Fraktion (SVF) von 1 g liposuktioniertem<br />

Fettgewebe wurden durchschnittlich 6,5×103 ASC, aus 1g solidem Fettgewebe<br />

1×106 ASC isoliert. Durch Immunzytochemie und Differenzierung<br />

wurde der Stammzellcharakter jeder Kultur überprüft.<br />

Fazit: Die Isolation und Charakterisierung adipöser Stammzellen hängt<br />

von der Technik bei Isolation und Aufbereitung ab. Diese Parameter beeinflussen<br />

die Anzahl intakt gewonnener ASC. Es gibt in der Literatur<br />

lediglich einen minimalen Konsens über den Nachweis des Stammzellcharakters.<br />

Zellen, die als ASC verwendet werden sollen müssen mindestens<br />

diesen Kriterien entsprechen.<br />

V174 L Eugen Holländer (*1867, †1932) – ein weitgehend<br />

unbekannter begründer der ästhetischen Chirurgie,<br />

Fettinjektion und medizinischen Kunstgeschichte in<br />

Deutschland<br />

Gohritz A, Knobloch K, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Die Vorteile der autologen Transplantation von Fett zur ästhetischen<br />

und rekonstruktiven Weichteilkorrektur wurden in den letzten Jahren<br />

wiederentdeckt, die ersten Versuche zur minmal invasiven Fettinjektion<br />

wurden jedoch schon 1908 von dem Berliner Chirurgen Eugen Holländer<br />

(1967–1932) durchgeführt, der weitgehend in Vergessenheit geraten ist.<br />

In diesem Vortrag soll an das Leben und Werk dieses frühen Pioniers erinnert<br />

werden, wobei besonders auf seine Beiträge zu Lipofilling im Gesicht,<br />

Face-lift, Brustreduktion eingegangen wird, aber auch auf seine Verdienst<br />

als Begründer der medizinischen Kunstgeschichte in Deutschland.<br />

Ergebnisse: Holländer erhielt seine plastisch-chirurgische Aubildung in 15<br />

Jahren bei James Israel, dem weltbekannten Pionier der Nierenchirurgie<br />

und Gesichtsrekonstruktion am Jüdischen Krankenhaus in Berlin,<br />

widmete sich später vor allem der ästhetischen plastischen Chirurgie<br />

und behandelte viele berühmte Patienten in Berlin, z. B. den Shah von<br />

Persien. Im Jahre 1901, wie er später berichtete, nahm Holländer, „verführrt<br />

von weiblicher Überredungskunst“, an einer polnischen adeligen<br />

Patienten eine chirurgische Gesichtsstraffung vor. 1925 stellte er eine<br />

Technik zur Behandlung der „Hängebrust“ vor. 1910 berichtete er über<br />

„Ein Fall von progressiver Fettatrophie und seinen kosmetischen Ersatz<br />

durch humanes Fett“. Bei einer Frau mit Gesichtsatrophie. Er injizierte<br />

eine Mischung aus menschlichem und Hammelfett, um eine Reabsorption<br />

zu vermindern und die damals berüchtigten Komplikationen einer<br />

Paraffineinspritzung zu vermeiden. Die Patientin war mit dem Ergebnis<br />

„sehr zufrieden“ und Holländer wandte danach Fettinjektionen auch bei<br />

Brustdeformitäten nach Mastektomie an. Holländers einzigartige Sammlung<br />

Tausender von medizinisch interessanten Kulturgegenständen und<br />

Gemälden ging leider im Zweiten Weltkrieg verloren, kann aber in seinen<br />

zahlreichen Büchern, z. B. „Medizin in der Klassischen Malerei“<br />

(1905), „Karikatur und Satire in der Medizin“ (1905) und „Plastik und<br />

Medizin“ (1912) bewundert werden. Holländer verstarb 1932 an einem<br />

Schlaganfall, sein Ruhm wurde unterdrückt, weil er Jude war. Seine Familie<br />

wurde zur Emigration gezwungen.<br />

Fazit: Eugen Holländer war ein vielfach begabter Chirurg, dessen Werk<br />

interessante Einblicke in die Geschichte der ästhetischen Chirurgie bietet<br />

und aus kultureller Sicht für jeden interessierten Plastischen Chirurgen<br />

Inspiration und Bereicherung ist.<br />

V175 L Rekonstruktive Eingriffe an der brust durch<br />

Eigenfett-transplantation<br />

Heine N, Brebant V, Markovicz M, Prantl L, Eisenmann-Klein M<br />

Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg; Universitätsklinikum Regensburg<br />

Seit Juni 2007 werden an unserer Abteilung Operationen an der weiblichen<br />

Brust durch Lipofilling mit autologem Fettgewebe durchgeführt.<br />

Von Beginn an wurde hierbei der Unterdruck-BH (Typ BRAVA, entwickelt<br />

von Roger Khouri aus Miami) eingesetzt. Ermutigt durch Ergebnisse<br />

zur Verbesserung der Ästhetik sowie bei angeborenen Fehlbildungen,<br />

wurde die Technik zunehmend auch zur Brustrekonstruktion nach<br />

Mamma-Ca. herangezogen.<br />

Hypothese: Die rekonstruktiven Verfahren stellen seit vielen Jahren einen festen<br />

Bestandteil der operativen Brustchirurgie dar. Neben dem Einsatz von<br />

68 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 68 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Expandern und definitiven Implantaten sind es vor allem die Eigengewebstechniken<br />

mit gestielten und mikrovaskulär verpflanzten Lappenplastiken,<br />

die in den letzten Jahrzehnten zunehmend Bedeutung gewonnen haben.<br />

Bereits in den 80er Jahren wurde gelegentlich die Eigenfettverpflanzung zur<br />

Vergrößerung der weiblichen Brust eingesetzt, wegen z.T. schwerwiegenden<br />

Komplikationen allerdings zunächst wieder verlassen. Vor allem durch die<br />

wissenschaftlichen Arbeiten von S. Coleman in den 90er Jahren konnten<br />

entscheidende Erkenntnisse zur Verbesserung der Technik des Lipotransfers<br />

gewonnen werden, die schließlich seit einigen Jahren zunehmend Eingang<br />

in die Chirurgie der Brust gefunden haben.<br />

Methoden: Seit Juni 2007 wurden an unserer Klinik 45 Patientinnen<br />

durch Lipofilling behandelt, davon 24 mit rekonstruktivem Ansatz. Zur<br />

Vorexpansion des Empfängerlagers wurde für max. 6 Wochen der Unterdruck-BH<br />

8 bis 12 Stunden täglich getragen; 24 Stunden postoperativ<br />

wurde erneut die Anlage des BRAVA-Systems für weitere 2 Wochen angeordnet.<br />

Intraoperativ wurde das Fettgewebe mit 2,5–3,5 mm-Kanülen<br />

in Tumeszenztechnik gewonnen, filtriert oder zentrifugiert und über<br />

6–10 Stichinzisionen mit der 2,5-mm-Kanüle streng subcutan und extraglandulär<br />

in kleinsten Portionen injiziert (Multi-Layer-Technik).<br />

Ergebnisse: Bei einer durchschnittlichen Operationszeit von 121 min wurden<br />

durchschnittlich 220 ml Fettgewebe pro operierter Brust injiziert.<br />

Adhärente Narben wurden intraoperativ durch multiple, kleinste Inzisionen<br />

(”Mesh graft Technik”) gelöst, um die Bildung von Hohlräumen<br />

zu vermeiden. 7 Patientinnen mussten sich 2× und je eine Patientin 3×<br />

und 4× einem Lipofilling unterziehen, wobei einige der Patientinnen<br />

noch nicht abschließend ausbehandelt sind. An Komplikationen wurden<br />

nur gelegentlich leichte Hämatome an den Entnahmestellen sowie eine<br />

vorübergehende Schwellung beobachtet.<br />

Fazit: Der autologe Lipotransfer durch Lipoaspiration und Lipofilling<br />

stellt insbesondere in Kombination mit dem Unterdruck-BH eine erfolgversprechende<br />

und risikoarme Technik der Brustrekonstruktion dar, der<br />

in den nächsten Jahren voraussichtlich ein zunehmend höherer Stellenwert<br />

einzuräumen sein wird.<br />

V176 L brustformoptimierung nach Eigengewebsrekonstruktion<br />

mit DIEP-Lappen durch Lipofilling<br />

Hagouan M, Seidenstücker K, Munder B, Köppe T, Richrath P, Behrendt P, Witzel C, Andree C<br />

Sana-Kliniken Düsseldorf, Krankenhaus Gerresheim<br />

Bei der mikrochirurgischen Brustrekonstruktion durch Eigengewebe<br />

sind meistens mehrere Eingriffe bis zum ästhetisch optimalen Ergebnis<br />

erforderlich. Dieses beinhaltet die Anpassung der Gegenseite, Narbenkorrekturen,<br />

Nippel-Rekonstruktion, Areola-Pigmentierung sowie Formoptimierung<br />

der rekonstruierten Brust durch Lipofilling.<br />

Hypothese: Stellt Lipofilling ein geeignetes Verfahren zur Optimierung des<br />

ästhetischen Ergebnisses nach mikrochirurgischer Brustrekonstruktion<br />

durch Eigengewebe dar?<br />

Methodik: Mittlerweile können wir auf 48 Patientinnen zurückblicken,<br />

bei denen ein Lipofilling zur ästhetischen Optimierung an der rekonstruierten<br />

Brust durchgeführt wurde. Der Eingriff erfolgte in der Regel<br />

ca. 6 Monate nach der Rekonstruktion und wurde häufig kombiniert mit<br />

weiteren o.g. Verfahren der Korrektur. Infiltriert wurde abhängig vom<br />

Ausgangsbefund nach Zentrifugation (Coleman) zwischen 10 und 200<br />

ml Fettemulsion je Brust.<br />

Ergebnisse: Die Patientinnen wurden 2, 6 und 12 Wochen postop. auf das<br />

verbleibende Volumen nachuntersucht. Zum Teil waren weitere operative<br />

Lipofillings erforderlich. Komplikationen wie Infekte, Fettembolien<br />

oder punktionswürdige Fettzysten konnten im gesamten Patientenkollektiv<br />

nicht beobachtet werden. Im Verlauf haben wir Fettgewinnung,<br />

Fettaufbereitung und Fettapplikation anhand unserer Erfahrungen weiterentwickelt.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 69 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Fazit: Durch Lipofilling ist die Optimierung der Brustkontur mit geringer<br />

Komplikationsrate möglich. Diskussionsfähig ist sicherlich die postoperative<br />

Bildgebung zur Nachsorge bei Tumorpatientinnen und die zu vertretende<br />

applizierbare Gesamtmenge.<br />

Gesicht 2 – Ästhetik<br />

Samstag, 12:00–14:00 Uhr, Saal 5<br />

V177 L trends im Ästhetischen „Markt“<br />

Myngheer S<br />

Business Consulting Ettlingen/Düsseldorf<br />

Im Bereich der ästhetischen Eingriffe/Behandlungen ist seit einigen<br />

jahren ein deutlicher Trend zu beobachten. Die nicht invasiven bzw.<br />

minimal invasiven Faltenbehandlungen verzeichnen einen stärkeren<br />

Anstieg als die chirurgischen Eingriffe. Diese Aussage lässt sich mittels<br />

der soeben veröffentlichten ASAPS-Daten, aus den Vereinigten Staaten,<br />

belegen. Darüber hinaus beobachten die Fachgesellschaften einen<br />

ähnlichen Trend. Im Rahmen des Vortrages wird neben der Darstellung<br />

der Marktdaten auch die Profitabilität exemplarischer Behandlungen/<br />

Eingriffe erläutert. Insbesondere wird die Profitabilität exemplarischer<br />

Behandlungen/Eingriffe pro Stunde untersucht. Als Schlussfolgerung<br />

kann gezeigt werden, dass Folgebehandlungen mit Btx und/oder Fillern<br />

sehr profitabel sind.<br />

V178 L Das Altern – Wandlungen der Patientenansprüche:<br />

behandlungsmöglichkeiten früher und heute<br />

Lampe H<br />

Praxis für Medizinische Faltenbehandlung, Frankfurt am Main<br />

Die Lebenserwartung nimmt weltweit zu. Auch die Ansprüche der Patienten<br />

im hohen Lebensalter an ihr Aussehen haben sich geändert. Sie<br />

wollen länger ein jugendliches Erscheinungsbild bewahren. Ihre Anspruchshaltung<br />

an den Erfolg einer plastisch-ästhetischen Operation ist<br />

oft überzogen und nicht zu erfüllen. Nicht zuletzt aus diesem Grund<br />

sind Operationsersetzende Maßnahmen, wie die Volumenbehandlung<br />

(Filler/Fett), die Botulinum-Toxin-A-Behandlung, die Laserrejuvenation,<br />

die Radiowellenbehandlung, das Peeling und vieles mehr auf dem<br />

Vormarsch. Diese neuen Methoden werden kursorisch vorgestellt und<br />

im Vergleich mit den Operationsergebnissen bewertet.<br />

V179 L botulinumtoxine im Vergleich<br />

Gensior M<br />

Praxisklinik Korschenbroich<br />

Botulinum Neurotoxin Typ A (BoNT/A) ist zur Behandlung von Glabellafalten<br />

zugelassen. Herkömmliche Botulinumtoxin Präparate enthalten<br />

Komplexproteine, die das Risiko eines sekundären Therapieversagens<br />

durch die Bildung von neutralisierenden Antikörpern erhöhen<br />

können. Bocouture, ist ein neues reines BoNT/A, das frei von Komplexproteinen<br />

ist.<br />

Methoden: In einer internationalen Rater/Patienten-blinde-Phase-III-Studie<br />

wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Bocouture (= Xeomin)<br />

im 1:1 Dosisverhältnis gegenüber Vistabel (= Botox) bei der Behandlung<br />

von Glabellafalten untersucht. Frauen im Alter von ≤ 50 Jahren wurden<br />

im Verhältnis von 3:1 auf die beiden Therapiegruppen Bocouture<br />

oder Vistabel randomisiert. Primärer Endpunkt war die Verbesserung<br />

von ≥1 Punkt der Facial Wrinkle Skala (FWS; maximale Anspannung)<br />

69


Abstracts<br />

in Woche 4, bewertet von einem Gremium unabhängiger Experten. Die<br />

sekundären Endpunkte umfassten die Einschätzung des unabhängigen<br />

Expertengremiums, des Prüfarztes und der Patienten in Woche 4 und 12.<br />

Ergebnisse: In die Studie wurden 381 Frauen (Bocouture, n=284; Vistabel,<br />

n=97) eingeschlossen. Nach 4 Wochen zeigten in beiden Gruppen<br />

über 95 % der Patienten (96,4 % Bocouture vs. 95,7 % Vistabel) als<br />

Responder eine Verbesserung der FWS von ≥1 Punkt. Nach 12 Wochen<br />

lagen die Responderraten in beiden Gruppen noch bei über 82 % (82,8<br />

% Bocouture vs. 83,0 % Vistabel). Diese Ergebnisse wurden durch die<br />

Bewertungen des Prüfarztes (nicht-verblindet) bestätigt. Das globale<br />

Patientenurteil lieferte ebenfalls vergleichbar gute Ergebnisse. Es traten<br />

keine behandlungsabhängigen schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse<br />

auf.<br />

Fazit: Bocouture und Vistabel zeigten in dieser Studie eine hohe Wirksamkeit<br />

und gute Verträglichkeit in der Behandlung von Glabellafalten.<br />

Hierbei konnte eindeutig die Nicht-Unterlegenheit von Bocouture gegenüber<br />

Vistabel gezeigt werden.<br />

V180 L Entwicklung auf dem Dermalfillermarkt in den<br />

letzten 20 Jahren<br />

Wolters M<br />

Praxis für Medizinische Faltenbehandlung, Frankfurt am Main<br />

Bis zur Einführung von Kollagenfillern Anfang der 1980er Jahre waren<br />

Silikonöle das populärste Mittel zur Faltenunterspritzung.Mit der Einführung<br />

des bovinen Kollagens 1981 stand die erste resorbierbare Substanz<br />

als Dermalfiller zur Verfügung und die Kollageninjektion wurde<br />

nach Angaben der ASAPS 1997 die häufigste minimalinvasive Prozedur.Nachteil<br />

des Produktes war zum einen die erforderliche Vortestung<br />

wegen einer möglichen immunogenen Reaktion und zum anderen die<br />

relativ kurze Wirkdauer. Bereits 1990 wurde das Prinzip der dermalen<br />

Volumensubstitution mit dem Hyaluronsäure-Derivat Hylan B aufgenommen<br />

und 1996 wurde der erste dermale Filler auf Hyaluronsäurebasis<br />

unter dem Handelsnamen Hylaform® in Europa vertrieben.Seither<br />

erfolgte eine kontinuierliche Entwicklung neuer hyaluronsäurebasierter<br />

dermaler Filler mit einer unüberschaubaren Zahl von zugesetzten<br />

resorbierbaren und nicht resorbierbaren Grundsubstanzen, mit verschiedenen<br />

technologischen Herstellungsverfahren und immer neuen<br />

Versprechungen über Gewebeverträglichkeit, Beständigkeit und Unbedenklichkeit.Gleichzeitig<br />

wurde auch eine Zunahme von permanenten<br />

Dermalfillern auf dem Markt verzeichnet, was vor allem zu Beginn des<br />

jetzigen Jahrtausends zu eine Vielzahl von entstellten Gesichtern infolge<br />

unerwünschter Nebenwirkungen führte und eine rege Diskussion<br />

über Dermalfiller entfachte. Hyaluronsäure und Kollagen, als natürliche<br />

im Körper vorkommende Substanzen, haben sich als die sichersten<br />

Dermalfiller behauptet, während die meisten deutschen und europäischen<br />

Fachgesellschaften mittlerweile vor allen nicht resorbierbaren<br />

Substanzen warnen.Mittlerweile ist nach fast 20 Jahren Erfahrung mit<br />

hyaluronsäurebasierten Dermalfillern und multiplen Variationen in Hyaluronsäuregehalt,<br />

Vernetzungsgrad und Vernetzungsmittel ein wahrer<br />

Krieg der Dermalfillerhersteller untereinander um den ersten Platz bezüglich<br />

Verträglichkeit und Haltbarkeit ausgebrochen.Während einige<br />

Firmen mit wissenschaftlichen Studien ihre Produkte präsentieren und<br />

überwachen, treten andere als sog. „Trittbrettfahrer“ auf und versuchen<br />

mit ähnlichen Formulierungen eine Seriosität vorzutäuschen. Nachdem<br />

eine Zeitlang ständig neue Namen auf dem Markt erschienen, die nach<br />

genauem Nachforschen einem bereits unter anderem Namen wieder<br />

verblassten Produkt zuzuordnen waren oder sogar einem sehr problembelasteten<br />

Produkt hat sich durch das in den letzten Jahren zunehmende<br />

Interesse an der Volumentherapie mit Hyaluronsäurefiller eine sehr positive<br />

Entwicklung ergeben.Vermehrt wurden von den Herstellern der<br />

etablierten Produkte neue Techniken zur gezielten Volumenbehandlung<br />

und Oberflächenbehandlung entwickelt oder in Zusammenarbeit mit<br />

einzelnen Anwendern gefördert. Diese Techniken gehen weit über das<br />

einfache Faltenunterspritzen hinaus und ermöglichen es, ein Gesicht<br />

ohne chirurgische Maßnahmen neu zu modellieren und stellen so eine<br />

echte Herausforderung dar, die gezielt erlernt und trainiert werden sollten.Diese<br />

Entwicklung liegt somit im Trend der gesamten nicht- oder<br />

minimalinvasiven ästhetischen Gesichts- und Körperbehandlung, die<br />

immer mehr von unseren Patienten gewünscht und gefordert wird.<br />

V181 L Akute und chronische zelluläre Abwehrmechanismen<br />

des Gewebes nach Einbringen von Dermal-Fillern. sind<br />

Methoden zur Erfassung dieser Reaktionen notwendig?<br />

Taufig Z<br />

Praxisklinik Köln<br />

Injizierbare Füllmaterialien gehören definitionsgemäß nicht zu den verordnungspflichtigen<br />

Arzneimitteln, sondern sind Medizinprodukte. Die<br />

Regelung über deren Zulassung sind im Medizinproduktegesetz (MPG)<br />

festgelegt. Klinische Studien sind somit für deren Zulassung nicht notwendig<br />

und erforderlich. Dies hat sich besonders bei den permanenten<br />

Füllmaterialien negativ ausgewirkt, deren Nebenwirkungen teilweise<br />

Jahre später nach der Behandlung auftreten. Durch den explosionsartigen<br />

Anstieg der Faltenbehandlungen und einer immer unübersichtlicher<br />

werdenden Vielfalt resorbierbarer Füllmaterialien häufen sich auch<br />

Meldungen über Nebenwirkungen und Komplikationen dieser Art der<br />

Behandlungen. Die über einen kurzen Zeitraum erfassten Zahlen der<br />

Nebenwirkungen über das Internetportal www.fillerwelt.de widersprechen<br />

den Glauben, resorbierbare Dermal-Filler würden keine temporären<br />

oder permanenten Komplikationen verursachen. Diese Meldungen<br />

geben Anlass Methoden zur Erfassung intradermaler und zellulärer Reaktionen<br />

des Gewebes nach Kontakt mit Dermal-Filler zu entwickeln.<br />

Hierzu gehört die am humanen Gewebe von Unterhautfettschürzen<br />

durchgeführten histo-pathologischen Untersuchungen (Taufig et al.<br />

2009). Diese Arbeit zeigte, dass resorbierbare Dermal-Filler nicht nur<br />

akute, sondern auch chronische zelluläre Immunreaktionen induzieren.<br />

Zur Erfassung der zellulären Abwehrmechanismen zeigten Taufig<br />

und König (2009), dass resorbierbare Dermal-Filler sich bis 100fach in<br />

ihrem Potential unterscheiden Entzündungsmediatoren freizusetzen.<br />

Erfasst wurden dabei die chemotaktisch aktiven Interleukine-8 (IL-8)<br />

sowie die proinflammatorischen Zytokine IL-1 beta. Der Autor ist der<br />

Meinung, dass für die als Medizinprodukte deklarierten Dermal-Filler,<br />

standardisierte Methoden zur Erfassung von zellulären Abwehrmechanismen<br />

erarbeitet werden müssen , um im Dickicht des Angebotes an<br />

diesen Stoffen Qualitätsmerkmale für die Sicherheit von Patienten und<br />

Behandler zu ermöglichen. In dieser Arbeit werden die Vor- und Nachteile<br />

histologischer und immunologischer Methoden gegenübergestellt.<br />

V182 L Autologe Fetttransplantation versus<br />

synthetische Filler: Patientenzufriedenheit bei<br />

ästhetischem Filling im Gesicht<br />

Kleinschmidt A, von Fritschen U, Mamarvar M, Frantzen S<br />

Helios-Klinikum Emil von Behring, Berlin<br />

Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Die ästhetische Konturbehandlung des Gesichtes mit synthetischen Fillern<br />

bei Falten oder Asymmetrien ist ein standardisiertes und sicheres<br />

Verfahren mit einer hohen Patientenzufriedenheit. Erwähnenswerter<br />

Nachteil für den Patienten ist die schnelle Resorption und daraus resultierend<br />

hohe Kosten. Hieraus ergibt sich folgende Frage: Akzeptieren<br />

70 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 70 (<strong>2010</strong>)


Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Patienten initial höhere Kosten und einen einmalig komplexeren Aufwand<br />

hinsichtlich des operativen Procedere für ein langfristig anhaltendes<br />

Ergebnis?<br />

Material und Methoden: Bei uns regelmäßig mit synthetischen Fillern zur<br />

Faltenunterspritzung behandelten Patienten wurde die Möglichkeit angeboten,<br />

an Stelle der synthetischen Fillerbehandlung eine operative autologe<br />

Fettransplantation vornehmen zu lassen. In den vergangenen 14<br />

Monaten führten wir 36 autologe Fettransplantationen bei 32 Patienten<br />

durch. Davon wurden 26 aus kosmetischen Gründen therapiert, 10 bei<br />

Asymmetrien oder anderen Konturdefekten im Gesicht. Die Ergebnisse<br />

und Patientenzufriedenheitsskalen wurden dokumentiert und prospektiv<br />

mit früheren Sitzungen nach synthetischer Fillertherapie nach 2, 6<br />

und 12 Monaten (6 Fälle) verglichen.<br />

Ergebnis: Insgesamt resultierten in der synthetischen Fillergruppe 2<br />

oberflächliche Hämatome und 6 Hämatome/Mini-Indurationen nach<br />

Lipofilling, welche in allen Fällen als Sponatanremission rückläufig waren.<br />

Nach 8 Wochen wurden 8 Patienten erneut mit einem Lipofilling<br />

versorgt bei insuffizienter Effektnachhaltigkeit. Ein gleiches Zufriedenheitsniveau<br />

wurde 2 Monate nach dem Eingriff bei der restlichen Patientengruppe,<br />

verglichen mit früheren Eingriffen mit synthetischen Fillern,<br />

erreicht. Nach 6 Monaten wurde der Unzufriedenheitslevel zu 3/4<br />

hinsichtlich der Dauerhaftigkeit und Suffizienz bei den synthetischen<br />

Fillerpatienten registriert, während die Gruppe der nach 2 Monaten<br />

nach autologer Fetttransplantation zufriedenen Patienten gleichbleibend<br />

zufrieden hinsichtlich der Ergebnisstabilität und der Resultatsuffizienz<br />

blieb. Bei den 6, nach 12 Monaten dokumentierten Fällen, blieb das<br />

Zufriedenheitsniveau und chirurgische Ergebnis im Vergleich zur Voruntersuchung<br />

nach 6 Monaten gleich. 1 Patientin hatte eine länger anbleibende<br />

Schwellung eines Unterlides durch sichtbare Knötchen nach<br />

Fetttransplantation. Dies konnte durch eine Lipolyseinjektion korrigiert<br />

werden. Der dokumentierte Hauptvorteil war die feinere Volumentitrierung<br />

mittels Lipofilling zum Feinkonturing und der ökonomische Aspekt<br />

der Einzelprozedur im Vergleich zu den sich wiederholenden synthetischen<br />

Fillerinjektionen.<br />

Fazit: Die Frühresultate nach synthetischer und autologer Fillerinjektion<br />

sind vergleichbar. Die Gesamtzufriedenheit ist langfristig nach autologer<br />

Fetttransplantation höher. Wir starten aktuell bei den Patienten mit<br />

resorbierbaren, synthetischen Fillerinjektionen, um den Patienten eine<br />

Idee des zu erwartenden Behandlungsresultats nach Lipofilling zu geben.<br />

Wenn das Ergebnis der Patientenerwartung entspricht, wird im 2.<br />

Schritt eine autologe Fetttransplantation vorgenommen. Außer einer minimal<br />

höheren postoperativen Hämatomrate nach Lipofilling wurde von<br />

den Patienten mit langjähriger synthetischer Fillererfahrung das nach<br />

der operativen Fetttransplantation erzielte Endresultat als hochwertiger<br />

eingeschätzt.<br />

V183 L Facial rejuvenation und body contouring mit<br />

Dermalen Fillern<br />

Alsoufi A<br />

Praxis, Frankfurt am Main<br />

Der Alterungsprozess selbst führt zu einer andauernden Anhäufung von<br />

Änderungen in unserem Organismus. Er betrifft mehr oder weniger alle<br />

Organe und bezieht sich auf einen umfangreichen Vorgang multidimensionaler<br />

Änderungen. Zwei unabhängige Abläufe betreffen die Hautalterung:<br />

Intrinsic und Extrinsic. Das intrinsische Altern ist der langsame<br />

und irreversible Abbau von Gewebe, welcher nahezu alle Körperorgane<br />

betrifft. Das extrinsische Altern führt man auf die Einwirkung von Umweltfaktoren<br />

zurück. Alle drei Hautschichten werden durch den Alterungsprozess<br />

betroffen, die Kollagenproduktion wird verlangsamt und<br />

Elastin, die Substanz die für die Elastizität der Haut sorgt, wird ebenfalls<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 71 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

geringer. Während diese Veränderungen üblicherweise in der Altersgruppe<br />

der 20er beginnen, ist das intrinsische Altern in der Regel für<br />

Jahrzehnte nicht sichtbar. Die Anzeichen für intrinsisches Altern sind:<br />

feine Fältchen, dünne und durchscheinende Haut, Verlust von tieferliegendem<br />

Fett was zu hohlen Wangen und Augenhöhlen führt sowie deutlicher<br />

Verlust der Spannkraft bei Händen und Nacken, ebenso eine Wegbewegung<br />

vom Knochen zur Haut aufgrund von Knochenschrumpfung<br />

welche in herunterhängender Haut resultiert. Die Wahl von passenden<br />

Behandlungsmöglichkeiten hängt von Faktoren beim individuellen Patienten<br />

ab und der Art der sichtbaren Alterungsanzeichen. Empfehlungen<br />

(für eine Therapie) sollten daher nicht nur realistische Erwartungen<br />

darstellen, sondern unrealistische Hoffnungen und unangebrachte Risiken<br />

vermeiden. In den letzten Jahren haben Ärzte zunehmend minimalinvasive<br />

Techniken in der Körper- und Gesichtsformung angewendet.<br />

Durch eine Kombination von kurzen chirurgischen Eingriffen mit passenden<br />

Füllmaterialien können optimale Anti-Aging-Resultate erzielt<br />

werden, mit wenigen Unannehmlichkeiten für den Patient und mit sofortigen<br />

und lang anhaltenden Resultaten. Der Verfasser präsentiert verschiedene<br />

Techniken und Materialien von Fett-Transfer bis zu Fillern.<br />

V184 L Lebensqualität und Patienten Zufriedenheit<br />

nach Face-Lift<br />

Hodbod M, Papadopulos NA<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

In der Vergangenheit hat sich zunehmend herauskristallisiert, dass nicht<br />

nur das postoperative chirurgische Ergebnis große Bedeutung hat , sondern<br />

auch das subjektive Ergebnis aus Sicht des Patienten. Die Lebensqualität<br />

der operierten Patienten stellt somit ein wichtiges Kriterium<br />

dar, das untersucht werden muss. In unseren zehnjährigen Vorstudien<br />

zeigte sich, dass ausgewählte Eingriffe in der plastisch-ästhetischen Chirurgie<br />

einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität haben. In dieser<br />

Studie untersuchten wir die Lebensqualität und Patientenzufriedenheit<br />

nach durchgeführter Face Lift Operation.<br />

Methoden: Ein fünfzehnseitiger Fragebogen wurde an 85 Patienten versandt,<br />

die sämtliche Kriterien der Studie erfüllten und zwischen 1995<br />

und 2008 an unserer Klinik operiert wurden. Der Fragebogen war aufgeschlüsselt<br />

in mehrere Teile. Im ersten Teil wurde auf die demographischen<br />

Daten, das soziale Umfeld und das subjektive Operationsergebnis<br />

des Patienten eingegangen. Der zweite Teil bestand aus dem FLZ (Fragen<br />

zur Lebenszufriedenheit), einem standardisierten und validierten<br />

Fragebogen zur Untersuchung der Lebensqualität. Durch diese individuelle<br />

Gewichtung wurde die Lebensqualität zu einer statistisch verwertbaren<br />

und vergleichbaren Größe, die mit Daten einer repräsentativen<br />

Stichprobe der Bundesrepublik Deutschland verglichen wurde. Mit Hilfe<br />

des Freiburger Persönlichkeitsinventars (FPI) und des Rosenberg Self<br />

Esteem Questionaire (RES), zwei standardisierten Fragebögen untersuchten<br />

wir im dritten und vierten Teil die Psyche des Patienten. Der<br />

ungepaarte t-Test wurde für die Auswertung verwendet und die Schwelle<br />

für die statistische Signifikanz wurde bei p


Abstracts<br />

Gesundheit verbesserten sich „Fortbewegungsfähigkeit“ und „Unabhängigkeit<br />

von Hilfe und Pflege”. Jedoch alle ohne statistische Signifikanz.<br />

Die Ergebnisse des RES. und FPI-R-Fragebogens ergaben höhere Werte<br />

als die Normpopulation (RES=34,13 und FPI-R=5,79) und somit ein<br />

höheres Selbstbewusstsein und höhere Selbsteinschätzung der Befragten.<br />

Fazit: In unserer Studie fanden wir heraus, dass plastisch-ästhetische Chirurgie<br />

im Gesichtsbereich einen positiven Effekt auf die Lebensqualität<br />

der Patienten hat. Wir konnten einen Anstieg des subjektiven Wohlbefindens<br />

der Patienten nach der Face-lift-Operation beobachten. Außerdem<br />

profitierten die Patienten postoperativ von einem im Vergleich<br />

zur Norm höheren Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Auch werden<br />

plastisch Eingriffe sehr gut von den Patienten toleriert. 60 % der Befragten<br />

würden sich wieder für eine Face-lift-Operation entscheiden.<br />

V185 L Matrix-unterstützte Profilkorrektur<br />

im Infraorbital- und Mittelgesichtsbereich: Langzeitergebnisse<br />

einer klinischen studie<br />

Meyer W, Menke H<br />

Klinikum Offenbach<br />

Altersdegenerative Konturveränderungen der Unterlidregion wie eine<br />

akzentuierte nasojugale Rinne, der deutlich sichtbare Übergang zwischen<br />

Unterlid- und Wangenregion (”lid/cheek junction”) sowie eine<br />

bis in das Mittelgesicht reichende Faltenbildung lassen sich durch konservative<br />

Verfahren oder eine konventionelle Blepharoplastik nicht suffizient<br />

korrigieren. Da diese Profilveränderungen in der kutanen und<br />

subkutanen Ebene angesiedelt sind, führen auch tiefe Mittelgesichts-<br />

Suspensionstechniken nicht zu einem befriedigenden ästhetischen Konturausgleich.<br />

Hypothese: Durch die laminare subkutane Implantation einer Kollagen-<br />

Elastin Matrix können die genannten Profilveränderungen des Unterlides<br />

und oberen Mittelgesichtes direkt in der betroffenen anatomischen<br />

Schicht innerhalb eines begrenzt invasiven Eingriffs korrigiert werden.<br />

Die vollständig abbaubare biologische Gerüstsubstanz der Kollagenmatrix<br />

wird durch körpereigenes Bindegewebe ersetzt. Das neugebildete<br />

Gewebe kann die Gesichtskontur ausgleichen und bildet unterhalb der<br />

mobilisierten Hautfläche eine Verschiebeschicht, die sekundäre Kontrakturen<br />

und Adhäsionen verhindert.<br />

Methoden: Es wurde ein Studienprotokoll zur Durchführung einer klinischen<br />

Studie erstellt, um Effizienz und Sicherheit dieser neuen Technik<br />

zu untersuchen. Nach Erhalt eines positiven Ethikvotum wurden. 25<br />

Proband/innen mit altersdegenerativen Veränderungen des Mittelgesichtes<br />

und dem Wunsch nach chirurgischer Korrektur in die Studie aufgenommen.<br />

Eine Kollagen-Elastin-Matrix wurde über einen subciliaren<br />

Zugang nach großflächiger subkutaner Präparation implantiert und der<br />

mobilisierte Hautlappen angepasst. Um wissenschaftlich valide Aussagen<br />

über das Verfahren treffen zu können, waren zusätzliche chirurgische<br />

Maßnahmen im Studienprotokoll ausgeschlossen. Die klinischen<br />

Ergebnisse wurden über einen Beobachtungszeitraum von 13 Monaten<br />

dokumentiert.<br />

Ergebnisse: Während des Beobachtungszeitraumes traten keine allergischen-<br />

oder Fremdkörperreaktionen auf das implantierte Material auf.<br />

Die Haut über der flächig implantierten Matrix war gut verschieblich<br />

und zeigte keine Adhäsionen oder sekundären Kontrakturen. Es trat ein<br />

revisionspflichtiges postoperatives Hämatom (ein Unterlid) auf. Bei 64<br />

% der Patient/innen wurde eine sehr gute bis gute Korrektur, bei 26 %<br />

der Patient/innen eine moderate Korrektur des Vorbefundes durch den<br />

Ausgleich der infraorbitalen Profilveränderungen wie Augenringe, nasojugale<br />

Rinne und tiefe Falten bis in die Wangenregion erreicht. Die Patientenzufriedenheit<br />

war hoch und korrelierte mit diesem Befund. Der<br />

klinisch-ästhetische Befund im Beobachtungszeitraum bis 13 Monate<br />

postop. wird dargestellt.<br />

Fazit: Bei korrekter Indikationsstellung ist die subkutane Implantation einer<br />

Kollagen-Elastin-Matrix ein geeignetes plastisch-chirurgische Verfahren,<br />

um altersdegenerative Veränderungen im oberen Mittelgesichtsbereich<br />

begrenzt invasiv und dauerhaft in der betroffenen anatomischen Ebene zu<br />

korrigieren. Zusätzliche Maßnahmen wie beispielsweise die Kanthopexie<br />

sind geeignet, das ästhetische Ergebnis zu verbessern. Die neu gebildete<br />

Bindegewebsschicht ermöglicht eine vollständige Verschieblichkeit des mobilisierten<br />

Hautareals und verhindert postoperative Kontrakturen. Unsere<br />

Ergebnisse weisen daher auf weitere Indikationsbereiche für den Einsatz<br />

von Kollagen-Matrices in der plastischen Chirurgie hin.<br />

V186 L Vorteile der Ultraschalldissektion<br />

beim sMAs-Face Lift<br />

Wedler V, Vetter M<br />

Kantonsspitale Frauenfeld und Münsterlingen<br />

Sämtliche Weichteileingriffe als Domäne der Plastischen Chirurgie werden<br />

seit 2006 in unserer Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und<br />

Ästhetische Chirurgie mit dem Ultraschallmesser durchgeführt. Hier<br />

sind vor allem Mammareduktionsplastiken, Brustaugmentationen und<br />

-straffungen, Abdominoplastiken bzw. Dermatolipektomien aber auch<br />

Lappenpräparationen jeglicher Art zu nennen. In Gebrauch ist bei speziellen<br />

Indikationen ebenso der Ultraschallhaken, zum Beispiel bei der<br />

Kapselinzision und -resektion bei Kapselfibrosen.<br />

Hypothese: Senkung der Morbidität durch Verwendung der Ultraschalldissektion<br />

beim SMAS-Face Lift.<br />

Methoden: Seit nunmehr 18 Monaten verwenden wir standardmäßig die<br />

Ultraschalltechnik während der SMAS-Face-Lift-Präparation. Durch die<br />

Umsetzung von Ultraschallenergie in mechanische Energie erfolgt im<br />

gleichen Schritt das Schneiden sowie die Hämostase. Die Klinge wird<br />

sowohl zur subkutanen auch zur SMAS-Präparation eingesetzt.<br />

Ergebnisse: Als Vorteile dieser Technik im Vergleich zu konventionellen<br />

Verfahren sind vor allem eine geringere intraoperative Blutungsneigung,<br />

geringere Injektion oder sogar Verzicht auf Adrenalin-Lösungen, weniger<br />

Schwellneigung in der intra- und postoperativen Phase, Reduktion<br />

der postoperativen Hämatomausbildung sowie schnellere Rehabilitation<br />

zu nennen.<br />

Fazit: Eigene Ergebnisse und Erfahrungen, Vorteile und Nachteile der<br />

neuartigen Methode werden demonstriert und im Literaturvergleich<br />

diskutiert.<br />

V187 L Haarliniendesign bei Frauen<br />

Neidel F, Leonhardt K<br />

Spezialpraxis Hairdoc Düsseldorf<br />

Vorträge | Samstag | 18.9.<strong>2010</strong><br />

Die Rekonstruktion des Haaransatzes nimmt eine Schlüsselposition in<br />

der modernen Haartransplantationschirurgie ein. Jeder Haaransatz, der<br />

von Lage und Gestaltung vom „ästhetischen Standard“ abweicht, wird bewusst<br />

oder unbewusst von der Umgebung registriert. Jeder Haaransatz,<br />

der in Form und Ästhetik gut gestaltet ist, jedoch schlecht transplantiert<br />

wurde (zu große Transplantate = Büscheleffekt) wird ebenfalls von der<br />

Umgebung registriert. Der Operateur hat also im Vorfeld einer Rekonstruktion<br />

des Haaransatzes sowohl bei der Frau als auch beim Mann eine<br />

klare Vorstellung von der Anatomie zu haben, ebenso wie er eine gute<br />

Strategie hinsichtlich Transplantatzahl, Transplantatstärke, Transplantationsdichte<br />

entwickeln muss. Das sind die zwei wichtigsten Aspekte einer<br />

Haartransplantation, denn nur der Haaransatz, welcher in allen Punkten<br />

optimal rekonstruiert wurde, ist ein gut gelungener Haaransatz – weil für<br />

72 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 72 (<strong>2010</strong>)


Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

die Umgebung unsichtbar! Jede für andere Personen sichtbare oder gar<br />

deutlich auffällige Veränderung spricht gegen ein gutes Resultat und damit<br />

gegen die Haartransplantation an sich. Die Gestaltung des Haaransatzes<br />

richtet sich vor allem nach ethnischen Gesichtspunkten und empirischen<br />

Vergleichen sowie nach dem Alter der Patienten. Haaransätze europäischer<br />

Frauen unterscheiden sich von denen asiatischer Herkunft. Mit<br />

zunehmendem Alter weicht der Haaransatz insgesamt etwas nach oben<br />

und hinten, was in der Planung der Behandlung berücksichtigt werden<br />

muss. Operative Eingriffe wie Face- und Stirnlift führen nicht selten zu<br />

Veränderungen, die Handlungsbedarf erfordern. Ein verjüngtes Gesicht<br />

sollte ergänzt werden durch einen ebenso jugendlichen Haaransatz. Die<br />

Operationstechnik muss sorgfältig atraumatisch, möglichst fein und dicht<br />

sein. Außerdem müssen die Transplantate randomisiert, also völlig irregulär<br />

und trotzdem einer gewissen Systematik folgend platziert werden.<br />

Das stellt hohe Anforderungen an das ganze Transplantationsteam hinsichtlich<br />

Präparation und Transplantation. So werden heute im Vergleich<br />

zu früher für die Rekonstruktion des Haaransatzes doppelt bis dreimal so<br />

viel follicular units transplantiert. Das hat zur Folge, dass mit Zunahme an<br />

Natürlichkeit und Dichte auch die Zahl der Verdichtungs- bzw. Zweit- und<br />

Drittoperationen sinkt. Die Zufriedenheit des Patienten wird durch alle o.<br />

g. Maßnahmen, wenn lege artis ausgeführt, erheblich verbessert, was die<br />

Entscheidung zur Haartransplantation positiv beeinflusst.<br />

V188 L Klassifikation der alternden Oberlippe unter<br />

berücksichtigung photomorphometrischer, histologischer<br />

und radiologischer Untersuchungen<br />

Penna V, Stark GB, Eisenhardt SU, Bannasch H, Iblher N<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Zur Therapie der alternden Oberlippe stehen eine Vielzahl an verschiedenen<br />

Behandlungansätzen zur Verfügung, ohne dass klare anatomische<br />

und physiologische Untersuchungen über die Altersveränderungen zugrunde<br />

liegen. Im Folgenden werden die Altersveränderungen der Oberlippe<br />

durch Photomorphometrie, Histologie und MR-Untersuchungen<br />

evaluiert und basierend hierauf eine Klassifikation mit stadiengerechter<br />

Therapieempfehlung vorgestellt.<br />

Methoden: (1) In 182 standardisierte Fotoaufnahmen wurde die Oberlippe<br />

in Bezug zu mehreren Gesichtsmaßen gesetzt und hinsichtlich Alter<br />

und Geschlecht photomorphometrisch vermessen. (2) In Schädel-MRT-<br />

Untersuchungen von 30 Frauen zwischen 20 und 35 Jahren und zwischen<br />

65–80 Jahren wurde Oberlippen-relevante anatomische Maße erhoben.<br />

(3) Histologische Querschnitte der Oberlippe von 20 weiblichen<br />

Individuen (80 Jahre, n=10), wurden analysiert.<br />

(4) Basierend auf unsere Untersuchungsergebnisse wurde eine Klassifikation<br />

der gealterten Oberlippe abgeleitet und validiert.<br />

Ergebnisse: Die photomorphometrische Auswertung zeigte eine statistisch<br />

signifikante vertikale Verlängerung der Oberlippe im Alter. Das sichtbare<br />

Lippenrot nimmt im Alter ab, das Prolabium verlängert sich. Die<br />

MRT-Untersuchung wies eine Abnahme der Lippendicke auf, ein Volumenverlust<br />

konnte nicht nachgewiesen werden. In der histologischen<br />

Untersuchung sieht man eine Abnahme der Dermisdicke und eine relative<br />

Zunahme des subcutanen Fettgewebes bei gleichzeitiger Atrophie<br />

des M. orbicularis oris. Zusätzlich kommt es zu einer Degeneration elastischer<br />

und Kollagenfasern. Die vorgestellte Klassifikation wurde von<br />

drei unabhängigen Untersuchern getestet, hier ergab sich eine Übereinstimmung<br />

der Testergebnisse von 98 %.<br />

Fazit: Die durchgeführten Analysen und die vorgeschlagene Klassifikation<br />

stellen eine wissenschaftliche Basis für die therapeutische Strategie<br />

bei der perioralen Rejuvenation dar, die keinen Volumenverlust sondern<br />

eine Ptose zur Grundlage hat.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 73 (<strong>2010</strong>)<br />

Poster<br />

Posterpräsentationen I<br />

Donnerstag, 9:00–10:00 Uhr, Seminarraum 3<br />

P1 L Die temporäre Papillentransfixation<br />

bei Mamilleninversion Grad III<br />

Naik MRG<br />

Elbe Klinikum Stade<br />

Abstracts<br />

Die Mamilleninversion ist ein häufiges Problem in der Ästhetischen Chirurgie.<br />

Während im Stadium I die Eversion der Pappilla mammae durch<br />

sensorische Reize wie Kälte oder Erregung ausgelöst werden kann, ist<br />

im Stadium II die Eversion erst mechanisch-manuell möglich. Verbleibt<br />

die Mamille im Stadium III tief adhärent, hilft nur die operative Lösung.<br />

Hypothese: Von einigen Chirurgen wird das erneute Einsinken der Mamille<br />

postoperativ als häufigste Komplikation beklagt. Um hiergegen<br />

prophylaktisch vorzugehen, ist aus unserer Sicht die akribische operative<br />

Durchtrennung der fibrösen Stränge unter Sicht mit der Lupenbrille<br />

und, unter Umständen, auch der Milchgänge erforderlich. Von einigen<br />

Autoren wird supportiv das Mamillenpiercing angewandt. Ältere Patientinnen<br />

lehnen dieses Vorgehen oft ab oder es kann bei allergischer Konstitution<br />

nicht realisiert werden. Unterstützend zur operativen Eversion<br />

nehmen wir bei jeder Mammillenaufrichtung im Stadium III nach Han<br />

und Hong einen einfachen Trick zur Hilfe, der im Folgenden beschrieben<br />

wird:<br />

Methoden: In einer modfizierten Pitanguy-Technik realisieren wir die<br />

Aufrichtung der Papillen. Anstelle des transareolären Zugangs wird die<br />

Mamille periareolär, d.h. in der inferioren Hälfte nach Schwager inzidiert.<br />

Unter Sicht mit der Lupenbrille werden die fibrösen Stränge interductal<br />

gezielt durchtrennt. Die Milchgänge werden in der Regel von den<br />

umgebenden Adhäsionen gelöst und befreit. Es folgt der schichtweise<br />

Wundverschluss von kaudal nach apikal, um eine größere Projektion zu<br />

erzielen. Von 3 Uhr nach 9 Uhr wird die aufgerichtete Papille transversal<br />

mit einer 18-G-Venenverweilkanüle perforiert und der Katheter unter<br />

Entfernung der Kanüle belassen. Eine geschlitzte Kompresse wird unterlegt,<br />

die den Druck gleichmäßig verteilt. Nach einer Woche wird der<br />

Katheter mit dem Fadenmaterial entfernt.<br />

Ergebnisse: Das Risiko für ein erneutes Einsinken der Mamille wird mit<br />

der temporären „Verriegelungstechnik“ reduziert. Die Technik ist einfach<br />

in der Anwendung und wird sehr gut von den Patientinnen toleriert.<br />

Fazit: Im Stadium III nach Han und Hong der Mamilleninversion kann<br />

die minimalinvasive Methode der transpapillären Fixation nach operativer<br />

Aufrichtung den erwünschten Eversionseffekt unterstützen.<br />

P2 L Der Einsatz von autodermalem transplantat zur<br />

stabilisierung der bauchwand<br />

de Kerviler S, Woollard ACS, Mosahebi A<br />

Royal Free Hospital London, Großbritannien<br />

Eine verbleibende Bauchwandschwäche im Entnahmebereich einer<br />

muskelsparenden TRAM-Lappenplastik z.B. für Brustrekonstruktionen<br />

stellt ein bekanntes Problem dar. Ist ein direkter Verschluss der Rectusscheide<br />

nicht möglich, muss dieser Defekt verstärkt werden. Hier galten<br />

Prolene und/oder Vicryl-Netze lange Zeit als Goldstandard. Selbst<br />

nach Hebung eines DIEP-Lappens wird häufig eine Verstärkung Bauchwandverschlusses<br />

mit Allo- oder Xenograft vorgenommen. Neuerdings<br />

werden zunehmend Kadaverdermis-Präparate für diese Zwecke genutzt.<br />

73


Abstracts<br />

Wir haben an unserer Klinik Dermis der Patienten zur Bauchwandverstärkung<br />

genutzt und möchten unsere Resultate vorstellen.<br />

Methoden: Im Zeitraum von 3 Jahren wurden 10 Patienten mit einem autologen<br />

Dermisgraft zur Bauchwandverstärkung versorgt und in dieser<br />

Untersuchung eingeschlossen. In 9 Fällen wurde dieses Graft den nicht<br />

zur Rekonstruktion genutzten Zonen 3 und 4 entnommen (8 Patientinnen<br />

wurden mit DIEP versorgt, eine Patientin mit TRAM). In einem<br />

Fall wurde die Technik eingesetzt, nachdem mehrfache Versuche rezidivierende<br />

Bauchwandhernien bei Adipositas per magna mit Prolennetze<br />

zu versorgen, gescheitert waren. Hier wurde, nach massivem Gewichtsverlust<br />

das autodermale Transplantat von der resezierten Fettschürze<br />

gewonnen. Das Transplantat wurde bei den DIEP-Patienten und der<br />

Patientin mit rezidivierender Bauchwandhernierung in Onlay-Technik<br />

eingesetzt. Im Fall des muscle sparing TRAM wurde das Graft direkt in<br />

den Defekt eingebracht.<br />

Ergebnisse: Alle Patienten blieben postoperativ hernienfrei bei einem<br />

durchschnittlichen Follow-up von 10 Monaten. Eine Patientin entwickelte<br />

ein Serom, das operativ drainiert werden musste.<br />

Fazit: Überschüssige Haut ist fast immer zur Gewinnung eines autodermalen<br />

Transplantates verfügbar und erhöht weder Morbidität noch<br />

Länge der Operation. Es findet sich in der Regel genügend Gewebe, um<br />

sowohl Schwachstellen nach Lappenhebung zu verstärken als auch Faszienlücken<br />

einer chronischen Bauchwandhernierung zu überbrücken.<br />

Angesichts der potentiellen Serombildung ist es empfehlenswert, eine<br />

ausreichende postoperative Drainage zu gewährleisten. Die autodermale<br />

Transplantationstechnik führte in dieser kleinen Serie zu guten Resultaten<br />

ohne den Einsatz von prothetischem Material oder Allograft.<br />

P3 L Freie Musculus-latissimus-dorsi-Lappenplastik<br />

bei Kindern<br />

Namdar T, Stollwerck PL, Stang FH, Lange T, Mailänder P, Siemers F<br />

Universitätsklinikum Lübeck<br />

Nach freien M.-latissimus-dorsi-Lappenplastiken zur Rekonstruktion<br />

der unteren Extremität kann es zu einem vollständigen Verlust der freien<br />

Lappenplastik kommen.<br />

Hypothese: Bei Kindern besteht ein relevantes Risiko für einen kompletten<br />

Verlust der freien M. latissimus dorsi Lappenplastiken.<br />

Methoden: Retrospektive Studie. Bei 11 Kindern wurden posttraumatisch<br />

freie M. latissimus dorsi Lappenplastiken an der unteren Extremität<br />

durchgeführt. Die operativen Revisionen, die stationären Liegezeiten<br />

und die Lappenverlusterate wurden analysiert.<br />

Ergebnisse: Das Alter betrug 13±4 Jahre (Mittelwert±Standardabwei<br />

chung). Die Krankenhausverweildauer betrug 46±18 Tage. Im Mittel<br />

waren pro Fall 1,4±0,8 Revisionen aufgrund von lokalen Wundheilungsstörungen<br />

notwendig. 14 freie M.-latissimus-dorsi-Lappenplastiken<br />

wurden bei 11 Kindern durchgeführt. 10 freie M.-latissimus-dorsi-<br />

Lappenplastiken heilten vollständig ein. In einem Fall kam es zu einem<br />

partiellen und in 3 Fällen zu einem kompletten Lappenverlust.<br />

Fazit: Freie M.-latissimus-dorsi-Lappenplastiken bei Kindern stellen eine<br />

hilfreich Therapieoption zur Defektdeckung an der unteren Extremität<br />

dar. Es besteht ein relevantes Lappenverlustrisiko.<br />

P4 L Planung des Resektionsgewichtes<br />

bei Mammareduktionen<br />

Tabar TS, Allert S<br />

Kreiskrankenhaus Hameln<br />

Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Mammareduktionen gehören zu den häufigsten Eingriffen an den<br />

Brüsten und stellen einen wesentlichen Anteil plastisch chirurgischer<br />

Operationen dar. Thema unterschiedlicher Veröffentlichungen ist das<br />

zu erwartende Resektionsgewicht. Im Februar 2008 erschien die Veröffentlichung<br />

einer südafrikanischen Arbeitsgruppe mit einer Formel<br />

(=(35,4×Jugulum-Mamillen-Abstand+60,66×Steg-Länge)–1239,64)<br />

zur Abschätzung des Reduktionsgewichtes für Brustverkleinerungen<br />

[Descamps MJ, et al (2008) A formula determining resection weights for<br />

reduction mammaplasty. Plast Reconstr Surg 121: 397-400].<br />

Hypothese: Auf Grund häufiger und starker Unterschiede zwischen dem<br />

zu erwartenden und dem tatsächlichen Resektionsgewicht erfolgte die<br />

Überprüfung der veröffentlichten Formel.<br />

Patienten und Methoden: In unserer Studie wurden 144 Mammareduktionen<br />

bei 77 Patientinnen im Zeitraum von 2006 bis 2009 retrospektiv<br />

ausgewertet. Sowohl die prä- und postoperativ ermittelten klinischen<br />

Werte, die oben genannte Formel, der OP-Befund, das chirurgische Resektionsgewicht<br />

wie auch die standardisierten Fotodokumentationen<br />

dienten der Befunderhebung und -auswertung. Es erfolgten ausschließlich<br />

Mammareduktionen mit inferiorer Stielung nach der Operationsmethode<br />

nach Robbins. Nicht einbezogen wurden reine Straffungsoperationen<br />

oder Reduktionen nach Lejour. Die Operationen wurden durch<br />

zweier Teams aus 4 konstanten Operateuren durchgeführt.<br />

Ergebnisse: In der südafrikanischen Veröffentlichung wurde die Resektionsgewichtsbreite<br />

von 600 bis 1600 g als besonders präzise abschätzbares<br />

Reduktionsvolumen anhand der Formel eingegrenzt. Daher erfolgte<br />

in unserer Studie eine Einteilung in 3 Resektionsgruppen (1600 g). Das jeweilige errechnete Resektionsgewicht wurde<br />

mit dem endgültigen chirurgischen Resektionsgewicht verglichen und<br />

in Relation gesetzt. Es zeigte sich jedoch in allen 3 Resektionsgruppen<br />

keine signifikante und verifizierbare Korrelation. Bei den Resektionsgewichten<br />

1600 g waren<br />

Resektionsunterschiede von mindestens 670 g bis zu 1040 g zu verzeichnen,<br />

ein gemittelter prozentualer Fehler von 55,19 und eine Standardabweichung<br />

von 11,28 sind die Folge.<br />

Fazit: Die veröffentlichte Formel sollte als Anhalt für operative Planungen<br />

dienen. Die Anwendung der Formel ist bei unseren Resektionsgewichten<br />

jedoch nicht signifikant nachvollziehbar. Wir befinden uns<br />

derzeit in einer prospektiven Überprüfungsphase einer retrospektiv ermittelten<br />

Formel für Mammareduktionen.<br />

74 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 74 (<strong>2010</strong>)


Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

P5 L Operative therapie des erneuten thoraxwandrezidives<br />

nach prämenopausalem Mammakarzinom und<br />

initial brusterhaltender therapie – Lebensverlängerung<br />

durch plastische Chirurgie<br />

Masberg F, Kisse B, Hoch J<br />

Schön Klinik Neustadt i. H.<br />

Das Risiko für ein Thoraxwandrezidiv eines Mammakarzinoms liegt bei<br />

etwa 20 %. Als Behandlungsmethode der Wahl gilt die stets anzustrebende<br />

R0-Resektion. Bei fortgeschrittenen oder erneuten Thoraxwandrezidiven<br />

ist mit einer Infiltration knöcherner Strukturen zu rechnen.<br />

Insofern erfordert die notwendige Radikalität und Invasivität Kenntnisse<br />

in Kombination von thoraxchirurgischen und plastisch-chirurgischen<br />

Techniken.<br />

Hypothese: Überwiegt der Nutzen der operativen Therapie die perioperativen<br />

Risiken?<br />

Methoden: Anhand von 3 Fallbeispielen werden Risiken und Ergebnisse<br />

nach ausgedehnten Reoperationen an der Brustwand bei wiederholten<br />

Rezidiven eines Mamma-Ca vorgestellt. Bei mittlerweile bis zu 10 jährigem<br />

Überleben der Tumorerkrankung handelte es sich zum Teil bereits<br />

um den 8. tumorchirurgischen Eingriff.<br />

Ergebnisse: Durch en bloc Resektionen unter Einbeziehung von knöcherner<br />

Brustwand, Pleura bzw. Axilla konnte auch bei teilweise 3.<br />

Thoraxwandrezidiv jeweils eine R0-Situation erreicht werden. Die Defektdeckung<br />

erfolgte mittels großem thorakoabdominellen Verschiebelappen<br />

nach vorangegangener VRAM-Lappenplastik bzw. mit gestielten<br />

TRAM-Lappenplastiken. Die knöchernen Defekte wurden mit Gore-<br />

Tex-Membranen versorgt. Wundheilungsstörungen (Lappenrandnekrosen,<br />

Lymphozelen) erforderten Folgeoperationen, permanente Funktionsdefizite<br />

mit Einschränkung der Lebensqualität resultierten nicht.<br />

Eine Patientin verstarb nach tumorfreiem Krankheitsintervall von 23<br />

Monaten. In beiden anderen Fällen der bis zum jetzigen Zeitpunkt als<br />

rezidivfrei geltenden Patientinnen wurde durch wiederholte plastischchirurgische<br />

Behandlung ein tumorfreier Zeitraum von insgesamt 32<br />

bzw. 35 Monaten erreicht. Vor die Wahl gestellt, würden sich die Patientinnen<br />

erneut operieren lassen.<br />

Fazit: Nutzen und Risiken sind unter Berücksichtigung von Tumorstaging,<br />

Therapieziel (Tumorkontrolle durch R0-Resektion vs. Reduktion<br />

der Tumormasse) abzuwägen und bedürfen einer sorgfältigen individuellen<br />

Indikationsprüfung. Die Chance einer R0-Resektion ohne Erhöhung<br />

der Morbidität bzw. hinzutretenden Funktionseinschränkungen<br />

besteht auch bei wiederholten Eingriffen an der Brustwand. Eine damit<br />

mögliche Lebensverlängerung bleibt individuell abzuwarten, die Verbesserung<br />

der Lebensqualität ist es in jedem Fall wert, betroffene Patientinnen<br />

erneut dem Plastischen Chirurgen vorzustellen<br />

P6 L Myosonografische Analyse zur Hebedefektmorbidität<br />

beim DIEP/Flap<br />

Baican B, Durani J, Baumeister S, Exner K<br />

Markus-Krankenhaus Frankfurt am Main<br />

Die modernste Möglichkeit der Brustrekonstruktion nach Mammaamputation<br />

ist die Verwendung des Eigengewebes. Die Rekonstruktion<br />

durch den TRAM-Lappen wurde wegen der hohen Hebedefektmorbidität<br />

vom DIEP-Lappen ersetzt. Die Zahl der Komplikationen sank nach<br />

der Verwendung der DIEP-Lappen. Doch auch hier sind bei der Präparation<br />

der Perforatoren einige Kriterien von großer Wichtigkeit, um die<br />

Hebedefektmorbidität niedrig zu halten. In einer prospektiven Studie<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 75 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

untersuchten wir myosonografisch die Rektusmuskulatur prä- und 6<br />

Monate postoperativ, um eine Aussage treffen zu können, wie weit die<br />

Gefäßarchitektur und die notwendige Durchtrennung von Muskulatur<br />

oder motorischen Nerven eine Schwächung der Rektusmuskulatur oder<br />

eine Hernienbildung provozieren könnte.<br />

Material und Methoden: Unser Patientenkollektiv umfasst 72 Patienten, die<br />

im Zeitraum von 4/2005 bis 9/2009 an unserer Klink nach dem gleichen<br />

operativen Standard von 8 Operateuren behandelt wurden. In der prospektiven<br />

monozentrischen Studie haben wir die Rektusmuskulatur vor<br />

und 6 Monate nach der Rekonstruktionsoperation untersucht. Die Beurteilung<br />

erfolgte sowohl mit der Myosonografie der Rektusmuskulatur<br />

als auch mit einer klinischen-funktionellen Untersuchung. Zusätzlich<br />

wurde bei jeder Operation die genaue Lokalisation der Perforatoren, das<br />

Ausmaß der intramuskulär präparierten Gefäße, die Länge der durchtrennten<br />

Muskulatur und die Anzahl und Lokalisation der durchtrennten<br />

und koaptierten Nerven in einer Skizze eingetragen. Diese Aufzeichnung<br />

wurde anschließend mit den Ergebnissen der postoperativen<br />

Myosonografie und der Funktionsanalyse verglichen.<br />

Ergebnisse: Von den 72 Patienten zeigten vier Patientinnen eine Relaxatio<br />

der Muskulatur ohne Hernie, 25 Patienten zeigten eine narbige Striktur<br />

der Muskulatur mit Einschränkungen der Kontraktion, keine Patientin<br />

entwickelte eine Hernie. Eine Korrelation zwischen der Anzahl der Nervendurchtrennungen<br />

sowie der Bauchwandschwäche konnte festgestellt<br />

werden. Bei der Durchtrennung von mehr als zwei Nerven ist die Entwicklung<br />

einer Relaxatio der Bauchwand möglich.<br />

Diskussion: Der DIEP-Lappen hat bei der Rekonstruktion der Brust nach<br />

einer Mammaamputation den TRAM-Lappen ersetzt, da die Hebedefektmorbidität<br />

des freien Perforatorlappens deutlich geringer ist. Allerdings<br />

können auch hier aufgrund der Präparation der Perforatoren<br />

Schwächungen der Bauchwandmuskulatur auftreten. Die Ergebnisse<br />

der Studie führen zu einer verbesserten und standardisierten Operationsplanung<br />

und Präparationstechnik, die die Hebedefektmorbidität weiter<br />

senkt. Bei Schonung der Nerven und der distalen Perforatoren kann<br />

die Funktion der Bauchwand unbeeinträchtigt bleiben<br />

P7 L breast MRI helps define the blood supply to the<br />

nipple-areolar complex<br />

Seitz I, Friedewald SM, Rimler J, Loren BS, Schechter S<br />

University of Chicago Medical Center, Chicago, IL, USA<br />

Pre-operative breast MRI may facilitate oncoplastic surgery by delineating<br />

the blood supply to the nipple-areola complex (NAC), thereby determining<br />

the vascular pedicle upon which to relocate the NAC. This study<br />

was designed to identify and classify the blood supply to the NAC using<br />

preoperative MRI.<br />

Material and Methods: Breast MRIs of 26 patients who underwent imaging<br />

between June 2008 and May 2009 were reviewed. Inclusion criteria<br />

were a BIRADS 1 diagnosis. Patients with a history of breast cancer or<br />

previous breast surgery were excluded, while those with core biopsies<br />

were eligible. Bilateral breast MRIs were performed, and pre-and postcontrast<br />

contrast images were obtained. Determination of the dominant<br />

NAC blood supply was based upon timing of contrast filling. The NAC<br />

blood supply was classified into 5 anatomic zones: medial (Type I), lateral<br />

(Type II), central (Type III), inferior (Type IV), and superior (Type<br />

V). Further sub-classification was performed based upon the source vessel<br />

(Figure 1).<br />

Results: Patient age ranged from 33-70 years (mean 49). Indications for<br />

MRI included: family history of breast cancer (n=6), abnormal mammogram<br />

(n=7), breast cyst/nodule (n=12), dense/painful breasts (n=5),<br />

or history of ovarian cancer (n=1). For the right breast, 16 patients had<br />

a medial zone only blood supply, 9 patients had multiple zone blood sup-<br />

75


Abstracts<br />

plies, and 1 patient had a lateral zone only blood supply. Of the 9 patients<br />

with multiple zone blood supplies, 8 were an additional lateral source,<br />

and 1 was a central source. Blood vessel diameter ranged from 1-6 mm<br />

for the dominant vessel and 2-3 mm for the secondary blood supply. For<br />

the left breast, 12 patients had a medial zone only blood supply, 13 patients<br />

had multiple zone blood supplies, and 1 patient had a central zone<br />

only blood supply. Of the 13 patients with multiple zone blood supplies,<br />

12 were an additional lateral source, and 1 was an additional central<br />

source. Blood vessel diameter ranged from 1-5 mm for the dominant vessel<br />

and 2-4 mm for the secondary blood supply.<br />

Conclusion: This study utilized MRI images to define and classify the vascular<br />

anatomy of the NAC. Based upon this study, there was a predominance<br />

of superomedial source vessels for the NAC.<br />

P8 L Investigation of errors in measurements of breast<br />

volume by a 3D multiple stereophotogrammetry system in<br />

the live model<br />

Henseler H, Khambay BS, Bowman A, Smith J, Sieber JP, Ray A, Ayoub A<br />

Canniesburn, Glasgow Royal Infirmary, Glasgow, Großbritannien<br />

3D imaging by multiple stereophotogrammetry has become an established<br />

method for objective volume and shape analysis in the face, recently<br />

the method has been used for breast imaging. The aim of this study was<br />

to investigate the errors during objective breast volume measurement<br />

with a multiple stereophotogrammetry system in the live model. The system<br />

consisted of eight digital cameras, arranged in four stereo pairs (Fig.<br />

1). The breast of six live volunteers was captured, each six times, simultaneously<br />

from the front, right, left and from underneath (Fig. 2). Three<br />

dimensional images were built (Fig. 3) and breast volume was measured<br />

(Figs. 4, 5). A special position in a wooden positioning frame had to be<br />

taken by each volunteer that was kept during two sets of three captures.<br />

This repositioning of the live model provided the posing error (Fig. 6a,<br />

b). The six repetitions of the captures provided the capture error (Fig.<br />

7). For each capture one three dimensional model was built and breast<br />

volume was measured three times by the operator with breast analysis<br />

tool software (BAT) resulting in 18 measurements altogether for each<br />

live model. The 18 repetitions of the use of the BAT software provided<br />

the measure up error of the method (Fig. 8). It is of interest to examine<br />

where most of the variability in the 3D imaging results arose, was it from<br />

a genuine volume difference of the live model`s breasts, the repositioning<br />

in the frame on the two separate time points, the individual and repeated<br />

captures of the models or the operator’s use of the BAT software for the<br />

volume measurements? A t-test statistic was chosen to compare the first<br />

with the second pose. A calculation of the standard deviation and mean<br />

was chosen to investigate the reproducibility of the capture and BAT<br />

measurements. A mixed linear effects model was chosen for statistical<br />

analysis of the error study regarding the variability of the 3D imaging<br />

results. This model assumes on overall mean and assesses the deviation<br />

from this mean for each model, pose, capture and BAT measurement.<br />

Results revealed that differences between the two poses were not significant<br />

at p = 0.115, 95 % CI (-11.51, 77.70). The standard deviations<br />

between the six captures ranged from 3 % to 32 %. The mean standard<br />

deviation over all models for the capture was 11.5 %. The standard deviations<br />

of the 18 repeated measurements in BAT ranged from 3 % to<br />

33 %. The mean standard deviation over all models for the measurements<br />

in BAT was 12.8 %. Following the mixed linear effects model<br />

by far the largest component of variability was due to differences in the<br />

models at a stdev of 369.73 (Figure 9a). The next largest contribution to<br />

the variation was due to the pose at a stdev of 32.95, followed by the one<br />

due to the Bat measurements at a stdev of 28.32 and the capture of 19.43<br />

(Figure 9b). The investigation of errors based on the assessment of the<br />

variability of the measurements is an important part towards the validation<br />

of a 3D imaging method. The mixed linear effects model proved sufficient<br />

to assess the components contributing to the errors of the method.<br />

We conclude that the errors of the 3D multiple stereophotogrammetry<br />

system for the measurement of the breast volume in the live model have<br />

been successfully assessed and proved to be largest for the live model<br />

itself, followed by the variations of the measurements due to pose, BAT<br />

measurements and capture.<br />

P9 L sieben behandlungen der trichterbrust mit<br />

Hyaluronsäureinjektion – Macrolane<br />

Kloeppel M, Spirk E, Papadopulos N, Kovacs L<br />

MediCenter Solln, Klinikum rechts der Isar, TU München<br />

Die Trichterbrust konnte bislang nur mit ausführlichem Osteotomieverfahren<br />

oder mittels vorgeformten Silikonimplantaten therapiert werden.<br />

Mit Macrolane Hyaluronsäureinjektion steht erstmals ein Verfahren zur<br />

Verfügung, welches ambulant in wenigen Minuten zur ästhetisch erfolgreichen<br />

Therapie führen kann. Insgesamt haben wir 7 Patienten behandelt<br />

im Durchschnittsalter von 24 bis 38 Jahre; n=6 männlich, n=1<br />

weiblich. Die Hyaluronsäuregelmenge betrug von 80 ml bis 160 ml, im<br />

Mittel 120 ml. Alle Eingriffe konnten in Tumeszenzlokalanästhesie mit<br />

intravenöser Analgosedierung ambulant durchgeführt werden.<br />

Komplikationen: n=1 Dislokationen von Hyaluronsäuregel in den kaudalen<br />

Bereich bei einem frühen Fall (Learning curve). Bei einem Patienten<br />

musste ein zweiseitiger Eingriff durchgeführt werden da nicht genügend<br />

Volumen in erster Sitzung appliziert wurde. Die Patienten konnten am<br />

selben Tag in ihren sozialen Alltag zurückkehren und am nächsten Tag<br />

ihrer regulären, sitzenden oder Bürotätigkeit nachgehen. Die Abbaugeschwindigkeit<br />

beträgt ca. 50 % nach 1,5–2 Jahren. Insgesamt lag eine<br />

sehr geringe bis mittlere Dehnungsschmerzhaftigkeit für 1 bis 3 Tage<br />

vor. Es resultierte eine außerordentlich hohe Patientenzufriedenheit<br />

und Kompatibilität. Weitere Studienanalysen sind in Planung.<br />

P10 L sekundärkorrektur subpektoraler Mammaimplantate<br />

durch die neosubpektorale tasche<br />

Scholz D, Alamuti N<br />

Gemeinschaftspraxis für Plastische Chirurgie, Wiesbaden<br />

Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Fehlpositionierungen der Implantate können den Verlauf nach einer<br />

Mammaaugmentation komplizieren. Die Veränderung der Position ist<br />

durch diverse Verfahren durchführbar. Scott Spear et al. haben im <strong>September</strong><br />

2009 in PRS ein auf Patrick Maxwell zurückgehendes Verfahren<br />

zur Anwendung bei Symmastien vorgestellt. Dieses nennt sich „neosubpectorale<br />

Tasche“. Nach persönlichem Gespräch mit Scott Spear im<br />

Herbst 2008 haben wir bei Fällen von Fehlpositionierungen subpectoral<br />

eingelegter Implantate diese Technik zur Formkorrektur angewandt.<br />

Seit April 2009 haben wir fehleingelegte Implantate bei fünf Patientinnen<br />

durch Formung einer neosubpectoralen Tasche korrigiert. Ziel<br />

des Vortrages soll sein diese Technik den Kolleginnen und Kollegen als<br />

alternative Anwendungsmöglichkeit bei fehlpositionierten subpectoral<br />

eingelegten Implantaten vorzustellen. Die Technik und entsprechende<br />

Patientenbilder werden vorgestellt.<br />

76 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 76 (<strong>2010</strong>)


Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

P11 L synergistische Effekte von sonoporation und<br />

taurolidine/tRAIL bei der Apoptoseinduktion in humanen<br />

Fibrosarkomzellen<br />

Daigeler A, Chromik AM, Haendschke K, Emmelmann S, Siepmann M, Hensel K, Schmitz G,<br />

Klein-Hitpass L, Steinau H-U, Lehnhardt M, Hauser J<br />

BG-Klinik Ludwigshafen, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Die derzeit wirksamste Therapie der Weichgewebssarkome besteht in<br />

der Resektion mit Sicherheitsabstand und der adjuvanten Radiatio. Bei<br />

Tumoren der Extremitäten müssen dafür häufig funktionelle Strukturen<br />

geopfert werden. Standardchemotherapeutika sind meist nur gering<br />

wirksam und können die Tumoren nicht nennenswert verkleinern.<br />

Taurolidin und TRAIL sind neuere Substanzen für die bereits eine<br />

Wirksamkeit gegen Fibrosarkome nachgewiesen werden konnte. Verschiedene<br />

Studien berichten von positiven Effekten der sonodynamischen<br />

Therapie, das heißt der gleichzeitigen Verabreichung von Chemotherapeutikum<br />

und Ultraschall.<br />

Hypothese: Da die meisten Sarkome Weichgewebssarkome für Ultraschall<br />

gut zugänglich sind, könnte dadurch eine Wirkverbesserung erreicht<br />

werden.<br />

Methoden: HT1080 Fibrosarkomzellen wurden in vitro mit Chemotherapeutika<br />

und zusätzlich einem Ultraschallkontrastmittel (SonoVue®)<br />

bestehend aus sogenannten „Microbubbles“ inkubiert. Diese verstärken<br />

den Effekt der Sonoporation (transiente Erhöhung der Membranpermeabilität)<br />

durch Ultraschall. Außerdem wurden die Zellen über eine<br />

spezielle Vorrichtung Ultraschall (peak negative pressure: 0,98 MPa)<br />

ausgesetzt. Apoptose und Nekrose wurde mittels FACS-Analyse und<br />

TUNEL-Assay gemessen. Die Effekte auf die Genexpression wurden im<br />

RNA-microarray (Affymetrix) überprüft.<br />

Ergebnisse: Die proapoptotischen Effekte von Taurolidin und TRAIL<br />

wurden weder durch Ultraschall alleine oder die solitäre Zugabe des<br />

Kontrastmittels verändert. Eine Beschallung nach vorheriger Zugabe<br />

von SonoVue steigerte die Apoptose allerdings signifikant. Eine Vielzahl<br />

von apoptoseassoziierten Genen fand sich hierbei verändert. Teilweise<br />

wurden diese schon mit programmiertem Zelltod in Fibrosarkomen<br />

(HSPA1A/HSPA1B, APAF1, PAWR, SOCS2) oder Ultraschall induzierter<br />

Apoptose in anderen Zellen in Verbindung gebracht (CD44). Erstmals<br />

konnte in dieser Studie ein synergistischer Effekt von Ultraschall,<br />

Ultraschallkontrastmittel und Chemotherapeutikum belegt und Einblicke<br />

in die molekularen Ursachen gewährt werden.<br />

Fazit: Weitere Studien werden klären, ob dieses Verfahren wirksam zu<br />

Therapie von Weichgewebssarkomen eingesetzt werden kann.<br />

P12 L Wirkung von taurolidin und tRAIL auf humane<br />

Fibrosarkomzellen im Nacktmaus-Modell<br />

Daigeler A, Emmelmann S, Lehnhardt M, Hirsch T, Tilkorn D-J, Goertz O, Steinau H-U, Steinsträßer L<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Weichgewebssarkome stellen eine seltene Gruppe von Malignomen dar.<br />

Bisher stehen kaum wirksame Chemotherapeutika zur Verfügung. Die<br />

Substanzen TRAIL und Taurolidin zeigten in vitro eine gute Apoptose<br />

induzierende Wirkung auf humane Fibrosarkomzellen. Mit dem athymischen<br />

Nacktmausmodell soll nun die Wirksamkeit in vivo überprüft<br />

werden.<br />

Hypothese: Taurolidin und TRAIL wirken in vivo antitumoral auf Fibrosarkomzellen.<br />

Methoden: 40 Tiere wurden in 4 Gruppen à 10 Mäuse über 12 Tage untersucht.<br />

Die Tumoren wurden durch die subkutane Injektion einer<br />

Zellsuspension aus der Fibrosarkom-Zelllinie HT1080 (1x106 gelöst<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 77 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

in 100ml PBS) subkutan an beiden Flanken (n=80) appliziert. Die<br />

Behandlung erfolgte mit 2, 10 und 20 µl TRAIL+1,5 ml Taurolidin 2<br />

% sowie 1,5 ml PBS (Kontrolle) intraperitoneal über 4 Tage. Für die<br />

weiteren 4 Therapietage wurde die Dosis von Taurolidin bzw. PBS auf<br />

750 µl reduziert. Täglich wurde das Tumorwachstum mit einem Calliper<br />

vermessen und das Gewicht bestimmt. Futter und Wasser standen<br />

den Tieren während der gesamten Zeit in einem ausreichenden Maß zur<br />

Verfügung. Nach Studienende wurden Tumoren, Herz, Leber, Milz und<br />

Nieren entnommen und histologisch untersucht.<br />

Ergebnisse: Alle Tumoren, die mit der Kombination aus Taurolidin und<br />

TRAIL behandelt wurden zeigten ein signifikant geringeres Tumorwachstum<br />

in Vergleich zur Kontrolle (2 µl TRAIL + Taurolidin 2 %<br />

vs.Kontrolle p=0,001; 10 µl TRAIL + Taurolidin 2 % vs. Kontrolle<br />

p=0,008 und 20 µl TRAIL+ Taurolidin 2 % p=0,01). Im Therapiearm<br />

verstarben in der 2-µl-Gruppe im Median 6, in der 10-µl-Gruppe<br />

8 und in der 20-µl-Gruppe 7 Mäuse. In der Kontrollgruppe überlebten<br />

alle Tiere den Beobachtungszeitraum. Dementsprechend waren sowohl<br />

die Gewichtsverläufe, als auch der Futter- und Wasserverbrauch bei den<br />

behandelten Tieren signifikant niedriger im Gegensatz zur Kontrolle<br />

(Gewichte aller therapierten Tiere vs. Kontrolle p


Abstracts<br />

Silikongelimplantates mit 175 ml, Abdecken des Implantates mit Strattice<br />

und Deckung der entstandenen Defektwunde mit Matriderm® und<br />

Spalthaut der Stärke 0,2 mm. Anschließend Aufbringen eines Vakuumverbandes<br />

mit einem kontinuierlichen Unterdruck von -100 mmHg für<br />

fünf Tage.<br />

Ergebnisse: Fallbeispiel I: Entlassung am 5. postoperativen Tag aus der<br />

stationären Behandlung. Es war während des gesamten Aufenthaltes<br />

zu keinerlei Komplikationen gekommen. Die eingelegte Redon-Drainage<br />

konnte am 4. postoperativen Tag zeitgerecht entfernt werden. Die<br />

Wundverhältnisse waren stets reizfrei. Der Kostaufbau erfolgte komplikationslos.<br />

3 Monate postoperativ zeigt sich die Narbe reizfrei und<br />

die Bauchdecke stabil. – Fallbeispiel II: Entlassung am 9. postoperativen<br />

Tag aus der stationären Behandlung. Zum Entlassungszeitpunkt war die<br />

Spalthaut ist bis auf einen kleinen Defekt nahezu komplett eingeheilt.<br />

3 Monate postoperativ zeigen sich stabile Weichteilverhältnisse mit ansprechender<br />

Brustform.<br />

Fazit: Die azelluläre Schweinedermis (Strattice) eröffnet mannigfaltige<br />

Möglichkeiten auf dem Gebiet der Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie.<br />

Aus unserer Sicht sollte aber der Einsatz speziellen Indikationen vorbehalten<br />

bleiben. Nicht zuletzt bleibt die Frage der nicht unerheblichen<br />

Kosten zu klären.<br />

P14 L Einsatz von Matriderm® bei Avulsionsverletzungen<br />

Öhlbauer M, Hageleit B, Rapp P, Militz M<br />

BG-Unfallklinik Murnau<br />

Avulsionsverletzungen führen neben einer Zerstörung der Epidermis<br />

zum Verlust der Dermis und des Unterhautgewebes, welche sowohl für<br />

Funktion als auch Kosmetik eine wesentliche Rolle spielen. Insbesondere<br />

bei ausgedehnten Avulsionsverletzungen sind trotz erfolgreicher<br />

Defektdeckung Kontrakturen, Deformitäten und Hypertrophien zu erwarten.<br />

Mit Matriderm® steht seit einigen Jahren eine Methode zum<br />

Dermisersatz bei chirurgischen, traumatischen und chronischen Wunden<br />

zur Verfügung. Die großflächige Anwendung von Matriderm bei<br />

Avulsionsverletzungen wurde bislang als Einzelanwendungen bei speziellen<br />

Indikationsstellungen beschrieben.<br />

Hypothese: Führt der Einsatz des Dermisersatzes Matriderm bei der Therapie<br />

von Avulsionsverletzungen zu verbesserten funktionellen und kosmetischen<br />

Ergebnissen?<br />

Methoden: Zehn Patienten mit Avulsionsverletzungen wurden im Rahmen<br />

der Akutversorgung nach Debridement einzeitig mit Matriderm<br />

(1 mm Dicke) und ungemeshter Spalthaut rekonstruiert. Eine Wundunterdrucktherapie<br />

zur optimalen Fixierung der Spalthaut sowie eine<br />

Schienenruhigstellung über eine Woche schloss sich an. Chirurgische<br />

Parameter der Wundheilung sowie der Narbenreifung wurden über den<br />

gesamten Verlauf der Behandlung bestimmt und miteinander bzw. mit<br />

einem Kollektiv konventionell therapierter Patienten verglichen.<br />

Ergebnisse: Bei allen mittels Matriderm/Spalthaut/Wundunterdruckverbänden<br />

behandelten Patienten konnte neben einem hervorragenden<br />

Wundverschluss eine, verglichen mit dem Kollektiv, überdurchschnittliche<br />

rasche Narbenreifung mit exzellenter Narbenqualität erreicht werden.<br />

Fazit: Autologe Spalthauttransplantate bleiben die Grundlage der chirurgischen<br />

