Konstruktive Kritik → Richtig kritisieren: 13 Tipps & 10 Beispiele

Kritik kann ein hervorragendes „Werkzeug“ sein, um positive Veränderungen zu bewirken.

Ob allerdings Ihre Kritik angenommen wird und in weiterer Folge zu den gewünschten Verbesserungen führt, liegt in erster Linie an Ihnen selbst.

Fällt sie nämlich sachlich und konstruktiv aus, stehen die Chancen hierfür gut. Kritisieren Sie auf eine herablassende, verletzende Weise, müssen Sie auch mit nachteiligen Reaktionen rechnen.

(Bild: Fotolia©Jr Casas)

Ihre Kritik kann …

Abhängig davon, wie Sie Ihr Gegenüber kritisieren, können die Folgen unterschiedlich ausfallen:

Positive Kritik kann:

  • motivieren
  • (durch Annahme) Verbesserungen bewirken
  • (durch Annahme) zu Weiterentwicklung und Erfolg führen
  • die Augen öffnen
  • Probleme lösen

Negative Kritik kann:

  • demotivieren, frustrieren, kränken, verletzen
  • Verschlechterungen bewirken
  • zu Stillstand und Misserfolg führen
  • ein „Kopf-in-den-Sand-Stecken“ bewirken
  • weitere Probleme schaffen

Der Unterschied zwischen Feedback und Kritik

Weil im Zusammenhang mit dem Thema häufig auch nach dem Unterschied zwischen Feedback und Kritik gefragt wird, hier eine kurze Erläuterung:

Unter Feedback versteht man allgemein eine Rückmeldung zu einer Handlung, einem Verhalten oder einem Werk.

Lob und Kritik sind eine Form des Feedbacks. Beim Lob bezieht sich das Feedback auf Positives, bei Kritik, Beschwerde oder Tadel ist der Fokus auf verbesserungswürdige Punkte gerichtet.

Was ist konstruktive Kritik? (Definition)

Um konstruktive Kritik an den Mann bzw. die Frau zu bringen, gilt es vorab zu klären, was man darunter überhaupt versteht.

Konstruktive Kritik ist ein sachliches, faires Feedback mit konkreten Verbesserungsvorschlägen und frei von jedweder Beleidigung.

Wie richtig kritisieren? Ein positives und negatives Beispiel

Die unterschiedliche Kritikvermittlung an einem Beispiel aus dem Unternehmensalltag:

Anlass:

Die Chefin ist mit dem von einem Mitarbeiter ausgearbeiteten Projektabschlussbericht unzufrieden. Kritik ist angebracht.

Negativbeispiel:

Die Chefin wendet sich bei ihrem täglichen Bürorundgang direkt an den Mitarbeiter. Im Beisein seiner KollegInnen teilt sie ihm mit, wie mangelhaft sie den Bericht findet. Zudem bringt sie gleich weitere Kritikpunkte zur Sprache, die sich auf die allgemeine Arbeitsweise des Mitarbeiters beziehen.

Sie schneidet ihm das Wort ab und übergeht seine Einwände. Mit der Aufforderung, kurzfristig einen besseren Abschlussbericht vorzulegen, verlässt sie das Büro.

Positivbeispiel:

Die Chefin liest den Abschlussbericht und notiert sich verbesserungswürdige Punkte. Darauf bittet sie den Mitarbeiter zu sich ins Büro. Sie bietet ihm einen Kaffee an und fordert ihn auf, Platz zu nehmen. Dann folgt das Kritikgespräch:

„Danke für den Abschlussbericht! Besonders gut gefällt mir daran, dass … Ich habe mir auch einige konkrete Punkte notiert, die im Bericht noch berücksichtigt werden sollen: …“

Sie fragt den Mitarbeitern nach seiner Meinung zu den genannten Punkten. Gemeinsam finden sie weitere Optimierungen, die im Bericht einfließen sollen. Nach Mitteilung der Überarbeitungsfrist und ihrer konkreten Erwartungen geht der Mitarbeiter wieder an seinen Arbeitsplatz.

10 Beispiele: Konstruktive, sachliche und negative Kritik

Nachdem Sie über die unterschiedliche Wirkung von Kritik Bescheid wissen, hier gleich eine Gegenüberstellung von konstruktiver/positiver und negativer Kritik.

