Die Lufthansa fliegt nach der tagelangen Sperrung des europäischen Luftraums erste Passagiere aus Übersee nach Deutschland zurück. Die Airline habe eine behördliche Genehmigung für 50 Langstreckenflüge erhalten, sagte eine Sprecherin am Montag. Diese Maschinen würden im kontrollierten Sichtflug unterhalb der Aschewolke fliegen, sobald sie den gesperrten Luftraum erreichen. Offiziell hatte die deutsche Flugsicherung zuvor entschieden, die Flughäfen bis mindestens 2 Uhr in der Nacht zum Dienstag geschlossen zu halten.

Mit den 50 Maschinen, die aus Asien, Nord- und Südamerika sowie Afrika ab Dienstag in Frankfurt, München und Düsseldorf erwartet werden, will der Konzern zunächst jene 15.000 Passagiere zurückbringen, die im Ausland gestrandet sind. Es sei damit zu rechnen, dass die 50 Jets alle gefüllt sein werden. Die Flugzeuge befänden sich jetzt bereits im Ausland.

In Frankfurt und München nimmt die Deutsche Lufthansa den Verkehr wieder auf. Ab 18 Uhr am Montag würden erste Interkontinentalmaschinen mit Passagieren abheben, unter anderem in die USA, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Vereinzelt seien auch Kurzstreckenflüge geplant. Die Maschinen würden jeweils nach Sichtflugregeln gesteuert.

Auch Air Berlin, die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft, hat ihren Betrieb eingeschränkt wieder aufgenommen. Ein erster Flug mit Passagieren aus Palma de Mallorca sei am Nachmittag in München gelandet, sagte ein Sprecher. Weitere Maschinen befänden sich im Anflug. Ferner seien Flüge nach Berlin-Tegel, Paderborn, Köln, Nürnberg und Hannover vorgesehen.

Die Pilotengewerkschaft Cockpit lehnt die geplanten Sichtflüge ab. "Entweder der Luftraum ist sicher, oder er ist es nicht. Dann ist es letztlich egal, nach welchen Regeln man ihn durchfliegt", sagte ein Sprecher in Frankfurt. Offensichtlich wolle die Regierung nicht die Verantwortung für eine Öffnung des aschebelasteten Luftraums übernehmen. Es werde wegen des wirtschaftlichen Drucks nach juristischen Wegen gesucht, das Flugverbot zu umgehen. Die Verantwortung für die Sicherheit werde letztlich auf die Kapitäne abgewälzt.

"Wir haben Asche in der Luft, die sich auf die Triebwerke auswirkt", sagte der Gewerkschafter. Er halte es daher für inkonsequent, nicht einmal die Ergebnisse des Messfluges des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) abzuwarten. Der Cockpit-Sprecher verlangte wissenschaftliche Belege dafür, dass ein Durchfliegen der Wolke unbedenklich sei. Dass bei mehreren Positionierungsflügen am Samstag nichts passiert sei, genüge als Beweis nicht aus. Cockpit prüfe nun eine Empfehlung an ihre Mitglieder, die Flüge abzulehnen. Da aber eine behördliche Ausnahmegenehmigung vorliege, könne dies möglicherweise arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Laut Betriebshandbuch der Lufthansa sei Sichtflug nicht erlaubt.