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Gegen das „aggressive Zuwarten“ des Bundes


LKH-Chef Prof. Dr. Steffen Gramminger und der Vorsitzende des VKD Hessen rufen auf zur Teilnahme am Protesttag der Kliniken am 20. September, der auch in Frankfurt am Main stattfindet. Foto: krü

Existenznot der Kliniken bestimmten die Themen der 72. Jahrestagung des VKD Hessen

Eine Verfassungsklage gegen den kalten Strukturwandel durch das „Aggressive Zuwarten des Bundes“ kündigte Prof. Dr. Erika Raab, Geschäftsführerin der Kreisklinik Groß Gerau und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling, Ihren Kollegen am Ende der Jahrestagung des VKD Hessen am 14. September 2023 an. Sie rief die hessischen Klinikmanager auf, sich anzuschließen.

Gibt es ein Gebot zur auskömmlichen Finanzierung der Kliniken durch den Bund? Gibt es eine Pflicht der Bundesregierung zum Handeln, zur Überbrückung der Krise der Kliniken angesichts der inflationsbedingten Kosten- und der Tarifsteigerungen, die viele Kliniken unmittelbar in Ihrer Existenz bedrohen? Eine in Stadt und Land gleichwertige Daseinsvorsorge ist ein Fundament der Bundesrepublik, ein Grundrecht von Verfassungsrang.

Bis die große Krankenhausreform greifen kann, würden zahlreiche Kliniken schließen müssen. Krankenhausmanager und Gesundheitspolitiker erwarten eine Welle von Insolvenzen im kommenden Jahr, die sich bereits jetzt abzeichnet. Bereits 40 Klinikinsolvenzen gab es 2023. Tendenz steigend. Das drohende Kliniksterben wird von der Bundesregierung akzeptiert, wie es scheint.

Die Krankenhausreform werde sich für jeden rechnen, kündige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Frühjahr an. Die aktuellen inflationsbedingen Kostensteigerungen und Tariferhöhungen zu refinanzieren, hat der Minister eine Absage erteilt. 

Irreparable, demokratiegefährdende Schäden

 „Wir müssen diesen eiskalten Strukturwandel verhindern“, appellierte auch Prof. Dr. Steffen Gramminger, Geschäftsführender Direktor der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG), an die Krankenhausmanager und die Vertreter der Landespolitik. „Es geht um die Zukunft der Gesundheitsversorgung! Die Schäden, die sich jetzt anbahnen, sind irreparabel!“, so der HKG-Chef. Gramminger warnte zudem, die demokratische Stabilität sei gefährdet, wenn elementarste Pfeiler der Daseinsvorsorge, wenn die Gesundheitsversorgung nicht mehr flächendeckend gewährleitet bleibe. 

„Wir brauchen die Unterstützung der Länder, der Kommunen und der Bevölkerung“, so Gramminger weiter. Er rief nochmals auf, an der großen Protestkundgebung am 20. September auf: Ab 11 Uhr werden auf dem Römerberg in Frankfurt am Main Klinikmitarbeiter, aber auch Bürger und Patienten gegen den kalten Strukturwandel protestieren.

„Effizienz im Gesundheitswesen ethisch geboten“

Die eigentliche Herausforderung für die Kliniken seien nicht die fehlenden Erlöse und die Preis- und Lohninflation, sondern das fehlende Fachpersonal, sagte Prof. Dr. Boris Augurzky, Geschäftsführer des Institute for Health Care Business GmbH (hcb). Über Zuwanderung sei das Problem kaum zu lösen. Deshalb, so Augurzky, sei Effizienz im Gesundheitswesen ethisch geboten“.  

Andreas Schwaab, stellvertretender VKD-Landesvorsitzender Hessen und Geschäftsführer  des Gesundheitszentrums Odenwaldkreis, erinnerte an eine Möglichkeit, das Personalproblem zu lösen oder abzuschwächen: Entbürokratisierung sei ein wichtiger Ansatz: Die Entlastung der Fachkräfte im Krankenhaus von den überbordenden bürokratischen Pflichten.

Kernthema der 72. Jahrestagung der Landesgruppe Hessen des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) war die Kommunikation in der Krise unter dem Motto „Schweigen ist Silber -Reden ist Gold“.

Marc Raschke, vielfach ausgezeichneter ehemaliger Klinik-Sprecher und Gründer einer Agentur mit dem beredten Namen „Blaulicht“, stellt das Personal, die Mitarbeiter der Klinik in den Mittelpunkt der Krisenkommunikation: „Personal first – alles andere second“ sei das Motto. In der Krise dürfe es keinen Mangel an Kommunikation intern geben – Transparenz sei gefragt, Vertrauen und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern. Das unterstrich auch Martin Wohlrabe von der Consilium Rechtskommunikaton GmbH, der zur Kommunikation in Sondersituationen wie Sanierungsverfahren oder Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sprach.

„Krisenkommunikation beginnt lange vor der Krise“, sagte Raschke. Gute, nach außen kohärente Kommunikation in der Krise sei eine Frage des „Mindsets“ der Haltung und der Kultur, weniger der Prozesse und Strukturen. Es gelte, Mitarbeitern Orientierung zu geben, die Personalvertretung ins Boot zu holen. Sein Appell: „Haben Sie Vertrauen in die Basis!“

Bericht: Katrin Rüter