Lotus im Kopf: Wie du Kritik gegenüber unempfänglich wirst

062 – LOTUS IM KOPF: SO PERLT KRITIK AN DIR AB – Transkript Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Podcast-Folge und zu einem neuen Video. Mein Name ist Annika Bühnemann und du lernst hier, wie du ein erfülltes, bedeutungsvolles, unabhängiges Leben aufbauen kannst. Ich möchte heute über den Lotuseffekt sprechen. Vielleicht kennt der eine oder die andere ja diesen Begriff aus der Botanik: Der Lotuseffekt bezeichnet Pflanzen, die ihre Blätter so konstruiert haben, dass Wasser an ihnen abperlt und sie sogar den Schmutz, der auf den Blättern ist, mitnehmen. Ich kam auf diesen Gedanken, als ich mit meiner Tochter neulich gesprochen habe, die traurig darüber war, dass ihre Schwester wiederum nicht nett zu ihr war. Also sie hat sich beleidigt gefühlt. Ich habe dann zu ihr gesagt: „Versuche es einfach an dir abperlen zu lassen.“ Ich habe ihr dann den Lotuseffekt auf einem Bild gezeigt, wie das aussieht, wenn Wasser einfach an diesem Blatt abperlt und habe ihr gesagt, dass das eben auch mit Worten möglich ist. Man kann es schaffen, dass Worte einen nicht mehr treffen und persönlich verletzen, sondern dass die an einem abperlen. Das ist natürlich nicht ganz einfach. Genau deshalb mache ich diese Podcast-Folge, weil für ein Leben, in das du dich jeden Tag wieder neu verliebst, ist es meiner Meinung nach unumgänglich, dass du lernst, mit den Mitmenschen in deinem Leben gut klar zu kommen. Das heißt nicht, dass man nie wieder Konflikte hat, sondern das heißt, dass man Konflikte verarbeiten kann, lösen kann. Im Idealfall oder wenn es nicht lösbar ist, zumindest eine Lösung für sich findet. Lass uns mal herausfinden, wie man Worte an sich abperlen lassen kann. Das ist auch wichtig für alle, die nach draußen gehen, für alle Unternehmer*innen oder auch für Autor*innen. Wenn man rausgeht mit seinem Buch, dann zeigt man ja einen Teil von sich und man zeigt das, was man gemacht hat. Und jeder kann das theoretisch bewerten. Da, wo wir unsere Bücher verkaufen, ist es ja gang und gäbe, dass dieses Buch auch bewertet wird. Für alle öffentlich sichtbar. Ich erinnere mich wirklich gut an meine allererste schlechte Rezension vor zehn Jahren. Die hat mich wirklich getroffen. Ich hatte meinen Debütroman veröffentlicht und ich hatte natürlich nicht erwartet, dass jeder ihn toll findet. Aber als dann die erste Zwei-Sterne-Rezension kam und ich meine, das war sogar die zweite Rezension, die ich in meinem Leben bekommen habe. Es ist wie gesagt schon zehn Jahre her und ich kann mich nicht mehr exakt dran erinnern, aber ich meine, es war so, dass ich die erste Rückmeldung bekommen habe, die war gut vier oder fünf Sterne und die zweite Rückmeldung waren diese zwei Sterne und das hat mich echt getroffen. Diese Bloggerin in dem Fall, die das gelesen hat, hat eine wirklich Super Zwei-Sterne-Rezension geschrieben. Sie hat es so wertschätzend verpackt, überhaupt nicht beleidigend oder in irgendeiner Art diffamierend und trotzdem hat es mich echt getroffen. Ich war richtig traurig. Und ich merke das ja heute noch, wenn ich an diese Rezension denke, obwohl ich weiß, dass das völlig normal ist und passiert und ich danach weitaus schlimmere Rezensionen bekommen habe war das einfach so ein Punkt, der mich richtig getroffen hat. Und das möchte ich mal als Beispiel nehmen, um zu zeigen, dass es nicht die Worte an sich sind, sondern dass es unser Denken ist, das diese Gefühle hervorruft. Nehmen wir an, in dieser Rezension würde drinstehen „Die Charaktere des Buches sind total oberflächlich“. Das ist an sich erst mal eine Aussage, die per se eigentlich kein großes Gewicht haben muss. Ich höre einfach nur, dass jemand anderes irgendwas sagt. Wenn ich das in das Umgangsprinzip übertrage, wäre das ein „U“, also ein neutraler Umstand. „Die Charaktere sind oberflächlich.