Lassen Sie die Aussagen auf sich wirken. Wie würden Sie sich bei den unterschiedlichen Formulierungen fühlen? 

  1. Negativ/unsachlich: „Ihre Aspekte sind völlig unzureichend! Finden Sie weitere, und die sollten mich dann auch mehr überzeugen.“
    Konstruktiv/sachlich: „Ich schlage vor, dass Sie weitere Aspekte berücksichtigen, um … (konkreten, nachvollziehbaren Grund nennen).“
  2. Negativ/unsachlich: „Sie liegen da wieder mal völlig falsch. Denken Sie nochmals darüber nach, dann reden wir später wieder darüber.“
    Konstruktiv/sachlich: „Ich nehme zur Kenntnis, dass wir konträre Ansichten haben. Nehmen wir uns die Zeit, unsere unterschiedlichen Perspektiven nochmals zu durchdenken. Lassen Sie uns … (Zeitpunkt) erneut darüber sprechen.“
  3. Negativ/unsachlich: „Sie erklären immer alles so umständlich. Können Sie das nicht besser?“
    Konstruktiv/sachlich:  „Weil ich Sie verstehen möchte, erklären Sie es mir bitte nochmals anders.“
  4. Negativ/unsachlich: „Sie haben diesen Ablauf zu wenig durchdacht oder nicht verstanden. Was von beidem? Ich erwarte mir konkrete Vorschläge, um den Ablauf zu optimieren.“
    Konstruktiv/sachlich: „Dieser Ablauf ist schon ein guter Ansatz. Ich bin sicher, Sie finden weitere Vorschläge, um den Ablauf zu optimieren, z. B. im Bereich …“
  5. Negativ/unsachlich: „Wie konnte es bloß zu diesen Terminverzögerungen kommen, wer hat da wieder geschlampt? Bringen Sie das Projekt schnell wieder auf Schiene. Mir egal, wie! “
    Konstruktiv/sachlich: „Ich habe festgestellt, dass es zu Terminverzögerungen kam. Was genau waren die Ursachen und wie kann ich Sie dabei unterstützen, das Projekt schnell wieder auf Schiene zu bekommen?“
  6. Negativ/unsachlich: „Und Sie glauben, diese Ausführung entspricht den Anforderungen unserer Kunden? Wie kommen Sie darauf? Das müssen Sie schon besser hinbekommen.“
    Konstruktiv/sachlich: „Erfahrungsgemäß entspricht diese Ausführung nicht ganz den Anforderungen unserer Kunden (… Gründe nennen). Lassen Sie uns da noch etwas nachjustieren, und zwar …“
  7. Negativ/unsachlich: „Ihre Argumente stoßen ganz sicher nicht auf positive Resonanz bei unseren Kunden. Das können Sie sich wohl denken. Überlegen Sie sich andere!“
    Konstruktiv/sachlich: „Ich befürchte, Ihre Argumente könnten bei einigen unserer Kunden auf Ablehnung stoßen (… konkrete Gründe nennen). Ein positives Argument wäre z. B. … Ich bin sicher, Sie finden noch weitere.“
  8. Negativ/unsachlich: „Das sind ja viel zu wenig Informationen. Was sollen Kunden damit anfangen? Denken Sie nach!“
    Konstruktiv/sachlich: „Meiner Meinung nach sollten noch weitere Informationen ergänzt werden. Was meinen Sie, welche wären aus Kundensicht noch hilfreich?“
  9. Negativ/unsachlich: „Ihr Problemlösungsansatz ist schwach. Überlegen Sie sich zwei sinnvollere Wege, um das Problem zu lösen!“
    Konstruktiv/sachlich: „Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Ansatz der beste Weg ist, um das Problem zu lösen. Können Sie mir bitte noch zwei alternative Wege zeitnah vorschlagen?“
  10. Negativ/unsachlich: „Sie ärgern mich maßlos! Wie konnten Sie das nur so angehen? Das bringt nun sicher für beide Seiten Probleme.“
    Konstruktiv/sachlich: „Ich bin zugegebenermaßen wütend, wie das abgelaufen ist. Aber geschehen ist geschehen. Um ungute Konsequenzen für beide Seiten möglichst gering zu halten, schlage ich vor …“

Konstruktive Kritik: 13 Tipps, wie Sie richtig kritisieren

Konstruktive Kritik an den Mann bzw. die Frau zu bringen, ist alles andere als einfach.

