„Es darf nicht um Einzelinteressen gehen“

Der Harburger SPD-Kreisvorsitzende Frank Richter sieht die Infrastruktur in Süderelbe auf einem guten Weg.

„Es darf nicht um Einzelinteressen gehen“

SPD übt Kritik an den Aussagen von Joachim Stoltzenberg

Joachim Stoltzenberg

Joachim Stoltzenberg ist ein Mann der klaren Worte. Der langjährige 2. Vorsitzende und Integrationsbeauftragte des FC Süderelbe hatte bei mehreren Anlässen die vermeintliche Rückständigkeit der Infrastruktur in der Süderelbe-Region angeprangert. Vor dem Hintergrund des prognostizierten Wachstums des Stadtteils Neugraben-Fischbek um bis zu 14.000 Bürgern sprach Stoltzenberg von einer Bankrotterklärung der Politik. Ob Sport, Erziehung, Verkehr oder öffentlicher Nahverkehr – diese Bereiche befänden sich zurzeit in einem beklagenswerten Zustand, erklärte Stoltzenberg beispielsweise auf dem Neujahrsempfang des FC Süderelbe. Der FCS-Mann wiederholte seine Kritik auch beim Besuch des SPD-Fraktionsvorsitzenden in der Bürgerschaft, Andreas Dressel, am 30. Januar im BGZ Süderelbe. In einem offenen Brief an den Senat bekräftigte Stoltzenberg seine Kritik nochmals. Diese Hartnäckigkeit brachte den Harburger SPD-Kreisvorsitzenden Frank Richter auf den Plan – der Leiter des Stadtplanungsausschusses widerspricht Stoltzenberg vehement. Hinsichtlich der Aussagen Stoltzenbergs in einer Tageszeitung zum Zustand des Grandplatzes Schutzhütte erklärte Richter: „Wer den Grandplatz Schutzhütte als Beleg für fehlende oder marode Sportinfrastruktur in Neugraben heranzieht, macht es sich zu einfach. Durch eine einfache Einsicht in die öffentlich einsehbaren Belegungspläne der Hamburger Sportanlagen lässt sich für jedermann feststellen, dass der alte Sportplatz Schutzhütte – im Übrigen seit Jahren – nicht mehr in der öffentlichen Belegung durch das Bezirksamt ist. Der Sportplatz wird lediglich noch von Freizeitgruppen und als Bolzplatz der benachbarten Freiluftschule Neugraben genutzt, da eine Sanierung des abgelegenen Platzes unverhältnismäßig wäre.“ Diesen Sportplatz als Beleg für dramatische Mängel in der Sportinfrastruktur heranzuziehen, sei unseriös, sagt Richter.
Tatsächlich gebe es in den beiden Stadtteilen Hausbruch und Neugraben-Fischbek derzeit vier Sportanlagen für die drei Sportvereine, die in den beiden Stadtteilen Fußball im Sportangebot haben. Bei zwei Sportplätzen handele es sich um Rasenplätze. Die beiden anderen Anlagen – Kiesbarg und Jägerhof – verfügen insgesamt über drei Großspielfelder mit Kunstrasen und ein Großspielfeld als Tennenplatz. Auf dem Sportplatz Kiesbarg befinde sich außerdem ein Kleinspielfeld mit Kunstrasenbelag, der mit umfangreichen öffentlichen Mitteln gebaut worden wäre. Dem FC Süderelbe wäre vor dem Bau des kleinen Kunstrasensportfeldes am Kiesbarg auch der Platz an der Schutzhütte angeboten worden. Der Verein hatte dies seinerzeit jedoch mit der Begründung abgelehnt, die Entfernung zum Platz könne man Kindern und Jugendlichen nicht zumuten, sodass im Anschluss mit dem Bau des Kleinfeldes eine andere Lösung gefunden wurde. Für die Zukunft sei ein DIN-gerechter Sportplatz im Neubaugebiet Fischbeker Reethen mit Umkleidekabinen und Duschen für den Trainings- und Wettkampfbetrieb geplant, führte Richter aus.
