Durch die Coronavirus-Pandemie könnten nach Angaben von Hilfsorganisationen weltweit bis zum Jahresende bis zu 86 Millionen zusätzliche Kinder in Armut geraten. Die Gesamtzahl der in Armut lebenden Kinder würde damit um 15 Prozent steigen, heißt es in einer gemeinsamen Studie des UN-Kinderhilfswerks Unicef und von Save the Children, die jetzt veröffentlicht wurde.

Die Organisationen befürchten, dass bis Jahresende in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen insgesamt 672 Millionen Kinder unter der jeweiligen nationalen Armutsgrenze leben werden.

Drastischer Anstieg in Europa

Etwa zwei Drittel der in Armut aufwachsenden Kinder leben nach Angaben von Unicef und Save the Children in den Subsahara-Staaten Afrikas und in Südasien. Von dem Anstieg der Kinderarmut im Verlauf der Corona-Krise könnten der Studie zufolge aber Europa und Zentralasien am stärksten betroffen sein. In diesen Teilen der Welt rechnen die Organisationen mit einem Anstieg der Kinderarmut von bis zu 44 Prozent.

Die Pandemie habe eine "beispiellose wirtschaftliche und soziale Krise ausgelöst, die vielen Familien weltweit ihre Lebensgrundlage raubt", sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Zum einen seien Familien aufgrund des plötzlichen Einkommensverlustes stark eingeschränkt und könnten sich etwa kaum noch die nötigsten Nahrungsmittel und sauberes Wasser leisten. Gleichzeitig könnten benötigte soziale Dienste aufgrund fehlender Steuereinnahmen eingeschränkt werden. Die Krise drohe die in den vergangenen Jahren erreichten Fortschritte im Kampf gegen die Kinderarmut zunichtezumachen.  

Kindern drohen dauerhafte Schäden

Die beiden Kinderhilfsorganisationen appellierten an die Regierungen, soziale Sicherungssysteme und Programme rasch und umfassend auszuweiten, um die Auswirkungen von Covid-19 auf Kinder in einkommensschwachen Haushalten abzumildern.

Kinder seien durch Armut noch stärker gefährdet als Erwachsene, betonte Inger Ashing, Chefin von Save the Children International: "Kinder, die Hunger und Mangelernährung erleiden, und sei der Zeitraum noch so kurz, können dauerhafte Schäden davontragen." Bereits vor der Pandemie hatten demnach zwei Drittel der Kinder weltweit keinen Zugang zu sozialer Sicherung. "Ihre Familien haben finanziellen Notsituationen wenig entgegenzusetzen und können schnell in einen generationsübergreifenden Teufelskreis der Armut geraten."