Therapie bei Avulsionsverletzungen und können nur in einem<br />

beschränkten Ausmaß Narbenkontrakturen verhindern, in ungemeshter<br />

Form besser als in gemeshter Form. Vollhauttransplantate erfüllen<br />

diese Funktion deutlich besser, kommen aber u.a. aufgrund der limitierten<br />

Entnahmestellen deutlich eingeschränkt zur Anwendung. Der Einsatz<br />

des Dermisersatzes Matriderm bei Avulsionsverletzungen führte<br />

bei den behandelten Patienten verglichen mit dem Kollektiv zu besseren<br />

Ergebnissen sowohl hinsichtlich Funktion als auch Kosmetik. Spätkon-<br />

trakturen traten bei unseren Patienten bislang nicht auf, bei Kindern<br />

scheinen die mit Matriderm behandelten Areale mitzuzwachsen, so dass<br />

sich der Einsatz des Dermisersatzes Matriderm bei Avulsionsverletzungen<br />

bei den bislang therapierten Patienten als exzellentes Rekonstruktionsverfahren<br />

von der Initialversorgung bis zur Narbenreifung darstellt.<br />

P15 L Der Einfluss von tRAIL nach trauma<br />

im ZNs und PNs<br />

Witzel Ch, Koulaxouzidis G, Infanger M, Andree Ch, Hendrix S<br />

Sana Kliniken Düsseldorf, Krankenhaus Gerresheim<br />

Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Der tumor necrosis factor-related apoptosis-inducing ligand (TRAIL),<br />

ein Mitglied der TNF/NGF superfamily, ist ein Zytokin mit einer ambivalenten<br />

Rolle in Entzündungsprozessen durch Unterstützung von antiinflammatorischen<br />

Mechanismen auf der einen Seite (TRAIIL-induzierte<br />

Hypoproliferation von T-Zellen), und durch destructive Funktionen<br />

auf der anderen Seite (Tumorgenese und -überwachung, nichtspezifische<br />

Antigen Zerstörung nicht-transformierter Zielzellen). An die traumatische<br />

Läsion eines Axons schließt sich üblicherweise die Wallersche<br />

Degeneration an. Dies ist ein der unspezifischen Entzündungsreaktion<br />

ähnlicher Fragmentations- und Resorptions-Prozess (hierbei im distalen<br />

Nervenstumpf), der durch komplexe Interaktionen von verschiedenen<br />

Zytokinen, Chemokinen und neurotrophen Faktoren kontrolliert wird.<br />

Aktas et al. konnten 2005 in einem Multiple Sklerose Model (EAE) die<br />

Involvierung von TRAIL in irreversiblen ZNS-Schädigungen zeigen. Im<br />

vorliegenden Projekt haben wir den Effekt von TRAIL im Rahmen von<br />

traumatischen ZNS- und PNS-Läsionen untersucht. Ziel ist es, durch<br />

eine potentielle Modulation des TRAIL/TRAIL-Rezeptor Systems eine<br />

therapeutische Option zur Behandlung von Folgen traumatischer Nervenläsionen<br />

zu etablieren. Wir kultivierten transversale Rückenmarksschnitte<br />

(TSC) und dorsal root ganglia (DRG) von E13 Embryos TRAILdefizienter<br />

Mäuse für 2 Tage und verfolgten das axonale Auswachsen im<br />

Vergleich zu Kontrollgruppen. Weiterhin quantifizierten wir die Anzahl<br />

der regenerierenden Axone, die nach Nervus ischiadicus Transplantation<br />

TRAIL-defizienter Mäuse in eine fluoreszierende YFP-Maus, die Reparationszone<br />

überquerten. Die Länge dieser regenerierenden Axone im<br />

distalen Nervenanteil konnte für jedes individuelle Axon nachverfolgt<br />

werden. Hierfür nutzten wir das früher etablierte Mausmodel, bei dem<br />

ein Ischiadicusanteil einer nicht fluoreszierenden Maus in eine YFP-<br />

Maus transplantiert wird. Somit sind wir in der Lage sämtliche Regenerationsphänomene<br />

im distalen Nervenanteil individuell nachzuverfolgen.<br />

Zusätzlich nutzten wir die lokale Applikation von Substanzen, wie<br />

zum Beispiel rekombinantes TRAIL, über einen Schwamm (Gelfoam®),<br />

der lokal auf der Reparationszone fixiert wurde. In der TSC und DRG<br />

Kultur konnten wir eine statistisch signifikant besseres Auswachsen<br />

in TRAIL-defizienten Mäusen im Vergleich zu Wildtypen darstellen (p<br />


Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

P16 L Die operative Korrektur des Pterygium colli<br />

Reichenberger M, Giessler GA, Ryssel H, Lehnhardt M, Kolbenschlag J<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Das Pterygium colli ist eine verhältnismäßig seltene, vorwiegend jedoch<br />

bei weiblichen Patienten auftretende Fehbildung, die in vielen Fällen mit<br />

anderen Krankheitsbildern vergesellschaftet ist. Die doppelseitige Hautduplikatur,<br />

welche sich vom Mastoid bis zum Acromion erstreckt, geht<br />

fast immer ohne eine Funktionseinschränkung einher – stellt aber ein<br />

ausgeprägtes Stigma für das erkrankte Kind dar. Anhand des eigenen<br />

Patientengutes soll die operative Korrektur des Pterygium colli diskutiert<br />

werden.<br />

Methoden: In der Zeit von 2002 bis <strong>2010</strong> erfolgte bei 10 Patienten die<br />

operative Korrektur eines Pterygium colli. Als operatives Verfahren kamen<br />

Z-Plastiken (n=7) oder eine spindelförmige Exzision (n=3) zur<br />

Anwendung. Follow-up der Kinder erfolgte 3, 6 und 12 Monate postoperativ.<br />

Hierbei wurden funktionelle sowie optische Einschränkungen<br />

vermerkt.<br />

Ergebnisse: Insgesamt konnten alle 10 Patienten (3 Mädchen, 7 Jungen)<br />

nachuntersucht werden. Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt der<br />

Operation war 8,5 Jahre (5–16 Jahre). Es traten keine unmittelbaren<br />

postoperativen Komplikationen auf. Bei keinem der Patienten fand sich<br />

eine funktionelle Einschränkung. 5 Patienten gaben eine optisch auffallende<br />

Narbe an, die sich auch klinisch als hypertrophe Narbenbildung<br />

zeigte. Überraschenderweise gaben aber alle Patienten und deren Eltern<br />

an, die Operation jederzeit zu wiederholen.<br />

Fazit: Die operative Korrektur des Pterygium collis stellt einen seltenen<br />

und rein elektiven Eingriff dar. Da es sich meist um Kinder handelt,<br />

kommt der Aufklärung der Eltern bezüglich des operativen Procedere<br />

und aller Komplikationen eine enorme Bedeutung zu. Trotz einer ausgeprägten<br />

Neigung zur hypertrophen Narbenbildung rechtfertigt die hohe<br />

Patientenzufriedenheit den operativen Eingriff.<br />

P17 L Onkolytische Designerpeptide als therapiealternative<br />

bei Weichgewebssarkomen<br />

Jacobsen F, Hauk J, Schubert C, Langer S, Hirsch T, Stricker I, Shai Y, Steinau H-U, Steinsträßer L<br />

BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Weichgewebssarkome stellen eine seltene sowie sehr heterogene Tumorentität<br />

dar. Neben der chirurgischen Resektion gibt es kaum Behandlungsalternativen.<br />

Host Defense Peptide (HDPs) als Teil des angeborenen<br />

Immunsystems wurden hinsichtlich ihrer tumorlytischen Aktivität<br />

bereits an verschiedenen Tumorentitäten untersucht und könnten eine<br />

Schlüsselrolle in der Sarkomtherapie spielen.<br />

Hypothese: Ziel dieser Studie war es, ein Designer-HDP auf seine onkolytische<br />

Wirkung gegenüber Weichgewebssarkomen zu untersuchen.<br />

Methoden: Die humane Lipo- (SW872) und Synovialsarkomzelllinie<br />

(SW982) sowie primäre humane Fibroblasten (Kontrolle) wurden mit<br />

[D]-K3H3L9, einem Peptid bestehend aus 15 D,L-Aminosäuren, inkubiert.<br />

Die antimetabolische (MTT-Test) sowie antiproliferative (BrdU-<br />

Test) Wirkung wurden analysiert und die IC50 bestimmt. Durch subkutane<br />

Injektion von Sarkomzellen wurde in athymischen Nacktmäusen<br />

ein Tumorwachstum induziert. [D]-K3H3L9 wurde 3×/Woche über<br />

einen Zeitraum von 3 Wochen intratumoral injiziert. PBS diente als<br />

Kontrolle. Die Tumoren wurden histologisch und immunhistochemisch<br />

untersucht.<br />

Ergebnisse: In beiden Zelllinien reduzierte [D]-K3H3L9 signifikant (p<br />


Abstracts<br />

um ca. 15 % im ischämisch geschädigten Lappenareal in den behandelten<br />

Tieren gegenüber den Kontrolltieren festgestellt. Das hier skizzierte<br />

Verfahren der „Therapeutischen Angiogeneseinduktion“ stellt eine Art<br />

der Präkonditionierung im später ischämisch gefährdeten Gewebe dar.<br />

P19 L Nitinol-Netze und Fettstammzellen –<br />

ein Hybridimplantat<br />

Strauß S, Dudziak S, Barcikowski S, Herzog D, Reimers K, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Aufgrund ihrer mechanischen Eigenschaften stellt die Legierung Nitinol<br />

(NiTi) eine interessante Option als Osteoimplantat dar. Jedoch ergeben<br />

sich auch hier die Nachteile eines jeden metallischen Vollimplantats wie<br />

schlechte Integration und daraus resultierende Implantat-Lockerung<br />

und Entzündungsreaktionen. Die Lösung der Problematik könnte ein<br />

netzartiges Implantat sein, welches vor Implantation mit patienteneigenen<br />

Fettstammzellen (ASC) besiedelt wurde. ASCs können unter gegebenen<br />

Bedingungen osteogen differenzieren und so die Neubildung von<br />

Knochen an der Defektstelle unterstützen. Die Netzstruktur bietet die<br />

Möglichkeit zur Vaskularisation und damit eine optimale Versorgung des<br />

neuentstehenden Gewebes.<br />

Hypothese: Eine Kombination aus netzartig strukturiertem NiTi und Fettstammzellen<br />

bietet optimale Eigenschaften zur Besiedlung mit ASC und<br />

deren osteogener Differenzierung um in Zukunft anstelle von metallischen<br />

Vollimplantaten zur Osteoimplantation bei Defekten verwendet<br />

zu werden.<br />

Material und Methoden: NiTi-Netze mit unterschiedlicher Stegbreite und<br />

Mesh-Dichte werden mittels selektivem Lasersintern generiert und mit<br />

ASC besiedelt. Die ASC wurden zuvor aus humanem Fettgewebe isoliert<br />

und bis zu vier Mal passagiert. Die Kultivierung erfolgt 24 h bis 48 h für<br />

Kurzzeitanalysen und bis zu 6 Wochen für die osteogene Differenzierung.<br />

Die osteogene Differenzierung wird chemisch über das Medium<br />

induziert. Das Zellverhalten auf den Trägern wird mittels Rasterelektronenmikroskopie,<br />

Histologie und Immunfluoreszenz untersucht.<br />

Ergebnisse: Rasterelektronen- bzw. Lichtmikroskopie zeigen normales<br />

Zellverhalten bzw. -aussehen. Kontrollen auf Titan-Trägern zeigen ein<br />

vergleichbares Bild (nicht abgebildet) Im Verlauf der osteogenen Differenzierung<br />

bilden die ASC eine dicke Extrazellularmatrix (ECM) aus,<br />

auch dies lässt sich auf den Kontrollen beobachten. Chemisch induziert<br />

differenzieren ASC auf NiTi-Netzen osteogen. Es lassen sich für die<br />

osteogene Differenzierung charakteristischen Faktoren wie z.B. BMP-<br />

6 nachweisen. Auch in der calciumspezifischen Alizarin red Färbung<br />

konnte die gewünschte Mineralisation der ECM nachgewiesen werden.<br />

Fazit: ASC adhärieren, proliferieren und differenzieren osteogen auf Ni-<br />

Ti-Trägern mit Netzstruktur. Zur Implantation sind 24–48 h besiedelte<br />

Träger am besten geeignet, da in dieser Phase nur die Netzstege von<br />

Zellen umhüllt sind. Bei längerer Kultivierung überwuchern die Zellen<br />

das Netz komplett und bilden eine dicke ECM. Dies könnte die Vaskularisation<br />

erschweren. Das allergene Potential von NiTi-Implantaten wird<br />

derzeit kontrovers diskutiert und soll auch im Rahmen dieser Arbeit in<br />

Zukunft Beachtung finden. Darüber hinaus ist die Erprobung des netzartigen<br />

Hybridimplantats im Tiermodell geplant, um die Integration und<br />

Vaskularisation weitergehend zu analysieren.<br />

P20 L sensibilisierung resistenter tumoren für<br />

klassische therapien durch Herunterregulierung<br />

apoptosehemmender Gene<br />

Bucan V, Reimers K, Lazaridis A, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Die Proteinkinase Akt/PKB (Proteinkinase B) nimmt in ihrer aktivierten<br />

Form als Bestandteil des durch Stimulation zahlreicher Wachstumsfaktorrezeptoren<br />

stimulierten PI3K/Akt-Signaltransduktionsweges eine<br />

zentrale Rolle als antiapoptotischer Signalvermittler ein. In Tumoren ist<br />

der PI3K/Akt-Weg häufig dereguliert und eine aberrante Aktivierung<br />

von Akt resultiert in einem in der Regel fortgeschrittenen und aggressiven<br />

Phänotyp sowie Resistenz gegenüber zytotoxischer Behandlung und<br />

Neoangiogenese.<br />

Hypothese: Das bislang wenig charakterisierte antiapoptotische membranassoziierte<br />

Protein Lifeguard (LFG) ist an der Aufrechterhaltung von<br />

Konditionen beteiligt, die die Apoptoseinduktion entscheidend vermindern.<br />

In eigenen Vorarbeiten konnten wir die Regulation der LFG-Expression<br />

durch den LEF-1/Akt-Signalweg nachweisen. Es sollte nun die<br />

Hypothese überprüft werden, dass durch Herunterregulation von LFG<br />

die Sensitivität gegenüber Perifosine, das mit der Akt-Aktivierung assoziiert<br />

ist, gesteigert wird.<br />

Methoden: In den Versuchen wurden in tumorigenen Kulturen E1/E3<br />

deletierte adenovirale Serotyp-5-Vektoren eingesetzt. Die erfolgreiche<br />

LFG-Gensuppression durch die RNAi-Ansätze wurde mittels RT-PCR<br />

analysiert. In den Versuchsreihen wurden MCF-7-Mammakarzinomkulturen<br />

und SW872 Sarkomkulturen mit steigenden Perifosinekonzentrationen<br />

von 2–20 µM über einen Zeitraum von 2 bis 48 Stunden behandelt.<br />

Es folgten Bestimmungen der Zellvitalität mittels Apoptoseassay in<br />

allen Versuchsreihen.<br />

Ergebnisse: 48 Stunden nach der Zugabe von LFG-RNAi-Ansätzen zeigte<br />

sich eine deutliche Gensuppression in MCF-7- und SW872-Zelllinien.<br />

Die LFG-Expression betrug zu dem Zeitpunkt nur noch 18 % in Vergleich<br />

zu Kontrollen. Zusätzliche Behandlung der Zellen Perifosine hatte<br />

steigende Apoptoseraten in beiden Zelllinien zur Folge verglichen mit<br />

der Kontrollreihen. Dabei zeigte sich eine deutliche Dosis und Zeit-abhängige<br />

Korrelation.<br />

Fazit: Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Apoptosesensibilisierung<br />

unter der Geninaktivierung von LFG bei verschiedenen Karzinom-Zelltypen<br />

und sollen in Zukunft auf weitere resistente Tumoren im Hinblick<br />

auf klinisch zugelassene Chemotherapeutika ausgeweitet werden.<br />

P21 L Glands as a potential source of tissue resident<br />

endothelial progenitor cells<br />

Zhang Z, Hopfner U, Danner S, Kremer M, Kruse C, Machens H-G, Egana JT<br />

Klinikum rechts der Isar der TU München<br />

Several studies have shown the existence of circulating and bone marrow<br />

derived endothelial progenitor cells (EPCs). These cells are responsible<br />

of adult vasculogenesis and play an important role in wound healing and<br />

tissue regeneration. Although it is clear that EPC reside in bone marrow,<br />

new evidences support the idea of alternative EPCs niches. Here we<br />

show evidence in vitro and in vivo of the possible role of exocrine glands<br />

as a new source of EPC.<br />

Methods: Gland stem cells were isolated from pancreas and salivary<br />

glands from a Tie2-LacZ genetically modified mouse. Then, cells were<br />

cultivated in endothelial differentiation medium. Afterwards, endothelial<br />

features were analyzed in vitro and in vivo.<br />

80 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 80 (<strong>2010</strong>)


Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Results: Results show a multiple differentiation ability of gland stem cells,<br />

when preconditioned with endothelial differentiation medium, a tremendous<br />

change in morphology and the expression of the endothelial<br />

markers Tie-2 (LacZ) and vWF were observed. More important, these<br />

glands stem cells showed endothelial behavior, including formation of<br />

capillary like structures in different surfaces, and incorporation of ac-<br />

LDL. In vivo, cells were implanted in a nude mice full skin defect and<br />

3 weeks later vascularization in the wound area was quantified. Results<br />

shows that the presence of gland stem cells significantly improved vascular<br />

regeneration (p


Abstracts<br />

P24 L Intravitale Analyse der vaskulären und<br />

inflammatorischen Reaktion auf gasplasmamodifizierte<br />

allogene Knochenersatzmaterialien<br />

Hauser J, Schaffran A, Ring A, Steinau H-U, Henrich L, Langer S<br />

BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Knochenersatzmaterialien finden ihren Einsatz in der Behandlung von<br />

Knochendefekten verschiedenster Genese. Für die Funktionalität und<br />

den Erhalt der Knochenersatzmaterialien ist die schnelle Ausbildung eines<br />

adäquaten stabilen Gefäßnetzes von entscheidender Bedeutung. Die<br />

vaskulären und inflammatorischen Reaktionen auf einen Gasplasmamodifizierten<br />

allogenen Knochenersatz wurden in-vivo analysiert.<br />

Material und Methoden: Die Untersuchungen wurden mittels intravitaler<br />

Fluoreszenzmikroskopie anhand des Models der dorsalen Rückenhautkammer<br />

der Maus (n=20) durchgeführt. Als Implantatmaterial dienten<br />

dreidimensionale, standardisierte Proben eines allogenen Knochenersatzes<br />

(dehydrierter humaner Femurkopf, Tutoplast®). Diese wurden<br />

nach zweiminütiger Behandlung in einem doppelt-induktiv gekoppelten<br />

Plasmareaktor (Ar2/H2, 13.65 MHz, 1000 W, 5 Pa) in die transparente<br />

Rückenhautkammer direkt auf den perfundierten Rückenhautmuskel<br />

platziert. Unbehandelte Proben dienten als Kontrolle. Die fluoreszenzmikroskopischen<br />

Analysen erfolgten an den Tagen 1, 5 und 10 nach<br />

Implantation in den Randbereichen von Implantat und umgebenden Gewebe.<br />

Im Anschluss wurden die mikrozirkulatiorischen Parameter functional<br />

vessel density (FVD), intervascular distance (IVD), microvessel<br />

diameter (D), micorvascular permeability (MVP), red blood cell velocity<br />

(VRBC) und leukocyte-endothelium interaction computergestützt ausgewertet.<br />

Ergebnisse: In beiden Gruppen konnte eine Zunahmen der Gefäßdichte<br />

in den Randbereichen von Implantat und umgebenden Geweben beobachtet<br />

werden. Dies zeigt sich auch in einer Zunahme der funktionellen<br />

Kapillardichter und der Gefäßdiameter von Tag 1 zu Tag <strong>10.</strong> Im Vergleich<br />

zur Kontrollgruppe ergaben sich in der Gasplasma-behandelten<br />

Gruppe signifikant höhere Werte für die funktionelle Kapillardichte an<br />

den Tagen 5 und <strong>10.</strong> In der Gasplasma-behandelten Gruppe erreichte die<br />

FVD 303,78±8 cm/cm² an Tag 5 und 335,48±12 an Tag 10, während<br />

in der unbehandelten Gruppe Werte von 275,21±5 cm/cm² an Tag 5<br />

und 293±10 cm/cm² erreicht wurden. Die Quantifizierung von MVP<br />

und VRBC reflektiert eine ungestörte Integrität und Perfusion der neugebildeten<br />

Gefäße sowohl in der Gasplasma-behandelten als auch in der<br />

Kontrollgruppe. Zudem konnte eine signifikante Abnahme von sticking<br />

leucocytes von Tag 1 zu Tag 10 in beiden Gruppen festgestellt und somit<br />

eine relevante inflammatorische Reaktion ausgeschlossen werde.<br />

Fazit: Als Reaktion auf den allogenen Knochenersatz kommt es zur<br />

Bildung eines neuen Gefäßnetzes mit stabiler Mikrozirkulation und<br />

ungestörten Integrität. Der Knochenersatz induziert keine relevante<br />

entzündliche Reaktion. Die Ergebnisse der intravitalmikroskopischen<br />

Studie zeigen, dass die Modifizierung der Materialoberfläche durch die<br />

Gasplasma-Behandlung die Vaskularisierung des Knochenersatzmaterials<br />

signifikant steigert und beschleunigt.<br />

P25 L Dermale Hautersatzmaterialien<br />

in der Plastischen Chirurgie<br />

Altmann S, Damert H-G<br />

Universitätsklinikum Magdeburg<br />

Schwere Verbrennungsnarben oder tiefreichende Verletzungen stellen<br />

häufig nicht nur ein funktionelles Problem dar, sie sind für die Patienten<br />

auch ästhetisch störend. Für die Narbenkorrektur oder Defektdeckung<br />

sind vielfältige Methoden beschrieben. Bei der Verwendung von Spalthaut-<br />

oder Vollhauttransplantaten kommt es jedoch häufig zu erneuten<br />

Kontrakturen beziehungsweise zu ästhetisch unbefriedigenden Ergebnissen.<br />

Durch den fehlenden Dermisanteil ist die Elastizität, die Reißfestigkeit<br />

und die gleichmäßige Textur der Haut vermindert.<br />

Methoden: Dermale Hautersatzmaterialien bestehen aus einer dreidimensionalen<br />

Matrix aus Kollagen und Elastin zum Aufbau einer sogenannten<br />

„Neodermis”. Wir berichten über unsere Erfahrungen mit der Verwendung<br />

von Integra bei der Korrektur von derben Narbenplatten durch<br />

Verbrennungen im Kindesalter. Weiterhin berichten wir über den Einsatz<br />

von Matriderm bei problematischen Defekten in der Handchirurgie.<br />

Ergebnisse: In allen Fällen konnte eine sichere Defektdeckung mit einer<br />

ansprechenden Ästhetik, einer hohen Reißfestigkeit und guten Elastizität<br />

der Haut erreicht werden.<br />

Fazit: Aufgrund der funktionellen und ästhetischen Probleme von Verbrennungsnarben<br />

ist man seit Jahren auf der Suche nach einem entsprechenden<br />

Hautersatz. Durch den Einsatz von dermalen Ersatzmaterialien<br />

werden viele dermale und epidermale Eigenschaften kopiert. Histologische<br />

Studien haben gezeigt, dass es zur Produktion einer Neodermis<br />

kommt. In unseren Fällen konnten sehr gute Ergebnisse in Bezug auf<br />

Elastizität der Haut, Narbenbildung und ästhetischem Ergebnis erzielt<br />

werden. Trotz der hohen Kosten kann mit dem gezielten Einsatz von<br />

Hautersatzstoffen das Repertoire in der Plastischen Chirurgie sinnvoll<br />

erweitert werden<br />

P26 L Verbrennung und COPD<br />

Ryu S-M, Pierson T, Menke H<br />

Klinikum Offenbach<br />

Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Im Rahmen der ärztlich verordneten häuslichen Sauerstoffversorgung<br />

bei Patienten mit fortgeschrittenem COPD kann es bei leichtfertigem<br />

Umgang mit Feuer zu Verbrennungsunfällen kommen. Dabei wirkt der<br />

Sauerstoff in hoher Konzentration brandbeschleunigend und führt zu<br />

einer Verpuffungsreaktion, wenn es in Kontakt mit offenem Feuer oder<br />

Flamme als Zündquelle kommt.<br />

Hypothese: Die Problematik der Explosionsgefahr des Sauerstoffs bei Umgang<br />

mit Feuer scheint den Patienten mit häuslicher Sauerstofftherapie<br />

nicht in ausreichendem Maße bewusst zu sein.<br />

Methoden: In den letzten 12 Monaten wurden in unserem Verbrennungszentrum<br />

3 Patienten behandelt, die Verbrennungen in Verbindung mit<br />

einem mobilen Sauerstoffgerät erlitten. Hiervon werden zwei Fallbeispiele<br />

geschildert.<br />

Ergebnisse: Eine 70jährige Frau mit bekannter COPD wollte zu Hause<br />

eine Kerze ausblasen, wobei sie eine Sauerstoffmaske trug. Es kam zu<br />

einer Verpuffungsreaktion und die Patientin zog sich hierbei zweitgradige<br />

Verbrennungen im Gesichtsbereich von ca. 2 % der Körperoberfläche<br />

zu. Die Wunden wurden stationär mit Okklusionsverbänden versorgt,<br />

nach Demarkierung der Wunde wurde eine hochtourige Dermabrasio<br />

durchgeführt. Bei komplikationslosem Verlauf konnte die Patientin nach<br />

Hause entlassen werden. – Ein 78jähriger Mann mit bekannter COPD<br />

wollte trotz seines mobilen Sauerstoffgerätes eine Zigarette rauchen,<br />

wobei es zu einer Verpuffungsreaktion kam. Mit drittgradigen Verbren-<br />

82 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 82 (<strong>2010</strong>)


Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

nungen im Gesichtsbereich, am ventralseitigen Rumpf, Rücken sowie<br />

am rechten Arm und am rechten Oberschenkel von ca. 38 % der Körperoberfläche<br />

mit Inhalationstrauma wurde der Patient zunächst auswärtig<br />

versorgt, wo die Intubation und kardiovaskuläre Stabilisierung<br />

mittels Katecholamin notwendig wurden. Nach der Verlegung in unsere<br />

Verbrennungsintensivabteilung kam es weiterhin zur Verschlechterung<br />

des Zustandes und der Patient verstarb nach zwei Tagen.<br />

Fazit: Die häusliche Sauerstofftherapie kann bei unsachgemäßem Umgang<br />

mit Feuer zu Verbrennungsunfällen führen, was auch letal enden<br />

kann. Die bei uns beobachteten Fälle zeigen, dass die Gefahr dieser Therapie<br />

nicht ausreichend im Bewusstsein der betroffenen Patienten verankert<br />

ist. Angesichts dessen, dass eine ärztlich verordnete therapeutische<br />

Maßnahme gleichzeitig zu einer hohen Patientengefährdung führt,<br />

ähnlich wie z.B. die Marcumartherapie mit der Gefahr der Verblutung,<br />

besteht sowohl bei den behandelnden Ärzten sowie bei den Patienten<br />

ein sorgfältiger Aufklärungsbedarf. Dies sollte aus forensischen Gründen<br />

ebenfalls in der Krankenakte dokumentiert werden.<br />

P27 L Cervicomentosternale Kontrakturen nach Verbrennung:<br />

behandlungsoptionen, Probleme und Ergebnisse<br />

Scheld SM, Kolios G, Kiefer S, Cedidi CC<br />

Klinikum Mitte Bremen<br />

Bei Patienten mit cervicomentosternalen Kontrakturen (CMSK) besteht<br />

neben dem funktionellen Defizit auch eine ästhetische Beeinträchtigung.<br />

Die Wahl des plastischchirurgischen Rekonstruktionsverfahrens hängt<br />

von der Lokalisation, der Qualität der umgebenden Haut, der Beschaffenheit<br />

und Größe der Narbe ab. Häufig ist ein mehrzeitiges Vorgehen<br />

oder die Kombination verschiedener Verfahren notwendig. Sowohl synthetische<br />

Hautersatzmaterialen, Spalthaut-, und Vollhauttransplantate<br />

als auch lokale fasziokutane Lappen, lokale myokutane Lappen, Gewebeexpander<br />

oder mikrochirurgische Lappen werden zur plastisch-chirurgischen<br />

Rekonstruktion angewandt. In dieser Studie werden die Behandlungsoptionen,<br />

Ergebnisse und Probleme bei der plastisch-chirurgischen<br />

Rekonstruktion bei Patienten mit cervicomentosternalen Kontrakturen<br />

nach Verbrennung untersucht.<br />

Methoden: Es wurden 10 Patienten in die retrospektive Studie eingeschlossen,<br />

die aufgrund einer CMSK nach Verbrennung bei uns rekonstruiert<br />

wurden. Das Durchschnittsalter lag bei 32 (4–64) Jahren. Die<br />

Geschlechtsverteilung war 2 Frauen und 8 Männer. Die Untersuchungen<br />

fanden vor der Operation, 1 Woche, 3 Monaten und 6 Monaten nach<br />

dem Eingriff statt. Das Ergebnis wurde nach den Kriterien Anteil des<br />

eingeheilten Gewebes, Farbe und Kontur sowie Auftreten eines Rezidivs<br />

beurteilt. Die Zufriedenheit der Patienten mit dem Ergebnis wurde auf<br />

einer Skala von 1 bis 10 (1=sehr zufrieden; 10=nicht zufrieden) beurteilt<br />

und eine interne Analyse durchgeführt.<br />

Ergebnisse: Sowohl bei den Patienten mit mehrzeitigem Vorgehen als auch<br />

bei den Patienten mit einer Operation bestand eine hohe Zufriedenheitsquote.<br />

Bei 2/3 der Patienten war ein einzeitiges Vorgehen ausreichend.<br />

Bei 1/3 der Patienten bestanden Komplikationen im Sinne von Komplettverlusten<br />

der transplantierten Haut. Bei 2 Patienten kam es zum Rezidiv.<br />

Bei einem Patient kam es zum Infekt der Entnahmestelle nach sekundärem<br />

Trauma. Die Kompressionsbehandlung wurde in allen Fällen über<br />

12 Monate durchgeführt. Die Anpassung erwies sich als problematisch.<br />

Fazit: Alle Verfahren haben Vor- und Nachteile. Die Kompressionsbehandlung<br />

dieser kritischen Zone ist ein ungelöstes Problem. Weitere<br />

Untersuchungen sind notwendig um einen Vergleich zwischen den Deckungsverfahren<br />

zu ermöglichen.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 83 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

P28 L Lipofilling vs. Adipofilling nach Übersaugungen<br />

Richter DF, Stoff A, Velasco F, Wynands J, Weihrauch M<br />

Dreifaltigkeits-Krankenhaus Wesseling<br />

Wie seit längerer Zeit bekannt, wissen wir, dass die Größe der Fettzellen<br />

oder des Fettzellverbandes entscheidend ist für das Einheilen. So sind<br />

größere Fettzellenverbände häufiger von Nekrosen betroffen als kleinere<br />

Lipoaspirate.<br />

Hypothese: Die Methode des Adipofillings nach Capurro ist aufgrund der<br />

kleineren Zellgröße dem konventionellen Lipofilling überlegen.<br />

Methode: Wir haben im Zeitraum 2007 bis 2009 insgesamt 14 Patienten<br />

mit dem Adipofilling bei Zustand nach Übersaugung im Rahmen von<br />

Straffungsoperationen (Body-Lifts) behandelt. Diese Patientengruppe<br />

wurde einer Vergleichsgruppe gegenübergestellt, die mit konventionellem<br />

Lipofilling und vergleichbaren Füllmengen behandelt wurde.<br />

Ergebnisse: In der Gruppe der Patienten mit dem Adipofilling kamen<br />

72 % mit einer einmaligen Sitzung aus. 28 % benötigten einen zweiten<br />

Eingriff, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Bei keinem<br />

Patienten musste ein dritter Eingriff erfolgen. Bei den konventionell<br />

operierten Patienten fanden sich 61 % mit einer einmaligen Sitzung,<br />

23 % mit einem zweiten Eingriff und 16 % mit mehr als zwei Eingriffen.<br />

Fazit: Die Technik des Adipofillings insbesondere im Rahmen von Straffungsoperationen<br />

scheint eine schnelle und effektive Methode zu sein,<br />

subkutane Unregelmäßigkeiten mit geringer Rezidivquote auszugleichen.<br />

Langzeitergebnisse fehlen noch.<br />

P29 L Maligne transformation eines Morbus von Recklinghausen<br />

– wird der häufige periphere Nervenscheidentumor<br />

im klinischen Alltag unterschätzt? Ein Fallbeispiel<br />

Atas H, Ruggaber M, Menke H<br />

Klinikum Offenbach<br />

Periphere neurogene Tumoren sind zumeist gutartige Neoplasien, die<br />

sporadisch auftreten oder häufig mit einer Neurofibromatose (NF-1)<br />

assoziiert sind. Maligne periphere Nervenscheidentumoren (MPNST)<br />

sind zwar selten, sollten aber aufgrund ihres schnellen Wachstums,<br />

der hohen Fernmetastasierungsrate und ihrer schlechten Prognose in<br />

der Differentialdiagnose berücksichtigt werden. Entscheidend für die<br />

erfolgreiche kurative Behandlung ist neben der frühen Erkennung die<br />

Einleitung einer suffizienten Behandlung, bestehend aus einer radikalen<br />

Exzision und in ausgewählten Fällen einer adjuvanten Strahlentherapie.<br />

Hypothese: Maligne Periphere Nervenscheidentumoren (MPNST), die<br />

mit einer vorbestehenden Neurofibromatose I assoziiert sind, sollten in<br />

die Differenzialdiagnose zu anderen Weichgewebstumoren eingeschlossen<br />

werden.<br />

Methoden: Im Folgenden wird anhand eines aktuellen Falles das klinische<br />

Krankheitsbild, Diagnostik, Defektrekonstruktion sowie das postoperative<br />

Therapieregime dieses seltenen Tumors dargestellt.<br />

Ergebnisse: Bei einem 62-jährigen Patienten wurde ein maligner peripherer<br />

Nervenscheidentumor (MPNST) der lateralen Bauchwand, auf dem<br />

Boden einer bekannten Neurofibromatosis generalisata, diagnostiziert.<br />

Nebenbefundlich wurde bei dem Patienten bereits zuvor eine Nebenniere<br />

aufgrund eines malignen Phäochromocytoms entfernt. Der schlecht<br />

abgrenzbare Tumor mit einem Durchmesser von 24×8 cm wurde unter<br />

Erhalt der Bauchwand radikal und vollständig exzidiert und der entstandene<br />

Defekt gedeckt. Anschließend erfolgte eine adjuvante Strahlentherapie<br />

der Abdominalwand. Die bisherigen Nachuntersuchungen zeigten<br />

bisher kein Tumorrezidiv.<br />

83


Abstracts<br />

Fazit: Das seltene Krankheitsbild eines MPNST sollte bei Patienten mit<br />

kutanen und subkutanen Tumoren und bekannter Neurofibromatose<br />

differentialdiagnostisch erwogen werden. Insbesondere sollte bei schnellem<br />

Wachstum, diffuser Ausbreitung/Infiltration und inhomogener<br />

Textur, muss an eine maligne Transformation gedacht werden Die Standardtherapie<br />

besteht in der radikalen und vollständigen Entfernung in<br />

Kombination mit adjuvanter Strahlentherapie.<br />

Posterpräsentationen III<br />

Donnerstag, 15:15–16:15 Uhr, Seminarraum 3<br />

P30 L AmbLOXe – Eine amphibische epidermale Lipoxygenase<br />

und ihr Einfluss auf humane Wundassays in vitro<br />

Menger B, Reimers K, Kuhbier JW, Kiliat J, Nasser I, Sorg H, Radtke C, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Amphibische Regeneration stellt ein beeindruckendes biologisches<br />

Phänomen dar. Während der humanen Wundheilung enge Grenzen gesetzt<br />

sind, zeigt beispielsweise der mexikanische Axolotl (Ambystoma<br />

mexicanum) eine vollständige Regeneration amputierter Gliedmaßen.<br />

Aktuelle Studien und eigene Vorarbeiten deuten auf einen potentiellen<br />

Nutzen amphibischer Mechanismen für die humane Wundtherapie hin.<br />

Hypothese: In Vorarbeiten der Arbeitsgruppe konnte eine epidermale Lipoxygenase<br />

(AmbLOxe) des mexikanischen Axolotls kloniert und eine<br />

erhöhte Expression im Regenerationsgewebe nachgewiesen werden. Da<br />

Lipoxygenasen ebenso maßgeblich an humanen Wundheilungsprozessen<br />

beteiligt sind, stellt sich die Frage nach einem etwaigen Ansprechen<br />

humaner Zellen auf amphibische Lipoxygenasen.<br />

Methoden: AmbLOXe-kodierende Sequenzen wurden in einen Säuger-<br />

Expressionsvektor (pTriEX-1) subkloniert. Im Anschluss erfolgte die<br />

Transfektion der humanen spontan immortalisierten Keratinozyten-<br />

Zelllinie HaCat mittels Fugene G unter Zusatz einer Green Fluorescent<br />

Protein (GFP) kodierenden Sequenz. Durch flow cytometry erfolgte die<br />

Identifikation AmbLOXe-positiver Kolonien (12 %) sowie der PCR-basierte<br />

Nachweis der Expression. Zur Etablierung von Vergleichsgruppen<br />

erfolgte die Transfektion einer humanen epidermaler Lipoxygenasen<br />

Sequenz (humLOX), sowie eines Leer-Vektors in HaCat Zellen. Alle<br />

Gruppen wurden nach Erreichen der Konfluenz einem Scratch-Assay<br />

unterzogen und die resultierende Wundspaltweite mikrofotografisch dokumentiert.<br />

Nach 16 h Inkubation erfolgte die Auswertung mittels Cell<br />

D (Olympus) im Hinblick auf die mittlere Wundspaltreduktion in den<br />

verschiedenen Gruppen.<br />

Ergebnisse: Die mittlere Wundspaltreduktion in AmbLOXe-exprimierenden<br />

HaCat-Populationen zeigte sich gegenüber der humanen Vergleichspopulationen<br />

(p=0,028) und der Kontrollgruppe (p=0,0035)<br />

signifikant erhöht.<br />

Fazit: Im Rahmen dieser Arbeit konnte ein Einfluss der amphibischen<br />

epidermalen Lipoxygenase (AmbLOXe) auf humane epidermale Zellen<br />

in vitro gezeigt werden. Dies deutet auf einen evolutionär konservierten<br />

Signalweg hin.. Der beschleunigte Wundschluss in vitro ist ein Indiz für<br />

einen etwaigen positiven Einfluss der AmbLOXe auf humane Wundheilungsvorgänge,<br />

bedarf aber weiterer Untersuchungen im Hinblick auf<br />

den AmbLOXe Signalzusammenhang, sowie der Effekte im Säugermodell.<br />

P31 L Das Forschungsprojekt QUtIs 3D:<br />

Wunddokumentation auf Grundlage virtueller<br />

dreidimensionaler Patienten<br />

Giretzlehner M, Dirnberger J, Owen R, Haller H, Kamolz L-P<br />

RISC Software GmbH, Hagenberg/Linz, Medizinische Universität Wien<br />

Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Eine erfolgreiche Wundbehandlung wird im entscheidenden Ausmaß<br />

von der Transparenz der Behandlung und deren Objektivierung bestimmt;<br />

diese Objektivierung setzt Vergleichbarkeit – vergleichbare<br />

Patienten, vergleichbare Wunden und deren vergleichbare Dokumentationsqualität<br />

