Beitrag von Dagmar Kumbier

Profil von Dagmar Kumbier anzeigen, Grafik

Psychologische Psychotherapeutin, Leiterin des Instituts für integrative Teilearbeit, Fachbuchautorin

Brauchen wir Streitbarkeit oder sollten wir sie überwinden? Ist sie Teil von Dialogfähigkeit? Oder das Gegenteil davon? Dazu entbrannte kürzlich ein spannender Disput auf Linkedin. Anlass für mich, eine Lanze für ‚Streitbarkeit‘ und ‚Streitkultur‘ zu brechen! Wir brauchen Leidenschaft und die Bereitschaft, dafür zu kämpfen, dass sich etwas ändert. Vor allem dann, wenn Muster eingefahren sind, wenn jemand unfair spielt oder grenzüberschreitend ist, wenn unsere politische oder persönliche Schmerzgrenze überschritten ist, wenn wir jemanden schützen wollen, reichen Dialogbereitschaft und Wertschätzung oft nicht aus. Dann brauchen wir die Fähigkeit zur Konfrontation und die Bereitschaft, in den Ring zu steigen, wenn wir wirksam werden wollen. Dabei gilt: Streitbarkeit und Wertschätzung sind zwei Dimensionen, nicht eine. Wir müssen uns nicht dazwischen entscheiden, sondern wir können zugleich konfrontativ als auch wertschätzend sein. Konstruktiv ist Streitbarkeit dann, wenn sie sich mit Respekt vor dem anderen und Dialogbereitschaft verbindet – ein klassisches Wertequadrat nach Schulz von Thun. Streitbarkeit ohne Respekt ist destruktiv – Respekt ohne Streitbarkeit zahnlos. Oder im Bild des Inneren Teams: die streitbaren Teammitglieder und die dialogbereiten und respektvollen sollten Hand in Hand gehen, wenn wir in schwierigen Kontexten wirksam sein wollen. Und Sie – schätzen Sie Streitbarkeit oder halten Sie diese im Gegenteil für etwas zu überwindendes? Streitbare Grüße aus Hamburg! Susanne M. Zaninelli Prof. Dr. Judith Mangelsdorf Schulz von Thun Institut für Kommunikation #InneresTeam #Wertequadrat #Kommunikation #Demokratie

  • Kein Alt-Text für dieses Bild vorhanden
Prof. Dr. Judith Mangelsdorf

Professor for Positive Psychology | Director German Society of Positive Psychology | Speaker | Author

3 Wochen

"Streitbarkeit und Wertschätzung sind zwei Dimensionen, nicht eine. Wir müssen uns nicht dazwischen entscheiden, sondern wir können zugleich konfrontativ als auch wertschätzend sein." <- so wichtig, diese Erkenntnis. ... und mir fällt das ehrlichen Herzens oft schwer. "Streit" verbindet sich in mir sehr schnell mit der Angst zu verletzen. Erst in den politischen Debatte der letzten Monate wird für mich immer deutlicher, dass unterschiedlicher Meinung sein zu dürfen und auch streiten zu können, auch bei wirklich sensiblen Themen, wie Impfung oder Zuwanderung, grundlegend ist für Begegnung und die Gestaltung von Demokratie. Wenn wir uns und anderen verbieten (wertschätzend) streitbar und anderer Meinung zu sein, ist Polarisierung das Resultat. Hilfreich könnte hier vielleicht das Konzept des "Fierce self-compassion", also des starken Selbstmitgefühls seins. Manchmal braucht es die kampfbereite Bärenmutter, um das zu verteidigen, was schützenswert ist. Gerade nicht, um zu verletzen, sondern um zu schützen, was gut ist an dieser Welt.

  • Kein Alt-Text für dieses Bild vorhanden
Frank Rokahr

Ich begleite , ermutige und inspiriere Menschen mit Führungsverantwortung in für sie herausfordernden Veränderungsprozessen.