Wenn Sie die folgenden Tipps berücksichtigen, stehen die Chancen gut, dass Ihre Kritik auch angenommen und dadurch Ihr gewünschtes Ziel erreicht wird.

1. Wechseln Sie die Perspektive

BEVOR Sie Ihre Beanstandung anbringen, versetzen Sie sich in die Position des Kritikempfängers.

Der Perspektivenwechsel kann hilfreich sein, um die Gründe für ein bestimmtes Verhalten nachzuvollziehen. Vielleicht fällt Ihre Kritik dann ganz anders aus.

Streit_NL

Perspektivenwechsel: Wer hat recht?
(Bild aus meinem Zeitblüten-Buch)

2. Wählen Sie eine entspannte Atmosphäre

In dem oft hektischen (Arbeits-)Alltag lässt sich nicht so einfach eine entspannte Atmosphäre herstellen. Für ein Kritikgespräch sollte zumindest ein Raum gewählt werden, in dem Sie ungestört sind, sowie ein Zeitpunkt, an dem nicht tausend andere Sachen Vorrang haben.

Im Privatbereich kann ein konstruktives Kritikgespräch auch unter freiem Himmel stattfinden. So lässt sich etwa bei einem gemeinsamen Spaziergang leichter reden als in einem engen, erdrückenden Raum.

3. Führen Sie ein 4-Augen-Gespräch

Führen Sie das Kritikgespräch unter vier Augen.

Wird die Kritik im Beisein Unbeteiligter geäußert, so fühlt sich der Kritisierte bloßgestellt und hat berechtigte Angst, sein Gesicht vor den anderen zu verlieren.

4. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit

Kritik sollte nie zwischen Tür und Angel geäußert werden, denn ein konstruktives Gespräch erfordert ausreichend Zeit. Auch wenn es in den wenigsten Fällen möglich ist, so lässt sich der Zeitpunkt eines Kritikgespräches doch hin und wieder planen.

5. Wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht

Formulieren Sie die Kritik möglichst so, dass Sie selbst Ihre kritischen Worte annehmen würden.

Wie würden Sie sich fühlen, was würden Sie empfinden, wie würden Sie reagieren, welche Gegenargumente würden Sie anbringen, wenn Sie selbst mit Ihren Kritikpunkten konfrontiert würden?

6. Beginnen Sie positiv

Um die Kritik in Richtung „konstruktiv“ zu lenken, beginnen Sie mit einem positiven Aspekt. Erst dann folgen die heiklen Kritikpunkte. Also z. B. so:

„Ich schätze an dir/Ihnen sehr, dass … Heute muss ich mal einen anderen Punkt zur Sprache bringen, verbunden mit einer Bitte …“

7. Nennen Sie konkrete Vorfälle statt Verallgemeinerungen

So nicht: „Sie machen IMMER …“

Denn Pauschalierungen wie „nie“, „immer“, „alles“ etc. gilt es unbedingt zu vermeiden. Nennen Sie stattdessen konkrete, vorgefallene Beispiele, Situationen bzw. Handlungen.

8. Vermeiden Sie unbedingt Beleidigungen

Sind erst einmal Emotionen im Spiel, kommen beleidigende Worte schnell über die Lippen. Dadurch wird die Kritik auf eine destruktive Ebene verlagert, die Fronten verhärten sich, es kommt zum Streit.

Dazu ein treffendes Sprichwort:

Wer wütend ist, verbrennt
oft 
an einem Tag das Holz,
das er in vielen Jahren
gesammelt hat.

9. Verzichten Sie auf Du- bzw. Sie-Sätze

Auf Sätze, die mit „du“/„Sie“ beginnen, sollten Sie tunlichst verzichten:

„Du hast schon wieder …“

„Du bist so …“

Solche Anklage-Sätze treiben den Kritikempfänger in die Ecke, aus der er sich mit aller „verbalen Kraft“ hinauszubugsieren versucht. Und damit ist schon wieder eine große Portion Emotion mehr im Spiel und ein Konflikt vorprogrammiert.

Kritisieren Sie möglichst nie die Person selbst, sondern nur deren Verhalten, den Vorfall, … Fragen Sie auch nach den Gründen. Vielleicht können Sie dann das Verhalten eher nachvollziehen.

