Parität im Bundeskabinett war eines der vollmundigsten Wahlversprechen von Olaf Scholz im vergangenen Bundestagswahlkampf. Kaum eine Wahlkampfveranstaltung, auf der er das nicht ankündigte. Scholz gefiel sich dabei sichtlich in der Rolle des progressiven Mannes. Parität war eine seiner wichtigsten Waffen gegen die grüne Kanzlerkandidatin, deren Kandidatur im Kern für Emanzipation stand. "Er kann Kanzlerin", plakatierte seine SPD sogar, wahrscheinlich, weil sich das so wunderbar zeitgemäß anhörte.

Doch schon bei der ersten Neubesetzung im Kabinett kassiert Scholz dieses Versprechen wieder. An die Stelle der zurückgetretenen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht tritt nun mit Boris Pistorius, dem bisherigen niedersächsischen Innenminister, ein Mann. Das Signal, das Scholz damit in die Republik sendet, ist ernüchternd. Es wirkt sogar zynisch. Denn Parität scheint für den 64-Jährigen doch nicht mehr als Gedöns zu sein. Wie einst, als Gerhard Schröder vor 20 Jahren das Land regierte, scheint Parität bloß etwas zu sein, mit dem man Wahlkampf macht: Ein Versprechen, mit dem man um gleichberechtigt denkende Frauen und Männer wirbt, das man aber doch leichthändig ad acta legen kann, wenn es wirklich mal drauf ankommt. Als wäre Gleichberechtigung ein überflüssiges Accessoire, eine Leerformel, eine nette Geste mächtiger Männer.