“ Das ist eine Bewertung, aber nur weil die es bewerten, ist es keine neutrale, objektive Wahrheit, sondern es ist ihre Wahrheit. „Ich finde die Charaktere oberflächlich.“ Das verletzt mich noch nicht, weil das ist einfach nur irgendeine Aussage. Was mich verletzt hat, war meine Interpretation dieser Worte. Entweder glaube ich das und übernehme das. Das heißt, die Bloggerin sagt: „Die Charaktere sind oberflächlich“ und ich glaube das: „Die Charaktere sind wohl wirklich oberflächlich. Das ist nicht das, was ich wollte. Ich möchte keine oberflächlichen Charaktere schreiben ich möchte tiefgründige, lebendige, dreidimensionale Figuren erschaffen. Ich habe das nicht geschafft. Ich bin also gescheitert.“ Und das ist das, was mir ein schlechtes Gefühl verursacht. Meine Interpretation, dass ich wohl an diesem Ziel und diesem Anspruch, den ich habe, gescheitert bin und dass Scheitern etwas Schlimmes ist, das ich vermeiden möchte und noch vieles andere. In meinem Fall war es zum Beispiel so, dass es die zweite Rezension war, das heißt, ich fühlte mich sowieso noch nicht sicher in dem, was ich tue. Es war mein Debütroman. Es war der erste Versuch, den ich gewagt habe, ein Buch zu. Ich wusste ja noch nicht, wie meine Geschichte überhaupt ankommt. Bei einer Person ist sie gut angekommen, bei der nächsten ist sie schlecht angekommen. Das hat mich in meinem Selbstbewusstsein und in meinem Selbstvertrauen sehr ins Wanken gebracht. Ich wusste nicht mehr, ob ich meinem eigenen Urteil vertrauen konnte. Ich fand meine Figuren nicht oberflächlich. (Im Nachhinein betrachtet kann ich total verstehen, was die Bloggerin gemeint hat. Denn irgendwie waren die Figuren schon ein bisschen oberflächlich.) Aber zum damaligen Zeitpunkt fand ich sie nicht besonders oberflächlich und ich wusste jetzt nicht, ob meine Einschätzung falsch ist oder ob der Anspruch der Person einfach viel zu hoch ist oder ob ich einfach einen großen Fehler begangen habe. Und dann kam natürlich sofort auch diese weiteren Gedanken, ganz unbewusst übrigens: Da war diese Angst. Jetzt habe ich 50 % Lob und 50 % Kritik. Was ist, wenn dieses Buch total zerrissen wird? Was ist, wenn alle das schlecht finden? Was ist, wenn ich das veröffentliche und dann nur noch Zwei-Sterne-Rezensionen kommen oder Ein-Sterne-Rezensionen und die Leute finden das total schlecht? Also diese ganz große Angst vor dem Scheitern war mit einem Mal sehr realistisch, weil bei fifty fifty ist die Chance doch recht hoch, dass man total auf die Nase fliegt. Und das alles zusammen schwirrte mir im Kopf herum, unbewusst und unreflektiert und hat dann dementsprechende Gefühle erzeugt. Das heißt ich dachte, die Aussage „Deine Charaktere sind oberflächlich“ hat mich verletzt. In echt war es aber dieses gesamte Konstrukt dieser vielen verschiedenen Gedanken und Ängste, die in Wahrheit bei mir ein Gefühl