Skip to main content

Blockheizkraftwerk verstromt das Klärgas

Linkenheim-Hochstetten will aus Klärschlamm Wärme und Strom gewinnen

Die Gemeinde will mittelfristig viel Geld in den Umbau des Klärwerks investieren. Eggenstein-Leopoldshafen plant derzeit die Erweiterung seiner Kläranlage.

Das Klärwerk von Linkenheim-Hochstetten soll mittelfristig kostenintensiv ertüchtigt werden. In diesem Zuge plant die Kommune auch, Klärschlamm für Strom und Wärme zu verwerten. 
Das Klärwerk von Linkenheim-Hochstetten soll mittelfristig kostenintensiv ertüchtigt werden. Die Kostenschätzung geht von 2,1 Millionen Euro aus. Foto: Alexander Werner

Linkenheim-Hochstetten will mittelfristig viel Geld in Umbau und Sanierung des Klärwerks investieren. In diesem Zusammenhang plant die Kommune auch, auf der Anlage Wärme und Strom aus Klärschlamm zu gewinnen.

„Mit dem Bau einer neuen Klärschlammentwässerungshalle fasste der Technische Ausschuss im November 2023 einen wegweisenden Beschluss. Er bedeutet den Einstieg in die energetische Klärschlammverwertung mittels Vergasung und Verbrennung von Klärgas“, sagt der Umweltbeauftragte der Gemeinde, Peter Pramann.

„Wir befinden uns noch in der Entwurfsplanung. Vor Ende 2025, Mitte 2026 wird die Anlage voraussichtlich nicht in Betrieb gehen können“, so Pramann. Die Kostenschätzung sehe 2,1 Millionen Euro für die Gebäude und die technische Ausrüstung der Schlammentwässerung vor sowie für die Vorbereitungen für ein zentrales Blockheizkraftwerk (BHKW), das das Klärgas später verstrome.

„Die Kläranlage ist der mit Abstand größte Verbraucher von elektrischer Energie unter den Gemeindeeinrichtungen“, so Pramann. „Es liegt also nahe, den Bedarf zunächst möglichst vor Ort zu decken und Energie-Autarkie auf der Anlage zu erreichen.“ Wie weit Überschussstrom oder überschüssige Prozesswärme auch an private Verbraucher geliefert werden könne, könne man erst nach Inbetriebnahme und Evaluierung der Energieausbeute entscheiden.

Eggenstein-Leopoldshafen will aus Klärschlamm Methan gewinnen

Bei der Klärwerkertüchtigung werde neben dem Neubau des Betriebsgebäudes das Bemessungsvolumen der zentralen aeroben Belebung durch Vorklärung erweitert und einer möglichen künftigen Belastungsspitze angepasst. Schneckenhebewerk und Rechenhaus sollen zweistraßig angelegt werden. Das biete größere Betriebssicherheit bei Störungen, so Pramann.

Es gehe auch um die Verlegung der Vorflutleitung zur Direktableitung in den Rhein, um damit den Rheinniederungskanal ab 2035 gemäß der Wasserrahmenrichtlinie von Abwässern zu entlasten.

Eggenstein-Leopoldshafen plant derzeit die Erweiterung der Kläranlage. „In diesem Zuge wird das Schlammbehandlungsverfahren umgestellt“, informiert der Fachbereichsleiter Technik, Matthias Weber. Dadurch könne aus dem Klärschlamm Methan gewonnen werden. Es werde in einem BHKW zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt. „Außerdem werden, soweit technisch möglich, auf allen Dächern Photovoltaikmodule installiert.

Die gewonnene Energie aus BHKW und Photovoltaik wird zu 100 Prozent in der Kläranlage wieder verbraucht.“ Das trage erheblich zur optimierten Energieeffizienz der Anlage bei. Die derzeit bis Mitte 2027 angesetzten Arbeiten zur Kläranlagenerweiterung sollen im Mai beginnen.

In der Kläranlage Graben-Neudorf-Dettenheim ist derzeit eine Generalsanierung der Zentralkläranlage nicht geplant, weil sie dem Stand der Technik entspreche, teilt Graben-Neudorfs Pressesprecherin Melanie Beims mit. „Dennoch lässt die Gemeinde die energetische Optimierung aller Prozesse der Anlage 2024 durch ein Ingenieurbüro untersuchen“, sagt sie.

„In Pfinztal werden in der Kläranlage in Berghausen Primär- sowie Überschussschlamm und Fett und aus dem Abwasserreinigungsprozess abgezogen. Daraus wird in einem Faulturm Klärgas gewonnen“, erklärt Pressesprecherin Elke Fleig. 2023 habe man in diesem Prozess etwa 180.000 Kubikmeter Gas gewonnen. In einem BHKW und einer Gasheizungsanlage werde es in Strom und Wärme für den Betrieb umgewandelt.

Allein durch das BHKW seien damit 2023 etwa 20 bis 25 Prozent des Strombedarfs gedeckt worden. „Zukünftige Ausbaupläne beinhalten auch Überlegungen zum Photovoltaikausbau sowie zur Nutzung von Abwärme aus geklärtem Abwasser“, so Fleig.

Stutensee plant anaerobe Abwasserreinigung

„Stutensee plant aktuell eine Sanierung der Kläranlage und die Umstellung auf eine anaerobe Abwasserreinigung“, berichtet Ayse Gün von der Stadtverwaltung. Bei dieser Methode werde beim Reinigungsprozess die Energie im Klärschlamm genutzt und zusätzlich Wärme und Strom gewonnen. Die Entwurfsplanung solle bis Ende des Jahres erarbeitet sein, womit noch 2024 ein Baubeschluss gefasst werden könne. Bauzeit und Realisierung wären dann 2025 und 2026.

„Die Planungsphase dauert länger als ursprünglich geplant, da derzeit eine zusätzliche vierte Reinigungsstufe mitbetrachtet wird“, erklärt Gün. Über diese würden Spurenstoffe wie Medikamente und Hormone ebenfalls aus dem Abwasser entfernt.

nach oben Zurück zum Seitenanfang