Früher hätte man mit dem bezaubernden jungen Mädchen vom Frühling reden können. Und von dieser seltsamen Welt überhaupt und von der Liebe. Heute ist das sicherste und beliebteste Gesprächsthema: das Auto. Vor noch gar nicht langer Zeit wurde in einer mir befreundeten Familie musiziert, gemalt, diskutiert über Kunst und Literatur. All das ist ziemlich vorbei. Man unterhält sich von der Fahrschule und vom Auto.

Mehr Auto-Geschichte(n) gibt's hier © Buddy Toomey /​ Hulton Archive /​ Getty Images

Zwei beliebig herausgegriffene, beliebig zu vervielfältigende und, vor allem, leicht nachweisbare Beispiele dafür: das deutsche Volk will ein Volk von Autofahrern werden. Die Bewegung ist nicht mehr aufzuhalten - und sowohl der, der sie bedauert, wie auch der, der heute noch aus eigener Neigung oder aus Mangel an Kapital zu Fuß geht, tut gut daran, sich mit dem Auto nicht nur abzufinden, sondern auch die schönen Möglichkeiten zu sehen, die darin liegen.

Von denen wir freilich noch weit entfernt sind. Denn heute noch bedeutet "ein Volk von Autofahrern" soviel wie: ein Volk von Geknechteten, Totschlägern und potentiell Totgeschlagenen; und falls das übertrieben sein sollte (es ist gar nicht so sehr übertrieben): ein Volk von nervlich dauernd Überlasteten.

Die Art und Weise, wie Autofahrer von "der Obrigkeit" - dem kleinen Polizeiwachtmeister wie den großen Ministerien - behandelt werden, spottet jeder Beschreibung. Die völlige Hilflosigkeit der Autofahrer gegenüber immer neuen Verboten und Anordnungen zeigt, wie wenig ach die bestehenden Autoklubs bisher als Fürsprecher der Kraftfahrer betrachten.

Ein einzelner kann nicht viel mehr tun, als immer wieder an die Vernunft, die Fairness, den gesunden Menschenverstand appellieren. Der unerhörte Druck, dem jeder Autofahrer dauernd ausgesetzt wird, könnte nur durch massierten Gegendruck erträglicher werden. Wo ist die große Benzingesellschaft oder die renommierte Autofirma, welche die ihr zur Verfügung stehenden organisatorischen Möglichkeiten endlich einmal dazu verwendete, eine wirklich handlungsfällige Vertretung der Autofahrer ins Leben zu rufen, die mehr wäre als eine Reiseberatungs- und Broschürenverteilungsstelle. Millionen Autofahrer würden geloben, nur noch das Benzin der Firma X zu fahren, wenn die Firma X sich entschlösse, einem latenten Missmut gegen jene Staatsgewalt, die sich aufspielt, als seien die Autofahrer Freiwild für ehrgeizige Polizeibeamte, in juristisch unanfechtbarer Form wirkungsvoll Ausdruck zu geben.