20. Etappe:
Büdingen – Lich – Werdorf
= 56 km

Freitag, 14. Juni 2013

Morgens ist der Himmel grau bedeckt, wieder kein richtig gutes Wetter! Also steuern wir heute unsere letzte Etappe an: bis Nidda, per Zug nach Gießen, dann mit dem Rad bis nach Hause.

Wir fahren über Selters, mühen uns hoch nach Konradsdorf, durch den Wald, den steilen, unwegsamen Biberberg hinunter, und kommen so nach Bellmuth, das dörflich klein und verschlafen in der Senke liegt. Werner macht kurz Halt auf dem Friedhof und wirft einen Blick auf seine Latifundien am Ortsausgang, dann geht’s weiter über Ranstadt auf einem neuen Radweg Richtung Nidda.

Schaf mit Sonnenbrille

Am Waldrand bleibt Werner nach einem Blick auf den kleinen Fahrradcomputer stehen und verkündet: 1000 km! Auch wenn es uns manchmal zwischendurch nicht so vorkam, haben wir doch eine recht beachtliche Strecke bewältigt – das macht uns durchaus zufrieden, auch ein bisschen stolz …

Zu Mittag legen wir auf dem sonnigen Marktplatz in Nidda eine Pause ein. Weil ich ein bisschen zum Weiterfahren drängele, Werner gerne hier die Tour beenden würde, einigen wir uns auf den Kompromiss: bis Lich per Rad, dann mit dem Zug bis Werdorf.

In Lich belohnen wir uns mit einem schnellen leckeren Eis zum Abschluss und steigen dann in den Zug, der uns über Gießen nach Werdorf bringt.

Gegen 18 Uhr kommen wir müde, aber zufrieden nach Hause.

Salzburg-Werdorf

Gesamtstrecke der Radtour 2013. Die mit der Bahn zurückgelegten Abschnitte sind grün gekennzeichnet.

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19. Etappe:
Schlüchtern – Büdingen
= 58,5 km

Donnerstag, 13. Juni 2013

Heute ist ein heißer Tag! Die Sonne scheint schon morgens sommerlich-fröhlich und lässt die dunklen Wolken vergangener Tage vergessen. Wir radeln auf einer schönen Strecke durch Wiesen und Felder.

In Bad Soden-Salmünster, wo ich während des einzigen Urlaubs mit meinen Eltern im ‚zarten‘ Alter von 15 Jahren Schwimmen lernte, trinken wir eine Tasse Kaffee im Café Altes Kurhaus. Alles versprüht irgendwie den Charme einer verblühten Rose …

Für das Picknick müssen wir unbedingt ein Plätzchen im Schatten suchen, was längs der Bahngleise gar nicht so leicht ist. Uns fällt auf, dass ungewöhnlich viele langsame ICE und Güterzüge auf dieser normalen Bahnstrecke fahren, sicherlich weil die östlichen Abschnitte wegen der Überflutungen gesperrt sind.

Ein langer, steiler Anstieg parallel zur Bundesstraße führt uns nach Büdingen. Auf dem Marktplatz brauchen wir dringend eine kleine Erfrischung: ‚Hessen-Hugo‘ (= Apfelwein mit Holunderblütensirup und Mineralwasser, also ‚Kaiserspritzer‘) und Apfelwein schmecken köstlich!

Im Hotel SchlossStuben kühlt uns dann ein recht unfreundlicher Empfang weiter ab. Das Zimmer ist winzig (teuer, aber komfortabel renoviert), das Essen schmeckt gut, aber im Haus herrscht eine äußerst gestresste Stimmung, von der wir uns nicht anstecken lassen wollen.

Abends bringt ein Sturm dann kräftigen Regen – wie könnte es anders sein?

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Schlüchtern – Steinau an der Straße – Schlüchtern
= 17 km

Mittwoch, 12. Juni 2013

Nach einem ausführlichen Frühstück mit Zeitungslektüre radeln wir die paar Kilometerchen nach Steinau an der Straße, dem Geburtsort der bekannten Brüder Grimm.

In einer ansprechenden Ausstellung im Grimm-Haus gedenkt das Städtchen der beiden großartigen Sprachforscher und Sammler von Kinder- und Hausmärchen. Gut gefällt uns, dass man in einer aktuellen dtv-Ausgabe ihres Deutschen Wörterbuchs blättern kann, besonders hübsch finde ich die zahlreichen Dioramen, in denen mit viel Liebe fürs Detail Szenen aus Märchen mit Zinnfiguren dargestellt sind.

Im Museum in der ehemaligen Amtshofscheune wird die Bedeutung des Ortes, gelegen an der Via Regia, der Handelsstraße Frankfurt-Leipzig, unter verschiedenen Aspekten deutlich gemacht: Reisende, Reiseabenteuer, Reparatur von Reisekutschen, Beherbergung von Reisenden, Herstellung und Handel mit Töpferwaren … – dem interessierten Betrachter wird ein schlüssiges Konzept präsentiert.

Heute Nachmittag ist Müßiggang angesagt – und wir merken, dass uns das wirklich gut tut!

