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Allgemeine

Münzkunde
und
Geldgeschic
des ...

Arnold Luschin von


Ebengreuth
Xibrarv?
ot tbc

IHnivcröit^ ot TOisconßtn
HANDBUCH
DER

Mittelalterlichen und
Neueren Geschichte.

HERAUSGEGEBEN VON

G.v.Below, im) F. Meinecke,


I'ROFEjWOR AN DER i;MVER8ITlT TÜBINOEN. i'ROKKKSOR AN DER l MVERSITlT STRASSBURO.

Abteilung V:

HILFSWISSENSCHAFTEN UND ALTERTÜMER.


B-
I) A. Luschin von Ebengrkuth.

ALLGEMEINE MÜNZKUNDE UND GELD GESCHICHTE.

MÜNCHEN und BERLIN.


DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG.
1904.
ALLGEMEINE MÜNZKUNDE
UND

GELDGESCHICHTE
DES

Mittelalters und der Neueren Zeit.

VON

W A. LUSCHIN VON EBEXGUEl ITH,


UHIVERSITATSPROFESSOK IN «IKAZ.

MIT 107 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN ABBILDUNG K X

MÜNCHEN und BERLIN.


DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG.
1904.

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VORREDE.

Die erste Anregung zu der hier vorgelegten Allgemeinen Münz-


kunde und Geldgeschichte « empfing ich vor sieben Jahren auf dem
Historikertag zu Nürnberg, als mich die Herren Herausgeber des Hand-
buchs der mittelalterlichen und neueren Geschichte einluden, den Ab-
schnitt Numismatik für dies Unternehmen zu bearbeiten. Ich habe,
offen gesagt, mich schwer zur Zusage entschlossen, da ich die mangel-
hafte Vertretung der numismatischen Literatur in den öffentlichen Biblio-
theken meines Aufenthaltsortes und auch noch manch andere grofse
Schwierigkeit wohl kannte, die mir hindernd im Wege stand. Auf der
andern Seite lockte die dargebotene Gelegenheit zur Überprüfung von
Meinungen, die ich mir im Laufe einer vierzigjährigen literarischen Be-
schäftigung mit Münzen gebildet hatte, und zur Ausgestaltung von Ge-
danken, die noch mehr oder minder unentwickelt in mir schlummerten.
So entwarf ich denn einen Umrifs des Werkes und sagte schließlich zu,
als mein Plan Billigung gefunden hatte.
Von Anbeginn stand fest, dafs ich das Hauptgewicht meiner Arbeit
auf ein Gebiet- verlegen müsse, das von den vorhandenen Handbüchern
der Numismatik bisher nur gestreift oder geradezu weggelassen wurde.
Zwar haben uns die Verfasser der vorerwähnten Handbücher mit
manch tüchtiger Leistung beschenkt, allein sie haben dabei fast aus-
schliefslich die Bedürfnisse des angehenden oder schon tätigen Münz-
sammlers berücksichtigt. Daher wurde von ihnen in den Mittelpunkt
der Darstellung gerückt, was für das Erkennen und das Bestimmen von
Münzen vor allem dienlich ist oder mit der numismatischen Wertunix
der Stücke zusammenhängt; überdies wurden zuweilen auch dio münz-
ähnlichen Gebilde, Me'daillen. .Jetons, Marken u. dgl. eingehender berück-
sichtigt, weil diese oft den Münzsammlungen angeschlossen werden.
Von den übrigen Seiten, welche die Münze dem Forscher darbietet,
wurden in der Regel die staatsgeschichtliehen und persönlichen Angaben,
die dem Sammler zur Erklärung seiner Stücke unerläfslich sind, hervor-
gehoben, auch wohl die Münze oder Medaille als kunstgesehichtlichrs
Denkmal gewürdigt und, wenn es hoch kam, auch einiges über den Münz-
fufs beigefügt.

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VI Yorro.lo.

Brauchbare Werke dieser Art sind wie gesagt schon genügend vor-
handen, und ihre Zahl zu vermehren, fühlte ich um so weniger Lust, als
ein solches in den Rahmen des Handbuchs der mittelalterlichen und
neueren Geschichte nicht gepafst hätte, weil dieses sich an einen andern
Leserkreis wendet. Wohl aber glaubt«- ich, dafs ein Leitfaden der Münz-
kunde und Geldgeschichte, wenn er den Bedarf geschulter Historiker ins
Auge fafst, eine merkliche Lücke ausfüllen könnte, da es eine leidige, oft
und von verschiedener Seite beklagte Tatsache ist, dafs selbst sehr tüch-
tige geschichtliche Werke meist versagen, so wie sie auf das Gebiet der
Münzgeschichte kommen oder soweit sie sonst Münzen als Quellen ihrer
Darstellung benutzen müssen. Ob und inwieweit meine Allgemeine Münz-
kunde und Geldgeschichte diesem Bedürfnisse abhelfen kann, ist freilich
eine Frage, deren Beantwortung ich andern überlassen mufs. An gutem
Willen und Arbeit habe ich es nicht fehlen lassen, allein die Schwierig-
keiten, die zu überwinden waren,sind zu grofs, um in einem Anlauf
genommen Darunter rechne ich vor allem die Beschaffen-
zu werden.
heit der zu bewältigenden Literatur, welche vornehmlich aus Aufsätzen
oder Einzelwerken besteht, die oft über den Bereich der vier europäischen
Hauptsprachen hinausliegen, nur sehr selten gesammelt sind, meist je-
doch aus schwer erreichbaren Fachzeitschriften oder den Mitteilungen
geschichtlicher Voreine hervorgesucht werden müssen. Umfassendere
Bibliotheken der numismatischen Literatur sind daher nur bei reich
ausgestatteten öffentlichen Münzsammlungen oder an den Sitzen bedeu-
tender numismatischer Vereine zu erwarten, die durch langjährigen Avis-
tausch ihrer Veröffentlichungen in den Besitz einer schönen Auswahl
gelangen können. Weder das eine noch das andere trifft leider für
Graz zu; ich war daher bei meiner Arbeit, obschon ich, wo es anging,
mit Entlehnungen von auswärts nicht kargte, im wesentlichen nur auf
den Inhalt meiner eigenen Bücherei und auf die Unterstützung an-
gewiesen, die mir die Handbibliothek des landschaftlichen Münz- und
Antikenkabinetts am Joanneuni zu gewähren vermochte. Auf diese Weise
habe ich nebst manchen Monographien zum mindesten die deutschen
Fachzeitschriften für Numismatik fast vollständig und Bruchstücke der
französischen, belgischen, italienischen und englischen Fachliteratur un-
mittelbar benutzen können. Im übrigen mulste ich mich auf Angaben
verlassen, die in den Bibliographien und in reichlicher Menge auch in
Besprechungen mir zugänglich waren.
Dem Entgegenkommen der Wiener numismatischen Gesellschaft ver-
danke ich die Benutzung des literarischen Nachlasses von weiland Hof-
rat Alexander v. Pawlowski. Neben den Österreichern Eckhel, dem
Verfasser der noch heute jugendfrisehen Doctrina wtmorum vrfcmm, und
Mader. dem Begründer einer wissenschaftlichen Behandlung der Münz-
kunde des Mittelalters, hätte unzweifelhaft Alexander v. Pawlowski

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Vnrmlo. VII

sich einen dritten Ehrenplatz auf dem Felde der Numismatik gesichert,
wenn ihm die Vollendung eines grols angelegten Handbuchs der mitt-
leren und neueren Münzkunde, das er begonnen hatte, beschieden ge-
wesen wäre. Leider hat ihn ein tückisches Leiden schon 1882 uns und
der Wissenschaft vorzeitig entrissen. Aus seinem schriftstellerischen
Nachlafs wurden einige formvollendete und gedankenreiche Vorträge,
die v. Pawlowski als Prolegomena des geplanten Werkes gehalten
hatte, in der Wiener Numismatischen Zeitschrift veröffentlicht, das übrige
blieb bisher ungedruckt und unbenutzt denn es sind nur Trümmer
;

eines eigenartigen Werkes, das die Stellung der Numismatik unter den
historischen Wissenschaften wesentlich gehoben hätte, wenn dem Ver-
fasser die Zeit zum Abschlufs geblieben wäre. Für mein Handbuch
habe ich daraus den obersten Einteilungsgrund entnommen und aufser-
dern manche Einzelheit für den ersten Teil, welcher die Münze als Ge-
genstand der Sammeltätigkeit betrachtet, benutzt. Viel reichlicher wäre
allerdings die Ausbeute geworden, wenn ich die Herstellung eine« Hand-
buchs der besonderen Münzkunde des Mittelalters und der neueren Zeit
beabsichtigt hätte. Wer weife, ob ich nicht später einmal mich zu dieser
Arbeit entschliefse, um den von Pawlowski mit Bienenfleifs gesam-
melten Stoff nicht brachlegen zu lassen.
Die numismatische Gesellschaft in Wien hat dies W erk
r
ferner durch
kostenlose Überlassung einer Auswahl der in ihrem Besitze befindlichen
und Zinkstöcke
Holzschnitte Ein gleiches Ent-
wesentlich gefördert.
gegenkommen habe ich auch den Herron Dr. H. Buchenau, Her-
bei
ausgeber der Blätter für Münzfreunde, Regierungsrat R. Ritter von
Höfken, Herausgeber des Archivs für Braktoatenkunde, Paul Joseph,
Herausgeber der Frankfurter Münzzeitimg, und durch Vermittlung von
Prof. Menadier bei der W
ei d man u sehen Buchhandlung in Berlin
erfahren. Durch Auskünfte und Abdrücke haben mich die Vorstände
der Münzkabinette zu Berlin, Gotha und Wien, die Herren Professoren
Menadier und B. Pick, Dr. Do man ig und Herr M. Prou in Paris
mehrfach verpflichtet, durch Übernahme des ausführlichen Sachregisters
mein Schüler, Herr Richard Meli, mich sehr entlastet. Er hat sich
dabei auch den Dank der Benutzer dieses Buches rodlich erworben, da
er seine Arbeit nicht auf den Text beschränkte, sondern auch den in
den Anmerkungen und Abbildungen enthaltenen Stoff berücksichtigte.
Nicht zuletzt sei meines Freundes, Prof. Dr. A. Düning in Quedlin-
burg, gedacht, der sich der Mühe unterzogen hat, die Korrekturen neben
mir zu lesen. All diesen Förderern meines Buches sei herzlich Dank
dafür gesagt.
Zum Schlüsse noch einiges über die als Erklärung des Textes aus-
gewählten Abbildungen. Bei jenen, die mit Benutzung schon vorhan-
dener Stöcke hergestellt sind, wurde die Quelle, der sie entnommen

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VIII Vorrode.

sind, genau angegeben, die übrigen wurden durch Photo-Zinkographie


nacli Gipsabgüssen neu verfertigt. Nr. (37 aus Bussons Nachlafs geht
auf ein mir nicht weiter bekanntes Urstück zurück, Nr. 95 und 105 auf
galvanoplastische Nachbildungen, die andern sind unmittelbar von den
Urstücken abgenommen. Die Verwahrungsorte dieser sind bei Nr. 2, f>l,

62 angegeben Nr. 5 7, 12, 28, 35, 45. 50 stammen aus dem Münz-
;

kabinette des steiermarkischen Joanneums, alle übrigen aus meiner


eigenen Sammlung.

Graz, 18. September 1904.

A. Luschin von Ebengreuth.

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Inhaltsübersicht.

Seite
Einlcituntr i_so
f 1. Gegenstand der Münzkunde und Geldgesehlehtc 1—4
1. Die Münze als Gegenstand wissenschaftlicher Beschäftigung erhält

2. ihre wissenschaftliche Darstellung in der Numismatik. 3. Diese um-


fafst sowohl Münzkunde als Münz- bzw. Gcldgeschichte und lttfst
4. bis 6. Einteilungen nach verschiedenen Gesichtspunkten zu.

0 2. Quellen und Hilfswissenschaften der Numismatik 4— 5


l. Als Quellen dienen Münzen und 2. Aufzeichnungen über das Mflnz-

wesen. 3. Hilfswissenschaften der Numismatik.


f 3. Literatur der Numismatik 6—13
1. Anfänge. 2. Die numismatische Literatur im 16. Jahrb.
Erste
3. Desgleichen im 17. Jahrh. und 4. im 18. Jahrb. 5. Neue Richtungen.
6. Auftreten Joseph v. Madors. 7. Aufschwung im 19. Jahrh.

€ 4. Geld, Münze, mUnzHhnliche Gepräge 13-30


1. und 2. Wesen des Geldes. 3. Unterschied von Münze und
Begriff
Geld. 4. Kennzeichen der Münze. 5. Gegenstand der .Sammeltätigkeit
sind nicht blofs Münzen sondern auch 6. Geldsurrogate und 7. ver-
schiedene müuzähnliche Gebilde (Medaillen, Plaketten, Jetons, Rechen-
pfennige, Marken usw.).

Erster Teil.

Allgemeine Münzkunde 31-132

I. Huuptstück.
Die äufsere Beschaffenheit der Münze .... 31— 63
5 5. MUnzstoffe 31— 36
Sind Metalle überhaupt; insbesondere sind dafür geeignet: 2. Gold.
1.

3. 4. Kupfer und dessen l.*5gierungen.


Silber. 5. Weniger geeignot

sind die übrigen Metalle: riatin, Zinn. 6. Munzälmliche Gegenstände


und Geldzeichen werden auch aus andern Stoffen angefertigt.
6 6. Gestalt, GrÖTse und Gewicht der Münzen 36— 42
1. Die Gestalt runder Scheiben ist bei Münzen ge-
Schr«»tlinge. 2.
wöhnlich. 3. Doch gibt os auch Münzen in Barren- und in andern
Formen. 4. GroTso der Münzen. 5. Münzincsser. 6. Dicke der Münzen.
7. Gewicht. 8. Gröfscre Mannigfaltigkeit in den Grrtfsen und Gewichts-
verhältnissen herrscht bei Medaillen.

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X Inhaltsübersicht.

Seit«

§ 7. Das («eprUge im allgemeinen 42— 45


1. des Münzbildes. 2. Vorder- und Kehrseite «1er Münze.
Begriff
3. Überstempelte und überprüfe Münzen. 4. Das Gepräge ist meist

erhaben. 5. Typus und Fabrik der Münze.


% 8. Das MUuzbild 45— 51
1. Da« Münzbild Wechsel te nach Zeit und Ort, 2. namentlich häutig
im spater» Mittelalter infolgo der periodischen Münzverrufungen.
3. Verbreitung eines Münzbildes ül>er die Grenzen seines Ursprungs-
gebiets. Nachprüfungen. 4. Beispiele. 5. Mifsvcrständnis des Münz-
bilds bei lange fortgesetzter Nachahmung. 6. Nachmünzungon der
Gencralstaaten ohne gewinnsüchtige Absicht. 7. Bildliche Darstellungen.
8. Kreuze. 9. Gebüude. 10. Tiere und Wappen als Münzbilder.

§ ». Die Aufschrift 61-63


1. Umschrift, Inschrift, Randschrift. 2. Sprache derselben. 3. Zwei-

sprachige Münzen. 4. Art der Buchstaben. f>. Wechsel der Buchstaben-


formen nach Zeit und Ort. 6. Gotische Schrift. Mönchssehrift. 7. Mo-
nogramme. 8. Siglen. 9. Trennung.-* und Unterscheidungszeichen.
10. Jahreszahlen. 11. Inhalt der Münzaufschriften. 12. Wertbezeich
nungen und Münznamen. 13. Pseudologcndcn.

II. Hauptstüek.
Die Herstellung der Münze . . 64- 89
§ 10. Die Vorgänge bei der Ausmünzung 64- 78
1. Begriff der Ausmünzung. 2. Herstellung durch Gufs.
Giifs. 3. Ein-
flufs der Präge Vorgänge auf die iuifsere Erscheinung der Münze.
4. und 5. Legierungen, Stückelung, Vierschlag. Der Weifsstid. 6. Die
Prügewerkzeugo. Stempel und Punzen. 7. Gestalt der l*rägewerkzeuge
für den Hammer; Walzen-, Taschen und Stofswerke. 8. Der Anfang der
Brakteatertprügung im 12. Jahrb. 9. hängt mit der fortgesetzten Ver-
schwüchung des Schrötlings zusammen 10. und mit der Vorliebe für
getriebene Arbeiten. 11. Technik der Brakteatenprägung. 12. Erhaltene
Brakteatenstempel 13. und andere Münzgeräte.

§ 11. Die Einrichtung des MUnzbctrlebs 78-89


1. Der Münzbetrieb zur Zeit der Merowinger schliefst an römische
Einrichtungen an. 2. Die grol'se Zahl der Münzstätten 3. ist nicht
durch Verleihung des Marktrechts zu erklären, sondern durch Wander-
betrieb 4. wie uns die Ix*bensgeschichte des hl. Eligius sowie die
Münzaufsehriften lehren. 5. Münzuiig auf Rechnung des Staates wie
auch von Privaten 6. Die Stellung der Münzmeister zur Zeit der Me-

rowinger, 7. der Karolinger. 8. Die Beschränkung der Münzstätten


auf die königlichen Pfalzen 9. wird durch Münzrechtsverleihungon seit
Ludwig dem Frommen wieder aufgegeben. 10. Die Münzer werden
nun ans dem Stande der Ministerialen genommen. 11. Umbildung zu
»Hausgenossen^ 12. Stellung der Münzer in Deutschland, Frankreich,
den Niedertanden, Italien usw.

III. Haupt.stiiek.
Die Münze als Gegenstand des Sammeins . . . 90—102
§ 12. Öffentliche und Prlvatsammlumrcn 90—101
1. Erste Nachrichten von Sammlungen in Italien und 2. in Deutsch-
land. 3. Sammlung von Medaillen. 4. Öffentliche Sammlungen. 5. Pri-

vut*ainmtungeu. 6. Einteilung der Sammlungen nach ihrem Umfang:

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Inhaltsübersicht. XI

Seite
General - un<l Spezialsammltingen. Anordnung von Sammlungen
7.

nach verschiedenen Gesichtspunkten, Brauchbare Muster bieten die


8.
Systeme von Thomson, Grote, Engel-Serrure. 9. I^eitsätze für die An-
ordnung einer Sammlung nach numismatischen Gesichtspunkten.
% 13. Behelfe des Sammlers 102—108
1. Behandlung der Münzen, Reinigung und 2. Aufbewahrung der-
selben. 3. Behelfe zur Bestimmung und Beschreibung von Münzen.
4. Kauf und Tausch als Mittel zur Anlage und Ausgestaltung einer
Sammlung. 5. Der Münzhandel. 6. Miinzpreisc. 7. Numismatische
Gesellschaften.

§ 14. Die wissenschaftliche Behandlung von MUnzfundcn 108—115


1. Ankauf ganzer Sammlungen oder 2. von Funden zur Ausgestal-
tung von Sammlungen. 3. Rückschlüsse, die man aus den Funden
auf die Zeit der Bergung ziehen kann. 4. Einteilung der Funde.
5. Wichtigkeit der Zahlenverhältnisse für die Beurteilung der Münz-
funde. 6. Namentlich der Massenfunde. 7. Zeitbestimmung der Funde
durch Leitmünzen. 8. Stückzahl, Gewichtsangaben. 9. Zeitbestimmung
durch Gewichtsangaben. 10. Bearbeitung der Funde.
$ 15. Dm Bestimmen und Beschreiben und Abbilden von Mllnzcn . . . 115—122
1. Wege zur Bestimmung von Münzen. 2. Wichtigkeit dos Blicks
Die
für den Stil und die Fabrik der Münze. 3. Hilfsmittel, namentlich

numismatische Werke. 4. Das Beschreiben von Münzen 5. kann mehr


odor minder vollständig sein 6. Fachausdrücke. Die Ausdrücke rechts
und links haben im natürlichen und im heraldischen Sprachgebrauch
verschiedene Bedeutung. 7. Versuche, eine allgemeine Verständlich-
keit der Mün/.beschreibuugen herbeizuführen. 8. Abbildungen Ab- ,

formungen. 9. Münzverzeichnisse in Buch- oder in Zettelform.


§ 16. Falsche und unechte Münzen 122—132
1. Unterschied zwischen falschen und unechten Münzen. 2. Ver-
schiedenheit des Zwecks bei Herstellung der einen und der andern.
3. Begriffsbestimmung der falschen Münze. Sie unterscheidet sich
sowohl 4. von der Kreditmünze als 5. von unerlaubten Nnchgcpragen
als endlich 6. von sog. Kriegsmünzen. 7. Arten der Münzfälschung.

8. Arten der unechten "Münzen erdichtete Münzen. 9. Nachgearbeitete


:

echte Stücke. 10. Nachgemachte Münzen: 11. Gefahr der Täuschung


durch unechte Stücke. 12. Mittel, solche zu erkennen. 13. Das Ver-
halten von Sammlern und Sammlungen gegenüber falschen und un-
echten Stücken.

Zweiter Teil.

Geldgeschichte 132-251

I. Huuptstück.
Die Münze in ihren Beziehungen zur Geldlehre . 132—192
§ 17. Aufirabe der Ueldgeschichte 132-134
1. Entgegenstehende Schwierigkeiten. 2. Unterschied der (Jcldge-
schichte von der Münzgeschichte.

§ 18. Gcldartcn, die nicht Münzen sind 135—144


1. Nordisches Viehgehl. 2. Nordisches Tuchgeld. 3. l.einwandgeld.
4. Haut- und I'elzgeld 5 Papiergeld der Chinesen. 6. Europäisches
Notgeld im Mittelalter. 7. Kinggeld. 8. Hacksilber. 9. Burrengeld.

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XII Inhaltsübersicht.

Seit«»
10. Dessen Gewichtseinteilung. 11. Murca usualis. 12. I.otige Mark.
13. Mark silber gewegens.
§ 19. Mtlnzgreld 144-148
1. Ostasiatisches Rarrensilber. 2. Privatmünzen. 3. Die Münze als
staatlich gewährleisteter Wertbetrag. 4. Die Münze als gesetzliches

Zahlungsmittel.

§ 20. Wahrung 148-152


1. Währung. 2 Doppelwährung.
Begriff »1er 3. Einfache Währung.
4. Besserungsvorsehlage und Versuche.
$ 21. Kerhiningselnhelt und ZUhlweise 152—156
1. Begriff und Aufgabe der Rechnungseinheit. 2. l'nter und Ober-
einheiten. 3. Zählweise. 4. Rechnungsniünzen. 5. Bankgeld, rideali-
sehe* Ctcld«.
§ 22. »er MUnzfufs 156-164
1. Münzfußes. 2. Gold und Silbergowicht. 3. Verjüngte
Begriff de.««

Gewichte für Münzzwecke. 4. Feingewuhtskalcn. 5. Einteilung der-


selben. 6. Remediuni und Passiergewicht. 7. Trohe des« Schrots im
Mittelalter. 8. Desgl. des KornH. 9. Schlagschatz. 10. Gcldsystem
und Münzwesen.
$ 28. WHhruiiirs-. Handeln- und Scheidemünze 165-170
1. Das Hecht der Wahrung. 2. Ausbildung lokaler Wahrungen.
3. Verfall derselben. 4. Versuche, zu einer Reichswährung zu ge
hingen. 5. Die Reichsmünzordnungen und die handmünzen seit dem
16. Jahrb. 5. Handelsmünzen.

$ 24. XUnzpolltlk 170-180


1. Volkswirtschaftliche Ansichten vom Wesen des Oeldes im Mittel-
alter. 2. Begriff der Münzpolilik. 3. Ihre Forderungen erscheinen
erst in neuerer und neuester Zeit erfüllt. 4. Mün/.politische Einrich-
tungen dos Mittelalters. 5. Miinzverrnf und Ausmünzung nach perio-
disch schwankendein Münzfufs 6. Malsregel n zur Aufrcchthaltnng
des Passiergewichts. 7. Eingeschnitteue und geteilte Münzen. K. Preis-
satzungen, Münztarife. 9. Münzpolizei. 10. Mittel zur Erhaltung der
Mischwähl ung.
§ 25. »er MUii/.wert in alter Zelt . 180-192
Nennwert, Metollwert, Kurswert, Tauschwert der Münze. 2. Er
1.

miltelung des Nennwerts. 3. Des Metall Werts. 4. Des Kurswerts.


5. Schwankungen des Tauschwerts. 6. Schwierigkeit, diese zu er-
mitteln. 7. Brotpreis und Taglolm sind als Malsstäbe unzureichend.
8. Dennoch ist eine (icschichte cler Kaufkraft des Oeldes möglich.

9. Doch mufs sie auf breiterer Grundlage, 10. ans kritisch gesichtetem
Material erbaut werden, 11. was mit Hilfe der Geht- und Malsgo-
schichte zu erreichen ist. 12 Voraussetzungen für eine (iesebichte
der Preise.

II. Haupt stück.


Die Münze in ihren Beziehungen zum Recht . 193—254
$ 26. »le Münzhoheit und die aus Ihr hergeleiteten Rechte 193—202
1. Wesen der Ilohcitsrechte. 2. Desgl. der Regalien. 3. Beirriff und

Inhalt der Münzhoheit. 4. Wie sie sich au Isert 5. Sie ist ein Zeichen
der Souveränität. 6. Schicksale der Münzhoheit in Frankreich und
7. in Deutschland. S Mittelalterliche Anschauungen über die Münz
hoheit.

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Inhaltsübersicht. XIII

Seite

§ 27. MUnzrcrleihungen 202-212


1. Dan Münzrocht beruht .seinem Ursprung nach teils auf früheren
Amtsbefugnissen. teils auf besonderer Verleihung. 2. I »ie ältesten
Münzprivilegien bestehen in der Einrichtung königlicher Münzstätten
an Marktplätzen. 3. Seit Ludwig dein Frommen wird dem Marktherrn
auch der Krtni,' solcher Münzstätten eingeräumt. 4. Noch starker
tritt dieser fiskalische iedanke seit den Ottonen hervor. 5. Entstehung
<

von Lokalmünzen. 6. Vollständige Überlassung des Regals an den


Beliehenen unter den Käufern, 7. so dafs der Berechtigte jetzt auch
dem Reiche gegenüber gegen jede Schmälerung geschützt ist. 8. Die
Münzlwrechtigung der früher slawischen Fürsten in Pommern, Meck-
lenburg, Schlesien 9. Art der Ausbildung des Münzregals durch die

Berechtigten. 10. l>as Münzrecht der Städte.

§ 28. Die finanzielle Ausnutzung des Milnzrcgals 212-233


1. Münzzustände zur Zeit der Völkerwanderung.
Leidlich geordnete
2. Allmählicher Umschlag zum Schlochtern. 3. Wiederherstellung des
Münzwesens unter den Karolingern. 4. Ursachen des abermaligen
Verfalls seit dem 10. Jahrh. 5. Das Recht auf den Schlagschatz
wurde 6. erweitert durch das Recht, nach eigenem Münzfuß* zu prägen
und 7. die periodischen Münzverrufungen, 8. deren Erlrag für den
Münzherrn lange nicht so grofs war als 9. die Schädigung, die dem
Lande zugefügt wurde. 10. Ausmünzungon mit periodisch wechselnder
Schwere. 11. Münzzustände in Frankreich. 12. Beschränkungen des
Verkehrs mit ungemünztem Edelmetall. 13. Verzicht auf das Mflnz-
verrufungsrecht gegen Einräumung von Steuern. 14. Die Städte
suchen Eintlufs auf das Mtlnzwesen zu gewinnen lf>. und erwerben
schliefslich vielfach selbst Münzgerechtigkeit. 16. Der ewige Pfennig
und seine Folgen. 17. Münzverschlechterungen und Münzkrisen in
späterer Zeit.

$ 29. Die MUnze als gesetzliches Zahlungsmittel 233-246


1. 2. Zahlung mit Viehwerten.
Begriff der Zahlung. 3. Zahlung
mit Münze. Zahlung in karolingischer Zeit. 5. Nach dem Auf-
4.

kommen von Loknlmünzen. 6. Der Heller gilt nur dort, wo er ge-


schlagen wird. 7. Erschwerungen des Verkehrs und Mittel, diesen zu
begegnen. 8 Wichtigkeit der Handelsinünzen 9. namentlich der
,

Goldgulden seitdem 14. Jahrh. 10. Die unbefriedigenden Münzzuslände


im 15. Jahrh. 11. führen zu Einschränkungen der Münzbefugnisse
durch Kaiser und Reich, 12. zu den Reichsmünzordnungen im IG. Jahr-
hundert und 13. zur Einengung der Annahmepflicht für Scheide- und
geringhaltige » I jindinünzoii«

§ 30. MUnzvertruge, MUnzrercinigiingen, MtlnzvcrbSndc 246 —254


Mannigfaltigkeit der Münzverträge. 2. L'mlaufsgebiet der Münze.
1.

3. Dasselbe kann durch Vertrag in verschiedener Weise erweitert


werden. 4. Münzverträge, Münzveroine, Münzbündnisso 5. Der Nach-
weis solcher Münzverträge ist oft schwierig. Fehlerquellen. b\ Ent-
wickelungsgang der Münzvereinigungen im Mittelalter. 7. Interna-
tionale Münzvereine. 8. Die Weltmünze.

Alphabetisches Register 255—286


Berichtigungen 2»7

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XIV Verzeichnis der Abbildungen.

Verzeichnis <ler Abbildungen.


Seite
Fig. 1. Oisnlpiiiisehe Kepublik. Penkmünze zu 30 Soldi auf den Frieden von
Lünneville 1801 .... 17
> 2. Zierbrakteat. Schmuckstück, keine Münze 18
> 3. Schwedischer Nottaler vom .Jahre 1710 19
> 4. Belauern ngsn Hinze 1593, vom Gouverneur der Zitadelle von Antwerpen,
Mondragon, geschlagen ........ 19
» 5. Österreichisches Korn aus der Zeit K. Friedrichs III. (um 1-180) ... 20
» 6. Medaille de Contianco der Finna Monneron 171*2 22
> 7. Token vom Jahre 1H63. Vereinigte Staaten von Nord-Amerika ... 23
> 8. Talerformigo Medaille des Erzherzogs Sigismund von Tirol (um 1485 . 21
» 9. Jeton des Heinr Poutet, Stadtschüuen zu Metz, 168« 25
> 10. Französischer Spotjetton (Nachahmung eines höh} auf Napoleon III. . . 25
» 11. Kaitpfen nitre: a) des Münzmoisters Hans Beliam (vor 1526); h) des Tiroler
Kammerr;iitnits Ernst von Slahelburg (um 1580) 26
> 12. Venedig Letzte Osella 17% 27
> 13. Wallfahrtszeichen der tchitnen Maria in Regensburg 1519. (Braktenten-
formig .... . . . .27
> 11. Burgfried Bereitungsklippo des Marktes Frohnleiten 1719 ...... 27
» 15. Marke des Freilierrn Christoph Ungnad, Freih. v. Weissenwolf, Kom-
mandanten zu Erlau, f 1587 zu Kaschau . 27
> 16. Tessern di Muraglia des Franzi, von Carraru, Herrn von Padua (1355 bis
1388 liei (Grundsteinlegungen verwendet
, . . 28
> 17. Vierteltaler Klippe des Krzbischofs Marx Sitticns von Salzburg 1616 . . 37
» 18. Guldengroschen des Erzherzogs Sigismund von Tirol 1486 . . .38
» 19. Brnkteat des Landgrafen Ludwig II von Thüringen 1140—1172 . . 39
» 20. Schüsselformiger Si.lidus ans Blafsgoid des K. Andronikos Komnenos
1182 bis 1185, von Byzanz 39
> 21. Kleinste Gepräge: a Nürnberg Dukaten b I'ngam, Kg. Ijidislaus II.
;

1161 — 1162; c italienische Marke, , Quattrino


1
41
> 22. Groschen Landgraf Ludwigs 1. von Hessen 1413—1458) mit dem Gegen-
Stempel von Mainz oder Osnabrück (ans dem Münzfund v. Haiegesfelde) 43
> 23. Überpriigter Wiener Pfennig, 14. Jahrh 43
. 24. Mahren. Boriwoi 10*»«»— 1120 Denar 44
» 25. Ostgotenrcich. Theoderich mit K. Anastasius 493—518. \ Siliqua
1
. . 44
» 26. Graf Siegfried von Blankenburg Brnkteat um 1200) 44
> 27 Quedlinburg. Brakteat um 1200 41
» 2S. Erster und letzter Dukaten der Dogen von Venedig 1283—1796 ... 46
> 29. Spanische Dobia, durch die Geusen in Kampen nachgemünzt .... 48
» 30. Patriarehenkreuz. Brakteat des Erzbischofs Ludolf von Magdeburg 1192
bis 1205 50
» 31. Zwillings Fadenkreuz Pfennig des Aethelred IL, Kg. von England 978
bis 1016. Münzmeister Aelfstan zu Lynford . . 50
» 32a. Doppelkreuz. Tiroler Etschkrcu/.er etwa 1267—1300 50
» 32b. Tiralino von Mantua. Italienischer Beischlag der Tiroler Etschkreuzer
um 1330 50
> 33. Doppelte rmsebrift. Prager Groschen, Kg. Wenzel II. 1300—1305 . . 52
» 34. Schrift in Kieuzform. Herzog Heinrich V. von Bayern 1017—1026 . . 52
» 35. Deutsche Aufschrift Schilt von Steier um 1250 ."
53
> 36. Italienische Aufschrift. Spalato Piccolo um 1300 53
> 37. Slawische Aufschrift. Denga von Pskow, XV. .lahrh 54
> 38. Brakteat mit hebräischer Einschritt: "»p^S^
')'
XHE*^ M * ko Kr]
Polski (1183-1202) . T
.'
. . 54

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Verzeichnis der Abbildungen. XV
Seit«

Fig. 39. Orientalische Münzen mit latein. Aufschriften. Afrikanischer 1 , Dinar,


8.-9. Jahrh • . . . . 65
> 40. Gigliato doH jonischen Turkomanenfttrstcn Ouiar-beg, 1341 48 — ... 65
> 41. Differents Kg. Karls VI. von Frankreich. Halber Denier Blanc ä l'ecu
(um 1390). Der Punkt steht auf beiden Seiten im Perlcnkrcise unter
dem 5- Hu cli Htaben der Umschrift und weist auf die Münzstätte Tonlose 58
> 42. Sizilien. Roger I., 1130— 1154, TERCTA D VC ALIS 60
> 43. Karthago. Kupfermünze mit der Wertzahl XII 61
» 44. Nürnberg Halber Schilling, 15. Jahrh 61
» 45. Pseudolegendc. Fund von Rakwitz 62
> 46. Ruchstabenähnlichcr Zierrat. Fund von Rakwitz 62
> 47. Cattaro 1813. Gegossene Notmünze mit vertiefter Schrift 67
> 48. St. Gallen, viereckiger Brakteat, 15. Jahrh 67
> 49. Schrötlinge mit Vicrschlag eines Pfennigs und Halblings. Wien um 1400 67
> 50. Bayerischer Heller 1S29 68
> 51. Bayerischer Breitpfennig mit unigeschlagenen Ecken, 12. Jahrh. ... 68
> 52. (Verzerrte Bilder.) Walzenprägung. Parma 71
> 53. > > Taschenprägung. Ungarischer Groschen 1693 . . 71
» 64. Brakteat Erzbischofs Konrad von Magdeburg (1134—1143) 72
> 55. Sog. Halbbrakteat (Breitpfennig> Worms. B Heinrich II., 1192—1195 . 73
> 56. Brakteat mit teilweise erhabenem, teilweise vertieftem Bilde. (.Fund von
Freckleben) 73
» 57. Augsburg. Breitpfennig, Endo 12. Jahrh. (Fund von Huglfing) ... 75
> 58. Moritzpfennig, Magdeburg 14. Jahrh 76
> 59. Hälbling. Magdeburg, 14. Jahrh 75
» 60. Berner Hohlpfennig vom Jahre 1549 75
> 61. Zierbrakteat. Domschatz zu Halberstadt 76
> 62. Zierbrakteat, nordischer. Kgl. Münzkabinett Berlin 76
» 63. Durchschnitt des Züricher Brakteatenstcmpels 77
> 64 Züricher Pfennig. Das Münzbild stimmt mit jenem des nebenstehenden
Stempels gröfstenteils überein 77
> 65. Jeton des Münzmeisters M. K. zu Einleiten 1560 78
> 66 Abbildungen von Münzwerkzeugen auf einer schwedischen iewandspange <

aus dem 13. Jahrhundert. 1. Zainhacken. 2. Ambos. 3. Streckhammer.


4. 5. Zangen. 6. Fäustel. 7. Eisen. 8. Stock 78
» 67. Solidus mit dem Bilde Kg. Theodeberts (534— 54S) 83
> 68. Triens des Münzmeisters Madelinus um 690 zu Wyk bei Dürstedt ge-
schlagen 83
> 69. Brakteat des Münzmeisters Erdmann Velmar zu Goslar ME FR'ID •

EKTII VKI.IIAR H M) 86
> 70. Otto III. f 1002). Pfennig zu Huy geprägt 91
» 71. K. Friedrich II. (f 1250). Augustalis, Goldmünze zu Brindisi geprägt . 91
» 72 K. Friedrich II. (* 1250) Silbormünze (italienisches Gepräge?: .... 92
> 73. Aus dem Hacksilberfund von Kinno, um das Jahr 1020 vergraben . . 111
> 74. Kraftscher Münzmesser. Das eingespannte Münzehen, ein Schinderling
des Passauer Bischofs, Ulrich von Nufsdorf. 1451 —
1479, hat D. 16, d. h.
16mm Durchmesser. Die Gröl'se nach Appel und Welzl v. Wellcnheim
ist beim Nullteilstrich abzulesen als 10'/, bzw. 7 118
> 75. Knopfzwanziger von der Augsburger Firma Drentwett nach dem Muster
der Salzburger Zwanziger vom Jahre 1802, probehaltig für Schmuck-
knöpfe angefertigt. Die rückläufige Schrift lautet DR EXT WETT
: . .

GRAVEUR IN AUGSBURG
.
123
» 76. Burg Friedberg in der Wetteruu Kipper/wolfer (Drcibätzner, Schrecken-
berger) vom Jahre 1(520 123
> 77. Erdichtete Münzen Denkmünze auf Kl'. Rudolfs I. Tod (v 1291).

Beckersches Erzeugnis 127

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XVI Verzeichnis der Abbildungen.

Seite

Fig. 78. Dortmund. Goldbrakteat. Erzeugnis des Goldarbeiters Metz in Münster 127
• 79. Marsal, XI. Jahrb. Kgl. Münzkabinett, Berlin 129
80. Unechte Münze Kg. Stephan« I. von Ungarn. Durch Nacharbeiten mit
dem Stichel aus einem echten Stück von Marsal erzeugt 129
81. Trier, K. Ludwig d. Fromme (t 840), echtes Stück 129
82. Bcckerscher Stempel 129
83. Ungarn, Stephan I. (1000—1038), echtes Stück 129
84. Moderne Nachbildung 129
» 85. Marca usualis urynti mit dein Beizeichen der Stadt Fyritz in Pommern
Flacher Silberkuchen von 228 g Schwere aus dem Fnde des 13. .lahrh.
geborgenen Münzsehatz von Lässig 142
86 Piccolo von Verona oder kleiner Berner. 12.— 13 Jahrh 154
87. Grosso oder Schilling = 12 Bernerstück von Verona um 1200 .... 154
88. Venedig. Lira Tron (1471—1473) 154
89. Goldgulden Kg. Sigismunds, in den Jahren 1433—37 zu Hamburg geprägt 167
90. Silbergulden, nach der Iteichstnünzordnung von 1559 von K. Ferdinand I.
für seine Lande geprägt , 168
91. Frankreich, Ludwig XIV., sog. Louis de eimpsoua vom Jahre 1660 . . 170
92. Beischlag von Fosdinovo (in der Nähe von Genua), durch Maria Mag-
dalena Centurioni, f 1669 170
93. Suatopluk, Herzog von Olmüte seit 1092, f 1109 als Grofsherzog von
Böhmen. Eingeschnittener Pfennig aus dem Kakwitzer Funde ... 176
94. Brakteat eines unbestimmten Münzherrn aus Thüringen mit angedeu-
tetem Teilungsstrich. (Zwickauer Fund. 176
95. Taler des Sulzburger Erzbisehofs Maximilian Gandolf von Khuenburg
vom Jahre 1677, mit dein Gegenstempel, mit welchem 1681 alle im Erz-
bistum zum Umlauf zugelassenen Stücke verschen wurden . . . . 178
96. Spanisches 5-Ccntiinosstück vom Jahre 1870 mit Gewichtsangaben . . 182
97. Triens des Beneventer Fürsten Grimoald mit «lern Namen Kg. Karls des
Grofsen (788—800) 197
98. Pfennig Kg. Karls des Grofsen mit seinem Namenszug, zu Mailand in
den Jahren 781—800 geprägt 197
99. Brakteat des Jakza von Köpenick um 1157 mit dem slawischen Fürsten-
titel Knes (die Umschrift lautet IAKZA COPTNIC CNL». Nach-
: . .

bildung eines magdeburg. Moritzpfennigs) 209


100. Braunschweiger Pfennige Pfennig mit der grofsen Büchse vom Jahre
1411. Letztes Gepräge aus der Zeit der jährlichen Münzverrufungen . 282
101. Ein ewiger Pfennig (ohne Jahrgangszeichen) 232
102. Sogen. Hollbatzen des Konstnnzer Bischofs Hugo von Landenberg 1496
bis 1500 244
- 103. Österreichisches Zweipfennigstück oder halber Kreuzer ums Jahr 1510
zu Wien geprägt 244
104. „ ,. Pfennig Herzog I^opolds VT. von Österreich
I . 248
ine
105.
. ,
Gemeinschaftsmünze t
11{
Pfennig
J
. , . in o
brzbiscbofe Eberhards U. von Salzburg
, •
.
0 <o
248
106. GemeinschaftBinünze Erzbischof Bohemunds II von Trier (1354 1862) —
und Herzug Wenzels von Luxemburg (1353-1383) 248
107. Brakteat des B. Heinrich von Konstanz 1 233— 1 248, dem Münzbund von
1240 angehörig (aus einem bei Rom gemachten Funde) 251

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Einleitung.

§ 1. Gegenstand der Münzkunde und Gel (teeschichte.

1 Ein Münzstück kann den zu geschichtlicher Betrachtung neigen-


.

den Beschauer zu verschiedenen Untersuchungen anregen. Die Münze


wird ihm als ("berhleihsel der Vergangenheit zunächst ein Zeugnis dieser,
insofern also geschichtliche Erkenutnisquelle überhaupt sein. Da jedoch
die Herstellung der Münze durch Aufdrücken eines Gepräges einer —
bildlichen Darstellung im weiteren Sinne auf ein Metallstück er- —
folgte und dieses dann als Geld eine wirtschaftliche Aufgabe zu er-
füllen hatte, so wird ihm die Münze insbesondere in Hinblick auf ihr
Gepräge und ihren einstigen Zweck historische Erkenntnisquelle sein.
Die Lehre von den Münzen, gewöhnlich Numismatik genannt,
stellt sich zur Aufgabe, die Münzen nach den angedeuteten Richtungen
der das Aufsere der Münze berücksichtigenden vorwiegend beschreibenden
einerseits und der volkswirtschaftlichen anderseits, zu untersuchen und zu
erforschen. Sie hat, da sie über ein abgegrenztes Forschungsgebiet ver-
fügt, auch eine selbständige Stellung in der Gruppe der historischen
Wissenschaften kommt jedoch vornehmlich als Hilfswissenschaft der
,

Geschichte in Betracht, indem sie uns Äusserungen menschlicher Tätig-


keit auf politischem künstlerischem und volkswirtschaftlichem Gebiet
,

erschliefst, die sodann die Geschichte zu einem Gesamtbild der mensch-


lichen Zustände in der Vergangenheit verarbeitet.

2. Je nach seinem Zweck kann also der Korscher die Münze als

geschichtliehe Erkenntnisquelle in verschiedener Weise benutzen, nament-


lich kann solches nach folgenden drei Richtungen geschehen:
a) Was vor allem in die Augen fällt, ist , dafs dio Gepräge der
Münzen uns Namen und Bilder von Personen und Orten, Staats- und
Städtewappen u. dgl. überliefern. Daher kommt es. dafs mim die
Münzen am der Staats- und Fürstengeschichte
frühesten als Quelle
behandelt und geschätzt hat, ein Standpunkt, für den die im 18. Jahr-
hundert erschienenen »historischen Münzbelustigungen typisch sind.
Luschi n , Nuinisinutik. 1

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2 Einleitung.

b) man das Augenmerk nicht so selir auf den Gegenstand


Richtet
als mehr oder minder künstlerische Ausführung der Darstellung, so
auf die
werden die Münzen zu einer wichtigen Erkenntnisquelle der Kultur-
und namentlich der Kunstgeschichte. Diese Art der Betrachtung ist für
die Gepräge des Altertums schon längst üblich, dagegen für Münzen
des Mittelalters und der neuoren Zeit bisher sehr vernachlässigt.
c) Sowohl die Betrachtung vom staatengeschichtlichen als auch vom
ästhetischen Standpunkt erfafst nur die Aufsenseite der Münze, nicht
aber ihr eigentliches Wesen, die wirtschaftliche Aufgabe, durch welche
sich die Münze von andern, in der Form ähnlichen Gebilden, wie
Medaillen. Jetons, Raitpfennigen u. dgl., scharf unterscheidet. Erfassung
der Münze als Überbleibsel der wirtschaftlichen Zustände in der Ver-
gangenheit, z. B. als Teil eines ehemaligen Münzsystems, Erforschung
der Umstände, unter welchen das Stück seinerzeit in den Verkehr trat,
der Grüfse seines Nennwerts, Erschliefsung des Mctallinhalts, den es vor
Einwirkung der schädigenden Umstände des Umlaufs besafs oder doch
besitzen sollte, dies und ähnliches sind Aufgaben, die der Lehre von
den Münzen als ehemaligen Geldstücken zukommen, durch deren Be-
wältigung sie sich aus der Reihe einer blofsen Liebhaberei zum Range
einer Wissenschaft erhebt. Doch sind die Schwierigkeiten, die sich der
Erforschung der volkswirtschaftlichen Zustände des Mittelalters auf dem
Gebiet des Münzwesens entgegenstellen, so bedeutend, dafs trotz
mancher achtenswerten Leistung im einzelnen, das meiste hier noch zu
tun übrigbleibt.
Die Lehre von den Münzen in dem unter a bis c angegebenen
3.
Umfang fafst man unter dem Gesamtausdruck Numismatik zusammen.
Diese zerfällt, je nachdem das Aufsere oder das Wesen der Münzen zum
Gegenstand geschichtlicher Betrachtung gemacht wird:
a) in die Münzkunde, die sich an die Erscheinungsform, an das
aufsere Bild der Münze hält und daher vorwiegend beschrei-
benden Inhalts ist;

b) in die Münzgeschichte, welche die Münze als gewesenes


Geld, also nach ihrer volkswirtschaftliehen und rechtlichen Seite
betrachtet.Die Münzgeschichte erweitert sich zur Gelolgeschiehte,
sofern sie sich nicht aufMünzen beschränkt, sondern auch die
übrigen im Verkehr üblichen Geldformen sowie die Ersatzmittel
des Geldes in Betracht zieht.
Münzkunde und Münzgeschichte erschöpfen demnach den Inhalt
der Numismatik und können nebeneinander gestellt als Ersatz für den
Gesamtausdruck dienen.
4. Bei der Darstellung sowohl der Münzkunde als der Münz-
geschichte unterscheidet man zwcckiniifsig einen allgemeinen und einen
besondern Teil. In der Münzkunde wird der allgemeine Teil von der
äufsern Erscheinung der Münze ausgehen und jene Grundbegriffe zu
entwickeln suchen, die für den Sammler wie für den Forscher von
Bedeutung sind, so z. B. die Gröfse, Gestalt, den Stoff der Münzen. Der

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§ 1. Gegenstand der Münzkunde und Geldgewchichtc.

allgemeine Teil wird ferner die für die Bezeichnung und Beschreibung
der Münze wichtigen Ausdrücke, die Kennzeichen zur Unterscheidung
echter und unechter, erdichteter oder verfälschter Münzen, die Anhalts-
punkte zur Bestimmung unbekannter Gepräge erörtern. Der besondere
hingegen wird die Eigentümlichkeiten behandeln, durch welche sich die
Münzen eines gewissen Zeitabschnittes oder eines bestimmten Landes
von andern Münzen unterscheiden.
In ähnlicher Weise wird die Münzgeschichte oder, wenn man die
schon erwähnte Erweiterung eintreten läfst, die Geldgeschiehte, in ihrem
allgemeinen Teil die Münze oder das Geld als Zahlungsmittel überhaupt
betreffen, z. B. erörtern, was während einer gewissen Zeit als Zahlungs-
mittel gedient hat und von wem dies abhing, wie man die Münze her-
stellte, welchen Wert man ihr beilegte u. dgl. Der besondere Teil hin-
gegen hat die Münz- oder die Geldgeschichte, sei es eines bestimmten
Zeitraumes, sei es eines bestimmten Landes nach ihren Eigentümlich-
keiten zum Gegenstand.

5. Die Numismatik zieht die Münzen aller Zeiten, Staaten und


Völker inden Kreis ihrer Betrachtung, sie daher wie später
läfst sich
{§ 12) gezeigt werden wird, nach historischen, geographischen, politischen,
künstlerischen und manch andern Gesichtspunkten verschieden einteilen.
Da jedoch die Numismatik ihrem Wesen nach in das Gebiet der
Geschichte gehört so ist »lie Einteilung in Forschungsgebiete, die ge-
,

wisse Zeiträume umfassen, für «lie wissenschaftliche Behandlung derselben


von besonderer Bedeutung. Uber die Zeitpunkte, nach welchen die
Trennung zu erfolgen habe, und die Zahl dieser Zeiträume herrscht
keineswegs Übereinstimmung. Manche befürworten die Gliederung der
Numismatik in solche der alten, mittleren und der neueren Zeit, richtiger
erscheint wohl die Einteilung in antike und moderne Numismatik, welch
letztere noch in Numismatik des Mittelalters, der neuern Zeit, auch wohl
der Gegenwart unterschieden wird.

ü. Gegenstand dieses Buches bilden die Grundlagen der Numis-


matik des abendländischen Mittelalters und der neuern Zeit, und zwar
sollen als erster Teil die allgemeinen Lehren der Münzkunde behandelt
werden, im zweiten Teil hingegen wird die allgemeine Geldgeschiehte
in gleichem zeitlichen und räumlichen Umfang nach ihren Beziehungen
zur Volkswirtschaft und zum Recht getrennt, dargestellt werden. Aus-
geschlossen bleibt die Behandlung münzähnlicher Gebilde, obwohl diese
viele Sammler haben und sie auch oft ohne weiteres unter die Münzen
gereiht werden. Allein die Ähnlichkeit beschränkt sich auf das Aulser
liehe, es sind geprägte oder gegossene Metallstücke, die niemals Geld,
sondern von Hause aus für andere Zwecke bestimmt waren. Mögen sie
nun Medaillen, Plaketten, Jetons, Rechenpfennige, Wallfahrts oder Weihe-
münzen :Adrefsmarken oder wie immer heifsen, so hat man sich vor
f

der Vermengung mit wahren Münzen zu hüten. Jene haben ihre eigene
Literatur, und wer sie sammelt, möge sie abgesondert von den Münzen
zu eigenen Reihen zusammenlegen. Wohl aber gehören Gedächtnis
1*

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4 Einleitung.

münzen (dies Wort in strengem Sinne genommen denn im weitern ,

werden auch die Medaillen darunter begriffen) hieher, weil sie Geld
waren, obgleich sie aufserdem durch Schrift oder Bild die Erinnerung
an bestimmte Personen oder Ereignisse festhalten sollten, ferner Kredit-
münzen aller Art, mögen sie nun eigentliche Notmünzen oder nur münz-
ähnliche Ersatzmittel (Surrogate) sein, wie dies § 4 des nähern ausgeführt
werden soll.
Pawlowski Alexander von, Über wissenschaftliche Klassifikation der mittel-
alterlichen und modernen Münzen.
Wiener num. Zeitschr. XIV, 20ß. Oers., Über —
die theoretischen Grundlagen zum Studium der mittelalterliche u und modernen Numis-
matik, a. a. O. XIX, 36'J. —
Schalk K., Nationalökonomie und Numismatik in ihren
Beziehungen, a. a. O. XXIII, 321. —
Chalon R, La numisniatigue, 1874 (Cumont
Nr. 407). —
de Witte A., Etat actuel de la stienre mimwnatique. Vortrat auf der
a. o. Versammlung der belgischen numismatischen Gesellschaft zu Ypern, gehalten am
14. Mai 1893. (Revue Beige de numisraatique 1893.) —
Gabrici Ettore, Le rOle de
la numismatique dans le mottrement scientißque contemporain. (Vortrag auf dem Inter-
nationalen Numismatikerkongrefs zu Paris 1900, gedruckt in den von Castellane
und Blanchet hcrausgg. Verhandlungen des Kongresses, Paris 1900. Grote H., —
Die Geldlehre. § 1 Münzkunde und Geldlehre. (Münzstudien Bd. IV, 2. Abtig.)
:

Weil R., Zur Geschichte des Studiums der Numismatik. Zeitschr. f. Numismatik XIX,
245. Berlin 1895. Promemoria der Wiener numism. Gesellschaft an das k. k. Unter-
richtsministerium um Errichtung einer Lehrkanzel für die gesamte Münzkunde an der
k. k. Universität Wien, 1893. Monatsbl. d. num. Gea. in Wien II, Nr. 119 und III,
Nr. 126. —
Na gl A., Die Numismatik und ihre akademische Lehre. Vortrag, a. a. O.
Nr. 120. —
Kirmis M., Die Numismatik in der Schule. Neumünster 1888. Tick —
P Vortrag über Archäologie und Numismatik auf dein Philologentag in Halle 1903.
,

Leite de Vase oncel los .1., Klent ho das licoc* de Xumismatiea dadas na Biblio-
theca national de Lisboa. Lissabon 1894. — Hürkel L. v., Die Bilder der süddeutschen
breiten Pfennige (Halbbrakteaten), ihre Erklärung durch Beziehung auf andere Kunst-
gattungen. München 1903.
Handbücher: Bren dicke IL, Einführung in die Münzkunde (Berlin o. J. um
1890). —
Der«., Der Münzsammler. (Stuttgart <>. J. um 1901). Dannenberg H, —
Grundzüge der Münzkunde. Leipzig 1891, 2. vermehrte und verbesserte Aufl., 1899
(erschien unter den Weberschen Katechismen). —
Ilalke H., Einleitung in das Stu-
dium der Numismatik. Berlin 1882. 2. venu. Aufl., 1889. —
Meister F., Münzkunde
für Anfänger. Leipzig 1895. — Sali et A. v., Münzen und Medaillen. Merlin 1898.
— Stückelberg E. A, Der Münzsammler, Handbuch für Kenner und Anfänger.
Zürich 1899. —
Babel on E, Softer Sur la nionnaie. Paris 1898. (S. A. aus der
Grande Encvelopedie). —
Blanchet J. A Soureau mannet de la numismatique du
,

moyen öge et moderne. Paris 1890. 2 Bunde und Atlas.


- Gehört zu den Manuels
Boret.) — Engel A. et Serrure IL, Tratte de
numisntatiqtte. Moyen-oge. 2 Bände.
Paris 1891, 1894. Ntunixmatii/ue moderne et contemporainc. 2 Bände. Paris 1S97,
1899. (Leider unvollendet, im übrigen das beste Werk, das wir über den Gegenstand
besitzen.) —
Amhrosoli S., Manuale de nunnsnutfira. Mailand 1891; 2. verm. Aufl.
1895, eine 3. Aufl. ist im Zuge. (Erschien in den Manuali Hoepli.) — Laue Po nie,
Coins and Medals London 1892.

§ 2. Quellen und Hilfswissenschaften der Numismatik.

Die wichtigsten Quellen für die Numismatik


1. sind die Münzen
und münzähnlichen Denkmale. Dies erklärt, warum in dieser Wissen-
schaft die Sammlereine groTsere Rolle spielen als auf andern Gebieten.
Man mag noch so tüchtig geschulter Historiker sein, so wird man
ein
doch in Fragen der Münzgesehichte nicht leicht zu wichtigen Forschungs-
§ 2 Quollen und Hilf»wi8.scnschuften der Numismatik.

ergebnissen gelangen, es sei denn, dais man damit auch den durch die
praktische Erfahrung eines Sammlers oder durch die Beschäftigung an
einem grofsen Münzkabinett geschärften Blick und eine gewisse natür-
liche Begabung mitbringt. Die Numismatik, erklärt Freiherr von
Koehne, der langjährige Herausgeber von Fachzeitschriften, die zu Berlin
und Petersburg erschienen, ist eine Wissenschaft, zu der man geboren
sein mufs wie zur Mathematik. Das feine kritische Gefühl, aus Stil und
Fabrik der Münzen auf ihre Zeit und ihr Vaterland zu schliefsen, läfst
sich nicht jedem eintrichtern .

Nächst Münzen sind Urkunden über das Münzwesen der ein-


2.

zelnen Länder, z. B. Münzvereinigungen, Pachtverträge über Münzstätten,


amtliche Wertfestsetzungen (§ 3, 1 § 24, 8) und andere Münzvorschriften
;

die wichtigste Quelle der Numismatik, zumal sie der geschichtlichen For-
schung in manchen Fragen mehr Aufschlüsse bieten können als die
erhaltenen Münzen selbst. Den ämtlichen Aufzeichnungen anzureihen
sind solche von Privaten, wie beispielsweise uns die Chroniken des Burk-
hard Zink, des Pfarrers Unrest und eines Ungenannten (bei Senken-
berg Stjecta iuris V) die ausführlichsten Nachrichten über das Münz-
unwesen der sog. Schinderlinge (1457 —
1460) darbieten, oder die um-
fängliche Literatur, zu der das Kipperwesen in den Jahren 1C18 bis
1624 Anlafs gab, ferner Rechnungen aller Art. Dazu gesellen sich bild-
liche Darstellungen, die uns die Vorgänge bei der Münzerzeugung ver-
anschaulichen, und endlich auch Münzgeräte, die sich aus früherer Zeit
erhalten haben (§ 10, Absätze 11, 12).
3. Die Numismatik umfafst demnach ein ausgedehntes Gebiet, zu
dessen Erforschung und Verständnis verschiedene sprachliche und gra-
phische Vorkenntnisse sowie mancherlei Hilfswissenschaften erforderlich
sind. Die wichtigsten derselben sind
a) die politische, Rechts- und Kulturgeschichte der Staaten und
Völker als Grundlage aller numismatischen Forschung;
Geographie und Staatenkunde der mittleren und neueren
b) politische
Zeit. uns die jeweilige Zusammensetzung und den Umfang
Sie lehrt
der Staaten, deren Münzverhältnisse zu erforschen Aufgabe der Numis-
matik ist, auch bietet sie in vielen Fällen die Grundlage zur wissenschaft-
lichen Anordnung einer Münzsammlung (§ 12, 7);
c) uns die Zeitfolge der Tatsachen und die
die Chronologie, die
Genealogie, die uns die Reihenfolge der Herrscher erschliefst sowie ein-
zelne wichtige Vorgänge im Staate, z. B. Länderverteilungen und Länder-
vereinigungen, erst verständlich macht;
d) die Heraldik und Siegelkunde zur Erklärung der auf Münzen
so häufig vorkommenden Wappen;
e) die politische Ökonomie, zumal in jenem Teile, der sich mit der
Lehre vom Gelde beschäftigt (§ 17 ff.), und
f) die Metrologie, die zur Ermittelung des Münzfufses (§22) unent- .

behrlich ist.

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Einleitung.

§ 3. Literatur der Numismatik.

Abhandlungen über das Wesen des Geldes sind uns in den


1.

Schriften der Theologen und Juristen des Mittelalters erhalten, nament-


lich sei auf Thomas von Aquino hingewiesen, der in seiner Schrift
De regimlne prinvipis, 14 die Münzveränderung und die verschie-
II c. 13,
denen Aufgaben des Geldes behandelte und auf lange Zeit für die
kanonistischo Schule mafsgebend wurde. Nach ihm ist Nikolaus
Oresmius (t 1382) mit seinem Tractatm de origine, iure, nee non et
mutafiunibm monetamm als Gelehrter zu nennen, der bereits die rich-
tige Lehre vom Gelde in klassischer Weise vorgetragen hat, welchem
in Deutschland zu Ende des 15. Jahrh. der Tübinger Professor Gabriel
Byel oder Biel mit seinem Traktate De monetarum potestate et utilitate
(erste Ausgabe Nürnberg 1542) folgte. Einen andern Standpunkt zur
Betrachtung der Münze gewann man erst im Zeitalter der geistigen
Wiedergeburt, und da ist es begreiflich, dafs sich sowohl der Sammeleifer
als die Erklärungsversuche vorerst den Münzen des Altertums zuwandten.
So besprechen z. B. die Miscelhnua des Humanisten Angelus Pon-
tianus, die 1489 zu Florenz in Druck erschienen, die Freiheitsmützen
und Dolche auf den Münzen des Brutus und beantworten die Frage,
warum der Kopf auf den Münzen des Lysimachus ein Widderhorn zeigt.
In Deutschland verfafste der bekannte Humanist und Bischof von Worms,
Johann v. Dalberg (* 1445, f 1503), einen Li her de origine et rationc
monrtae, den Goldast wahrscheinlich in Handschrift besafs. Von Jo.
Huttichius erschien 1525 zu Strafsburg und noch öfters ein Libelhis
de Romanurum Imperator ilms , in welchem die Bildnisse nach römischen
Münzen gezeichnet sind usw.
Ende des 15. Jahrh. begann man die Buchdruckerpresse auch für
gewisse, dem Leben dienstbare Verzeichnisse und Wert-
wirtschaftlichen
vergleichungeu von umlaufenden Münzen zu verwenden, deren Kund-
machung bisher durch den öffentlichen Ausrufer auf Strafsen und Plätzen
erfolgt war. Je nach Bedarf wurden solche Verlautbarungen bald als
Flugblätter, bald in Buchform ausgegeben. Ein solches Flugblatt, wohl
das älteste, das man kennt —
es mag um 1480 zu Augsburg ausge-
geben worden sein —
bildet einige falsche Gulden ab, die man in den
Niederlanden gemacht hatte. Vom 1b\ Jahrh. ab nimmt die Zahl solcher
Schriften, die als Münztarife, Valvationen, Mandate,
Ordonantien, Plac-
cards bezeichnet wurden, rasch zu; ämtliche Fürsorge auf der
u. dgl.

einen Seite, buchhändlerischer Unternehmungsgeist auf der andern


halten uns so Tausende von Münzgeprägcn in mehr oder minder gelun-
genen Holzschnitten oder Stichen überliefert; nebstbei gab es auch Münz-
vergleichungen ohne Abbildungen in den Handbüchern für Kaufleute
und erschienen auch mancherlei juristische Traktate über Wesen und
Aufgabe der Münze.
2. Die allmählich erwachende Neigung zur Erforschung der eigenen
Geschichte führte indessen schon im 1*>. Jahrh. zu einigen Schriften,
welche sich dem Münzwesen der unmittelbaren Vergangenheit zuwandten.

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§ 3. Literatur der Numismatik im 16. und 17. Jahrh. 7

An deren Spitze stehen die Werke De asse et partibm eins und Libellus
de moneta graeca ad gallicam pccunium aestimata des gelehrten Franzosen
Wilhelm Bude* oder Budaeus (* 1467, f 1540), die nebenbei auf den
Wert der altfranzösischen Münzen eingehen, dann de* Spaniers Dida-
cus Covarruvias de Loiva (* 1512, f 1577) Veterum numismatnm col-
latio mm Iiis, quae modo cxpenduntur. In Deutschland werden wohl
Willibald Pirk heimer mit seiner 1528 niedergeschriebenen Priscorum
nu worum aestimatio und Henricus Mameranus mit seiner 1550 ver-
fafsten kleinenAbhandlung Priscae monetae ad liuius nostri temjwris diver-
sas nationum monetas supputatio als die ersten zu nennen sein,
aliquot
die den Versuch machten, griechische und römische Münzwerte in gang-
barer Münze auszudrücken. Ihnen folgte Matthäus Boyfs oder Boifs
mit seiner Ausgabe der Tractatus rarii atque utilcs de monetis, die 1574
zu Köln erschienen und dann 1591 der gelehrte kurfürstlich kölnische
Münzvorstand und Jur. Lic. Reinhard Budelius mit dem ausführ-
lichen Werke De mottete et re numaria libri duo, das schon mit Abbil-
dungen zeitgenössischer Notmünzen und einiger antiker Gepräge aus-
gestattet wurde und im Anhange einen vermehrten Wiederdruck obiger
Münztraktate enthält.
3. Während Budelius als gelehrter Jurist wie seine Vorgänger
Budaeus und Covarruvias den Schwerpunkt der Darstellung in die
Erörterung der mit dem Münzwesen zusammenhängenden Rechtsfragen
verlegt, haben Tilemann Friese und Erasem van Höuwelingen
die geschichtliche Betrachtung, der Münze an deren Bild
die sich bei
und Aufschrift knüpfen den Vordergrund gerückt. Erasem
läfst, in
van Höuwelingens Pennigboeck ofte Wegwyzer der Ch'roniiken von 1597
ist etwa 100 Jahre später die Grundlage von Alkemades Münzgeschichte

von Holland (1700) geworden. Der Göttinger Bürgermeister Tilemann


Friese hingegen hat in seinem 1592 erschienenen Münzspiegel als erster
ein allgemeines Handbuch für Numismatiker geliefert, das im ersten Buche
von der »Münz, ihrer Materie und Bereitung überhaupt * handelt, im
zweiton und dritten Buche einen Abrifs der Münzgeschichte des Alter-
tums und Deutschlands im Mittelalter liefert und im vierten verschiedene
deutsche und aufserdeutsche Münzgattungen bespricht. Anfangs des
17. Jahrh. haben dann der Superintendent zu Röthen Daniel Ange-
locrator seine Doctrina de ponderibus monetis et mensuris per totnm terra-
rum orbem usitatis (Marburg 1617, zweite Auflage Frankfurt 1028) und
der Rechtsldstoriker Melchior Goldast v. Haimensfeld sein Catho-
ticon rei monetariae, monarchicae generales de rebus numariis et
sire leges
pecnniariis herausgegeben (1620). Aufser Stellen ausdem Corpus iuris cano-
nici et civilis wurden hier Bestimmungen über das Münzwesen gotischer
und fränkischer Könige sowie der deutschen Herrscher l»is auf König
Matthias herunter systematisch zusammenstellt und unter 67 Rubriken
verteilt. Im ganzen machte jedoch die Literatur der Numismatik im
17. Jahrh. keine grofsen Fortschritte. Nur in Frankreich zeitigte sie ein
grundlegendes Werk: Leblancs Tratte historique de monnogs de France
depuis le comnmwemmt de Ja monarchic jusqu'a present (1690). Die Flut

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Einleituna

von Schriften, die sich in —


den Jahren 1618 1624 über Deutschland er-
gofs und das Unwesen der Kipper und Wipper bald vom Standpunkte
des Theologen, bald des Juristen, bald des gemeinen Mannes beurteilte,
liefert zwar sehr wertvolle Qucllenzeugnisse für die verheerende Wir-
kung dieser allgemeinen Münzverwirrung, aber weiter nichts. Ähnlich
haben die Münzverschlechterungen in der zweiten Hälfte des 17. Jnhrh.
zum » Discours von dem corrupten Zustand de* Münzwesens im Reich
und wie demselben abzuhelfen sei (1687) und mancherlei verwandten
Schriften Anlafs gegeben. Allein die Münzwissenschaft als solche wurde
dadurch nicht sonderlich gefördert, namentlich stehen die Abhandlungen
von J. Oh. Olearius, A. Schmid und Ch. Schlegel über deutsche
Bracteaten, die seit 1678 erschienen, bei aller Tüchtigkeit der Verfasser
in der Anlage weit zurück hinter Leb laues französischer Münzgeschichte
oder des Elias Brenne r Thesaurus numorum Sueco-Oothicorum. der 1691
in ersterAusgabe gedruckt wurde.
4. Desto ergiebiger war das 18. Jahrh. Die Lust, alte wie neue
Münzen zu sammeln, hatte jetzt viele Kreise erfafst und galt als standes-
gemäfse Unterhaltung von Fürsten und Edclleuten. In Doktordisser-
tationen strittman über numismatische Fragen, selbst über das Recht
derer Münzkabinette « werden wir durch solch eine Jenenser Abhand-
lung vom Jahre1704 belehrt. Daher ist es nicht überraschend, dafs
ein unternehmender Hamburger Buchhändler, der 1701 unter dem Ge-
samttitel :Der geöffnete Ritterplatz«, 14 Grundrisse jener Wissen-
schaften, so vornemblich denen Cavaliers, hohen Standespersonen und
allen der Curieusen Erudition beflissenen zu wissen nützlich und höchst
nötig seind herausgab, der Münz- und Medaillenkunde darin zwei Ab-
,

handlungen von J. Gröuing mit mehr als 400 Seiten einräumte. Die
Kreierung der Numismatik als einer akademischen Disziplin ging von
Job. H. Schulze aus, welcher zuerst 1738 zu Halle ein Kolleg über
die Müuzwissenschaft und die daraus zu erläuternden griechischen und
römischen Altertümer las, nachdem zuvor schon Immanuel Weber
der studierenden Jugend zu Giefsen sein Vorhaben wegen Anlegen eines
Kabinettes von alten Numismatibus und Einführung des curiösen stiulii
rei numariae 1701 eröffnet hatte. Leblancs Tratte und die 1702 aus-
gegebenen Medailles sur les prineipawe evenements du regne de Louis le
Grand gaben den Anstois zu ähnlichen, der Verherrlichung eines Herrscher-
hauses, eines Staatswesens oder eines einzelnen Regenten gewidmeten
Münz- und Medaillenwerken. So erschienen: Tenzel, Saxonia nutnis-
matiea (1700), Beckmann. Historie des Fürsten thums Anhalt (1710).
Reehtmeier, Historische'Beschreibung dir Herzoge von Braunschweig und
Lüneburg (1722), Herrgott, Numotheea prineipum Austriae (1752), Voigt.
Beschreibung der böhmischen Münzen (1771 ff.), Widmer, Sammlung aller
Münzen und Medaillen des Wittelsbmhisehen Stammhauses (1784 ff.) für
Deutschland, während Vergara für Neapel (1715), Florez (1757 ff.) für
Spanien. Bircherod (1701) für Danemark, Leake (1726 IT.), Snelling
(1763), Anderson (
(I7:i für England und Schottland. Haller (1781) für
.»)

die Schweiz mehr oder minder vorzügliche Münzwerke veröffentlichten.

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g 3. Literatur der Numismatik im 17. und 18. Jahrh. 9

5.Auch noue Riehtungen wurden nun der Münzkunde, zumal in


Deutsehland, gegeben. Job er ts Science de Medailles (1692), noch vor-
wiegend den Münzen des Altertunis gewidmet, die 1695 in lateinischer
Ausgabe erschien, 1718 ins Deutsche, 1728 überdies ins Niederländische
und Italienische übersetzt wurde, gab Veranlassung, dafs Johann
Peter v. Lud ewig (1709) seine •'Einleitung zu dem Deutschen
Münzwesen nuttlerer Zeiten herausgab, um den unnötigen Eifer der
Deutschen für fremde und Kaltsinnigkeit derselben gegen ihre eigenen
Sachen zu bekämpfen. Freiherr Johann Georg v. Praun lieferte
eine nahezu das ganze europäische Münzwesen älterer und neuerer Zeiten
unifassende und wirklich gründliche Nachricht«, die es auf drei Auf-
lagen (1739, 1741 und 1784) brachte. Anknüpfend an Tenzels ^Monat-
liche Unterredungen (1689 ff.), veröffentlichte der Altdorfer Professor
Johann David Köhler seit 1729 durch 22 Jahre wöchentlich seine
.Historischen Münzbelustigungcn <, welche die erste rein numismatische
Zeitschrift waren und Bauers Auserlesene Neuigkeiten für Münzlieb-
haber (1749 ff.), Herolds ?Dem Münzvergnügen gewidmete Neben-
stunden (1774 ff.), Wills Nürnbergische- (1764 ff.), Fi n au er« Bai-
rische Münzbelustigungen (1768) und ähnliches nach sich zogen. Nach
,

anderer Richtung vorbildlich war Lilien t hals Auserlesenes Taler-


kabinett. (1730), das die Sammellust des Münzliebhabers auf Gepräge
einer bestimmten Gröfse hinlenken wollte. Es hat Joachims Neu-
eröffnetes Groschenkabinett (1749 ff.), Köhlers (1759 ff.) und Soothes
Dukatenkabinett x (1784 ff.), Madais Talerkabinett (1765 ff.) und
Weisens »Guldenkabinett (1780 ff.) veranlagst, die als Fundgrube der
:

darin verzeichneten Gepräge ihren Wert bis heute bewahrt haben. Jo-
hann Ch. Hirsch gab (1756 ff.) eine Sammlung aller ihm erreichbaren
Münzurkunden unter dem Titel Des Deutschen Reichs Münzarchiv«
in 9 Foliobänden und Johann Georg Lori etwas später eine Samm-
lung des bayerischen Münzreehts in 3 Bänden heraus. Würfel, Plato
genannt Wild, und Joseph Eucharius Obermayer lieferten 1761
bis 1763 die ersten Fundbeschreibungen in Deutschland. Prachtwerke
mit vortrefflichen Stichen, welche, wie die auf Veranlassung Kaiser
Franz' I. veröffentlichten Monnoycs en or und Catalogue des Monnoyes en
argent (1756 ff.), den Bestand grofser Sammlungen vorführen sollten, er-
freuten die Liebhaber; Sammelwerke wie Argelatis De monetis Itidiae
variorum diss&iationr* (6 Bde., 1750 ff.) oder Zanettis Nuoca raccolta deUe
vionete e zecche d'ItuUa (5 Bde., 1775 ff.) erleichterten die Anschaffung
seltener Einzolabhandlungen, unter welchen jene von V. Bellini (1754 ff.)
und die geldgeschichtlichen Untersuchungen des Grafen Carli Rubbi
(1751 ff.) besonders zu erwähnen sind. So reichlich war die Zahl numis-
matischer Veröffentlichungen geworden, dafs gelegentliche Verzeichnisse
von -Skribenten« der Münzwissenschaft und die Zusammenstellungen
Brückmanns (1729 ff.), Kreysigs (1736) und anderer nicht mehr aus-
reichten. Job. Chr. Hirsch, der Herausgeber des Teutleben Münz-
archivs, lieis 1760 eine Dibliotheca numismuticu omnium gentium als Folio-
band erscheinen, die 1801 durch des J. G. Lipsius Bibliotlieca numaria

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10 Einleitung.

ihre Ergänzung und Fortführung bis zum Schlüsse dos 18. Jahrh. er-
fahron hat.
(>. So war die Literatur der Numismatik am Schlüsse des 18. Jahrh.
zu überreichlicher Fülle erwachsen. Auf dem Gebiete der Münzkunde
des Altertums war Eck h eis Dmtrina numnumtm reterum (1790 ff.) als
eine die Sammel- und Forschortätigkeit von Jahrhunderten zusammen-
fassende und absehliefsende Arbeit erschienen; desto übler war es um
die Numismatik der späteren Zeiten bestellt: viel zusammengetragener
Stoff, aber wenig Kritik war hier zu finden. Trotz «1er deutlichen Jahres-
zahlen l.r>79, 1602 hat Do Ruheis Augsburger und bayerische Pfennige
einigen Patriarchen von Aquileja des 14. und 15. Jahrh. zugeeignet.
Joachim erläuterte mit grolser Beledenheit einen brandenburgisehon
Pfennig des 13. Jahrb., den er für eine Denkmünze der Mitregierung
Kaiser Ottos II. mit seinem Vater Kaiser Otto I. hielt. Bircherod in
seinem Specimen antiqme rri monehuiae Danomm übernahm anstandslos
die Abbildungen alter englischer Münzen, die Spei mann in seiner Vita
Alfred i auf den doppelten Durehmesser, also auf Talergröfse, gebracht
hatte, Münzen der deutschen Könige und Kaiser wurden den gleich-
namigen Karolingern zugeeignet usw. Der Mann, der hier Wandel
schaffte, war der Prager Professor Joseph v. Mador (* 1754. f 1815).
Seine zwei Versuche über die Brakteaten (1797. 1808), mehr noch seine
Kritischen Beiträge zur Münzkunde des Mittelalters waren bahn-
,

brechend und sollten auch heute noch jedem Forscher mittelalterlichen


Münzwesens genau bekannt sein, zumal sieh Mader nicht auf deutsche
Münzen beschränkte, sondern abendländische Gepräge überhaupt sowie
allgemeine Fragen behandelte.
7. Nach Maders Tod trat allerdings Stillstand ein, der an zwei
Jahrzehnte dauerte, bis die Jahre 1834/35 eine Wendung zum Bessern
brachten. Damals verdiente sieh der spätere Altmeister der deutschen
Numismatik Dr. Hermann Grote (* 28. Dezember 1802, f 1895)
seine Sporen. Schon 1831 war dem Plane einer numis-
er als erster mit
matischen Zeitung aufgetreten, die dann als Beilage zu den Hannover-
schen Landesblättern erschien und Blätter für Münzkunde (1834 bis
1844) hiels. Kurz darauf (1835) hatte der durch die Ereignisse des Jahres
1831 aus Polen vertriebene Professor Joachim Lelewel zu Brüssel in
seiner Nitmisnmtique du Mayen aye eansideree sous le rapport dn type der
Forschung auf dem Gebiete mittelalterlicher Münzkunde neue Richtpunkte
gegeben. Dies waren Wagnisse, denn die äufsern Umstände waren
solchen Unternehmungen nichts weniger als günstig. Die Ankündigung
von Lei tz man ns numismatischer Zeitung wurde von der Presse mit
beizendem Holme begrüfst. Sie werde, hiefs es 1834 in Nr. 74 des
Planet., wohl umsonst erschienen sein; wer interessiere sich jetzt noch
für die Ahstrusitäten der Numismatik; allein der Erfolg gab den mutigen
Herausgebern gegenüber den Spöttern recht. Nichts ist für den Um-
schwung in den Anschauungen, der alsbald eintrat, mehr bezeichnend,
als dals Leitzmann seine gutgemeinte, aber inhaltlich keineswegs bedeu-
tende Zeitung durch 40 Jahre (1834 —1873) erhalten konnte. In ganz

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§ 3. Literatur der Numismatik im 19. Jahrh. 11

Europa seitdem die Lust und Liebe zur Numismatik, namentlich zur
ist

Münzkunde der eigenen Vergangenheit, wieder erwacht. Ein«' Reihe


tüchtiger Fachzeitschriften zu Berlin, Blois, Brüssel, Hannover, Leipzig,
London, Paris, St. Petersburg, dann zu Florenz, (Jenua, Mailand, Wien usw.
trat in wissenschaftlichen Wettbewerb und gab zur Bildung zahlreicher
numismatischer Vereine den Anstofs. Nach einer Zusammenstellung im
Num. sphrag. Anzeiger« (1898) erschienen am Schlüsse des 19. Jahrh. in
Europa gleichzeitig 24 numismatische Zeitschriften, 10 deutsche, 6 fran-
zösische, 3 englische, je 1 in niederländischer, schwedischer, russischer,
polnischer und italienischer Sprache. Das Zusammenwirken von Samm-
lern und Forschern, die Organisierung des Münzhandels, namentlich aber
die Beachtung der Münzfunde, haben das Münzniaterial in ungeahnter
Weise erweitert. So wurden der Münzwissenschaft mit einem erweiterten
Arbeitsfeld auch neue Aufgaben gegeben, neue Wege der Forschung
erschlossen, neue Hilfsmittel in den Dienst der Wissenschaft gestellt und
dadurch jener Zustand der Blüte herbeigeführt, dessen sich die Numis-
matik in unsern Tagen erfreut.
Da die Literatur dor Münzkunde und Geldgeschichte neben einigen Hauptwerken
vor allein aus einer grofsen Zahl von Abhandlungen besteht, die in vielen Zeitschriften
erschienen, so empfiehlt sich die Anwendung von feststehenden Abkürzungen. Für
die häufigst erwähnten Verlagsorte wurden benutzt: B. - Berlin, Br. Brüssel, D. = —
Dresden, F. — Frankfurt a. M
H. ,Hannover, .T. =
Jena, L - Leipzig, M. München,
X. =X (Irnberg, P. =
Paris, S. —
Stuttgart, W. _ Wien, Z. Zürich.
Bibliographien: allgemein. Hirsch, Bibliotheca numismatica. X. 1760. —
Lipsius, Bibliotheca numaria. L. 1801, 2 Bde. —
Leitzmann, Bibliotheca numaria.

Verzeichnis sämtlicher in dein Zeiträume 1800 1866 erschienenen Schriften über Münz-
kunde. Weifsensee 1867. (2. Aufl ) —
Bahrfeldt M., Numismatisches Literaturblatt.
Wechselnder Verlagsort seit 1880. Vorläufer war das als Beilage zu Walte» nnmis-
matisch-sphragistischem Anzeiger (IL 1875 —
1878 erschienene Litoraturblatt. Einen
Überblick über dio Entwickelung der numismatischen Literatur s. E ngel -Se rr u re,
Traite de numismatique du mogen-age, I. Einleitung, § 1. Jahresberichte über die numis-
matische Literatur von 1901, 1902, ». Z. f. X. XXIV.
Bayern: Kuli J. V., Repertorium zur Münzkunde Bayerns. M. 1890— 1903.
Erscheint als Supplement zu den Mitteilgn d. Bayer, numism. Gesellschaft. 770 Seiten.
Belgien: t'uinont G, Bibliographie ißm'rale et raisonnee de la numismatique
Beige. Br. 1883. (2205 Nummern).
Böhmen: Zibrt, Ccnck Bibliografie ceske historie I, Prag 1900. S. 632 ff. ent-
halt 400 Nummern über Münzen und Maalse von Böhmen, Mahren und Schlesien.
England: Cber Geldgeschichte Mc C n oc h The literature nf politic eronomq.
: 1 1 ,

London 1845. S 155-191.


Frankreich: Engel A. et Serrure R., Repertoire den scurres imprim/es de
la numinmatique franeaiae. 3 Bde. P. 1887— 18H9. Cber 7200 Nachweise. Lacroix —
Paul, Descriptum de* manuncrits relatifa h la numismatique conserves dans les bildio-
thcqnex de Paris. Revue Beige de Numismati<|ue. Br. 1879, XXXV, S 1 IT.
Italien: Tonini, Topographia delle Zerche italiane. Fireuze 1869. S. 105—120.
— Promis V., Tavole ainottiche, delle mottete italiane. Torino 1869. Gnccchi Franc, —
ed Ercole, Saggio di Bibiiografia numismatica delle Zccelte italiane medioevali e moderne.
Milano 1889.
Polen: Ryszard Anton, Bibiiografia numizmatgezna Polska. Krakau 1882.
Spanien: Delgado (1). Juan de Dio« de la Rada y }, Bibiiografia numis- —
matica espanola. Madrid 1886.
Die numismatischen Zeitschriften bis einschliefHÜch 1889 von Europa und Amerika
verzeichnet das Repertoire von Engel und Semire I, 3 ff. und III, 3. Die Zahl der-

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12 Einleitung.

selben hat sich seitdem auf rund 100 erhöht. Die von mir häufiger benutzten Zeit-
schriften und Werke werden unter nachfolgenden Kürzungen angeführt: Annuaire
=-= A. de la SociHt francaise de numismatique. seit 1866. Archiv B. - Archiv für —
Brnktcatenkundc, herauflg. von Hudolf v. Höfken. W. 1*85—1901. 4 Bde. B. Mzbl.
Berliner Münzbliitter, erst herausg. von A. Weyl, nun von E. Bahrfeldt. 1880 ff. Mit
dem 22. Jahrgang (= Nr. 256' schlofs die alte, mit Janner 1902 begann die neue Folge. —
Bl. Mzfr. ----- Blätter für Bulletin X.
Münzfreunde. Bulletin men~
L. seit 1865. — =
suel de mitnismatiqtie et d'archeolngie, herausg. von Raymond Serrure seit 1881, erat
Br., später P. Eheberg —Fber das ältere Münzwesen und die Hausgenossen-
Schäften. L. 1879 (in Schmollers Staats- und sozial wissensch. Forschungen, Bd. II, -

Heft 5). —
F. Mz bl. =
Frankfurter Münzblätter, herausg. von P. Josef. 1. u. 2. Jalir-
gang. F. 1901. F. Mzztg. — —
Frankfurter Münzzeitung, herausg. von P. Josef. 1. bis
3. Jahrgang. F. 1904. Grote und Bandzahl — Münzstudien, herausg. von II. Grote,
1— 9. II. 1857 1877. —
Grote A. — =
Numismatischer Anzeiger, herausg. von II. Grote.
(1868—1873). Grote Bl. — =
Blätter f. Münzkunde, I— IV. H. 1835—1844; Grote,
Geldlehre. L. 1865 (erschien auch in den Münzstudien IV als 2. Abtlg). Hirsch —
= Des teutschen Reichs Münzarchiv X. 1756 1768. 9 Bde. u. Schlüssel. —
Koehne, —
B. Bl. ~
Berliner Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde. B. 1863—1873. 6 Bde.
— Koehne M. - Memoires de la SoeiStr d'archeolngie et de numiamatique de S. Veterx-
bourg. Petersburg-B. 1847—1852. 6 Bde. —
Koehne Z. Zeitschrift für Münz-, Siegel-
und Wappenkunde. B. 1841 1816. 6 Bde. N. F. B. — — 1862. — Mouadier lHf>9 J.
= Deutsche Münzen, Gesammelte Aufsätze von — B. 1891 — 1893. Band. . 1., 3., 4.
(Band 2 ist = Mitteilungen der Bayerischen numismatischen
nicht erschienen). — Mit. B.
Gesellschaft. M. 1882. N A. seit — -
Numismatischer Anzeiger, herausg. erst von
Grote, dann von Walte und Bahrfeldt, zuletzt von Tewos. H. 1868. — Fr. seit
N. Z. = Numismatische Zeitung, herausg. von Leitzmann. Wcifsensee 1834 — 1873. J.
Bd. 1—40. — R. N. = Rente de Xumismatique franraine. Blois. 21 Bde. 1835—1856,
la
seit 1856 unter dem Titel Revue nutnisniatique. Xouvelle 15 Bde. 1856 — 1877; Serie, P.
troiaieme 14 Bde.
Serie, 1883—1896; quatrieine P. 1897. — R. N. B. Revue Serie seit ...

de la numismatiqite Beige, seit 1842; erster Band zu Tirlcmont, die übrigen zu Brüssel.
Bisher 59 Bde die ersten 30 Bde. sind in 5 Serion eingeteilt, die späteren durch-
,

gezählt; seit 1875 wurde der Titel in Revue beige de numismatique geändert. Saulcy —
Recueil - Rccueil de documents rclatifs a Vhistoire des mnnnaie* frapeees par les rois
-

de France. P. 1879. t. 1. Sch mied er — —


Handwörterbuch der gesamten Münzkunde.
Halle-B. 1811, Nachtrag 1815. —
Soetbecr -- Beiträge zur Geschichte des Geld- und
Münzwesens in Deutschland. (Erschien in den Forschungen zur deutschen Geschichte,
Göttingen 1862 ff. in Bd I, II, IV und VI.) Wiener Mw. I, II. meine Abhandlung über
Wiener Münzweseu, Handel und Verkehr in der vom Altertumsvorcin herausgegebenen
Geschichte dor Stadt Wien. Bd. I, II. 1897, 1902. W. X M. Monatsblatt der numis-— -

matischen Gesellschaft in Wien, seit 1*83 bisher 5 Bde., der 6. Bd. 1903 begonnen —
W. N. Z. - Numismatische Zeitschrift, herausg. von der numismatischen Gesellschaft
in Wien. 1870 ff., higher 35 Bde. Z. f X. —
- Zeitschrift für Numismatik, redigiert von

A. v. Sali et (zuletzt herausgegeben von Dannenberg, Drefsel, Menndier)


B. 1874 ff., bisher 24 Bde.

Münztarife, Valvationen, Placcards. Die Ordonnance Philipps von —


Burgund vom 8. Dezember 1499 der zum Umlauf zu-
befiehlt, dafs die Abbildungen
gelassenen guten Goldguldcn an den Türen der Kirchen, Rathäuser usw. anzuschlagen
seien Z. f. X. XX, 353).

a) X et l er l an dache Munt Eral rotten van den jaren 1474 to 1499,


Sammlungen :

herausg. von Hei maus, Herzogenbusch 1S46. Xederlant'tche Muntboerk. Amsterdam


1645. —
Deutsche Münztarifc wie die vorhergenannten ohne Abbildungen bei Hirsch,
(Lori), Sammlung des bayerischen Münzrecht««, 3 Bde., Becher, Das österr. Münzwesen
von 1524 —
183S, 2. Bd. W. 1838. Geigy. Gedruckte schweizerische Münzmandate.
Basel 18516. — Papadopoli Tariß'e <on disegni di nionrte stampatc a Venezia nel s.
XVI. Venedig 1S99— 1900, im Xu<>n, archiri» Veneto. Bd. 17 und 20. Einzelne Flug-
blätter, vielfach mit Abbildungen, haben sich in Sammlungen obrigkeitlicher Erlässe in

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§ -4. Geld, Münze, mtinzahnliche Gepräge. 13

grofser Zahl, doch sehr zerstreut erhalten. — Für Frankreich s. eine Zusammenstellung
bei Engel-Serrure, Repertoire II, 431 Nr. 6894 ff.

Die in Buchform erschienenen Valvationen werden, da man die Verfasser dieser


b)
Sammlungen nicht kennt, nieist nach den Verlegern zitiert, deren Namen ich daher
gesperrt angebe: Enaluäcibmukin Gent (um 1548) by Joos Lambrecht, mit einer
Ergänzung 1551. —
Het Thrrxoor oft schat van alle de gpecien van gouden ende . . .

»ihteren munten. Antwerpen by Guillaem van Parys 1580. Verzeichnis der bösen —
MOnzHortcn, welche vor der Zeit bis auf difs 1571 Jahr verboten. 1571. 8°. Ver-
. . . —
zeichnis» und Geprügo der groben und kleinen Münzsorten, welcher sich die Chur-
f Arsten im Obersachsischen Craifse verglichen. L. 1572. Wolfg. Stürmer auch von
0
1575, 1578, 1585 4 u. dgl. m.

c) New Müntz-Buech. M. Adam Berg, 1597, 2. Aufl. 1604. Münzbuoch, darinnen —


zu besehen die besten und schönsten sowol alte als newe Geltmünze. Hamburg,
Berndt Arents. 1631. (Die 1. Ausgabe soll nach Grote I, 450 schon 1610 erschienen
sein. Nach Lipsius I, 14 wurde das Buch auch zu Frankfurt bei Zetter und hol-
landisch zu Leeuwarden, nach Köhler, MQnzbelustigungen XIII, 168, 1631 auch zu
Hamburg bei Wolders gedruckt. (Madai besafs eine Ausgabe von 1636.) Anzureihen
sind: Hof mann L. W., Alter und newor Mttnzschlüfsol, N. 1683, 1692, 1715; Lucius
(Christ.Leonh. Leu cht). Neuer Münz-Tractat. N. 1693; 1700.
Handbücher für Kaufleute Pegolotti F. B, Prattica dclla Mercatura (um
:

1340). — Uzzano Giovanni da — il libro di Gabelle 1402, beide bei Pagnini, Deila
deeima et delle allre Lissabon und Lucca 1766, Bd. 3 und 4.
gravezze. Meder —
Lorenz. Münzbüchlein. N. 1557. —
Ders.. Handelsbuch. N. 1562. Scherhauff M. — (

Handelsbuch Wienn nach Venedig. W. 1563. —


Antorffer Wechsel darin gelehret wird,
wann zu Nürnberg, Ulm etc. ein Summa Gelts auff Wechsel genommen, wie viel man
in Antorff flämisch Gelt dafür zu erlegen schuldig, s. 1. 1568. Wechselbuch auf des —
H. R. Reichs auch andere Gulden und silbernen Münzsorten. 1604.
. . . Hof mann —
J. F.. Blühender Wechselbaum oder Wechsel und Münzreduetionstafeln. F. 1609. —
Kruse, GeldCoursen-Berechnung. Hamburg 1737. Allgemeine Schatzkammer der —
Kaufmannschaft. 5 Bde. L. 1741—1713 mit ausführlichen Angaben unter den Schlag-
worten >Geld< und > Münze <. —
Nelkenbrecher J. Chr., Taschenbuch eines Bau-
(piiers und Kaufmanns. B. 1762. Erschien in vielen Auflagen, die 20. B. 1890 unter
dem Titel: N.s Taschenbuch für Kaufleute. 1. Abt. Taschenbuch der Münz-, Mafs- und
Gewichtskunde. —
Noback Christian u. Fr., Vollständiges Taschenbuch der Münz ,

Mars- und Gewichtsverhältnisse. 2 Bde L 1851. Eine 2. Ausgabe erschien 1877.


Juridische Abhandlungen. Eine Zusammenstellung der Ansichten dor
älteren Juristen über die Münze bei Ende mann W., Studien in der romanistisch-
kanonistischen Wirtschafts- nnd Rcchtslehre. 2 Bde. B. 1877, 1883 (vor allem U, 161 ff.)
— Boy ss, M.) Tractatus varii atqne utile* de mututis. Köln 1574, vermehrt bei Bu-
delius R., de moneti«. Köln 1591. S. 343— 79S. —
Thesaurus G. A De monetarum ,

angmento, variafione et diminutione tractatus varii. Turin 1609. Die zahlreichen Disser-
tationen über Fragen des Münzrochts wollen bei Lipenius. Bibliotheca reali* juridica,
L. 1757, n, 52 ff. und Vogel, LerU'on literaturae acadcmico-juridicac, L. 1836, II 454,
unter dem Schlagwort Moneta nachgesehen werden.

§ 4. Geld, Münze, münzHlinllehc Gepräge.

Dor wirtschaftliehe Verkehr bezweckt die Befriedigung der in


1.

den Wirtschaften vorhandenen Bedürfnisse. Diese kann in verschiedener


Weise, namentlich durch Ausgleichung jeweilig verfügbarer (.lütcrüber-
schüsse erfolgen. Auf den tiefsten Stufen gesellschaftlichen Lebens voll-
zieht sich solches nur durch unmittelbare Befriedigung des wechsel-
seitigen Bedarfes, also durch Tausch, bei welchem die Wirtschaft A
Güter, dio ihr entbehrlich sind, der Wirtschaft B, die danach verlangt,

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14 Einleitung.

gegen Güter überläfst, die B missen will und A braucht. Allein so vor-
teilhaft die unmittelbare Umsetzung der vorhandenen Güterübersehüsse
gegen Gegenstände des Wirtschaftsbedarfcs für A und B sein kann,
— bei Tausch gewinnen beide Teile, ist ein uraltes Sprichwort so — ,

wird sie doch für Bedürfnisse einer halbwegs entwickelten Gesellschafts-


ordnung niemals allein ausreichen. Wie schwer wird es oft fallen, gerade
denjenigen Menschen zu finden, welcher unserm Mangel abhelfen kann
und zugleich unseres Überflusses bedarf. Noch viel seltener mag es
vorkommen, dafs sich Überflufs und Mangel in der Quantität genau ent-
sprechen, dafs, um Roschers Beispiel anzuführen, der Nagelschmied,
welcher eine Kuli eintauschen will, einen Viehhändler antrifft, der genau
so viel Nägel braucht, wie eine Kuh wert ist Selbst der mittelbare.

Tausch, bei dem A seine Überschüsse dem B in der Hoffnung über-


läfst, die von B erhaltenen Güter, die er selbst nicht braucht, bei C

gegen solche einzutauschen, deren er bedarf, wird für den Verkehr nur
selten genügen, da viele Güter nicht ohne Verminderung, ja Zerstörung
ihres Wertes geteilt, andere nicht ohne Schwierigkeit in grofsen Vor-
räten aufbewahrt werden können. Die Bedürfnisse des täglichen Lebens
drängen daher zur Einschiebung eines Gegenstandes in den Güterverkehr,
der kraft seiner besonderen Eigenschaften die Übertragung der Güter-
überschüsse ohne Rücksicht auf den unmittelbaren Bedarf der Wirt-
schaften dadurch ermöglicht, dafs er bei den einzelnen Verkehrsakten
die als Gegenwert gewünschte Ware ganz oder teilweise ersetzt. Einen
derart zur Erleichterung des Verkehres verwendeten Gegenstand nennen
wir Geld. Mit steigendem Verkehr vorliert also der Tausch überall an
Bedeutung, und die Übertragung der Güterübersehüsse erfolgt mehr und
mehr in den Formen des Kaufes, der die Befriedigung der wirtschaft-
lichen Bedürfnisse nicht wie der Tausch durch ein einmaliges Geschäft,
sondern durch Zerlegung in mannigfache Verkehrsakte zu erreichen
sucht und den einfachen Güterverkehr zum Güterumlauf erweitert.

1. Ans der überaus zahlreichen Literatur über das Geldwesen — Monier


schlitzt die Zahl der einschlägigen Schriften, die numismatischen nicht mitgerechnet,
auf — 6000, so dafs die Bibliographie einen Oktavband von etwa 300 Seiten füllen
f>

würde — seien hervorgehoben die in $ 3 am Schlüsse erwähnten juridischen Abhand-


:

lungen, ferner: (»res in ins Nikolaus (f 1382), Tractatus de origint et jure nec non muta-
tionibus monetär um. (Thunum v. Ilagelstein. Acta publica monetaria. Augsburg 1692 I,
247 ff. Kritische Ausgabe unter Beigabe der Monetac eudendae ratio de« Nikolaus Ooper-
nicu», durch Wolowski. 1\ 1864j. —
Galiani F Deila M»neta libri cinque. Neapel
,

1750. 2. Aufl. 1780. —


Abhandlung von den Grundsätzen der Münzwissenschaft aus . . .

der englischen Originalhandschrift übersetzt. Tübingen 1761. — Was


er J. IL, Ab-
handlung von» Gcldc. Zürich 1778. —
Büsch J. G.. Von dem Geldumlauf in anhal-
tender Rücksicht auf die Staatswirtschaft und Handelspolitik. Haniburg 1780 (nebst
mehreren ähnlichen Schriften über Bankgeld, Münzpolitik usw. desselbon Verfassers,
1"n6. 1780 .

Busse F. G., Kenntnisse und Betrachtungen des neueren MünzwcsonB
für Deutsche. 2 Bde. L. 1795. —
Buse G. IL, Vollständiges Handbuch der Geld-
kunde 2 Ilde. Krfurt 1800—1803. Hof f— .1 mann
G., Die Lohre vom Gelde. B. 1838.
— Oppenheim, Die Natur des Geldes Mainz 1856. —
v. Carnap. Zur Geschichte

der Münzwissenschaft und der Wertzeichen (in d. Zcitschr. f. gesamte Staatswissen-


xhaften. Tübingen 1860 S. 348 ff.) —
Grote. Die Geldlehre. L. IW',5. Knies, —
Geld und Kredit. 3 Bde. B. 1S73— 1*79. 1. Band >Geld«, 2. Aufl. 1885. -
Koscher W.,

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§ 4. Begriff und Wesen des Oelde«. 15

Grundlagen Nationalökonomie. 16 Aufl. Stuttgart 1882, § 116 ff.


d. —Ilwof F.. Tausch-
handel und Geldsurmgatc. Graz 1882. —
Hildebrand Rieh.. Die Theorie des Geldes.
J. 1883. — Wirth Max. Da» Geld. L 1884. —Ridgeway M. A.. The »rigine <>/
Mttallic currency and iceight Standard. Cambridge 1892. —
Shaw W. A.. The histury

of currency 1252 1891. 2. Aufl. London 1896 —
Rabeion E, Lcs nrigines de la tnon-
naie consideries au point de vue economique et historigue. P. 1897. —Schurtz, H.,
Grundrifs und Entstehungsgeschichte des Geldes Weimar 1898. —
Menger C, Artikel
>Geld< im Handwörterbuch der Staatswissenschaften. hcrausg. von Konrad, Elster usw.
J. 1892. 3. Bd. 730-754, 2. Aufl. bei vollständiger Umarbeitung des Aufsatzes 1900, 4. Bd
S. 60 bis 106 mit violon Literaturangabon.

