Gerade. Telefonat mit einem Vorstand. Seine Frage: Wo setzt man bei Führung von Teams an? Kurz & knapp will er es.
Ich frage ihn: „Wie kurz soll es denn sein? Ein Satz?“
Vorstand: „Genau - kein Blabla.“
Ich: „Sie selbst müssten damit beginnen, liebevoller zu sich zu sein.“
Vorstand: (Stille)
Ich hab auch nichts mehr gesagt.
Die 15 Sekunden Stille fühlten sich an wie 3 Minuten.
Vorstand: „Was soll das denn bringen?“
Ich: „Es gibt mehrere Erkenntnisse bei dem als sehr komplex empfundenen Thema der Führungskultur.
1) Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen.
2) Wenn ich meine Mitarbeiter nicht mag, wird Führung nicht gelingen.
3) Wenn ich mich selbst nicht mag, kann ich auch andere nicht mögen.
Fangen Sie damit an.
Liebevoller zu sich selbst zu sein.
Wenn Sie beim Wort „liebevoll“ Widerstand empfinden, wird es für Sie umso wichtiger, sich damit zu beschäftigen.
Fangen Sie zuerst und ausschließlich bei sich selbst an.
Danach versuchen Sie, mehr ein „Liebender“ in der Begegnung mit anderen zu werden.
Damit ist gemeint, dass Sie alles dafür tun, damit die Menschen über sich hinauswachsen können.
Nicht wegen der Firma. Nicht wegen der Wirtschaftlichkeit.
Sondern weil Sie die Leute gerne haben.
Mehr Zugehörigkeit - mehr Wachstum.
Sie werden sich wundern, wie sich nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch die Ergebnisse verändern werden.
Heißt das „Kuschelkurs“?
Nein, Wachstum entsteht meist aus dem Unbequemen.
Gesundes Wachstum basiert aber immer auf Wohlwollen.“
Am Ende fragte mich der Vorstand: „Was heißt das, liebevoller zu mir selbst zu sein?“
Das fand ich bemerkenswert, weil er sich dann doch dafür interessierte.
Ich meinte: „Das hat viele Facetten, ich gebe Ihnen ein paar, aber herausfinden müssen Sie das selber.“
👉 Sich selbst mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten zu akzeptieren.
👉 Zu sagen und zu zeigen, wie es mir gerade wirklich (!) geht
👉 Ängste und Sorgen nicht „wegmachen zu wollen“, sondern sich damit auseinander zu setzen und sich verstehen wollen.
👉 Sich zu fragen: Was brauche ich jetzt gerade? Ah, ich bin erschöpft. Vielleicht brauche ich eine Pause? Oder: Ich fühle mich gerade gekränkt, was täte mir gut?
👉 Sich zu hinterfragen, was will ich wirklich im Leben? Jage ich Prestige und Status hinterher? Warum tue ich das? Tut mir das gut?
Am Ende sagte ich ihm: „Wissen Sie, für mich waren diese ganzen Fragen auch mal total neu. Befremdlich. Wie aus einem fernen Kosmos.
Irgendwann bemerkte ich, dass ich zu meinem eigenen Sohn viel liebevoller war als zu mir selbst.
So geht es uns oft.
Für die anderen haben wir Zeit und Verständnis.
An uns selbst kritteln wir herum.
Fangen wir an, liebevoller zu uns selbst zu sein.
Damit werden wir dann auch Vorbilder für andere.
Foto: Florian Beier