3 Wochen

Vielleicht ergänzend dazu die Idee von Klaus Eidenschink aus seinem neuen Buch „Die Kunst des Konflikts“ , dass die Evolution Konflikte und Streitbarkeit braucht. Denn es geht bei der Evolution ja immer um das Etablieren einer neuen Ordnung und damit um das Ablösen der alten Ordnung vs dem Beibehalten der alten Ordnung. Und für beides gibt es Verfechter. Und in beiden Bereichen gibt es „Gewinner“ und „Verlierer“. Also braucht es Streitbarkeit und Konflikte , um uns als Kollektiv weiterzuentwickeln. Sei es als Gesllschaft , als Unternehmen oder in einer Partnerschaft. Der Mutterboden , auf dem das funktionieren kann , ist in der Tat der gegenseitige Respekt. Und auch hier stellt sich die provokante Frage : Ist Respekt etwas , was grundsätzlich immer positiv ist? Oder gibt es Kontexte , in denen der Respekt auch dysfunktional sein könnte , weil er vielleicht die Entschiedenheit und die Kraft meines Einschreitens begrenzt. Wenn z.B. ein Kind einer physischen oder psychischen Gewalt ausgesetzt ist ….?!

Dr. Christian Häusler

Transformationsberatung für KMUs 💠 Leadership Coaching & Training: Erfolgreich Führen in Zeiten des Wandels 💠 Workshops & Keynotes zu Führung, Kommunikation, Teambuilding und Unternehmenskultur

3 Wochen

Streitbarkeit ist enorm wichtig, nicht zuletzt, um aus einem Diskurs neue Ideen zu entwickeln. Allerdings sollte jeder noch so kritische und in der Sache harte Diskurs respektvoll gestaltet werden. Persönliche Angriffe unter der Gürtellinie haben hier nichts zu suchen. Am besten, man beginnt damit, seinen Gesprächspartnern aufmerksam zuzuhören, ihre Gedanken und Argumente aufzugreifen und dann die eigene Position dagegenzustellen. Dazu brauchen wir allerdings wieder stärker die Bereitschaft, andere Meinungen zu akzeptieren und uns aus den "Meinungsblasen", in denen wir uns üblicherweise aufhalten, heraus zu bewegen.

Maren Fischer-Epe

Founder and CEO Fischer-Epe Team I Autorin

3 Wochen

"wir können zugleich konfrontativ als auch wertschätzend sein"...ja, liebe Dagmar. Die Balance zu halten zwischen 'klar in der Sache' und 'freundlich in Ton und Stil' ist für mich DER Kern von Dialogfähigkeit, also unbedingt erhalten, ebenso wie die Wertschätzung 😉 Für mich ist die Frage, wovon hängt es ab, ob mir diese Balance besser gelingt oder nicht? Und wie gut merke ich es, wenn mir die emotionale Steuerungsfähigkeit und die Wertschätzung entgleitet? Und wo vermeide ich sinnvollerweise die Konfrontation, zum Beispiel weil ich glaube, dass die Beziehung es nicht trägt und nichts Gutes dabei rauskommen kann?

Ramona Fiedler

Du.Begeistert.Vom.Leben. - Klarheit für deine kühnsten Lebensziele. Mit meinem Visionscoaching unterstütze ich dich, deine Werte und klare Ziele für ein erfülltes Leben zu finden, um dein volles Potential zu entfalten.

3 Wochen

Liebe Dagmar. Danke für diesen Beitrag. Ich finde es so wichtig, die eigene Meinung wertschätzend zu teilen. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, für die eigenen Werte aufzustehen und klar aber respektvoll zu kommunizieren. Ich habe hier durch meine intensive Auseinandersetzung mit gewaltfreier Kommunikation viel über mich, aber auch über Kommunikation lernen dürfen. Mein Gegenüber hat einen guten Grund für seine Sicht auf die Dinge. Diesem Grund (also der dahinterliegenden Bedürfnisse und individuellen Erfahrungen) respektvoll auf den Grund zu kommen, hilft sehr im gegenseitigen Verständnis und führt dazu, wirklich ins Gespräch zu kommen.