2. Über das Wesen des Geldes und seine eigentliche Aufgabe im


wirtschaftlichen Lebeu ist man keineswegs einig. Zugegeben wird, dafs
das Geld in der heutigen Gesellschaftsordnung verschiedene Funktionen
hat, indem es sowohl Wertmals, bei passender Stückelung überdiefs Preis-
mafs, als auch Tauschwerüzeug, Zahlungsmittel, Werttransport- und Wert-
aufbewahrungsmittel sein kann. Man gelangt jedoch zu sehr verschie-
denen F olgerungen, die sich namentlich in der Münzpolitik eines Staates
praktisch ftufsern können und wirklich schon geäufsert haben, je nach-
dem man das Wesen des Geldes in dieser oder jener Funktion allein
sucht. Die Vertreter der Nationalökonomie, die jetzt unter dem Eindruck
der Forderungen des Welthandelsverkehres stehen, stellen heutzutage die
Eigenschaft des Geldes allgemeines Tauschmittel zu sein, obenan und
bestimmen danach den Begriff des Geldes. Eine geschichtliche Betrachtung
des Geldes darf jedoch dessen Wesen nicht einzig nach dem Stande der
letzten Entwickelungsstufe beurteilen. Sie mufs vielmehr beachten, dafs
in früheren Zeiten unter andern wirtschaftlichen Bedürfnissen wohl auch
andere Aufgaben des Geldes wichtiger erscheinen mochten, als die heute
in den Vordergrund gerückten, und dafs manches, was wir heute vor-
wiegend durch Verwendung des Geldes zu erreichen suchen, damals mit
andern Mitteln besorgt wurde. Weitere Ausführungen über diesen Gegen-
stand wolle man im geldgeschichtlichen Abschnitte (§17 IT.) nachschlagen.
Iiier sei einerseits die Tatsache kurz hervorgehoben, dafs schon sehr
verschiedene Gegenstande, je nach Zeit und Ort als Geld gedient haben
oder noch als solches verwendet werden, dafs jedoch bei vorgeschrit-
tener wirtschaftlicher Entwickelung überall Edelmetalle, Silber und Gold
als die geeignetsten Geldstoffe erkannt und benutzt wurden. Ander-
seits sei auch an das Ergebnis vergleichender Betrachtung der Geld-
zustande bei unkultivierten Völkern erinnert, dafs das, was als Grund-
lage des Reichtums und Wertmesser des Besitztums im Innern eines
Stammes Geltung erlangt und sozialen Zwecken dient (Binnengeld), in
seinen Anfängen etwas ganz anderes ist als die Tauschniittel, die von
Stamm zu Stamm wandern und sich schliefslich als allgemein will-
kommene Ware zum Aufsengeld umbilden.
2. Wie sehr
die Ansichten der Gelehrten über die Natur des Geldes auseinander-
gehen, möge man
aus folgenden Proben ersehen: Knies I, 112 1873). »Für die einen
— und ist auch jetzt noch vertreten
diese Ansicht —
kommt nur oder weit voraus
der Tausch mitteldienst in Betracht, für andere vorab der Dienst des Wert
mafs es. Wohl die größte Zahl spricht von dein Gelde ah dem Tauschniittel und
dem Preismaßstab. Wieder andere behandeln das Geld auch als den allgemeinen

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16 Einleitung.

Wertträger und als Wer tbe wah r e r. Dann int das Geld als das allgemeine
Zahlungsmittel in Erörterung gekommen, auch ata das allgemeine Leih mitte
besprochen worden. Wo und weshalb ist hier die Grenze zu ziehen ? . . . . Das Wesent-
über all diese Verschiedenheiten in seinen ein-
liche dos Geldes mufs
zelnen Funktionen hinausliegen, so dafs deshalb das Geld alle diese
Funktionen darbieten kann, oder nur die einen und nicht auch die andern.
Grote, Geldlehre, § 2 »Das Mefswerkzeug, womit man Längen niifst, ist der
. . .

Mafsstab das, womit man Schweren mifst, das Gewicht das, womit man Werte mifst,
; ;

das Geld. Es kann aber nicht jeder körperliche Gegenstand als Geld dienen. Der
Gegenstand, womit man Länge, Schwere oder Wert mifst, mufs selbst von Länge, von
Schwere und von Wert sein. Aber die verschiedenen Mensehen haben ganz ver-
schiedene Ansichten über den Wert der Dinge, und deshalb können sie tauschen.
Sobald sie aber diese verschiedenartigen subjektiven Werte gegen den Wert eines
Dinges vergleichen, das in den Augen aller gleichen Wert hat, kaufen sie. Als Geld
können nur Dinge dienen, die in den Augen aller gleichen Wert haben können.
Roscher, Grundlagen der Nationalökonomie, §116, Anm. 6: >Die falschen
Definitionen von Geld lassen sich in zwei Hauptgrnppen teilen : Bolche, die es
für mehr und solche, die es für woniger halten, als die kurrentoste Ware.< Auch
Mengers Artikel >Geld< in Konrad
Handwörterbuch der Staatswissenschaften
- Elstere
(1. Aufl., 3. Band S. 730, 2. A. 60 ff.) betont vor allem die Wareneigenscbaft
4. Band, 8.
des Geldes, das sogar »dauernd eine .Ware' bleibe, während der Warencharakter der
übrigen Güter regeltnärsig ein transitorischer ist.<
Rieh. Hildobrand, Theorie des Goldes, Kap. 1, unterscheidet drei Entwicke-
lungsstufen in der Geschichte der Ansichten über das Wesen des Geldes. »Zuerst
sieht man in dem Geld gewissermaßen den Inbegriff alles Reichtums oder die einzige
Sache von wirklichem Wert, da für Geld alles zu haben sei. Das ist der Standpunkt
des sog. Merkantilsystems. Dann fällt man in das andere Extrem und schreibt dem
Geld nur repräsentativen Wert zu oder behandelt es als ein reines Werteeichen oder
Unterpfand. Das ist die Auffassung vornehmlich der englischen Philosophen J. Locke
und D. Unrne, und endlich behauptet man, dafs das Geld eine Ware sei, die sich von
amiern Waren nur dadurch unterscheide, dafs sie nicht zur unmittelbaren Befriedigung
von Bedürfnissen, sondern als allgemeines Tauschmittel und Wertmafs diene oder 7.11
dienen bestimmt sei. Das ist die noch gegenwärtig allgemein verbreitete Anschauung.«
S. 9, 10. Alles Geld ist nur dazu da, um ausgegeben zu werden, sei es früher, sei
es später, in der einen oder andern (gewinnbringenden oder nichtgewinnbringenden)
Weise .... Dais Geld geht also auf dem Warenmarkt — (wenigstens in der Kegel) —
nur aiiH dem Grunde von Hand zu Hand, weil der eine vergleichsweise Mangel, der
andere vergleichsweise Überflufs an einer Ware hat, oder weil der eine einen höhorn
Wert auf den Besitz einer Ware legt als der andere .... Das Geld ist folglich keine
Ware, sondern vielmehr das gerade Gegenteil einer Ware.

Schurtz, Grundrifs und Entstehungsgeschichte des Geldes 1, S. 5. »Nun ist


auch das, was wir gegenwärtig ,Geld' nennen, nur eine scheinbare Einheit. Schon
eine oberflächliche Betrachtung zeigt, wie das Geld einmal als Wertmesser dient, ferner
als Mittel, die Ergebnisse aller Art von Arbeit aufzuspeichern wie os weiterhin
. . . . . .,

in der Form der Geldstrafen und Steuern rein soziale Aufgaben erfüllt, und wie es
endlich ein überall willkommenes Tauschmittel ist, das den Handelsverkehr von Person
zu Person, von Volk zu Volk aufserordentlich erleichtert. Suchen wir bei den Natur-
völkern nach den Spuren «lieser verschiedenen Eigenschaften, so finden wir sie bei
ihnen nicht nur gesondert in völlig kenntlicher Form, sondern wir erhalten auch
zugleich einen Wink, wie die im Begriff Geld schliefslich vereinigten Strömungen eng
mit der Entwicklung der Menschheit überhaupt verbuuden sind.«
Gegenüber der Ansicht, die Sittl im Handbuch der klassischen Altcrtumskde.,
VI. Anhang (1. Aufl.), §70 S. 81)3 ausspricht »Die Münze im engern Sinne ist nicht
:

eine Ware, sondern eine Au Weisung des Sumtes auf eine gewisse Summe, welche nicht
durch den natürlichen Wert der Münze, sondern durch die Autorität des Staates
gefleckt ist< (Beispiel die Notmünzen\ vertritt Babelon, Xotu? S. 26, mit aller Ent-

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§ 4. Begriff der Münze. 17

uchiedenheit da* Gegenteil La monnaic metaUiquc, instrument ordinaire des ichantje*


:

ne vaut rjue pnr la quantite de metal precieus qu'elle contient.


Eine ergötzliche Schilderung der Geldverhitltnisse auf den Inseln des Stillen
Ozean« ums Jahr 18fiO bietet der launige Brief einer Pariser Sängerin, die für ihre
Opernarien anf den Frcundschaftsinseln mit I^ebensmitteln (Schweinen, Hühnern,
Bananen usw.) bezahlt wurde. Wirtb, Das Geld, S. 6 ff.

3. Die Geldeigenschaft kann einem Gegenstande auch ohne Mit-


wirkung der Staatsgewalt lediglich durch den Verkehr erteilt werden,
die Eigenschaft einer vollkommenen Münze kann jedoch einem Geld-
stücke nur durch den Staat verliehen werden (§ 19, 3).

Münzen sind Metallstücke, die, um als gesetzliches Zahlungsmittel


zu dienen, im Namen und nach Vorschrift des Staates durch mancherlei
mechanische Vorgänge eine vorgeschriebene Form erhalten haben und
deren Wert vom Staate verbürgt ist.
Der Münzwert beruht nun teils unmittelbar auf dem Metallinhalt
des einzelnen Stückes, teils auf dem Staatskredit. Meide Kaktoren kommen
im Münzwerte gewöhnlich ne-
beneinander zum Ausdruck,
wenngleich fallweise in Behl
verschiedenem Umfang. In
vielen Fällen wiegt der Me-
tallwert so sehr vor, dafs die
Münzen nach dem Einschmel-
zen als blofse Metallbarren
noch nahezu denselben Ver- „f) cualplolwh« Republik,
kehrswert behalten, den sie nenkmtinzo *u ao Soi.il «uf den Frieden LnnMtt« UM,
vorher als Münze besafsen.
Bei Münzen, deren gesetzlicher oder Nennwert indessen erheblich höher
ist als ihr Metallinhalt, wiegt ebenso der Kreditwert vor, so in Deutsch-

land bei den als Dreimarkstücke umlaufenden Talern. in Osterreich bei


den Silbergulden und Kronen. In noch höherem Mal'se ist «las bei den
Nickel- und Kupfermünzen der Fall, die reine Kreditmünzen sind.

Oberster Zweck bei der Ausmünzung von Geld soll innner die Her-
stellung gesetzlicher Zahlungsmittel sein; dies schliefst jedoch nicht ans.
dafs der Staat der Münze auch noch andere Aufgaben zuweist. Soweit
diese finanzieller oder staatsrechtlicher Natur sind, wird von solchen
Nebenzwecken der Ausmünzung im münzgeschichtüchcn Teile (§§ 26, 28)
die Rede sein; hier sei erwähnt, dafs bisweilen Münzen benutzt werden,
um durch Bild und Aufschrift die Erinnerung an gewisse Freiguisse
bei den Untertanen wach zu erhalten. Solche Stücke sind, weil ihnen
Währungsrecht beigelegt wurde, wirkliche Münzen; sie werden zwar
mit Rücksicht auf ihren Nebenzweck als Gedächtnismünzen den
übrigen Landesmünzen gegenübergestellt, müssen aber, wie noch gezeigt
werden wird, von anderen Erinnerungszeichen, die bei gleichen An-
lässen als Medaillen oder Jetona hergestellt wurden, wohl unter-
schieden werden.
Lmchln. Numismatik. 2
18 Einleitung.

v. Ernst K., Münze (8. A. aus Karinnrsch und Heeren« technischem Wörter-
buch, Prag 1882). —l.exis im Handwörterbuch d. Staatswisseuschaften unter > Münz-
wesen«, 2. Aufl. J, 1900. Bd. 5, S. 898 ff. —
Grote, Geldlehre § 13 ff. (Münzstudien, IV).

4. Nachdem wir so dm
Begriff der Münze gewonnen haben, kann
es nicht schwer fallen, die Kennzeichen anzugehen, durch welche sich
Münzen von münzähnliehen Gebilden unterscheiden. Münzähnlich nennen
wir jene Stücke, die zwar in ihrer Erscheinung, z. B. durch das Metall,
ihre Form, die Art der Herstellung mehr oder minder den Münzen
gleichen, allein entweder nicht staatlichen Ursprunges sind, oder nicht
als Zahlungsmittel dienen sollen. Fehlt eines von diesen beiden Erfor-
dernissen, so liegt keine Münze vor. Daher sind z. B. die in früheren
Zeiten für Rechnungsführung der Behörden bestimmten Rait- oder
Rechenpfennige seihst wenn sie durch Münzberechtigte hergestellt
.

wurden, ebensowenig Münzen, als es die


von Privaten in Münzform ausgegebenen
Geldsurrogate sind, die von Schlufs des
Mittelalters an vorkommen; noch weniger
sind niünzartige Schmuckstücke, wie die
nordischen Goldbrakteaten , unter die
Münzen zu rechnen (Fig. 2, 61, 62).
Grotefend, Über Goldschmuckfunde im
Königreich Hannover Zschr. d. histor. Ver. für
Kiedersachsen 1800, S. 391. — (irote, Hl. II,

15: — R. N. B. I, 94 ff.
1, 8. — Koehne, Z.
VI, 1G2. — Stückelberg S. 177 ff. — Z. f. X. XVII,
198 — die im Kopenhairener Museum befind-
lichen münzartitfen Schmucksachen sind abge-
bildetim Atlas for NortHsk Oldkyndightai. Ko-
Flir. 2
penhagen 1S57. \'v\. auch Note zu § 10, 9.
Zierltraktent Sehiimekstürk. keine Münte.
(Menmlier, Deutsche M. III. SC.)
r
• >. Das Gebiet der Sammeltätigkeit
sich allerdings über die liier
erstreckt
gezogenen Grenzen hinaus. Man fafst daher den Ausdruck Numismatik ,

wiewohl eigentlich unrichtig, weiter, indem man ihr im ganzen folgende


Gegenstände zuweist
A. Münzen mit der aus der gesetzlieh beschränkten oder unbe-
schränkten Annahmepflicht hergeleiteten Unterscheidung von Scheide-
münzen einerseits und von Hartgeld oder K urantmünzen anderseits.
Zu den Münzen geboren auch die zur Erinnerung an gewisse
Ereignisse» geprägten, jedoch mit Währungsrecht ausgestatteten Denk-
münzen, beispielsweise die verschiedenen Geschichtstaler, Sterbe-
taler. Krönungsdukaten, Friedenskreuzer. Münzen zur Erinnerung
au die Jubelfeier der Reformation, einer Vermählung im Herrscherhause,
dann die aus dem Ertrag«- von Bergwerken und Goldwäschereien ge-
schlagenen Aus beute münzen wie die bayerischen Rhein- und Isar-
dukaten, endlich die sogenannten Notmünzen, die bei grofsem Geld-
mangel zu einstweiligem Verkehr meist in Eile angefertigt wurden und
daher nach Stoff und Gehalt, sowie der Art der Herstellung oft mancherlei
Abweichungen von den übrigen Münzen zeigen (Fig. Sie wurden .-V).

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§ 4. Verschiedene Arten Münze. 19

häufig unterweitig als Kreditmünzen, zuweilen jedoch vollwichtig als


Kurant münzen ausgegeben. Besondere Arten der Notmünzen bilden die
Belagerungsmünzen, die in einer belagerten Stadt und die Feld-
münzen, die in Kriegszeiten für die Bedürfnisse eines Heeres aus-
gegeben wurden. (Fig. 4).
Als eine besondere Art müfsen auch manche Münzvielfache be-
zeichnet werden, die mit dem Stempel einer andern Münzeinheit auf
schwererem Schrötling oder besserem Metall ausgebracht wurden. So
kommen Abschläge von Gulden- oder Talerstempeln mit doppeltem,
dreifachem und selbst noch höherem Gewicht oder in Gold als vierfache
bis zehnfache, ja selbst zwanzigfache Dukaten vor, die man füglich als
Geschenk münzen bezeichnen kann, da feststeht, dafs sie zu Geld-
geschenken, denen man ein vornehmeres Ansehen geben wollte, geprägt
und verwendet wurden. Da diese Stücke in der Regel ohne amtliche
Wertbezeichnung sind, von den Empfängern aber dessenungeachtet als

Flg. 3. Flg. i. Bclugcnuigsraunte 165W. vom (ioiirpmcur


Schwedischer Notdalcr vom Juhre 1719. der Zitadelle von Antwerpen. Mondragon,
(Kupfer.) geschlagen. (Kupfer - W. R. lt. IV. 2ft5.)

Geld ausgegeben wurden, so ritzte man zuweilen die Wertangabe hinterher

ein. Zahlreiche Beispiele findet man bei den als mehrfache Dukaten aus-
gegebenen Goldabschlägen von Talerstempeln österreichischer Münzstätten.
Dergleichen Geschenkmünzen kamen wenig in Umlauf, für den sie
sich weder durch ihre Grölse noch durch ihre Ausstattung eigneten,
sondern wurden gewöhnlich umgeprägt oder als Heckepfennig aufbewahrt.
Es gab jedoch auch Schatzmünzen im strengen Sinne des Wortes,
staatliche Gepräge mit Münzwert, die nach dem Willen des Münzherrn
dem Verkehre entzogen und blofses Schatzgeld sein sollten. Es sind
dies die braunschweigischen Lösertaler der Herzoge Julius und Hein-
rich Julius, die 1574—1588 und 1609 in verschiedener Gröfse von 2—10,
ja 16 Taler Wert geschlagen wurden, um dem Lande einen gewissen
Vorrat an Edelmetall zu sichern. Zu diesem Zwecke mufste jeder Haus-
vater einen nach seinem Stande abgestuften Betrag von diesen Münzen,
die daher »Löser« hielsen, gegen ban s Geld einlösen. Adelige nahmen
ganze Löser zu 10. der Mittelstand halbe zu ö, Geringere viertel zu
2 1/« Taler Wert, die sie auf obrigkeitliches Verlangen vorzeigen mufsten
und nicht wieder ausgeben, sondern höchstens im Notfalle versetzen
durften. Den Untertanen sollte durch diese Mafsregel ein barer Not-
pfennig, dem Herzoge aber die Möglichkeit gewahrt bleiben, dies Silber
im Bedarfsfalle gegen Kreditmünze einfordern zu können.
2*

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20 Einleitung-.

Es gibt auch Abschläge von Münzstempeln, die ungeachtet der


Wertbezeichnung keine Münzen waren. Hierher gehören die zur Erpro-
bung der Münzstempel gemachten Abschläge, die oft anderes Metall oder
gröfsere Dicke als die auszugebende Münze haben und in Frankreich
laut königlicher Verordnung vom 28. Dezember 1355 als p'wdsfnrts den
Münzbeamten bei jeder Münzerneuerung gebührten, sowie verschiedene
Münzentwürfe (essai, monnaies d'essai) die vor Einführung neuer Münz-
bilder oder neuer Münzeinheiten angefertigt, aber nicht immer zur Münz-
prägung verwendet wurden.
Keine Münzen, wiewohl für Münzzwecke hergestellt und bisweilen
sogar mit Münzbildern versehen, sind die Passiermarken (Laissez-
passer) der französischen Münzer, die zum freien Durchzug an Maut-
und Zollstätten vorzuzeigen waren, ferner die Münzgowichte zur
Prüfung der vorgeschriebenen Schwere, endlich die sog. Richtmünzen,
Richtstücke. Exagia, etalons —
in Norddeutschland während des Mittel-
alters in volkstümlicher Umdcutung Estalen, Stael,
Stahol, Stal — im Süden
Korn genannt (Fig. 5).
Sie dienten bald als Normalgewichtsstücke, indem
sie das gesetzliche Durchschnittsgewicht einer An-
zahl Stücke angaben, bald als Streichnadel, um den
Feingehalt zu prüfen, vereinigten auch wohl beide
Aufgaben. In Frankreich und den Niederlanden
wurden diese in den Ordonnanzen öfter genannten
Dickmünzen (dicken pnininc*) in Gold oder gutem
n* '
Silber ausgebracht als Geschenk an Standespersonen
Osten* irliiM-hc!' Koni uua » > r •< „ , .. , i

der Zeit k. Frii'iirich* 111. gegeben, die der Münzprägung nahestanden.


(um hm». Denkmünzen: Abramson,
Versuch über den Ge-
schmack auf Medaillen und Münzen der neuern im Vergleich
mit jenen aus den iiilern Zeiten. H. 1801 (mit dem Vorschlag. Kurrentmünzen mit
geschichtlichen Darstellungen auszugehen. —
Grote, Bl. IV, 22, 63; Koehne, Z. V,
227; VI, 335. — Dannenberg,
Kannte das Mittelalter Penkmünzen? Z. f. N. XIII,
.122, auch \V. X. Z. XIX, —
Bayerische Geschichtstaler: Grote, Bl. I. 15; II, 18;
243.
III, 271. Badischc Gedenkkreuzer, X. Z. 1871, Xr. 15. Sächsische Fricdenstaler n. n. <»
Nr. 20. Keine Denkmünzen, sondern schlechtweg gewöhnliche Münzen sind die sog.
ominösen oder wahrsagenden Münzen, hei welchen man aus Zufälligkeiten ihres
Gepräges: Stcmpelrissen. verkehrten Buchstaben u. dgl. hinterher auf die Vorhersage
künftiger Ereignisse geschlossen hat, z. B. der C'mmwells- und der sog. Winterkönig-
taler, s. Kundmann, Xuunni singulare. Breslau 1731. Seyler D. G„ Nachricht —
von wahrsagenden Münzen. L. ll'.VA; der sog. Sterbetaler Konig Friedrichs II. von
l'reufsen, s. Koehne, Z. I, 170. — Ausnahmsweise kam es vor, dafs auch die l>ri

Huldigungen unter das Volk geworfenen Jetons als Geld umliefen, wohl ohne Zwang
zur Annahme. Vgl. Pinchart. VotHpte des jetons fabru/urs /wiir itre jetes au peuple l
m 1549. R. N. B. lors des joyemes entrics de Philippe I Bd. XVI, S. 305; I* (1894.
S. .">2: jitoiU ayant COUffl comme monnaye.
Ausbeutemünzen: v. Krnst, Von Bergwerksmünzen. W. 1882. — X. '/.. 1871.
Xr. 6. — Kuli, Die Flufs golddukaten der Pfalz und Baverns. Mit. B, V (1886:. —
W. X. M. III. 438, 454; IV. 35.
Xotmünzen: Mailliet P., Catal»gue deacriptif des immnaiet obtidionale$ ei
de tteeeeeite*. I'.r. 1870 — 1873. 2 Bde. Text und 240 Taf. —
Smith. Aquila. Monty
<>/ necettity iesued in Irrland in the reign of Charte* the first (um 18GG. besprochen
von Koehne. B. Bl. LH. 120>| —
Brause Aug., Feld-, Xot- und l'.elagerungsmünzen.

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§ 4. Münzen, münziihnliche Gepräge, Gcldsurrogatc.

B. 1897. Kürzere Nachrichten vielfach zerstreut: Grote. Bl III 4G, X Z. 1871, Nr. 15;
Koehne. Z. I. 85, II. 388; Ii. X. B. I, 2, S. 14, 196 werden bleierne Belagerungsmünzen
von v. Omer
1477 angeführt. Älteste Abbildungen wohl bei Budetius, S. 5—8. Eine —
ziemlich reichhaltige Liste von Xotmünzen bei Blanchet 11,2, S. 325 ff.
GeschenkmOnzen W. X. Z. XIII, 148; Bayerische Douceurdukaten. X. A.
:

1872. 129. Goldabachlage der talerförmigen Stempel König Wladislaus" II. von Ungarn
von 6, 12 und mehr Dukaten Schwere s. Busson in W. X. Z. IX, 255.

Schatz münzen. Ktihlor. MünzbeluBtigungon I, 393. Schmied er I, 245;


X. A. 1891, Xr. 4.
Probeabschlage, Richtstücke, Stal, Pieds-forts. Kstsais. Blanchet I, 17;
R. X. B. I, 6 (1850) mit Abbildung von 10 Münzentwürfen, die 1847 von 10 verschie-
denen Stcmpelscbncidern für das Bild oinos nouen belgischen 5 Frankcnstücks ein-
gereicht wurden. —
Österreichische Kupfermünzproben s. Missong i. «1. Wiener Xumism.
Monatsheften III (1867), 55, 218. Ein Verzeichnis der Piedsfort* in der Sammlung der
Pariser Münze von 1286—1655 bietet Clerot im Annuaire IV, 308 ff. Grote Münz- —
Studien III, 220 der Stal. —
Mader, Kritische Beitrüge z. Münzkunde des Mittelalters.
Prag 1803 ff. I, 174, Xr. 99 mit Gewichtsangaben. Wiener Mw. II, 780. Das Museum —
der Pariser Münze bewahrt eine Platte mit Stempolabschlagen der mittelalterlichen Pfen-
nige von Melle. R. X. IV (1889), S. XII.
M ü n zge w i c h t e. Blanchet II, 470 ff. Diniraur et poids moni'ti/ormes ;
:

Chalon, poid* monttiformes du mvli de la France. R. X. B. II, 6 (1856). Marquis de


Lagois, Fierton* on p>rid* nionftaire» des rois de France. R. N. III, nouvelle Ser. III
(1858\ S 413. _ Ein Exagium solidi des Ricirner. Z. f. X. IX, 1.

6. Geld Surrogate,
aber keine eigentlichen Münzen sind gewisse
bisweilen von Münzberechtigten, häufiger jedoch von Privaten ausgege-
benen münzflhnliche Zeichen, denen eine beschränkte Uiulaufsfähigkeit
zukommt. Hierher gehören:
B. Privatgelder, Gepräge, die von privilegierten Handelsgesell-
schaften, wie der englischen und der niederländischen Kompagnie in Ost-
indien, 2- und 5-Markstücke der deutschen Neuguinea -Kompagnie usw.

kraft staatlicher Ermächtigung für ihre Gebiete ausgegeben wurden,


können hier wahre Münzen sein. Die in England und den englischen
Kolonien ausgegebenen Token —
deren Ausprägung in ihren Anfängen
auf eine 1653 staatlicherseits erteilte, jedoch schon 1672 widerrufene
Ermächtigung zurückführt, die Städten und Privatpersonen die Ausgabe
kupferner Halfpennies unter eigenem Wappen gestattete sind dagegen —
Privatgeld. Die Zerrüttung des englischen Scheidemünzenwesens zur
Zeit der Koalitionskriege gegen Frankreich war Ursache, dafs Ende des
18. und Anfang des 19. Jahrh. die Tokenprägung in grofsem Malsstabe
durch Banken, Berg- und Schmelzwerke und andere Private wieder
aufgenommen wurde, bis die Ausgabe und der Umlauf von Token 1818
für England und 1873 auch für die englischen Kolonien als ungesetzlich
untersagt wurde. —
Private Notgelder waren die in Frankreich 1791
und 1792 ausgegebenen midailles de amßance (Fig. 6) und die während
des nordamerikanischen Bürgerkrieges in den Vereinigten Staaten um-
laufenden münzähnlichen Zeichen (Fig. 7), die zum Teil mit Benutzung
von Briefmarken hergestellt wurden. Ein Privatgeld, das sich in der
Aufschrift selbst als moneta bezeichnet, hüben um 1844 die Jesiuten im
Kanton Freiburg für ihr Konvikt ausgegeben. Almlicher Natur sind die
Geld- oder Zahhnarken aus Messing, Kupfer oder andern unedlen Mo-

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22 Einleitung.

teilen, dio noch heutzutage bei Bergwerken. Fabriken. Brauereien, Gast-


häusern usw. im geschäftlichen Verkehr mit Bediensteten als vorläufiges
Zahlungsmittel dienen und daher auf bestimmte Münzwerte lauten. Man
aennl sie Geld- oder Zahlmarken, Berggeld u. dgl. (Vgl. $ 19, 2).

C. Me^reaux. Die münzähnlichen Zeichen aus Blei oder Kupier,


die man Frankreich und Belgien unter dem Sammelnamen Mfr&lUX
in
begreift, haben nur soweit den Charakter von Geldsurrogaten, als sie
als Anweisungen für den Bezug von Geldleistungen dienten. Solche
kommen bei vielen kirchlichen Körperschaften im 15. und 16. Jahrb.
vor und dienten bei den sog. distrihutiones in plumbo; sie sind unge-
achtet der Aufschrift moneta die sich bei einigen findet, nur Prä-
,

senzmarken, die, wie die Ratsgelder in einigen Reichsstädten, s. B.


Regensburg, verwendet wurden, daher einer Art mit den Präsenz-
inarken, die noch heutzutage bei Aktiengesellschaften zur Entlohnung
der Verwaltungsrate üblich sind. Andere Aufgaben hatten die bei den

Kl (f. 6. Mc'liiltl«' <le Cnnfliinee <lor Finna Monncron 1792. Kujifpr.

Kapiteln Münster und Paderborn vorkommenden Bursarienzoichen ,

die für Zwecke der inneren Verwaltung von den Stiften geschlagen
wurden, während die Mainzer St. Martinsgold gülden zwar wahr-
scheinlichnur Präsenzmarken für die Domherren waren, jedoch im
Gegensätze zu den französischen Mt'rcattX in Gold hergestellt wurden.
Die übrigen Mtnaux sind keine Geldsurrogatc, sondern Quittungs-
zeichen, z. Zolleinnehmer, die nur soweit als Zollrückvorgütungon
B. der
vorkamen, wieder an Geldesstatt angenommen wurden, oder Legitimations-
zeichen zur Entgegennahme bestimmter Leistungen. Zu den ersterwähnten
gehören die Mnreü, die schon 1251 in einer Verordnung der rrhn ins von
Douai erwähnt werden, zur zweiten Art die von Calvin um 1561 ein-
geführten Abendmahlspfennige, die in reformierten Kirchen vor
Empfang des Abendmahls abgegeben werden mufsten.

D. Wertmarken überhaupt, welche nicht wie die unter B und C


angeführteii münzähnlichen Zeichen zum Bezüge einer Geldsumme,
sondern irgend einer andern Leistung von wirtschaftlichem Werte be-
rechtigen.
§ 4. Geld, Münze, mflnz&hnliche (taprige. 23

a n d e «*
II 1 m
ü n z e n. Notscher uwl Van der ( h y s , De Mimten van Xcder- '

landsch India. Batavia 1863; Nahnys, Xumisniatique des Indes neerlandaise. R.N.B.
1887. —
v. Ernst, Der Levantinertaler. \V. N. Z. IV, 271. Peez ('. und Raud- —
nitz J., Geschichte des Marin Thercsiatalers. W. 1898. Meyer Ad., Prügungen —
Brandenburg Preufsens betr. dessen afrikanische Besitzungen. B. 1885. über die —
1895» anfscr Verkehr gesetzten Gepräge der Neuguinea-Kompagnie vom 20-Markstück
abwart*, s. B. Mzbl. Nr. 237.

Privatgelder. Aus dem in den Flüssen von Nordkarolina gewonnenen Golde


wurden zu Rutherfordton durch einen Deutschen namens Bechlcr in den Jahren 1831
bis 1851 5- und 2',', Dollarstücke (in den ernten 10 Jahren um 2 Millionen Dollars

geprägt, die indessen bald in die Staatsmünze wanderten und umgeprägt wurden. —
Sowohl diese Beehlcrschen als auch die von den Mormonen ausgegebenen Goldstücke
erwiesen sich übrigens als nicht ganz vollwichtig. Koehn e M. I, 387, Cber dergleichen
Privatgelder s. Babel on, Xotice S. 18, 21. Abbildungen von Monnonenmünzen, Bl.
f. Mzfr. Nr. 76 (18791, Taf. 57, Nr. 8, 10. — Helfert .T. A. v., Österreichische Münzen
und Geldzeichen von den Jahren 1848—49. W. N. Z. VI, VII, 283 ff.

Token. Hilm
catalogue of the London traders-, tarern-
II J., .4 descriptive
and cnß'cchousc tokens current in the 17. Century. London 1853, 2 Aufl. 1855. Boy u© \\\, —
Token» issued in the 17. Century in England. Wales and Ircland by Corporation», mer-
chants usw. London 1858. — Akermann J. G., Tradesmen's tolcen current in London
. between
. . . 1648—1672. London 1849 24G1 Stück':.
. . ,
— Bushnell ('. J., Arrangement of tradesmen's jgHSSät^.
enrds, . . . t«kens etc. current in America. New Vork . . .

1858. — Fber die Kupfcrpnigunir durch Private


wahrend des Krieges 1861— 1S65 soy. Boguscents).
N. Z. 1865, Nr. 2—13. Bl. f. Mzfr. 36, mit Abbilden.,
Taf. 35. — S t a n s f e d Descriptive catalogue of i i 1
,

Aitstralian tradesmen's tokens. London 1883. Vgl. -


Pl K
auch B. Bl. Nr. 99 ff. Viele Token sind beschrieben Tok ,.„ VOIll j, lhn . r
i 8 ,„ Vereinigte
bei Neu mann, Kupfermünzen, Bd. 4, Prag 1865. Staaten von Amerika. (Kupfer.)
— Cber die von Privatpersonen wahrend der fran-
zösischen Revolution (Finna Monneron und andern als Geld ausgegebenen Medailles
de confianee s. Hennin, Histoire numismatique de la revolution froncaite. P. 1826;
Engel-Serrure TraiU de nunt. moderne. P. 1897, S. 42.
Berggelder, Geld marken. 36 ff. Freiburger Ernst, Bergwerksmünzen, S.
Konviktsgeld. N. Z. 184-1, Sp. 144. Fber ähnliche Münzzeichen von Kirchen, Zwangs-
arbeitsanstalten, Festen u. dgl. Mitt. d. Berl. ntuii. Gesellsch. II, 119 (1850'; Koehn«,
B. Bl. III, 10«> V, 110. ,

Tiedt F., Die Münzen der thüringisch sächsischen Por- -

zellanfabriken. Bl. f. Mzfr. 1900, Nr. 8/9 (a. F. 245/46, mit Abbildgn.

Mcrcaux. Ria n che t


II, 406 IT. und Literaturangaben S. 520; Catalogue
de la collection Rouger 1. Jetons et mereau.c du mogen-äge /'. . in der Sammlung der . .

Kataloge der Bibliothcqne Nationale. Grote, Bl. 11,315 111,36, 45, 71 und von 209 —
ab eine Cbersetzung von A. Herrn an da Untersuchungen über Zweck und Ursprung
der Mereau.r; viele Aufsatze in der R. X. B. z. B. I, 2. S. 1 6, S. 121, II, 1. 8. 28, 211 ;

usw. —
Romans, Mereau.r et jetons ecclesiastiqucs du Danphine, Annuaire IV (1873 bis
1876 , 8. 284 mit Libra canonicorum. Libra presbgterorum usw. des Kapitels von Vienne.
Da diese Mercaur von einzelnen Kirchen auf ihren Grundherrschaften neradezu als
Geldzeichen in Umlauf gesetzt wurden, erschien 1557 eine erstliche Verwarnung soitens
der Regierung (an dllfl Kapitel von Macon\ a. a. O. 287. Abendmahlspfennig von —
Horsham, Australien, Bl. f. Mzfr. Xr. 46 (1875 Taf. 42, Nr. 10. Schottische Kirchen- ,

jetons a. a. O. 1876, Xr. 50 mit Abbildungen auf Taf. 44 Münzförmig Abendmahls —
zeichen der sächsischen reformierten Gemeinden, a. a. O. 1900, 11 Nr. 249 a. F.), 8. 151.
Bursar ie nzeichen. Zepernik, Die Kapitels- und Sedisvakanzmünzen und
Medaillen, Halle 1822, Xachtrüire 1825, 1834. Grote, Bl. III, 36.
Ratsgelder. Sehr atz W., Die Regensburj:er Katszeichen. Stadtamhof 1883.
(Bd. 37 der Verhandig. d. Hist. Ver. von Oberpfalz und Ketrensburg.')

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24 Einleitung.

7. Der Rufseren Erscheinung mehr oder minder münzähnlich, jedoch

weder Münzen noch Geldsurrogate sind


E. Medaillen, Plaketten, Jetons. Man bezeichnet mit diesen
Ausdrücken münzförmige Stücke, durch welche das Andenken an be-
stimmte Hegebenheiten oder Personen der Mit- und Nachwelt überliefert
werden soll, die sich indessen von den trüber erwähnten Denkmünzen
unterscheiden, weil sie weder Geldzweck noch Geldeigenschaft haben.
Sie sind keine Münzen, sondern in ihren edelsten Erscheinungen von
keinerlei staatlicher Ermächtigung abhängige, daher freie Betätigungen
des künstlerischen Vermögens ihrer Zeit, Werke der Kleinplastik in
Münzenform.
Der Unterschied zwischen Medaillen, Plaketten und Jetons liegt,
da alle drei den gleichen Inhalt zum Ausdruck bringen können, nur in
der äulseren Erscheinung. Medaillen und Jetons sind gewöhnlich zwei-
seitig, und rund, seltener oval, quadratisch, sechs- und achteckig, während

Flg. 8. T»lerft>niiigi- Mt»<lailU> <lf<i Erzherzogs Sigismund von Timl (um H8.Y \V. N Z. XXIV. 78).

die Plaketten einseitigund meist Rechtecke oder andere von der Münzen-
form abweichende Formen aufweisen. Auf der andern Seite stehen sich
Medaille und Plakette in der Ausführung näher; sie sind meist mehr
erhaben gearbeitet als die sehr flachen Jetons und besitzen gewöhnlich
auch gröfseren Kunstwert. Jetons werden durch Prägung erzeugt, von
Medaillen und Plaketten kommen neben gegossenen und geprägten auch
getriebene Stücke vor. Die fremden Ausdrücke weisen auch auf den
fremden Ursprung dieser Stücke. Im 14. Jahrb. nannte man in Florenz
eine kleine Münze im Werte eines halben Pfennigs eine medalia, später
bezeichnete man mit diesem Worte überhaupt alte, aufser Verkehr ge-
setzte und namentlich römische Münzen, die man seit Petrarca eifrig
sammelte. So liegt also im Ausdrucke einerseits die Erinnerung, dafs
das Schaugepräge kunstgeschichtlich an die antike Münze anknüpft,
anderseits der Begriff mangelnder Umlaufsfähigkeit.
Die Medaillen sind ein Ergebnis der durch den Humanismus wieder-
erweckten Beschäftigung mit den Kunstresten des Altertums. Man kennt
einzelne Stücke aus dem 14. Jahrb., und zwar einige geprägte oder
getriebene Medaillen oberitalienischen Ursprunges und einige grofse ge-
gossene Stücke mit dem Reiterbilde Kaiser Konstantins des Grofsen und

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§ 4. Medaillen, Plaketten, Jetons. 25

dem Brustbilde dos Kaisers


Hnraklius, die in den Nieder- vielleicht
landen zu Hause sind. In die erste Hälfte des 15. Jahrh. fallen die grofsen
Gufsuiedaillen des Viktor Pisanus, der diese Technik zur gröfsten
Vollendung brachte. In Deutschland beginnt, wenn wir von den me-
daillenartigen Erzeugnissen der Tiroler Stem]>elschneidor abseilen wollen
(Fig. 8) die Medaillenkunst erst Anfang des IG. Jahrh. Sie entwickelte sich
dann durchaus selbständig und legte auf das Bildnis das Hauptgewicht,
so dafs man geradezu von deutschen Contrefait- Medaillen spricht
und der Medailleur zum Conterfetter wurde. Die Verdeutschungen
des Wortes Medaille sind bisher wenig geglückt. Die Ausdrücke: Schau-
oder Denkmünze sind zu vermeiden, da die Medaillen eben keine Münzen
sind und es anderseits wahre Denk- und Gedächtnismünzen mit Geld-
eigensehaft gibt. Besser sind die Zusammensetzungen mit Gepräge,
Pfennig, Stück, also Schaupfennig, Denkpfennig, Schaugepräge, Schau-
stück u. dgl. Doch trifft auch dieser Ausdruck nicht immer zu, deun
man kann doch nicht von gegossenen oder getriebenen Schau-
geprägen sprechen. Der Ausdruck Schaupfennig kommt übrigens

Flg. » .letton des Heinr. Ponte«, 8in<|ts< h«rtVn Kiir 10. Frnnio!« S|>ottjc-tton (Nachahmung
zu Met« IM6 (W. X. Z. II. 648). »Ines «>ui auf Ktpoteon III

schon im 16. Jahrh. als deutsche Bezeichnung der Medaille vor. Ehr-
oder Gna'den pfenninge nannte man damals jene Bildnismedaillen
deutscher Fürsten und Fürstinnen, die, in kostbarer Einfassung mit
Schmelzwerk, Perlen oder Edelsteinen besetzt, als Zeichen hoher Gnade
mit oder ohne goldene Kette», ähnlich wie heutzutage die Orden, ver-
liehen wurden.
Wie aus dem bisher Gesagten hervorgeht, gibt gewöhnlich der
Gegenstand der Medaille, der Zweck oder der Anlafs zu ihrer Her-
stellung den Einteilungsgrund an. Man spricht von öffentlichen und
Privatmedaillen, von Personen- und Ortsmedaillen, von historischen und
religiösen Medaillen, von Preis- und Spottmedaillen, Schulpfennigen usw.
Medaillen, die sich auf eine Folge von Ereignissen, Herrschern
oder Privatpersonen beziehen und trotz der Gröfse des Zeitraums, den
sie umfassen, eine einheitliche Ausstattung zeigen, nennt man Suiten-
medaillen. Derartige Medaillenfolgen, die notwendigerweise manch
erfundenes Bildnis bringen müssen, sind im allgemeinen heutzutage weit
weniger geschätzt, als noch vor 70 und 80 Jahren.
Der Ausdruck Jeton, vom französischen jetor. in der Bedeutung
Rechnen abgeleitet, bezeichnete in Frankreich ursprünglich den Rechen-
oder Zahlpfennig und kommt als solcher vom 13. Jahrb. in den Formen:

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26 Einleitung.

jeetoir, getoir, gictoer, gerton, getton usw. vor. Als sich mit der Zeit der
Gebrauch der Rechenpfennige verloren hatte, übertrug man den Aus-
druck jcton auf kleinere, münzartige Stücke, die gleich den Medaillen
als Erinnerungszeichen dienen, die man jedoch ihrer geringen Gröfse und
ihres flachen Gepräges wegen von diesen unterscheiden will (Fig. 9, 10).
Man ist jedoch zu einer scharfen, begrifflichen Trennung der beiden Aus-
drücke Jeton und Medaille noch nicht gelangt.
Die Verwendung der Jetons als Gedächtnispfennige (Gedenkpenn inge)
scheint in den Niederlanden während der ersten Hälfte des 16. Jahrh.
aufgekommen zu sein. In Frankreich hat die Sitte, zum Jahreswechsel
dem Könige und den vornehmen Beamten Rechenpfennige aus edlem
Metall zu überreichen, gleichfalls dazu geführt, diese jetons (Vetrennes mit
geschichtlichen Darstellungen auszustatten. Eine besondere Gruppe der
Jetons bilden die auf Krönungen oder Huldigungen gesehlagenen Krö-
nungsjetons, die nach uralter, in die Zeiten des römischen Kaiserreichs
zurückreichender Sitte bei dieser Gelegenheit unter das Volk gestreut
wurden und daher auch .Auswurfmünzen missMa genannt wurden.

kik. 11. Raitpfennlge.


«! des MQiie.UH'Mrr* Huris Pehaiu (vor 152fi) b) <lo> Tiroler Kaintiierruitrats Emst von
IW N /.. VI, VII, 146.) Stuhelburs (um 1&S0). kW. N. Z. XI, 290.)

Als Plaque, Plaquette, Plakette bezeichnet man einseitige, medaillen-


artige Metallarbeiter von verschiedener, meist eckiger, seltener runder
oder ovaler Form. Dergleichen Werke der Kleinplastik waren schon im
16. Jahrh. nicht selten, da die ersten deutschen Porträtmedaillen meist
einseitig hergestellt wurden. Der Augsburger Patrizier Philipp Hainhofer,
ein bekannter Kunstfreund und Kunstagent, bezeichnet Plaketten in
einem Briefe an Herzog Philipp von Pommern (1611) als »Landsehaftlin ,

Neudörfer (16. Jahrh.) als Historien den Goldschmieden zum Treiben


und Giefsen geordnet«; beide Bezeichnungen sind offenbar den Dar-
stellungen der gerade in Rede stellenden Stücke entnommen, so dafs
man darin keinen allgemeinen deutschen Ausdruck für Plakette finden
kann. Später verlor sich die Vorliebe für diese Erzeugnisse der Klein-
kunst, bis selbe etwa im letzten Drittel des 19. Jahrb. in Frankreich
wieder erwachte und von dort aus nebst der Bezeichnung Plaque, Pla-
quette nach Deutschland und Österreich gelangte.
F. Rechenpfennige, Zahlpfennigo, Raitpf ennige, Rait-
groschen wurden beim sog. Rechnen auf der Linie benutzt, waren
alsoungeachtet ihrer münzförmigen Gestalt nur ein Rechnungsbehelf
und niemals Münze. In Frankreich läfst sich der Gebrauch von Rechen-
pfennigen, die hier, wie erwähnt, jetoir, g><U>n usw. hiefsen, bis in die

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§ 4. (Je<lenk-, Rait-, Betpfennige, Burgfricd-Bercitun-rsinün/eu. 27

Zeiten Köllig Ludwigs IX. (+ 1270) zurückverfolgen, in den burgundi-


sehen Landen schon Anfang des 14. Jahrh. nachweisen. Von hier aus
drang der Gebrauch langsam nach Deutschland vor. Re chnungen der
Stadt Frankfurt a. M. erwähnen den Ankauf von Rechenpfennigen seit
1309, die Wiener Stadtrechnungen seit 1470. Allgemeine Verbreitung
fand indessen das Rechnen auf der Linie in Deutschland erst seit Kaiser
Maximilian I., der es bei seinen Rechnnngsbehörden einführte (Fig. 11).

Piff. 12. Fiir. 1.1. Wullfalirttizoiclii'n <lt>r


•ebfinen Murin in Reffentlntxg
Venedig. Leiste Osella 17%. i-"»in. (BtakiMtMtiwnlff )

Die französische Sitte, Rechenpfennige aus edlem Metalle als Neujahrs-


geschenke zu verwenden, bürgerte sich auch in Deutschland ein. Sie
hat zu medailleiiartigen Geprägen, die mit dem Wappen des Beschenkten
versehen waren, Anlal's gegeben, ferner in Venedig zur Prägung der
sog. 0seUef die der Doge am Nenjahrstage statt eines Geschenkes von
Wildvögeln (iv lli) an die Mitglieder des Grofsen Rates verteilte (Fig. 12).

nie ii Fl*. 15 Marke des Frvilu-rrn Christoph


»Berel tungaktlppe dei
Burjjfrii-il 1'iiKtiiul, Frvih v. Welwenwolf, Konuuid,
M«rktes Prohnlelten 1719. zu Krimi, + IUI tu KiiM-huii (Kupfer.]

Für privaten Bedarf wurden dergleichen Rechenpfennige zu Nürnberg ge-


werbsmafsig von eigenen Rechenpfennigmachern verfertigt und über
Deutschland und Frankreich verbreitet. Heutzutage rinden Rechenpfennige
nur als Spielmarken noch Verwendung.
G. Burgf ried-Bereitungsmünzen. Die zahlreiche Durch-
kreuzung der Gerichtsbehörden machte in früheren Jahrhunderten von
Zeit zu Zeit die räumliche Abgrenzung ihrer Bezirke zur Pflicht der
Beteiligten. Dergleichen Grenzbesichtigungen, Burgfriedsberainungen
oder i Bereitungen«, nicht selten in den feierlichen Formen eines Um-
ritts vorgenommen, waren ein Bürgerfest und gaben in Osterreich im

17. und 18. Jahrh. Anlal's zur Ausprägung von Gedenkpfennigen mit
dem Wappen der Stadt und dem Namen des Stadtrichters, die zur
Erinnerung an die Anwesenden, zumal an die Jugend, verteilt, aucli
unter neue Grenzsteine gelegt wurden (Fig. 14).
28 Einleitung.

H. Religiöse Medaillen, Wallfahrtspfenuige, Breverln


oder Zeichen, Betpfennige (Fig. 13), sind münz- oder medaillenartige
Stücke, die von Priesterhand geweiht und von den Gläubigen als Schutz-
und Gnadenmittel getragen wurden. Sie werden in neuerer Zeit Weihe-
münzen, besser wäre wohl »geweihte Pfennige genannt. Einzelne, wie ,

die sog. > Agnus dei wurden aus Wachs oder geweihter Erde, die weit
,

überwiegende Menge indessen aus Metall hergestellt. Ihre Gestalt ist


meist oval, seltener rund oder eckig, doch kommen auch andere Formen,
namentlich Kreuze (sog. Ulrichskreuze zu Augsburg) vor. Den wich-
tigsten Bestandteil dieser münzähnlichen Gruppe bilden die Wallfahrts-
oder Betpfennige, die von Wallfahrern als Andenken an eine vollbrachte
Wallfahrt mitgebracht wurden —
zu welchen auch die sog. Benedikts-
.

pfennige gehören, die ihren Ursprung wahrscheinlich im Kloster


Metten haben.
I. Marken und Zeichen in münzförmiger Gestalt, die zu sehr
verschiedene," Zwecken dienen können, kommen in Deutschland als
Zeichen , z. B. wer herz eichen, petler zeichen in Italien als
Tesseie schon im Mittelalter vor
(Fig. 15, 1(>). Von Marken als Geld-
surrogaten wurde bereits Absatz ß
gehandelt. Aus der grofsen Menge
der übrigen Marken seien noch be-
sonders hervorgehoben
Steuer und Kontrollmarken
a)
als Beweiserfüllter Leistungen, wie
f(k 16 die russischen Bartsteuermarken,
T.fr.TH <ii muthrüh «Ii s Kran/ i r<.n ( arraro, Robotmarken über geleistete Fron-
Htrrn von Piulua (Um- IW), bei ürmidswln-
leRunBcn ronven.i.t. (K.u-fer )
,, r» .. i i r>u
dienste, Brucken- und Prlastergeld-
u
marken.
ß) Legitimationszeichen, wie die Regensburger Feld- und Holz-
zeichen, die den Inhaber zu Wachtel- und Lerchenfang, zur Ähren-
nachlese auf dem Felde, zum Holzfällen und Holzlesen in den städtischen
Waldungen u. dgl. mehr berechtigten. Anzureihen sind Ein lafszei eben,
z. B. die Regensburger Schützenzeichen, die zum Betreten des Schiefs-
standes ermächtigten, Torzeichen. Theatereintrittsmarken u. dgl.
y) Gewerbliche Marken, zu welchen u. a.
die als Beweis der
vorgenommenen Warenbeschau angebrachten Plomben, sog. Beschau-
zeichen ,
wie die Niederländischen Gilden-
gehören. Andere,
pfennige, haben als Legitimations- oder Präsenzzeichen gedient.
d) Adrefsmarken, die mit Angabe des Namens und Wohnorts von
Geschäftsinhabern zu Reklamezwecken ausgegeben werden, u. dgl. m.
münzähnlichen Gebilde, die im 7. Abschnitte unter E I auf-
Alle —
gezähltwurden, haben das negative Merkmal gemein, dafs ihnen der
Geldzweck fehlt. Sie fallen daher aufser den Bereich der eigentlichen
Numismatik und daher auch dieses Handbuches (vgl. § 2).
Mo «lallen. Den Grundsatz. dafs Medaillen und alle übrigen Stucke, welche
mit den Münzen lediglich die Prairunji gemein haben, von den Münzen zu trennen Bind,

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§ 4. Münzähnliche fieprüge; Marken. 29

verficht auch Menadier im B. Mzbl., X. F. 2 (1902) S. 18. Der Sprachgebrauch —


unterschied schon in alter Zeit die Schau pfennige oder S ch a u g r ose h e n Hcharf
von Münzen. Als der nicht münzberechtigte Freiherr Hans Siegmund von Wollwarth
den Xürnhcrger Rat bat, hier 6 Kreuzerstücke im Betrag von 100 fl. ausmünzen zu
dürfen, um sie bei Beinern Begräbnis unter arme Leute verteilen zu lassen, genehmigte-
dies der Rat am 10 Mai 1608, doch Höhten diese Stücke probiert werden, »ungeachtet
es keine Münz sondern Schaugroschen sein.« Mit B. IX, 58, W. X. Z., XVIII, Taf. II, Xr. IG
(eine Regonsburger Klippe auf dem Glflckshafen von 1586 nennt sich Bclbst SCHAU
GROSCH —
Bl. f. Mzfr, Xr. 118, Sp. 1078 (1884 Eine andere alte Bezeichnung für
.

Medaille ist G e den k g r o s c he n FIX / GEDEXC GR / ÖSCHLEIX DES / HAKEXS


:

ZV MER / GATHAIM AXXO 1581 lautet die Aufschrift auf einem ähnlichen Stück
/

bei Dudik, Des teutsehen Ritterordens Münzsammlung. W. 1858. T. XVIII, Xr. 189.
Es gab Übrigens auch münzartige Medaillen, z. B dio Hildesheimer auf die 1528 er-
folgte Vermehrung des Stadtwappens, die seit Auf. des 17. Jahrh. lange Jahre hindurch
im Metall, Gewicht und (ichalt, je nach den Wünschen des Bestellers, geschlagen
wurde. Z. f. X. XX, Anhang S. 12. Gute Übersichten über das Medaillenwesen bei
Dannenberg, Grundzüge 294 ff., Stückelberg 171; Blanchet II, 362, dazu die
bibliographische Übersicht II, 617 ff. A mbrosoli 213. Aus der sehr zahlreichen Litera-
tur über Medaillen hebe ich hervor: Bolzenthal II., Skizzen z. Kunstgeschichte d.
m«>dernen B. 1840 (veraltet).
Medaillenarbeit. —
über den Ursprung der Medaille
Fried länd er geprägten italienischen Medaillen des 15. Jahrh. B. 1883.
J., Die
Die italienischen Schaumünzen des 15. Jahrh. B. 1882. —
Schlosser J. v., Die älte-
sten Medaillen und die Antike. (Jahrbuch der kunsthistor Sammlungen des a. h. Kaiser-
hauses. W. 1896. Bd. XVII Dio Entwicklung der Medaille. W. X. Z. XXVI, S 321.
.
-
Kenner F., Vorträge über die Medaille W. X. M.III, 138 ff., IV, 27 ff.
Fabriczy Com. v., Medaillen d. italienischen Renaissance. L. 1903 (erschienen
in Sponsels Monographien des Kunstgewerbes.) —
G uif rey J., Lcs medaillom des Car-
rara, uecutees vern 1390. R. X III, t. IX. P. 1891. (Lenormant) Tresor de Nunns-
matique et de Glyptique. P. 1834—1850, 20 Bde. —
Hei Ts A.. Les midaUleurs de la
Kenaitixance. P. 1881 ff. —
Armand A., Lett medailleurs it(diens den XV* et XVI*" Huden.
P. 1883—1887. —
Dorna ni k' K., Porträtinedaillcn dos Erzhausen Österreich von Fried-
rich III. bis Franz II. W. 1896. —
Die deutsche Privat medaille d. älteren Zeit,
W. X. Z. XXIV, 76; Register zu den Xürnberger Personen mcdaillen, welche Imhof
und Will besprechen. W. X. Z. W. XX VT, 347 ältesteMedaillcure in Österreich. W. 1893
;

Peter Flötner als Plastiker und Medailleur. W. 1895 (beides: Jahrb. der Kunstsamm-
lungen des a. h. Kaiserhauses, Bd. XIV und XVI) zu letzterem die Bemerkungen von
Merzbacher in Mit. B. XVIII, XIX und Domanigs Antwort in W. X. Z. XXXII. 258.
Menadier) Schaumünzen des Hauses Hohoiuotlern. B. 1901. Die Medaillen und —
Münzen des Gesainthauses Wittelsbach, bearl»eitet vom Kgl. Konservatorium des Münz-
kabinetts (Habich) M. 1901. —
Kuli V., Studien z. Geschichte der Münzen und Me-
daillen der Herzoge von Bayern. Mit. B. I —
IV. — Beierlein J. P., Medaillen auf
ausgez. und berühmte Bayern. M. 1852 ff (Oberbayer. Archiv, Bd. X, XII. XIII, XV,
XXII). —
Bergmann Medaillen auf berühmte Männer des österr. Kaiserstaats. W. 1855.
:

2 Bde. —
Erman, Deutsche Medailleure des 16. und 17. Jahrb. Z. f. X. XII (1885),
S. 14 ff. — Simonis Julien: hart du mHailleur en lieltjiqne. Brüssel 1900.
Moderne Medaillen: Uchtwark A., Dio Wiedererweckung der Medaille. D. 1897.
Domanig. Anton Schärft. W. X. Z XXVI, 271. —
v. Loehr A., Wiener Medailleure
(mit Mitteilungen über die verschiedenen Medaillentechniken;- W. 1899, Xaclitrag 1902.
— Marx Rog., Die franzonischen Medaillen unserer Zeit. St. 1898. Mitteilg. des —
Klubs d. Münz- u. Medaillenfreunde in Wien seit 1890, namentlich da\s Beiblatt: Die
moderne Medaille zu Jahrg. 1900. —
Das Hauptwerk ist: Doinpierrc de Cliaufepie : Lex
mtdaille* et plaquettes modernen. Ihmrlein von 1898 — 1903 erschienen. 12 Lieferungen
oder 2 Bände in prächtigster Ausführung.
Spottmedai 1 le n , Stachelmünzen z. B. auf Xapoleon III., X A. 1871, S. 129,
;

X. Z. Xr. 9, 12; Schmied er I, 436, 438; Klotz, hi*tnriu numorum eontumelioxonaii


et satyricorum. Altenburg 1765: Serrure ('. l\, Quelques mednilte* *ah/riquc*. U. X. B.
I, 3, S. 404; Meifsner: über Christian Wennuth und *eine satyrischen Medaillen:

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HO Einleitung.

Bl. f. Mx.fr. Nr. 109—112


(1883) und Abbildungen auf Taf. 75. Collectio Fieweger, —
Katalog satyrischer Medaillen und Münzen. Ii. 1885.
Gnadenpfennige: Kuli, Auh bayer. Archiven. Mit, B. XIX, 23 ff., Ab-
bildungen n. a. O Taf. V, 3; W. N. Z. IV, 130, Taf. VII. Z. f. X. V, Tafel V. XI,
Taf. II (Menadier) Schaumünzen d. Hauses Hohenzollern. B. 1901, 7 Tafeln in Farben.
;

Scb ü tzen tnedail len, Schiefsklippen u. dgl. Die aus Anlafs von Schützen-
festen als Preise ausgegebenen Stücke haben zuweilen Münzwert und sind dann Denk-
münzen, so z. B. die >Gedenktalert zum Frankfurter Schützenfest 1862, die schweizeri-
schen zu den eidgenössischen Freischiefsen 1842, 1847 u. dgl., der Mehrzahl nach haben
sie aber Medaillencharakter. Riggaucr, Einige Festmünzen früherer Stuck Arm- ,

brust- oder Büchsenschiefsen. Hl. f. Mzfr. Nr. 118 ff. (1884) vgl. auch a. a. Nr. 8, 9
:
» >.

(1866, 1867), Taf. VII u. VIII.


Preismedaillon: N. Z. 1871, Nr. 10. Hierher gehören die zur Belohnung
fleifsiger Schüler verteilten Pramienmünzon, Schulpfennige, in Österreich (16. Jahrh.
auch Ehrpfennige genannt: Embletnata anniverfioria aeadetniae Xoribergensis quae eat
Altorfii. Nürnberg 1597, 2. Ausg. 1617 (Reihe von 1577 bis 1616) i. ö. Ehrpfennige. —
W. N. Z. IX. —
H. Voigt: Schulmünzen, Rechenpfennige Z. f. N. Nr. XIX., 144.
Knabl, Verzeichnis der Schulmünzen im ehem. Kurhessen. Kassel 1894. (Schul-
programm der Oberrealschule in Kassel.
Rechenpfennige, Rait- oder Z ah pf e n nige Jctons, holländisch 1 ,

Legpenninge. —
Urkundlich ist der Gebrauch der Legpennnige seit 1388 nachweisbar.
Die Mitglieder der Gelderschen Rechenkammer erhielten u. a. jährlich 5 Mark silbernes
Leggeld und 2500 kupferne Legpfennige: ähnliche Bezüge waren auch bei den staat-
liehen und landschaftlichen Rechnungsbehördcn in Österreich zum Teil bis ins
18. Jahrh. üblich. —
Literatlirangaben: Bl a n che t II, 400 und 520. de Vogt, —
Aantekningen betrekkelgk de Leg of Rekenpeningen van de Geldersehe Rekenkammcr.
Amsterdam 1869. —
Nagl A., Die Rechenpfennige und die operative Arithmetik. W. N. Z.
XIX. 309. Rechenpfennige im XVIII. Jahrh. a. a. O. XX, 407. — Werdnig G,
Die Osellon oder Münzmedaillen der Republik Venedig. W. 1889.
\V e i h o in ü n z o n , W
a 1 1 fa h r t s zc i c he n Bre v e r1 n K u n c z e Leo, Syste-
, :

matik der Weihemünzcn. Raab 1885. —


Beierlein J. P., Münzen baver. Klöster,
Wallfahrtsorte und anderer geistlicher Institute. M. 1857 —
1879 (Oberbaver. Archiv
Bd. XVII, XXVII, XXXVIII). Fortsetzung durch F. Och. M. 1897 a. a. O. Bd. L).
Friesen egg er M., Die L'lrichskrcuze. Augsburg 1895 und Mit. B. XVI, XVII;
Scb ratz, Die Wallfahrtszeichen der schönen Maria in Regensburg. Mit. B. VI,
5. 41 ff. Bcnediktuspfennige : m
S c h i e d e r L, 87 K ö h 1 e r , Münzbelustigungen, VI, 105.
;

Marken Zeichen, Tesnere : Ambrosoli, Kap. VIII; Koehne B,


aller Art,
Bl. II S. 80, vermutet, dafs diese
1S65, Tes^ere eine Art Studtgeld für den inneren
Verkehr gewesen seien. —
Beierlein J. P., Jetone und Marken von bayerischen
Städten, Orten, Klöstern. N. Z. XVIU 1850) S. 85 ff. —
Gebert, Verschwundene
Nürnberger Zeichen niittelulterl. Mit. B. VII, 107. -- Grotefend: Neuere unedierte
;

Marken: B. Mzbl. Nr. 77 f. (1887) russische l'.artsteuermarken Chaudoir. Aprnu nur :

/es monnaies rwzcs. St. Petersburg 18:56, Taf. 22, Nr. 5, 23, Nr. 1. Joseph P, —
Mittelalterliche Frankfurter Bleimarken. Bl. f. Mzt'r. 1883, Nr. 50. Elssig E., Marken —
und Zeichen der Stadt Leipzig a. a. O. 1878, Nr. 65 ff.
Robotmarken -
Wolfseggsche Mit. B. VII, 109; Neumann, Kupfermünzen V,
6, Nr. 284S2— 28 491 ;
s. Schratz,
Regensburger Ratszeiehon
Legitimationszeii'hen,
S. 12 II. Passier/eichen für den Friseur der Konigin Isabella von Spanien. N. 1871 '/..

Nr. 11, für beurlaubte schwedische Soldaten (17., 18. Jahrh) X. V. 1**0 Nr. 6. Ge- —
werbliche Marken Dirks de Xoord, Xederlandsrhe (iildepcnningen Haarlem
1878/7», 2 Bde. —
Münchener Rabattmarken, W. N. M. III, S, 340.

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Erster Teil.

Allgemeine Münzkunde.

I. Hauptstück.

Die äufsere Beschaffenheit der Münze.


Die äufseren Merkmale der Münze, die als sinnenfällig das Erkennen
und Beschreiben der Münze ermöglichen, sind a) die chemische Zu-
:

sammensetzung, der Münzstoff; b) die Form; c) die Gröfse; d) das Ge-


wicht; e) das Gepräge.

§ 5. Münzstoffe.
So grofs die Mannigfaltigkeitder von alter Zeit her als Geld ge-
brauchten, zum noch heute bei wilden Völkern verwendeten Stoffe
Teil
{§ 4, 1) ist. so haben doch die Metalle überall bei steigender Kultur
die andern Geldstoffe aus dem ordentlichen Verkehr verdrängt. Dies
läfst auf eine besondere Eignung der Metalle zu Geldzwecken schliefsen,
die in der Tat vorhanden ist. Die Metalle sind eben dauerhafter als
viele andere Geldstoffe sie lassen sich ohne oder mit geringem Wert-
:

verluste aufbewahren, können ohne Wertvernichtung beliebig geteilt


und infolge ihrer Sehmelzbarkeit wieder zu Stücken vereinigt werden,
lassen eine dauerhafte Bezeichnung zu u. dgl. Doch ist die Eignung zu
Geldzwecken nicht bei allen Metallen im gleichen Mafse vorhanden,
sondern weit überwiegend bei den sog. Edelmetallen. Diese haben durch
ihr gefälliges Ausse hen und ihre natürliche Seltenheit einen hohen Tausch-
wert und zeigen derartige Gleichförmigkeit, dafs es nicht, sowohl nach
ihren Eigenschaften verschiedene Arten, sondern blofs verschiedene be-
liebig regelbare Feinheitsgrade von Gold und Silber gibt. Es sind daher
die Edelmetalle der vor allem zweekmäfsige Stoff für die Münze, doch
haben das Bedürfnis, kleine Wertbeträge in bequemer Münzform dar-
zustellen und zuweilen andere Ursachen beigetragen, dafs zu allen Zeiten

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32 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

und fast aller Orten auch Münzen aus anderem Metallen angefertigt
wurden.
Roscher, Gründl, d. Nationalökonomie IG. A. (St. 1882} § 119, 120, 135 ff.
Schürt*, Entetohungsgosch. d. Geldes. (Weimar 1898), 112 ff. Stückelberg, Mttnz-
saminler (Z. 1899) S. 4 ff. Dannenberg, Münzkunde (L. 1899) S. 7; En gel
Serrure, Tratte de Numismattque du M. A. I. (P. 1891), Introdnclion % III. —
Sabatier J. et L. Production de Vor, de Varyent et du ettivre chez les anciens
:

(St. Petersburg 1850). Nies, Tber Münznietalle und sog. Ausbeutemünzen. (St. 1893,

Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württemberg. 49. Jahrg.) Neu mann
Iternh , Die Metalle, Geschichte, Vorkommen und Gewinnung nebst ausführlicher
Produktions- und PreisHtatiatik (Halle 1904).

2. Gold wurde schon bei den Völkern des Altertums, insbesondere

von den Griechen und Römern zu Münzzwecken verwendet. Seit der


Mitte des 3. Jahrh. n. Chr. war indessen in der Goldmünzung des römi-
schen Kaiserreiches eine greuliche Unordnung eingerissen, die erst Kon-
stantin der Grolse dadurch beseitigte, dafs er die angenommene Stückelung
von 72 solidi aus dem Pfund Feingold genau einhielt und seinen Nach-
folgern überlieferte. Dieser Goldsolidus und mehr noch das von den
späteren römischen Kaisern geschlagene Drittelstück (Trinis, Tremissis)
wurde mafsgebend für die Goldprägung in den germanischen Reichen
der Goten, Burgunder und der Franken. Diese Goldprägung hielt im
Abendlande an, solange der Goldvorrat dauerte, den man an den im
Lande befindlichen römischen Goldstücken und Schmucksachen besafs.
Als dieser erschöpft war und weder Bergbau noch Handel genügenden
Zuflufs boten, half man sich mit immer stärkerem Silberzusatz, bis man
zuletzt bei geringhaltigem Blafsgold angelangt war. Solcher Art sind
die jüngsten Gepräge der Merowinger; später wiederholte sich der gleiche
Vorgang in Benevent, Oypern, Byzanz usw. Mit dem Regierungsantritte
der Karolinger hörte im allgemeinen die Goldprägung im Frankenreiche
auf, »loch wurde dieselbe unter Karl dem Grofsen und Ludwig dem
Frommen, die ihren Goldbedarf möglicherweise aus den in den Awaren-
ringen erbeuteten Schätzen deckten, in geringem Umfange wieder auf-
genommen auch dauerte der Goldinnlauf in Friesland und in Bayern
,

noch längere Zeit fort. Im übrigen aber hörte in Europa vom 9. bis
zum 13. Jahrb. die Goldprägung fast ganz auf und nur die Staaten im
äufsersten Osten und Westen, die byzantinischen Kaiser wie auch die
arabischen Herrscher versorgten noch den Verkehr mit Goldmünzen
(Byzanthis und Marabutinm}. Die infolge der Kreuzzüge entstandenen
lebhaften Handelsbeziehungen führten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh.
zunächst in den romanischen Ländern (Italien, Frankreich. Spanien)
wieder zur Goldprägung, die im 14. Jahrh. auch in den germanischen
Staaten aufgenommen und seither ununterbrochen fortgesetzt wurde.
Doch wird das Gold jetzt selten chemisch rein als Feingold, sondern
meist mit einein absichtlichen Zusatz an Silber oder Kupfer, mithin
legiert, zur Ausmünzung verwendet. Gold mit starkem Silberzusatze
hiefs im Altortume Ehdrum und war längere Zeit an den Küsten des
ägäischen Meeres ein beliebter Münzstoff. Dem Mittelalter war zwar
dieser Name, nicht aber die Sache selbst, unbekannt, wie die ober-

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§5. Münzstoffo: Gold, Silber. 33

wähnten Blafsgoldmünzen und manche unter den späteren Goldgulden


dartun.
Du Gange, Glossarium media; et infinue Latinitatis (benutzt wurde die letzte
durch L. Favre besorgte Ausgabe, Niort, 1883 ff.) unter Auntm. — Hofmann K.,
Zur Geschiebte der antiken I^gierungen. W. N. Z. XVII, S. 1 ff. — annähernde Be-
stimmung der Mischungsverhältnisse einiger ElektrummÜnzen Z f. X. XI, 161. — Be-
rüchtigt waren um 1500 die Lütticher Postulatguldcn aus Blafsgold, die mehr als die
Hälfte Silberzusatz hatten.

3. Silber wurde im Altertume schon vor dem Golde zu Münzen


verarbeitet und beherrschte den abendländischen Verkehr von den Karo-
lingern angefangen durch viele Jahrhunderte. Es ist wohl der am wei-
testen verbreitete Müuzstoff. Technische Schwierigkeiten, namentlich
der Verlust durch Verflüchtigung beim Umschmelzen, haben die Schei-
dung des von beigemengten unedlen Metallen die längste Zeit
Silbers
erschwert. Erst in unseren Tagen ist die Herstellung von 998 bis 999
Tausendteile feinem, also nahezu chemisch reinem Silber im grofsen ge-
glückt. Man hat daher im Mittelalter ein Silber mit etwa %4 Beimen-
gung, oder 958 Tausendteile fein, das sog. Königsilber, Argent le Roi
schon als sog. purissimum argentum angesehen imd bei der Legierung
vermutlich so behandelt, als ob es chemisch rein oder fein wäre.
Es blieb dann der vorgeschriebene Feingehalt der Silbermünzen, sofern
dieser Zusatz nicht wie in Frankreich in Rechnung gezogen war, hinter
dem tatsächlich erreichten etwas zurück, ein Umstand, der später (§ 18,
10) noch zu besprechen sein wird. Das feine Silber wurdo indessen
nur selten ungemischt vermünzt in dor Regel erhielt es noch einen ab-
;

sichtlichen Kupferzusatz, angeblich um die Münze widerstandsfähiger zu


machen, in Wahrheit meist, um den Münznutzen zu vergrößern. Daher
ist auch der Feingehalt der Silbermünzen im Mittelalter trotz aller Anläufe

zur Besserung im ganzen immer tiefer gosunken.


Der Feingehalt wurde früher in Deutschland bei Goldmünzen in
24 Karat zu 12 Grän (— 288 Grän) beim Silber in 16 Lot zu 18 Grän
(= 288 Grän) eingeteilt. Gegenwärtig erfolgt dio Angabe des Feingehaltes
fast allgemein in Tausendteilen fmillinnesj des chemisch reinen Metalls,
das als Einheit = angenommen wird. Es entspricht daher eine
Goldlegierung von 18 Karat I8 =
/24

216 Grän oder eine Silberlegierung
von 12 Lot 6
=% =216 Grän 750 Tausendtoilen (0,7507). Das nähere
darüber wolle § 22, 5 nachgesehen werden.
einem Zusatz von mehr als der Hälfte Kupfer heifst
Silber mit
jetzt Der Ausdruck stammt aus dem mittelalterlichen Latein,
Billon.
biUio, und bezeichnete eine kupferne oder doch stark kupferhaltige
Münze, zuweilen aber auch Münzgut (Pagament) schlochtweg. (Daher
das englische hidüon für ungemünztes Edelmetall.) Überschreitet der
Kupferzusatz mehr als drei Vierteilo der Mischung, so spricht man von
schwarzem oder kupferähnlichem Billon, argentum nigrum, in den Nieder-
landen moneta argmtosa. Überwiegt das Kupfer so sehr, dafs dasselbe
beim Weifssud nur als dünnes Häutchen die Oberfläche bedeckt, so be-
zeichnet man den Münzstoff als »Weifskupfer <.

L us cb In, Numismatik 3

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34 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Du C a n g e unter A rijentum und Moneta


, ; m
van Ii i e s d i <• k, Memoire nur
la compnsition chimique den monnair» necrlandaisea et mr Ja vnlatili*ntion de Vargent
(Archivcs neerlandaiHes 1868, III). —
Argent le Roi vgl. Saulcy, RerucU, I, S. 7;
Monnai noire, R. X. 1847, S. 437 ff., 1848. S. 404 ff.. (Rouyer). - Montta argentoaa,
Z. f. N. XX, 353; Weif h k u p fe r , zur Bezeichnung der sog. mminaie sausse (Seeck
in Z. f. X. XVIT, 113 ff.) entspricht dem Ausdruck cuivre blanchie für Mittelaltermünzen.
Coster in K. X. B. I, 6, S. 215. Bibra E. v.: Über alte Eisen- und Silborfunde. X. u.
L. 1873.

4. Kupfer, das im Altertume vielfach als Münzstoff gedient hat.


wurde im Mittelalter zu diesem Zwecke wenig verwendet. Nur die auf
römischem Reichsboden gegründeten germanischen Staaten der Vandalen,
der Ostgoteri und Angelsachsen haben Kupfermünzen ausgegeben.
Ferner kennt man Kupfermünzen des frühern Mittelalters aus den unter
byzantinischem Einflüsse stehenden Teilen Unteritaliens und ohne Zeit-
beschränkung für das oströmische Reich. Im übrigen Europa gab es
vom 13. Jahrh. angefangen viel schlechte Billon-, selbst Weifskupfer-
münzen, die heute wegen Ansehens häufig für Kupfer-
ihres kupfrigen
münzen angesehen werden, in der Tat jedoch herabgekommenes Silber-
geld sind und als solches ihren Umlauf hatten. Vom 16. Jahrh. ab be-
gann wieder hie und da die Kupferprägung, allgemein wurde sie jedoch
in Europa erst vom 18. Jahrh. an. In den orientalischen Staaten, na-
mentlich in Indien reicht jedoch die Kupfermünze vom Altertume bis
in die neueste Zeit ohne Unterbrechung fort.

Das Kupfer wird nicht nur rein, sondern in Mischung mit andern
Metallen zu Münzen und mehr noch zu Medaillen, Jetons, Marken u. dgl.
verarbeitet. Die häufigsten Kupferlegierungen, die zu diesem Zwecke
verwendet werden, sind :

a) Messing, orichalcum, eine Mischung von Kupfer und Zink, die


je nach der Gröfse des Zinkzusatzes rot, gelb oder weifs erscheint und
daher als rotes, gelbes und weifses Messing bezeichnet wird. In China
wird Messing als Münzstoff seit den ältesten Zeiten benutzt, in Europa
wurde und wird es vorwiegend für Jetons und Marken verwendet.
b) Die Bronze, eine Mischung von Kupfer, Zinn und Zink, bereits
im Altertume einer der beliebtesten Münzstoffe, der sieh durch feines
Korn und beträchtliche Märte auszeichnet, auch weniger leicht als das
blofse Kupfer rostet, wird heutzutage bei oiner xMischung von 8— 12%
Zinn, 2— 3°/0 Zink und etwas Rlei mit Kupfer vorzugsweise zu Medaillen,
bei geringerer Zusetzung von Zinn und Zink auch für Scheidemünzen
verwendet. Das sog. Gloekengut (78°/0 Kupfer und 22°/0 Zinn) und
die Kanonenbronze (90°/0 Kupfer und 10 u 0 Zinn) eignen sich weniger
/

zu Münzen und wurden nur in Ausnahmsfällen für solche benutzt; so


sind beispielsweise Frankreich zur Zeit der grolsen Revolution die
in
zuerst ausgegebenen Sou- und Doppelstücke aus eingeschmolzenen Kirchen-
glocken hergestellt worden.
Bibra ErnHt Frbr. v. Die Bronzen- und Kupferlegierungen der itlteHten Völker.
Erlangen 1869: Münzen au» Glockeiimetall. W. X Z. XIV, 417; W. X. M. V,
Xr. 205 (1900 .

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§ 5. Münutoffe : Kupfer, Platin, Zinn, Nickel usw. 35

5. Gold, Silber und Kupfer werden nahezu auf der ganzen Erde

als MünzstofFe benutzt, die übrigen Metalle und Metallmischungen wurden


für solche Zwecke nur zu gewissen Zeiten oder in einzelnen Ländern
verwendet.
Platin gehört zwar zu den Edelmetallen, wurde jedoch nur in Rufs-
land, und zwar in den Jahren 1826 —
1845 zur Ausprägung von 3-, 6-, und
12-Rubelstücken und Jetons gebraucht, dann aber wegen der leichten
Verwechslung mit Silber wieder aufgegeben.
Zinn wurde in Europa wegen seiner Weichheit nur zu Notmünzen,
also ausnahmsweise, z. B. 1743 zu Eger benutzt; in Ostindien gab es da-
gegen zu Taverniers Zeiten (17. Jahrh.) einige Reiche, in welchen nur
Zinngeld umlief. In England wurde Zinn zum Münzmetall unter Karl IL,
doch hörte die Zinnausmünzung hier 1692 auf. Häufig wird Zinn für
Medaillen verwendet, namentlich in seinen verschiedenen Mischungen,
z. B. als Britann iametall, das eine Zinn-Antimonlegierung mit etwas

Kupfer und widerstandsfähiger als das unvermischte Metall ist.


Zink war den Alten als Metall unbekannt, wohl aber hat man
durch Beimischung von Zinkerzen (Galmei) schon sehr früh Zinklegie-
rungen, namentlich Messing hergestellt, die man als Münzmetall ver-
wenden konnte. Münzen aus Zinkmetall gab es nur in einigen asiatischen
Staaten
Auch Blei ist als Münzstoff zu weich und überdies der Verwitte-
rung ausgesetzt, doch wurde es allezeit von Münzfälschern gerne ver-
wendet und diente ab und zu zur Herstellung von Notmünzen. In
neueren Zeiten hat König Friedrich III. von Dänemark um 1660 große
und kleine Geldstücke aus Blei prägen lassen, am häufigsten sind jedoch
Bleimünzen in China und Ostindien vorgekommen. Marken, Medaillen
und Plaketten aus Blei sind nicht selten. Auffallend jedoch ist die
Nachricht, die Budelius (I. S. 7) mitteilt, dais zu seiner Zeit, also Ende
des 16. Jahrh., in England bleierne Münzen in Umlauf gewesen seien.
Da Budelius nur nach Hörensagen erzählt, so dürfte seine Angabe wohl
eino satyrische Anspielung auf die Zerrüttung im englischen Münzwesen
sein, die erst unter der Königin Elisabeth behoben wurde.
Nickel, ein silberähnliches Metall, das sich in der Luft nicht ver-
ändert, soll in Vorderindien schon im 3. Jahrh. v. Chr. zu Münzen ge-
braucht worden sein. Reichlichere Verwendung zu Münzzwecken fand
es erst seit einem halben Jahrhundert, und zwar als Ersatz des Billon
bei Scheidemünzen. Zur Herstellung dienen meist Legierungen des
Nickel mit Kupfer, in der Schweiz zeitweise sogar mit Silber, nur aus-
nahmsweise, wie in Österreich, benutzt man reinen Nickel.
Eisen, zu Münzzwecken wenig geeignet, diente vereinzelt zur Her-
stellung von Gufsmedaillen und war bis ins 19. Jahrh. der Stoff der
geringsten Scheidemünze Doosa-Seni in Japan. Eisengeld in verschiedenen
Gestalten, bald rohe Eisenstücke, bald geschmiedet als Stab, Spaten,
Lanzenspitze, Messer usw., vermittelte den Verkehr im Innern von Afrika.
Die übrigen Motalle und Metallmischungen kommen für Münz-
zwecke fast gar nicht in Betracht. Der Potin, ein Metallgemisch von
3*

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36 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

grauer Farbe (angeblich Kupfer, Zinn, Zink und Blei und Silber), %
gehört nur dem Altertume an. Eine gröfsere Menge Alexandriner Tetra-
drachmen von Claudius I. und der Antonia aus Potin, die wegen schlechter
Erhaltung eingeschmolzen wurden, ergab auf 1000 Teile 0,251 Silber,
0,001 Gold (W. Nuni. Monatshefte, HI. 68). Das Aluminium hat die
Hoffnungen nicht erfüllt, mit welchen es begrüfst wurde, und dient zur
Anfertigung wenig geschätztor Medaillen. Geradezu Kuriositäten sind
Medaillen aus seltenen Metallen, wie Palladium, oder aus den wunder-
lichen Metallgemischen der sog. alehymistischen Stücke.
Zinnmünzen: Iloblin im Numismatic Chronicle 1877, X. S. XVII, S. 358 ff.
Schniieder I, 478. Bleimünzen: Schmieder I, 50; Eisengeld: Schmieder I,
155; Schürt« 148; X. Z. 1840, S. 80; 1871, S. 47. Koehne in It. X. B. in, Bd. 1. —
W. N. M. 1.(1886) S. 158. Platin W. N.M. IV (1897), 35, 46. Nickel münzen: Heyne-
:

mann in F. Mzbl. 1884, 208, 235, 249. F. Mzztg. I, 206, 291. v. Ernst, Medaillen
aus nicht .gewöhnlichen oder seltenen Metallen. W. N. M. IV (1897), S. 13, 25. Me-
daillen aus Palladium: N. Z. 1870, Nr. 7, R. X. B. B.i. 26 (1869), S. 477; aus Alu-
minium: W. X. M. I (1890), 354. Alchimisten münzen usw. Reychcr, de numis ;

ex chymico metallo. Kiel 1692. W. N. Z. XXIII, 346 /Ryszard), XXIX, 322 (Bauer).

6. Nach dem
in § 4, 3 Gesagten ist die Herstellung aus Metall
ein wesentliches Kennzeichen der Münze, mit andern Worten: nur Metalle
sind Münzstoffe. Dagegen können Geldzeichen und müuzähnliche Gegen-
stände, Medaillen, Jetons, Marken usw. auch aus Papier, Leder, Holz,
Horn, Bein u. dgl. verfertigt worden. Hervorgehoben sei das völlig münz-
gleiche papierene Notgold, das 1573 in der belagerten Stadt Leyden
durch Prägung hergestellt wurde, und erwähnt, dafs die sog. orientali-
schen Glasmünzen ungeachtet der Münzaufschriften, z. R. »ein Dinar ,

weder als Münze noch als Geld, sondern lediglich als Münzgewichte
gedient haben. Dagegen waren in Siam noch vor einem Menschenalter
Geldzeichen aus Glas und Porzellan in Umlauf, von welchen die jüngsten
in den Jahren 1873 bis 1876 ausgegebenen das Bildnis dos jetzt regieren-
den Königs Chulahlongkorn und die Wertangabe tragen und für Geld-
marken öffentlicher Spielhäuser angesehen werden. Ledergeld als An-
weisung auf künftige Zahlungen gaben aus: der venezianische Doge in
den Kriegen 1122 bis 1120, König Johann von England während der
Baronenkämpfe, Ludwig IX. von Krankreich in seiner Gefangenschaft,
Kaiser Friedrich II. während der Belagerung von Faenza 1240 u. a. m.
(vgl. § 18, 6).
Ledermedaillen: Z. N. XXII, Anh. 9 (eine Scheidemünze aus Leder kur-
f.

sierte 1570—80 auf der Insel Man). Kokue B. Hl. IV, 350 —
s. auch W. N. M. I (1885),

S. 76, 80. — Ostasiatische Porzellanmilnzen: Kainx in B. Mzbl., Xr. 177 ff. (1895);
G ii in mi-Tuken (Chile) X. A. 1872, Nr. 5, (5.

§ 6. Gestalt, Gröfsc und Gewicht der Münze.


1. Die aus welchen durch Aufdrücken des
rohen Metallstücke,
Geprags die Münzen entstehen, werden in unbezeichnetem Zustande
Schrötlingo genannt; bei gegossenen Stücken ist die Guisform, bei
geprägten die durch schneidende Werkzeuge erzeugto Gestalt des Schröt-
lings für den Umrifs der Münze bestimmend.

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§ 5. Münzstoffe. § 6. Gestalt der Münzen, Klippen. 37

Kenner Die Anfänge des Geldes im Altertum. (S. B. d. W. Akad. 18G4,


Fr.,
Bd. XIJII, S. 382. Dickinson W., On ihe jewel or ring monney of the inferior of
A/rica. Numismatic Chronirle. Heft 23 (1844), 43 (1849), Hoare E., On some Celtir
Ring Money trith pointed ends similar to the African Ring currency, a. a. O. Nr. 24
(1844). Morel Fatio im Bulletin de la Suc. suisse de numismatique, Genf 1886.
2. ist wesentliches Kennzeichen der Münze,
Metall als Münzstoff
dagegen ist Form, die man dem Metalle gibt, an sich nebensächlich.
die
Man hat in der Tat Münzen sehr verschiedener Gestalt, wenngleich die
runde weitaus überwiegt, weil die Erfahrung gelehrt hat, dafe die Ver-
wendung runder, mäfsig dicker Metallscheiben für Münzzwocke am vor
teilhaftesten ist. Öfters kommen auch eckige Münzen vor. Im Mittel-
alter hat das Bestreben,die Zahl der zur Prägung ungeeigneten Mctall-
abschnitzel zu vermindern, manchmal dazu geführt, die
(Abschrote)
Schrötlinge mit der Blechschere viereckig zu schneiden, doch wurden
dann in vielen Fällen die Ecken durch Niederhäinmern der Seiten aus-

Fig. it. Vlertelüüer-Klipp* de« Ersbi schob Max Sittlcua von Salzburg 1610.

gerundet, so dafs in der Mitte das Metall als unregelmäfsiges Viereck stehen
blieb. Dies ist der sog. Vierschlag, der sich auf süddeutschen Münzen
vom 11. Jahrh. an findet (§ 10, 4, Fig. 49). Bleiben die Ecken des Schröt-
lings scharf und ist dieser nicht blechartig dünn, so nennt man das
Stück eine Klippe, nach dem schwedischen klippa, das so viel als .

*mit der Schere schneiden* heilst. In der Tat ist Skandinavien das
Ursprungsland der Klippen. Man kennt eine dem norwegischen Jarl
Hakon 989 bis 995 zugeschriebene Klippe, die indessen gleich einem im
Budapester Nationalmuseum ausgestellten Gegenstück König Belas L
(1131 bis 1141) vereinzelte Münzproben sind, da runde Münzen gleichen
Gepräges vorkommen. In Umlauf gebracht wurden Namen und Form
durch die Unionskünige seit Christian L, der um 1460 geringhaltige
» Klippinge i auszugeben begann. Seit dem 16. Jahrh. kommen Klippen
.

auch in Deutschland, und zwar zuerst bei Notgeldern vor, doch hat man
in einigen Ländern, vor allem in Sachsen und Salzburg, an dieser Form
solchen Gefallen gefunden, dafs Klippen auch für den gewöhnlichen
Verkehr durch Aufprägung runder Stempel auf viereckige Schrötlinge
hergestellt wurden. Die gebräuchliche Klippenform ist (juadratisch, selten
sind sie drei-, fünf- oder mehreckig, eine Gestalt, die nur bei Geschenk-
38 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

münzen, Münz] »ruhen, Medaillen, Jetons und Marken vorkommt. Den


Münzproben und Geschenkmünzen gab man bisweilen noch andere Um-
risse; so sind z. B. Abschläge von Dukatenstempelu auf halbmond-
förmigen oder sternartigen Sehrötlingen von 2 bis 10 Dukaten Gewicht
aus Siebenbürgen bekannt.
Klippen. Schmieder I, 256 ; norwegische von Ilakon .Tarl: Koehne, Z. VI,
Taf. III, Nr. 1 und M. III. Taf. XVII, 11. Eh gibt auch dünne Blechmünzen von vier-

eckiger (iewtalt, beispielsweise hiiutig in der Schweiz wahrend des 13. 14. .fahrh. (Fig, 48',
doch ist die Bezeichnung Klippe für diese Stücke nicht üblich. Man spricht eher von
viereckigen Brakteaten. Skibenbürgische Klippen, sechs- und achteckig, Münzproben
auf halbmondförmigen Sehrötlingen und dergleichen Sonderbarkeiten, abgebildet bei
Besch, Siebenbürgische Münzen und Medaillen von 153H bis zur Gegenwart. Her-
mannstadt 1901, Tafel 48—53.

3. Die ältesten Rubel in Rufsland waren gestempelte Silberbarren,


die Kopeken vor Kaiser Peter dem Grofsen breitgequetschte Silber-
klümpchen von ganz regellosem Umrifs. Gold- und Silbermünzen

Flg. 18. Gnldengroschen des Erzherzogs Sigismund von Tirol 148fi.

Barrenform gab es in Japan, und kupferne von 1 bis S Stüber Wert


(sog. Bonken) vermittelten den Kleinverkehr in Niederländisch -Indien.
Kurze, zu Klumpen zusammengebogene und abgestempelte Silberstangen,
die von der Regierung in abgestuftem Gewicht ausgegeben wurden,
waren bis über die Mitte des 19. Jahrb. Geld in Siam; kleinen, auf einer
Seite abgeflachten Goldtropfen ähneln die ostindischen Pagoden, flache,
ovale Scheiben waren die japanischen Kobangs, noch andere Formen
wiesen die chinesischen Scheidemünzen auf, und zwar Umrisse einer
Fischgabel, eines Messers, einer Glocke usw., bis man auch hier den
Vorteil einer kreisrunden Scheibe erkannte. Damit man jedoch die
Stücke nicht blofs aufeinander legen, sondern zur Erleichterung der
Zahlung auf Schnüren gereiht wie unsere Geldrollen verwenden könne,
haben die Chinesen und Japanesen ihre aus Messing oder Eisengufs
hergestellten Scheidemünzen mit einem viereckigen Loch in der Mitte
versehen. Aus andern Gründen, nämlich um die Verwechslung mit
gleich grofsen Silbermünzen zu verhindern, sind in allerneuester Zeit
auch in Belgien Xiekelniünzen gelocht ausgegeben worden, die sich im
Verkehr bewahrt haben. Befremdlich ist auch die schüsseiförmige Aus-

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# 6. Ungewöhnliche Münzfonnen; Durchmesser der Münzen. 30

bauchung des Schrödings, die Jahrh. aufkam und seit


in Bvzanz im 11.
dem Ende des 13. Jahrh. auch in Norditalien in Venedig, Verona, Friaul
usw. namentlich für die sog. Piaoli üblich wurde (Fig. 20).
Abbildungen alter Rubel bei Koehne, M. V, Taf. 6, 7 und VI., 22; Z. f. X. XV,
27; viereckige u. ovale Münzen von Japan und Kochinchina s. Luch mann, Xeueste
Münzkunde. L. 1860, T. 31, 36. Bonken vgl. — Xoumann,
Kupfermünzen. Trag
1863, III, Nr. 20387 ff.; über Siamesische Münzen Jos. Haas in W. X. Z. XII, 458.

4. Nächst dem Umrifs kommen für die


äufsere Erscheinung der Münzen die GroTsen
Verhältnisse, und zwar
bei runden Stücken der
Durchmesser der kreisförmigen Oberfläche
einerseits, die Stärke oder J>icke des zvlin-
<lrischen Schrödings anderseits in Betracht.

Im Altertum waren Münzen von grofsem


Durchmesser nicht beliebt; die gröfsten der-
selben, sogar die zu andern als Münz-
ja
zwecken geschlagenen Medaillons erreichen
selten die Gröfse eines Talers und überschrei- Fl*. 19.

ten dieselbe fast niemals. Dagegen übertreffen Rruktt'Ut dM 1-ntnlgruIVn I ulw . II.
v. Thüringen II 10 — 1 IT» «tagt 0,83 g.
sie die später üblichen Schrötlinge gleichen Archiv II. IV. Taf. 47.)
i

Durchmessers an Dicke, sind also vergleichs-


weise schwer. Die Münzen sind also bis ins 15. Jahrh. durchschnittlich
klein, und wenn je einmal und an einem Orte Stücke von gröfserem
Durchmesser beliebt wurden, so geschah dies bei dem obwaltenden Mangel
von Münzmetall meist auf Kosten der Metallstärke, so dafs es deutsche
Münzen von reichlieh Talergröfse auf papierdünnem Schröding gibt,
die kaum ein Dreifsigstel der Schwere eines Talers erreichen (Fig. 10).
Sieht man von einzelnen Prachtstücken der kastilischen Könige ab, die
seit dem letzten Viertel des 14. Jahrh. Ooldmünzen von 45 bis 228 g,
also in der Schwere einer 10- bis
50 fachen l)nl>1a de la Yanda und
darüber herstellen Uelsen, so be-
ginnt die Reihe greiserer Münzen
erst in der zweiten Hälfte des
15. Jahrh. mit dem Auftreten der
sog. Guldengroschen (Fig. 1H). Im
mehr noch im 17. und
16., 18. Jahr-
Y\«, 20.
SchiisselfönniifiT SolidUl von Ityzanz. hundert nahmen dann einzelne
AiKlronikoü Komnenn« Stücke geradezu ungeheuerliche
1182 llsfi. (Btaihgold.)

Mafse an die kupfernen Taler- :

platten in Schweden, die braunschweigischen Lösennünzen, die 50-Realen-


stücke in Spanien, die siebenbürgischen 100-Dukatenstücko des Fürsten
Michael Apafi I. (1674, 1675, 1677) die 100-Zechinen>tücke des letzton
venezianischen Dogen Manin dürften wohl zu den gröfsten Münzen ge-
hören, die bisher geprägt wurden. Als Gegenstücke seien die kleinen
Silberpfennige und Silberkreuzer in Süddeutschland sowie die englischen
Silberpenny genannt. Erst in neuerer Zeit ist man zur Erkenntnis ge-
40 Erster Toil. Allgemein© Münzkunde.

zwischen der Gröfse und Dicke der Münze gewisse Beziehungen


langt, dafs
bestehen, man um des Münzzweckes willen nicht vernachlässigen
die
darf, und man besitzt aus der Erfahrung abgeleitete Formeln zur Berech-
nung des zweckmäfsigsten Durchmessers, den man einer Münze nach
ihrer Schwere und ihrer Stellung im Münzsystem geben kann.
Münxformate s. Kannarsch, Beitrag zur Technik des Münzwosena. H. 185<>,
S. 18 ff. —
v. Ernst, Münr.e (S. A. aus Karuiarsch und Heerens techn. Wörterbuch)
Prag 1882. —
Die gröfsten Geldstücke der Welt s. Antiquitätenzeitung. S. 1897, Nr. 40.
Abbildung der kastilischen 10- und der 60 fachen Dobia de la Yanda bei Koehne,
Z. N. F. (1859—1862), Taf. XV; der siebenbürjriBchon lOO-Dukatenstflcke b. Resch,
Siebenb. Münzen, Taf. 48—50. Grofse mittelalterliche Schaustücke werden erwähnt
Z f. N. XX, 350.

Lange Zeit hat man bei der bildlichen Wiedergabe von Münzen
5.

weder auf die Umrisse noch auf die Gröfse genügend Rücksicht ge-
nommen, des Beispiels halber sei auf Joberts Einleitung zur Medaillen-
und Münzwissenschaft hingewiesen (deutsche Ausgabe 1718), welche auf
ihren Tafeln, mögen es nun Stücke des Altertums oder der Neuzeit,
Münzen oder Medaillen sein, einheitlich einen kreisrunden Umrifs von
11 Pariser Linien (nahezu 25 mm) Durchmesser verwendet und dadurch
die Eigentümlichkeiten der Gepräge geradozu verwischt. Man verlangt
darum neuerer und genaue Gröfsenangabe als
Zoit einen guten Umrifs
wesentliches Erfordernis jeder brauchbaren Münzbeschreibung oder Ab-
bildung. Bei dem Mangel eines allgemein bekannten Längenmaßes
bedionte man sich zu diesem Zwecke seit Olearius (1694) verschiedener
kreisförmig gezeichneter Münzmesser, die den Werken beigedruckt wurden,
nur bei Medaillen war es so ziemlich üblich geworden, den Durchmesser
in Pariser Linien anzugeben. Neuester Zeit wird indessen der Durch-
messer der Münzen sowohl in Gesetzen wie auch in wissenschaftlichen
Werken ausschliefslich in Millimetern bestimmt. Eine Umrechnung der
am häufigsten gebrauchten Münzmesser bietet Grote im dritten Band
seiner Münzstudien, S. 46 ff. Es gibt aufserdem sehr zweckmäfsige
Münzmesser mit verschiebbarer Skala, welche ein unmittelbares Ablesen
der Münzgröfsen sowohl in Millimetern als auch in zwei andern zur
Vergleichung beigezogenen Münzmessern gestatten (§ 13, 4).
Die Gröfsenangabe in Münzbeschreibungen erfolgt neuestens in
der Art, dafs man der Sigle D (Durchmesser) dio Anzahl der Millimeter,
die das Stück mifst, folgen läfst. Bei ovalen und viereckigen Stücken
werden Breite und Länge gemessen und die Ergebnisse in Bruchform
(z. B. : D. 40/45 mm) angeschrieben.

6. Weniger augenfällig
als der Durchmesser ist die Dicke der
Münze, wird daher bei Beschreibungen nur angegeben, wenn die
sie
für Schrötlinge eines gewissen Durchmessers gewöhnliche Stärke erheb-
lich Übersol rit ten oder gemindert erscheint.
l Im ersten Falle haben wir
es mit Dickmünzen zu tun, zu welchen beispielsweise Münzvielfache
und Münzproben gehören, wenn der Stempel der einfachen Münze auf
doppelt oder mehrfach so dickem Schrötling abgeschlagen wurde. Zur
zweiten Gattung gehören die Blech münzen, die man Brakteaten

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§ ü. Münzmesser; Einzel- iiinl DurrhschnittMgewieht. 41

oder Hohl münzen nennt, wenn sie wegen der Dünne des Schrödings
das Bild des Stempels nach Art der getriebenen Arbeiten auf der einen
Seite erhaben, auf der andern vertieft zeigen (§ 10, 8 ff.). Im Gegensatze
zu den Hohlmünzen, welche Schrötlinge von Papierstarke und über-
mäfsigen Durchmesser haben, werden die kleineren Münzen gleichen
Wertes auf etwas dickerem Blech auch Dichtmünzen genannt.
7. Das Gewicht der Münze, das ist die absolute Schwere derselben,

ist einerseits von der Beschaffenheit des verwendeten Metalls, anderseits

von den Gröfsenverhültnissen des Schrödings abhängig. Gute Gewichts-


angaben sind für die Herstellung brauchbarer Münzbeschreibungen meist
unerläfslich, weil sie oft den wichtigsten Behelf bilden, um dem einzelnen
Stücke den gebührenden Platz im Münzsystem anzuweisen, dem es an-
gehört. Ohne den genaueren Ausführungen über diesen Gegenstand im
zweiten Hauptstück § 22 vorzugreifen, seien hier nur die allgemeinen
Gesichtspunkte hervorgehoben, die sich auf die nötigen Gewichte, auf
die Art des Abwägens und die Angabe der Schwere beziehen.
Da es bei Münzen aus Edelmetall oft auf die
genaue Feststellung sehr kleiner Mengen ankommt,
so hat man sich zum Abwägen derselben von den
ältesten Zeiten bis auf unsere Tage nicht der ge-
wöhnlichsten Handelsgewichte, sondern eigener Münz-
gewichte mit einer kleinen obersten Einheit und
wohl auch mit abweichender Einteilung bedient, z. B.
der Mark neben dem Pfundgewicht. Seit der Ein-
bürgerung des metrischen Gewichts wird indessen
die Schwere fast ausnahmslos in Grammen und Bruch-
teilen solcher ausgedrückt.
Neben der Angabe des Einzelgewichts wird das
Durchschnittsgewicht einer gröfseren Zahl gleicher
Münzen erforderlich sein, wenn man aus dem heu- Vitt 21. Kleinste Gepräge.
tigen mehr oder minder durch den Umlauf ge- a) Nü rnl htk Dukaten,
LMtÜMII
•>) Cngarn, Kk II
schmälerten Gewicht der Stücke annähernd jenes HCl 1K,2.
c) Italienische Marke
ermitteln will, das ihnen bei der Ausmünzung zu- Vi Quattrfaa (Rupfen
kommen sollte. War die Prägung von Haus aus auf
die Einhaltung eines bestimmten Durchschnittes eingerichtet, was bei den
kleinen Münzen des Mittelalters die Regel war, so haben Angaben des
Einzelgewichts wenig Wert. Bei Ermittelung von Durchschnittsgewiehten
sind übrigens manche Vorsichten zu beobachten, um sich von störenden
Fehlern freizuhalten, wie solches im $ 14 über die Behandlung von
Müuzfunden des näheren ausgeführt werden soll.
8. Münzähnlichen Geprägen, namentlich Medaillen, sind weitere
Grenzen gezogen als den Münzen selbst, sowohl was den Umrifs als
auch den Durchmesser, die Dicke und das Gewicht anbelangt. Wie grofs
diese Verschiedenheiten sein können, lehrt beispielsweise die Nürnberger
Industrie, die im 18. Jahrh. sowohl die gröfsten als auch die kleinsten
Prägeerzeugnisse geliefert hat, von den zu Goschcnk/.weeken hergestellten
Goldstücken mit dem Gotteslamm mit f> mm Durchmesser und 0.1 g
42 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Gewicht angefangen (Fig. 21a) bis zur Medaille auf die Berliner Parade
von 1733 mit 132 mm und mehr als 500 g Schwere, die lange Zeit die
gröfste geprägte Medaille blieb und erst kürzlich durch den russischen
Graveur Tolstoi durch Stücke von 137,5 mm und den Belgier Hart mit
15 cm Durehmesser übertroffen wurde. Gufsmedaillen konnten in noch
gröfserein Umfange hergestellt werden. Stücke des französischen Me-
dailleurs Guillaume Duprc (1574— 1G47) erreichten bereits 183 mm Durch-
messer. Als Karl V. im Jahre 1530 durch Tirol nach Augsburg zog. wurde
ihm zu Schwaz ein silberner Pfennig mit dem Reichsadler, umgeben mit
den Länderwappen des Kaisers um 1700Guldin wordt (also bei 170 Mark <

schwer), von den Gewerken verehrt (W. X. Z. 1, 343). Das gröfste Stück
dieser Art. das sich erhalten hat, ist meines Wissens im k. k. kunst-histo-
rischen Hofmuseum zu Wien ausgestellt, ein ovales Medaillon von 2055 Du-
katen (mehr als 7 kg) Schwere, das der Alchymist Wenzel von Reinburg
im Jahre 1677 aus Silber in Gold verwandelt zu haben behauptete.
Dickmünzen dienten u. a. in Brabant um 1400 zur Verteilung an die bei Ab-
rechnung der Münze Anwesenden: also —
qhewonhc es. F. Mztg. 1901 1903, S. 312. —
Gröfste Medaillen: Z. f. X. XXI, Anh. 8, 15; Koehne, B. Bl. IV, 293; Koehne,
M. I, 159. Koudot
Xatalis, Le diamelre des metlailhs coulees. R. X. in, Bd. 13(1895).
— Die durch den k. Büchsengiefser Gregor Lcffler 1550 und 1551 im Auftrage der
Tiroler Stande Ehrung Konig Maximilians II. und seiner Gemahlin gegossenen
stur
Medaillen hatten über 359 bzw. 350 Mark Schwere. Xewald, Das Osten*. Münzweaen
unter K. Ferdinand I. W. 1883, S. 88. — v. Ernst, Bergwerksmünzen, S. 78, Xr. 92.