von Scham, Verletztsein, Traurigkeit und Angst erzeugt haben. Eine Rezension kann also „Angst auslösen“, aber nicht die Rezension selbst, sondern wie ich sie interpretiere, wie ich sie bewerte. Dieses kleine Beispiel kann auf alles Mögliche übertragen werden. Es muss jetzt nicht nur um Rezensionen gehen, das haben wir im Marketing ständig. Immer wenn ich einen Instagram Beitrag erstelle, einen Newsletter schreibe, immer wenn ich als Autorin über mein Buch rede, über mich, über meine Projekte, über meine Ideen, was es auch sei, dann begebe ich mich in eine „Gefahrenzone“, weil ich mitteile, wie ich denke oder weil ich über etwas spreche, was vielleicht mal nicht so gut gelaufen ist. Ich mache mich angreifbar, sobald ich mich öffentlich zeige. Mit allem, was ich kreiere, mache ich mich angreifbar, weil – so zumindest der Gedanke dahinter – andere mich bewerten können, weil andere mich sehen, weil sie eine andere Meinung haben und das niedermachen können, was ich sage. Und genau da soll diese Folge ansetzen. Was mich verletzt, sind vor allen Dingen meine eigenen Gedanken und das, was ich für wahr halte. Wenn jemand zu mir sagt, was ich sage, ist Unsinn, dann ist das seine Meinung. Die kann sogar sehr begründet sein. Es kann mich auch zum Nachdenken anregen. Also ich nehme Kritik sehr ernst und frage mich: Stimmt das vielleicht nicht objektiv, sondern ist das eine Wahrheit, die ich auch glauben will? Das ist eigentlich die korrekte Formulierung. Ist die Kritik für mich auch wahr? Könnte sie für mich wahr werden? Habe ich vielleicht tatsächlich etwas oberflächliche Charaktere kreiert? Und ich stelle mich dann dieser subjektiven Wahrheit und frage mich: Ist das wahr? Möchte ich das auch glauben? Und das ist das Schöne: Alle Gedanken, alle Meinungen, die in unserem Kopf herumschwirren, sind in der Theorie frei wählbar. Das heißt, ich kann mich dazu entscheiden, das als wahr anzuerkennen. Oder ich kann mich dazu entscheiden, das als falsch anzuerkennen. Jede*r von uns. Du kannst dir anhören, was ich sage, und die ganze Zeit den Kopf schütteln und sagen: „Das sehe ich alles anders.“ Und das ist völlig in Ordnung, weil es deine Wahrheit ist und weil ich meine Wahrheit habe. Und es gibt sicherlich auch die objektive Wahrheit, aber ich glaube, wir kennen sie nicht. Also ich werde immer sehr skeptisch, wenn jemand behauptet, die Wahrheit gepachtet zu haben. Egal ob man jetzt in der Esoterik guckt oder in der Religion oder in der Gesellschaft oder in Vereinen oder wo es auch sei, wo jemand eine starke Meinung hat, da meint man auch oft, die Wahrheit gepachtet zu haben. Da bin ich immer sehr skeptisch, weil ich die Meinung habe, dass die absolute, echte, objektive Wahrheit zwar existiert, aber nicht bekannt ist. Jeder hat einfach nur sein Glaubenssystem und seine Wahrheit und wir versuchen durch Austausch miteinander und durch Weiterentwicklung, durch neue Erkenntnisse usw. uns der echten Wahrheit anzunähern. Man muss nur zum Beispiel in die Religion gucken. Da gibt es verschiedene Wahrheiten und jeder hat seine Begründung dafür und entweder man glaubt es oder man glaubt es nicht. Aber die meisten Gläubigen, die ich kenne, die sich auch ein bisschen Theologie angeguckt haben, stimmen mit mir überein, dass niemand die absolute Wahrheit kennt. Man kann sich ihr nur annähern und jeder findet so seinen Weg und die