Wie Sie als Führungskraft Feedback einholen

Stellen Sie sich vor, Sie leiten ein wichtiges Projekt. Sie haben bestimmte Annahmen getroffen, auf denen Ihre ganze Projektplanung basiert. Sie sind sicher, dass das Projekt gut aufgestellt ist und Sie Ihr Ziel schnell erreichen werden. Was Sie nicht wissen: Ihre Mitarbeiter sind anderer Meinung. Sie zweifeln an Ihren grundlegenden Annahmen. Und behalten Ihre Mitarbeiter Recht, wird das ganze Projekt scheitern. Stellen Sie sich nun die Frage: Werden meine Mitarbeiter mir ein offenes Feedback geben und ihre Bedenken äußern?

Eine Frage der Feedbackkultur

Je ausgeprägter die Feedbackkultur in Ihrem Team, desto offener werden Ihre Mitarbeiter Ihnen gegenüber sein. Ist diese hingegen nur schwach ausgeprägt und herrscht womöglich ein Klima der Angst im Team, werden Zweifel, Alternativen oder Verbesserungsvorschläge wahrscheinlich nicht angesprochen – zum Nachteil für den Geschäftserfolg. Eine Kommunikation auf Augenhöhe sowie ein vertrauensvolles Arbeitsklima sind Grundvoraussetzungen dafür, dass Mitarbeiter selbstbewusst ihre Meinung vertreten und sich trauen, Kritik am Vorgesetzten zu äußern.

Als Führungskraft sind Sie Vorbild für die Mitarbeiter. Wenn Sie konstruktiv mit Lob und Kritik umgehen, werden es Ihre Mitarbeiter ebenso tun – eine offene Feedbackkultur entsteht. Betriebe mit einer solchen Kultur sind innovativer und als Arbeitgeber attraktiver.

Führungskräfte bitten selten um Feedback

Nicht nur wie Sie Feedback geben, sondern auch wie Sie Feedback einholen, prägt die Kultur in Ihrem Team. Mitarbeiter fühlen sich ernst genommen, wenn sie regelmäßig Lob und konstruktive Kritik erhalten, diese aber auch gegenüber dem Chef aussprechen können. Unsere Talents & Trends Umfrage hat jedoch gezeigt, dass Führungskräfte nur selten um Rückmeldung bitten: Nur jeder fünfte Arbeitnehmer gibt an, dass sich Vorgesetzte Feedback zu ihren Leistungen und ihrem Führungsstil einholen.

Doch woran liegt es, dass nicht mehr Chefs um Feedback bitten? Mangelnde Kritikbereitschaft? Wissen Führungskräfte nicht, wie sie die Meinung ihrer Mitarbeiter einholen? Oder haben sie das Thema in der Flut der tagtäglichen Aufgaben einfach aus dem Blick verloren? Dann sind meine Tipps genau richtig für Sie.

So holen Sie konkretes Feedback ein

• Optimale Gelegenheiten, um ein detailliertes Feedback einzuholen, sind Mitarbeiterdialoge, das Jahresgespräch oder Projekt- und Abschlussbesprechungen.
• Kündigen Sie Ihrem Mitarbeiter rechtzeitig vor dem Gespräch an, dass auch Feedback zur Zusammenarbeit und zum Führungsverhalten auf der Agenda steht, damit dieser sich entsprechend vorbereiten kann.
• Leiten Sie das Thema mit einer weitgefassten offenen Frage ein, zum Beispiel: „Wie haben Sie unsere Zusammenarbeit im Projekt X im vergangenen Jahr erlebt?“
• Fragen Sie konkret nach, wenn Ihr Mitarbeiter erst allgemein oder vorsichtig antwortet, zum Beispiel: „Was könnte ich konkret im Umgang mit Ihnen und anderen Mitarbeitern besser machen?“ „Wie beurteilen Sie meine Informationsweitergabe?“
• Vermeiden Sie Missverständnisse. Fragen Sie noch einmal nach und wiederholen die Rückmeldung so, wie Sie sie verstanden haben.
• Lassen Sie das Feedback erst auf sich wirken, bevor Sie Stellung nehmen. Widerstehen Sie unbedingt dem Impuls, sich zu rechtfertigen. Stehen Sie zu Ihren Entwicklungsfeldern.
• Zeigen Sie dem Mitarbeiter, dass Sie sein Feedback ernst nehmen. Hören Sie ihm aufmerksam zu und unterbrechen Sie ihn nicht. Gehen Sie auch darauf ein, wie Sie die Rückmeldung umsetzen wollen bzw. aus welchen Gründen gegebenenfalls keine schnelle Veränderung möglich ist.

Fazit: Feedbackkultur fördern

Je höher die Position, desto schwieriger ist es für Führungskräfte, ein ehrliches Feedback zu Leistungen und Führungsstil aus ihrem Team zu erhalten. Je besser die Feedbackkultur im Team, desto eher sind Mitarbeiter auch zu einem offenen Feedback bereit.

Sie fördern die Feedbackkultur, indem Sie Ihren Mitarbeitern auch im Arbeitsalltag signalisieren, dass Sie Interesse an deren Meinungen und Ideen haben. Zeigen Sie Kritikfähigkeit, indem Sie ehrliches Feedback zu eigenen Konzepten einfordern, offen damit umgehen und gute Vorschläge der Mitarbeiter umsetzen.

Und seien Sie gewiss, dass sich Ihre Investition in eine offene Feedbackkultur auszahlen wird. Um auf den Anfang meines Beitrags zurückzukommen: Sollten Sie einmal auf dem Holzweg sein, dann werden Ihre Mitarbeiter Ihnen sicher ehrlich ihre Meinung sagen – so dass Ihr Projekt zum vollen Erfolg wird.

Dieser Artikel wurde zuerst im von Rundstedt Karriere-Blog veröffentlicht: http://www.karriere-blog.de/wie-sie-als-fuehrungskraft-feedback-einholen/