§ 7. Das Geprötre im allgemeinen.


Die Ausstattung, die der Münzherr dem Schröding geben läfst,
1.

um das halbfertige Metallstück zur Münze zu machen, nennen wir Münz-


bild, im weiteren Sinne, gewöhnlich aber nach dem Prägen, das zur
Herstellung von Münzen am häufigsten Anwendung findet, das Gepräge.
Das Gepräge besteht entweder aus bildlichen Darstellungen, dem
Münzbild im engeren Sinne, Figuren, Köpfen, Wappen, Zieraten u. dgl. m.
oder aus Schrift. Gewöhnlich erscheinen im Gepräge Schrift und bild-
liche Darstollung nebeneinander, doch gibt es namentlich im Orient — —
auch solche Gepräge, die nur aus Schrift bestehen, und umgekehrt wieder
andere, die nur Bilder aber keine Schrift zeigen. Im letzterwähnten
Falle pflegt man von schriftlosen oder stummen Geprägen zu sprechen.
Stückelberg S. 24: vgl. auch meine Bemerkungen zu §10,9.
2. Zur Anbringung des Gepräges verfügt man bei der seit Jahr-
hunderten üblichen Münzform, welche die Gestalt sehr niederer Zylinder
hat, immer über zwei kreisrunde Flächen, die sog. Seiten, und wenn
das Metall mehr als Blechdicke hat, auch noch über die gekrümmte
Mantelfläche, den Rand Je nachdem nun das Gepräge auf blofs einer
: .

oder beiden Seiten angebracht ist, spricht man von ein- oder zweiseitigen
Münzen, wird außerdem der Rand benutzt, so geschieht dies gewöhnlich
durch regelmäfsige kleine Kinschnitte, Kerbrand, durch Anbringung von
Randzieraten oder durch eine Randschrift. Diese beiden werden wieder
entweder erhaben oder vertieft hergestellt. Von den beiden Seiten pflegt
man in der Beschreibung von Münzen jene mit dem wichtigeren Gepräge

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§ 7. Du« (ieprüge iiu allgemeinen. 43

jetzt als Haupt- oder Vorderseite, die andere Rück- oder Kehrseite
als
zu bezeichnen, während man früher die franzosischen Ausdrücke Avers
und Revers verwendete. Den mittleren Teil der Münze, auf der sich
gewöhnlich die bildliche Darstellung befindet, nennt man das Feld;
erscheint der untere Teil durch eine Querlinie oder Leiste vom übrigen
Gepräge getrennt, so wird dieser als Abschnitt bezeichnet.
3. Das ursprüngliche Gepräge findet man bisweilen durch nach-
trägliche Zutaten verändert, die entweder am Stempel oder an den damit
erzeugten Münzen vorgenommen wurden. Veränderung der erstgedachten
Art kommen namentlich in den Jahreszahlen vor und wurden nicht
blofs zur Verbesserung etwaiger Versehen, sondern öfter noch aus dem
Grunde vorgenommen, um brauchbare Stempel auch ferner zu verwenden.
So wurden z. B. die Stempel für den breiten steirischen Taler vom
Jahre 1071, wie die Spuren verraten, für das Jahr 1672 von neuem
benutzt und nach abermaligen Veränderungen auch noch für die Jahre
1674, 1676 und 1678 verwendet. —
Ebenso wissen wir, dafs das auf
mehreren Geprägen Kaiser Maximilians L im Feld vorkommende Rös-
chen erst 1517 in die Stempel gegraben wurde, um die neuen in den
Niederlanden gemachten Abschläge von den Tiroler Urstücken zu unter-
scheiden. Noch häufiger werden dergleichen Zutaten den fertigen Münzen
erst geraume Zeit nach der Prägung und zuweilen an fremdem Ort bei-
gefügt, um die Umlaufsfähigkeit dieser Stücke oder die Wertänderung
derselben zu bezeichnen. Man unterscheidet überstempelte, im Mittel-
alter >gestämpfte (Fig. 22) und überprägte Münzen (Fig. 23), je nach-
dem nur ein kleiner Beiatem pel, die sog. Kontermarke* eingeschlagen
-

(vgl. § 24, 8) oder ein Stempel von nahezu der Gröfse des Schrödings ver-
wendet wurde, unlei welchem dann
allerdings das ursprüngliche Gepräge
bis auf einzelne Spuren verschwindet.

Hf. 22. Groschen I,nn«l|?rHf Ludwins I. v He*sen Fi« 2a.

«lern Geirenstempel von Mtüm oder


(1413— 14f>8) mit erprlgter Wiener Pfennig
Osnabrück (nun dem Münzfuwl von Hnegesfelde». 14. Jalirh

Beispiele für beide bietet das russische Münzwesen während der Finanz-
krise von 1656 —
1663 in den gestempelten Talern verschiedener Her-
kunft, die nur einen runden Kopekenstempel und die Jahreszahl 1655
aufgeschlagen erhielten, und in den i Rubcljefimki«, die auch aus fremden
aber überprägten Talern hergestellt wurden. Wohl zu unterscheiden von
überstempelten und überprägteu Stücken sind verprägte und Zwitter-
münzen. Die erstgenannten sind fehlerhafte Stücke und entstehen, wenn
der Schröding bei der Prägung nicht festliegt und daher bei der Arbeit
rutscht, oder wenn ein schwach ausgeprägtes Stück, das zur Verstärkung
des Gepräges einen zweiten Schlag erhalten soll, nicht mit genügender
44 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Sorgfalt in die Stempel eingepafst wurde. Es entstehen dann sogenannte


Doppelseh läge, welche meistens leicht als solche kenntlich sind, zu-
weilen indessen schwer enträtselbare Münzen ergeben. Zwittermünzen —
hingegen nennt man jene Stücke, die zwei nicht zueinander gehörige
Gepräge aulweisen. So hat man zuweilen aus Sparsamkeit nur einen
Stempel erneuert und für die zweite Seite einen schon vorhandenen
alten Stempel verwendet, in andern Fällen haben sich wohl die Münzer
in den Stempeln vergriffen u. dgl. m.
Brückner, Das Kupfergeld 1656—1663 in Rufsland (Riga 1863), S. 14 ff. Über-
prägte Münzen, antike s. Friedlander in Z. f. N. IV, 328 ff.; Inihoof -Blunier,
a. a. O. V, 143, vgl. auch XII, 134; XIX, 72. —
Menadier, Brandenburgische Über
pragungen. Deutsche Münzen III, 138 iauch B. Mzbl., Nr. 162, 1894;; irreführende Ver
prägungen: v. Vlo uteri in Z. f. N. XV, 224 mit Abbildung eines brabantischcn Patards
vom Jahre 1482, der infolge eines Doppelschlags die Aufschrift fabrieatus in Bitard
statt in Brabantia aufweist.
Zwittermünzen. Z. B. die während der russischen Invasion 1761 in Preufren
geschlagenon Münzen mit dem Bilde der Kaiserin Elisabeth auf der Haupt-, und dem

Fl«. 27. Fi«- 25 Fi*. 26.


Quedlinburg um 1200. Ostffoterireich. Theoderich mit K <Jrnf Sisfrieil von BlankenburB
Archiv U II, 158. Ainistusius 493 51S. '/* Slliquu (um 1200) Archiv B. II, 151

preufsischen Adler auf aer andern Seile. Schmie der I, 482 ff. Adolf Meyer in
W. N. Z. XII, 448.

4. Das Gepräge erscheint auf Münzen fast immer erhaben und


nur selten doch kommen auch fehlerhafte Münzen
in Einzelheiten vertieft,
mit vertiefter Darstellung einer ganzen Seite vor. Sie entstellen durch
sog. Fehlschläge, wenn ein fertiges Münzstück zwischen den Stempeln
liegen bleibt, dessen erhabenes Gepräge bei der nächsten Prägung im
Schrötling einen vertieften Abdruek zurückliefst. Es gibt jedoch Münzen,
die, nach Art der getriebenen Arbeiten, innner das Bild auf einer Seite
erhaben, auf der andern vertieft zeigen; dies sind die schon erwähnten
(§ 6, 6) Hohhnünzen oder Brakteaten. Das Emporragen des Gepräges
aus dein Felde nennt man das Relief der Münze, wobei man nach
der Höhe zwischen Hoch-, Mittel- und Flachrelief unterscheidet, das
letztgenannte ist seit dem Mittelalter für Münzen vorherrschend. Mittel-
relief findet man bei vielen Brakteaten, das Hochrelief bei Medaillen.

5. Bild und Schrift zusammen bestimmen also das Gepräge den ,

Typus der Münze. Er entspricht dem Eindruck, den mehrere Münzen

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§ 7. Das Gepräge im allgemeinen. § 8. Das Münzbild. 45

durch den Inhalt ihrer Darstellungen beim Beschauer hervorrufen. Vom


Typus wohl zu unterscheiden ist die * Mache*, die sog. Fabrik der
Münze, d. h. die Ähnlichkeit verschiedener Stücke, soweit sie auf der
Gleichförmigkeit der Herstellungsart beruht. Wir sprechen von einem
byzantinischen Typus, der sich durch reichverzierte, steife Kleidung der
Herrscherfiguren, durch die besondere Darstellung der Christusgestalt usw.,
von einem karolingischen Typus, der sich durch Zurücktreten bildlicher
Darstellung und Vorwalten der Schrift kennzeichnet, während ander-
seits für die »Machet in Süddeutschland vom 12. —
15. Jahrh. auf Dicht-
münzen der und für Schrötlinge
sog. Vierschlag (quadratum superaisum)
der Schweizer Brakteaten die viereckige Gestalt genannt sein mögen.

Verfolgen wir nun die Entwickelung der Typen und der Mache,
und jedes Land gewisse Eigentümlich-
so finden wir, dafs jedes Zeitalter
keiten aufzuweisen hat, deren Kenntnis für die Bestimmung, zumal der
mittelalterlichen Münzen, von grüfster Wichtigkeit ist.

§ S. Das Mttnzbild.
1. Im Altertum und stark erhabene Münz-
sind sorgfältig gearbeitete
bilder vorherrschend, doch nimmt mit dem Verfall der Kunst in der
späteren Kaiserzeit die Mannigfaltigkeit und die Ausführung der bild-
lichen Darstellung ab. In den germanischen Reichen des frühen Mittel-
alters herrscht grol'se Einfachheit: die Gepräge zeigen durchwegs rohe
Ausführung, und, soweit sie nicht Nachahmungen älterer Vorlagen sind,
vorwiegend Schrift oder grofse verschränkte Buchstaben (Monogramme
Fig. 25) unter Beigabe geringer bildlicher Ausschmückung. Dieser Zu-
stand dauerte auch in den aus dem Zerfall der karolingischen Monarchie
hervorgegangenen Reichen noch lange fort, bis vom Beginn des 12. Jahrh.
ein Umschlag allmählich eintrat. Derselbe beginnt in Mähren um das
Jahr 1100 mit sehr flachen Geprägen, die zu den vollendetsten Erzeug-
nissen des Grabstichels im Mittelalter gehören (Fig. 24). Im Gegensatz

zu diesen Münzchen von 15 lf> nun Durchmesser, deren mannigfache
Darstellungen zum Teil durch römische Vorbilder beeinflufst erscheinen,
sind dio süddeutschen breiten Pfennige mit flachen, sowie die mitteldeut-
schen Hohlmünzen oder Brakteaten (Fig. 26, 27) mit bilderreichen,
stark erhabenen Geprägen auf grofsen, papierdünnen Schrötlingen eine
durchaus eigenartige Xufserung deutschen Kunstschaffens, die sich
während der ersten 70 Jahre auf einer hohen Stufe der Vollendung
erhält. Etwa vom Jahre 1200 angefangen, wird mit dem Aufkommen
des Wappengebrauches in Deutschland das Münzbild wieder einför-
miger, bis die Ausprägung gröfserer Stücke begann, die vom Ende
des 15. Jahrh. ab die Anbringung bildlicher Darstellung erleichterte.
Regentenbilder und Wappen werden nun vorherrschend, doch beginnt
hie und da schon die planmäßige Vereinfachung der Münzbilder, die
in der Gegenwart ihren Höhepunkt erreicht hat; aufserdem gewinnt vom
18. Jahrh. an die Schrift wieder an Bedeutung, so dals seither in vielen

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46 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Staaten Münzen vorkommen, deren eine oder sogar beide Seiten nur
mit Schrift bezeichnet sind. Eine gelegentliche Bemerkung Grotes (Münz-
studien V, 174 IT.), dafs man im Gegensatz zur Neuzeit während des
Mittelalters das Hauptgewicht auf die bildliche Darstellung, vor allem auf
dasjenige, was ins Fach der Heraldik und Genealogie einschlug, legte,
hingegen um so gleichgültiger gegen die umschriftlichen Bestandteile
gewesen sei, trifft für Deutschland im allgemeinen zu, denn hier hat
man in der Tat die Umschriften zu Zeiten nur als raumfüllenden Zierat
behandelt (§ 9, Absatz 13). Nicht minder muls man jedoch auch Koehnes
Warnung (Mein. III, 411) beherzigen und sich hüten, Emblemen auf
mittelalterlichen Münzen vorschnell einen politischen oder historischen
Sinn zuzuschreiben, der ihnen hier oftmals fehlt.
Lelewel J. Numistnatique du moi/en-äge considen'e sous le rapport du type.
Brüssel 1835, 3 Bde. und Atlas; de Lonpperier A. veröffentlichte (nach R.N.B.
I, 2, S. 77) in der Rente archeologique (P. 1844, Mai) un article trvs curieu.r sur le
type mnnetaire. Wahrscheinlich ist es der von Engel-Serrure, Repertoire I, Nr. 4165,
angeführte Essai d'appriciatüms getie-
yt^ff^^K ra lcB en numismatique. Engel- —
f^^^isk ^rrure, Traite" M A. I, S. U\\ —
Stückelberg, 24 ff nach antiken . ;

v !Sölr ,
Mustern geschnittene Münzbilder Dan
Ngjfrgj t'.UvS r nenherg, Kaisermünzen S. 520, 659, ,

6%, 805, dazu Taf. 88 und 110, Weil


Flg. -J8. Krster und letzter Dukaten v. VenediK 1283-1796. in Z. f. N. XIX, S. 245 auf böhmischen
;

Münzen : W. N. Z. XIX, Taf. II ff. ; Z. f.

N. XVI, — Ponebauer M., Beschreibung der Sanunlung böhmischer Münzen.


Taf. 4, 5.

Trag 1888, Taf X — Bttrkel L Bilder süddeutschen breiten Pfennige M. 1903.


ff. v. , d.
— über die Vereinfachung der Münzbilder in den Niederlanden durch K. Karl V., Z.
f.N. XX, 353. — Über den byzantinischen Einllufs auf die Münzbilder des dänischen
Königs Sven Estridsen Jahrb.. die von Caslellane und Blanche
(11. a. hcrausg. t

Verhandlungen des internat. Nuinismatikerkongresses zu Paris 1900, 335 — Vgl. S. ff.

auch Koehne, B. Bl. II, 8 ff.

2. Die vorherrschende Gleichförmigkeit der Gepräge in unseren


Tagen beruht auf münzpolitischen Erwägungen. Im Mittelalter zwang
der Mifsbrauch, der mit dem Verrufen alter getrieben wurde, Münzen
zur häufigen Änderung des Gepräges, um eben die neue Münze jeweilig
von den früher ausgegebenen augenfällig zu unterscheiden (§ 28, 7);
dieser Anlafs ist nun weggefallen und zugleich die Erkenntnis allgemeiner
geworden, dafs die Beibehaltung ein und desselben Münzbildes durch
längere Zeit die Umlauffähigkeit der Münze vorteilhaft beeinflusse. Diese
Erfahrung gewann man dort, wo ein lebhafter Aktivhandel herrschte.
Daraus erklärt sich eine allgemeine Beständigkeit der Gepräge von
Handelsstaaten und die an sich überraschende Erscheinung, dafs hier
die Ausführung der Münzbilder, hinter dem Fortschritte der Kunst zurück-
bleibend, auf derselben Stufe verharrt, auf der sie sich zur Zeit befand,
in der der Aufschwung
des Handels stattfand. Dies läfst sich fürs
Altertum an den Münzen von Athen, noch besser aber für das Mittel-
alter an den venezianischen Geprägen zeigen, welche das aus Anlafs
des vierten Kreuzzuges (1204) angenommene byzantinische Vorbild bis
zum Untergange des Staatswesens beibehielten (Fig. 28).

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§ 8. Nachahmung von Münzbildern. 47

3. Neben dieser Erhaltung eines Gepräges durch lange Zeit findet


sich bisweilen räumliche Verbreitung eines Münzbildes weit über
die
die Grenzen seines Ursprungsgebietes. Diese Anwendung eines gleichen
Münzbildes kann die Folge eines Übereinkommens, eines Münzvertrags
(§ 30), sie kann aber auch eine unerlaubte sein. Als solche haben wir
Kachprägung und Münzfälschung zu unterscheiden. Nachprägung nennen
wir die widerrechtliche Nachahmung fremden Münzgepräges durch einen
Münzherrn, also durch einen an sich zur Ausmünzung Berechtigten, um
dadurch seinen eigenen Münzen den Umlauf im fremden Lande zu ver-
schaffen, Münzfälschung im engeren Sinne ist aber jene Nachahmung
von Münzen in gewinnsüchtiger Absicht, die durch jemand, der nicht
münzberechtigt ist, begangen wird. Näheres darüber bringt § 16.
Im Mittelalter, wo die Einfachheit des Münzverfahrens zahlreiche
Münzstätten von kurzlebiger Dauer ins Leben rief, wo der Satz aufkam
»Der Heller gilt nur dort, wo er geschlagen ist«, wo der niedrige Bil-
dungszustand im Volke die Unterscheidung fremder Münzen von don
heimischen Erzeugnissen sehr erschwerte und die Münzherren es mit
der Einhaltung des Münzfufses nicht allzu genau nahmen, war die Ver-
lockung zur Nachahmung beliebter Gepräge grofs, und wir finden auch
eine ungeheure Anzahl derselben. Es half nicht, dafs man bald die
Nachprägenden mit Münzfälschern auf eine Stufe stellte. Im Mainzer
Landfrieden vom Jahre 1235 verfügte Kaiser Friedrich IL: Faharionnn
poeriae subjacere decrenmm omnes Mos, qui siln monetam sh e formam alienae
impressionis vsurpant, ohne damit mehr auszurichten als später die
Päpste mit jenen Bullen, mit welchen dio Florentiner vor der Nach-
ahmung des Guldengepräges geschützt werden sollten.
Pawlowski A. v., Zwei Vorträge über Nachahmung und Nachfalschung von
Münztypen. W. N. Z. XVII. 145 ff vgl. auch XII, 394. — Serrure R., L imitation
,

den type« monetaires flantands au tnoyen-dye. Br. 1899. (Ann. de la SorUte d'archeoloyie
t. XIII) mit dor treffenden Bemerkung: La pihe prototype appartient toujours ä ttn
etat d une puinsance rommerciale et financierc plus yrande que la pure imitee (vgl. R.
N. IV, 3 [1899^, S. 412). —
Dannenberg« Vortrag Über die Gründe von Münznach-
ahmungen in der Sitzung der Berliner nun». Ge»ellnchaft am 1. April 1897 in Z. f. N-
XXI, Anh. S. 13.

4. Mittelalter am meisten zur Nach-


Zu den Geprägen, welche im
ahmung verlockten, gehören eben erwähnten Florentiner Goldgulden
die
mit dem hl. Johannes und dor Lilie, die französischen Turnosen, die
englischen, schottischen und irischen Sterlinge, deren Münzbilder in ganz
Europa in unzähligen Münzstätten verwendet wurden. Im übrigen darf
man ruhig annehmen, dafs in der Zeit von 1200 1500 kein einziges —
irgend beliebtes Gepräge der Nachprägung an einzelnen Orten ent-
gangen ist (Fig. 32b). Im 16. und 17. Jahrh. haben niederländische und
mehr noch italienische Münzherren (Correggio, Fieschi, Radieati. Mazzeti,
Tizzoni .) ihren
. . minderwertigen Münzen unter Anwendung ihrer Titel
und Wappen eine geradezu verblüffende Ähnlichkeit mit guten und
beliebten Prägen zu geben verstanden. Welch wichtige Fingerzeige man
aus dem Nachweis solcher Nachahmungen für die Bestimmung von
Münzen ableiten kann, wolle in §15, 2 nachgesehen werden.
48 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Über Münznachahmungen Der Florone: Dannenberg in W. X. Z. XII, 146,


:

XXXII, 201 (bisher sind 85 genaue Nachahmungen bekannt), der englischen Sterlinge
Chautard: Imitations des monnaies au type esterlin frappees en Europe aux 13. et
14. stiele. Nancy 1871 —
1872; der Turnosen Chautard in der R. N. B. 1872,
:

S. 319 ff. und die durch Menadier vervollständigte Liste in Deutsche Münzen IV, 11
(auch B. Mzbl.. Nr. 177, 1895); von flandrischen (iepragen: R. Serrure s. oben Abs. 3.
Piot, Etudes sur les types und die Entgegnungen von A. Hermand in der R. X. B. I,
Bd. 3, S. 113, Bd. 4, S. 133, 315, Bd. 6, S. 246, II, Bd. I, S. 49. —
Über die täuschenden
Gefrage der oberitalienischen Münzherren sind Arbeiten von Morel Fatio und
Domenico Promis in gröfserer Zahl vorhanden. Bordeaux, Imitation des
monnaies franeaises a Messcrano usw. R. N. F. IV, Bd. 5 (1901), S. 75 ff. Man- —
telIi er P. De la contre/aron des esphes franeaises du faux monnayage du XI' au
:

XVlIlt siecle. P. 1867. —


Cipelli: Di min moneta turen coninfa nella zecca di Parma.
Parma 1868.

5. Die lange fortgesetzte Nachahmung eines Gepräges konnte in-


dessen zum völligen Mifsverstündnisse des ursprünglichen Münzbildes
führen, da die Stempel mit der
Zeit nicht mehr nach Urstücken,
sondern späteren Nachbildungen
nachgeschnitten und die Fehler
der Zeichnung dadurch vergröfsert
wurden. Es liegt dann ein »er-
starrtesGepräget vor, wie Dan-
nenberg den dafür üblichen fran-
Fig. 29.
zösischen Ausdruck type immobiliae
Spanische Dobia, durch die Ck-uson in Kninpcn
nncheemünzt. glücklich verdeutscht hat. Der-
konnte in der eigenen
gleichen
Münzstätte vorkommen, wenn sie ihr Gepräge durch Jahrhunderte behielt,
wie dies in Frankreich öfter der Fall war, um so mehr dann, wenn aus-
wärts eine Nachmünzung erfolgte. Ein besonderes auffälliges Beispiel
einer solchen Verzerrung des ursprünglichen Münzbildes ist der sog.
type chhwnais in Frankreich, früher type chartrain genannt, Vom Profil-
kopf des spätkarolingischen Gepräges von Cliateau Chinon sind zum
Schlufs nur die Nase, die wie ein grofses verkehrtes J gezeichnet wurde,
und einige unbeschreibliche Schnörkel übrig geblieben. Dals auch Schrift-
züge einer ähnlichen Verwilderung unterliegen, lehren die bekannten
Nachbildungen der Pfennige Karls des Grofsen aus der Münze zu Duer-
stadt, welche zum Teil in Dänemark entstanden sein dürften.
Ponton d'Amecourt, Monnaies au type chinonais. Macon (um 1897, be-
sprochen R. N. IV, 2, S. 144. Dazu Engel-Serrure, Traite M. A. II, 394 und die
Abbildungen bei Lelcwel, Atlas Taf. VIII. des type chartrain, type ehampenois usw. —
llauberg, Demi - Hracteates danoises au type de Ihtersfcde. {Memoires des internat.
numismat. Kongresses zu Brüssel 1891, S. 40'.» ff. .

Mein Aufsatz über den Fund von
Zazvic (Spalatiner Gepräge) in \V. X. Z. XXXIII, 165.

6. Nicht in gewinnsüchtiger Absicht, sondern aus politischen Beweg-

gründen halien die Geusen in den Niederlanden während der Jahre 1508
bis 15HH, als ihre Macht noch nicht so befestigt war, um die Ausmün-
zung unter eigenem Stempel zu wagen, mancherlei Nachmünzungen vor-
genommen. Sic haben dabei verbreitete Gepräge fremder Länder, beispiels-
weise spanische und portugiesische Münzen aus älterer Zeit, nachgeahmt,

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§ 8. Erstarrte Geprfigo; Mannigfaltigkeit der Münzbilder. 49

(Fig. 29) in Kampen und Ober-Yssel Dukaten mit veränderten


Zwoll,
Umschriften und Wappen ausgegeben, oder endlich auf den Namen und
mit dein Wappen ausgestorbener Geschlechter gemünzt. Auf diese Art
sind Münzen geschaffen worden, die mancherlei Anachronismen auf-
weisen, beispielsweise Taler mit dem Namen und Wappen der schon
1415 erloschenen Familie Arkel, die eine offenbare Nachahmung der
Taler des Herzogs Julius von Braunschweig (1568 — 1589) mit dessen
Emblem und Wahlspruch sind.
Münznachahraungen durch die Geusen, Serru re R., in der R. X. B. I, 3, S. 253 ff.

und Roichel Koehnes M V, 8. 5.


in

7. Die auf Münzen vorkommenden bildlichen Darstellungen lassen


sich in derAufzählung nicht erschöpfen. Am häufigsten wiederkehrend
sind menschliche und Tiergestalten Bilder aus dem Pflanzenreich,
,

Hjmmelskörper, Gebäude, Kreuze, Geräte, mancherlei Phantasiegebilde


und endlich Wappen.
Die Abbildungen von Menschen auf Münzen bieten die ganze Figur
zu Fufs oder reitend, oder als Kniestück, Brustbild, ferner den blofsen
Kopf, und zwar entweder nach vorne {en face) oder nach der Seito
(en profil) gekehrt, im letzten Falle wieder entweder von der rechten
oder von der linken Seite gesehen; von den übrigen Körperteilen er-
scheint die Hand am häufigsten auf Münzen. Diese Bilder beziehen
sich auf den Münzherrn, dessen Ober- oder Schutzherrn, auf Heilige u. dgl.
Um diese im Mittelalter oft sehr roh gezeichneten Gestalten zu erkennen,
muls man deren Ausstattung ins Auge fassen. Münzherren erscheinen
gewöhnlich mit den Abzeichon ihrer Würde, namentlich ist häufig bei
Königen und Kaisern das Haupt geschmückt, im frühen Mittelalter
mit dem durch flatternde Bänder erkennbaren Diadem, später auch mit
Kronen, die erst seit dem 15. Jahrh. bleibende Gestalten annehmen. Bei
andern weltlichen Machthabern, Herzogen, Fürsten, Grafen ist bis zum
16. Jahrh. der Kopfschmuck selten; seit dem 18. Jahrh. überwiegt die
Sitte, den Münzherrn mit blofsem Kopfe oder nur mit einem Lorbeer-
kranz geziert darzustellen. Auch die geistlichen Münzherron werden
bis zum 12. Jahrh. zumoist mit blofsem Kopfe abgebildet, seither er-
scheinen sie mit der Bischofsmütze (Infel, Mitra), deren wechselnde Ge-
stalt, ob ein- oder zweispitzig, oft einen Anhaltspunkt für die Zeitbestim-
mung der Prägung bieten kann.
Nach dem Hauptschmuck sind die übrigen Abzeichen wohl zu
beachten. Kaiser und Könige haben oft den Zepter, in Lilien- oder
Kreuzform, und den Reichsapfel, Herzoge eine Fahne oder eine Lanze,
Grafen ein Schwert in den Händen; geistliche Münzherren sind am
Krumm- oder Kreuzstab, dem Evangelienbuch und an der segen-
spendenden Hand, Heilige an Kopfscheinon und an den ihrer Lebens-
geschichte entnommenen Beigaben erkenntlich, mit welchen ihre Bilder
von der kirchlichen Kunst ausgestattet wurden. Doch erleidet das hier
Gesagte mancherlei Ausnahmen, namentlich hat die Nachmünzung fremder
Gepräge nicht selten dazu geführt, dafs weltliche Münzherren als geist-
lich dargestellt wurden und umgekehrt.
I.u acta in, Numismatik. 4

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50 Erster Teil Allgemeine Münzkunde.

Brustbilder und Kopfe: Lelewel, Atlas Taf. XXXII, Kronen und Beizeichen
ebendort. Verzeichnisse der Heiligen, deren Bilder auf Münzen erscheinen: Reutz-
mann W.( Nutnismat. Legendenlexikon. B. 1881; (iroschenkabinett, Anhang zum
3. Fach. L. 1746; auf italienischen Münzen: Tonini, Topojrrafia generale dclle zeeche
italiane. Florenz 1869, S. 89, auf französischen: Longperier Ad., im Annuaire de
la Soc. des antiqu. de France 1851. —
Blanchet Manuel TT, 490 ff. Abzeichen —
der Heiligen: Wessel y, Ikonographie der Heiligen. L. 1874. —
Verworn M., Para-
doxe Herrecherinsignien auf Münzen. Z. f. X. XXIII, 70 (B. 1902).

8. Unter den übrigen Münzbildern ist im Mittelalter das Kren/


seit Karl dem Grofsen weitaus das häufigste. Es besteht aus dem Pfahl
und aus einem oder mehreren Querbalken, ist meist aufrecht, seiteuer
quergestellt (Andreaskreuz), oft im Münzfelde freischwebend, andere

Fi» 31. Fi«. 32b.


ZwillinKs-Fn.lenkreuz. Tlraiino von Mnntua.
Aethelre.l II., Kg. v. Enalind 97* 101C Italienischer Beischla* der Tiroler
Mnnzmelster Aelfstan zu l.ynfoni. F.t«ehkreiuer um 1330. {W. X. Z. I. «*.)

Male aufstehend. Je nachdem die Schenkel des Kreuzes alle gleich lang
oder einzelne verlängert, verkürzt oder abgefallen sind, dieselben gespalten,
gespitzt oder durch Zutaten verändert wurden, entstehen die mannig-
faltigen Kreuzformen, deren die Heraldik mehr als zweihundert durch
eigene Benennungen unterscheidet, die auch in der Münzkunde zur An-
wendung kommen. Hier seien nur einige für das Münzbild wichtige
Können genannt. Das aus England stammende Zwillingsfadenkreuz,
das die Schenkel durch Doppellinien zeichnet, das Patriarchen-, auch
lothringische oder ungarische Kreuz genannt, mit zwei Querbalken, von
welchen der obere kürzer ist. Das in Lilienform endigende Lilien-
kreuz und endlich das für die Münzbezeichnung Kreuzer entscheidende
achtsehenklige oder Doppelkreuz, das durch Tiroler Gepräge seine
Verbreitung fand.

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§ 8. Münzbilder: Kreuze, Gebäude, Tiere, Wappen. 51

Kreuzformen erscheinen als Münzbild vereinzelt schon in vorchristlicher Zeit,


z. B. auf Drachmen von Chios und auf den monnaie* ä la crois genannten Münzen der

gallischen Cadurci, Tectosagen usw., Z. f. N. XIV, 155 und Taf. VI, 1 —


3. R. N. B.
XXXV, 248. Mittelalterliche Kreuzformen L e e w e 1 , Atlas, Taf. XXXII.
: 1 —Bieder-
mann, Die Kreuze in der Heraldik. W. 1874 (Jahrb. d. herald, gencal. Ver. Adler,
S. 59 mit Abbildg u. Register). Gebäudeformen: Lelewel, Taf. VII.

9. Gebäude erscheinen auf mittelalterlichen Münzen sehr häufig,


so der Säulentempel auf karolingischen Geprägen, die Holzkirche in
Deutschland seit der Ottonenzeit, Kirchengiebel zwischen Türmen oder
auch mehrtürmige Münster, die Abbild bestehender Kirchen sind, Mauern
mit Zinnen und Türmen u. dgl. Dabei konnte es geschehen, dafs im
Laufe der Zeit die ursprüngliche Gestalt sich so weit veränderte, lj|

dafs ein neues Münzbild entstand, das dann wieder lange Zeit |Zi|
festgehalten Mirde. So ist das bekannte Münzbild von Tour^ '*
vielleicht nur eine mifsgestaltete «
T Umänderung des karolingischen
c

Säulentempels, jenes von Genua Iii ursprünglich wohl ein Torturm


{janua).

10. Die Tiere, die wir auf Münzen dargestellt finden, sind zuweilen,
wie das Einhorn, der Hase, der Elefant, der Hirsch, das Eichhörnchen.
Fische usw. auf Wiener Geprägen, nur willkürlich gewählte Münzbilder,
oft aber haben sie Wappenbedeutung, das gilt zumal vom Adler und
Löwen, die am häufigsten erscheinen. Die Wappen, die nach 1200
immer öfter als Münzbilder dienen, kommen namentlich vom 16. Jahr-
hundert an nicht selten vollständig mit Schild, Helm, Kleinod und den
heraldischen Prachtstücken, Mantel, Krone, Wappenspruch, Schildhaltern
u. dgl. vor. Das Mittelalter mit seinen viel kleineren Stücken verwendet
in der Regel nur einzelne Teile des Wappens, meist blofs den Schild,
zuweilen ebenso Helm und Kleinod, fast noch öfter erscheint die Wappen-
figur ohne Schildeinfassung im Münzfelde. Was endlich die mannig-
fachen Wappenfiguren anbelangt, so wurden diese auch auf den Mün-
zen nach den allgemeinen Angaben des Wappenwesens dargestellt.
Folgerichtig ist es, dafs sie bei Münzbeschreibungen mit den üblichen
heraldischen Ausdrürken bezeichnet werden. Es mufs daher der Münz-
forscher über ein ziemliches Mafs heraldischen Wissens verfügen, das
ihm durch das Studium tüchtiger heraldischer Lehrbücher vermittelt
werden kann. Doch gibt es aufsordem Hilfswerke für die besonderen
Zwecke des Münzfreundes, unter welchen Rentzmann, »Numismatisches
Wappenlexikon '
(Berlin 1870) hier genannt sei.

Wappen: Mayer v, Heraldiscbcs ABC Buch. M. 1857; Hefner 0. v.,


C.
Grundsätze d. Wappenkunst. N. 1855; .Seyler G. A., Geschichte d. Heraldik. X. 1885
bis 1889. — Quorfurt C. v., Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie.
Nördlingen 1872. — v. Sacken, (irundzüge der Wappenkunst. G. Aufl., bearbeitet durch

v. Weittcnhiller. L. 1H99. (Webers illustr. Katechismen.) Gute Dienste können


dem Münzfreund leisten die Wappentafeln bei Ambrosoli, Manuale di Xuuiismatica
und die Wappenbeschreibungen in Hühners realem Staats-Zeitungs- und Konver-
sationslexikon (viele Auflagen im 18. Jahrh.). Weniger brauchbar erscheint mir im
Vergleich zum hohen Preise Rentzmann W., Numismatisches Wappenlexikon.
B. 1876.

52 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

§ 9. Die Aufschrift.
1. > Legende« genannt,
Bei der Münzaufschrift, auch kommen in
Betracht die Prägeweise —
ob erhaben oder vertieft die Stellung —
und Verteilung über die Münzfläche, die Schriftform, die Sprache und
endlich der Inhalt.
Nach der Verteilung unterscheidet man die Umschrift, die längs
dos Randes der Münze läuft, von der Inschrift in der Mitte des
Feldes und von der auf der Münzdicke, dem Rande, angebrachten
Rand schrift.
Die Umschrift, welche von dem inneren Felde häufig durch eine
glatte odergezähnte Kreislinie, eine aus einzelnen Kügelchen gebildete
Perlenschnur oder irgendeine andere kreisförmige Verzierung abgeschlossen
ist, kann wieder nach der Stellung
der Buchstaben nach aufsen oder

Kip. 33. Fi*. 34


noi.poltc Imsrhrift. S< hrin in Kreiuforra
Pr&gei «JroM-hen Kg. Wenzel II. l.tOO-130S. Hentog Heinrich V. von Bayern 1017-1026

innen gekehrt, aufserdem recht- oder rückläufig sein. Meist um-


gibt die Umschrift das Münzbild als geschlossener oder teilweise durch
das Münzbild unterbrochener Ring. Bedeckt sie jedoch nur die Hälfte
oder noch weniger vom Münzumfang, so bezeichnet man sie als Schrift
im Bogen. Zuweilen erscheint das Münzbild oder die Inschrift sogar
von einer zweiten Umschrift umschlossen, die dann als äufsere von der
inneren Umschrift unterschieden wird. Dies war beispielsweise im
Mittelalter bei den Turnosen, den böhmischen Groschen (Fig. 33), ver-
schiedenen niederländischen Münzen usw. der Fall.

Die Inschrift, aus einer oder mehreren Zeilen oder auch


die
nur aus einzelnen Buchstaben bestehen kann, reicht zuweilen bis an
den Münzrand, so dafs die ganze Oberfläche nur Schrift in ein oder
mehreren wagerechten oder bogigen, vereinzelt auch in senkrechten
Zeilen aufweist. Sie kann ferner kreuzförmig, d. h. aus einer senkrechten
und einer wagerechten Zeile zusammengesetzt mit oder ohne Buchstaben
in den Kreuzwinkeln vorkommen (Fig. 34). oder endlich nur einzelne, zu-
weilen verschränkte Buchstaben aufweisen (Fig. 2f>). In der Regel aber
ist die Inschrift selbst von einer Umschrift umgeben ja sie braucht ,

nicht einmal das ganze innere Münzfeld zu erfüllen, sondern kann aus
einzelnen Worten oder Buchstaben zu Seiten, ober- oder unterhalb des
Münzbildes bestehen, oder als Schrift in Wappen oder Zierschilden (Kar-
tuschen), oder endlich auf dem Münzbilde selbst erscheinen. Ist die In-
schrift oberhalb oder unterhalb des Münzbildes, so bezeichnet man sie

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§ 9. Stellung und Sprache der Aufschriften. 53

auch als Überschrift tizw. Unterschrift. Endlich kann die Schrift


auch im Münzabschnitt vorkommen.
Stückelberg, S. 66 ff. — Engel-Serrure, Traite M. A. I, S. LV ff.

2. Die Sprache auf den Münzgeprägen der


Völker Europas war, soweit sich diese zur
katholischen Kirche bekannten, während des
ganzen Mittelalters und weit darüber hinaus,
bis etwa ins 18. Jahrb., durchgängig lateinisch,
unzweifelhaft aus denselben Gründen, die auch Fi K asTneuuche
. Aufschrift,

für die Abfassung von Urkunden in latei sohiu von steier um 12»
nischer Sprache mafsgebend waren. Selbst
die byzantinischen Münzen tragen lange Zeit lateinische Aufschriften,
bis als ein Zeichen der eintretenden Scheidung von Rom die grie-
chische Sprache auch auf Münzen erscheint und hier etwa von der
Mitte des 8. Jahrhunderts an herrschend wird. Griechische Aufschriften
trifft man ferner auf einigen süditalischen Münzen (8. 11. Jahrh.) —
und auf Kreuzfahrermünzen, bei welchen, entsprechend dem Völker-
gemisch, dessen Verkehr sie vermitteln sollten, überdies französisch und
arabisch vorkommen. Französische Aufschriften findet man aufserdem
auf Münzen des schottischen Königs Wilhelm (1165 1214), einiger fran- —
zösischer Barone, dann in Lothringen und Belgien (12.-14. Jahrh.),
während die französischen Könige im Mittelalter der Kirchensprache
treu blieben. Nur auf italienischem Boden hat König Karl VIII. (um
1495) in der Stadt Aquila als Ausnahme von dieser Regel Münzen mit
französischen Umschriften schlagen lassen. Als ältestes Beispiel einer
deutschen Aufschrift ist vielleicht das Wort GOT auf Münzen des böh-
mischen Herzogs Boleslaus II. oder III. anzusehen, das kaum als Abkür-
zung eines Münzmeisternamens wie Gottfried zu deuten sein dürfte, da
sich auf andern Münzen dieses Herrschers an gleicher Stelle das lateinische
»DEVSi oder das slawische »BOZE^ finden. Dann folgen die um die
Mitte des 11. Jahrh. geschlagenen Pfennige der magdeburgischen Münz-
stätte Gittelde mit den Umschriften IHR STEIT DE BISCOP und
• • •

IELITHIS PEN I NG, um die Mitte des 13. Jahrh. der steirische Pfennig
-

mit + SCHILT VON STEIR (Fig. 35) usw. Im ganzen sind etwa ein halbes

Hundert mittelalterlicher Gepräge mit deutschen Aufschriften bekannt.


Nordische Münzen mit Runenzeichen tragen nor-
wegische, dänische und angelsächsische Aufschriften,
der germanische Titel CVNVNG statt des lateinischen
Rex findet sich aufserdem bei den Königen nor-
F g *•
manischer Herkunft von Northumberland und von „ .„
Italienische Aufschrift
,. . i
,

Irland im 10. Jahrh. S|M»iato piccoio um iaoo.

Das Italienische ist im eigenen Lande während


des Mittelalters nie zur Münzsprache erhoben worden, wohl aber ver-
einzelt im Osten an den Ufern des Adriatischen und des Mittelmeers,
wo es sich vermöge des italienischen Handels gröfster Verbreitung er-
freute. Die Aufschrift SP ALATIN 0 (Fig. 36) neben dem lateinischen
SP ALATIN VS, die Umschriften COflTe ST« flfl COflTe CflSflRO ser- ,

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54 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

bischer Fürsten, sowie die Münzen einiger Hochmeister des Johanniter-


ordens auf Rhodus. seien als Beispiele genannt. Die Münzen der Süd-
slawen zeigen übrigens in der Sprache der Auf-
schriften ahnliche Mannigfaltigkeit wie die Kreuz-
fahrerstaaten aufser dem Italienischen, das im 14. :

und 15. Jahrh. verwendet wurde, kommen liier


Aufschriften in lateinischer und in der Landes-
siavis. be Aufschrift
spräche als die häufigeren vor. Slawische neben
Denga von p»kow. xv. Jahrh, lateinischen Aufschriften bieten die Münzen der
Moldau und Walachei, während die Russen, die
niemals in einer kirchlichen Abhängigkeit von Rom standen, fast aus-
schliefslich ihre Landessprache auf Münzen verwendeten und nur zur Zeit
ihrer Tributpfiichtigkeit an die Khane der Goldenen Horde ab und zu ara-
bische Aufschriften auf ihren Geprägen anbrachten. Bei don übrigen der
römischen Kirche zugewandten Nordslawen herrschen lateinische Um-
schriften und es gibt von dieser Regel nur wenig Ausnahmen. Der
Titel *Knäsi auf den Brakteaten des Jakza von Köpenick, das Wort
*Milo$t auf einem um 1200 geprägten schlesischen Brakteaten, endlich
verschiedene polnische Brakteaten aus Mieskos II. Zeit (1139—1202)
seien hier angeführt. Die Letztgenannten haben hebräische Buchstaben,
die Umschriften selbst sind aber nur teilweise in hebräischer, teilweise
in polnischer Sprache abgefafst.
Dannenberg, Mittelaltermünzen mit Umschriften in der Volkssprache. W. X
Z. XXXII, 203 dazu a. a. O. II 517, XVII, 125. — Menadier, Ein Hammer Englisch,
zugleich mit deutscher Umschrift. Ii. Mzbl. Nr. 148, Sp. 1389. — Münzen mit Runen-
schrift, Z. f. X. XV, Anh. 35. —
Deutsche Aufschriften auf italienischen Münzen: Bl.
f. Mzfr. Nr. 20.

Münzen, welche Aufschriften in zwei Sprachen aufweisen, nennt


3.

man zweisprachige, bilingue Münzen. Aufser den genannton Bei-


spielen aus Rufsland können Gepräge mit arabisch -lateinischen Auf-
schriften aus den Kreuzfahrerstaaten, aus Unteritalien und Spanion, ja
sogar ein goldener Mancus dos Königs Offa von Mercien (757 790) und —
ein Pfennig Kaiser Heinrichs II. (1002 1024) angeführt werden. — —
Zweifellos haben Rücksichten auT den Handelsvorkehr zur Herstellung
zweisprachiger Gepräge geführt, gleiche Beweggründe waren mafsgebend,
wenn orientalische Herrscher ihre Münzen wie es zuweilen geschah — —
ausschliefsend mit lateinischen Aufschriften versahen.
Karabacek J., Spanischarabischdeutsche Xachpragungen für Polen. \V. X. Z.
I, 1H5; II, 455, — die sog. A6o Münzen arabischer Prägung, W. X. Z. II, 55; Cbcr Gi-
-

gliati der Turkomanenfürsten mit lateinischen l'mschriften :

Finder-Fried! Ander, Beitrage zur alteren Münzkunde.


B. 1851, S. 52 ff. — Karabacek 525, IX.
in W. X. Z. II,
200. — A. de Longperier, Observation* nur les dinars
arnbes i't Ugendes latines et Im dinar* bilingues in der Revue
archcolotrupie. P. 1850 51. P>. VII, \1U, dazu Koehne M. VI,
257, 32G. — Stickel, Über byzantinisch arabische Bild-
Fi B . ss liniktcat mit h.l.rrti- münzen. Zeitschr. d. morjrenländ. Ges. XXIII, S. 174 ff.; dazu
s. hiT Umschrift: W. X. Z. I, 191.

"pu^'E T"lp Nnfc'S m


der für die Auf-
I Zusammenhang mit
Msko Kri poiski iiiM-iaw.j Schriften benutzten Sprache stehen auch die Buch-

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§ 9. Zweisprachige Münzen, wechselnder Schriftcharaktcr. 55

staben. Als Regel gilt, dafs, soweit die Aufschriften lateinisch sind, auch
deren Schriftzeichen zur Anwendung kamen, während die unter dem
kirchlichen Einflüsse von Byzanz stehenden Münzherren sich der grie-
chischen oder der daraus abgeleiteten slawischen Buchstaben (sog. Cvril-
lica) bedienten. Vergleichsweise selten kommen Runen auf nordischen
Münzen vor, und nur grofse Ausnahmen sind die hebräischen und ara-
bischen Schriftzeichen auf den früher erwähnten abendländischen Ge-
prägen, oder umgekehrt lateinische Aufschriften und Buchstaben auf
Münzen orientalischer Herrscher, die in Nachahmung abendländischer
Gepräge geschlagen wurden (Fig. 39, 40).
So einfach, als man nach dem Gesagten glauben könnte, steht
trotzdem die Sache nicht denn jede Schrift hat ihre Entwickelung
,

durchgemacht, die nach Zeit und Ort und überdies beeinflufst durch
gewisse äufsere Umstände zu sehr verschiedenen Buchstabenformen ge-
führt hat. Erschwert dies auf der einen Seite die Lesbarkeit der Um-
schriften, so können anderseits gerade die Besonderheiten
der Schrift einen guten Fingerzeig geben, in welcher
Gegend und um welche Zeit gewisse Gepräge entstanden
S9
sind, mit andern Worten, der Schriftcharakter kann zu Fi,? -

. f
einem Merkmale, , , iii
j- TT pi
i
Orientalische Münzen
werden, um das Alter und die Herkunft mit utein. AuAchriftcn.
i

einer Münze zu bestimmen. Schon in diesem Falle zeigt AMkantocfc« Dinar, »/•

es sich, dafs Numismatik nicht ohne ein gewisses Mafs (W n. z ii, acs.) .

paläographischer Kenntnisse betrieben werden kann.


Hinderlich ist allerdings, dafs es noch keino umfassende Paläographie
der Münzschriften gibt, denn diese zeigen gegenüber den bisher vorzugs-
weise erforschten Urkunden- und Buchschriften mancherlei Eigentümlich-
im letzten Grunde davon abhängen, dafs die Buchstaben bei
keiten, die
den Urkunden und bei den Münzen andere Schreibunterlagen haben
und daher auch durch ganz verschiedene Mittel und Vorgänge hervor-
gebracht werden.
5. Das Schriftwesen der west- und der mitteleuropäischen Völker
beruht auf der lateinischen Majuskel, aus der selbst die norwegischen
Runen hervorgegangen sind. Die edlen Formen der Kapitalschrift, die
man auf den Münzen der ersten
Kaiser findet, verschwinden jedoch
später oder werden vergröbert. Am
Schlüsse des 4. Jahrh. unter Arca-
dius und Honorius schliefsen die
Buchstabenschäfte nach Art der
Blockschrift stumpf ab: A M V;
hundert Jahre später endigen die
GSglUtO des Untschen Turkomanenfiirsten
Schäfte dreieckig, die Mittellinie des imi-
A wird gebrochen
unter Konstans II. (641
JJ^ JVJ:


y ;
Oraar-beg,

6P>8) werden die Buchstaben kleiner und er-


48. fW. x. z. U, 625.)

halten schlanke Schäfte mit kugeliger Verdickung an den Enden /\ HV •

Aul'serdem wird allmählich ein Eindringen der runden Form, der sog.
Unzialschrift, bemerklich. V und E nehmen schon unter Anastasius

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56 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

(491—518) die Gestalt V, £ an, seit Tiberius Constantinus (578 —


582)
erscheinen überdies 0) Q und sogar das b der Minuskel. In den ger-
manischen Reichen, die auf römischem Boden entstanden waren, be-
hielten die Herrscher für ihre Münzen vorerst das römische Gepräge
und die Kapitalschrift bei, in welche jedoch bald einzelne Unzialbuch-
staben Eingang fanden. So erscheint beispielsweise G auf den zu Karthago

geschlagenon Münzen des Vandalenkönigs Hilderich (523 530, Fig. 43)

und bei den Westgoten seit Leovigild (572 586), das runde 6 auf Gold-

stücken des Frankenkönigs Theodebert (534 548, Fig. 67) und bei den

Ostgoten unter Baduila oder Totila (541 552). Diese parallel verlaufende
Entwickelung der Münzschrift in Ost- und Westeuropa dauerte jedoch
nicht lange, und der rasche Verfall der letzten Resto römischer Kultur
offenbarte sich auch in der Verwilderung der Münzgepräge in ganz
Europa. In Byzanz begann man einzelne griechische Zeichen in die
lateinischen Aufschriften zu mengen, bis man unter Konstantin V. und
Leo IV. (751 — 775) auch die Amtssprache änderte und Münzen mit
griechischen Aufschriften ausgab. In Westeuropa hingegen bildete sich
vom 6. Jahrh. an eine grofse Menge verschiedener Schriften durch Run-
dung eckiger und umgekehrt durch eckige Gestaltung runder Buchstaben
der römischen Majuskel, ferner dadurch dafs die Buchstaben hier übcr-
schlank, dort breit und gedrückt gestaltet wurden, endlich dadurch, dafs
man die geraden Schäfte bald durch Keile ersetzte, bald mit Ansatzlinien
versah u. dgl. m. Demungoachtet blieb die Münzschrift in Westeuropa
immer und überall den römischen Grundformen viel näher als die Ur-
kundenschrift, die sich in der Zeit vom 7. bis zum 12. Jahrh. in den
einzelnen Ländern so abweichend zeigt, dafs man geradezu National-
schriften unterscheidet. Der Grund dieser Erscheinung ist zweifellos in
den technischen Vorgängen, durch welche die Schrift auf den Münzen
hergestellt wird, zu suchen, namentlich in der Verwendung von Punzen,
über welche § 10, 6 des näheren gehandelt werden wird. Je nach der
Verschiedenheit der Punzen, mit welchen man die Buchstaben auf ein-
mal oder durch mehrmaliges Ansetzen in den Prägestempeln versenkte,
wechselte natürlich ihre Gestalt und so konnte es wohl vorkommen, dafs
die Münzen desselben Herrschers je nach den Münzstätten verschiedene
Buchstabenformen erhielten. Als ein frühes Beispiel seien die Münzen
des Westgotenkönigs Receswint (653 —
672) aus Sevilla und Toledo ge-
nannt, welche gleiche Münzbilder und bis auf den Namen der Münz-
stätten auch gleiche Umschriften haben und trotzdem stark verschieden
erscheinen.
6. Die römische Majuskel erhielt sich als Münzschrift mit den
angegebenen Veränderungen bis ins 12. Jahrh. Sie wurde dann für
mehrere Jahrhunderte durch die gotische Majuskel abgelöst, eine Schrift
von gerundetem Charakter, die größtenteils aus dem unzialen Alphabet
stammt und Anschwellung der gekrümmten Linien sowie übermässige
Verlängerung der Querstriche liebt. Daneben wurde hier und da nach
der Mitte des 14. Jahrh. auch die eckige gotische Minuskelschrift benutzt,
so auf den Prager Goldgulden Wenzels IV. und auf den kleinen Görlitzer

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§ 9. Wechsel der Münzalphabete. Monogramme, Siglen. 57

Pfennigen. Mit dem 16. Jahrh. verlieren sich auf Münzen die gotischen
Schriften und es bürgerte sich unter dem Einflüsse des Wiederauflebens
der Kunst des Altertums abermals die römische Majuskel ein diese hat ;

sich unter dem Einflufs europäischer Eroberungen und Kolonisation


seither über die ganze Welt verbreitet, so dafs neben ihr nur noch die
slawische Cyrillika und verschiedene orientalische Schriftarten als Münz-
schriften ernstlich in Betracht kommen, da die Anwendung sowohl der
neugriechischen Schrift als der modernen sog. deutschen Schrift seltene
Erscheinungen sind.
Münzalphabete : Le 1 e we 1 , Taf. XXXIV, XXXV Ambrosoli,
; Manuale, Taf. I,

II. — Conbrouee Catalogue raisonne des monnaies nationales de France,


Gaill.,
P. 1839, enthalt Tafeln mit Alphabet royalt merovingien, carlovingien, capetien, gothique.
— Engel-Serrure, Tratte M. A. I, II, mit verschiedenen Alphabeton im Texte an
einschlägiger Stelle. —
Tavole descrittive delle mottete della zecca di Genova. 1890, Taf. VIII.

Die Buchstaben all dieser Perioden können ihrer Form nach


7.

dünn oder dick, hoch oder niedrig, grofs oder klein, gleich oder un-
gleich, aufrechtstehend, geneigt, liegend oder gestürzt, eng oder weit —
gestellt sein. Die Buchstaben erscheinen entweder jeder für sich oder
derart zusammengezogen, dafs ein Schaft zweien oder mehreren Buch-
staben gemeinsam ist, Letzteres trifft bei den Monogrammen zu, d. h.
bei der nicht selten vorkommenden Ineinandersehränkting mehrerer
Buchstaben zu einer zusammenhängenden Figur, die, in richtiger Reihen-
folge gelesen, entweder einen Namen, oder Namen und Titel, oder einen
ganzen Satz ergibt. Von diesen alten, im frühen Mittelalter sehr beliebten
Monogrammen sind die heute ebenso bezeichneten Namenszüge zu unter-
scheiden, die auf Münzen vom 17. Jahrh. angefangen mit oder ohne
Beigabe einer Krone oder eines Fürstenhuts häufig erscheinen. Diese
sind ihrer Natur nach Siglen und aus den Anfangsbuchstaben der Tauf-
namen, wohl auch der Titel zusammengesetzt.
Monogramme: Engel- Scrrurc, Tratte M. A. I, II, häufig im Text. — Lelc-
• wel, Taf. V, VII, XIV. — Ambrosoli, Manuale Tav. II. — Catalogue de la collect ion
de monnaxeit de feu Chr. J, Thomsen, II/l. Kopenhagen 1873. Tonini, Top»- —
grajia generale delle zecche italiane, Taf. I. — Conbrousö, Monnaies de France I,

P. 1843, Taf. Motwgrammes: Yilles. Rois, Papes.


Namenszüge: Xeumann, Kupfermünzen I. Prag 1858, Taf. 12.

Das Bestreben, längere Inschriften auf verhält nismäfsig kleinem


8.

Raum unterzubringen, hat schon im Altertum neben der Zusamnien-


ziehung von Buchstaben zur Wortkürzung durch Siglen [JUterae migidares)
geführt, die darin besteht, dafs einzelne Buchstaben oder die Anfangs-
silben für ein ganzes Wort gebraucht werden. Bei der Buchschrift und
auch auf Steindenkmälern wurde die Sigle durch einen nachgesetzten
Punkt als solcho hervorgehoben, der indessen auf den römischen Kaiser-
münzen weggelassen wurde. Das Sehriftwesen des Mittelalters hat in
dem Bestreben, Raum zu sparen, die Siglen und Buchstabenverbindungen
nicht blofs beibehalten, sondern auch neue Kürzungsarten entwickelt,
bei welchen ein oder mehrere Buchstaben aus der Mitte des Wortes
wegbleiben konnten und der Ausfall durch eigene Kürzungszeiehen ge-
deckt wT urde. Während Siglen, Buchstabenverbindung und Ausfall von

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58 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Buchstaben namentlich bei Titeln der Münzherren häufig vorkommen,


haben von den letzterwähnten Kürzungszeichen auf den Münzen eigent-
lich nur 7 für et und 9 am Ende des Wortes statt as allgemeine Ver-
wendung erfahren.

Abkürzungen. Allgemein. Cape Iii, Lericon Abbreriaturarum. L. 1901 (in


Webers Katechismen; ist vollnUindiger als das italienische Original in den Manuali
Hocpli, Mailand 1899). Für Münzzwecke insbesondere Schmid G. V., Claru nutiiia-
:

matica oder enzyklopädisches Handbuch zum Verständnis der auf Münzen und Me
daillen vorkommenden Sprüche usw. Dresden 1840. —
Sehl ickey sen F. W. A.
Erklärung der Abkürzungen auf Münzen. Ii. 1856, 3. vermehrte (durch Pallinann
besorgte) Auflage. B. 1886 (bedarf noch mancher Verbesserungen und Ergänzungen).
— Rentzmann W., Numismatisches Legcndenlexikon des Mittelalters u. d. Neuzeit.
2 Teile. B. 1865— 1878, Titelausgnbe 1881, sehr verwendbar. —
Sehl umberger, Brac-
töates d AUemagne. P. 1873, S. 74.

9. Zu beachten .sind ferner die in den


Münzaufschriften vorkommenden Tren-
nungszeichen, die Anfang und Ende
bezeichnen oder auch zwischen einzelnen
Worten stehen. So findet man vom (5.

bis 17. Jahrh. auf Geprägen christlicher


Fig u. Herrscher zu Anfang der Aufschriften fast
Dinvrent» Kg Kurls vi. vun Frankreich,
ausnahmslos ein Kreuz, das übrigens auch
Halber Denier Wune n l'öcu nun 1390).
, , , .
rt , .

noch von Rosetten oder andern Zieraten


Her rtu.kt steht auf bei.ien Seiten im
^rienkrriariinteriipms BiirhMRben.it>r
hegleitet sein kann. Trennungszeichen
6 im
l m«-hnft uihI weist auf «lie Münzstätte

Toniuose. Innern der Münzaufschniten werden erst


seit dem 12. Jahrhundert häufiger und.
bestehen gewöhnlich aus Punkten, Kreuzchen, Rosetten, Sternchen
Kleeblättern oder anderen Zieraten, die einzeln, verdoppelt oder zu
Gruppen vereinigt erscheinen und mitunter ein Merkmal zur näheren
Bestimmung der Münze abgeben. Neben diesen Trennungszeichen gibt
es auch noch besondere Unterscheidungszeichen, die sog. ? Diffe-
renz der Franzosen, die zur Festlegung der Münzstätte, des Münz-
meisters, der Zeit oder des Münzfufscs dienten und zum Teil öffentlich
bekannt gegeben wurden, in andern Fällen geheime Erkennungsmerk-
male blieben, wie solches noch heutzutage bei Banknoten vorkommt.
Es war dabei nicht ausgeschlossen, dals die zur Worttrennung ver-
wendeten Zeichen, je nachdem es Punkte, Sternchen, Poppelkreuzchen
waren, gleichzeitig auch Unterscheidungszeichen sein sollten. In den
französischen und burgundischen Münzstätten verwendete man mit Vor-
liebe unscheinbare Punkte (poinfc secrefc) unter vorausbestimmten Buch-
staben der Umschrift, nach 1420 auch Siglen. in Deutschland Siglen und
andere Zeichen der Münzmeister oder des Münzfufses. Zu letzteren
zählten beispielsweise das kleine Andreaskreuz (X) auf österreichischen
Geprägen des sog. Konventionsfufses von 1754 1805 oder die in den —
Ilarzgcgenden während des 1(5. bis 18. Jahrh. häufig angebrachten ge-
kreuzten Zainbacken ^
als Merkmal, dafs die Prägung durch einen
ordentlichen Münzmeister erfolgt sei der sein Handwerk nach den
,

Satzungen der im Reiche gültigen Münzordnung erlernt habe.

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§ 9. Trennung*- und Unterscheidungszeichen, Jahreszahlen. 59

Trennung«- und Unterscheidungszeichen: Differents. Points secrets usw. Ropcr


Valentin, Les differents de la monnaie de Romans 1389 1556. — —
Dcrs., Les der-
nieres monnaies frappees ä Montelimar, beides im Bulletin de la Soc. d'Archeologie de
la Drome, Valence 1894. — Notes sur les differents d'ALr usw., im Bulletin de numis-
matique 1894, II. —
Les differents de la monnaie de Grenoble de 1489—1553, im Annuaire
de la Soc. frane. de num. 1894. —
Soudrc \,., Releve tur les differents ou signes dis-
tinetifs des graveurs generaux et directeurs de la fabrication des monnaies de France

depuis la Im du 22 vendhniaire an IV. (Annuaire IV 1873 1876), 153 ff. —
Zainhucken
als Abzeichen der Münzmeistor, W. X. M. II, S. 219. —
Grote, in Bl. f. Mzfr. Xr. 51,
macht mit Berufung auf Trachsel aufmerksam, dafs die unterscheidenden Punkte auf
französischen Münzen richtig deferents. nicht, wie gewohnlich geschrieben wird, differ-
ents lauten. Der Ausdruck sei der Astrologie entlehnt.

10. Das gewöhnliche Mittel zur Angabe der Zeit, in der die Münzen
ausgegeben wurden, ist jetzt die Jahreszahl, deren Anwendung auf mittel-
alterliehen Geprägen noch im 15. Jahrh. selten war. Das älteste Beispiel
einer Jahreszahl auf abendländischen Münzen bietet eine dänische, schon
bei Mader V, 146 angeführte Münze, die nur in einem einzigen Exemplar
mit den mangelhaften Umschriften -f RDDO DOCDIHI und :(D:CC:XX...I
bekannt ist und MCCXXXXVIII, also 1248, ergänzt wird. Ebenso ver-
einzelt ist das bei Mader V, 157 angeführte Stück des Reinhardt von
Schonvorst, das nach seiner Abbildung ins Jahr 1372 gehört. Im gleichen
Jahre begann man indessen auch vor den Toren Aachens zu Junkheit
Münzen mit Jahreszahlen zu prägen, und da man dies hier durch
mehrere Jahre fortsetzte und vom Jahre 1402 angefangen die Stadt
Aachen selbst nachfolgte, so darf man wohl sagen, dafs der Gebrauch
von Jahreszahlon auf Münzen von den Rheinlanden ausgegangen ist.
Bis ins erste Viertel des 15. Jahrh. wurden fast ausschliefslich lateinische
Zahlzeichen verwendet. Die arabischen Ziffern erscheinen ihrer dem
Mittelalter eigenen Gestalt ( R 4, 7 =
5, \ = =
7) zuerst 1424 auf einem
Plappart der Stadt St. Gallen in der Schweiz. Im 16. und 17. Jahrh.
wurde dann in Deutschland die in Urkunden schon früher vorkommende
Datierung nach der minderen Zahl üblich d. h. man liefs die beiden
,

ersten, im 17. Jahrh. gewöhnlich nur die erste Ziffer hinweg (z. B. 68 1568, =
609 =
1609) ein Brauch, der schon manchen in der Münzkunde Un-
bewanderten über das Alter der Münze irregeführt hat.
Jahreszahlen auf Münzen: Mader, Bcitr. V, 136 ff. —
Koehne, Z. V, 195,
Bl. Mzfr. Nr. 5, 7, 8 (1866). Lcitzmann, X. Z. 1866, Xr. 23, Z. f. X. II. 70; W. X. M.
f.

V, Nr. 228— 229 (1902). —


Monnaies tuedioevales datica (Gazette nuinismatintie, Br. 1896).
Xadrowski, Welchen Ursachen verdanken die nummi postuitii ihre Entstehung?
B. Mzbl. Xr. 134 — 135, Sp.
1186. Keine Jahreszahlen, wohl aber Angabe der Regierungs-
jahrc findet man auf byzantinischen Kupfermünzen von Justinian bis in die Zeit
Leos III. des Isauricr» (etwa 530—730).

11. Der Inhalt der Münzaufschriften betrifft gewöhnlich den Münz-


herrn, die Münzstätte, die an der Münzherstellung beteiligten Personen,
die Zeit oder die Veranlassung der Münzenausgabe und endlich den
Wert oder den Namen des Stückes; aufserdem kommen mancherlei
Sprüche vor. Die Art, wio diese Bestandteile der Aufschrift auf die
verschiedenen Münzflächen verteilt werden, wechselt, man wird sie auch
sehr selten insgesamt auf einem Stück vorfinden. Dem Namen des Münz-

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60 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

herrn, der auch durch ein Monogramm ausgedrückt sein kann, werden
in Europa seit dem 16. Jahrh. Ziffern beigesetzt, um ihn von gleich-
namigen Vorgängern oder Nachfolgern zu unterscheiden, ein Vorgang,
der im Mittelalter nur ausnahmsweise beobachtet wurde. Gewöhnlich
wird auch der Herrsehertitel angegeben, dagegen fehlen die dem Altertum
geläufigen Beinamen der Herrscher auf dem Gepräge des Mittelalters
und der neueren Zeit.
Der Name der Münzstätte, der im früheren Mittelalter gewöhnlich
auf den Münzen erscheint, wurde später oft weggelassen oder durch die
schon erwähnten Erkennungszeichen, auch durch kleine, wappenähnliche
Figuren, wie die Rose für Lienz auf Görzer Geprägen, die flache Hand
auf Münzen von Antwerpen u. dgl. oder endlich durch Siglen ersetzt.
Neuerer Zeit ist in Anschlufs an das jüngere französische System die
Bezeichnung der Münzstätte durch Münzbuchstaben üblich geworden, die,
ohne Rücksicht auf den Namen des Münzortes gewählt, eine gewisse
Rangordnung der Münzstätten ausdrücken.
Das vergleichsweise späte Auftreten der Jahreszahlen auf Münzen,
von dem schon die Rede war, dürfte zum Teil mit der im Mittelalter
weit verbreiteten Unsitte der Münzverrufung zusammenhängen, die einen
auffälligeren Wechsel der Gepräge erforderte, als die Änderung einer
Zald ist. Von diesem auf Kosten der Sicherheit des Verkehres, aber
zum Vorteil des Münzherrn betriebenen Unfug wird noch genauer (§ 28)
die Rede sein hier sei erwähnt, dafs aus der seit
;

dem
Jahrh. häufig vorkommenden Aufschrift
15.
«moneta nova keineswegs immer auf eine voran-
gegangene Änderung des Münzfulses zu schliefsen
Fi«. 42. ist. Der Ausdruck wird wohl in vielen Fällen nur
Neapel und s uiiu-n Bedeutung
Hoger I., 1130 -UM.
,]j 0
b gehabt haben, welche den denarü '
f . . .

novi im Gegensatz zu den denarn veteres zukommt,


er dürfte Bezeichnung der Währungseigenschaft des neu ausgegebenen
Gepräges gewesen sein.
Münzaufschriften : Rentmann,
Numismat. Legendenlexiknn, Namen der Münz-
herren a. a. O. I, 1—156 und
Nachtrag. —
Mader, Beitr. IV, 11H; VI, 1 Über Namen, :

ßeynamen und der Personen und Unter auf Münzen des M. A.; Dannenberg,
Titel
Die Titel der Münzherren auf M. A. Münzen, ß. Mzbl. 1900, Nr. 237, Xawenszahlen
auf Münzen, a. u. O. 1902, Nr. 1.
Münzstätten: Leitzmnnn, Wegweiser
auf dem Gebiete der deutschen Münz-
kunde Schweiz, Luxemburg und Elsafs.) WeifsenBee 1869.
(inkl. Österreich, Belgien: —
Serruro Raymond, Dictionnaire geographique de l'histoire monetaire Beige, ßr. 1880
(in der Art wie Leitznianns Wegweiser). Serrure Raymond,— Dictionnaire geo-
graphique de ihistnirc tnonetaire de la France. P. 1887 (behandelt nur daa nordwest-
licbe Frankreicb). —
Italien: Am
vollständigsten bei Gnecchi, Sag g in di Jiiblio-
grajia numismatica delle zenhe italUine medioevali e moderne. Mailand 1889. Vgl. —
auch die S. 11 bei §3, Absatz 7 angeführten Bibliographien.
V2. Wertbezeichnungen und Namen fehlen zumeist auf den Münzen
des früheren Mittelalters. Die das OB auf den
alte Streitfrage, ob
goldenen Solidi Konstantins des Grofscn das griechische Zahlzeichen 72
oder die Feing«'halLsbezeichnung o,1nt\;ov =
purum sei, ist endgültig im letzt-
erwähnten Sinne entschieden, seitdem man Goldbarren mit gleichen Be-

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§ 9. Münzbuchstaben, Wertbezeichnungen, Münznamen. 61

Zeichnungen gefunden hat. Wertbezeichnungen XLII, XXI und XII


tragen die Münzen der Vandalen (Fig. 43), ferner die von don Franken-
königen zu Marseille mit dem Bilde des Kaisers Mauritius Tiberius (582 bis
602) und der Zahl XXI geprägten Solidi sowie die merowingischen Drit-
telstücke mit dem Zahlzeichen VII oder VIII im Felde, die durch die
Umschriften CABILONNO FIT DE SELEQAS VIII oder VESVNCIONE
DE SELEQAS VII ihre Erklärung als Vielfache von Siliquen erhalten.
Aufschriften wie IELITHIS PENING (Gittelde), BEUNA RDVS SVM
E[G]0 DENarius oder HEHODIVS DENARP
(Falkenstein) und ähn-
liche wollen im Grunde nur übor den Prägeherrn oder den Prägeort,
nicht aber über den Wert des Gepräges Aufschlufs geben, der ja nicht
zweifelhaft sein konnte, solange nur Pfennige und Hälblinge geschlagen
wurden. Das gleiche gilt von dem Ausdruck Grossus, der nur die Eigen-
schaft des Stückes als Dickmünze und mittelbar also auch die eines
Pfennigvielfachen hervorhebt, aber nicht angibt, wieviel Pfennigwerte er

Plf. «. Fig. 44.


Karthago (Kupfer). Nürnberg. Halber Schilling, 15. Jahrh.

darstellt. Anders verhält es sich mit der TERCIA DVCALIS (Fig. 42),
der TERCIA APVLIENSIS und ähnlichen Aufschriften auf den Münzen
der Normanenkönige in Unteritalien (11 40 ff. den französischen Münz-
) ,

bezeichnungen wie MO
N ETA DVPLEX REGALIS bzw. LEG ALIS,
BVRGENS1S FORTIS und ähnliche, die im 14. Jahrh. auftauchen. In
Deutschland kommen Aufschriften mit Solidus, medins Solidus erst im
15. Jahrh. auf (Fig. 44) und lassen die Münze als ein Zwölfpfennigstück
oder Sechspfennigstück usw. erkennen. Mit dem 16. Jahrh. wird die
Wertbezeichnung auf den Münzen, die auch aus einer blofsen Wertzahl
bestehen kann, in Deutsehland unter dem Einflufs der Reichsmünz-
ordnung die Regel, und sie gilt heutzutage allgemein als ein Erfordernis
des Münzgepräges.
Die zahllosen Benennungen älterer Münzengattungen haben last
ausschliefslich dem Volke ihre Entstehung zu verdanken, das das Be-
dürfnis empfand, die gleichen Münzeinheiten häufig wechselnden Gepräges
sinnenfällig zu unterscheiden. Bei der grofsen Rolle, die der Humor
im Leben unserer Vorfahren spielte, fehlte es nicht an absonderlichen
Bezeichnungen, die indessen oft unerklärlich sind, da sie Anspielungen
auf uns unbekannte Einzelheiten enthalten.
MünzmeiBternamen Dannenberg, Z. f. X. XXII, 277: Münzmeister auf Mittel-
:

altermünzen. —
Abkürzungen solcher Xamen s. Sch c k c sc n Erklärung der Ab-
1 i i ,

kürzungen, 3. Aufl., K. 1S%. — Forrer I.., Hiotjrnphical dictionnarij of tnedallistx. coin.


gern and seal engravers. tnhitmastcr* etc. finden t and modern. l.on<lon 1902. (1. Bd. A bin
D.) — Münzbezeichnungen: Dannenberg, L"S appcllations ntourtaires mir Irs

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62 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

mtmnaie* du moyen-ügt. R. N. B. 1395 (Lp. 242. — Münznamen: Stückelberg,


15t) ff. — Grote, von Münzbennungen bringt, meint,
der Geldlehre § 21 Beispiele
dafs neuerer Zeit dem Volke der Witz dazu ausgegangen sei. Ganz so schlimm steht
es nicht, wenn wir die von rrof. Edward Schröder in Nr. 424 der Berliner National-
zeitung vom 2. August 1903 veröffentlichte Zusammenstellung volkstümlicher Ausdrücke
für die eben eingezogenen silbernen Zwanzigpfennigstücke betrachten, die örtlich als
Läuse, Nisse, Fischschuepple, Flimmerchen, Siebneri usw. im Volke gingen. Wir haben
übrigens erfreulicherweise von der Feder Prof. Schröders eine gröfsere Arbeit über
deutsche Münznamen zu erwarten. Bisher war Schmiedors Handwörterbuch der
Mzkdo., Halle 1811 —
1815 unser Hauptwerk dafür. Ein ähnliches Work für Portugal
ist das Diccionario de numismatica Portugueza, Porto 1872 ff., des Jose do Amaral,
B. do Toro.

13. Die mancherlei Sprüche auf den Münzaufschriften sind vor-


wiegend frommen Inhalts und oft Waldsprüche, die mit dem Münzherrn
wechseln, zuweilen aber durch Jahrhunderte bleibend und dann kenn-
zeichnend für die Münzgattung wie das Bmedicium est nomen Domini
nostri Jesu Christi auf den Turnosen oder das Sit tibi Christe (latus.

KiR 45 Fi »f. 46.


Pseudolegemle. Fuml vou Itukowitz BuchstabenÄhtilicher Zierou,
W. X. Z. XX, T IX. Fund von Rnkowitz. W. N. Z, XX, T. X.

quem tu regis, iste dueatus auf den venezianischen


Zecchinen (Fig. 28).
— Heutzutage werden Sprüche vor allem für Randschriften verwendet.
Die Aufschriften auf mittelalterlichen Münzen sind im allgemeinen
nicht leicht lesbar. Die Buchstaben zeigen oft Verschränkungen und
ungewohnte Formen, die Kürzungen von Namen sind oft mehrdeutig,
die Schreibweise von der heute üblichen abweichend und häufig durch
Fehler entstellt, aufserdem läfst die Erhaltung, in der uns solche Münzen
überliefert sind, meist viel zu wünschen übrig, zumal viele Stücke vom
Hause aus mit unvollständigem Gepräge in den Verkehr kamen. Es
gibt jedoch auch irreführende Aufschriften, die von unabsichtlich ver-
wirrten sowie von den sog. Pseudolegeuden wolü unterschieden werden
müssen. Die im Mittelalter und dann im 16. und 17. Jahrh. in einigen
Gegenden Deutschlands, der Niederlande und Italiens häufige Nachmünzung
guter und beliebter Gepräge in gewinnsüchtiger Absicht, bewog den Münz-
herrn nicht blofs zu genauer Nachahmung fremder Bilder, sondern suchte
die Empfänger auch durch täuschende Aufschriften über die Herkunft
der Münzen irrezuführen. So haben Bischof Peter von Cambrai (1349
bis 1368) und Arnold Herr von Rummen (1363 —
1367) die Franc-ä-cheval
genannte Goldmünze König Johanns II. von Frankreich (1350 1364) —
nicht blofs im Bilde genauestens nachmachen lassen, sondern auch, um
die Person des Münzherrn zu verdecken, die Umschriften mit Johannes
beginnen lassen, wie nachfolgende Zusammenstellung zeigt:

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§ 9. Verwirrte o<ler tauschende Umschriften, Pseudolegenden. 63

+I0b75PnaSDI-GR7VGm:PRnP00RV:RflX
. + lObHPneS 6V2VR0 : : flT6 RI?OL:DI?S:RVM 1 1?6 VX
+ K>»7rni?es: lvgäs= M7iRavs:MKTÄVS
Unverstandene Nachmünzung hat zur Entstehung verwirrter Auf-
schriften Anlafs gegeben, namentlich in dein Falle, wenn sie in der
Fremde von Münzeisenschneidern vorgenommen wurde, die weder mit
der Sprache noch etwa mit der Schrift vertraut waren, und, was auch
häufig vorkam, nicht Urstücke, sondern schon vorliegende Nachahmungen
als Vorbilder benutzt wurden. Die Mühe, die man sich früher mit der-
art verderbten Aufschriften gab, hat zu vielen unhaltbaren Folgerungen
geführt. Man hat jetzt im allgemeinen die Entzifferung solcher ver-
wirrter Aufschriften als fruchtlose Arbeit aufgegeben, ebenso jene der
sog. Pseudolegenden, die als durchaus willkürliche Aneinanderreihung
von Buchstaben an Stelle einer wahren Umschrift erscheinen. Von diesen
Pseudolegenden, die den Buchstaben bereits als raumfüllendes Ornament
behandeln, ist noch ein Schritt weiter bis zu den buchstabenähnlichen
Zieraten, denen wir beispielsweise in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh.
auf bayerischen Geprägen (vgl. z. B. Obermayer, Tafel VII) nicht selten
begegnen.
So u chi er It., Lateinische Verse auf Münzen und Medaillen. X. Z. 1870,1871.
— Psalmenanfunge auf Münzen: Engol-Scrrure, Tratte. M. A. 1, S. LV1I. —
Köhler, Münzbelustigungen, Register. — Pseudolegenden usw. Schlumber-
ger. BracteatcK, S. 68 ff. —
(irotc, Münzstud. VIII, 88. Die Nachmünzen. — Täu-
schende Umschriften. R. N. B. II/l, 258; 388.

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II. Hauptstück.

Die Herstellung der Münze.

§ 10. Vorgange bei der Ausmunznng.


1. Der Ausdruck Ausmünzung umfafst die verschiedenen Vor-
gänge, durch welche das rohe Metall zu Metallstücken von bestimmter
Form und Grüfse mit einer gewissen, vom Staate verbürgten Menge
Edelmetall verarbeitet und durch eine dauerhafte Bezeichnung zu umlauf-
fähiger Münze gestaltet wird.
Um 7Ai diesem Ziele zu gelangen, mufs zunächst das zur Verfügung

stehende Rohmaterial geprüft werden, ob es so beschaffen ist, dafs es


ohne weiters vermünzt werden kann. Das wird selten der Fall sein, da
sowohl in dem aus verhütteten Erzen als auch in dem aus sog. Paga-
menten (alten Münzen, Geräten und Metallabfällen) gewonnenen Edel-
metalle verschiedene, meist minderwertige. Beimengungen in wech-
selndem Ausmals vorhanden sind. Man mufs in solchem Falle das
Rohmetall der sog. Scheidung unterwerfen, durch welche man bei An-
wendung der heute so vervollkommneten technologischen Verfahren die
Edelmetalle in beliebiger Menge nahezu chemisch rein herzustellen ver-
mag. Da man indessen die Münzen schon seit langem nicht aus voll-
kommen reinem Metall, sondern aus härteren Metallnüschungen herstellt,
so wird das zur Prägung bestimmte. Edelmetall in einem durch den
Münzfufs gegebenen Verhältnis mit minder edlem Metall — meist
Kupfer — beschickt oder legiert und dann geschmolzen. Ergibt die
flüssig gewordene Mischung nach tüchtigem Umrühren bei neuerlicher
Prüfung den vorgeschriebenen Feingehalt, so wird sie in Formen zu
kleinen, dünnen Barren, den sog. Münzzainen, ausgegossen, welche ent-
weder durch Aushämmern oder, wie seit «lern 10. Jahrb. üblich, durch
Walzendruck auf die erforderliche Münzdicke gebracht werden. Die der-
artig gestreckten - und zwischen hinein, um das Brüchigwerden zu hindern,
wiederholt geglühten Zaine werden hierauf, um die zur Ausmünzung
erforderlichen Schrötlinge Zugewinnen, gestückelt
, und zwar entweder
mittels einer Blechschere, der sog. Benehmschere, zugeschnitten oder
mit einem passenden Eisen (sog. Durchschlag) aus dem Zain heraus-

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§ 10. Vorgängo bei doi AiiBmünzung, I'ragcwerkzctigo. 65

geschlagen. Die Ränder der Zaine und die übrigen bei solchem Ver-
fahren sich ergebenden Mettillabfälle heifsen die »Abschroten ~ und müssen,
soweit sie nicht zu kleineren Schrötlingen verwendet werden können,
geschmolzen und zu neuen Zainen ausgegossen werden. Es folgt dann
die Justierung, d. h. es werden die Schrötlinge untersucht, ob sie das
vorgeschriebene Gewicht haben. Das geschieht entweder nur al marco
d. h. man begnügt sich, ohne das Gewicht der einzelnen Stücke zu prüfen,
damit, dafs eine gewisse gröfsere Zahl (in Wien anfangs des 15. Jahrb.
beispielsweise 300 Schrötlinge) das Gewicht der sog. Aufzahlmark er-
reicht, oder mit Berücksichtigung der Einzelgewichte, in welchem Falle
sowohl die über- als die unterwichtigeu Schrötlinge ausgeschieden werden.
Die so als richtig, just, befundenen Schrötlinge sind jedoch nur Blindgeld
oder, wie man im Mittelalter sagte: plossgcU (Fig. 49), unbezeichnete
Metallscheiben und werden erst durch die Prägung, d. h. durch Auf-
drücken einer dauerhaften Bezeichnung, zur umlauffahigcn Münze.
Unter den Geräten, die dabei zur Verwendung gelangten, sind die
Prägestempel mit dem vertieften Münzbild die wichtigsten. Aufserdem
bedarf es noch einer Vorrichtung, um auf die zwischen den Stempeln
liegenden Schrötlinge einen starken Druck auszuüben. Bis über die Hälfte
des 16. Jahrb. geschah dies ausnahmslos durch den Schlag eines schweren
von Menschenhand geführten Hammers, seither durch verschieden ein-
gerichtete Prägemaschinen, erst durch Prägewalzen, dann durch soge-
nannte Taschenwerke, noch später durch Spindelpressen (Stofswerke,
Balancier) letztlich durch Verwendung des hydraulischen Druckes (Uhl-
hornische Pressen u. dgl.).
Bergmann J. v., Münzenschingen und Münzenprilgen. W. X. Z. V, 247. —
Dannenberg, Anfänge d.Münzprägung. Z. f. X. VIII, Anh. 28. — v. Ernst K.,
Münze (S. A. buh Karmarttch u. Heerens techn. Wörterbuch, Prag 1882 — Die Kunst .

des Münzens von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. W. X. Z XII, 22 und viele
Einzelaufsätze im W. X. M. — Karmurseh K., Beitrag z. Technik des MnnzwesenH.
II. 1866. — Schlüfser E., Die Münztechnik. II. 1884. — S t ü ekel be r g 8. 129 ff. ,

— Grote, Geldlehre § 22. —


Leiuaire V., Etüde nur les procede» de fabriration des
tuonnaies anriennes. K. X. B. 1892. —
Chalon R., Histoire de la fabrication den mon-
naies. B. 1873 (C u ru o n t Xr. 405). —
B a be 1 o n E., Xotice, P. 1898, S. 114 ff. —
An se 1 1

Jlte Royal mint its irorking cunduet and Operation* es-plained. l>ondon 1871, 3. Aufl.
— Picciono M., Os»ervazioni sulla teenica e m-qqi monetali anficht. Rom 1902 (vgl.
W. X. Z. XXXIV, 314). — Bahrfeldt A., Antike Münzterhnik. B Mzbl. 1904. Xr. 25.

2. Ehe wir
die nur nach ihren äufseren Umrissen geschilderte Aus-
münzt] ng ihren Einzolvorgängeu näher betrachten, ist zu erwähnen,
in
dafs Münzen und münzähnliche Gebilde auch ohne Stempel durch Gufs
in passende Formen oder durch Treiben mittels Hannner und Punze
hergestellt werden können. Getriebene Münzen sind mir nicht bekannt,
selbst getriebene Medaillen und Plaketten kommen wegen der Umständ-
lichkeit dieses Verfahrens nur .selten vor; allein auch der Gufs eignet
sich weniger zur Massenerzeugung von Münzen aus Edelmetall, obwohl
die auf die Beschickung des Tiegels folgenden Vorgänge der Münz-
prägung vom Giefsen der Zaine angefangen hier wegfallen, da die
geschmolzene Legierung sofort zum Eingufs in die Formen verwendet
Luschiii. Numismatik. 5

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f>6 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

werdon kann. Es fehlen daher gegosseno Münzen dem Mittelalter, und


aie kommen auch später nur ausnahmsweise und unter Verhältnissen
vor, welche die Einrichtung ordentlicher Prägestätten ausschliefen,
z. B. als Notmünzen (Cattaro und 10-Frankstücke vom
silherne 1-, 5-

Jahre 1813, Fig. 47). Am häufigsten sind wohl die elenden marokkanischen
Erzmünzen, die nach Neumanns Beschreibung (Kupfermünzen IIT, 108)
halb gegossen, halb geprägt sind. Die dicken 1- und 2-Sousstücke aus
der Zeit der französischen Revolution mit dem Brustbilde König Lud-
wig XVI. (1791 —
1793), zu welchen die eingezogenen Kirchenglocken den
Stoff lieferten, haben durch' Gufs hergestellte Schrötlinge, welche dann
mit den von Duvivier gelieferten Stempeln geprägt wurden. Wohl aber
war der Gufs zu Massenerzeugung der dicken Schrötlinge sehr geeignet,
die im Altertum beliebt waren. Man hat sich dabei unzweifelhaft
eigener Guisformen bedient, die mit einem Eingufs die Herstellung einer
groben Zahl von Schrötlingen erlaubten. Waren diese Gufsformen genau
gearbeitet, so konnte man Schrötlinge erhalten, die nur geringe Gewichts-
differenzen zeigen, und ich möchte gerade in diesen technischen Vor-
gängen den Grund sehen, weshalb die dicken Münzen des Altertums um
so viel besser justiert erscheinen als die dünnen Pfennige des Mittel-
alters, dio oft nur al marco geprüft wurden.
Auf dem Historikerkongrefs zu Horn, April 1903, hat Conim. A. Salin an aus
Palermo eine Gnfsform zur Herstellung von Didrachinen-Schrotlingen vorgezeigt, die
er in Sizilien auffand. Mit Hilfe derselben konnten nahezu 100 Stück Schrötlinge mit
eiförmigem Querschnitt und obener Oberfläche auf einmal gegossen werden. Wie
genau man bei Anwendung welcher Gufsformen justieren konnte, mag aus einem Fund
von Keltenmünzen geschlossen werden, der in Kärnten auf der Gorlitzen Al|>e nördlich
des Ossiachor Sees im November 1903 gemacht wurde. Derselbe enthielt 13 Tetra-
drachmen (attisches Normalgewicht zur Zeit Alexandere dos Grofsen nach Babelon
17.20 g), je ein Stück 16,96 und 16.98 g, die übrigen elf zwischen 17,12—17,43, ferner
17 Stück eines andern Münzsystems ein Stück 9,9, die übrigen von 10— 10,33 g. —
Gnfsform zur Herstellung von Raitpfennigen vom Jahre 1465. K. N. B. I, Bd. 3 (1847;,
67 Taf. IV. —Gegossene Münzen zu Marokko. Z. f. N. XX, Anh. 27. — Technik der
getriebenen Medaille. W. N. M. IV, S. 56 und Abbildungen bei v. I,öhr, Wiener Me-
dailleure, 1899, S. 8, der gegossenen Medaille a.a.O. S. 7. — Legierungen: Fachs
Modestin Probierbüehlein 1567, auch 1618. —
Haase Salomon, Vollständiger Münzmeister
und Münzwardein. F. 1765. — Eröffnetes Geheimnus der praktischen Münzwissenschaft.
N. 1762. — Karmarsch, Über die Methode, den Feingehalt des mit Kupfer legierten
Silbers durch das spezifische Gewicht zu bestimmen (Dinglers polvtechn. Journal,
Rd. 224, Heft 6\ — Hofmann K B., Beiträge z. Geschichte der antiken Legierungen.
W. N. Z. XVI, 1 XVII. 1. — Das spezifische Gewicht als Mittel, gefälschte Goldmünzen zu
erkennen, a. a O. XVIII, 1. — Loos, Die Kunst, falsche Münzen zu erkennen. B. 1828.
S. 39 ff. Weifssud, a. a. <».. S. 39 IT. — Neubauer C, Feinbuch nebst Anleitung zur
Feinberechnung bei tausendteiligen Gehaltsangaben. B. 1857. — Richter A., Tabellen
zur Berechnung von 108 der gebräuchlichsten Goldlegierungen. Pforzheim 1889, 3. Aufl.

3. Gar manche Eigentümlichkeiten in der äufseren Erscheinung


der Münze rühren davon her, dafs die Präge Vorgänge im einzelnen ver-
schieden sein können. So ist z. B. die Farbe der Münzen einerseits
von Legierungen, anderseits davon abhängig, ob der sog. Weifssud vor-
genommen wurde oder nicht Heutzutage werden sowohl Gold wie Silber
nur mit Kupfer legiert, das dem Edelmetall eine unangenehme rötliche
Farbe gibt, falls der Zusatz eine gewisse Grenze überschreitet. Da diese

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§ 10. GogosBonc Münzen, Farbe der Münzen, Weifssud. 67

beim Gold bald erreicht wird, so hat man es wohl auch mit Silber ver-
setzt, wenn dies aber zu reichlich geschah, ein unansehnliches Blafsgold
erhalten (§ 5, 2), weshalb man schliofslich auf den Ausweg verfiel, Silber
und Kupfer zuzusetzen, wie solches noch im 18. Jahrh. bei den deutschen
Carlin d'or üblich war.
Stärkeren Zusatz als das Gold verträgt das Silber, das selbst zu
gleichen Gewichtsteilen mit Kupfer gemischt Münzen gibt, die einige
Zeit eine angenehme Farbe bewahren. Dies hängt mit dem sog. Weifs-
sud zusammen, d. h. mit dem Eintauchen der geglühten und rauch-
geschwärzten Schrötlinge in eine Beize (früher Weinstein mit Salz, jetzt
verdünnte Schwefelsäure) um die Oxydhaut zu entfernen. Bei dieser
Gelegenheit wird durch die Beize auch das Kupfer an der Oberfläche
der Münze aufgelöst, während das Silber zurückbleibt. Der auf solche
Weise gebildete Überzug von reinem Silber verleiht der Münze, selbst

FiR 47 Flg. 48. Fig. 49. 8ehr<>Uinge mit


CftttRro 1813. UrKosocne Notmünio St. «ialleti, 15. Jahrh Vorschlag eines Pfennig
mit vertiefter Schrift. Archiv B, III, T. 33. und Halbling. Wien um 1400.

wenn sie stark mit Kupfer versetzt ist, ein blankes Aussehen, das aller-
dings im Umlauf um so schneller verschwindet, je silberärmer die
Legierung Derartige Stücke wie die Kreditmünzen im römischen
ist.

Kaiserreich seit Gallienus, deren Silberinhalt zuletzt bis auf zwei Hundert-
teile ihres Gewichtes und weniger heruntergeht, die wenig besseren
Piccoli oder Bagattini Venedigs zu Ende des Mittelalters, dio Soldi seit
dem 16. Jahrh. werden in der Regel ihrem Aussehen nach für
u. dgl.
Kupfermünzen erklärt, obwohl sie in Wirklichkeit die letzten Erscheinungen
einer heruntergekommenen Silbermünze sind.
4. Das Weifssieden der Schrötlinge verursacht durch die Entfernung
der Oxydschichte und die Abscheidung des Kupfers aus der Oberfläche
eine Gewichtsverminderung des Schrödings, die bei den kleinen und
schlechten Münzen des Mittelalters nicht unbedeutend war. Man rechnete
z. B. in der Wiener Münze diesen Verlust ums Jahr 1400 schon bei
Pfennigen die mehr als die Hälfte Silber enthielten, auf ein Sechsund-
zwanzigstel des vorgeschriebenen Gewichtes. Die Erfahrungen, die man
mit solchen und noch geringhaltigeren Münzen machte, führten dahin,
dafs man das Weilsmachon der Silberplatten überhaupt aufgab und die
Schrötlinge mit ihrer rauchgeschwärzten Oberfläche zur Prägung brachte.
So kam also schwarze Münze: moneUt arymtom. arycntnm nignim in Um-
lauf, inwelchem sie sich bis gegen Ausgang des Mittelalters (§ 5, 3) erhielt.
Fast noch eigentümlicher als die Legierung wirken die Verschieden-
heiten im Stückelungs- und im Prägeverfahren auf die äufsere Erscheinung
der Münze ein. Mit der Stückelung hängt die viereckige Gestalt der

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68 Kreter Teil. Allgemeine Münzkunde.

Schweizer Brakteaten (Fig. 48) und der sog. Vierschlng auf den süddeut-
schen Geprägen des Mittelalters eng zusammen. In beiden Fällen hat der
Wunsch, die Zahl der Abschroten zu vermindern, die man nur in ver-
lustbringender Weise durch Umschmelzen wieder verwenden konnte,
dazu geführt, dafs statt der runden eine eckige Stückelung vorgenommen
wurde. Die Schrötlinge für die erwähnten Brakteaten wurden ohne
weiters eckig, wie sie mit der Benehmschere aus dem papierdünnen
Zain herausgeschnitten wurden, verinünzt, die Herstellung des Vier-
schlages dagegen war eine Arbeit für sich, die von den Münzgesellen
unmittelbar nach der Stückelung vorgenommen wurde, um die Ecken
des Schrödings etwas auszurunden. Durch Hammerschläge auf den Rand
des Schrödings wurde dieser niedergedrückt und breitgequetscht, während
in der Mitte das Metall in der ursprünglichen Dicke als unregelmälsiges
Viereck (qnurfratum sHpercusinn) erhaben zurüekhlieb (Fig. 49).
Aufgekommen ist der
in der Schweiz in der Mitte de
hunderte. Die Münzen de

Fig. 50.

Buvit. Meiler 1829.

Bischofs Theodorich TL (1041 —


1057) und die etwas jüngeren Gepräge
des Steckborner Fundes weisen parallel zu den vier Seiten des Schröt-
lings je 3, 4 und noch mehr staffeiförmig ansteigende Hammerspuren,
die ein unregelmäfsig erhabenes Viereck freilassen, im übrigen aber die
eckige Gestalt des Schrötlings nicht aufhoben. Im 12. Jahrb. wird dann
der Vierschlag zur Ausrundung der Ecken üblich, wahrscheinlich zuerst
in baverischen Münzstätten, von welchen er sich über viele süddeutsche
Münzstätten verbreitete. Mit der verbesserten Münztechnik verschwindet
der Vierschlag um das Jahr 1500 in Ost erreich und ein paar Jahrzehnte
später auch in Bayern, dagegen lebte die Erinnerung an ihn als rein
dekoratives Moment noch lange fort, indem das Münzbild der Pfennige
in Osterreich bis zum Endo des 17. Jahrhunderts, bei den Hellern in
Bayern sogar bis 1835 eine in den Stempel gegrabene rautenförmige Um-
rahmung des Münzbildes zeigt (Fig. 50).
Den gleichen Zweck, den der Vierschlag hatte, die Ausrundung
des viereckig geschnittenen Schrötlings, hat man zuweilen auch durch
Umschlagen der spitzen Ecken zu erreichen gesucht, ein Vorgang, den
man vereinzelt bei den breiten Pfennigen im 12. Jahrb., häufiger jedoch
an Elsässer Geprägen des 13. Jahrh. beobachten kann (Fig. 51).
Vioi-schlag: Mader, Boitr. 11,98, meine Wiener Pfennige. W. N. Z. VI, VII,
S. 6üfT., Nagl in W. N. 21 IV, S. 247; Grote. Das Quadraten supercusum. Bl. f.
M/fr. Nr. 50, 53; die technische Krklilrunu für d:»n Vorfahren beim Vicrschlag lieferte
Borne mann u.a. O., Nr. 254 (1901, Nr. 4), 8. 190. Die von ihm auf einfache Weise
hor^ostfllten l'roben stimmen in ihrer Erscheinung völlig iiberein mit den S. 67, Fig. 49

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§ 10. Vierschlag, Mache der Münzen, Sonkungsverfahrcn 69

abgebildeten Schriitlingen der Wiener Münze mit Vierschlag. — Tr ach Hei, Trouvaiüe
de Steckborn. LauBanne 1884.

6. Die Prägewerkzeuge, von deren Beschaffenheit die sog. Mache


(fabrique), das ist der Gesamteindruck, den eine Münze beim Beschauer

hervorbringt, zumeist abhängt, bestehen, wie gesagt, aus den Prüge-


stempelu und einer Vorrichtung, durch deren Druck die Stempel in den
Schröding eingeprefst werden sollen. Die Prägestempel erhalten nach
Art der Siegelstempel das Münzbild in umgekehrter Anordnung, beispiels-
weise einen Kopf vertieft und zur Linken des Beschauers gekehrt, der
auf der Münze erhaben und nach rechts gewandt erscheinen soll. Die
Herstellung der Münzstompel erfolgt nun entweder ganz aus freier Hand
durch Eingraben des Bildes und der Schrift mittels des Grabstichels
oder durch Einschlagen von Punzen (poinron, pimzone), d. i. gehärteter
Metallstücke, mit einer dem Münzbild genau entsprechenden Oberfläche,
deren Abdruck im Stempel die gewünschte Form zurückläfst. Durch
Verwendung von Punzen wird die Erzeugung von Münzstempeln um so
mehr erleichtert und beschleunigt, je mehr Teile des Münzbildes mit
Punzen gearbeitet werden können. Es unterliegt auch keinem Zweifel,
dafs dies Hilfsmittel vom Altertum her bekannt war, und dafs ein gewisser
Vorrat von Punzen schon im frühen Mittelalter zu den wesentlichen
Geräten derjenigen Münzarheitor gehörte, welchen die Anfertigung der
Münzstempel übertragen war, also der Eisenschneider oder Eisengraber,
wie man diese im späteren Mittelalter nannte. Die Gestalt der Punzen
richtete sich natürlich nach jenem Teile der Münzbilder, der mit ihrer
Hilfe hergestellt werden sollte, und war ungemein mannigfach, vom ein-
fachen Punkt, Strich, Ringel u. dgl. angefangen, bis zu vielfeldigen
Wappen, oder mannigfachen Figuren. Durch wiederholtes Einsenken
<einer oder mehrorer Punzen konnten demnach sowohl Buchstaben wie
auch Münzbilder im Münzstempel erzeugt werden es genügten beispiels-
;

weise schon fünf Punzen, eine mit dem Bildniskopf des Herrschers, zwei-
erlei Halskrägen, einem Harnisch und einer Toga, für vier verschiedene
Brustbilder. Da sich nun mit Hilfe des Grabstichels nicht zusammen-
hängende Abdrücke verbinden und Teile ergänzen lassen, für welche
keine Punze vorhanden war, so zeigen solche Stempel bei Wiederholungen
desselben Bildes in der Regel mehr oder minder merkliche Abweichungen,
•die sog. Stempelverschiedenheiten (Varianten). In neuerer Zeit hat man
dies Senkungsverfahren, das, wie gesagt, in allen seinen Einzelheiten,
das nachträgliche Härten der Stempel mit eingeschlossen, im Mittelalter
schon bekannt war. dahin vervollkommnet, dafs vorerst das ganze Münz-
bild als vertiefte Matrize hergestellt, von diesor im weichen Stahl eine
erhabene Patrize abgenommen und diese dann gehärtet wird. Mit Hilfo
einer solchen Patrize, die im Bedarfsfall durch neue Abschläge aus der
Matrize vervielfältigt werden kann, werden durch Absenken im weichen
Stahl die in allen ihren Einzelheiten haarscharf mit der ursprünglichen
Matrize übereinstimmenden Prägestempel in beliebiger Menge erzeugt.
Sie werden sodann auf den Durchmesser der Münze genau zugedroht
und gehärtet, worauf sie gebrauchsfertig sind.

