10 Dinge, die ich in San Francisco gelernt habe

1. Zeit nicht immer nur unter dem Aspekt des Mangels zu sehen. Jede Minute genießen, die kann nämlich ganz schön lang sein (erst recht zwei). Der Juni ist zwar schnell vergangen, weil mir die Stadt so gut gefiel, aber ich habe ihn bewusster erlebt als viele Monate zuvor.
2. Wieder mal: wie sehr meine Befindlichkeit von meiner Umgebung beeinflusst wird. Eben noch in Honolulu gliederschwere Faulheit, jetzt in San Francisco kribblige Neugier. Das Gefühl, dass ein guter Strom durch mich fließt.
3. Immer fein: die Dinge mal anders zu sehen. Das Knoblauch-Restaurant The Stinking Rose wirbt mit „Wir würzen unseren Knoblauch mit Essen.“ Die Hash House Harriers, die eines Abends in Laufschuhen und roten Kleidern (auch die Männer) im Vesuvio einfielen, stellten sich als „drinking club with a running problem“ vor.
4. Manchmal sind die Erinnerungen an Bücher toller als die Bücher selbst. Dachte ich mir so beim Wiederlesen von Armistead Maupins Stadtgeschichten. Und erst recht beim Ansehen der Musical-Version.
5. Rolfing. Interessante Sache. Danach geht man wie über einen sehr, sehr dicken Teppich.
6. Rosmarin-Focaccia von der Liguria Bakery, kurz im Ofen warmgemacht + Ziegenkäse von der Cowgirl Creamery + 1 Tropfen Honig = Quadratur des Kreises.
7. Überhaupt: Salz und Zucker. Zucker und Salz. Funktioniert. In Eis, in Keksen, überhaupt.
8. Louis CK. Laut lachen, sich dafür schämen und deshalb gleich noch mehr lachen.
9. Man ist nie zu alt, um alles über den Haufen zu schmeißen. Ich habe eine Frau kennengelernt, die mit 60 beschloss, nicht mehr Psychotherapeutin sein zu wollen („in einem Alter, wo ich unglaublich von meiner Erfahrung hätte profitieren können“), und Kunst studierte. Und eine 48jährige Ex-Bankerin, die sich gerade zur Masseurin und Pilates-Trainerin ausbilden lässt.
10. Hotels, in denen das Hundekuchen-Glas größer ist als der Menschenbonbon-Topf, sind nette Hotels.


15 Antworten to “10 Dinge, die ich in San Francisco gelernt habe”

  1. Kristiane Says:

    Ihre Erkenntnisse gefallen mir. Besonders das mit der stinkenden Rose und dem Essen im Knoblauch – und die Hundekuchengeschichte. Ja, an so etwas kann man viel ablesen. Ich sehe die Wauwis förmlich vor mir, wie sie sich über die hübschen Knochenkekse freuen.
    In Hamburg rauscht der Regen, schon den ganzen Tag und nun die ganze Nacht. Hört sich schön an.
    Good night.

  2. Uschi aus Aachen Says:

    Nummer 4 spart mir vielleicht Zeit… Nummer 2 ist soo wichtig… Und Nummer 9 ist einfach nur toll, weil jeglicher Verzagtheit entgegenwirkend. Danke für die neuen 10 Dinge!

  3. Wortschaetzchen Says:

    Die 3. ist wirklich immer fein. Schiebt das Brett vorm Kopf zur Seite. Ihre Erkenntnisse sind Immer wieder ein Fest für die Sinne. So muss ein Sonntagmorgen anfangen.

  4. Tina aus OWL Says:

    Inspiriert und begeistert besonders von den letzten beiden Punkten!

  5. Minette Says:

    Ich hab immer noch den Eintrag von Deinem Geburtstag im Kopf (“…in einem Leben, in dem man alles machen kann”)
    Am Ende schreiben Deine LeserInnen dann über “10 Dinge, die wir in Meikes Blog gelernt haben”.

  6. Sonja Says:

    @Minette: Das finde ich eine sehr gute Idee! Ich bin dabei!

  7. Anne Says:

    7 setzt sich erfreulicherweise auch bei uns immer öfter durch ….Weise handmade Schokolade mit karamellisierten Salzmandeln….yummmmi

  8. nico Says:

    @uschi
    ich kann dir nur mal wieder 100% zustimmen :-)

  9. Simone Schröder Says:

    danke für punkt zehn. ich sehe, noch ist nix verloren.

  10. Toni G. Says:

    Mit Maupins Stadtgeschichten ging es mir vor gar nicht langer Zeit genauso (obwohl ich sie leider nicht wie Sie am Ort des Geschehens lesen durfte). Ich fürchte, bei Büchern ist das wie bei Menschen: manche altern vorteilhafter als andere. Vielleicht liegt es aber auch gar nicht daran, dass die Stadtgeschichten so wahnsinnig 80er Jahre sind, sondern daran, dass man immer auch ein bisschen identifikatorisch liest und da wirken sich die eigenen 15 Jahre, die man heute mehr auf dem Buckel hat, vielleicht auch so aus, dass die Bücher plötzlich sehr fern sind. Oder die Ansprüche sind gewachsen – die Geschichten wirkten plötzlich so absurd konstruiert. Zeitgeist oder persönliche Enwicklung – die schöne Erinnerung an das erste Lesen bleibt aber tatsächlich bestehen. Empfehlen kann ich die Lektüre aber heute nicht mehr.

  11. Lena Says:

    Wow, schon oder erst Halbzeit?

  12. Tina aus OWL Says:

    Unbedingt mehr zum Gobelin-Stick-Set! Bin schon gespannt, an was sie da arbeiten bzw. was Sie mit dem “halben Kreuzstich” gestalten.

  13. wupp Says:

    och schade…den szsf artikel zwischen tür und angel geschrieben, mhm?

  14. meike Says:

    @wupp: Auf 2000 zugeteilten Anschlägen lässt sich nicht furchtbar viel unterbringen, tut mir sehr leid

  15. wupp Says:

    Grrr….wuff!
    Trotzdem, habe ein wenig den Meikezauber vermisst, der schon so oft Gänsehaut bereitet hat :-)