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11 Lastgeführte Stromrichter
Bei lastgeführten Stromrichtern erfolgt die Ventilablösung durch die Lastspannung bzw. den
Laststrom. Die Ventilsteuerung erfolgt somit in Bezug auf die Spannung- bzw. Strom-
nulldurchgänge der Last. Wir unterscheiden ein- und mehrphasige Schaltungen. Die Last kann
passiv als Schwingkreis (Schwingkreiswechselrichter) oder aktiv z. B. als Synchronmaschine
(Stromrichtermotor) ausgeführt sein.
11.1 Schwingkreiswechselrichter
Schwingkreiswechselrichter werden für ohmsch-induktive Verbraucher eingesetzt, die mit
einer höherfrequenten Wechselspannung arbeiten. Der ohmsch-induktive Verbraucher wird
nach Abb. 11-1 mit einem Kompensationskondensator C zu einem Reihen- oder Parallel-
schwingkreis zusammengeschaltet. Mit beiden Kompensationsarten lassen sich Wechselrichter
unterschiedlichen Betriebsverhaltens aufbauen.
Serienkompensation Parallelkompensation
uA
uA
iA iL L R
C
iA
L R C
Abbildung 11-1 Kompensationsformen der LR-Last
uA
+1 +1
iA
U0 S1 S2
-1 L R C -1
Der Laststrom iA in Abb. 11-3 führt, angeregt durch die Spannung uA, eine gedämpfte
Schwingung aus. Die Eigenfrequenz ist durch die Parameter des Schwingkreises festgelegt.
Ohne Änderung der Schalterstellungen wäre nach Abklingen der Schwingung der Kondensator
auf U0 aufgeladen. Das ist aber nicht Zweck dieser Schaltung. Werden die Schalter S1 und S2
im Nulldurchgang des Laststromes umgeschaltet, so wird eine neue Eigenschwingung iA2 an-
184 11 Lastgeführte Stromrichter
Abhängig vom verwendeten Halbleiterschalter können für die Zeitpunkte zur Spannungsum-
schaltung Einschränkungen vorhanden sein. Durch die Eigenschwingung des Lastkreises hat
bei der Serienkompensation der Laststrom, der gleich dem Ventilstrom ist, natürliche Null-
durchgänge. Ohne äußeren Eingriff wäre bei einem Thyristorschalter die durch einmalige
Ventilzündung angeregte Eigenschwingung nach einer Halbschwingung wieder abgebrochen.
Damit eine periodische Schwingung auftritt, müssen die Thyristoren für die entgegengesetzte
Stromrichtung rechtzeitig gezündet werden. Geschieht dies unmittelbar im Stromnulldurch-
gang, so wird die Spannung uA im Stromnulldurchgang umgepolt ohne die Freiwerdezeit (tq)
für die Thyristoren abzuwarten. In diesem Fall kommt es zu einem Kurzschluss der Gleich-
spannung über zwei in Reihe liegende Thyristoren (Wechselrichterkippen). Daher setzt man
bei der Serienkompensation zusätzlich zu den Thyristoren antiparallele Dioden ein (Abb. 11-
4). Über diese Dioden kann der Laststrom nach dem Nulldurchgang in entgegengesetzter
Richtung zunächst weiterfließen. Die Spannungsverhältnisse an der Last bleiben dadurch
unverändert (Abb. 11-5 Abschnitt a und b bzw. c und d). Erst nach Ablauf einer Mindestzeit
tS, (tS: Schonzeit) die größer als die Freiwerdezeit tq sein muss, kann durch Zündung der
entsprechenden Thyristoren auch die Verbraucherspannung uA umgeschaltet werden (Abb.
11-5 Abschnitt c bzw. a).
i0
Ri D1 V1 uA V3 D3
U0 iA L R
C
D4 V4 V2 D2
Betrachtet man in Abb. 11-5 die positiven Nulldurchgänge von uA und iA, so ist leicht einzu-
sehen, dass die Spannung uA dem Strom iA nacheilt. Es liegt durch Sicherstellung der Frei-
werdezeit tq stets ein kapazitiver Betriebszustand vor. Da sich die L-C-Reihenschaltung nur
unterhalb der Resonanzfrequenz f0 kapazitiv verhält, liegt die Arbeitsfrequenz fA immer unter
f0 . Die Schaltung läuft daher auch selbsttätig an.