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70 Erster Teil. Allgemeine Müuzkunde.

Die Feststellung, ob die Prägestempel einer gewissen Münze blofs


aus freier Hand graviert oder aber unter Beihilfe von Punzen angefertigt
wurden, kann unter Uniständen von Wichtigkeit sein. Kann nämlich
in einem Falle der Nachweis geliefert werden, dafs die ganz gleichen
Punzen auch für die Stempel einer andern Münze verwendet wurden,
so ist damit ein örtlicher oder zeitlicher Zusammenhang zwischen beiden
Geprägen wahrscheinlich gemacht und man wird, wenn die Zeit und
die Herkunft des einen feststeht, danach auch die Zeit und Herkunft des
andern annähernd bestimmen können.
Alter des Scnkungsverfahren« V>ei Anfertigung von Münzstempeln : W. X. Z.
XIV, 358, und Jordun
in F. Münzzeitung I, .< 49 (1901/03). —
h'irista italiaim di »um.
VI, (1893^ 117; VII (1894) 344. Xach Stückelberg, 130, wurden zur Kaiserzeit in
den rnininchen Münzstätten die Schriften mittels beweglicher 1-ettem aus gehärtetem
Eisen in die Stempel eingeschlagen, auch für die Kaiserköpfe wurden Punzen verwendet.
Markl, Über Herstellung der Prägestempel. W. X. Z. VIII. 243. Die Stempel selbst wurden
(naeh Stückelberg) im Altertum aus gehärteter Bronze oder aus Eisen hergestellt, heutzu-
tage aus weichem Stahl, der nachträglich gehärtet wird. —
Die Münzstempel im histori-
schen Museum zu Köln, die bis zur Mitte des 14. .lahrh. zurückreichen, zeigen durchwegs
verstählte Oberfläche. Joseph, Paul in W. X. Z. XX, 92. —über Punzen a. a. O..
S. 153 ff. —
Eine sehr frühe Erwähnung von Punzen in K. Friedrichs I. Bestätigung
der Wormser Münzerfreiheiten vom Jahre 1165. der Münzmeister habe zu schicken
wercklude und wem gezuge da mit man bilde off die pfeunige mache (Boos, 1". B. v.
Worms I, 80). —
Vortrag von Prof. Verworn über Punzen in der num. Ges. zu Berlin
(1899), Z. f.XXII, Anh. 1 uud B. Mzbl. Xr. 222, Sp. 2573.
N. —
Menadier a. a. O.,
Nr. 176 (1895) und Deutsche Münzen IV, 5. — Jordan in F. Mzztg. 1904, S. 104. —
Mlle. de Man in Tgdarhrift vor Muntkundc XII, S. 119 ff., Amsterdam 1904.
7. Die Gestalt der Prägestempel hat im Laufe der Zeit sich geändert.

Solange das Münzen mit dem Hammer geschah, also bis über die Hälfte
des 16. Jahrh. herab, brauchte man einen feststehenden Unterstempel
oder »Stock«, der als Ambofs diente, und einen beweglichon Oberstempel,
schlechtweg -Eisen genannt. Sollten einseitige Pfennige geschlagen
werden, was in Deutschland zu gewissen Zeiten üblich war, so konnte
ein gewöhnlicher Schmiedeambols mit glatter Oberfläche den Stock er-
setzen wurden jedoch zweiseitige Münzen geprägt, so enthielt der Stock
;
v
,

der mit einem spitz auslaufenden Fortsatz in eine Unterlage eingelassen


wurde, den Stempelschnitt der Rückseite. Der Oberstempel hingegen
war am unteren Ende eines starken, 10—15 cm langen Eisens von walzen-
förmiger oder einem Kcgclstutz entsprechender Gestalt angebracht, wurde
von der linken Hand des Münzers gehalten und mutete für die Aus-
prägung eines jeden Stückes auf den Schrötling neu aufgesetzt werden.
Da die Hammerprägung mit einem festen und einem beliebig dreh-
baren Stempel arbeitet, so liefert sie bei nicht genügender Sorgfalt leicht
Stücke mit Doppelschlag, d. h. mit Verprägungen, die durch ein Rut-
schen des Stempels unterm Schlag oder durch wiederholtes Aufsetzen
desselben zur Nachbesserung undeutlicher Stellen entstehen. Aufserdem
ist die Richtung, in welcher die Münzbilder auf beiden Seiten des Sehröt-
lings erscheinen, nicht unveränderlich. Man hat sie zwar, wo man
Sorgfalt auf die Prägung verwendete, in feste Beziehung zu bringen ver-
sucht und darauf gesehen, dafs die Bilder zueinander entweder aufrecht

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§ 10. Pragewerkzenge. Stock und Eisen, Walzen, Taschen. 71

oder verkehrt standen; doch waren damit nur die Hauptriehtungen ge-
gehen und kleine Abweichungen nach rechts oder links oft trotzdem
unvermeidlich. Wo nun solche vorkommen oder geradezu Regellosigkeit
herrscht, wird man aus dieser Beschaffenheit der Münzen auf Hammer-
prägung schliefsen müssen.
Andere Kennzeichen verraten die Walzenprägung die Münzbilder ;

wurden auf zwei horizontal gestellte Stahlwalzen eingegraben, die durch


Wasserkraft gegeneinander bew'egt auf den durchgezwängten Zainen
während ihrer Umdrehung stellenweise das Gepräge hervortreten lassen.
Die Zurichtung der Münzplatten entfällt also, es werden vielmehr die
abgeprägten Münzbilder als fertige Münzen aus den Zainen herausge-
schlagen. Die grofse Gewalt, die dazu erforderlich war, ist an den ab-
geschrägten Münzrändern zu erkennen. Die Münzbilder trafen, sobald
die Walzenpaare gut eingestellt waren, haarscharf aufeinander, der Schröt-
ling aber zeigt eine leichte Wölbung, sofeme diese nicht durch Aus-
hämmern zwischen zwei Bleiplatten später beseitigt wurde.

Fi>f. 52. WrtPrrto Bilder. Fig. 53.


WHlzenpriMning Parma. TuM-rHii|iraguiig. rngnrisrher Griechen 103.

Ähnliche Merkmale findet man bei den mittels Taschenwerke her-


gestellten Münzen, weil auch bei diesem die Prägung im Zaine erfolgte,
der zwischen zwei ausgebauchten und mit dem vertieften Münzbild ver-
sehenen Stahlklötzen, den Taschen, durchgezwängt wurde. Beiden ge-
meinsam ist das Vorkommen von Fcilstrichen auf dem Rande, weil das
Justieren dieser Stücke erst nach dem Herausstofsen des geprägten Stückes
aus dem Münzzain durch Befeilen vorgenommen wurde. Ein drittes
Merkmal, das man bei den mittels Walzen oder Taschen erzeugten
Münzen bisweilen antrifft, ist das verzerrte Gepräge. Die Münzbilder
durften nämlich auf den gekrümmten Flächen nicht kreisrund sein,
sondern mufsten oval eingegraben werden, und zwar bei den Walzen in
die Breite, bei den Taschen in die Höhe gezogen (Fig. 52, 53). Es galt also
jedesmal zu berechnen, um wieviel die Zeichnung verkürzt oder verlän-
gert werden müsse, um im Abdruck ein rundes Münzbild zu liefern; doch
haben die Stempelschneider diese Aufgabe in den meisten Fällen richtig
gelöst und nur selten Münzen mit ovalem Münzbilde verschuldet.
Die Stofswerke und die neueren Prägemaschinen verwenden wieder
Stempel mit ebenen Flächen, spannen jedoch beide fest ein, so dafs die
Münzbilder bei jedem Prägevorgang in der gleichen Richtung aufeinander
treffen.
Fiala E., Der Prägestempel und seine Geschichte in Österreich :irn >Katalog
der Münzen- und Medaillcnstenipcl-Sammlung des k. k. Haiiptmünzauites in Wien«

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72 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

I, II, 1901/1902, 3 ff., Prachtwerk mit vielen Abbildungen).


S. —
Kip atlaaz az nrchaelo-
giai közlemeni/rk. Pest 1861. Taf. II Münzstempel des Kg. Matthias Corvinus (f 1490)
aus Sammlung des Grafen Em. Andrassy.
der Die Länge von 7,5 cm, die Paul
Joseph, W. N. Z. XIV, 98, alB durchschnittlich für das Obereisen annimmt, wäre an
sich unzureichend, da es ja über die Mannerfaust des Münzen*, die man zum mindesten
auf 8 cm veranschlagen mufs, emporragen mufste. Es wäre jedoch möglich, dafM derart
kurze Eisen beim Gebrauch in ein fest anschließendes Verlängerungsstück eingepafst
wurden. Eine sehr vereinzelte Erscheinung ist die Kölner Prägezange vom Jahre 1546,
a. a. O., S. 99. -
Vgl. noch X. Z. 1841, Nr. 19, 20; 1868, Nr. 5, Bp. 20: 1872, ffr. 14,
S. 57. —Eine antike Prägemaschine. Z. f. X. V, 121; antike Münzstempcl Koehne,
:

B. Bl. II, 79, IV, 111, 350; V, 372, VI, 123.

Abweichend von den beschriebenen Prägungsarten, die bei ein- und


8.
zweiseitigen Dichtmünzen zur Anwendung gelangten, war die Herstellung
der als Brakteaten bezeichneten Hohlmünzen. Es ist noch unaufgeklärt,
welchen Gründen die Einführung dieser Münzgattung zuzuschreiben ist,
die von allen andern so sehr abweicht, dafs man ihr im 17. Jahrb. geradezu
den Münzcharakter absprach und die aufgefundenen
Brakteaten für Knopf Überzüge, versilberte Oblaten
oder gar für Teufelswerk erklärte, das sorgfältig ver-
nichtet werden müsse. Man wird wohl auf ein
Zusammentreffen von verschiedenen Umständen
schliefsen müssen, die zum Teil auf dem Gebiet
der Münztechnik liegen, zum Teil auch mit der
Ausgestaltung zusammenhängen, welche das Münz-
regal bis gegen das 12. Jahrb. durch das Auf-
Brrtkient Enbisrhofs Konrn.i kommen von Ortswährungen mit eigenem Münzbild
von Mus.U-burs (11,4-114:.,.
t rfahmi lmtte (§ 2 7).
.

Gehen wir von gesicherten Tatsachen aus, so ist der. Ursprung der
deutschen Brakteaten in den Harzgegenden und Thüringen zu suchen.
Wir treffen auf Brakteaten bis zu 40 mm Durchmesser und darüber, der
Mainzer Erzbischöfe Adalbert II. (1137—1141), Mareolph (1141—1142),
Heinrich (1142—1153), die zu Erfurt geprägt wurden. Wir kennen ferner
solche von der Äbtistin Beatrix von Quedlinburg (1139 —
1106), der Bischöfe
Rudolf (1136-1149) und Ulrich von Halberstadt (1149-1100), des Erz-
bisehofs Konrad von Magdeburg (1134 1143, Fig. 54), der Thüringer

Landgrafen sicher seit Ludwig II. (1140 1172, Fig. 19) usw., welche er-
weisen, dafs die Brakteatenprägung zur Zeit Konig Konrads III. (1138 bis
1152) schon in Übung war. Auf der andern Seite steht fest, dafs in
Sachsen der Durchmesser der Pfennige bis über das Jahr 1100 hinaus
19 20 mm betrug, dann aber im ersten Viertel des 12. Jahrb. rasch bis
auf 26 mm anstieg, wie dies eine Vergleichung der Goslarer Gepräge
Kaiser Heinrichs IV. (f 1105) und Kaiser Heinrichs V. (t 1125) dartut.
Wir sieben dabei vor keiner vereinzelten Erscheinung, denn ein

Blick auf Taf. 25 30 von Dannenbergs Kaisermünzen lehrt, dafs es in
Naumburg. Merseburg, Quedlinburg, Wegeleben, Magdeburg nicht anders
war. Am lehrreichsten indessen ist Halberstadt, wo man unter Bischof
Reinhard (1100 — 1123) die ganze Entwickelung verfolgen kann, da dieser
Kirchenfürst seine Ausmünzung von Pfennigen in der herkömmlichen

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§ 10. Anfänge der Brakteatenprügung. 73

Gröfse (etwa 19 mm) begann, dieselbe aber im Verlaufseiner 17 jährigen


Herrschaft bis auf 26 mm
anwachsen liefs. Zur selben Zeit hatte man
auch im Süden des Reichs den Ubergang zum gröfseren Durchmesser
vollzogen, der in Norditalien und Hochburgund schon früher vorkam.
Dio Münzen Bischof Hartwigs I. von Regensburg (1106 1126, Dannen- —
berg Taf. 87, Nr. 1714 ff.) mit 22 mm, dio etwas jüngeren, breiten Ge-
präge des Kasinger und des Rakwitzer Fundes (Dannenberg, Taf. 89—92)
mit 25 mm, die Münzen Bischof Rudolfs III. von Basel (26 mm) und der
Äbte von St. Gallen (22 mm, Dannenberg, Taf. 84, 85, Nr. 977 a, 1686 ff.)
seien als Beispiele angeführt. Wir stehen somit vor der Tatsache, dafs
man nicht blofs am Harz und in Thüringen, sondern darüber hinaus in
einem grofsen Teile des Reichs um das Jahr 1125 die Dichtmünzen mit
kleinem Durchmesser verlassen hatte. Die Vergröfserung des Durch-
messers konnte jedoch, da keine Erhöhung des Gewichtes gleichzeitig
eintrat, nur auf Kosten der Dicke der Schrötlinge geschehen, und das
hatte zur Folge, dafs das dünne Metallblech unter dem Drucke dos
Münzhammers nach den beiden Seiten in die Vertiefungen der Stempel

Flg. 55. Fig. f>6.

*ok Halbbmkteat (Breitpfennig) Worms. Brukteat mit teilweise erhabenem, teilweise


U. Heinrich II., 1192-1196. (FF. Mibl. 1901. vertieftem Hilde (Fund v. FTCCk leben )
8. 141). ArehlT B. I. 231.

ausbauchte und dadurch die sicheren Umrisse des Münzbildes zerstörte.


Um dein abzuhelfen, heifst es allgemein, habe man die Schrötlinge auf
einer Bleiunterlage zuerst mit einem und nach Umkehrung auch mit dem
zweiten Stempel geschlagen, bis man dieses Verfahren, da es doch keine
befriedigenden Ergebnisse lieferte, endlich aufgab und unter abermaliger
Vergröfserung des Schrödings zur Münzung mit einem einzigen Stempel,
zur Brakteatenprägung überging. Mir scheint indessen die Annahme,
dafs man diese dünnen, zweiseitigen Münzen, die man wenig glücklich als
Halbbrakteaten bezeichnet (Fig. 55), auf so umständlich«« Weise erzeugt
habe, nicht genügend begründet. Bei der Mehrzahl derselben dürfte die
gleichzeitige Anwendung der meist flach geschnittenen Stempel hin-
gereicht haben, um die unsicheren Geprägespuren hervorzurufen, die
man auf beiden Seiten sieht, Was hingegen gewisse Münzen, wie jene
des Erzbischofs Adalbert von Mainz, betrifft, die das Münzbild vertieft,
die Umschrift erhaben zeigen, so hatte schon Mader erkannt, dafs sie
nicht mit zwei verschiedenen Stempeln nacheinander, sondern durch einen
Schlag mit einem absonderlich gestalteten Stempel erzeugt wurden, der
das Gepräge zum Teil wie eine Punze erhaben, zum Teil versenkt
hatte (Fig. 56).
74 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Aus der Krofson Mader, Ver-


Literatur über Brakteaten seien hervorgehoben:
such über die Brakteaten I, II. Prag 1797, 1808. —
Schlumberger, Lcs BracUatrs
d'Allemagne. P. 1873, dazu die Bemerkungen von Dannonberg in Z. f. N. II, 101
und v. Rai mann
in W. X. Z. VI, VII, .S. 354. —
v. Hofken, Archiv f. Brakteaten-
künde, Bd. 1—4. W. 1885 ff., insbesondere die Einleitung zum 1. Bd. Schone- —
mann, Zur vaterländischen Münzkunde. Wolfonbüttel 1852. —
Köhler, Münz-
belusti^ungen II, 297 ff. Aufser Kriechischon Silberuiünzen mit vertieftem Gepräge auf
dickem Schröding (Sybaris, Posidonia, Metapont, Tarent, Siris, vgl. Annuaire III, Taf. 1,
Nr. 19, 123) gibt es auch kleine Goldbrakteaten von Athen, die als Grabbeigaben ge-
funden werden. Vgl. R. X. B. I I (1842), S. 364 und Taf XVI, Xr. 4. —
Brakteaten mit
teils erhabenem, teils vertieftem Gepräge: Mader, Versuch 11, 117; Posern Klett,
Sachsens Münzen. I.. 1846, S. 161 v. Höf ken, I, 231, 324. Es gibt auch Dichtmtinzeu
;

solcher Art : z.einen Meifsener Pfennig, s. Groschen kabinett, 12. Fach, Taf. IV, 45.
B.
— Auch die Annuaire III, Taf. I, Xr. 123 und bei Stückeiber«, 18, abgebildete Münzo
von Siris und Pyxos (die übrigens mit zwei Stempeln geprägt wurde), zeigt teils erhabenes,
teils vertieftes Gepräge auf der Rückseite. —
Anfange derBrakteatenprägung:
Allgemein wird das 4. Jahrzehnt des 12. Jahrh. für den Beginn angenommen. Mena-
dier, Deutsche Münzen III, 31 (verlegt den Ursprung nach Magdeburg) Grote II, 492; ;

Dannenberg in Z. f. X. XIV, Anh. 5.

9. Solche Versuche, wie sie der Eisenschueider Erzbischof Adal-


berts ersann, erweisen, dalsmun, von der bisherigen Prägung unbefriedigt,
nach Auswegen suchte, um ein deutliches Münzbild zu erhalten, und
zeigen, wie man dabei unvermerkt zur Prägung mit einem einzigen
Stempel gelangte. Allein die Anfertigung halb erhaben, halb in die
Tiefe gearbeiteter Stempel stellte grofse Anforderungen an das technische
Können des Eisenschneiders und lieferte doch nicht klare zweiseitige
Gepräge, auf die man es abgesehen hatte. Es ist daher dieses Ver-
fahren zu keiner Verbreitung gelangt und bald verlassen worden, dann
aber zweit sich die weitere Entwickelung in den Harzgegenden und in
:

Thüringen vergröfserte und schwächte man die Schrötlinge noch mehr


und ging zur Brakteatenprägung über, die nur einen, jedoch tief ge-
schnittenen Stempel erforderte; in Bayern, am Rhein und teilweise auch
in Schwaben hielt man an der Zweistempelprägung und ineist auch an
dem etwas dickeren Schröding fest. Die Blechmünzen der Bischöfe Kon-

rad von Augsburg (1150 1107, 24 mm, Fig. 57) und Worms (I, 1150 bis
1171, oder II, 1171—1192. über 30 mm) seien als Beispiele genannt und
auiserdem erwähnt, dals Herzog Heinrich der Löwe schöne Brakteaten
in Braunschweig und Breitmünzen von 2t> mm Durchmesser in Bayern
schlagen liefs.

Xordisehe Zierbmkteaten Salin, De nordiske Guhlbracbaterim.


: Mcsatorf J.,—
Ober Goldbrakteaten funde (41. Bor. des nchleswig-holstcin. Museums. Kiel, beide mir
unzugänglich). —
Grotcfend in Zeitschr. d. histor. Vor. f. Xiedersachsen. H. 1860.
-- Atta* fnr nordisk Oldkyndighcd. Kopenhagen 1H57. T 1 — XII. Menadier,
Deutsche Münzen III, 21* ff. v. Hofken, Archiv III, 309 ff.
:

Xordisehe Goldbrak-
teaten. welche sieb in den ruischriften auf K. Constans (v 350) u. dgl. beziehen, be-
schreibt l.elcwel in Ii. X B. I (1842), S. 94 ff. dazu Tuf. II. —
Vgl. auch Anm. zu § 4,
4: Ober die kunstgeschichtliche Bedeutung der bayerischen zweiseitigen Blechmünzen
sielie die Arbeiten v. Bürkels in den Mitt. B. XVIII, XIX, XXI bis XXIII.

10. Eine Würdigung der Bedeutung, die den Brakteaten vor allem
in den ersten 70 Jahren nach ihrem Erscheinen als eine durchaus eigen-
artige Äul'serung der deutschen Kunst im Mittelalter zukömmt, kann

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§ 10. Ursache der Brakteatenprägunjj. 75

hier nicht geliefert werden, sie würde zu vielerlei ins einzelne gehende
Untersuchungen erfordern; soviel dürfte indessen durch meine Dar-
legungen klargestellt sein, dafs örtlich wirksame Ursachen, die heutzutage
in ihren Einzelheiten noch nicht erforscht sind, zur Einhürgerung dieser
sonderbaren Münze viel beigetragen haben. Sicherlich gehört darunter
die Vorliebe für getriebene Schmucksachen, die in sehr alte Zeiten zurück-
reicht. Selbst wenn wir von den getriebenen Zierblechen der sog. Hallstatt-
periode absehen, bleiben die gar nicht so seltenen nordischen Goldbrak-
teaten aus dem 4. —
6. Jahrh. unserer Zeitrechnung (Fig. 62), die gewifs
keine Münze waren. In Deutschland haben die Goldschmiede brakteaten-
förmige Erzeugnisse zu andern als zu Münzzwecken nachweislich seit dem
10. Jahrh. hergestellt; ich verweise auf die silberne Schiefse mit «lern
Kopf und Namen König Heinrichs 1. aus dem Funde von Klein-Roschar-
den (Fig. 2), auf die Goldbullen Kaiser Heinrichs II. und seiner Nachfolger
aus dem salischen Hause, auf einen Kupferbrakteaten mit dem Namen

Fig. 53. Fig. 59. Fig 60.

Augsburg Hreltpfeiiuig, Rnde 12. Juhrh Moritzpfennig, desgleichen Hftlbling Hemer Hohl-
Futnl von Huglfing Magdeburg, 11. Jahrb. pfennig v. J.

(Archiv B. I, 172.) An h. Ii. 1. 172, Kund v. Ascherslebeu.» 154U.

und Bilde König Heinrichs IV., auf die fünf Kupferbrakteaten mit dem
Bildnisse Kaiser Ottos I. und der Umschrift HIERUSALEM V1SIO PACIS
auf eine bei Dorpat gefundene liturgische Schüssel, die etwa der zweiten
Hälfte des 12. Jahrh. angehört, usw. Es mag daher auch mehr als blofser
Zufall sein, dafs gerade in Halberstadt, das so früh und so schöne Brak-
teaten geprägt hat, diese Art Schmuck so beliebt war, dafs beispiels-
weise die Bänder der uralten Mitra Nr. 136 des Domschatzes mit brak-
teateuförmigen Zieraten benäht sind, die Christum am Kreuze zeigen
(Fig. 61). Einmal vor die dankbare Aufgabe gestellt, welcho die Technik
der Brakteatenprägung durch die Vergrölserung des Schrödings und
gröfsere Bildsamkoit des dünnen Silbers darbot, sind die Eisengraber
auch rasch zu künstlerischer Höhe emporgestiegen, während ihre Ge-
nossen in Süddeiltschland, auf den schwierigeren Flachschnitt beschränkt,
trotz mancher tüchtiger Leistung im einzelnen aus ihren Werken niemals
die Anregung schöpfen konnten, welche der Anblick einer tadellos aus-
gefallenen Arbeit gewährt. Die Blütezeit der Brakteaten dauerte übrigens
nicht lange: schon Anfang des 13. Jahrh. begann der Verfall; die künst-
lerische Ausstattung nimmt nun rasch ab. die Stücke werden zusehends
kleiner und leichter, der Stempelschnitt immer roher, bis diese Technik
endlich mit unscheinbaren * Hohlpfennigen im 16. und 17. Jahrh. ihr
Ende erreichte (Fig. 58—60, 64).

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76 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

6 BraktentenBtpmpel wurden von mir beschrieben und abgebildet in W. X. Z. XIII.


Der Stempel von Ilaverbierg bei Menadier, Deutsche Münzen III, 29 ff. Dazu
kommen noch 6 Stempel in Stockform und zwar 4 zu Jena, je 1 zu Nordhausen
und Quedlinburg. —
Stückelberg, S. 18. 130; Halke, Einleitung S. 101; Bl. f.
M/.tr. Nr. 179 und 2G9 (1902, Nr. 7); Z f. N. IX, Anh. 10, 24. —
Düning in Archiv
B. 1, 367.
11. Wie über die Entstehung, so sind
auch über die Technik der Brakteatenprägung
die Ansichten keineswegs geklärt. In den An-
fang des Jahrh. reicht die Behauptung zu-
lfl.

rück, dafs man


die Brakteaten mit Holzstempeln
geprägt habe, der seither <>h widersprochen
wurde und die trotzdem ein Körnchen Wahr-
heit enthalten dürfte. Versuche mit Metall-
Stempeln und Blei, Leder oder Filz als Unter-
die Oberpostrat Halke im Jahre 1881
lage,
Fig. 61. Zierbrokteat.
Domschatz «u Halborstadt. machte, sollen vorzüglich gelungene Nachbil-
dungen von Brakteaten ergeben haben. Ahn-
lich denkt sich auch v. Höfken die Anfertigung: der Schrötling, sagt er
wurde auf eine Unterlage von Leder oder Filz u. dgl. gelegt und der
mit einer Handhabe versehene Stempel mittels eines kräftigen Hammer-
schlages in denselben eingetrieben, während Stückelberg den umge-
kehrten Vorgang annimmt. Der konkave Stempel, sagt dieser, wurde
in einen Klotz eingerammt und das dünne Münzblech in denselben hinein-
getrieben. Keine dieser Ansichten ist als falsch schlechtweg abzuweisen,
keine von ihnen reicht aber für sich allein hin, um die Brakteaten-
technik zu erklären, welche, wie Menadier trefflich hervorgehoben hat,
keineswegs eine Erzeugung der Münzprägung ist,
sondern schon Jahrhunderte vorher von Gold-
schmieden geübt wurde. Ein Blick auf die we-
nigen Geräte zur Erzeugung von Brakteaten, die
uns erhalten sind, zeigt, dafs es mindestens drei
verschiedene Arten der Herstellung gegeben haben
muls; zwei Stempel, die aus Dänemark und Ungarn
stammen, weichen von der üblichen Gestalt der
Prägestempel vollständig ab und sind eigentlich Fig ö2 .

Plättchen aus Kupfer oder Bronze von 2 bis 3 mm


zicrt>rakt<>at. nordischer.
Kgl »«»*•*»•«
Dicke, auf welchen beiderseits das Bild des Brak-
teaten vertieft erscheint. Mit solchen Platten konnte
überhaupt keine Prägung vorgenommen werden, da der über das Münz-
bild vorragende Teil dem hinderlich gewesen wäre, wohl aber konnten
sie als Stanzen dienen, in welche der rundgeschnittene Schrötling hinein-
getrieben wurde. Von den übrigen Brakteatenstempeln, die ich kenne,
sind zwei (15. oder In'. Jahrh.) als Oberstempel oder Eisen«, neun (13.
bis 15. Jahrh.) als Unterstempel oder Stock gearbeitet (Fig. 63). Die
erstgenannten erforderten bei der Prägung eine Unterlage von Blei,
Leder, Filz oder weichem Holz, welche beim Sehlage auf das Obereisen
dort nachgab, wo sie von der Fläche des Stempels getroffen wurde,

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§ 10. Technik der Braktcatcnprägung. 77

anderseits aber genügende Festigkeit hatte, um den Schröding in das


vertiefte Münzbild hineinzudrücken. War
hingegen der Brakteatenstempel
als Stock eingerichtet, so bedurfte es umgekehrt einer entsprechenden
nachgiebigen Auflage, um den Schröding von oben in die Vertiefungen
des Stempels hineinzutreiben. In einzelnen Fällen mag ein entsprechend
schwerer Holzschlegel diesen Zweck erfüllt haben, wahrscheinlicher war
aber die in einer Miniatur der Kuttenberger Bibel angedeutete Präge-
weise verbreiteter. Auf dieser wird das Eintreiben des Schrödings in
die Vertiefungen des Stockes durch einen aufgesetzten, mit brauner Farbe
bemalten, also hölzernen Zylinder besorgt, auf welchen der Schlag mit
dem Fäustel geführt wurde.
12. Dem Stoffe nach sind
die erhaltenen Stempel meist
von Eisen, seltenervon Bronze
oder Kupfer, und es steht
ad N! 5.
aufser Zweifel, dafs zur Her- Fig. es. Fi K . 64.

stellung schöner und kunst- Durchschnitt des Zü- Züricher Pfennig. Das Münxbllcl
richer Braktefttcnstem- stimmt mit Jenem des neben-
voller Brakteaten immer Me-
pell W. N. Z. Xm stehenden Stemels größten-
tallstompel verwendet wurden. (1881), S. teils ühereln. Arch. B. III, T. .13.

Dagegen halte ich es nicht für


ausgeschlossen, dafs die spätem, ungemein rohen Brakteaten aus Meifsen
mit Holzstempeln erzeugt wurden. Mich bestimmt zu dieser Annahme
nicht blofs meine durch eigene Versuche bestätigte Erfahrung, dafs
Stempel aus hartem, trockenem Holz hinlänglich Festigkeit besitzen, um
die Prägung einer gröfseren Anzahl dünner Silberschrötlinge zuzulassen,
sondern auch der plumpe, von der früheren Zierlichkeit ganz abweichende
Charakter der Zeichnung wie der Buchstaben auf diesen Brakteaten. Ent-
scheidend vor allem ist mir die Beschaffenheit ihrer Oberfläche, welche
nicht glatt, wie bei Anwendung von Metallstempeln, sondern immer
grieselig ist, und durch diese Spuren die Holzporen des über Hirn zu-
geschnittenen Stempels verrät.
Die Zahl der Münzgeräte, die sich vom Mittelalter her erhalten
haben, ist verhältnismäfsig grofs, obwohl in manchen Münzstätten das
Zerbrochen der Münzstempol der Einziehung der Münze alljährlich vor-
angehen sollte, um Mifsbrauch zu verhüten. Ihre Gestalt und Beschaffen-
heit ist namentlich aus den Verzeichnissen der in den Stempelarchiven
grofser Münzstätten noch vorhandener Stempel zu ersehen, welche in
ziemlicher Anzahl und zum Teil auch mit trefflichen Abbildungen aus-
gestattetschon veröffentlicht sind. In zweiter Linie sind dann alte Ab-
bildungen, welche Münzvorgänge schildern, heranzuziehen. Sie finden
sich vereinzelt auf Münzen und Medaillen, auf Siegeln, als Holzschnitte
und Kupferstiche, im Mittelalter als Miniaturen und selbst als Glasma-
lereien.
Die rauhe Oberfläche der erwähnten rohen Brakteaten aus Meifsen haben einige
auf die Verwendung gegossener Prägestempel zurückgeführt, doch ist eine solche
wenig wahrscheinlich. I>urch (iufs entstehen gewöhnlich nur vereinzelte («ufsblasen,
während die Oberfläche jener Brakteaten mit feinen Unebenheiten übersät ist, aufser-

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78 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

dem würden gegossene St<?mp**l von der erforderlichen Gröfse unter dem Hamuier-
schlag leicht splittern, ein Urnntand, auf den mich Herr Hofjuwelier Apell in Erfurt
aufmerksam machte, der in dieser Erage als Gold-
schmied und Sammler doppelt Fachmann ißt.
Beschreibung von Münzucniten s. Noten zu
Absatz 7; ferner: Crespcllani Arscnio, Conii e
pnnzoni numisniatici tfella R. biblioteca Estense.
Modena 1887. — Porti o 1 i AU., La cotlezionc de'
conii del civico museo Mantova. Man: na 1871.
di
Fig. 65.
.leton «les Miiruunelstoin M. K. zu
— Piot Ch., Catalogue du Depot de. coins, poinrons
Eiüleheo 1660. et niatrices de* nionnaics. etc. appartenant a l'etat.
(Ni'iimiinn V. 31, 512.) lir. 1861. — Catalogue des coins du cabinet de la
monnaye rogale den mälailles. P. 1817. — Sal-
danho J. de, Catalogo dos ponca-s matriges e runhos de moeda esistentes na casa da
nmeda. Lissabon 1873.
Das Zerbrechen aufser leurauch gesetzter Münzstempel war Vorschrift in Mer-
<

seburg: In die assumptionia ferrum Habens impressionem secabitur et frangetur. sabato


post diem Laurent» interdicentur denarii usw. Verträge von 1255 und 1273 bei
Posern Klett, Sachsens Münzen d. M. A. L. 1846, S. 368/69. Stompelverschieden-
betten und Prägestempel verbrauch: Num. sphr. A. 1875, Nr. 10, 1876, Nr. 2, 1877 Nr. 4.
F. Mzztg. I, S. 50. Die Zahl der Stempelverschiedenhciten erreichte im Mittelalter un-
glaubliche Zahlen. Der grofse Münzfund von Richard Puszta, der ins Kgl. National-
muscum zu Budapest gelangte, enthielt etwa 20000 Stück des bei Hupp, Nnmi
Hungaria- 1841, Taf. III, Nr. 77 ahgehildeten und Kg. Bela 11. (1131—1141) beigelegten
Pfennigs mit rund 2000 Stempelvorschiedenheiten Von einem Gepräge, dcB weiter
!

nicht bekannten walachischen Woiwodon Petrus um 1420) besitzt Herr C. F. Nubcr


in Esset: aus einem Funde an 400 Stempelvorscliicdenheiten.
Invoutare dos Münzhauses zu Bourges von 1561 und 1577: R. N. IV, t. 4 (1900),
S. 235. Abhildungen Siegel der Kuttenberger Münzer. Mittl. d. num. Ges. in Berlin II,
:

1850, S. 133. W. N. Z. XIII, Taf. IV mit Abbildungen von Kuttenberger Münzern nach
Initialen der sog. Hufsbibel. —
Stückclberg 135/136. —
Bl. f. Mrfr. 1904, Nr. 3.

§ 11. Die Einriehtuiifr des Mttnz betriebe*.


Die Art der Ausmünzung hat vom Mittelalter her Ins zur Gegen
1.

wart die ganze Entwicklung vom kleinen unsteten Wandergewerbe, das


nach Bedarf bald da, bald dort seine
Werkstätte aufsehlug, bis zum zentra-
lisierten Grofsbetriebc an wenigen festen
Stätten durchgemacht. Die ersten Mün-
zer in Frankreich waren wohl auf ihrem
Posten verbliebeno römische ofßcinatores,
kaiserliehe Freigelassene und Sklaven,
unter der Leitung des Exactor tmri, ar-
genti et aeris und der Probateres als En-
terbeamten. Die Merowinger scheinen
anders als die Hurgunder- und die Goten-
konige —
auf die hoheitsreehtliche Seite
des Münzwesens meist weniger Wert
gelegt zu haben, da Münzen mit ihrem KJff 66.

Namen anfänglich gar nicht, später nur Abbildungen von Münrwerkzetij?en.


Schwedische ftewandsiMDge, XIII. Jnhrh.
unregelmälsig vorkommen. So kann es
nicht wundernehmen,
Hl.

dafs die fräheivn


M/fr. IsKM, Nr. 3.

//fz ^ f.

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§ 10. Mttnzgertite. § 11. Einrichtungen des Münzbetrieb». 79

Einrichtungen verfielen und dafs die Ausmünzung in Frankreich nahezu


zu einem staatlich beaufsichtigten Privatgewerbe herabkam. Anknüpfungs-
punkte zu solchem Übergang waren ja im sinkenden Römerreiche selbst
vorhanden, dessen elende Münzzustände seit dem 4. Jahrb. in immer
steigendem Mafse die Verwenung gestempelter Motallbarren statt der
Münze begünstigten. Die Herstellung dieser Barren konnte sowohl in
kaiserlichen Münzämtern als durch Private geschehen; im ersten Falle
erhielt der Barren, wie die bekannten Fundstüeke ausweisen, aufser der
durch den Namen des Münzvorstandes beglaubigten Feinhaltsbestätigung
meist auch den Namen der Münzstätte, mitunter noch andere Beglau-
bigungsstempel, im zweiten Falle fehlt die Feingehaltsbezeichnung und
wird nur der Name des Eigentümers oder Leiters der Privatanstalt ge-
nannt, in der die Barren gegossen wurden. So tritt dem OF. PR1-
MVS. TR. PVS. PI =
ofßrinntor primm Treveronm pusulati (sc. argenti)
pfando) I auf den amtlichen Silberharren das EX OF ( kina) FL. HO-
NORINI oder ex ofßcina Fl. Ciirmissi und ex ofßcina Pafiicii u. ä.
auf Privatbarren entgegen. Dafs diese Ofßnnae, unsern Privat -Silber-
scheideanstalten ähnlich, mit denselben technischen Einrichtungen wie
die Münzstätten versehen waren, lehrt ein Blick auf die äufsere und
innere Beschaffenheit ihrer Erzeugnisse ihre Barren zeigen genau die-
selbe eigentümlich geschweifte Gestalt wie die ämtlichen, sind also dureh
Eingufs in gleiche Hohlformen hergestellt sie sind gleichfalls auf das
;

römische Pfund justiert und im Feingehalt nur unbedeutend geringer.


Einrichtungen zur Münzprägung waren demnach in diesen Privatanstalten
schon vorhanden oder konnten bei Bedarf in kürzester Zeit beschafft
werden, an dem es schon im römischen Reiche nicht fehlte, da hier das
Recht der Kupferprägung im 4. Jahrb. zeitweilig einzelnen Privatpersonen
zugestanden wurde. Erwägt man dies alles, so wird man bei den Auf-
schriften fränkischer Goldmünzen DE OFFICINA MAVRENTI (mit dem
Monogramm Childeberts 511 —558) oder VIENNA DE OFFICINA
I,

LAVRENT1 (mit dem Bilde des Mauritius Tiberius, 582—602) zur An-
nahme gedrängt, dafs im Frankenreich schon im 6. Jahrh. die Aus-
münzung auch Privatanstalten überlassen wurde. Die Nennung ihrer
Inhaber auf den Münzen hat geradeso deren Haftung für die Vollwertig-
keit der hier hergestellten Gepräge bedeutet, wie die früher genannten
Curmissus, Honorinus usw. für die von ihnen gezeichneten Silberbarren
einzustehen hatten.
Eheberg, 97 ff. Die MünzerhausgenoSBen von Spoier, «. Zeitschr. f. <ieschichte
d. Oberrheins, 32. Bd. (1880), S. 441—480. —
Soetbeer in Forschungen I, 563; II, 295;
Engel -So r rare, MA. I, S. 54 ff. —
Römische Goldbarren, Ken nur in \V. N. Z. XX,

19 ff. m. Abbild. Römische Silberbarren II. Willers in W. N. Z. XXX, 211 ff., XXXI,
:

35, 367 ff. mit Abbild.; \V. N. M. I, S. 218. —


Über die römischen ofßi-hmtores und die
Privatpersonen zugestandene Kupferpräimng, die ein k. Reskript vom Jahre 393 be-
seitigte: Mommsen, S. 747-71H. —Römische Münzpächterinschriften, Z. f. N. XIV,
36. — Stflckelberir 135. Die Zahl der Münzstatten hat überall vom Mittelalter her
ptark abgenommen. Im Umfang des Königreichs I'reulVen vor 18»>6 wurde soit dem
Mittelalter in 309 Stitdten und Flecken gemünzt, seit 1*50 nur noch in Berlin. In
In Frankreich waren von 43 Reitierunirsmünzstattoti im Jahre 1S«>8 nur noch 3 übrig.
Mit«, d. num. Ges. Berlin II, 140: Koehne, Ii. IM. IV, 300 und 91.

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80 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

2. Das römische Reich seinen Münzbedarf, nachdem


befriedigte
unter Diokletian die letzten lokalen Münzstätten geschlossen waren, in
etwa 20 Reichsmünzstätten, die über Europa, Nordafrika und Westasien
verteilt waren und, wenn auch nicht alle zu gleicher Zeit, gewöhnlich
lange Jahre tätig blieben. Es waren grofse Staatsmanufakturen die ,

nach Bedarf in Unterabteilungen (ofßcinae) von großer Selbständigkeit


zerfielen. Denn jede dieser ofßcinae, deren es drei, vier und mehr in
einer Münzstadt geben konnte, hatte ihre eigene Arbeiterschaft und
haftete für die Güte ihrer Erzeugnisse, weshalb sie auch ein eigenes
Münzbild verwendete oder doch ihr Unterscheidungsmerkmal beisetzte.
Wie ausgedehnt der Betrieb war, wie zahlreich die Beschäftigten, erfahren
wir aus den Nachrichten über den Aufstand der römischen Münzer unter
Kaiser Aurelian, der 7000 Menschen das Leben kostete und zu dessen
Unterdrückung die in Rom befindlichen Truppen nicht ausreichten.
Stellen wir diesem Grofsbetrieb, der für Spanien und Gallien mit 3 bis
5 Münzstätten auskam, die Einrichtungen gegenüber, die sich hier in
den ersten Jahrhunderten der germanischen Reiche zeigen, so müssen
wir schon aus der übergrofsen Zahl von Münzstätten wir kennen —
jetzt schon 61 westgotischo und bei 800 Münzorte im Frankenreieh und
die Funde bringen noch immer Zuwachs —
auf grofse Veränderungen
im Münzwesen schliefsen.

Romische Münzstätten des späteren Kaiserreichs: Enpel-Serrure, Traite


MA. I, 12; M üller, Deutsche Münzgeschichte I, 213 ff.; Verzeichnis der west>jotischen
und merowingischori bei Eu^ol Scrrure I, fiO, 118— 14f; Blnnchet, Manuel II, 271

und I, 42 100. —
Maurice Pro u, Monnaies merovingiennas Iniroduetwn. P. 1892
auch in R. X. 1888. 542 ff. — Münzstätten der Karolinger: Blanchet I, 107 ff.
Engel Scrrure I, 237. — Ein Verzeichnis der 1)4 Münzstätten, die Karl der Kahle
benutzte s. Bulletin ilnisucl de »um. von R. Sorrure III, 1883—1884, S. 37.

3. Um diese gewifs auffällige Vermehrung der Münzorte zu erklären,


nimmt Soetbeer an, was später unzähligemal vorkam: die
dafs etwa,
gleichzeitige Verleihung des Markt-, Zoll- und Münzrechts für eine ein-
zelne Ortschaft, —
eine Einrichtung sei, die ihren Ursprung bereits im
merowingischen Zeitalter habe. Die Bewilligung eines Marktes gab Ge-
legenheit zur Erhebung von Zöllen, und um die zur Entrichtung der
Zölle und vielleicht zur Erleichterung der Umsätze unter den Geschäfts-
leuten verlangte Münzsortc anzuschaffen, meint Soetbeer. mufste eine
Münzanstalt und damit verbundene Wechselbank vorhanden sein. Dieser
Ansicht, die stillschweigend von der Voraussetzung ausgeht, dafs Markt,
Münze und Zoll schon in der Merowingerzeit Regal des Königs ge-
wesen seien, hat, was die Märkte anbelangt, Rietschels Nachweis, dafs
die Anlegung der Märkte in jener Zeit Ausflufs der Grundherrlichkeit
war, den Boden entzogen; aufserdem kann aus den Müuzaufschrifton
der Beweis erbracht werden, dafs mitunter an Orten gemünzt wurde,
an welchen es keinerlei bleibende Ansiedlung gab. Nicht einmal der
Ausdruck Ciciln.< bietet volle Sicherheit dafür, dafs die Münze in der
Stadt selbst geschlagen wurde, da er auch Stadtgebiet bedeuten kann
und nachweislich in diesem Sinne auf Münzen erscheint, wie beispielsweise

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§ 11. Münzstätten im Römer- and im Frankenreiche. 81

auf dem Triens mit CANNACO IN RVTENE CIVE(tate), der in Cannac,


einem Dorfe etwa 30 km südlieh von Rodez entstand. Kaum viel anders
dürfte es sich mit jenen Stücken verhalten, die nur eine Gaubezeichnung
tragen ALEXIA PAGO, CAMBORTESE PAGO, REMENSE PAGO usw.
:

Vollends zur Gewifsheit erhoben wird die Ausmünzung als Wandergewerbe


durch Stücke, welche ihrer Aufschrift nach gelegentlich der Gerichts-
verhandlungen entstanden sind, z. B. MALLO AHL AVIS, MALLÖ
MANRIACO oder MALLO MARTIRIACO usw.
Neben solch wandernden Münzstätten, die besonders in Mittel- und
Nordfrankreich vorkommen, gab es auch bleibend eingerichtete Anstalten,
deren Nachweis im einzelnen Falle dann möglich ist, wenn uns, wie bei-
spielsweise für Chalons sur Säone odor Limoges, Gepräge eines Ortes
mit dein Namen mehrerer Frankenkönige und zahlreicher Münzmeister
bekannt sind.
Kietschc) S-, Markt und Stadt. S. 13. —
1-onpon Au£., Geographie de la
Gaule au VI" sihle. P. 1878; Ton ton d'Amöcourt, Essai nur la numismatique nu-ro-
vingienne comparte a la Geographie de Gregoire de Tours. P. 1864. — Im Annuaire IV,
37 (1873), weint derselbe für Chalons sur Saöne 155 Gepräge von den Königen Thso-
debert, Chlotar I., dem Bischor Stephan und 34 MünzmeiHtem aus der Zeit von etwa
540—640 nach. —Wundernde Münzstätten In Feldlagern. Karabaeek in W. X. M. I,
.

Nr. 44, S. 177; Bnsson in W. N. Z. XIII, 393. Übrigen» gab es bei den französischen
Münzern eine alte Überliefcrunjr, zur Zeit der Karolinger hätten die Münzer die Könige
in« Feldlager begleitet und in den eroberten Städten jremünzt. Grote, Münzstud. VHJ,
316, dazu Blanchet, Manud I, 105.

Über die Stellung der Münzmeister unter den Merowingern


4.
bietet uns die Lebensbeschreibung des hl. Eligius, —
leider nur in
einer Überarbeitung aus karolingischer Zeit erhalten —
wertvolle An-
,

gaben. Der aus einer romanischen Familie stammende Eligius wurde


in seiner Jugend zu dem angesehenen Goldschmiede Abbo in die Lehre
gegeben, qui eo tempore in itrbe Lrmovicina pnblicam fiscal is monetae offi-
cinam gerohat; dafs dio königliche Münzstätte zu Limoges längere Zeit
tätig war, lehrt die Liste von 8 bis 10 Münzmeistern, deren Gepräge
uns erhalten sind (jenen Abbo nicht miteingerechnet, von dem bisher
nur Stücke aus Chalons sur Saöne bekannt sind), sowie die Nennung
König Dagoberts auf einem dieser Stücke, unter welchem der hl. Eligius
die zweite Hälfte seines Lebens verbrachte. Es gab jedoch zu Limoges
im Gegensatz zur publica fiscalis moneta zeitweise auch Ausmünzuugen
für Rechnung Privater, wie Goldstücke der Münzmeister Marinianus und
Domulfus mit Aufschriften wie LEMOVIX RATIO ECLISIAE, MARI-
NIANO MONETA (rio)
u. ä. erweisen.
Vita Kligii episcopi Noviamagensis : Mon. Germ. hi«t. Ss. ror. MerovingiearuinlV,
S. 634 ff. —
Prou M., Monaies merovingienttc», P. 1802, Introduction c. 5.
Eine Vermünzung auf Rechnung Privater kann auch heutzutage,
5.
soweit die Prägung freigegeben ist, stattfinden. Der einzelne liefert den
Münzstoff an die öffentliche Anstalt und erhalt im gleichen Betrag nach
Abzug des Schlagschatzes nach seiner Wahl Hartgeld oder Handels-
münzen mit staatlichem Gepräge. Die Nennung desjenigen, auf dessen
Rechnung das Geld geprägt wurde, mufs jedoch in merowingiseher Zeit
Luscbin, Numismatik.

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82 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

eino besondere Bedeutung haben, da es neben ratio axlesiae, ratio monas-


terii, ratio basilici, auch Stücke mit ratio fi$t-i oder ratio Domini gibt,

von Aufschriften wie IN PALATIO oder PALATI MON(ETA) oder IN


SCOLA FIT, IN PALACK) FIT zu schweigen. Auch hier bietet uns
die Lebensbeschreibung des hl. Eligius die Erklärung. Im 15. Kapitel
des 1. Buches ist von einer Steuereinhebung im Gau von Limoges die
Rede, und wir erfahren, dafs die eingezahlten Beträge nicht sofort an
den König abgeliefert, sondern über Anordnung des königlichen llaus-
beamten vorerst durch den Münzmeister im Schmelzofen geläutert wurden,
ut iiixta ritam purisshnns atqne rutilns aidae regln praesentaretur metallm.

Dieser Vorgang also ist etwas Herkömmliches und könnte wie so manches
im Frankenreiche mit römischen Einrichtungen zusammenhängen, etwa
mit der im Kodex Theodosianus (XII, Tit. 7. 1. 3) überlieferten Verord-
nung der Kaisor Valentinian I. und Valens vom Jahre 3(57, welche das
Einschmelzen der eingehobenen Steuerbeträge an Ort und Stelle und
Ablieferung des daraus gewonnenen Feingolds an die kaiserliche Kasse
verfügt. Üb nun das Gold sofort bei der Läuterung, oder ob es erst
nach der Ablieferung im königlichen Palatium vermünzt wurde, darüber
spricht sich die Vita nicht aus. Soetbeer (a. a. (). II, 298) nimmt das
zweite an, weil er den Wanderbetrieb der Münze überhaupt bestreitet;
wahrscheinlich war jedoch die Vermünzung in der Regel mit dem Um-
schmelzen verbunden, weil man dabei Zeit und Arbeit sparen konnte.
Auch ist ein Umlauf von Goldbarren, wie er im sinkenden Römerreiche
vorkam, für die Zeit der Merowinger nicht bezeugt, und es gibt außer-
dem Gepräge mit der Aufschrift RACIO FlS(ci) und einem Ortsnamen,
z. B. REDONIS (Reimes), die sich in anderer Weise kaum erklären lassen.

Dahn, Könige der Germanen. K. 180. VII, 3. Aufl., S. 99 ff., VIII, 3. Aufl.,
S. HM. Brunner, Deutsche Rcehtsgeschichte. I..*1892, II, $ 75, S. 117 ff., $90,
S. 233. — Dannenberg in B. Mzbl. W. 2086 nieint, dafs die merowinjrischen
229, Sj>.

MünrmeiKter gleichzeitig mit der staatlichen Steuerverwaltun^ betraut waren.

Die vielen hundert monetarii, deren Namen auf merowingischen


6.

Münzen erhalten sind, waren vermögende Leute und oft Pächter könig-
licher Einkünfte, sie müssen von untergeordneten Münzarbeitern, über deren
Stellung wir keine Kunde haben, wohl unterschieden werden. Etwa 4 /: >

der überlieferten Namensformen lüfst auf germanische Herkunft schliefsen,


die übrigen verraten keltischen oder romanischen Ursprung; auch scheint
es nicht ausgeschlossen, dafs hie und da Juden die Münzmeisterschaft
erlangten. Der technischen Fertigkeiten wegen gingen die Münzmeister
wohl meist aus der Reihe der Goldschmiede hervor, deren Gewerbe sie
neben der Münzmeisterschaft fortbetreiben konnten, wie anderseits der
hl. Eligius diese beibehielt, als er Bischof zu Nyon geworden war.

Zu einer völligen Auslieferung des Münzwesens an Private, die


einige Schriftsteller annehmen, ist es unter den Merowingern nicht
gekommen; die Münzmeister, die auch in Unterordnung von einem
mi>Hrtarin.i pro<><ipuas oder prima,? stellen konnten. Titel, die sich ein
gewisser ß'U» auf den von ihm zu St. Remy geschlagenen Münzen bei-
legt, waren als Vorstande einer offu 'nta pithfica fiw.nl t* mouefae königliche

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§11. Münzeinrichtungen unter den Merowingern. 83

Beamte und an die königlichen Münzvorschriften gebunden, die sicherlich


im ganzen gut eingehalten wurden. Man ersieht dies daraus, weil das
Münzwesen zur Zeit der Merowinger trotz der Unzahl von Münzstätten
nicht jene Zerfahrenheit aufweist, die sich erst vom 10. und 11. Jahrh.
an unter dem Einflufs des Lehenswesens herausgebildet hat. Sie arbei-
teten auf ihren Wanderungen, wie die Münzaufschriften lehren, allein
oder in Gesellschaft bald hier bald dort, indem sie einmal die vom König,
ein andermal die von Kirchen oder Grundherren eingehobonen Geld-
zinse gegen den gebührenden Schlagschatz einschmolzen, läuterten und
mit dem Namen des Empfängers versahen Ratio ßsci, ratio hasiliri, ratio
:

eedesiae, ratio monashrii usw. Die Beisetzung ihres Namens war Haftung
für die Güte der verfertigten Münze, während die Angabe des Prägeortes
die Überwachung erleichtern sollte, ob die an einem bestimmten Orte

Fl*. 67 Fip. 68.

BoUdtU mit dem Bil<le Kg. Theudebert* Trions des Miinimeisters Madelinus um 6'M)

(534 548). zu Wyk bei Himstedt geschlagen

fälligen Einkünfte jeweilig in vollem Umfang hereingebracht wurden.


Die Nennung dos Herrschers auf Münzen, die unter den Söhnen Chlodwigs

aufkam, hatte unter Theodebert I. (534 548) staatsrechtliche Bedeutung,
der durch seine Goldstücke den Anspruch des byzantinischen Kaisers auf
ausschlief/suche Goldprägung zurückwies (Fig. 67); seinen Nachfolgern er-
schien sie unter geänderten Verhältnissen entbehrlich. Sie kommt später
noch vor auf Stücken, die in palatio geschlagen wurden, wie Gepräge des
hl. Eligius mit den Namen Dagoberts I. und Chlodwigs II. erweisen, oder
wenn irgend ein besonderer Anlafs dazu vorlag, allein immer nur als
Ausnahme. Münzen mit Königsnamen sind daher in der Merowingerzeit
Seltenheiten um so zahlreicher sind Gepräge, die nur den Ursprungsort
;

und den Münzmeister nennen; sie haben uns, wie schon gesagt, rund
800 Münzstätten und mindestens ebensoviele, wenn nicht mehr. Münz-
meisternamen erhalten (vgl. § 26).
Der ums Jahr 690 tätige Münzmeister Madelinus münzte zu Dürstadt (Fig. 68) Vic
sur Seille, Famare, Sauviat und Maastricht. Engel- Serrure, MA. I, 91—98; M. de
Barthelemy, Etüde» sur les monnayeurs meroringiens. R. nrrh-of. V. 1865; Keary
C. F., The Coinages of Western Europt Ktm, ChrtmicU 187S, 216 ff. scheint 1S79
fs.

auch im Sonderabdruck veröffentlicht zu sein). Namen jüdischer Münzmeister in der


Merowingerzeit sind Jusef zu Macon, Jaro zu Orleans und Chalons und Osias. —
Ponton d'Amecourt sucht Anmtaire IV, 128 nachzuweisen, dafs auch der Münz-
meister PriKcus zu Chalons s. S. identisch sei mit dem bei Gregor von Tours erwähnten
reichen Juden I'ritsctts, der für König Chilperich Kostbarkeiten zu beschaffen hatte.

7. Unter den Karolingern erfuhr das Münzwesen im Frankenreiche


durchgreifende Veränderungen. Die Goldprägung wird verlassen, die
Zahl der Münzstätten stark verringert. Die Silbermünze verliert ihren

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84 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

kleineu, dicken Schröding mit dem kräftiger hervortretenden Gepräge


und wird zur flachen Scheibe, die fortan für die Münzen des Mittelalters
bezeichnend ist. Schon von König Pippin ist uns die Verordnung eines
neuen Münzfufses bekannt, und da gleichzeitig der Name des Münz-
meisters verschwindet und die Nennung des Münzherrn zur Regel wird,
so unterliegt es keinem Zweifel, dafs die Karolinger das Münzregal in
vollem Umfange als ihr Herrscherrecht beanspruchten und ausübten
(§ 26, 5). In der Tat wird die Münze schon durch König Pippin der
staatlichen Aufsicht unterstellt; unter seinen Nachfolgern nehmen die
Vorschriften über das Münzwesen mit dessen steigender Bedeutung zu.
Bestimmungen über Bestrafung von Falschmünzern, über Annahme guter
und Einführung neuer Münzen, Instruktionen für die Grafen, in deren
Bezirk sich Münzstätten befinden, u. dgl., begegnen uns in den Kapitu-
larien Karls des Grofsen, seines Sohnes und seiner Enkel bis herunter
zu dem bekannten Kdktum Pistense (864), das uns den deutlichen Ein-
blick in das Münzwesen des 9. Jahrh. vermittelt. Aus allen spricht die
Befugnis des Herrschers, in Münzsachen allein mafsgobend zu sein, das
hat natürlich die Stellung der Münzer gegenüber den Zuständen in der
Merowingerzeit sehr geändert.
Soetbeer in Forschungen IV, 244 ff., VI, 1. — d ariel E., Les monnaiea royalcs

de France nous la race carolingienne. Strafsburg 1883 1885. — ßlanchet, Manuel.

P. 1890, I, 101 ff. Prou, w»m». carolingiettnes. P. 1896. Introduction.
8. Zu Zeiten König Pippins war nach den Bestimmungen des früher

erwähnten Kapitulars die Prägung noch so weit freigegeben, dafs jeder-


mann sich sein Silber durch die Münzer vermünzen lassen konnte, allein
diese durften aus dem Pfund Feinsilber von 327 g nicht mehr als
22 Schillinge oder 264 Pfennige schlagen, von welchen ihnen ein Dutzend
als Münzerlohn gebührte, und mufsten das Geld, wie der Augenschein
lehrt, mit dem königlichen Namenszug versehen. Ein Verbot, das
Münzgewerbe im freien Umherziehen auszuüben, erging spätestens unter
Karl dem Grofsen, der zur Verhütung von Falschmünzerei, die vieler-
orten getrieben wurde, im Jahre 805 die Ausmünzung bis auf weiteres
nur in der königlichen Pfalz erlaubte. Mit dem wandernden Hofe sind
demnach die königlichen Münzer im Reich umhergereist und haben ihre
Gepräge zu Zoiten Karls des Grofsen wohl mit dem Namen der Pfalz,
in der man sich gerade aufhielt, oder mit irgendeiner ständig wieder-
kehrenden Aufschrift (etwa XPISTIANA RELIGIO) bezeichnet, da die
Aufschrift PALATI NA MONETA erst unter seinen Nachfolgern vor-
kommt. Daneben gab es, wie wir aus jüngeren Kapitularien ersehen,
auch feste Münzstätten im Reiche, welche der Aufsicht jenes Grafen
unterstellt waren, in dessen Sprengel sie lagen. Es ist nicht unmöglich,
dafs diese Grafen, die ja für die während ihrer Wirksamkeit geschla-
genen Münzen haftbar waren, ihren Namen anfänglich beisetzen durften ;

auf diese Weise würden gewisse Gepräge aus den ersten Regierungs-
jahren Karls des Grofsen mit dem Namen seines Schwagers ODALRICVS,
des Grafen Milo von Narbonne. des sagenberühmten Palatins Roland
und anderer ihre ungezwungene Erklärung finden; später war dies nicht

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§ 11. Die Münzeinrichtungen unter den Karolingern. 85

mehr Sache derjenigen, denen die Sorge für das Münzwesen


gestattet.
oblag, zunächst des ortszuständigen Grafen und seines Vizegrafen, dann
auch der Königsboten war es vorzukehren, dafs taugliche und gewissen-
hafte Leute zu Münzmeistern bestellt wurden. Diese gehören nun durch-
wegs zu den königlichen Beamten und wurden auf ihr Amt (ministerium)
vereidigt, was damals nur ausnahmsweise vorkam. Sie hatten zu wachen,
dafs nur feinhaltige und vollwichtige Pfennige gemünzt wurden. Ihre
Aufgabe war ferner die Einlösung und das Feinbrennen des Silbers; auch
die Auswahl der Münzerknechte, über welche wir weiters nichts erfahren,
dürfte ihnen zugekommen sein, da sie für deren Redlichkeit zu haften
hatten.
Engel-Scrrure, MA. I, 197; Dahn, Könige d. G. VIII, 5. Abt., S. 59. Ehe- —
her g, 6 ff.; Müller, Deutsche Münzgoach. L. 1860, I, 222. — Übersicht der karolin-
gischen Münzverordnungen nebst Auszug aus dem Edikt von Pitres bei ßlanchetl,
128: vollständige Abdrücke Mon. Germ. bist. Legum Sectio, CapittUaria. —
Soetbeer,
VI, in Forschungen VI, 27, Anm. 1, ist der Ansicht, dafs die Pfennige mit XPISTIAN'A
RELIGIO unter Aafsicht und mit zum Vorteil geistlicher Stifter geschlagen wurden,
ebenso Blanchet 1, 103. —
Longperier, Noms den monetaires nur les monwaies
carolingiennes {Bull, de la Soc. des Antiq. de France 1858), hält die auf Karolinger-
Pfennigen genannten Milo, Roland usw. für Münzmeister, steht jedoch mit dieser
Ansicht allein. —Serrure R., Le mot fiscus sur les deniers de Charles le Cfutuve.
R. N. B. XXXV (1879), 92, 199. —
Hilliger B. in Hist. Viertdjahrssehrift, 1903,
206 ff., behauptet, dafs die Münzen Pippins schon legiert wurden, so dafs 240 Pfennige
auf das beschickte Münzpfund gingen. Vgl. auch meine Besprechung dieser Aufsätze
in Bl. f. Mzfr. 1904. Nr. 1.

Eine tiefgohende Veränderung in der Stellung der Münzpersonen


9.
wurde durch die seit Ludwig dem Frommen beginnenden Münzrechts-
verleihungon angebahnt, welche hie und da auch die Münzgerätschaften
und das Münzpersonal an den Berechtigten übertrugen. Die Folge dieser
Verleihungen war, dafs die bestehende Einheitlichkeit dos Münzwesens
gelockert und schliefslich zerrüttet wurde. Es wird an anderer Stelle
{§§ 26, 27) zu schildern sein, wie diesor Übergang schrittweise vor sich
ging, bis endlich die Münze in den Händen vieler eigenberechtigter Ge-
bietsherren war. Hier genügt es hervorzuheben, dafs mit der Verlei-
hung die Herstellung der Münze den neuen Münzherren ausgeliefert war,
und dafs diese sie in der Art vornahmen, die ibnen jeweilig den gröfsten
Gewinn versprach. In allen Fällen stand jedoch der Münzmeister mit
weitgehender Jurisdiktionsmacht als der dem Münzberechtigten verant-
wortliche Leiter an der Spitze des Münzbetriebes. Dieser selbst konnte
verschiedene Formen annehmen. Bei Eigenbetrieb war der Münzmeister
Beamte des Müuzherrn: diesem stand der ganze Ertrag der Münze
nach Abzug der Betriebskosten, zu welchen der Sold oder Anteil des
Münzmeisters und auch der übrigen Münzpersonen gehörte, zur Ver-
fügung; er mufste aber nebst dem Münzhaus auch das zur Vermün-
zung erforderliche Metall beistellen. War jedoch dies Regal verpachtet
oder verpfändet, so konnte der Münzmeister auch wohl der Unter-
nehmer sein, der die Münze nach Inhalt des abgeschlossenen Vertrags,
in welchem die Bedingungen für die Ausmünzung enthalten waren,
für seine Rechnung betrieb und dem Münzherrn nur einen Anteil,

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#G • Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

— meist so und soviel von der vermünzten Mark herauszuzahlen —


hatte. Da jodoch die Beschaffung des Münzmaterials gröfsere Geld-
summen erforderte, so konnte der Betrieb auch einer Mehrzahl von
Personen übertragen werden, und zwar in verschiedener Weise. Nach
der einen wird ein mehr oder minder kurzfristiger Pacht- oder Ver-
pfändungsvertrag vom Münzherrn mit einer offenen Handelsgesellschaft
zu welcher der Münzmeister als Haupt
geschlossen,
und Teilhaber gehört. Ich nenne diese Form die
italienische, weil sie vor allem in den Verträgen der
Münzherren mit italienischen Münzern unter —
welchen im 13. und 14. Jahrh. die Florentiner vor-
herrschten —
angewendet wurde. In Frankreich wur-
den mitunter einzelne Ämter der Münze, z. B. die
Herstellung der Münzstempel, das Amt des Eisen-

B^^ uL^er, Jäters Ü«r<k deeoins, u. dgl gegen festgesetzte Ent-


Kniman» wimar z» oosiur lohnung als vererbhehes Kecht an Bürger verliehen.
M FIC D .Kk H V M » K Wieder nach einer andern, der deutschen Form, über-
i ArCD.
#n — M)
(H I H M
n II, .Vi.

läfst der Münzherr die Besorgung der Münze als


dauerndes Recht einer mit mancherlei Begünstigungen ausgestatteten
Körperschaft, den I lausgenossen c, an deren Spitze ein frei ernannter
Münzmeister steht.

Verschenkung von nwnetarii ist vielleicht aus der Formel: cum banno, mone-
tär iis, monetis, thehnris nmnibnsque forensis juris ntensilibns herauszulesen, die 1057
und 1060 hei Verleihung des Markt- und Münzrechts zu Haderichesbrwcn und Villach
an Bischof Günther von Bamberg vorkommt. Moncta cum otnnibus utensilibus wurde
1016 dem Kohlenzer Kloster, s. Florin, in vitta Gilliuelt geschenkt. —
Man. G. hixt.
Dipl. III, S. 450, Man. Bot,,, XXIX, 1, S. 140 und XXXI, I, S. 343. — Aus den Rech-
nungen der sachsischen Münzstätte in Freiberg, die seit 1353 fast vollständig erhalten
sind, ersieht man, data die .Münzmeister bis gegen 1390 meist Pachter, von da ab
Beamte des Landesfürston waren. Z. f. X. XV, 229 bei Besprechung von Ermisch,
U. B. der Stadt Freiberg. — Nennung der .Münzmeister auf mittelalterlichen Geprägcn
Fig. 61»), Dannenberg in Z. f. N. XIV, 236; XXII, Anh. 21 (Sitzung vom 3. Juli 1899%
Menadier bezieht die bekaunte Aufschrift: Luteger nie feeit nicht auf den Münz-
meister, sondern auf den Münzherrn, und zwar auf den zum Jahre 1188 bezeugten
tirafen Luteger, den Sohn Hoiers, und erklärt in gleicher Weise auch andere ähnliche
Aufschriften. Z. f. X. XIV, Anh. 28: XV, Anh. 30, 40. Buchenau in Bl. f. Mzfr. 1900,
(Nr. 9 247), S. 131 in Hinblick auf neu aufgefundene Geprägo für Namen der Stcmpel-
schneider. — Alexi, Die Münzmeister der Calimala und Wechslerzunft (mit Listen
der rlorentinischen Münzmeister in auswärtigen Münzstätten). Z. f. N. XVII, 258. —
t'mgekehrt haben die Fulger als Pächter die päpstliche Münze in Born zwischen 1508
bis 1527 durch mehrere Jahre besorgt, wie A. Schulte, Die Fugger in Rom I,
207 IT., L. 1901, nachweist. - Saulcy, Bscueil I, 120, 133, die cartn Hcnrici Platard
1225 und der Verzicht der Erben gegen Empfang von 40 Pfund auf das Amt des Eisen-
schneiders 1265, dann eines Bürgers von Bourges maitre de la monnaie et garde de coins
zu sein 1265, a. a. O. S. 131. —Eheberg, 106.

10. Die Hausgenossen hatten eine längere geschichtliche Entwicke-


lung hinter sich, ehe sie zu dieser hier erwähnten Stellung gelangten.
Beim Übergang des Münzrechts an zahlreiche neue Herren war der
Münzmeister minist* riolis geblieben, allein er war aus dem angeseheneu
königlichen Beamten der Karolingerzeit zum Diener eines kleinen Ge-

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§11. Der Münzbetrieb im spatern Mittelalter, die HäUHjrenosHen. 87

bietsherrn geworden, der seine Ämter mit unfreien Leuten besetzte. Als
jedoch —
etwa in der Zeit der ersten staufischen Herrscher — , der
Stand der Ministerialen einen raschen Aufschwung nahm, ein Teil der-
selben, die späteren ministerielles maiores, sogar aktive und passive Lehens-
fähigkeit erlangte und dadurch in die Klasse der adeligen Grofsgrund-
besitzer vorrückte, besserte sich auch die Stellung der Münzmeister, die
zu den untergeordneten Ministerialen gehört hatten, nun aber, wie Bei-
spiele zeigen, zu Ansehen und Reichtum gelangen konnten. Aus ihrem
unfreien Münzergesinde hingegen, das gleichfalls aus Ministerialen, oder
aus andern unfreien Handwerkern bestanden hatte, gingen in vielen
deutschen Städten die Hausgenossen hervor, die beispielsweise zu Worms
schon um die Mitte des 12. Jahrh. in solcher Stellung waren, dafs sie
nach dem Wortlaut des kaiserlichen Gnadenbriefes vom Jahre 1165 im
Bedarfsfall nur bei den vier Hofämtern des Kaisers Aushilfe leisten,
im übrigen aber lediglich ihrem Amt obliegen sollten.
Cber den Stand der HauHgenoHHen, die Gierke, Deutsches GenosKenHchafts-
recht I (B. 1868), S. 188 ff., als »DieiiHtamtugenoasensolmi't « bezeichnet, h. Meyer E.,
Deutsche und französische VerfttHKunjfSneHchichte. L. 1*99, II, 280, 285; Eheberjr,
110 ff. HauBjjenoH«en zu Worms (1400 Bl. f. Mzkde. I, Nr. 29. 31; zu Öhringen (1253),
,

Mainz (1287), Erfurt (1289) a. a. O. II, 8. 29, 40, die Rechte der Goslarer Ha,imnen<>sHen,
die Khebertf nicht kannte, bei P. .1. Meyer in Ilöfkens Archiv f. Rrnkt. II, G6. —
T. B. Worms I, W. 80, S. 65.

11. Zu dieser Umbildung hat vor allem die gesellschaftliche Ent-


wicklung beigetragen, welche viele Stadtbewohner aus dem Stande per-
sönlicher Abhängigkeit vom
Grundherrn zu freien Bürgern
Stadt- oder
emporhob. Dazu kam, dafs sich die Münzherren aufser stände sahen,
den Münzbetrieb in der alten Weise fortzusetzen, und ihn entweder der
Stadt überliefsen oder doch auf andere wirtschaftliche Grundlagen stellten
(§ 27). In beiden Fällen konnte die Verantwortung für den ungestörten
Münzbetrieb auf die Hausgenossen übergehen, deren wichtigste Aufgabe
nun die Herbeischaffung des erforderlichen Münzmetalls auf eigene Kosten
und Gefahr wurde. Das hat wieder auf ihre gesellschaftliche Stelle zu-
rückgewirkt. Als nicht mehr die technische Fertigkeit, sondern Besitz
eines Vermögens zur wesentlichen Voraussetzung wurde, wenn ein
Hausgenosse seiner Aufgabe entsprechen wollte, stand auch nichts im
Wege dafs reiche, angesehene Bürger ohne technische Vorkenntnisse
,

unter die Hausgenossen aufgenommen wurden, deren Reihen sich dann


bald schlössen. Die Hausgenossenschaft ist seitdem soviel als die mit
Vererblichkeit oder Veräufserlichkeit der Stelle und mit vielen andern
Vorrechten ausgestatteten Zugehörigkeit zu einer höchst angesehenen
Körperschaft. Sie verpflichtete den Inhaber, Geld für den Münzbetrieb
beizusteuern, und stellte ihm dafür einon Anteil am Münzgewinn in Aus
sieht. Die persönliche Tätigkeit der Hausgenossen beschränkte sich fast
nur auf den Geldwechsel, soweit sie nicht auch diesen durch ihre Diener
besorgten, und auf die Berechnungen, in welcher Weise sich ihr vor-
rätigesMünzmaterial am vorteilhaftesten für die vorgeschriebenen Güsse
verwenden lasse. Die technischen Arbeiten hingegen wurden handwerks-
mäfsig ausgebildeten Münzerknechten überlassen.

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88 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

>Weil dein Dienstrecht augehörin, stand die MOnzer^enossenHchaft unter dem


Dieustherrn und seinem ernannten Stellvertreter, dem Munzmetater, und leitete vom
Herrn ihr Recht der ausschließlichen MünzprU^ung und deH (ieldwechnelB her. Gierke,
GenOBsonschaftarecht I (B. 1868), S. 188 ff. —
Eheberg, 113 ff. — Münch J. Ü.,
De monetariis principum at- ciritatnm Germania* dictis Hausgenossen. Jenaer Disser-
tation vom Jahre 1751. — Wiener Mw. II, § 6, Absatz 4 ff.

Die Münzarbeiter, die je nach ihren Aufgaben als Giefser, Zain-


12.
meister, Schrotmeister, Versucher, Setzmeister, Eisenhüter, Eisengraber
u. dgl. unterschieden wurden, waren der Gerichtsbarkeit der Münzmeister
untergeben und empfingen ihren Unterhalt als Sold oder Anteil am Münz-
gewinn. Als Angehörige eines Handwerks hatten sie den Bildungsgang
als Lehrling und Geselle durchzumachen, um der Rechte teilhaftig zu
werden, welche die Zugehörigkeit zu gewissen grofsen Münzverbänden
dem einzelnen gewährte. Vom eidlichen Gelöbnis, das bei der Auf-
nahme abzulegen war, erhielten diese Münzverbände im Bereich des
alten westfränkischen Reiches den Namen Serment, und zwar unterschied
man den Serment de France, dann jenen von Toulouse, von Spanien und
endlich den Serment du saint Empire romain. Sie verteilen sich ungefähr
über die Gebiete der Reiche Karls des Kahlen, Pippins von Aquitanien,
der nordspanischen Mark und des Reiches Kaiser Lothars I. Der Ser-
ment de France berief sich auf die grande chat te de Bonrges, die bis 1211
zurückgehen soll, jedoch nicht weiter bekannt ist, und erhielt 1354 ein
umfängliches Statut, nach dem sich die Mitglieder zu halten hatten. Die
Satzungen des Serment du saint Empire berühren sich mehrfach mit den
Freiheiten der deutschen Hausgenossen, die Münzerstellen waren z. B.
im Mannesstamme vererblich und konnten selbst auf Seitenverwandte
übergehen. Die Aufnahme erfolgte entweder durch Ernennung von Seiten
des deutschen Königs oder auf den zur Besprechung allgemeiner Ange-
legenheiten von vier zu vier Jahren stattfindenden Versammlungen des
ganzen Handwerks, den sog. Parlamenten, oder endlich durch die ein-
zelnen Münzgenossenschaften.
Für England beschränkte das Gesetz König Aethelreds II. (978 bis
1016 IV, § 9), die Zahl der Münzmeister auf drei in den Haupthandels-

plätzen, auf je einen für die minderen. Die vielen monehirii, die auf
englischen Münzen unter diesem König und noch später bis über die
Mitte des 13. Jahrb. genannt werden, bestimmen P. Hau borg zur Ver-
mutung, dals nicht dio Münzmeister, sondern deren suboperarii, die für
die Güte der von ihnen geschlagenen Münze zu haften hatten, ihren
Kamen auf die Münze gesetzt hatten. Ahnliche Einrichtungen vermutet
Hauberg auch für das älteste Münzwesen in Dänemark.
Die Münzer in den Niederlanden erhielten durch Einzelprivilegien
der vielen Münzherren im ganzen die Rechte ihrer Hand worksgenossen
in Frankreich. Ähnlich war es in Deutschland. Die Münzer waren hier
zunächst auf die Gunstbriefe ihrer Münzherren angewiesen, obgleich es
1571 zu einer allgemeinen Bestätigung des allen Herkommens für all

und jede im Deutschen Reiche wohnenden Münzgesellen « durch Kaiser


Maximilian II. kam. Auch in Italien waren die Münzer im zünftigen

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§11. Münzeinrichtungen in Frankreich, England, Italien. 89

Verbände Zeuge eines Notariatsaktes vom Jahre welchem be-


1300, in
schrieben wird, dafs ein Bürger von Aquileja
Gegenwart des Patri-
in
archen nach eidlicher Angelobung der Pflichten vom Münzmeister durch
Überreichung des Münzhammers feierlich ins Handwerk aufgenommen
und befähigt wurde, das Münzgewerbe zu Aquileja et alibi per Universum
orbein auszuüben. Das Münzgesetz vom 17. Oktober 1311, in welchem
K. Heinrich VII. die Prägung kaiserlicher Münze in Italien regelte, stimmt
mit dem Ebengesagten aufs beste, da es Vereinbarungen cum operuriis
et monetariis nostri imperii de Italia, juratis nostris enthält.

Lexis im Handwörterbuch d. Staatawissenschafton, 2. Aufl. Jena 1900, Bd. V,


!K>4. — Engel-Serrure, MA. I, Einleitung § V, Lei monnayeurs et leurs Privileges,
S. XUV ff. — Blanchet, Manuel I, 7 ff. — Saulcy, Recueil des documents relati/a

« l'histmre des monnaies. XII ff. und S. 183, 1313 Serment des maitres des
P. 1879, S.
monnoyes, S. und Ende des Kgl. Ordmnance über die Stellung der
321, 1354 Anfang
Münzer du serment de France.
l'rkdc. —
von 1387, durch welche König Karl VI. von
Frankreich einen Bürger von Rouen zum monetarius ex saeramento imperii ernennt,
bei Du Cange, Glossarium unter monetarius (1885 V, 505). —
Vallentin Roger,
Les Statuts des prevotsgeneraux des ouvriers et des monnayeurs d'Avignon et du c umtat
Yenaissin. P. 1891(Annuaire de la Soc. de Numism.j. —
Longperier A., Sccaux
des monnayeurs. R. N. 1839. —
Grote, MünzHtudien VIII, 313 ff. —
Statuts des mon-
nayeurs de Namur 1298, nebst andern auf die Münzer bezüglichen Urkunden. R.
N. ß. 1/1, 1842, S. 40 ff. —
K. Maximilians II. Privilegium den Münzgesellen Anno 1571
gegeben. Hirsch, M. A. H, 115, 239. —
Angelsächsische Münzmeister: Hau borg P.,
ilynt/orhold og udmyntninger i Danmark indtil 1146. Kopenhagen 1900. S. 80 ff. Dazu
Dannenberg in B. Mzbl. 1902 Nr. 3, S. 44. Die Verordnung Aethelreda lautet bei
Schund, Gesetze der Angelsachsen, 2. Anfl L. 1858, 8. 221 Et ut monetarii pauciores
, :

sint, quam antea fuerint, in omni summo portu III et in omni alio portu sit unus
monetarius, et Uli habeant suboperarios suos in suo crimine quod purum faciant et recti
ponderis .... Über den Stand der anglononnannischen Münzer im 13. Jahrb.: Drum-
mond Robertson .1. im Num. Chron. 1881, S. 32 ff., 1885, 213 ff. Stiem- —
stedt, Om Myntorter Myntmästare och Afyntordninger in det nuvarande Sverige.
,

Stockholm 1874. —
Münzer und Münzbeainte in Italien A e x in Z. f. X. XVII,
: 1 i

258 ff., namentlich 265. —


Verzeichnis von Urkunden z. Münzgeschichte Italiens bei
Argelati de Monetis Italiae HI (Mailand 1750), S. 30 ff. —
K. Heinrichs VII. c dictum
de Moneta Italiae 1311, 17. Okt. Monum. Germ. Inst. Legen II (H. 1837, fol.) 517. Die —
Aufnahme des Johann von Aquileja unter die Münzor vom Juni 1300, wohl ungedruckt
im Museum zu Cividale, Archivio excapitolure, Pery. capitolari, Bd. 9, S. 108.

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III. Hauptstück.

Die Münze als Gegenstand des Sammeins.

§ 12. Öffentliche und Priratsamiulungen. Anordnung derselben.


1. Sammler von Münzen hat es vielleicht schon im Altertume ge-
geben, obsehon nur wenige Zeugnisse uns überliefert und selbst diese
bestritten sind. Doch hat diese Vorliebe für alte und fremde Gepräge,
soweit eine solche bestand, sicher den Untergang des römischen Reiches
nicht überdauert. Die geschickte Verwendung römischer Vorbilder für einige
seltene Münzen der Karolinger und Ottonen (Fig. 70) beweist zwar, dafs
man vereinzelt auch später solch alten heidnischen Pfennigen einige Be-
achtung schenkte, ebenso stehen Gepräge der Herzogt.* Kofi wo j (f 1124,
Fig. 25) und Sobeslaus (f 1 140) aus mährischen Münzstätten unter dem
Einflüsse der Antike, von den berühmten Augustalen Kaiser Friedrichs II.
(t 12.">0, Fig. 71, s. auch Fig. 72) zu schweigen; demungeachtet reichen
unsere Nachrichten von Münzsammlungen im Mittelalter nicht über das
14. Jahrh. zurück, in welchem die wiedererwachende Wertschätzung der
Überreste des Altertums auch in der Münze einen Gegenstand der Kunst
und eine Quelle von wissenschaftlicher Ergiebigkeit erkennen liefs. Ge-
wöhnlich wird Petrarca (f 1374) als erster Münzsammler unter den Hu-
manisten genannt, doch hatte er in Oiivieri Forzetta, einem reichen
Kaufmann aus Treviso, einen Vorgänger, der schon I3.*i5, anläfslich einer
Reise nach Venedig, sein Augenmerk auf die Erwerbung von 50 Römer-
münzen gerichtet hatte.
Dannenberg, Einleitung S. 14. —
S t fi ekel berg 183 ff. Babelon, Dis- —
count mir l'utilitr scieutißque des eullertions den monnaies aneirnnex. R. X. IV, 1 (1897),
S. 20}t, erschien P. 1897 in erweiterter Fassung unter «lern Titel sur la reforme de la :

monnaie. —F r i cd 1 it n d e r Haben die Komer Münzsammlungon gebabt? Z. f. N*. III,


,

167.— Willers, Köorj W. X. Z. XXXI, 311} verneint diese Fnige.


i
Erste Spuren von —
Münzsammlungen im Mittelalter: K. Weil in Z. f. X XIX, 218. — Grote in Bl. f. Mzfr.,
Xr. 75 (1879 S. 634; S oh i c h t e g ro
, 1 Annalen der gesamten Xumismatik. L. 1804.
1
1
,

1,87,187; durch Thesaurierung in einer Familie entstandene Münzsammlungen, X. Z.


1871, S. 76. —
Deutsche Knisprmünzeu des Mittelalters von künstlerischer Ausstattung
besprachen Dannenberg und K. We.il, vgl. Z. f. X. XV, Anh. 40, Sitxg. 3. Dez. 1887
und XIX, 245. -- Augustalen: Winkehnann, Goldprägungen K. Friedrichs U.
für das Königreich Sizilien. Mitt Inst. f. öst. Gesch. XV, 401; XVI, 381; Schaube A.,
Der Wert des Augustalis a. a. >. XVI, 545.
<

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§ 12. Münzsammler im Mittelalter. 91

2. In Deutschland war man auf Münzen als Zeugnisse des Alter-


tums schon zu Beginn des 14. Jahrh. aufmerksam geworden. Der un-
bekannte Mönch, der im Jahre 1310 im Kloster St. Florian seine Lebeus-
erinnerungen niederschrieb, erzählt (M. G. Ss. IX, 7f>0), dafs man im
Jahre 1297 bei Stadt Stevr in Oberösterreich einen Schatz von Römer-
münzen mit der Aufschrift: FAVSTINA AVGVSTI PII FILIA ge-
funden habe, der Tochter des Kaisers Autoninus Pius zugehörig, der im
Jahre 140 zur Herrschaft gelangt sei. Herzog Albrecht I. von Osterreich
wird diesem Schatze wohl deshalb so eifrig nachgetrachtet haben, weil
er seinen landesherrlichen Anspruch auf den Fund wahren wollte. Von
Kaiser Karl IV. hingegen wissen wir, dafs er aus Petrarcas Sammlung
Römermünzen erwarb; ihn werden wir wohl als den ersten Münzsammler
in Deutschland ansehen können. Mit dem Humanismus hat das Sammeln
römischer Münzen aufserhalb Italien an Boden gewonnen. Zunächst an
den Höfen kunstsinniger Fürsten (wie später Maximilians I.) gepflegt,
verbreitete sich das Münzensammeln schon im 15. Jahrh. auch in andere
Kreise. Von Bischof Stephan Matthiae von Kulm (1480 1495) wissen —

Fl*. 70. Fl?. 71.


Otto m. (+ 1002). Pfennig «n Huy Rcj>r>i|ft, K Frieilri.'h II. (t 12.V». AuifiiMnlii. OoM-
(Dannenberg, D. Kui.sormx. I, Tat. X, N, 224.) tUÖnM /) Uriinli»l tM'pragt «Knbinctt Qöth»),

wir, dafs er sich gerne mit fremden und seltsamen Münzen befafste, die
er von allerlei Landen besafs; doch schien diese Vorliebe noch manchem
unerklärlich und wurde vom Chronisten Konrad von Grünau geradezu
einem Altersgebrechen zugeschrieben. Hin jüngerer Zeitgenosse dieses
Bischofs, der Bayer Degenhart Pfeffinger von Salmanskirchen, der 1519
als einflufsreicher Berater des Kurfürsten Friedrich von Sachsen starb,
brachte schon eine Sammlung von etwa 2000 Stück in Gold, Silber, Bronze
und Blei zusammen, deren Verzeichnis uns in jüngerer Abschrift teil-

weise noch erhalten ist.

Über Degenhard Pfeffingen Bl f. Mzkde. I, Nr. 29; Z. f. BT. XX, 310 ff. — Münz-
sammler waren auch der Rat K Friedrichs III. und Maximilian«, Dr. Joh. Fuchsmagen
(7 1510), dessen ansehnliche Sammlung alter Münzen K. Maximilian 1. erwarb. Asch-
bach, Wiener Universität 11,(1877, S. 74 Anm.) und Johann Hefa (* 1490, i 1547), der
erste evangelische Geistliche in Schlesien. Z. d. Vit. f. Gesch. Schlesiens IV, 259, XXII
(1888), 84 —
Fürstliche Münzsammler des 15. und 16. Jahrb., Bl. f. Mzfr. 1900, Xr. 2,
S. 88.Das Verzeichnis der von Hubert Goltz wahrend der Jahre 155U 1 5G0 in ganz —
Europa besuchten Münzsammlungen —
es sollen 950 erwähnt Bein druckte C. Ph. —
Serrure in der ersten Auflage der Notire sur le cabinet nionetaire de 8. A. le Princc
de Litjne, Gent 1S4T, als Anhang Au Hage, Gent 1HS<), bietet nur eine
ab. Die zweite
kurze Übersicht, Introduction. S. III ff. —
Über Thomas von Khedigors Sammlung:
Friede nsburg in Z. f. N. IX, 75 und Z. f. Gesch. Schlesiens XXII, 1888. Ein —
> Verzeichnis der berühmtesten Münzkabinetter in Kuropa< zu Anfang des 18. Jahrb.
im geöffneten Ritterplatz, Hamburg 1700, I. Kine erschöpfende Aufzahlung iler jetzt

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92 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

be»tohenden öffentlichen Sammlungen und der über sie vorhandenen Literatur kann
hier nicht geboten werden. Ich verweise einerseits auf die internationalen Adref«-
bücher von Onecchi, Guido numismatica universale, Mailand, 3. Aufl. 1894, 4. Aufl.
1903 (mit 6278 Adressen) und S e e g s Führer durch den Sammelsport, Bd. I. B. 1904,
1 i

für Deutschland und Österreich insbesondere auf die amtlichen Veröffentlichungen:


Kunsthandbuch für Deutachland, 6. Aufl., B. 1904 und Handbuch der Kunstpflege in
Österreich, 3. Aufl., W. 1902; dann auf die Literaturübersicbten bei Lipsius, Biblio-
theca numaria, Leitzmann, Engel-Serrnre, Repertoire unter den Schlagworten
Xumophylacium, Münzkabinett, Cabinet des mcdailles und auf die zahlreichen, wenn
auch sehr zerstreuten Nachrichten über öffentliche Sammlungen in don verschiedenen
numismatischen Zeitungen. Ich nenne daher nur beispielsweise Bergmann J. \\,
Pflege der Numismatik in (isterreich (im 18. und 19. Jahrh mit einer Geschichte des ,

Wienor k. Münzkabinette, S. B. d. k. Akad. d. W. in Wien, Bd. XIX, XXIV, XXVDI).


J. Friedländers Bericht über die Entstehung und Entwickelung des Kgl. Münz-
kabinetts zu Berlin in der Festschrift Zur Geschichte dor Kgl. Museen in Berlin 1880,
:

dazu die seit 1873 erscheinenden Ausweise über Neuerwerbungen des Kgl. Münzkabi-
netts in Z. f. X., Bd. 1 ff. —
H. Riggauer, Geschichte des Kgl. Münzkabinette in
München. Hamberg 1890; die Arbeiten von Dumersan P. 1838) und de Jonge
(Haag 1832) über die Kgl. Münzkabinette zu Paris und in den Niederlanden usw.

3. Neben römischen
und wenn es das
,

Glück auch griechischen Münzen, die


wollte,
vor allem begehrt wurden, hat man frühzeitig
Medaillen berücksichtigt. Aus dem Inventar, das
Fi*. 72 k Frie«)ri.h ii. ( + 12.VI) t] e r grofse Kunstliebhaber Johann Herzog von
aib.ru.au» (itH.ic,, ü.,,**-,
ßerrv e n Sohn Kön ^ Johanns n von Frftnk .
.

reich, im Jahre 1401 anlegen liefs, erfahren wir, dafs er nicht blofs den
Bleiabstofs einer um
1390 gefertigten Medaille auf einen Carrara als Herrn
von Padua, sondern auch fünf in Gold gegossene, ziselierte mit Edel-
steinen und Perlen reichbesetzte Goldmedaillen niederländischen Ursprungs
besafs. Pfeffinger, der seine eigene Medaille durch einen italienischen
Künstler herstellen liefs, mufs schon eine beträchtliche Medaillensamm-
lung zusammengebracht haben, da sein Verzeichnis vom Jahre 1514 auf
333 Stück aus Blei und Bronze nur etwa ein Drittel romischer Münzen
anführt. Als dann im 16. Jahrh. allmählich die Liebe zur eigenen Ge-
schichte erwachte und neben den Drucken des Corpus iuris die Aus-
gaben der alten Volksrechte durch Sichard, Herold, Tilius traten,
da wandte sich die Sammellust auch den Münzen des Mittelalters zu.
Tilemannn Friese war darum in der Lage, seinen Münzspiegel (§3,3)
hu Jahre 1592 »mit Figuren der alten teutschen Müntz, so bey den Lieb-
habern der Antiquität hohes und niederes Standes vorhanden seyn, gc-
zieret« erscheinen zu lassen, die zum Teil gar nicht schlecht geraten sind.
4. Seit dem 16. Jahrh. hat das Sammeln von Münzen und Medaillen
allenthalben grofsc Fortschritte gemacht, nur hat sich dabei ein anfäng-
vorhandener Unterschied nach den Eigentümern herausgebildet.
lich nicht,
Ursprünglich gab es nur Privatsammlungen, mochten gleich einige von
Herrschern, andere von Bürgern oder Adeligen angelegt sein; die im
16. Jahrh. aufkommenden fürstlichen Kunstkammern, in welche auch
Münzen und Medaillen aufgenommen wurden, führten jedoch dazu, dafs
man die von fürstlichen Personen hinterlassenen Sammlungen nicht zer-
streute, sondern zu einem Münz- und Medaillenkabinett des fürstlichen

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§ 12. Öffentliche und Privatsammlungen. 93

Hauses vereinigte und allmählich als unveräufserliches Familiengut be-


handelte. Solcher Art ist der Ursprung der verschiedenen Münzkabinette
an den europäischen Höfen. Erst verhältuisinäfsig spät wurden hie und
da eigentliche Staatssammlungen, mit Mitteln des Staates und der aus-
gesprochenen Absicht, Staatseigentum zu begründen, errichtet; früher
schon entstanden hie und da öffentliche Sammlungen anderer Art durch
Stiftungen, indem Private ihre Münzsammlungen einer öffentlichen Körper-
schaft mit der Auflage der Erhaltung und unter Freigabe der Benutzung
zur Belehrung und Forschung Übermächten, wie beispielsweise Thomas
v. Rhedigers (f 1576) Münzsammlung mit seiner Bibliothek an die Stadt
Breslau gelangte. Neuerer Zeit sind dergleichen Münzkabinette bei zahl-
reichen historischen Museen teils in Anlehnung an Stiftungen, teils ge-
radezu durch Neuanlage in erheblicher Zahl entstanden. Gemeinsam
diesen bisher genannten Sammlungen, die man kurzweg als öffent-
liche Sammlungen zu bezeichnen pflegt, ist mehr oder minder die
Unveräufserlichkeit der Bestände, aber Freigabe derselben zu Zwecken
der Belehrung und wissenschaftlicher Forschung, endlich die Verwaltung
durch fachmännisch gebildete Organe, die meist Beamtenstellung haben.
Verzeichnisse der in diesen öffentlichen Sammlungen bewahrten Münzschätze
wurden vom Schlufs des 17. Jahrb. ab in verschiedener Form, meist als eine von Ab-
bildungen begleitete Auswahl dor Seltenheiten durch den Druck bekannt gemacht.
Sie betrafen anfänglich vor allem Münzen dep griechisch-römischen Altertums, so in
Begers Thesaurus ex Thesauro Palatino selectus Heidelberg 1685 und Thesaurus
,

Brandenburg icus selectus. B. 1690, der aber in dem 1704 erschienenen Teile Xutnis-
mata modernorum enthält. Noch heute ein durch seine Pracht auffälliges Quellenwerk
für Gepräge des Mittelalters und der neuem Zeit sind die vom Vorstand der Samm-
lungen K. Franz' I., Dural, besorgten Cataloguc des monnoies en argent du cabinet
imperial d'Autriche. W. 1756 (Neue A. 1769) und der monnaies m
or, W. 1759. Auch die
berühmten Kataloge de» British Museum, im Erscheinen seit 1873, und der Bibliutheque
Xntionale zu Paris sind vorwiegend dem Altertum, die Berliner den orientalischen
Münzen gewidmet. Münzen und münzähnliche Gebilde des Mittelalters und der neuern
Zeit behandeln die von Maurice Prou (fränkisches Reich) und Henri de la Tour
(Jetons) besorgten Abteilungen des Pariser Katalogs sowie das Verzeichnis der nieder-
landischen Gedenkpfennige im Kgl. Kabinett zu Haag.

5. Viel zahlreicher sind begreiflicherweise- Privatsammlungen, welche


gegenüber den beharrenden Einrichtungen der öffentlichen Münzsamm-
lungen dem Gesetze der Beweglichkeit folgen. Auf dio Dauer der Sammel-
freude und äulserstens auf die Lobensdauer und die Mittel eines einzelnen
gestellt, verkörpern sie den Wechsel des Entstehens und Vergehens und
gelangen nur insoweit zur Ruhe, als sie schliefslich ganz oder teilweise
in eine öffentliche Sammlung übergehen. Erhalten bleibt von ihnen ein
gewisser Ruf und wenn es gut geht, das Verzeichnis der Stücke, die
der Sammler mit mehr oder minder Glück und Geschick zusammen-
brachte. So ergänzen sich also beide: die öffentlichen Sammlungen
bilden den gesicherten, also bleibendem Bestand an Münzen und Me-
daillen, über welchen die Münzforschung im allgemeinen verfügt, die
privaten hingegen vorkörpern oft eigenartige Versuche zur Lösung solcher
Aufgaben, welche der schwerfälligeren Organisation der öffentlichen Samm-
lungen widerstreben.

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94 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Vgl. dio Anmerkungen zu Absatz 4, forncr v. Bergmann, Pflege der Numis-


matik in Österreich durch Private. S. B. d. k. Akad. d. W. in Wien, XLl; fortgeführt
bis zum Schlufs des 19. Jahrli. durch v. Krnst im W. X. M. 1901, V, Nr. 214 — 215
(auch mit kurzen Nachrichten über öffentliche Sammlungen). —
Liste generale par
departemcnts den collertionnenrx im Annuaire III, S. XV; Statistique des rollections de
inedailles appartenant a des I'artkuliers, Annuaire III, 433. —
Eine Zusammenstellung
von Münzsammlungen, welche Knde 1893 in der Schweiz vorhanden waren, von A. Geigy,
wurde nur als Manuskript gedruckt. — Kataloge von Privatsammlungen werden meist
erst aus Anlafs der Auflösung einer Sammlung, also zu Versteigerungszwecken, ver-
öffentlicht. Als Ausnahmen von dieser Regel nenne ich: Katalog des Freihcrrl. Warn-
boltschen Münzkabinetts, Heidelberg 1833, 2 Tie. ; die Keichelscho Münzsammlung in
St. Petersburg, 9 Bde., St. Petersburg 1842—1850 (im ganzen über 46000 Münzen und
Medaillen, von welchen nur 1500 dem Altertum, die übrigen dem europaischen »Mittel-
alter« und der neuern Zeit angehören), ging an das k. Kabinett der Kremitatie über.
Eine Übersicht über den Stand der Beichelschen Sammlung bietet v. Koehne in der
1$. Z. f. Münz ,
Siegel- u. Wappenkde., N. F. 1859—1862, S. 1-24. —
Notire sur le cabinet
monetaire de S. A. le Frince de Ligne, Gent 1847, 2. Auf! 1880 (bearbeitet durch C. P.
Serruro). — Collection Ernst Prinz zu Windischgriitz. Beschrieben u. bearbeitet durch
A. Fiala, J. Scholz und O. Vötter; seit 1895 erschienen Bd. 1, 2, 5, 6). — Des
hl. Deutschen Ritterordens Münzsammlung in Wien. (Beschrieben durch Dudik.)
W. 1858. — Hessisches Münzkabinett des Prinzen Alexander von Hcssen-Darmstadt 1877
bis 1885, 3 Tie. —Münz- und Mcdaillenkabinett des Grafen Karl zu Inn- und Knyp-
hausen, 2 Bde. H. 1872, 1877 (über 10000 Stück, vornehmlich Braunschweig, Hannover).
— Dannenberg H., Verzeichnis einer Sammlung deutscher Münzen der sächsischen
und frankischen Kaiserzeit. L. 1899. — — Beschreibung der Sammlung böhmischer
Münzen und Medaillen des Max Donebauer. Prag 1888— 181H), bearbeitet durch E. Fiala.
— Catalogue raisonne des monnaies du comte D'Artois faisant pariic du cabinet mone-
taire d' Adolphe Dewisme*. Saint-Omer 1866. — Description des monnaies seigneurnles
francaises coraposant la collection «le M. F. Poey d'Avant. Kontenay-Vendee 1853. —
Gaillard .1., Description des monnaies espagnoles . composant le cabinet monetaire de
. .

Ihn Jose Garcia de la Tm-re. Madrid 1852. — Catalogue de monnaies et medailles po-
l»nai*es de S. A. le l'rinee Guill. Rad zi will. Neue Ausg. durch Trachsel, Berlin 1869.
Desgleichen: Du comte Üntten-Czapzki. 4 Bde. P. u. St. Petersburg 1871—1891.

Viel gröfser, ja in neuerer Zeit schwor übersehbar, ist die Zahl von Sammlungs-
verzeichnissen ,die teils zu freihändigem Verkauf, teils als Grundlage für eine
Versteigerung veröffentlicht und neuerlich auch mit Abbildungen von Seltenheiten
reich ausgestattet werden. Schon vom Jahre 1715 hat sich das Verzeichnis einer zu
Gotha versteigerten Münzsammlung erhalten (B. Mzbl. Xr. 141, Sp. 1271); unter den
spateren aus dem 18. Jahrb., die bei l.i peius II, 117 IT. unter dem Schlagwort »Ver-
zeichnis« nachgesehen werden wolle, hebe ich nur jenes »der auserlesenen und höchst-
uusehnlichen Talersammlung des zu Halle verstorbenen Hofrats David Samuel von
Madai« hervor, die 17S8 durch den Makler Pierre Texier zu Hamburg verkauft wurde,
weil diese Sammlung dio Grundinge für das bekannte Madaische Talcrkabinett war.
Aus ähnlichen Gründon und wegen der sorgfaltigen Beschreibung der Stücke hat auch
der von den Gebrüdern Erbstein bearbeitete Katalog des Ritters von Schulthefs-
R e c h be r g s c h e n Münz- und Medaillonsammlung, Verfassers eines bekannten »Taler-
kabinetts« 2 Bde., Dresden 1868 — 1869) bleibenden Wert, zumal die 2. Abteilung,
welche das unvollendet gebliebene Werk von Schulthefs bis zu einem gewissen Grade
ergänzt. Aus der urofsen Zahl der übrigen Auktionsvcrzeichnisso hebe ich mit wenig
Ausnahmen nur deutsche, und zwar solche hervor, die noch heute für den Summier
mehr oder minder wertvoll sind. Ich ordne sie nach den Namen der vormaligen Eigen-
tümer, füge in Klammern deren Wohnsitz und seit 1S74 auch den Münzhändler bei,
der die Versteigerung leitete. Dnblottenverzeichnisse öffentlicher Sammlungen und die
von Munzhimdlern aus ihren Lagervorräten zu Zwecken der Versteigerung oder frei-
händigen Verkaufs zusammengestellten Verzeichnisse bleiben folgerichtig an dieser
Stelle unberücksichtigt Ich beginne mit allgemeinen Sammlungen des Mittelalters und
der neueren Zeit

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§ 12. Kataloge von öffentlichen und Privatsainmlungen.