– und die damit verbundenen Analysen voraus. Für eine<br />

Erfolgsbeurteilung einer Therapie ist eine Wunddokumentation mit<br />

chronologischer und formaler Dokumentation erforderlich.<br />

Hypothese: Für die geforderte Vergleichbarkeit ist eine EDV-basierte<br />

strukturierte Dokumentation, welche eine möglichst eindeutige Erfassung<br />

von Sachverhalten mit quantitativen Merkmalen zulässt, ein zwingendes<br />

Muss. Die Anforderungen an ein zeitgemäßes EDV-basiertes<br />

Wunddokumentation sind primär eine chronologische und formale Dokumentation<br />

des Wundzustandes. Denn nur dadurch über einen längeren<br />

Zeitraum, kann eine Erfolgsbeurteilung der aktuellen Therapie<br />

durchgeführt werden. Weiters dient sie als Kommunikationsmittel zwischen<br />

den an der Therapie beteiligten Personen. Zusätzlich kann sie als<br />

sinnvolles Werkzeug auf dem Gebiet der Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung,<br />

Schulung, Abrechnung und rechtlichen Absicherung dienen.<br />

Methoden: Das Forschungsprojekt Qutis 3D verwendet einen neuartigen<br />

und intuitiven Zugang zu den notwendigen Informationen auf Grundlage<br />

eines dreidimensionalen virtuellen Patienten. Informationen zur<br />

Wunde, Verbände, Befunde, Dokumente und eine umfassende Fotodokumentation<br />

werden direkt auf dem virtuellen Patienten positioniert<br />

und über diesen wieder zugänglich gemacht. Die auf zwei Dimensionen<br />

reduzierten Fotos von Wunden können durch semiautomatische Projektion<br />

auf das dreidimensionale Modell übertragen werden. Durch diese<br />

Rückprojektion bleibt die dreidimensionale Beschaffenheit der Wunde<br />

in der Dokumentation erhalten.<br />

Ergebnisse: Viele Systeme erfüllen zwar einen großen Teil dieser Anforderungen,<br />

der Schwerpunkt liegt aber zumeist auf der Dokumentation einzelner<br />

Patienten. Der Forderung nach einer umfassenden Datensammlung<br />

für Studien und somit für die Schaffung einer wissenschaftlichen<br />

Grundlage eines medizinischen Experten- oder Entscheidungsunterstützungssystems<br />

wurde bisher noch nicht ausreichend nachgekommen.<br />

Fazit: Qutis 3D soll diese strukturierte Dokumentation ermöglichen und<br />

somit wissenschaftlich auswertbare Daten schaffen, die als Grundlage<br />

für Studien und zur Erstellung eines weltweiten Expertensystems für<br />

die Wundversorgung dienen können.<br />

P32 L Vorstellung eines neuartigen In-vivo-Wundmodells<br />

zur Analyse der Wirkung extrakorporaler<br />

stoßwellen auf Mikrozirkulation und Angiogenese<br />

Zwetzich I, Dorfmann O, Langer S, Steinau H-U, Dorfmüller C, Ottomann C, Ring A<br />

BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

In den letzten Jahren häufen sich Berichte über die positive Wirkung von<br />

extrakorporalen Stoßwellen (EKSW) auf die Wundheilung. Jedoch ist<br />

der pathophysiologische Mechanismus bis heute unklar. Es ist bis dato<br />

unmöglich geblieben den Effekt auf die Mikrozirkulation bis ins Detail<br />

zu analysieren. Die Energie der Stoßwellen leitet sich durch Gewebe<br />

ähnlich akustischer Impedanz fort und ist durch positiven und negativen<br />

Druck definiert. Der entscheidende Parameter für die Nebenwirkungen,<br />

84 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 84 (<strong>2010</strong>)


Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

wie Schmerzen und Gewebeschaden, ist der negative Druckanteil einer<br />

Stoßwelle, die so genannte Zugwelle. Das Wasser, als flüssiges Medium<br />

ist der akustischen Impedanz von weichem Körpergewebe ähnlich und<br />

verhindert die unerwünschte Entstehung von Zugwellen. Unser Experiment<br />

wurde konzipiert, um einen Weg zu finden die EKSW optimal in<br />

einem neuartigen Wundmodell zu applizieren und nach der Behandlung<br />

die Wundmikrozirkulation zu untersuchen.<br />

Methoden: Die Experimente wurden mit einem modifizierten Rückenhautkammermodell<br />

an weiblichen balb/c-Mäusen durchgeführt. Nach<br />

Präparation der Kammer wurde eine standardisierte zirkuläre Läsion (Ø<br />

2mm) am Rückenhautmuskel gesetzt. Hieraus resultierte ein nicht perfundierter<br />

Wundbereich mit erhaltener Epidermisschicht, welcher sich<br />

innerhalb der hermetisch verschlossen Kammer befindet. Die EKSW<br />

(500 Impulse, Energiedichte 0,1 mJ/mm 2 ) wurden einmalig auf die Beobachtungsfenster<br />

der Rückenhautkammern (n=10) appliziert (Stoßwellengerät<br />

Orthowave 180C, MTS Europe GmbH). Die Kontrollgruppe<br />

(n=10) erhielt keine Stoßwellen. Die Applikation der Stoßwellen erfolgte<br />

in einer eigens für das Experiment konstruierten Vorrichtung, der<br />

Diver Box. In dieses „Mausaquarium“ wurde die Rückenhautkammer hineingetaucht,<br />

um vollständig vom Wasser umschlossen zu werden. Durch<br />

das Applikationsfenster wurden Stoßwellen auf die Kammer abgegeben.<br />

Der Abstand zwischen dem Applikator und der Wundfläche betrug 4 cm.<br />

Vor Applikation der EKSW und direkt danach (5 Minuten, 2, 4, 6 und 10<br />

Tage) wurden intravitalmikroskopische Analysen durchgeführt.<br />

Ergebnisse: Das für dieses Experiment entwickelte Wundmodell in Kombination<br />

mit der Diver-Box erlaubt die Anwendung der EKSW ohne<br />

Energieverlust und garantiert eine kontinuierliche Ausbreitung der<br />

Stoßwellen ins Gewebe. Im Verlauf des Experimentes konnten mikrozirkulatorische<br />

Veränderungen uneingeschränkt analysiert werden. Die<br />

Visualisierung der Angiogenese im Wundbereich war durchführbar.<br />

Mikrohämodynamische Parameter wie die funktionelle Kapillardichte,<br />

die Interkapillardistanz, die mikrovaskuläre Verzweigung, der Kapillardurchmesser,<br />

die mikrovaskuläre Permeabilität, die Fließgeschwindigkeit,<br />

die Leukozyten-Endothel-Interaktion konnten quantifiziert<br />

werden. Des Weiteren konnte die Anzahl Angiogenese-positiver Felder<br />

bestimmt sowie die Flächenberechnung der Wundläsion im Verlauf<br />

durchgeführt werden. Es gab keine Anzeichen dafür, dass die EKSW der<br />

verwendeten Energiedichte und Impulsrate destruktive Effekte wie mikrovaskuläre<br />

Schäden oder Gewebsnekrosen verursacht.<br />

Fazit: Die Ergebnisse zum vorgestellten Wundmodell unter der Anwendung<br />

der EKSW in der Diver-Box erscheinen vielversprechend. Wir<br />

hoffen weitere Untersuchungen zur Dynamik der Mikrozirkulationsprozesse<br />

nach Anwendung der EKSW verschiedener Energiedichten,<br />

Impulsraten und Applikationsfrequenzen durchführen zu können.<br />

P33 L Die operative therapie des Rhinophyms mittels<br />

HF-Elektrochirurgie<br />

Mazzola I, Wolter T, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Das Rhinophym, erstmals im Jahr 1845 von Hebra beschrieben wird<br />

ätiologisch als Endstadium der Acne rosacea angesehen. In Abhängigkeit<br />

vom Ausprägungsgrad der Erkrankung führt die Hyperplasie der<br />

seborrhoischen Drüsen der nasalen Haut zu erythematösen und teleangiektatischen<br />

Hautveräderungen, zu rezidivierenden Infektionen,<br />

zu Formveränderungen der Nase und funktionell zu Obstruktionen im<br />

Bereich des Vestibulum nasi. Eine effektive medizinische Therapie ist<br />

nicht bekannt, jedoch wurden multiple Verfahren für die Resektion der<br />

hyperplastischen Hautareale angegeben. Wir beschreiben eine Methode<br />

für die Abtragung des Rhinophyms mittels HF-Elektrochirurgie.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 85 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Methoden: Drei männliche Patienten mit einem Durchschnittsalter von<br />

59,5 Jahren wurden mittels HF-Elektrochirurgie im „cut/coagulate<br />

mode“ behandelt. Mittels der Loop-Elektrode konnten die hyperplastischen<br />

Drüsen kontrolliert und schichtweise abgetragen werden. Zusätzlich<br />

ermöglicht die HF-Elektrochirurgie eine Operation ohne wesentliche<br />

Blutungsneigung. So wurde die Form der Nase unter Berücksichtigung<br />

der Symmetrie erneut gebildet. Als postoperativer Schutzverband wurde<br />

Biobrane verwendet, der für 7 Tage belassen wurde.<br />

Ergebnisse: Es konnte ein sehr schönes kosmetischen Ergebnis erzielt<br />

werden. Es zeigten sich keine peri- oder postoperativen Komplikationen,<br />

insbesondere keine Infektionen. Da ein Verbandswechsel unter der<br />

Biobrane Folie nicht erforderlich, ist, war der postoperativen Heilungsprozess<br />

für den Patienten nahezu schmerzfrei. Die Abheilung war nach<br />

2 Wochen vollständig abgeschlossen.<br />

Fazit: Die Anwendung der HF-Elektrochirurgie ermöglicht eine kontrollierte<br />

und ästhetische Wiederherstellung der Nasenform mit einer<br />

schmerzfreien und schnellen Heilung.<br />

P34 L Präoperative Propranolol-therapie ausgedehnter<br />

Hämangiome<br />

Grimm A, von Buch C, Borsche A<br />

Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach<br />

Das Hämangiom ist der häufigste benigne Tumor der Kindheit mit einer<br />

Prävalenz von 10 % im 1. Lebensjahr. Hämangiome sind gutartige, sich<br />

in den ersten Lebenswochen entwickelnde Gefäßtumore mit einem phasenhaften<br />

Verlauf. Da Hämangiome in 50–60 % der Fälle im Kopf und<br />

Halsbereich auftreten, können sie ab einer gewissen Größe neben der<br />

kosmetisch belastenden Situation vor allem ein funktionelles Problem<br />

darstellen. Sollte eine komplette Exzision nicht mehr möglich sein, ist<br />

eine partielle Ausschneidung mit einem hohen Rezidivrisiko verbunden.<br />

Bisherige medikamentöse Therapien v.a. mit Kortikosteroiden sind mit<br />

typischen Nebenwirkungen bei oftmals unzureichendem Ansprechen<br />

behaftet. Tiefgreifende, raumfordernde kavernöse Hämagiome sprechen<br />

auf Laser- oder Kryotherapie oft nur ungenügend an oder führen zu ausgeprägten<br />

Narben. Im Juni 2008 wurde im NEJM eine erste Fallstudie<br />

über eine Remission von Hämangiomen unter Medikation des Betablockers<br />

Propranolol bei Säuglingen


Abstracts<br />

auf. Durch eine weitgehend nebenwirkungsfreie Dauermedikation mit<br />

Propranolol 2 mg/kg KG kann nicht nur ein Sistieren des Wachstums<br />

sondern sogar eine Regression kindlicher Hämangiome erzielt werden.<br />

Durch die zu erreichende massive Volumenreduktion und verminderte<br />

Blutungsneigung wird eine frühzeitigere, umfassendere sowie komplikationsärmere<br />

plastisch chirurgische Therapie möglich. Als Erklärung für<br />

die gute therapeutische Wirksamkeit von Propranolol könnte die induzierte<br />

Vasokonstriktion und abfallende Expression von VEGF (Vascular<br />

endothelial growth factor) und FGF (Fibroblast growth factor) angesehen<br />

werden. Weitere Studien werden die optimale Dosierung und Dauer<br />

sowie den günstigsten Zeitpunkt des Therapiebeginns klären müssen.<br />

Im Gegensatz zu den bereits veröffentlichten Fallberichten konnten wir<br />

auch ein gutes Ansprechen von Hämangiomen auf Propranolol nach<br />

Vollendung des 12. Lebensmonats zeigen.<br />

P35 L Kutanes Angiosarkom –<br />

Fallbericht und Literaturübersicht<br />

Altayli Z, Heinrich C, Exner K<br />

Markus-Krankenhaus Frankfurt am Main<br />

Das kutane Angiosarkom ist ein seltener vaskulärer Tumor, dessen Häufigkeit<br />

1 % aller Sarkome beträgt. Der Tumor nimmt seinen Ursprung<br />

aus Endothelzellen und tritt überwiegend bei älteren männlichen Patienten<br />

auf. Die äußere Manifestation ist so unterschiedlich und variabel,<br />

dass es häufig als Hämatom, Angioödem oder rosazeaartige Dermatitis<br />

fehldiagnostiziert wird.<br />

Material und Methoden: Ein 78jähriger Patient stellte sich mit einer hämatomartigen<br />

Veränderung der Kalotte auswärtig vor. Anamnestisch<br />

gab er eine Schädelprellung 4 Monate zuvor an, seitdem sei der Befund<br />

größenprogredient. Auswärtig wurde die Veränderung exzidiert, der<br />

Defekt mit einer lokalen Verschiebelappenplastik gedeckt. Nach Vorliegen<br />

der Histologie eines high-grade Angiosarkoms wurde der Patient<br />

uns zur Nachresektion und Defektdeckung vorgestellt. Die Nachresektion<br />

bei uns ergab weitere Infiltration durch Low-grade-Komponente.<br />

Bei ausreichendem Sicherheitsabstandes konnte der Defekt schließlich<br />

durch einen freien M.-latissimus-dorsi-Lappen erfolgen. Als Anschlussgefäße<br />

dienten die A. und V. temporalis superficialis. Die Einheilung<br />

war unproblematisch. Unter kurativem Ansatz wurde der Patient mit<br />

60 Gy bestrahlt. Eine Nachsorge erfolgte 6/12 Monate postoperativ<br />

mittels Inspektion, Fotodokumentation, CCT, Röntgen des Thorax und<br />

Sonographie der Halslymphknoten. Nach 6 Monaten zeigten sich Teleangiektasien<br />

und dunkle Induration der Haut, so dass rasterartig Proben<br />

entnommen wurden, um ein Rezidiv auszuschließen. Der Verdacht<br />

bestätigte sich nicht.<br />

Ergebnisse: Aus der Literatur ist zu entnehmen, dass unterschiedliche<br />

Formen der Angiosarkome existieren. Besondere Aufmerksamkeit sollte<br />

primären Angiosarkomen, lymphödemassoziierten Angiosarkomen und<br />

Angiosarkomen der Brust nach Radiatio gelten. Sarkome der Brust nach<br />

Radiatio sind Aufgrund der zunehmenden Zahl der Mammakarzinome<br />

immer häufiger zu finden. Als mögliche Risikofaktoren für die Entstehung<br />

der Angiosarkome hingegen gelten der Literatur nach vorhergehende<br />

Traumata, Lymphödeme und Bestrahlung. Histopathologisch<br />

sind high-grade und low-grade Komponenten und multifokales Auftreten,<br />

wobei der Übergang als fließend beschrieben wird. Das Kernstück<br />

der Therapie ist die Chirurgie, Studien belegten die signifikante Reduktion<br />

der Sterblichkeit durch eine postoperative adjuvante Radiatio. Trotzdem<br />

beträgt die 5-JÜR 4 %, im Median etwa 18–28 Monate.<br />

Diskussion: Angiosarkome treten in unterschiedlichsten Morphologien<br />

auf. Differenzialdiagnostisch sollte bei nicht heilenden, größenprogredienten<br />

hämatomartigen Veränderungen an ein Angiosarkom gedacht<br />

werden. Wir behandelten in den letzten 5 Jahren 5 Patienten mit An-<br />

giosarkomen und fanden, wie in der Literatur beschrieben, jeweils unterschiedliche<br />

Morphologien vor, über die wir vergleichend berichten<br />

werden.<br />

P36 L Charakteristische Merkmale und Unterschiede<br />

der nekrotisierenden Fasziitis und der gasbildenden<br />

Myonekrose<br />

Tilkorn D-J, Ring A, Fehmer T, Hauser J, Goertz O, Stricker I, Roetman B, Steinau H-U<br />

BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Sowohl die nekrotisiernde Fasziitis (NF) als auch die gasbildende Myonekrose<br />

(GMN) gehören zu den seltenen jedoch schweren und oft<br />

lebensbedrohlichen Weichgewebinfektionen. Sie teilen eingige Gemeinsamkeiten<br />

bezüglich der klinischen Symptomatik und des klinischen<br />

Verlaufs. Sie sind schnell progrediente Weichgewebsinfektionen mit einer<br />

ernsten Prognose und einer hohen Mortalität. Ziele der Studie ist es<br />

klinische Unterschiede dieser Infektionen welche die Therapie beeinflussen<br />

hervorzuheben.<br />

Methode: Die Daten der Patienten mit schweren Weichgewebsinfektion<br />

die in der Zeit von 2005 bis 2009 behandelt wurden, wurden retrospektiv<br />

analysiert. Es wurden 30 Patienten mit nekrotisiernder Fasziitis und<br />

6 Patienten mit gasbbildener Myonekrose identifiziert. Der LRINEC-<br />

Score wurde erfasst sowie die histologischen Präparate, CT- und MRT-<br />

Bildgebung beurteilt. Unterschiede bezüglch des klinischen Verlaufs, der<br />

Dauer des Krankenhausaufenthaltes, der chirurgischen Interventionen<br />

und der Nebenerkrankungen wurden evaluiert.<br />

Ergebnisse: Die nekrotisiernde Fasziitis entwickelte sich in den meisten<br />

Fällen auf Grund von minimalen Hautläsionen. Bei den agsbildenden<br />

Myonekrosen war bei 3 von 6 Patienten eine bis zur Einweisung in unsere<br />

Klinik verborgen gebliebene intraabdominelle Infektionsquelle ursächlich.<br />

Die GMN war mit einem erhöhten LRINEC-Score, einer höheren<br />

Mortalität, einem größeren chirurgischen Interventionsbedarf sowie<br />

einer längeren Krankenhausaufenthaltsdauer vergesellschaftet.<br />

P37 L Diffuse Melanosis cutis bei metastasiertem<br />

malignen Melanom – eine Rarität<br />

Krüss Ch, Bultmann H, Hallermann C, Krause-Bergmann A<br />

Fachklinik Hornheide, Münster<br />

Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

Das maligne Melanom ist ein bösartiger Tumor, der vom melanozytären<br />

Zellsystem ausgeht und sich überwiegend an der Haut manifestiert.<br />

Im Verhältnis zur Tumormasse besteht eine frühe Tendenz zur Metastasierung<br />

und damit eine ungünstige Prognose. Die Inzidenz nimmt in<br />

weißen Bevölkerungsgruppen weltweit zu und ist in Mitteleuropa seit<br />

dem Beginn der 1970er Jahre von 3 Fällen auf aktuell 10–12 Neuerkrankungen/100<br />

000 Einwohner gestiegen. Durch Aufklärungsprogramme<br />

und Früherkennungsmaßnahmen konnte trotz deutlicher Zunahme der<br />

Erkrankungen die Sterberate bisher weitestgehend konstant gehalten<br />

werden. Ca. 90 % aller malignen Melanome kommen derzeit als Primärtumor<br />

ohne erkennbare Metastasierung zur ersten Diagnose. Die tumorspezifische<br />

10-Jahres-Überlebensrate im Gesamtkollektiv beträgt 75–<br />

80 %. Bei Patienten mit klinisch manifesten Lymphknotenmetastasen<br />

beträgt die 10-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 20–40 %. Bei Fernmetastasierung<br />

ist die Prognose zumeist infaust. Die media-ne Überlebenszeit<br />

ohne Behandlung beträgt nur 6–9 Monate. Die Melanosis cutis<br />

ist ein äußerst selten vorkommendes Erscheinungsbild des metastasierten<br />

malignen Melanoms und tritt erst im fortgeschrittenen Tumorstadium<br />

auf. Etwa 30 Fälle sind in der englischsprachigen Literatur bekannt.<br />

Die Prognose der betroffenen Patienten ist sehr schlecht mit einer Über-<br />

86 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 86 (<strong>2010</strong>)


Poster | Donnerstag | 16.9.<strong>2010</strong><br />

lebensdauer von Wochen bis wenigen Monaten nach Auftreten der Melanosis.<br />

Uneinigkeit herrscht über den Pathogenese der Hautverfärbung,<br />

deren Mechanismus noch diskutiert wird.<br />

Methoden: Dargestellt wird der Krankheitsverlauf einer 45jährigen Patientin<br />

mit disseminierter Multiorganmetastasierung bei exophytisch,<br />

exulceriertem malignen Melanom am Schulterblatt. Bereits bei Erstdiagnose<br />

im Dezember 2009 fand sich eine gesichts- und stammbetonte<br />

Melanosis cutis und Melanurie. Die Patientin befand sich in einem sehr<br />

geschwächten Allgemeinzustand mit Anämie und Lebersynthesestörung.<br />

Nach ausreichender Stabilisierung und Substitution konnte ein<br />

chirurgisches Tumordebulking vorgenommen und ein zentralvenöser<br />

Port angelegt werden. Im Anschluss erhielt die Patientin den 1. Zyklus<br />

einer palliativen Polychemotherapie nach dem BHD-Protokoll. Anhand<br />

von Fotos wird der eindrucksvolle Verlauf der Hautverfärbung laborchemischen<br />

und histopathologischen Parametern gegenüber gestellt.<br />

Ergebnisse: Die Melanosis cutis hat unter der Chemotherapie deutlich an<br />

Intensität zugenommen, wobei es laborchemisch und klinisch zu einer<br />

Stabilisierung und Erholung der Patientin gekommen ist. Der anfänglich<br />

rasch exophytisch wachsende Tumor ist nach chirurgischem Debulking<br />

in partieller Remission. Die Tumormarker sind gesunken. Histopathologisch<br />

sind in der verfärbten Haut keine malignen Melanomzellen sondern<br />

lediglich pigmentierte Makrophagen erkennbar. Weitere Chemotherapiezyklen<br />

sind geplant.<br />

Fazit: Trotz zahlreicher Aufklärungsprogramme und kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen<br />

für das maligne Melanom führen mitunter<br />

erst sichtbare Stigmatisierungen betroffene Patienten zum Arzt. Sehr<br />

selten ist dabei eine Melanosis cutis, die wie in unserem Fall äußerst<br />

eindrucksvoll das gesamte Integument der Patientin nahezu negroid<br />

verfärbt hat. Trotz sehr schlechter Lebenserwartung ist eine supportive,<br />

palliative chirurgische und chemotherapeutische Behandlung indiziert.<br />

P38 L Intravaskuläre Leiomyosarkome – eine seltene<br />

tumorentität. Klinisch-pathologische studie von 12 Fällen<br />

Tilkorn D-J, Hauser J, Ring A, Stricker I, Steinau H-U, Kuhnen C<br />

BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Leiomyosarkome mit intravaskulären Ursprung stellen eine sehr seltene<br />

Untegruppe maligner Weichgewebstumore dar. Während die überwiegende<br />

Anzahl das Retroperitoneum und hier vor allem die V. cava inferior<br />

betreffen, werden sie nur selten in den Gefäßen der Extremitäten<br />

angetroffen. Nach einer bioptisch gesichterten Diagnose eines Leiomyosarkoms<br />

muss jedoch der seltene Fall eines intravaskulären Tumorurspungs<br />

berücksichtigt werden, da sich hieraus entscheidende Veränderungen<br />

in der chirurgischen Strategie ergeben können.<br />

Methode: Im Zeitraum von 2000 bis 2009 wurden zwölf Patienten mit<br />

einem intravaskulären Leiomyosarkoms im Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil in Bochum behandelt. Daten bezüglich des klinischen<br />

Verlaufs, Nachsorge und Outcomes wurden retrospektiv erhoben. Ein<br />

besonderer Augenmerk wurde auf das Überleben, das Auftreten von Rezidiven<br />

und Metastasen gerichtet.<br />

Ergebnisse: Intravaskluäre Leiomyosarkome machten 0,7 % aller malignen<br />

Weichgewebstumoren aus. Das Nachuntersuchungsintervall betrug<br />

im Mittel 38 Monate. Sechs Patienten erlitten ein Tumorrezidiv.<br />

Metastasen wurden ebenfalls in sechs Patienten beobachtet. Mit einer<br />

5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von 57 Prozent war die Prognose<br />

dieser Patienten sehr erst.<br />

Fazit: Leiomyosarkome mit einem intravskulären Ursprung stellen eine<br />

seltene jedoch aggressive Tumorentität mit einer hohen Rezidiv- und<br />

Metastasierungsrate dar. Der besondere Ursprung der Malignome beeinflusst<br />

die chirurgische Strategie und erfordert eine sorgfälltige präoperative<br />

Diagnostik.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 87 (<strong>2010</strong>)<br />

P39 L Lebensrettende Plastische Chirurgie<br />

bei Kindbettfieber<br />

Giesler T<br />

Klinikum Kassel<br />

Abstracts<br />

Dargestellt wird ein Krankheitsverlauf bei Kindbettfieber. Nach ambulanter<br />

Entbindung wurde die Patientin zunächst nach Hause entlassen.<br />

Am 3. Tag erfolgte eine fulminante Verschlechterung des Allgemeinzustandes<br />

mit Einweisung in ein peripheres Krankenhaus. Hier kam es<br />

innerhalb weniger Stunden zum Kreislaufzusammenbruch mit respiratorischem<br />

Versagen. Im septischen Schock wurde die Patientin in ein<br />

größeres Krankenhaus verlegt und es erfolgte die Not-Hysterektomie,<br />

die auch keine Besserung des Zustandes ergab. Diagnose: Toxic Schock<br />

Syndrom mit Multiorganversagen bei Puerperal-Sepsis. Es vielen Hautnekrosen<br />

an beiden Unterschenkeln auf und die Patientin wurde den<br />

Plastischen Chirurgen vorgestellt. Die operative Revision zeigte Rhabdomyolysen<br />

nahezu der gesamten Unterschenkelmuskulatur. Nach<br />

radikalem Debridement und VAC-Therapie besserte sich der Zustand<br />

allmählich und es konnten letztlich mit einer einfachen Hauttransplantation<br />

die Wunden zur Abheilung gebracht werden. Durch die optimale<br />

Intensivtherapie und die plastisch-chirurgische Therapie hat die Patientin<br />

überlebt und kann trotz Fehlen von M. gastrocnemius und soleus<br />

ohne Hilfsmittel gehen.<br />

P40 L Die sensible Adominoplastik<br />

Becker F, Lindlar I, Kuipers T, Schoeller T<br />

Marienhospital Stuttgart<br />

Die Abdominoplastik ist eine Operation, die im Rahmen der bariatrischen<br />

Therapie sowie als ästhetischer Eingriff mit stetig steigender<br />

Frequenz durchgeführt wird. Um den gesteigerten Ansprüchen gerecht<br />

zur werden, ist es notwendig, die operativen Techniken weiter zu verfeinern.<br />

Bei der konventionellen Methode ist postoperativ das Areal zwischen<br />

Nabel und Narbe oft hypo-, wenn nicht asensibel. Hier gilt es, die<br />

Operationsmethode zu verbessern, um den Comfort für die Patienten<br />

zu steigern.<br />

Hypothese: Eine Besserung der Sensibilität der Araele kranial der Narbe<br />

der Abdominoplastik, insbesondere unterhalb des Nabels kann durch<br />

eine sensible Augmentation erreicht werden.<br />

Methode: Es wurde eine prospektiven Einzelfalluntersuchung durchgeführt.<br />

Hierzu wurde bei einer Patientin ein sensibler Nerv der Bauchwand<br />

am kaudalen Wundrand präpariert. Bei der epifaszialen Mobilisation<br />

wurde oberhalb des Nabels ebenfalls ein sensibler Hautnerv zur<br />

Bauchwand geschont und freipräpariert. Dieser Nervenast wurde vor<br />

dem Wundverschluss spannungsfrei mit dem kaudalen, sensiblen Nerven<br />

der Bauchwand koaptiert.<br />

Ergebnisse: Nach Abwarten der Regeneration bestand auf der sensibel<br />

augmentierten Seite eine bessere Sensibilität als auf der konventionell<br />

operierten Seite.<br />

Fazit: Die Einschränkung der Sensibilität des Areales kranial der Narbe<br />

nach Abdominoplastik kann durch eine sensible Augmentation reduziert<br />

werden. Sollte sich die Hypothese in weiteren Fällen verfestigen,<br />

ist eine einfach blinde, randomisierte Studie mit einer beidseitig sensibel<br />

augmentierten Abdominoplastik vs. konventioneller Abdominoplastik<br />

geplant.<br />

87


Abstracts<br />

P41 L Freie vaskularisierte Knochentransplantate von<br />

der medialen Femurkondyle zur therapie der avaskulären<br />

talusnekrose – ein Fallbericht<br />

Kremer T, Kitaoka HB, Lehnhardt M, Germann G, Bishop AT<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Hypothese: Avaskuläre Nekrosen (AVN) des Talus treten als Frakturfolge<br />

aber auch im Rahmen systemischer Erkrankungen und ideopatisch<br />

auf. Die Therapie für Stadien ohne knöchernen Kollaps beschränkt sich<br />

weitgehend auf langwierige konservative Maßnahmen mit Entlastung<br />

und Dekompressionsbohrungen während kollabierte Stadien mit Arthrodesen<br />

oder Talektomie behandelt werden. Hier präsentieren wir eine<br />

alternative Methode, die auf der Revaskularisation des Talus mittels chirurgischer<br />

Angiogenese beruht.<br />

Fallbeispiel: Ein 33jähriger Mann stellte sich nach einem Bagatelltrauma<br />

mit typischen Symptomen einer AVN des Talus vor. Konventionell radiologisch<br />

zeigte sich eine deutliche Sklerosierung ohne Taluskollaps<br />

während im Kontrastmittel-MRT die Diagnose gesichert werden konnte.<br />

Die Therapie erfolgte mittels einer freien Transplantation eines knöchernen<br />

Transplantats von der medialen Femurkondyle, das über einen<br />

anterioren Zugang in den Talus eingebracht und an die Tibialis anterior<br />

Gefäße angeschlossen wurde. Der postopertive Verlauf gestaltete sich<br />

komplikationslos. Der AOFAS (American Orthopedic Foot and Ankle<br />

Society) Sprunggelenks Score verbesserte sich von 62 auf 95 Punkte<br />

nach 12 Monaten. Der Patient ist vollständig beschwerdefrei und es zeigen<br />

sich keine Hinweise auf einen Progress der Erkrankung.<br />

Fazit: Bisher sind nur 10 Patienten mit Talusnekrosen beschrieben, die<br />

mittels vaskularisierten Knochentransplantaten behandelt wurden. Die<br />

Ergebnisse sind allerdings insgesamt so vielversprechend, dass dieses<br />

Verfahren in das therapeutische Armamentarium für die AVN des Talus<br />

ohne Kollapse aufgenommen werden sollte.<br />

P42 L Immunsuppressive Effekte von<br />

Extrakorporalen stoßwellen (EsW) in der Composite-<br />

tissue-Allotransplantation<br />

Radu CA, Kiefer J, Germann G, Lehnhardt M, Reichenberger M<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Allogene Hand- und zuletzt Gesichtstransplantationen haben die immunologische<br />

Forschung mit dem Ziel der Toleranzinduktion und Reduktion<br />

der Risiken von Immunsuppressiva in der Composite-Tissue-Allotransplantation<br />

intensiviert. Die Extrakorporale Stoßwellentherapie<br />

(ESW) stellt ein etabliertes Verfahren in der Urologie und Orthopädie<br />

dar. Die Möglichkeit im Körperinneren gezielt Effekte non-invasiv herbeizuführen,<br />

die bislang nur chirurgisch zu erreichen waren, macht<br />

dieses Verfahren auch für andere Fachgebiete interessant. Die immunsuppressiven<br />

Effekte von ESW wurden in Organtransplantationen bisher<br />

noch nicht erforscht. Ziel dieser experimentellen Arbeit ist es, den<br />

Effekt von ESW auf die Abstoßungsrate nach Hinterlauftransplantation<br />

am Rattenmodel zu untersuchen.<br />

Methoden: 36 allogene Hinterlauftransplantationen im Rattenmodell (Lewis<br />

(LW) � Brown-Norway (BN)) wurden in 4 experimentellen Gruppen<br />

durchgeführt. Gruppe A (n=6) erhielt eine unmittelbar postoperativ<br />

applizierte Stoßwellenbehandlung von 500 Impulsen bei 0,15 mJ/<br />

mm 2 . Gruppen B, C und D fungierten als Kontrollgruppen. Gruppe B<br />

(n=10) erhielt keine Immunsuppression, Gruppe C (n=10) erhielt eine<br />

Standardimmunsuppression mit FK506 und Prednisolon und Gruppe D<br />

(n=10) keine Immunsuppression bei isogener Transplantation (Brown-<br />

Norway (BN) � Brown-Norway (BN)). Der Abstoßungszeitpunkt wurde<br />

klinisch und histologisch festgelegt.<br />

Ergebnisse: Die klinische Abstoßung des Hinterlaufs erfolgte durchschnittlich<br />

7,0 Tage nach Transplantation in Gruppe A (ESWT) und<br />

nach 5,5 Tagen in Gruppe B (keine Immunsuppressiva). Der Abstoßungszeitpunkt<br />

wurde signifikant verlängert (p


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

P44 L Zentrenbildung für die Composite tissue<br />

Allotransplantation in Europa<br />

Meyer-Marcotty M, Knobloch K, Härle M, Rennekampff HO, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Die Composite Tissue Allotransplantation ist eine wichtige innovative<br />

Technik in der Plastischen Chirurgie und Transplantationsmedizin. Wir<br />

möchten den aktuellen Stand der CTA-Tx in Europa darstellen.<br />

Material und Methoden: Wir haben 6 Zentren in Europa mit einem speziell<br />

angefertigten standardisierten Fragebogen angeschrieben. Anhand von<br />

14 Fragen wurde die Struktur der Zentren abgefragt und diese dann vergleichend<br />

gegenübergestellt.<br />

Ergebnisse: Seit 1998 wird die CTA-Tx an diesen Zentren durchgeführt<br />

mit Erfahrungen von bis zu 10 Operationen pro Zentrum. In den französischen<br />

Zentren gibt es eine staatliche Förderung zuzüglich der Krankenversicherung,<br />

wohingegen in Deutschland allein die Krankenversicherung<br />

für diese Therapie aufkommt. Die Kosten lagen bei 50 000 bis<br />

150 000 Euro/Fall. Bis zu 20 Berufsgruppen sind an den Zentren für<br />

CTA-Tx involviert<br />

Fazit: Vor dem Hintergrund eines immensen logistischen und infrastrukturellen<br />

Aufwands und den noch offenen ethischen, medizinischen und<br />

operations-technischen Fragen und den viel versprechenden Ergebnissen<br />

der Allotransplantationen sind wir der Überzeugung das nach sorgfältiger<br />

Patienten- und Spenderauswahl diese innovative Therapiemöglichkeit<br />

von schwerst entstellten Menschen in der Hand von erfahrenen<br />

Mikrochirurgen eine Bereicherung des Therapiespektrums darstellt.<br />

Die Fragen der Finanzierung solcher Behandlungen, die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen für die Akquise von geeigneten Spendern müssen<br />

geklärt werden, um diese Therapiemöglichkeiten weiterhin anbieten zu<br />

können.<br />

P45 L Der square-Flap – eine weitgehend unbekannte<br />

aber sehr effektive Lappenplastik zur behandlung von<br />

Narbenkontrakturen<br />

Renner M, Sieber JP, Tilkorn H, Ravichandran P, Borsche A<br />

Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach<br />

Die Behandlung von Narbenkontrakturen stellt eine häufige und oftmals<br />

schwierige Herausforderung in der Plastischen Chirurgie dar. Viele<br />

verschiedene Operationsverfahren werden bei den unterschiedlichsten<br />

Kontrakturformen angewendet. Hierbei gilt es jeweils das passendste<br />

Verfahren aus der Vielzahl der Methoden zu wählen, um einen optimalen<br />

Längengewinn und einen dauerhaften Effekt nach der Kontrakturauflösung<br />

zu erreichen. Zur Ergänzung der bereits weit verbreiteten<br />

Verfahren wie der Z-Plastik oder VY-Plastik wird hier der Square-Flap<br />

als weitgehend unbekannte Alternative vorgestellt, die einen sehr effektiven<br />

Längengewinn ermöglicht. Erstmals von Hiko Hyakusoko 1987<br />

beschrieben, stellt auch diese Lappenplastik eine Methode zur Versorgung<br />

von Kontrakturen durch Transposition lokaler Hautlappen dar.<br />

Aufgrund ihrer Beschaffenheit, der Schnittführung und der daraus<br />

resultierenden Hautläppchen bezeichnet er selber diese kombinierte<br />

Lappenplastik als „Square-Flap”. Indikation, Lappenplanung und operationstechnische<br />

Ausführung des Square-Flaps werden detailliert erläutert.<br />

Im Besonderen wird sein klinischer Nutzen, gerade im Vergleich zu<br />

etablierten Techniken (z.B. Z- oder V-Y-Plastik) aufgezeigt. Effektiver<br />

Längengewinn und Lappensicherheit sind überzeugend und verhindern<br />

ein frühes Kontrakturrezidiv. Als Kombination von 3 Lappen (ein Rechteck-Advancement-<br />

und zwei 90Grad Transpositions-Lappen) ist der<br />

Square-Flap leicht erlernbar und bedeutet eine wertvolle Erweiterung<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 89 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

des eigenen Operationsspektrums. So möge diese sowohl in der Planung<br />

als auch in der Ausführung einfach anzuwendende Operationstechnik<br />

als eine Standard-Methode in der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie<br />

vermehrt Bekanntheit erlangen.<br />

P46 L Freie osteo-fasziokutane Lappenplastiken<br />

zur Defektdeckung unterhalb des Kniegelenkes bei<br />

eingeschränkter Durchblutungssituation<br />

Klinkenberg M, Reichenberger M, Daigeler A, Lehnhardt M<br />

BG-Klinik Ludwigshafen<br />

Freie fasziokutane und myokutane Lappenplastiken sind mittlerweile<br />

bei der funktionellen und ästhetischen Wiederherstellung von chronischen<br />

und ausgedehnten Weichteildefekten aller Art ein standardisiertes<br />

Verfahren.<br />

Hypothese: Die Rekonstruktion von osteokutanen Defekten unterhalb des<br />

Kniegelenkes stellt uns aktuell immer noch vor größere Probleme, da oft<br />

eine altersbedingt eingeschränkte Durchblutungssituation besteht, die zu<br />

einer verzögerten Wund- und Knochenheilung führen kann. Bei frustraner<br />

operativer Rekonstruktion ist die Amputation meist unumgänglich.<br />

Methoden: Zwischen 2004 und <strong>2010</strong> wurden in unserer Klinik bei 15 Patienten<br />

(5 Frauen, 10 Männer) mit osteokutanen Defekten unterhalb des<br />

Kniegelenkes 1 freier myoossäre Beckenkammspan, 4 freie osteokutane<br />

Fibulae, 5 freie osteokutane Parascapularlappen und 5 freie osteokutane<br />

Femurkondylen durchgeführt. Ziel dieser Arbeit war eine retrospektive<br />

Aktenanalyse und die Nachuntersuchung aller Patienten anhand eines<br />

speziell ausgearbeiteten Fragebogens zu Funktion, Ästhetik und Hebestellenmorbidität<br />

