Celluloid-Herstellung

Patentierung 1870

Titelbild

Angesteckt Der Kunststoff auf Biobasis imitiert Perlmutt und Ebenholz. Die Brosche stammt aus der Jugendstilzeit. (Foto: Claudia Friedrich)

ZeitZeichen: 9.45 Uhr (WDR 5) 17.45 (WDR 3)

StichTag: 9.40 Uhr und 18.40 Uhr (WDR 2)

Link zu meinem WDR 5 – ZeitZeichen

Link zu meinem WDR 2 – StichTag

Link zu meiner WDR Internet-Fotogalerie

Aufgetischt: Bakelit (Braunes Auto) ist umringt von Celluloid. Im Deutschen Kunststoffmuseum werden sämtliche Plastikobjekte aufbewahrt, natürlich auch Celluloid, der erste formbare Kunststoff. Seine Rohstoffe sind Holzfasern bzw. Baumwollbüschel (li). (Foto: Claudia Friedrich)

Celluloid ist der Urahn der Kunststoffe. Celluloid ist leicht, formbar, ein Imitator, der edle Naturstoffe nachahmt: Perlmutt, Ebenholz, Elfenbein. Billard bringt die Kugel so richtig ins Rollen. Im 19. Jahrhundert ist Billard Spielen IN, mit Kugeln aus den Stoßzähnen von Elefanten. Im Juli 1870 meldet der US-amerikanische Erfinder John Wesley Hyatt ein Patent über die Herstellung von Celluloid an. Der halbsynthetische Kunststoff wird in großem Stil produziert und rettet den letzten überlebenden Dickhäutern das Leben.

Angeeckt: Karambolage-Weltmeister Christian Rudolph spielt mit den Erben der Celluloidbälle. (Foto: Claudia Friedrich)

Celluloid, so nennt Hyatts Bruder das Produkt aus nitrierter Zellulose. Im Staat New York eröffnen die Brüder die Celluloid Manufacturing Company. Nach ihrem Vorbild entstehen weltweit Celluloidwerke, auch in Meerbusch Lank.

Abgerissen: Westdeutsche Celluloidwerke in Meerbusch Lank, 1909 bis 1983. Der Wasserturm ist heute ein Wahrzeichen der Stadt (Rechte: Stadtarchiv Meerbusch)

Bis zur Schließung im Jahr 1983 arbeitet Hans Niebels in der Fabrik. Er erinnert sich an den weißlichen Brei, der bestimmte Prozesse durchläuft, bis er als festes Material aus der Trockenkammer kommt.

Vorausgeschaut: Schlosser Hans Niebels läuft durch eine der Werksstraßen. Er betreute die Maschinen, an denen Celluloid geknetet, geformt, gewalzt, gepresst getrocknet, geschnitten wurde. (Rechte: Stadtarchiv Meerbusch)
Zurückgeblickt: Fürs Stadtarchiv Meerbusch schrieb der heute 82jährige Hans Niebels eine Chronik über die Celluloidwerke in seiner Heimatstadt Lank-Latum. (Foto: Claudia Friedrich)

Celluloid ist ein Klassiker der Kunststoffe. Seine Wirkung ist nachhaltig, seine Blüte kurz, denn es gibt einen Nachteil: der Stoff ist leicht entflammbar.

Abgehängt: Bakelit versus Celloid (li). „Celluloid ist der Stoff fürs Schöne, Bakelit fürs Praktische“, sagt Uta Scholten. Bei Aschenbechern, Trinkbechern, Steckdosen macht das Rennen Bakelit (re). Der vollsynthetische Duroplast beerbt den Klassiker auf Biobasis. (Foto: Claudia Friedrich)

Der Celluloid-Stern sinkt, als Bakelikt, PVC & Co das vollsynthetische Kunststoffzeitalter besiegeln. Dennoch ist und bleibt Celluloid großes Kino. Auch wenn Filme längst digital erscheinen, sind sie im Geiste immer noch auf Zelluloid gebannt.

Aufbewahrt: Das Produktionsarchiv der Westdeutschen Celluloidwerke ist ein Schatz des Deutschen Kunststoffmuseums. Die Rezepturen waren ein streng gehütetes Geheimnis. (Foto: Claudia Friedrich)

Zu Wort kommen Andrea Siebert-Raths (WDR 2 StichTag) und Stefan Hecht (WDR 5 ZeitZeichen), die jeweils zu Kunststoffen forschen, Uta Scholten (WDR 2 und WDR 5), die Kuratorin des Kunststoffmuseums und Hans Niebels (WDR 5), der ehemalige Arbeiter der Westdeutschen Celluloidwerke in Lank-Latum.

Durchgeblättert: Die Kunsthistorikerin Uta Scholten, Mitarbeiterin des Deutschen Kunststoffmuseums, betrachtet Musterbücher, von Transparent über Neon-Orange bis zu Champagnergelb. (Foto: Claudia Friedrich)

Deutsches Kunststoffmuseum

c/ o LVR-Industriemuseum (Peter Behrens-Bau)

Hansastraße 18, 46049 Oberhausen

Angefressen: „Celluloid ist meine Freude, aber auch mein Leid“, sagt die Kunsthistorikerin Uta Scholten. Denn Celluloid hat es in sich, unter anderem Salpetersäure, die das Brillengestell langsam, aber sicher zerstört. (Foto: Claudia Friedrich)

Stadtarchiv Meerbusch

Karl-Borromäus-Str. 2a, 40667 Meerbusch-Büderich

Leibniz Institut für Interaktive Materialien (Uni Aachen)

Wissenschaftlicher Leiter: Stefan Hecht

Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (Hochschule Hannover)

Dirketorin: Andrea Siebert-Raths (Direktorin)

Abgeschmettert: Mit rund 140 km/h schmettert der ägyptische Tennisprofi Omar Assar den Zelluloid-Ball über die Platte, 2018 im Düsseldorfer Tischtenniszentrum. Die in China produzierten Bälle sind Gefahrengut. Seit 2019 sind die Bälle vom Tisch. Celluloid ist leicht, hart im Nehmen, aber sofort Feuer und Flamme. (Foto: Claudia Friedrich)