einen finden diesen Weg eben in der Esoterik und die anderen finden es in einer Zwischenzone und die anderen finden es in der Religion und andere finden es dann vielleicht woanders. Das Spektrum ist riesig und jeder muss seinen Platz finden und den anderen auch ihren Platz gönnen. Ich bin allergisch auf Missionierungsversuche, wenn jemand versucht, mir seine Meinung aufzudrängen. Ich glaube, das wird dir ähnlich gehen. Es wird auch gar nicht gerne etwas verkauft. Wenn ich ein Buch verkaufen möchte, dann ist es sehr kontraproduktiv, wenn ich versuche, dich zu zwingen, mein Buch zu kaufen oder wenn du das Gefühl hast, ich will dich überzeugen, obwohl du es nicht willst. Das gilt natürlich nicht nur für Bücher, auch für Kurse und Workshops und alles, was man verkaufen kann. Was glaube ich eigentlich, was halte ich für die Wahrheit und warum tue ich das denn? Und da schließt sich wieder der Kreis. Alle Gedanken sind frei wählbar jede Meinung ist frei wählbar. Und das führt dann natürlich zu der Anschlussfrage: Warum glaube ich denn dieses und jenes? Warum glaube ich der Bloggerin, die sagt, meine Charaktere seien oberflächlich? Vielleicht habe ich das Gefühl, sie hat mehr Erfahrung als ich. Vielleicht vertraue ich ihrer Expertise und sage mir, Ich habe vielleicht schon einen so blockierten Blick auf meine Geschichte, dass ich das gar nicht mehr objektiv betrachten kann. Und vielleicht wirken die Charaktere wirklich oberflächlich. Vielleicht habe ich noch nicht diese Fähigkeit, das so rüberzubringen, wie ich das rüberbringen möchte. Vielleicht sind meine Formulierungen so, dass der Eindruck entsteht, das ist oberflächlich. All das sind Gründe, warum vielleicht das wahr sein kann, was die Bloggerin sagt. Ich hinterfrage im Grunde: Wie komme ich darauf, dass das wahr sein könnte? Könnte es vielleicht auch falsch sein? Vielleicht hat diese Bloggerin auch Unrecht. Es ist einfach ihre Meinung. Muss das auch meine Meinung sein? Oder kann ich vielleicht auch eine andere Meinung haben? Mit Sicherheit finde ich Gründe dafür, dass meine Charaktere tiefgründig sind und sofort, wenn ich darüber nachdenken würde, könnte ich Gründe nennen, warum ich denke, dass die Charaktere tiefgründig sind, dass sie lebendig sind, dass manche Sachen vielleicht sogar extra oberflächlich geschrieben, um eine Aussage zu tätigen, um jemand darauf zu stoßen, um Kritik zu üben. Zum Beispiel gerade bei Romanen, die im literarischen Anspruch etwas „steigen“, ist es ja auch oft so, dass tatsächlich Kritik geübt wird in dem, wie eine Figur sich gibt. Da hat man dann keine Handhabe, die Figur zu kritisieren, sondern die Figur steht für etwas Größeres, das durch die Figur kritisiert wird. Mit Kunst im Allgemeinen kann man sehr viel an Kritik usw. weitergeben. Wie könnte man vorgehen, wenn man nun einen zwischenmenschlichen Konflikt hat oder überhaupt, wenn einen etwas triggert? Wie kann man vorgehen, damit diese Worte an einem abperlen? Ich würde dazu Folgendes vorschlagen: Zuerst einmal finde ich es wichtig, das Gefühl, was aufgekommen ist, zum Beispiel Scham, Wut oder Trauer oder was es auch sein mag, einfach mal in seinem Körper zu erlauben. Das ist einer der größten Schritte und der effektivsten Schritte, die man lernen kann oder die ich zumindest in meiner Vergangenheit gelernt habe: Die Trauer zum Beispiel willkommen zu heißen. Manche