(1=sehr gut, 6=ungenügend).<br />

Ergebnisse: Die Patienten bewerteten im Durchschnitt die Funktion mit 2,<br />

die Ästhetik mit 3, ein Patient gab eine objektivierbare Reduzierung der<br />

Bewegungsfreiheit im Bereich der Lappenhebestelle an. Alle Patienten<br />

würden sich erneut mit demselben operativen Verfahren versorgen lasen.<br />

10 Lappenplastiken heilten auf Anhieb ein, es gab 5 Revisionen und<br />

ein Fall eines Osteomyelitis-Rezidivs.<br />

Diskussion: Die operative Rekonstruktion osteokutaner Defekte unterhalb<br />

des Kniegelenkes bleibt weiterhin sehr anspruchsvoll und die anschließende<br />

Nachbehandlung oft langwierig. Dennoch sollte sie auch bei älteren<br />

Patienten mit 1-Gefäßbeinsituation und verzögerter Wund- und<br />

Knochenheilung aufgrund eingeschränkter Perfusion wenn möglich<br />

immer einer Amputation vorgezogen werden um eine prothetische Versorgung<br />

zu vermeiden.<br />

P47 L Die Rolle von azellulärer schweinedermis<br />

(strattice®) in der rekonstruktiven Chirurgie<br />

Kermany J, Kuhfuß I<br />

St. Josefs Hospital Hagen<br />

Die azelluläre Schweinedermis (Strattice) ist eine Geweberekonstruktionsmatrix<br />

die besonders durch eine gute Belastbarkeit und Revaskularisierung<br />

in Bereich der rekonstruktiven Chirurgie vielseitig eingesetzt<br />

werden kann.<br />

Fallbeispiel: 57jähriger Patient mit einer chronisch infizierten Prolenenetz<br />

nach Herniotomie bei Narbenhernie in der Medianlinie vor 2 Jahren.<br />

Z. n. multiplen auswärtigen Deckungsversuchen. Nach Entfernung der<br />

infizierten Mesh konnte im selben Eingriff eine Fascienrekonstruktion<br />

mit azellulären Schweinedermis (Strattice) in Sublay-Technik durchgeführt<br />

werden. Die Bauchdecke wurde nach Mobilisation einzeitig verschlossen.<br />

Begleitend wurde eine intravenöse Antibiose über 5 Tage und<br />

eine Abdomenkompressionsbandage für 6 Wochen angelegt.<br />

89


Abstracts<br />

Ergebnis: Der Patient konnte zeitgerechte aus der stationären Behandlung<br />

entlassen werden. Es ergaben sich keine Komplikationen. Folgeeingriff<br />

waren nicht notwendig. Im weiteren Verlauf zeigte sich eine stabile<br />

Bauchdecke und reizlose Narbenheilung.<br />

Fazit: Die Geweberekonstruktionsmatrix (Strattice) bietet multiple Möglichkeiten<br />

im Gebiet der rekonstruktiven Chirurgie. Besonders die gute<br />

biomechanische Belastbarkeit, Revaskularisierung und Einheilung bietet<br />

eine gute alternative zu den gängigen Behandlungsmethoden in der<br />

komplexen Hernienreparatur besonders in Infektsituationen.<br />

P48 L Funktionelle Langzeitergebnisse und Lebensqualitätsveränderungen<br />

nach gestielten VRAM-/tRAM-Lappenplastiken<br />

bei Patienten mit maligner Grunderkrankung<br />

Daigeler A, Simitjiiska-Belyaeva M, Steinau H-U, Hirsch T, Goertz O, Lehnhardt M<br />

BG-Klinik Ludwigshafen, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Die gestielte TRAM-/VRAM-Lappenplastik hat sich wegen ihres großen<br />

Rotationsradius und sicheren Gefäßversorgung zur Defektdeckung im<br />

Bereich der Thoraxwand, des Rumpfes, des Perineums, der Leiste, oder<br />

des Oberschenkels, ohne Kompromittierung des kurativen Einsatzes der<br />

Tumorentfernung bewährt. Die entscheidenden Parameter für die Bewertung<br />

des Operationserfolges sind einerseits die direkten Folgen, wie<br />

die operationsbezogenen Morbidität, Mortalität und Komplikationen,<br />

aber auch die patientenbezogenen Charakteristiken, wie Lebensqualität,<br />

funktionelles Ergebnis, Patientenzufriedenheit und ästhetisches Ergebnis.<br />

Hypothese: Die Hebemorbidität der gestielten VRAM/TRAM-Lappenplastik<br />

ist gering, das Verfahren sicher und bei Patienten mit maligner<br />

Grunderkrankung gut zur Defektdeckung verwendbar.<br />

Methoden: Die Arbeit basiert sowohl auf retrospektiver Datenauswertung<br />

von 78 Tumor-Patienten (bösartige Weichteil- und Hauttumoren) mit<br />

gestielten VRAM-/TRAM-Lappenplastiken im Zeitraum von 1994–<br />

2008, als auch auf der klinischen Nachuntersuchung von 24 Patienten,<br />

beinhaltend Fragebogen für Lebensqualität SF-36 prä- und postoperativ,<br />

und Bauchwandkraftmessung durch einer modifizierten Sit-up-Variante<br />

(die Ergebnisse wurden mit einer „gematchten“ Kontrollgruppe gesunder<br />

(ohne Bauchoperationen) Menschen im gleichen Alter, Geschlecht<br />

und BMI zu der nachuntersuchten Population verglichen).<br />

Ergebnisse: Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 58 Jahre. Die<br />

60-Monate-Überlebensrate seit der Erstdiagnose lag bei 46,3 %, nach<br />

der Lappenplastik bei 24,6 %. Es wurde keine operationsverbundene<br />

Sterblichkeit beobachtet. Bei 67 % der Patienten bestanden mehr als 2<br />

Begleiterkrankungen mit einer potentiell negativen Auswirkung auf den<br />

Operationserfolg, bei einer 47-prozentigen Übergewicht- und Adipositasrate.<br />

Bei 67 % hatte eine präoperative Bestrahlung stattgefunden. Die<br />

durchschnittliche postoperative Liegedauer lag bei 24 Tage. Es wurden<br />

12 lappenassoziierte Komplikationen beobachtet (keine Lappenkomplettnekrose,<br />

15 % Lappenteilnekrosen). Eine Schädigung des Lymphabflusses<br />

des betroffenen Extremitäten wurde bei 80 % der Patienten<br />

mit Operationen im Inguinal- oder Axillarbereich belegt, mit statistisch<br />

signifikanter (p=0,023) Korrelation zwischen Insellappenplastiken und<br />

dem Auftreten von Lympödem. Männer waren mit dem postoperativen<br />

Ergebnis zufriedener als Frauen. Der Vergleich der prä- und postoperative<br />

Skalenwerte des SF-36 Fragenbogens zeigte signifikant gebesserte<br />

Werte auf der psychischen Summenskala. Es wurden keine statistisch signifikanten<br />

Unterschiede in der Funktion % TP/Höhe, Entfernung des<br />

Totpunktes und Haltezeit bei der sit-up Variante dargestellt im Vergleich<br />

zur gematchten Kontrollgruppe festgestellt.<br />

Fazit: Das Ziel onkologisch orientierter plastisch-rekonstruktiver Chirurgie<br />

ist das Erreichen einer Einigkeit von Kuration, Funktionalität und<br />

Ästhetik. Die einseitig gestielte VRAM-/TRAM-Lappenplastik erfüllt<br />

diese Bedingungen mit geringer Lappenassoziierter Morbidität mit positiver<br />

Auswirkung auf die Lebensqualität und verringert die Bauchmuskelkraft<br />

nicht signifikant. Zur Vorbeugung von Lymphödemen sollte<br />

eine Hautbrücke über dem Stiel belassen werden.<br />

P49 L Das Dilemma benigner und niedrigmaligner<br />

„sanduhrtumoren“ der Weichteile am proximalen<br />

Oberschenkel und becken<br />

Ring A, Tilkorn D-J, Hauser J, Goertz O, Steinsträßer L, Langer S, Steinau H-U<br />

BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Die Anatomie am proximalen Oberschenkel und Becken bedingt die<br />

Entstehung gestielter Sanduhrtumoren. Die Tumorausbreitung kann<br />

translakunär (Lacunae musculorum et vasorum) sowie transforaminal<br />

(Foramina ischiadica major et minus) nach extraperitoneal und intrapelvin<br />

erfolgen. Konflikt mit Leitstrukturen (A., V. und N. femoralis, N.<br />

ischadicus) ist hierbei vorprogrammiert. Die Besonderheit der Tumorform<br />

wird Anhand ausgewählter Beispiele vorgestellt: Patient 1: 49 J., Lipom<br />

(ø 10 und 13 cm) am proximalen Oberschenkel medial. Tumorausdehnung<br />

von dorsokaudal nach ventrokranial, lateral der Adduktoren<br />

durch die Lacuna vasorum dorsal der A., und V. femoralis. Patient 2: 81<br />

J., Rezidiv eines G1-Liposarkom (ø 21 und 11 cm) am proximalen Oberschenkel<br />

ventral. Tumorausdehnung dorsal der A. und. V. femoralis von<br />

distal nach extraperitoneal durch die Lacuna musculorum ziehend. Patientin<br />

3: 49 J., Fibrolipom (ø 20 und 11 cm) am proximalen Oberschenkel<br />

dorsal. Tumorausdehnung mit Ummauerung des N. ischiadicus infra-<br />

und subgluteal über Trochanter minor nach medial mit Durchtritt durch<br />

das Foramen obturatum.<br />

Ergebnisse: Bei allen Patienten wurde eine maximale Reduktion der Tumormasse,<br />

jedoch kein R0-Status, erreicht. Eine in toto-Resektion war<br />

in keinem der Fälle ausführbar. Makroskopisch vollständige Resektion<br />

war in 2 Fällen durch eine in-situ-Fragmentation des Tumors möglich.<br />

Bei keinem der Patienten kam es zu einer Funktionsstörung an der betroffenen<br />

Extremität. Tumorbedingte Beschwerden konnten durch den<br />

Eingriff bei allen Patienten gebessert werden.<br />

Fazit: Die Tumorzwangslage sollte präoperativ erkannt werden. Präzise<br />

Planung des Zuganges ist anhand suffizienter Bildgebung zu erfolgen.<br />

Die Erzwingung einer R0-Situation auf Kosten von Extremitätenfunktion,<br />

insbesondere bei histologisch gesicherter Benignität, sollte im Hinblick<br />

auf die zu erwartende Morbidität vermieden werden. Detaillierte<br />

Patientenaufklärung bzgl. des Tumorrestverbleibs, des Lokalrezidivrisikos<br />

sowie der Alternativen (Hüftexartikulation, Hemipelvektomie) ist<br />

unerlässlich. Bei Diskordanz der primären histologischen und bildgebenden<br />

Befunde ist eine Referenzhistologie zwingend.<br />

P50 L Komplikationen durch Injektion von synthetischen<br />

und natürlichen Ölen zur optischen Muskelvergrößerung<br />

bei bodybuildern<br />

Müller N, Liebau J<br />

Kaiserswerther Diakonie Düsseldorf<br />

Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Neben den systemisch wirkenden Steroiden zum Muskelaufbau finden<br />

in den professionellen Kreisen des Bodybuildings in den letzten 2 Jahrzehnten<br />

immer häufiger injizierbare Öle Verwendung. Hierbei handelt<br />

es sich um teils synthetische (Syntol) oder natürliche (steriles Sesamöl)<br />

Öle. Die Produkte werden subcutan oder intramuskulär zur Vergröße-<br />

90 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 90 (<strong>2010</strong>)


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

rung spezieller Muskelgruppen injiziert. In der Folge kann es zu massiven<br />

Komplikationen in Form von Abszessen, Ölzysten und Fremdkörpergranulomen<br />

kommen.<br />

Methoden: In unserer Klinik wurden in der Zeit von März bis <strong>September</strong><br />

2009 zwei Patienten mit Komplikationen nach Ölinjektion vorstellig.<br />

Ergebnisse: Bei dem ersten Fall handelt es sich um einen 38jährigen Patienten,<br />

der sich mit akuten abszedierenden Fremdkörpergranulomen an<br />

beiden Oberarmen vorstellte. Laut Anamnese hat der Patient in früheren<br />

Jahren extensives Krafttraining betrieben und im Rahmen dessen gezielt<br />

muskelschwache „Problemzonen“ mittels intramuskulären Injektionen<br />

von Sesamöl behandelt. Im Verlauf entwickelten sich im Bereich der behandelten<br />

Areale zunehmend Fremdkörpergranulome. Zum Zeitpunkt<br />

der Vorstellung fanden sich bereits perforierte Abszesse am linken Oberarm.<br />

Die Granulome wurden in unserer Klinik operativ entfernt. Bei<br />

dem zweiten Patienten handelt es sich um einen 39jährigen Patienten,<br />

der in der Vergangenheit über 13 Jahre beruflich Bodybuilding betrieben<br />

hat. Der Patient injizierte während seiner Laufbahn verschiedene Produkte,<br />

unter anderem das synthetisch hergestellte Öl Syntol, das zum<br />

gezielten optischen Muskelaufbau auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist.<br />

Die Injektionen wurden im Bereich der Arme, insbesondere aber auch<br />

im Bereich der Brust intramuskulär in den M. pectoralis und subcutan<br />

durchgeführt. Im Verlauf bildeten sich massive multiple Fremdkörpergranulome<br />

und Ölzysten, sowie erschwerend nach Beendigung des<br />

Trainings und Verlust der Muskelmasse eine Mammahypertrophie mit<br />

viertgradiger Ptose und Asymmetrie. Bei dem Patienten führten wir eine<br />

Weichteilreduktion und Frendkörperentfernung im Sinne einer Mammareduktionsplastik<br />

mit kaudal gestielten Mamillen durch.<br />

Fazit: Im Rahmen von intramuskulären und subkutanen Injektionen<br />

von synthetischen oder natürlichen Ölen zum Zwecke des optischen<br />

Muskelaufbaus kann es zu schwerwiegenden akuten und chronischen<br />

Komplikationen kommen, die teils aufwändige operative Maßnahmen<br />

erforderlich machen.<br />

P51 L Komplikationen nach Weichteilaugmentation mit<br />

flüssigem silikon und Polyacrylamid-Hydrogel<br />

Kernt B, Kunzelmann M, Deiler S<br />

Universitätsklinikum München Innenstadt<br />

Die Anwendung von Polyacrylamid-Hydrogel und flüssigem Silikon als<br />

Fillermaterial kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie Infektionen,<br />

Abszessbildungen, Fremdköpergranulomen und Fettgewebsnekrosen<br />

führen. Die vollständige Entfernung dieser Materialien geht in<br />

den meisten Fällen mit einem Formverlust der betroffenen Körperregion<br />

einher. Wir stellen den Fall einer 32jährigen Patientin vor, bei der die<br />

wiederholte Injektion von flüssigen Silikon und Polyacrylamid-Hydrogel<br />

zur Konturierung des Gesäßbereiches zu multiplen schmerzhaften<br />

subkutanen Granulomen und Fettgewebsnekrosen geführt hatte. Diese<br />

konnten nur durch mehrfache Interventionen entfernt werden und so<br />

ein akzeptables funktionelles Ergebnis erzielt werden.<br />

Methodik: Fallbericht; chirurgische Entfernung des Fremdmaterials in<br />

mehreren operativen Schritten: Liposuction, radikale Geweberesektion<br />

bis auf die Glutealmuskulatur, V.A.C.®-Therapie und Jet-Lavage. Befunddokumentation<br />

mittels MRT, intraoperativer Endoskopie zur detaillierten<br />

Darstellung der Fillermaterialien in situ, Fotodokumentation, Bakteriologie<br />

und Histopathologie.<br />

Ergebnisse: Nur durch eine radikale chirurgische Entfernung der Fillermaterialien<br />

in mehreren Operationen konnte Beschwerdefreiheit erreicht<br />

werden. Intraoperativ zeigte sich lipolytisches Gewebe mit in Bin-<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 91 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

degwebe eingemauerten Fremdköpern. Die histologische Begutachtung<br />

zeigte Silikon-Granulome und Fremdkörper-Riesenzellen. Es ergab sich<br />

kein Hinweis auf Infektion. Aufgrund der multiplen Eingriffe und der<br />

schwierigen Ausgangssituation konnte nur ein befriedigendes ästhetisches<br />

Ergebnis erzielt werden.<br />

Fazit: Dieser Fallbericht zeigt, dass flüssiges Silikon und Polyacrylamid als<br />

Fillermaterialien zu schwerwiegenden Komplikationen führen können.<br />

Nur durch mehrere operative Interventionen und vollständiger Entfernung<br />

der Fillersubstanzen konnte bei der Patientin Beschwerdefreiheit<br />

erzielt werden. Zur Formkorrektur der Gesäßregion werden weitere Eingriffe<br />

notwendig sein.<br />

P52 L Photomorphometrische Evaluation der<br />

abdominalen Narbenposition nach brustrekonstruktion<br />

mittels tRAM/DIEP und Erhebung der Zufriedenheit<br />

mittels befragung<br />

Penna V, Iblher N, Torio-Padron N, Stark GB<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Die Verwendung von abdominalem Eigengewebe (TRAM/DIEP) zur<br />

Rekonstruktion der Brust nach Ablatio mammae ist ein immer häufiger<br />

durchgeführtes plastisch-chirurgisches Verfahren. Hier ist neben<br />

dem ästhetischen Anspruch an die Brustformung auch immer mehr die<br />

Ästhetik und Positionierung der abdominalen Narbe wesentlich für die<br />

Patientinnen.<br />

Hypothese: In der vorgestellten Arbeit wurde zum einen die Narbenpositionierung<br />

abdominal evaluiert und die Zufriedenheit der Patientinnen<br />

mit der Narbe erfragt.<br />

Methode: In der vorliegenden Studie wurden postoperative Bauchaufnahmen<br />

von 50 konsekutiv durchgeführten TRAM/DIEP-Lappen bezüglich<br />

der Positionierung der Narbe standardisiert photomorphometrisch nachuntersucht.<br />

Mithilfe von Adobe Photoshop® wurde zwischen beiden Spinae<br />

iliacae anteriores superiores eine Linie gezogen. Ebenfalls wurde<br />

parallel hierzu in Höhe des Perineums eine horizontale Linie gezogen.<br />

Der Abstand zwischen beiden Linien wurde als 100 % definiert und die<br />

Position der Narbe im Skalierungsbereich ermittelt. Zusätzlich erfolgte<br />

eine Befragung der Patientinnen bezüglich Zufriedenheit mit der Narbe<br />

und der Narbenpositionierung. Ebenso wurde erfragt, ob die Bauchnarbe<br />

beim Tragen von normalen Unterhosen versteckt ist und wie wichtig<br />

den Patientinnen eine versteckte Bauchnarbe ist.<br />

Ergebnisse: Die mittlere Narbenposition lag bei einem Wert von 16,66 %<br />

(±10,36). Zwei Patientinnen hatten Narben, die über die Linie zwischen<br />

beiden Spinae gingen (Werte: –8 %, –4 %). 8 von 50 Patientinnen<br />

waren mit der Narbe aufgrund Breite und Pigmentierung unzufrieden.<br />

Lediglich 2 Patientinnen waren mit der Narbenpositionierung unzufrieden,<br />

hier war die Narbe auch nicht von der Unterhose bedeckt. Die<br />

Frage, wie wichtig es sei, dass die Narbe versteckt ist, beantworteten<br />

30 % mit sehr wichtig, 35 % mit wichtig und 35 % mit neutral. Keine<br />

der Patientin gab an, dass die nicht verdeckte Narbe wenig wichtig oder<br />

unwichtig sei.<br />

Fazit: Neben einer ästhetisch anspruchsvollen Formung der Brust ist<br />

die tiefe Positionierung der Entnahmenarbe unterhalb der Spinae und<br />

innerhalb der sogenannten Bikinizone entscheidend für die Lebensqualität<br />

und das Wohlbefinden der Patientinnen nach Brustkrebs und<br />

Brustaufbau durch Eigengewebe.<br />

91


Abstracts<br />

P53 L Organisation eines multidisziplinären<br />

Narbenzentrums<br />

Hierner R<br />

Universitätsklinikum Essen<br />

Die Behandlung posttraumatischer und elektiver Narben sowie Schwellungszusände<br />

nimmt heute an Bedeutung zu.<br />

Patienten und Methode: Seit 5/2004 besteht an unserer Klinik eine multidisziplinäre<br />

Narbensprechstunde. Im Zeitraum von 1.1.2005–31.12.2005<br />

haben wir 700 Patienten behandelt. Mitglieder unserer multidisziplinären<br />

Sprechstunde sind neben dem Patienten und dessen Familie/Angehörige,<br />

Pflegepersonal, Medizin technisches Personal (Diätassistent,<br />

Orthopädiemeister) ärztliches Personal (Dermatologie, Plastische Chirurgie,<br />

Strahlentherapie ...), Krankenkassen und gegebenenfalls fakultative<br />

Mitglieder. Je besser die einzelnen Mitglieder des Therapie Teams<br />

zusammenarbeiten, desto besser ist das Ergebnis. Der stetige Informationsaustausch<br />

innerhalb des Therapie-Teams durch Arztbriefe, Emails<br />

und/oder Telefonate ist von zentraler Bedeutung. Für eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit der Mitglieder des Therapieteams benötigt man eine<br />

„gemeinsame Sprache”. Für die Diagnostik und Dokumentation verwenden<br />

wir ein standardisiertes Diagnostik- und Dokumentationsschema<br />

„Narbe“ (Scar evaluation System/SES). Zur Diagnostik gehören Erhebung/Aktualisierung<br />

der Kenndaten, Allgemeinanamnese (einmalig),<br />

Erhebung des aktuellen extrinsischen und intrinsischen Risikoprofils<br />

(Patienten-bedingte Faktoren), klinische Untersuchungen und gezielte<br />

unterstützende apparative Untersuchungen zur Klassifikation der Narbe<br />

(Defekt-bedingte Faktoren). Das SES ist die Basis für die Erarbeitung<br />

verschiedener „clinical pathways“ („Narbenprävention“, „Narbensupression“,<br />

„Narbenkorrektur“). Für die Therapie von „inadäquaten Narben“<br />

verwenden wir ein sogennantes „integratives Therapiekonzept“,<br />

welches neben Prävention, Suppression und Korrektur von Narben eine<br />

intensive Basishauttherapie und eventuelle adjuvante Maßnahmen umfasst.<br />

Neben der Prävention (elektive Schnittführung, Nahttechniken)<br />

kommt der strukturierten postoperativen Narbentherapie die größte<br />

Bedeutung zu. Die Prinzipien der Behandlung elektiver Narben entsprechen<br />

jenen der Behandlung von Verbrennungsverletzungen. Eine<br />

adäquate Hautbasispflege, Narbenmassage und ein früher Einsatz von<br />

Silikon alleine oder in Verbindung mit Drucktherapie stellen die Grundpfeiler<br />

der Therapie dar.<br />

Ergebnisse: Mithilfe eines globalen multidisziplinären Behandlungskonzeptes,<br />

welches 6–12 Monate post operationem durchgeführt werden<br />

muss, ist es möglich deutlich bessere ästhetische und (funktionelle) Ergebnisse<br />

zu erzielen.<br />

Fazit: Durch die multidisziplinäre Behandlung von Narben und die Verteilung<br />

des flow-sheats hat sich die Aufmerksamkeit bezüglich einer<br />

verbesserten Narbenheilung an unserer Klinik deutlich erhöht. Neben<br />

der Prävention (elektive Schnittführung, Nahttechniken) kommt der<br />

strukturierten postoperativen Narbentherapie die größte Bedeutung zu.<br />

Durch konsequente Drucktherapie kann eine hypertrophe Narbenbildung<br />

deutlich vermindert werden<br />

P54 L Mögliche Rekonstruktionen nach Resektion eines<br />

Angiosarkoms am Kopf – Fallbeispiel<br />

Reba S, Schramm S, Maier M, Kreutzheide J, Hankiss J<br />

Klinikum Lippe-Lemgo<br />

Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Die Angiosarkome (AS) sind hochmaligne Tumore die von den Endothelzellen<br />

ausgehen und gehören zu den selten Formen der Weichteilsarkome.<br />

Das Durchschnittsalter der Erstdiagnose des Angiosarkoms<br />

liegt bei 65 bis 70 Jahren und wird häufiger bei Männern als bei Frauen<br />

festgestellt. Von der Lokalisation sind am meisten die oberflächlichen<br />

Weichteile und die Haut betroffen, insbesondere im Kopf-Hals-Bereich.<br />

Einteilung: Das idiopathische kutane AS ohne Lymphödem, das Lymphödem-assoziierte<br />

AS, AS der Brust, AS nach Radiatio, AS der tiefen<br />

Weichteile.<br />

Diagnostik: Klinische Untersuchung (blaurote Knoten, Blutungen,<br />

Schwellungen im Gesichtsbereich) und histologischer Nachweis.<br />

Therapie: Rechtzeitige und großzügige Resektion. Im Anschluss ist die<br />

Radiatio zu empfehlen mit palliativer Chemotherapie (antiangiogenetisches<br />

Targeting).<br />

Prognose: Sehr schlecht aufgrund des diffus-infiltrativen,diskontinuier<br />

lichen bis multifokalen Wachstums. Die 5-Jahres-Überlebensrate: 12–<br />

24 %, Median: 18–28 Monate.<br />

Methoden/Ergebnisse: Im Mai 2008 erfolgte bei einem 72jährigen Patienten<br />

eine primäre Resektion eines Hauttumors am Kopf durch die Kollegen<br />

aus der Dermatologischen Klinik mit V.a. Melanom. Es folgten 2<br />

Nachexzisionen bei histologisch gesicherten Angiosarkom. Nach dem<br />

die Resektion „im Gesunden“ histologisch bestätigt wurde, erfolgte ein<br />

Anbohren der Schädelkalotte zur Granulation, Zwecks Defektdeckung<br />

durch Spalthaut. Da keine ausreichende Granulation zu erzielen war,<br />

wurde uns der Patient erstmalig im Juli 2009 vorgestellt: 1) Der Defekt<br />

wurde mit eine freiem Latissimus dorsi Lappen (mikrochirurgischem<br />

Anschluss an die A. temporalis rechts) und Spalthauttransplantation<br />

auf den transplantierten Muskel gedeckt. Es kam zum postop. Hämatom<br />

bei diffuser Nachblutung und in Folge partielle Nekrose des freien<br />

Lat.-dorsi-Lappens. 2) Erneute Defektdeckung mit ALT-Lappenplastik<br />

von li. Oberschenkel. Strahlentherapie. 3) Am 2.3.2009 Nachresektion<br />

wg. Rezidiv eines AS an der Stirn, hier erfolgte am 13.3.2009 eine<br />

Nachresektion und die Defektdeckung durch ALT-Lappenplastik vom<br />

re. OS. In den regelmäßigen Kontrollen von März bis Sept. zeigten sich<br />

keine Auffälligen Befunde. Im Oktober 2009 wurde wg. V.a. AS-Rezidiv<br />

am Kopf links-parietal,ein MRT des Kopfes durchgeführt, welche keinen<br />

sicheren Nachweis für ein Rezidiv ergab. Es wurden kurzfristige<br />

Verlaufskontrollen durchgeführt. Am 17.12.<strong>2010</strong> konnte eine deutliche<br />

Zunahme der lividen Schwellung an der lat. Augenbraue links, in den<br />

Orbitarand auslaufend, festgestellt werden. Die MRT mit Gefäßdarstellung<br />

zeigte diesmal einen hochgradigen V.a. Rezidiv eines AS. 4) Es folgten<br />

insgesamt 4 weitere Operationen zur Resektion des AS. Am 1.3.<strong>2010</strong><br />

Deckung mit freien lat. Oberarmlappenplastik. Lange Zeitintervalle ergaben<br />

sich dadurch dass die Pathologen die Präparate zur Befundbestätigung<br />

in ein zweites Institut für Pathologie weitergeleitet hatten. Zurzeit<br />

erhält der Patient Chemotherapie sowie engmaschige Befundkontrollen.<br />

Fazit: Die AS sind hochmaligne Tumore die rechtzeitig und großzügig<br />

reseziert werden sollten.Bei freiliegender Schädelkalotte sollten die großen<br />

Weichteildefekte durch freie Lappenplastik(-en) gedeckt werden. In<br />

so einer Konstellation ist die adäquate Chirurgische Versorgung des Pat.<br />

am ehesten in einer Abteilung für Plastische Chirurgie gegeben. Im Anschluss<br />

an die Operation sollte die Radiatio und palliative Chemotherapie<br />

erfolgen, sowie Staging Untersuchungen wie Rö-Thorax, Abdomen-<br />

Sono und MRT/CT.<br />

92 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 92 (<strong>2010</strong>)


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

P55 L Algorithmus zur behandlung von Defekten im<br />

Mandibulabereich<br />

Apfolterer S, Menke H, Ruggaber M, Neubert J<br />

Klinikum Offenbach<br />

Die weitaus häufigste Ursache für Unterkieferdefekte stellen mit 90 %<br />

die Plattenepithelkarzinome, gefolgt von Osteoradionekrosen dar.<br />

Hypothese: Da Defekte der perioralen Region nicht nur mit einer massiven<br />

Einschränkung des äußeren Erscheinungsbildes einhergehen, sondern<br />

auch wichtige Funktionen wie Kauen oder Sprechen enorm stören<br />

können, ist zur Erhaltung der Lebensqualität eine adäquate Therapie<br />

unumgänglich. Es soll nachfolgend, ein Algorithmus für die Behandlung<br />

von Defekten im Mandibulabereich gefunden werden und anschließend<br />

anhand von zwei klinischen Beispielen die Komplexität der Therapie demonstriert<br />

werden.<br />

Methoden: Unser Algorithmus gliedert die perioralen Defekte in reine<br />

Weichteildefekte bzw. Kombinationsdefekte aus Weichteilen, Knochen<br />

und ggf. zusätzlich neurologischen Defekten. Zusätzlich werden die<br />

Indikation einer Neckdissektion bzw. die Notwendigkeit für eine adjuvante<br />

Strahlentherapie besprochen. Aus unserem Patientengut wurden<br />

2 Patienten mit sehr ausgeprägten perioralen Defekten ausgewählt, die<br />

hier als Fallbeispiele geschildert werden sollen.<br />

Ergebnisse: An unserer Klinik hat sich ein individuelles, graduelles Vorgehen<br />

im Sinne eines Algorithmus bewährt. Bei der Rekonstruktion<br />

nach Tumorresektion sind Einflussgrößen wie Patientenalter, AZ, Tumorstadium,<br />

sowie die Erwartungshaltung des Patienten für die Wahl<br />

des passenden operativen Vorgehens ausschlaggebend. Da oft nur eine<br />

R1-Resektion möglich ist, hat die zusätzliche adjuvante Strahlentherapie<br />

einen hohen Stellenwert. – Bei einer heute 56jährigen Frau wurde<br />

2007 ein Plattenepithel-CA des Mundbodens diagnostiziert. Nach einer<br />

durchgeführten Radiatio Anfang 2008 und mehreren auswärtigen Voroperationen,<br />

kam die Patientin mit einer chronischen Defektwunde des<br />

linken Unterkiefers von ca. 2×2 cm Größe mit Osteomyelitis im linken<br />

Unterkieferast im Mai 2009 zu uns. Nach entsprechender Vorbereitung<br />

führten wir nach sorgfältiger Nekrosektomie eine Defektdeckung mit<br />

einer musculocutanen Pectoralisperforatorlappenplastik durch. Der<br />

knöcherne Defekt wurde mit Spongiosa aufgefüllt. Der Lappen wurde so<br />

plaziert, dass die Haut enoral zu liegen kam. Die außen liegende Muskulatur<br />

wurde mit Spalthaut gedeckt. Nach wenigen Monaten entwickelte<br />

sich eine Speichelfistel, die nach vergeblichen lokalen Sanierungsversuchen<br />

durch einen Radialislappen zur Ausheilung gebracht wurde. – Bei<br />

einem heute 72jährigem Mann besteht seit 14 Jahren ein nicht therapiertes<br />

Plattenepithel-Ca. der linken Unterlippe. Im Laufe der Jahre dehnte<br />

sich der nun exulcerierende Tumor auf die linke caudale Gesichtshälfte<br />

aus. Der MKG-Chirurg führte zuerst eine ausgedehnte Resektion des Tumors<br />

unter Einschluss des Unterkiefers durch. Nach im Schnellschnitt<br />

bestätigter R0-Resektion wurde in gleicher Sitzung eine defektüberbrückende<br />

Osteosyntheseplatte eingebracht. In einer zweiten Sitzung wurde<br />

der Defekt nun mit einem mehrblättrigem Lappen aus dem Versorgungsgebiet<br />

der Arteria subscapularis gedeckt.<br />

Fazit: Die Vielzahl der Möglichkeiten zur Defektdeckung im Mandibulabereich,<br />

als auch die Komplexität ausgedehnter Fälle zeigen, wie wichtig<br />

ein standardisierter Algorithmus für ein bestmögliches Ergebnis ist. Sowohl<br />

die ausführliche präoperative Diagnostik, als auch eine, der Ausdehnung<br />

gerecht werdende, sorgfältige interdisziplinäre operative Planung<br />

sind für den postoperativen Erfolg ausschlaggebend.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 93 (<strong>2010</strong>)<br />

P56 L Intrathorakale Anwendungen von Lappenplastiken<br />

zur interdisziplinären Problemlösung<br />

Bannasch H, Penna V, Iblher N, Eisenhardt SU, Stark GB<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Abstracts<br />

Bei Patienten mit intrathorakalen Malignomen (v.a. Bronchial-Ca, Ösophagus-Ca)<br />

kommt es im Rahmen der ausgedehnten Eingriffe in Kombination<br />

mit (neo-)adjuvanten Maßnahmen gelegentlich zu Wundheilungsstörungen,<br />

die in komplizierten Fistelbildungen münden. Hierbei<br />

können plastisch-rekonstruktive Techniken in interdiziplinären Eingriffen<br />

zur Sanierung angeboten werden. In den letzten drei Jahren wurden<br />

bei insgesamt 8 Patienten (6 männl., 2 weibl.) wegen bronchialer, trachealer,<br />

ösophagealer oder tracheo-ösophagealer Fisteln 9 Lappenplastiken<br />

durchgeführt (6×Pectoralis, 1×Latissimus, 1×Rectus abdominis,<br />

1×freier Temporoparietaler Faszienlappen). Eine klinisch apparente<br />

Muskelnekrose war in keinem Fall zu verzeichnen. Eine temporäre Sanierung<br />

konnte in den meisten Fällen erzielt werden, wenngleich aufgrund<br />

der Prognose der Grunderkrankungen keine Langzeitdaten präsentiert<br />

werden können. Die o.a. „klassischen“ Muskellappenplastiken<br />

können fast jeden Defekt auch im hinteren Mediastinum spannungsfrei<br />

erreichen und stellen eine zuverlässige Hilfe für diese interdisziplinären<br />

Problemfälle dar.<br />

P57 L Axiale Vaskularisation von elektrogesponnenen<br />

PCL-/Kollagen-Nanofasern. Eine 3D-Mikro-Ct-Analyse<br />

Beier J, Klumpp D, Hess A, Arkudas A, Bitto FF, Kneser U, Horch RE<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

Die Einführung von elektrogesponnenen Nanofasern stellt eine wichtige<br />

Weiterentwicklung in verschiedenen Bereichen des Tissue Engineerings<br />

dar. Die Aussicht parallel orientierte, resorbierbare Fasermatrizes herzustellen,<br />

könnte einen viel versprechenden Ansatz für die Generierung<br />

von längsparallel organisierten Geweben wie Skelettmuskel- oder Sehnengewebe<br />

bieten. Die axiale Vaskularisation verschiedenartiger Matrizes<br />

im AV-Loop-Modell der Ratte wurde bereits beschrieben. Über die<br />

Anwendung von parallel orientierten Nanofasern in vivo sowie die axiale<br />

Vaskularisation von Nanofasern gibt es bis heute keine Untersuchungen.<br />

In dieser Studie soll die axiale Vaskularisation von neu entwickelten<br />

unorientierten und parallel orientierten, resorbierbaren Nanofasermatrizes<br />

quantitativ vergleichend charakterisiert werden.<br />

Hypothese: Biokompatible, resorbierbare Nanofasern lassen sich in vivo<br />

axial vaskularisieren. In Nanomatrizes mit paralleler Faserorientierung<br />

zeigt sich ein unterschiedliches Vaskularisationsmuster im Vergleich zu<br />

unorientiert gesponnenen Matrizes.<br />

Methoden: Es wurden insgesamt 25 Ratten in 2 Gruppen ausgwertet: in<br />

Gruppe 1 wurde eine orientierte, in Gruppe 2 eine unorientierte Nanofasermatrix<br />

zusammen mit dem vorbeschriebenem AV-Loop in einer<br />

Trennkammer implantiert. Die Entnahmezeitpunkte waren 4, 6 und 8<br />

(Gruppe 1) bzw. 4 und 8 Wochen (Gruppe 2) mit je 5 Tieren/Gruppe/<br />

Zeitpunkt. Die Herstellung der Nanofasern erfolgte nach gemeinsamer<br />

Entwicklung im Institut für Chemie, Philipps-Universität Marburg<br />

durch M. Rudisile und R. Sütterlin. Nach Explantation wurde eine<br />

Mikro-CT-Analyse mit 3D-Rekonstruktion und quantitativer Analyse<br />

beruhend auf der Segmentierung des Gefäßbaumes durchgeführt. Zusätzlich<br />

erfolgten HE-Färbungen sowie rasterelektronenmikroskopische<br />

Aufnahmen der Matrizes vor und nach Implantation.<br />

Ergebnisse: Beide Arten von Nanofasermatrizes zeigten eine dichte axiale<br />

Vaskularisation ausgehend vom AV-Loop 8 Wochen nach Implantation.<br />

Die statistische Analyse der Gefäßbäume nach 8 Wochen ergab so-<br />

93


Abstracts<br />

wohl eine signifikant höhere Anzahl von Gefäßen als auch eine höhere<br />

durchschnittliche Verzweigungshierarchie in der unorientierten Matrix.<br />

Das topographische Muster der Verteilung der aussprossenden Gefäße<br />

unterschied sich ebenfalls: während in der unorientierten Matrix im<br />

Mikro-CT nur eine geringe Anzahl von Gefäßen innerhalb der Matrix<br />

selbst und insbesondere im Zentrum des Konstrukts nachweisbar war,<br />

zeigte die parallel orientierte Matrix bereits nach 4 Wochen eine Vaskularisation<br />

auch in ihrem Zentrum. Mittels HE-Färbung konnte ebenfalls<br />

ein Einsprossen von Gefäßen im Zentrum und innerhalb der eigentlichen<br />

Matrixfasern nur in der Gruppe der orientiert gesponnenen Fasern<br />

nachgewiesen werden, lediglich durch elektronenmikroskopische<br />

Aufnahmen konnte in der Gruppe der orientierten Fasern eine wenn<br />

auch spärliche Einsprossung von Gefäßen in die Fasermatrix detektiert<br />

werden.<br />

Fazit: In dieser Studie wurde erstmalig die Vaskularisation von Nanofasern<br />

in vivo untersucht und quantitativ beschrieben. Während die<br />

Verwendung von unorierentierten Nanofasern mit einer schnelleren<br />

Vaskularisation einherzugehen scheint, kann bei Verwendung von parallel-orientiert<br />

gesponnenen Nanofasern eine gleichmäßigere Vaskularisation<br />

auch im Zentrum und innerhalb der eigentlichen Matrix erzielt<br />

werden, so dass diese Matrix eine viel versprechende Grundlage für die<br />

Anwendung im Muskel Tissue Engineering darstellt.<br />

P58 L Rekonstruktive Chirurgie bei Patienten mit<br />

ventrikulären Unterstützungssystemen (VAD) – eine<br />

interdisziplinäre Herausforderung<br />

Frerichs O, Morshuis M, Schönbrodt M, Gummert J, Fansa H<br />

Klinikum Bielefeld<br />

Ventriculare Assist Device-Systeme (VAD) werden zunehmend häufig<br />

bei Herzinsuffizienz im Endstadium eingesetzt. Trotz erheblicher Fortschritte<br />

in der Therapie und Technik kann es zu Infekten des Pumpensystems<br />

und Heilungsstörungen mit hoher Mortalität kommen. Die<br />

rekonstruktive Plastische Chirurgie kann bei der Infektsanierung und<br />

Defektdeckung einen wichtigen Beitrag leisten.<br />

Hypothese: Plastisch-chirurgische Maßnahmen bei VAD-Patienten senken<br />

die komplikationsbedingte Mortalität, und erhöhen die Wahrscheinlichkeit<br />

für eine Herztransplantation. Bei Patienten mit einer Destination-<br />

Therapie verbessern sie die Lebensqualität.<br />

Methoden: 9 Patienten mit Pumpeninfekten und Wundheilungsstörungen<br />

wurden in unserer Einrichtung operiert. In allen Fälle erfolgten Muskellappenplastiken<br />

zur Defektdeckung und/oder Infektsanierung.<br />

Ergebnisse: Keines der Systeme musste gewechselt oder entfernt werden.<br />

Bei drei Patienten traten operationspflichtige Nachblutungen auf, die<br />

erfolgreich revidiert wurden. Ein Patient hat eine persistierende mediastinale<br />

Fistel ohne systemische Infektzeichen. Bei einem Patienten wurde<br />

eine enterokutane Fistel erst nach der Defektdeckung festgestellt. 7<br />

Patienten konnten somit erfolgreich zur Ausheilung gebracht werden.<br />

Fazit: Patienten mit einem VAD-System sind ein extrem risikobehaftetes<br />

Patientenklientel mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für perioperative<br />

Komplikationen. Aus diesem Grund erfordert ihre plastisch-chirurgische<br />

Therapie ein besonders enges interdisziplinäres Vorgehen mit den Kollegen<br />

der Herzchirurgie. Durch eine erfolgreiche Defektdeckung können<br />

die Patienten früher in die ambulante Behandlung entlassen und wieder<br />

auf die Warteliste für eine Herztransplantation gesetzt werden. Aufgrund<br />

der zunehmenden Verbreitung der Systeme und einer breiteren<br />

Indikationsstellung ist in den kommenden Jahren mit einer deutlichen<br />

Fallzahlsteigerung zu rechnen.<br />

Posterpräsentationen V<br />

Freitag, 11:00–13:30 Uhr, Seminarraum 3<br />

P59 L Die einzeitige sanierung sternaler Defekte mittels<br />

modifizierter beidseitiger Pectoralislappenplastik<br />

Jungehülsing B, Tanzella U, Keck M, Cromme F, Ueberreiter K<br />

Asklepios Klinik Birkenwerder bei Berlin<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur plastischen Deckung sternaler<br />