10. Verwenden Sie Ich-Sätze

Bei Kritik handelt es sich immer um eine subjektive Beurteilung. Verwenden Sie deshalb auch die Ich-Form, z. B. „Ich habe den Eindruck, dass du/Sie …“.

Ebenso können Sie mit Ich-/Mich-Sätzen dem Gegenüber besser vermitteln, was Sie fühlen, was Sie wahrgenommen haben:

„Ich habe mich geärgert bzw. es ärgert mich, dass …“

„Es hat mich verletzt …“

„Ich habe gesehen, dass … (Situationsbeschreibung)“

Oft ist der kritisierten Person gar nicht bewusst, was sie z. B. durch eine Aussage oder eine Handlung ausgelöst hat. Das Kommunizieren der eigenen Gefühle kann dem Kritikempfänger die Augen öffnen und dadurch Bereitschaft für eine Verhaltensänderung bewirken.

11. Hören Sie zu

Allzu gern überhören wir die Argumente der kritisierten Person, weil wir nur die eigenen als die einzig wahren betrachten.

Zuhören, nicht unterbrechen, gehört zum guten Ton und zeugt von Respekt der anderen Person gegenüber.

12. Machen Sie einen konstruktiven Vorschlag

Im besten Fall folgt einem Kritikgespräch eine aus Ihrer Sicht akzeptable Besserung oder eine für beide Seiten zufriedenstellende Änderung, ein Kompromiss.

Deshalb sollten Sie nicht nur selbstsicher Kritik üben, sondern gleichzeitig auch konstruktive Vorschläge für eine Besserung unterbreiten.

13. Loben Sie

Wer kritisiert, muss auch loben können!

Hat die Kritik Früchte getragen, sollten Sie dies auch anerkennend kommunizieren. Bedanken Sie sich oder loben Sie. Denn dadurch vermitteln Sie Wertschätzung.

Ihre kritischen Worte dadurch erhalten mehr Gewicht, sodass die Person auch zukünftig eher bereit ist, Ihre Kritik anzunehmen.

Kritisieren, ohne zu verletzen: ein Spickzettel

Sie wollen für das nächste Kritikgespräch optimal vorbereitet sein? Dann üben Sie am besten vorab das konstruktive Kritisieren.

Diesen Spickzettel können Sie ausdrucken und in Zugriffsnähe – z. B. in der Schreibtischlade – platzieren, um zwischendurch zu üben:

kritisieren

Den Chef kritisieren – eine heikle Sache

Es gibt Situationen, in denen Kritik an Autoritätspersonen angebracht ist.

Als Beispiel: Das Führungsverhalten des Chefs ist kritikwürdig. Dann wird es voraussichtlich von einem Großteil der Belegschaft als ungut und belastend wahrgenommen und sollte deshalb zur Sprache kommen.

Denn es kann durchaus sein, dass dem Vorgesetzten sein suboptimales Führungsverhalten und die nachteiligen Auswirkungen auf das Betriebsklima nicht bewusst sind.

Wie nun die Kritik übermitteln?

Das Thema beim Chef ansprechen, ist natürlich eine heikle Herausforderung.

Grundsätzlich sollte die Kritik stets mündlich in einem 4-Augen-Gespräch erfolgen.

Denn durch eine schriftliche Kritik könnten Sie sich letztlich selbst belasten, wenn sie früher oder später gegen Sie verwendet wird – gemäß der in Österreich geflügelten Worte „Jedes Schriftl ist ein Giftl“.

Am ehesten kann die Kritik an dem Chef über eine Person im Unternehmen gelingen, die ein gutes Verhältnis zu ihm pflegt und ihm diese diplomatisch vermitteln kann – und dabei unbedingt die o. a. Tipps berücksichtigt.

Kritikgespräch führen: Übung

Sie müssen in Kürze ein Kritikgespräch führen und wollen dabei die Punkte sachlich, fair und konstruktiv vorbringen?

Dann können Sie das Gespräch vorab mit einer Ihnen vertrauten Person durchspielen – ähnlich wie Rettungskräfte heikle Situationen immer und immer wieder üben, um dann sicher und souverän zu agieren.