18. Etappe:
Gemünden – Schlüchtern
= 51 km

Dienstag, 11. Juni 2013

Die Nacht war regnerisch und es sieht zunächst eher nicht so gut aus fürs Weiterfahren, aber bald lichten sich die Nebel- und Dunstschwaden über den Baumwipfeln.

Nach wenigen Kilometern schauen wir auf eine gänzlich andere Landschaft. Wie in einem Bilderbuch liegen sanft bewaldete Hügel über weiten grünen Wiesen, ein kleiner Fluss plätschert neben uns her. Wir sind jetzt im romantischen Sinntal, fahren durch kleine, wie vergessen wirkende Dörfer. Zwar zeigt sich der Himmel noch ein bisschen bedeckt, aber irgendwie passt das Wetter zur Gegend. Es gefällt uns wirklich gut hier!

Nach und nach kommt nun auch die Sonne hervor und begleitet uns für den Rest des Tages. Vor Altengronau erfahren wir: „Der Biber ist zurück in Hessen!“ – Wir haben also das benachbarte „Ausland“ verlassen und nähern uns heimischen Gefilden.

Während unserer mittäglichen Rast an einem plätschernden Dorfbrunnen überlegen wir, bis wohin wir heute radeln können. Letztendlich bietet sich wegen der Akku-Kapazitäten eine Weiterfahrt nach Schlüchtern an, und das klappt gut. Die ersten langen Kilometer führen uns stetig bergan, wir schnaufen ordentlich vor Anstrengung, werden aber auch belohnt mit herrlichen Ausblicken auf die weiten Wiesen um uns herum.

Nach der Main-Kinzig-Wasserscheide sausen wir mit hohem Tempo bergab und sind bald in Schlüchtern.

Das Eiscafé Ca D’Oro in der Obertorstraße ist ein Muss: vorzügliche Eisbecher, köstliche frische Säfte! Im Hotel StadtSchlüchtern werden wir sehr nett empfangen, bekommen ein komfortables Zimmer und beschließen abends, am nächsten Tag eine Radelpause einzulegen, diesmal trotz oder wegen des Sonnenscheins.

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17. Etappe:
Veitshöchheim – Gemünden (Langenprozelten)
= 36 km

Montag, 10. Juni 2013

Vor der Weiterfahrt schauen wir den beeindruckenden Rokokogarten an, den fürst-bischöfliche Granden nahe bei Würzburg erbauen ließen. Die Damen und Herren der feinen Gesellschaft konnten hier lustwandelnd das Elend der Welt sicherlich weit weg wähnen.

Weil die Wettervorhersage heute wieder Regen angekündigt hat, steuern wir Gemünden als Ziel an, also liegt eine kurze Etappe vor uns.

Bald fängt es auch an zu regnen, wir verpacken uns wieder wasserdicht und machen dann in Karlstadt Halt. Picknick geht ja nicht bei diesem Wetter, daher kehren wir im Ratskeller ein, der ein nettes griechisches Lokal ist.

Nach der Pause hat der Regen aufgehört – von nun an soll es endlich besser werden!

In Gemünden sehen wir, dass die Zufahrt durch ein Stadttor vom Main her noch mit zwei Meter hohen Spundwänden verschlossen ist, der Radweg ist schlammig, wir müssen durch matschigen braunen Schmadder hindurch – unangenehm.

Am frühen Nachmittag kommen wir in Langenprozelten an, ruhen uns aus und planen die Weiterfahrt: Wir werden morgen den Main verlassen und in den Spessart fahren.

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16. Etappe:
Hörblach – Veitshöchheim
= 56 km

Sonntag, 9. Juni 2013

Heute brechen wir relativ früh auf, denn nicht nur die Vorhersage, auch das dazugehörige Wetter ist schlecht. Der Himmel ist grau verhangen, ein kräftiger Wind bläst – nichts für kurze Hose oder kurze Ärmel.

In Kitzingen wechseln wir nach einigen Diskussionen über die Alte Mainbrücke auf die linke Seite des Flusses und radeln durch das Gelände der Landesgartenschau von 2011.

Ungefähr nach zehn Kilometern beginnt es zu regnen, so dass wir unsere gesamte Schutzkleidung anziehen müssen. Wir halten durch bis Ochsenfurt, wo wir auf dem Marktplatz im traditionsreichen Gasthaus „Zum Schmied“ eine Kleinigkeit essen, während unsere Sachen trocknen.

Nach unserer Rast geht es ohne Regen, sogar mit ein bisschen Sonne weiter. Wir folgen dem „braunen“ Main: Der Fluss führt braunes Wasser, der Bewuchs am Ufer liegt niedergedrückt unter Schlamm, der Radweg ist größtenteils matschig, olfaktorisch nicht wirklich  erquicklich!

Da wir nicht in Würzburg bleiben wollen, steuern wir Veithöchsheim an, wo wir ein Zimmer „Am Rokokogarten“ reserviert haben.

Nun, wir machen heute die Erfahrung, dass Nomen nicht gleich Omen sein muss. Das Gästehaus steht gleich am Ortseingang, mehrere Hundert Meter entfernt von besagtem Rokokogarten – und zu unserem Missfallen liegt die Hochtrasse des ICE greifbar nah. Ein Blick aus dem Fenster bietet beinahe einen Anblick wie in den surrealistischen Gemälden von Dali: Die Häuser ducken sich unter der Bahntrasse weg, oben erahnt man den fahrenden Zug.