Defekte. Eine Deckung bei Patienten nach koronarer Bypass-Operation<br />

stellt aufgrund der Tiefe der Defekte bis zum Perikard und der multiplen<br />

kardiovaskulären Begleiterkrankungen dieser Patienten eine besondere<br />

Herausforderung dar.<br />

Hypothese: Eine einzeitige Sanierung sternaler Defekte mittels modifizierter<br />

beidseitiger Pectoralislappenplastik ist eine sichere operative Methode,<br />

die eine rasche Genesung auch multimorbider Patienten ermöglicht.<br />

Methoden: Im Rahmen dieser Fallbeobachtungsstudie wurden 20 Patienten<br />

prospektiv longitudinal untersucht. Die Operation erfolgte in allen<br />

Fällen an Patienten mit Sternumdefekt und/oder Sternumosteomyelitis<br />

nach vorausgegangener koronarer Bypass-Operation. Nach chirurgischem<br />

radikalen Debridement und Jet-Lavage wird die Pars sternalis des<br />

rechten M. pectoralis major am Humerus durch einen axillären Schnitt<br />

abgelöst und unter Ligatur des Gefäßstiels komplett bis zu den medialen<br />

Perforatoren abgelöst und als „Türflügel“ umgeschlagen. Die Blutversorgung<br />

des Muskels ist über die Perforatoren gewährleistet. Bei weit nach<br />

kaudal reichendem Defekt ist ein Aufteilen des Lappens möglich. Der<br />

linke M. pectoralis wird als myokutaner Lappen bis weit nach lateral<br />

mobilisiert und mit der Gegenseite adaptiert. Zur Evaluierung des postoperativen<br />

Ergebnisses wurden die Patienten frühestens nach einem halben<br />

Jahr postoperativ zur Nachuntersuchung einbestellt. Es wurde ein<br />

standardisierter Fragebogen einschließlich des Global Impression Score<br />

erhoben.<br />

Ergebnisse: Im Zeitraum von 2004 bis 2009 wurden 25 Patienten mit Sternumdefekt<br />

nach Bypass-Operation operiert. Die Mobilisierung konnte<br />

bei allen Patienten am ersten postoperativen Tag erfolgen. Die durchschnittliche<br />

Dauer des Krankenhausaufenthalts betrug 10 Tage. Bei keinem<br />

Patienten traten bis zur ambulanten Nachuntersuchung nach 3 Monaten<br />

Wundinfektionen, alltagsrelevante oder sonstige Komplikationen<br />

auf. Die Auswertung des Fragebogens ergibt Hinweise darauf, dass sich<br />

der Zustand der Patienten und das allgemeine Wohlbefinden deutlich<br />

gebessert haben.<br />

Fazit: Der modifizierte Pectoralis-Lappen stellt ein operativ schnelles,<br />

stabiles uns sicheres Verfahren zur Deckung sternaler Defekte auch bei<br />

multimorbiden Patienten mit hohem perioperativem Risiko dar. Vorteile<br />

der medialen Gefäßversorgung liegen in einem erweiterten Deckungsbereich,<br />

mit dem auch weit distale Defekte erreicht werden können. Eine<br />

frühere Mobilisierung dieses Patientenkollektivs ist möglich.<br />

P60 L thorakomyoplastik bei Patienten<br />

ohne Latissimus dorsi<br />

Fuchs PC, Schreiner W, Autschbach R, Sirbu H, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Die Rekonstruktionstechniken in der Behandlung des chronischen<br />

Pleuraempyems sind nach einer posterolateralen Thorakotomie eingeschränkt.<br />

Im Zuge des posterioren Zuganges wird M. latissimus dorsi<br />

samt seinem vaskulären Stiel zwangsläufig durchtrennt. Wir stellen eine<br />

modifizierte Technik der Thorakomyoplastik vor, die unter Nutzung der<br />

Schultergürtelmuskulatur eine Lappenplastik unter Einschluss von Mm.<br />

94 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 94 (<strong>2010</strong>)


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

subscapularis, teres major et minor und infraspinatus bildet, den Bronchusstumpf<br />

verschließen und die Pleurahöhle obliterieren kann.<br />

Patienten und Methode: In der Zeitspanne 2002–2007 wurde die Technik<br />

bei 6 Patienten mit einem chronischen, postoperativen Pleuraempyem<br />

und broncho-pleuraler Fistel angewandt. 3 Patienten hatten ein post-<br />

TBC-Syndrom, 2 Patienten ein Postpneumektomie-Empyem und 1 Patient<br />

hatte ein parapneumonisches Empyem. In allen Fällen wurde durch<br />

die Kollegen der Thoraxchirurgie primär ein Thoraxfenster angelegt und<br />

die Empyemhöhle über 3 Monate offen behandelt. Im Rahmen der lokalen<br />

Thorakoplastik wurden im Durchschnitt 5±2 Rippen reseziert.<br />

Dieser Resektion folgte die Myoplastik mittels M. infraspinatus, teres<br />

major et minor und subscapularis. Der subscapularis wurde hierbei zum<br />

Verschluss der Bronchusfistel genutzt.<br />

Ergebnisse: Alle Patienten waren Männer, das mittlere Alter betrug<br />

68±5,7 Jahre. Die Morbiditäts- und Letalitätsraten lagen bei 25 % und<br />

0 %. Die postoperativen Komplikationen wurden in erster Linie durch<br />

respiratorische Insuffizienz infolge der Atelektasenbildung, Pneumonie<br />

sowie eine Nachblutung bedingt. Der stationäre Aufenthalt dauerte<br />

15±7,6 Tage. Postoperativ wurden keine Empyemrezidive beobachtet.<br />

Ein Patient ist infolge eines sekundären Tumorleidens verstorben. Die<br />

Einschränkungen der Schulterfunktion waren mit einem Abduktionsdefizit<br />

von 15±10 Grad nur gering.<br />

Diskussion: Die Techniken der Thorakoplastik sind vielfältig. Die im<br />

Rahmen der posterolateralen Thorakotomie durchtrennten Muskeln<br />

(latissimus, serratus) sind nur bedingt zur Myoplastik verwendbar. Die<br />

Schultergürtelmuskulatur stellt unter Erhalt der Funktionalität im betroffenen<br />

Schultergelenk eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen<br />

Myoplastik mit gleichzeitigem Verschluss der Bronchusfistel dar.<br />

P61 L Prognosefaktoren und chirurgische sanierbarkeit<br />

einer sternumosteomyelitis nach kardiochirurgischen<br />

Eingriffen<br />

Hellmich S, Kolbenschlag J, Lehnhardt M, Megerle K<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Entwicklung einer Sternumosteomyelitis oder einer sternalen<br />

Wundheilungsstörung nach kardio-chirurgischen Eingriffen ist mit einer<br />

Inzidenz von 1 bis 4 % insgesamt eine seltene Komplikation mit hoher<br />

Mortalität. Das Patientenprofil stellt aufgrund der Grunderkrankungen<br />

sowie der manifesten Infektion (häufig mit Problemkeimen) in unmittelbarer<br />

topographischer Beziehung zu Pleura und Perikard eine besondere<br />

Herausforderung dar. Ziel dieser Arbeit war es, Prognosefaktoren für<br />

die chirurgische Sanierbarkeit dieser Problemwunden zu identifizieren.<br />

Material und Methoden: In den Jahren 2000 bis 2008 wurden uns 98 Patienten<br />

(39 Frauen; 59 Männer) zur Thoraxwandrekonstruktion nach<br />

kardio-chirurgischen Eingriffen vorgestellt, im Mittel 50 Tage nach dem<br />

Primäreingriff. Dieser war bei 80 Patienten ein Gefäßersatz bei KHK sowie<br />

Klappenersatz bei 18 Patienten. Das durchschnittliche Alter betrug<br />

67 (31–86) Jahre, dabei stieg der Altersdurchschnitt von 62 Jahren im<br />

Jahr 2000 auf über 70 Jahre in den Jahren 2007 und 2008. Der postoperative<br />

Verlauf wurde bei 89 Patienten nach einer mittleren Nachbeobachtungsdauer<br />

von 48 Monaten analysiert.<br />

Ergebnisse: Wir führten in 63 Fällen eine gestielte und in 26 Fällen eine<br />

freie Lappenplastik zur Defektdeckung durch. Die Durchführung eines<br />

freien Gewebetransfers unterlag einer strengen Indikationsstellung.<br />

32 Patienten verstarben durchschnittlich 69 Wochen nach Entlassung<br />

bzw. Verlegung aus unserer Klinik, davon zwei Drittel (21) innerhalb<br />

des ersten Jahres nach plastischer Deckung. Trotz des komplexen Rekonstruktionsverfahrens<br />

betrug die perioperative Mortalität in unserer<br />

Abteilung nur 6 % (5/89). Bei 80 Prozent der überlebenden Patienten<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 95 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

konnte ein dauerhafter Verschluss der Thoraxwand erreicht werden.<br />

Die untersuchten nicht kardialen Nebendiagnosen standen in keinem<br />

statistisch signifikanten Zusammenhang mit dem Überleben der Patienten<br />

oder dem Erfolg der plastischen Deckung. Eine fehlende chirurgische<br />

Sanierbarkeit der Weichteile wie bei länger freiliegendem Perikard<br />

oder exponierter Pleura war mit einer erhöhten Mortalität assoziiert.<br />

Fazit: Mit den plastischen Rekonstruktionsmöglichkeiten gelingt es oft,<br />

die chronische Osteomyelitis zur Ausheilung zu bringen. Dennoch sind<br />

die Eingriffe auch nach primär erfolgreicher Lappendeckung mit einer<br />

hohen Mortalität assoziiert. Die Identifikation weiterer Prognosefaktoren<br />

ist notwendig um die Selektion der Patienten zu verbessern, die von<br />

einer plastischen Deckung profitieren.<br />

P62 L sternumrekonstruktion: Zwei erfolgreiche<br />

techniken mit ersten Langzeitergebnissen<br />

Sultan M, Hidayat M, Nerlich M, Gehmert S, Prantl L<br />

Universitätsklinikum Regensburg<br />

Die Sternotomie stellt eine der häufigsten Zugänge bei Operationen am<br />

offenen Herzen da. Postoperative Infektionen des Sternums bedingen<br />

häufig eine partielle oder komplette Resektion, in deren Folge es zu einer<br />

Instabilität der vorderen Thoraxwand kommt.<br />

Hypothese: Um eine gute Stabilität der vorderen Thoraxwand nach Sternumresektion<br />

zu erreichen, kann ein osteokutaner Paraskapularlappen<br />

oder/und eine transversale, winkelstabile Plattenosteosynthese in Abhängigkeit<br />

der Defektgröße verwendet werden.<br />

Methoden: Wir behandelten 6 Patienten bei partieller oder kompletter<br />

Sternumresektion nach Osteomyelitis mit a) einer winkelstabilen Plattenosteosynthese<br />

die im Bereich der Rippen verankert wurde (n=3)<br />

oder/und b) einem osteokutanen Paraskapular-Lappen (n=3). Mittels<br />

dynamischer, kontrastverstärkter Sonographie wurde die Perfusion der<br />

Lappenplastiken im zeitlichen Verlauf beobachtet. Außerdem wurde die<br />

Computertomographie (CT) eingesetzt, um die Stabilität der voderen<br />

Thoraxwand beurteilen zu können (i.e. Lockerungzeichen der Plattenosteosynthese,<br />

Einheilung des vaskularisierten Knochenspans). Die<br />

Patienten wurden über einen Zeitraum von 3 Jahren nach erfolgreicher<br />

Operation beobachtet.<br />

Ergebnisse: Postoperativ konnte eine Stabilisierung der vorderen Thoraxwand<br />

in allen 6 Patienten erreicht werden, jedoch verstarb ein Patient<br />

im Rahmen seiner kardialen Grunderkrankung. In der dynamisch, kontrastverstärkten<br />

Sonographie fanden sich regelrechte Gefäßverhältnisse<br />

in den 3 osteokutanen Lappenplastiken. Im CT zeigten sich keine Lockerungen<br />

des Osteosynthesematerials, sowie eine regelrechte Einheilung<br />

der ossären Späne ohne Zeichen einer Knochenresorption.<br />

Fazit: Die transversale, winkelstabile Plattenosteosynthese bietet eine<br />

einfache Stabilisierung des Thorax bei partieller Sternumresektion mit<br />

guten Langzeitergebnissen. Bei kompletter Sternumresektion oder größeren<br />

Wunddehiszenzen kann der osteokutane Paraskapularlappen eingesetzt<br />

werden. Dabei ist eine schrittweise Entfernung der fixierenden<br />

osteosynthetischen Materialien ohne Verlust der Thoraxstabilität möglich.<br />

P63 L therapiekonzept der Infektsanierung<br />

bei chronischer sternumosteomyelitis<br />

Stütz N, Lang A, Busch K<br />

Malteser Krankenhaus Bonn<br />

Die Inzidenz der Sternumosteomyelitis nach kardiochirurgischen Eingriffen<br />

wird in der Literatur mit bis zu 1 % angegeben. Hierbei ist die<br />

Sternumosteomyelitis für den Patienten potentiell lebensbedrohlich<br />

95


Abstracts<br />

und stellt eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität dar. Die<br />

an unserer Klinik standardmäßig durchgeführten Therapie der Infektsanierung<br />

bei mehrfach voroperierten Sternumosteomyelitiden mittels<br />

Infektexzision und Defektdeckung durch verschiedene Muskellappenplastik<br />

wurde im Hinblick auf Patientenzufriedenheit, mögliche Muskeldislokationen,<br />

Infektrezidiv nachuntersucht. In der ersten operativen<br />

Sitzung erfolgte das Debridement mit subtotaler Sternektomie inklusive<br />

der Rippenansätze und in einer zweiten Sitzung ein erneutes Debridement<br />

und die endgültige plastische Defektdeckung mittels ein- oder<br />

beidseitigem M. pectoralis-, gestieltem M. latissimus dorsi Lappen oder<br />

unter Verwendung des M. rectus abdominis (VRAM) Lappen. Die Daten<br />

wurden mittels retrospektiver Analyse der Vorgeschichte und Verläufe<br />

von 20 Patienten, die in unserer Klinik wegen einer Sternumosteomyelitis<br />

therapiert wurden anhand von Aktenrecherche und Patienten- und<br />

Nachbehandlerbefragung gesammelt. Es erfolgte eine klinische Nachuntersuchung<br />

und Photodokumentation. Das Alter der Patienten lag im<br />

Mittel bei 66 Jahren. Die Zeitspanne zwischen auslösendem Ereignis für<br />

die Osteomyelitis und endgültiger operativer Versorgung nach zwei- bis<br />

maximal drei Eingriffen bei uns betrug im durchschnittlich 266 Tage.<br />

Das Keimspektrum war breit mit einem Überwiegen von Staph. aureus<br />

und epidermidis. Die Defektdeckung erfolgte durch gestielte M. pectoralis<br />

major Lappenplastiken (90 % bilateral), VRAM (bei noch vorhandener<br />

A. mammaria interna) oder durch einen gestielten M. latissimus<br />

dorsi Lappen. Die stationäre Aufenthaltsdauer lag durchschnittlich bei<br />

20 Tagen. Bei ca. 20 % der Patienten kam es zu einer Wundheilungsstörung,<br />

Teilnekrosen oder zur und Fistelung. Die Risikofaktoren Diabetes<br />

mellitus, COPD und Z.n. mammaria interna Bypass beeinflussten den<br />

Heilverlauf negativ. Essentiell für den Behandlungserfolg ist das radikale<br />

Wunddebridement ohne Rücksicht auf die entstehenden Defekte. Die<br />

M. pectoralis Lappenplastik sollte als Therapie der ersten Wahl bei Sternumosteomyelitis<br />

aufgrund der hoher Zuverlässigkeit und Reichweite<br />

gelten. Teilweise war diese Lappenplastik aufgrund des chronischen<br />

Verlaufes und entsprechender Voroperationen nicht möglich. In diesen<br />

Fällen ist der M. latissimus dorsi Lappen oder der VRAM-Alternativverfahren.<br />

Aufgrund der Multimorbidität des Patientengutes bleibt die Therapie<br />

anspruchsvoll und sollte deshalb und unter Berücksichtigung der<br />

DRG-Aspekte frühzeitig in ein Plastisch-Chirurgisches Zentrum verlegt<br />

werden. Diese Maßnahme führt zu einer deutlich früheren Rehabilitation<br />

der Patienten und damit zu einer signifikanten Kostenreduzierung.<br />

P64 L Der extendierte A.-ulnaris-Perforator-Lappen zur<br />

Defektdeckung in der distalen Hohlhand<br />

Drakotos D, Sinis N, Cheikh-Alfraij M, Götte O, Blazek J, Zahran-Höynck N, Bruck JC<br />

Martin-Luther-Krankenhaus Berlin<br />

Ein 52 jähriger Patient stellte sich mit einem Hautweichteildefekt in der<br />

re. Hohlhand im Verlauf des II. und III. Strahls vor. Der Defekt war auf<br />

ein infektiöses Ereignis nach Dupuytren-Operation zurückzuführen.<br />

Wir führten ein Debridement durch, bei dem zusätzlich aufgrund eines<br />

lytischen Geschehens die oberflächliche Beugesehne des Zeigefingers resiziert<br />

wurde. Der Defekt betrug nach dem Debridement ca. 3×4 cm<br />

in der Hohlhand und erstreckte sich vom distalen Karpaltunnel bis hin<br />

zu den Zwischenfingerfalten der Finger II und III. Wir entschlossen<br />

uns dazu einen extendierten A. ulnaris-Perforatorlappen zur Deckung<br />

zu nutzen. Der Lappen wurde hierbei entgegen der in der Literatur<br />

beschriebenen Grenzen bis über den hälftigen Unterarm in der Länge<br />

geplant und anschließend in den Defekt geschwenkt. Am 1. postoperativen<br />

Tag wurde der Patient erneut revidiert, um ein Hämatom unter dem<br />

Lappen auszuräumen. Daraufhin kam es zu einem komplikationslosen<br />

Verlauf und der Patient wurde am 14. postop. Tag aus der stationären Behandlung<br />

entlassen. 14 Wochen postoperativ wurde der Patient erneut<br />

Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

aufgrund einer verbliebenen Bewegungsstörung im Zeigefinger operiert,<br />

indem die oberflächliche Beugesehne vom Ringfinger auf den Zeigefinger<br />

zur Augmentation gesetzt wurde. Zusätzlich wurde ein Narbenzug<br />

in der Hohlhand gelöst und durch einen ulnarseitigen Insellappen vom<br />

Zeigefingergrundglied gedeckt. Fünf Monate postoperative sind die Narbenverhältnisse<br />

reizlos und weich, wobei der Patient weiterhin intensiv<br />

aufgrund von Restbewegungsstörungen in den Langfingern beübt wird.<br />

Insgesamt bietet der extendierte A. ulnaris-Perforator-Lappen eine gute<br />

Möglichkeit zur Defektdeckung auch weit distal gelegener Defekte in<br />

der Hohlhand.<br />

P65 L behandlung eines CRPs typ II am N. ulnaris mit<br />

einem 6 cm langem transplantat aus der V. saphena magna<br />

Sinis N, Drakotos D, Götte O, Cheikh-Alfraij M, Blazek J, Zahran-Höynck N, Bruck JC<br />

Martin-Luther-Krankenhaus Berlin<br />

Ein 78jähriger Patient, der bei einem niedergelassenen Orthopäden am<br />

Kubitaltunnelsyndrom operiert wurde, stellt sich 16 Monate nach diesem<br />

Eingriff mit persisitierenden Beschwerden in unserer Klinik vor. Er<br />

gab darüber hinaus an, dass die Schmerzen sich nach dem Eingriff potentiert<br />

hätten und mittlerweile im Sinne einer Kausalgie bis in den kleinen<br />

Finger zogen. Wir stellten die Arbeitsdiagnose eines CRPS II. Nach<br />

elektrophysiologischer Abklärung wurde ein Persistenz eines Kubitaltunnelsyndroms<br />

beschrieben mit vorhandenem Latenzsprung. Außerdem<br />

war der Nerv mit einem positiven Hoffmann-Tinnel-Zeichen über<br />

dem Epicondylus humeri ulnaris zu tasten (nach Vorverlagerung durch<br />

den vorbehandelnden Orthopäden). Der Patient gab ein Schmerzniveau<br />

in Ruhe von 8 an (auf der VAS mit 0 – keine Schmerzen, 10 – maximale<br />

Schmerzen). Unter Belastung lagen die Schmerzen bei <strong>10.</strong> Zahlreiche<br />

medikamentöse Ansätze seien erfolglos angewandt worden (Neurontin,<br />

Novalgin, Ibuprofen, etc.). Der Patient wurde nochmals in unserem Hause<br />

revidiert. Dabei kam eine massive Verwachsung des Nervs in eine<br />

ca. 3×4 cm große Narbenplatte zum Vorschein. Weiterhin lag dies Narbenplatte<br />

direkt auf dem Epikondylus humeri ulnaris vor, wo der Nerv<br />

adhärent war. Nach ausgiebiger Neurolyse wurde ein ca. 6 cm langes<br />

Segment aus der V. saphena magna entnommen, mit Kochsalz gespühlt<br />

und dann längs eröffnet. Anschließend wurde das Gewebe von innen<br />

nach außen gedreht und in fortlaufender Technik mit einem Faden 9-0<br />

um den Nerv genäht. Dabei wurde die Vene so um den Nerven vernäht,<br />

dass hier kein Kompression auf den Nerv einwirkt. Anschließend wurde<br />

die Vene weiter nach radial auf die Fossa cubiti hin mobilisiert und dort<br />

mitsamt des Nerven ebenfalls mit 9-0 gesichert. Abschließend wurde ein<br />

lokaler Fettlappen subcutan präpariert, der ebenfalls über das gesamte<br />

Segment gelegt und mit 5-0 Vicryl fixiert wurde. Der Patient gab unmittelbar<br />

nach der OP eine Beschwerdebesserung an. Der Arm wurde<br />

für 10 Tage in einer Oberarmgipsschiene ruhiggestellt. Nach Abnahme<br />

der Schiene zeigte sich allerdings am 13. postoperativen Tag eine lokale<br />

Rötung und Schwellung im Nahtbereich, die unter konservativen Maßnahmen<br />

rückläufig war. Unterdessen zeigte sich mit dieser Lokalreation<br />

eine erneute Verschlechterung der Beschwerden, die allerdings ebenfalls<br />

abklangen, als der lokale Befund besser wurde. 5 Monate postoperativ<br />

gibt der Patient keinen Ruheschmerz mehr an, wobei er weiterhin über<br />

Belastungsschmerzen angibt (VAS 4). Die lokale Umhüllung eines Nerven<br />

mit einer Vene stellt eine nützliche chirurgische Option zur Behandlung<br />

eines CRPS Typ II dar.<br />

96 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 96 (<strong>2010</strong>)


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

P66 L Ergebnisse von Replantationen<br />

der oberen Extremität<br />

Hollenberg S, Choi C, Remmel E, Cedidi CC<br />

Klinikum Mitte Bremen<br />

Makroreplantationen sind nicht häufig und eine große Herausforderung.<br />

Nicht nur die initiale Operation, auch das weitere Management sind von<br />

entscheidender Bedeutung über den Erfolg oder Misserfolg.<br />

Hypothese: Wir untersuchen die Ergebnisse unserer Makroreplantationen<br />

von 2005–20<strong>10.</strong><br />

Methoden: Von 2005 bis <strong>2010</strong> wurden 4 Makroreplantationen und 2 Mittelhandreplantationen<br />

an unserer Klinik durchgeführt. Wir berichten<br />

über unserer Ergebnisse bei 4 Männern und einer Frau die eine Amputationsverletzung<br />

erlitten haben.<br />

Ergebnisse: 5 Replantationen waren erfolgreich, ein Unterarm musste<br />

nach 2 Wochen amputiert werden. Alle bis auf einen Patienten brauchten<br />

mehrere Eingriffe um die entstandenen Hautweichteildefekte zu decken.<br />

Hierbei wurden zweimal ein freier Latissimus-dorsi-Lappen und<br />

bei einem Patienten zwei Leistenlappen durchgeführt.<br />

Fazit: Die Makroreplantation ist eine große Herausforderung für jeden<br />

Mikrochirurgen. Eine frühzeitige Deckung mit freiem Gewebetransfer<br />

ist manchmal notwendig. Aufwendige Replantationen mit nachfolgenden<br />

Rekonstruktionseingriffen können sehr gute funktionelle Ergebnisse<br />

und eine hohe Patientenzufriedenheit erreichen.<br />

P67 L timing der posttraumatischen Weichteilrekonstruktion<br />

mittels freier Lappenplastiken an<br />

der oberen Extremität. Eine Analyse von 41 Fällen<br />

Klinkenberg M, Lehnhardt M, Megerle K<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Bereits einfachere Traumata können wegen des dünnen Weichteilmantels<br />

zu lappenpflichtigen Defekten im Bereich von Hand und Unterarm<br />

führen. Aufgrund der Vielzahl lokaler und gestielter Alternativen sind<br />

freie Lappenplastiken jedoch nur selten erforderlich.<br />

Hypothese: Im Unterschied zu Defekten des Unterschenkels existieren<br />

zum Timing der Lappendeckung der oberen Extremität kaum Daten.<br />

Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, den Zusammenhang zwischen<br />

dem Intervall der Lappendeckung und nachfolgenden Komplikationen<br />

zu untersuchen.<br />

Methoden: Im Zeitraum zwischen 1997 und 2007 wurden an unserer Klinik<br />

über 700 frei Lappenplastiken durchgeführt. In einer retrospektiven<br />

Aktenanalyse konnten 41 Patienten (12 Frauen, 29 Männer, mittleres<br />

Alter 42 Jahre) mit 45 freien Gewebetransfers bei isoliertem, akutem<br />

posttraumatischem Defekt an Unterarmen oder Händen identifiziert<br />

werden. Transplantiert wurden dabei vorallem faszio-kutane Scapular-<br />

und Parascapularlappen sowie faszio-muskuläre Serratuslappen. Das<br />

Intervall zwischen Unfall und definitiver Deckung wurde, neben gerinnungsrelevanten<br />

prä-operativen Laborparametern, mit allen im Verlauf<br />

auftretenden intra- und postoperativen Komplikationen korreliert.<br />

Ergebnisse: Das Intervall zwischen Unfall und definitiver Deckung betrug<br />

im Schnitt 14 (0–50 Tage). Grund für eine mögliche verzögerte Deckung<br />

war in erster Linie die späte Zuweisung der Patienten nach durchschnittlich<br />

6 Tagen. Von den 45 Lappenplastiken zeigten 36 eine vollständige<br />

und 4 eine teilweise Einheilung. 5 Lappenplastiken gingen verloren. Insgesamt<br />

waren 21 Revisionseingriffe notwendig. Bei Patienten, bei denen<br />

die definitive Deckung erst nach 7 Tagen erfolgte, waren im Vergleich<br />

zu einer rascheren Lappendeckung doppelt so viele Revisionseingriffe<br />

notwendig. Dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 97 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

(p


Abstracts<br />

Fazit: Entsprechend eines modernen, biopsychosozialen Rehabilitationskonzepts<br />

ist es nicht zeitgemäß, ausschließlich somatische Aspekte als<br />

Rehabilitations-Outcome zu berücksichtigen, auch psychische Variablen<br />

sollten Beachtung finden. Ein patientenorientiertes Vorgehen und ein<br />

verstärkter Einbezug handverletzter Patienten in alle Aspekte ihrer eigenen<br />

Behandlung sind vorteilhaft und effektiv.<br />

P69 L Der gestielte M. serratus anterior Wrap<br />

Around Flap als therapieoption beim posttraumatischen<br />

axillären Neurom und bei schweren neuropathischen<br />

axillären schmerzen<br />

Jaminet P, Werdin F, Manoli T, Sinis N, Schaller H-E<br />

BG Unfallklinik Tübingen<br />

Der freie M.-serratus-anterior-Faszienlappen ist ein zuverlässiger Lappen<br />

zur Deckung von Weichteildefekten im Bereich des Handrückens<br />

und des Fußrückens.<br />

Hypothese: Kann der gestielte M.-serratus-anterior-Lappen als zuverlässige<br />

Therapieoption beim posttraumatischen axillären Neurom und bei<br />

schweren neuropathischen axillären Schmerzen gelten?<br />

Methoden: Wir beschreiben den Verlauf einer Patientin mit schweren neuropathischen<br />

Schmerzen nach Resektion eines axillären Weichteilsarkoms<br />

und den Verlauf eines Patienten mit extremen Stumpfschmerzen<br />

verursacht durch ein axilläres Neurom nach unsachgemäßer Oberarmamputation<br />

im Kosovo-Krieg. Im ersten Fall wurde der gestielte M.-serratus-anterior-Faszienlappen<br />

gehoben und vollständig um den vernarbten<br />

medialen Plexusfaszikel gewickelt. Im zweiten Fall wurden alle Plexusstümpfe<br />

nach Neuromresektion durch einen gestielten M.-serratus-anterior-Faszienlappen<br />

umhüllt. Die prä- und postoperativen Schmerzen<br />

wurden anhand einer numerischen Schmerzskala (0 Punkte=keine<br />

Schmerzen; 10 Punkte=extreme Schmerzen) erfasst. Die Schmerzquantifizierung<br />

erfolgte präoperativ und 3 Monate postoperativ.<br />

Ergebnisse: In beiden Fällen zeigte sich postoperativ eine drastische<br />

Schmerzreduktion von 9 auf 3 Punkte sowie von 8 auf 2 Punkte. Die<br />

Wundheilung erfolgte regelrecht, Komplikationen traten nicht auf.<br />

Fazit: Der gestielte M. serratus anterior Wrap Around Flap ist eine zuverlässige<br />

Therapieoption beim axillären Neurom und bei schweren neuropathischen<br />

axillären Schmerzen.<br />

P70 L Case of combined thenar and hypothenar hammer<br />

syndrome. Case report and brief review of the literature<br />

Koulaxouzidis G, Kalash Z, Zajonc H, Stark GB, Bannasch H<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Acute or chronic arterial thrombose and/or aneurysm formation due to<br />

repetitive blunt trauma to the palm of the hand is a rare occupational<br />

vascular disease. In most of the cases it affects the ulnar artery and its<br />

superficial branch after exiting Guyon’s canal. Repetitive crush of the<br />

superficial branch of the ulnar artery is pathogenic and the unique anatomy<br />

of the superficial branch of the ulnar artery laying next to the hook<br />

of hamate is causative. In rare cases it may affect the superficial palmar<br />

branch of the radial artery, called thenar hammer syndrome. To our<br />

knowledge the combination of thenar and hypothenar hammer syndrome<br />

is an absolute rarity and the total number of published cases is six.<br />

Hypothenar hammer syndrome (HHS) and thenar hammer syndrome<br />

(THS) are occupational diseases in workers using the hand as a hammer,<br />

like, car mechanics, carpenters and machinists. Patients typically<br />

present with Raynaud phenomenon or complain about ischemic pain,<br />

cold intolerance or cyanosis. The gold standard in diagnosis is the angio-<br />

graphy. Surgical or conservative treatment can be performed successfully.<br />

Avoidance of the pathogenic activities is a cornerstone of long-term<br />

management. In this article we present a case of combined thenar and<br />

hypothenar hammer and a brief review of the literature.<br />

P71 L Mikrochirurgische Rekonstruktion des Nagels<br />

mit dem short-Pedicle Vascularized Nail Flap – Ergebnisse<br />

in 13 Fällen<br />

Leclère F-M, Mordon S, Schoofs M<br />

Universitätsklinikum Lille, Frankreich<br />

Diese Studie stellt die Ergebnisse der Rekonstruktion des Fingernagels<br />

mit dem mikrochirurgischen Short-pedicle vascularized nail flap dar, wobei<br />

speziell auf die chirurgische Technik und die klinischen Ergebnisse<br />

unter Berücksichtigung der Ästhetik eingegangen werden sollte.<br />

Material und Methoden: In einer retrospektiven Studie konnten 13 mikrochirurgische<br />

Transplantationen von Zehennagelkomplexen nachuntersucht<br />

werden. Es handelte sich um 9 Männer und 4 Frauen mit einem<br />

Durchschnittsalter von 20 (2–38) Jahren zum Zeitpunkt der Operation.<br />

Ergebnisse: Ätiologisch lagen 10 Defekte nach Trauma und dreimal nach<br />

Tumor vor, die mittlere Nachuntersuchungszeit betrug 13 (2 bis 23) Jahre.<br />

Es trat eine Teilnekrose (von ca. 50 %) auf, so dass die Erfolgsrate bei<br />

92 % lag. Bezüglich des ästhetischen Ergebnisses am Nagel betrug der<br />

Foucher-Score durchschnittlich 15,4 Punkte.<br />

Fazit: Obwohl die Nagelrekonstruktion nicht selten mit Komplikationen<br />

und bescheidenen Aussichten auf eine ästhetische Verbesserung assoziiert<br />

wird, zeigt diese Studie, dass eine mikrochirurgische Rekonstruktion<br />

ein gutes Ergebnis bei reduziertem Operationstrauma erreichen kann.<br />

P72 L Einfluss von spinnenseide auf das<br />

tissue engineering von sehnengewebe<br />

Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Coger V, Hillmer A, Jahn S, Kasper C, Kuhbier J, Schinner S, Allmeling C, Reimers K, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Sehnendefekte gehören zu den Problemfeldern der Chirurgie. Bei<br />

schwerwiegenden Defekten der Hand wird dabei meist eine autologe<br />

Transplantation der Plantarissehne vorgenommen. Als alternative<br />

Möglichkeit soll durch das Tissue Engineering transplantierbares Sehnengewebe<br />

erzeugt werden, das sowohl den Hebedefekt gering hält, als<br />

auch bei einem prinzipiellen Mangel an Spendergewebe einsetzbar ist.<br />

Die biologische Beanspruchung stellt besondere Anforderungen an das<br />

verwendete Matrixmaterial, es können dabei verschiedene synthetische<br />

Materialieneingesetzt werden (z.B. Polyhydroxyalkanoate, Polyglykolsäure<br />

mit Dacron oder Leeds-keio). Als biologische Materialien werden<br />

meist Kollagene verwendet, die eine hohe biologische Verträglichkeit zeigen,<br />

jedoch eine mangelnde Primärstabilität aufweisen.<br />

Hypothese: In einem Sehnenkonstrukt basierend auf Kollagen und adipose<br />

tissue derived stem sells (ASC) soll durch native Spinnenseide eine<br />

stabilitäts- und differenzierungsfördernde Faserstruktur vorgegeben<br />

werden.<br />

Material und Methoden: Ratten Schwanz Type I Kollagen Gel (20 mg/ml)<br />

wurde mit ASC (106 U/ml Gel) in 1×18 cm Glassröhrchen gegossen.<br />

Teilweise wurden die Gele mit spezifisch angeordneten Spinnenseidenkegeln<br />

(5×50 Fäden) verstärkt. Nach zwei Wochen Vorkultur wurden<br />

die Sehnenkonstrukte unter mechanischer Stimulation (1 cm Dehnung,<br />

0,25 Hz) mechanisch stimuliert. Die Auswertung erfolgte mittels LIVE/<br />

DEAD Färbung und histologisch.<br />

Ergebnisse: In der makroskopischen Beobachtung kam es in allen besiedelten<br />

Konstrukten zu einer massiven Schrumpfung um ca. 60 %. Zu-<br />

98 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 98 (<strong>2010</strong>)


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

sätzlich kam es zu einer opaken Verdichtung der Matrix. Unbesiedelte<br />

Konstrukte bleiben dagegen unverändert. Die Zellen bleiben in allen<br />

Konstrukten bis zu 30 Tagen vital, die Konstrukte mit Spinnenseide<br />

zeigten aber auch ohne mechanische Stimulation eine deutliche Ausrichtung<br />

der Zellen. Diese Ausrichtung konnte auch in der histologischen<br />

Auswertung bestätigt werden.<br />

Fazit: Die Verstärkung der Kollagengele durch eine vorgegebene Faserstruktur<br />

durch native Spinnenseide ermöglichte eine verbesserte Vororientierung<br />

der Zellen entlang der Stimulationsachse. Die mechanische<br />

Reizung im Bioreaktor konnte so besser umgesetzt werden. Eine Integration<br />

von Spinnenseide führt zu einer Verstärkung in vitro erzeugter<br />

Sehnen, die in zukünftigen Studien in vivo getestet werden sollen.<br />

P73 L Rekonstruktion von Weichteildefekte der ersten<br />

dorsalen Zwischenfingerfalte mit azellulärem Dermisersatz<br />

Kloeters O, Daigeler A, Ryssel H, Lehnhardt M, Kim JYS<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Die Rekonstruktion von Weichteildefekten der Hand nach onkologischer<br />

Resektion von Hautmalignomen stellen ein Problem für den Plastisch-Rekonstruktiven<br />

Chirurgen dar. Ein primärer Wundverschluss ist<br />

oft aufgrund der Defektgröße nicht möglich. Einzeitige Verfahren unter<br />

Verwendung lokaler oder ggf. freier Lappenplastiken verbieten sich in<br />

der Regel bis durch den Pathologen die R0-Resektion bestätigt wurde.<br />

Die Folge sind schmerzhafte und tägliche Verbandswechsel mit der Gefahr<br />

einer zunehmenden Keimbesiedelung der Wunde. Des Weiteren ist<br />

die Rekonstruktion der ersten dorsalen Zwischenfingerfalte i.d.R. auf<br />

Spalthaut-/Vollhauttransplantationen beschränkt mit der Gefahr funktioneller<br />

Einschränkungen durch Schrumpfung und Kontraktur des<br />

Transplantats.<br />

Hypothese: Die Verwendung von azellulärem Dermisersatz hat in den<br />

letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen und führt über<br />

eine biomechanische Dermis-Augmentation zu geringerer Kontrakturneigung<br />

nach definitivem Oberflächenverschluss durch z.B. Spalthauttransplantation.<br />

In dieser Studie verwendeten wir azelluläre Dermis zur<br />

Weichteildeckung von Defekten nach Resektion von Hautmalignomen<br />

der ersten dorsalen Zwischenfingerfalte mit der Absicht: 1) Verbandswechsel<br />

bis zur histopathologischen Freigabe zu vermeiden und 2) ein<br />

transplantationsfähiges Wundbett zu schaffen, welches durch den erhöhten<br />

Dermisanteil die Wahrscheinlichkeit sekundärer Kontrakturen<br />

in diesem funktionell relevanten Bereich der Hand deutlich reduziert.<br />

Methoden: Die Weichteildefekte von 2 Patienten (11×5 und 5×4 cm)<br />

wurden in einem ersten Schritt temporär mit azellulärer Dermis gedeckt.<br />

Nach Bestätigung der R0-Resektionssituation erfolgte die nicht-gemeshte<br />

Spalthauttransplantation auf das bereits granulierende Wundbett.<br />

Ergebnisse: Das Outcome wurde anhand regelmäßiger klinischer Untersuchungen<br />

und durch den DASH-Score bewertet. 6 Monate postoperativ<br />

zeigte sich weiterhin eine regelrechte abgeschlossene Wundheilungssituation<br />

mit sehr gutem kosmetischem Ergebnis ohne Nachweis eines Tumorrezidivs.<br />

Es bestanden keine klinischen Zeichen einer Kontraktur<br />

der ersten Zwischenfingerfalte. Das Ergebnis des DASH-Scores betrug<br />

im Durchschnitt 20,5.<br />

Fazit: Unsere Beobachtungen unterstützen den Einsatz von azellulärem<br />

Dermisersatz zur Behandlung von Weichteildefekten des Handrückens.<br />

Dies gilt insbesondere für funktionell relevante Regionen der Hand wie<br />

z.B. der ersten dorsalen Zwischenfingerfalte.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 99 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

P74 L Extremitätenerhalt durch osteokutane<br />

„Emergency free fibula”-Lappenplastik bei subtotaler<br />

Handamputation beidseits – Ein Fallbericht<br />

Hernekamp J-F, Ryssel H, Germann G, Engel H<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Subtotale Amputationsverletzungen der oberen Extremität sind aufgrund<br />

des Verletzungsausmaßes und der drohenden Funktionsverluste<br />

eine große Herausforderung für die rekonstruktive Chirurgie.<br />

Hypothese: Der Erhalt auch schwerverletzter Extremitäten ist für das alltägliche<br />

Leben der Patienten im Verlauf essentiell und somit ein hohes<br />

Ziel der modernen rekonstruktiven Chirurgie. Hierzu sind unter genauer<br />

Abwägung des zu erwartenden funktionellen Ergebnisse auch aufwendige<br />

einzeitige rekonstruktive Eingriffe gerechtfertigt.<br />

Methode: Wir berichten über den klinischen Fall einer beidseitigen subtotalen<br />

