Den Pfälzerwald zubetonieren?

Pfälzerwald – Geplanter Ausbau der Bundesstraße 10 zu einer vierspurigen Schnellstraße – der grenzüberschreitende Widerstand wächst

Ein Naturparadies wie den Pfälzerwald zubetonieren? Auf gar keinen Fall! Foto: H. Schreiber / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(Karl-Friedrich Bopp) – Das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands grenzt an die Nordvogesen – es ist der Pfälzerwald. Seit 1992 sogar von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt, wurde es 1998 um die Nordvogesen erweitert. Trotzdem sieht der aktuelle Bundesverkehrswegeplan vor, die dortige Bundesstraße 10 durchgängig vierspurig auszubauen. Deutsche und französische Umweltverbände bündeln ihren Widerstand.

Der Pfälzerwald ist in mehrerer Hinsicht von Bedeutung. Er beugt Umweltbelastungen vor, ist ein wichtiger Wasserspeicher und ein bedeutender Frischluftspender. Er spielt auch eine besondere Rolle als Naherholungsgebiet. Trotz alledem – die dort verlaufende Bundesstraße 10 soll vierspurig ausgebaut werden und hätte damit praktisch die Funktion einer Autobahn.

Der Transitverkehr würde damit erheblich zunehmen und insbesondere zu einer höheren Belastung mit Schadstoffen und Lärm führen. Schätzungen gehen davon aus, dass täglich zusätzlich 10.000 Lastwagen die Strecke benutzen würden.

Umweltschützer auf beiden Seiten des Rheins wollen diese Entwicklung nicht tatenlos hinnehmen. In einem Wahljahr, sowohl auf regionaler (Landtagswahlen Rheinland-Pfalz am 14. März 2021) wie nationaler (Bundestagswahlen am 26. September 2021) Ebene, wollen sie ein Moratorium dieses unnötigen Projekts erreichen. Zumindest bis zum Vorliegen eines Umweltgutachtens, das eigentlich nach der europäischen Richtlinie 2001/42/EG sogar grenzüberschreitende Konsultationen vorschreibt – und das bis heute nicht einmal in Auftrag gegeben wurde.

Das Projekt ist nicht neu. In den Jahren von 1935 (!) bis 1980 wurde bereits sieben Mal versucht, dieses Projekt zu realisieren. Jedes Mal gelang es, die politischen Entscheidungsträger von ihrem Vorhaben abzubringen. Auch deshalb, weil die geologischen Besonderheiten vor Ort die Kostenschätzungen jeweils explodieren ließen.

Der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 10 ist schlicht und einfach überflüssig. Mit der A4 auf der französischen und der A5 auf der deutschen Seite gibt es bereits zwei Autobahnen, die vollkommen für den europäischen Transitverkehr ausreichen.

Die französischen (Alsace Nature) und die deutschen Umweltverbände (Bund Rheinland) sind sich einig: Das Projekt würde den einzigartigen Charakter des Pfälzerwalds schlicht und einfach zerstören. Sei es sein Beitrag zum Klimaschutz, sei es die Wahrung der Artenvielfalt. Politiker sollten endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und dieses Vorhaben ein und für allemal stoppen.

Die deutsch-französischen Umweltschützer planen als nächsten Schritt die Abhaltung eines Forums am 25. Februar 2021 in der Form einer Videokonferenz. Mehrere Kandidaten für die anstehenden regionalen Wahlen haben sich bereits angemeldet und tragen hoffentlich dazu bei, dass diese Veranstaltung ein bedeutender Moment im Kampf gegen das Projekt wird. Zukünftige Generationen würden es ihnen danken!

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