Waffenlieferungen: Wer unterstützt Kiew am meisten und wie?

    Waffenlieferungen an die Ukraine:Wer unterstützt Kiew am meisten und wie?

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    Je nach Statistik liegt Deutschland mal vorne, mal im Mittelfeld: Bei der Militärhilfe für die Ukraine sind Vergleiche nicht ganz einfach.

    ZDF-Korrespondent Ulf Röller zu den Gesprächen der EU über neue Waffenlieferungen.
    In Brüssel stehen vor allem weitere Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine im Fokus. Inwieweit die westlichen Staaten dazu bereit sind, darüber berichtet Ulf Röller.10.01.2024 | 1:18 min
    Seit Russlands Überfall auf die Ukraine vor inzwischen fast zwei Jahren verschärft sich in westlichen Ländern die Debatte, wie stark Kiew in seinem Abwehrkampf unterstützt werden soll. Am Montag forderte Kanzler Olaf Scholz die EU-Partner ungewohnt offen auf, bis zum Sondergipfel am 1. Februar bei ihrer Militärhilfe Klarheit zu schaffen - die bisherigen Zusagen reichten nicht.
    Als mittlerweile bester unabhängiger Indikator für die bisherige Hilfe, auch der EU, gilt der "Ukraine Support Tracker", den das Institut für Weltwirtschaft (IfW) erstellt.
    Selenskyj zu Besuch in den baltischen Staaten
    Der ukrainische Präsident Selenskyj erneuerte in Litauen seine Forderung nach mehr Luftabwehrsystemen.10.01.2024 | 1:30 min

    Wer liegt bei den Waffenlieferungen vorne?

    Bei den reinen Waffenlieferungen stehen demnach die USA mit bisherigen Zusagen von 43,9 Milliarden Euro ganz klar vorne, vor Deutschland mit 17,1 Milliarden und Großbritannien mit 6,6 Milliarden. Aus London gebe es seit dem Abgang von Premierminister Boris Johnson weniger Zusagen, registriert das IfW.
    Ganz anders sieht das Bild aus, wenn man auf die Pro-Kopf-Militärhilfen für die Ukraine schaut: Dann landen etwa die baltischen Staaten weit vorne - und Deutschland im Mittelfeld.
    Nato-Ukraine-Rat berät nach Luftangriffen
    Wegen der schweren russischen Raketenangriffe über Neujahr berät die Ukraine mit der Nato über einen stärkeren Schutz gegen Attacken aus der Luft.10.01.2024 | 2:16 min
    Aber vor allem die Tatsache, dass ein großes EU-Land wie Frankreich bei der Militärhilfe in absoluten Zahlen noch hinter der Slowakei und dem Nicht-EU-Land Norwegen rangiert, erklärt den Vorstoß von Scholz.

    Deutschland kann das definitiv nicht bilateral und alleine lösen.

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses

    Dabei spielt es für die Ukraine letztlich keine Rolle, ob die Hilfe bilateral oder über EU-Fonds geliefert wird - Kiew dringt nur auf Tempo.
    Militärexperte Grustav Gressel vor Ukraine Karte
    Nach einer massiven russischen Angriffswelle beklagt das Militär in der Ukraine einen Munitionsmangel. Wie lange hält die Flugabwehr stand? Militärexperte Gressel bei ZDFheute live.04.01.2024 | 38:34 min

    Problem des Vergleichs

    Nun sind Vergleiche zwischen Staaten nicht immer einfach. "Staaten sind unterschiedlich transparent, was sie liefern", sagt der Leiter des IfW-Indikators, Christoph Trebesch. Auch die Bundesregierung war anfangs für eine zu große Vertraulichkeit kritisiert worden, zählt aber mittlerweile mit veröffentlichten Übersichten zu den Transparenz-Vorbildern. "Zum zweiten Jahrestag des russischen Angriffs wollen wir auch eine Statistik basierend auf tatsächlichen Lieferungen und nicht nur auf Zusagen erstellen", kündigt Trebesch an.
    EX-NATO General Egon Ramms
    Die ukrainische Gegenoffensive ist gescheitert. Zuletzt übernahm Russland wieder die Initiative. Wie geht es 2024 weiter? ZDFheute live schaut voraus mit Ex-Nato-General Egon Ramms.28.12.2023 | 34:11 min
    Die anfänglichen Probleme der Vergleichbarkeit, als etwa Polen den Wert gelieferter alter Waffen aus Sowjetzeiten an die Ukraine hochrechnete, während Deutschland immer nur den abgeschriebenen Wert gebrauchter Waffen angab, verschwinde angesichts der Lieferung von neuem Material immer mehr, betont Trebesch. Allerdings: Die Kosten etwa für das ebenfalls sehr wichtige Training von Soldaten, bei dem Großbritannien sehr aktiv ist, wird nicht einberechnet.

    Debatten darüber, was Deutschland nicht liefert

    Die innenpolitische Debatte in Deutschland kreist allerdings weniger um diese Statistiken, sondern darum, was die Bundesregierung der Ukraine bisher nicht liefert. 2023 wurde monatelang gefordert, dass Kanzler Scholz die Zustimmung für die Lieferung von Leopard-Panzern gibt - die erst nach einer Abstimmung mit der US-Regierung erfolgte. Mittlerweile hat die Bundesregierung nach eigenen Angaben 30 Kampfpanzer Leopard 1 A5 und 18 modernere Kampfpanzer Leopard 2 A6 geliefert.
    Ukraine unter Zeitdruck – kleine Erfolge, große Ungeduld?
    Kann die ukrainische Offensive ihr Ziel erreichen? Ist dann Raum für Verhandlungen? Die Zeit wird knapp, die Sanktionen bröckeln und hier und da auch Engagement und Solidarität. 14.09.2023 | 65:41 min
    Zudem gibt es seit Wochen die Forderung einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern mit hoher Reichweite, damit die Ukraine Ziele auf der besetzten Halbinsel Krim angreifen kann. Die Regierung aber hält sich bislang zurück.
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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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    Quelle: Reuters
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