"Über den Wolken": Liedermacher Reinhard Mey wird 80

    Musiker und Liedermacher:"Über den Wolken": Reinhard Mey wird 80

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    Ein Mann, eine Stimme, eine Gitarre - mehr braucht es nicht. Reinhard Mey bewegt Musikfans seit Jahrzehnten mit feinsinnigen Texten und Ohrwurm-Melodien. Heute wird der Musiker 80.

    Reinhard Mey, aufgenommen am 20.12.2019
    Der Berliner Reinhard Mey feiert seinen 80. Geburtstag - und tourt munter weiter.(Archivfoto)
    Quelle: dpa

    Es gibt wohl nicht so viele Menschen, die eine andere als die Startbahn null-drei kennen. Reinhard Mey hat der Piste - deren zugehöriger Flugplatz im Unklaren bleibt - ein musikalisches Denkmal gesetzt.
    In seinem viel gecoverten Song "Über den Wolken" weht der Wind auch stets aus Nord/Ost. An diesem Mittwoch wird der leidenschaftliche Hobbypilot und Liedermacher Reinhard Mey 80 Jahre alt.

    Kulturstaatsministerin würdigt Mey

    Zeit für ausführliche Würdigungen des Song-Poeten.

    Es gelingt ihm seit Jahrzehnten, sein Publikum nicht nur zu begeistern, sondern auch dessen Mitgefühl und Menschlichkeit anzusprechen, es zum Nachdenken oder auch zum Lachen zu bringen.

    Kulturstaatsministerin Claudia Roth

    Wo andere mit Show und Effekten auftrumpften, genüge Meys "markante Stimme und seine Gitarre", so Roth. "Mit seinen humorvollen, träumerischen, emotionalen und auch politischen Texten spricht er vielen Menschen aus der Seele."

    Alter heißt für Mey nicht Ruhestand

    Alter bedeutet indes für Mey nicht automatisch Ruhestand. Gerade erst hat er - allein und mit Gitarre vor bis zu 7.000 Fans - coronabedingt verschobene Konzerte gespielt. Bei "Über den Wolken" singt der ganze Saal mit. Er nennt es auf seiner Homepage "Tournee meines Lebens".
    Reinhard Mey bei einem Auftritt in den 70er Jahren
    Reinhard Mey bei einem Auftritt in den 70er Jahren
    Quelle: dpa

    Der gebürtige Berliner ist der Stadt weitgehend treu geblieben. Hier lernt er nach Klavier und Trompete schließlich Gitarre. Das Instrument wird ihn durch sein Leben begleiten. Er spielt früh mit den Rotten Radish Skiffle Guys und im Trio Les Trois Affamés (Die drei Hungrigen).

    Karrierestart in Frankreich als Frédérik Mey

    Die Eltern sind mit einem französischen Paar befreundet. Damit so was wie Krieg zwischen beiden Ländern nicht mehr passiert, schicken sie Reinhard aufs französische Gymnasium in Berlin. Die Karriere beginnt als "Barde mit der Gitarre" ("Ich wollte wie Orpheus singen") in den 60er Jahren in Frankreich als Frédérik Mey.
    In Deutschland tingelt er durch Kneipen, spielt Konzerte mit Hannes Wader - das jeweils dürftige eigene Programm der jungen Barden reicht für komplette Konzertabende noch nicht aus.

    "Der Mörder ist immer der Gärtner"

    Anfang der 70er Jahre stellt sich der Erfolg ein, Mey wird zum Alleingänger unter den deutschen Liedermachern. Alben werden vergoldet, er spielt lange Tourneen. Liedtitel wie "Der Mörder ist immer der Gärtner" finden mit den Jahren als Sprichwörter ihren Platz im allgemeinen Sprachgebrauch. 
    Mey erzählt Kuriositäten wie "Ich bin Klempner von Beruf", gibt sich rettungslos verliebt in "Annabelle, ach Annabelle", er wird sarkastisch in "Die heiße Schlacht am kalten Büffet" oder gar böse wie in "Diplomatenjagd". Seine Sammlung umfasst mehr als 500 Lieder. Die lange Karriere zählt bisher 28. Studioalben.

    Die Familie als reichhaltiger Lieder-Fundus

    Die Songs auf der jüngsten Aufnahme "Das Haus an der Ampel" werfen in melancholischem Grundton den Blick zurück aufs Elternhaus.Mit seiner zweiten Frau Hella gründet Reinhard Mey die eigene Familie. Das Leben mit den Kindern Frederik, Maximilian und Victoria-Luise macht auch das Liedrepertoire privater.
    Maximilian stirbt 2014 mit nur 32 Jahren. Frederik wird Pilot. Victoria-Luise begleitet den Vater mitunter als Sängerin oder Fotografin.

    Alle Fehler, die ich gemacht habe, mussten gemacht werden.

    Reinhard Mey

    Reinhard Mey fährt fort: "Zweifel begleiten mich immer, ich glaube sie sind ein unverzichtbares Instrument, das hilft, den kritischen Abstand zu sich selbst zu wahren." So prüfe er seine Zeilen für die Songs auch mit Abstand "wie ein Maler, der von seinem Bild zurücktritt, um es deutlicher zu sehen".
    Quelle: dpa, epd, KNA

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