Lipsius .T. G. L., Europa im Kleinen Münzverzeiehnis. D 1809. — v. Mader


Joseph (Prag), Summarisches Verzeichnis seiner Münzsammlung. Prag 1818. — v. Rildt
Knut Reinhold, I>. 1819, 2 Bde.
1821. —
Beiroi s C. Ch., Erfurt 1827 idurch lx>itz-
mann benrbeitet). v. — Ampach
Ch. Lebrecht, L. 1833—1835, 3 Bde. v. Die le- —
rn a n n (Wien), W1836, beschrieben durch C.W. Wotypka.
. v. Bretfcld-Chluuic- —
zansky Franz .T. (Wien), W. 1841, 1842, 2 Bde. —
Welzl v. Wel 1 e n h e i in Leopold
(Wien), durch Kustos Eitel bearboitet. W. 1844—1845, 3 Bde. Devegge O. (Kopen —
hajren), bearbeitet durch Thomson. Kopenhagen 1851 1867, 2 Bde. — de Trau —
Ludwig (Wien), W. 1866. Cappe —
Heinr. Phil. (Dresden" , 1860 (geringer Rest seiner
1

Sammlung). — Maretich de Riv Alpon E. (Wien), \V. 1863, 3 Bde. Rolaa de —


Rosey C. v., L. 1863. —
Thomsen Christian Jürgensen (Kopenhagen, f 1865). Das
Verzeichnis seinor Sammlung, ein unentbehrliches Handbuch für Sammler von Mittel-
altermünzen, erschien zu Kopenhagen 1866—1876 durch P. M. J. Brock, Kr. Erslev u. a.,
bearbeitet unter dem Titel: Catalogue de la collection de monnaies de feu Chr. Jürgensen
Thomsen, 3 Bde. in 7 Abteilungen. —
Schellhafs Karl Em. (Bremen), Katalog, von den
Gebrüdern Erbstein bearbeitet, für Sammler von Mittclaltermünzen wichtig. D. 1870.
— Minus Gotthard (Riga und Preifs, W. 1874, versteigert durch Brüder Egger. —
Leitzmann.T. (Weifsensee), L. 1880, ebenso durch Thieme. Montenuovo Fürst —
Wilhelm (Wien, f 1895), Verzeichnisse über einzelne Teile seiner prächtigen Samm-
lung, die 1870 an Hefs in Frankfurt um 150000 Taler verkauft wurde, hat dieser in
den Jahren 1879—1886 unter dem Gesamttitel: Collectio Montenuovo veröffentlicht.
(Vgl. Bl. f. Mzfr. Nr. 76, Sp. 643 .

Garthe Hugo (Köln) 1884. Köln durch J. M.
Heberle. — Missong Dr. Alex. (Wien), F. 1885 durch Adolf Hefs. Bauer Joseph —
(Irlbach, namentlich auch Schützenraedaillen mit guter Ubersicht:, M. 1876 durch Dr.
E. Merzbacher. —Reim man, Friedrich (Hannover, F. 1891 1892 durch A. Hefs. —
3 Bde., die beiden ersten nur als Titelausgabe, da sie schon bei I>ebzoiten Reinimans,
1877 und 1879 erschienen waren. —
MeyerGedanensis Adolf (Berlin), F. 1894
bis 1895 durch Hefs. —
Saurma- Jel tsch Hugo Freiherr v. (Jürtsch), F. 1898 durch
L. und L. Hamburger. —
Latour v. Turinberg Karl (Wien), W. 1888 1899, durch —
Brüder Egger. —Grote Dr. Hermann (Hannover) und Bar dt F. (Frankfurt a. O.),
F. 1899 durch Adolf Cahn. —
Czikann Joh. Leo (Brilnn\ W. 1899 durch Brüder
Fgger. — Isenbeck Julius (Wiesbaden), F. 1899 durch A. Hofs. Keetman Adolf —
(Frankfurt), F. 1902 durch Schott- Wallerstein. —
Ströhlin P. (Genf). F. 1902, durch
Hamburger. — Rainer Joseph (St. Veit in Kärnten, f 1884;. Das Verzeichnis seiner

Sammlung erschien M. 1902 1903 unter dem Titel: Katalog einer berühmten alten
Münzen- und Medaillensammlung in 4 Abteilungen bei O. Heining. Pogge C. F. —
(Greifswald), F. 1903 durch H. und H. Hamburger. 2 Abteilungen mit 39 Lichtdruck-
tafeln. - Trau Franz (Wien), W. 1904 durch Brüder Kgger.
Unter der jrrofsen Zahl von Spezialsammlungcn, die in Deutschland versteigert
wurden, nenne ich
Für Bayern: J. V. Kuli (München), F. 1887 durch A. Hofs. Rothenhan II.
Frhr. v. (München), M. 1896, durch Dr. E. Merzbacher. Ber ehern Graf, M. 1900,
durch Dr. Jakob Hirsch Elsafs: Diemor, F. 1901, durch A. Cahn. Italien:
Gnecchi Ercole (Mailand), F. durch L. u. L. Hamburger 1902—1903, 3 Abteilungen mit
5849 Nuramern u. 41 Lichtdrucktaf. Medaillen: Gutekunst II. G Stuttgart) F. 1886
durch Hefs, 1902 durch Hamburger. —
Felix Eugen, (Leipzig), F. 1895 durch A. Hefs.
Österreich: Ungcr Theodor (Graz), W. 1897 durch IL Cubasch und Brüder
Egger. — Salzburg: Zell er Gustav (Salzburg), W. 1902 durch Brüder Egger. —
Tirol: Wertheimer Karl (Meran), M. 1895 durch Helbinir.
Polen: Mikocki Leon (Wien), W. 1850; Stecki Gf. Heinrich, F. 1873, 1875
durch Hamburger; Chelminski Sigismund (Szarawaka), M. 1904, durch O. Helbing.
Proufsen: Saurma- J el tsch Hugo von, B. 1868, durch Fieweger (orschien
ohne Nennung des Eigentümers); II en ekel Paul (Berlin B. 1876, durch Adolf Weyl 1

Fonrobert Jul. (Berlin), B. 1877, durch Adolf Weyl; Farina Karl (Köln), F. 1893,
durch Ad. Hefa; Kil lisch von Horn, F. 1904 durch Hers.
Städtern ü n zen Warn ecke Friedr. (Berlin M. 1889 Helbing. Übersee-
:
1

ische Münzen: Fonrobert Jul. (Berlin), 4 Abteilungen. B. 1878, durch Ad. Weyl.

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96 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Die französischen Sammlungen gelangten vor allem durch die auch als Mün»-
bekannten Pariser Münzhändler H. Hoffmann, Rollin ot Feuar-
uchriftsteller vorteilhaft
dent und Raymond Serrure zum Verkauf. Die Versteigerung italienischer Sammlungen
pflegt durch die Impresa di Vendite Giulio Sambon, jene der niederländischen durch
J. Schulman, auch durch G. Tb. Bom & Zoon in Amsterdam zu geschehen. 105 eng-
lische Kataloge von 1775—1881 verzeichnet Catalogue of the library of the American
. .

Xttmümntie Society. New York 1883, S. 5 ff.

6. Ein anderer Einteilungsgrunel wird aus dem Inhalt der Samm-


lungen hergeleitet. Wird der Sammlung keine Begrenzung durch all-
gemeine Gesichtspunkte gesteckt, z. B. durch die Zeit, in welcher, (»der
dem Ort, an dem die Gepräge entstanden sind, durch die Art derselben
u. dgl. so nennt man sie eine allgemeine, eine Universalsammlung, andern-
falls aber eine besondere, Partikular- oder Spezialsammlung. Diese können

je nach der Begrenzung, die für die Anlage der Sammlung mafsgebend
ist, sehr mannigfach, bald umfassender, bald enger eingerichtet sein, doch

lassen sich die meisten Spezialsammlungen unter einen oder mehrere


der folgenden Gesichtspunkte bringen:
a) Die Beschränkung bezieht sich nur auf die Entstehungszeit der
Gepräge, also auf jene des Altertums, Mittelalters, neue oder neueste Zeit
oder auf eine andere Periode, z. B. auf Gepräge aus der Zeit der fran-
zösischen Revolution, aus der Regierung eines Münzherrn u. dgl.
b) Die Begrenzung ist geographisch, d. h. man sammelt abendlän-
dische oder orientalische, europäische oder aufsoreuropäische Münzen,
die Gepräge eines bestimmten Landes usw.
c) Nach dem Stande des Münzherrn : Münzen geistlicher oder welt-
licher Fürsten, der Städte, Kavaliermünzen u. dgl.

d) Nach den Metallen: Gold-, Silber-, Kupfersammlungen; Kipper-


münzen.
e) Nach den Münzgröfsen Talerkabinett, Dukaten-, Groschenkabinett,
:

auch wohl Münzen bis zur Talergröfse usw.


f) Nach der Art der Gepräge: Münzen, Modaillen, Plaketten, Jetous,

Marken Weihmünzensammlungen usw. Sammlungen von Schützen-


, ,

münzen, Notmünzen, von Brakteaten, Naehgeprägen u. dgl. mehr.


g) Nach der Ausdehnung, je nachdem nur eine Muster- oder Typen-
sammlung oder eino möglichst vollständige Sammlung beabsichtigt wird,
bei welcher z. B. alle Jahrgänge oder selbst alle Stempelverschieden-
heiten (Varianteusammlung) Berücksichtigung finden sollen.
Die Bedeutung der Spezialsammlungen liegt vor allem darin, dafs
sie mit verhältnismäfsig geringerem Geldaulwand auf dem gewählten
Gebiete ziemliche Vollständigkeit ermöglichen, weil sie dem Grundsatz
der Ansammlung der gröfsten Kraft im kleinsten Punkte entsprechen.
Dem steht als Nachteil gegenüber, dafs sie die Sammler leicht zur Ein-
seitigkeit verführen. Es ist daher dem Anfänger durchaus zu wider-
raten, mit einer Spezialsammlung zu beginnen. Richtig ist vielmehr,
dafs der Anfänger zunächst nach seinen verfügbaren Mitteln, eine all-
gemeine Sammlung anlegt und erst dann, wenn er einen gewissen Über-

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g 12. Einteilung und Anordnung der Sammlungon nach ihrem Inhalt. 97

blick gewonnen hat, die Beschränkung des Sammelgebiets eintreten läfst.


Wer seine Sammlung nicht blofs zum Vergnügen haben, sondern auch
zu wissenschaftlichen Zwecken benutzen will, dem ist sogar zu raten,
dafs er seine Spezialsammlung mit einer allgemein gehaltenen Muster-
sammlung verbinde, um Vergleichsstücke für seine besonderen For-
schungen jederzeit zur Hand zu haben.
7. Durch den Inhalt der Münzsammlung wird auch die Anordnung

derselben bestimmt. Sie ist von den besonderen Zwecken abhängig,


welchen dio Sammlung dienen soll, und wird verschieden ausfallen, je
nachdem ästhetische, geschichtliche oder volkswirtschaftliche Gesichts-
punkte vorwalten und je nachdem um
eine Universal- oder Spe-
es sich
zialsammlung handelt. Als allgemeine Regel gilt die Zweckmäfsigkeit,
d. h. es soll die Anordnung so getroffen werden, dafs sie dio Erreichung
der für die Sammlung aufgestellten nächsten Zwecke mit möglichst ge-
ringer Mühe gestattet.
Bisher sind für die Anordnung von Münzsammlungen vor allem
folgende Gesichtspunkte verwendet worden:
Oberster Kinteilungsgrund ist:

A. Die Zeitfolge, d. h. es werden die Gepräge lediglich nach der


Zeit, in der sie entstanden sind, angereiht, ohne auf den Prägeort oder
auf die Bedeutung der Gepräge zu achten. Eine solche Anordnung ist
namentlich für eine allgemeine Sammlung unzweckmäfsig sie kommt ;

bei Sammlungen von Medaillen und Jetons in den Niederlanden, wohl


unter dem Einflüsse von Van Loons Histoire metallique —
sowie verein-
zelt bei Verzeichnissen verkäuflicher Münzen noch heutzutage vor.

B. Das Metall: Gold-, Silber-, Kupferkabinett.


C. Nach der Gröfse. — Auch diese Anordnungen sind durchaus un-
wissenschaftlich, doch wird aus rein praktischen Gründen in jeder gröfsern
allgemeinen Sammlung die Aufstellung nach der Gröfse eine gewisse Be-
rücksichtigung finden, meist in der Art, dafs man die Gepräge nach
ihrem Durchmesser in Formate teilt und innerhalb der so entstehenden
Gruppen die gewithlto Ordnung gleichmüfsig beobachtet.
D. Nach den Münzherren oder Prägeorten und zwar:
«) Nach den Anfangsbuchstaben der Namen. Die alphabetische
Einreihung ist zwar Einteilungsprinzip durchaus unwissen-
als oberstes
schaftlich, weil sie Gepräge,welche weder der Zeit noch ihrer Herkunft
nach in nähern Beziehungen stehen, nebeneinander bringt, wie die
Worte in einem Lexikon und anderseits bestehende Zusammengehörig-
keit ohno tieferen Grund zerreifst. Da sie jedoch ein verhältnismäfsig
rasches Auffinden einzelner Stücke gestattet, sobald man das Schlag-
wort kennt, so erfreut sich diese Art der Anordnung leider noch immer
einer unverdienten Beliebtheit, namentlich in Italien, wo die Preis-
ausschreibung des Grafen Papadopoli für die beste Abhandlung über
das Ordnen italienischer Münzen, nach einer die Geschichte und die
geographische Lage berücksichtigenden Einteilung noch in Verhandlung
Luüchin, Numismatik. 7

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98 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

steht, obgleich Grote schon 1871 in seinen Münzstudien (VII, S. 335 bis
350) den Entwurf einer wissenschaftlichen Aufstellung der italienischen
Münzen veröffentlicht hat.
Für die Anordnung innerhalb kleiner Unterabteilungen der Samm-
lung ist jedoch die alphabetische Reihenfolge oft schwer zu entbehren.
ß)Ein anderer Einteilungsgrund kann im Stande und Range des
Münzherrn gefunden werden. Dergleichen Aufstellungen waren lange
sehr beliebt; man trennte die Gepräge dor geistlichen Münzherren von
jenen der weltlichen und beide von den Münzen der Städte und zer-
legte jede dieser Abteilungen noch in Gruppen, die man nach dem
Range der Münzherren oder nach dem Alphabete ordnete, als Päpste,
Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe usw. einerseits und Kaiser, Könige, Kur-
fürsten usw. anderseits. Eine solche Einteilung, verbunden mit alpha-
betischer Anordnung innerhalb einer gröfseren Gruppe, bildet z. B. das
System von Appels verbreitetem: »Repcrtorium der Münzkunde des
Mittelalters und der neueren Zeih (W. 1820-1829), das zuerst Gepräge geist-
licher Fürsten, dann solche von Kaiser und Königen, im dritten Teil
Gepräge der weltlichen Fürsten und Herren und im vierten und letzten
jene der Republiken und Städte und Orte behandelt.
Auf ähnlichen Grundsätzen beruht auch das Lilienthal- Madais che
System, das noch seine Anhänger hat. Es stellt die Gepräge der Kaiser,
Könige und Kurfürsten voraus, schiebt dann jene der geistlichen Fürsten
ein, läfst darauf die Gepräge der weltlichen Fürsten und Grafen, Frei-
herren, der Städte usw. folgen, berücksichtigt aber nebenbei die geo-
graphische Lage der Münzgebiete bis zu einem gewissen Grade. Es ist
jedenfalls bemerkenswert, dafs Hermann Grote seinerzeit (Bl. f. Mkde.
III, 75, 1837) dieses System mit gewissen Verbesserungen als das geeig-
netste zur Anordnung grofser, allgemeiner Sammlungen bezeichnet hat.

y) Das von Bergmann empfohlene dynastische System, nach


welchem alle von einem Münzherrn ausgegangenen Gepräge, ohne Rück-
sicht darauf, wo dieselben geschlagen wurden, zusammengestellt werden.
Man findet dasselbe oft in Partikularsammlungen durchgeführt, in welche
gerne zur Ergänzung alles, was man überhaupt hereinziehen kann, auf-
genommen wird; für Universalsammlungen ist es ungeeignet.

8) mehr oder minder


Alle genannton Aufstellungen vernachlässigen
die Beziehungen, welche sich zwischen Geprägen ergeben, die ungefähr
gleichzeitig an benachbarten Orten entstanden sind. Gerade darauf hat
jedoch ein wahrhaft numismatisches System vor allem Rücksicht zu
nehmen. Bei der Umsetzung dieses Gedankens in die Tat ergeben sich
aber sofort Schwierigkeiten, wenn man die Einteilung nach der politi-
schen Geographie der Gegenwart machen wollte, weil diese fortwährend
Veränderungen unterliegt. Es bleibt daher nur eine synchronistische
Anordnung übrig, welche den Stoff in passende Zeitabschnitte zerlegt
und innerhalb dieser die Gepräge der damaligen politischen Geographie
entsprechend aufteilt. Die Abtrennung der Münzen des Altertums von
den jüngeren Geprägen ist ohnehin schon üblich und hat sich, weil
§ 12. Systeme und Muster zur Anordnung von Münzsammlungen. 99

innerlich begründet, durchaus bewährt; man braucht also nur den ein-
mal befundenen Grundsatz der Absonderung nach Zeiträumen
als richtig
bei den Geprägen des Mittelalters, der neuen und neuesten Zeit wieder-
holt anzuwenden, um zu einer wissenschaftlich brauchbaren Aufteilung
zu gelangen. Nur hüte man sich vor steifen Zeitgrenzen, sondern wähle
dabei lieber solche, die einen gewissen Spielraum zulassen, weil die für
die Münzkunde entscheidenden Umstände keineswegs überall aufs Jahr
zusammentreffen.
Borgmann Darlegung mehrerer bisheriger Systeme für Anordnung von
J. v.,
Sammlungen und moderner Münzen und Medaillen. Denkschriften
mittelalterlicher
d. k. Akad. d. Wissensch. Wien, Bd. XIV (1865), S. 245. —
Ein Beispiel des hier
empfohlenen und dann in Partikularsammlungen oft angewandten SystemB bietet das
vom Konservatorium des Kgl. Bayer. Münzkabinetts herausgegebene Werk: Die Me-
daillen und Münzen des Gesamthauses Wittelsbach. M. 1901. —
Grote H., Bl. III
(1837), S. 76, 150. —
Über die Anordnungsweise von Sammlungen neuerer Münzen s.
Münzstudien VII, S. 241 —378, dazu seine zerstreuten Bemerkungen über ein Corpu»
numorum in dem von ihm als Korrespondenzblatt des Münzforschervereins heraus-
gegebenen Numism. Anzeiger III, IV (H. 1873-1874) und in den Bl. f. Mzfr., Bd. III,
Nr. 33 ff. bis 50 (1873—1876). Leitzmann .1., Abrifs der gesamten Münzkunde. Erfurt
1828; Mader, Beitr. U, 24: Über die Gronzen und Anordnung einer Sammlung von
Münzen des Mittelalters. — Fawlowski A. v., Über wissenschaftliche Klassifikation
der mittelalterlichen und modernen Münzen. W. N. Z. XIV, 206. Stückelberg —
191 ff.

Thomson, Katalog s. Sammlung 1866 1876, dazu die Bemerkungen Dannen-
bergs in Z. f. N. II, 376. —
Grote. Münzstudien VIT; Engel-So rrure, Tratte MA. mit
den Bemerkungen Dannenbergs in Z. f. N. XIX, 294, in welchen der von Mader
und Grote aufgestellte Grundsatz verfochten wird, dafB jede geographische Anordnung
geschichtlicher Denkmäler der gleichzeitigen historischen Geographie entsprechen
müsse.
Über die Grundsätze, nach welchen die Auswahl der zur Ausstellung bestimmten
Stücke aus dem k. k. Münz- und Antikenkabinett in Wien vorgenommen wurde vgl.
Kenner in W. N. Z. XXD3, 297 ff. — Menadier J., Die Neuordnung der mittelalter-
lich-neuzeitlichen Münzen im Kgl. Münzkabinett zu Berlin, B. Bl. 1902, Nr. 2, 3. —
Die von Grote Absonderung der Medaillen und anderer Stücke, die mit
geforderte
Münzen lediglich die Prägung gemein haben, welche Menadier seiner Neuordnung
des Kgl. Münzkabinetts zugrunde legt, wurde von mir schon vor einem Jahrzehnt in
der Sammlung des Landesmuseums >Joanneum> in Graz rücksichtlich der steiermärki-
schen Gepräge durchgeführt.
Muster zur Anordnung einer Uni Versalsammlung nach den zuerst
8.

von Mador in seinen Beiträgen (II, 24) ausgesprochenen numismatischen


Gesichtspunkten haben Thomsen, Grote und Engel-Serrure in
drei Formen als Katalog einer wirklichen Sammlung, als theoretische
Erörterung mit Beispielen und als numismatisches Handbuch geliefert.
Bei mancher Verschiedenheit in der Anlage stimmen alle drei darin
überein, dafs sie nicht blofs für die Hauptgruppen: Altertum, Mittel-
alter, neuere und neueste Zeit, sondern auch für die Unterabteilungen
- innerhalb dieser Perioden getrennte Aufstellungen voraussetzen, ferner
dafs sie im wesentlichen nur
die abendländischen Gepräge Europas be-
rücksichtigen. Sehr zu beachten sind aufserdem die kurzen Angaben,
welche Direktor J. Menadier über die Neuordnung der mittelalterlichen
und neuzeitlichen Münzen im Kgl. Münzkabinett zu Berlin in don B.
Mzbl. (1902, Nr. 2, 3) veröffentlicht hat.

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100 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde

Thomsens Katalog bringt im ersten Bande nach Eckhels System


in zwei Abteilungen erst die griechischen und Kolonialmünzen und sodann
die römischen Gepräge bis zum Sturz des weströmischen Kaiserreichs.
Der zweito Band beschreibt 12683 Mittelaltermünzen aus der Zeit von
— —
395 1520 in drei Gruppen: a) byzantinische 395 1453, b) frühmittelalter-
liche, c) spätmittelalterliche Gepräge, je nachdem die Münzen vor das
Jahr 1000 oder in die Zeit von 1001—1520 fallen. Den Geprägen der
neueren Zeit hatte Thomsen weniger Beachtung geschenkt, da er nur
nordische Münzen von 1521 —
1865 und allgemein von der französischen
Revolution an sammelte. Grundlegend ist Thomsen durch die völlige
Trennung der Münzen von den Medaillen und die Anordnung dieser
nach den Künstlern und nicht nach den Personen und Begebenheiten,
auf welche sie Bezug nehmen.
Grotes Abhandlung über die systematische Anordnung der modernen
Münzen ist im 7. Bande der Münzstudien, S. 241—378 nachzulesen. Sie
bietet mehr, als man nach dem Titel vermuten würde, da sie das ge-
samte abendländische Münzwesen vom Mittelalter bis zur Gegenwart ins
Auge fafst und eine Fülle richtiger Bemerkungen und wichtiger An-
regungen neben schrullenhaften Aufserungen enthält. Die Zeiträume und
die geographischen Übersichten werden für die einzelnen Unterabtei-
lungen begründet. Verzeichnisse der Münzherren und Münzstätten und
am Schlüsse als praktisches Beispiel für die Anordnung deutscher Münzen
des Mittelalters das Inventar einer wirklichen Sammlung sind ange-
schlossen. Ergänzt wird diese Abhandlung durch zahlreiche Aufsätze
über ein Corpus numorum, die Grote erst im Numism. Anzeiger (1872)
und später in den Bl. f. Mzfr. (1873—1876) veröffentlicht hat.
Der Tratte de numismatique von Engel und Serruro, unser bestes,
leider noch unvollendetes Handbuch der Münzkunde des Mittelalters und
der neuern Zeit, ist auf 5 Teile berechnet, von welchen 3 aufs Mittelalter,
2 auf die neuere und neueste Zeit entfallen sollen. Der 1. Teil reicht
vom Sturz des Römorreiches bis zum Ende der Karolinger, entspricht
also dem Thomsenschen Frühmittelalter; er zerfällt nach der Zeit der
Merowinger und Karolinger in 2 Hälften, innerhalb welcher sich die
Abschnitte über die Franken, Angelsachsen, Byzanz usw. wiederholen.
Der 2. Teil reicht vom Ende der Karolinger bis zum Auftreten des Pfennig-
vielfachen, der 3., der als spätes Mittelalter die Zeit vom Beginne der
Groschen und Turnosen bis zur Talerprägung enthalten soll, ist noch
nicht ausgegeben, wohl aber liegen Teil 4 und 5 schon vor. Auch hier
wird eine münzgeschichtlich bedeutende Erscheinung für die Unterteilung
benützt: die neuere Zeit reicht bis zur Einführung des Dezimalsystems
im französischen Münzwesen, durch welche die karolingische Pfundein-
teilung beseitigt wurde, die neueste von da ab bis zur Gegenwart.
9. Man sieht nach dem Gesagten, wie sehr man bei der Aufstellung
von dem schon erreichten Bestände und dem beabsichtigten Umfang der
einzelnen Münzsammlung abhängig ist. Es lassen sich daher nur wenige
erprobte Sätze als allgemeine Richtschnur für die Anordnung einer Münz-
sammlung aufstellen ; solche sind :

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§ 12. Erprobte Sätze für die Aufstellung von Münzsammlungen. 101

a)Der Wert der verschiedenen für die Aufstellung einer Sammlung


vorgeschlagenen Systeme ist nach dem Grade, in welchem sie den all-
gemeinen Uberblick erleichtern, zu beurteilen. Nicht im leichten Auf-
finden eines einzelnen Stückes, sagt Grote richtig, sondern im leichten
Übersehen des Ganzen liegt die zu lösende Aufgabe. »Die Numismatik
ist keine Gcographia oder Oironologia numis illustrata; ihr dienen umge-
kehrt alle historischen Hilfswissenschaften nicht blofs zur Erläuterung
der einzelnen Münzen, sondern namentlich zur Aufstellung ihres Systems.
Das numismatische System schliefst sich ja dem Erfordernisse nach der
Geographie, der Chronologie, der Geldgeschichte, ja dem Alphabete an,
wie es ihre Zwecke erfordern.«
b) Für eine allgemeine Sammlung ist nur ein synchronistisch-geo
graphisches System zu empfehlen. Um
jedoch ein rasches Auffinden
einzelner Stücke zu ermöglichen, sind nach Bedarf alphabetische oder
Realrepertorien anzulegen.
c) Die Münzen sind in der Aufstellung grundsätzlich von münz-

ähnüchen Geprägen, namentlich auch von den Medaillen zu trennen. Das


kann im einzelnen Falle verschieden durchgeführt werden, etwa indem
man den Münzen eines Landes oder eines Herrschers die einschlägigen
Medaillen, Jetons, Marken u. dgl. als ebensoviele Unterabteilungen an-
schliefst, oder aber, indem man sie von den Münzen ganz trennt und
als besondere Abteilungen behandelt, was sich schon aus praktischen
Gründen als das bessere empfiehlt, weil die Verschiedenheit der For-
mate Laden von ungleicher Tiefe oder mit abweichenden Einteilungen
erfordert.
d) Die Einordnung der Münzen ist eine geographisch-chronologische
innerhalb der durch die Regierungszeit der Münzherren oder sonst ge-
bildeten kleineren Zeitabschnitte kann sie entweder durchlaufend chrono-
logisch oder aber nach den Münznominalen erfolgen, was übersichtlicher
und daher zweckmäfsigor ist. Die Anordnung der Medaillen erfolgt ent-
weder nach der Person, dem Orte oder dem Ereignisse, das sie betreffen,
oder nach den Künstlern, je nachdem man geschichtliche oder kunst-
geschichtliche Zwecke in den Vordergrund stellt; doch ist jedenfalls
durch ein Repertorium die Benutzung der Medaillensammlung auch nach
der zweiten Richtung hin sicherzustellen.
e) Innerhalb der historisch - geographischen Gruppen der Münz-
sammlung werden die Münzen nach der staatsrechtlichen Verschiedenheit
der Münzberechtigten, welche eine physische oder juristische Person
sein können, gesondert. Es werden daher die Münzen der weltlichen
Münzherren, die ein vererbliches Recht haben, von den geistlichen Münz-
fürsten, die es auf Lebenszeit erhalten, und von beiden jene der münz-
berechtigten Städte zu sondern sein.
f) Unbekannte oder unbestimmbare Münzen werden wohl keiner
Sammlung fehlen. Grote relativ (subjektiv oder provi-
unterscheidet
sorisch) unbestimmbare, die man wegen
mangelhafter Beschaffenheit der
Exemplare nicht deuten kann, und absolut, objektiv oder definitiv un-

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102 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

bestimmbare, auf denen deutlich erkannte Bilder und Umschriften den


Münzherrn und Prägeort nicht ermitteln lassen.
Thomsen vereinigte all diese Münzen als Anhang zu der gesamten
Sammlung unter dem Namen eines Cabinet cCignorance. Meist wird die
Unbestimmbarkeit nur eine relative sein, d. h. man wird mit einiger
Wahrscheinlichkeit die Zeit und die Gegend, welcher diese Gepräge an-
gehören, vermuten können. Wenn dies der Fall ist, dann hat die Münze
ihren gesicherten Platz am Schlüsse jener geographischen oder chrono-
logischen Abteilung, welcher sie angehören dürfte.
g) Münzfunde sollen, solange sie noch nicht wissenschaftlich in er-
schöpfender Weise bearbeitet sind, beisammengehalten und nicht durch
Aussonderung der bestimmbaren Stücke zerrissen werden (vgl. § 14).
h) Falsche und unechte Münzen sind zu trennen. Erstere können
als Erzeugnisse zeitgenössischer Falschmünzer in der Sammlung neben
die echten Vorbilder gelegt werden, letztere, die Erzeugnisse einer weit
späteren, wo nicht der neuesten Zeit, vereinigt man in geeigneter Weise,
um Vergleichsmaterial zur Prüfung echter oder verdächtiger Stücke zur
Hand zu haben.

§ 13. Behelfe des Sammlers.

1. Ein Sammler, welcher seine Münzen nicht wie ein Geizhals tot

aufhäufen will, sondern von seiner Sammlung, sei es ästhetischen Genufs,


sei es Anregung zur wissenschaftlichen Forschung beabsichtigt, wird zur
Erreichung seiner Zwecke mancherlei Behelfe notwendig haben. Oft
werden die Münzen in so üblem Zustande, mit Rost oder Schmutz be-
deckt, in seine Hände gelangen, dafs eine Reinigung derselben vorerst
erforderlich sein wird ; nur hüte man sich dabei, des Guten zu viel zu
tun. Edelrost (Patina), der Bronzemünzen mit der Zeit in verschiedener
Färbung: hell- oder blaugrün, braun usw., je nach ihrer Zusammen-
setzung und dem Orte, wo sie gelegen haben, so überzieht, dafs alle
Einzelheiten der Prägung scharf hervortreten, ist unbedingt zu schonen,
erdige Auswüchse hingegen, welche Bild oder Schrift unkenntlich machen,
müssen beseitigt werden. Man versuche dies zuerst durch trockenes
Abbürsten mit einer harten Nagel- oder Zahnbürste, nötigenfalls durch
vorsichtige Anwendung einer Drahtbürste; Lösungsmittel vermeide man
nach Tunlichkeit; in allen Fällen, in welchen solche gebraucht wurden,
selbst wenn man blofs Seifenwasser zum Abwaschen des Schmutzes ver-
wendet hat, müssen die Stücke gut abgotrocknet werden, was am besten
durch Abreiben mit feinen Holzspänen oder Torfmull erreicht wird.
Roichen diese einfachen Mittel nicht aus, so wird man, je nach Umstän-
den, zu einem der verwickeiteren Verfahren greifen müssen, die Kirmis,
Rathgen, S. 121 ff., und Blanchet, S. 33 ff., für die Reinigung von
Kupfer- oder Bronzemünzen empfehlen. Weniger bedenklich ist die An-
wendung von Lösungen zur Reinigung von Münzen aus edlem Motall,
wiewohl man auch hier auf die Legierung von Kupfer, die sie fast immer
haben, Rücksieht nehmen mufs. Kernhaltiges Silber wird durch Ein-

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§ 13. Behelfe zur Reinigung und Aufbewahrung der Münzen. 103

tauchen in Ammoniak oder eine schwache Schwefelsäurelösung (1 2%) —


blank, mufs aber hinterher sorgfältig ausgewässert und dann abgetrocknet
werden. Das Nähere bei Blanchet, S. 43. Um blankes Silber gegen
das schwärzliche Anlaufen zu schützen, das namentlich bei den zur Schau
gestellten Münzen häufig vorkommt, wird das Eintauchen derselben in
Zapon (Amylazetat) empfohlen. Dieses läfst nach dem V erdunsten einen
sehr dünnen und völlig durchsichtigen Uberzug zurück und verhindert
durch diesen die Einwirkung von Schwefelverbindungen auf die Münz-
oberfläche. Verbogene Stücke hämmert man vorsichtig zwischen Blei-
platten oder zwischen zwei quer über die Faser (über Hirn) geschnittenen
Klötzen von Buchenholz wieder gerade.
Rathgen F., Die Konservierung von Altcrtumsfnndon. B. 1898. Blancbet —
et Villen oisy, Guide pratique de VAntüjuaire. P. 1899. Stückelberg 217. — —
N. Z. 1835 Nr. 5, 6: W. N. M I, 8. 14; II, S. 192. Hallet in Z. f. N. I, 203, III, 262.
— Coste, Ober Reinigen und Bronzieren von alten Münzen. W. N. Z. XI, 196; auch
Loos, Kunst, falsche Münzen zu erkennen. B. 1828, 86 ff. — Verfahren, um verwischte
Gepräge wieder sichtbar zu machen. X. Z. 1839, Xr. 25, 8p. 198. — \je Rouxsches Ver-
fahren mit Anwendung des galvanischen Stroms. Z f. N. XX, 325; Rathgen 126.
Grote Bl. I, 31. — Drude in Z. f. X., XVII, 100: >Eine Eigenschaf t der Silb*rmttnzen<.
Auf dem gleichen Prinzip beruht wahrscheinlich die Spielerei einer auf die Welt-
echöpfung geprägten Medaille im Gothascheu Kabinett. Xach dem Erwärmen zeigte die
anscheinend leere Rückseite den Erdball und die Worte: ES WARD LICHT. N. Z.
1839, Sp. 7. —Kirmis M., Chemische Winke für Xumismatiker. B. Mzbl. Xr. 49 (auch
als Sonderabdruck, 2. Aufl. B. 1894). —
Derselbe, Dio Xumismatik in der Schule. B.
Mzbl. Xr. 94, auch Neumünster 1888 (Programm'. —
Plundrich Aug., Münzensamm-
lungen als Anschauungsmittel beim Unterricht Stockorau 1892 (Gymnasialprogramm),
dazu W. X. M. llf, 58, 64. Über Versuche, das Skioptikon für numismatische Zwecke
zu verwenden. W. X. M. IV, 42 (Nr. 165).

2. Die Aufbewahrung der Münzen mufs sowohl den Forderungen


der Sicherheit als auch der Übersichtlichkeit entsprechen. Sie erfolgt
daher in gröfseren Sammlungen in Kasten, die, je nachdem die Stücke
zur Schau gestellt oder nur verwahrt werden sollen, verschiedene Ein-
richtung haben. Das Münzkabinett zu Neapel hatte sämtliche Münzen
unter Glas, was an sich empfehlenswert, allein bei grofsen Sammlungen
schwer durchzuführen ist. Gewöhnlich schlägt man daher den umge
kehrten Weg ein, d. h. man behandelt zunnächst alle Münzen als Be-
standteile einer grofsen Ladensammlung und wählt dann aus dieser
einzelne Stücke, die man, nach verschiedenen Gesichtspunkten geordnet,
in der Schausammlung unter Glas voreinigt. Man benötigt in solchem
Falle eine Anzahl gut verschliefsbarer Münzkasten mit vielen Laden von
geringer Tiefe. Um nun das Durcheinanderrütteln der Münzen beim
Aufziehen und Zurückschieben der Laden zu hindern, werden diese mit
einer meist festen, zuweilen auch beweglichen Einrichtung versehen,
welche die Münzen an ihren Plätzen festhalten soll. Nicht wohlfeil,
aber sehr zweckmäfsig ist die Einrichtung im königlichen Münzkabinett
zu Berlin: flache Laden ohne Fächereinteilung mit auswechselbaren
Einlagen, die aus mehrfach übereinander geleimtem Pappendeckel be-
stehen und kreisförmige Ausschnitte zur Aufnahme der Münzen ent-
halten. Die ausgestanzten Pappenscheiben werden zunächst an Ort

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104 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

und gelassen und erst nach Mafsgabe, als der Platz für Münzen
Stelle
benötigt wird, entfernt; man kann daher, da in jedes Feld nur ein Stück
gelegt wird, mit einem Blick überschauen, ob alles, was vorhanden sein
soll, auch da ist, oder ob Stücke fehlen. Die Laden, am besten auf
Nut und Feder gerichtet, werden für das Berliner Kabinett aus starkem
Eisenblech hergestellt, da sich Holz gerne wirft, namentlich wenn die
Leisten der Fächer aufgeleimt wurden. Schausammlungen werden am
zweckmäfsigsten in Pulttischen oder Kasten auf etwas geneigter Fläche
unter Glasdecke ausgestellt. Viel kostspieliger sind Einrichtungen, bei
welchen die Münzen zwischen zwei Glasplatten eingeschlossen werden; sie
gewähren indessen den Vorteil, dafs man beide Seiten des Gepräges be-
trachten kann, ohne das Stück aus dem Verschlufs nehmen zu müssen.
Münzschränke Schübler Jos. Jak.: Nützliche Vorstellung, wie man auf eine
:

vorteilhafteWeise bequeme Repositoria und Medaillenschränke ordinieren könne;


N. 1736, mit Abbildungen. —
Grote, Bl. 11,200: Einrichtung von Münzschränken —
Beckers >Revere Duplex Reflektor Numisma«, der sich an jedem Schauschrank an-
bringen lasse und die Rückseite im Spiegelbild neben der Vorderseite zeige, ange-
kündigt in Thiemes numism. Verkehr 1904, Nr 1, S. 30. Anordnung einer chinesischen
Münzsammlung. N. Z. 1871, S. 84, der Storerschen Medaillensammlung in Boston.
W. N. M. Nr. 251 (1904).

3. Wieder andere Behelfe erleichtern das Bestimmen und Beschreiben


der Münze. Zur Erkundung kleiner Schriften oder Einzelheiten des Geprä-
ges benötigt man ein Vergröfserungsglas, zur Ermittelung des Münzgewichts
eine gute Wage und passende Gewichte, zur Feststellung der Münzgröfse
sog. Münzmesser (§ 6, 5 und Fig. 74, S. 118). —
Für vorübergehende
Aufbewahrung haben sich kleine Papiertäschchen bestens bewährt, die
auch zur Versendung von Stücken geeignet sind. Für einzelne Münzen,
die man aus der Hand geben und doch vor Berührung schützen will,
können flache Schachteln aus durchsichtigem Celluloid empfohlen werden,
die von der Bayer. Celluloidwaarenfabrik vormals A. Wacker et Comp, in
Nürnberg in beliebiger Gröfse billig geliefert werden. Sehr verwendbar ist
auch ein kleines Gerät, »der Münzenträger«, weil es ohne Hilfe der Hand
eine darauf gelegte Münze in beliebiger Lage und was namentlich —
fürs Abzeichnen wichtig ist — in beliebiger Beleuchtung festhält. Es
dem Untersatz mit einer kreisförmig heraus-
besteht aus zwei Teilen,
gedrehten Öffnung und dem eigentlichen Träger, einer Kugelhälfte, in
deren Schnittfläche mehrere konzentrische Ringe treppenartig eingelassen
sind. Der Träger, auf die Öffnung des Untersatzes gestellt, ist wie ein
Kugelgelenk nach allen Richtungen frei beweglich, während die Münze
durch ihre Schwere und den Steil rand des nächst gröfseren Ringes fest-
gehalten wird. Unentbehrlich für jeden Sammler ist ferner eine Anzahl
von Hilfswerken, namentlich Münzbeschreibungen und Abbildungen; der
Forscher wird überdies Stücke, die er nicht selbst besitzt, in Form von
Abdrücken (Siegellack, Gips, Zinnfolie usw.) zu Rate ziehen müssen.
Münztnesser, der älteste wohl von 0 eari u s
1 Mader
hat sich dessen
1696,
noch bedient. — Grote, Bl. II, Taf. 4 und Sp. 50 51. — Kraft scher
Mtinzmesser,
der das Ablesen dreier verschiedener Skalen bei einmaliger Einstellung ermöglicht.
W. N. M. I, 140. Aufsätze über einen allgemeinen Münzmesser von Smits van
Nieuwonkerk und Stephanik in Tydschrift van het Xedcrlandsch Genootschap vor

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§ 13. Einrichtung von Schau Sammlungen, Münzraesser, Hilfswerke, Münzbandel. 10ö

Munt en Penningkunde I. Amsterdam 1893, Taf. III. — Taschen presse zur Herstellung
von Münzabdrücken. Bl. f. Mzfr. 1899, Nr. 4, 5. Beschreibzettel, Zählkarten einige

Muster, b. Num. -sphrag. An*. 1871, S. HB; 1872, S.B; 1878, 8.3. — Hilffjbibliothek. s.
die Verzeichnisse von Bibliographien § 3, S. 11 und die Literatur zu § 9, Absatz 6 ff.,
ferner Stückelberg 219 ff. und Uberhaupt die Literaturangaben in den § 1, S. 4 ge-
nannten Handbüchern.

4. Auch der Einrichtungen mufs hier kurz gedacht werden, durch


welche die Anlage von Sammlungen erleichtert wird. Da Münzen fast
immer nur gegen Entgelt zu haben sind, so sind Kauf und Tausch die
gewöhnlichen Wege, auf welchen eine Sammlung zusammengebracht
wird. Der Tausch dient vor allem dem Verkehr der Münzsammler unter-
einander, welche sich entbehrlicher Stücke so mit wechselseitigem Vor-
teile entüufsern können. Demungeachtet hat er aus jenen allgemeinen
volkswirtschaftlichen Gründen, die bei Besprechung des Geldes (§ 4, 1)
schon angedeutet wurden, auch im Münz verkehr gegenüber Kauf und
Verkauf die geringere Bedeutung, zumal seit durch die Entwicklung
des Münzhändlergewerbes im 19. Jahrh. Formen geschaffen wurden,
welche dem Sammler gegen Entgelt alle Mühen abnehmen. Allerdings
ist dadurch jener Reiz des Sammelns —
ein wahres Jagdvergnügen —
fast ganz geschwunden, den das Aufstöbern eines seltenen Stückes in
den Händen eines gleichgültigen Besitzers dem eifrigen Sammler gewährte.
Der Reichtum einer neuangelegten Sammlung an Seltenheiten beruht
darum heutzutage weniger auf Glück und Geschick ihres Eigentümers
als auf der Gröfse der Geldmittel, die dieser seiner Sammlung widmen
will und kann, somit also wesentlich eine Geldfrage. Ausgleichend
ist

steht dem gegenüber, dafs Sammlungen nun in kurzer Zeit bis zu einem
Grade der Vollständigkeit gebracht werden können, der sich früher selbst
bei einer durch Jahrzehnte fortgesetzten Tätigkeit nicht erreichen liefs.
Den raschesten Wuchs durch Ankauf ganzer Sammlungen zeigt das Kgl. Münz-
kabinett zu Berlin, das Ende des 18. Jahrh. wenig über B700 Stück, i. J. 1880 jedoch
schon über 200000 Stück zahlte. Erworben wurden für die Abteilung der Griechen-
münzen die Sammlungen Rauch (4000\ Fox (11500), Pr okesch-Osten (10916)
und im Jahre 1900 ImhoofBlumer (22040 Stück) füre Mittelalter und die neuere Zeit
die Sammlungen Dannenberg 3000), Grote (10000) und Fi ke n tsc he r (15000,
darunter mehr als 6000 burggrafliche und markgrafliche der Hohenzollern), Orientalen,
Guthrie (15263 Stück), Privatmcdaillen, Rudolphi 9344 Stück, die an Seltenheiten
aller Art reiche Benoni-Friedländersche Sammlung (17 000 Stück) usw. Vgl.
Zur Geschichte der Kgl. Museen in Berlin, Festschrift 1880, B. Mzbl. Nr. 241. Me-
nadier, Deutsche Münzen IV, Einleitung.
5. Die erwähnte Entwicklung des Münzhandels hat neben den all-

gemeinen auf die Preisbildung wirkenden Umständen, zumal der ver-


mehrten Kapitalsbildung und der Zunahme der Umlaufsmittel, die Preise
der Münze wesentlich beeinflufst. Es ist zu einer gewissen Ausgleichung
gekommen, die man früher nicht kannte. Vom Münzhändler wird dies
durch den gemeinen Marktwert der Stücke erklärt, in Wirklichkeit sind
es Liebhaberpreise, die innerhalb gewisser Grenzen durch Angebot und
Nachfrage gefestigt sind. Die Preise für begehrte, gut erhaltene seltene
Stücke sind dabei oft auf das 5- bis 10 fache des Preises gestiegen, den

man vor 50 60 Jahren dafür bezahlte; umgekehrt sind viele Münzen

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10G Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

jetzt billiger zu haben als früher, ja es gibt nicht wenige Stücke, die
man einem Münzhändler wohlfeiler kaufen wird als von einem Eigen-
bei
tümer, der keine Münzkenntnisse hat. Viel entscheidet übrigens auf
diesem Gebiet die Mode, die z. B. jetzt Gold hinter Silber zurücksetzt. Ein
einziger zahlungskräftiger Sammler, der sich einem bestimmten Sainmel-
gebiete zuwondet, kann Anlafs sein, dafs die einschlägigen Münzen rasch
über den Wert, der ihnen etwa mit Rücksicht ihrer Seltenheit zukommen
würde, im Preise weit hinaufschnellen. Ist dies einmal geschehen, so
können sich die Preise auf dieser Höhe durch einige Zeit behaupten,
selbst wenn jener Sammler inzwischen seine Liebhaberei geändert und
keine Nachfolger gefunden haben sollte.
Münzhandol: Stückelberg 224 ff. — Bl. f. Mzfr. Nr. 80. Münzpreise.
Leitzmann, X. Z. 1837, 72; 1838, 14 von einst und jetzt (Vergleichung der Preise
von 1828 und 1869) a. a. 0. 1870, 6.— Was das teuerste und was das billigst«
ist ist
Sammeln? a. a. O. 1870, S. 34 und 116 — Der höchste Preis für eine Münze (15400 M.\
s. Num.-Bphrag. Anzeiger 1897, Nr. 1 — L 325 for a Gold-Penny (König Heinrichs III.)
F. Mzztg. 1903, Nr. 29, S. 446, dazu Nr. 32, S.486: Proise wertvoller englischor Münzen.
— Vgl. auch Bl. f. Mzfr. 1885, Nr. 58, 59; 1887, Nr. 142, 146; dazu die lebendige Schil-
derung Dannenbergs der Münzpreise und Sammlerverhältnisse zu Berlin seit 1840
in der Denkschrift zur Feier des 60jahrigen Bestehens der Numismat. Gesellschaft zu
Im grofBen ganzen sind die Preise von Münzen
Berlin (Berl. Mzbl. 1900, Nr. 23/24).
und andern Geprägen namentlich für Seltenheiten aus älterer Zeit von schöner Er-
,

haltung und künstlerischem Wert ungemein gestiegen. Der Betrag von 200 M., der
bei Versteigerung der an Seltenheiten überreichen Sammlung Welzl von Wellen-
heims (Wien 1845, über 28000 Stück) meinen Wissens nur vom Keutschachtaler erreicht,
richtiger gesagt, sogar etwas überschritten wurde, ist heutzutage gar nicht selten. Er
wurde z. B. bei der im Jänner 1902 durch L. und L. Hamburger in Frankfurt a. M.
geleiteten Versteigerung der ersten Abteilung der Sammlung E. Gnecchi (1884 Stück)
5 mal erreicht und 75 mal überschritten, eine zehnfache Zecchine des Papstes Kle
mens VIII. wurde hier mit 2100 M. bezahlt; in der dritten Abteilung haben zwei zehn-
fache Zecchinen der Trivulzio sogar 2890 und 3300 M. erreicht. Der schon erwähnte
Keutschachtaler, 1836 bei der Versteigerung der D c k m an nschen Sammlung mit
i

69 H., etwa 145 M. erstanden, ging 1845 bei Welzl von Wellen he im auf 100 Ü.
C. M. = 210 M., 1H6H bei Schulthefs-Rechberg auf 105 Tuler 315 M., 1902 in der =
Versteigerung Z e c r (Wien) 2350 Kronen oder rund 2000
1 1 : M
ungerechnot die Neben- ,

auslagen von 10°/O die gleichfalls vom Kaufer zu tragen sind. Aber auch neuere
i

Stücke, die man früher wenig beachtete, finden jetzt Abnehmer zu hohen Preisen
Ich erwähne den sehr seltenen Löwcntaler des Salzbnrger Erzbischofs Hieronymus
vom Jahre 1790, der 1845 bei Welzl nur 4 fl. ('. M., d. i. den doppelten Silber-
preis, erzielte, 11*02 bei Zell er um 1350 Kronen —
rund 1150 M. abging. Diesen
Preiserhöhungen steben namhafte Preiscrmftfsigungen bei vielen andern Stücken ent-
gegen. Die auf den Schlag der deniers tourmm gemünzten Pfennigo der Kreuzfahror-
staaten Achaia und Athen waren vor 60 Jabren noch sehr selten, die 15 Stück, die
Welzl besafs, brachten damals um 9 fl. mehr ein als der Keutschacher Taler. Während
jedoch dieser, wie erwähnt, im Jahre 1902 mit 2000 M. bezahlt wurde, hat der Wiener
Münzhfindler Dr. F. Walla im nämlichen Jahre in seinem gedruckten Lagerverzeichnis
obige Kreuzfahrer|ifennige, die durch Münzfunde häufig geworden sind, bei bester
Erhaltung das Stück zu 1 Krone bis 1 Krone 20 Heller, also die gleiche Sammlung um
rund 20 Kroner» - 17 M. ausgeboten. Für seltene Taler wurden übrigens schon im
18. Jahrb. mitunter hohe l*reisc bewilligt Madai, der Verfasser des bekannten Taler-
kubinetts soll (nach dem Vorbericht des Auktionsverzeichnisses meiner Sammlung, S. 4)
für gute Taler nicht selten 10—60, ja 100 und mehr Taler bezahlt hüben

Gedruckte Listen der bei Münzversteigerungen erzielten Preise erschienen schon


in den 30 er Jahren des 19. Jahrb., z.B. von der 1836 versteigerten Di c kman n sehen

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§ 13. Mttnzpreiae, Auktionslisten, dio »Kippe <, Lagerverzeichnisse usw. 107

Sammlung. Handschriftlich beigesetzte Versteigerungspreise finden sich schon in Ver-


zeichnissen aus dem 18. Jahrh. —
Über eine 1715 zu Gotha vorgenommene Münzver-
Steigerung von mehr als 2000 antiken, mittelalterlichen und neueren Münzen, deren
gedrucktes Verzeichnis ich zufällig besitze, vgl. B. Mzbl. Nr. Ul, Sp. 1271.

6. Die erwähnte Ausgleichung der Münzpreise wird vornehmlich


durch zwei Einrichtungen gefördert: durch zeitweise Veröffentlichung der
Lagervorräte, die sich im Besitz der Münzhäudler befinden, und durch
öffentliche Versteigerung von Sammlungen. Zu diesem Zwecke werden
Verzeichnisse der verkäuflichen Münzen hergestellt, dos eine Mal mit An-
gabe der vom Münzhändler geforderten Preise, das andere Mal, da ja der
Preis erst durch Angebote der Käufer bestimmt werden soll, ohne dieselben
doch sorgen hinterher ausgegebene Preislisten für die Verbreitung der
Versteigerungspreise. Zur Beurteilung des numismatischen, d. h. jenes
Wertes, der einem Stücke über seinen Metallwert hinaus zukommt, hält
man sich am besten an die Verkaufspreise erprobter Münzhändler. Man
wird jedoch beim Verkaufe eines Stückes selten auf mehr rechnen können,
als dafs einem der halbe numismatische Wert vergütet wird, weil die
Münzhändler erfahrungsgemäfs mit hohem Gewinn arbeiten müssen, um
bestehen zu können.
Weniger genau, als man denken sollte, kommt das Verhältnis von
Angebot und Nachfrage in den Auktionen zur Erscheinung, zumal in
gewissen Fällen der numismatische Wert hinter den durch die Liste
veröffentlichten Preisen zurückbleibt, z. B. wenn der Eigentümer durch
scheinbares Übersteigern der ernstlichen Angebote einzelne Stücke an sich
zieht. Noch störender ist die entgegengesetzte Ungenauigkeit der Listen,
die bei einer Ringbildung der Käufer eintreten kann; in solchen Fällen
bringt nicht der in öffentlicher Versteigerung gezahlte Preis, sondern der
Betrag, um den das Stück in der unter den Beteiligten hinterher abge-
haltenen »Nachauktion« abgeht, den numismatischen Wert zum Ausdruck.
Periodische Blätter für Münzverkauf nach Art der Antiquarkataloge wurden in
England durch die Finna W. S. Lincoln and Son seit 1856, in Frankreich durch Kollin
seit 1861 veröffentlicht. In Deutschland hat sie zuerst (1862) J. M. Heberle in Köln
ausgegeben. —N. Z. 1865, Nr. 20. Don Umsatz an Münzen, der 1869 durch Münz-
versteigerungen bewirkt wurde, schätzte man auf 72385 Stück, ungerechnet den 4 Ztr.
schweren Paradieser Fund, der auch verkauft wurde. N. Z. 1870, S. 102. —
Uber Ring-
bildung bei Auktionen, die sog. Kippe, durch welche sich die beteiligten Münzhttndler
den Erwerb guter Münzen zu gemeinsamem Vorteil sichern, wurden Klagen zuerst
1869 und 1870 laut. N. Z. 1869, S. 26: der Münzhandlerverein (Nachbörse); Koehne
B. Bl. V, 214; Num. sphr. Anz. 1869, Nr. 7, 9, 11, 13, »Die Kippe«. Adreß-—
bücher: Grenser, AdrefHbuch Freunde der Münz-, Siegel- und Wappenkunde. 2.
f.

Jahrgg. F. 1885. — Forrer R. und Fischer II-, Adrefsbuch der Museou, Bibliothe-
ken, Sammler und Antiquare. Strafsburg 1897. Brauchbarer ist: Gnecchi E. und F.,

Guido, numisHHitica universale. Mailand 1886 mit 2322 Adressen, 4. Aull. 1903 mit
6278 Adressen. —Seeligs Führer durch den Sammelsport. Internationales Adrefs-
buch der Antiquitäten-, Münzeammler und -Handler. B. 1903.

Gegenüber dem organisierten Münzhandel, der durch seine auf


7.

Bereisungen erworbene Kenntnis vom Inhalt vieler Sammlungen und


den Wünschen der einzelnen Sammler imstande ist, sowohl etwa feh-
lende Stücke in unglaublich kurzer Zeit zu beschaffen, als auch die

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108 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Münzpreise zu halten, hat es an Versuchen nicht gefehlt, einen un-


mittelbaren Verkehr zwischen den Sammlern selbst herbeizuführen. Am
bekanntesten ist wohl Thiemes numismatischer Verkehr, der seit dem
Jahre 1863 periodische Verzeichnisse von Stücken, die ihm von Sammlern
zum Verkaufe eingesandt wurden, veröffentlicht und dafür durch einen
Anteil am Verkaufspreis entschädigt wird. Ingleichen führen auch die
Zusammenkünfte der Mitglieder der numismatischen Gesellschaften zu
einem Austausch entbehrlicher Stücke. Doch liegt die Förderung, welche
der einzelne als Mitglied solch einer Gesellschaft zu erwarten hat, vor
allem auf wissenschaftlichem Gebiete: auf dem Vorzeigen seltener oder
unbestimmter Stücke, auf Vorträgen und dem sich anschliefsenden Aus-
tausch von Meinungen, in der freien Benutzung einer gemeinsamen Bib-
liothek, dem Bezug von Vereinsschriften u. dgl. m.
Noch über die Förderung, die der einzelne als Mitglied einer Ge-
sellschaft empfängt, geht der Gedankenaustausch, welchen Wandervor-
sammlungen, wie es die 'Deutschen Münzforschertage« (1880 1891) —
waren oder gar die internationalen Zusammenkünfte (numismatische Kon-
gresse zu Brüssel 1892, Paris 1900, Rom 1903) führen.
Numismatische Gesellschaften. Nachrichten über solche bei Engel-Serrurc,
Repertoire I, Nr. 1—91, Recueih periodiques. —
Eine internationale numismatische Ge-
sellschaft F. Mzztg. 1901, Nr. 7, 8, 8. 107.
:

Als Organ dieser internationalen Vereinigung
erscheint das Bulletin international de numismatique zu Paris seit 1902. — Festschriften
zur Feier des 50- und des 60 jährigen Bestehens der numismatischen Gesellschaft zu
Berlin. Vereinstage des Allg. deutschen Münzforschervoreins. Leipzig
B. 1893, 1903.
1880, Dresden 1881, Wion 1882, München 1886, Dresden 1891. Berichte in Bl. f. Mzfr.
Nr. 85, 86, 96, 112 ff., 134-138: W. N. M
II, Nr. 100. Congres international de tVurnw-
matique ä Bruxelles. B. 1891. —
Congrte international de numismatique rtuni ä Paria
en 1900. Protokoll und Abhandlungen, veröffentlicht durch Couite de Castellane
und A. Blanche t. P. 1900. (Anzeigen W. N. Z. XXIII, 346; XXXII, 274, B Mzbl.
Nr. 240, 246. Atti drl congrrsso inttnmzioualv di stieme storiche ( Roma 1903). Vol. VI
Numismatica. Rom 1904, s. auch Msztg. 1903, S. 439.

§ 14. Die Behandlung von Xilnzfnnden.


Sowohl die erste Anlage einer Münzsammlung als auch die Ver-
1.

mehrung einer schon bestehenden beruht, wie in § 13 bemerkt wurde,


meist auf entgeltlichem Erwerb der Stücke. Dieser kann sich nun auf
den Erwerb ganzer Sammlungen oder einzelner Münzen oder endlich auf
einen Münzschatz erstrecken, mit welchem Ausdruck wir eine Mehrzahl
von Münzen bezeichnen, die sich noch in dem bei ihrer Aufdeckung
vorhandenen Verbände befindet.
Der Ankauf einer Sammlung erspart die Zeit und Mühe, die an
deren Herstellung und Ordnung gewendet worden sind, und bietet den
Grundstock für die beabsichtigte neue Sammlung. Er wird also vor
allem nützlich sein, wenn man eine Münzsammlung rasch bilden oder
grofse Lücken schnell ausfüllen will für den weiteren Ausbau eignet sich
;

besser der Kauf einzelner Münzen, weil dabei der Erwerb von Doppel-
stücken vermieden werden kann, die eine unerwünschte Belastung der
Sammlung bilden, wenn ihre Zahl allzusehr anwächst.

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§ 13. Numismatische Gesellschaften und Kongresse. § 14. Münzfunde. 109

Über den Ausbau des Kgl. Münzkabinetts zu Berlin durch Ankauf ganzer Samm-
lungen s. oben 3 13 Anm. zu Absatz 4 und Salle ts Nekrolog auf Jul. Friedländer
in Z f. N XII, 118. —
Ankauf der Sammlung Marignoli (32000 italienische Münzen)
durch den König von Italien als Grundlage eines corpus numorum ItcUiae und der
grofsen Sammlung Randi (26000 Stück) durch den Papst: R. N. IV, t. 5; 275, 405
(1901). — B. Mzbl. 1901, Nr. 245.

Anderer Art sind die Vorteile, die für eine Sammlung mit dem
2.

Erwerbe von Münzschätzen oder Münzfunden (wie man gewöhnlich sagt),


verbunden sind. Mehr noch als auf Einzelfunden beruht der Zuwachs
unserer Vorräte an alten Münzen auf der Aufdeckung von Münzschätzen;
sie vor allem bereichern unsere Sammlungen mit neuen Geprägen, sie
vermitteln überdies Einblicke in die Münzzustände der Vergangenheit,
die wir auf anderem Wege kaum zu erlangen vermögen. Aus dem Ge-
sagten folgt, dafs den Münzfunden neben dem numismatischen Wert
jenes Münzvorrates, den sie darbieten, noch ein besonderer Wert für
die Münzkunde zukommt, den ich kurzweg als ihren wissenschaft-
lichen Wert bezeichnen will. Da dieser von jenem nicht abhängt, so
kann es wohl vorkommen, dafs ein Fund mit manchen numismatischen
Seltenheiten eine geringere Bedeutung für die Wissenschaft haben kann
als ein Massenfund, der nur häufige Gepräge enthält. Wir müssen, um
das zu verstehen die Beschaffenheit der Münzfunde, die verschieden
,

sein kann, etwas näher ins Auge fassen.

Th. Stenzel, Zur Einigung Uber die Grundsatze bei Beschreibungen von Münz-
funden aus dem Mittelalter. : Vortrag auf dem 1. deutschen Münzforschertag zu Leip-
zig 1880;. W. N. Z. XII, 50; Iii. f. Mzfr. Nr. 85, 86, Sp. 735. — Grote, Bl. II, 259,
III 14, 92, 93; Koehne —
Meine Abhandlung: z. Chronologie der Wiener
M. VI, 399.
Pfennige in Bd. 140 der der Wiener Akademie und mein Vortrag auf dem Hiwto-
S. B.
rikerkongrefs zu Rom 1903: Sul metodo da osservarr nella descrizione dei ripostigli di
mottete del medio evn per trarne il maggior profitto seientifico. Abhandlung 15 in Band VI
der Akten des Kongresses, S 129 ff. —
Müsset G., Trouvaillcs des monnaies faitcs en
France, Annuaire III, 370. Kirmis, Chemische Winke f. Numismatiker, B. 1894,
2. A., S. 11. Gesetzliche Bestimmungen über Münzfundo: in Preufson: Bardt F.,
Cl)er den Erwerb von Münzfunden. B. Mzbl. Nr. 14, 15 (1881); in Frankreich — :

Blanchet-Villenoisy, Guide pratique de l'antiquaire. P. 1899, S. 5 ff. Blanchet:


Lex lois anciennes relatives ä l'invcntion des tresors. (Verhandlungen des Congres
international). P. 1900, S 429 ff. In Rufsland: Bl. f. Mzfr. 1899, Nr. 12.

3. Es ist das, was uns heute als Münzfund eine will-


klar, dafs
kommene Bereicherung unserer Sammlungen bringt, Geldstücke sind,
die vor Zeiten ihren Besitzern oder deren Rechtsnachfolgern verloren
gegangen sind. Nun lassen aber die Umstände, unter welchen die Auf-
deckung solch eines Müuzschatzes erfolgt, zuweilen einen Rückschlufs
auf die Zeit und auf den Anlafs seiner Bergung zu. Bei Funden weniger
Stücke wird dies seltener vorkommen, doch werden uns z. B. einzelne
als Grabbeigabe gefundene Münzen vielleicht zur Annahme berechtigen,
dafs dieselben zur Zeit der Bestattung als Geld umliefen. Viel sicherer
sind jedoch alle Schlüsse, wenn nicht einzelne Münzen, die auch ver-
loren gegangen sein können, sondern eine gröfsere Zahl Stücke den Fund
bilden, vor allem dann, wenn wir nach den Umständen vermuten dürfen,
dafs wir auf einen seinerzeit absichtlich verborgenen Schatz gestofsen sind.

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110 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Blanchet A., Lea trfaora de* monnaiea romaima et lea invasions germaniques
en Gaule. P. 1900. Vgl R. N. IV« serie t. 4, S. 494 —
W. X. Z. XXXII 276 -
Stöckelberg 224 ff. — Prof. Brunsmid in Agram hat aus dem Umstand, dafs er in
den vielen altkroatiHchen Gräbern, die er untersuchte, nur ungarische Münzen der

Könige Stephan I. bis Bela I. (1000 1063) als Grabbeigaben antraf, den begründeten
Schlufs gezogen, dafs die nationalen Kroatenkönige, die im Jahre 1088 ausstarben, nicht
gemünzt haben. Tjexnik der kroatischen archäologischen Gesellschaft, Agram 1903.

4. Prüfen wir die Zusammensetzung solcher Münzschätze, so lassen


sich zunächst die Massenf unde die wenige Gepräge jedoch in vielen
,

Stücken aufweisen, von Mischfunden unterscheiden, bei welchen das


umgekehrte Verhältnis —
also viele Gepräge bei verhältnismäfsig wenig
Stücken — obwaltet.
, Fassen wir die Herkunft der Fundstücke ins
Auge, so stammen diese in ihrer Mehrzahl entweder aus der nächsten
Umgebung oder aus nicht allzu grofser Entfernung von der Fundstelle
oder aus der Fremde. Das ergibt dann die Unterscheidung als Lokal-,
Heimat- und Auslandfunde. Mischfunde, die in bunter Mannig-
faltigkeit Gepräge aus aller Herren Länder aufweisen, also internationalen
Charakter haben, pflegt man kurzweg internationale Funde zu nennen.
Man kann endlich noch Geldfunde und Schatzfunde im engeren
Sinne unterscheiden, je nachdem man annehmen darf, dafs die gefun-
denen Münzen zur Zeit und am Orte, wo sie geborgen wurden, die Eigen-
schaft eines gesetzlichen Zahlungsmittels hatten oder als Mittel der Schatz-
bildung nach ihrem Metallwert in Betracht kamen, wie wir dies bei den
sog. Hacksilberfunden in Preufsen, Polen und Mecklenburg und
überhaupt bei solchen Funden anzunehmen haben, welche viele einge
schnittene oder geteilte Münzen aufweisen.
über die Unterschiede zwischen Heimat- und Auslandfunden Dannenberg
gelegentlich bei Besprechung des Bonner Münzfundes, der unter 1612 geretteten Stücken
1592 Kölner Gepräge enthielt. Z f. N. XVIII, 188; deutsche Kaisermünzen I, 40,
II, 520, III, 762 ff. Auslandfunde: Fund skandinavischer Münzen zu Vevay
11. Jahrh., wohl der Schatz eines Roru pilgere). Morel-Fatio in R. N. II, t. 10 (1865)
und Koehne in B. Bl. III, 298. —
830 angelsächsische Münzen um 950 zu Rom im
Vestatempel vergraben und 1883 gefunden (jetzt im Muaeo nationale delle terme in Rom),
von Rossi als Teil eines Peterepfennigs erklärt. Z. f. X. XV, Anh. 18. — Der grofse
Fund im Glockenturm von S. Paolo fuori le mura, deutsche Gepräge des 11. Jahrh ,

beschrieben durch s. Quintino, Turin 1846 und Morel-Fatio in der R. N. 1849. —


Ein Brakteatenfund zu Rom (süddeutsche Gepräge aus der ersten Hälfte des 13. Jahrh ,

1890 gefunden), beschrieben von Höfken im Archiv B. n, 370 ff. Hacksilber-


funde: Fund von Schwaan in Mecklonburg-Schwerin (1859). Koehne, Z. X. F.
8,. 258. — Fund von Plonsk Dannenberg in Koehne, B. Bl. VI, 150: Fund von
:

Posen: Z. f. X. XV, 297; Funde von Peisterwitz in Schlesien und Kinno, Prov. Posen:
Menadier in Z. f. X. XV, 114 ff., XXIII, 95. —
Bahrfcldt E., Der Hacksilberfund
von Gralow. B. 1896. — Der Hacksilberfund von Aloxanderhof. Prenzlau 1902. —
Desgleichen von der Leissower Mühle bei Göritz 1895. Z. f.N. XIX, Anh. 35.

5. Schon aus diesen Ausführungen ersieht man, welch wichtige


Rolle die Zahlenverhältnisso bei der Beurteilung von Münzfunden spielen.
In der Tat bietet uns die Art der Zusammensetzung die Möglichkeit zur
Anwendung der statistischen Methode auf die Münzzustände der Ver-
gangenheit. Der früher erwähnte wissenschaftliche Wert der Münzfunde
beruht eben vor allem auf der Möglichkeit, dafs man durch ihre Hilfe

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§ 14. Verschiedene Beschaffenheit der Münzfunde, Schlüsse daraus. \\\

mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu wesentlichen Ergebnissen ge-


langen kann, die man auf anderen Wegen wohl kaum erreichen würde.
Dabei steht die Wichtigkeit der Ergebnisse, die sich aus der Zusammen-
setzung der Münzfunde ableiten läfst, im umgekehrten Verhältnisse zur
Menge von Quellen, die uns aufserdem für die Erkenntnis der Münz-
zustände einer gewissen Zeit zu Geboto stehen. Sie ist daher bei Funden
von stummen Mittelaltermünzen am gröfsten und nimmt bei Münz-
schätzen, die aus Geprägen der neueren Zeit bestehen, erheblich ab.
Massenfunde: 7a\ Köln 18% römische Kupfermünzen von Diokletian bis Kon-
stantins angeblich im Gewicht von 16 Ztr.
II., S.-B. d. Berliner num. Ges. 1895,
5. Mai und Juni (Z. f. N. XX, Anh. 14, 17)
10. — Um
1840 am Ufer des Ribbleflusses
im Distrikt von Cuerdale eine bleierne Kiste mit 290 Unzen (an 10000 Stück) angel-

/Y iä r /

Flg. 73. Aus dem Hacksllberfund von Kinno, um dai Jnhr 1020 vergTaben.

sächsischer Münzon, dazu Silberbarren und Silberschmuck 750 Unzen. N. Z. 1840,


Sj». 120. —
1831 zu Tutbury etwa 200000 Münzen der englischen Könige Edward L und II..
1902 zu Colchester 10926 Tennies aus «ler Zeit von 1180—1240. Grueber im Num.
chronicte IV. Ser. vol. 3, 1903; B. Mzbl. 1904, S. 509, Nr. 28, 29. 1851 im — Um
Anhalt neben an 4000 Goldmünzen aus dem 15 und Anfang 16. Juhrh. Koehne, —
Z. N. F. B. (ia59-1862), 8. 40, 85, 144. —
Thomson, Über den Oster Larskjerfund
mit allgemeinen Bemerkungen über die Beschaffenheit der nordischen Funde bei
Koehne, B. ßl. II, 51 auch III, 31.

6. Um
zu den gedachten Ergebnissen zu gelangen, mufs man zu-
nächst trachten, über die Beschaffenheit des vorliegenden Fundes ins
Reine zu kommen, was nicht schwer fällt, soferne der Münzschatz noch
unberührt ist, und verläfsliche Nachrichten über die Umstände der Auf-
findung vorliegen. Aus einem Massenfund mit lokalem Charakter wird
man beispielsweise mit grofser Sicherheit auf die Münzzustände schliefsen
können, die zur Zeit der Borgung in der nächsten Umgebung des Fund-
ortes geherrscht haben. Man wird daher selbst schriftlose Münzen solcher
Münzfunde bestimmten Münzstätten und Münzherren mit Grund zuweisen
und Gepräge, die in ihrer Mehrzahl wohlerhaltene Stücke aufweisen, als
die i neuen Pfenninge«, das ist Geld von damals, ansehen dürfen. Ahn
liehe Schlüsse werden bei Mischfunden oft gar nicht, andere Male nur
mit grofsen Einschränkungen zulässig sein; wohl aber können wir aus

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112 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

solchen wertvolle Aufschlüsse über die der Vergrabung vorangehende


Zeit erwarten, da sie vielfach schon entwertetes Geld, die sog. »alten
Pfenninge« enthalten. Auslandfunde belehren uns über den Verkehr
,

in der Vergangenheit; so können wir wohl auch aus ihnen ersehen, von
welchen Ländern aus Aktivhandel betrieben wurde. Die Masserif unde
arabischer Dirhems an der Küste der Ostsee, der angelsächsischen Münzen
in Skandinavien, deutscher Münzen in Polen und Rufsland, von Frie-
sacher- (13. Jahrh.) und Wiener Pfennigen (13.
- —
14. Jahrh.) in Ungarn
finden dadurch ihre Erklärung.
Brock P., »Vermutliche Zeugnisse von wendischen Einfallen in Dänemark
(Z. f. N. I), beklagt, dafs man sich bei Fundbeschreibungen auf die Ähnlichkeiten und
Unähnlichkeiten von Funden beschränke, und so nur ein spezifisch numismatisches
Ergebnis daraus abgeleitet habe, ohne Gruppen auszusondern, »in Beziehung auf welche
man dazu berechtigt sein könnte, den Grund ihrer Vorgrabung in einem bestimmten
historischen Faktum zu suchen.« Gegen dergleichen numismatische Phantastereien
wandte sich scharf Bergs üe (a. a. O. II, 258), der nur Gewicht, Lötigkeit, Typen,
Umschrift, fehlende Stücke u. dgl. als Mittel zur Bestimmung der Vergrabungszeit eines
Fundes gelten lassen will.
Auf die Bedeutung, ja Unentbehrlichkeit der Münzkunde für die Handelsge-
schichtc wies Menadier hin bei Besprechung von Jastrows Schrift über Welt-
handelsstrafsen. Sitzg. der Berl. num GeB. am 4. Juli 1887. Z. f. N. XV, Anh. 31 ff.
— v. Zambaur, Orientalische Münzen in Nord- und Osteuropa. W. N. M. V, S. 367 ff.
Turno8enfunde in Oberfranken erwähnt G e bert, Numismat. Mitteilg Nr. 67 (Okt. 1902).
Vgl. auch R. N. IV, t. 6 (1902), S. XXXIII. Dann die Abführungen von R. Serruro
in seiner Arbeit über Imitation des types monitaires flammaruls au mayen~äge, Br. 1895»,
und meinen Akademievortrag (W. 1893) über die Handelspolitik der osterr. Herrscher
im M.-A., S. 6 und Anm. 12.

7. Die nächste Frage, welche nun den Bearbeiter eines Münzschatzes


beschäftigen wird, ist die Feststellung der Zeit, welcher er angehört.
Dies ist nicht schwierig, wenn die aufgedeckten Gepräge Jahreszahlen
oder andere chronologische Behelfe darbieten; fehlt es an solchen, so
mufs man den Zeitpunkt zu erschliefsen suchen, um welchen herum die
Bergung erfolgt sein dürfte, um dadurch die untere Zeitgrenze zu ge-
winnen, vor welcher die Entstehung aller Gepräge des Fundes liegt.
Glaubt man beispielsweise, gewisse Gepräge bestimmten Herrschern zu-
schreiben zu dürfen so wird der jüngste Regierungsantritt in deren
,

Reihe das Jahr sein, in welchem die Bergung des Fundes allerfrühestens
erfolgt sein kann, aber nicht erfolgt sein mufs. Es wird also der Er-
wägung noch anderer Umstände überlassen, ob und um wie viele Jahre
die Vergrabungszeit nach unten vorzurücken sei. Man sieht, diese Zeit-
grenze wird selten scharf zu ziehen sein, und Irrungen können leicht
vorkommen. Annähernd kann die Zeitbestimmung auch durch sog.
Leitmünzen erfolgen. Ähnlich wie der Geologe das Alter der Erd-
ablagerungen nach dem Vorhandensein oder Fehlen gewisser Schaltiere
beurteilt, so kann der Münzforsclior aus dem Auftreten oder Fehlen
gewisser Gepräge mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf den Zeitpunkt
der Vergrabung von Münzschätzen schliefsen. Zu Leitmünzen eignen
sich Gepräge, deren Entstehungszeit sichergestellt ist und die einst eine
grofse Verbreitung hatten, daher in Funden einer gewissen Zeit und
Gegend vermutet werden dürfen.

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§ 14. Ermittelung dos Alters von Münzschtttzen durch > Leitmünzen« usw. H3
Über >lveitmünzen« b. meine Chronologie der Wiener Pfennige, Abschnitt 24 ff.
Aus dem Fehlen gewisser Gepräge Schlüsse auf die Vergrabungszeit des MünzBchatzes
zu ziehen, liebte namentlich Tho innen. Vgl. dessen Beschreibungen des Oster-
Larskjer und des Munkcgarder Fundes in Koehne. B. Bl. II, 51 III, 31 ff. ;

8. Nach dem Erwähnten kann es nicht zweifelhaft sein, dafs eine


Behandlung der Münzfunde, die sich etwa auf eine Auslese und Be-
schreibung aller darin vorhandener Gepräge beschränkt, wissenschaftlich
unzureichend ist, selbst die Beifügung von allgemeinen Angaben, dafs
z. B. ein bestimmtes Gepräge zahlreich oder selten darin vorhanden war,

genügt nicht. Es mufs vielmehr die Forderung aufgestellt werden, dafs


mindestens die Funde von Mittelaltermünzen in erschöpfender Weise
bearbeitet werden, und dafs weder Stückzahl noch Gewichtsangaben, noch
der Erhaltungszustand der Gepräge dabei fehlen; erwünscht ist überdies
die Mitteilung von Feingehaltsbestimmungen. Ob dabei Durchschnitts-
werte oder Einzelangaben vorzuziehen sind, mufs im einzelnen Fall mit
Rücksicht auf die Beschaffenheit des Münzschatzes entschieden werden.
Bei Goldstücken, die schon um ihres höheren Metallwertes willen eine
genaue Stückelung erforderten, werden die Einzelgewichte vor allem in
Betracht kommen, zuweilen kann dies jedoch auch bei kleinen Silber-
münzen der Fall sein. Maurice Prou, der allerdings von der Voraus-
setzung ausgeht, dafs die Stückelung der Pfennige unter den Karolingern
eine genaue war, bestreitet beispielsweise die Annahme, dafs das Pfund
Karls des Grofsen nur 367 g und der Pfennig 1,52 1,53 g Schwere ge- —
habt haben u. a. auch aus dem Grunde, weil er beim Nach wägen auf
schwerere Stücke gestofsen sei auf Pfennige Karls des Grofsen bis
,

zu 1,79 g von Karl dem Kahlen von 1,70— 1,93, sogar von 2,03 g
Schwere. Bei den kleineren Silbermünzen des späteren Mittelalters, die
von Haus aus al marco, d. h. nach einem Durchschnittsgewicht aus-
gebracht wurden, wird natürlich dies das wichtigere sein.
Vgl. meinen Vortrag auf dem internationalen Historikerkongrefs zu Horn 1903.
— Engel Serrure, Traitr M.-A. I, S. LXXVIU, § VIII. —
Gegen M. Pron, der
Karl d. Gr. dio Einführung eine» schwereren Münzgewichts von etwa 491,179 g zu-
schreibt (Catalogue des monnaies carolingiennea de la BibliotMque Nationale). P. 1896.
Introduction S. XLII ff., wendet Hilliger in der Iiistor. Viertel jahrsschrift 1903, S. 4&8
ein, dafs das herrschende Pfund im Karolingerreich das alte Römerpfund geblieben soi,
wohl aber habe Karl d. Gr. in der zweiten Hälfte seiner Regierung eine schwerere
Münze geschlagen und damit in der Währung an dio Stelle des Gewichtspfunde« ein
schwereres Zählpfund gesetzt. Vgl. auch Bl. f. Mzfr. 1904, Nr. 1.

9. Auch das Durchschnittsgewicht kann zuweilen benutzt werden,


um die Vergrabungszeit von Münzschätzen annähernd zu bestimmen.
Kommen nämlich die gleichen Gepräge in gröfserer Anzahl in mehreren
benachbarten Funden dürfen diese nach den Durchschnitts-
vor, so
gewichten in der Art angeordnet worden, dafs man jenen Fund, der das
höchste Durchschnittsgewicht hat, als den ältesten, jenen mit der geringsten
als den jüngsten in der Reiho ansieht. Gerechtfertigt wird dies einmal
durch die Erfahrung, dafs jede Münze durch den Umlauf abgenutzt wird,
ferner durch den im Mittelalter allgemeinen Unfug der sog. Aussaigerung,
d. i. der Ausscheidung der überwichtigen Stücke, um durch Einschmelzen
Luschin, Numismatik. 8

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114 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

derselben unerlaubten Gewinn zu ziehen. Da nun dieser Prozefs schon


in der Münzstube begann und im Verkehr dann fortgesetzt wurde (§ 24,
5, § 28, 10), so ist es klar, dafs das Durchschnittsgewicht jeder Münz-
gattung um so tiefer sinken mufste, je länger sie im Umlauf war, und
dafs daher die Schlufsfolgerung aus dem geringeren oder gröfseren Durch-
schnittsgewicht auf die Vergrabungszeit der Funde begründet ist.
Die Verwendung des Durchscbnittagewicht« zur Alterebestimmung von Münz-
schätzen bebandelt meine Cbronologie der Wiener Pfennige, Abschn. 5 ff. — Schon
in der Ottonenzeit ist nur noch das Durchschnittsgewicht brauchbar. Die Gewichte
von 120 wohlerhaltenen Otto- Adelheidspfennigen die Menadior dem Funde von
,

Peisterwitz entnahm und einzeln wog, um sich zu überzeugen, wie weit man sich

auf Einzelgewichte verlassen könne, schwanken von 0,95 1,95 g. Z. f. X. XV, 115
Anm. Dazu die Bemerkungen Samwers über Münzwitgungen und Durchschnitts-
gewicht in W. N. Z. XV, 72, 73 und daraus abgedruckt im Xura.-sphrag. Anzeiger.
H. 1883, Xr. 11, S. 99

10. Dio Bearbeitung eines Fundes eröffnet man am zweckmäfsigsten


damit, dafs man zunächst die Reinigung der Fundstücke unter der ge-
botenen Vorsicht vornimmt, um ein nachträgliches Zerbröckeln der Münzen
zu verhindern, da die Mehrzahl der Münzmetalle in der Erde chemische
Veränderungen erleidet, die beachtet werden wollen. Hierauf mag man
mit der Bestimmung des durchschnittlichen Gewichts beginnen, das den
darin vorkommenden Münzgattungen: Pfennigen, Hellern, Hälblingen
usw. ohne Rücksicht auf die Geprägsverschiedenheiten zukommt. Schon
bei dieser Gelegenheit wird der Fundinhalt in gewisse gröfsere Gruppen
zerlegt, die dann durch Aussonderung der Geprägeverschiedonhoiten auf-
geteilt werden. Auch für die nun entstandenen kleineren Gruppen werden,
sofeme sie mindestens aus zehn Stücken bestehen, die Durchschnitts-
gewichte ermittelt und erst nunmehr die Trennung von Stempel Verschieden-
heiten innerhalb einzelner Gepräge nach Bedarf vorgenommen. Die so
ermittelten Umstände: die Gepräge, die Stückzahl, das Durchschnitts-
gewicht und der allgemeine Erhaltungszustand, mit dem sie im Funde
vertreten sind, müssen natürlich durch Aufzeichnungen festgehalten werden.
Dies kann in sehr übersichtlicher Weise durch Anlage sog. Grundblätter
für jeden Fund geschehen, solche werden am einfachsten durch Halb-
bogen gebildet, die nach ihrer Breite gefaltet sind, um nach Bedarf Ein-
lagen aufzunehmen. Auf die erste Seite kommen oben die Bezeichnung
des Fundes nach dem Fundorte und dann die Fundunistände, die man
erfahren hat. In der unteren Hälfte der eisten Seite mag man mit der
Fundbeschreibung beginnen. Man beläfst für jedes Gepräge einen 3 bis
4 cm breiten Streifen, von dem man links und rechts durch eine senk-
rechte Linie Raum für eine fortlaufende Nummer und für die Stück-
zahl absondert. Der dazwischenliegende Raum nimmt die Beschrei-
bung oder Abbildung des Gepräges nebst den Gewichts- und Feinge-
haltsangaben auf, auch Bemerkungen über den Grad der Erhaltung
und den prozentualen Anteil an dem Fundinhalte werden hier ange-
bracht. Man beginnt ferner am besten mit dem Gepräge, welches im
Funde am zahlreichsten vertreten ist, und liifst die übrigen nach
den Fundzahlen in absteigender Reihe folgen. Gepräge, welche viele

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§ 14. Die Bearbeitung von Münrfunden. § 15. Da« BeHtimmen von Münzen. 1 15

Stempelverschiedenheiten aufweisen, werden nach Bedarf auf eigenen


Blättern verzeichnet und diese den Grundzetteln beigelegt. Damit sind
die Vorbereitungen abgeschlossen, und man kann nun mit dem Ein-
ordnen der Münzen sowie auch mit der Ausstofsung der vorhandenen
Doppelstücke unbeschadet der künftigen Bearbeitung des Fundes vor-
gehen, obwohl es zweckmäfsig und meist auch möglich sein wird, dem-
ungeachtet eine tunlichst vollständige Reihe der Gepräge nebst Stempel-
verschiedenheiten bis zur Drucklegung der Fundbeschreibung beisammen
zu lassen.
Mein Vortrag über wissenschaftliche Behandlung von Münzfunden auf dem
Historikerkongrefa zu Rom 1903. —Kirmis , M
Die Numismatik in der Schule. 1888,
B. Mzbl. Nr. 94. Anderer Art sind die Grundzottel, die G. Mu
fset im Annnaire III, 370,
Trouvailles des monnaUs faitex en France, vorschlagt. Sie sollten vor allem eine ver-
läßliche Ermittelung der Fundtimstande sichern und die Einsendung vorläufiger Fund-
berichte an die Societe francaise de Numismatique ermöglichen.

§ 15. Das Bestimmen, Beschreiben und Abbilden von Münzen.


Die Münzen, welche dem Sammler in die Hände fallen, sind oft
1.

unbestimmt, d. h. sie werden dem Bewerber überlassen, ohne dafs An-


gaben über den Münzherrn, das Land und die Zeit, der sie angehören,
über den Wert, dor ihnen vormals zukam, u. dgl. beigefügt werden. Die
Feststellung dieser, für den Sammler wie den Forscher wichtigen Um-
stände wird das Bestimmen der Münzen genannt. Es ist eine Denk-
tätigkeit, die, vom Ungewissen ausgehend, unter Verwertung der vor-
handenen Anhaltspunkte zu gesicherten Ergebnissen fortszuchreiten sucht,'
zuweilen rasch zum Ziele führt, andere Male aber recht mühsam sein
kann. Zwei Wege stehen demjenigen, der eine Münze bestimmen will,
zur Auswahl: Er kann vom Allgemeinen zum Besonderen übergehen,
d. h. trachten, ehe er sich auf Einzelheiten einläfst, zuerst über Ort und
Zeit ins reine zu kommen, denen ein gewisses Stück überhaupt ange-
hören kann, oder er wird sich sofort ein bestimmtes Urteil bilden und
hinterher nachprüfen, ob die Voraussetzungen auch im einzolnen zu-
treffen. Man wird daher, wenn mau den ersten Weg einschlagen will,
zunächst erforschen, ob eine gewisse Münze dem Mittelalter oder der
Neuzeit, ob sie nach Deutschland, Frankreich oder Italien gehört, ob
sie von einer Körperschaft oder von einem weltlichen oder geistlichen
Herrn ausgegeben wurde. Hat man dann beispielsweise einen deutschen
Kirchenfürsten Otto als Münzherrn ermittelt, so wird man nun unter-
suchen, welchem von mehreren Trägern dieses Namens das fragliche
Stück mit Wahrscheinlichkeit oder mit Gewifsheit beigelegt werden darf.
Ein zweiter Forscher könnte hinwieder von der Vermutung ausgehen,
dafs Gepräge des Würzburger Bischofs Otto von Lobdaburg (1207
ein
Er hätte dann nachzuprüfen, ob das Stück wirklich
bis 1223) vorliegt.
dem Würzburger Schlag vom ersten Viertel des 13. Jahrh. entspricht,
oder ob nicht ein oder der andere Umstand die Zuweisung desselben
an einen andern Kirchenfürston Otto wahrscheinlich oder selbst gewifs
macht. Beide Wege können zum Ziel führen, und es hängt zunächst

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116 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

vom Ermessen dos Bestimmenden ab, welchen er einschlagen will. Zu


raten ist, dafs jemand, der noch wenig Erfahrung hat, mit dem schritt-
weisen Vorrücken vom Allgemeinen zum Besonderen
beginnen möge, der
zwar der längere aber auch leichter zu gesicherten Ergebnissen führt.
ist,

Anders stellt sich die Sache für jemand, der Übung oder angeborenen
Scharfsinn hat. Ein solcher wird in den meisten Fällen sofort eine
mehr oder minder klare Vorstellung haben, wohin das fragliche Stück
nach Zeit und Ort zu verlegen sein könnte, und danach seine weiteren
Untersuchungen einrichten.
2. Zu den teils angeborenen, teils erworbenen Fähigkeiten, welche

die Anwendung der abgekürzten Bestimm ungs weise ermöglichen ge- ,

hört vor allein der Blick für den Stil und die » Machex oder »Fabrik*
der Münze, d. h. die Fälligkeit, aus mancherlei oft schwer beschreib-
lichen Eigentümlichkeiten, die das Stück in seiner äufseren Erscheinung
zeigt, den Scblufs auf dessen wahrscheinliche Herkunft zu ziehen. Ge-
ringfügige Abweichungen in der Zeichnung des Münzbildes, die freiere
oder gezwungene Wiedergabe desselben durch den Stempelschneider,
Gestalt, Dicke und Gröfse des Schrötlings, die Farbe des Metalls, das
Gewicht usw. können entscheiden, ob wir es z. B. mit einem Urstück
oder einer späteren, sei es heimischen oder auswärtigen Nachbildung
desselben zu tun haben, ob die Münze dem Mittelalter oder der neueren
Zeit, dem Norden oder dem Süden angehört usw. Wie wichtig die Fest-
stellung dieser Umstände ist, ergibt sich daraus, dafs schon die Fest-
stellung der Tatsache, dafs ein gewifses Stück die Nachbildung eines
andern ist, wichtige Fingerzeige für die weitere Forschung gibt. Sie
erleichtert die Altersbestimmung, da die Nachahmung notwendigerweise
jünger soin mufs, als das Urbild, anderseits liegt aber auch in der
Tatsache der Nachahmung eines fremden Gepräges das Eingeständnis,
dafs die vorbildliche Münze seinerzeit die wirtschaftlich bedeutendere
war, entwoder weil sie an sich einem mächtigeren Münzherrn angehörte
oder weil sie sich in einer bestimmten Gegend schon ein festes Absatz-
gebiet errungen hatte, das ihr durch die Nachahmung nun zum Teil
entzogen werden sollte. (Vgl. z. B. Fig. 32 a und b auf S. 50). Wem —
dieser Blick fehlt, der wird nach den kräftigeren Anhaltspunkten greifen
müssen, die durch Aufschriften, Wappen, typische Münzbilder u. dgl.
gegebon sind, der wird aber auch ratlos sein, wo diese versagen, d. h.
er wird wohl sog. redende Münzen, nicht aber .stumme Gepräge be-
stimmen können.
Dannenberg, Italienische und französische Denare deutscher Fabrik. Z. f. N.
XIV, 240.

3. Bestimmung der Münzen durch mancherlei


Erleichtert wird die
Behelfe, die wir im § 13 des Sammlers kennen
bereits als Hilfsmittel
gelernt haben, namentlich durch Werke, die ihn über Namen und Ab-
stammung der Münzherren, die Zeit ihrer Herrschaft, die Münzstätten,
die Heiligen, deren Namen und Bilder auf Münzen erscheinen, die
Wappen und Beizeichen, Münzbenennungen u. dgl. belehren, ferner durch

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§ 15. Das Bestimmen nach der > Mache <, Hilfswerke, Münzbeschreibung. H7
Münzbeschreibungen und Abbildungen. Letztere sind für die Bestimmung
von Münzen von gröfserer Wichtigkeit, wenn und wo es auf das oben
erwähnte Stilgefühl vor allem ankommt, da in solchen Fällen selbst die
genaueste Beschreibung nicht ausreicht, um alle Zweifel auszuschliefsen.
Daher sind namentlich die Sammler von Mittolaltcrmünzen auf Tafel-
werke angewiesen, während man solcher für die Gepräge der neueren
Zeit weit weniger bedarf.
Vgl. die § 9 Abs. 8 genannten Hilfswerke zur Auflösung von Abkürzungen, von
welchen namentlich Rentzmanns Numismatisches Legendenlexikon, B. 1881, durch
seine Verzeichnisse der Münzherren, der auf Münzen genannten Heiligen, Ergänzung
der auf Münzen vorkommenden Titel und Abkürzungen usw. beim Bestimmen sehr
gute Dienste leistet.
M Unzlexika: do Amaral B. de Toro, Joai, Diccionario de numismatica
Portugueza. Porto 1872 ff. — Basinghen A. de. Traite des monnoies. en forme de
.

dictionnaire, 2 Bde. P. 1764. — Beuther J. C, Münzlexikon aller noch üblichen


Münzen, Augsburg 1774, weiter entwickelt in J. C. Xelkenbrochers und Nobaks
Taschenbüchern der Münz- und Mafsverhältnisso (vgl. § 8 Handbücher f. Kaufleute,
S. 13). —
Schmieder C. Chr., Handwörterbuch der gesamten Münzkunde Halle und
B. 1811, Nachtrag 1815, sehr brauchbar. —
Salzade, Recueil den monnoies tant an-
ciennes que modernes ou dictionnaire historique. Br. 1767. —
Weilmoyr F. X., All-
gemeines numismatisches Lexikon oder Münzwörterbuch. Salzburg 1817, 2 Tie. Ein —
Verzeichnis derjenigen Kunstwörter, welche in Ansehung des Münzwesens üblich
sind, bietet Ben st, Sciagraphia juris monetandi, L. 1745 als Anhang nach S. 362.
Wappenwerke, s. S. 51, § 10, Abs. 8. Gute Dienste leisten auch die in Hübners
realem Staats-Zeitungs- und Konversationslexikon (soit 1704 in zahlreichen Auflagen
verbreitet) unter dem Schlagwort Wappen sowie im Anhang gebotenen Nachweise über
Wappenfiguren. — Unentbehrlich ist ferner ein Verzeichnis der lateinischen Ortsnamen.
Auch diesfalls wird man Bich der älteren Ausgaben von Hübners Zeitungslexikon (etwa
die vor 1760 erschienen sind) mit Vorteil bedienen, femer die Register der Original-
ausgaben von Büschings neuer Erdbeschreibung, Hamburg um 1765 —
1770 (im
Troppauer Nachdruck 1784 ff. Bind die lateinischen Namen woggolassen), oder Graes so,
Orbis latinus, D. 1861, benutzen können. — Stammtafeln und Regentenreihen für die
besonderen Zwecke des Münzforschers hat Grote bearbeitet und als 9. Band seiner
Münzstudien herausgegeben. L. 1877. — Hirth S, Regententabellen zur Weltgeschichte.
M. und L. 1898. — Hopf K., Hist. genealogischer Atlas. Gotha 1858-1868, 2 Bde. —
Für geistliche Würdenträger Mooyer E. F., Onomastikon
: . hierarchiue Germanicae.
. .

Minden 1854; Garns P., Series episenporum ecclesiae catholicae. Regenaburg 1893 und
Suppl. M. 1879. — Eubel C, Hierarchie catholica medii aevi. Münster 1898—1901.
2 Bände.

4. Das Beschreiben sucht durch Anführung aller wesentlichen Merk-

male ein Bild der Münze in Worten zu liefern. Es soll sich daher auf
Angaben über das Metall, die Gröfse. das Gewicht und den Erhaltungs-
zustand des Stückes erstrecken, das Münzbild schildern, dio Münz-
aufschriften möglichst genau wiedergeben und auch den Namen der
Münze anführen. Erwünscht sind ferner Mitteilungen über die Herkunft
des beschriebenen Stückes durch Nennung der Sammlung oder des
Fundes, aus der es erworben wurde, über den Preis der dafür gezahlt
wurde, Feingehaltsbestimmungeu, Nachweise über den Stempelschneider
und die etwa vorhandene Literatur. Von geringerer Bedeutung sind die
Seltenheitsbezeichnungen. Wiewohl manche Sammler gerade darauf Ge-
wicht legen und durch Beifügung solcher den numismatischen Wert der
Sammlung zu heben wähnen, sind doch die Seltenheitsgrade meistens

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118 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

ein subjektives Urteil des Besitzers, das über Nacht durch Auftauchen
gleicher Stücke auf dem Münzmarkte umgestofsen werden
kann. Man
mng in Fällen, in welchen es gerechtfertigt ist, ein »selten«, isehr selten«,
»einziges Stück« u. dgl. der Beschreibung bei-
setzen, allein die Abstufung der Seltenheit
nach vier,acht oder noch mehr Graden ist
immer etwas willkürlich und darum Spielerei.
Stückelberg 209 ff. — Looa, Die Kunst,
falsche Münzen zu erkennen. B. 1828, 8. 200 ff. —
Bezeichnung der Erhaltungsgrade durch C 1 —
C* oder
E1
—E\ Num.sprag. Anz. 1875, Nr. 1, 3. —
Zu ver-
meiden ist das in Münzhündlcrkreisen gänge Wort-
ungetüm >Unicat« zur Bezeichnung eines wirklichen
oder vermeintlichen Unikum.

5. Je nachdem man nach Tunüchkeit


alle genannten oder nur einige Punkte be-
rücksichtigt, erhält man mehr oder minder
vollständige Beschreibungen, die jedoch un-
beschadet der Deutlichkeit mancherlei Kür-
zung vertragen. So hat sich die Anwendung
von Siglen zur Bezeichnung gewisser oft wie-
derkehrender Ausdrücke allgemein eingebür-
gert, wenngleich diese Buchstaben mit der
Sprache der Beschreibung wechseln. Um diese
Unbequemlichkeit zu überwinden, ist man
in einzelnen Fällen noch weiter gegangen
und hat die Siglen durch ein einfaches Bild
nach Art der Hieroglyphen ersetzt. Gefördert
wurden diese auf Vereinfachung der Beschrei-
bung gerichteten Absichten namentlich durch
die Einführung der metrischen Mafse zur Be-
zeichnung der Gröfse, des Gewichtes und des
Feingehaltes der Münzen. Während man
früher die Gröfse nur beiläufig als Taler-,
Groschengröfse usw., durch Vergleichung mit
einer andern Münze oder in willkürlicher
Abstufung als Münze 1., 2., 3. Gröfse, besten-
falls nach einem besonderen Münzmesser be-

zeichnete, werden nun die Durchmesser (bei


Flf. 74.
Krtiftscher Mün/i m - i
eckigen die Seitenlängen) in Millimetern an-
(vgl. § 13, 3. S. ioii. I»aa eimrfM'anntr gegeben. In gleicher Weise sind die mannig-
Munzchen, ein Scblnderllng dei \'n»-
aiier Bischof«, llrich vnn Xufsdorf, faltigen Gewichts- und Feingehaltsangaben,
1461- MW
(W. N 7.. XXX, .111), hnt die in älteren Besehreibungen vorkamen,
I». 16, d. h. 16 mm Durchmew«, Die
(irofse um Ii \| ) u Wi 1/1 \ Wellen- durch Mitteilung des Münzgewichts in Gramm,
MB i*t (« im Xiilltellstrich abzulesen
des Feingehaltes nach Tausendteilen fast all-
ata luv» ii benr, 7.

gemein verdrängt worden,


Dor 'Jedanke<
vereinfachte Bilder in die Münzbeschreilmng einzufügen, ging von
A. Missong in Wien aus. Angewandt werden solche von O. Vöttor, Prof. Brun-

Googl
§ 16. Anwendung von Siglen ; Fachausdrücke, »rechts« und >links.« H9
8mid und anderen in ihren Abhandlungen über römische Münzen des späteren Kaiser
reichs. W. N. Z. XXIV, XXXII, XXXV usw. Auch Conte Papadopoli bedient sich
schematiacher Bilder zur Bezeichnung von Stempelverschiedenheiten und Beizeichen
auf Venezianer Münzen.

6. Viel zu dieser Vereinfachung hat beigetragen, dafs sich in der


Münzbeschreibung gewisse Fachausdrücke eingebürgert haben. Wir sind
allerdings in Deutschland von einer allgemeinen Münzterminologie leider
Gottes weit entfernt, auf eine solche hinzuarbeiten, wäre ein erspriefs-
lichcs Arbeitsfeld für unsere numismatischen Gesellschaften und die
Münzforschertage. Ob man statt der französischen Ausdrücke Avers
und Revers im Deutschen Haupt- und Rückseite oder Vorder- und
Kehrseite (Siglen: Hs, Rs, Vs, Ks) anwendet, das ist weniger störend;
empfindlich ist dagegen das Schwanken im Sprachgebrauche von »rechts«
und »links« als Bezeichnung der Richtungen auf der Münzfläche, da
diese bald vom Beschauer, also subjektiv, bald vom beschauten Stücke
aus, also objektiv, genommen werden. Der allgemeinen Verwendung
dieser Ausdrücke im subjektiven Sinne, die man, als natürlich und allen
Beschauern geläufig, als einfaches Auskunftsmittel empfohlen hat, steht
jedoch entgegen, dafs in der Heraldik, die eine dem Münzforscher un-
entbehrliche Hilfswissenschaft ist, aus gutem Grunde der entgegengesetzte
Sprachgebrauch längst eingewurzelt ist. Da nun die auf den Geprägen
des Mittelalters und der Neuzeit häufigen Wappen unstreitig nach heral-
dischem Sprachgebrauche bezeichnet werden müssen, so kann man die
Verwirrung ermessen, die sich daraus ergeben mufs, wenn auf der Kopf-
und der Wappenseite die Ausdrücke »rechts« und links im entgegen-
gesetzten Sinne verwendet werden. Wir müssen daher im Deutschen
auf die kurzo Richtungsangabe »nach rechts«, mach links« verzichten,
obgleich man sie im Französischen und Italienischen, wo sie zu keinen
Zweifeln Anlafs geben, ruhig anwenden kann, und müssen sie durch
eine kurze, allgemein verständliche Bezeichnung im objektiven Sinn er-
setzen, was leicht ist. Niemand nimmt Anstois, wenn bei einer seitwärts
gerichteten Figur von ihrer »rechten Hand* gesprochen wird, auch wenn
diese vom Beschauer aus gesehen nach links gerichtet sein sollte. Man
gehe nur einen Schritt weiter und bezeichne auch die übrige Figur als
»von ihrer rechten; oder »linken« Seite gesehen (Siglen v. d. R., v. d. L.)
oder kurzweg als rechtseitig oder linkseitig, so ist man über alle
Schwierigkeiten hinaus und hat eine kurze, zu keinerlei Zweifel Anlafs
gebende, allgemein verständliche Bezeichnung.
Grote, Münzbenennungen, Sprachliches. Bl. f. Mzfr., Nr. 45, Sp 346 und seine
manchen beherzigenswerten Gedanken enthaltenden Ausführungen über die Wichtig-
keit einer festen Münzterminologie a. a. (V, Nr. 50 — 53: da« Quadratum nnpercmum,
überhaupt die Abteilungen Numisniatographik in Band III und IV der Bl. f. Mzfr.
I.. 1873—1880. — Grote ist für Anwendung der Ausdrücke rechts und links bei
Münzbeschreibungen nach heraldischem Sprachgehrauch alao , in objektivem Sinn.
Bl. f. Mzkdo. HI, 134, Bl. f. Mzfr. 1877, Nr. 60. - Ihm folgen u. a. Passler in N. Z.
1843, Sp. 56; Cappe
und die Beschlüsse des 1. Münzforschertags zu Leipzig 1880,
die auch von der Wiener num. Gesellschaft mit der Begründung angenommen wurden,
dafs man hierin mit Genugtuung den ersten Schritt zur höchst wünschenswerten An-
bahnung einer allgemeinen einheitlichen Münztorminologie erblicke. Bl. f. Mzfr. Nr. 86,

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120 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

86, Sp. 734; W. N. Z. XII, 500. Dazu auch die treffenden Bemerkungen von Ernst,
W. >*. M. V (1901), Nr. 212, S. 161. Dagegen sind für Anwendung dieser Ausdrücke in
natürlichem, also subjektivem Sinn, Friedlander in Z. f. N. IV, 189, Dannen-
berg, Die detitschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiscrr.eit I, Vorwort,
S. XVI; Friedensburg in Z. f. X. IX, 306 usw.