11.1 Schwingkreiswechselrichter 185
a b c d a b Abbildung 11-5
u
i
Ströme und Aus-
uA gangsspannung
iA U0
des Reihen-
schwingkreis
t wechselrichters
Rückspeisung Annahmen:
tS
sinusförmiger
i
Ausgangsstrom,
ideale Ventile,
iV1,2 Ri = 0.
t
t
iD1,2
i iV3,4
t
t
iD3,4
Die Gleichstromquelle liefert die Wirkleistung Pd. Diese Wirkleistung entspricht der Grund-
schwingungsscheinleistung multipliziert mit cos ʳ. Aus Gl. (11-1) folgt für den Effektivwert
der Stromgrundschwingung IA,1:
U 0ŏI 0
I A,1 (11-2)
U A,1ŏcos ʳ
Für den Grundschwingungseffektivwert UA,1 der rechteckförmigen Ausgangsspannung uA
nach Abb. 11-5 erhält man durch Fourier-Analyse:
2ŏʎ 2 ˀ 1
mit U A,1 U 0ŏ folgt I A,1 I 0ŏ ŏ (11-3)
ˀ 2ŏʎ 2 cosʳ
Bei ʳ = 0 ist der Eingangsgleichstrom I0 gleich dem Ausgangsstrom IA,1. Abhängig vom
Kehrwert des cos ʳ steigt der Ausgangsstrom IA mit zunehmendem Winkel ʳ an, wodurch
sich die Strombelastung von den Thyristoren zu den Dioden verschiebt. Die Strombelastung
der Dioden ist somit durch die Blindleistung der Last bestimmt. Höhere Ausgangsfrequenzen
186 11 Lastgeführte Stromrichter
i0
i0
t
Rückspeisung
Abbildung 11-6 Simulation der Ausgangsgrößen und des Eingangsstromes für Ri > 0 mit
Berücksichtigung der Ventilspannungen für U0 = 20 V
L0 uA Abbildung 11-7
I0
Prinzip des Parallel-
+1 +1 wechselrichters
iA iL L R
S1 S2
-1 -1
Angeregt durch den Ausgangsstrom iA führt die Ausgangsspannung uA, die gleich der Kon-
densatorspannung ist, eine Eigenschwingung aus. Schaltet man im Spannungsnulldurchgang
den Strom iA um, so wird eine erneute Eigenschwingung ausgelöst (Abb. 11-8). Durch peri-
odisches Umschalten der Stromrichtung lässt sich eine näherungsweise sinusförmige Span-
nung uA erzeugen. Realisiert man die Schalter in Abb. 11-7 durch Thyristoren, so erhält man
das Schaltbild nach Abb. 11-9. Damit die Thyristoren sich gegenseitig ablösen können, muss
zum Umschaltzeitpunkt die Spannung uA so gepolt sein, das es beim Einschalten der nächsten
Thyristoren zum Abschalten der vorher leitenden Thyristoren kommt. Anschließend muss zur
Sicherstellung der erforderlichen Schonzeit tS die Polarität der Ausgangsspannung uA für die
11.1 Schwingkreiswechselrichter 187
Umschalten im
Spannungsnulldurchgang
+I0
iA Neue Schwingung
uA(1)
t
Spannungs-
nulldurchgang
uA(2)
-I0
Dauer tS erhalten bleiben, damit es nicht zur Rückzündung der Thyristoren (Wechselrichter-
kurzschluss) kommen kann.