von euch, die mir schon lange auf YouTube folgen, kennen unseren Hund Dana. Die ist früher immer in meinen Videos auch mal aufgetaucht und dieses Jahr mussten wir sie einschläfern lassen. Das ist noch nicht lange her. Die Trauer, die damit zusammen einhergeht, weil ich nun dieses Tier zwölf Jahre in meinem Leben hatte und 16 Jahre auf dieser Erde gewandelt ist. Diese Trauer kann ich zulassen, ich kann sie auch wegdrücken. Ich kann auch versuchen, sie zu überschütten. Aber ich habe mich aktiv dazu entschieden, diese Trauer zuzulassen, sie im Grunde einzuladen, zu umarmen. Lade das negative Gefühl, das unangenehme Gefühl ein, dass es einmal deinen Körper besuchen darf. Die Trauer oder die Scham oder die Wut oder was es auch immer ist darf sich einmal in deinem Körper zeigen und du kannst es wirklich ganz achtsam wahrnehmen. Was spüre ich gerade? Meine Brust fühlt sich schwer an, ich habe das Gefühl, keine Luft zu kriegen. Als ob mein Hals sich zuschnüren würde. Es fühlt sich an, als wäre ein großer Stein auf meinem Brustkorb, als könnte ich nicht richtig atmen. Meine Schultern fühlen sich verkrampft an, ich kriege Kopfschmerzen. Was auch immer eben diese körperlichen Symptome sind. Nimm es wahr, schreibe es vielleicht auch auf. Es hilft wirklich, das auch aufzuschreiben und lass es einfach nur durch deinen Körper laufen. Das dauert 2 bis 4 Minuten und normalerweise geht dann das Gefühl langsam auch weg. In Einzelfällen kann das auch mal länger dauern, aber der Regelfall ist, dass das nach wenigen Minuten abgeebbt ist. Und dann kann man mit logischem Verstand darüber nachdenken: Was ist es, was dieses Gefühl ausgelöst hat? Welche meiner Gedanken haben dieses Gefühl ausgelöst? Man distanziert sich eigentlich von dem anderen Menschen. Nicht emotional, sondern man versteht, dass es die eigenen Gedanken waren, die das ausgelöst haben. Es war nicht die Rezension, es war nicht der blöde Kommentar von meinem Kollegen. Es war nicht die Beleidigung von meinem Kind oder es war nicht die Aussage der Lehrerin beim Elternsprechtag, die das Gefühl in mir ausgelöst haben. Wenn ich darüber nachdenke, werde ich feststellen, ich fühle mich nur so. Ich fühle mich zum Beispiel verletzt, weil ich eine bestimmte Interpretation automatisch hatte. Das ist ganz automatisiert. Das hinterfragen wir auch meistens nicht. Wenn ich einen Konflikt mit der Lehrerin habe, fühle ich mich vielleicht innerlich ein bisschen zurückversetzt in meine Schulzeit und mein inneres Kind fühlt sich vielleicht wieder belehrt, obwohl ich eigentlich erwachsen bin. Also ich gehe in eine Kind-Ebene und ich gebe der anderen Person ganz viel Macht über meine Gefühle obwohl das eigentlich nicht notwendig ist, denn die Lehrerin kann ja auch mit ihrer Aussage Unrecht haben. Es kommt also auf mein Mindset an, auf meine Gedanken und da kann es helfen sich zu überlegen: Ist das die echte Wahrheit? Wenn ja, warum glaube ich das? Wann habe ich entschieden, dass das wahr ist? Dass zum Beispiel meine Figuren oberflächlich sind? Es ist eine so kraftvolle, mächtige Frage, die ich unbedingt auch schriftlich beantworten würde: „Wie könnte ich anders darüber denken, wenn …“ Es fällt uns oft schwer, aus unserem eigenen Denken auszubrechen. Deshalb engagiert man zum Beispiel Coaches, damit sie das Denken sozusagen ein bisschen erweitern. Weil man mit gezielten Fragen einer anderen Person besser über sich selbst nachdenken kann. Wenn dir das schwerfällt, von dir aus zu denken „Wie hätte ich anders denken können“, dann hilft auch so eine Brücke. Eine Brückenfrage wie: „Wie hätte XY darüber gedacht?