Ach, und übrigens … (3): Ideenklau, ReCommerce und Menschen im Web

Über Ideenklau als Lob des 21. Jahrhunderts, eine Alternative zur Altpapier-Tonne und übers Menscheln im Internetz …

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Plagiate beziehen sich ja nicht nur auf Doktorarbeiten, nein, vieles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird geklaut und angeeignet und ohne Quellenangabe weiterverbreitet … Jetzt auch eine meiner Ideen. Ich wusste erst nicht, ob ich deshalb beleidigt, oder gerührt sein soll, habe mich aber schnell für Letzteres entschieden. Schließlich findet jemand meine Idee so überzeugend, dass er sie sich zu eigen macht! Und außerdem ist die Idee nicht so sensationell, dass ich ganz besonders stolz darauf sein und sie samt und sonders für mich reklamieren müsste.

Wege zur Marke - Original und Kopie
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Es geht um die „drei Wege zur Marke“, die ich für die Online-Kommmunikation vor ca. zwei Jahren hier im Blog skizziert und dann auf verschiedenen Vorträgen, unter anderem auf der Allfacebook-Konferenz weitergesponnen habe. Wie gesagt, so einzigartig ist die Idee gar nicht, und heute sagen wir „Ist doch Alltag!“ … Aber vor zwei Jahren war das als Kommunikationsansatz für ein B2B-Unternehmen schon einigermaßen mutig.

Schön also, dass heute noch Dritte die Idee aufgreifen, ein bisschen anders anmalen und als eigene Idee ins Web stellen, wie auf der Grafik zu sehen. Oder wie hat es Gert auf Twitter so schön gesagt: „Der Ideenklau ist das Lob des 21. Jahrhunderts.“

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ReCommerce mit momoxDer Platz im Buchregal ist ja leider endlich, daher musste ich mal wieder ausmisten, nicht zuletzt um die 10 Bände Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin unterzubringen. Und da ich Flohmärkte aus tiefstem Herzen hasse, landen ausgemistete Bücher bei mir üblicherweise in der Altpapier-Tonne. Diesmal wollte ich aber was Neues ausprobieren, habe einen Übers-Internet-Buch-Ankäufer (ReCommerce nennt man so was) getestet und kann ihn euch empfehlen: momox heißt er und funktioniert sehr gut, nämlich wie folgt: ISBN des Buches, das ihr loswerden wollt, auf der Webseite eingeben, dann bekommt ihr sofort einen Ankaufs-Preis genannt. Entscheiden, ob ihr für den Preis verkaufen wollt oder nicht. Gleiches Verfahren mit weiteren Büchern machen. Am Schluss die ganzen Bücher einpacken, Paketzettel ausdrucken und draufkleben, bei Hermes abladen oder abholen lassen, fertig. Der Versand kostet euch nichts extra, das Geld bekommt ihr nach ein paar Tagen überwiesen.

Die Preise liegen durch die Bank höher als zum Beispiel bei Amazon, wo man auch gebrauchte Bücher loswerden kann. Ich bin so vorgegangen, dass ich alle Bücher, für die ich mehr als einen Euro bekommen habe, an momox geschickt habe, alles darunter ist in der Papiertonne gelandet. Man muss ja nicht unnötig Zeugs durch die Republik schicken.

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Zwei ganz unterschiedliche Blogbeiträge zum Thema Menschen im Web habe ich letzte Woche gelesen, die ich beide sehr bemerkenswert fand und euch deshalb zur Lektüre empfehlen möchte. Im Beitrag „Wenn die Maschine menschelt“ berichtet Eva Karl, Social Media Referentin bei Krones, dass Krones im Social Web alles mögliche tut, nur Zielgruppen will man nicht erreichen. Huch?! Aber was ist mit Targeting und Special Interest und all dem anderen Social-Media-Marketing-Gedöns, werden die Social-Media-Marketing-Gedöns-Experten jetzt fragen? Interessiert Krones nicht. Bei Krones will man

keine bestimmten Zielgruppen locken, betören oder beeindrucken. Wir wollen uns einfach mit Menschen über Dinge unterhalten die wir interessant finden. Wer unseren Social Media Kanälen folgt, der soll schnell merken, dass hinter den Posts Menschen stecken, die Themen aus ehrlichem Interesse heraus auswählen.

Oder kurz gesagt: „Der Maschinenbauer soll menscheln.“ Nicht die schlechteste Strategie, finde ich.

Im Blogbeitrag „Die echten Menschen und die im Internet“ von Patricia Cammarata alias dasnuf geht es dagegen unter anderem um die Frage, wie wir uns wohl in 40 Jahren verhalten werden, wenn wir reif fürs Altersheim sind. Ähnlich vereinsamt und aus der Gesellschaft gerissen wie heutige Altenheim-Bewohner nicht selten auf uns wirken (und auch sind, das weiß ich aus eigener Erfahrung)? Oder vielleicht doch ganz anders, weil wir zusätzlich zu den Freunden und Bekannten da draußen eine digitale Community haben, die, und da können Digital-Nörgler nörgeln so viel sie wollen, das Leben bereichert. Ihr Fazit gefällt mir und lässt mich einen Tick gelassener in die Zukunft blicken, wenn wir mal alt und unsere Kinder und Freunde globalisiert in der ganzen Welt verstreut sind:

Ich hoffe jedenfalls, dass es bis dahin tolle Apps für alte Menschen gibt, die einfach zu bedienen sind, die ich auch noch mit Gicht und Arthritis benutzen kann. Die ich auch schwerhörig und fehlsichtig benutzen kann und die mir den Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden und den Menschen im Internet, die ich vielleicht gar nicht persönlich kenne und die mir trotzdem das Gefühl von Nähe und Gesellschaft geben, ermöglichen. Ich möchte lieber auf meinem Bett liegen, ein leichtes, riesenhaftes Gadget auf dem Schoß haben und mit knorrigen Fingern Symbole anklicken als frierend und alleine auf einem Balkon stehen und in die Ferne schauen, so wie die Menschen, die nur Kontakt zu “echten Menschen” hatten und haben.

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Ach, und übrigens: Ich wünsche euch frohe Ostern!

In Ach, und übrigens (2) ging es übrigens um die vorerst letzte Leistungsschutzrecht-Kapriole, Fernsehgeschichte, einen Werbe-Rambo und meinen neuen RSS-Reader.

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