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Bistro – Stehcafé_St.Ingbert

Mai 6, 2022

Vorgestern entdeckte ich am Bahnhof St.Ingbert ein wohl schon lange geschlossenes Lokal als Anbau an ein grösseres Gebäude mit einem weiteren Lokal, dem „Cuba Sixtysix„, das eher eine Bar ist (oder – wohl ebenfalls – war): „Bistro – Stehcafé“. Es liegt an der Neuen Bahnhofstrasse, die vom höher gelegenen Bahnhof hinunter in die Stadt (und früher linkerhand zur Alten Schmelz) führt. Heute laufen hier keine Arbeiter mehr runter, stattdessen SAP-Mitarbeiter bergauf. So starb hier das Kneipenleben ab. Ich hatte zwei der drei Lokale hier im Dezember 2020 erstmals aus dem fahrenden Zug heraus wahrgenommen: neben dem Cuba auch das alte „Bergmannsheim“ (heute „Mü1“), dieses hier aber durch die Bäume hindurch nicht wahrgenommen. Eine schöne Ueberraschung.

Ein Stehcafe ist – was das Angebot angeht – etwas anderes als ein Kiosk oder eine Trinkhalle. All diese Lokale leben aber von einem spontan-kurzfristigen Bedarf: Schnelles Bier, Snack, menschlicher Kontakt. Unkompliziert und preiswert.

Kai Zielke hat auf „Paradisi“ diese besondere gastronomische Institution recht gut beschrieben:

Bei einem Stehcafé handelt es sich um ein in der Regel kleineres Café, welches im Vergleich zur klassischen Variante keine Sitzplätze anbietet. Stattdessen findet man hier ein paar Stehtische vor, an die man sich stellen und dort eine Speise verzehren bzw. ein Getränk zu sich nehmen kann. Stehcafés findet man mittlerweile in nahezu jeder Stadt. Häufig liegen diese sehr zentral; typisch ist beispielsweise auch der Standort in oder vor einem Bahnhof.

Die Einrichtung ist eher spartanisch und praktisch. Es gibt wie bereits erwähnt ein paar Stehtische, die vor einer Verkaufstheke stehen. An dieser kann sich auch eine Theke zur Selbstbedienung finden, aus der man sich diverse Speisen und Snacks nehmen kann. Gängig sind hier und da auch Sitzhocker.

Oftmals halten Stehcafés ein Frühstücks- und Mittagsangebot für ihre Gäste bereit. Somit haben sie in vielen Fällen auch nur entsprechend bis nachmittags geöffnet; dafür starten sie ihren Betrieb bereits früh morgens. Neben der Möglichkeit, Brötchen und Co. direkt im Café zu essen, kann man zumindest einen Großteil der Mahlzeiten und Getränke auch mitnehmen.

Ich konnte zu diesem Lokal nichts herausfinden. Es ist jedenfalls online inexistent. Ich müsste viel herumfragen. Aber vorgestern war ein Nieselregen-Tag und ich hatte einen mich stark beschäftigenden freiberuflichen Termin bei „micado migration“ am Beckerturm. Also kann ich nur fotografische Impressionen dieses Reliktes saarländischer Arbeiterkultur bieten:

Nachtrag: Fünf Tage später kam ich hier noch einmal vorbei, diesmal nicht gestresst, weil die fortzusetzende Arbeit bei „micado migration“ viel entspannter verlief, als ich befürchtete hatte. Ich konnte zwar keine Nachbar*innen fragen, was das hier einmal war: ökonomisch, psychologisch, soziologisch…, bekam aber immerhin einen Hinweis, dass die beiden Lokale gut 40 Jahre oder länger ansässig sind.

Und hatte Zeit, einen Blick hinein zu werfen: Interessantes Arrangement mit Gardine, Besen und Mülltonne…

Adresse: Neue Bahnhofstr. 11, 66386 St. Ingbert

Bistro – Stehcafé_St.Ingbert © Ekkehart Schmidt

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