Die Ausdrücke Avers und Revore (Kürzung >R«) zur Bezeichnung beider Münz-
seiten verwendot bereite der Katalog der Gothaer Versteigerung vom Jahre 1715. Tber
diese Ausdrücke: Num. snhrag. Anz. 1870, Nr. 5, S. 34; 1875, Nr. 7,8, S. 56; Bl. f.
Mzfr. Nr. 67, 75, Sp. 553, 633. Gegen die Verdeutschung mit »Vorder-« und > Rück-
seite« wendet sich Paul Joseph, F. Mztg. 1901, Nr. 11, S. 63; er zieht »Haupt « und
»Kehrseite« als richtiger vor. —
Michaelis, Über Rechtechreibung auf deutschen
Münzen. B. 1873.

7. Neben diesen auf Vereinfachung der Münzbeschreibung abzie-


lenden Bestrebungen laufen andere, die auf Herbeiführung allgemeiner
Verständlichkeit gerichtet sind. Die Tatsache, dafs infolge des Auf
Schwungs der nationalen Ideen im 10. Jahrh. manche wissenschaftliche
Abhandlungen und Werke, die man früher nur in einer der Haupt-
sprachen zu veröffentlichen pflegte, nunmehr in Sprachen erscheinen,
die noch keine nennenswerte Literatur haben, oder nur von wenig Mil-
lionen Menschen verstanden werden, hat sich auch auf dem Gebiete der
Münzkunde unliebsam bemerklich gemacht. Als Mittel zur Abhilfe gegen
diesen Übelstand wurde auf dem internationalen Historikertag zu Rom
(April 1903) der Beschlufs gefafst, dahin zu wirken, dafs mindestens die
Beschreibung von Münzen des griechischen und römischen Altertums
wieder in lateinischer Sprache erscheine. Ob dieser Versuch Erfolg
haben wird, ist zweifelhaft, da sich weder die Autoren noch die Verleger
die Sprache, in der ihre Veröffentlichungen zu erscheinen haben, werden
zwangsweise vorschreiben lassen. Eine Besserung des gegenwärtigen
wirklich zu beklagenden Zustandcs ist nur dann zu erwarten, wenn Ver-
fasser wie Verleger zur Überzeugung kommen, dafs eine Änderung der-
selben auch ihnen Vorteile bringt, d. h., dafs der Gewinn allgemeiner
Verständlichkeit durch den Verzicht auf die auschliefsliche Veröffent-
lichung in einer weniger verbreiteten Sprache nicht zu teuer erkauft ist.
Wo sich dieser Gedanke Bahn gebrochen hat, dort wird sicherlich von
bedeutenderen Arbeiten neben der Ausgabe in der Muttersprache auch
eine Übersetzung oder doch ein ausführlicher Auszug in einer Welt-
sprache erscheinen. Es gibt jedoch ein Auskunftsmittel, dafs schon bei
dem gegenwärtigen Stande der Sache guto Dienste leistet, und dessen
man auch in Zukunft niemals wird ganz entraten können, das ist die
Sammlung der in den verschiedenen Sprachen für die Münzbeschreibung
im weiteren Sinne verwendeten Fachausdrücke, und deren Vereinigung
zu einem internationalen Wörterbuche der Münzkunde. Der erste Ver-
such in dieser Richtung, den Ambrosoli 1897 in seinen Vocabolarietto
pei Xinni.smatici in 7 Ungue (Mailand, U. Iloepli. Serie scientißca dei
Manual i Hoepli) geliefert hat, ist rühmend anzuerkennen, und es wäre
nur zu wünschen, dafs derselbe durch einträchtiges Zusammenwirken
der numismatischen Gesellschaften Europas zu einem grundlegenden
Werke ausgebaut würde.

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§ 15. Münzbeschreibung: sprachliche Hilten, Abbildungen ; Abdrücke. 121

Ambrosoli, Relazione sul tema intorno all'uso delle lingue nnzionali negli ficritti
di numismatiea, .Mailand 1903, vorgetragen auf dem internationalen Historikerkongrefs
zu Rom (April 1903) empfiehlt Rückkehr zum Lateinischen, mindestens für Beschrei-
bungen von Gepragen des Altertums. —
Derselbe, Vocabolarietto pei numismatici in
nette lingue. Mailand 1897 (Manuali Hoepli Nr. 242); den in dänischer Spracho ver-
öffentlichten numismatischen Werken wird zuweilen, wie bei Hauberg, Myntforhold
.. * Danmark indtil 1146, Kopenhagen 1900, ein Auszug des wesentlichen Inhalts in

französischer Sprache beigegeben.

8. Genügen dem Sammler für seine Zwecke die Beschreibungen


von Münzen nicht, so wird er als Ergänzung derselben Abbildungen
und Abformungen von solchen Stücken heranziehen. Die roheste Art
von Abbildungen sind Papierabreibungen, die man gewinnt, wenn man
eine Münze mit dünnem, zähem Papier überdeckt und dann mit einem
abfärbenden Stift überfährt. Besser gelingen solche, wenn man die Münze
mit befeuchtetem Papier umgeben zwischen Gummiplatten prefst und
dann die Erhabenheiten mit einem Ölkopierpapier einreibt. Die auf diesem
Wege gewonnenen Abbildungen sind übrigens nur bei Stücken von
flachem Gepräge halbwegs entsprechend; sie können jedoch, wenn man
ihre Rückseite schwärzt oder ein Kopierpapier unterlegt und dann die
Umrisse mit einem Stifte nachzeichnet, die Herstellung guter und ge-
treuer Handzeichnungen sehr erleichtern, deren man zur Vervollstän-
digung des Sammlungsverzeichnisses zuweilen bedarf. Sollen Abbildungen
vervielfältigt werden, so hat man zwischen Autographie oder Stich oder
Lichtbildern mannigfacher Art zu wählen. Trotz vieler Vorzüge, welche
die Lichtbilder aufweisen, worden dieselben die Zeichnungen niemals
ganz verdrängen, weil sie nur zur Wiedergabe des Individuellen mit all
seinen Zufälligkeiten geeignet sind, während es Fälle gibt, in welchen
nur durch Erfassen des Gemeinsamen und Wesentlichen und Verdichtung
desselben zu einem Bilde der beabsichtigte Erfolg erzielt werden kann.
Teilweise andern Zwecken dienen
die Münzabformungen, vor allem
als Ergänzung des in der Sammlung
vertretenen Münzvorrates. Nach
ihrer Herstellung lassen sie sich als Abklatsche, (in Papier oder Zinn-
folie) Abdrücke in Blei, Siegellack, Guttapercha u. dgl., Abgüsse in Gips,
Schwefel Metall oder Nachbildungen auf galvanischem Wege unter-
,

scheiden. Besondere Beachtung verdienen namentlich die Abdrücke in


feinstem Siegellack auf feiner Pappe, die aber sorgfältig verwahrt vor
Wärme und jeder Pressung geschützt sein wollen. Sie nehmen nicht
viel Raum ein, ermöglichen die Anbringung von Vermerken auf dem
Pappendeckel und gestatten als Negative die positive Herstellung von
Münzbildern aus Stanniol, Gips oder auf galvanischem Wege.
Anfertigung von Münzkopien: Stückelberg 213 ff. —
Grote, Bl. f. Mzkde. I,
18, II, 136, 228. —
N. Z. 1837, Nr. 21— 23 von G. L., wohl G. Lnos —
Koehne M. I,
360; K«oehnc, Z V, 111; TrachHcl, Ein neues Verfahren, um schöne Papier-
abdrücke von Brakteaten zu erzielen. W. X. Z. XIV, 199. —
Erhaben geprägte Ab-
bildungen (Congrevedruck) s. Koehne, Z. V. —
Hornifs, Wie entstehen unrichtige
Abbildungen von Münzen? W. X. M. I, S. 94. —
Originale oder Abgüsse ? Blanchet:

et Villcnoisy, Guide pratique de Vantiquaire. Y. 1H94. Livre II, Reproduction den


monuments. —
X. Z. 1839, Nr. 14, 1868, Nr. 19. — Engel, Über die beste Methode
des Giefsens und der Reproduktion von Medaillen. H. N. B., Bd 34 (1882), S. 310 ff.

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122 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

— Galvanoplastische Kopien, Z. f. N. I, 286, XI, 338. — Das Köck Ische Abgufsver-


fahrcn. Bl. f. Mzfr. Nr. 120 (1884) 8p. 1698.

9. Münzverzeichnissen kann mit verschiedener


Die Anlage von
Buchform oder auf losen Blättern erfolgen, da je
Ausführlichkeit in
nach dem Zwecke, der dabei erreicht werden soll, bald die eine bald
die andere Form mit Vorteil gewählt wird. Die Herstellung genauer
Münzbeschreibungen ist immer mühsam und langwierig, obgleich manche
mechanische Arbeit durch Verwendung gedruckter Formulare, durch Auf-
druck passender Stempel, durch Einkleben von Abbildungen und durch
Verweise auf schon vorliegende Beschreibungen erheblich gekürzt
werden kann.
Th. Grofsman in Gonf (Ruc Argand 3) Hefa, um die Anlage eines übersicht-
lichen Verzeichnisses zu erleichtern, Blätter, mit den erforderlichen Rubriken herstellen,

welche sowohl lose als in Bänden von 2 400 Seiten mit Register käuflich sind. W.
N. M. III, 8. 107. —
Paul Stroh lin in Genf gibt für MedaillenBammler ein Repertoire
general de tnedaillistique heraus, ouvrage conru sur un plan noureau imprime sur fichet
separees et destini a former un diclionnaire gineral de inedaillistique. Erschienen waren
Ende 1903 800 Zettel. —
Vgl. die Anzeige durch H. de la Tour in R N. IV, (1900),
8.391; F. Mzztg. 1901—1903, S. 133, 212, 229, 396, 601.

§ 16. Falsche und unechte Münzen.


Die Ausdrücke falsch und unecht, die man als Gegensatz
1.

zum Begriffe echt verwendet, beziehen sich auf verschiedene Mängel


einer Person oder eines Dinges, und sind daher keineswegs gleicher Be-
deutung. Echt nennen wir Münzen, die sowohl ihrer Herkunft als
ihrem Wesen nach unanfechtbar sind; unechte oder gefälschte Münzen
sind anderer Herkunft, als sie vorgeben, die falschen aber anderes
Wesens, als sie scheinen. Bei der Herstellung sowohl der falschen wie der
unechten Stücke ist die Absicht immer auf Täuschung, aulserdem meistens
auf Erzielung eines unerlaubten Gewinnes gerichtet, nur soll dieser das
eine Mal auf Kosten der Bevölkerung überhaupt, das andere Mal auf
Kosten der Sammler insbesondere eingeheimst werden. Mit andern
Worten Die Falschmünzerei bedroht die Münze in ihrer Eigenschaft
:

als allgemeines Zahlungsmittel, die Münzfälschung als begehrten Gegen-


stand des Sammeleifers.
Beauvois G., Moniere de discemer les medailles antiques de Celles, qui sont
conlrefaitcK. P. 1739 uud öfter, von Lipsius ins Deutsche übersetzt und D. 1791,
veröffentlicht. — Loos G. B., Die Kunst, falsche Münzen zu erkennen. B. 1828.
— Eudel P., Le Truquage, nouvrfle edition. P. 1903. In deutscher Bearbeitung durch
B. Bucher, T„ 1885, unter «lern Titel: >Die Fälsclierküuste« erschienen. —Grote,
Geldlehre § 23: die Zerrüttung des Münzwesens. — Kirmis M., Die Numismatik in
der Schule. Neumünster 1888. (Programm). —
P. W. Falßche und verdächtige Münzen.
Schülerfreund 1895, S. 275 ff. —
Illustriertor Anzeiger über gefälschtes Papiergeld und
unechte Münzen. Nach amtlichen Quellen herauHg. von Adolf Henze. L.^1865 ff.
Viele Jahrgänge. —
Bork, Die neuen deutschen Reichsmünzen und ihre Falsifikate.
F. 1878. —
Schmiedor S. lbo. —
Stttckelborg 232 ff.
2. Schon aus dem Gesagten ergibt sich, dafs die Wege zum Teil
verschieden sein werden, die vom Verfertiger unechter und vom Er-
zeuger falscher Münzen eingeschlagen werden, um den beabsichtigten

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§ 15. MünzvorzeichniBBO. § 16. Falsche und unechte Münzen. 123

Erfolg zu erzielen. Wer Falschmünzerei betreibt, mufs, um zu gewinnen,


am Münzstoff sparen, das braucht der Münzfälscher nicht zu tun, der
sich aus dem hohen Liebhaberpreis bezahlt machen will. Auf der andern
Seite wird der Falschmünzer seinen Zweck gewöhnlich schon erreichen,
falls es ihm gelingt, den Mangel an Feingewicht derart zu verdecken,
dafs die äufsere Erscheinung der von ihm in den Verkehr gebrachten
Stücke den Leuten nicht auffällt. Unechte Münzen hingegen suchen
den Sammler zu täuschen und müssen von echten Vorlagen, soweit
solche vorhanden sind, selbst bei der Prüfung durch einen Fachmann
nicht leicht zu unterscheiden sein, wenn sie ihren Zweck erreichen
wollen. Schon aus diesem Grunde werden also unechte Münzen von

Fig. 7ö. Knopfzwanziger von der Augsburger Fi». 76.


Finna Drentwctt nach dem Muster der Salz-
liurg Kriedberg In der Wetterau, Kipperzwölfer
burger Zwanziger vom Jahre 1#> -!. probehsltig
-

für Sehmuckknopfe angefertigt. Die rückläufige


(Dreib&tzner. Schreckenborger) vom Jabre 1620
Schrift lautet: I)RKNT WKTT ORAVKÜR IN
. . . F. Mzbl. Nr. 16. 17. S. 157.
AUGSBURG.

ihren echten Vorbildern im Metall selten abweichen, um nicht von


vornherein Verdacht zu erwecken.
3. Nach gewöhnlichem Sprachgebrauch sind allo Stücke falsch,
welche die Sicherheit des Geldverkehrs bedrohen, weil sie durch trüge-
rische Gestalt ihres Aufseren über den vorhandenen Mangel am vor-
gegebenen Münzstoff hinwegtäuschen. Der juristische Begriff der Falsch-
münzung war und ist jedoch ein anderer. Er ist enger insofern, als
selbst bei gewinnsüchtiger Absicht des Täters der Tatbestand eines
Münzverbrechens nur vorliegt, wenn die Herstellung der Münzen zu
Geldzwecken durch jemanden erfolgte, der keine Münzberechtigung hatte,
er ist weiter insofern, als unter diesen Voraussetzungen selbst die Er-
zeugung probehaltiger Stücke als Falschmünzerei bestraft wird.
Daraus folgt, dafs die von einer mit Münzrecht ausgestatteten
Person oder Körperschaft veranlafste Erzeugung geringhaltiger Münzen
unter eigenem oder sogar unter fremdem Gepräge mangels eines subjek-
tiven Erfordernisses das Verbrochen der Münzfälschung nicht einmal
dann begründet, wenn sie rechtswidrig oder selbst strafbar sein sollte.
Derartige Handlungen von Münzberechtigten fallen unter andere —
volkswirtschaftliche, staatsrechtliche oder selbst völkerrechtliche Gesichts-
punkte und liefern Erzeugnisse, unter welchen man einerseits die er-
laubte Kreditmünze und anderseits die unerlaubte Nachahmung fremder
Gepräge mittels nachgeschnittener Stempel oder durch unterwertige Aus-
münzung mittels der fremden echten Stempel, zu unterscheiden hat.
124 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Loos, Einleitung, § 1 — 27. —


C. C. C. Art. 111. >Straff der Münzfälscher und
auch dero, die so ou habend Freiheit müntzen.i —
Münzfälschungen im Mittelalter.
Koehne, Z. V, "21. —
Puschi, Das Corpus delicti eines Falschtuünzerprozesses.
W. X. Z. XIV, 191. Xadrowski, Thorner Falschmünzerei im 17. Jahrb. B. Mzbl.
Nr. 49. Princhart A., Quelques particularites sur les ateliers de fausses monnaies au
XV II* stiele. R. X. B. I, 4, S. 46. —
Falschmünzerei durch fabriksniäfsige Erzeugung
österreichischer Scheidemünze im Auslande mit vorschriftgemäfwem Gehalt. W. X. Z.
DT, 255. —
Knopfzwanziger. Zu eigentümlichen münzartigen Geprägcn hat die bauer-
liche Mode Kleider mit grofsen Silberknöpfen zu tragen, Anlafa gegeben. Als die
dazu besonders beliebton bayerischen und salzburgischen Zwanziger und Zehner schon
selten geworden waren, liefsen Münchener und Augsburger Geschäfte die Münzbilder
nachschneiden, umgaben sie aber mit andern Umschriften. Diese probehaltig geprägten
Xachmünzen wurden dann mit angelöteter Öse als fertige Knöpfe in Handel gebracht
(Fig. 75).

4. Von
der Kreditmünze wurde bereits § 4, 3 in Kürze gehandelt
und wird noch § 19, 4 die Rede sein. Sie ist heutzutage für die Zwecke
des Kleinverkohrs unentbehrlich und volkswirtschaftlich zu rechtfertigen,
solange sich ihr Umlauf in gewissen Grenzen hält; sie wird jedoch ge-
fährlich, sowie sie überhandnimmt, weil sie dann die gute Münze aus
dem Verkehr verdrängt, und geradezu verderblich, wenn sie durch ihre
äufsere Erscheinung über ihr Wesen täuscht oder gar von vornherein
auf Irreführung der Empfänger berechnet ist. Dergleichen ist früher
nicht so selten vorgekommen. In Zeiten finanzieller Bedrängnis ist
Kreditmünze oft unter Beibehaltung des früheren Gepräges in grofsen
Mengen ausgegeben worden; Zahlungen an den Gegner in solcher statt
in guter Münze zu leisten, mochte selbst als erlaubte Kriegslist betrachtet
werden. Beispiele liefern uns die sog. gefütterten Münzen (ntimi mbaerati)
im alten Rom, die nur zum Teile Falschmünzererzeugnisse sind, ferner
so manche Gepräge aus derKipperzeit.
Rahrfcidt M., Die gefütterten Münzen aus der
Zeit der römischen Republik.
W X. Z. XVI, 309, XXIII, 99. — Graf
Münzverfälschung im Altertum. W. X. Z.
Julius,
XXXV, 1, 130. —
Falsche römische Bronzemünzen mit eisernem Kern. Z. f. X.
XIV, Anh. 9. Über die Technik der Münzfütterung M. Piccione, Lt•mottete suberate.
:

Rom 1903. (Gelegenheitsschrift, nicht im Handel.) Derselbe: La teenica delle J'alsi-


ßeazioni. Boürtino di Xumitmatka. Mailand 1903. S. 99. —
v. Schrötter, Die Prä-
gung der kursächsischen Sechspfennigstücke (Seufzer) 1701—1702. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Scheidemünzpolitik. Z. f. X XXIII, 8. 1 (1902) —
Xachrichten über die süd-
deutschen Schinderlinge 1457—1460 (Fig. 74); am vollständigsten bei Schalk K., Der
MOnzfufs der Wiener Pfennige von 1424—1480. W. X. Z. XU, S. 246 ff.; forner
W. H. II (1902) 799 ff. - Die bösen Osterröder Groschen 1472. X. Z. 1872, Xr. 11 13. —
— Kippermünzen. Eine erschöpfende Darstellung dieses Münzunwesens fehlt;
Schmieder T, 254 verweist auf Heroldt, dem Münzvorgnügen gewidmete Xebcn-
stunden, Xr. 1774, S. 279. —
Ewtor, Xeue kl. Schriften II. Marburg 1762. S. 76.
Deutschland* Unheil durch das Kipper- und Wipper auch das Plätzergeid des vorigen
Jahrhunderts. —
Vulpius, Kuriositäten (Weimar 1811 ff.) VIII, 2, 1. Xewald, —
Die lange Münze in Österreich. W. X. Z XIII, 88 ff. (1881). —
Mein Aufsatz über da*
lange Geld oder die Kipperzeit in Steiermark. Mittig. d Histor. Vor. f. Stmk , 1890,
Bd. XXXVIII, 26 ff und eine Zusammenstellung der stoierischen Kippermünzen von
Dr. Hans Tauber a a. O. 55» ff.

Wieder anders sind die unerlaubten Nachgcpräge (§ 11. 3), die


5.

von Münzberechtigten in täuschender Weise nach Art echter Vorbilder


veranlagt wurden. Ungeachtet aller Gegenanstrengungen der dadurch

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§ 16. Kreditmttnzen, Beischläge, Kriegsmünzen. 125

betroffenen Münzherren trotz kaiserlicher Verbote und päpstlicher Exkom-


munikationsbullen kommen solche Beischläge durch das ganze Mittelalter
und darüber hinaus bis ins 17. Jahrh. vor (§ 27, 7 und Fig. 32b, S. 50).
Insofern diese unter Einhaltung von Schrot und Korn ihrer Vorbilder
ausgebracht wurden, um
die Umlaufsfähigkeit in Gegenden zu gewinnen,
wo jemand anderm der Anspruch auf den Münznutzen zustand, bilden
sie einen unstatthaften Eingriff in eine fremde Münzberechtigung; sie
waren jedoch überdies eine betrüglicho Verkürzung des gutgläubigen
Empfängers, wenn sie, was die Regel war, minderwertig hergestellt waren.
Thomsen, Über Mtinxnachahtnungen im Mittelalter; Grote, BI. III, 5. —
Pawlowski A. v., Über Nachahmung und Xachfalschung von Münztypen. W. N. Z.
XVII, 145. — Dannenberg, Die Goldgulden vom Florentiner Gepräge. W. N. Z.
XII, 146, XVII, 130, XXXII, 201 8. auch Z. f. N. XXI, Anh. 18.
; —
Die Florentiner
»ollen päpstliche Bullen zum Schutze ihres Guldengepräges erwirkt haben, doch ist
die Sache zweifelhaft. Argelati de Monetis Italiae. Mailand 1752, IV, S. 105. —
Auch Kg. Karl V. von Frankreich soll 1372 eine päpstliche Bulle gegen die Nach-
ahmer seiner Gepräge erwirkt haben. Shaw, History of currtnqj. 2. Auti. Lon-
don 1896. S. 36.

6. In Kriegszeiten ist es auch vorgekommen, dafs die echten


Stempel eines Münzberechttgten dem Gegner in die Hände fielen und
von diesem weiter benutzt wurden. Soweit diese Prägungen für Bedürf-
nisse des Verkehrs nach dem früheren Münzfufs erfolgten, läfst sich da-
gegen auch vom völkerrechtlichen Standpunkte nichts einwenden. Anders
verhält es sich, wenn das fremde Bild die mangelnde Münzberech-
tigung decken soll, wie dies bei den § 8 Abs. 5, Fig. 29 besprochenen
Münzen der Geusen der Fall war, oder gar wenn von einem Münz-
berechtigten dabei die Münze des fremden Gepräges verschlechtert wird.
In früherer Zeit hat man selbst dies durch die Notlage des krieg-
führenden Staates entschuldigt und dergleichen verschlechterte Münzen
als eine Art 'Kriegsmünze erklärt. Das bekannteste Beispiel dieser
Art sind die sog. Ephrairaiten, die im Siebenjährigen Kriege nach
der Einnahme von Leipzig mit den dort vorgefundenen Stempeln der
sächsischen Gulden, Halb- und Viertelgulden vom Jahre 1753 durch
den Juden Ephraim als kgl. preufsischen Münzpächter geschlagen wurden.
Der immer stärker abnehmende Gehalt dieser Münzen, die zu 20, 40
und selbst 45 Reichstaler aus einer Mark Silber (statt 14 Reichstaler)
ausgebracht wurden, machte diese Ephraimiten, welche der Berliner Witz
als »von aufsen schön, von innen schlimm, —
von aufsen Friedrich, von
innen Ephraim« bezeichnete, rasch berüchtigt. Fast noch merkwürdiger
und für die Münzpolitik einzelner Münzberochtigter tief beschämend
lautet die Nachricht in Schmieders Handwörterbuch (I, 264), dafs ähn-
liche und zum Teil noch schlechtere Sorten als die Ephrairaiten von
preufsischen Münzpächtern, die mit den Münzherren darüber besondere
Verträge schlössen, unter dem Stempel von Schwedisch-Pommern, Mecklen-
burg-Strelitz, Anhalt- Bernburg, Anhalt-Zerbst Sachsen-Hildburghausen usw.
ausgemünzt werden konnten.
Kriegs münzen: h. Schmied er I, 264. — Ephraimiten Sehmieder I, :

159.— Praun, gründliche Nai-hricht v. d. Münzwesen. 3. Aufl. 1784, S. 163 ff. —

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126 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Bufse, Kenntnisse- and Betrachtung des neuen Münzwesens. L. 1796, II, 54. — Buse,
Geldkundo. 1800, I, 84. — Büsch,
Grundsätze der Münzpolitik. Hamburg 1789, 386,
417. - Bahrfeldt Zur Münzpolitik Friedrichs d. Gr. B. Mzbl. 1900, Nr. 242
E.,
weist nach, data schon Ende 1755 polnische Tympfe unter sächsischem Stempel zu
Königsberg und Breslau gemünzt wurden, die nach Polen zu schaffen waren. Nach —
einem Bericht der diplomatischen Agenten an die französische Republik vom Juli 1793
wurden in Nürnberg auf Bestellung Ton Preufsen Louisdore mit dem Bilde Kg. Lud-
wigs XVI. und den Jahreszahlen 1786 und 1787 unter Einhaltung des vorgeschriebenen
Schrot und Korns für Kriegszwecke gemünzt. R. N. IV, 3 (1899) S. XLIII ff. Dagegen
wurden 1796 französische I^ouisdors zu Birmingham gewerbsmäßig in mehreren Fa-
briken nachgefälscht, a. a. O. —
Merkwürdig ist der bei Hirsch Vin, 77 ff. abge-
druckte »Gründliche Bericht und Erläuterung nach denen Reichs-Creyfs-Fundamental-
Münzgesetzen, ob dem Veatner als Eisenschneider bey dermaligen Zeiten und Zustand
des verfallenen Münzwcsens der Gebrauch der Münzwerkor oder sog. grossen Anwurff»
zu Ausprägung der Medaillen zu gestatten seye«, der 1730 den Ständen des fränkischen
Kreises per dictaturam publicum mitgeteilt wurde. Der Antrag ging dahin, dem Vestner
das erbetene Stofswerk zu verweigern.
7. Die Falschmünzer suchen ihren betrüglichen Gewinn vornehm-

lich auf zwei Wegen zu erreichen: In dem einen Falle, den man als
Falschmünzerei im engeren Sinne bezeichnet, stellen sie falsche Münzen
aus einem minderwertigen Stoffe dar, dem sie durch Prägung mit nach-
geahmten Stempeln, durch Gufs oder durch galvanischen Niederschlag usw.
eine mehr oder minder tauschende Ähnlichkeit mit echten Stücken zu geben
suchen. Im andern Falle entziehen sie echten Stücken durch chemische
oder mechanische Prozesse auf unmerkliche Weiso möglichst viel Münz-
stoff, den sie entweder gar nicht oder in minderwertigem Metall ersetzen.
Die Anfertigung von Gold- und Silbermünzen aus einer schlechteren
Legierung, durch Plattierung eines unechten Kerns mit probehaltigem
Münzmetall, schliefslich die dünne Vergoldung oder Versilberung eines
Kerns aus Messing oder Kupfer, der Nachgufs in weifsen Metallmischungen
u. dgl. sind Beispiele häufig geübter Fälschung von Münzen. Bedenk-
licher ist für die Sicherheit des Verkehrs die Verfälschung echter Stücke.
Gegen das plumpe Befeilen und Beschneiden der Münzränder, das seiner-
zeit häufig geübt wurde, ist man heutzutage durch die Gestalt der Münzen
ziemlich geschützt. Bedrohlicher ist die Erfahrung, dafs man einem
Goldstück durch Einlegen in Königswasser, ohne die Schärfe des Ge-
präges zu zerrütten in lohnender Weise Gold entziehen kann.
, Am
gefährlichsten sind jedoch mechanische Prozesse, durch welche bei tun-
licher Schonung der Oberfläche der echte Kern der Münze entfernt
werden kann, die namentlich in Amerika geübt werden. Dicke Gold-
stücke werden am Rande angebohrt und mittels sinnreicher Maschinen
ihres Inneren beraubt, oder sie werden gespalten, an den Innenseiten
befeilt und dann wieder zusammengefügt. Da in beiden Fällen der ent-
zogene Goldkern durch ein annähernd gleichschweres Metall ersetzt wird,
so bedarf es das eine Mal nur einer sorgfältigen Verlötung des Bohrloches,
das andere Mal eines dünnen Goldstreifens von entsprechender Ausstattung
zur Verdeckung des beschädigten Randes, um Stücke zu gewinnen, die
man, ohne Gefahr ertappt zu werden, wieder in Verkehr bringen kann.
Falschmünzerei: Dante, Inferno XXX, v. 73, 74, 89, 90. — Meister Adam,
der auf Befehl des Grafen von Romona Florentiner Gulden nachfälschte ei m'indussero :

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§ 16. Falschmünzerei. Unecht«, erdichtete Münzen. 127

a battere fiorini che avevan tre earatti de mondiglia also mit 3 Karat Zusatz. Eh kam
auch vor, dafs Münzmeister mit Benutzung älterer Stempel schlechtere Münze aussahen,
wie 1653 zu Bourges nachgewiesen wurde, wo bei der Revision ein Stempel vom Jahre
1648 eingespannt gefunden wurde. R. N. F. IV, 2 (1897) Prodi verbaux L. Loos, —
S. 20 ff. — Stü ekel her g 232. —
Falschmünzerei durch Zersägen von Goldstücken in
Amerika. N. Z. 1866, Nr. 13, Sp. 104. Die Einsetzung eines Kerns aus Iridium oder
einer Iridiumlegierung ist nach den Metallpreisen undenkbar, es wird doch wohl ein
Bleikern gewesen sein. Englische Souvereigns mit Platinakern wurdon in Spanien
hergestellt. Z. f. N. XIX, Anh. 10; Bl f. Mzfr. 1877, Nr. 57, Sp. 455. Münzfälschung —
durch Abätzen a. a. O., 1877, Nr. 59, Sp. 476. —
Falschmünzerwerkstättc zu Genf 1881,
Num.-sphrag. Anz. 1881, Nr. 6, S. 47. —
Les fausses piastres de Birmingham. R. X. IV,
7 (1903), 383 ff. sio wurden um 1792, teils durch Beschneiden echter Stücke, teils durch
;

Abfeilen und Wiederzusammensetzen, teils aus unechtem Münzgut fabriksmäfsig für


den Handel nach China erzeugt. Es gibt auch kontermarkierte Fälschungen, obwohl
die Chinesen aus Vorsicht nur nachgestempelte Stücke umlaufen liefsen. Weil R. —
Erdichtete Münzen.

KS
FiK- 77. Fig. 78. Dortmund, noldbraktent.
Erzeugnis des < Goldarbeiten Metz
Denkmünze auf Kr Kudold I. Tod (t 1291).
in Münster (vrI. Bl. f. Mzfr. Nr. 10-.»,
Heckernche« Krzeugnls.
1»82, 8p. 902).

Über Falschmünzerei im Altertum. Z. f. N. XIX, Anh. 10. —


Eine antike Falsch-
münzerwerkstätte in Ägypten. Bl. f. Mzfr., Nr. 273, Sp. 2865 1902). Tonmodelle
1

römischer Falschmünzer." Z. f. N. XIII, Anh. 5, XV., Anh. 20; Bl. f. Mzfr. 1879, Nr. 78,
Sp. 663. —Vötter, Die römischen Münzen des Kg. Gordianus III. und deren antike
Fälschungen. W. N. Z. XXV, 385. —
Sog rheinische oder Frankfurter Juden Pfen-
nige mit den Wertaufschriften: 1 HELLER (auch 1 THELER) 1 PFENNIG u. dgl. und
den Jahreszahlen 1703, 1807, 1819 wurden um 1820 von Frankfurt a. M. aus in grofsen
Mengen in den Verkehr gebracht. Am 10. April 1823 schritt der Frankfurter Magistrat
ein und hat diese Fälschungen fässerweise mit Boschlag belegt. Neu mann, Kupfer-
münzen V, 391, Nr. 32025 32037. — —
E. Felln er, Die Münzen der Neuzeit von
Frankfurt a. M. F. 1896, 8. 624. Vgl. auch R. N. B 1893, S. 344 1895, S. 45. ;

8.Ungemein ausgebreitet und kaum zu übersehen ist das Gebiet


der unechten Münzen, obgleich sich alle im Grunde auf drei Gruppen
zurückführen lassen. An erster Stelle sind erdichtete Münzen zu
nennen (Fig. 77, 78), von Herrschern, die nicht gemünzt haben (Attila), von
Gebieten, die kein Münzrecht hatten (Moresnet, Andorra) usw. Viele Er-
dichtungen sind so plump, dafs der Betrug unschwer durchschaut werden
kann, und darum gilt diese Gattung unechter Münzen als verhaltnis-
mäfsig ungefährlich. Als Beispiele dieser Art seien die Goldmünzen der
altserbischen Herrscher Urosch, Milutin, Lasar erwähnt, die in Wien 1875
durch serbische Kaufleute als Bestandteile eines grofsen Münzfundes
nächst Prisrend an den Mann gebracht werden sollten jetloch wie ,
,

eine genauere Untersuchung erwies, durch Überprägung österreichischer


128 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.

Dukaten aus den Jahren 1853 und 1871 hergestellt worden waren. Diese
Münzen, deren Echtheit eine in Agram 1876 erschienene Schrift ver-
teidigt, sind, wie man aus den Abbildungen ersehen kann, zum Teil
Nachbildungen echter Silbermünzen, zum Teil zeigen sie neue Gepräge
von wahrhaft kindischer Erfindung. Seither sollen sogar die Prägestempel,
mit welchen sie erzeugt wurden, gefunden worden und ins Kgl. Museum
zu Belgrad gelangt sein.
Die Geriebenheit der Fälscher hat übrigens im 19. Jahrh. auch
mancherlei erdichtete Stücke auf den Markt gebracht, deren Unechtheit
nur mühsam festgestellt werden konnte, wie die schon erwähnten Münzen
der Republik Andorra und des Staates Moresnet, Fünfcentsstücke von
Hawaii vom Jahre 1881, Zehndollarstücke der Königin Liliuokalani, an-
gebliche Probemünzen von Napoleon II. und Ludwig XVII. von Frank-
reich u. dgl. mehr.
Friedensburg, Erdichtete Medaillen. B. Bl. 1903—1904, Nr. 15—27. —
Erdichtete Münzen: Koehne, B. Bl. I, 213; S.-R. d. B. num. Gesch. 1895; S. 6,
1899, 5. Juni, Z. X. XX, Anh. 6; XXII, Anh. 19. — 2 Krcs.Stücke von Moresnet und
f.

10 Centimos Stücke von Andorra, 1873 s Bl f. Mzfr. T. XV, Nr. 1 und LIX, Nr. 21,
dazu Nr. 16 (1868), Nr. 42 1875), Sp 324, Nr. 80, 81, Sp. 681, 603. - Erdichtete alt
serbische Goldstücke: Ljubic S., Xa obranu pravosti siaro srb$kih zlatih novaca.
Agram 1876; W. N. Z. V, 263, VI, VII, 389: VIII, 228, 392; auch Bl. f. Mzfr. 1876,
8p. 380,432. — Erdichtete Münzen der Moldau: W N. M. III, Nr. 147, S. 27». —
Ober
5-Frankenstücke auf Mac Mahon, dann mit Finis (iermaniae usw. F. Mzztg. Nr. 24,
25, 27.— Die Gazette numvttnatiqu« enthält vom 4. Jahrgang an (Br. 1889) eine fort-
laufende Reihe Monnaies, mldaiikt et jetons moderne», contre/aits ou compleUment in-
:

vcntcs.— Es gibt übrigens auch Erdichtungen von Falschmünzern. So hatte z. B.


Johann Georg Breuer, herzoglicher Münzmeister zu Braunschweig 1683 eine grofs«
Menge geringhaltiger (Juldenstücke eines angeblichen Prinzen von Japan MANG ,

CHA(n) zum Vertrieb nach Rufsland hergestellt und wurde deshalb 1684 vom Herzoge
Rudolf August zu 10000 Taler Strafe verurteilt. Num.-sphrag. Anz. 1879, Nr. 3.

9. Gefährlicher für den Sammler als die erdichteten Stücke, diesen


jedoch bis zu einem gewissen Grade verwandt, sind die nachgear-
boiteton Münzen. Der Fälscher benutzt dabei echte Münzen, deren
Bild und Umschriften er durch Überarbeitung mit dem Stichel oder
durch geschicktes Zusammenfügen der echten Seiten zweier Münzen
verändert, oder er sucht den Sammelwert zu erhöhen, indem er einem
echten Stücke durch Aufpolieren Stempelglanz, durch einen passenden
Überzug das Ansehen von Edelrost (Patina) zu verleihen sucht, eine
falsche Kontermarke aufschlägt u. dgl. Endlich sei an dieser Stelle der
Vollständigkeit wegen noch des betrüglichen Verkaufes neuer Abschläge
von echten Stempeln (sog. refrappe) gedacht. Nicht immer wird übrigens
der Fälscher bei diesem Vorgang auf seine Kosten kommen; ja es kann
geschehen, dafs er dabei ein wertvolles Stück opfert, um ein an sich
minderwertiges zu erhalten. Ein Beispiel für das Gesagte bietet das bei
Schön wiesner, Notitia rci numariar, Taf. XI abgebildete Stück mit den
Aufschriften: SANCTGS STEPHAN VS und ALEMANIA. Der nach-
weislich erste Besitzer desselben, Luck, hat es offenbar für eine Münze
des ungarischen Königs Stephan gehalten, dessen echte Gepräge ganz ge-
wöhnlich sind in Wirklichkeit ist es von einem Fälscher aus einem
;

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§16. Nachgearbeitete und nachgeahmte Münzen. 129

höchst seltenen, in einem zweiten Urstück bisher nicht bekannten Ge-


präge der Bischöfe von Marsal durch Nachstich der Buchstaben her-
gestellt worden.
Nachgearbeitete Münzen. W. N. Z. XFI, 233. Neuabschlage von echten
Stempeln (re/rappe) F. Mzbl. II, Nr. 16, S 240; F. Mzztg. 1903, Xr. 19, S. 290. Die —
PariBer Münzstätte vorsieht XeuabKchhlge, um sie als solche zu kennzeichnen, am
Rande mit dem eingeprftptcn Namen des Münzmetalls CVIVRE bezw.
: ARGEXT. —
Echte römische Münzen mit nachgemachter Patina überzogen. Z. f. X. III, 260.

Fig. 79. Fig gn. I'ncrhte Münze Kg. Ste-


Marsal, XI. Jahrhundert. l>hans I. von l'ngaro. Durch Nach-
Kg). Münzkabinett, Berlin. arbeiten mit dem .Stichel aus einem
echten Stück von Marsal erzeugt.
W. N. Z. XU, 283.
W. X. Z. XII, 2S3.

10. sind wohl die nachgemachten Münzen,


Noch tückischer
d. h. unechte Stücke, die nach echten Vorbildern erzeugt wurden, um
den Sammlern als echt unterschoben zu werden. Früher standen dem
Fälscher dabei nur zwei Wege offen: der Nachgufs in Gufsformen, die
von echten Stücken abgenommen waren, oder die Prägung mit nach-
geschnittenen Münzstempeln. Die Abgüsse wurden indessen niemals
scharf und verrieten sich als solche, falls man nachhelfen wollte, durch
Unechte Nachbildungen.
Echte Vorbilder.

Fig 81. Trier. K. Ludwig d. Fromme (tMO.) kerscher Stempel.

Fig 83. l'ngam. Stephan I. (1<k>o-10:is.) Fig. 84. Moderne Nachbildung

die Spuren des Stichels. Die Anfertigung eigener Prägestempel zur Er-
zeugung unechter Stücke war aber zu kostspielig, um die Herstellung
weniger Stücke lohnend zu machen, war daher vor dem 19. Jahrh.
selten; als Beispiel seien die unechten Brakteaten aus Seeländers Fabrik,
ferner die sog. Prager .Judenmedaillen genannt, die indessen in die
Klasse der erdichteten Stücke einzureihen sind. Anfang dt-s 19. Jahrh.
kamen zahlreiche, echten Münzen gut nachgebildete antike und mittel-
alterliche Gepräge in Umlauf, zu welchen der fürstlich isenburgische
Hofrat Becker die Stempel geschnitten hatte. Becker fand so manchen
I. uschin, Numismatik. »
130 Ereter Teil. Allgomoine Münzkunde.

Nachfolger in Europa, denn heutzutage sind die Voraussetzungen, welche


die Herstellung unechter Stücke lohnend machen, ungleich günstiger
als ehedem. Der Kreis der Sammler hat sich erweitert und ist durch
Adressenverzeichnisse allgemein zugänglich gemacht, die Preise einzelner
Münzen und Medaillen haben eine schwindelnde Höhe erreicht, so dafs
schon der Absatz weniger Stücke trotz grofser Selbstkosten lohnend
sein kann; dem Fälscher kommon endlich alle Fortschritte der Technik,
des Verkehrs und leider auch der Wissenschaft bei Ausübung seines be-
trügerischen Handwerkes zustatten. Man kann daher ohne Übertreibung
sagen, dafs die Fälschelindustrie heuto blühender ist denn je.
Nachgemachte Münzen: Unechte Griechen- und Rönicnnünzen Bar- :

tholomei: Sur la falsification des monnaies antique», qu'on vient de commencer en


Perae, in Koehue , Z. N. F. 133. — Vgl. auch Kochne.B.Bl. II, 87, 354, 860, Fried -

1 ander in Z. f. X. XI, 92, Sallet in Z. f. N. XX, 326. - W. X. Z. III, 435, W. X. M.


V, Nr. 231, — F. Msbl. 1899, Xr. — Unechte mittelalterliche Stücke Posern
S. 354. 2. :
-

Klett in GroteB Bl. IV, 21. — Polnische Münzen: Koehnc, Z. IV, 376, V, 109, 252,
355; Koehnc, M 361, Koehne, B. Bl. in, 106. — X. Z. 1844, Xr. 25: unechte
I,

böhmische Münzen (von Kilian) W. X. Z. XII, 405 Ahbldg. Num. Hphrag. Anz. in. ;

1881, Xr. S. 79.


9, — Unechte Keutschachtaler W. N. M. 326, 338, 432: Bl. : I, S. f.

Mzfr., Nr. 146, Sp. 1370; Zellcr in Mitt. d Ges. Salzburger Ldkde. XXVI (1886\ f.

Frankfurter Doppelgulden von 1849, W. X. M. Xr. 107, 144. — Unechte Gepräge


II, S.
von Hanau. F. Mzbl. 1899, S. 16. Unechte Schweizennünzen. Z. f. X. XXII, 324. —
F. Mzztg. 1902, S. 272, 288. — E., im Bulletin de la Soc. suisae de numwmatique
Platel
VI (1887), S. 77 ff. — Zeller- Werdinü Her in der Revue tuisae de nunrismatique XI
(1901), S. 373. — Unechte, zum Teil durch Ätzung hergestellte russische Münzen
Koehne, Z. Koehne M., V, 271.
V, 346; Bekannte Falscher: Über die
>Paduaner< Cavino und Bassiano: Sallet in Z. f. X. VIII, Anhang 9, 10; über
Pirro Linorio: Drofsel in Z. f. X. XXIT, 206. Über Becke rsche Fälschungen: —
Seatini, Sopra i moderni fahificatort. Florenz 1826 im Auszug bei Grote, Bl. I,
Nr. 34, Beilage 232 und II, 51. — Steinbüchel A. v., Die Beckersehen falschen
Münzstempel. W. 1836; vollständiger bei Pin der, Die Beck ersehen falschen Münzen.
B. 1843. —Über Nikolaus Secländer und dessen Brakteatcn Mischungen X. Z. 1867. .

Xr. 2, Sp. 6 ff. Archiv Br. III, 42, W. X. Z. XXIV, 359; Buchenau in Bl. f. Mzfr. 1902,
Xr. 3, Sp. 2739. —
I.uigi Cigois Fälschungen (t 1876): Trau und B. Willner in W.
N. Z. III, 150; XXVII, 115. —
Bl. f. Mrfr. Xr. 43, Sp. 331, Xr. 47, S. 361.

Prager Judenmedaitlen, angeblich von einem Prager Goldschmied im 17. Jahrh.


herrührend: Köhler, MüuzbehiHligungen I, H9; VI, 138. Schmieder, Nachtrag 89. —
— Koehne in B. Bl. 111,334, Anm. *• bemerkt, dafs die sog. Judenmedaillen weder
einer Zeit noch einem Meister angehören. Basse rmnn n -Jordan hält sie für
niederländisch oder italienisch. Vgl. Gebert, Num. Miltlg. Nr. 71, N. 1903.

11. Am leichtesten wird der Kenner Stücke, die mit unechtem


Stempel geschlagen sind, herausfinden, weil sein geübtes Auge Ver-
ständnis für die Geprägeeigentümlichkeiten besitzt und ihm daher das
mehr oder minder Gezwungene der Nachbildung auffallen wird. Doch
hat in allerjüngster Zeit ein römischer Künstler, auf dessen Wohnungs-
tür die Inschrift 'Kunstanstalt für Nachahmung alter Münzen* prangt,
Stempel zu römischen Münzen geschnitten, die echten man kaum von
unterscheiden kann. Man hat aufserdeiu die Gufstechnik neuerer
Zeit sehr vervollkommnet. Oft sind auf diesem Wege gut gemachte
Stücke sogar schwieriger als die mit neuen Stempeln nachgeprägten
Stücke als Nachbildungen zu erkennen. Kirmis verweist auf Taler

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§ 16. Unechte Münzen mancherlei Art; Mittel sie zu erkennen. 131

nachgüsse, die von einem im Jahre 1884 verstorbenen Münchener so


vollendet hergestellt wurden, dafs ein durch seine Findigkeit und seino
Kenntnisse ausgezeichneter Frankfurter Münzhändler getäuscht wurde,
der einen solchen gegossenen Georgstaler für echt ansah und kaufte.
Die gröfste Gefahr droht indessen den Sammlern durch gute galvanische
Kopien und gewisse neuo Verfahren, welche die Gravierung von Stempeln
durch mechanische oder chemische Arbeit ersetzen. Ich will mich da-
rüber nicht weiter aussprechen und bemerke nur, dafs man bei gal
vanoplastischen Nachbildungen das Gowicht und die Legierung des
Originals genau wiedergeben und den Niederschlag so dicht erzeugen
kann, dafs er klingt. Bis auf eine leichte Furche quer über den ganzen
Rand, welche meist vorhanden ist und die Stelle zeigt, an welcher die
beiden Münzseiten durch Hartlot verbunden wurden, sind dergleichen
Stücke, falls man sie nicht tief einschneiden kann, von echten oft kaum
zu unterscheiden, weil eben alle äufseren Anhaltspunkte bei beiden
übereinstimmen.
Gnecchi E., Über moderne Fälschungen au» neuester Zeit. Rivista Italiana,
Mailand 1896, 501; 1898,315; 1901,373; 1902,333. —
M. Piccione, La teenica delle
falsificazioni Le patine im Bollettino di numismatica. Mailand 1903, Nr. 9
; 11 und —
Battaglie di archeoiogia, Rom 1903, 1904.

12. Wie die Arten der Täuschung verschieden sind, so gibt es auch
mannigfache Mittel, um unechte Stücke zu erkennen, sogar Gefühl, Ge-
ruch und Geschmack können gute Dienste dabei leisten. Nach Kirmis,
dessen Ausführungen ich hier folge, sichern eigentlich nur Bestimmungen
des absoluten und spezifischen Gewichts, ein gonaucs Studium der Ober-
fläche und Untersuchung der Patina, wo ein solcher Überzug vorhanden
ist. Professor Piccione in Rom verlangt in zweifelhaften Fällen geradezu
Opferung des Stückes, um durch die Untersuchung des
Inneren Sicher-
heit zu erlangen. Allein nicht jedermann kann Chemiker sein, nicht
jedem stehen die zur Untersuchung nötigen Münzen und Geräte zur
Verfügung. Man nutze daher die in öffentlichen Sammlungen vorhan-
denen Anschauungsmittel durch fieifsige und aufmerksame Betrachtung
recht gründlich aus, gewöhne sich an das Aussehen echter alter Stücke
und vergleiche diese mit Nachbildungen. Man unterziehe ferner jedes
angebotene Stück einer eingehenden Untersuchung und prüfe erforder-
lichenfalls mit der Lupe die Form der Buchstaben und der verdächtigen
Stellen, ob sie nicht Gufsspuren, Nachgravicrung, geätzte Stellen, das
kristallinisch -körnige Gofüge mancher galvanoplastischen Nachbildung
u. dgl. zoigen. Man übereile sich nicht, selbst wenn die Prüfung gut
ausgefallen ist, und kaufe wenigstens im Anfang nur aus zuverlässiger
Quelle.
Über da« spezifische Gewicht als Mittel, gefälschte zu erkennen: Hof-
Münzen
niann, K. B. in W. N. Z. XVI11, 1 ff., Quilling und Wehner ie W. N. Z. XXVII,
125. — Kirmis, Die Numismatik in der Schule. Neumünster t8»8 (Programm).

Für das Verhalten gegenüber falschen und unechten Münzen


13.
können für Sammler und öffentliche Sammlungen verschiedene Gesichts-
punkte mafsgebend sein Falschmünzererzeugnisse, die ja zu allen Zeiten
;

9*

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132 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde. § 16. Unechte Münzen.

einen leidigen Bestandteil des Münzumlaufes gebildet haben, werden in


den Sammlungen meist neben den echten Stücken, die sie nachgemacht
haben, untergebracht, nicht so Nachmünzungen, die in der Regel mit
den übrigen Geprägen ihres Münzherrn vereinigt bleiben. Unechte
Münzen werden am besten aus der Sammlung der echten ausgeschieden
und nach der Art ihrer Herstellung oder nach ihren Urhebern angereiht.
Dergleichen Zusammenstellungen sind ungemein lehrreich und sind für
öffentliche Sammlungen als Vergleichsmaterial geradezu unentbehrlich,
denn die von geschickten Fälschern herrührenden Nachbildungen sind
am unkenntlichsten, wenn sie vereinzelt auftauchen, dagegen für ein
geübtes Auge alsbald kennbar, wenn sie in grösseren Reihen vereint
vorliegen. Die vielberufenen Beckerschen Stempel (Fig. 77, 88), die seiner-
zeit, als sie nach und nach in Umlauf kamen, so viele getäuscht haben,
sind heutzutage ungefährlich, weil vollständige Sammlungen dieser Er-
zeugnisse vorhanden sind. Ein durch deren Besichtigung geschultes
Auge wird unschwer die Farbe und die übrigon Eigentümlichkeiten
herausfinden, die allen Beckerschen Erzeugnissen gemeinsam sind und
wo Zweifel bestehen, können diese durch Vergleichung mit unstreitigen
* Beckeri-Münzen leicht behoben werden.
Es kommt indessen bei recht tüchtigen Münzenkennern auch vor,
dafs sie mit Absicht in ihre Sammlungen einige unechte Stücke ein-
legen, um sie als Prüfstein für das numismatische Verständnis ihrer
Besucher zu benutzen im allgemeinen möchte ich indessen dies nicht
;

empfehlen. Wer solch eines Mittels zur Prüfung nicht entraten will,
der benutze dazu lieber sein Cabinet (Vignorance, d. i. seinen Vorrat an
unbestimmten und unbestimmbaren Stücken.
Das Berliner Kabinett kauft mit Absicht unechte Münzen, um Vergleichsmaterial
zu haben, so z. B. die Erzeugnisse des Luigi Cigoi. Z. f. N. III, 103 —Bl. f. Mzfr.
Nr. 47 (1875), Sp. 362.

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Zweiter Teil.

Geldgeschichte.

I. Hauptstück.

Die Münze in ihren Beziehungen zur Geldlehre.

§ 17. Aufgabe der ßeldgeschichte.


1. »Wenn die Numismatik nicht lediglich oino Anweisung Münz-
sammlungen zu ordnen sein, sondern sich zumWissenschaftlichen er-
heben soll, so darf sie sich nicht ausschliefslich auf die Beantwortung
der Frage: cujus ttit imago et superscriptio? beschränken, sondern sie mufs
auch darüber Auskunft geben: quo valeat numus, quem lyraebeat usum.
Mit der Münzenkunde mufs Geldkunde verbunden sein.«
Mit diesen Worten leitete Grote, nach Mador der bedeutendste
Forscher auf dem Gebiete mittelalterlichen Münzwesens in Deutschland,
seine 1865 orschieneno Geldlehre « ein. Seit der Niederschrift dieser
>

Worte ist ein Menschenalter verstrichen, ohne dafs wir wesentlich vor-
wärts gekommen wären, wiewohl Menadier im Jahre 1898 Grotes
Forderung wieder aufgenommen und erklärt hat, dafs die Münzkunde
als selbständiger, den übrigen Geschichtewissenschaften durchaus gleich-
berechtigter Zweig bestehe und ihre Arbeit nicht etwa als Hilfswissen-
schaft der politischen Geschichtsforschung leiste, sondern umgekehrt mit
Benutzung dieser als eines Hilfsmittels, die Entwickelung des Münz- und
Geldwesens als eines der vernehmlichsten Faktoren aller materiellen
Kultur zu erforschen habe. Die tiefer liegonde Ursache, weshalb die
Fortschritte auf diesem Gebiet ungeachtet mehrfacher Mahnungen nur
zögernd eintreten, ist, dafs jene Voraussetzungen die eine gedeihliche
,

Beschäftigung mit der Münzkunde und der Geldgeschichte erst ermög-


lichen, nur selten in einer Person vereinigt vorkommen (vgl. § 2), was
freilich, um wieder mit Grote zu sprechen, sehr erklärlich ist, »denn es

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134 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

sind zur Sachkunde so vielerlei, sehr verschiedeneu Wissensfächern an-


gehörende Kentnisse erforderlich, die aber sämtlich nur aus der Er-
fahrung gewonnen werden können, dafs von einem einzelnen schwer-
lich eine gründliche, allseitige Sachkunde erwartet werden darf. Mit
andern Worten: Die Numismatiker, die aus den Kreisen der Sammler
hervorgehen, haben selten die streng geschichtliche Schulung einerseits,
das Verständnis für die Forderungen der Volkswirtschaft anderseits, ohne
welche man eine Geldgeschichte nicht schreiben kann. Fachtüchtige
Historiker und Nationalökonomen hingegen sind selten Numismatiker,
sie entbehren daher der unmittelbaren Vertrautheit mit den uns aus der
Vergangenheit erhaltenen Münzen, die nicht nur ein wichtiger Gegen-
stand der geldgeschichtlichen Forschungen überhaupt sind, sondern oft
die einzige Möglichkeit zur Nachprüfung gewähren, inwieweit und in
welcher Weise die in Urkunden und Gesetzen uns überlieferten Nach-
richten über das Münzwesen mit den tatsächlichen Zuständen in Ein-
klang zu bringen sind.
Vgl. die Literatur zu §4, 1, außerdem Grote, Geldlehre § 1 und §24 Sehlufs,
Maller, Deutsche Münzgeschichte, L. 18ß0, Vorrede. — Na gl A., Die Numismatik
und ihre akademische Lehre, W. X. M. II, Nr. 120, S. 245 ff. — Menadier, Deutsche
Münzen IV, 155. — Contien IL, Über die Geschichte des Geldes und über Gold
Währung. Vortrag. L. 1868. — Del Mar Alexander, Lea sy Stentes monetaires. Histoire
mon&taire des principaux Stats du mondc ancien et moderne. (Übersetzung ins Franzö-
sische durch A. Chabry und Bessonet Fa vre. P. 1899, das englische original
London 1885). — Chevalier M., Cours d'ecmtomir politiqur. La monnaü-. Br. 1850;
La, mnnnaie. et sts derive* 1872, 2. Aufl. —Ridgeway W., The origin of metallir
currency and weight Standards. Cambridge 1892. —
Eine ziemlich reichhaltige Biblio-
graphie geldgeschichtlicher Werke von der Mitte des 16. Jahrh. bin 1882 bei Je von»
H. St., Invcstigations in currency and ßnanze. London 1884, S. 364 bis 414.

2. Der Begriff des Geldes ist bereits dahin festgestellt worden,


§ 4, 1
dafs als Geld ein zur Erleichterung des Verkehrs, und zwar als allgemeiner
Gegenwert der begehrten Ware verwendeter Gegenstand bezeichnet wurde.
Es wurde ferner § 4, 3 ausgeführt, dafs die Geldeigenschaft einem Gegen-
stande gegebenenfalls durch den Verkehr allein erteilt und gewahrt bleiben
könne, während die Eigenschaft einer Münze einem Geldstück nur durch
den Staat verliehen wird. Der Kreis der als Geld dienenden Gegen-
stände ist daher ungleich gröfser als jener der Münzen und damit ist
auch der Geldgeschichte an sich ein weit über die Münzgeschichte hinaus-
reichender Umfang gegeben. Es verringert sich jedoch dieser erhoblich,
sowie man die Grenzen der Geldgeschichte räumlich oder zeitlich ein-
schränkt, so zwar, dal's beispielsweise die Geldgeschichte Europas im
Mittelalter und der neueren Zeit, deren allgemeine Lehren in diesem
Buche behandelt worden, ungeachtet der lange vorherrschenden Natural-
wirtschaft im grofsen ganzen doch mit der Geschichte der Metalle und
Münzen als Zahlungsmittel zusammenfällt.
Meng er C, Über den Ursprung des Geldes. (Untersuchungen über die Me-
thode der Sozialwissenschaften, L. 1883, S. 172) führt aus, dafs im Stadium des Tausch-
verkehrs auf den Markten nahezu aller Völker gewisse Waren von selbst aus dem
Kreise ulier übrigen hervortreten und ohne irgend eine Einflufenahme des Staates zum
>Geld« im weitesten Vorstand des Wortes werden. — Knies, I). Geld, 2. A. B. 1885, S.O.

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§ 17. Aufgabe der Geldgeechichte. § 18. Kuhgeld und Zeuggeld. 135

§ 18. Geldarten, die nicht Münze sind.

Für europäische Geldgeschichte in dem soeben abgegrenzten


die
Umfang kommen folgende Geldarten, die nicht Münze sind, in Betracht.
1. Die Verwendung von Vieh nach einom allgemein festgestellten

Wertansatz; das sog. Vieh- oder Kuhgeld kann man in Deutschland


von der Niederschrift des Ribuarischen Volksrechtes an (Tit. 36) verein-
zelt bis ins 10. Jahrh. verfolgen. Noch um Jahrhunderte darüber hinaus
reichen die Zeugnisse bei den westnordischen Völkern. Hier war die
Einheit, nach der sowohl einzelne Sachen als ganze Vermögen als
auch die Gröfse von Schäden abgeschätzt wurden, der Wert einer trag-
fähigen Kuli von mindestens 5 und höchstens 8 Wintern nach norwegi-
schem —
von mindestens 3 und höchstens 10 Wintern nach isländischem
Recht, die überdies als »heil an Hörnern und Zagel, an Augen und
Eutern und an allen Füfscn und überhaupt als »lasterfrei« gedacht ist.
So verbreitet war dieser Brauch, dafs selbst Geldsummen, z. B. ein
Kaufpreis, ein auf Zinsen geliehenes Kapital, ein Sühnegeld u. dgl. in
ki'tijihli angegeben wurden. Allein damit war nicht gesagt, dafs die
Summe wirklich in gehenden oder lebenden « Kühen entrichtet
werden müsse, dies konnte wohl geschehen, allein oft genug wird aus-
drücklich bemerkt, dafs die Zahlung der Kuhwertc in Metall- oder Zeug-
geld zu erfolgen habe oder geschehen sei.
K. Otto I. verurteilte 937 den Frankonherzog Eberhard nach Widukinds Bericht
II, c. 6: centum talcntia aestimatione equorum. — Über das nordischo »Kuhgeld«, vor
allem Amira, Nordgermanisches Obligationonrccht, L. 1882, 1895, I, 443 ff., II, 622
v. ff.

— Soetbeer in Forschungen I, 210 ff. — Müller, Doutschc Münzgeschichtc I, 12 ff.

— Ilwof F., Tauschhandel und Geldsurrogate in alter und neuer Zeit. Graz 1882. —
Haupt, Histoire monitaire de notre tevips. V. 1886. — Kidgeway,
The origin of
metallic currency, Kap. 1—3, S. 1 ff. -- Socbohm F., Tribal custom in tht Anglo-
Saxon law. London 1902, S. 1 ff. — Knies, Das Geld, 2. A B. 1885, S. 13 ff.
2. Im Unterschied vom Kuligeld, das dem Verkehr vor allem als

Werteinheit oder Rechnungsmünze diente, war das eben genannte Zeug-


geld bei den westnordischen Germanen Zahlmittel im strengen Sinn des
Wortes. Der Stoff, den man dabei verwandte, war der grobe, einfarbige
Fries, ein dickes Wollenzeug, wie es die Hausweberei in allen west-
nordischen Landen, wo Schafzucht getrieben wurde, verfertigte. Die
Benennung dieses Zeuggeldes war bei den Nordgermanen vadmAI — Tuch-
mafs, bei den Friesen ueife =
Gewaud, insbesondere Wollengewand.
Gezahlt wurde nach der Elle, dabei waren Metall- und Zeuggeld vom
Recht in ein festes Wertverhältnis gebracht. Eine bestimmte Zahl von
Friesellen wurde der Unze gemünzten Silbers gleichgesetzt, so dafs man
eine Summe, die in Pfennigunzen oder Pfennigmark ausgedrückt war,
in Zeuggeld zahlen konnte und umgekehrt, falls nicht effektive Zahlung
in der einen oder andern Währung bedungen war. Auf Island galten
nach dem gemeinen Warentarif des 12. Jahrh. 20 sechseilige Unzen, d. i.
ein Grofshundert Friesellen, ein kihjibli oder '/a Mark Feinsilber; bei den
Friesen war die Wede ein Tuch von bestimmter Länge wahrscheinlich —
4V2 Ellen —
und kam an Wert 12 Pfennigen oder einem Schilling gleich.

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IM Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Vier solche Weden =


18 Friesellen, ein Wert, den die Friesen bei An-
gabe von gröfseren Strafsummen häufig als Einheit zugrunde legten,
bildeten eine sog. Reilmark, d. i. Gewandmark.
v. Atnira I, 478 ff. —
II, 510 ff. — J aekel, Die friesische Wede. Z. f. X. XI,
S. 191 ff. — Heck P., Die Gomeinfreien d. karoling. Volksrechtc. Hallo 1900.

3. Im Norden waren auch andere Bekleidungsstoffe als Zahlungs-


mittel in Gebrauch. Leinwand hat in einigen Gegenden Schwedens bis
ins 14. Jahrh. als Geld gedient. Geldschulden sind hier entweder Pfennig-
oder Ellenschulden, und in Leinwand nach Ellen wird in den Rechts-
büchern dieser Landschaften der Wert gestohlener Fische oder geraubter
Sachen abgeschätzt. Ebenso" nennen friesische Rechtsquellen, beispiels-
weise die Rüstringer Aufzeichnung über verschiedenen Marken die in
Gebrauch standen, neben der oberwähnten Reil- oder Gewandmark auch
eine Leinwandmark, die jedoch dreimal so hoch, nämlich auf 12 Schil-
linge bewertet wird. Sehr verbreitet scheint das Leinwandgeld unter
den Nordslaven gewesen zu sein. Nur nebenbei sei hingewiesen, dafs
von einigen ein etymologischer Zusammenhang zwischen den slawischen
Bezeichnungen für Leinwand (platno) und für »zahlen« (pl/ititi) ange-
nommen wird. Wird dies auch von andern bestritten, so besitzen wir
doch unmittelbare Zeugnisse, dafs bei den Slawen Leinwand als Geld
diente. Der jüdische Reisende Ibrahim ihn Jakub, der um das Jahr 965
Deutschland und die angrenzenden Slawenländer durchzogen hat, be-
richtet über Böhmen, dafs man hier leichte Tüchelchen sehr dünnen Ge-
webes, Netzen ähnlich, die zu nichts taugen, verfertige und als Geld
gebrauche, so dafs man um dergleichen Tüchelchen die zum Metallgeld
in ein festes Verhältnis gebracht seien, die kostbarsten Sachen, Weizen
und Sklaven, Pferde, Gold und Silber, kurz alles kaufen könne. Ähn-
liche Geldverhältuisse scheinen bei den Ostsee -Slawen noch ein paar
Jahrhunderte länger fortgedauert zu haben, denn die Slawenchronik
Ilelmolds (I, c. 38) erzählt von den auf Rügen wohnenden Ranen, dafs
4
diese Gold und Silber lediglich als Frauenschnmck oder zur Ausstattung
der Tempel vorwendeten, im Handelsverkehr jedoch nur die Leinwand
als Zahlungsmittel gekannt hätten.

v. Arnim
T, 444. — .lackcl, S. 192. — Brückner A., Cyiriliz<nja jfzyk. i

2. verl». Warschau 1901


Aull., Münzen kannten sie (d. i. die Slawen) ursprünglich
:

nicht ; wo der blolse Tausehverkehr nicht anging, mit T>appen dünnen


sie zahlten,
Tuchs, mit Marken usw. Dazu die Anmerkung: >.Ieno bappon dünnen Tuchs dienten
allgemein als Münze, so dafs davon das .slawische Zeitwort ph'ttifi —
zahlen abzuleiten
sein dürfte (die gef. Mitteilung und (Versetzung dieser Stelle danke ich Herrn Privat-
dozenten Dr. J. Peisker). —
Bericht des Ibrahim Ihn .lakub über die Slawen-
lander in der kommentierten Ausgabe von Friedr. Westberg MSmoircs de Vacadimi*
imperiale des scienres de. St.-l'rtersbourtj, histor.-phil. Klasse, VIII. Serie, Bd. III, Nr 4,
S. 23,54 (Petersburg 1898'. —
Ilehuoldi Chronica Slarorum I, cap. 38, Porro apud
Ranos von habetur nmicta nee est in comparandi* rebu* mtmmorum consuetttdo, sed
quirqnid in foro uten-ari voltu-ri*, patino Uneo coinparabis, dazu I, c. 12, 14, restifuli Uni
und restes lini als Abgabe.

Tierhäute standen in Skandinavien hie und da bis ins späte


4.

Mittelalter als Geld in Gebrauch. Die Haut fhwlf gab z. B. in Tele-

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§ 18. Lcinwandgeld ; russisches Pelzgeld; chinesisches Papiergeld. 137

marken eine Werteinheit ab, nach der man Sachen abschätzte und Preise
und Pachtzinse berechnete, während in den schwedischen Kolonien jen-
seits der Ostsee um dieselbe Zeit gleichem Zwecke verschiedene Felle
dienten, die zu vierzig zusammengefafst, die Rechnungseinheit ^Zimmer«
bildeten. Der enge Zusammenhang zwischen dem Fellgeld in Finnland
und den Geld Verhältnissen in Westrufsland ist unverkennbar. Hier be-
diente man sich bis gegen das Jahr 1400 der kuna, eines Pelzgeldes,
das nach dem als Hauptmünze geltenden schwarzen Marder seinen Namen
hatte und im altrussischen, den Grofsfürsten Jaroslav und Wladimir zu-
geschriebenen Rechtsbuch unzählige Male erwähnt wird. Felle des sibi-
rischen Eichhörnchens, die das geschätzte Grauwerk liefern, dienten als
Unterabteilung der kuna, die ihrerseits in bestimmter Anzahl auf ein ge-
wisses Gewicht Feinsilber, die Gritma, veranschlagt wurde, ihren Wert
jedoch nicht beibehielt, so dafs man im Verkehr die Gritvna Jenny von der
Qritvna in Silber zu unterscheiden begann. Als Scheidemünze verwendete
man Marderschnauzen, mordki, und kleine Läppchen Grauwerk, lobki.
Fellgeld in Skandinavien, v. Amira I, 444 II, 525. ;

Russisches Pelzgeld
Chaudoir, Apercu stur lea monnaies rusnen, St. Petershurg 1836. —
Koohne in
M. III, 352 —
Bl. f. Mzkde. I, 28, 35; IV, 110. — Herberstein Sigism. v., Berum
Moscovüarum commentarii, Basel 1551, S. 57, de moneta erzählt: vir- centum annin
utuntur moneta argentea. praesertim apud Mos cusa Porro ante monetam proboscide
. . .

et auriculis aspreolorum aHorumque animalium qnorum pelles ad nos aß'eruntitr ute-


bautur, iisque vitae neceasaria reu pecunia emebant. —
Karamsin in der Pariser Über-
setzung (1819 ff.), Bd. V, 142, 283; Schlözor, Nestor III (1805), 75 ff. Ein Seitenstuck
der hier erwähnten Mardersteuer der Drewior an Oleg ist die marturina, welche die
Slawonier an die ungarischen Könige in Fellen zu entrichten hatten, bis unter Bela IV.

(1235 1270) dio Zahlung in den mit dem Marderbild bezeichneten Münzen aufkam.
Bupp, Numi Hungariae, Ofen 1846, II, S. 156.

5. Mau
hat angenommen, dafs diese Fellstückchen von der Regierung
in Rufsland gestempelt waren und in deren Magazinen mit ganzen Fellen
eingelöst wurden; doch sind diese Nachrichten für die Zeit des Mittel-
wohl aber hat es nach den Zeugnissen des vene-
alters nicht beglaubigt,
zianischen Reisenden Marco Polo, der zur Zeit König Rudolfs von
Habsburg am Hofe des mongolischen Grofs-Khans Kublai lebte, und des
Florentiners Pegolotti, der ein halbes Jahrhundert später schrieb, zu
dieser Zeit in China Papierwährung gegeben. Es wurdon damals aus
der Rinde des Papiermaulbeerbaumes (Broussonetia papyrifera) bereitete
Zettelcheu in Umlauf gesetzt, die mit dem Siegel des Grofs-Khans und
der Wertbezeiehnung versehen, im ganzen Reiche Zwangskurs hatten
und Babisci hiefsen. Beschädigte Stücke wurden an der Bank zu Peking
mit geringer Aufzahlung gegen neue eingetauscht auch war ausnahms- ;

weise eine Einlösung derselben gegen Silber möglich.


Roschers Behauptung (System d. Volkswirtschaft, 16. Aufl., I, St. 1882, S. 285,
Anm. 3): >AUmählich kam es auf, statt der ganzen Felle nur Schnauzen und andere
I äderst ückchen (etwa ein Quadratzoll grote' zu geben, dio vermutlich von der Regie-
rung gestempelt waren und in deren Magazinen mit ganzen Fellen eingelöst wurden,<
dürfte auf die schon von Schlözer, Nestor III, 93, als unbewiesen erklarten Anmer-
kungen zur Moskauer Ausgabe von 1799, der I'ruvdu rwtknjn zurückzuführen sein,
welcher sich auch Karamsin (I, S. 307 der Pariser Übersetzung) angeschlossen hat.

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138 Zweiter Teil. Goldgeschichte.

Marco Polo, Viaggi, Ausgabe durch A. Bar toi i, Florenz 1863, 140 Kap.,
LXXXI della moneta del Gran Canc. — Pegolotti bei Pagnini della Decima III
(Lissabon und Lucca 1766), S. 3, Kap. 3.

6. In Europa ist man während des Mittelalters, so zerrüttet die

Münzverhältnisse hier im übrigen waren, auf ein ähnliches Kreditgeld


nicht verfallen. Nur vereinzelt sind uns Nachrichten, und zwar meist
bei späteren Schriftstellern überliefert, dafs Notmünzen aus unedlen Stoffen
zur Deckung eines augenblicklichen Bedarfs ausgegeben wurden. So er-
zählt beispielsweise Villani in den Istorie Fiorentine (VI, c. 21),
dafs K. Friedrich seinen Soldaten während der Belagerung von Faenza
II.

(1241) Lederstückchen mit seinem Bildnis an Zahlungsstatt gab, die


Zwangskurs hatten und später je für einen goldenen Aiigustalis eingelöst
wurden. Das gleiche Auskunftsmittel sollen vorher bei Belagerungen an-
gewandt haben der Griechenkaiser Konstantin Kopronymus im Jahre 743
und der venezianische Doge Domenico Michieli um 1122; ferner sollen
Ledergeld als Anweisung auf künftige Zahlung der englische König Johann
ohne Land, während der Baronenkämpfe, die französischen Könige Lud-
wig IX. (während seiner Gefangenschaft) und Johann der Gute im Jahre
1360 ausgegeben haben. Notgelder in minderwertigem Metall, also Not-
münzen, sind uns vom Schlufs des Mittelalters her in grofser Zahl über-
liefert (vgl. §4, 5; § 16, 6).
Als Absonderlichkeit sei erwähnt, dafs auf der Insel Man in den

Jahren 1570 1580 eine Scheidemünze aus Leder umlief.
Vgl. die Anmerkung zu §4, Absatz 5 unter > Notmünzen«, forner Roscher,
System TTT 3. A., St. 1882), S. 241, Anm. 11. — (Carli Hubbi Del Origine e del com-
mercio della moneta. . . d'Italia. Haag 1761, S. 21 ff.: rili mottete di diverse nazioni
lontane di eommercio. — Clay, Ö« the hrass, copper and other currency on the ixle
of Man den Froceedings der numisinatiachen GeMellachaft zu Manchester I, 1864,
in
S. 5 ff. (Vgl. Koehne, B. Bl. IV, 350 ff.). —
Eine alte Beschreibung den von Kg.
Ludwig IX. während seiner Gefangenschaft ausgegebenen Lcdergeides, das den Nenn-
wert durch eingeprefste Gold- oder Silbcrnägel bezeich nete, nach Ms. Fr. 2621 f. 26,
der Pariser Nationalbibliothek bei Sa u 1 cy , Rerueil 1 (I*. 1879), 124. — Schmiederl, 271.
7. Bis ins graue zurück reicht die Verwendung von
Altertum
Metallgeld in den alten Kulturstaaten; jedoch auch die aufserhalb des
römischen Reichs Verbandes verbliebenen nordischen und osteuropaischen
Völkerschaften haben schon frühzeitig auf dem Woge des Handelsverkehrs
verschiedene Metalle kennen und sehätzen gelernt, da Funde römischer
Münzen bis nach Skandinavien und tief nach Rul'sland hinein vorkommen.
Freilich war dies kein Geldumlauf in unserm Sinn; diese armen und
noch wenig entwickelten Völkerschaften benützten die Sachen, die sie be-
safsen, zur Befriedigung sehr verschiedener Bedürfnisse: die Röinormünzen
waren ihnen sicherlich vor allem Zierat; der übrige Metallvorrat hin
gegen diente zunächst zur Anfertigung von Waffen, von Schmuck, von
Prunkgeräten und mancherlei Gegenständen priesterliehen oder gewöhn-
lichen Hausgebrauchs, wurde aber auch ab und zu verarbeitet oder in
rohem Zustande zu Zahlungen verwendet. Unter den Metallgegenständen,
die, nach der Häufigkeit zu urteilen, mit der sie als Grabbeigaben ge-
funden werden, besonders verbreitet waren, sind nun offene Metallringe.

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§ 18. Verschiedene Notmünzen. Metallgeld: Ringgeld, Hacksilber. 139

sog. Baugen, zu nennen, die man in der Vorzeit anHänden und Füfsen
und wohl auch um den Hals trug. Man nimmt nun an, dafs diese
offenen Ringe und Metallspiralen aus Erz, Silber oder Gold nicht blofs
Schmuck sondern auch ihren ehemaligen Besitzern Geld waren. In
der Tat bietet die Ringform, die wir auch bei den alten Ägyptern an-
treffen, für unentwickelte Geldverhaltnisse mancherlei Vorteile. Abge-
sehen davon, dafs man an den starken, über den Arm dicht aneinander
geschobenen Ringen eine Schutzwaffe hatte, mit der man, wie mit einem
Schild, im Notfall einen Schlag abwehren konnte, war man der Sorge
eines Verstecks für die Aufbewahrung seines Geldes überhoben, das man
fast mühelos von einem Ort zum andern brachte. Gröfsere Zahlungen
vermochte man durch das Abstreifen eines oder mehrerer Ringe zu
leisten, kleinere Ausgleichungen geschahen mittels Ringbruchstücken.
Bauge- oder Ringbrecher der dichterische Ehrenname nordischer
ist

Könige, die in ihrer Freigebigkeit die Dienste von Skalden oder Ge-
treuen durch Hingabe von Bruchstücken ihrer Armringe belohnten.
Funde römischer Münzen in Skandinavien und Rufeland: Koehno, M. III,
352 ff.. - Koehne B. Bl. V, 334.

8. Ob manchen Forschern angenommen wird,


diese Ringe, wie von
nach ihrer Schwere einem einfachen Gewichtsverhültnis zueinander
in
standen, so dafs man sie, ohne nachzuwägen, als Zahlungsmittel von Hand
zu Hand wandern lassen konnte, bedarf noch der Nachprüfung. Rid-
geway möchte die Übereinstimmung der Gewichte eher aus dem Gewicht
der zur Anfertigung solcher Ringe umgeschmolzenen Münzen erklären
(S. 35). Sicher dagegen ist, dafs es in den an den Osten Deutschlands
angrenzenden Slawenländern eine Zeit gab, in der die Edelmetalle nur
mit der Wage gegeben und genommen wurden. Dies wird durch die
ins 10. und 11. Jahrh. gehörigen Hacksilberschätze bezeugt, die von
Schlesien bis an die Küsten der Ostsee vorkommen und aus zerhackten
Silberklumpen und zerschnittenen Münzen bestehen. Es unterliegt auch
keinem Zweifel, dafs die unversehrten Gepräge, die man bisweilen unter den
zahllosen Münzbruchstücken findet, von den Empfängern nicht als Münze,
sondern nur als Metall geschätzt wurden (§ 24, 7) und bestimmt waren,
bei passender Gelegenheit gleichfalls zu Hacksilber verarbeitet zu werden.
Dies geschah in rohester Weise durch Einschmelzen von Schmucksachen
und Münzen, die als probehaltig bekannt waren, und durch Ausgiefsen
des flüssigen Silbers in ein mit Wasser gefülltes Gefäfs oder unmittelbar
auf den feuchten Erdboden. Man erhielt dabei dünne flache Gufskuchen
von verschiedener Gröfse, die nach Bedarf mit einem Beil in kleinere
Stücke von regelloser Gestalt geteilt wurden, daher scharfe Schnittränder
und an Stellen, wo Silbertropfen auf das halberstarrte Metall gefallen
waren, höckerige Auswüchse zeigen (Fig. 73, S. 111).
Ringgeld: Müller, Munzgcschichto I, 14. Soutbeer — a. a. O. T, 223. —
Bctham in den TramncHom der R. Irish Kcodrmif. Dublin 1836 1837. - «iroto,
Bl. IV, 38, da» älteste Geld. — Iloare, On the celtoirish ringmonvy. S'um. Chronirle
XVII, 62 ff. (vgl. auch VI (1844, Nr. 23, 24. — v. Kinn, die Zahl u. Schmuck-Ringgelder.
I*ent 1859. — Ridgcway, S. 35, bestreitet die «ieldeigenschaft dieser Uingo bei den

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140 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Kelten und Germanen ; sie seien blofs Mittel zur Schatzbildung gewesen. Vgl. übrigens
a. a. 0. S. 42, Fig. 13. — Über Hacksilberschatze s. Literatur bei § 14, 4, S. 110.

Ringgeld und Hacksilber sind verschiedene Äufserungen der als


9.
Barrengeld bekannton Metallgeldfonn, die ohne Zutun des Staates auch
von Frivaten hergestellt werden kann (§ 11, 1) und ihre Zahlungskraft aus-
schliefslich aus dem Wertinhalt der im Barren vorhandenen Edelmetall-
menge empfängt. So roh und plump diese Geldform an sich ist, so grofs
sind anderseits gewisse Vorzüge, die sie in ihrer Einfachheit bietet. Das
Barrengeld hat sich darum mit wechselnder äufserer Gestalt auch nach
der Einführung der staatlichen Münze durch alle Jahrhunderte als Zahl-
mittel im Grofsverkehr erhalten und greift in Zeiten unbefriedigender oder
zerrütteter Münzzustande noch darüber hinaus. Je unhandsamer z. B. das
gemünzte Geld durch den geringen Wertbetrag der umlaufenden Münz-
stücke oder die gebrechliche Beschaffenheit derselben wurde, je mehr
Zweifel über den Metallinhalt einer in Münzen geleisteten Zahlung ent-
stehen konnten, um so allgemeiner sah sich der Verkehr auf den Ge-
brauch eines von der ungenügenden Fürsorge des Münzherrn unab-
hängigen Zahlmittels angewiesen, dessen Umsatz, den verschiedenen
Landesmünzen gegenüber mit dem geringsten Wechsel verlust verbunden
war (§ 29). Das trifft namentlich für grofse Zeiträume im Mittelalter zu.
in welchen bei sehr vielen Zahlungen neben zugezählten Pfunden,
Marken und Schillingen in Münze, das Zu wägen von Silber nach seinem
Feingewicht vorkam.
Rarrcngeld: Grote, Münzstudien 11,792; IV, 215; VI, 34. — Sehr anschaulich
schildert die Reiserechnung de» B. Wolfger von Passau vom Jahre 1203 — 1204, wie
durch Rarrenzahlung die verschiedenen Landestnünzen mit geringstem Wechselvorlust
erworben wurden. Der Reisemarschall Heinrich wechselte gegen Silberbarren zu Go-
mona, Aglcicr, zu Pordenonc Venezianer Pfennige ein, imperiales zvi Ferrara, Berner
und Rologneser Pfennige zu Rologna usw., vgl, § 29, 7. —
Ein australischer Goldbarreu,
Ingot, mit der amtlicheu Restätigung Reines Gewichts und Feingehalts, der als erste
Form australischen Goldgelds ums Jahr 1852 hergestellt wurde, ist beschrieben in den
Mittig. der num. Gesellschaft in Rerlin III (1857), S. 311. Die Abbildung eines bra-
silianischen Goldbarrens vom Jahre 1817 bei Stückelberg, S. 12.

10. Das Barrengeld wird in den Urkunden durch Angabe der be-
dungenen Gewichtsmenge Edelmetall bezeichnet. Gewöhnlich lauten die
Verabredungen auf Gewichtsniark Silber, marca argmti, seltener auf Ge
wichtspfunde, libm, talentttm aryenti, die man auf die doppelte Schwere
der Mark ansehlug. Teile der Mark sind der Vierting, firtluny, ferto
= J
das Lot
/.,, =
Vi« Mark, in romanischen Ländern auch die als Doppel-
lot behandelte Unze, nmi<i, once altrömischen Ursprungs. Unterabtei-
lungen des Lotes waren der Setin * V2 un ^ das Quentchen =
V« Lot. =
Diese Einteilung der Mark war, wenn wir von dem selten erwähnten
1 Setin« absehen, allgemein üblich, dagegen wies die Schwere des Pfundes
oder der Mark, je nach dem Orte, dem das Gewicht angehörte, mancherlei
Schwankungen auf. Die Ermittelung dieser Gewichtsunterschiede ge-
hört ins. Gebiet der Metrologie, welche insoweit eine Hilfswissenschaft
der Geldgeschichte bildet (§2,3).
Metrologie: Grote III, S. 1 ff., Die numismatische Metrologie und die übrige
bei | 22, 2 und {? 25, 12 angefahrte Literatur.

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§ 18. Barrengeld: Gewichtseinteilungen, feine und Usualmark. 141

11.Das zu Zahlungen verwendete Silber war selten ganz fein,


sondern enthielt teils wegen Unvollkommenheit der Reinigung, teils als
absichtlichen Zusatz (Legierung) auch unedle Metalle, so dafs im Verkehr
eine nähere Bezeichnung seiner Beschaffenheit oft nötig war. Dio Aus-
drücke, deren sich die Urkunden dabei bedienen, entbehren jedoch der
wünschenswerten Genauigkeit. Der marca probati, meri, fini, recti, meriati,
combttsti, cocti, examinati, purißcati, puri oder selbst puris-
mundiati, (tibi,

simi argenti, dem gebrannten oder WizzesUber steht die


lauteren, feinen,
marca non probati, montani, nigri argenti, auch das wersHber gegenüber,
ohne dafs man imstande wäre, solchen Abstufungen einen allgemein zu-
treffenden, ziffermäfsigen Ausdruck zu geben. Es liegt nun auf der Hand,
wie sehr der Barrenverkehr durch die Unsicherheit erschwert war, die
sowohl über das Gewicht als über den Feingehalt der bedungenen Mark
Silber herrschen konnte und dafs solches fallweise nur durch besondere
Abrede der Parteien zu beheben war. Dies führte zum Auskunfts-
mittel der sog. marca usualis argenti, d. h. man vereinbarte, dafs die so
und so viel Mark Silber nach dem an einem genannten Orte gebräuch-
lichen Feingehalt und nach dem am gleichen Orte üblichen oder dem
Gewichte einer bestimmten andern Stadt zu liefern seien. Die marca
tumalis argenti war daher niemals ganz fein, sondern enthielt immer einen
Zusatz von minderwertigem Metall. Das Silber in solch einer gemischten
Mark, von dem die Güte derselben abhing, nannte man albedo, in Nord-
deutschland die Witte, in Thüringen die Weiße, in Süddeutschland Brand
oder Gelöt. Es sind demnach Witte, Brand und Gelöt mittelalterliehe
Ausdrücke für den Feingehalt, d. h. für den verhältnismäfsigen Anteil
des Silbers an der gemischten Mark. Sie bezeichnen ihn indessen nicht
in der heute üblichen Weise durch eine Zahl, die das Verhältnis zu der
mit 16 Lot oder 1000 Tausendteilen als ganz fein (argentum purissimum)
angenommenen Mark unveränderlich ausspricht, sondern durch den Hin-
weis auf den in einer bestimmten Stadt gerade ortsüblichen Feingehalt,
der im Laufe der Zeit verschieden sein konnte.
Bode, Das ältere Münzwesen Niedersachsens, Braunschweig 1847, S. 88 ff. —
Die marca usualis in Brandenburg: Kot cl mann, Gold- und Münzwoscn der Mark
Brandenburg, Z. f. X. XI, 1 ff. — Argentum candidum, xpectatum, purum et sincerum.
purum et legale erwähnt von Buchenau, Bl. f. Mzfr. 1903, Nr. 6 7, Sp. 2977. ilo-
neta Halhmis ab argenti albedine seit puritate commendabili* 1266. 1* oscrn-Klett,
340, Nr. 24. — 400 lotigt' markt- «Ubers Erfurter geiriehte und u-issr 1398 a. a. O. 344,
Nr. 23.— Silbe r Friburger hratuhx und genügen, Grote, Mün/.Ktudion VI, 50. - Bu fse,
Neueres Münzwesen, 1,. 1795, I, §94, S. 107. > Feinstes Brandsilber ist nicht nur kein
roinos Silber, sondern es wird auch in den Münzstätten noch nicht einmal für feines
Silber geachtet. Eine Mark des feinsten Brandsilbers wird nur auf 15 Lot, 16 Gran fein
Silber gerechnete dazu §§ 86, 87 IT.: >Eine Mark lutic gebranntes Silber wird allerdings
;

im mittleren Zeitalter dem unreinen Silber entgegengesetzt, und so wird eine Mark
vom damaligen feinsten Brandstiber angezeigt, nur so fein, als es die damals üblichen
Behandlungen auf den Hutten hervorbrachten, ohne dafs man es durch beigemischten
Zusatz absichtlich verunreinigt hatte.

Zur Erleichterung und Sicherung des Verkehrs Uelsen Handels-


12.
städte dieMarken ihres Vsualsilbers mit amtlichem Stempel versehen.
Es sind das die marcae argenti usualis signata; Marken tefo-ns, geteknete

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142 Zweiter Teil. Goldgeschichte.

Marken die zuzeiten wohl durch ganz Deutschland verbreitet waren,


,

obschon die erhaltenen Beispiele und urkundlichen Zeugnisse vor allem


nach Norddeutschland weisen. Weil indessen die Vergleichung der
Usualmarken verschiedener Städte untereinander eine Umrechnung des
ortsüblich für das Silber üb-
lichen Feingehalts voraussetzte,
daher nicht leicht war und aus-
wärtiges Silber in vielen Fällen
nur nach einer mit Schwierig-
keiten und Metallverlust ver-
bundenen Neulegierung für ge-
l '

'{A^Tj/jUt B werblich«' Zwecke verwendet


werden konnte, so Helsen auch
manche Städte Usualmarken-
stücke aus ganz feinem Silber
bereiten, die unter der Benen-
nung marca vsuaUs argentipura
Flg. 8.V
in Umlauf kamen. Solche
Maren tuualüi argenti mit dem Iteiceichen «1er St«dt Stücke, bei welchen der seinem
I^yrltz in Pommern. Flacher SiH>erkuolien v<tn k
Schwort« au« dein Kn<l«' iW* 13. Jabrh. RBbOigeiiea
Werte nach ohnehin nicht be-
Münnrhat/. von Lu«sifr Z. f X. XXUI, 222. rücksichtigte Kupferzusatz weg-
blieb, hatten dann natürlich
nicht die Schwere von 16 Lot, wohl aber den vollen Silberinhalt
volle
einer Usuahnark. Dieser Brauch erklärt die auffällige Erscheinung, dafs
«lie erhaltenen Usualmarkenstücke ein un«l derselben Stadt und Zeit bis.

weilen von verschiedenem Gewicht und verschiedenem Feingehalt sind.


Er deckt jedoch auch «las Irrigo jener Ausdeutung auf, die das Wort
USUClHs nicht auf (trgenti, wohin es gehört, sondern auf mttrca beziehen
will und in der Usuahnark ein ortsübliches Silbergewicht erblicken möchte.

Bode
39, |s 21, «iezeiehnete rsualmarkenstücke sind nur ans Xonldeutwchland
erhalten, in Suddeutscbland vor, z. B. in Freiburg i. B., Cahn,
kamen jedoch auch
Rappen m ü n z u n «i 8. 7 ff.; vgl. die Abbildungen hei Bode, Taf. X, Nr. I, 2 und die
b ,

Beschreibung des Oienderaheimer Münzfundes bei .Sc h 0 ne uia n n Zur vaterl. Münz- ,

kunde, Wolfenbüttel 1852, 8. 75, leider ohne Gewichtsangaben. Ks sollen braunschuei


gische marcae usualin anjenti purae sein. Auch im Mtin/funde zu Läfsig in der Provinz
Brandenburg wurden vier Barren in Form von Gufskonigen gefunden, darunter drei
unbezeiehnete, 195, 196 und 840 g, und ein vierter mit dem Beizeichen «1er Stadt Pyrit*
(eine KoBe), 228 g schwer. Vgl. Kanadier in Z. f. N. XXUI, 222, 247 und in der
Zeitschrift dos Har/.veroina 1H88, S. 165, ferner B. Mzbl. Xr. 71 2, Der Silbennarkfund
von Oebisfelde und Nr. 150; Menadier, Der Wetteborner Silbermarkfund. Die
Miinzkonige, die beim Keichenhaller Münzfund vorkamen, wurden leider vernichtet.
Obermayr, Iiistor. Nachricht von bayerischen Münzen, 1763, 8. IV. Eine unbe-
zeiehnete Silbermark (Gufskouig von 197 g Schwere kam im Münzfund von Turren bei
Golling (1903) vor.
Das Erfurter Mimzre«-ht befiehlt rin ittislich yolt.im>t s<il lol'uj httrn'ti linder nimr
cz' ich n. i n t» ti h> r >!>,* nicht, so trirt »r buzhajt au Ii 8 usw. P 0 se r n K - 1 0 1 1 319.

13. Andere Bezeichnungen < l


«
-s in Zahlung gegebenen Silbers, «lie

für die Geldgeschichte einer Erläuterung bedürfen, sind lötige Mark. Münz
oder gemischte Marie, trersilher. Muffut hat in seinen Beiträgen zur Ge-

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§ 18. Haren umali* argenti pura, lötige Mark usw. 143

schichte dos bayerischen Münzwesens lötiges Silber für Feinsilber ge-


nommen. Allein seine Ansicht, der ich selbst lange gefolgt bin er- ,

scheint als nicht bewiesen, da er sie einmal nur auf den Gleichklang
von ledig und lötig stützt und an der zweiten von ihm angeführten Stelle:
drew tail veyn lötiges silier den entscheidenden Zusatz fein übersieht.
Es bleibt vielmehr die von Bode gegebene Erklärung bestehen, durch
den Beisatz lötig werde im allgemeinen nur ausgedrückt, dafs der be-
stimmten Zahlung der volle gesetzlicho Silbergehalt gewahrt sein solle,
Es wird dadurch die Zahlung mit Pfennigen schlechtweg d. h. ohne —
Rücksichtnahme auf deren Gewicht und Gehalt ganz ausgeschlossen. —
Auch in bayerischen und österreichischen Urkunden will lötiges Silber
zunächst nur soviel als argentum legale besagen ob wir es für eine ganz ;

feine oder eine geringere Mark zu nehmen haben, das hängt von der
Zeit und dem Ort, die dabei in Betracht kommen, sowie von etwaigen
Nebenbezeichnungeu ab. So stehen sich also die Ausdrücke marca usualis
und lötige Mark in ihrer Bedeutung sehr nahe, da beide Silber von einem
gewissen festgestellten Feingehalt meinen. Da wir denselben regelmäfsig
als ziemlich hoch ansetzen dürfen, so kann man sagen, dafs die lötige
Mark im deutschen Verkehr ungefähr diejenige Aufgabe erfüllte, die dem
Königsilber, Argent-le-Roi in Frankreich, dem argento da grossi Venetiani
oder argento della bolla di Ycnezia in Italien zukam.
Nicht zu verwechseln mit der lötigen Mark ist die Mark des Pfennig-
silbers oder Münzmark, deren Feingehalt sich nach jenem der eben um-
laufenden Pfennige richtet. Sie ist geschichtlich aus der Usual- oder der
lötigen Mark hervorgegangen, hat sich aber von dieser getrennt, als der
Feingehalt dor Pfennige rasch zu sinken begann und steht seitdem
tiefer als die vorgenannten. In innerösterreichischen Urkunden wird sie
zutreffend als Mark wersilber bezeichnet.
Tileman Friese, Münzspiegel (1592), S. 146 ff. von der Mark Witte .... ist
wol in acht zu nemen und zu merken, «Inf« da» Witte in der Münz nach I^ingheit der
Zeit in den Stetten Rehr angenommen gesetzt, dafs ein Stücke Guts vor 60 Mark
. . .

lötigen Silbers, Göttiugischer Wichte und Witte versetzt oder vorkauft sei umb da«
1400 Jahr .Antwort, angedeutete 60 Mark sein gewegene und nicht gezalte Mark an
. .

Göttingischer Wichte auch Göttingischen Geldes, als da« der Zeit so gut und böse zu
Göttingen geschlagen ist, ncmlich zu 12 Lotten ins Witte und 4 Lot ins Rote oder
Zusatz, jegliche Mark. —
Bc u st Joachim E. v., Sci/tgraphia jitrin monetandi in S. Im-
perio Romano Germanien 1745, 8. 167 dahingegen, wenn von einer lötigen Marek
. . .

Silbers oder einer marca m nun Ii gedacht wird, kein ganz feines, sondern ein mit oinein
der Zeit aller Orten gewöhnlichen Zusatz vermischtes Silber darunter zu verstehen ist.

14. Eine Abart der Barrenzahlung Zahlung mit Mark gewi*-


ist die
gens, die in österreichischen Urkunden des 13. und 14. Jahrh. oft er-
wähnt wird. Sie stimmt ihrem Wesen nach überein mit der Münzmark,
unterscheidet sich jedoch dadurch, dafs nicht Barrensilber vom Fein-
gehalt der umlaufenden Pfennige, sondern einfach die aufser Verkehr
gesetzte Münze nach ihrem Gewicht in Zahlung gegeben wird.
Die
Vorteile, die dem Verkehr durch die Mark
gewegons geboten wurden,
waren nicht unbedeutend. Es gab nämlich im Lande einen ziemlich
ansehnlichen Vorrat an alten, d. h. aufser Verkehr gesetzten Getragen,

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144 Zweiter Teil. GeldgeBchichto.

da bei jeder Münzverrufung eine Anzahl Stücke nicht zur Einlösung


gelangte, sondern in den Händen der Bevölkerung zurückblieb. Der-
gleichen »verrufene« Pfennige hatten natürlich nicht das Währungsrecht
der neuausgegebenen Münze, allein sie behielten ihren Einlösungswert
als Silber und dadurch auch eine gewisse Umlaufsfälügkeit, so zwar,
dafs es nicht blofs einen Kleinverkehr sondern auch grofse Zahlungen
gab, die mit »altenc Pfennigen bestritten wurden (§ 29, 6). Zumal im
Verkehr mit dem Ausland, in welchem fremdes Geld ohnehin nur als
Handelsmünze, also vorwiegend nach ihrem Metallwert genommen wurde,
konnten dergleichen »alte« Pfennige mit Vorteil abgesetzt werden, da
man dabei die bedeutenden Präge- und Wechselkosten ersparte, die bei
Anschaffung s neuer« Pfennige zu entrichten waren. Aus diesem im
Lande vorhandenen Vorrat an alten Pfennigen konnten jedoch auch im
Inland die in Münzmarken oder trersilber bedungenen Zahlungen sehr
bequem geleistet werden, da es in einem Zeitalter, das durch alljährlich
und noch öfter eintretende Münzerneuerung dem Münzherrn eine Ein-
nahmsquelle schuf (§28, 7), fast ausgeschlossen war, dafs die neuen Pfen-
nige nach einem besseren Münzfufse hergestellt wurden als die alten,
aus deren Einlösung der Hauptgewinn zu erhoffen war. Man konnte
daher, wenn keine plötzliche Änderung des Korns für die neuen Pfen-
nige befohlen war, diesen und den alten Pfennigen gleichen Feingehalt
zuschreiben und demnach durch Zuwägen alter Pfennige Zahlungen nach
der Münzmark leisten. Man ersparte dabei den Verlust sowio die übrigen
Kosten, die mit dem Einschmelzen des Silbers verbunden waren, be-
durfte keiner weiteren Beglaubigung über den Feingehalt des gelieferten
Silbers und konnte überdies ohne Schwierigkeit das bedungene Gewicht
bis auf ein zwanzigstel oder dreifsigstel Lot (etwa bis auf 1— '/jg genau
liefern.

Über Mark geteegens s. meine Abhandinngen: Münzgesehichtliche Vorstudien,


Archiv f. osterr. Geschichte, Bd. 46, S. 243 ff. (W. 1871); Wiener Pfennige in W. >\ Z.

VIII, 282 ff. Über die Begriffsbestimmung und den Unterschied von alten und neuen
Pfennigen meine Chronologie der Wiener Hennige im 140. Bd. der S.-B. der W. Aka-
demie, 1899, S. 32 ff. und unten g 28, 9; 29, 6.