Wir fühlen uns durch den Besitzer mit seinen irreführenden Versprechungen hinters Licht geführt – glücklicherweise verbringen wir nur eine Nacht hier. Leider trägt auch der Restaurantbesuch „Im Spundloch“ nicht zur Erheiterung bei, wo zwar das Ambiente durchaus hübsch ist, wir aber für wenig Essen viel Geld bezahlen.

Aber es tröstet uns, dass wie bisher solche Erfahrungen nur selten machten.

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15. Etappe:
Schweinfurt – Hörblach bei Kitzingen
= 42 km

Samstag, 8. Juni 2013

Heute ist das Wetter entgegen den Prognosen gut: klarer Himmel, Sonnenschein, milde Temperaturen – was will man mehr? Nach einem sehr guten Frühstück radeln wir raus aus der Stadt.

Die Wiesen direkt am Fluss liegen größtenteils noch unter brackigem Wasser, manchmal stochern Störche nach Mäusen oder Fröschen, sicherlich haben sie nach diesem Hochwasser viel Erfolg bei ihrer Nahrungssuche. Viele Äcker bieten einen betrüblichen Anblick.

Rechts neben der Straße erheben sich die ersten flachen Weinberge.

In Wipfeld gibt es an der Mainfähre einen gepflegten Picknickplatz (schade, zum Essen ist es noch zu früh), dahinter ein Biergarten, wo wir unter Schatten spenden Bäumen Johannisbeerschorle bzw. alkoholfreies Bier trinken.

Nun beginnt ein wirklich hübscher Streckenabschnitt. Wir entscheiden uns für die steile Route durch die Weinberge zur Vogelsburg, von wo man einen schönen Ausblick auf die Mainschleife bei Volkach hat. Jetzt ist Zeit für eine kleine Mittagspause, die wir allerdings in der warmen Sonne nicht allzu lange ausdehnen.

Wir fahren ins Zentrum von Volkach, wo wir auf dem Marktplatz eine Neuerung kennen lernen: eine solar betriebene Ladestelle für E-Bikes. Werner nutzt die Gelegenheit und schließt seinen Akku an, der nun in einer Art abschließbarem Gepäckfach aufgeladen wird.

Derweilen trinken wir einen Schoppen, unterhalten uns dabei mit einem netten Ehepaar – Radfahrer, was sonst! – und bekommen noch ein paar Tipps für die Weiterfahrt.

Wir radeln später die Mainschleife entlang, was allerdings durch einzelne überschwemmte Abschnitte nicht nur einfach ist. Ich entdecke dabei eine neue Technik für das Vorankommen ohne nasse Füße: Wenn das Wasser in den schlammigen Pfützen zu hoch steht, wippt man, um nicht treten zu müssen, ein bisschen mit beiden Pedalen, die auf gleicher Höhe stehen; allerdings darf der „Teich“ bei dieser Fortbewegungsvariante nicht zu lang sein.

Wir kommen gut voran und erlauben uns eine weitere Einkehr in Sommerach, wo wir auch Frankenwein schlürfen. Ich fühle mich durchaus angeheitert, als wir die restlichen Kilometer zu unserem heutigen Quartier nach Hörblach aufbrechen. Im Gasthaus „Schwarzes Ross“ brummt der Bär, und später sind wir im kleinen Biergarten mitten dabei. Das Motto des Abends lautet uneingeschränkt:

Wasser macht weise,
lustig der Wein,
drum trinken wir beides,
um beides zu sein.

Der Wein beflügelt unsere Stimmung, wir versuchen uns in albernen Stabreimen, verschicken eine Mail in Gedichtform, amüsieren uns prächtig … Beim Bier waren wir nicht so kreativ!

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14. Etappe:
Bamberg – Schweinfurt
= 65 km

Freitag, 7. Juni 2013

Der Tag beginnt mit einem kleinen kulturellen Höhepunkt, denn wir besichtigen den Bamberger Reiter im Dom. Die wunderschöne, ebenmäßige Steinmetzarbeit stammt aus der Blütezeit der Staufer zu Beginn des 13. Jahrhunderts und beeindruckt heute noch durch ihre außergewöhnliche Ästhetik.

Bamberger Reiter

Bamberger Reiter

In Bamberg folgen wir zunächst dem Main-Donau-Kanal, fahren über die Regnitz, die später in den Main einmündet. Jetzt sind wir wieder auf dem Mainradweg unterwegs, den wir heute an einer Stelle verlassen müssen, weil mehrere Bäume durch die Wassermassen vom Hang auf den Weg gestürzt sind. Bis Hassfurth radeln wir durch Wiesen und Auen, danach folgt eine lange, langweilige Strecke: links schlammiger Uferbewuchs, dahinter der Main, rechts Böschung, dahinter die Straße, mittendrin wir auf einer Betonpiste – einfach nur öd! Werner und ich stimmen darin überein, dass uns dieses Radfahren direkt am Fluss nicht besonders gefällt, wenn es nicht abwechslungsreich genug ist.

