Lange gesucht und endlich gefunden: In der Serie "Ode an ein Ding" feiern wir jede Woche völlig subjektiv ein Produkt. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 32/2022. 

Vor Kurzem bin ich in mein neues WG-Zimmer gezogen und ganz ehrlich: Es sieht aus wie ein Loch. In der Mitte des Raums liegt ein geöffneter Koffer. In einer Ecke des Zimmers hängen mein Laptop und mein Tablet zum Laden an der Steckdose, in der anderen Ecke liegt die Matratze auf dem Boden. An der Wand lehnt das Bettgestell, denn ich bin seit zwei Wochen nicht dazu gekommen, es aufzubauen – tagsüber ist mein Zimmer so kahl wie die Heroinhöhlen aus dem Film Trainspotting.

Aber abends, wenn ich noch ein bisschen im Bett lese, schalte ich meine XXL-Lichterkette an und this is when the magic happens: Plötzlich sieht hier gar nichts mehr nach Trainspotting aus, sondern als würde ich in einem kultigen Loft aus einem Til-Schweiger-Film wohnen.

Meine Lichterkette ist 30 Meter lang und hat 300 Leuchtelemente. Ich habe sie zuerst entlang aller vier Wände am Fußboden verlegt. Der Raum scheint aus sich selbst heraus zu leuchten – das diffuse Licht ist so warm und weich.

Dann habe ich die Lichterkette um mein Bettgestell, das an der Wand lehnt, gelegt – wow! Könnte man so ins Centre Pompidou stellen. Da wäre ich ja schön blöd, wenn ich das Bettgestell jetzt unter meiner Matratze verstecken würde.

Für ein paar Tage habe ich mir auch ein altes Rennrad ins Zimmer gestellt und es mit der Lichterkette verziert, aber das ging dann doch etwas zu weit. Mit Lichterketten darf man nicht übertreiben, weil sie schnell trashig wirken.

Trashig wirken Lichterketten auch deswegen, weil sie komplett aus Kunststoff gefertigt sind und wirklich immer eine schrecklich billige Haptik haben – aber dafür kosten sie keine fünf Euro den Meter und machen trotzdem kuscheligeres Licht als jeder Swarovski-Kronleuchter. 

Meine Lichterkette hat acht unterschiedliche Beleuchtungsprogramme. Das eine Programm jagt Lichtblitze von links nach rechts durch mein Zimmer, ein anderes Programm lässt das Licht langsam heller werden und dann ganz langsam wieder dunkler. Ein drittes Programm ist der Stroboskopmodus: Der eignet sich selbstverständlich schlecht, wenn ich alleine in meinem Zimmer sitze. Aber auf der nächsten WG-Party wird natürlich mein Zimmer die Tanzfläche sein.

Eine Strobolichterkette ist wie die ersten beiden Studioalben von Britney Spears: Trash, na klar, aber kann jede WG-Party auf das nächste Level feuern.

Ich werde keinen Schrank kaufen, sondern weiter aus meinem Koffer leben. Ich will mir nichts an die Wand hängen und auch keine Zimmerpflanzen kaufen. Ich will, dass meine Lichterkette voll zur Geltung kommt.

Alle empfohlenen Produkte wurden von den Autorinnen und Autoren selbst gekauft und sind in vielen Fällen schon lange in Gebrauch.