Ilka Piechowiak heartworker

Keynote Speaker for appreciative leadership | Consultant for a better leading culture and a full-filled life | Executive Coach | Author & former Handball Nationalplayer

2 Wochen

Liebe Dagmar Kumbier. Ein sehr spannender Post von Ihnen und ansprechende Grafik. Nicht streiten „können“ hat ja auch etwas mit der familiären Prägung und den eigenen, unbewussten Ängsten der Menschen zu tun. Wer frei von „Angst vor der Konfrontation“ ist, kann seine Gedanken, Gefühle, Meinung kundtun. Ob Menschen dann noch wertschätzend dabei sein können, hat m.M. nach wiederum mit der eigenen Selbststeuerungsfähigkeit und dem eigenen Selbstwert zu tun. Sich nicht „angegriffen fühlen“, es „nicht persönlich“ zu nehmen sind wesentliche Persönlichkeitsmerkmale, die Voraussetzung für eine wertschätzende Streitkultur sind. Tolles Thema!

Carolin Giesemann

Trainerin, Coach & Resilienz-Begleiterin. Selbstwirksam und optimistisch durch Krisen kommen - das geht! Ich zeig dir wie!

3 Wochen

Ich mag diesen Satz aus dem Harvard-Prinzip: Klar in der Sache, freundlich zu den Menschen.

Ivonne Kulle

Executive Coach & Trainerin | Führe gesund, souverän und erfolgreich - dich und dein Team! | Systemische Business Coach | Beraterin der Positiven Psychologie | Scientific3MindCoaching | Mentorin

3 Wochen

Dagmar - das kann ich nur unterstützen und möchte ebenso eine Lanze brechen für mehr Diskussionskultur und Mut, transparent und offen seine Ideen, Wahrnehmungen und auch Meinungen zu vertreten und auszusprechen. Meiner Meinung nach lassen wir extrem viel Potential liegen, wenn wir zu Harmonieorientiert unterwegs sind. Dass sich beides nicht ausschließen muss sondern Ehrlichkeit sowie Wertschätzung miteinander einhergehen können zeigt sehr gut das Radical Candor Konzept (Kim Scott) .

Heinz Jörg Kolitsch

Mehr Souveränität, Erfolg und Zufriedenheit im Beruf.

3 Wochen

Sehr geehrte Dagmar Kumbier , diese Darstellung von #Streitbarkeit und #Wertschätzung in einem Koordinatensystem empfinde ich als Ingenieur sehr interessant, halte sie aber für ziemlich theoretisch. Streit findet statt, wenn gegensätzliche Überzeugungen aufeinandertreffen. Er wird angefeuert durch die jeweiligen Erfahrungen und Gefühle der Beteiligten. Ein Streit lässt sich auch durch wertschätzende, aber bipolare Argumentation nicht beenden, sondern nur durch die Suche nach Gemeinsamkeiten. Ansonsten wird aus dem Streit ein Krieg.

Bettina Stock, LL.M.

Rechtsanwältin | Mediatorin | Beziehungscoach | Gemeinsam Wege finden, wenn Wege sich trennen. | ortsunabhängige Mediation und Zoom Beratung für Einzelpersonen und Paare

3 Wochen

Vielen Dank für deinen leidenschaftlichen Post. Streitbarkeit ist so wichtig für jede Art von Fortschritt und Entwicklung. Sie ist Friedensarbeit im besten Sinne. Ich schätze die Streitbarkeit, nicht jedoch den Kampf.

Weitere Kommentare anzeigen

Loggen Sie sich ein, um Kommentare zu sehen oder hinzuzufügen.