Zusammen mit der Währungsreform und dem Abbau der Zwangswirtschaft wird 1948 in den drei Westzonen die Soziale Marktwirtschaft eingeführt. Dieser von Alfred Müller-Armack geprägte Begriff kennzeichnet ein Wirtschaftsmodell, das bei grundsätzlicher Unterstützung der wirtschaftlichen Freiheit zugleich die Regulierungs- und Kontrollfunktion des Staates betont, um unsoziale Auswirkungen zu verhindern und "Wohlstand für alle" zu schaffen. Zu den staatlichen Aufgaben zählt vornehmlich der Schutz des freien Wettbewerbs, die Steuerung der Einkommens- und Vermögensverteilung und die Regelung der Struktur- und Finanzpolitik.

Als "Vater der Sozialen Marktwirtschaft" gilt Ludwig Erhard. Er muß sich zunächst gegen die verbreitete Skepsis bei den Besatzungsmächten, der Opposition, den Gewerkschaften und der Bevölkerung durchsetzen. Auch in seiner eigenen Partei finden Forderungen nach staatlicher Planung und Lenkung der Wirtschaft sowie Vergesellschaftung von Produktionsmitteln viele Befürworter. Als Direktor der Verwaltung für Wirtschaft der Bizone kann Erhard 1948 jedoch seinen Einfluß zur Einführung einer marktwirtschaftlichen Ordnung nutzen.

Erhards Konzept bewährt sich. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beschert die Soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik mit der Rückkehr zur Weltwirtschaft einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich in vielen Bereichen zeigt. Der VW-Käfer wird zum Symbol für den Erfolg der deutschen Autoindustrie, darüber hinaus aber auch Zeichen für die zunehmende Motorisierung. Zugleich greift der Staat zu einer Reihe von sozialpolitischen Gesetzen, um soziale Sicherheit und Gerechtigkeit zu gewährleisten. Mit Hilfe des sozialen Wohnungsbaus soll die Wohnungsnot bekämpft werden, der Lastenausgleich eine gerechte Verteilung der Kriegsfolgelasten erwirken. Die Mitbestimmungsregelungen wirken in Richtung einer begrenzten Demokratisierung der Wirtschaft herbei.

rechts:
Karrikatur von Ludwig Erhard.

 

[siehe auch: Währungsreform]

 

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