Schweinfurt (allein schon der Name!) ist sehr wenig bezaubernd, um es mal positiv auszudrücken. Wir lassen uns durstig auf dem abgetakelten Marktplatz ohne jegliches Flair nieder und harren auf ein erfrischendes Getränk, das uns nach ziemlich langem Warten dann auch mal serviert wird. Schade, dass wir hier Zeit absitzen, anstatt gleich zum Kolpinghaus zu fahren, wo wir ein Zimmer reserviert haben. Dort gibt es einen herrlichen kleinen Biergarten unter lauschigen Kastanienbäumen – aber, verschwitzt wie wir sind, wollen wir erst mal unsere Siebensachen auspacken und eine erfrischende Dusche nehmen. Der Himmel wird zwischenzeitlich immer schwärzer, Blitz und Donner bringen kräftigen Gewitterregen mit, danach klart es wieder auf, aber mit Biergarten-besuch ist nun nichts mehr.

Heute Abend trinke ich ein Glas Wein zum Essen: Rotling – was immer das sein mag; er schmeckt ein bisschen wie eine alkoholhaltige Limonade.

Wir verbringen eine erholsame Nacht – das Kolpinghaus in Schweinfurt ist durchaus empfehlenswert!

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13. Etappe:
Reundorf – Bamberg
= 42,5 km

Donnerstag, 6. Juni 2013

Unser erster Stopp liegt bereits im nahen Bad Staffelstein, wo wir in der warmen Junisonne eine Tasse Kaffee trinken und uns fürs mittägliche Picknick versorgen, dann geht’s weiter.

Auch heute müssen wir auf Umleitungen für Radfahrer achten, denn noch sind nicht alle Wege frei vom Überflutungswasser. So fahren wir durch Wiesen und Felder, aber auch auf Landstraßen und kommen schon am frühen Nachmittag nach Bamberg.

Eigentlich wäre ich gerne noch weitergefahren, weil das Wetter so schön ist, aber Werner hat Recht mit seiner Idee, hier in der Stadt ein Hotel zu suchen.

Bamberg ist ja bekannt für seine Bierkultur, also probiere ich erstmal ein hiesiges Kellerbier, Werner trinkt ein Bamberger Rauchbier, das nach Schinken schmeckt – sensorisch äußerst gewöhnungsbedürftig!

Den Abend verbringen wir in der wunderschönen Altstadt, die schon 2003 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Viele Menschen sind an diesem milden Abend unterwegs, Jung und Alt, Einheimische und Touristen, Deutsche, Asiaten und Amerikaner – und wir mitten drin. Schäuferla und Krustenbraten schmecken wieder, dazu das süffige Bier, auch wenn peu à peu unser Bierdurst gestillt ist.

Morgen werden wir von Bierfranken nach Weinfranken kommen, was uns als Weintrinker durchaus freut.

Bamberg hinterlässt bei mir den Wunsch, mit mehr Zeit im Gepäck zurückzukehren und weitere Seiten der malerischen Altstadt zu erkunden. Die Stadt fordert in ihrer Broschüre ja auch dazu auf: „Wer noch nicht dagewesen, der mache sich eilig auf und reise hin, damit nicht ein Brand oder ein Erdbeben ihm die trostlose Wahrheit ließe, er müsse sterben, ohne diese kostbare Stadt gesehen zu haben.“ (August Friedrich Siebert, 1805 – 1855, Arzt und Reiseliterat)

Die Nacht verbringen wir im Arkadenhotel im Karmelitenkloster: teuer, aber gut, in einem gepflegten Zimmer mit einem hervorragenden Bett, zum Abschluss ein köstliches Frühstück.

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12. Etappe:
Kulmbach – Reundorf bei Lichtenfels
= 56 km

Mittwoch, 05. Juni 2013

Die Hochwasserschäden machen sich heute eigentlich während der ganzen Strecke bemerkbar.

Den Mainzusammenfluss können wir wegen der Überflutung auf dem Mainuferweg immer noch nicht erreichen. Mehrfach müssen wir auf die Bundesstraße ausweichen, was bei dem starken Verkehr wirklich unangenehm ist. PKW und Laster rauschen dicht an uns vorbei, der Lärm dröhnt in meinen Ohren; so macht das Fahren keinen Spaß.

Dabei ist das Wetter wirklich gut: Endlich scheint die Sonne wieder, der Himmel ist blau, es ist warm. Irgendwann fällt mir ein, dass ich auch luftigere Radlerkleidung dabei habe und ich ziehe zum ersten Mal während der Radtour kurze Hosen an!

Hinter Kulmbach bei Mainleus ist der Radweg zwar nicht gesperrt, aber überflutet. Ein Paar mit Mountainbikes wagt die Durchfahrt und ich sehe, dass ihre Räder bis zur Hälfte im Wasser stehen. Das ist nichts für uns! Wir kehren also wieder zurück zur Bundesstraße bis Burgkunstadt, auch hinter Altenkunstadt müssen wir wieder auf befahrene Straßen ausweichen. So kommen wir mit mehreren Umwegen nach Lichtenfels bzw. ins kleine schmucke Dörfchen Reundorf, wo wir im Gasthof Pension Müller ein hübsches Zimmer unter dem Dach finden.

