Bahnbrechende Schiffskonstruktion für rentableren Transport und bessere Lagerung von komprimiertem Erdgas
Komprimiertes Erdgas (Compressed natural gas, CNG) ist ein alternativer Kraftstoff auf Basis von Erdgas, das durch Kompression bei normalem Luftdruck auf weniger als 1 % des ursprünglichen Volumens reduziert wird. Komprimiertes Erdgas eignet sich vor allem dann, wenn Erdgas per Schiff über mittellange Strecken transportiert werden muss, insbesondere an Orte ohne anliegende Gaspipeline. „CNG ist auch eine praktikable weltweite Transportoption für Erdgas, das aus früheren Förderungen im Boden verblieben ist. Bei solchen Gasreserven würden sich Investitionen in den Bau von Pipeline-Infrastrukturen oder Verflüssigungs- und Wiederverdampfungsanlagen kaum lohnen“, erläutert Spartaco Angelini, Manager des EU-finanzierten Projekts GASVESSEL. Zudem könnte komprimiertes Erdgas die Menge an Gas reduzieren, das bei der Ölförderung abgefackelt wird. „Die Menge des im Boden verbliebenen oder abgefackelten Gases ist etwa fünf Mal höher als der gesamte derzeitige Erdgasverbrauch in Europa. Um diese Gas- und Ölreserven zu erschließen, muss der Transport von Erdgas rentabler werden“, ergänzt Angelini.
Rentablerer Transport mit Flüssigerdgastanks?
Herkömmliche Druckzylinder, die für den Schiffstransport von Flüssigerdgas (Liquified natural gas, LNG) verwendet werden, sind für komprimiertes Erdgas ungeeignet. Da die Schiffswände dick genug sein müssen, um einem Betriebsdruck von 300 bar standzuhalten, wären die Schiffe erheblich schwerer und hätten somit weniger Ladekapazität. Erdgas wird meist in flüssigem Zustand gelagert, wenn die Entfernungen größer sind oder keine Erdgasleitungen anliegen. Für Entfernungen bis zu 2 500 km und bei einer Jahresproduktion von 7 Mrd. m3 ist komprimiertes Erdgas jedoch die kostengünstigere Option. Hierfür stellte nun das Projekt GASVESSEL eine integrierte Lösung mit leichteren Tanks vor, die für hohen Druck geeignet und kostengünstiger als vergleichbare Systeme auf dem internationalen Markt sind. „Unsere neue Klasse von Tanks könnte dazu beitragen, die EU unabhängiger von einzelnen Gaslieferanten werden zu lassen und bislang unrentable Energieressourcen (verbliebenes, abgefackeltes bzw. Begleitgas) zu erschließen“, so Angelini.
Bahnbrechendes Design der Tanks für komprimiertes Erdgas
„Der größte Vorteil unserer CNG-Technologie ist, dass nicht in teure Anlagen zur Verflüssigung oder Wiederverdampfung investiert werden muss. Unser innovatives Transportkonzept setzt auch auf einfachere Logistik beim Laden/Entladen und kostengünstigere Anlagentechnik. Die einfache Konstruktion der Anlage garantiert ein hohes Sicherheitsniveau und niedrigere Betriebs- und Wartungskosten“, erklärt Angelini. Mit den neuen Leichtbau-Druckzylindern sind neue Schiffskonzepte mit sowohl deutlich höherer Nutzlast als auch niedrigeren Transportkosten pro Gaslieferung möglich. Sie werden mittels Faserwickeln hergestellt, bei dem mehrere Lagen faserverstärkter Verbundwerkstoffe um eine dünne innere Metallauskleidung gewickelt werden. Design und Konstruktion des Schiffes entsprechen höchsten Sicherheitsanforderungen. Eine systematische Betriebsprüfung von CNG-Tanker und Handlingsystem ergab höhere Sicherheitsniveaus als für LNG-Tanker vorgesehen. In drei Logistikszenarien der Gasgewinnung wurde analysiert, wo und wie durch das GASVESSEL-Konzept Mehrwert generiert wird, wobei die Wirtschaftlichkeit der CNG-Technologien von GASVESSEL in umfassenden Kosten-Nutzen-Analysen von den Projektpartnern bestätigt wurde. „Die Ergebnisse von GASVESSEL werden sich positiv auf den Schiffs- und multimodalen Transport auswirken und durch Diversifizierung von Energiequellen zur Optimierung der Gasversorgung innerhalb der EU beitragen. Wir rechnen damit, dass unsere CNG-Tanker beim Erdgastransport schon in naher Zukunft durchaus konkurrenzfähig sein werden“, schließt Angelini.
Schlüsselbegriffe
GASVESSEL, Transport, Tanker, komprimiertes Erdgas, Lagerung, CNG-Tanker, Flüssigerdgas, LNG