“ Und XY ist eine Person, die du bewunderst, eine Person, die souverän geblieben wäre. In unserem Beispiel könnte ich mir vorstellen, ein*e erfolgreiche*r Autor*in wie Sebastian Fitzek oder J.K. Rowling hat eine Zwei-Sterne-Rezension bekommen, in der steht „Die Figuren fand ich jetzt ziemlich oberflächlich“. Was denkt Sebastian Fitzek über diese Aussage? Was denkt J.K. Rowling über diese Aussage? Wir wissen es ja nicht ganz genau, aber ich unterstelle ihnen mal, dass es ihnen völlig egal ist, weil sie von ihren Geschichten einfach überzeugt sind und sie sich denken: Jeder kann seine Meinung haben. Ich sehe das anders. Es muss ja nicht jedem gefallen, was ich mache. Meinen Leser*innen, die ich erreichen will, gefallen die Figuren so wie sie sind. Mir gefallen die Figuren so wie sie sind. Solche Gedanken werden da höchstwahrscheinlich vorherrschen. Was passiert, wenn ich mit diesen Mindset, von „Was ich tue, ist gut. Ich mag meine Arbeit, ich mag meine Figuren.“ Wenn ich so da ran gehe, dann treffen mich diese Worte auch nicht so, obwohl es vielleicht die gleiche Aussage ist, sondern ich denke mir „Finde ich nicht“ und dann lebe ich weiter. Das ist dieses Abperlen. Ich habe – und das ist eigentlich der ganze Zauber dahinter – eine andere Meinung. Ich sehe das anders. Jemand beleidigt mich und ich denke mir: „Was du sagst, ist mir egal.“ Ich finde, das hat auch viel mit Souveränität zu tun. Ich bin sehr dafür und kämpfe dafür, dass wir alle souveräner werden, entspannter, ausbalancierter, dass wir diese Gefühlskompetenz lernen. Gefühlskompetenz heißt: unangenehme Gefühle aushalten zu können, ohne darauf zu reagieren, also ohne zum Beispiel einen Wutanfall zu kriegen oder auch einfach das durchzuarbeiten und zu sagen: Das hat mich verletzt, aber das ist okay und ich vergebe ihm und mir und alles ist wieder gut. Das zu lernen hilft einerseits auf der Unternehmensebene. Also ich als Autorin brauche eine Gefühlskompetenz, weil ich eben kritisiert werde. Ich als Mensch brauche eine Gefühlskompetenz, weil ich im Austausch mit meinen Mitmenschen bin. Und auch da kommt es zu Konflikten. Und ich glaube, wir als Menschen brauchen eine Gefühlskompetenz, weil unser ganzes Leben so groß gelebt werden darf. Wer ein großartiges Leben führen möchte, nimmt auch in Kauf, große, unangenehme Gefühle zu erleben. Man muss ja nicht immer negative Gefühle haben, aber das Leben besteht in der Regel eben aus beidem. Wenn ich sehr viele gute Gefühle habe, dann nehme ich in Kauf, auch sehr viele negative Gefühle haben zu können. Natürlich wünsche ich mir das anders, aber wenn ich ein erfülltes und bedeutungsvolles Leben führen möchte, dann bin ich bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Und der könnte sein, aus meiner Komfortzone rauszugehen, mich zu zeigen, sichtbar zu werden, kritisierfähig zu sein, mit unangenehmen Gefühlen umgehen zu können. Also nochmal in Kurzfassung: Wenn ein unangenehmes Gefühl auftritt, dann kannst du dich erst einmal hinsetzen und das Gefühl spüren, durch deinen Körper gehen lassen und wahrnehmen, was passiert gerade eigentlich in meinem Körper? Dann kannst