ZEIT ONLINE: Dann reden wir nur über Boykott und nicht über BDS. Wie finden Sie den Aufruf der ehemaligen SWR-Journalistin Helen Fares, vegane Hafermilch von Alpro zu boykottieren, weil die Firma auch in israelische Start-ups investiert?

Sanyal: Die App, die sie auf ihrem privaten Instagram-Account empfohlen hat, sollte anhand des Strichcodes erkennen, ob die Unternehmen in Firmen in Israel investieren, die an der Rüstung beteiligt sind. Wie genau die App das macht, sollte man durchaus näher hinterfragen. Allerdings hat Fares dafür ihren Job verloren. Boykott ist ein demokratisches Mittel, man kann ihn fehlgeleitet finden, aber Leute dafür so drakonisch zu bestrafen? Geht es auch eine Nummer kleiner? Da delegitimieren wir uns nur selbst. Dann darf man am Ende nur noch den "richtigen" Protest machen. Ich würde gerne die Grenzen des Sagbaren so weit wie möglich machen. Redefreiheit bedeutet für mich, mich gerade auch für das Recht von Menschen einzusetzen, die Dinge sagen, die ich nicht gut finde.