Handamputation eines 48-jährigen Betonarbeiters, dem durch<br />

die parallele notfallmäßige operative Versorgung beider Hände unter<br />

Verwendung einer „Emergency free fibula“-Lappenplastik beide Hände<br />

erhalten werden konnte. Auf der linken Seite verblieb ein streckseitiger<br />

Weichteilmantel mit offener Radiusmehrfragmentfraktur und multiplen<br />

Frakturen der Handwurzelknochen. Rechts bestand der beugeseitige<br />

Weichteilmantel bei distaler Radius-Ulnatrümmerfraktur und kompletter<br />

Destruktion der proximalen Handwurzelreihe. Der Patient wurde<br />

direkt mit zwei parallelen OP-Teams bilateral operiert. Hierbei wurde<br />

rechts nach kompletter Entfernung der proximalen Handwurzelreihe<br />

eine Handgelenksarthrodese unter Verwendung einer freien osteocutanen<br />

Fibulalappenplastik von links durchgeführt. Links wurde die Resektion<br />

von Os pisiforme, Os triquetrum und des gesamten Ulnakopfes<br />

notwendig, anschließend die Osteosynthese mittels Radiusplatte und Fixateur<br />

externe als Vorbereitung einer Handgelenksarthrodese durchgeführt.<br />

Rechts wurde später eine Re-Arthrodese notwendig, nachdem sich<br />

nach Plattenbruch an der distalen Osteosynthese der Lappenplastik eine<br />

Pseudarthrose entwickelte hatte. Zusätzlich kam es im Verlauf zu einem<br />

Plattenbruch der proximalen Osteosynthese rechtsseitig, sowie linksseitig<br />

zu einer subtotalen Handgelenksluxation, so dass abermals eine<br />

operative Revision notwendig wurde. Es wurde linksseitig eine komplette<br />

Handgelenksarthrodese mit Beckenkamm und Charité-Spongiosa<br />

durchgeführt, rechtsseitig durch abermals paralleles operatives Vorgehen<br />

eine Re-Osteosynthese proximal der Fibulalappenplastik versucht. Nach<br />

achtwöchiger Ruhigstellung in Unterarmgipsen beidseits erfolgte dann<br />

erneut die intensive physiotherapeutische Beübung im Rahmen einer<br />

weiteren KSR in domo.<br />

Ergebnisse: Der Patient kann heute nach erfolgreichem Erhalt beider<br />

Hände weiterhin mit rechts Schreiben und mit beiden Händen einfache<br />

funktionelle Tätigkeiten (Greifen und Halten) ausführen. Er ist aktuell<br />

nur in geringem Maße auf fremde Hilfe angewiesen und weitgehend<br />

selbständig im Verrichten alltäglicher Dinge.<br />

Fazit: Der aufgeführte Fall zeigt, dass die aufwendige Rekonstruktion<br />

bei subtotalen Amputationsverletzungen der oberen Extremität unter<br />

Berücksichtigung des zu erwartenden funktionellen Outcomes ein erstrebendwertes<br />

Ziel ist. Die komplexe und langwierige chirurgische Therapie<br />

wird durch das erhaltene funktionelle Endergebnis gerechtfertigt,<br />

wobei die Versorgung aufgrund des hohen personellen, zeitlichen und<br />

finanziellen Aufwandes Versorgungszentren mit entsprechender Expertise<br />

vorbehalten bleiben wird.<br />

99


Abstracts<br />

P75 L schwerwiegende Handischämie mit<br />

konsekutiven Fingernekrosen nach Feuerquallenstich<br />

Geomelas M, Grabs R, Kersten Ch, Chatzopoulos P, Mallinger P, Ghods M<br />

Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam<br />

Feuerquallenstiche sind nicht selten. Viele verlaufen harmlos, aber<br />

manchmal können sehr ernste Komplikationen für den menschlichen<br />

Körper als Folge entstehen. In der Literatur weltweit sind vereinzelt<br />

fulminante Komplikationen nach Feuerquallenstichen, unter anderem<br />

auch Todesfälle, beschrieben worden.<br />

Hypothese: Durch die verschiedenen Mediatoren, die das Gift der Qualle<br />

enthält, kann es zu einem Gefäßspasmus mit thrombotischem Verschluss<br />

kommen.<br />

Methode: Wir stellen einen Fall vor, an dem es zu gravierenden Fingernekrosen<br />

als Folge einer Vergiftung durch eine Feuerqualle gekommen ist.<br />

Die Patientin wurde in Malaysia von einer Feuerqualle am linken proximalen<br />

Unterarm gestochen. Nach anfänglicher Schwellung kam es nach<br />

zwei Tagen zu Schmerzen und lividen Verfärbungen distal an den Digiti<br />

I, II und III und zu Nekrosen an der Kontaktstelle. Die Patientin stellte<br />

sich dann im dortigen Krankenhaus vor und wurde auf die Intensivstation<br />

aufgenommen. Bei Aufnahme waren die Pulse über die Art. radialis<br />

und brachialis nicht palpabel, dopplersonographisch jedoch detektierbar.<br />

Es wurde sofort eine Thrombolyse mittels Streptokinase durchgeführt.<br />

Antihistaminika und Antibiotika wurden verabreicht und die Patientin<br />

wurde vollheparinisiert. Vier Tage nach der Aufnahme traten vesikuläre<br />

Läsionen palmar an allen Fingern auf. Es erfolgte ein chirurgisches Débridement<br />

und die Applikation von Silbersulfadiazin. Nach Beendigung<br />

der thrombolytischen Therapie wurde die Patientin auf Antikoagulantien<br />

eingestellt (Warfarin). Es kam progredient zu lividen Verfärbungen<br />

und Nekrosen an allen Fingern der linken Hand.<br />

Ergebnisse: Drei Wochen nach dem initialen Quallenkontakt wurde die<br />

Patientin auf Ihren ausdrücklichen Wunsch aus der Klinik in Malaysia<br />

in unsere Klinik verlegt. Bei Aufnahme zeigten sich Nekrosen an den<br />

Mittel- und Endphalangen der Digiti II, III und IV und an den Endphalangen<br />

der Digiti I und V sowie Läsionen an der ganzen Hand. Alle Finger<br />

waren in vollständiger Streckstellung versteift. Eine diagnostische<br />

Angiographie wurde sofort veranlasst und zeigte Verschlüsse der Art.<br />

digitales palmares propriae et dorsales ab der Mitte der Grundphalangen<br />

an allen Fingern. Eine Therapie mit Prostavasin i.v., Vollheparinisierung,<br />

ASS und Plavix per os wurde eingeleitet und eine intensivierte<br />

Physiotherapie unter Sympathikolyse durch Plexuskatheter an der Hand<br />

durchgeführt. Die Fingerrekonstruktion erfolgte nach Demarkierung<br />

der Nekrosen zweizeitig. In der ersten Phase wurde eine Nekrektomie<br />

und Grenzzonenamputation sowie eine anschließende Behandlung mit<br />

okklusiver semipermeabler Folie an allen Fingern durchgeführt. In der<br />

zweiten Phase erfolgte dann eine Deckung der Defekte mittels Spalthaut<br />

und Dermisersatz (Matriderm) an den Digiti IV und V und mittels Verschiebelappenplastik<br />

an dem Digitus III. Die restlichen Finger wurden<br />

weiter mit Folie behandelt. Das Ergebnis war für die Patientin zufriedenstellend.<br />

Fazit: Beim Eintrefen in unsere Klinik waren schon schwere Schäden entstanden.<br />

Feuerquallenstiche können durch ihre Toxizität sehr ernsthafte<br />

Komplikationen hervorrufen. Eine prompte thrombolytische Therapie,<br />

Sympathikolyse und die Applikation von Vasodilatatoren ist indiziert.<br />

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Chirurgie, Angiologie<br />

und der interventionellen Radiologie sollte für ein besseres Outcome<br />

angestrebt werden.<br />

Posterpräsentationen VI<br />

Freitag, 14:30–16:00 Uhr, Seminarraum 3<br />

P76 L Fingermittelgelenkersatz durch silikonspacer<br />

– bedingen postoperativ nachgewiesene radiologische<br />

Veränderungen einen Funktionsverlust?<br />

Stahlenbrecher A, Hoch J<br />

Schön-Klinik Neustadt i. H.<br />

Der Ersatz des Fingermittelgelenkes bei degenerativer, posttraumatischer<br />

oder rheumatischer Arthrose durch einen Silikon-Platzhalter hat sich bewährt.<br />

Nicht selten treten im weiteren Verlauf Schmerzen, Schwellungen<br />

und Bewegungseinschränkungen des operierten Gelenkes auf, das dann<br />

einer radiologischen Untersuchung zugeführt wird. Ziel der vorliegenden<br />

Untersuchung ist eine Überprüfung der Art, Häufigkeit und Relevanz der<br />

vielfältigen diagnostizierten radiologischen Veränderungen hinsichtlich<br />

ihrer Bedeutung für die Gelenkfunktion und einer eventuellen therapeutischen<br />

Konsequenz. Zwischen 1990 und 2007 wurden bei 54 Patienten<br />

67 Mittelgelenke durch einen Silikonplatzhalter ersetzt. 43 Patienten mit<br />

53 Gelenken konnten retrospektiv nach 6–144 Monaten, im Mittel nach<br />

34 Monaten klinisch und radiologisch nachuntersucht werden. Hier fanden<br />

sich im postoperativen Verlauf bzw. zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung<br />

in 52 % Exostosenbildungen und heterotope Ossifikationen, bei 31<br />

% Prothesensinterungen und bei 33 % periprothetischen Sklerosierungen.<br />

Diese Veränderungen zeigten allerdings keinen signifikanten Zusammenhang<br />

zu Schmerzen oder verminderter Beweglichkeit des operierten<br />

Gelenkes. Prothesenluxationen, Implantatbrüche (21 % aller Fälle) und<br />

brückenbildende Ossifikationen führten dagegen zu einem relevanten<br />

Funktionsverlust. Aus diesem Grund ist bei einer postoperativ auftretenden<br />

Bewegungsverminderung eine radiologische Diagnostik indiziert, um<br />

insbesondere äußerlich okkulte Veränderungen der Prothese und ihrer<br />

Lage zu erkennen. Dem häufigen Nachweis periprothetischer und periartikulärer<br />

Ossifikationen ist in unserem Patientengut dagegen eine nur<br />

untergeordnete Bedeutung für die Gelenkfunktion zuzuschreiben.<br />

P77 L Unsere ersten 30 ALt-Lappen im Klinikum<br />

Ernst von bergmann in Potsdam<br />

Kersten C, Ghods M<br />

Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam<br />

Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Im gibt es seit 18 Monaten unsere Klinik für Plastische Chirurgie. Wir<br />

möchten unsere ersten 30 freien, anterolateralen Oberschenkellappen<br />

(ALT) vorstellen. Nach der Erstbeschreibung 1984 durch Y. G.<br />

Song breitete sich der ALT-Lappen rasch im asiatischen Raum aus. In<br />

Deutschland fand er zunächst nur wenig Einsatz, wobei seine Bedeutung<br />

während der letzten Jahre stetig steigt. In unserer Klinik macht er<br />

bisher ein Drittel der freien Lappenplastiken aus.<br />

Hypothese: Der fasziokutane Lappen kann durch seine Form, die variable<br />

Größe und den langen Gefäßstiel vielseitig in der rekonstruktiven plastischen<br />

Chirurgie eingesetzt werden.<br />

Methoden: Bei den 30 Rekonstruktionen mit einem ALT-Lappen die<br />

jüngste Patientin 9 Jahre alt, die älteste 88 Jahre. Dabei wurden vorwiegend<br />

Defekte nach Frakturen mit Weichteilverletzungen, nach ausgedehnten<br />

Tumorresektionen oder Infekten gedeckt. Diese erstreckten<br />

sich vom Kopf-/Halsbereich bis zum Fußrücken zur Rekonstruktion von<br />

Zungen, Achillessehnen und Mammae. Die Lappengröße variierte von<br />

7×5 cm bis 25×15 cm. Die OP-Zeiten erstreckten sich zwischen 2,36<br />

und 10,32 Stunden, wobei die längeren OP-Zeiten auch ausgedehnte Tu-<br />

100 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 100 (<strong>2010</strong>)


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

morresektionen oder Osteosynthese beinhalten. Die Anastomosen dauerten<br />

zwischen 40 und 80 Minuten. Neben der Arterie wurden in den<br />

meisten Fällen 2 Venen anastomosiert.<br />

Ergebnisse: Die Ergebnisse waren insgesamt sehr gut. Zum Teil monatelang<br />

offene Wunden konnten endgültig verschlossen werden. Ein<br />

Brustaufbau mit Eigengewebe konnte mit gutem ästhetischen Ergebnis<br />

durchgeführt werden bei fehlenden sonst üblichen Rekonstruktionsmöglichkeiten.<br />

Bei den Achillessehnenrekonstruktionen durch die mitgenommene<br />

Faszie konnten gute funktionelle Ergebnisse erzielt werden.<br />

Nur einer der 30 Lappen musste innerhalb der ersten 24 Stunden<br />

revidiert werden und konnte nicht gerettet werden. In 3 erfolgte eine<br />

operative Revision nach 2 Wochen zur Hämatomausräumung und Lappenkorrektur.<br />

Die Hebestelle konnte in allen Fällen primär verschlossen<br />

werden. In 2 Fällen kam es zu einer Wundheilungsstörung an der Entnahmestelle<br />

die sekundär abheilte.<br />

Fazit: Durch die sichere Deckung durch einen ALT-Lappen können lange<br />

Krankheitsverläufe deutlich abgekürzt werden. Die Operation ist durch<br />

die sichere Anatomie und den geringen Hebedefekt mit nur wenigen<br />

Komplikationen durchführbar. Aufgrund seiner vielseitigen Einsetzbarkeit<br />

kann er für Rekonstruktionen von Kopf bis Fuß eingesetzt werden<br />

und wird zu einem unserer am häufigsten eingesetzten freien Lappen.<br />

Durch die zunehmende Routine verkürzen sich die OP-Zeiten. Weiterhin<br />

ist für die meisten Empfängerregionen keine Umlagerung erforderlich<br />

und man kann in 2 Teams arbeiten was ebenfalls eine Zeitersparnis<br />

mit sich bringt.<br />

P78 L Gerinnungsparameter als Instrument zur<br />

Diagnose von thromboembolischen Ereignissen bei<br />

mikrovaskulären Lappenplastiken<br />

Piatkowski A, Ulrich D, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Mikrochirurgische Lappenplastiken stellen einen ausgedehnten Eingriff<br />

dar, der den Gerinnungsmechanismus insbesondere perioperativ aktiviert.<br />

Durch die verstärkte Aktivierung der Gerinnung kann es zu einem<br />

hyperkoagulativen Status kommen, der zu einem Verlust des Transplantats<br />

führen kann. Die frühzeitige Erkennung eines perioperativen<br />

hyperkoagulativen Status könnte zu einer Verbesserung der Erfolgsrate<br />

bei mikrovaskulären Lappenplastiken führen.<br />

Hypothese: Perioperative Veränderungen der Gerinnungskaskade und/oder<br />

der Thrombozytenzahlen können auf einen hyperkoagulativen Status und<br />

somit auf eine eventuelle Thrombose des Transplantats hinweisen.<br />

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden 30 Patienten,<br />

die mikrovaskuläre Lappenplastiken erhielten, eingeschlossen. Präoperativ,<br />

intraoperativ sowie zu neun weiteren definierten Zeitpunkten erfolgten<br />

Blutentnahmen innerhalb der ersten fünf postoperativen Tage.<br />

Es wurden Standardlaborwerte wie Thrombozytenzahl, pTT, Quick<br />

und INR erhoben sowie weitere Parameter wie D-Dimere, AT III und<br />

Thrombinzeit. Bei 4 Lappenplastiken erfolgte eine operative Revision<br />

aufgrund einer venösen Stase oder aufgrund einer mikrozirkulatorischen<br />

Problematik.<br />

Ergebnisse: Patienten, die eine steigende Thrombozytenzahl postoperativ<br />

aufwiesen hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen komplikationslosen<br />

Verlauf, als Patienten, die eine fallende Thrombozytenzahl<br />

postoperativ aufwiesen. Bei Patienten, die eine Reduktion der Thrombozytenzahl<br />

um 50 % des Ausgangswertes oder eine Senkung der Thrombozytenzahl<br />

um größer als 80 G/l aufwiesen kam es zu einem Verlust<br />

der Lappenplastik. Es konnte kein HIT-Syndrom nachgewiesen werden.<br />

Eine Erhöhung der D-Dimere postoperativ auf Werte über 2500 µg/l war<br />

ebenfalls bei Patienten mit Lappenverlust auszumachen.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 101 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

Fazit: Es ist davon auszugehen, dass die Thrombozytenzahl einen indirekten<br />

Hinweis auf die Formierung einer venösen Thrombose bei mikrovaskulären<br />

Lappenplastiken geben kann. Die präoperative Erkennung<br />

eines hyperkoagulativen Status kann zu einer Verbesserung der Erfolgsrate<br />

bei mikrovaskulären Lappenplastiken führen.<br />

P79 L Die Verwendung der Vena epigastrica inferior als<br />

Veneninterponat – Ein salvage-Verfahren zur behandlung<br />

der venösen stauung des DIEP-Lappens<br />

Momeni A, Ho O, Davis D, Lee GK<br />

Stanford University Medical Center, Palo Alto, CA, USA<br />

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die mikrovaskuläre autologe<br />

Mammarekonstruktion nach Mastektomie als Goldstandard durchgesetzt.<br />

Zweifelsfrei erfüllt hierbei das Weichteilgewebe der unteren Bauchwand<br />

nicht nur hinsichtlich Quantität sondern auch Qualität des Gewebes die<br />

Voraussetzungen einer idealen Spenderregion. Während das Hauptaugenmerk<br />

zu Beginn der Einführung autologer Rekonstruktionsverfahren auf<br />

das Überleben der Gewebstransplantate gerichtet war, hat sich der Fokus<br />

nunmehr auf die mit diesen Verfahren verbundene Hebedefektmorbidität<br />

verlagert. Parallel hierzu ist die Entwicklung der Perforatorlappen zu<br />

beobachten. Obgleich die Datenlage hinsichtlich der Bauchwandmorbidität<br />

zwischen DIEP- und MS-2-TRAM-Lappen weiterhin umstritten ist,<br />

ist der DIEP-Lappen der am häufigsten durchgeführte Perforatorlappen<br />

zur Mammarekonstruktion. Als Nachteile werden jedoch die komplexere<br />

Präparation sowie die höhere Rate von Fettgewebsnekrosen angeführt.<br />

Eine gefürchtete Komplikation ist die venöse Stauung des Lappens, welcher<br />

der unverzüglichen Intervention bedarf. Wir stellen den Fall einer<br />

57jährigen Patientin vor, bei welcher die intraoperative venösen Stauung<br />

des gesamten DIEP-Lappens beobachtet wurde. Die Untersuchung des<br />

Lappenstiels sowie der V. epigastrica superficialis zeigte, dass die venöse<br />

Drainage des Lappen nahezu ausschließlich über das oberflächliche<br />

Venensystem erfolgte. Als Salvage-Verfahren verwendeten wir daher erfolgreich<br />

die V. epigastrica inferior als Veneninterponat, um die Drainage<br />

über das oberflächliche System zu ermöglichen. Es soll sicherlich nicht<br />

die Verwendung der V. epigastrica inferior als Veneninterponat in allen<br />

Fällen der venösen Stase des DIEP-Lappens propagiert werden. Es ist jedoch<br />

ratsam den Lappenstiel zu inspizieren, um den Beitrag des tiefen<br />

Abflusssystems abzuschätzen. Bei vernachlässigbarem Anteil kann bei<br />

Anwendung der vorgestellten Technik zusätzliche Morbidität, wie die<br />

Entnahme von fernen Veneninterponaten vermieden werden.<br />

P80 L Koagulieren oder Klippen? Untersuchungen zur<br />

Gefäßkoagulation am Lappenstielgefäß<br />

Ottomann C, Neudeck A, Ring A, Bruck JC<br />

Universitätsklinikum Lübeck, Martin-Luther-Krankenhaus Berlin<br />

Bei der Lappenhebung sowohl gestielter als auch freier Lappen entscheidet<br />

bei der bipolaren Diathermie der Abstand zum ernährenden Lappenstielgefäß<br />

über einen möglichen Intimaschaden, der in einer Verwirbelung<br />

und damit konsekutiver Durchblutungsstörung des Lappens resultiert.<br />

Hypothese: Abhängig von dem Gefäßdurchmesser der vom Lappenstielgefäß<br />

abgehenden Gefäße, dem Abstand zum Lappenstielgefäß und von<br />

der Impedanz der bipolaren Diathermie kommt es zu einem Intimaschaden<br />

des den Lappen ernährenden Stielgefäßes.<br />

Methode: Bei insgesamt 10 Ratten wurden pro Tier insgesamt acht Gefäßabgänge<br />

in bestimmten Abständen von der Aorta bzw. Vena cava als<br />

Lappenstielgefäßanalogon koaguliert. Pro Ratte wurden somit 16 Gefäßabgänge<br />

mittels bipolarer Diathermie (A. + V. coeliaca, A. + V. mesen-<br />

101


Abstracts<br />

terica sup., A. + V. renalis dexter + sinister, A. + V. iliolumbalis dexter<br />

+ sinister, A. + V. iliaca communis) mit verschiedenen Impedanzstufen<br />

(1000–2000 mΩ) und Abständen (1, 2 und 3 mm) koaguliert. Die bipolare<br />

Diathermie erfolgte bei vollständig erhaltenem Kreislauf während der<br />

Gasinhalationsnarkose, da davon auszgehen ist, das das vorbeiströmende<br />

Blut Wärme abtransportiert und so den möglichen Intimaschaden<br />

beeinflusst. Aufgrund der unterschiedlichen Gefäßdurchmesser der abgehenden<br />

Gefäße konnte bei der Versuchsauswertung eine Korrelation<br />

zwischen dem Gefäßdurchmesser des koagulierten Gefäßes und der bei<br />

der Diathermie angewendeten Impendanz untersucht werden.<br />

Ergebnisse: Insgesamt resultierten 160 Präparate, die durch histopathologische<br />

Untersuchung (Längseinbettung, HE und Elastica-van-Gieson<br />

Färbung) aufbereitet werden, um einen Intimaschaden zu verifizieren.<br />

Es erfolgte die histopathologische Fotodokumentation. Unabhängig von<br />

den verschiedenen Gefäßdurchmessern, den Abständen und den Impedanzstufen<br />

zeigte sich in 43 % der Präparate ein Intimaschaden.<br />

Fazit: Um einen Intimaschaden bei der Präparation des Lappenstielgefäßes<br />

auszuschließen sollte auf die bipolare Diathermie zur Koagulation<br />

abgehender Gefäße verzichtet werden.<br />

P81 L Messung des blutdurchflusses nach mikrovaskulärer<br />

Venen-Anastomose mittels 1,9 µm-Dioden-Laser<br />

durch Magnetresonanztomographie<br />

Leclère F-M, Schoofs M, Auger F, Gohritz A, Benchaa T, Buys B, Germain M, Martinot V, Mordon SR<br />

Universitätsklinikum Lille, Frankreich<br />

Die Mikrochirurgie bietet komplexe Techniken, um kleinste Blutgefäße<br />

miteinander zu verbinden und so große Gewebeblöcke transplantieren<br />

zu können. Hierbei bleibt die venöse Anastomose eines der Hauptprobleme,<br />

weil mit dem niedrigen Blutdurchfluss ein hohes Risiko für venöse<br />

Stauung und Thrombose verbunden ist.<br />

Ziel: Das Ziel dieser Studie war es, den Blutdurchfluss nach Laser-assistierter<br />

mikrovaskulärer Anastomose (LAMA) von Venen mit dem 1,9<br />

µm-Dioden-Laser zu objektivieren und mit der konventionellen Venen-<br />

Anastomose zu vergleichen.<br />

Material und Methoden: Eine LAMA wurde an 10 Venae jugulares von Wistar-Ratten<br />

durchgeführt, zunächst 2 Annäherungsnähte und anschließend<br />

eine standardisierte Laserverschweißung der Gefäßlumina (λ: 1,9<br />

µm – Leistung: 110 mW). Zum Vergleich erfolgten 10 konventionelle<br />

Venen-Anastomosen. Für beide Gruppen dienten die nicht operierten<br />

Venae jugulares der Gegenseite als Kontrollgruppe. Mittels Flow-MRT<br />

wurde eine anatomische Sequenz, eine angiographische Sequenz und<br />

eine Fluss-Sequenz 1 Tag nach der Operation und dann nach 1, 4 und 8<br />

Wochen gemessen.<br />

Ergebnisse: Die Durchgängigkeit der Venen-Anastomosen betrug zum<br />

Zeitpunkt der Operation 100 %. Die durchschnittliche Klemm-Zeit lag<br />

bei 7,9 min in der LAMA-Gruppe und bei 11,4 min in der Gruppe nach<br />

konventioneller Naht. In der angiographischen Sequenz zeigten sich<br />

während der gesamten Studie keine Aneurysmen in beiden Gruppen.<br />

Am 1. postoperativen Tag lag der Verlust an Blutdurchfluss in der LA-<br />

MA-Gruppe bei 7 % und nach konventioneller Naht bei 22 %. Nach 1,<br />

4 and 8 Wochen war die Abnahme in letzterer Gruppe stets größer als in<br />

der LAMA-Gruppe – mit 34 %, 38 % und 41 % verglichen mit nur 12<br />

%, 15 % und 16 % nach Laser-Anastomose. Zudem wurden 3 Thrombosen<br />

nach konventioneller Venen-Anastomose nach 1 (n=2) und 3<br />

Monaten (n=1) beobachtet.<br />

Fazit: Wie die Flow-MRI-Untersuchung zeigte, stellt die Venen-Anastomose<br />

mit dem 1,9 µm-Dioden-Laser eine zuverlässige und reproduzierbare<br />

Technik dar, die hinsichtlich des Blutdurchflusses gegenüber der<br />

konventionellen Nahttechnik vorteilhaft zu sein scheint.<br />

P82 L Genexpressionsanalysen an freiem humanen<br />

Muskellappen unter Ischämie und Reperfusion<br />

Dragu A, Schnürer S, Kneser U, Horch RE<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

Der mikrochirurgische Transfer freier myokutaner Lappen ist eine<br />

Standardtechnik in der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie<br />

geworden. Trotz enormer Fortschritte durch verbesserte chirurgische<br />

Techniken kommt es immer noch zu Lappenverlusten. Ein grundlegendes<br />

Verständnis der molekularen Prozesse, die im Lappengewebe noch<br />

während der Operation und insbesondere während der Ischämie- und<br />

Reperfusionsphase ausgelöst werden, ist dafür unverzichtbar.<br />

Hypothese: Ischämie und Reperfusion während der Operation führen in<br />

freien Muskellappen zur veränderten Expression proapoptotischer und<br />

proinflammatorischer Gene, welche letztendlich zu Schädigung oder sogar<br />

zum Verlust des Lappens führen können.<br />

Methoden: Diese Studie schloss 11 Patienten ein, welche einen Weichteildefekt<br />

besaßen, der durch einen freien Muskellappen gedeckt werden<br />

musste. Bei allen Patienten wurde intraoperativ Muskelgewebe vom<br />

freien Lappen gewonnen. Die erste Probe wurde in Normoxie (I) vor<br />

Einleitung der Ischämiephase entnommen, eine weitere nach maximaler<br />

Ischämie (II) und eine letzte Probe wurde nach erfolgter Reperfusion<br />

(III) entnommen. Diese Proben wurden im Anschluss unter Verwendung<br />

von DNA-Microarray, Real-Time-quantitative PCR und Immunhistochemie<br />

analysiert.<br />

Ergebnisse: Durch Analyse der DNA-Microarrays konnten viele signifikant<br />

differentiell exprimierte Gene identifiziert werden. Der Vergleich von Ischämie<br />

(II) gegen Normoxie (I) erbrachte 13 Gene und von Reperfusion<br />

(III) gegen Ischämie (II) 19 Gene. Im Vergleich von Reperfusion (III) zu<br />

Normoxie (I) ergaben sich 100 differentiell exprimierte Gene. Die Ergebnisse<br />

der DNA-Microarrays konnten für 4 ausgewählte Gene (CASP-8,<br />

IL-8, PLAUR und S100A) durch Real-Time PCR bestätigt werden.<br />

Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Ischämie und anschließende<br />

Reperfusion Veränderungen der Genexpression in menschlichen<br />

freien Muskellappen bewirken. Die Gene CASP-8, IL-8, PLAUR und<br />

S100A8 scheinen in diesem Kontext von großer Bedeutung. Auf Proteinebene<br />

konnten wir diese Ergebnisse nicht bestätigen. Schlussendlich<br />

entsprechen diese Ergebnisse somit der klinischen Erfahrung des Chirurgen,<br />

dass Ischämiezeiten bis 90 Minuten nicht ausreichend sind um<br />

pathophysiologische Prozesse in Gang zu setzen, welche in letzter Konsequenz<br />

zum Lappenverlust führen. Es scheint so zu sein, dass erst wenn<br />

inflammatorische und proapopototische Proteine tatsächlich exprimiert<br />

werden, es zu Schädigungen des transplantierten Gewebes kommt, welche<br />

dann einem Lappenverlust wahrscheinlich machen.<br />

P83 L Wirkung von rekombinantem Growth and<br />

Differentiation Factor 5 (rhGDF-5) auf die Regeneration<br />

nach peripherer Nervenschädigung im Rattenmodell<br />

Ofer N, Sachs Ch, Sedigh Salakdeh M, Germann G, Lehnhardt M<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Hypothese: Verletzungen peripherer Nerven gehören zu den häufigsten<br />

Diagnosen in einem Zentrum für Hand-, Plastische und Rekonstruktive<br />

Chirurgie. Trotz modernen mikrochirurgischen Nahttechniken und/<br />

oder primärer Rekonstruktion durch autologe Nerventransplantation<br />

ist damit für die Patienten häufig eine lange Phase bis zur Restitutio ad<br />

integrum verbunden, die in Abhängigkeit von Alter und Befund nicht<br />

immer eintritt. Ziel dieser Studie ist, den Einfluss von rhGDF-5, einem<br />

Cytokin aus der Gruppe der Bone Morphogenetic Proteins (BMPs) und<br />

102 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 102 (<strong>2010</strong>)


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

der Superfamilie der Transforming Growth Factors (TGF-β), auf die<br />

Regenerationsfähigkeit des peripheren Nervensystems zu untersuchen.<br />

RhGDF-5 werden neben osteogenen auch angio- und neurogene Eigenschaften<br />

zugeschrieben.<br />

Methoden: Im Rattenmodell erfolgte am N. ischiadicus die mikrochirurgische<br />

epineurale Naht nach scharfer Durchtrennung (Gruppe A und<br />

B, je n=9), sowie die Transplantation eines syngenen Nerveninterponats<br />

nach Nerventeilresektion (Gruppe C und D, je n=9). Zusätzlich<br />

zur Naht wurde Fibrinkleber appliziert. In den Gruppen A und C wurde<br />

lokal rhGDF-5 in einer Dosierung von 2 µg angewandt. Der Untersuchungszeitraum<br />

lag in den Gruppen A und B bei 7 Wochen, in C und<br />

D bei 10 Wochen. Die Nervenregeneration wurde anhand funktioneller<br />

(Rotarod, Ganganalyse mit Sciatic Functional Index = SFI, Electronicvon-Frey-Anaesthesiometer,<br />

Muskelgewicht), histologischer (Anzahl<br />

geschädigter Nervenfasern) und histomorphometrischer (Anzahl und<br />

Durchmesser der Axone, Myelinscheiden und Muskelfasern sowie Bestimmung<br />

der G-ratio) Parameter evaluiert.<br />

Ergebnisse: Gruppe C zeigt signifikant weniger geschädigte Nervenfasern<br />

als die entsprechende Kontrollgruppe D (p


Abstracts<br />

keinerlei positiven Effekt, die Stoffwechselaktivität sinkt in allen Versuchsdurchgängen<br />

unter den Ausgangwert. Bei Raumtemperatur und<br />

bei 4°C kann keines der Medien eine Erhöhung des Zellüberlebens im<br />

Vergleich zur isotonen Kochsalzlösung erreichen.<br />

Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass durch eine Modifikation der Lagerungsbedingungen<br />

eine Verbesserung der Schwann-Zell-Vitalität in<br />

vitro erreicht werden kann. Hier stellt sich die Frage, ob durch die<br />

Transplantation von vitaleren Schwann-Zellen zum Zeitpunkt der Nerventransplantation<br />

ein funktionell besseres Ergebnis mit verbesserter<br />

Regeneration und verminderter Neurombildung auch in vivo erzielen<br />

lässt. Inwieweit sich die In-vitro-Versuche in vivo bestätigen lassen soll<br />

in folgenden Experimenten im Nagermodell gezeigt werden.<br />

P86 L Die Wirkung von Rho-Inhibition und IL-10 auf die<br />

Regenerationsfähigkeit des peripheren Nervensystems<br />

Sakalidou M, Stark GB, Aktories K, Penna V<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Das End-zu-Seit-Modell ist ein etabliertes Modell, das sowohl klinisch<br />

als auch experimentell genützt wird. Wesentlicher Vorteil dieses Modells<br />

ist, dass die Regeneration im Vergleich zum End-zu-End Modell weniger<br />

ausgeprägt ist, weswegen therapeutische Unterschiede nach Applikation<br />

von Wirkstoffen sichtbarer werden.<br />

Hypothese: Die Rolle des IL-10, ein anti-inflammatorisches Zytokin und<br />

des C3 Fusionstoxins wurden im End-zu-Seit Modell (N. fibularis an den<br />

N. tibialis) untersucht.<br />

Methoden: 30 Ratten wurden in 3 Gruppen eingeteilt: 1) Kontroll-Gruppe,<br />

End-zu-Seit Koaptation des N. fibularis an den N. tibialis; 2) Applikation<br />

von 0,125 µg/100 µl IL-10 an der Koaptationsstelle; 3) Applikation von<br />

1 µg/100 µl C3 Fusionstoxin an der Koaptationsstelle. Nach 8 Wochen<br />

erfolgte die Versuchsauswertung mit klinischen Funktionstestung (Peroneal<br />

Function Test), Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, Kollagenanteil-Bestimmung<br />

durch Picrosirius-Rot-Färbung und Bestimmung der<br />

Nervenfläche, Axonzahl und Myelinisierung.<br />

Ergebnisse: Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich<br />

der klinischen Testung als auch bei der Nervenleitgeschwindigkeit. Die<br />

histomorphologische Auswertung ergab statistisch signifikant höhere<br />

Myelinisierung in Gruppe 2 (p


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

Hypothese: Der ALT-Perforator-Lappen kann mit Faszia lata gehoben und<br />

proximal gestielt zur Bauchdeckenrekonstruktion ohne Netzeinlage herangezogen<br />

werden.<br />

Methoden: Anhand der (spärlichen) Literatur und eines exemplarischen<br />

Falles aus unserer Klinik werden die Konditionen und die operative Vorgehensweise<br />

der Bauchdeckenrekonstruktion mit gestieltem ALT Lappen<br />

dargelegt.<br />

Kasuistik: Patientin, 76 J., Diabetes mellitus, nach Uterus CA vor 23 Jahren<br />

(mit OP und RTX behandelt) superinfiziertes zerfallendes Radioderm<br />

allschichtig des gesamten Unterbauchs(25×15 cm). Präoperative<br />

Bilder und CT belegen die Ausgangssituation.<br />

Ergebnisse: Spannungsfreie Rotation des Perforatorappens vom Oberschenkel<br />

zum Unterbauch ohne jegliche Durchblutungsstörung. Komplikationsloser<br />

Verlauf, Wundheilung per primam. Keine Bauchwandschwäche,<br />

keine Herniation (MRT Diagnostik postop.); großer Gewinn<br />

an Lebensqualität für die Patientin.<br />

Fazit: Der gestielte ALT-Perforatorlappen eignet sich gut zur Rekonstruktion<br />

von komplizierten allschichtiger Wunden im Unterbauch. Ausblick:<br />

Für alle komplizierten Wunden der Bauchwand, welche z.B. wegen Infektgefahr<br />

den Einsatz von Fremdmaterial (Netze) unmöglich machen,<br />

stellt der gestielte ALT-Lappen mit Fascia lata eine gute Behandlungsoption<br />

dar.<br />

P89 L sWOP (subcutaneous wash out procedure)<br />

als therapieoption zur behandlung von Extravasationen<br />

mit Chemotherapeutica<br />

Steiert A, Burke W, Gohritz A, Herold C, Vogt PM<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Extravasationen von Chemotherapeutika können Gewebenekrosen und<br />

Gewebedefekte zur Folge haben und zu Funktionsverlusten an Extremitäten<br />

führen. Ohne Therapie führen ein Drittel der Extravasationen mit<br />

potentiell gewebetoxischen Substanzen zu Ulzerationen, die in einigen<br />

Fällen eine mikrochirurgische Rekonstruktion erfordern. Ziel der Arbeit<br />

ist die chirurgische Technik (SWOP), die Indikation zu SWOP entsprechend<br />

unterschiedlicher Substanzklassen von Chemotherapeutika und<br />

die Ergebnisse unserer Patientenserie, bei denen wir SWOP durchführten,<br />

darzustellen.<br />

Hypothese: Durch die Durchführung von SWOP werden potentiell gewebetoxische<br />

Extravasationen verdünnt und abgesaugt, um damit das Risiko<br />

von Ulzerationen zu verringern.<br />

Patienten und Methode: In einem Zeitintervall von drei Jahren führten wir<br />

SWOP bei 13 weiblichen Patientinnen mit Extravasationen von Chemotherpeutika<br />

durch. Neun Patientinnen erlitten ein Paravasat mit stark<br />

gewebetoxischen Eigenschaften und vier Patientinnen mit weniger stark<br />

gewebetoxischen Eigenschaften.<br />

Ergebnisse: Das durchschnittliche Intervall zwischen Extravasation und<br />

SWOP betrug 345 (140–795) min. In keinem Fall kam es zu Ulzerationen<br />

oder Gewebedefekten. Die inflammatorische Reaktion des Gewebes<br />

war nach der Durchführung von SWOP stetig rückläufig. In einem<br />

Nachbeobachtungsintervall von drei Monaten traten keine weiteren<br />

Komplikationen auf.<br />

Fazit: Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass SWOP eine minimalinvasive,<br />

sichere und effective Methode darstellt, um die Wahrscheinlichkeit<br />

von Komplikationen nach Extravasationen mit Chemotherapeutika<br />

zu reduzieren. Vergleichende Studien zur Effektivität der konservativen<br />

Therapie von Extravasaten mit Chemotherapeutika existieren nicht. Daher<br />

sollte die therapeutische Option zur Durchführung von SWOP den<br />

Patienten angeboten werden.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 105 (<strong>2010</strong>)<br />

Abstracts<br />

P90 L Der s-GAIF – eine Reservemethode zur Deckung<br />

des komplexen, lumbalen Defektes<br />

O‘Dey DM, Gröger A, Pallua N<br />

Universitätsklinikum Aachen<br />

Die Komplexität lumbaler Gewebedefekte bedingt nicht selten eine Minimierung<br />

verfügbarer Optionen zur Defektdeckung. Die Glutealregion<br />

bietet eine Gefäßarchitektur die vielseitig zur Integration in Lappenplastiken<br />

genutzt werden kann und zudem eine günstige Lagebeziehung zur<br />

Lumbalregion aufweist.<br />

Methode: An einem Fallbeispiel werden häufig vorgefundene Probleme<br />

lumbaler Defekte, sowie die anatomische Basis und das operative Konzept<br />

einer sich auf die A. glutealis superior stützenden, muskulokutanen<br />

Insellappenplastik (superior gluteal artery island flap; kurz S-GAIF) zur<br />

Defektdeckung vorgestellt.<br />

Ergebnisse: Der S-GAIF zeigt eine stabile, axiale Durchblutung und gute<br />

geometrische Eigenschaften zur Deckung des komplexen, lumbalen Defektes.<br />

Insbesondere bei freiliegendem Osteosynthesematerial der Wirbelsäule<br />

bietet das muskulokutane Lappendesign eine suffiziente Defektdeckung.<br />

Der Verschluss der Hebestelle erfolgt primär.<br />

Fazit: Der S-GAIF bietet bei entsprechender Indikation eine sichere Reservemethode<br />

zum lokoregionalen Verschluss des schwierigen, lumbalen<br />

Defektes bei vertretbarer Hebemorbidität.<br />

P91 L Plastisch-chirurgische Deckung perinealer<br />

Defekte nach tumorresektion im Rahmen interdisziplinärer<br />

Operationen<br />

Hierner R, Niebel W, Wimberger P, Kimmig R<br />

Universitätsklinikum Essen<br />

Bei den meisten Patienten stellt der Wundschluss nach anteriorer pelvino<br />

rektaler Rektumamputation (APRA) kein Problem dar. In Fällen<br />

mit vorausgegangener Bestrahlung oder pararektaler Tumorinfiltration<br />

kann jedoch eine plastische Deckung notwendig werden. Bei dieser Patientengruppe<br />

hat sich an unserer Klinik eine multidisziplinäre Versorgung<br />

bestens bewährt.<br />

Patienten und Methode: Im Zeitraum von 2002 und 2009 wurde bei 25 Patienten<br />

ein ausgedehnter pelviner Defekt nach APRA gedeckt. Die Operation<br />

erfolgte bei 10 Männer und 15 Frauen. Das Patientenalter betrug<br />

36–78 Jahre. In einer retrospektiven klinischen Studie wurden folgende<br />

Kriterien untersucht: 1) Art der Lappenplastik, 2) Operationsdauer, 3)<br />

intraoperativer Blutverlust, 4) Hospitalisationsdauer, 5) Mobilisation,<br />

und 6) Art und Anzahl von Komplikationen.<br />

Ergebnisse: Die Defektdeckung erfolgte mithilfe einer bilateralen Glutaeus-maximus<br />

