Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) bereut auch fast zwei Jahrzehnte nach dem Ende seiner politischen Laufbahn keine wichtige Entscheidung, die er in seiner aktiven Zeit getroffen hat. "Mir fällt zurzeit keine ein, muss ich sagen, keine von Bedeutung, die ich so nicht wieder treffen würde", sagte er der Nachrichtenagentur dpa kurz vor seinem 80. Geburtstag.

Er fügte allerdings hinzu: "Den einen oder anderen richtig beleidigt zu haben in der politischen Auseinandersetzung, dafür entschuldige ich mich gerne. Aber so schlimm war es ja auch nicht." Als wichtigste Entscheidungen seiner Amtszeit nannte Schröder die Entsendung der Bundeswehr nach Afghanistan, sein Nein zur Beteiligung am Irak-Krieg und die Sozial- und Wirtschaftsreformen der Agenda 2010.

Schröder steht auch weiter dazu, dass er kurz nach seiner Kanzlerschaft als Lobbyist bei russischen Energieunternehmen eingestiegen ist. "Das ist meine Sache, und ich habe immer darauf geachtet, dass das, was ich im Beruflichen tue – ich bin Anwalt und bin natürlich auch mit Wirtschaftspolitik vertraut –, im Einklang mit internationalem und deutschem Recht ist. Und das ist so und das bleibt so."

Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft mit Putin befreundet und auch heute noch für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als Fehler bezeichnet, hält aber dennoch an seiner Freundschaft zu Putin fest. Die SPD-Spitze grenzt ihn deswegen aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.

Schröder fühlt sich weiterhin heimisch in seiner Partei, der er seit 61 Jahren angehört. 1963 sei er SPD-Mitglied geworden "als jemand, der ja auch nicht gerade in glänzenden Verhältnissen groß geworden ist, später dann doch sehr viel stärker aus historischen und politischen Gründen", sagte er. "Ich will jetzt nicht über das Ende des Lebens reden, aber solange man mich lässt, bleibe ich Sozialdemokrat."

Schröder rief erneut dazu auf, zu einer Friedenslösung in der Ukraine beizutragen. Er wünsche sich, dass die SPD sich wieder auf ihre Antikriegstraditionen besinne, sagte er.