Die katholischen Bischöfe der Kanarischen Inseln haben sich angesichts Tausender dort ankommender Migranten mit einem Appell an die Öffentlichkeit gewandt. "Das ist keine Invasion", heißt es in dem am Wochenende veröffentlichten Dokument der Bischöfe José Mazuelos Pérez und Bernardo Álvarez Afonso. Stattdessen brächten die Menschen aus dem Ausland "einen großen Schatz". Das "alte Europa" werde dank der Einwanderer verjüngt und für die "Herausforderungen der Vielfalt" geöffnet.

In dem Appell ist von "zarten Händen" die Rede, die sich um Kinder, Alte und Kranke kümmern könnten. Es handele sich um "junge Arbeiter, die die Früchte unserer Felder ernten". Die beiden Bischöfe plädierten dafür, in Sachen Migration endlich "eine wahrheitsgetreue und positive Bilanz" zu ziehen. Stimmen, die "Verwirrung säen" und Angst unter den Bürgerinnen stiften wollten, müssten dagegen zurückgewiesen werden.

Auf den Kanarischen Inseln kommen derzeit immer mehr Migrantinnen und Migranten auf illegalen Wegen an. In den vergangenen Tagen kamen Tausende Personen in offenen Holzbooten über das Meer. Derart viele Ankünfte aus afrikanischen Ländern wurden auf der Inselgruppe zuletzt 2006 registriert.

Mehr Migranten auf Zypern

Dutzende Migranten haben von der türkischen Mittelmeerküste zum EU-Mitglied Zypern übergesetzt. Wie das Nachrichtenportal der größten zyprischen Zeitung Phileleftheros berichtete, seien in der Nacht an Bord eines Bootes 24 Migranten im Nordosten der Insel angekommen. Unter ihnen seien auch fünf Kinder. Sie stammen aus Syrien. 

Fast täglich kommen auf Zypern kleinere Gruppen von Migranten aus der Türkei, Syrien und dem Libanon an. Bereits am Donnerstag hatten 18 Migranten von der Türkei nach Zypern übergesetzt.

Die Flüchtlingscamps der kleinen Inselrepublik seien überfüllt, betont die Regierung in Nikosia immer wieder und fordert Hilfe seitens der EU. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben der zyprischen Polizei knapp 10.000 Migranten auf der Touristeninsel angelangt, die selbst nur rund 1,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat.

Flüchtlinge vor Italien in Quarantäne

Das Schiff der Hilfsorganisation Open Arms hat unterdessen mit rund 250 aus Seenot geretteten Menschen an Bord die italienische Küste erreicht. Die Menschen würden auf ein Schiff vor der Westküste der italienischen Insel Sizilien gebracht, wo sie zunächst in Quarantäne blieben, teilte die Organisation am Samstag mit. Die Geflüchteten seien bei insgesamt drei Rettungsaktionen am Dienstag und Mittwoch aufgenommen worden.

Die Retter der spanischen Organisation hatten unter anderem bei einer Aktion am Mittwoch mehr als 110 Migranten vor Libyen aus Seenot geborgen. Wie Open Arms am Donnerstag mitteilte, zog die Mannschaft bei dem Einsatz fünf Menschen bereits tot aus dem Wasser. Ein Baby, das wenig später starb, erhöhte die Zahl der Toten auf sechs.

Nach Angaben der Organisation brachte die italienische Küstenwache die Mutter des toten Jungen, dessen Name mit Joseph angegeben wurde, und eine schwangere Frau auf die Insel Lampedusa. Drei Migranten, darunter ein weiteres Baby, seien aus medizinischen Gründen nach Malta geflogen worden, hieß es.

Viele Menschen legen weiterhin in kleinen Booten in den nordafrikanischen Ländern Tunesien und Libyen ab, um nach Europa zu gelangen. Auf der Insel Lampedusa landeten in den vergangenen Tagen mehrere Boote mit Hunderten Menschen. Insgesamt kamen in Italien nach offiziellen Zahlen 2020 bisher fast 31.000 Migranten an. 2019 waren es im gleichen Zeitraum knapp 10.000 Menschen gewesen.