Nazi-Flagge über Nizza sorgt für Aufruhr
Romantik, Provence-Flair und Einblicke in das Leben der oberen Zehntausend – all das verspricht ein Urlaub im südfranzösischen Nizza. Umso größer war der Aufruhr, als das Idyll diese Woche durch eine gewaltige Hakenkreuz-Fahne gestört wurde, die an der Fassade des Palais des rois Sarde prangte, in dem verschiedene öffentliche Ämter untergebracht sind. Denn nicht alle Besucher und Bewohner des südfranzösischen Städtchens hatten mitbekommen, dass es sich um eine Requisite für einen Film über den Zweiten Weltkrieg handelte!
Der Hintergrund: In Cannes werden derzeit unter der Regie von Christian Duguay Szenen für die Neuverfilmung von Joseph Joffos Roman “Ein Sack voll Murmeln” gedreht, der die Geschichte zweier Jungen auf der Flucht vor dem Nazi-Regime erzählt. Zu diesem Zweck wurde das zentral gelegene Gebäude mit einem großen Hakenkreuzbanner behängt.
Ein Tourist aus dem französischen Orleans schildert seine Empfindungen, als er die Flagge am vergangenen Montag entdeckte: “Es war furchtbar, es lief einem eiskalt den Rücken herunter.” Ein weiterer Tourist schickte umgehend ein Foto an die Zeitung “Nice-Matin”, um darauf aufmerksam zu machen, dass es keinerlei Aufklärung darüber gäbe, was es mit der Sache auf sich habe. “Man wusste nicht, ob es ein Streich ist, ein Film gedreht wird oder damit provoziert werden soll”, erklärte er seine Protest-Aktion. Da die Flagge direkt neben dem bekannten Antiquitätenmarkt enthüllt worden sei, sei sofort ein Aufstand entstanden.
Zum Glück reagierte die Stadt Nizza umgehend auf den Vorfall: In einer offiziellen Erklärung wurde klargestellt, dass die Filmcrew den Palais des rois Sardes als Ersatz für das Hotel Excelsior nutzen dürfe, das SS-Kommandant Alois Brunner während der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg als Zentrale genutzt hatte. Zudem wurden am Dienstag große gelbe Schilder vor dem Gebäude aufgestellt, die mit den Aufschriften “Filmset” und “Historische Rekonstruktion” weiteren Missverständnissen vorbeugen sollen.
(Bild: Reuters, AFP)
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