PIN-Sonde mit OP-Verstärkern und Tonaderspeisung
Bei aller Begeisterung
für die Zweitransistor-PIN-Dioden-Sonde
zur Detektion radioaktiver Beta- und Gammastrahlung, wer in Richtung Messung
gehen will, braucht etwas Stabileres! Als solches findet man auf den Elektronikseiten
von B. Kainka einen OP-Verstärker-basierten Schaltungsvorschlag
zur Vorverstärkung der PIN-Dioden-Impulse. Der leidet weit weniger
unter Spannungs- und vor allem Temperaturabhängigkeiten und gibt der
PIN-Diode eine niederohmigere Anbindung ohne unerklärliche "Arbeitspunkteffekte".
Wenn man allerdings mit einer Energieversorgung von ein oder zwei NiMH-Akkus
je 1.2 V arbeiten will, kommt man ohne Aufwärtskonversion nicht mehr
aus. Und die erhöhen unnötig die Komplexität. Da der vorgeschlagene
OP-Verstärker TLC272 mindestens 3 V Betriebsspannung benötigt,
habe ich es mit zwei Spannungswandlern versucht, einmal induktiv (1.2 V
auf 5 V) und einmal kapazitiv (2.4 V auf 4.8 V mit dem ICL7660). Beide
Male war der Erfolg bescheiden, insbesondere wegen Beteiligung der wandlerinduzierten
Störungen. |
Also fiel die Wahl
auf die Tonaderspeisung, die sowohl PC als auch Smartfon an ihrem Mikrofoneingang
für Elektretmikrofone anbieten. Das vereinfacht die PIN-Sonde, soweit
sie die Auswertung einem Rechner überlassen soll, ganz wesentlich.
Maßstab war mein Smartfon (Samsung Xcover 4). Das liefert 2.5 V Gleichspannung
am Mikrofon-Klinkenbuchsen-Eingang, allerdings über einen Innenwiderstand
von 2.2 k. Damit wäre bei einem Zweifach-OPV auf Basis TLC272 sowohl
die verfügbare Spannung als auch der verfügbare Betriebsstrom
zu niedrig. Die Wahl fiel deshalb auf den pinkompatiblen MCP6002. Der rauscht
zwar ein klein wenig mehr, kostet aber nur die Hälfte, kommt laut
Datenblatt mit 1.8 V aus und begnügt sich mit 200 µA. Die würden
die 2.5 V gerade einmal um 2.2 k x 200 µA = 440 mV reduzieren, so
dass selbst mit Zusatzbeschaltung noch über 2 V Versorgungsspannung
übrig bleiben. |
Das Ergebnis ist
eine doch recht einfach gebliebene Schaltung, die sowohl am Smartfon als
auch am PC funktioniert. (Am PC stehen bei mir sogar 3.5 V zur Verfügung.)
Verpackt in einem Alu-Gehäuse zusammen mit 10 parallel geschalteten
PIN-Dioden BPW34 von Vishey ergibt sich eine robuste PIN-Sonde, die wenig
handwerkliche Arbeit erfordert und zusammen mit meinem am Markt nicht mehr
erhältlichen Thorium-Glühstrumpfpäckchen eine Zählrate
von ca. 200/Minute liefert. Eine weitere drastische Verkleinerung der Mechanik
sollte übrigens mit SMD-Teilen kein Problem sein. |
Das Schaltbild wurde
mit dem Internet-Schaltungssimulator von Paul
Falstad erstellt [falstad.com/circuit/]
und lässt sich dort durch Import von circuit-20211212-1537.circuitjs.txt
bearbeiten. Von links nach rechts: Der 1 µF-Kondensator dient der
Siebung der Speisespannung, die der Mikrofonanschluss liefert. Die folgenden
drei Widerstände dienen zusammen mit dem zweiten Kondensator 1 µF
und dem Kondensator 100 nF der Feinsiebung und Vorspannungserzeugung für
die PIN-Diode(n) und die virtuelle Masse der OPV. Der erste OPV ist als
Strom-Spannungswandler geschaltet, der aus 100 pA PIN-Diodenstrom 1 mV
negative Ausgangsspannung (gegen virtuelle Masse) macht. Der zweite OPV
ist kapazitiv an den ersten angekoppelt und verstärkt die Spannung
um einen Faktor 330. Die beiden Kondensatoren 10 pF und 220 pF reduzieren
das Rauschen. Am Ausgang des zweiten OPV dient der 100 nF-Kondensator als
Wechselspannungslast für die Zählimpulse. Seine Größe
bestimmt ganz wesentlich die Signalhöhe an der Klinkenbuchse. Die
Wechselspannungslast erhöht den Versorgungsstrom kurzzeitig, wodurch
sich am 2.2k-Widerstand im Smartfon eine Spannung aufbaut, die als Mikrofonsignal
mit geeigneter Software auswertbar ist. Dabei dient der eingangsseitige
1 µF-Kondensator zusätzlich der Rauschunterdrückung. Zwar
wird dadurch auch das Signal geschwächt. Ohne diesen Siebkondensator
geht es aber leider nicht. Der 560 Ohm-Widerstand am Ausgang reduziert
eine Schwingneigung der OPV, die sich interessanterweise mit der Anzahl
parallel geschalteter PIN-Dioden vergrößert. |
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