Wir haben einen weiten Blick in die Landschaft. Auf der einen Seite ragt der Staffelberg 539 Meter hoch empor, ein Hochplateau, das bereits bei den Kelten als Rückzugsort bei Gefahr diente. Die direkt gegenüber liegende Seite wird in 385 Metern Höhe dominiert von der imposanten Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen – wer wollte hier wohl wen übertrumpfen?

Nach diesem wunderschön sonnigen, auch ein bisschen anstrengenden Radfahrtag sind wir heute zwar müde, aber zufrieden. Wir genießen die ländliche Idylle, manchmal höre ich die nachts die Frösche im Teich quaken, durchs offene Fenster dringt der Geruch von Heu ins Zimmer, wir schlafen tief und erholsam.

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11. Etappe:
Bayreuth – Kulmbach
= 44,5 km

Dienstag, 04. Juni 2013

Unsere erste Unternehmung heute Morgen ist ein Ausflug hoch zum Grünen Hügel, wo wir das berühmte Festspielhaus von außen anschauen. Es liegt groß und still da, wirkt ein bisschen abweisend; irgendwelche Proben scheinen noch nicht begonnen zu haben, man hört zumindest von außen nichts.

Aber mehr als das Gebäude interessiert uns die beeindruckende Ausstellung „Stumme Stimmen“, die auf dem kleinen parkähnlichen Gelände davor zu sehen ist. Hier wird auf Schautafeln zum einen die äußerst merkwürdige, ambitionöse Geschichte der Festspiele erläutert, wobei für mich ein Bestreben des Wagner-Clans erkennbar wird, eine exklusive Show sehr gewinnbringend zu vermarkten und sich im Glanze der Großen und Reichen der Zeit zu sonnen. Erschreckend deutlich wird auch, wie man systematisch auf jüdische Künstler, seien es Musiker, Sänger, Regisseure oder Theaterschaffende überhaupt „verzichtet hat“, weil sie nicht ins rassisch dominiert Bild passten.

Ich frage mich, ob es einer Bundeskanzlerin Merkel wirklich gut ansteht, alljährlich hier auf dieser Bühne zu erscheinen; den Musikgenuss einer Wagner-Oper kann sie sicherlich auch an weniger belasteten Orten erleben.

Wir setzen unsere Fahrt auf dem Rotmainweg fort. Von oben ist es trocken und zunehmend wärmer, allerdings sehen wir an vielen Stellen, welche Spuren der Fluss in den Auen hinterlassen hat. Später führt der Weg eine gute Weile etwas mühsam ansteigend durch feuchten, matschigen Wald, bis wir wieder freies Feld erreichen.

Heute ist auch wieder „normales“ Picknick möglich, was uns durchaus entgegen kommt.

Bei Katschenreuth fließen der Rote Main und der Weiße Main zusammen, aber wir stehen vor einer großflächigen Seenlandschaft; der Weg an den Mainzusammenfluss ist wegen des Hochwassers gesperrt. Vielleicht haben wir morgen von der anderen Seite her mehr Glück. So drehen wir um bzw. fahren weiter nach Kulmbach, wo wir direkt am wunder-schönen Marktplatz im Weißen Roß ein Zimmer nehmen und später gutes fränkisches Essen im kleinen Lokal Zum Petz verzehren,

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Es war – endlich wieder – ein schöner Tag zum Radfahren!

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Bayreuth

Montag, 03. Juni 2013

Nach dem Frühstück und ausgiebiger Zeitungslektüre schauen wir uns in Bayreuths kleiner Altstadt um.

Markgräfliches Opernhaus

Markgräfliches Opernhaus

Das Markgräfliche Opernhaus, seit 2012 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, lässt leider nur einen winzigen Blick auf seine Schönheit zu, denn es wird zurzeit gründlich restauriert. Bayreuth selbst ist ein kleines, durchaus überschaubares Städtchen, das sich wohl während der Festspielzeit im Juli und August jedes Jahres zu einem großen Magneten für Wagner-Musik-Liebhaber aus aller Welt mausert. Allerdings wirft dieses große Ereignisse schon seinen Schatten voraus, denn das Festspielhaus auf dem Grünen Hügel ist gerade wegen der Proben nicht zu besichtigen; schade, ich hätte das Theater, das weltweit die beste Akustik haben soll, gerne von innen gesehen.

Dafür tröste ich mich in der Markgrafen-Buchhandlung mit einer kleinen Lesung zu Jean Paul, der hier in und um Bayreuth lebte und dessen 250. Geburtstag man feiert. Im Literaturkurs habe ich mich mit seinem „Schulmeisterlein Wutz“ wirklich abgequält, aber die heutige Lesung kommt nett und unterhaltsam daher. Ich erfahre, dass er z.B. das Wort „Gänsefüßchen“ geschaffen hat, was zweifelsohne eine Bereicherung für unsere Sprache darstellt.

