Der WM-Absturz der sieglosen "Super Eagles" ist zu einer Staatsaffäre mit Skandalcharakter geworden: Nigerias Präsident Goodluck Jonathan hat den Fußball-Verband des westafrikanischen Landes (NFF) überraschend aufgelöst und die Nationalmannschaft für die kommenden zwei Jahre von allen internationalen Wettbewerben zurückgezogen. Grund dafür sei die schlechte Leistung der "Super Eagles" bei der WM in Südafrika, sagte sein Sprecher vor Journalisten in Abuja. Der Fußball im Land des Olympiasiegers von 1996 soll nun von Grund auf neu organisiert werden.

Die Fifa hatte am Nachmittag noch keine offizielle Information aus Nigeria. Der Weltverband stellte in einer Mitteilung aber klar, dass sich seine Position im Hinblick auf die Einmischung der Politik in Fußball-Belange nicht geändert hat. Die Fifa hatte aus diesem Grund bereits mehrfach nationale Verbände wie den Irak oder Brunei vorübergehend ausgeschlossen.

Die nigerianische Zeitung Vanguard berichtete, Jonathan habe sich bei einem Treffen mit Sportminister Ibrahim Bio enttäuscht über die WM-Leistung der Nationalmannschaft gezeigt. Bio hatte das NFF-Präsidium zu einem Gespräch ins Sportministerium beordert. Zum schlechten Abschneiden der "Super Adler" ist auch eine Anhörung im Parlament geplant, schrieb die Zeitung The Sun . Trotz aller Unterstützung sei das Team weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Ein Geschäftsmann hatte dem nigerianischen Team sogar eine Million Dollar für einen Sieg im ersten WM-Spiel gegen Argentinien versprochen. Präsident Jonathan hatte dies den Spielern persönlich in ihrem Hotel in Johannesburg mitgeteilt. Zusätzliches Geld hatte Nigerias Senats-Präsident David Mark ausgelobt. Er wollte für jeden Sieg weitere 100.000 Dollar für die Mannschaftskasse spendieren.

Nigeria zählte in den vergangenen 15 Jahren stets zu den führenden Mannschaften Afrikas. Ausgerechnet bei der Heim-WM in der Kap-Republik boten die "Super Eagles" nun eine mehr als dürftige Vorstellung. Nach Niederlagen gegen Argentinien (0:1) und Griechenland (1:2) sowie einem Remis gegen Südkorea (2:2) war das WM-Turnier für die Mannschaft von Trainer Lars Lagerbäck beendet.