Bereiten Sie sich auf mögliche Diskussionspunkte und Gegenargumente vor. Üben Sie dann im Rollenspiel die zu äußernden Kritikpunkte unter Berücksichtigung verschiedener möglicher Reaktionen Ihres Gegenübers.

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Kommentare

  • Neva

    Gute Punkte, sollte ich mal unserem Chef zeigen, der versteht nämlich unter kritisieren immer in Verbindung mit runtermachen.

    Geht auch in anderen Firmen so zu, wenn ich meine Bekannten höre. Dieser Merkzettel gehört ausgedruckt und in jedem Büro aufgehängt und wer sich nicht danach richtet, der soll auch mit Konsequenzen rechnen müssen.

  • Dagmar Käckenhoff

    Lieber Herr Heidenberger,

    vielen, vielen Dank für diesen tollen Artikel!

    Sie haben wirklich an alles gedacht und ich persönlich finde es besonders wichtig, sich in die Person des zu Kritisierenden hineinzuversetzen oder auch sich als Kritisierter eine gedankliche Auszeit zum Verarbeiten nehmen zu dürfen.

    Hab ich uns in der Firma gleich ausgedruckt… :)

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Also quasi ein „Spickzettel“ für die ganze Firma. :-)

  • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

    Hallo Holger!

    > Mit “aber” negiert man üblicherweise vorher Gesagtes. Das Positive spielt keine Rolle mehr und das Darauffolgende bleibt im Gedächtnis.

    Auch wenn ich grundsätzlich bezüglich „aber“ Ihrer Meinung bin, sehe ich das im Zusammenhang mit der Kritikäußerung etwas anders. Die Alternative wäre: keinen positiven Aspekt anführen oder keine Kritik üben. Wenn schon Kritik erforderlich ist – und Kritik muss ja nicht immer etwas Negatives sein –, dann wird sie „annehmbarer“, wenn damit gleichzeitig auch Wertschätzung (der positive Aspekt) der Person gegenüber vermittelt wird.

    Um das ABER etwas abzuschwächen, habe ich in meinem obigen Beispiel auch das Wort ANDEREN eingefügt, also:

    „Ich schätze an dir/Ihnen sehr, dass … Heute muss ich aber mal einen ANDEREN Punkt zur Sprache bringen, verbunden mit einer Bitte …“

    Deshalb denke ich nicht, dass mit dieser Formulierung das Positive keine Rolle mehr spielt oder mit dem „aber“ das Positive negiert wird. Ich nehme auch an, dass in diesem Fall die wertschätzende Äußerung im Gedächtnis bleibt, also nicht nur die kritischen Worte. Natürlich ist das Ganze wieder von mehreren Faktoren abhängig, die ich oben unter dem Punkt „Die Bereitschaft, Kritik anzunehmen“ angeführt habe.

    Beste Grüße

    Burkhard

  • Martina

    Alles super schöne Tipps,

    leider sind fast 80 % der sogenannten Führungskräfte nicht einmal im Ansatz in der Lage auch nur 20 % der hier dargelegten Möglichkeiten anzuwenden bzw. umzusetzen, was ich persönlich nur bedauern kann. Heute sind Mobbing und despotisches Verhalten, Verlogenheit und Hetze gegenüber Mitarbeitern durch Vorgesetzte an der Tagesordnung, sodass fast 80 % der Belegschaft trotz Verrichtung ihrer Arbeit innerlich schon lange gekündigt haben.

  • Sandra

    Werde die Spickzettel mal ausprobieren! Es steht bald wieder etwas an, wo mit Kritik nicht unüblich ist!

    Leider habe ich letztes Mal nicht wie jemand, der Erwachsenen ist (+/- 2x18Jahre), sondern wie ein kleines Kind reagiert und den Raum fluchtartig verlassen….

    Das ist kein angemessenes Verhalten, das weiß ich, aber es ist nun so gelaufen und in dem Moment war es auch nicht das Verkehrteste aus der Situation raus zu gehen, aber das wie war …..

    Ich werde versuchen, die “Spickertipps” zu beachten und ansonsten den letzten Punkt “Bedenkzeit” in “kurze Pause” versuchen umzuwandeln!?!?

  • Maier Andreas

    Hallo,

    das sind sehr gute Punkte. Werde das beim nächsten Mal auch so anwenden. Ganz gut finde ich den Gedanken, vorher die Gegenseite zu beleuchten, wie die es auffasst.