In der Buchhandlung nehme ich wieder ein Buch von Klaus Modick mit, das mir zufällig in die Hände gerät: „Ins Blaue“, 1985 erschienen, ein kleiner phantasiereicher Roman, der an Tucholskys „Gripsholm“ erinnert und eine nette Reiselektüre ist. Manchmal muss man nicht suchen, sondern die Sachen finden ihren Besitze sozusagen in Eigenregie,

Weiterfahrt per Zug nach Bayreuth
= 6 km

Sonntag, 02. Juni 2013

Die Wettermeldungen sind teilweise katastrophal: In großen Teilen Bayerns haben die Bewohner mit Überflutungen zu kämpfen, Passau ist besonders betroffen, aber auch in Nordfranken steigen die Pegelstände, ebenso in den östlichen Bundesländern und in Tschechien. „Da gießt unendlicher Regen herab, / Von den Bergen stürzen die Quellen, / Und die Bäche, die Ströme schwellen. …“ (Schiller, Die Bürgschaft)

Können wir unsere Tour überhaupt fortsetzen? Eine Besserung wird vielleicht erst ab Dienstag eintreten, wenn der Regen nachlassen und es wärmer werden soll.

Auf jeden Fall müssen wir die ursprünglichen Pläne ändern, über das Fichtelgebirge zur Quelle des Weißen Mains zu kommen.

Wir nehmen am frühen Nachmittag den Zug von Weiden nach Bayreuth, das wir uns morgen ansehen wollen. Vielleicht können wir übermorgen bei besserem Wetter wieder mit den Rädern weiterfahren.

Ruhetag in der Oberpfalz

Samstag, 01. Juni 2013

Es regnet in Strömen, also orientiert sich das heutige Programm dicht an der miesen Wetterlage.

Wir tätigen – per Auto – einen kleinen Einkauf beim Glashersteller Nachtmann und besichtigen anschließend das Geo-Zentrum an der Kontinentalen Tiefbohrung in Windischeschenbach, wo Geowissenschaftler ein Loch von mehr als 9100 Metern ins Erdinnere gebohrt haben. Ihre Forschungsergebnisse werden hier in sehr ansprechender Weise präsentiert – eine wirklich interessante Dokumentation.

Den kleinen Hunger stillen wir in der gemütlichen Sauerbachhütte an der Holzmühle, nachmittags lernen wir bei einem kleinen Spaziergang das Städtchen Weiden ein bisschen kennen.

Zoigl-Bier

Zoigl-Bier

 

Gerda und ich probieren abends noch ein schnelles Rezept aus und backen ein leckeres Brot fürs Sonntagsfrühstück.

Bis spät in den Abend sitzen wir zusammen, hören wieder die Regentropfen auf den Wintergarten prasseln und essen, trinken und reden.

10. Etappe:
Nabburg – Altenstadt bei Weiden in der Oberpfalz
= 44 km

Freitag, 31. Mai 2013

Gestern Abend hatten wir noch die Überlegung, mit dem Zug nach Altenstadt zu fahren, aber heute Morgen ist der Himmel etwas klarer und es regnet (noch) nicht, so dass wir gerne wieder aufs Fahrrad steigen.

Wir folgen dem Lauf der Naab bis Luhe, wo wir auf die Waldnaab treffen. Die Flüsschen sind angeschwollen und führen jetzt beachtenswerte Mengen an Wasser mit sich, an zahlreichen Stellen müssen wir den Pfützen auf den Radwegen ausweichen. Auf vielen Feldern steht braunes Wasser in den Reihen zwischen jämmerlich kleinen, hellgelben Pflänzchen, die in den letzten Tagen offensichtlich zu wenig Sonne und zu viel Wasser abbekommen haben. Nicht wenige Wiesen sind in Teilen überspült, so dass Enten fröhlich ihre Kreise auf den Wasserflächen ziehen können.

Hin und wieder zeigt sich sogar die Sonne! Wir kaufen mutig für ein kleines mittägliches Picknick ein, das wir in Pirk auf den Bänken vor einem Schulgebäude vertilgen. Aber kurz vor Weiden in der Oberpfalz kommt dann doch der angekündigte Regen. Wasserdicht verpackt radeln wir die letzte halbe Stunde im strömenden Regen.

Gerda und Werner Spiesmacher heißen uns mit Kaffee und Kuchen herzlich will-kommen. Bis spät in den Abend sitzen wir gemütlich zusammen, sehen die Regentropfen auf den Wintergarten prasseln und finden bei Würstl-Topf, gutem Wein und vielen Gesprächen erst spät ins Bett. Auf den Dachflächenfenstern hören wir, wie es ununterbrochen stark regnet; die Vorhersagen für das Wochenende sind keineswegs besser.

Karte der 10. Etappe: Nabburg – Altenstadt bei Weiden in der Oberpfalz (44 km) ansehen
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9. Etappe:
Neundorf vorm Wald – Nabburg
= 36 km

Donnerstag, 30. Mai 2013

Heute ist Fronleichnam, also hoher katholischer Feiertag. Wir sind wohl zu spät dran, um etwas von den Prozessionen mitzubekommen bzw. wegen der schlechten Witterung hat man wohl viele Feiern in die Kirchen verlegt. Die Gegend scheint menschenleer oder verschlafen, alles strömt eine friedliche Sonntagsstimmung aus.

