Umgang mit Diversität und Mehrdeutigkeit- Hilfe zur Selbsthilfe Im Daoismus, einer Religion und Philosophie aus dem Fernen Osten, findet sich ein Begriff, mit dem es sich lohnt zu beschäftigen, wenn es um einen menschenorientierten Umgang mit Diversität und Mehrdeutigkeit, sowie um einer diesen Ansprüchen gerecht werdenden (neuen) Führung geht. Es handelt sich um den Begriff „Wu wei“, wortwörtlich bedeutet er »Nichteinmischung«. Im Daoismus ist man davon überzeugt, dass die meisten Probleme immer dann entstehen, wenn wir versuchen, anderen unseren Willen aufzuzwingen. Wenn wir uns anmaßen, anderen zu erklären, wie das Leben funktioniert oder die Arbeit. Auch bei den Wüstenvätern existiert ein ähnlicher Gedankengang: »Wer belehrt, klagt an«, heißt es in Kurzform bei Abba Poimen (um 340 – angeblich 450) in den Apophthegmata Patrum. Der Mönch der Spätantike wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es wichtig ist, den Menschen die Möglichkeit zu bewahren, selbst ihre Erfahrungen zu sammeln. Für mich persönlich gehört diese Vorgehensweisen zu den schwierigsten Disziplinen neuer Führung, da sie nicht nur Demut und Geduld erfordert, sondern auch die Bereitschaft, andere als „meine“ Lösungsansätze zuzulassen. Und natürlich wäre es bequemer, wenn ich versuchen würde das Problem selbst zu lösen, da ich mich dann nicht nur sicherer mit dem Ergebnis fühle, sondern vielleicht auch noch schneller zum Ziel komme. Doch Führungskräften die es sich in dieser Hinsicht zu einfach machen, wird früher oder später das Team aus den Händen gleiten. Denn sie berauben ihrem Gegenüber damit nicht nur der Möglichkeit zu wachsen, sondern auch mitzukommen und zu einem wertvollen Teil der Gemeinschaft zu werden. Wie führst Du dein Team in die Selbsterfahrung? Wie gelingt es Dir, Mitmenschen dabei zu unterstützen, selbst zu erkennen, worauf es gerade ankommt? Euer Bodo P.S.: Weitere Themen in neuen Buch: Führen und sich führen lassen in „Sandwichpositionen“ ++ Selbstführung ++ Toxische Führung ++ New Work Inflation ++ Wirtschaft und Spiritualität ++ Geistesgegenwärtigkeit entwickeln++ Glaubwürdigkeit schaffen ++ Transformationen meistern++ Gerechtigkeit üben ++ Vertrauen aufbauen ++ Ängste überwinden ++ Resilienz entwickeln ++ Verantwortung übernehmen ++ Das rechte Maß finden ++ Gemeinschaft leben ++ Sinn vermitteln ++ Entschlüsse fassen ++ Bewusstsein schaffen ++ Entwicklung fördern ++ Auf KI reagieren ++
Ratschläge sind auch Schläge.
Belehrung beinhaltet in meiner Welt oft ein unbewusstes Machtspiel. Anders ist es, wenn ich „meine Wahrheit, deine Wahrheit“ wirklich lebe. Dann können sogar ganz neue Wege entstehen. Dafür ist ein inneres Loslassen meiner eigenen Meinung notwendig. Das habe ich systematisiert und trainiere es täglich. Mein Leben und das meiner Kunden hat sich dadurch schon sooo sehr verändert. So wertvolles Thema. Danke fürs Sensibilisieren. 🙏🙏🙏🙏
Sich mit eigenen Lösungsvorschlägen zurückhalten, macht Sinn. Es sind manchmal auch die unangemessenen (bzw. gut gemeinten) Überlegenheitsgefühle, die sich wie folgt zum Ausdruck bringen: Wir müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abholen??? … oder mitnehmen ???
Bodo Janssen Das sehe ich genauso 💯 Selbst wenn wir eine schnelle Lösung parat haben, sollten wir uns damit besser zurückhalten. Natürlich fällt es manchmal schwer, aber lohnt sich definitiv. Denn zufriedene und selbstständig handelnde Mitarbeitende sind immer ein großer Gewinn für das Unternehmen.
Dieser humanistische Ansatz wird nicht nur im Daoismus sondern auch im therapeutischen Kontext verwendet und ist mE alternativlos. Im beruflichen Kontext kommt dieser Ansatz aber an seine Grenzen.
Sehr schön zu lesen, vielen Dank! Ich finde Parallelen im gestalttherapeutischen Ansatz - in der Arbeit mit KlientInnen wird vermieden zu deuten und zu belehren und versucht, die reinen Phänomene zu benennen… wenn’s klappt, entstehen tolle Wachstumsprozesse…
Leadership heute heißt auch Übergriffigkeit - und das geht gegen das urmenschliche Verhalten
Interconnecting Humans, Nature, Business and Technology
6 MonateAndere Menschen nicht zu belehren ist lobenswert. Was aber, wenn andere moralische Grundsätze dagegen sprechen, wie der Grundsatz der Nächstenliebe? Wenn jemand wiederholt den selben Fehler macht - ist es dann nicht rücksichtslos auf eine Belehrung zu verzichten? Und wie wollen wir die großen Probleme der Menschheit wie die Ausbeutung des Planeten stoppen, wenn wir nicht belehren? Die Belehrung sollte aber in einer Art und Weise erfolgen, die man selbst auch annehmen könnte. Sie sollte optimalerweise, den anderen zum Nachdenken bringen. Ich formuliere im Business Kontext Kritikpunkte häufig personenneutral. In manchen Situationen verwende ich mein vergangenes Ich als Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Das ist dann für die Beteiligten gut anzunehmen.