§ 19. Münzgeld.
1. Die besondere Eignung der Metalle zu Geldzwecken hat wie —
schon § 4, 2 kurz angegeben wurde —
dahin geführt, dafs alle Völker-
,

schalten der Erde, deren Kulturstand eine gewisse Höhe erreicht hat,
schliefslich beim Metallgeld angelangt sind. Manche Vorzüge, die das
Metallgeld gegenüber andern Geldarten hat, zeigen sich schon im Zeit-
alter, da sich der Verkehr roher Gufskönige oder des Hacksilbers be-
diente, wiewohl damals jene Freude am Glanz und der schönen Farbe
des Geldes nur schwach sein konnte, welche die Wertschätzung der Edel-
metalle sehr gesteigert hat (§ 5, 1). Auch haftet diesen rohen Geldfonnen
immer eine gewisse Schwerfälligkeit an, die sie für einen Verkehr mit
raschem Umsatz wenig geeignet macht. Oft sind genaue Unterteilungen
nur schwer auszuführen, und selbst wenn das Gewicht richtig sein sollte,

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§ 18. Die Mark gewegens. § 19. Barrenverkehr in China; Privatgeld. 145

sind Zweifel über die Güte dos empfangenen Metalls möglich, so dafs
man eigentlich beständig Wage und Prüfstein bei der Hand haben müfste.
Diese Ünbequemlichkeit hat bei ostasiatischen Völkerschaften, zumal bei
den Chinesen, die bis zum heutigen Tag kein geordnetes Münzwesen
haben, dazu geführt, dafs durch Kaufleute oder Vereinigungen von Kauf-
leuten Edelmetallbarren von genau abgestufter Schwere und zur Aus-
gleichung aufserdem solche in Drahtform hergestellt wurden, von welchen
kleine erforderliche Stücke leicht abzutrennen sind. Diese Barren, die
in Silber in der Schwere von —
100 Taels (d. i. chinesischen Silber-
unzen von 37,58 g Gewicht) und mit einem zwischen 80—100 Hundert-
teilen schwankenden Feingehalt umlaufen, werden nicht nur bei den
Zahlungen zu- und nachgewogen, sondern auch geprüft und mit dem
Stempel jenes Mittelmanns oder Bankiers versehen, der die Prüfung des
Feingehalts gegen eine angemessene Gebühr vorgenommen hat. Wer
vollkommen sicher gehen will, wird in jedem einzelnen Fall nicht blofs
nachwägen, sondern auch den Feingehalt untersuchen lassen. Da in-
dessen der Nachprüfer bei schwerer Strafe für den von ihm angegebenen
Feingehalt haftet, so kommt es wohl vor, dafs Barren mit den Stempeln
mehrerer vertrauenswürdiger Privaten lange von Hand zu Hand wandern,
ehe sie einer neuen Prüfung unterzogen werden. All dies vollzieht sich
ohne Dazwischenkunft der Regierung, die den einzelnen ebensowenig
zwingt, dafs er sich ein bestimmtes Geld als Zahlung gefallen lassen
müsse, als sie anderseits irgend eine Haftung für Gewicht oder Fein-
gehalt der im Umlauf befindlichen Barren leistet.
Chinesische Geldverhaltnisse: Noback, Taschenbuch d. Münz- . . Verhältnisse.
L. 1851, I, 394 ff. —
Leitzmann, N. Z. 18G9, Nr. 9, S. 38. — Babelon Notice 13,
19. — Derselbe, Les origines de In tuonnaie conaiderces au point dt vue economique
et historique. P. 190.Abbildungen roher Metallgeldformen bei Ridgeway, The origin
0/ metallic currency. Cambridge 1892, S. 28 ff. —
»Ob man das heutigo chincwi.sche

Geldwesen mit dem europäischen des 13. 14. odor des 16. 18. Jahrh. parallelisieren—
soll, wird man bezweifeln können ; jedenfalls sehr vollkommen ist es nicht und zeigt
viele Zuge des älteren europäischem. Sc hm oll er, (irundrifs der allgem. Volks-
wirtschaftslehre II, 21. (L. 1904.)

2. Der nächste Fortschritt auf diesem Gebiet führt über den Ver-
kehr mittels roher Barren hinaus zum Privatgeld, das man, wenn es
münzähnliche Gestalt hat, auch als Privatmünze bezeichnet, das jedoch
noch nicht Münze im heutigen Sinn des Wortes ist; denn die Umlaufs
fähigkeit solchen Privatgehles beruht ausschliefslich auf privatem Vertrauen
und die Annahme erfolgt seitens des Empfängers aus freiem Willen
und nicht infolge einer bestehenden allgemeinen Verpflichtung. Wesent-
lich ist dabei, dafs der Ausgebende durch seine Bezeichnung des Stückes
eine Haftung für dessen Gewicht und Feingehalt oder auch nur für
eines von beiden übernimmt. Daher stehen die erwähnton chinesischen
und auch dio indischen Silberkuchen mit aufgedrückten Feingehalts-
bezeichnungen und den bürgenden Namen von Geldhändlern, Nach-
prüfern usw. schon an der Schwelle des Privatgeldes. Nach Babel ons
Ausführungen unterliegt es keinem Zweifel, dafs auch in Europa Privat-
münzen der Staatsmünze zeitlich vorangegangen sind. Gerade die ältesten
Luve hin. Numismatik. 10

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146 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

griechischen Münzen, die man kennt, sind nichts anderes als dergleichen
durch Geldhändler [iQa.teurat) an ihre Kunden ausgegebenen Stücke,
bei welchen die durch den Aufdruck des Stempels gegebene Ursprungs-
bezeichnung das ewige Nachprüfen mit Wage und lydischem Stein über-
flüssig machen sollte. Noch ist uns ein Beispiel dieser Art mit dem
Namen des haftenden Geldhändlers aus jener fernen Zeit erhalten ge-
blieben, der Stater aus Elektron mit dem Bilde eines Hirsches und der
Umschrift: *Ich bin das Zeichen des Phanes' {(fifwurz eipi Oijia). Bei-
von Privatmünzen fehlen auch in spätem Zeiten nicht. Wie locker
spiele
die Münzverhältnisseunter den Merowingern im Frankenreich waren,

wurde schon in § 11, Absatz 4 6 angedeutet. Das häufige Weglassen
des Ilerrschernamens, an dessen Stelle die Angabe des Münzmeisters, des
Prägeortes und etwa des Auftraggebers treten, zeigen, dafs in der Mehr-
zahl der Fälle die Haftung des Staates weggefallen und auf andere
Schultern überwälzt worden war. Ahnliche Erscheinungen zeigt trotz
der ausgebildeten Regalität das spätere Mittelalter in seinen niederlän-
dischen Mailles, die nur Prägeort und Münzmeister nennen, in den
kleinen, stummen Goldmünzchen gleichen Ursprungs, die etwa zur Zah-
lung von Rekognitionszinsen gedient haben, vielleicht auch in gewissen
schlesisch-polnischen Brakteaten mit hebräischen Unischriften und in der
Vorschrift des Erfurter Münzrechts, dafs jeder Goldschmied das ihm
übergebene Silber zu lötigen Marken under sinw czeichene zu brennen
habe, die sich allerdings nicht auf Münzen, sondern auf Privatgeld be-
zieht und überdies die Möglichkeit offen läfst, dafs eine Nachstempelung
mit dem Zeichen der Stadt erfolgte. Von Bechlers Münzung in Nord-
karolina (1831 —
1840) war schon in §4, Absatz 6 die Rede; ähnliche
Beispiele vom Anfange des 17. bis über die Mitte des 19. Jahrh. macht
Babelon namhaft.
Konner, Die Anfänge des Geldos im Altertum (S.-B. der W. Akad. B. 43 1863;
S. 453 führt an, dafs noch Demosthenea das Held vöinf/tn, als eine private Einrichtung
von den Gesetzen ioikh als Staatseinrichtung unterschied. Allein der Sinn, der in
der Rede gegen Timokrates vorkommenden Aufsorung (Ausgabe von Dindorf, L. 1879,
II, 270, Nr. 213 =
766) ist wohl der, dafs nach Solon die Verfälschung der Münze, die
für den Privatverkohr der Bürger erfunden wurde, weniger strafbar sei, als die Ver-
fälschung der Gesetze, die gleichsam die Münze des Staates bilden. Babelon —
a a. O. 18 ff. —
Über die Mailles der Münzmeister Simon und Bastin. R. X. B. I 4, f

S. 25. — Goldmünzchen füi Anorkennungszinse (vgl. die Zusammenstellungen v. A. Wau-


ters in Serrures Bulletin de Humismatiijue II, 122, 111,95, Br. 18S2- 1884) sind wohl
jene Momtuiea incrpliquees in Ii. X. B. I, 6, S. 377, Taf. X, Nr. 1 — y. — Den polnisch-
schlesischen Brakteaten mit hebräischer Schrift hat Lelewel «Ion Charakter von
Staatsmünzen abgesprochen. Er erklark» sie für pieers de ciromxtaHce oder für nur
nmnifesUäion de hi reconnahmmee d une si/migogue. Pol k o w sk i Dbouverte a Glebokic.
,

Gnesen 187G, S. 4 IT.

Die Umlaufsfähigkeit sowohl der Barren als des münzartigen


3.
Privatgeldes beruht auf freiem Übereinkommen, daher ausschliefslich
auf der Uberzeugung des Empfängers, dafs ihm die zugesagte Metall-
menge in vereinbarter Güte auch wirklich geleistet werde. Sie ist darum,
wenn der Privatkredit des Zahlenden nicht ausreicht, oder keine andere
Bürgschaft vorhanden ist, von einer Nachprüfung im einzelnen Falle

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i? 19. Privatniünzen. Anfänge der staatlichen Münze. 147

abhängig. Einer solchen bedarf es dort nicht mehr, wo die Autorität


des Staates eintritt und durch eine dauerhafte Bezeichnung des Tausch-
mittels die Haftung für einen bestimmten Wert des einzelnen Stückes
übernimmt. Wessen Kopf dieser Gedanke zuerst entsprungen, wird
wohl immer verborgen bleiben, denn schon die Griechen des Altertums
haben uns die Namen vieler Erfinder der Münze überliefert. Solch eine
alte Nachricht nennt den König Phidon von Argos, der wahrscheinlich
in der ersten Hälfte des 7. Jahrb. vor Christo lebte, als Erfinder, was
wohl in dem Sinne zu verstehen ist, dafs er der erste Herrscher war,
der unter Abschaffung der Kupferbarren, die vorher als Geld umliefen,
auf Ägina die Ausmünzung silberner Münzen mit bestimmten Fein-
gehalt und Gewicht angeordnet hatte. Etwas später wurde bei den
Lydiem, welche, um Herodo ts Zeugnis anzuführen, » so viel wir wissen,
die ersten unter den Menschen waren, die sich geprägten Goldes und
Silbers bedient haben«, der erfolgreiche Versuch unternommen, das in
seiner Mischung schwankende und daher zu Münzzwecken ungeeignete
Elektron (§ 5, 2) durch Münzen aus reinem Gold und reinem Silber zu
ersetzen. Der Staat ging schliefslich über die Verbürgung eines be-
stimmten Metallinhalts in den Münzen hinaus, indem er sich das Recht
beilegte, selbst zu bestimmen, was innerhalb seiner Grenzen Zahlungs-
mittel sein solle (§ 29). Damit war die Münzhoheit des Staates begründet,
und die Privatmünze wurde nun durch Staatsgeld aus dem Verkehr
gedrängt. Wann und wo dies zuerst geschah, ist gleichfalls unbekannt.
Aulserlich ist es unmöglich, den Übergang vom gemerkten Barren und
der Privatmünze zum Staatsgeld anzugeben, da das unterscheidende Merk-
mal ein inneres, nämlich die juristische Auffassung des Beweggrundes
ist. Es haben ja selbst noch die ältesten Stater von Ägina die rohe
elliptische Gestalt von kleinen Barren, wie sie in Siam, Japan usw. vor-
kommen. Immerhin ist es für die Zähigkeit, mit der sich die Vorstellung
der Privatmünze bei den Griechen festgesetzt hatte, bezeichnend, dafs
noch Demosthenes dem Solon die Worte in den Mund legt, er glaube,
dafs das Silbergeld für den Privatverkehr der Bürger erfunden wurde
während Gesetzo gleichsam die Münze des Staates seien.
Kenner, Anfänge de» Geldes, a. a. O. 382 ff. — Babelon, S. 25. La garuntie
de letat.

4. In dem Grade
der Einwirkung des Staates auf die Münze und
die innere Beschaffenheit derselbenkönnen Verschiedenheiten obwalten,
welche wohl beachtet werden müssen (§ 4, 3). Nur wenn der vom
Staate durch seine Zwangsgewalt dem Münzstücke als gesetzlichem
Zahlungsmittel beigelegte Wert, der sog. äufsere oder Nennwert von
dem marktgängigen Preise des verbürgten Metallinhalts unerheblich ab-
weicht, ist die Münze vollkommen. Man spricht dann von einer harten
oder K ur an t münze. Beschränkt sich der Staat auf die Verbürgung
eines bestimmten Metallinhalts, enthält er sieh aber die Verpflich-
tung zur Annahme des Stückes auszusprechen, so liegt eine staatliche
Hau (lelsmiinze vor, wogegen wir von Kredit münzen reden,
sofern der Staat Münzen zu einem erheblich höheren als ihrem Metall-
10*

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148 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

wert mit Zwangskurs ausgibt, d. h. deren Annahme als Zahlungsmittel


zu diesem höheren Nennwert erzwingt oder doch zu erzwingen versucht.
Es liegt auf der Hand, dafs die erwähnten Münzarten verschiedenen
Zwecken dienen, dafs jedoch geordnete Münzzustände nur vorhanden
sind, wenn die Ausgabe von Kreditmünzen in gewissen knappen Grenzen
gehalten wird. Man sieht, die Münze zeigt eine Doppelnatur, welche sie
eben befähigt, sowold volkswirtschaftlichen Zwecken zu dienen als staat-
liche Aufgaben zu erfüllen. Wir müssen sie daher auch nach ihrer
volkswirtschaftlichen und ihrer juristischen Seite getrennt betrachten.
Nach der ersten Seite, die wir zunächst ins Auge fassen wollen, ist
sie der allgemeine Wertmafsstab für alle im Verkehr befindlichen Güter,
nach der zweiten (§ 26 ff.) ist sie das gesetzliche Zahlungsmittel.

§ 20. Währung.
1. Mit der Ausbildung der Münzhoheit (§ 26) hatte der Staat das
Münzwesen dem vollen Umfang nach seiner Herrschaft unterworfen. Es
ist nun seine Sache, zu bestimmen, was er innerhalb seines Machtbereichs
als gesetzlichen Wertmesser aufstellen, welche Einteilung er dem ge-
wählten Mafsstab geben will, was Zahlungsmittel dienen
als gesetzliches
soll (§ 29)und in was für Stücken er diesen verkörpern (§ 21) will, mit
andern Worten, der Staat bestimmt die Währung, die Zählweise
(§ 21) und den Münzfufs (§ 22). Allein so weit seine Macht auch reicht,
unbeschränkt der Staat auf diosem Gebiet keineswegs.
ist

»Im Münzwesen verschlingen sich wie Fäden zu einem Knoten,


vier grofse Kulturelemente: der Verkehr, die Wissenschaft, die Kunst,
endlich der Staat.« Alle Versuche, dem Staate eine schrankenlose Herr-
schaft über die Münze zu gewinnen, au welchen es —
zumal in Zeiten
der Not nicht gefehlt hat, sind noch fehlgeschlagen, wenn und soweit
sie gewisse, den natürlichen Voraussetzungen des Verkehrs entsprechende
Forderungen mifsachtet haben. Die Festsetzung der Münzen, die der
Staat zu gesetzüchem Zahlungsmittel bestimmt, nennt man Währung.
Dabei mufs natürlich zunächst festgestellt werden, aus welchem Metall
die Währungsmünzen geprägt werden sollen. Dadurch wird in den Fragen
der Währung der Münzstoff in die erste Reihe gerückt, und dies hat
dazu geführt, dafs man die Währung geradezu nach dem Metall, dem
die Ilauptniünzen angehören, als Kupfer-, Silber- oder Goldwährung zu
bezeichnen pflegt. Genau ist diese Ausdrucksweise nicht, weil sie zur
Ansicht verleiten kann, als sei das Metali unmittelbar die Währung.
Eine solche Annahme wäre falsch, da die Währung immer aus ganz
bestimmten Münzen besteht, und daher streng genommen, auch nur nach
diesen als Mark-, Franken-, Taler-, Gulden-, Kronenwährung u. dgl. zu
benennen wäre. Da sich jedoch jener Sprachgebrauch um seiner Kürze
willen allgemein eingebürgert hat, so soll er auch hier beibehalten werden,
und zwar in dem Sinne, dafs mit Kupfer-, Silber-, Goldwährung nur
gesagt sein soll, die als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannte Münze
sei von Kupfer, Silber oder Gold.

Gc
§ 19. Zwangskurs der Münzen. § 20. Einfache und Doppelwährung. 149

Chevalier M., La monnuie. Br. 1850. Bildet den 3. Band des Cours d'economie
pfllitiqnr. —
Shaw W. A., 7V history of currency 1252—1891. 2. ed. London 1896.
Die Übersetzung ins Französische durch Raffalovich, P. 1896, ist nach A. de
Witte» Urteil ungenügend. R. N. B. L. (1896) S. 244. In einem weiteren Sinn spricht
Schmoller, Grundrifs d. allg. Volkswirtschaftalehre II, L. 1904. § 164, S. 68 auch
von einer »Epoche der mehrfachen Waren- und Güterwährung.«
2. Die Kupferwährung, mit welcher das Münzwesen in Rom be-

ginnt und die man in Schweden in den Jahren 1650 1770 hatte, ist —
ihrer Schwerfälligkeit wegen allgemein aufgegeben worden, so dafs heut-
zutage nur Gold oder Silber Währungsmetalle sind. Da dem Staate
durch die Münzhoheit das Recht zusteht, seine Währung nach Ermessen
zu bestimmen, so ist es rechtlich möglich, dafs ein Staat beide Edel-
metalle, also Gold und Silber zu Wertmessern erklärt. Auf dieser juri-
stischen Möglichkeit beruht die sog. Doppelwährung (Mischwährung,
Systeme bimetallique), bei welcher das Preisverhältnis zwischen Gold- und
Silbermünzen gesetzlich festgelegt ist und es dem Schuldner freisteht,
in welchem Metall er zahlen will.
Die meisten älteren Münzordnungen, die überhaupt von Gold- und
Silbergeld zugleich handeln, stehen auf dem Boden der Mischwährung,
d. h. sie setzen die Schwere und den Feingehalt der auszuprägenden
Münzen nach dem angenommenen Wertverhältnis der Edelmetalle fest.
Da nun dieses nicht unveränderlich ist, sondern beständig Schwankungen
unterliegt, so wird jede auf der Doppelwährung beruhende Münzordnung
nur so lange aufrecht zu erhalten sein, als sich das ihr zugrunde ge-
legte Wertverhältnis der Edelmetalle nicht allzusehr von dem zur Zeit
auf ihrem Gebiet herrschenden freien Marktpreis des Goldes und Silbers
entfernt hat. Sobald nun eine gewisse Fehlergrenze durch längere Zeit
überschritten wird, steht der Staat mit Doppelwährung vor einer bösen
"Wahl, er mufs nämlich entweder zu einer hinkenden Währung über-
gehen, d. h. dem entwerteten Geldgut nach Mafsgabe des gesetzlich an-
erkannten Wertes unbeschränktes Zahlungsrecht vorbehalten, gleichzeitig
aber che freie Prägung im entwerteten Metall einstellen und dadurch
den Grundsatz der Doppelwährung preisgeben, oder er mufs seinen
Münzfufs soweit ändern, bis das gesetzliche Wertverhältnis der Edel-
metalle mit dem derzeit marktüblichen wieder übereinstimmt. Das
Böseste dabei ist, dafs die Wertverschiebungen mehr oder minder un-
vermutet eintreten können, da sie von Umständen abhängen, die sich
zum Teil der Berechnung entziehen. So war beispielsweise das 1803
von Frankreich für seine Ausmünzung angenommene Wertverhältnis
1 :\b l j2 den Marktverhältnissen zwei Menschenalter hindurch so weit an-
gemessen, dafs man hoffen durfte, etwas Bleibendes erreicht zu haben
und noch 1865 die lateinische Münzvereinigung (§ 30, 8) auf dieser
Grundlage abgeschlossen wurde; allein schon neun Jahre später setzt der
Umschwung ein, der den Goldpreis innerhalb weniger Jahre zu einer Höhe
emportrieb, die in geschichtlicher Zeit ihresgleichen nicht hat und noch
heute andauert.
Bahelon, Xotice 42, Le rupport des rakurs den metaux monftairts. — Koschor,
System III (3. Aufl. 1882), § 43 ff., S. 209. — Phil ip pov ich, Grundrifs der politischen

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150 Zweiter Teil. Geldgenchichte.

Ökonomie (Freibarg i. B. 1893), § 91, S. 176 ff.


1 —
Wolowski, La question mone-
1869; Vor et Vargent. P. 1870. Über die schwedische Kupferwflhrung,
taire. 2. Aufl. P.
Schmieder I, 351 unter »Plate«, Praun, Gründl. Nachricht, 3. Aufl. L. 1784, S. 368.
3. Diese Nachteile der Doppelwährung, die durch dio Verkehrs-
mittel der Gegenwart und die Ausdehnung des internationalen Geld-
verkehrs über die ganze Erde gesteigert sind, haben in den letzton
30 Jahren sich besonders fühlbar gemacht; es haben daher die Mono-
metallismen, d. i. Anhänger einer einfachen Währung, jetzt sehr an Zahl
zugenommen. Bei der pinfachen Währung ist nur eines der Edelmetalle.
Gold oder Silber, Währungsmetall, wenngleich das andere im Umlaufe
daneben vorkommen kann und meist auch wirklich vorkommt, nur dals
bei der Goldwährung dem Silber die Rolle der Scheidemünze, bei der
Silberwährung dem Golde blofs die Bedeutung einer Waare zufällt.

Man hat zur wissenschaftlichen Begründung der einfachen Währung


angeführt, dafs die beiden Metalle von verschiedenartiger Substanz seien,
daher sei auch ihr Wert ein verschiedenartiger; geradeso wie die Länge
der Brabanter und der Rheinländischen Elle eine verschiedene ist, liefsen
sich auch die beiden edlen Metalle nicht als homogene Grade ein und
desselben Maßstabes verwenden. Nur eines der beiden Metalle könne
bei einem bestimmten Akte des Messens, beim Messen eines einzelnen
Gegenstandes als Mafsstab dienen, und daher dürfe man nur mit Gold
oder Silber messen. So überzeugend diese Worte klingen, so ist doch
diese von Grote gezogene Folgerung nicht einwandfrei. Grote läfst
aufser acht, dafs das, was gemessen werden soll, in beiden Fällen gründ-
lich verschieden ist, das eine Mal die Länge oder Schwere, also die ob-
jektive Eigenschaft eines Gegenstandes, das anderemal eine subjektive
Vorstellung. Man mufs sich daher wohl mit dem Gedanken vertraut
machen, dafs das Geld als Werkzeug zum Messen der ökonomischen
Wertvorstellungen des Menschen niemals jenen Grad der Unveränder-
lichkeit besafs, noch ihn jemals annähernd erreichen wird, den etwa
Gewichts-, Längen- oder Hohlmafse erlangen können. Auch darf man
sich die Folgen, wenn etwa alle Staaten zu einfacher Währung über-
gegangen sein sollten, keineswegs als segensreich für die Menschheit aus-
malen, am allerwenigsten dann, wenn, wie es heute den Anschein hat,
das Silber die Währungseigenschaft durchaus verlieren sollte. Wohl ist
es wahr, dafs die einfache Goldwährung vom Steigen oder Fallen des
Silberpreises und umgekehrt die einfache Silberwährung vom Steigen
und Fallen des Goldpreises nicht unmittelbar berührt wird, desto em-
pfindlicher wirkt jede Preisänderung des eigenen Metalls. Die Silber-
länder leiden jetzt schwer unter dem niemals vorher erlebten Tiefstande
des weifsen Metalls, und sicherlieh ziehen daraus gegenwärtig die Länder
mit Goldwährung schönen Nutzen. Allein das Blatt könnte sich auch
wenden, wie dies schon öfter vorgekommen ist, und in solchem Falle
würden die Goldländer die Kosten zu tragen haben.
Grote, Geldlehre 4j f> ff. ; Aufsätze über Gold- und Silberwährung, zerstreut in
den Hl. f. Münzfr. 15. 1880, 1881. — Soetbeer A., Andeutungen in bezug auf die ver-
mehrte Goldproduktion und ihren Einflufs. Hamburg 18.V2 (mit graphischer Darstellung

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§ 20. Nachteile der Doppelwährung ; internationale Münzkonferenzen. 1 f>l

des Schwankens der Goldpreise von 1690—1852. über das Verhältnis zwischen Gold
und Silber im Altertum und Mittelalter. Gotha 1879 (Erganzungsheft zu Peternxana
geogr. Mittig., Bd. XIII. —
Mein Vortrag über das Wertverhältnis der Edelmetalle in
Deutachland während des Mittelalters in den Verhandlungen des Brüsseler numis-
matischen Kongresses (Br. 1892), ferner Aufsätze über den gleichen Gegenstand von
Blanchard, Marcheville und M. de Vienne im Annuairr de numismalique 1890,
1891. — Manche Angaben über das Wertverhältnis der Edelmetalle (meist aus Shaw,
der seine Ergebnisse fürs Mittelalter leider ohne Quellenzeugnisso anführt) bei Ba-
belon, Notice 46 ff. —
.Statistische Tabellen zur Währungsgeschichte der österr.-
ungnrischen Monarchie und Tabellen zur Währungsstatistik, verfafst im k. k. Finanz-
ministerium. 1. Aufl., W. 1892 — 1893. Die 2. Ausgabe dieses von Shaw sehr hoch ge-
stellten Werkes ist 1904 im Erscheinen. —
Knies, Das Geld, 2. A. (B. 1885), S. 238 ff.
4. Soviel dürfte feststellen, dafs es nicht einmal im Interesse der
Goldländer liegt, dafs das Silber allerorten seiner Eigenschaft als Währungs-
metall verlustig gehe, auch wird der Übertritt eines Landes mit Silber-
wahrung zur Goldwährung seitens der Staaten, die sich bereits im Besitz
einer solchen befinden, keineswegs gern gesehen, da man sich der Be-
sorgnis nicht entschlagen kann, dafs die vorhandene Golddecke denn
doch zu kurz sein könnte, um für die ganze Erde zu reichen. Abhilfe
erwarten die Freunde der Doppelwährung von einer internationalen Ver-
einbarung über das Wertverhältnis der Edelmetalle; doch lassen die ver-
schiedenen staatlichen Münzkonferenzen, zu denen es schon gekommen
ist, nur wenig Hoffnung dafs die erforderte Einigung in absehbarer
,

Zeit eintreton könnte, zumal es offene Frage bleibt, wieweit sich die
Metallpreise im freien Verkehr an diese Vereinbarung halten würden.
Beachtenswerter ist, dafs von unternehmenden Staaten der Versuch ge-
macht wurde, die Doppelwährung auf Grund eines den jetzigen Markt-
preisen angenäherten Verhältnisses wieder zu beleben. Die Republik
Chile hat durch das Gesetz vom 11. Februar 1895 Prägungen nach dem
Verhältnis von 1 30 angeordnet (*/$
: des Goldskudo nicht ganz 0,55 g ,

Feingold =
1 silbernem Peso von 16,70 g Feinsilber); Japan soll sogar
ein Verhältnis von 1 3272 beabsichtigen. Sie sichern sich dadurch einen
:

grofsen Silbervorrat zu Preisen, die ein Menschenalter vorher niemand


für möglich gehalten haben würde, und hoffen wohl auch auf den Ge-
winn, der ihnen bei einem Steigen der Silberpreise zufallen müfste. Wie-
der andere erwarten Besserung von der Einrichtung einer Weltmünze,
obgleich es zweifelhaft ist, ob die Staaten sich über eine gemeinsame
Handelsmünze, geschweige denn darüber hinaus so bald vereinigen
wei den. Doch ist eine wichtige Erleichterung des Weltverkehrs dadurch
geschaffen, dafs die Mehrzahl der grofsen Staaten den Feingehalt der
französischen Goldmünzen von 900 Tausondstein für ihre Goldstücke
angenommen hat (§ 30, 8).

Über Silberpritgungen von Chile und Japan in jüngster Zeit. Z. f. N. XX und


XXI, Anh. 9, 10(1896—1897). —
Babolon, Xotiee 53 ff. La qmtttion tnnMUiiv von-
tcmjwraiw. —
Zur Silberfrage. B. Mzbl N. F. 1902, Nr. 6, S 89. Die Beschlüsse der
,

internationalen Wahrungskoniniission zu Berlin, Juli 1903, die u a. für China Beibe-


haltung der Silberwahrung, «loch ohne Freigabe der Prägung empfahlen, um so den
Wert der 8ilbermünzen gegenüber dem Golde möglichst zu festigen; s. M. Allgemeine
Ztg., M., 24. Juli 1903. —
Hierher gehört auch der Vorschlag Sir .1. Steuarts, das
mittlere Verhältnis zwischen dem iold u. ^Überpreise als Währung anzunehmen, so dafs
<

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152 Zweiter Teil. GeldKe*chichte.

der Gläubiger das Recht haben Zahlung halb in Gold und halb in Silber
sollte, die
zu fordern. Roscher, System III, 213, Anui. 8. —
Als ein verunglückter Vernich,
diesen Gedanken in die Tat umzusetzen, int der 1878 in den Vereinigten Staaten als
Probe geschlagene Dollar Goloide zu betrachten, der aus einer Silber-Goldmiachung —
eine Art Electron —
bontand. R. N. B. XXXV
(1879) 218 und dazu die treffenden Be-
merkungen Grotes, Bl. f. Mzfr., Nr. 68, S. 563 (1878). Zu erwähnen
noch, dafs ist

die nach dein Ukaa vom 5. Dez. 1763 aus sibirischem Kupfer ausgebrachten Münzen,

um die Scheidungskosten zu sparen, in ihrer natürlichen Mischung mit Gold und Silber
hergestellt wurden. Praun, Gründl. Nachr. (L. 1784), 3. Aufl., 406, §8. Doppel-
währung: Knies, Das Geld, B. 1873, S. 230 2. Aufl. B. 1886. S. 286 mit Ausfüh-
;

rungen über vertragsmäßige internationale Doppcl Währung. —


Schmoller, Grundrifs
IT, *5, § 167 mit Ausführungen Über >das ältere Nebeneinanderzirkulieren von Gold und
Silbermünzen.« —
Weltmünze: Nahuys M., Essai und ebenso Etat de la question
de l'uniformite des montuiun, poids et des mrsures. Utrecht 1865 und L. 1866. La ri-
forme monitaire de VAlletnagne consideree au point de vue national et international.
Utrecht 1870. —
Dazu R. N. B. V, 1, (1869). —
Feer- Herzog, L'unijicatum monetaire
internationale. Genf 1869. —
Wolowski, L'or et Vargent. question monetaire, P.
1868. — Brichaut, Histoire monetaire eonte.mporuine. R. N. B. Serie V, Bd. I, S. 461 ff.
Ja ßorin cotunihre comme monnuie internationale Anntiaire IDT, 331. Für die Pariser —
Weltausstellung im Jahre 1900 hatte R. Mowat eine colhetion monetaire universell'-
vorgeschlagen, um den Übergang zu einer Weltmünze anzubahnen. R. N. IV, t. 3 (1899),
S. 247. —
Bedenken gegen die Ausführbarkeit eines einheitlichen Weltmünzsystems
äufsert Roscher, System III, § 49.

§ 21. Reehnumrseinhelt und Zähl weise.


das Geld seine wirtschaftliehe Aufsähe, allgemeines Wert-
1. Soll
mafs und Zahlungsmittel zu sein, auch erfüllen, so mufs ein gewisser
Wertbetrag als Rechnungseinheit bestimmt werden, um darnach Ab-
stufungen in auf- und absteigender Reihe zu bilden. Die Gröfse dieser
Rechnungseinheit ist wohl vom Willen des Münzherrn abhängig, läfst
sich indessen, wenn sie weder willkürlieh
ihre Aufgabe erfüllen soll,
festsetzen, noch auf rein mathematischem Wege
sondern wird ableiten,
durch die jeweilig herrschenden Bedürfnisse bestimmt. Es ist nun Sache
der Münzpolitik, die für die Rechnungseinheit gerade passende Gröfse
zu ermitteln, was nicht so leicht ist; denn man mufs dabei sowohl auf
das geschichtlich Hergebrachte Rücksicht nehmen, als auch erwägen,
dafs Welthandel und Kleinverkehr eine ganz verschiedene Art der Ver-
mittlung fordern. Der gröfse Verkehr, um mit Grote zu reden, spielt
seine Rolle an der Börse und in den Rechnungsbüchern der Geld- und
Warenhilndler, der Rankiers und Kaufleute er rechnet! Der kleine —
spielt die seinige in den Bäckerladen und auf dem Gemüsemarkte er —
rechnet nicht; er zählt, er milst, er wägt blofs. Ein Geldsystem, das
nur den Anforderungen eines dieser beiden Verkehrsgebiete genügen
will, ist daher tadelnswert und verwerflich.

Grotes Geldlehre § 14, mit sehr übersichtlicher Vorführung der Ober- und
Unterrechnungseinheiten in den um 1850 bestehenden Münzsyntemen der wichtigsten
Staaten. —
Hoffmann J. <>.. Die Lehre vom <i««l<le. B. 1H,'18, 1. Del Mar A., —
Histury of thr monetnry Systems. !,. 1H94 ins Französische übersetzt dureh A. Chabry
und ('. Besinnet. P. 1899.

2. Tm die Zühlweise eines Münzsvstoms zu bestimmen, sind sowohl

der Wertbetrag der Rechnungseinheit, als die Vermehrung.««- und Teilungs-

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§ 21. Rechnungseinheit und Zähl weise : Duodocimal- und Decimalsystem. 153

stufen derselben anzugeben. Gewöhnlich wird man


mit der Bezeichnung
einer oberen und einer unteren Einheit auskommen
Mark 100 Pfen-
: =
nig, Frank =
100 Centimes, Gulden =
60 oder 100 Kreuzer usw. Er-
scheint jedoch die Untereinheit für die Bedürfnisse des kleinen Verkehrs
zu grofs, so wird eine weitergehende Teilung erforderlich. Man erhält
dann mehr Stufen, so beim englischen Pfund Sterling, das in 20 Schil-
ling zu 12 Pfennig zerfällt, bei der früheren Talerrechnung in Deutsch-
land, die den Taler in Groschen und diesen noch weiter in Pfennige
zerlegte u. dgl. m. Dabei soll der Wertbetrag der gewählten Untereinheit
mit Vermeidung von Bruchzahlen sowohl der kleinsten vom gröfseren
Verkehr noch in Rechnung gezogenen Wertgröfse, als den Bedürfnissen
des täglichen Verkehrs entsprechen. Es weist darum beispielsweise die
neue Kronen Währung in Osterreich gegenüber der österreichischen Gulden-
währung in ihrem Rechnungssystem unverkennbare Vorzüge auf, indem
statt des halben Kreuzers die Untereinheit des Hellers, die kleinste vom
Grofsverkehr noch berücksichtigte Rechnungsgröfso ist und die Krone
als obere Einheit etwa die Mitte unter den verbreitetsten Münzeinheiten
in Europa: Frank, Mark und Schilling einhält, während der frühere
Gulden für seinen Zweck viel zu grofc war.
Grote, Geldlehre, § 15. Die Zllhlwelse. Ho ff mann a. a. O., 19. —
Schmol-
ler, Grundrirs IT, §166, S. 80, macht aufmerksam, dafs hei den höher entwickelten
Kulturvolkern hauptsächlich drei Gruppen von Münzsorten vorkommen: eine mittlere

von etwa 3 5 g Feinailher (attische Drachme, römischer Denar, heute Frank, Mark usw.),
eine kleinere Teilmünze und eine probe Münze, die oft ein Vielfachen der mittleren
ist. Eh könne >nicht Zufall sein, dafs so die verschiedensten Völker immer wieder
auf ahnliche Münzgrofaen kamen. Sie entsprechen den Hauptarten des Verkehr» ent-
wickelter Volkswirtschaften«.

3. Die Zählweiso bestimmt nun, wie viele Untereinheiten in einer


Obereinheit enthalten sein sollen. Etwa vom 8. bis gegen das 13. Jahrh.
legte man der Ausprägung im Abendlande fast ausschliefslich das Quartal-
System: Pfennig, Hälbling, Ort, zugrunde; seitdem herrschto hier bis ins
19. Jahrh. das Duodezimalsystem vor, das infolge der vielfachen Teil-
barkeit der Zahl 12 sich den Bedürfnissen des Klein Verkehrs bestens
anschmiegt. Die neuere Münzgesetzgebung hingegen, die unverkennbar
vor allem den Grofsverkehr berücksichtigt, hat sich fast allgemein für
das Dezimalsystem entschieden, das sich von Frankreich aus seit der
grofsen Revolution immer weiter verbreitete, wiewohl die ersten Münzen
nach Dezimalfufs nicht in Frankreich, sondern in Amerika und Genf
geprägt und in den Jahren 1792—1794 in Umlauf gesetzt wurden.
E n g e S e rr u r e benutzen die Einführung der Dezimalzahlung ins Münzwesen
I

als Einleitungsgrund um in ihrem Traite die Münzkunde der neueren Zeit von jener
der Gegonwart zu scheiden. (Dazu X. Z. 1870, Nr. 8, S. 46, über die Genfer Prägungen
von 1794). Nach der bei Grote, Geldlehre, $11, S. 67, dargebotenen Übersicht der
ReehnungHsysteme waren im Jahre 18G5 noch Anhänger des Duodezimalsystems Däne-
mark, Norwegen, England, Indien, die Türkei und ganz Deutschland, das jedoch durch
die Kronzehntel bereits eine Handelsmimze mit Dezimalteilung besafs. Österreich und
die übrigen hier nicht genannten Staaten hatten schon das Dezimalsystem mehr oder
minder rein angenommen. Seither haben sich diesem noch Deutschland (1871, 1873),
Danemark (1874) und Norwegen 1S76 angeschlossen Hemerkenswert ist, dafs Na

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154 Zweiter Teil. Geldgenchichte.

poleon I. neben der Dezimal- auch die Viertelteilunp bei den Franken zulief«, und dafs
ähnliches noch heute im russischen Münzsystem vorkommt. Einen Vorschlag, wie
man die Vorteile beider Systeme vereinigen könnte —
der überwiegende Vorzug gebührt,
dem Dezimalsystem für den grofsen, dem Duodezimalsystcm für den Kleinverkehr —
machte Loos, indem er die Ausgabe von Dezimalpfennigen aus Messing und Duo-
deziraalpfennigen aus Kupfer vorschlug, deren erstero als Marken für Kassenführer
dionen sollten, im kleinen Verkehr aber grofsenteÜB als gleichwertend mit den andern
umlaufen würden. Vgl. Grote, Geldlehre § 15, S. 78. Die ersten Münzen nach—
dem Dezimalsystem wurden übrigens nicht in Frankreich (seit 1795), sondern in den
Vereinigten .Staaten von Nordamerika (seit 1792) ausgegeben. Die älteren nordameri-
kaniBchen Cents (seit 1778) waren Münzen der Einzelstaatcn oder Token, Geldzeichen.
4. Es ist nun keineswegs notwendig, dafs jede Stufe in der Zähl-
weise durch ein einzelnes Münzstück verkörpert wird, es genügt viel-
mehr, wenn sie durch Zusammenlegen
mehrerer Münzen bequem erreicht werden
kann. Dergleichen Abstufungen in der
Zählweise, die nur durch die Rechnung
Fip 86. Piccolo von Verona oder

- V2 Hcrurrstück v<>n Verona um UM. Kl*. S8. Venedig, Lira Tron (M71 1473).

als Einheit zusammengefaßt werden, tatsächlich jedoch Summen von


Münzstücken sind, pflegt man nicht eben passend als Rechnung«-
münzen zu bezeichnen. Sie dienen als Mittel zur Vereinfachung der
Rechnungen jetzt vor allein dem Großverkehr und umfassen oft grofae
Wertbeträge. Als Beispiele seien genannt der türkische Beutel Silber =
500 Grusch, das portugiesische Conto de Reis 1000 Mürels, die Tonne =
Goldes, die man auf 100000 Taler veranschlagte. Von den ostindisehen
Rechnungsmünzen ist wohl nur das Lack Rupien 100000 Rupien zu —
praktischer Verwendung gelangt, wiewohl noch andere Couron, Croor,
Padan, Nil genannt werden, die bis zum fabelhaften Betrage von 1000 Bil-
lionen Lack Rupien ansteigen.
Im christlichen Abendland waren seit dem Übergang zur Silber-
währung unter den Karolingern bis gegen den Schluß des 12. Jahrh.
fast durchweg nur der Pfennig und dessen Teilstücke wirkliche Münzen,
während die Oberstufen: Schilling =
12 (in Bayern-Österreich =30 Pf.)
Pfund =
240 Pf. =
20 bezw. 8 Schilling nur Rechnungsmünzen waren.
Erst als man Ende des 12. Jahrh. in Verona zur Ausprägung der Sohli
oder yrossi zu 12 picrofi schritt und seit 12f>2 die Ausmünzung des
Gohli s allgemeiner wurde, gewann man die Möglichkeit, auch die Ober-
stufen durch Einzelstücke zu decken. Zur Verkörperung des Pfundes
durch eine Münze gelangte man erst im letzten Drittel des 15. Jahr-
hundert, als der venezianische Doge Nikolaus Tron (1471 1473) die —
Ausmünzung «1er sog. Lim Tron begann. Rechnungsmünzen waren im

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§ 21. Rechnungsmünzen, Zahlmarken, »idealisehes Geld«, Soutus marcharum. 155

auch die sogenannten Zählinarken von verschiedener Gröfse


Mittelalter
zu 144, 160 Pfennig usw.
über Rechnungsmünzen: Grote, Geldlehre, §14, 8.68, Die indischen Rech-
nungsniünzen, die in Taverniers Reisen angeführt werden bei Schmieder unter
den o. a. Namen. Deutsche Rechnungsmünzen: Bose, Handbach der Geldkunde II,
S. 1 ff.

5. Die Bemühungen, zu einem von allen Schwankungen des Münz-

fußes unabhängigen Geld zu gelangen, haben zur Schaffung einer be-


sonderen Art fingierter Münzen (Büsch: »idealisches Geld«) Anlafs ge-
geben, die sich von den eben besprochenen Rechnungsmünzen dadurch
unterscheiden, dafs sie dem Empfänger nicht eine bestimmte Zahl ge-
prägter Münzen, sondern eine unveränderliche Menge Edelmetall sichern
wollen. Hierher gehörte die venezianische Rechnung nach Lire di grossi,
die bei der Beständigkeit des Matapans oder Grosso lange Zeit eine un-
veränderliche Silbermenge darstellte, später aber zu einer doppelten Ein-
teilung dos Grosso zu 32 oder 48 piecoli führte, je nachdem die Zahlung
in Silber oder Gold zu leisten war, sowie der seit Anfang des 15. Jahrh.
festgehaltene Rechnungsdukaten zu 6 Lire 4 soldi. Jünger als diese
venezianischen Einrichtungen, aber von gröfserer Verbreitung war der
sog. Scutus Marcharum, der dadurch entstanden sein soll, dafs deutsche
Kaufleute auf die stark besuchten Genfer Warenniessen Feingold in
Barren mitbrachten und nach dem Pariser Markgewicht an Zahlungs-
statt abgaben. Anfang des 15. Jahrb., als der Mefsverkehr allmählich auf
Lyon überging, hatte sich die Mark Feingold als Rechnungseinhoit bei
den Mefskaufleuten soweit eingebürgert, dafs man Wechsel von und zu
der Messe nahm, die auf diese Wertgröfso gestellt waren. Zu diesem
Zweck teilte man die Mark von 244,7529 g Schwere rechnungsmäfsig in
65 Scudi, die ihre weitere Unterteilung in 20 sohli zu 12 denari hatten.
Der Markenskudo (acutus marcharum) war also nichts anderes als die in
Kaufmannskreisen übliche Bezeichnung für eine feststehende Menge
Feingold von 3,7656 g Schwere und war daher als unwandelbares Ein-
lieitsgeld verwendbar, während der Metallskudo in sehr verschiedener
Wertgestalt vorkam.
Gleichen Zwecken hat die Hamburger Bankwährung seit 1690 ge-
dient, welche zuletzt (seit 1790) ein Stück Feinsilber von 25,3*783 g
Schwere als Banktaier behandelte. Die Bank schrieb dem Einbringer
von Silberbarren, die 980 Tausendstel fein sein muteten, für jede darin
enthaltene kölnische Mark Feinsilber 27 Mark 10 Schilling (9 5/24 Reichs-
taler) Bankwährung gut und für jede über kurz oder lang wieder heraus-
genommene kölnische Mark Feinsilber 27 Mark 12 Schilling (9'/4 Rtlr.)
Bankgeld zur Last und schuf dadurch einen unverletzlichen Banktaier,
der weder der Abnutzung noch der Verschlechterung im Münzfufs aus-
gesetzt war.
Papa do pol i Conte X., L< Bimetalismr a Yciiixe au tiioyoi-äge (Memoire» den
Brüsseler num. Kongresses. Br. 18IU, S. f>3ö ff.). Chor «lie Hamburger Bankwahrung:
Noback, Taschenbuch. L. 1851, 317 ff. — Büsch J. G., Grundsätze «ler Münz-
politik, Hamburg 1789. S. A. aus dem 2. Bd. der Ilandlungsbibliothek), S. 388 ff. wird

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150 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

über den Unterschied des Hamburger Banktalers von dem > idealischen Wechselgeld«
anderer Nationen: dem Pczzo di otto, dem Ducato di Banco in Venedig usw., dessen
Wert doch immer aus dem umlaufenden Gelde berechnet werden müsse, gehandelt —
Scutm marcharum: Endemann, Studien in der romanistisch-kanonistischen Wirt-
schafts- und Rechtslehre I (B. 1874), S. 180 nach Scaccia, Tractatus de commerviis et
cambio, F. 1648, § 2 Glossa 3, S. 314 ff. Die Entstehung dieser Rechnungsmünze dürfte
mit der Eröffnung der Lyoner Messen im Jahre 1419 zeitlich nahe zusammentreffen,
denn der französische ecu d'or, der bis 1417 zu 64 Stück auf die feine Pariser Mark
gestückelt wurde, verlor von da ab rasch an Feingewicht und wurde schon am 7. Marz
1419 (7. März 1418 der französischen Zeitrechnung, die ihr Jahr mit Ostern begann) zu

67 Stück, in den Jahren 1420 1421 zu 68 Stück aus der Pariser Mark ausgebracht.
Saulcy, Ilfcueül, 43 14 und Schulte A., Geschichte des mittelalterlichen Handels
zwischen Westdeutschland und Italion. L. 1900, I, 485 ff.

§ 22. Der Mflnzftafs.

Münzfufs nennen wir die von einem Münzberechtigten ausgehende


1.

Festsetzung, wieviel Münzstücke aus einer Gewichtseinheit Metall, das


Feinmetall sein kann, gewöhnlich jedoch eine im voraus bestimmte
Metallmischung (Legierung) ist, ausgebracht werden sollen (vgl. § 5, 3).
Durch den Münzfufs werden demnach Schrot und Korn einer Münz-
gattung bestimmt. Der Ausdruck Schrot bezeichnet dabei das absolute
oder Rauhgewicht der einzelneu Münze, Korn hingegen den Fein-
gehalt (im Mittelalter: Witte, Brand, Gelöt, albedo, vgl. § 18, 10). d. i.
die Beschaffenheit der Metallmischung und mittelbar auch das Fein-
gewicht, d. h. den verhaltnismäfsigen Anteil des Edelmetalls an dem
Rauhgewicht des Geldstückes. Die Bestimmung des Münzfufses ist
praktisch die Hauptsache eines Münzgesetzes, wiewohl die Forderungen
der Theorie die Feststellung der Währung und des Gewichtssystems in
den Vordergrund stellen. Je nachdem nun ein Münzfufs das Feingewicht
der Münzeinheit sowohl an sich als im Verhältnis zum beigelegten oder
Nennwert derselben hoch oder niedrig stellt (§ 19, 4), pflegt man von
einem schweren oder leichten Münzfufs zu sprechen.
Bufse, Kenntnis des neueren Münzwesens. L. 1795, I, 131 ff. vom Münzfufse.
— Buse, Geldkunde. K. 1H03, S. 28, 3. Kapitel: Münzfufs oder gesetzliche nestininiuni:
des Schrotes, Korns und Zahlwerts der gangbaren Münzen. —
Grote, Geldlchre,
§16. — Laband, Deutsches Staatsrecht, 3. Aufl., Freiburg 1895, II, S. 149 ff. —
Die Ur-
sachen, weshalb der Münzfufs bei den meisten Völkern mit der Zeit leichter geworden
ist, d. h. »die Münzen eines gewissen Namens Hieb entweder an Gewicht oder an Fein-

gehalt oder an boidem zugleich« verschlechtern, s. bei Roscher, System der Volks-
wirtschaftslehre, III (3. Aufl. S. 1882), § 42.

2.Die Genauigkeit, die bei der Münzarbeit erforderlich ist, um das


im Münzfufs festgesetzte Schrot und Korn einzuhalten, hat vielfach zur
Aufstellung besonderer Münzgewichte geführt (tj 6, 7). Das Münzwesen
des früheren Mittelalters, das an römische Einrichtungen anknüpfte
(§11, 12), hat sich des römischen Pfundes von 327,453 g Schwere als
Münzgewicht bedient und aus diesem nach gesetzlicher Vorschrift 144 Si-
liquen in Ganz- oder Haidstücken ausgebracht. Diese Halbsiliquen sind
die in der Lex Sadai erwähnten Denare, so dafs im Frankenreich
ursprünglich wohl 2HS Denare auf da.s Römerpfund kamen, das weiter

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§ 22. Der Münzfnfe: Schrot und Korn der Münze, Münzgewichte. 157

in 12 Unzen von 27,288 g Schwere zerfiel. Karl der Grofse führte jeden-
falls einen schwereren Münzfufs ein; doch ist es sehr zweifelhaft, ob
damit auch die Erhöhung des Pfundgewichts verbunden war, und sicher,
dafs es nur ein vorübergehender Versuch gewesen sein kann, weil später
wieder das Römerpfund den Ausmünzungen zugrunde lag. Die Forscher,
die sich für ein solches karolingisches Pfund entscheiden, nehmen an,
dafs dieses mindestens 367 g Schwere hatte, von andern wird es auf
15 Römerunzen oder 409,32 g, von Marcel Prou sogar auf 491,179 g
(eingeteilt in 12 Unzen von rund 41 g Schwere) berechnet, keine dieser
Annahmen ist jedoch in ihren Grundlagen hinlänglich gesichert. Da-
gegen ist es gewifs, dafs man im späteren Mittelalter ein Gewicht von
gewisser Schwere als Pfund Karls d. Gr. (pondtts Karoli) bezeichnete,
wahrscheinlich jenes Pfund von etwa 409,32 g Schwere, das hie und da
als Handelsgewicht von Spanien bis nach Rufsland vorkam.
An Stelle des römischen und des karolingischen Pfundes ist später
die Mark als allgemeines Münzgewicht getreten. Die Mark, die zuerst
im 9. Jahrh. in angelsächsischen Urkunden erwähnt wird, ist wahrschein-
lich eine von den Nordgermanen vorgenommene Anpassung des römischen
Gewichts an ihre Bedürfnisse, bei welcher zwei Drittel des römischen
Pfunds oder 8 Unzen zur Gewichtseinheit gemacht wurden. Tatsächlich
zerfiel die Mark, soweit die Nachrichten zurückreichen, in 8 Or (alt-
nordisch eyrir, Mehrzahl aurar, latinisiert ora oder hora), die ihrem Ge-
wichte nach mit der römischen Unze (27,257 g) auffallend übereinstimmen.
Urkundlich erwähnt findet sich die Mark in Deutschland erst im 11. Jahrh.
im folgenden Jahrhundert begegnet uns schon ihre neue Einteilung in
16 Lot, die als halbe Unzen gedacht sind und fortan in Deutschland
und Skandinavien üblich blieben, während man anderwärts (in Frankreich,
England, Italien, Spanien usw.) an den Unzen festhielt.
Mit der gleichon Einteilung der Mark war jedoch keineswegs Über-
einstimmung ihres Gewichts verbunden, vielmehr war deren Schwere
nach Zeit und Land verschieden und schwankte von etwa 196 280 g. —
Die Einteilung der Mark beruhte, wenn man die bei den Angelsachsen
nachweisliche Halbmark einschiebt und die als Or vorkommende Unze
beibehält, nach dem streng durchgeführten Grundsatz der Halbteilung
1 Mark ~ 2 Halbmark =
4 Vierdung =
8 Unzen 16 Lot =
32 =64 =
l 2 = =4 » =8 =
16 =32
1 , 2 = = 4» = 8^=
16 5
1 =2 =
4 = =
8 = •

1 , 2
~
4 = =
1 = 2
Ein allgemeines Handbuch der mittelalterlichen Metrologie fehlt, obgleich ein
solches eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Geldgeschichte dos Mittelalters
wäre. Soweit nicht Einzeluntersuehungon vorliegen, bleibt nicht» übrig, als von dem
zuletzt an einem Orte üblichen Gold- und Silbergewicht auszugehen. Ks ist jedoch zu
berücksichtigen, dafs im Laufe der Zeit diese Gewichte mehrfach eine Veränderung und
zwar meist eine Erhöhung um einige Gramm erfahren haben. Einzelne Angaben bei
Prunn, Gründliche Nachricht, 3. Aufl., L. 1784, Kap. 1. — Bonnoville, Traite des
moiuuivs d'or et d'argent. P. 1806.— Soetbecr, Ober die Münz- uud Gewichtsver-
hältnisse unter den Merowingern sowie über den Ursprung und die Verbreitung des

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i
1Ö8 Zweiter Teil, Geldgeschäfte.

Markgewiehts. Hainburg 1858; auch Forschungen z. deutschen Geschichte. Göt-


s.

tinnen IV, 303 ff. —


Blancard, La pile de Chnrlemagne und Vorigine du marr, Anna-
aire de la Soc. franc. de n um von. t. XI, XII, 1887, 1888, dazu die Untersuchungen des-
selben über die Schwere des Markgewichts in verschiedenen französischen Städten
(En gel- Se r r u rc ,
Hepertoire den sourecs imprimern de la nuniismatique fraiicaiftf.
Nr. 613, 624':. — Prou Maurice, La dite dt Chnrlemagne (Memoires de la .S«c.
Ii rrr

nationale dm antiqnairen de France, t. L1V, P. 1895) —


Hilliger B., Studien zu
mittelalterlichen Mafsen und Gewichten. Histor. Vierteljahrsschrift 1901, 161 ; dann
a. a. O. 1903, 453 ff. —Bl. f. Mzfr Nr. 287 (1904, Nr. 1). —
Capobtanchi V., Pesi
proporzionali desunli dai doeutnenti della libra h'omana. Merovingica e di Carlonmgno.
Hiv. Hai. di Xuntisinatira, Mailand 1892. —
Blanchet, Manuel U, 2, p. 472 ff Poids
du midi mit vielen Gewichtsangaben. — Holinboe, Kuf*landts nebln Yaegtxyxtem in
den Verhandlungen der Kgl. Norweg. Ges. d. Wissenschaften, Christiania 1867, 1868,
S. 25; ferner a. a. O. 1869, S. 67 einen Aufsatz über norwegische Gewichtslote des
14. Jahrh. (Vgl.Bl. f. Mzfr. 1872, Nr. 32, Sp. 236) —
v. Arnim, Nordgernianisches Obli-
gationenrecht I, 440 ff ., II, 506 ff. — v
t her altere Markgewichte: Meine münzgeschicht-

lichcn Vorstudien im Archiv f. .interr. Gesch., XLVI. W. 1871 und MuffatB Unter
Buchungen Ober bayer. und österr. Münzwesen in den Abhandl. d. Kgl. Baver. Akad
d. Wiss. III, Cl. Bd. XI und XII. M. 1870-72. —
Grote, Münzstudien III Die numis-
:

ma tische Metrologie, S. 1 ff. — Nicht zuganglich war mir 8choap J. G., Europäische
Gewichtsvergleichung gegen dns nürnbergische Gewicht. N. 1722.

3. Die bis auf Quintel durchgeführte Teilung der Mark als Silber-

gewieht hat für die Zwecke des täglichen Verkehrs ausgereicht, nicht
aber für die Ausmünzung, die noch weit kleinerer Gewichte bedurfte
Ein solches erhielt man zunächst durch Yiertelung des Quentchens, die
den Pfonnig oder Richtpfennig als 256. Teil der Mark ergab. Grote
meint, dafs man weniger als den Richtpfennig, der je nach der Schwere
der Mark etwa von 0,9 —
1,1 g schwankte, anfangs wohl nicht abzuwägen
vermocht habe. Das mag —
vielleicht —
für die ersten Jahrhunderte
des Deutschen Reichs richtig sein, trifft jedoch weder für die vorher-
gehende Zeit, in der noch römische Einrichtungen nachwirkten, zu, noch
für die Folgezeit, als die gröfsere Genauigkeit im Wagen heischenden
Goldmünzen in Umlauf kamen. So gelangte man also in Deutschland
etwa in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu einer Unterteilung des
Richtpfennigs in zwei Heller, die bis auf */öi2 (' er Mark ging. Darüber
hinaus kam man in Norddeutschland während des Mittelalters nur dort,
wo man wie in Lübeck wegen starker Goldeinfuhr aus Flandern die
feineren niederländischen Gewichte kennen gelernt hatte. Anders im
Süden, wo die Wiener und seit 1409 auch die Grazer Münzstätte in
der Medol (medtda) und Halb-Medel Münzgewichte verwendeten, die dem
720. und 1440. Teil der Wiener Mark entsprachen, also auf weniger als
2 Dezigramm herabgingen. Erst im 16. Jahrb., meldet Grote, gelang
es französischen Mechanikern, feiner ziehende Wagen zu verfertigen und
alsdann auch die grains des französischen Gewichts körperlich darzustellen,
l'm diese benutzen zu können, ermittelte man in Deutschland, dal's der
Richtpfennig genau gleich IT gwins poids de wäre sei. reihte aber diese
nach dem in den Niederlanden schon üblichen Namen Aß, als Äfscheu,
AschfH. Esrhun in das Kölner Gewichtssystem ein. Noch später, wohl
zu Beginn des 18. Jahrh. kamen in Deutschland die Richtpfennigteile
auf. deren man 6f>.f>36 mit einer Schwere von tf'/o Milligramm auf die

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§ 22. Verjüngte» und Probiergewicht : Richtpfennig, Medel usw. 159

Kölner Mark rechnete. Der Richtpfennigteil diente jedoch nicht zum


Wägen der Münzen selbst, sondern wurde (wie die Medel und Halbmedel
zu Wien schon 1400) in den Münzstätten beim Probieren des Feingehalts
der Metalle als sog. »verjüngtes Gewicht« verwendet, wobei der Betrag
der Mark durch das Gewicht des Richtpfennigs und dieser durch das
Gewicht des Richtpfennigteils (= Richtpfennig) vertreten wurde.
Friese, Münzspiegel, S. 33 ff. — Bufse, Kenntnis d. neueren deutschen Münz-
Weyens. L. 1795, I, 79 ff.: vom Gold- und Silbergewicht. — Grote, Münzstudien III,
S. 4, vergleichende Angaben über daa französische, englische, niederländische, deutwehe
und russische Gewichtssystem. Der von Grote erkannte Zusammenhang des russischen
Pfundes von 409,511 g mit dem kölnischen Gewicht erklärt sich, wenn Hill ige rs
Berechnung der Kölner niarca mercatorum mit 204,74 g zutreffen sollte. Es wäre dann
einfach das als Kaufmannsgewicht fortlebende sog. pondus Caroli von mindestens 408 g,
das durch deutsche Kaufleute (Nowgorod uswY in Rufsland eingebürgert wurde. —
Über das Wiener Münzgewicht und dessen Einteilung s. meine Wiener Pfennige,
§ 12 (W. X. Z. Vin, 268 ff.) und Wiener Mw. II, 780. — Wir sind im allgemeinen ge-
neigt, die Genauigkeit zu unterschätzen, mit der man im Mittelalter rechnen und wägen
konnte, weil uns die Methoden dieser Zeit nicht mehr geläufig sind, vgl. Hillig er in
der Histor. Vicrtcljahrcsschr. 1903, S. 178, dazu Seebohm in d. Vierteljahrosscbrift f.
Sozial- und Wirtschaftsgcsch. 1903, 179 : On thr car/y currmcü-8 of the Gcrtmn tribes.
S. bespricht mehrere als Grabbeigaben gefundene Gewichte aus dem frühen Mittel-
alter und erwähnt, dafs durch Kombinierung der oinzeln sehr verschieden wichtigen
Stücke selbst ganz kleine Schweren (S. meint bis auf daa Troy Grain - = 0,0648 g
herab) ermittelt werden konnten. Der Hinweis auf die Kombinierung bleibt ein beach-
tenswerter Fingerzeig, wonngloich man den übrigen Folgerungen Seebohms nicht bei-
stimmen kann.

4. Das, was mau in der technischen Sprache, jedoch ganz sprach-


widriger Weise Probiergowicht nannte, war gar kein Gewicht, sondern
eine ideale, in Grade abgeteilte Skala zur Bezeichnung des Feingehalts.
Heutzutage gibt man bei chemischen Analysen den verhältnismäfsigen
Anteil der einzelnen Bestandteile einer Metallmischung einfach nach
Hundertsteln oder, wie im Münzwesen, nach Tausendsteln an, indem
man das chemisch-reine Metall als Einheit hinstellt. Solch eine Vor-
stellung wäre indessen unsern Vorfahren zu wenig sinnenfällig gewesen.
Sie gingen vielmehr von der Erfahrung aus, dafs der nach dem Fein-
brennen einer Mark Metallgemisch zurückbleibende Klumpen Edelmetall
eine von der Zusammensetzung der Mischung abhängige Schwere hat,
und verbanden nun die begriffliche Abstufung des Feingehalts mit der
Einheit des handgreiflichen Metallgewiehts. So kam es, dafs man die
Skala in ebensoviele Teile und Unterteile als das Gewicht zerlegte und
auch einerlei Benennungen für die Teile beider beibehielt. Dabei er-
seheint indessen die völlige Übereinstimmung dadurch gestört, dafs man
die Einteilungsart des einheimischen Gewichts mit der eines fremden
verband und so zu einer doppelten Abstufung gelangte, je nachdem der
Feingehalt von Gold oder Silber angegeben werden sollte.
Grote, Münzstudien DI, 50 ff. Zur Bestimmung des Feingehalts dienten
Streichnadeln, die man, wie es scheint, fallweise mit dem für die Münze vorgeschrie-
benen Feingehalt anfertigte. Sie hiefseu in Bremen ;14. Jahrb.) Stuf, in Österreich
(14.— 15. Jahrh.) Korn, in den Niederlanden 14. Jahrb. Xarldc
]
=
Nadel, ultfranzösisch
rerge Der Ausdruck »wiWr< oder tuohk* war auch in Deutschland üblich; so ver-

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160 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

ordnet der kursächsiBche Münzvertrag von 1444 (IlirHch I, 96), »man »olle ein nalden
giefsen von jeglichem Münzwerke, eine von guten groHchen, eine von schildigten
groschen usw.« Vgl. auch Joseph P., Goldmünzen, 16. Jahrh., F. 1882, S. 160; Grote
IH, 220; Cumont. Melangen numismatiques (Amsterdam 1902). S A. aus der niederl.
num. Tijdskriß. S. 30.

5. Die Abstufung des Silberfeingehalts zerfiel in Deutschland und


den Niederlanden wie das Markgewicht in 16 Lot, zu 4 Quentchen, zu
4 Richtpfennigen, also in 256 Teile, in Frankreich und den meisten andern
romanischen Ländern hingegen in 12 deniers zu 24 grains, also in
288 Teile. Seit dem 17. Jahrh. bürgerten sich diese Grains vielfach auch
in Deutschland ein, indem man unter Weglassung der Quentchen und
Richtpfennige die Mark in 16 Lot zu 18 Grän, im ganzen also in 288 Grän
teilte. In England teilte man die Skala nach dem Pfundgewicht in
12 Unzen zu 20 Pfenniggewicht (= 240 pennyweights) in Italien ent-
=
,

weder die Mark in 8 Unzen zu 24 denari 192 denari, die in Venedig


noch in 6 caratti zerfielen, so dafs hier 1152 caratti auf die Mark
kamen, oder es hatte, wie Pegolotti für Florenz rechnet, die Mark
12 onze zu 24 denari, also im ganzen 288 denari. Für das Gold war
ursprünglich überall eine Abstufung der Mark in 24 Karat zu 4 Gran
üblich, und noch Tilemann Friese behauptet 1592 in seinem Münz-
spiegel (S. 15), dafs das Gold nicht über >ein Vierteil eines Karats, d. i.
das 96. Teil einer Mark,« hinaus geläutert werden könne. Als jedoch
mit den Fortschritten der Metallurgie eine genauere Gehaltsbestimmung
möglich und daher erforderlich wurde, behalf man sich bei der Gold-
probe verschieden. In Deutschland gab man die 4 (jgrofsen«) Grän des
Karats ganz auf und ersetzte sie durch 12 kleine Grän, so dafs nun die
Goldmark gleichfalls in 288 Grän zerfiel, in Italien ging man noch weiter
und teilte das Karat in 24 parti zuweilen gleichfalls grani genannt.
Anderwärts behielt man die 4 jgrofsen Grän, zerlegte sie indessen
durch Halbteilung bis auf V» Karat (Frankreich) oder selbst darüber
hinaus (England, Spanien). In Rufsland wird der Feingehalt beider
Metalle nach einer nüt 96 Teilen, doli, steigernden Skala bestimmt. Eine
Probe von 72 doli ist also gleich 12 lötig oder 0,750 fein.
Nach den erwähnten Abstufungen erfolgte nun in Deutschland die
Feingehaltsbestimmung in der Art, dals man den Anteil des edleren
Metalls nach Karat oder Lot und der übrigen Unterabteilung angab,
also von 22karätigem Gold, 14 lötigem Silber u. dgl. sprach. Abweichend
war der Brauch in Venedig. Hier wurde, wenn das Edelmetall vorwog,
die Verhältniszahl des Zusatzes unter Beifügung des Wortes peggio an-
gegeben, im umgekehrten Falle aber der Anteil des Edelmetalls als fein
hervorgehoben. Eine Münze di peggio 4-S caratti, enthielt demnach 1 104
caratti Edelmetall, welchen nach deutschem Sprachgebrauch 15 Lot 6 Grän
bei Silber und 23 Karat bei Goldmünzen jetzt 958 Tausendteile in —
beiden Fällen —
entsprechen würden. Die Bezeichnung im umgekehrten
Falle di fino argento caratti 352 bedarf keiner näheren Erklärung.
Grote a. n. ()., 51 ff. — Saulcy, Hern' U. Einleitung S. XII. — Praun,
Gründliche Nachricht, Kap. I, § 14 ff. — flau sc Salomon, Vollständiger Münzmeister

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§ 22. Abstufungen dos Feingehalt»; Remedium, Pasaiergewicht. 1G1

und Münzwardein. F. 1765. —


Eröffnetes Geheininus der praktischen Münzwissen-
schaft. N. 17G2, S. 50 ff. Y.in kleines Wörterbuch der Münzausdrücke auf 8. 110 ff.
— Carli-Rubbi, Delle mottete \, Haag 1751, Dissertazione I, § XXTT. —
Pcgolotti,
Pratica (Ulla mercatura, Cap. LXXII, LXXI1I, Legte di tnotute d'oro und a che leghe
di mottete bei: Pagnini, Deila decima. Lisbona e Lncca III, 1766, S. 290 ff ferner . ;

S. 330, cap. LXXXIV, Hicetta di affinare oro, ditnesticare l'ariento salvnggio, ricetta da
fare coppele d'assaggiare ariento, allegare ariento. Ähnliche Rezepte für die Wiener
Hausgenossen in dem von Karajan herausgegebenen Beiträgen z. Geschichte der lf.
Münze Wiens, Absch. VII, X ff. (in Chmels Geschichtsforscher I, W. 1838). —
Neu-
bauer, Feinbuch. B. 1867.
6. Soll ein Münzfufs längere Zeit aufrocht bestehen, ist es unbe-
dingt erforderlich, dafs die Münzen mit dem vorgeschriebenen Schrot
und Korn möglichst genau übereinstimmen. Dies bei jedem einzelnen
Stücke völlig zu erreichen, ist selbst mit den Mitteln unserer heutigen
Münztechnik oft schwer ausführbar. Man hat darum seit jeher gewisse
Fehlergrenzen sowohl beim Gewicht als beim Feingehalt aufgestellt und
läfst Stücke, die innerhalb dieser fallen, ungeachtet ihrer Abweichung
vom ideellen Münzfufs zur Ausgabe zu. Diese für die Ausprägung selbst
gestattete Fehlergrenze nennt man Remedium, Toleranz. Aufser-
dem pflegt, weil die Vollwichtigkeit der ausgegebenen Münze durch den
Umlauf fortwährenden Abnutzung ausgesetzt ist. ein Passier-
einer
gewicht zu werden, Stücke, deren Schwere unter jenes ge-
festgestellt
sunken ist, werden dann aus dem Verkehr gezogen. Sowohl die Prüfung
aufs Schrot als aufs Korn kann nun entweder, was das genauere ist, am
einzelnen Stück oder nach dem Durchschnitt einer gröfseren Menge, al
marco erfolgen.
Remedium: Der Ausdruck ist alt und wird schon 1433 gebraucht. Hirsch I,
76, Nr. LXXIX. — Hoffmann, Die Lehre vom Gelde, S. 37 ff., 42 ff —
Bufsc,
.

Geldkunde I, 44 ff. — Roscher, System III (3. Aufl. St. 1882), S. 205 und Anm. 5 auf
S. 207 —
den deutschen Goldmünzen ist seit 1871 eine Abweichung nach oben und
unten von höchstens 2'/, Tausendstel im Schrot und von 2 Tausendstel im Korn ge-
stattet.

7. Das genaue Nachprüfen des Schrots durch Einzelwägung pflegt


man Justieren zu nennen (§ 10, 1); es kann mit den technischen Be-
helfen der Gegenwart selbst bei Stücken mit geringerem Wertbetrag
leicht vorgenommen werden, während dies im Mittelalter sogar für die
Goldstücke schwierig war. Unter den Karolingern, die auf ein geord-
netes Münzwesen sahen, wurde desungeaehtet eine ziemlich sorgfältige
Justierung der Pfennigmünze durchgeführt; diese Genauigkeit wurde
später aufgegeben, und durch viele Jahrhunderte war überhaupt nur die
Prüfung al marco üblich, die zudem recht weite Fehlergrenzen hatte.
Als ein Beispiel sei auf das 1350 zwischen den Städten Nordhausen
und Ellrich abgeschlossene Münzübereinkommon verwiesen. Wer auch,
heifst es darin, daz man under eymc werke funde XII Schillinge Pfenninge
die eijnenßerdung tvugen zum stiersten, oder XIII Schillinge zum lichsten,
diemag man gelafse. Mit andern Worten: ein 20 Vierdung schweres
Werk wurde bei der Prüfung des Korns schon durchgelassen, wenn 144
der schwersten und 156 der leichtesten Pfennige al marco gewogen, das
gleiche Gewicht, nämlich einen Vierdung, ergaben. Anderwärts war es
Luic h In, Numismatik. 11

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1G2 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

nicht besser. Die Schweidnitzer Münzgesetze duldeten seit 1351, dafs um


J

/2 4
Heller aus der Mark geschlagen werden, als vorge
mehr oder weniger
schrieben ist (also statt 576 auch 552 oder 600 Stück), und verordnen
1460 sogar, dafs die neuen Heller am Aufschrott ?zu dem Achten* be-
stehen sollen, d. h. es wurden Gewichtsschwankungen bis zu V» gestattet
(Friedens bürg II, 54).
Wie grofs nun die Abweichungen im Gewicht bei den einzelnen
Pfennigen untereinander waren, kann man noch heutzutage ersehen,
wenn man Stücke gleichen Gepräges, die aus dem nämlichen Funde
stammen, auf ihre Einzelschwere untersucht und diese Ergebnisse mit
dem Durchschnittsgewicht vergleicht. Obwohl die Wahrscheinlichkeit
dafür spricht, dafs die schwersten Stücke schon vor der Vergrabung aus
dem Verkehr gezogen wurden, wird man nicht selten auf Münzen stofsen.
die mehr als zur Hälfte über oder unter dem Durchschnitt stehen.
Aus diesem Grunde ist auch auf Einzelgewichte mittelalterlicher
Kleinmünzen meist wenig zu geben und ist beispielsweise die aus solchen
abgeleitete Gewichtsbestimmung des karolingischen Pfundes durch M. Prou
sehr anfechtbar. Selbst aus dem Durchschnittsgewicht einer groTseren
Zahl mittelalterlicher Münzen wird man oft nur bedingt brauchbare
Ergebnisse zur Bestimmung des Müuzfufses erlangen, weil wegen der
ungleichen Stückelung der Unfug des Saigerns (§ 14, 8, 9). d. h. die
Ausscheidung der überwichtigen Stücke aus dem Verkehr geradezu un-
ausrottbar war. Anders verhält es sich allerdings mit den Pfennig -Viel-
fachen, die genauer geschrotet und wohl auch justiert wurden. Zum
mindesten verordnet die kursächsische Münzordnung von 1444, der
Münzmeister solle die Groschen »ganz und gar gleich machen und ein
iglichen Groschen besondern auf die Wage stofsen«, dafs die gleich
werden (Hirsch, Reichsarchiv I, 95, Nr. XCI.)
Bufse
a. a. O. I, 118, vom Schrote und Korn der Münzen. —
Eine Abbildung
und Beschreibung der selbsttätigen Münzsortierma«chine von L. Seyss 1 S7 ),
1
vbei
Ernst, Münzt', S. 10. —
Die Vorgange bei der Schrotprobe der Wiener Pfennige im
Mittelalter sind nach dem Wiener Münzbuch geschildert in W. X. Z VIII, 270 ff. und
Wiens Münzwesen If, Ahnlich waren die Vorgänge in anderen deutschen Münz-
779.
stätten, z. 1? Muffat, Beitr. z. Gesch. d. bayer. MünzweHens, S. 2<W5.
in Itcgensburg.
— Vgl. auch den urkundlichen Anhang bei Pos ern -K ett, Sachsens Münzen im1

Mittelalter L. 184G, S. 309 IT.


Für antike Goldmünzen bestreitet J. Fr iedl ander die Berechtigung des Durch-
schnittsgewichts; mufsgebend sei vielmehr das Gewicht der schwersten Exemplare,
>und selbst diesem kann man noch ein wenig hinzurechnen; denn wio selten sieht
man eine Münze, die nicht durch Abnutzung etwas verloren hattef. Z. f. X. II, IM.
Es ist der gleiche Gedanke, von dem M. Proü bei Bestimmung des pondiis Coroli
eich leiten lafst. Ich hatte zur Erprobung, ob die Karolingernlünzen einzeln justiert
oder al marco geprüft wurden, nur sechs wohlerhaltene Stücke des Gepräges mit dem
Monogramme Karls d. Gr. und der Aufschrift MET ALO aus einem zu Skutari in Al-
|

banien gemachten Funde zur Hand Das Gesamtgewicht dieser in Poitou bis in das
10. Jahrh. mit ungeändertem tieprntre peschlngenen Pfennige war 6,7f>0 g, was ein
mittleres Gewicht von l,12ö g fürs Stück ergibt Die Einzelgewichte: 1,23, 1,19 (2 mal),
1,15, 1,02, 0,97 lassen auf eine ziemlieh sorgfältige Justierung schliefsen.

8. Nicht viel sorgfältiger war die Prüfung des Feingehalts im


Mittelalter. Auch sie erfolgte al marco, indem man aus einer Anzahl
§ 22. Prüfung des Schrotes und des Feingehalt«. 163

Stücke, die «'in gewisses Rauhgewicht —


ineist ein Lot haben —
mufsten, durch Ausschmelzen das Feinsilber abtrieb und sich dann da-
mit begnügte, wenn das gewonnene Korn die vorgeschriebene Schwere
annähernd erreichte. Wenn wir die Vorschriften beachten, dafs man
das für die Probe bestimmte Lot Pfennige reichlich nehmen solle, so
dafs die Pfennige ein wenig auf das Silber schlagen, dafs man die Probe
nicht zu sehr mit Blei abtreiben solle, weil dhuin sjndczsilber von alter
herkomnwn i$t u. dgl., so ersehen wir daraus das Bestreben, dem Gusse
durchzuheKen, so oft es nur halbwegs möglich war. Dazu war das
Remediuni sehr bedeutend. Selbst in der Wiener Münzstätte, die um
1440, wie wir gesehen haben, weitaus das genaueste Probiergewicht
in Deutschland hatte, wurden Güsse, bei welchen das Korn um weniger
als eine Medel =
22,2 Tausendteile zu leicht befunden wurde, unter der
Bedingung freigegeben, dafs entsprechend bessere Güsse unter gleichem
Gepräge hergestellt und, mit den beanstandeten Stücken vermengt, in
Umlauf gebracht wurden. Mit andern Worten: von Geprägen, die einen
auf 440 Tausendteile festgesetzten Feingehalt haben sollten können ,


Stücke mit einem zwischen 424 457 Tausendsteln schwankenden Fein-
gehalt vorkommen, ohne dafs dabei die gesetzliche Fehlergrenze über-
schritten wäre. Schon dies macht es erklärlich, weshalb eine heutzutage
an einem einzelnen Stück vorgenommene Nachprüfung selten zur Er-
mittelung des vorgeschriebenen Münzfußes ausreicht, daher man lieber
zu Durchschnittsproben greifen sollte. Doch sind dabei noch andere
Fehlerquellen zu berücksichtigen. Die Unvollkommenheit der alten
Scheidungsverfahren und die Furcht vor dem bei öfterem Umschmelzen
merklichen Verlust an Silber durch Verflüchtigung waren Anlafs, dafs
man die Legierung nicht mit ganz feinem Metall, sondern mit Metall-
mischungen vornahm, die man schon als Feinsilber behandelte Wo
nun der beabsichtigte Feingehalt dieser Mischungen schon bekannt ist,
wie beim französischen Aryent-lt-Roi ( 23/24 oder 958 Tausendstel) oder dem
argmto della bolla di Vinczia (once 11, denari 14 —
'.105 Tausendstel oder

nahezu ^a), wird unqn die Richtigstellung durch Einrechnung der vor-
ausgesetzten Kupferbeimengung ohneweiters vornehmen können. Wir
sind jedoch leider oft in der schlimmen Lage, dafs uns Einzelheiten der
Münzvorschrifteu entweder gar nicht oder doch nur ungenügend bekannt
sind, beispielsweise dann,wenn (wie in dem S. 329 bei Posern- Kl ett
abgedruckten Münzrecht von Freiberg in Sachsen) die Ausprägung aus
lötigem Silber und einem angegebenen Kupferzusatz angeordnet ist, wir
aber darüber im unklaren sind, welchen Feingehalt die lötige Mark
damals haben sollte (vgl. § 18, 11).
Argent-h-Hoi, h. Saulcy, Hrcuril, Einleitung S XII; es wird im Münzübercin-
kommcu der drei rheinischen Kurfürsten vom Jahro 1386 als > Kunzes silber« erwähnt.
Hirsch 61. Pegolotti, Prutticu, eap. LXXII, LXXIII
1, —
Ül>er »lütig« Bode,
.

Das Münzwesen Sachsens, 1847, S. 38. — Nach dem Mün/.vcrtrag zwischen Ham-
iilterc

berg, Würzburg und Brandenburg vom Jahre 1441 sollten 8-loti^c Schillinge und Pfen-
nige geschlagen werdon. Fehlte es um V, Quontlein an der Mark (— 8 Tausendteile),
ho war ein entsprechend besseres Werk zu machen, und beide mufsten gemischt aus-
gegeben werden. Dies würde Schwankungen his zu 16 Tausendteilen als erlaubt er

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164 Zweiter Teil. Geldgcschichte.

geben, während in der Wiener Münze um dieselbe Zeit bei den Pfennigen Schwan-
kungen bis zu 33 TaiiHendtoilen erlaubt waren. Hirsch I, 86, Wien« W. II, 783. M
Im »achsischen Münzübereinkommen von 1444 wird daher das feine Korn dem Königs-
und dem Kaufmannskorn entgegengesetzt: tltmi man soll die münz probirm uff das
feine korn und nicht auf den königes wirr kaufmannskorn.* Hirsch I, 95. Berichte —
über den Feingehalt der in Deutschland umlaufenden Münzen a. a. O. I, 93 (1444) 159,
(1490); der wichtige Bericht des Wardeins Wolf Veytlein vom Jahre 1496 ist gedruckt
im Arch. d. Histor. Vor. v. Untorfranken, Bd. 22, S*. 138.

9. Aufser dem Schrot und Korn und der Gröfse des Remodiums

wird in den Mün/.onlnungeii regehnäfsig auch ein Schlagschatz für den


Münzherrn als Vergütung für die ebenso häkelige als verantwortliche
und mit Unkosten verbundene Arbeit der Münzherstellung vorbehalten.
Er wird durch einen Abzug am Feingewicht in der Art erhoben, dafs
die aus der bestimmten Gewichtseinheit Barrenmetall verfertigten Münzen
nach ihrem Nennwert höher bewertet erscheinen, als der Kaufpreis für
das gleiche Gewicht in Barren. Hält sich der Schlagschatz innerhalb
angemessener Grenzen, so ist er nicht blofs gerechtfertigt, sondern auch
gemeinuützlich, denn gute Münzen übertreffen das rohe Metall an Ge-
brauchswert, sowohl weil sie dem Verkehr die Mühe und Gefahr jeweiliger
Abwägung und Prüfung ersparen, als auch wegen der Zahlkraft, die
ihnen vom Staate beigelegt wird. Während des Mittelalters und lange
Zeit darüber hinaus ist allerdings zu grofsem Schaden des Münzwesens
der Schlagschatz fiskalisch ausgebeutet worden, wie in § 28, 5 ff. noch
des näheren ausgeführt werden wird.
Schlagschatz s. Buse, Geldkunde I, 69 ff. Grote, Geldlehro 26, $ 8. —
Koscher, System III (3. Aull. 1882\ 221 ff., —
$ 46, 47. Büsch, Grundsätze d. Münz
politik, Anhang, 467 ff. Hamburg 1789. — Bul so, Münzwesen I, 189 ff.

10.Die gesetzlichen Anordnungen über Währung, Zählweise und


Münzfufs bilden das joweilige Geldsystem eines Staates; doch sind auch
Geldsysteme möglich, bei welchen Zählweise und Münzfufs durch ein
Gewichtssystem ersetzt sind. Zählweise, d. i. die Skala des Wertmessers,
und Münzfufs oder die körperliche Darstellung der Stufen dieser Skala
zusammen bilden das Münzsystem. Länder gleicher Währung und desselben
Münzfußes können demungeachtet verschiedene Zählweise haben, z. H.

Deutschland 1857 1871 den HOTaleriufs mit :i0, 40, 10."), 150 Unterein
heiten. Länder, die gleiche Währung und Zählweise haben, wie z. B. Frank-
reich und Rufsland vor 1848 —
da der Rubel zufällig bis auf eine praktisch
unmefsbare Verschiedenheit —
4 Silberfranks war und gleich diesen in
100 Untereinheiten zerfällt —
können verschiedenen Münzfufs haben, end-
lich Länder mit gleicher Zählweise (wie England, Frankreich, Italien im
18. Jahrb., Pound, Livre, Lira =
20 Shillings, sous oder soldi =
240 pence. deniers, deuari) können nach Währung und Münzfufs ver-
schieden sein. Gleiches Geldsystem ist nur in jenen Ländern vorhanden,
in welcher Währung. Zählweise und Münzfufs gleich sind, ein einheit-
liches Münzwesen ist aber schon jenes zu nennen, wo Währung und
Münzfufs übereinstimmen, mag auch die Zählweise abweichen.
Geld- und MünzsyRterne : Grote, Geldlehre § 12 und die Literatur bei §21, 1.

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§ 22. Schlagschate ;
Geldsyntem. § 23. Währung»-, Handels-, Scheidemünzen. 165

§ 23. Währuugs-, Handels- und Scheidemünze.


1.Die Geldeigensehaft überhaupt kann einem Gegenstand schon
durch den Verkehr allein beigelegt werden, die Anerkennung eines Geld-
stückes als Münze ist jedoch vom Willen des Staates abhängig (§ 4, 3),
mit andern Worten: der Staat bestimmt, was innerhalb seines Gebiets
Geld sein soll. Er tut dies, indem er der Münze das Rocht der Wäh-
rung verleiht und dem Besitzer von Münzen das Recht, mit diesen zu
zahlen, einräumt (§ 29). Der Staat gewährt dadurch dem Schuldner die Mög-
lichkeit, alle auf Geld lautenden Verpflichtungen durch Hingabe von
Münzen nach derer» Nennwert in rechtsverbindlicher Weise zu tilgen
und verpflichtet anderseits den Gläubiger, diese Münzen zum Nennwert
in Zahlung zu nehmen. Diese Annahmepflicht besteht jedoch keineswegs
für alle beliebigen Münzen und ist überdies dort, wo sie vorhanden ist,
manchmal begrenzt; sie ist beispielsweise für den Gläubiger nicht vor-
handen, wenn ihm fremde oder abgewürdigto, d. h. aus dem Verkehr
gezogene inländische Münzen oder die vom Staate nur für den Handels-
verkehr hergestellten sog. Handelsmünzen als Zahlung geboten werden.
Münzen, die man ohne Begrenzung durch einen Höchstbetrag in
Zahlung nehmen muis, bilden die Landeswährung, wogegen Münzen,
die nur bis zu einer zifformäfsig festgesetzten Summe bei Zahlungen
verwendet werden können, also von vornherein nur für den Kleinverkehr
bestimmt sind, Scheidemünzen sind. Handelsmünzen endlich sind
Stücke, denen der prägendo Staat selbst keine Zahlungskraft beilegt.
Sie sind nichts anderes als Edelmetallstücke mit staatlicher Beglaubigung
und Bürgschaft hinsichtlich ihres Gewichts und Feingehalts (österreichi-
sche Dukaten seit 1892, die Levantiner Taler u. dgl.), doch kann es vor-
kommen, dals der Staat ihnen einen Kassenkurs beilegt; in solchem
Falle müssen zwar nicht Private, wohl aber die öffentlichen Kassen
diese Münzen zum festgesetzten Kurswert annehmen, wie solches durch
den Wiener Münzvertrag vom Jahre 1857 hinsichtlich der Goldkronen
bestimmt war.
In einem Staate mit geordneten Geldverhältnissen wird die zur all-
gemeinen Begleichung von Forderungen bestimmte Währungsmünze
einen dem Werte ihres Metallinhalts sehr nahe kommenden Nennwert
haben. Man pflegt sie dann auch harte Münze oder Kuran tm ünze
zu nennen.
Bei zerrütteten Münzzustäuden kann indessen auch Kreditgeld,
das gewöhnlich seine Rolle nur als Seheidemünze spielt, Landeswährung
sein, wie beispielsweise 16r>6 —
1663 das Kupfergeld in Rufsland oder die
kupfernen Nottaler, die in Schweden während der Jahre 1715 1719 —
zum Nennwert von 28 Millionen Taler ausgeprägt wurden. (Fig. 3 S. 19.)
I.exin in Handwörterbuch der Stnnt-swissenpchaften, 2. Aufl., IUI. 4, S 898 ff.
— Laband, DcuUcbes Siaatsn-cht, 3. Aull. Frei bunt 1895, II, S 150. — Brückner,
Das Kupfergeld, 1<>5G bis 1G63 in UulKland. Kiga 1863. Scbwedische Nottaler, s.
Schiniedern Handwörterbuch d. Münzkunde. Halle 1811, 8.313.
2. Die Unterscheidung von Währungs- und Scheidemünze blieb
dem Mittelalter durch Jahrhunderte fremd,* weil der Silberpfennig lange

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166 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Zeit die einzige geschlagene Münze war und man sich mangels kleinerer
Münzen mit der Teilung oder selbst Viertelung der Pfennige behalf
(englische brokemony, zerschnittene Brakteaten u.
dgl.). Es kommt daher
erst ziemlich spät zurPrägung von Hnlblingen oder gar Vierteln (Ort)
und es ist eine Ausnahme, wenn irgendeinraal wie in den Münzüber-
einkommen zwischen Nordhauseu und Ellrich von 1350 und 13t>0 die
Anuahmepflieht rücksichtlich der minderwertigen Hälblinge auf kleine
Beträge eingeschränkt wurde, was sie als Srheidemünzen in unserem
Sinn erscheinen lüfst. Dagegen hat sich infolge des fiskalischen Inter-
esses der Münzberechtigten schon frühzeitig unter Zurückdrängung des
Reichsmünzwesens der Begriff lokaler Währungsmünze entwickelt, der
zum Rechtssprichwort der Holler
: gilt nur dort, wo er geschlagen ist.

Anlafs gegeben hat. (§ 29, G.)


Vertraue von Nordhausen und Ellrich von 1350, 1360 bei Poaern-Klott,
Sachsens Münzen, S. 351 ff. Ein iglich man den man bezalt, der ml nemen under der
:

irermark sevhz pheny wert helbelinye, he en welle er denne met willen nie nemen. Da
die Wennark damals 32 Schilling oder 3H4 Pfennig betrug a. a. O. S. 167), so bestand
die Annahniepflicht für die Hülblinge nur bis zu '/«i des schuldigen Betrags. Über —
Brokemoney — gemeint sind die angelsächsischen Pfennige mit dem sog. Zwillings-
fadenkreuz (Fig. 31, S. 50\ h. Sehmieder, Handwörterbuch der Münzkunde I, 93 —
Koehne, Memoiren III, 361. Pas Zerschneiden von Münzen kann, wie § 24, 7 gezeigt
werden wird, verschiedenen Zwecken dienen. Am 29. Mai 1347 wurde es durch Kg.
Philipp VI. für Südfrankreich erlaubt, um Scheidemünze zu gewinnen. J. A. Blan-
che t: Les monnaien coupecs in 11. X. IV, 1, S. 8.

Allein der Verfall dieser Landeswährungen war im Mittelalter


3.

infolge der fiskalischen Ausbeutung des Münzregals (§ 28) ein unauf-


hörlicher; mochten die Stücke nun ihren Ursprung von einem mäch-
tigen Fürsten oder einem kleinen Münzherrn haben, so wurden sie doch
von Jahrzehnt zu Jahrzehnt minderwertiger. Selbst die Städte ver-
mochten ungeachtet ihrer auf Besserung der Münzzustände gerichteten
Bestrebungen das Sinken des Münzfufses nicht aufzuhalten und die
Barrenzahlung, die sich für den Grofsverkehr erhalten hatte, verbreitete
sich in den mittleren und selbst in den Kleinverkehr, der dann die
Leistungen statt nach Schilling, Pfennigen nach Silberloten bemafs. Die
Groschenprägung, die ums Jahr lHOO in Böhmen beginnt und sich von
da ab über die Nachbarlande verbreitete, brachte nur vorübergehend
Abhilfe. Immerhin diente sie dazu, an Stelle der früheren, auf der
Pfennigmünze aufgebauten Lokalwährungen eine unserm heutigen
WährungsbegritT angenäherte Münze zu schallen. In dieser Beziehung
ist namentlich auf das kursächsische Ubereinkommen von 1444 hinzu-

weisen, das die Prägung von Groschen, deren zwanzig 2 Lot fein Silber
enthalten und einen rheinischen Gulden werten sollten, als eine rechte
starke Oberwährung« anordnete und daneben den Schlag leichterer
schildichter Groschen als Beiwährung vorsah, zugleich aber auch be-
stimmte, dafs auf Oberwährung lautende Verpflichtungen in Bei Währung
nur nach einem schlechteren Kurs dieser getilgt werden könnten.
Den verdienstlichen Vorsuch einer Übersichtlichen Darstellung der Münzzustande
in Deutschland wahrend des Mittelalters bietet Inama Sternegg, Deutsche Wirt-

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§ 23. Anfänge der Scheidemünze, Ober- und Beiwährung; Goldgulden. 167

schaftsgeschichte, 3. Bd., 2. Teil, S. 363 ff. (Leipzig 1901). —


Hirsch, Münzarchiv I,
91 ff., vom Jahre 1444. Viele Beispiele, dafs Zahlungen von Jahresdionaten nicht in
Pfennigon, sondern in Barrensilbor bedungen wurden, im Codex Dipl. Moraviac, z. B.
4. Sept. 1269 Troppau von einer Mühle dimidiam marcam ac unum ortum et dimidiutn
lotonem et alia servicia ad valorem lutonis IV, 29.
. . .

4.Inzwischen war vom Reiche der Versuch gemacht worden, neuer


dings Einthals auf das Münzwesen zu gewinnen, wozu die Einbürgerung
des Goldumlaufs im Reiche die Handhabe bot. Da vor dem Jahre 1325 im
Reiche ungeachtet der 1232 den Bischöfen von Meissen und den Vögten
von Plauen erteilten Ermächtigung kein Gold gemünzt wurde und die
früheren Münzrechtsverloihungen, auch wenn sie allgemein lauteten, nur
für Silberprägung ausgenutzt worden waren, so folgerte man daraus,
dafs die Goldprägung den Gegenstand einer besonderen Verleihung durch
das Reichsoberhaupt bilde. Seit der goldenen Bulle, durch welche das
Recht der Goldprägung auch den Kurfürsten eingeräumt wurde, erscheint
dieser Anspruch des Kaisers im grofsen
ganzen auch Ein« rkannt, obgleich es einige /^Ä^gl^i-:
Reichsfürsten, z. B. die Herzoge von Oster-
reich, gab, die, wie es scheint, «lie Gold- Btfk •
,'l)&n'
prägung ohne besondere Ermächtigung be- «8|Se3K
%<
gannen. ^^^^
Im ^M Q E m^ZL, ^
13. Jahrb. war nun K. Sigismund . 0oIdgald. . ln
bestrebt, leitenden Einflufs auf die Goldprä- Jahren 1433-14.17 zu Hamburc Kepnigt.

gung zu gewinnen. Seine Bemühungen, durch


Errichtung von Reichsmünzstätten den 19karätigen Goldgulden zur Reichs-
währung zu erheben, dio den Wünschen und Bestrebungen der Städte
entgegenkamen, hatten zwar nur vorübergehenden Erfolg, weil es nicht
gelang, das Gold auf die Dauer in ein festes Verhältnis zu dem silbernen
Landesgelde zu bringen. Immerhin war aber die Ordnung des Münz-
wesens nun wieder zur Reicbsangelegenheit geworden die namentlich
seit K. Maximilian I. den Reichstag oft genug beschäftigte. Anfänglich
beschränkte man sich dabei auf die »Ordnung« der Goldmünze, allein
schon die zu Efslingen am 10. November 1524 verlautbarte Reichsmünz-
ordnung K. Karls V. erstreckte sich auch auf Prägung von Reichssilber-
münzen und dabei blieb es, obwohl diese Ordnung im Leben nicht
durchgriff, bis durch dio Rcichsmünzordnung K. Ferdinand I. vom
Jahre 1559 eine etwas länger dauernde Grundlage gewonnen wurde.
Inama-Sternegg a. a. O. 398 ff Derselbe: Die Goldwährung im Deutschen
.

Reiche wahrend des Mittelalters (Zeitsehr. f. Sozial u. Wirtschaftsgeschichte III (1894).


— Mein Vortrag Das Wertverhältnis der Edelmetalle in Deutschland während des
:

Mittelalters. Brüssel 1892. Die Keichstagsverhandlungen über Münze zu Freiburg 1488,


Worms 1495, Lindau 1497, Augsburg 1500 usw., sowie die Reiehfmünzordnungen von
1524, 1551, 155'.» in Hirsch, Münzarchiv I, lt>8 ff. Gmu vereinzelt stehen ein paar
Falle im 13. Jahrh., in welchen der Kaiser dem mit dem Bergregal begnadeten Münz-
herrn im Falle des (ioldvorkommens auch die Prägung von tioldmünzen gestattet
Vgl. Mai 1232, l'ordenone, zwei Berg- und Münzprivilegien für B. Heinrieh von
Meifseu und dio Vogte von Blauen, Heinrich d. Ä. und Heinrich d. J., bei Posern-
Klctt, Sachsens Münzen I (L. 1846), S. 364, Nr. 47 und Hirsch, Münzarchiv I, 9,
Nr. 12. Die nächste Verleihung zur Goldprägung, die bekannt ist, erfolgte 1339 für

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168 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Herzog Rainald von Geldern. Pfcffinger, Yitriarius illustr. III, 471 (1754, Frank-
furt a. M.). Auch Kg. Wenzel mufs unter denjenigen genannt werden, welche an einer
Verbesserung der Münzzustande im Reiche gearbeitet haben. Vgl. seine Verordnung
vom Jahre 1390 bei Hirsch, Münzarchiv I, N. LVU, 8. 53.
5. Kennzeichnend für diese Reichsmünzordnungen im 16. Jahrh. ist,

dafs dadurch die Münzberechtigung der Reichsstände für das eigene ,

Gebiet nach Bedarf eine besondere Landesmünze auszugeben, nicht be-


rührt wurde. Wie grofs dieser Bedarf anzunehmen sei war nirgends ,

genauer bestimmt, ebenso fehlte es an einer allgemeinen Verpflichtung


zur Ausmünzung von Reichsmünzen denn selbst die Vorschrift der
,

Efslinger Münzordnung von 1524, dafs jeder Münzberechtigte auf 10 Mark


Landessilbermünzen mindestens 3 Mark in Reichsmünzen auszuprägen
habe, ist aus den späteren Ordnungen von 1551 und 1559 wieder ver-
schwunden. So blieben nur die Beschränkung der Landesmünze auf
ein vorgeschriebenes Schrot und Korn und der Vorteil, dafs die nach

Fig. 90 SilberguMen nach der kelohsmütixonlnuiig von 1669 Von K. Ferdinand I.

für seine Lande geprägt.

dem Reichsmünzfufs ausgebrachten Stücke überall irn Reiche Währungs-


recht hatten, als schwacher Antrieb zur Ausmünzung von Reichsmünze,
welchem indessen das finanzielle Interesse der Münzberechtigten ent-
gegenstand ,das aus dem Münzregal möglichst grofsen Nutzen ziehen
wollte. Namentlich für jene vielen Münzstände, die entweder gar keine
oder unzureichende Silberbergwerke hatten und daher das nötige Silber
nur durch Ankauf sog. Pagamen te sich beschaffen konnten, erschien
nur die Herstellung von Kreditmünzen lohnend. Da aber der Ausgabe
von Scheidemünzen keine ziffermälsige Grenze gesteckt war die —
Reichsmünzordnung von 1559 begnügte sich zu erklären, dafs niemand
verbunden sei, Reichsmünzen unter Fünfergröfse im Betrage »über 25 fl.
in Bezahlung und für Werschaft zu nehmen* —
so wurde allgemach
der Verkehr in Deutsehland mit unterwertiger Scheidemünze überflutet.
Die bösen Folgen dieses Zustandes zeigten sieh, als das zu Beginn des
30 jährigen Krieges plötzlich entstandene Geldbedarf Iiis allgemein das
Kipper- und Wipperunwesen hervorrief. Von diesem Sehlage hat sich
das Reichsmünzwesen niemals vollständig erholt, und seit der 2. Hälfte
des 17. Jahrh. wird immer mehr das vertragsmäßige Vorgehen der
grölseien Landesfürsten für die Münzzustände in Deutsehland bestimmend.
Während nun die verschiedenen Konventionsmünzen innerhalb der Ver-

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§ 23. Die Reichsinünzen seit dem 16. Jahrh.; Landes- und Handelsninnzen. 169

bandsländer zum Währungsgeld zur harten oder Kurantmünze wurden


,

und sieh auch auswärts grofser Beliebtheit erfreuten, mulste sich der
Kleinverkehr mit minderwertigen Kreditmünzen begnügen, die nur inner-
halb ihres Ursprungslandes Umlauf hatten und Landmünzen genannt
wurden.
Die Akten über das neuere deutsche Münzwesen in Hirsch, Münzarchiv,
Bd. I— VIII. — 1'ruun, Gründliche Nachricht von dem .... Toutscheu Münzwesen.
3. Aufl., Leipzig 1784, Kap. V— VII. —
Waldner Matth., Vorsuch eines Entwurfs der
Hauptmomente des deutschen Münzwesens Innsbruck 1858. —
Über Landmünze in
Bpiitercin Sinn. Schmioder I, 269.