Der Himmel zeigt sich gnädig, denn es regnet nicht! Es ist zwar kühl, auch ein bisschen wolkenverhangen, aber wir wollen über das Wetter nicht klagen! Sogar eine kurze Rast in der Mittagssonne ist möglich. Wieder fällt uns auf, wie still und behäbig alles rings um uns daliegt.

Der Schwarzachtal-Radweg führt auf einer stillgelegten Bahntrasse entlang, so dass wir ohne Mühe vorankommen.
In Nabburg essen wir oben im alten Zentrum des Städtchens zu Mittag – und dann sind wir satt und faul und können uns nicht mehr fürs Weiterfahren motivieren, zumal auch nicht sicher ist, ob wir innerhalb der nächsten 15 Kilometer eine Unterkunft finden würden.

Wir nehmen also schon am frühen Nachmittag ein (recht einfaches) Zimmer im Schwarzen Adler und haben so Zeit, das sehr gute örtliche Museum in der Zehedscheune zu besichtigen. Den Abend verbringen wir in geselliger Runde mit Gerda und Werner Spiesmacher, die vor beinahe 40 Jahren von Hessen in die Oberpfalz „ausgewandert“ sind und hier in der Nähe wohnen. Sie laden uns zu sich nach Hause ein, was wir auch angesichts der meteorologischen Perspektiven gerne annehmen.

Karte der 9. Etappe: Neundorf vorm Wald – Nabburg (36 km) ansehen
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8. Etappe:
Cham – Neunburg vorm Wald
= 33 km

Mittwoch, 29. Mai 2013

Oh Schreck: Schon um 8 Uhr prasselt der angekündigte Regen nieder! Man könnte denken, es sei Herbst. Die Wolken hängen tief und grau – also wieder ein Tag in voller Regenmontur.

Noch vor unserem Aufbruch telefoniere ich wegen des Übernachtens, und wir bekommen offensichtlich das letzte freie Zimmer im Hotel Seeblick am Eixelröder See zugesagt.

Der Regen lässt vormittags etwas nach, auch sind heute die Temperaturen nicht so unangenehm wie vor zwei Tagen; alles in allem kann man durchaus Rad fahren, wenngleich es am Vortag wirklich schöner war.
Wegen der nassen Wege bleiben wir auf der Landstraße, die nur mäßig befahren ist.

Werner als Routenplaner scheint so absorbiert vom dauernden Blick auf sein ca. 8 cm x 12 cm großes Navigerät an der Lenkerstange, dass er mich an einer Weggabelung einfach vergisst – er lässt mich im wahrsten Sinn des Wortes im Regen stehen. Die Wege führen hier sternenförmig voneinander weg, und ehe ich mich versehe, ist er auf und davon – nur weiß ich nicht, in welche Richtung. Ich versuche herauszufinden, hinter welcher der fünf Kurven er entschwunden sein mag, gebe schließlich entnervt auf und warte an der „Verluststelle“, allerdings mit zunehmendem Zorn im Bauch. Nach zehn langen Minuten meldet Werner sich per Handy und fragt, wo ich bliebe! Er hat inzwischen bemerkt, dass ich nicht dabei bin und wartet fünf Kilometer weiter an einer Bushaltestelle im Trockenen …

Gegen Mittag halten wir in Rötz und essen eine warme Kleinigkeit in einem alten, urbairischen Gasthof, der schon bessere Tage gesehen haben mag und jetzt offenbar von Tschechen betrieben wird. Der Gastraum ist groß, dunkel, an den Wänden hängen vergilbte Fotos von früher. Meine Leberknödelsuppe schmeckt zwar gut, aber die Stimmung hier gefällt mir nicht.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt bergauf und bergab bei mäßigem Regen erreichen wir unser heutiges Ziel. Nass sind wir jetzt genug.
Wir versorgen zunächst unsere schmutzige Schutzkleidung und gönnen uns dann ein Stückchen Kuchen. In der hübschen Sauna kann ich später gut entspannen, das Zimmer ist auch ansprechend.
Der Abend endet wie gehabt: Essen, Trinken, Schlafen.

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7. Etappe:
Viechtach – Cham – Kreuth – Cham
= 58 km

Dienstag, 28. Mai 2013

Unglaublich: Schon früh morgens scheint die Sonne hell und klar ins Zimmer rein! Wir halten uns gar nicht lange beim Frühstück auf, es zieht uns raus auf die Räder: Endlich ist schönes Wetter!

Mehr als 10 Kilometer radeln wir auf einer ehemaligen Bahntrasse durch den noch feuchten und ein bisschen dunklen Wald im Naturschutzgebiet Oberpfalzwald, daran schließt sich eine offene Wiesenlandschaft an. Manchmal sind weite Flächen vom Regen der letzten Tage überspült, ein Storch stochert hoffnungsvoll nach Futter. Der Regental-Radweg verdient jetzt seinen Namen, denn wir radeln nun zwischen dem Fluss Regen und der Bahntrasse der Oberpfalzbahn entlang. Ich mag gar nicht anhalten, so viel Spaß macht heute das Rad fahren, auf einmal sind wir in Cham.
Mittagspause machen wir im sonnigen Innenhof der Pizzeria Orlandini, wo ich einen Riesenteller leckere Spaghetti pizzaiola verdrücke – mit der italienischen Musik im Hintergrund kommt alles sogar ein bisschen mediterran daher … Ach ja, in Italien blühen die Zitronen …

Der Marktplatz in Cham mit seinem lustigen Brunnen strahlt wieder diese südliche harmonische Atmosphäre aus, wie wir sie schon in Deggendorf kennen gelernt haben.