L0 I0 uA Abbildung 11-9
V4 V2
C
Ein Vergleich der Nulldurchgänge von Strom und Spannung zeigt, das der Strom iA gegenüber
der Spannung uA in Abb. 11-10 vorauseilend ist. Aufgrund der Freiwerdezeit tq liegt also wie
beim Reihenschwingkreiswechselrichter ein kapazitiver Betriebszustand vor. Dies setzt zum
Betrieb des Parallelschwingkreiswechselrichter aber voraus, dass die Betriebsfrequenz fA
größer sein muss als die Resonanzfrequenz f0. Zum Anlaufen der Schaltung ist der
Kondensator C deshalb vorzuladen. Der Ausgangsstrom iA ist rechteckförmig und durch den
Eingangsgleichstrom I0 eingeprägt. Der Laststrom iL verläuft nahezu sinusförmig. Die Höhe
der Ausgangsspannung UA stellt sich abhängig von den Betriebsparametern ein.
tS
188 11 Lastgeführte Stromrichter
Es zeigt sich, dass – insbesondere bei hoher Frequenz – ein Betrieb mit induktivem Verhalten
der Last oder mit einer Frequenz, die sehr nahe bei der Resonanzfrequenz liegt, zu geringeren
Schaltverlusten führt. Diese Betriebsweise erfordert jedoch den Einsatz abschaltbarer
Bauelemente. Am Beispiel des Reihenschwingkreiswechselrichter wird gezeigt, welche
Möglichkeiten der Einsatz abschaltbarer Ventile bieten kann.
Abbildung 11-11
uA
T1 D1 D3 T3 Schwingkreiswechsel-
iA richter mit IGBT-
U0 C0 Transistoren
L R C
T2 D2 D4 T4
Steilheit von den Freilaufdioden zurück auf die Transistoren. An den Dioden treten dabei hohe
Stromsteilheiten auf. Wegen der Dioden-Rückstromspitzen entstehen in den Transistoren hohe
Einschaltverluste. Es treten aber keine Ausschaltverluste auf.
t1 iD1 t
T1ä D1 T2ä D2
Ablösung von T im Ablösung von T im
Stromnulldurchgang Stromnulldurchgang
uA
U0
im Stromnulldurchgang t
Abbildung 11-13
schaltet D aus und T1
wird stromlos ein- Induktive Last, f > f0
geschaltet
D1 ä T2 Verlauf von iD1 und iD2
iA
T2 ä D2 t
Ausschalten von T1, D1 ä T2
Kommutierung T1 ä D2
190 11 Lastgeführte Stromrichter
a) b) ZCS
i i
Der Transistorstrom iT kann in
iT iC iT iC a) nicht negativ werden, so
dass für einen
Vollschwingungsbetrieb in b)
eine zusätzliche parallele Diode
erforderlich ist.
c) d) ZVS
Die Spannung in c) kann nicht
negativ werden. Entfernt man
u u in c) die Diode, so liegt in d)
ein Vollschwingungsbetrieb
vor.
uCE
iC L1 iL Abbildung 11-15
Tiefsetzsteller mit ZCS und
iD Halbschwingungsbetrieb
T L
iL sei konstant (iL = IL).
Ud C D uL
uR Die Energiesteuerung erfolgt
M R
über die Ansteuerfrequenz des
Transistors T.
Die Energie der Drossel L1 lädt den Kondensator C. Schneidet der sinusförmig verlaufende
Kollektorstrom iC die Nulllinie, so sperrt T und der Resonanzkreis ist wieder abgeschaltet. Die
Periodendauer und Amplitude der überlagerten Schwingung berechnet sich mit Gl. (11-5).
T 2ˀ ʎ L 1 C ʒi
L U dŏ
ʎ C
L1
(11-5)
Im Nulldurchgang von uL schaltet schließlich die Diode D ein und übernimmt wieder den
eingeprägten Laststrom IL. An T liegt jetzt wieder die Eingangsspannung Ud, der
Schaltzykklus ist beendet. Die Zeitverläufe der einzelnen Größen sind in Abb. 11-16
dargestellt. Durch erneutes Ansteuern von T kann ein neuer Zyklus ausgelöst werden [12].
À Die Einschaltzeit des Transistors ist durch die über L1 und C bestimmte Eigenfrequenz eine
feste Größe. Zur Leistungssteuerung kann daher nur die Pausenzeit TP über die Perioden-
dauer T gesteuert werden (Pulsfrequenzsteuerung).
192 11 Lastgeführte Stromrichter
2Ud
uL
ʧu
Ud
LC-Schwingkreis
zu IL
iC
überlagerte
Schwingung
TP
IL
t
Stromnulldurchgang
iD des Transistors D ein IR
D aus
D aus
uCE Kommutierung
DäT
T ein Ud
T aus
t
T ein ʧu T ein