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Nein zur geplanten Erneuerung

Scharfe Kritik: „Schiller-Brücke in Baden-Baden wurde zu Tode verwaltet“

Es schien nur Formsache, doch dann hagelte es heftige Kritik. Der Bauausschuss der Stadt Baden-Baden votierte gegen die geplante Erneuerung der Schillerbrücke. Wie geht es in der Sache weiter?

Schillerbrücke
Die geplante Sanierung der Schillerbrücke führt zu scharfen Worten und Uneinigkeit im Bauausschuss des Baden-Badener Gemeinderats. Foto: Henning Zorn

Erstaunte Blicke bei der Verwaltungsspitze: Überraschend votierte der Bauausschuss der Stadt Baden-Baden mit knapper Mehrheit gegen die Erneuerung der Schillerbrücke, die im nächsten Jahr eine halbjährige Vollsperrung der Fremersbergstraße im Bereich der Querung der Lichtentaler Allee mit sich bringen soll.

Die in den 70er-Jahren errichtete Schillerbrücke befindet sich an einem viel befahrenen Verkehrs-Nadelöhr der Bäderstadt. Sie muss laut Feststellung der Stadtverwaltung weitgehend ausgetauscht werden. Dies soll in der ersten Hälfte des nächsten Jahres erfolgen.

Ich bin entsetzt über das, was uns hier präsentiert wird.
Ursula Opitz, Stadträtin (Grüne)

Für den Busverkehr soll eine Umleitungsstrecke über die Maria-Viktoria-Straße, Kettenbrücke und Lichtentaler Allee eingerichtet werden. Für den normalen Verkehr soll der Weg über den Michaelstunnel und die Umleitungsstrecke U1 (Waldseestraße, Fremersbergstraße) führen.

Kritik auch an der geplanten Umleitung

Bürgermeister Alexander Uhlig (parteilos) bezeichnete das Bauvorhaben „an neuralgischer Stelle“ als bedauerlich, aber unausweichlich. Im Ausschuss gab es aber deutliche Kritik, die sich an den Brückenschäden ebenso wie hinsichtlich der Umleitungsstrecke entzündete.

Wolfgang Niedermeyer (FBB) schimpfte: „Diese Brücke wurde zu Tode verwaltet.“ Die Schäden seien zwar immer wieder dokumentiert, aber nicht behoben worden. Lediglich das Geländer habe man instandgesetzt.

Nach „so langer Untätigkeit“ sei es nun zu spät für eine dauerhafte Sanierung. Hier werde sichtbar, dass „wir unsere Infrastruktur bis zum Totalschaden herunterwirtschaften“, um sie dann mit hohem überplanmäßigen Mittelaufwand zu sanieren. Dann beginne der Ablauf wieder von vorne. Daher lehne er die Verwaltungsvorlage ab.

Auch Ulrike Mitzel (SPD) sieht hier „fehlende Erhaltungsarbeit“, doch man habe jetzt keine Wahl, denn die Brücke sei kaputt. „Ich bin entsetzt über das, was uns hier präsentiert wird“, sagte Ursula Opitz (Grüne).

Klaus Bloedt-Werner (CDU) zeigte Verständnis für die Stadtverwaltung. Man habe in Baden-Baden so viele Brücken. Die könnten auch aus finanziellen Gründen nicht alle gleichzeitig saniert werden. Von einer bewussten Vernachlässigung könne man nicht sprechen.

Stadt ist für 170 Brücken zuständig

Bürgermeister Uhlig gab ihm recht, man müsse sich in der Kurstadt um 170 Brücken kümmern. Er räumte aber auch Defizite ein. In der Vergangenheit sei von der Stadt anders mit den Brücken umgegangen worden, „und wir müssen jetzt aufräumen“.

Für Diskussionen sorgte ebenso die geplante Verkehrsführung während der Bauzeit. Für die CDU erklärte Reinhilde Kailbach-Siegle, dass durch die vorgesehenen Umleitungen der Osten der Stadt abgetrennt werde. Sie sprach sich dafür aus, zumindest für Pkw die Lichtentaler Allee zu öffnen. Man könne dort ja die erlaubte Geschwindigkeit auf 20 km/h begrenzen.

Wolfgang Niedermeyer hingegen forderte die Gewährleistung durch Poller-Einsatz, dass die Lichtentaler Allee auch wirklich nur von Bussen für die Umleitung befahren wird. Außerdem drückte er seine Erwartung aus, dass als Alternative von den Autofahrern die Strecke über Friedrichstraße, Werderstraße, Hochstraße genutzt werde und fragte, ob das der Dengler-Klinik zugemutet werden könne.

Solmsstraße als Schleichweg?

Ulrike Mitzel meinte: „Die Verkehrsführung ist grenzwertig, aber in unserem Kessel ist es nicht anders möglich.“ Als problematisch und ökologisch nicht vertretbar bezeichnete Ursula Opitz die langen Umleitungen. Vielleicht könne man als Schleichweg die Solmsstraße öffnen und dort ein Parkverbot einrichten.

Für Handwerker müssten die Entfernungen zu ihren Kunden zumutbar bleiben, unterstrich Klaus Bloedt-Werner. Er wies darauf hin, dass man nur wegen der Umleitungsproblematik im Bauausschuss gegen die Verwaltungsvorlage stimmen werde. Mit der eigentlichen Brückensanierung sei man einverstanden.

Sanierung wird Thema im Gemeinderat

Am 22. Mai muss nun der Gemeinderat klären, was mit der Schillerbrücke geschehen soll. Die Verwaltung deutete an, bis dahin eventuell neue Vorschläge zu den Umleitungen vorzulegen.

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