Wenn bloße Aufmerksamkeit die harte Währung des Aktivismus wäre, könnte die Letzte Generation eigentlich zufrieden sein. Ihre Klebeblockaden haben innerhalb der letzten zwei Jahre unzählige Kommentare und Thinkpieces provoziert, das ZDF zur Produktion einer gut gemeinten Dramedyserie namens Aufgestaut bewegt und den Aktivisten einen eigenen Schimpfnamen eingebracht: Klimakleber. Allein aufgrund dieser eingängigen Alliteration werden sie wohl noch viele Jahre im kollektiven Bewusstsein – Pardon – kleben bleiben.

Doch Dabeisein ist leider nicht alles im politischen Diskurs. Anstatt das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, nämlich Druck auf die Bundesregierung auszuüben oder gar konkrete Forderungen wie ein Tempolimit voranzubringen, setzte sich die Bewegung mit ihren Aktionen zusehends selbst unter Zugzwang: Jede neue Nachricht über eine Klebeblockade schien den Diskurs von der Klimapolitik der Ampelkoalition zu entfernen und in eine Metadebatte über die rechtmäßigen Grenzen des zivilen Widerstands zu verwandeln. Viel Aufmerksamkeit also, nur die falsche. Wahrscheinlich deshalb hat die Letzte Generation nun auf ihrer Homepage bekannt gegeben, das "Kapitel des Klebens und der Straßenblockaden" beenden zu wollen.