du das Gefühl benennen und kannst erstmal herausfinden: Was fühle ich denn gerade? Ist das Trauer? Ist das Wut? Ist das Scham? Ist das Angst? Was für ein unangenehmes Gefühl ist das hier gerade? Dann, als Drittes, kannst du herausfinden: Warum habe ich das jetzt gefühlt? Was ist das Problem? Was hat mich getriggert? Da wirklich aufpassen, dass du die Schuld nicht bei dem anderen suchst, sondern: Welcher meiner eigenen Gedanken, Interpretationen, Meinungen, welche Interpretation dieses Verhaltens zum Beispiel hat dazu geführt, dass ich mich so fühle? Es kann einfach zum Beispiel die Erkenntnis sein: Ich glaube, er hat recht. Er sagt du bist doof und ich glaube, er könnte recht haben. Es könnte sein, dass ich wirklich doof bin und dann fühle ich mich schlecht. Dann habe ich weniger Selbstvertrauen. Also versuche mal, diesen Knackpunkt rauszukriegen und dann journal darüber. Also schreibe in deinem Notizbuch: Warum glaube ich das? Ist das wahr? Könnte eine andere Wahrheit auch zutreffen? Und entscheide dich für eine Wahrheit. Der Punkt klingt sehr einfach. Das ist ein bisschen komplizierter. Aber wir wollen das jetzt auch nicht zu sehr in die Länge ziehen. Und schlussendlich: Ich persönlich mag es sehr gerne solche zwischenmenschlichen Konflikte mit Vergebung abzuschließen. Das heißt, entweder vergebe ich einfach, also ich sage dann zum Beispiel: „Ich vergebe dir.“ Meistens gibt es gar nichts zu vergeben. Wenn man so eine Session durchhat. Manchmal kann es trotzdem notwendig sein. Ich vergebe dir vielleicht für das, was du getan hast. Der andere hat ja auch nur unreflektiert gehandelt. Der hat ja auch sein eigenes Mindset. Oder: Ich vergebe mir dafür, dass ich das mal wieder geglaubt habe, obwohl ich das doch eigentlich nicht mehr glauben wollte. Und ich mag es immer, dem anderen einfach Frieden zu schicken und mir vorzustellen, dass das richtig war, dass das jetzt aufgekommen ist, dass es mir geholfen hat, diesen Konflikt zu lösen. Und dass ich gestärkt aus dieser Session hervorgehe und dass ich wieder ein Stück gewachsen bin. Und dann bin ich einfach am Ende von so einer Session dankbar und zufrieden. Es gibt im Einzelfall immer mal Momente, wo das nicht ganz so idealerweise läuft. Aber im Großteil der Sessions ist das so, dass am Ende Dankbarkeit und Frieden steht. Also kleine Hausaufgabe und kleine Einladung an dich: Probiere das gerne mal aus. Einfach mal testen, wie das so für dich funktioniert, ob das für dich funktioniert. Und wenn du dabei Hilfe und Unterstützung brauchen solltest, hast du jederzeit die Möglichkeit ein kostenloses Erstgespräch, ein Klarheitsgespräch mit mir zu führen, wo wir einfach eine halbe Stunde mal über dieses Thema sprechen. Das kann schon helfen, um diesen einen nagenden Gedanken mal herauszufinden und den mit mir zusammen zu hinterfragen, aufzulösen, neu zu ordnen und etwas neues zu glauben. Ich wünsche dir viel Spaß bei der Umsetzung und würde mich natürlich wie immer über Rückmeldung freuen. Und wir sehen uns dann an anderer Stelle bald wieder. Macht es gut. Bis dann. Tschüss.

Lotus im Kopf: Wie du Kritik gegenüber unempfänglich wirst

Transkript

Früher dachte ich, Worte könnten mich verletzen.

So gehe ich heute mit Konflikten um

Meine Go-To-Vorgehensweise bei persönlichen Konflikten:

Wofür stehst du?

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