Unternehmenskultur: Nur Transparenz schafft Vertrauen und Identifikation

7 März, 2023 - 07:01
Christiane Reuter-Herkner
Transparenz, grafische Darstellung

Führungskräfte und Mitarbeitende tun gut daran, sich mit der Bedeutung von Transparenz für eine auf Vertrauen basierte Zusammenarbeit zu befassen. Denn eine solche Zusammenarbeitskultur ist kein Selbstläufer. Es gilt, Transparenz vorzuleben und über die Führungskräfte im ganzen Haus zu etablieren.

Voraussetzung für eine auf Vertrauen basierte Unternehmenskultur ist Transparenz in alle Richtungen, zwischen Unternehmensleitung und Führungskräften, zwischen Führung und Mitarbeitenden und zwischen Mitarbeitenden und Unternehmensleitung, aber auch abteilungs- und berufsgruppenübergreifend, zwischen den am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen sowie den Patienten und Geschäftspartnern. Abschottung und das Vermeiden von Transparenz zahlen sich nicht aus. Sickern Informationen durch und löst dies Gerüchte aus, erzeugt das nachweislich mehr Misstrauen als dies eine transparente und offene Kommunikation jemals hätte verursachen können.

Transparenz durch Managementsysteme

Im Klinikalltag wird Transparenz auf vielfältige Weise wahrgenommen. Qualitäts- und Risikomanagement- sowie Compliance-Systeme mit betrieblichen Regelungen und Standards fördern objektiv betrachtet hochgradig die Transparenz. Sie bilden die Ergebnisqualität sowie Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche auch für Dritte transparent ab. Sie legen betriebliche Regeln und gesetzliche Normen offen und tragen nicht zuletzt dadurch für deren Einhaltung Sorge. Dennoch nehmen Führungskräfte und Mitarbeitende diese transparenzfördernden Managementsysteme oft nicht als Unterstützung wahr. Stattdessen fühlen sie sich von diesen Regelwerken in ihrem Handeln und ihrer Entscheidungsfreiheit eingeengt und kontrolliert und deuten dies als Misstrauen der Unternehmensleitung. Dabei ist das gesetzliche und betriebliche Regelwerk der Rahmen für Entscheidungsspielräume, Beteiligung und Delegation. Verständlich kommunizierte Regelwerke und Leitlinien vermitteln Professionalität und schaffen nicht zuletzt bei Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten Vertrauen in den Arbeitgeber und die medizinische Versorgung.

Daher gilt es, über die Führungskräfte ein gemeinsames Verständnis von Transparenz durch Regelwerke und Managementsysteme zu finden, damit die Mitarbeitenden diese als unterstützend und hilfreich wahrnehmen. Das Wissen um die Rechtsnormen für die eigenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten gibt automatisch einen für die Mitarbeitenden nachvollziehbaren Rahmen für Entscheidungsspielräume.

Transparenz durch Kommunikation

Beschluss- und Entscheidungsvorlagen, die auf Zahlen, Daten und Fakten basieren, geben Führungskräften die Möglichkeit, sich vom Nutzen dieser Entscheidung zu überzeugen und diesen Nutzen an die Mitarbeitenden zu kommunizieren. Doch oft gibt es im Arbeitsalltag über die Chefarztrunden hinaus keine institutionalisierte Kommunikation. Morgenbesprechungen dienen oft dem Klären und der Übergabe rein medizinischer Themen. Informationen zu organisatorischen oder strategischen Themen, die den eigenen Arbeitsbereich betreffen, kommen meist zu kurz. Dafür fehlt häufig der Rahmen, Klinikleitungen sind mitunter verunsichert, welches Maß an Information und Transparenz angemessen ist. Viele Führungskräfte haben eher die Sorge, zu viel oder zu früh zu kommunizieren als zu wenig oder zu spät.

Eine transparente Kommunikation erfordert das Verständnis der Mitarbeitenden und damit ausreichend Hintergrundinformationen. Aus einem Führungsverständnis im Sinne von „Wissen ist Macht“ reduziert sich natürlich die Bereitschaft zu kommunizieren und somit der Informationsgehalt im Tagesgeschäft. Gleichzeitig wächst dann Unsicherheit und Misstrauen unter den Mitarbeitenden. Ohne verbindliche Regeln, feste Absprachen zu Inhalt, Zeitpunkt und Format der Kommunikation wird es immer Abteilungen und Teams geben, die besser informiert sind als andere. Gerade für die Informationen zu strategischen Themen, die abteilungsübergreifend interprofessionelle Teams betreffen, bieten sich gemeinsame Veranstaltungen an, in denen Führungskräfte aus ihrer Sicht Änderungen und deren Auswirkungen kommunizieren und erläutern. Eine transparente Kommunikation muss klar, handlungsorientiert und augenblicklich sein.

Transparenz durch Unternehmensziele

Transparenz bedeutet, die wirtschaftlichen Interessen von Krankenhausträgern über das Kommunizieren der Unternehmensziele allgemein verständlich öffentlich zu machen. Als Basis für Zielvereinbarungsgespräche mit Fachabteilungen dienen Leistungskennzahlen und deren Entwicklung verbunden mit Planvorgaben, aber auch strukturelle und organisatorische Themen. Wenn die Klinikleitung offen und transparent mit Führungskräften und Mitarbeitenden umgeht, verstehen diese auch die Unternehmensziele und können an deren Umsetzung arbeiten.

Das Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel sowie das Kennenlernen der Sichtweisen und Belange des jeweils anderen verbessern das Ergebnis und fördern Identifikation. Transparenz im Umgang mit Zielvereinbarungen bedeutet, dass das Team weiß, auf welche Ziele das Unternehmen warum hinarbeitet. Transparenz bedeutet, Betroffene an der Planung zu beteiligen und deren Vorschläge und Hinweise zu berücksichtigen.

Transparenz durch persönliches Handeln

Ein von Integrität geprägtes Berufsleben ermöglicht es, in Harmonie mit sich selbst und anderen zu leben sowie verantwortungsbewusst, ehrlich und zielorientiert zu arbeiten. Dazu gehört auch, Kritik einstecken zu können und diese als Hinweis anzusehen, folgenschwere Fehlentwicklungen zu vermeiden. Ein wertschätzender Umgang mit anderen hilft, Akzeptanz zu erlangen und gehört zu werden. Transparenz bedeutet für einen Menschen persönlich, ehrlich zu sich selbst und anderen zu sein.

Auch unangenehme Entscheidungen tragen die meisten Mitarbeitenden erfahrungsgemäß mit, wenn diese transparent, offen und ehrlich kommuniziert und damit plausibel und nachvollziehbar sind. Zudem sind Reaktionen direkt wahrnehmbar, sodass Führungskräfte darauf reagieren und auf Enttäuschungen und Ängste der Mitarbeitenden eingehen können. Offenheit und Ehrlichkeit der Klinikleitung wird mit einem gestärkten Zusammenhalt belohnt. Letztlich zeigt sich Transparenz somit als entscheidende Stellschraube für den Unternehmenserfolg.

Dtsch Arztebl 2022; 120(10): [2]

Die Autorin

Christiane Reuter-Herkner
Geschäftsführerin
indialogia GmbH
10407 Berlin

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