Eine Analyse des Hamburger Sportbundes bestätige zudem die Richtigkeit dieser Planung und insbesondere des Standorts. Soweit eine weitere Reservefläche von 3.200 Quadratmetern erwähnt wird, wird diese Analyse sicher in die weiteren Planungsprozesse einbezogen, kündigt Richter an. Der Genosse legte nach: „Bei der Berichterstattung über die Sporthallenkapazitäten wurden bereits bekannte Neubauten wie die Sporthalle, die demnächst am Standort der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg am Stremelkamp errichtet wird, ebenso wenig berücksichtigt wie die Tatsache, dass in Neugraben-Fischbek noch eine weitere weiterführende Schule gebaut werden wird, die ebenfalls mit weiteren Sporthallenflächen ausgestattet sein wird, wie auch zu erwartende Erweiterungen im Bereich der wachsenden Schule Ohrnsweg. Die Uwe-Seeler-Halle wird nach einer grundlegenden Sanierung im August 2018 wieder zur Verfügung stehen.“
Zudem habe die Bezirksversammlung Harburg auf ihrer Sitzung am 27. Februar 2018 auf Antrag der SPD-Fraktion beschlossen, dass in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Sportbund und dem Hamburger Fußball-Verband ein Sportraumkonzept für den Süderelberaum entwickelt werden soll. In diesem Antrag wird auch die Sanierung und Erhaltung der Sporthallen Neumoorstück 1 sowie an der Hausbrucher Bahnhofstraße für den Vereinssport gefordert, erläuterte Richter.
Desweiteren könne er die Behauptung, es fehlten in Neugraben-Fischbek 300 bis 400 Kitaplätze, nicht nachvollziehen – und sei durch Tatsachen auch nicht zu belegen. „Wenn derart viele Kitaplätze fehlen würden, hätte ein Großteil derjenigen, die einen Kitaplatz nicht erhalten haben, das bezirkliche Zuweisungsverfahren in Anspruch genommen, bei dem der Bezirk Kitaplätze zuweist, wenn ein solcher nicht auf anderem Wege zu erhalten ist. Dieses Verfahren ist im vergangenen Jahr jedoch nur vier (!) Mal in Anspruch genommen worden, wobei die Antragsteller nicht einmal aus Neugraben-Fischbek kamen“, betont Richter.
Das zukünftige Wachstum Neugraben-Fischbeks sei eine Herausforderung auch für die Infrastruktur. Bei den Planungsprozessen wird den zukünftigen Anforderungen an die Infrastruktur jedoch auch Rechnung getragen. Nicht nur im Sportbereich, sondern in allen Lebensbereichen, versichert Richter und nennt Beispiele: „So wird es mit Auslieferung der neuen S-Bahnzüge Ende 2018 auf der Linie der S3 ab Neugraben erhebliche Kapazitätsverbesserungen geben. In den Stoßzeiten werden die S-Bahnzüge mit 9 statt wie bisher mit 6 Waggons fahren (+33%). Das bedeutet eine Steigerung der Kapazität von 36 auf 54 Waggons in der Stunde. Weitere Verbesserungen im Rahmen der Taktverdichtung werden derzeit baulich vorbereitet. Es wird in Neugraben-Fischbek eine neue weiterführende Schule geben, und die Kapazitäten der vorhandenen Grundschulen, wie z.B. der Schule Ohrnsweg, werden erweitert. In den Neubaugebieten Fischbeker Heidbrook und Fischbeker Reethen wird es zusätzliche sechs Kitas geben“.
Was Stoltzenberg in seinem ‚Brandbrief‘ schreibe, fährt Richter fort, sei „Tüdelkram“. „Viele Behauptungen des offenen Briefes beruhen nicht auf einer realen Tatsachengrundlage, sondern eher auf einer interessegeleiteten gefühlten Basis. Schade, dass die Chance verpasst wurde, ernsthaft über die zukünftigen Anforderungen an die Infrastruktur in Süderelbe zu reden. Hier darf es nicht um Einzelinteressen gehen. Hier müssen wir gemeinsam unsere Region voranbringen. Da hilft es nicht, wenn sich ein Vereinsvertreter zu Lasten der Anderen selbst zum Sprachrohr ernennt“, übt Richter seinerseits Kritik an Stoltzenberg.