    MFG Andreas

  • Heike

    Ganz toll geschrieben. Kann man überall anwenden im Umgang mit Menschen, auch beim eigenen Partner und bei sich selbst :-) Dankeschön!

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Bitte schön! :-)

  • Heike K.

    Hallo Herr Heidenberger,

    danke für Ihre wertvollen Tipps! Ich habe in Führungsschulungen schon viel zum Thema “kritisches Feedback” gelernt. Ihr Artikel behandelt dieses Thema jedoch viel anschaulicher und vor allem detaillierter.

    Meine Meinung zum Lob vor der Kritik ist etwas gespalten. Viele MA “durchschauen” diese Systematik der Sandwichmethode und wissen schon im Vorfeld, dass gleich “die Keule” kommt. Oder sie hören nur das Lob und blenden den Rest aus.

    Gleichwohl stimme ich Ihnen zu, dass ein positiver Einstieg die Türen öffnet und für ein gutes Gesprächsklima sorgt. Hier muss jeder seinen eigenen Weg finden. Der Kritiker muss sich wohl fühlen mit seinem Lob und darauf achten, wie es beim Gegenüber ankommt. Eine schöne Alternative zum ABER ist das UND. Ganz nach dem Motto “ein ABER trennt, ein UND verbindet”.

    LG Heike K.

    • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

      Hallo Heike,

      ja, Sie haben recht. Es kommt auch immer auf den jeweiligen Mitarbeiter an – als Kritikgeber ist immer einiges an „Fingerspitzengefühl“ gefragt, da jede Kritik individuell und auch die Persönlichkeit des Kritikempfängers berücksichtigt werden sollte. Ihr UND ist tatsächlich eine schöne Alternative. Danke!

      Oder ich lasse das „Aber“ komplett weg:

      „Ich schätze an dir/Ihnen sehr, dass … Heute muss ich mal einen ANDEREN Punkt zur Sprache bringen, verbunden mit einer Bitte …“

  • silvia schirbel

    der umgang mit dem wörtchen “aber” sollte man/frau üben, es gibt zwei verschiedene möglichkeiten und eine davon ist genauso wertschätzend wie andere worte, nämlich genau dann (und damit ist die anwendung von herrn heidenberger goldrichtig), wenn auf einen anderen gegensätzlichen oder in eine andere richtung weisenden aspekt hingewiesen wird.

    wenn ich kritik übe und tue das konstruktiv, will ich mein gegenüber ja schon wertschätzen und eben nicht bekämpfen oder niedermachen.

    dem “aber” kann also durchaus ebenbürtig ein lob folgen (oder umgedreht)? schaut mal was die deutsche sprache alles kann und bedient euch ihrer. doch das wohlwollende lächeln eines gegenüber bei aller kritik ist durch nichts zu ersetzen.

  • Burkhard Heidenberger | ZEITBLÜTEN

    Danke für Ihren Erfahrungsbericht, Susanna!

  • Christina

    Dass man Kritik mit etwas positivem beginnt, ist veraltete Lehrmeinung.
    Denn je öfter dies passiert, desto mehr wird mit Positivem verknüpft, dass etwas Negatives folgt.

    Irgendwann kommt Lob nicht mehr an, sondern aus jedem Lob wird eine Kritik.

    Heute lobt man, wenn man lobt und kritisiert, wenn man kritisiert. Wenn man die übrigen Punkte beachtet, kann Kritik dennoch angenommen werden.

    Hilfreich ist dabei zum Beispiel das 3-W-Feedback:
    1. Wahrnehmung schildern (nicht die Person wird kritisiert, sondern die Situation oder Leistung)
    2. Wirkung beschreiben (was sind die rationalen oder emotionalen Folgen)
    3. Wunsch äußern (wie könnte es in Zukunft besser laufen)

    • fahmiya

      woher hast du das, dass das eine alte lehrmeinung ist? ich denke es kommt auf die situationen und die personen an. ich würde eine kritik halt eher annehmen, wenn darin auch die wertschätzung mir gegenüber also etwas positives gesagt wird. wenn mich die gleiche person aber ständig kritisiert, dann ist es mir egal, ob positives dabei ist oder nicht, dann wird meine bereitschaft, diese permanente kritik anzunehmen, sowieso gering sein.