Lappenplastik (15), gestielten myokutanen Rectus-abdominis-Lappenplastik<br />

(4) und einer gestielten M.-gracilis-Lappenplastik<br />

(6). Der durchschnittliche intraoperative Blutverlust, die Operationsdauer<br />

und die Dauer der Hospitalisation waren bei der Rectus-abdominis<br />

Lappenplastik am längsten. Ein Patient mit bilateraler Glutaeus<br />

maximus Lappenplastik verstarb unmittelbar postoperativ. Bei den restlichen<br />

24 Patienten trat im weiteren Verlauf mindestens eine frühe oder<br />

späte Komplikation ein, wobei die Rectus-abdominis Lappenplastik die<br />

niedrigste Komplikationsrate aufwies. 2 Jahre nach Operation waren<br />

noch 18 Patienten am Leben. 13 zeigten eine geringe funktionelle Beeinträchtigung<br />

bei Gehen, Sitzen oder Fahrrad fahren, bei 5 Patienten<br />

bestanden neurogene Beschwerden.<br />

105


Abstracts<br />

Fazit: Die unilaterale M.-gracilis-Lappenplastik stellt unsere Therapie der<br />

1. Wahl für kleine Restdefekte dar. Bei ausgedehnten Defekten verwenden<br />

wir die bilateral gestielte Glutaeus-maximus-Lappenplastik oder die<br />

myokutane Rectus-abdominis-Lappenplastik.<br />

P92 L Myokutane Lappenplastiken bei ausgedehnten<br />

Ulzerationen mit Knochenbeteiligung bei querschnitt-<br />

gelähmten Patienten – Unsere Modifikationen des basler<br />

Dekubituskonzepts<br />

Liebscher T, Voß H<br />

SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach<br />

Patienten mit einer langjährigen Querschnittlähmung oder Erkrankungen<br />

des Zentralen Nervensystems erleiden in mehr als 70 % der Fälle<br />

einmal in ihrem Leben einen Dekubitus. Unsere Arbeit fokussiert auf<br />

chronische Dekubitus (>1 Monat) mit Knochenbeteiligung, die eines<br />

plastisch-chirurgischen Eingriffes mittels myokutaner Lappenplastik zugeführt<br />

werden müssen. Die Behandlung ist bei diesem Patientengut mit<br />

einer hohen Komplikations- und Rezidivrate [1] assoziiert.<br />

Hypothese: Es sollen durch Modifizierungen des etablierten Basler Dekubituskonzeptes<br />

[2] eine Reduktion der Heilungsdauer und Komplikationsraten<br />

erreicht werden. Zu den Modifikationen zählen für die Wundkonditionierung<br />

mehrfache Debridements in Pseudo-Tumortechnik im<br />

OP-Saal mit VAC®-Anlagen und resistenzgerechter antibiotischer Therapie,<br />

sowie zur Lappenplastik immer eine Entfernung der osteitischen<br />

Knochenareale bzw. Knochenprominenzen und spannungsfreie und<br />

auch in der Tiefe ausziehbare Fäden. Wir stellen unser Behandlungskonzept<br />

vor und vergleichen die Ergebnisse mit den Literaturangaben<br />

und einer historischen Fallserie.<br />

Methoden: Fallserie im Zeitraum 5/2008 bis Heute. Als Operationsverfahren<br />

der Wahl wurden folgende Schwenklappen durchgeführt; 1. Gluteus<br />

maximus superior (GMS) für das Sakrum, 2. Gluteus maximus inferior<br />

(GMI) oder VY-Hamstrings (VYH) für das Sitzbein, 3. Tensor fasciae<br />

latae (TFL) für den Trochanter major.<br />

Ergebnisse: 18 Patienten (14:4-m:w; 6:7:5-Tetraplegie:Paraplegie:MS;<br />

11×ASIA A, 4×ASIA B, 1×ASIA C, 2×ASIA D) mit einem Alter<br />

von 18-72 Jahren (MW: 46,3 Jahre) und einer seit 1-40 Jahren (MW:<br />

21,3 Jahre) bestehenden Querschnittlähmung und insgesamt 21 plastische<br />

chirurgische Deckungen (2×GMS, 13×GMI, 3×VYH, 3×TFL).<br />

Es wurden im Mittelwert 2 Debridements mit VAC-Anlagen im OP-Saal<br />

durchgeführt. Es zeigte sich eine längere OP-Zeit für VYH und TFL vs.<br />

GMS/GMI (MW: 130 min vs. 100 min). Die postoperative Mobilisation<br />

vom Clinitron-Bett über TheraKair-Visio®-Matratze (MW: 36 Tage) zum<br />

Rollstuhl (MW: 51 Tage) richtete sich nach der Wundheilung, die zwischen<br />

17 und 116 Tagen (MW: 40 Tage) lag. Es zeigte sich in 29 % der<br />

Fälle eine verzögerte Wundheilung, bei der keine chirurgische Intervention<br />

nötig war. Bei je einer Wundinfektion (GMI) und einer Wunddehiszenz<br />

(GMS) war ein weiterer chirurgischer Eingriff nötig, der zu einer<br />

vollständigen Wundheilung führte. Es zeigte sich bei je einem GMS- und<br />

VYH-Lappen ein behandlungswürdiges Rezidiv nach 127 bzw. 373 Tagen.<br />

Fazit: Durch unser Behandlungskonzept konnte im Vergleich zu einer eigenen<br />

historischen Fallserie und den Literaturangaben [2] eine bessere<br />

Heilungs- und Aufenthaltsdauer und Komplikationsrate erreicht werden.<br />

Es zeigte sich, dass die erfolgreiche Umsetzung des multimodalen<br />

Behandlungskonzeptes nur in einem gut informierten und interdisziplinär<br />

tätigen Team mit enger Einbindung der Patienten und deren Angehörigen<br />

möglich ist.<br />

Rieger U, et al (2007) Handchir Mikrochir Plast Chir 39: 206-214<br />

Schryvers OI, et al (2000) Arch Phys Med Rehabil 81: 1556-1562<br />

Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

P93 L therapie von ausgedehnten Myelomeningozelen<br />

mittels 4-Komponenten-Lappenplastik nach Ramirez – eine<br />

retrospektive Analyse von 19 Patienten<br />

Kneser U, Himmler J, Ganslandt O, Hirsch A, Dragu A, Unglaub F, Beier J, Horch RE<br />

Universitätsklinikum Erlangen<br />

Ausgedehnte Myelomeningozelen (MMC) stellen mitunter eine therapeutische<br />

Herausforderung dar. Neben neonatologisch-intensivmedizinischen<br />

Maßnahmen und ggf. neurochirurgischer Rekonstruktion des<br />

Durasackes sind bei relevanten Haut-Weichteildefekten zur Erzielung<br />

einer stabilen Defektdeckung häufig frühzeitig Lappenplastiken erforderlich.<br />

Hypothese: Die Rekonstruktion von ausgedehnten MMC mittels der<br />

4-Komponenten-Lappenplastik nach Ramirez stellt ein sicheres Verfahren<br />

dar, das die stabile Defektrekonstruktion mit gutem funktionellem<br />

Ergebnis ermöglicht.<br />

Patienten und Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden alle Patienten<br />

mit ausgedehnten MMCs, die direkt postpartal versorgungspflichtig<br />

waren und zwischen dem 1.1.2003 und dem 31.12.2009 mittels 4-flap<br />

compound repair nach Ramirez versorgt wurden, eingeschlossen (13<br />

männlich, 6 weiblich, Geburtsgewicht 2970±520 g, 4 thorakolumbale,<br />

12 lumbosakrale, und 3 lumbale MMC). Kinder mit perforierten Zelen<br />

(n=9) wurden innerhalb von 36 Stunden definitiv chirurgisch versorgt.<br />

Kinder mit nicht perforierten Zelen (n=9) wurden in einigen Fällen<br />

verspätet zur Rekonstruktion vorgestellt. Die durchschnittliche Zeit<br />

zwischen Geburt und operativer Versorgung betrug 2,5±4,3 Tage. Bei<br />

allen Patienten wurde nach postpartaler Diagnostik und Stabilisierung<br />

in Bauchlage zunächst durch die Kollegen aus der Klinik für Neurochirurgie<br />

die Rekonstruktion des Durasackes ggf. auch mit Faszia lata Transplantat<br />

durchgeführt. Im Anschluss erfolgte die Mobilisation der Mm.<br />

latissimus dorsi und glutaeus maximus ohne Mobilisation der darüber<br />

liegenden Haut, bis mittels Vorschub die Defekte spannungsfrei gedeckt<br />

werden konnten. Es wurde immer ein mehrschichtiger Verschluss der<br />

Zelen erreicht (Dura, Faszie/Muskel, Subcutis, Haut).<br />

Ergebnisse: Die Operationszeit für den interdisziplinären Eingriff betrug<br />

69–195 Minuten. Alle MMC konnten in der Technik nach Ramirez erfolgreich<br />

verschlossen werden. Bei 2 Patienten kam es postoperativ aufgrund<br />

eines Hydrozephalus mit Liquorabflußstörung zur temorären Liquorfistel<br />

aus der Wunde. Nach Anlage eines Liqorshuntes kam es zügig<br />

zum Sistieren der Fistelung und zur reizlosen Abheilung der Wunden.<br />

In 4 Fällen kam es zu oberflächlichen Wundheilungsstörungen. Signifikante<br />

Haut- oder Lappennekrosen wurden in diesem Patientengut nicht<br />

beobachtet. Alle Defekte heilten letztendlich stabil ab. Im langfristigen<br />

Follow-up zeigten sich weder Liquorfisteln noch instabile Narben.<br />

Fazit: Die vorliegende Studie umfasst die bisher größte bekannte Serie von<br />

MMC, die mit der Ramirez Technik versorgt worden sind. Die Technik<br />

nach Ramirez erlaubt die effiziente und sichere Therapie von ausgedehnten<br />

MMC. Der Vorschub von myokutanen Lappen aus der thorakodorsalen<br />

und glutealen Region, welcher auf einer Dissektion des Ursprunges<br />

ohne Absetzen der Muskelansätze unter Schonung der Innervation basiert,<br />

ist mit einem minimalen und bei diesem Patientengut tolerierbaren<br />

Hebedefekt verbunden. Im Vergleich mit einem historischen Patientenkollektiv<br />

zeigte sich eine deutliche Überlegenheit der Ramirez-Technik<br />

bezüglich des Auftretens von Liquorfisteln, Wundheilungsstörungen<br />

und dem funktionellen Langzeitergebnis. Die chirurgische Behandlung<br />

von ausgedehnten MMC sollte in einem interdisziplinären Team mit enger<br />

Anbindung an ein entsprechendes Perinatalzentrum möglichst als<br />

Elektiveingriff nach geplanter Sectio durchgeführt werden.<br />

106 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 106 (<strong>2010</strong>)


Poster | Freitag | 17.9.<strong>2010</strong><br />

P94 L Phlegmonöse Entzündung nach Octenisept®spülung<br />

einer Hämatomhöhle nach Abdominoplastik bei<br />

einer 45jährigen Patientin<br />

Boorboor P, Allert S<br />

Kreiskrankenhaus Hameln<br />

Hypothese: Octenidin(-dihydrochlorid) ist ein oberflächenaktiver Wirkstoff,<br />

der für die Antiseptik in Kombination mit 2 % Phenoxyethanol<br />

unter dem Handelsnamen Octenisept® eingesetzt wird. Das Wirkungsspektrum<br />

umfasst grampositive und gramnegative Bakterien, Pilze sowie<br />

eine Reihe von Virusarten. Nach den vom Hersteller vorgegebenen Anwendungshinweisen<br />

sollte dieses Antiseptikum nicht unter Druck ins<br />

Gewebe eingebracht werden, bzw. jederzeit ein Abfluss gewährleistet<br />

sein. In letzter Zeit häufen sich Berichte und Schlichtungsverfahren über<br />

phlegmonöse Reaktionen auf Octenisept nach septischen Operationen.<br />

Methoden: Wir berichten über eine 45jährige Patientin, die eine phlegmonöse<br />

Entzündung nach Octenisept-Spülung entwickelte. Nach einer Abdominoplastik<br />

kam es bei dieser Patientin zu einem subkutanen Hämatom<br />

im linken Unterbauch. Eine Schwellung, ein lokaler Druckschmerz<br />

und leicht erhöhte Infektwerte deuteten auf eine beginnende Infektion.<br />

Ansonsten bot sie keine weiteren lokalen oder systemischen Infektzeichen.<br />

Nach der ambulanten Ausräumung des Hämatoms erfolgte eine<br />

Spülung der Hämatomhöhle mit Octenisept. Die Lösung wurde ohne<br />

Druck in die Wunde eingebracht. Danach wurde die Höhle mit NaCl-<br />

Lösung ausgespült und eine Lasche zwecks Drainage eingelegt. 3 Tage<br />

nach diesem Vorgehen entwickelte die Patientin eine lang anhaltende<br />

und phlegmonöse Entzündungsreaktion mit deutlichen systemischen<br />

Infektzeichen. Weder bakteriologische, noch histologische Analysen<br />

zeigten Hinweise auf eine mikrobielle Infektion. Ebenso wurde eine allergische<br />

Reaktion auf Octenisept ausgeschlossen. Eine CT-Abdomen-<br />

Untersuchung konnte keinen Zusammenhang mit angrenzenden anatomischen<br />

Einheiten, insbesondere dem Peritoneum und Bauchorganen,<br />

aufzeigen.<br />

Ergebnisse: Bettruhe, eine Vaccum-Behandlung und eine Medikation mit<br />

systemischen Antibiotika und nichtsteroidalen Antirheumatika führten<br />

nach 3 Wochen zum allmählichen Rückgang der Infektzeichen. Als Residuum<br />

blieb eine subkutane Fibrose, welche als Strang im ehemaligen<br />

Phlegmone-Gebiet tastbar ist, die Ästhetik beeinflusst und somit einer<br />

Korrektur bedarf.<br />

Fazit: Bis jetzt sind in der Literatur phlegmonöse Reaktionen auf Octenisept<br />

nur bei Kindern beschrieben. Angesichts des beschriebnen Falles<br />

und einigen laufenden und abgeschlossenen Schlichtungsverfahren sind<br />

ähnliche Reaktionen bei Erwachsenen, auch bei Einhaltung der Herstellervorgaben,<br />

nicht ausgeschlossen. Octenisept scheint bei Verbleiben<br />

in tiefen Wunden durch den langsamen Abbau eine irritativ-toxische<br />

Wirkung zu entwickeln. Tiefe, kontaminierte Wunden sollten deshalb<br />

vorrangig debridiert werden und angesichts der Komplikationshäufung<br />

nicht mit Octenisept gespült werden.<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 107 (<strong>2010</strong>)<br />

P95 L bariatrische Chirurgie mit dem<br />

Patientenhebekran Golvo<br />

Maier M, Redeker J, Schönborn A, Hankiss J<br />

Klinikum Lippe-Lemgo<br />

Abstracts<br />

Wir demonstrieren den Fall eines 62jährigen Patienten mit krankhafter<br />

Esssucht (Bing Eating Disorder) nach operativer Therapie eines Hypophysenadenoms,<br />

der innerhalb von 4 Jahren sein Gewicht von ca. 85 kg<br />

(BMI 29,4) auf 174 kg (BMI 60,2) steigerte. Aufgrund des progredienten<br />

Verlaufes mit entgleistem Diabetes mellitus Typ IIb und kardiopulmonaler<br />

Dekompensation, der Unmöglichkeit einer Bewegungstherapie aufgrund<br />

einer bis über die Knie hängendenden abdominellen Fettschürze<br />

sowie der Compliance-bedingten Kontraindikation zur viszeralchirurgischen<br />

Adipositaschirurgie entschieden wir uns mangels Alternativen<br />

zur primären Fettschürzenamputation. Aufgrund des Gewichtes der<br />

Fettschürze von 29 kg war der intraoperative Einsatz eines Patientenhebegerätes<br />

Golvo der Firma Liko erforderlich. Die Aufhängung der Fettschürze<br />

wurde mit Mandrins von Thoraxdrainagen der Größe Charr.<br />

28 durchgeführt. Die Schnitt-Naht-Zeit betrug 140 min. Nach 9 Tagen<br />

entwickelten sich eine MRSA-Wundinfektion mit Sekretion von Pus<br />

und Dehiszenz. In der Folge kam es zum einem Aufreißen der abdominellen<br />

Operationswunde über die gesamte Länge. Außerdem entwickelte<br />

der Patient am 41. postoperativen Tage einen linkshirnseitigen Apoplex.<br />

Nach 2 Tagen offener Wundtherapie mit Spülungen erfolgte die Revision<br />

mit Sekundärnaht. Die sekundär genähte Wunde heilte schließlich ab,<br />

die Verweildauer betrug 47 Tage. Die Symptome des Apoplexes waren<br />

innerhalb von mehreren Monaten fast vollständig rückläufig. Durch eine<br />

intensive Nachbetreuung und jetzt mögliche Bewegungstherapie konnte<br />

das Gewicht von 144 kg (BMI 49,8) postoperativ auf 103 kg (BMI 35,6)<br />

innerhalb von 2 Jahren gesenkt werden. Unsere Patienten mit Adipositas<br />

per magna durchlaufen in unserem interdisziplinären Adipositaszentrum<br />

in der Regel ein umfangreiches Programm zur Gewichtsreduktion<br />

unter ständiger Betreuung von Ernährungsmediziner und Diätassistenten,<br />

Bewegungstherapie in einem speziell ausgestatteten Fitness-Studio,<br />

regelmäßigen Schulungen und psychotherapeutischer Unterstützung.<br />

Bei Bedarf stehen alle viszeralchirurgischen Operationsverfahren zur<br />

operativen Unterstützung der Gewichtsreduktion zur Verfügung. Nach<br />

erfolgreicher massiver Gewichtsreduktion steht dann die plastisch-chirurgische<br />

Korrektur der Körperkonturen in der zeitlichen Reihenfolge<br />

zu Recht an letzter Stelle. In Ausnahmefällen muss wie in unserem Fall<br />

von diesem Standardverfahren allerdings bewusst abgewichen werden.<br />

107


Register<br />

Register<br />

Abayev S V46<br />

Aengeneyndt S V8<br />

Aktories K P86<br />

Alamuti N P10<br />

Allert S V96, P4, P94<br />

Allescher HD V79<br />

Allmeling C V161, P72<br />

Al-Mousawi A V140<br />

Alsoufi A V183<br />

Altayli Z P35<br />

Altintas AA V136, V144<br />

Altintas MA V136<br />

Altmann S P25<br />

Andree C V19, V20, V113, V117, V176,<br />

P15<br />

Anton M P22<br />

Apfolterer S P55<br />

Arens A V62<br />

Arkudas A V60, V151, P57<br />

Armbrecht F V71, V107<br />

Atas H P29<br />

Auger F P81<br />

Aust MC V136<br />

Autschbach R P60<br />

Ayoub A P8<br />

Baade C V154<br />

Babl M V130<br />

Bach AD V19<br />

Bader A V9<br />

Baican B P6<br />

Baltzer M V52<br />

Bannasch H V14, V21, V131, V188, P56,<br />

P70<br />

Barcikowski S P19<br />

Barzin A V78<br />

Baschin M V15<br />

Basnaoglu S V173<br />

Bassetto F V51, V121<br />

Bauer H V64<br />

Baumeister RGH V171, V172<br />

Baumeister S V88, P6<br />

Becker F P40<br />

Behr B V2<br />

Behrendt P V19, V20, V113, V176<br />

Beier JP V19, V25, V151, V153, P57, P93<br />

Benchaa T P81<br />

Bickert B V156<br />

Biemer E V94<br />

Biemer M V94<br />

Birkner N V97<br />

Bishop AT V157, P41<br />

Bitto FF P57<br />

Blazek J V120, P64, P65<br />

Blazków-Schmalzbauer K V171, V172<br />

Bleiziffer O V151<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 109 (<strong>2010</strong>)<br />

Blondeel P V117<br />

Böcker A V150<br />

Bockhorn H V88<br />

Bohdjalian A V46<br />

Bohrer T V64<br />

Bolten S V80<br />

Boorboor P V96, P94<br />

Boos AM V153<br />

Borsche A V54, P34, P45<br />

Bowman A P8<br />

Bozkurt A V15, V85, V150<br />

Branski L V140<br />

Bratschke C V101<br />

Brebant V V175<br />

Brill T P22<br />

Brockmann M V164<br />

Bromba M V30<br />

Brook GA V150<br />

Bruck JC V23, V120, V167, P64, P65, P80<br />

Brühlmann Y V123<br />

Brunelli GA V36<br />

Bucan V P20<br />

Bultmann H P37<br />

Bulut D V43<br />

Burke W P89<br />

Busch KH V108, V136, P63<br />

Busch LC V72<br />

Busche M V7, P84<br />

Buurman WA V134<br />

Buys B V29, P81<br />

Carlsen J V171<br />

Catoi C V36<br />

Cedidi CC V81, V93, V143, P27, P66<br />

Chatzopoulos P P75<br />

Cheikh-Alfraij M V23, V167, P64, M P65<br />

Choi C V81, P66<br />

Chong WS V66<br />

Chromik AM V43, P11<br />

Cichon D V63<br />

Coger V P72<br />

Conz C V130<br />

Cornelius CP V56<br />

Cromme F P59<br />

Czermak C V145<br />

Dacho A V30<br />

Daigeler A V9, V43, V139, V168, P11,<br />

P12, P46, P48, P73<br />

Damert H-G P25<br />

Danner S V12, P21<br />

Davis D P79<br />

de Haan JJ V134<br />

de Kerviler S P2<br />

Deck A V39<br />

Deglmann CJ V171, V172<br />

Deiler S P51<br />

Delaere P V49<br />

Demir E V47<br />

Deschler G V153<br />

Dettenborn T V82, V92<br />

Deumens R V150<br />

Deuring S P13<br />

Diedrichson J V62, V67, V68<br />

Dirnberger J P31<br />

Doebler O V84<br />

Donnez E V117<br />

Dorfmann O P32<br />

Dorfmüller C P32<br />

Döring K V52, V111<br />

Dornseifer U V9, V166<br />

Dragu A V25, V133, P82, P93<br />

Drakotos D V167, P64, P65<br />

Dudziak S P19<br />

Dunda S V9<br />

Durani J P6<br />

Abstracts<br />

Ebert S V9<br />

Echninard C V54<br />

Eder M V71, V107<br />

Egaña JT V138, P21<br />

Eisenhardt SU V14, V131, V188, P56<br />

Eisenmann-Klein M V175<br />

Emmelmann S P11, P12<br />

Engel H V126, V128, P74<br />

Ensat F V130<br />

Eppstein RJ V8<br />

Ernert C V9<br />

Evers LH V12, V13, P18<br />

Exner K V88, P6, P35<br />

Fabsits U V4<br />

Fansa H V26, V112, V116, P58<br />

Fehmer T P36<br />

Fehsel K V48<br />

Feller A-M V110, V115<br />

Fiala S V4<br />

Finkenzeller G V40, V42<br />

Fischborn T V79<br />

Fischer H V27, V33<br />

Frank S V146<br />

Frantzen S V102, V182<br />

Frenz J P18<br />

Frerichs O V26, V116, P58<br />

Frey M V45, V46, V95, V170<br />

Friedewald SM P7<br />

Friedrich PF V157<br />

Fromberg G V58<br />

Fuchs PC V15, P60<br />

109


Abstracts<br />

Gambassi G V51<br />

Gänsbacher B P22<br />

Ganslandt O P93<br />

Gebhard M V126, V128<br />

Gehl B V116<br />

Gehmert S V118, P62<br />

Gensior M V148, V179<br />

Geomelas M P75<br />

Germain M V16, P81<br />

Germann G V74, V126, V128, V137,<br />

V149, V157, P41, P42, P68, P74, P83<br />

Ghods M P75, P77<br />

Giel T V100<br />

Giesler T P39<br />

Giessler GA V56, V58, V79, V83, P16<br />

Giretzlehner M P31<br />

Giunta RE P22<br />

Giusti G V157<br />

Goertz O V43, V168, P12, P36, P48, P49<br />

Gohritz A V16, V174, P81, P89<br />

Gosau M V55<br />

Gossmann A V87<br />

Götte O V23, V167, P64, P65<br />

Grabs R P75<br />

Grieb G V15, V38<br />

Grimm A P34<br />

Gröger A V38, V141, P90<br />

Gruhl L V147<br />

Grünert JG V129<br />

Gubisch W V27, V31, V33<br />

Guggenheim M V136<br />

Gummersbach C V48<br />

Gummert J P58<br />

Günter CI V9<br />

Haack S V31<br />

Haendschke K P11<br />

Hageleit B V11, P14<br />

Hagouan M V20, V113, V176<br />

Haller H P31<br />

Hallermann C P37<br />

Hankiss J V75, V114, P54, P95<br />

Hänsch G-M V152<br />

Harati K V43<br />

Harder Y V165<br />

Härle M P44<br />

Harth A P68<br />

Hartmann B V9<br />

Hartog C P18<br />

Haug A V159<br />

Hauk J P17<br />

Hauser J V4, P11, P24, P36, P38, P49<br />

Hebold K V100<br />

Heckmann A V69, V163<br />

Heidbreder M V36<br />

Heier M V21<br />

Heimer S V128<br />

Heine N V175<br />

Heinrich C P35<br />

Heiss M V87<br />

Heitmann C V110, V115<br />

Hellers J V73<br />

Hellmich S V17, V137, V145, V146, P61,<br />

P87<br />

Hemmrich K V48<br />

Hendricks H V76<br />

Hendrix S P15<br />

Hennecke K V161<br />

Henrich G V94, V98, V122<br />

Henrich L P24<br />

Hensel K P11<br />

Henseler H P8<br />

Heppert V V152<br />

Herndon DN V140<br />

Hernekamp J-F P74<br />

Herold C P89<br />

Herschbach P V94, V98, V122<br />

Herter F V166<br />

Herzog D P19<br />

Hess A P57<br />

Hess J V142<br />

Hidayat M V118, P62<br />

Hierner R V49, V144, P53, P91<br />

Hillmer A V161, P72<br />

Himmler J P93<br />

Hirche C V109<br />

Hirsch A P93<br />

Hirsch T V41, P12, P17, P48<br />

Hirt B V162<br />

Ho O P79<br />

Hoch J V72, P5, P76<br />

Hodbod M V122, V184<br />

Holle G V24<br />

Hollenberg S P66<br />

Holzbach T P22<br />

Homann H V55<br />

Hopfner U P21<br />

Horch RE V19, V25, V133, V151, V153,<br />

P57, P82, P93<br />

Hosang J V147<br />

Hovius S V50<br />

Hrabowski M P87<br />

Hünerbein M V109<br />

Hutmacher DW V66<br />

Iblher N V14, V131, V188, P52, P56<br />

Infanger M P15<br />

Jacobsen F V41, P17<br />

Jahn S P72<br />

Jakubietz MG V103, V129, V169<br />

Jakubietz R V18, V103, V129, V169<br />

Jaminet P P69, P88<br />

Janssen I P85<br />

Jelkmann W V9<br />

Jeschke MG V140<br />

Joch O V58<br />

Jordan P V89<br />

Jukoszies A V163<br />

Jung M V118<br />

Jungehülsing B P59<br />

Jurk V V32<br />

Register<br />

Kalash Z P70<br />

Kalt T V70<br />

Kamolz L-P V95, V170, P31<br />

Kappel BA V48<br />

Karle B V45, V46<br />

Kasper C V161, P72<br />

Kathöfer A P18<br />

Kauczok J V86<br />

Keck M V170, P59<br />

Kehrer A V79<br />

Keil H V126<br />

Kermany J P47<br />

Kern L V75<br />

Kernt B P51<br />

Kersten C P75, P77<br />

Khambay BS P8<br />

Kiefer J V149, V168, P42<br />

Kiefer S V143, P27<br />

Kiliat J P30<br />

Kim JYS P73<br />

Kim RY V21<br />

Kimmig R P91<br />

Kisse B P5<br />

Kitaoka HB P41<br />

Kitzinger HB V45, V46<br />

Klasmeyer K V62<br />

Klein-Hitpass L P11<br />

Kleinschmidt A V102, V182<br />

Klinkenberg M P46, P67<br />

Kloeppel M V106, V107, P9<br />

Kloeters O V139, P73<br />

Klumpp D P57<br />

Knam F V70, V101<br />

Kneser U V19, V25, V133, V151, V153,<br />

P57, P82, P93<br />

Knobloch K V7, V80, V90, V108, V127,<br />

V132, V160, V174, P44<br />

Koch M V6<br />

Kocsis JD V37<br />

Köhler G V18, V103, V129, V169<br />

Kolbenschlag J V17, P16, P61<br />

Kolios G V81, V93, V143, P27<br />

Kolios L V10, V143, V156<br />

Koller M V64<br />

Konerding MA P22<br />

Könnecker S V132<br />

Koob S V42<br />

Köppe T V20, V113, V176<br />

Körner C V151<br />

Kotsougiani D V152<br />

Koulaxouzidis G P15, P70<br />

Kovacs L V71, V94, V98, V106, V107,<br />

V122, P9<br />

110 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 110 (<strong>2010</strong>)


Register<br />

Kraft R V140<br />

Krämer R V132<br />

Kraus T V88<br />

Krause-Bergmann A V82, V92, P37<br />

Kreidler A V6<br />

Kremer M V34, V138, P21<br />

Kremer T V149, V157, T P41<br />

Kreutzheide J P54<br />

Kruse C V12, P21<br />

Krüss Ch P37<br />

Kückelhaus M V41<br />

Kuhbier JW V161, P30, P72<br />

Kuhfuß I P13, P47<br />

Kuhnen C P38<br />

Kuipers T P40<br />

Kunzelmann M P51<br />

Lampe H V104, V178<br />

Lampert F V40<br />

Lang A P63<br />

Lange T P3<br />

Langer F V46<br />

Langer S P17, P24, P32, P49<br />

Lazaridis A P20<br />

Leclère F-M V16, V29, P71, P81<br />

Lee G V78, P79<br />

Leffler M V19<br />

Lehnhardt M V4, V9, V17, V43, V74,<br />

V109, V126, V128, V137, V139, V145,<br />

V146, V149, V152, V156, V157, V168,<br />

P11, P12, P16, P41, P42, P46, P48, P61,<br />

P67, P73, P83, P87<br />

Lemke H V9<br />

Leonhardt K V187<br />

Leucht P V2<br />

Liebau J V62, V67, V68, P50<br />

Liebscher T P92<br />

Lindlar I P40<br />

Linek W V111<br />

Longaker MT V2<br />

Loren BS P7<br />

Lorenz S V166<br />

Löw JS V153<br />

Lubbers T V134<br />

Luckhaus C V48<br />

Machens H-G V9, V6, V66, V71, V94,<br />

V98, V107, V122, V165, P18, P21, P22,<br />

P23<br />

Mackowski MS V99<br />

Maier M V75, V114, P54, P95<br />

Mailänder P V9, V12, V13, V36, V138,<br />

V158, P3, P18<br />

Mallinger P P75<br />

Mamarvar M V102, V182<br />

Mandlik V V79<br />

Manoli T P69<br />

Markowicz M V38, V175<br />

Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 111 (<strong>2010</strong>)<br />

Martinot V V16, V29, P81<br />

Masberg F P5<br />

Matthes S P85<br />

Mazzola I P33<br />

Mecott-Rivera GA V140<br />

Meffert R V103, V129, V169<br />

Megerle K V17, V145, V146, P61, P67, P87<br />

Menger B V161, P30<br />

Menger MD V165<br />

Menke H V5, V9, V185, P26, P29, P55<br />

Merz M V3<br />

Meyer W V185<br />

Meyer-Marcotty MV V108, P44<br />

Militz M P14<br />

Mirceva V V94<br />

Mitschele T V83<br />

Molnar V V5<br />

Momeni A V21, V78, P79<br />

Monschizada MW V81, V143<br />

Moorkamp S V171, V172<br />

Mordon SR V16, V29, P71, P81<br />

Morshuis M P58<br />

Mosahebi A P2<br />

Mühlberg A V84<br />

Müller DF V66<br />

Müller N V67, P50<br />

Müller W V126, V128<br />

Münchow S V133<br />

Munder B V19, V20, V113, V117, V176<br />

Mureau M V50<br />

Muresanu DF V36<br />

Mustoe T V139<br />

Myngheer S V177<br />

Naik MRG P1<br />

Namdar T V9, P3<br />

Nasser I P30<br />

Neidel F V187<br />

Nerlich M P62<br />

Neubert J P55<br />

Neudeck A P80<br />

Neugebauer E V9, V134, V173<br />

Nicolai J-P V54<br />

Niebel W P91<br />

Niederbichler AD V136<br />

Ninkovic M V9, V166<br />

Norton J V78<br />

O‘Dey DM V85, V150, P90<br />

Ofer N P83<br />

Ogris M V171, V172<br />

Öhlbauer M V9, V11, P14<br />

Ong FR V66<br />

Opländer C V15, V39<br />

Otte J V105<br />

Otte M V137, V168<br />

Ottomann C V138, P32, P80<br />

Owen R P31<br />

Abstracts<br />

Pabst S V132<br />

Pallua N V8, V9, V15, V38, V39, V47,<br />

V48, V77, V85, V86, V141, V150, P33,<br />

P60, P78, P90<br />

Papadopulos NA V71, V94, V98, V106,<br />

V107, V122, V184, P9<br />

Pape A-K V71<br />

Paulus W V36<br />

Pecher M V107<br />

Peek A V24<br />

Penna V V14, V131, V188, P52, P56, P86<br />

Perbix W V1, V35, V135<br />

Perego F V51, V121<br />

Perlitz V V47<br />

Petropoulos I V29<br />

Pfau M V3, V162, P88<br />

Pfisterer D V64<br />

Phan TQV V1, V35, V87, V164<br />

Piatkowski A V38, P78<br />

Pierson T P26<br />

Pioch M V152<br />

Pizzamiglio R V121<br />

Polykandriotis E V151<br />

Prager G V46<br />

Prantl L V118, V175, P62<br />

Prescher A V85<br />

Prommersberger KJ V158<br />

Pryymachuk G V151<br />

Quarto N V2<br />

Radtke C V37, V161, V163, P30, P85<br />

Radu CA V149, P42<br />

Raem AM V9<br />

Rahmanian-Schwarz A V9, V162, P88<br />

Rapp P V11, P14<br />

Rauch J P68<br />

Ravichandran P P45<br />

Ray A P8<br />

Reba S P54<br />

Redeker J V80, V108, P95<br />

Reichenberger M V126, V128, V168, P16,<br />

P42, P46<br />

Reichert B V9<br />

Reimers K V37, V161, P19, P20, P30, P72,<br />

P85<br />

Reith S V107<br />

Remmel E P66<br />

Rennekampff H-O V7, V163, P44<br />

Renner M P45<br />

Rezaeian F V165<br />

Riccius I V13<br />

Richrath P V20, V113, V176<br />

Richter DF V44, V119, V124, P28<br />

Richter-Heine I V110, V115<br />

Rimler J P7<br />

Ring A V4, P24, P32, P36, P38, P49, P80<br />

Rivero H V140<br />

111


Register<br />

Roetman B P36<br />

Rogach A V171, V172<br />

Römer A V15<br />

Ruggaber M V5, P29, P55<br />

Ruhnke B V59<br />

Rupprecht R V28, V30<br />

Ryssel H V74, V137, V139, P16, P73, P74<br />

Ryu S-M V5, V9, P26<br />

Sachs C P83<br />

Sakalidou M P86<br />

Salem H V12<br />

Sapuppo A V51<br />

Sauerland S V164<br />

Sauermüller G V9, V11<br />

Schaefer A V128<br />

Schaffran A P24<br />

Schaller H-E V3, V9, V162, P69, P88<br />

Schantz J-T V6, V66, P23<br />

Schechter S P7<br />

Scheffel J V150<br />

Scheld SM V93, V143, P27<br />

Scheufler O V125<br />

Schidelko M V54, V57<br />

Schinner S P72<br />

Schirmer S V26, V112, V116<br />

Schmidt A V56, V58, V79, V83<br />

Schmidt K V18, V103, V129, V169<br />

Schmidt Y V14<br />

Schmiel M V110, V115<br />

Schmitt C V70, V101<br />

Schmitz G P11<br />

Schnürer S P82<br />

Schoeller T V70, V101, P40<br />

Schoenarts J V49<br />

Schoeneich H V55<br />

Schoeneich M V55<br />

Scholz D P10<br />

Scholz T V62, V67, V68<br />

Schönborn A P95<br />

Schönbrodt M P58<br />

Schoofs M V16, P71, P81<br />

Schramm S V75, P54<br />

Schreiner W P60<br />

Schubert C P17<br />

Schulte M V41<br />

Schulze K V19<br />

Schuster T V71<br />

Sedigh Salakdeh M P83<br />

Seidenstücker K V20, V113, V117, V176<br />

Seitz I P7<br />

Shai Y P17<br />

Sieber JP V54, P8, P45<br />

Siemers F V9, V36, P3<br />

Siepmann M P11<br />

Sier HA V72<br />

Simitjiiska-Belyaeva M P48<br />

Sinis N V23, V167, P64, P65, P69<br />

Sirbu H P60<br />

Slobodianski A P18<br />

Smith J P8<br />

Sorg H P30<br />

Spanholtz TA V1, V9, V134, V135, V173<br />

Spetzler V V162<br />

Spierer R V84<br />

Spies M V130<br />

Spilker G V1, V9, V35, V87, V135, V164,<br />

V173<br />

Spirk E V106, V107, P9<br />

Stahl G P84<br />

Stahl S V3<br />

Stahlenbrecher A P76<br />

Stang F V158, P3<br />

Stark GB V14, V21, V32, V40, V42, V131,<br />

V188, P52, P56, P70, P86<br />

Stasch T V35, V164<br />

Stechl NM V88<br />

Steen M V9<br />

Steffens G V38<br />

Steiert A V91, P89<br />

Steinau H-U V4, V41, P11, P12, P17, P24,<br />

P32, P36, P38, P48, P49<br />

Steinsträßer L V41, P12, P17, P49<br />

Stergioula S V9<br />

Stoff A V44, V119, V124, P28<br />

Stollwerck PL V158, P3<br />

Strauß S P19<br />

Stricker I P17, P36, P38<br />

Stromps JP V8<br />

Stulnig T V170<br />

Stütz N P63<br />

Sultan M V118, P62<br />

Suschek CV V8, V15, V39<br />

Swobodnik A V71<br />

Tabar TS P4<br />

Takahashi K P84<br />

Tanzella U P59<br />

Taufig Z V181<br />

Thamm OC V9, V134, V173<br />

Theodorou P V35, V87, V135<br />

Tilkorn D-J V4, P12, P36, P38, P49<br />

Tilkorn H P45<br />

Titscher A V45, V46<br />

Tocco I V51, V121<br />

Torio-Padron N V42, P52<br />

Totis A V98<br />

Trillenberg P V36<br />

Ueberreiter K P59<br />

Uhl W V43<br />

Ulrich D V50, P78<br />

Ulrich F V50<br />

Unbehaun N V6<br />

Unglaub F V25, P93<br />

Register<br />

Van der Poorten V V49<br />

van Faassen EE V15<br />

van Hedent E V117<br />

van Schoonhoven J V158<br />

Velasco F V119, V124, P28<br />

Vetter M V186<br />

Vogel MM V79<br />

Vogt PM V7, V37, V69, V80, V90, V91,<br />

V96, V108, V127, V132, V136, V160,<br />

V161, V163, V174, P19, P20, P30, P44,<br />

P72, P84, P85, P89<br />

Volkmar CM V15, V39<br />

von Buch C P34<br />

von Cossel G V61<br />

von Cramon L V135<br />

von Finckenstein J V73<br />

von Fritschen U V22, V102, V182<br />

von Gregory H V27, V33, V65<br />

von Klencke C V96<br />

von Wild K V36<br />

von Wild T V9, V36<br />

Voß H P92<br />

Wagner C V152<br />

Wagner E V171, V172<br />

Wallis-Simon H P68<br />

Warnecke IC V26, V112<br />

Wedler V V186<br />

Weihrauch M V44, V119, V124, P28<br />

Weinand C V87<br />

Weißpflug H V52<br />

Wenger R V45<br />

Werber K-D V6<br />

Werdin F P69<br />

Wettstein R V165<br />

Weyand B V163<br />

Whyte R V78<br />

Wiggenhauser PS V66<br />

Willems W V157<br />

Williams FN V140<br />

Wimberger P P91<br />

Witzel C V20, V113, V176, P15<br />

Wolter T V9, V77, V86, P33<br />

Wolters M V180<br />

Woollard ACS P2<br />

Wynands J V44, V53, V119, V124, P28<br />

Yoon U V90<br />

Zahn R V169<br />

Zahran-Höynck N V23, V167, P64, P65<br />

Zajonc H P70<br />

Zarnavellis I P43<br />

Zeplin P V18, V129, V103, V155<br />

Zeyda M V170<br />

Zhang Z P21<br />

Zilliox R V54<br />

Zinser M V35<br />

Zörner B V36<br />

Zwetzich I P32<br />

112 Plastische Chirurgie 10 (Suppl. 1): 112 (<strong>2010</strong>)


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