Für uns stellt sich nun die Frage: Weiterfahren? Wenn ja – wo gibt es eine Unterkunft für uns? Die Dame beim Touristenbüro bemüht sich sehr, aber ihre Hilfe hilft uns eigentlich nicht richtig.

Es wird immer sonniger und wärmer! Zum ersten Mal bei dieser Tour fahre ich im Shirt mir kurzen Ärmeln!!

Wir radeln also weiter über Pemfling Richtung Grafenkirchen, haben einen wundervollen Panoramablick über den Bayerischen Wald in seiner vollen Schönheit – aber unsere Befürchtungen bewahrheiten sich: Es gibt unterwegs jetzt keinen Gasthof mehr zum Übernachten, und mehr als 10 Kilometer wollen wir nicht mehr fahren bzw. Werner hegt tiefste Befürchtungen, dass sein Akku nicht mehr allzu viel hergibt und kann die schöne Tour nun gar nicht mehr genießen. Ein netter Herr unterbricht seine Gartenarbeit und empfiehlt uns letztlich den „Käsbauer“ in Cham, wo wir übernachten und auch gut essen könnten. Also radeln wir ca. 7 km auf der Bundesstraße zurück.

Im Gasthof Käsbauer gefällt es uns gut. Die Stimmung im Gastraum ist authentisch-freundlich. Das ganze Haus riecht nach Sonntagsbraten mit Soße, was hier allerdings eher ein Alltagsgericht ist. Die Speisenkarte bietet Schäufer’l, Schweins- und Sauerbraten, Sulzfleisch, Schnitzel, Leberkäs’ … , also nicht unbedingt etwas für Vegetarier, die auch noch durch „Pflanzerl“ irregeführt werden, was ja bekanntlich Frikadellen sind.
Ich bestelle heute eine halbe Portion Sauerbraten mit Knödeln und Salat, die Bratensoße schmeckt durchaus lecker ein bisschen nach Lebkuchengewürz, Werner wählt – „ausnahmsweise“ – einen Schweinsbraten.

Wir haben ein nettes Zimmer mit einem hervorragenden Bett und schlafen nach diesem wunderschönen Radltag zufrieden und entspannt.

Karte der 7. Etappe: Viechtach – Cham – Kreuth – Cham (58 km) ansehen
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6. Etappe:
Zwiesel – Viechtach = 41,5 km

Montag, 27. Mai 2013

Ohne allzu großen Optimismus starten wir in voller Regenmontur; ich vermute, wir sehen ein bisschen wie Mond- oder Marsmännchen aus.

Wir nehmen also den Regentalweg über den Schwarzen Regen, durch die Stadt Regen, im Kreis Regen, immer längs des Flusses Regen – und dabei haben wir nassen, kalten Regen von oben, unten, hinten, vorn …

Anstatt dem Tal zu folgen führt die Strecke mal bergauf, mal bergab, durch Wiesen, Felder und Wälder. Nach mehr als zwei Stunden gönnen wir uns eine kurze trockene Rast im überdachten Freisitz eines Sportvereinsheims, allerdings ist es zu kalt, um länger zu sitzen.

Während der letzten knappen Stunde verschlechtert sich das Wetter weiter. Dicke Regentropfen prasseln uns wie eine Art Klopfmassage ins Gesicht, hin und wieder schüttele ich die Wassermengen von den Ärmeln ab, unsere Kleidung schützt jetzt nicht mehr. Was zu viel ist, ist zu viel – besser gesagt: Was zu nass ist, ist zu nass!

Es müsste ein überdachtes Amphibien-Fahrrad mit Heizung geben …

Vor dem Betreten des Hotels Schmaus in Viechtach enthüllen wir uns erst mal, denn wir sind schließlich nicht nur tropfnass, sondern auch richtig schmutzig.

Eine warme Suppe und ein Saunagang wärmen mich wieder auf und später, nach einem ausgedehnten Abendessen, schlafen wir tief und fest in den weichen, kuscheligen Betten.

Karte der 6. Etappe: Zwiesel – Viechtach (41,5 km) ansehen
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Ruhetag in Zwiesel

Sonntag, 26. Mai 2013

Wolken: dunkelgrau bis schwarz! – Tageshöchsttemperatur: 6 Grad! – Regen: gleichmäßig, kalt, nass!

Gegen Mittag verhüllen wir uns einigermaßen wetterfest und radeln ins Zentrum, wo wir gleich am Bahnhof im Restaurant zur Waldbahn nett zu Mittag essen. Später lassen wir uns vom Angebot der Firma Schott Zwiesel verführen und erstehen neue Wein- und Sektgläser, die uns nach Hause geschickt werden.
Nach einem kleinen Saunabesuch neigt sich dieser ruhige Tag auch wieder seinem Ende zu.
Eigentlich wollen wir morgen weiterradeln …