Vorläufige Ergebnisse von Teilchenexperimenten in den USA und Europa haben Bewegungen des Teilchens Myon festgestellt, welche Auswirkungen auf grundlegende Erkenntnisse der Physik haben könnten. Beim Muon-g-2-Versuch im Fermilab bei Chicago sei eine mögliche Abweichung vom sogenannten Standardmodell registriert worden, einem Regelwerk, das Erkenntnisse der Teilchenphysik bündelt, teilte das Fermilab des US-Energieministeriums mit. Diese gleichen den Ergebnissen aus dem Large Hadron Collider (LHC), dem weltgrößten Teilchenbeschleuniger am Europäischen Kernforschungszentrum Cern bei Genf.

In den Daten aus Chicago weicht das magnetische Drehmoment – der sogenannte Landé-Faktor oder g-Faktor – der Myonen 0,1 Prozent von den Regeln des Standardmodells ab. Die Messung bestätigt ein im Jahr 2001 durchgeführtes Experiment am Brookhaven National Laboratory.

Laut dem Standardmodell hat der g-Faktor der Myonen einen Wert von fast exakt 2. Schon das Experiment am Brookhaven National Laboratory hat jedoch eine Abweichung in der achten Nachkommastelle ergeben – und zwar bei einem extrem kleinen statistischen Fehler von 1 zu 40.000, der mit dem aktuellen Messergebnis noch weiter verringert werden konnte. Auch wenn diese Korrektur nach wenig klingt, deutet sie doch darauf hin, dass das Standardmodell vermutlich korrigiert werden muss.

Myonen sind geladen wie Elektronen, weisen allerdings eine größere Masse als diese auf und sind auch nicht Bestandteile von Atomen. In der Natur entstehen sie bei Zerfallsprozessen, wenn kosmische Höhenstrahlung aus dem All auf die Erde trifft. Myonen sind instabil und bestehen in der Regel nur für zwei Mikrosekunden. In einem Teilchenbeschleuniger können sie allerdings beobachtet werden.