6. Handelsmünzen im heutigen Sinne, also Münzen, denen der


Prägestaat selbst keine Zahlungskraft beilogt, gab es in Deutsehland vor
den Goldprägungen nicht; doch hatte der Handelsverkehr gewisse Ein-
richtungen ausgebildet, um dem Empfänger gegenüber den Wertschwan-
kungen der Ortsmünze den bedungenen Betrag an Edelmetall zu sichern
(§ 21, 5). Die Erwähnung einer besonderen Kaufmannsmark und des
Kaufmannskorns zeigt, dafs sich der Kaufmannsstand im Wege der
Gewohnheit einen eigenen interlokalen Wertmafsstab für Schrot und
Korn des Silbers geschaffen hatte, nach welchem die Verbindlichkeiten
zu erfüllen waren. Die Stadtgenieinden, denen an der Aufrechterhaltung
des Handels begreiflicherweise viel lag, sorgten dafür ihrerseits, indem
sie in eigenem Wirkungskreise guten ausländischen Münzen, wie don
englischen Sterlingen im 13., den Turnosen und böhmischen Groschen
im 14. Jahrb., das Recht der Währung zuerkannten, auch wohl einzelne
Stücke mit dem Stadtzeichen abstempelten (Fig. 22 S. 43). Es sollte damit
aber keineswegs eine gegenseitige volle Vertretbarkeit der beiden Wäh-
rungen vorgeschrieben, sondern nur die Zulassung beider als Umlaufs-
mittel anerkannt sein darüber hinaus führte die Herstellung der marca
;

argenti immJis siynata, der Marken tekens (§ 18, 12), bei welchen die
Beidrückung des Stadtzeichens die Verbürgung für das »lötige Korns;
bedeutete, während allerdings dir» Schwere von Fall zu Fall nachgewogen
werden mufste, da die Gewichte der erhaltenen Stücke zu grofse Un-
regelmässigkeit zeigeu, um eine andere Auslegung zuzulassen. Entschieden
als Handelsmünze wurden die ersten Goldgulden in Deutschland geprägt,
und es ist dabei höchst bemerkenswert, dafs sie ihren hohen Feingehalt
nur so lange beibehielten, als sieHandelsmünze blieben, und dafs sie ihn
alsbald verloren, nachdem man den Versuch gemacht hatte, sie zur
Landeswährung zu machen.
Vom 17. bis 18. Jahrh. an wurden von deutschen und auswärtigen
Staaten für den überseeischen wie für den Handel nach der Levante
Handelsmünzen mit besonderem Gepräge ausgegeben. Schon vorher
wurden Landesmünzen, die sieh einer gewissen Belicbhcit im Auslande
und daher eines sicheren Absatzes nach aulsen erfreuten, von den
Münzherren über den Bedarf des eigenen Landes hinaus geprägt oder
von Unberechtigten nachgeschlagen. Der <nr$ns moneta major der Wiener
Pfennige, den das österr. Iluhhuch Ende des 13. Jahrh. auf etwa 14000 TX
Pfennige veranschlagte, wenn Friede in Österreich und den Nachbar-

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170 Zweiter Teil. Geldgeschiehte.

landen herrsche, ist als ein solches Beispiel aus früher Zeit anzuführen.
Ungleich häufiger sind jedoch die Fälle unberechtigter Nachahmung
gewisser vom Handelsverkehr gesuchter Gepräge, von den reneziani<
sehen Grossi und den Florentiner Gnldgulden angefangen, bis herab zu
den Luigini im 17. Jahrb., die in Nachprägung der von der Fürstin von
Dombes veranlafsten Nachahmung der Louis de etnq-Sous in italienischen
Münzstätten in den Jahren l6<>7/(>8 in grofsen Mengen für den Ilamiel
nach dem Orient nachgeschlagen wurden, wo sie als Timmins von Fran-
kistan grofsen Absatz fanden. (§8, 3; 9, 13; 16, 5).

Fi(r. 91. FiK- '-'2. HeischlaR von FosOinoTO (In


Frankreich, Ludwig XIX.. hör. Louis der Nahe von Oenua) durch Maria
,

de cinq-sous vom Jahre ICfiO Magdalena ( enturioni, f 1669.

Handel smünze. s. Literatur zu §4, 6: In ama S t e rn eg p Deutsohe Wirt-


-
,

schaftspeschichte III/2,374 ff.


S. —
Über ßarrensilber n. ».O. 387 ff., Eintrüge im
Ilandelsbuch der Wittenberg 1353 ... 50 mark lodich unde 3 ht Inbesch tekm, dat irar
also getekent: —argenlum eraminatum atqur xignatum, in Strasburg seit 1293. a. a.
O. 391, Anin. 1 ;abgestempelte, böhmische Groschen, abgebildet bei Beschreibung der
Samudunp böhmischer Münzen des M. Donebauer. Prag 1888, I, Taf. XIX mit
40 Beizeichen. — Smolfk J., Praske Grote, Prap 1894, S. 84 ff. und Taf. V mit 88
verschiedenen Beizeichen. —
über die Nachahmung der Louis de cinq sous durch die
Herzogin von Dombes und die darauffolgenden italienischen Beischläge durch die
Tassarolo, Fosdinovo, Torreplia usw. Engel Serrure, Traitr de numismatique moderne.
-

PariB 1897, 1,48, 49; Schmieder, Handwörterbuch, Nachtrag, S 118 ff In manchen


italienisrhen Staaten wurde I*rivaten gegen Gebühren pestattet, Staatsmünzen für den
Handel nach der Levante münzen zu lassen. So zu Modena Kil3 dem Juden Jakob
Todi, 1G5S3 einem französischen Kaufmann, in I'arma 17% usw. Strozzi, Periodieo
di »umismatica d'ltalia II, 132, III, 198.

§ 24. Mtlnzpolitik.

1.Entgegen der lange Zeit herrschenden fiskalischen Ausbeutung


des Münznutzens durch die Münzherren war vereinzelt schon im Mittel-
alter der Ansicht Ausdruck gegeben worden, dafs der eigentliche Zweck
der Münze ein volkswirtschaftlicher sei und in der Förderung des Ver-
kehrs bestehe. Solche Fragen hat schon Thomas vou Aquino 1267 in
seinem für Kg. Hugo II. von Cypero begonnenen Werke de regimine
prineipis (Kap. 13, 14) erörtert. Ihm war in Frankreich der von
Roscher und Wolowski als grofser Nationalökonom des 14. Jahrb.
geleierte Bischof von Lisieux, Nikolaus Oresme (f 1382), gefolgt. In
Deutschland verficht der Tübinger Professor und Abt von Urach, Gabriel
Biel (f 1495). in seinem Traktat de tnonetarum potestüte et tttüitate den Ge-
danken, dafs die Münze keine Finanzquelle des Fürsten bilde, dafs sie
vielmehr als wirtschaftliches Mafs aller im Verkehr stehenden Güter
vollwertig sein müsse, so dafs höchstens ein mäfsiger Schlagschatz zur

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§ 23. Beischläge beliebter Münzen. § 24. Münzpolitik. 171

Deckung der Herstellungskosten abgezogen werden dürfe. Eine Be-


reicherung des Fürsten durch Münzgewinn sei unstatthaft, höchstens in
Zwangslagen des Staates, z. B. in Kriegsnöten dürfe mit Zustimmung
der Untergebenen für staatliche Zwecke Kreditmünze ausgegeben werden
u. dgl. mehr. Es hat jedoch noch Jahrhunderte gebraucht, ehe diese
und ähnliche (iedanken allgemein durchdrangen. Heutzutage ist aller-
dings der Münzgewinn aus dem Kreise der ordentlichen Staatseinkünfte
ausgeschieden, so dals er in neuen Handbüchern der Finanzwissenschaft
nicht mehr vorkommt, allein wer weifs, ob wir über die von Biel in
Kriegsnöten für statthaft erklärte Münz Verschlechterung schon hinaus
wären die uns das Kippergeld die Ephraimiten und manch andere
, ,

Kriegsmünzen (§ 16, 6) bis auf die österreichischen Kupfermünzen in


den Franzosenkriegen gebracht hat, wofern nicht die Notenpresse für
solche Zeiten ein noch bequemeres, allerdings aber auch gefährlicheres
Auskunftsmittel wäre.
Vgl. § 3, 1. Aus Gabriel Biels Tractatus de Monetarum potettate, der sich in der
1574 zu Köln verlegten Sammlung der Tractatus varii atque utiles de moneti« des Mat-

thäus Boifs, S. 1 9 findet, hebe ich hervor: F. 2 numisma est certa mensura omniutn
commutabilium .... notandum quod tantum debet rsse pondus in numinmate. quantum
fuit in matcria de qua moneta est fafiricata sattem deduetis erpensis et tabore secundum
Innocencium, licet non secundum Bartolum, secundum quem expense debent solri de publica.
— Eheberg, Finanzwissenschaft, 5. Aufl., Leipzig 1S98, übergeht das Münzwesen ganz
und rechtfertigt dies S. 60 damit, dafs diejenigen staatlichen rntornehmungen, die der
Staat nicht um des Erwerbes, sondern um anderer Gründe willen betreiht, wie die
Münze, überhaupt nicht als Erwerbsanstal ten aufgefafst werden können. Dazu Mi-
rabean in De la monarchie pritssienne, Ixmdon 1788, T. IV, 30, Li vre VT. Auf die
Frago, ob das Miinzregiil Gewinn abwerfe ... Xous repondron* nettement, qw cette
question est absurde, et que Von ne sauroit gugner sur la nwnnoie, quoique asxurimcnt <>n
puisse voler sur eile

2. Teils als Forderungen der Wissenschaft, teils als Ergebnisse der

Erfahrung worden unter dem Ausdruck Münzpolitik jene Grundsätze


zusammengefafst, auf die bei der Herstellung von Münzen Rücksicht zu
nehmen ist, damit diese ihren obersten Zweck, bequemes und sicheres
Preismafs zu sein, erfüllen können. So soll der Metallwert jeder
harten Münze möglichst genau ihrem Nennwert entsprechen, die Menge
des umlaufenden Geldes mit den jeweiligen Bedürfnissen im Einklang
stehen, namentlich die Ausgabe von Scheidemünze mit der Einwohner-
zahl des Staates in ein gewisses Verhältnis gebracht werden. Der Staat
soll ferner jederzeit in der Lage sein, die von ihm in Umlauf gesetzte
Münze gegen Währungsmetall einzulösen. Andere Sätze beziehen sich
mehr auf die technische Seite der Ausmünzung, auf den richtigen Ab-
stand in der Gröfso der einzelnen Münzgattungen, die Gestalt der Münzen,
die Beschaffenheit des Gepräges, die Metallmischung, Remedium und
Fassiergewicht, endlich auch auf die Frage der Vereinigung oder Teilung
des Münzbetriebs u. dgl.
Grote. Geldlehre, § 20, S. 113 ff. : St ück cl borg, 8. 137 ff. — Koscher,
System der Volkswirtschaft III (3. Aufl., 188?, §41 ff. —
Karmarsch K., Beitrag zur
Technik d Münzwesens. Hannover 1856. — v. Ernst, Münze. Prag 1882. Büsch. —
Grundsatze der Münzpolitik. Haniburg 1789. (S. A. aus dem 2. Bde. seiner Handlung»

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172 Zweiter Teil. Goldgeachichto.

bibliothek. S> c h in o 1 e r
1 Über die A Unbildung einer richtigen Seheidemünzpolitik vom
,

14.— 18. Jahrb. in seinem Jahrbuch XXIV, 4. Heft, S. 1 ff. (1247 ff.). L. 1900; der».,
Grundrifs d allgem. Volkswirtschaftslehre (L. 1904), II, § 166, S. 81 ff.

3. Die meisten Vorschriften der Münzpolitik waren dem Mittelalter

fremd und sind erst in späterer Zeit aufgestellt oder doch durchgesetzt
worden. Wie lange die Unterscheidung von harter und Scheidemünze
unbekannt war, wurde schon hervorgehoben. Begreiflicherweise fehlte
es ebenso bis zum Zeitalter der Groschenprägung an einer angemessenen
Abstufung der verschiedenen Münzgattungen, auf welche man jetzt Ge-
wicht legt. Wie selbstverständlich erscheint uns die Forderung, dafs
Gröfse, Metall und Benennung der Münzeinheiten hinreichend unter-
schieden sein sollen, um irreführende Verwechslungen auszuschliefsen,
früher hat man dies leichter genommen. Die nach ihrem Münzbild
tnoutons (Vor genannten brabantischen Goldstücke kommen z. B. in zwei
Gröfsen (30 und 35 mm) vor und wurden als einfache und Doppelstücke
bezeichnet und verrechnet, obgleich ihr Gewicht von Anfang an auf 4,70 g zu
5,80 g (statt, wie man erwarten sollte, 9,40 g) gestellt war. Ebenso sucht
man jetzt für die Legierung möglichst einfache Verhältniszahlen und hat
sich daher bei den harten Münzen nach französischem Muster ziemlich
allgemein für 900 Tausendstel entschieden, im Mittelalter herrschte gröfste
Regellosigkeit, auch begnügte man sich nicht mit dem Kupfer allein,
sondern setzte dem Golde wohl Silber und Kupfer zu. Dafs man die
Feingehalts- und Gewichtsproben nur al marro vornahm, wurde schon
gesagt, noch weniger genau nahm man es mit der Gestalt und Gröfse
der einzelnen Stücke, was freilich nicht zu verwundern ist, denn jetzt
werden die Zaine auf die erforderliche Dicke durch Walzen gestreckt
und die Sehrötlinge mittels eines Durchschlageisens gleichmäfsig aus-
gestanzt; früher muteten sie ausgehämmert werden und wurden dann aus
freier Hand gestückelt. Das Senkungsverfahren gestattet, von einer Pa-
trize die erforderlichenMatrizen in beliebiger Zald abzuformen, so dafs
das Gepräge der einzelnen Stücke haarscharf übereinstimmt und Ab-
weichungen zum Kennzeichen der Fälschung werden; im Mittelalter
und darüber hinaus wurden die Stempel, obwohl man schon Punzen ver-
wendete, jederzeit aus freier Hand gemacht oder mindestens überarbeitet,
so dafs die Zahl der Stempelverschiedenheiten eines und des nämlichen
Gepräges oft zahllos ist. Mit einem Worte, heute erfolgt die Münz-
erzeugung als grofsartiger Fabrikbetrieb in wenigen Münzhäusern, im
Mittelalter und noch lange danach handwerksmäfsig über das Land zer-
streut in kleinen Münzschinieden.

Zu den münzpolitischen Mafsregeln, durch welche die Städte eine Besserung


der Münz Verhältnisse herbeizuführen suchten, gehört die Gepflogenheit der nieder-
sächsischen Stitdtc, sieh gegenseitig die Münzen zuzuschicken, um sie auf ihre Probe-
hultigkeit prüfen zu können. <i rote, Münzstudien IV, 5 ff. Anderwärts war allerdings
die Sorge für die Einhaltung eines bestimmten Feingehalte viel geringer. Im mäh-
rischen Funde von Kyselowilz, der etwa um 1*270 — 1278 vergraben wurde (beschrieben
Koehne, Herl. Itl. III, 1*06, S. 5H;, wiesen 1"> der am häutigsten vorhandenen Je- (

präge folgende Feingehalte auf: 0,25t", O.ftW (2 mal), 0,374, 0.464, 0,468, 0,483, 0,500
(2 mal 0,502, 0,504 0,505. 0,520, 0,ol4 (nach Kupellenproben, die ich veranlagt habe;.
, ,
§ 24. Mangel vieler münzpolitischer Einrichtungen im Mittelalter. 173

Noch früher beginnt die Unregelniafsigkeit der Gröfse und des Münzgewicht«. Sa Da-
tier macht aufmerksam (Koehne, Memoiren V, 297), dafs unter den byzantinischen
KupformÜnzen eines Kaisers und der nämlichen Münzstätte trotz gleicher Wertbezeich-
nung erheblicho Gröfsenunterschicde, z. B. von 28 40 mm, vorkommen. Er besafs —
z. B. zwei wohlcrhaltene Stücke des K. Konstans II. (641— 6G8) gleichen Gepräges aus

der Münzstatte Alexandrien, boidc mit der Wertbezeichnung I—B versehen, die nach-
folgende Verschiedenheit aufwiesen:
A. B.
Gewicht 1,806 g 0,477 g
Durchmesser 2f> mm 19 mm
Dicke 5 mm 2 mm
Den auffälligen Gewichtsunterschied zwischen dem mouton und dem
double mouton hebt
Dannenberg in Z. 112 bei Besprechung von A. de Wittes Histoire
f. N. XX,
monetaire dfs comtes de Louvnin usw. hervor, und Cumont, Etüde sur le cours des
monnaies en Brabant ^Brüssel 1902, S. 34), erklärt Cette proportion d'un double mouton
:

pour deux petita o erlitte des la creation du double mouton. comme il resulte des comptes
usw. Eine genaue Justierung der rheinischen Goldgulden, die glich geschroden und
gewegen werden sollen, findet sich erst im Münzvertrag von 1399, für die Albus erst
1417. Lara p rocht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter (L. 1885) II, 392. —
Über die grofse Zahl der Münzstätten in früherer Zeit und deren Beweglichkeit vgl.
Grote, Geldlehre, §22 >Der Münzfabrikbetrieb*, 157 ff., Hofmann, Die Lehre vom
Gelde, 8. 32. Vgl. auch die Bemerkungen zu § 11, 1 und Röfsler in Grote, Münz-
studien VII (1871), 471 ff.: Die Vermünzung des affinierten Goldes. Über dio grofse —
Zahl von Stein pol Verschiedenheiten, die Ausführungen von Frl. de Man in Cmsidera-
tions sur trois sceattas anglo-sarons identiques du cabinet de la sociiU frisonne ä
uarde in Tijdskri/t . . . vor Munt en Penningkunde. Amsterdam XII .1904),S. 119 ff.,

ferner die Angaben übor Münzfundc § 10, Abs. 12.

4. Es gab jedoch im mittelalterlichen Münzwesen auch mancherlei

Einrichtungen, die man füglich als münzpolitische Vorkehrungen be-


zeichnen kann. Sie waren zum Teil durch die fiskalische Auflassung
vom Wesen der Münzo veranlafst und sind schon lange verschwunden.
Hierher gehört z. B. der oftmalige Wechsel des Münzbildes, der mit der
in manchen Münzstätten jährlich oder selbst in kürzeren Zwischenräumen
vorgenommenen Münzverrufung zusammenhing und an die Erfindungsgabe
der Eisenschneider die Anforderung stellte, für die neue Münze ein von dem
früheren augenfällig unterschiedenes Gepräge herzustellen. Man vergleiche
einmal die beabsichtigte Einförmigkeit unserer neuen Münzen mit dem
Bilderreichtum deutscher Hohl- wie Dichtmünzen im 12. und 13. Jahrh.
Vom Askanier Bernhard, der als Graf von Anhalt zehn, als Herzog von
Sachsen 22, im ganzen also 32 Jahre (1170—1212) regierte, hat Elze
in seiner unvollendet gebliebenen Zusammenstellung 19 Brakteaten aus
der Grafenzeit und ()9 aus herzoglicher Periode veröffentlicht, eine Zahl,
die sich mit den bekannten Nachträgen schon heute auf rund 100 stellt,
so dafs also durchschnittlich drei verschiedene Brakteatengepräge auf
jedes Regierungsjahr dieses Herrschers entfallen. Den 155 Jahren vom
Aussterben der Babenberger bis zum Ende des 14. Jahrh. entsprechen
rund ebensoviele Gepräge von Wiener Pfennigen; noch gröfser ist die
Zahl der Brandenburger Gepräge vor dem Herrscherantritt der Holien-
zollern usw. In andern Fällen freilich wurde schon im Mittelalter das
einmal gewählte Gepräge durch Jahrhunderte fortgesetzt, bezeichnender-
weise treffen wir diese Beispiele vor allem bei Handelsstaaten oder

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174 Zweitor Teil. Üoldgcsc iehte.

Handelsmünzon. Abgesehen vom Type von dem schon § 8, 5


immobilise,
die Rede war, an die deutschen Heller, die böhmischen Groschen,
sei
und vor allem an die venezianischen Zechinen erinnert, die ihr Gepräge
über ein halbes Jahrtausend (1284—1835) behielten. (Fig. 28, S. 4t>).

Th. Elze, Die Münzen Bernhards, Grafen von Anhalt, Herzogs von Sachsen.
2 Hefte, Berlin 1*70, 1881. —
Meine Zusammenstellung der Wiener Pfennige von
1246—1400 in Wien» Geschichte I, II. —
Bahrfei dt E., Da« Münzwesen der Mark
Brandenburg, I (1889) mit über 700 brandenburgischen Gepragcn für die Zeit von 1170
bis 1415 auf Taf. II— XXII. Im Münzfund von Rakwitz fanden sieb über 130 ver-
schiedene Gepräge der Herrscher von Böhmen und Mühren aus den Jahren 1055 bis
1140. W. N. Z. XIX, XX. Heutzutage hingegen gilt als ein Haupterfordernis guter
Münze grofstmftglicho Unveründerlichkeit der Münzatempel. Roscher, System Hl,
3. Aufl., St. 1882, § 41, S. 200.

5. Höchst eigentümlich waren die Vorkehrungen, um den Münzfufs


bei al »«r/rco-Prägungen einigermafsen zu sichern. Diese unvollkommene
Art der Ausmünzung hatte bekanntlich zur Folge, dafs nur die wenigsten
Stücke genau auf das vorgeschriebene Gewicht geschrotet wurden. Bei
den übrigen sollte das oft recht beträchtliche Untergewicht der einen
durch ein entsprechendes Übergewicht der andern aufgewogen werden,
was zum Heraussuchen der allzuschweren Stücke verlocken mufste, weil
man beim Einschmelzen derselben einen kleinen Gewinn erhoffen konnte.
Man nannte diese gewinnsüchtige Sichtung des Geldes mit einem vom
Gebrauch der Saiger genannten Wage gebildeten Ausdrucke saigern.
Allgemein galt das Saigern als eine hochsträfliche Handlung, allein die
Verbote halfen wenig oder nichts; denn das Aussuchen der schweren
Stücke begann schon in der Münzstube und wurde nach Ausgabe der
Pfennige von Laien und Geistlichen als müheloser Erwerb so lange fort-
gesetzt, als noch überwichtige Stücke in Umlauf waren. Das Saigern
wirkte also als beschleunigte Abnutzung der Pfennige; nachdem er-
fahrungsgemäß schon der unbeabsichtigte Verlust, den die einzelnen
Stücke bei fortgesetztem Verkehr durch mechanische Abreibung langsam
erfahren, dazu hinreicht, um mit der Zeit den Münzfufs zu erschüttern,
kann man sich denken, um wieviel verderblicher die erwähnte gewinn-
süchtige Ausscheidung der schwereren Pfennige sein mufste. Darum
lüfst sich der Gedanke nicht abweisen, dafs die später mifsbrauchten
periodischen Münzverrufungen ursprünglich der Münzpolitik dienen
und den durch das Saigern bedrohten Münzfufs aufrecht erhalten
sollten. Je mehr sich indessen die Münzverrufungen zum Mittel um-
bildeten, das dem Münzberechtigten eine ergiebige Einnahmsquelle er-
öffnen sollte, um so weniger vermochte man mit ihnen allein den früher
erwähnten münzpolitischen Zweck zu erreichen. Das Auskunftsmittel
das man traf, ist allerdings den volkswirtschaftlichen Anschauungen,
die heute das Münzwesen beherrschen, gerade entgegengesetzt. Statt die
Stückelung al mareo. welche die eigentliche Quelle des Übels war, auf-
zugeben, nahm man die Einwirkungen der Saigerung auf den Münzfufs
geradezu in den Münzplan auf, indem man, um deren mutmafslichen
Ertrag gleichfalls dem Münzherrn zuzuwenden, die Pfennige in dem

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§ 24. Mafsregcln gegen das > Saigern < : Münzverrufe, Reiterbüchsan. 175

Mafse, als das Jahr vorrückte, nach einem immer leichteren Münzfufse
ausgab. (§28, 10).
Der Saiger ist die fürs Justieren der Münzen eingerichtete Wage (vgl. Schröder,
Über Saiga in Z. f. N XXIV, 339 ff.) Daher durfte nach dem Erfurtor Münzrecht
Tosern-Klett S. 319, 330) niemand, mit Ausnahme de» Münzmcisters, di wage di
man heizet seiger, da man die sireren Pfenninge mite poisit uz den andern, besitzen.
Ähnliche Verbote auch zu Freiberg, Regensburg, Wien usw. Diese Wagen waren wohl
nach Art gewisser Dukatenwagen eingerichtet, welcho WUgung ohne Auflage eines Ge-
wichts gestatten, weil die eine Schale genau um einen Dukaten schwerer ist als die
andere. Über die periodisch wiederkehrende Verminderung des Münzfufscs zur Ab-
wendung der Folgen des Seigerns in Österreich, Steiermark, Böhmen, Merseburg, Braun-
schweig usw. Vgl. § 28, 10.

6. Harmlos war das Mittel, durch das die Regensburger dem Saigern

zu steuern und den Münzfuß aufrecht zu erhalten suchten ausgesaigerte :

Pfennige wurden, wo immer man sie antraf, zuhanden des Münzmeisters


eingezogen, der sollte dann diese überwichtigeu Stücke mit gemainen
Pfenningen wider zclen, also das dy swäreti pfenning ttnter die werlt wider
kämen. Es ist sehr zu bezweifeln, ob dies viel geholfen hat; jedenfalls
zweckmässiger war die Ubereinkunft vom Jahre 1390 der Stadt Strafs-
burg mit ihrem Bischof, dem Abt von Murbach, dem Landgrafen vom
Elsafs und einer Reihe von Städten (Hagenau, Kolmar, Schlettstadt usw.),
in der sich die Strafsburger verpflichteten, überall riter (= Reiter Sieb) =
für ihre Münzen aufzustellen, und zwar Büchsen mit einem nach der Länge
und Breite der Münzgattung, zu deren Prüfung sie dienen sollten, sorg-
fältig gearbeiteten Schlitz. Als vollwertig galten nun nur jene Stücke,
welche in der Öffnung stecken blieben, alle übrigen, die durch das Sieb
fielen, waren nach den Bestimmungen des Vertrages unterwertig und
mufsteu zerschnitten und eingeschmolzen werden. Durch Aufstellung
dieser Reiterbüchsen wurde also die Passiergröfse und dadurch mittelbar
das Passiergewicht der Strafsburger Pfennige bestimmt und den Folgen
des Saigerns wirksam begegnet.
Die Vorschriften der Regonsburger Münze zur Verhütung des Reigerns betonen
wiederholt: teer das tut, er aey gaistlich oder ux-ltlich usw. Muffat, Beitrage z. Gesch.
d. bayer. Münzwesens (in den Abhandig. d Kgl. Akad. d. Wissensch., XI. Bd., I. Abt..
S 2GB). über die Strafsburger riter s. Cahn, Münz u. Geldwesen, der Stadt Strafs-
burg, Strafsburg 1895, S. 52. Cahn leitet den Namen von *richten, auch wohl rihter
geschrieben, ab; es ist jedoch das inhd. riter, reutere (Sieb, Reiter, cribrum; gcf. Mit-
teilung von Prof. E Schröder).

7. als das Zerschneiden der Münze hat


Sowohl das Anschneiden
im sehr verschiedenen Zwecken gedient.
Mittelalter Weitaus in den
meisten Fällen bedeutete es —
wie noch heutzutage Vernichtung des —
Münzcharakters. Unterwichtige Schrötlinge und Pfennige, falsche, nicht
probehaltige Gepräge, altes verrufenes Geld wurden darum von den
Münzbeamten beim Betreten an- oder durchgeschnitten, bisweilen auch nur
gelocht, und der Eigentümer, dem die Teile etwa zurückgestellt wurden,
hat nun nicht mehr Münze, sondern Metallstücke in Händen, geradeso
wie es heutzutage demjenigen ergeht, der in der Bank von England ein
unterwichtiges Goldstück zur Zahlung einreicht. Dafs der Einschnitt

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170 Zweiter Teil. Gehlgeschichte.

gleiche Bedeutung haben konnte, ersieht man daraus, dafs im Münz-


schatz von Rakwitz, der zum Zweck der Umprägung gesammeltes Münz-
gut enthielt, gewisse Gepräge, von welchen mir 30, 50 und noch mehr
Stücke durch die Hände gingen durchwegs den kurzen Einschnitt
.

einer Blechschere zeigten. Auch die Pfennige, deren Abschnitzel man


in Hacksilberschätzen (§ 18, 8) neben wohlerhaltenen Stücken antrifft,
wurden durchs Zerschneiden ihrer Münzeigenschaft beraubt, doch mufs
man sich gegenwärtig halten, dafs die unbekannten —
wahrscheinlich
slawischen Völkerschaften —
die solches taten,
alle zu ihnen gebrachten Münzen damals nicht
als solche, sondern nur als Silber schätzten. Das
Zerschneiden kann also hier nur Vorbereitung
zur Herstellung von Gufskuchen, wie solche ge-
big 93. Suatopluk Ilrrzog von wöhnlich beiliegen. Mittel zu Ausgleichung kleiner
Olmüti seit 1092, t 1109 hIs
(iMifuherzoK von Böhmen Ein Gewichtseinheiten oder eine Feiugehaltsprobe sein
goschnittener Pfounlg aus dein
n»ikwit/«»r Kunde W. N. Z XIX,
— möglicherweise auch alles zusammen be- —
181, T. III. 63. zwecken. Ahnlich würde es sich mit angeschnit-
tenen Münzen aus Funden von den Faeröern oder
Island verhalten; anschaulich wird uns geschildert, wie hier während des
Frühmittelalters Zahlungen mit ausländischen Münzen ausgeführt wurden :

Der Empfänger besichtigte die dargebotenen Pfennige und beurteilte


nach deren Farbe den Silbergehalt, waren die Parteien dann über die
Güte der Münzen einig, so wurde die geschuldete Menge zugewogen.
Kennzeichen des alten gesetzlichen Silbers aber sind nach der Grngas,
dafs »in dem Pfennig mehr Farbe von Silber ist als von Messinge, und
dafs er den * Einschnitt aushält und ebenso von aufsen ist wie von innen. '

Das Zerschneiden von Münzen sollte endlich,


wie schon in § 22, 2 angedeutet ist, unter Um
ständen auch den augenblicklichen Bedarf nach
Scheidemünze befriedigen. Dies bezeugen nicht
blofs einige schon angeführte Nachrichten aus-
drücklich, sondern dies ist auch aus der manchen
Gepräge!) eigenen symmetrischen Anordnung der
Münzbilder zu erschliefseu, die so beschaffen ist,
dafs die Hälfte oder selbst ein Viertel eines solchen
Pfennigs die Ergänzung des Bildes mit Sicherheit KiK 9i „ rnku einc , unbc .
llt .

Es gibt sogar Gepräge wie das hier stimmt« Mtoiherrn 8US rhö-
ermöglicht.
_, " , , , I«. ..i ringen mit angemutetem Tel-
iMg. \U abgebildete, welche durch einen quer über i,„ 1K ^iriPh vgl. bi f M*ir
*r
das Münzbild verlaufenden Strich die Richtung
«ler künftigen Teilung vorzeichnen.
^^J^^"'
Zerschneiden «><ler Zerbrochen «ler Pfennige als Zeichen «ler Ungültigkeit. Ver-
ordnung K. Lothars für Italien von 832: De moHf/w im/ttiratnr .... rmtmtamen usqw
missa s. Johannis dmarium argenteunt et non fractitm euiüBCUnqw momtae rrei/iiatur.
Man. Herrn. 4° Lei/um Sectio II, Bd. 2 II. ISMO:, S. «vi, Nr. 202, bei PerU, M«jn. G.
LL. I, 4'M, K. hudwiir Ii. nnd dem Jahre 856 zugeschrieben —
K. Friedrichs II. Hand-
feste für Goslar von 1219: hat ein Kaufmann, bei dem falsche Pfennige betroffen
wurden, sich los^eschworen itn demum inrisi deb-nt ti rmtitni. Hui 1 a r d Br e h o
1 -
1

Ich, Hist Frid-riei II Bd. I, 646 (P. 1852). Augsburger Sta<ltrecht vom J. 1276, Art. VIII:

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§ 24. Münzpolizei: Zerschnittene Münzen, Preissatzungen. 177

§ 29. Man sol auch wirzen, suenne man die alten phenninge verbiutet ze naemenne
8\cer darnach mit den alten phenningen kaufet oder cerkaufet, swa des vogtes boten
unde des munzmeisters darin chomment. die suln die phenninge naemmen und suln
ieglichen enzwey sniden unde suln ieme diu stuke trider gaeben dem si die phenninge
genommen habent und sol darüber keine galtnusse mer liaben. Ausgabe von Ch. Meyer,
Augsburg 1872, S. 22. —
Eingenchnittene Pfennige im Münzfund von Rakwitz (Mahren)
s. W. N. Z. XIX, 181 ff., lfd. Nr. 53, 84, 87—91. —
Ungiltig machte auch das Durch-
löchern von Münzen Nach der Heidelberger Goldschmiedeordnung von 1663 sollte
:

der Goldschmied, dem falsche Münze unterkommt, >ein loch darin schlagen*. F. Mzztg.
I, 428. — Anschnitt als Feingehalts probe v. Amira, Xordgormanische.s Ob-
ligationenrecht II (Leipzig 1895), S. 516. —
Münzhälften als Scheidemünze:
Blanchet J. A., Les monnaies coupees in R. N. IV, 1, S. 1 ff. Die Gepräge dor breiten
Pfennige im Rakwitzer Funde Uelsen ihrer symmetrischen Anordnung nach meist die
Teilung in zwei Hälften, oft sogar die Viertelung zu. Vgl. W. X. Z. XX, Taf. VII bis
IX. Halbteilungen kommen namentlich oft bei Brakteaten vor, daher auch in firak-
teatenfunden dergleichen Hälften häufig sind, ja seihst Münzbildcr mit dem für die
allfällige Teilung verzeichneten Strich vorkommen. Dafs man indessen auch bei Dicht-
pfennigen auf das Zerschneiden rechnete, zeigen viele Münzbilder der brandenbur-
gischen Pfennige. —
Nicht mit münzpolitischen Maßnahmen zusammenhängend, ist die
Verwendung zerschnittener oder gebrochener Münzen als Erkennungszeichen und Er-
mächtigung zur Empfangnahme einer I^eistung. Als Beispiel führe ich einen Eintrag
aus dem ungedruckten Geschäftsbuch der Uogonsburgcr Knuflcute Runtinger an, S. 70,
1398: Item dez gelcz daz dem Sigmund Grafen auz dmi obgexchriben »Uber worden ist
zu Venedig und euch von dem zelWn pfard etc dezscftien gelcz hat er zu Venedig lazzn
zu dem Barthohme Barütt Ve und XXXI dueat und grofs. XXV
Der hat im zu
worzaichen geben ainen venediger groschen. der ist enezway }>roehcn, dez han ich daz
tnynner taü hk; wann man dem Bartholome daz warzaichen pringt und daz man im
darzu sait, daz er dem Sigmund Grafen iij plattete t altin enpholhen hab, dem sol der
Bartholome geben daz gelt. Auch sol man dem Bartholome dez G raffen hrif da mit
senden, den der Sygmund mit seiner hand gesehriben hat. —
Besonders häufig findet
man halbierte römische Münzen in der Schweiz (unter ca. 2000 Stück, die 1897—1898
auf dem Gebiet von Vindonissa ergraben wurden, fand man 250 geteilte Stücke, dazu
eines, bei welchem die Teilung noch nicht vollendet war. Stückelberg in Z. f. N.
XXII, 43. — Über dos Vorkommen geteilter römischer Münzen an der Donau siehe
Schmidel in Bl. f. Mzfr. 1904, Nr. 1, 8p. 3081.

8. münzpolitische Mafsregeln einer vergangenen Zeit müssen


Als
endlich auch Preissatzungen für Waren und Münzen angeführt werden.
Allgemeine Preissatzungen, die sich ebenso auf Waren wie auf den
Arbeitslohn der verschiedenen Gewerbetreibenden erstreckten, wurden
zu Wien im 13. Jahrh. vom Rat alljährlich zur Zeit der Münzerneuerung
aufgestellt und noch im 15. Jahrh. bei gleichem Anlafs veröffentlicht.
Einer späteren Zeit als jener der jährlichen Münzverrufungen ge-
hören die Preissatzungen für alte oder ausländische Gepräge an, die
Münztarifierungen, Münzvalvierungen, Münzmandate und wie sie sonst
noch hiefsen. Es handelte sich dabei darum, solchen im Verkehr blofs
geduldeten Münzen, welche, um einen schon im 15. Jahrh. üblichen
Ausdruck zu gebrauchen, »Bei Währung* waren, gegenüber denjenigen
Landesmünzen, welche die ? Oberwährung« entsprechend unserm —
Kurant —
bildeten, einen unsteigerlichen Umlaufswert beizulegen. Man
bediente sich zu diesem Zwecke schon im Mittelalter der sog. Valvations-
tabellen, an welche, wie ein in den Anfang des 15. Jahrh. zurückreichendes
Beispiel im Lüneburger Ratsarchiv zeigt, Originale der bewerteten Münzen
angeheftet wurden, um jeden Zweifel auszuschliefsen. Solche Aus-
Luschin, Numismatik 12

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178 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

schreiben sind daher zu des gemeinen Mannes Danachachtung gewöhn-


lich mit Abbildungen ausgestattet; zuweilen ging man jedoch um einen
Schritt weiter, indem man die zum Umlauf zugelassenen Münzen ab-
stempelte und für diese Mühewaltung auch wohl vom Besitzer eine <ie-
bühr. einzog.
Hec e$t forma institutionis que fit per civium arbitrium anmiatim tempore quo
denarii renorantur pro rerum rcnalium qualibrt rmptionc. Wiens Kernte und Freiheiten
(1877), I, Nr. XII. —
Ein Faksimile in der vom Altertum« verein herausgegebenen Ge-
schichte Wiens I, Taf. XIV. —
Cber spatere l'reissatzungen von 1460 und 1474 a. a. O.
II, 828, Nr. 2 und S. 865, Nr. 24. —
Dergleichen Münzbewertungen finden sich schon
in dem Übereinkommen der vier rheinischen Kurfürsten vom Jahre 1386. Hirsch,
Reichsarchiv I, 50. — Vgl. ferner oben die Literatur zu § 3, 1. Vom 16. Jahrb. her

FIr. 95. Tulor «Je* SnUburgor Krzblschufs Maximilian Gundolf von Khuenburjr
vom Jahre 1877, mit dem ileiBtempel mit welchem lfiM alle im Erzbistum tum
Umlauf KuijelaiBeneu Stück« verschen wurden.

ist ihre Zahl schier unübersehbar. Solche aus der Kipperzeit, Hirsch IV, S. 116 ff.
Über die Lüneburger Valvationstabellen a. d. Mittelalter s. num.-sphrog. Anzeiger.
1869, Nr. 18, S. 138; 1882, Nr. 1 —
Berichte über Münzproben im Frankfurter Archiv
von 1398—1496 erwühnt P. Joseph: Goldmünzen des XIV. und XV. Jahrb. (Frank-
furt a. M. 1882), S. 59. —
Wuttke R., Die Probationaregister des obersächaiachen
Kreises. W. N. Z. XXIX, 237 (1897). —
Meyer Ad., Das Probierbuch des Nürnberger
Münzwardeins Hans Huefnagel 1605—1612. W. N. Z. XVIII, ST (1885). - Überstempelte
Münzen s. 6, 7, 8. 8o wurden z. B. in Salzburg unter Erzbisehof Maximilian Gun-
dolph Im Jahre 1681 alle in I rnlaiif befindlichen harten Münzen, Beibat wenn sie von
diesem Kegenten herrührten, überstempelt (oben Fig. 95). —
Ähnliche münzpolitische
Experimente in Frankreich 1690— 1726) erwühnt v. Schröttei in Z. f. N. XX IU, (1902).
<; fi. — Stempelung der paderbornischen Kupfermünzen 1763 (um die ungestempelten
aufser Vorkehr setzen zu können). F. Mzbl. 1901, S. 232.

Die Handhabung der Münzpolizei, soweit sie die Ausmünzung


9.

betraf, war dort, wo die Einrichtung der Münzerhausgenossen bestand,


diesen überwiesen. Der Münzherr bestimmte den Mün/.fufs, sein Münz-
meister berechnete die Metallmengen, welche zur Einhaltung dieses Münz-
fufses für den einzelnen Ciufs nötig waren, allein die Herstellung der
Mischung, aus der die Münzzaine gegossen werden sollten, war Aufgabe
der Hausgenossen, welche als Unternehmer die Rohstoffe für den Münz-
betrieb zu liefern hatten und dafür auch ihren Anteil am Münzgewinn
bezogen. Die Leitung und r>e;iu!'-iehtiguug des Gusses war ihnen eben-
falls überlassen und ihnen auch eine Mitwirkung bei der Erprobung des

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§ 24. Mönzpolizei : Abstempelung von Münzen, Probierer usw. 179

Schrots der gestückelten Zaine eingeräumt. Die Erprobung des Fein-


gehalts hingegen sollte in ihrer Gegenwart durch die geschworenen Ver-
sucher, die das Korn zu brennen hatten, und den Münzmeister oder
später durch den Münzwardein erfolgen. Diese Selbständigkeit erreichte
ihren höchsten Grad und war einem zeitweiligen Übergang der Münz-
berechtigung vom Beliehenen an die Hausgenossen, —
in andern Fällen
an den Münzmeister —
gleich, wenn diese die gesamten Einnalunen der
Münze auf eine bestimmte Zeit vollständig und ohne Abzug des Schlag-
schatzes oder Pachtgeldes als Entgelt für ein dem Münzherrn gegebenes
Darlehen erhielten, was nicht selten vorkam. So lastete also auf dem Münz-
meister und den Hausgenossen die Haftung für die Einhaltung des Münz-
fufses, und daraus erklärt sich auch der Anteil, der ihnen überall bei der
Verfolgung von Münz verbrechen zukam. Vielerorten ist es ihre Auf-
gabe, Münzfälscher zu erkunden und bei den zuständigen Gerichten zu
verklagen, anderwärts wie in Wien
Münzmeister und Hausge-
leiteten
nossen auch die Voruntersuchung der Anwondung von
einschliefslicb
Foltern zur Erzielung eines Geständnisses und überliefsen nur die for-
male Aburteilung in der Art des endhaften Tages dem Stadtrichter. In
Strafsburg endlich besafs der Münzmeister geradezu den Blutbann, mit
dem er vom Vogt beliehen werden mufste, so dafs er im Verein mit
den Hausgenossen über Leben oder Tod eines angeklagten Münzfälschers
entscheiden konnte.
Eine Änderung dieser mittelalterlichen Münzzustände trat erst ein,
als die Münzherren in ihrem Bestreben zur allseitigen Ausbildung ihrer
landesherrlichen Gewalt dem Polizeiwesen überhaupt ihre Aufmerksam-
keit zuwandten. Nach mancherlei Anläufen, die teils von einzelnen, teils
von mehreren Münzherren vereint unternommen wurden, um das zer-
rüttete Münzwesen zu bessern, übertrug endlich der Reichsabsehied vom
Jahre 1551 (§40) die Münzpolizei förmlich den Reich skreisen, die auf
gemeinsame Kosten einen Kreis-Münz wardein oder Probierer zu bestellen
hatten. In der Folge wurde durch die Reichsmünzordnung von 1559
(§ 157) und die Reichsabschiede von 1566 (§ 170) und 1570 (§ 132), 1571
(§ 28) usw. den Kreisen untereinander eine gute nachbarliche Korres-
pondenz zur Handhabung durchgehender Gleichheit bei der Münzordnung,
sowie die Abhaltung von Kreisprobationstageu aufgetragen. Eigene Münz-
stätten wurden nur den Münzherren belassen, «lie eigene Gold- oder
Silberbergwerke hatten, alle übrigen wurden zu »Heckenmünzen t er-
klärt und den Münzberechtigten die Vermünzung ihrer Pagamente nur
in allgemeinen Kreismünzstätten belassen.
Mflnzpolizei: Ehoborg 135 ff., 156 ff.; tn e i n e (ieachichto den älteren Gerichts-
wesens in Österreich (Weimar 1879), i> 244, § 23 »Das Münzgoricht«, Wien« Münz
wesen II, § 6, 773 ff. — Verfügungen der Karolinger gegen falsche Münzen bei So et-
beer in Forschungen IV, 293 ff.; VI, 7 ff., uns den Kapitularien von 808, 854, 856,
864. — Für das spatere Mittelalter bei Lamp recht, Deutsches Wirtschaftsleben im
Mittelalter. L. 1885, U, 359 ff. —
Ilaberlin, Handbuch dea teutachen Staatsrecht*.
2. Aufl. ß. 1797, III, S. 34, § 341 ff. Von dem Münzrechte.
Schließlich sei noch Her münzpolitischen Mafsregel gedacht, durch
10.
welche in älterer Zeit die Nachteile der Mischwährung gemildert wurden.
12*

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180 Zweiter Teil. Geldgoschich te.

Da infolge der Regalität der Grundsatz der freien Münzprägung nicht


anerkannt war, so stand es ganz im Ermessen des Münzherrn, ob und
in welchem Umfang in dem einen oder beiden Münzmetallen geprägt
werden solle. Die Münzherren hatten daher Gelegenheit, bei überwiegen-
dem Goldumlauf die Silbermünze nach Art einer beschränkt ausge-
gebenen Kreditmünze zu behandeln, und das Gold bei überwiegendem
Silberverkehr in geringerer Menge aber mit erhöhtem Nennwert auszu-
geben. In beiden Fällen behauptete dies Kreditgeld gewöhnlich seinen
Kurswert. Man hatte so, bemerkt Schmoller, ein Münzsystem mit
lauter Münzen festen Nenn- und Kurswertes, und die Schwankungen im
Wertverhältiiis von Gold und Silber berührten die Inlandsmünze nicht.
Schmoll er, Grundrifs der allgemeinen Volkswirtschaftslehre. L. 1904. II, § 167,
S. 85, betont, dafs der in den Haupthandolsländern durch die Übung erwachsene
Grundsatz der freien Edeltnetallprägunp für Rechnunß von Frivaton in England seit
1U66, in den Vereinigten Stauton seit 1792, in Frankreich seit 1803 zum Rechtssatz er
hoben wurde. Dein Mittelalter und geraume Zeit darüber hinaus war er fremd, weil
die fiskalische Auffassung des Münzwcsens den Edelmetallhandel monopolisierte und
aus dem >Silberkauf< Gewinn zu ziehen suchte. Doch wurde vereinzelt schon während
des Mittelalters die Präg img freigegeben. Kalk mann erwähnt (Englands Übergang zur
Goldwährung, Strafsburg 1895, S. 14} ein Gesetz Kg. Heinrichs VI. von England von
1423, >da« die freie Prägbarkeit beider Metalle festlegt«. Auch in Österreich war 1460,
als nach der Schinderlingszoit rasch wieder gute Münze in Umlauf gebracht werden
sollte yedem man erlaubt grwegen ze münssen, doch durch die hawsgenossen .dadurch
. .

die münss gefordert ist n orden, nachdem dUselb zeit dhain münss im land getccftrn und
durch die Verlegung der hawsgtnowen al*i>ald nicht hiet mugen aufpracht icerden. ^fon.
llabsburgica. \V. 1858, 1, 3. Bd., S. 410 aus einer Eingabe der Hausgenossen um 1480.
Damit nicht zu verwechseln ist der Fall, in welchem einem Kloster, einer Stadt usw.
als Gnade gestattet wurde, jährlich eine bestimmte Monge Münze ohne Bezahlung des
Scblagschatzcs vermünzen zu lassen. Beispiele solcher Begünstigungen für das Frauen-
kloHter zu Tuln und die Stadt Wien, s. Wiener Mw. II, 786 ff.

§ 25. Der MUnzwert in alter Zeit.

Der Ausdruck Münzwert wird in verschiedenem Sinne genommen,


1.

je nachdem man die eine oder andere Aufgabe ins Augo fafst, der die
Münze zu dienen hat; man kann so einen gesetzlichen, einen wirtschaft-
lichen, den Verkehrswert und endlich den Tauschwert der Münze unter-
scheiden.
a) Der gesetzliche oder Nennwert der Münze beruht auf ihrer
Eigenschaft, gesetzliches Zahlungsmittel zu sein (§ 29), mit andern Wor-
ten auf der durch den Staatswillen erzwingbaren Verpflichtung der Staats-
:

untertanen, die Münze zu dem vom Staat bestimmten Betrag in Zahlung


zu nehmen, kurz auf dem Zwangskurs. Es ist dies der von der mittel-
alterlichen Geldtheorie sogenannte valor impositus, den namentlich die
Kanonisten für das Primäre und überhaupt für das Wichtigste an der
Münze ansahen und als Imnitas extrinseea gegenüberstellten
der bonifas intr'nwca, die wir innere Gute, inn>r<n Wert, und
b)
da dieser auf demin der Münze vorhandenen Metallinhalt beruht, auch
Feingewicht oder Metall w ort der Müifze nennen. Dies ist der wirt-
schaftliche Wert der Münze im engern Sinn, indem die in dem Münz-

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§ 25. Einteilungen des Münzwertes, Ermittelung des Nennwertes. 181

stück vorhandene Edelmetallmenge als der Mafsstab erscheint, mit welchem


der Wert wirtschaftlicher Güter gemessen wird.
c) Verschieden von beiden ist der im Verkehr, zumal beim Aus-
tausch von Münzen mehrerer Staaten, erscheinende Kurswert, es ist
der durch eine gewisse Münzeinheit gemessene Wert des Metallinhalts,
der in einer andern Münzgattung wirklich oder dem Kredit nach ent-
halten ist. Er fällt daher weder mit dem Nennwert noch mit dem Metall-
wert jener Münzgattung zusammen, sondern kann von beiden abweichen,
und zwar bei Kreditmünzen mitunter in recht erheblichem Mafse.
Der Tauschwert oder die Kaufkraft dos Geldes zeigt sich
d)
in demVerhältnis, in welchem Gütereinheiten anderer Art gegen ge-
wisse Geldeinheiten erworben werden können.
Philippovich, Grundriß* der politischen Ökonomie I, S. 183. Freiburg Br. i.

1893. —
Grote, Geldlehre §9, 10. Nennwert u. Metallwert, S. 35. Endemann W., —
Studien in der romunisch-kanonistischen Wirtschafte- und Rechtelehre. 2. Bd., Berlin
1883. S. 159 ff., Abschnitt VII: Geld und Zahlung. —
Hof mann .T. G., Die Lehre vom
Gelde. Berlin 1838, S. 35, 163 ff. —Contzen, Thomas von Aquino als volkswirt-
schaftlicher Schriftsteller. L. 1861. —
I n am
a S terne gg, Wert u. Preis in der älte-
-

sten Periode deutscher Volkswirtschaft (Jahrbücher f. Nationalökonomie und Statistik,


begründet von B. Hildebrand, XXX, 197 ff. Jena 1878). Die Quellen der histo-
rischen Preisstatistik (Wiener Statist. Monatsschrift XU, 597 ff.). —
Gruber M.. Re-
cherchen dans la statistique des prix en Italic (Extrait du Bulletin de l' Institut inter-
national de statistiqiw VI, Rom 1891). —
Zur Geschichte der Preise. Aufsätze von
Sommerlad und Lexis im Handwörterbuch der Staatswissenschaften, herausgegeben
von Conrad usw. J. 1901, 2. Aufl., VI, S. 207 ff. mit «ahlreichen Literaturangaben,
Sp. 221 ff.

2. Den Nennwert einer Münze erfährt man zunächst aus den auf-
geprägten Zahlen oder Benennungen, z. B. : 24 EINEN REIC1ISTIIALER,
1 HELLER, 60, 30, 20, 10, 3 {zu verstehen Kreuzer) GROSSVS PRA-
GENSIS, FORTIS. Wo solche fehlen oder die etwa vorhandenen un-
klar kann man bisweilen aus dem Metall, der Münzgröfse, vor
sind,
allem aber aus den Gewichts- und Feingehaltsverhältnissen den Schlufs
auf die Stellung der Stücke im Münzsystem machen und dadurch etwa
den früheren Nennwert dieser Münzen ermitteln. Oft geht das nicht
ohne mühsame Untersuchungen ab, zumal die alten Münzordnungen
noch vielfach der Veröffentlichung harren, ja selbst die Verzeichnisse
alter Münzbenennungen keineswegs vollständig sind. Früherer Zeit hat
man bei Münzbeschreibungen die 'Angabe des Nennwerts der einzelnen
Stücke oft unterlassen oder hat sich mit unbestimmten oder unkritischen
Bezeichnungen begnügt. Heute ist man in diesem Punkt sorgfältiger
und gibt bei Münzbeschreibungen gewöhnlich das Nominal der Münze
oder deren besonderen Namen, oft auch deren Gewicht an und schafft
dadurch eino wichtige Voraussetzung für geldgeschichtliche Forschungen.
zu § 9, 12, Eine Sammlung dontscher Münzbenennungen gedenkt
Vgl. Literatur
Prof. E. Schröder herauszugeben. Als allgemeine Sammlung von Münzbenennungen
leistet Sch mieder, Handwörterbuch der gesamten Münzkunde, Halle -Berlin 1811,
1815, noch immer die besten Dienste.

Schwieriger als dio Ermittelung des Nennwerts ist die Feststel-


3.
lung des Metallwerts eines Stückes. Drei Wege stehen uns dazu offen:

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182 Zweitor Teil. Geldgeschichte.

zunächst die Feingehaltsbestimmungen auf Münzen, beispielsweise:


ZWEI VEREIXSTIIALER * XV EIN PFVND FEIN; X EINE FEINE
MARK; LEY 900 MILESIMAS * 40 PIEZAS IN KILOG. (spanische
5-Pezetas vom Jahre 1869). Durch Nachwägen gut erhaltener Stücke
mit dergleichen Aufschriften kann Schrot und Korn im Rechnungswege
bestimmt und somit der Münzfufs selbst festgestellt werden. Es finden
sich jedoch solche Feingehaltsbezeichnungen nur auf Münzen der neueren
Zeit, rücksichtlich älterer Gepräge sind wir auf die Bestimmungen der
Münzordnungen, auf Münztarife und
alte Verzeichnisse von Feingehalts-
proben angewiesen ,die uns vom Mit-
telalter herwärts erhalten sind (§ 3, 1).
Fehlen solche, so kann man noch den
Versuch machen, aus vorhandenen
Münzen durch Wägungen und Fein-
F\\i. 95. Spanisches 5>Ccntiinog8tuck vom Jahre gehaltsproben den Münzfufs zu er-
1870 mit Gewichuancftben.
doch ist dies eine müh-
scliliefsen ;

same und keineswegs immer durch •

Erfolg lohnende Arbeit. Abgesehen von den Münzopfern, die sie erfor-
dert, wenn man zu genaueren Ergebnissen gelangen will, als es Strich-
proben ergeben, wird man bei Münzen, die al tnarco ausgebracht wur-
den, immer nur Näherungswerte und keineswegs den vorgeschriebenen
Münzfufs erwarten dürfen, und zwar aus Gründen, die schon § 22, 7 u. 8
entwickelt wurden.
Metallwert: Vgl. die Literatur zu § 22, 5, 8; über Münztarife S. 12, §3, Abu. 7.
— Bericbte über Münzproben reichen in Frankreich bin inH 13. Jahrb. (Saulcy, lie-
cueil. V. 1879, S. 138 ff.), in Italien ins 14. Jahrh., in Deutschland ins 15. Jahrb. zurück.
(Hirsch, Münzarchiv I, 93 ff. vom Jahre 1444.) Älter, von ca. 1400, sind die Kin-
zeichnungen in dem noch ungedruckten Hauptbuch des Rcpcnsburger Kaufmanns und
Mttnzers Malt haus Klintinger »7>i« Munizze* auf S. 557 und die von Schalk in den
Mitt. d. Instit. f. öBterr. Geschichte IV. S. 598 veröffentlichten Aufzeichnungen des
Wiener Münzanwalts Niklas Graner vom Jahre 1425. —
Einen Münztarif mit Angabe

von Schrot und Korn der um 13G8 1371 zu Avignon umlaufenden Münzen s. EL N.,
4. Serie, 1, S. 177. — s
( ber die Fehlerquellen, mit welchen bei Gewichts- und Feinpehalts-

bcstimmungcn von Münzen, die al nuirca ausgebracht wurden, zu rechnen ist. Vgl.
meine Chronologie der Wiener Pfennige (S -B. d Wiener Akad., Bd. CXL, S. 7 und
17 ffA Man wird daher oft die an mittelalterlichen Gepriigen durch Wage und Kupellen-
probe ermittelten wirklichen (effektiven) Ergebnisse, von dem beabsichtigten
ideellen Schrot und Korn zu unterscheiden haben. — Ohaion R., Recherche* sur la
raleur intrinxeque du florin dt Ilrahant calrulee ä raison de Fr. 222,22 le kilogramme
d'argent fin depui* l< miluu du XV« sii'ch just/u'en 1TU4 (ab 1433). R. N. B. 1871, S. 186.

Zur Ermittelung des Kurswertes in alter Zeit stehen uns schrift-


4.

liche Quellenin ziemlicher Anzahl zu Gebote. Da der grolse Geld-


handel von Land zu Land während des Mittelalters in den Händen der
Italiener lag, so sind auch die ergiebigsten Nachrichten über Kurswerte
in italienischenAufzeichnungen zu finden, so in den ins 13. Jahrb. zurück-
reichenden Abrechnungen über päpstliche Steuern und in den für kauf-
männische Zwecke gearbeiteten Handbüchern, unter welchen ich die
J'ruftira d<lla mtraitxm des Giovanni da l'zzano vom Jahre 144:? als

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§ 25. Ermittelung dos Metall- und Kurswertes; Fehlerquellen. 1*3

Beispiel hervorhebe, da sie von Kap. XXVII angefangen qui appresso


faremo menzione come si camlna quasi per tutte parti da nn luogo a nn altro
eine Menge von Kursangaben anführt. Als dann im 16. Jahrh. der
Geldhandel mehr und mehr in deutsche Hände überging, wurden
ähnliche Hilfsbücher auch in Deutschland verlegt. Meders Handels-
buch, das 1562 zu Nürnberg gedruckt wurde, behandelt im 25. Kapitel
s-Boscheyd aller Müntzen und Wehrschaft mehrerley landen aufs kürzist
dann in wenig jähren sich dieselben in mehrtheylfs orten oft verendernc,
und in dem 1563 zu Wien gedruckten Handelsbuch »Wienn nach Vene-
dig oder Venedig nach Wienn«, das Michael Scherhauf verfafste,
finden sich zahlreiche Tabellen zur Umrechnung der Warenpreise, welche
Kursschwankungen *von Rheinisch Gulden 130, vntzt auf Rheinisch
Gulden 148 per Ducati 100 berücksichtigen. Zahllose Kursangaben
nach dem Muster so und soviel Pfund Pfennige dieser Münzgattung
gegen so und soviele einer andern, oder so und soviel Schilling - Pfen-
nige für einen (rheinischen, ungarischen, Florentiner) Goldgulden finden
sich in Urkunden, Akten, Rechnungen u. dgl. Man hüte sich aber, der-
gleichen vereinzelt vorkommende Angaben für etwas anderes als für die
mehr oder minder dem Metallwert angenäherte Bewertung anzusehen,
wio sie im Verkehr mit Rücksicht auf die Lage gerade vorkam. Auf-
zahlungen, die bisweilen mit dem Ausdruck Vorwechsel ausdrücklich
hervorgehoben sind, oder Abrundungen zugunsten der einen Münz-
gattung, sind in dergleichen Kursangaben regelmüfsig eingeschlossen, und
man wird si»* daher für eine genaue Berechnung des Müuzfufses nicht
verwenden können. Muffat hat dies in seinen Untersuchungen -über
Gewicht und Gehalt der österreichischen Pfennigen nicht beobachtet und
ist daher zu sehr anfechtbaren Ergebnissen gelangt. Wohl aber können
geldgeschichtliche Folgerungen anderer Art, z. B. über das Eindringen
fremder Gepräge in den Verkehr, ferner über die Richtung des Handels-
verkehrs u. dgl., aus solchen Angaben entnommen werden, wie dies die
gründlichen Untersuchungen Cumonts aus mehr als 3000 Brabanter
Urkunden für die Brabanter Münzverhältnisso von 1316 1406 ergeben. —
Kurswert: Pagnini, Deila Dtcima <; delle altre Gravczie Lisbona e Lucca
1766, T. IV mit Uzzanos Prattica dclla niercatura. — 1260, 21. Febr.: Pussau, vor-
gleicht sich Bischof Otto von Passau mit Ortolf von VolkcnBdorf wegen einiger For-
derungen und dafs der Volkensdorfor c libras Patavirnses pro Stainrhirchrrio
erklärt,
irt quibus sibi ralorem exeresenittm qtoxl Vorwechsel dicitur dt'dimut pro c W>ris Wien-
nemtibun nobis U. P». o. Enns JII, 269.
et rcelesiae rtlaxarit. —
Cumont G., Les Mon-
naies dans Charles du Brabant, 1901.
Ich Etudes sur U> cours drs Monnaies Bra- m
bant, 1902. Ans den Annale« de In socieU d'archeologie de Bruxelles. T. XV, XVI.
(Umfassen die Zeit von 1316-1406.)

5. Am
schwierigsten gestalten sich die Untersuchungen über den
Tauschwort der Münze. Da hierbei die Münze nur als eine bestimmte
Form des Geldes in Betracht kommt, so laufen diese Untersuchungen
auf eine Erörterung der Frage nach der Kaufkraft des Geldes hinaus.
Diese ist, wenn man die ausgleichende Wirkung von Angebot und Nach-
den Marktpreisen ausdrückt, berücksichtigt, jeweils in
frage, die sich in
einem gegebenen Zeitpunkt und an einem gegebenen Ort eine feste

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184 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Gröfse. Allein der Tauschwert des Geldes


ist nicht nur für den ein-

zelnen, also subjektiv verschieden,indem die gleiche Geldmenge z. B.


100 Mark je nach der wirtschaftlichen Lage für den einzelnen einen
höheren oder geringeren Wert haben kann, sondern er ist auch zu ver-
schiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten ein anderer, also objektiv
veränderlich. Er steigt, wenn man für die gleiche Menge eine gröfsere
Menge anderer Güter kaufen kann als bisher, er sinkt, wenn man weniger
dafür erhält. Die Kaufkraft des Geldes äufsert sich demnach in den
Geldpreisen der Waren, und eine allfällige Änderung des Wertes jener
wird auch nur in der Änderung der Preise wahrnehmbar. Dadurch
sind aber für die Ursachen einer Änderung der Kaufkraft dos Geldes
zwei Richtungen gegeben: Das Steigen oder Fallen der Preise kann
nämlich entweder auf einer bei den Waren vorgekommenen Ände-
rung, z. B. in den Erzeugungskosten, beruhen, oder es sind die Gründe
auf seiten des Geldes zu suchen, da dieses aus einem Stoffe besteht, der
wie jedes andere wirtschaftliche Erzeugnis schwankende Produktions-
bedingungen haben, überdies schwankender Nachfrage unterworfen sein
kann. Die Feststellung der Gesetze, nach welchen sich im ersterwähnten
Falle tagtäglich das Steigen und Fallen der Warenpreise vollzieht, ist
ganz der Volkswirtschaftslehre zu überlassen, zur Lösung der verwickelten
Vorfrage, ob das Geld als solches im Laufe der Zeit an Kaufkraft ge-
wonnen oder verloren habe, und wie grofs diese Veränderung sei, ist
indessen die Geldgeschichte in erster Reihe berufen.

Tauschwert: P h i i
p p o v i c h Grundrifs d. politischen Ökonomie I (1. Aufl.
1 .

1893). — Paasche,
Studien über die Natur d. Geldentwertung J. 1878. — Soet-
beer, Materialien i. Erläuterung d. wirtschaftlichen Edelnietallverhältnisse. B. 1886
(S. 94 ff. Darstellung verschiedener Methoden der Messung der Knufkraftanderung des
Geldes). —
Wasserrab, Preise und Krisen. S. 1889. —
Kral, Geldwert und Preis-
bewegung im Deutschen Reich 1871—1884. J. 1887. — Hoff mann, Die Lehre vom
Gelde. P>. 1838, S. 11.

Sehr allgemein wird angenommen, dafs die Kaufkraft des Geldes


6.

vom her stark abgenommen hat, allein sowohl in der Be-


Mittelalter
gründung dieser Behauptung als in der Frage über den Betrag der
Minderung herrschen sehr verschiedene Ansichten; dabei ist zunächst
festzustellen, dafs die Vorstellungen von der Billigkeit der Waren im
Mittelalter häufig übertrieben sind, nicht zum wenigsten darum, weil man
sich die Verringerung, die der Münzfuls seither allerlanden erfahren hat,
nicht genügend gegenwärtig hält, vielmehr die Wertgröfsen der heutigen
Münzen auf ältere gleichnamige Münzeinheiten in Gedanken unwillkür-
lich überträgt. Das berühmte Beispiel vom Pfennig, um den man im
Mittelalter zehn Eier kaufen konnte, verliert schon viel des Über-
raschenden, wenn man sich vergegenwärtigt, dafs der Pfennig in jener
Zeit vielleicht an Feinsilber das Zehnfache und mehr von dem wirklich
besafs, was seine entarteten kupfernen Brüder im 19. Jahrb. durch
ihren Nennwert vorstellten. Diese Probe dürfte klar machen, dafs mit
der Ermittelung des Nennwertes der alten Münzen für die Frage nach
ihrer Kaufkraft nicht viel erreicht ist, ebensowenig wird man mit dem

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§ 25. Schwierigkeit, die Kaufkraft des Geldes zu ermitteln. Mafsstäbe. 185

Kurswert allein auskommen, ja selbst die Feststellung des Metallwertes


wird, nur einen, allerdings einen der wichtigsten Beiträge zur Geschichte
der Preise liefern. »Wenn man die Frage beantworten will sagt ,

Grote (Geldlehre 6, § 2), > welche Werüstufe wurde im 14. Jahrh. durch
einen Goldgulden bezeichnet, so erfährt man dies nicht dadurch, dafs
nachgewiesen wird, mit wieviel Gulden und Kreuzern das in einem da-
maligen Goldgulden steckende Quantum Gold in Gestalt einer Gold-
krone neuerlichst (1865) zu Frankfurt a. M. bezahlt wurde. Das Gold
an sich oder auch die daraus angefertigte Münzsorte steigt und fällt im
Preise, je nachdem es mehr oder weniger vorhanden ist, und je mehr
oder weniger mannigfaltig der Gebrauch ist, zu dem man es anwendet.
Es hat daher d'Avenel sicher recht, wenn er in seiner Histoire economique
de la proprieti (Paris 1894, I, 13 ff.) den Gedanken verficht, dafs von einer
vom Mittelalter her fortgesetzten allgemeinen Minderung der Kaufkraft
des Geldes nicht gesprochen werden könne, da diese, örtlich wie zeitlich
betrachtet, viele Schwankungen aufweise.
D'Avenel G., Histoire Economique de la proprieU, des salaires, des denrees et de
tous le$ prix cn gentral, 1200—1800. P. 1894—1898, 4 Bde. —
Sommerlad im Hand-
wörterbuch der StaatewiHsenschaften, herausgegeben von Conrad ... 2. Aufl., J. 1901,
VI, 207 ff.

7. Die gröfste Schwierigkeit bei geschichtlichen Untersuchungen


über die Kaufkraft dos Geldes ist die Ausmittelung eines geeigneten
Mafsstabes, an welchem die Veränderungen des Tauschwertes gemessen
werden können. Man hat einen solchen vielfach in den Getreidepreisen,
oder im gemeinen Taglohn zu finden geglaubt, denn das unter allen
Klimaten gleich unentbehrliche Bedürfnis der Menschen sei die Nahrung,
und das allgemeinste Nahrungsmittel sei seit jeher Brot gewesen. Aufser-
dem bedürfe der Monsch auch der Kleidung und des Obdachs als Be-
dingungen seiner physischen Existenz. Dieser Bedarf im einfachsten
auf das Unerläfslichste beschränkten Ausmafs könne durch Arbeit der
einfachsten und rohesten Art erworben werden; der Preis, den die
tägliche Arbeit eines Taglöhners hat, entspreche daher stets genau dem
Werte jenes täglichen Bedarfes an unentbehrlichen Mitteln des täglichen
Unterhaltes. »Dieses Arbeitsquantum hatte gleichen Wert im Jahre 1500
wie im Jahre 1860, und wenn sein Preis im Jahre 1500 =
l g Silber,

1860 aber =10 g Silber war, so war der Wert des Silbers 1860
um zehnmal geringer als 1500 geworden/ (Grote). Es hat indessen
schon II offmann in seiner Lehre vom Geldo (S. 2, 3) auf das Un-
genügende dieser beiden Mafsstäbe hingewiesen. Da nicht überall
dieselbe Getreideart das allgemeinste Nahrungsmittel ist, so kann schon
deshalb keine Getreideart als allgemeines Mafs der Werte dienen; dazu
kommt, dafs die Nahrung überall, jedoch in verschiedenem Ausmafs, ge-
mischt ist. Was hingegen den Tagelohn für gemeine Handarbeit betrifft,
so liegt in Grotes Behauptung, dafs dies Arbeitsquantum in den Jahren
1500 und 1860 gleichen Wert gehabt habe, eine petitio prineipii vor.
Auch die Höhe dieses Taglohns kann Schwankungen unterliegen, wie
Angebot und Nachfrage, gröfsere oder geringere Arbeitskraft des Tag-

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isf; Zweiter Teil. Geldgeschichte.

lOhners, seine Bedürfnislosigkeit oder gesteigerte Lebenshaltung u. dgl.


solche mit sich bringen, uns aber fehlen nur allzuoft die Anhaltspunkte
zur Prüfung, ob die vorliegende Angabe auf den orteüblich gewöhnlichen,
oder einen Ausnahmstaglohn zu beziehen ist.
Grote, Geldlehre 3, 4, S. 7 ff. — II off mann, Lehre vom Gelde, S. 2, 3.
— Inama-Sternegg, Deutsche Wirtschaftsgeschichte. L. 1901, III, 2. S. 455 ff. —
Köberlin A., Fränkische Münzverhältnisse zu Ausgang des Mittelalters. Bamberg 1899
(Programm). — L a in p recht K., Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter. 1,. 1885,
2. Bd., S. 236. Material i. Geschichte der Werte. — Soetbeer in Forschungen VI, 56:
Der Wert de» Geldes zur Zeit Karls des Grofsen und seiner nächsten Nachfolger. —
Wuttke R.,Die Ermittelung der Kaufkraft des Geldes. Bl. f. Mzfr. Nr. 220, L. 1897.
— Leber C, K»$ai sur Vappreciation de la fortune pritve au moyen-äge. 1\ 1847. —
Hivor, Bech<rehes sur 1-h monnaies et sur la valeur de l'argent en France jusquä
Francois I; P. 1864. — Hanauer, Abbe, Ktudes cconomiques sur l'Alsaee ancienne rt
moderne. V. H, 1878. — Levasseur, UmMethode pour mesurer la vahttr de l'argent.
(Journal drs economistes II«' Serie 3<t anner., t X, 228 ff., P. 1856.) — D'Avenel G-.
llistoire economique I. P. 1894. — Cibrario, Deila economic politica del media reo.
2. Aufl. Turin 1842. — Tooko and Newmarch, History of pricts (1793 1857). Lon- —
don 1838 —1857. Doutscho Übersetzung von Ashor, 1859. — Rogers J. E. T ,
A history of agriculture and prües in England (1259—1793). Oxford 1866—1887.
8. Die Erkenntnis dieser Schwierigkeiten hat dazu geführt, dafs
manche dieHoffnung auf eine gedeihliche Lösung der Frage überhaupt
aufgaben. J. B. Say hat geschichtliche Untersuchungen über den Tauseh-
wert des Geldes als die Quadratur des Zirkels in der Wirtsehaftslehre
verspottet, und auch Babelon (Notice sur la Monnaie, S. 66) verspricht
sich als schliefsliches Ergebnis solcher Forschungen wenig mehr als höchst
unsichere Näherungswerte. Glücklicherweise steht die Sache nicht ganz
so schlimm, als man nach den Aussprüchen so bedeutender Gelehrter
fürchten inufste. Wohl ist zuzugeben, dafs die bisher erzielten Ergeb-
nisse auf dem
Felde der Geschichte der Preise noch wenig befriedigend
sind, und dafs die Schwierigkeiten, die sich bei dieser Arbeit dem Forscher
entgegenstellen, entmutigend wirken können, allein dies ist kein Anlafs,
um für alle Zukunft an dem Gelingen zu verzweifeln. Die Mängel der
angewandten Methode lassen sieh verbessern, die Stützen, die uns die
Geld- und Malsgesehiehte zu liefern haben, verstärken. Entschliefst man
sich dann zu einer kritischen Sichtung des Quellenstoffes und zu einer
passenden Fragestellung, so lassen sich Ergebnisse erhoffen, welche die
bisher erreichten an Genauigkeit weit übertreffen werden.
Bubeion, Xoiice sur la Monnaie, 8. 65 ff. P. 1898. —
W. Sohum, Beitrag z.
Charakteristik d. national ökonomischen Ansichten in Thüringen während der Refor-
mationszeit (Mittig. d. Ver. f. Gesch. u. Altertumskdo. von Erfurt VI, 1873, 8. 251),
hebt die Schwierigkeiten hervor, die »1er Ermittelung der Kaufkraft des Geldes im
Mittelalter entgegenstehen, halt sie jedoch gleichfalls nicht für unüberstciglich, sofern
die Vergleiehung auf Grund möglichst vieler kritisch ermittelter Daten erfolgt. —
Li pouroir partieulier de l'argent sur le hie n'r&t pas h: meine que le pouroir par-
tirtdirr de l'argent sur Olle ou hlle autrr man handise, ni par enntequant que lr pou~
roir geniral de l'argent sur l'ensi nihle des niarchandists. Ce pouroir yener al n'est autre
rhosc qit'une woyenne des tous les pouroirs partieulier* .... G. d'A venel I. 6. Auch
Menger (Handwörterbuch d. Süuitswisscnsch., 2. Aufl., J. 1900, IV, 8. 91 ff.): Versuche
e. Messung der örtlichen Verschiedenheit und der Bewegung des äufseren Tausch-
wertes des Geldes, sieht »die Feststellung des Tcuerungsverhaltnisscs< rückaichtlich

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§ 25. Notwendigkeit, die Kaufkraft auf breiter Grundlage zu ermitteln. 187

einzelner Güterarten, ebenso rücksichtlich qualitativ und quantitativ in beHtimmter Art


zusammengesetzter Güterkomplexe, für verschiedene örtliche und zeitliche Verhält-
nisse als ein theoretisch klargestelltes, und soweit die der Bewegung zugrunde zu
legende statistische Sachlage bekannt ist, auch als ein praktisch lösbares Problem an.

9. Wichtig vor allem ist, dafs die Untersuchung auf möglichst


breiter und dabei sicherer Grundlage geführt wird; die Einschränkung
derselben auf die Geschichto des Taglohns, der Getreidepreise und über-
haupt einzelner Bedürfnisse der menschlichen Lebenshaltung kann nur
zu einem zifformäfsigen am Metallinhalt, der als Preis bezahlt wurde,
,

gemessenen Ausdruck führen. Man kann daraus entnehmen, ob die


Preise in diesem einzelnen Falle wirklich —
oder scheinbar —
sich gleich
geblieben, oder ob sie ebenso gestiegen oder gefallen sind. Man wird
forner, wenn Verschiebungen nachgewiesen wurden als Ursache derselben
auch die Möglichkeit ins Auge fassen können, dafs die Veränderung auf
Seiten des Geldes eingetreten ist, d. h. dafs sich die Kaufkraft des Geldes
in einer gewissen Richtung geändert hat. Darüber hinaus wird man
jedoch nicht gelangen, wenn man sieh auf die Erforschung der Getreide-
preise oder des Taglohns oder selbst beider zusammen beschränken will.
Die Getreidepreise zeigen in früherer Zeit, solange man zur Deckung
des Bedarfs vor allem auf den Ertrag der Ernte in der näheren Um-
gebung angewiesen war, weit raschere und gröfsere Schwankungen als
heutzutage, wie man schon aus den städtischen Brotsatzungen ersehen
kann. Da nun, um etwas Bestimmtes anzuführen, dem Taglöhner zu
Wien im Jahre 1427 35, im Jahre 1430 aber 53 dkg Brot um
einen Pfennig zu Gebote standen, der Münzfufs in dieser Zeit unver-
ändert blieb, auch die gleichen Arbeitslöhne vom Jahre 1412 in den
Preissatzungen von 1430, 1439 wiederkehren und selbst 1460 noch wenig
geändert erscheinen, so dürfte schon dies Beispiel zeigen, dafs man durch
Erforschung der erwähnten Tatsachen keineswegs zu einer einwand-
freien Feststellung der Kaufkraft gelangt, die das Geld in jenen Jahren
gehabt hat. Man mufs vielmehr, wie dies Leber schon 1847 in seinem
Essai sur V appridativn de la fortune privee au moyen-uge gefordert und
D'Avenel in seinem mit bewunderungswürdigem Fleifse zusammen-
getragenen Werke auf breiter Grundlage unternommen hat, die Erfor-
schung der Preise auf möglichst viel Gegenstände des menschlichen
Bedarfs ausdehnen. Dafs dies der richtige Weg ist, ergibt schon die
Erwägung, dafs die Kaufkraft des Geldes auch heutzutage nur als
eine Resultierende, d. h. als mittleres Ergebnis vieler Preise, erfafst
werden kann.
Zur leichteren Aufstellung der Brotsatzungen dienten Tabellen, welche mit Be-
rücksichtigung verschiedener Getreidepreise und eines angemessenen Müllor- und
Backerlohnes die Schwere des Pfennigbrotes festsetzten die Wiener Tabellen, die An-
:

fang des In. .Tahrh. schon vorhanden waren, beginnen mit Weizen preisen von einem
halben Tfund Pfennig (120 Pfg.) fürs Mut und steigen Schilling um Schilling bis auf
12 Pfund Pfennig (2880 Pfg.}. Gedruckt sind nie als der peken recht in den S.-B. der
Wiener Akad. 1861, Bd. 36, S. 106. Dafs dieser Spielraum nicht überflüssig war, ergibt
sich ans den Preisen benachbarter Jahre. 1427 kostete der Mut Weizen in Wien 5'/, Pfd.
Pfennige, 1430 nur 3'/, Pfd. Pfennige, infolgedessen wog das Pfenni«bn»t 1427 35, 1430
aber 53 dkg. Vgl. meine Abhandlung: Wiens Münzwcsen II, S. 828, dazu K. Schalk

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188 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

im Wiener Kommunalkalcnder von ff., 253 ff.


1888, S. 231 — II ei Big J., Die histor.
Entwickelung der landwirtschaftlichen Verhältnisse auf den gräfl. Schaffgotschischen
Güterkomplexcn in PreufsischSchlesien. J. 1884 (in Conrads Sammlung d. national-
ökonomischen und statistischen Abhandlungen des staatswisscnschaftl. Seminars zu
Halle III, 3. Heft). —
Schön feldt G, Lohn- und Prcisvorhaltnisse in Hann. Münden
zu Anfang d. 15. Jahrh. (Vierteljahrschr. f. Sozial- und Wirtmhaftsgcsch. I, 33 ff.V —
Wiehe, Zur Geschichte der Preisrevolution des 16. und 17. Jahrh. 1895. Grünau —
D. G., Wert eines Denars tu Beginn des 10. Jahrh. Bl. f. Mzfr. 1899, Nr. 4, 5 Nr 233,
234), S. 39.

10. Mit der Menge allein ist jedoch die Sache keineswegs abgetan.
Die uns von der Vergangenheit in Rechnungen, Preissatzungen, Urkunden
und Vermerken verschiedener Art überlieferten Nachrichten über Preise
in früherer Zeit sind zunächst nur Rohmaterial, das vor seiner Ver-
arbeitung kritischer Sichtung und einer angemessenen Zurichtung bedarf.
Vor allem mufs man über den Wert der Überlieferung ins reine kommen,
darüber, ob es eine; abgeleitete oder eine ursprüngliche Nachricht ist,
dann mufs auch ihre Beschaffenheit berücksichtigt werden. Gesetzt den
Fall ,es wäre uns die Gleichung 2 kg Schwarzbrot 1 g Feinsilber =
in einer Preissatzung, ferner in einem Urbar und letztlich auch in einer
Rechnung überliefert, so wird man diese drei Nachrichten nicht ohne
weiteres als gleichwertig behandeln dürfen. Die Preissatzung ist eine
durch obrigkeitliehen Willen festgestellte obere Preisgrenze, allein das
Leben kann sie zu eng befunden und gesprengt haben. Die Nach-
richt im Trbar ist die Ablösung einer schuldigen Leistung, die ursprüng-
lich dem Grundherrn vorteilhaft erschien, sich aber seither in ihr Gegen-
teil verkehrt haben kann; sie ist zunächst nur auf den Zeitpunkt des

Übereinkommens und nicht auf den der Niederschrift zu beziehen.


Man wird daher nur den Eintrag im Rechnungsbuch ohne weiteres als
einen zur angegebenen Zeit wirklich gezahlten Preis behandeln können.
Ferner wird darauf zu achten sein, ob die Nachrichten vereinzelt oder
in gröfserer Anzahl vorkommen. Die ergiebigste Ausbeute ist zu er-
warten, wenn man auf Quellen stüfst, die uns durch eine Reihe von
Jahren eine Fülle verschiedener Nachrichten für einen einzelnen Ort
oder selbst für einen einzelnen Haushalt überliefern. Ausgabebücher
des städtischen Haushalts und Kirchenbaurechnungen können darum
für die Geschichte der Preise Quellen ersten Ranges sein und, falls sie
richtig benutzt werden, zu wichtigen Ergebnissen führen.

Beispiele von Kirchenbaurechnungen: Die Hegcnsburger, herausg. von


Schuegraf für die Jahre 1459, 1487 — 1489. Verhandl. d. histor. Vereins v. Oberpfalz
u. Regensburg XVI, XVIII. Regensbg. 1855—1858. —
Breslau: Luchs, Baurechuugen
des ehemaligen Dominikanerkonvent» tu St. Adalbert in Breslau (Zeitsehr. d. Ver. f.
Gesch. Schlesiens II, Breslau 1S58). —
Koblenz: Bär, Der Koblenzer Mauerbau.
(Publikationen d. Ges. f. rheinische Geschichtskunde V. L. 1888). Viktorskirche zu —
Xanten: Beisse I, Geldwert und Arbeitslohn im Mittelalter. Freiburg i. Br. 1884. Die
Einwendungen, welche Menadier vom Standpunkt der Geldgcschichte aus gegen die
Arbeitsweise Beissels erhebt, s. Z. f. N. XIV, Anh. 31. Prag —
Neuwirth Jos., :

Die Wochenrechnungen des Präger Dunbaus in den Jahren 137*2 1378. Prag 1890.
. . . —
— Wien Die Rechnungen des Kircheiuneisteramts von St. Stephan, herausgg. durch
:

K. Uhlirz, 1,2. Wien 1902. —


Stadtrechnungen: Schalk C, Gemeiner Arbeits-
lohn und Kaufkraft des Geldes in Wien im 15. Jahrh. Wiener Kommunalkalender 1888,

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§ 25. Voraussetzungen für eine brauchbare Geschichte der Preise. IS«)

S. 230 ff.). Wiens FleiBchversorgung in abnormer Zeit 1551— 15G4 a. a. O. 1897, S. 408 ff.
— Überreichen Stoff zur Geschichte der Preise birgt das Archiv der Stadt Prcfsburg.
Leider sind die eingehenden Arbeiten, die Prof. Franz Kovats darüber veröffent-
lichte, in ungarischer Sprache erschienen und daher bis auf die abgedruckten Quellen-
bclege für die Mehrzahl der europaischen Gelehrten verloren Vgl. übrigens desselben
Verfassers Aufsatz über die Nachmönzung der Wiener Pfennige in Prefsburg in W. N.
Z. XXXIV (1903), 157.

11. Um
nun zu solchen zu gelangen, mufs allerdings das gesichtete
Nachrichtenmaterial vor seiner Verarbeitung noch einer gewissen Zu-
richtung unterzogen werden. Man mufs, wenn die Nachricht brauchbar
sein soll, sowohl die Warenmenge als den dafür bezahlten Preis ziffer-
mäfsig genau kennen. Es wurde schon gezeigt, dals der Nennwert einer
Münze zur Ermittelung ihrer Kaufkraft nicht zureicht, dafs vielmehr
allemal die Kenntnis ihres Metallwerts erforderlich ist; ebensowenig ge-
nügt auf der andern Seite der Name eines Mafses ohne genaue Kenntnis
seines Inhalts. Die Behelfe zur Ermittelung des einen wie des andern
hätten dem Forscher die Geld- und die Mafsgeschichte zu liefern, die
jedoch beide auf einen ungleich höheren Grad der Vollkommenheit
gehoben werden müfsten, als sie derzeit besitzen wenn die Nachfor- ,

schungen über die Kaufkraft des Geldes in alter Zeit zu einem gedeih-
lichen Abschlufs führen sollen.
Meine Denkschrift: Vorschläge und Erfordernisse für eine Geschichte d. Preise
in Österreich, Wien 1874, richtete sieh gegen F. Sailers Geschichte der Preisbewe-
gung in Niederösterreich im 14. Jahrh. (Bl. d. Vereins für Landeskunde von Nieder-
österreich 1870, S. 104 ff.) und vor allem jjegen die unkritische Sammlung des Mate-
rials,dag die Prager Handels- und Gewerbekamtner 1873 zur Weltausstellung nach
Wien gesandt hatte, wo es nun veröffentlieht werden sollte. Vgl. den Katalog der
Kollektiv-Ausstellung von Heitragen zur >Geschichte der Preise«, redigiert durch Dr.
Edmund Schebeck, Prag 1873, mit ungeheuerlichen Druckfehlern oder Mifsverstand-
nissen im geldgeschichtlichen Abschnitt, S. 75 ff.

12. Die Voraussetzungen für das Zustandekommen einer brauch-


baren Geschichte der Preise haben sich seit 1874, in welchem Jahre ich
eine Denkschrift darüber veröffentlichte, im ganzen so wenig gebessert,
dafs ich die damals niedergeschriebenen Leitsätze mit geringen Ände-
rungen hier wiederholen kann.
a) Der Queltenstoff, nach welchem eine Geschichte der Preise dar-
gestellt werden soll, mufs so vollständig als nur möglich beschafft werden.
Nur dann, wenn man viele Einzeldaten nicht blofs für ein, sondern für
eine grofse Anzahl von Jahren hat, die örtlich ein und demselben Ge-
biet angehören, und wenn dieselben nicht nur einen, sondern verschiedene
Gegenstände betreffen kann man die Gesetze der Preisentwicklung in
,

der Gestalt, dio ihnen das Leben gab, erfassen und zu jenen Folge-
rungen gelangen, die das eigentliche Ziel sind.
b) der wissenschaftliche Apparat, dessen man zu dieser Arbeit
Da
bedarf, meist zu grofs ist, um in einer Geschichte der Preise vollständig

veröffentlicht zu werden anderseits diese ohne jenen nicht zustande


,

kommen kann, so erfordert das Unternehmen eine weitgehende Teilung


der Arbeit. Die erste Aufgabe wäre die Beschaffung eines Quellen-

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190 Zweiter Teil. GeldgeBchichte.

archivs, das alle auf Münz-, Maß- und Preisgoschichte bezüglichen Nach-
richten in verläßlichen Abschriften zu sammeln hätte, um allen weiteren
Arbeiten eine quellenmäfsige sichere Grundlage zu geben. Sache der
Archivseinrichtung wäre es, den zusammenströmenden Stoff nach Zeit,
Ort und Gegenstand zu ordnen. Anzuschließen wäre die Übertragung
der Nachrichten auf einzelne Zettel im gekürzten Wortlaut und unter
steter Bezugnahme auf die Quelle, kurz das, was man jetzt geschmack-
voll als * Verzettelung« bezeichnet.
c) Die nächste Arbeit wäre dann die Umrechnung der auf den

Zetteln verzeichneten Nachrichten, und zwar derart, dafs einerseits die


verschiedenen Preisangaben, anderseits die Warenmengen auf gemein-
same Mafseinheiten gebracht worden. Diese Umrechnung, die am besten
auf dem einzelnen Zettel selbst vorgenommen, sonst aber hier kurz in
ihren Ergebnissen vermerkt wird, könnte auf ortsübliche Mafse und
Münzen erfolgen, wie das bisher meistens der Fall war, weil man auf
solche Weise die Ergebnisse preisgeschichtlicher Forschungen dem all-
gemeinen Verständnis näher zu bringen hoffte. Zweckmäßig wäre dies
indessen nicht, weil datm immer der auswärtige und nach eingetretener
Veränderung des Münzfußes oder der Mafse auch jeder einheimische
Benutzer dieser Ergebnisse zu mühsamer Umrechnung genötigt wäre.
Dies wird vermieden, wenn die Rechnung auf das in der Wissen-
schaft allgemein und zumeist auch im täglichen Leben übliche metrische
Gewicht und Maß gestellt und die Ergebnisse einfach nach den Formeln
(Jahreszahl) 1 Pfennig =
y g Feinsilber
(Jahreszahl) 1 Metzen =
x hl
(Jahreszahl) 1 Metzen oder x hl Weizen = a Pfennige = a «/g Feinsilber.
Mithin ist (Jahreszahl) 1. hl Weizen = . . . Pfennig oder . . .
g Feinsilber,
aufgezeichnet werden.
Außerdem müßte die Frage der Wertverschiebung bei den Edel-
metallen ins Auge gefaßt werden. Mancherlei Wege hat man dafür
schon in Vorschlag gebracht. Voigt und Belhäzy haben die Anwen-
dung des geometrischen bzw. des arithmetischen Durchschnitts vorge-
sehlagen, andere eine Umrechnung auf das Verhältnis der lateinischen
Münzunion oder nach dem Tageskurs befürwortet. Derzeit dürfte es
noch am zweckmäßigsten sein, sich auf die Angabe des Feingewichts
nach dem Münzmetall in Gramm Silber oder Gold zu beschränken und
das Wertverhältnis von damals in Klammern beizufügen, weil damit die
Behelfe für jede erforderliche oder gewünschte Umrechnung gegeben sind.
d) Erst nach solchen Vorbereitungen eignen sich die vereinfachten
Münz-, Maß- und Preisangaben als Quellenstorf höherer Ordnung zum
Abdruck in einer Preisgeschichte. Der Übersichtlichkeit wegen dürfte
sich die Form von Tabellen empfelden für drei derselben, die Münz-
:

und dieMaßtabellen und für die Übersicht der Wertiinderungen der


Edelmetalle, die als Hilfstabellen zu dienen haben, Ist die Form gegeben,
sie sollen in chronologischer Reihe, womöglich Jahr um Jahr, die ermit-
telten Münz- und Maßeinheiten in Gramm Feinsilber, bzw. in Litern,

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§ 25. Gang der Arbeiten zur Herstellung oiner Geschichte der Preise. 191

enthalten und ebenso das jeweilige Wertverhältnis der Edelmetalle ver-


anschaulichen. Auf möglichste Vollständigkeit dieser Tabellen, von welcher
der Grad ihrer Brauchbarkeit abhängt, ist das Augenmerk zu richten.
Über die Einrichtung der übrigen der Darstellung der Preisentwickelung
gewidmeten Tabellen entscheidet der nächste Zweck, der durch sie er-
reicht werden soll. Sie werden anders anzuordnen sein, wenn es sich
um Vergleichung der Preise handelt, die eine Ware während gewisser
Zeit an einem oder an mehreren Orten gehabt hat, anders wenn sich
<lie Forschung gleichzeitig auf mehrere Gegenstände richtet, beispiels-
weise Taglohn und Getreidepreis in ihrer gegenseitigen Beziehung ver-
anschaulicht werden sollen u. dgl. m. Als Anmerkung wären aufserdem
die Quelle, aus welcher die Nachricht geschöpft wurde, und gewisse
nähere Umstände anzugeben ob es ein vereinzelter oder ein Marktpreis
:

ist, ob ein Durchschnittswert vorliegt usw. Zur Vereinfachung der Sache


könnte man sich gewisser Zeichen von verabredeter Bedeutung bedienen,
zweifelhafte Angaben könnten durch ein Fragezeichen (?), Marktpreise
durch Beigabe eines Sternchens (*), Durchschnittswerte durch zwei
Sternchen (**) hervorgehoben werden. Je nach Bedarf und im ganzen
reiclüieh wären auch graphische Darstellungen zur Erleichterung des
Verständnisses einzuschalten, die Preise könnton überdies, wie Juvalt will,
auf einen neutralen Wert bezogen werden. Mehr als irgend ein anderer
Zweig der Geschichtswissenschaft bedarf die Geschichte der Preise um-
fassender Vorbereitungen und eines planmäfsigen Zusammenwirkens. Un-
erläfsliche Vorbedingung solch eines Unternehmens ist die Herstellung
verläfslicher und möglichst vollständiger Übersichten in chronologischer
Reihe, sowohl der Münzen nach ihrem Metallwert, als der Mafseinheiten
nach ihrem Inhalt. Sind diese vorhanden, so kann man dort, wo man
über reichlichen Quellenstoff verfügt, mit der Erforschung der Preise an
einem gewissen Orte oder während eines gegebenen Zeitraumes beginnen.
Dabei wird man von gesicherten Posten auszugehen haben und die Ar-
beiten nur vorsichtig auf unbekannteren Boden vorschieben.
Wohl sind es nur Näherungswerte, die man so schrittweise gewinnt,
indessen jeder Schritt nach vorwärts bietet Gelegenheit zur Nachprüfung
und zur Sicherung der früheren Ergebnisse. Es ist mithin die Frage?
nach der Kaufkraft d» s Geldes so recht eine Aufgabe, die nur mit ver-
einten Kräften und nach einheitlichen Gesichtspunkten mit Aussicht auf
Erfolg in Angriff genommen werden kann sie sei daher auch dem inter-
;

nationalen Verbände der wissenschaftlichen Akademien zu gemeinsamer


Behandjung empfohlen.
Methoden zur Umrechnung von Münzwerten: v. Ernst, Über die Ermittelung
de» Werten alter Münzsorten. W. N. M. I, Nr. 54, S. 228. — Der», Flormus monetae
alemanae. W. N. Z. V. (1873), 148 ff. — v. Bolhazy. Über die Ermittelung den Worte»

alter Münzen. W. X. Z. XXI, 335 (1889). — Lamprecht, Deutsches Wirtschafts-


leben im Mittelalter (I,. 1885), II, 3% ff., reduziert alle mittelalterlichen Münzwerte auf
Gramm Feinsilber. — W. v. Juvalt, Forschungen über die Feudalzeit im kuriHchcn
Kätien. Zürich 1871, 1. Heft: § 1: Mafs und Gewicht; § 2: Da« Geld; § 3: Der Wert,
§ 4 Die Münzen S, 5 Die Verteuerung schlagt die Bildung von Xeutralentabollen
: ; : ;

vor (S. 14). — In meinen Vorschlugen und Erfordernissen, S. 22 ff., befürwortete ich
92 Zweiter Teil. Geldgcschichte.

noch die Zurückführung der Münzwerte auf heutiges Geld, und bot ich S. 32 eine
Neutralentabelle mit Berücksichtigung der Wertverschiebung der Edelmetalle unter
Zugrundelegung der Bestimmungen der französischen Münzkonvention. Beides halte
ich heute für unzweckmäfsig. — Umrechnung von alten Mafsen auf das metrische
System, vgl. meine Vorschlage und Erfordernisse, S. 33 ff. — K. Schalk, Zur Ge-
schichte der älteren Wiener Maine im 15. und 16. Jahrh. (Bl. d. Ver. f. Landeskunde
von NioderöMterreich 1886, S. 454 ff.) mit Angabc einer amtlichen »Getraydt Maas-Tabelle«
vom Jahre 1639, die das Wiener Mafs mit 38 andern bayerischen und österreichischen
Mafsen vergleicht. —Rottleuthner W., Die alten Tx)kalmaTse und Gewichte in
Tirol und Vorarlberg.Innsbruck 1883. — Tonarini F., liaguagli dei catnbj, e
misnre delle piü mercantili piazze di Europa. 2 Bde., Rom 1780, 1781. — Tavole di
raguaglio fra le nuorr e le nntiche misurc e fra i nuovi t gli antichi pesi della UtpttbUca
Italiana. pubblicate per ordine del goremo. Mailand 1803—1811. 3 Bde. — Vgl. auch
§ 18, 9 und § 22, 2.

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II. Hauptetüek

Die Münze in ihren Beziehungen zum Recht.

§ 26. Die Mttnzhoheit und die aus ihr hergeleiteten Rechte.


1.Es mag eine Nachwirkung der im Mittelalter vom Wesen der
Münze herrsehenden Auffassung sein, dafs noch heute die Ausdrücke:
Münzrecht, Münzregal, Münzhoheit zusammengeworfen werden, wie-
wohl sich bei näherem Eingehen auf die Sache wichtige Unterschiede
nicht verkennen lassen, namentlich, wenn man ihre geschichtliche Ent-
wickelung ins Auge fafst. Der Begriff des Hoheitsrechtes ist aus jenem
der Staatsaufgaben herzuleiten. Er bezeichnet jene Gowalt, durch die
der Staat seinen Zweck auf einem gewissen Gebiet seiner staatlichen
Wirksamkeit erfüllen soll. Weder die Zahl noch der Umfang dieser
Hoheitsrechte ist von Anbeginn her bestimmt, fest steht nur, dafs der
Staat, um zu bestehen, seit jeher Hoheitsrechte haben mufste; was er
jedoch als Hoheitsrecht erklärte, und wieweit er dies beanspruchte, das
hing von den tatsächlichen Voraussetzungen ab: von den herrschenden
Ansichten über die Aufgaben des Staates und von der Art und Weise,
wie sie der Staat zu verwirklichen suchte. Soweit sich beides im Laufe
der Zeit veränderte, gibt es auch eine Geschichte der Hoheitsrechte,
welche mitunter weit in die Vergangenheit zurückreicht.
Die Unterscheidung der Münzhohoit vom Recht zur Ausprägung, dem Anspruch
auf den Münznutzen, der blofscn Berechtigung zur Münzorzeugung usw. wird in numis-
matischen Werken vernachlässigt. Selbst C. A. 8errure, der in dem Aufsatz: *Le
soi-disant monnayage prifectoral dam h PaysBaa {Bulletin N. I. 85 ff. Br. 1881 82) der
Frage näher tritt, beschränkt sich darauf, zu erörtern les diffeWentes circomtances qui
peurent donner lieu ä l'exercice du droit de battre monnaie. A1b dergleichen Grund-
lagen führt er an: a) le dominium, la qualite mPme de souverain (Stückelberg, 148,
der sich in diesem Abschnitt durchwegs auf Serrure stützt, übersetzt »die Münz-
hoheit«); b) la conceasio expream, peraonalis sive hereditaria, doch beruht das von
Serrure angeführte Beispiel der Verloihung de» Münzrechts zu Frunekcr durch K.
Friedrich III. (7. Mai 1478) ä un simple particulier, den Sicke Sjaerdama, wie mir Prof.
Pi renne mitteilt, auf einem groben Mifsverstandnis. Durch die Urkunde von 1478
wurde lediglich gewissen Beamten des Kaisers die Einrichtung von Reichstnünzstätten
in Friesland aufgetragen, und jene haben dann kraft dieser Ermächtigung den Sicke
Sjaerdama zum Münzineister in Franeker ernannt. (Vgl. van Loon, De munten van
Frieslant. Haarlem 1855. S. 110.) Ebensowenig treffen die aus Ungarn angeführten
Luschin, Numismatik. 13

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194 Zweiter Toil. Goldgeschichte.

Beispiele zu, dafs Private Münzgerechtigkeit hatten (Roll, Jessen). X. Z. 1839. Xr. 12.
Es sind dies Marken oder Medaillen; vgl. v. Ernst, Bergwerknmt»nzen. S. 38 ff., Xr. 31
c) usu/ruetus; d) contractu*, namentlich Verpfandung; e) precarium ttire conce&sio revo-
cabilis Od nutum ; dergleichen sei namentlich zu Ende des 15. Jahrh. oft vorgekommen,
wenn man einer kleinen Stadt die Mittel zu finanzieller Aufbesserung einräumen wollte;
f) protectio sive tutcla, der wir VormundschaftHmOnzcn verdanken. — Reust Joach.
Ernst, Sciagraphia juris monetandi in S. Jmperio Romano Gerinanico . . Von der
.

Münzgerechtigkeit. L. 1745. — Essenius Daniel G„ De jure monetandi. Leipziger


Dissertation 1740.

2. Anders verhält es sich mit den Regalien im landläufigen Sinn,


die auch wohl von der Theorie als regalia accidentalia sive minora den
wesentlichen Hoheitsrechten (regalia essentialia) gegenübergestellt wurden.
Sie sind für das Bestehen des Staates an sich nicht notwendig und
könnten ihm samtlich fehlen, ohne dafs der Staat irgend eine seiner
wesentlichen Aufgaben zu vernachlässigen gezwungen wäre. Sie sind
ein rein geschichtlicher Begriff, der sich nur dort bilden konnte, wo
neben der Zentralgewalt des Staatsoberhaupts die Verwaltungsorgane der
einzelneu Teile mit weitgehender Autonomie ausgestattet waren. Ob
sich diese als Überrest früherer Selbständigkeit oder als Zersetzung der
Reichsgewalt darstellt, mit andern Worten, ob sie das Ergebnis einer
noch mangelhaften Angliederung der Teile oder der Lockerung des Staata-
verbandes ist, bleibt zunächst gleichgültig; in beiden Fällen kann es dazu
kommen, dafs das Staatsoberhaupt neben den Hoheitsrechten, auf welchen
der Bestand des Staates beruht, sich noch das eine oder andere neben-
sächliche Recht vorbehält. Während früher sämtliche Rechte, soweit
sie dem Staatsoberhaupte zukamen, nach dem Titel desselben * könig-
liche Rechte« hiefsen, die Regalien mithin gleichbedeutend mit Fiskalien
waren, bildet sich dann ein engerer Begriff aus. Regalien sind nunmehr
nur jene Rechte, welche dem Staatsoberhaupt als solchem innerhalb des
Staatsgebiets zukommen. Scheidet man nun von diesen die früher er-
wähnten Hoheitsrechte aus, so bleiben die Regalien im landläufigen Sinne
übrig. Sie haben meist finanziellen Inhalt, weil der Wunsch, sich Quellen
des Einkommens zu sichern, das Staatsoberhaupt vor allem zum Vor-
behalt gewisser Rechte bestimmte. Aus der Natur der Regalien erklärt
sich auch ihre Geschichte, da es ebensogut möglich ist, dafs das Staats-
oberhaupt den Kreis der ihm vorbehaltenen Rechte erweitert, als dafs
es sich dieser Rinkommenquellen ganz oder teilweise begibt. Die Ab-
tretung ist an sich nicht gleichbedeutend mit dem Ausscheiden eines
Rechts aus dem Kreise der Regalien. Ein solches erfolgt nur dann,
wenn der Verzicht zugunsten dei Allgemeinheit lautete; geschah dies
nicht, so hat das Staatsoberhaupt sein Recht nur der Ausübung nach
auf dritte Personen übertragen. Der Charakter der Regalität bleibt dabei
bestehen, weil das Recht des Staatsoberhaupte immer noch allen Übrigen
gegenüber vorbehalten erscheint, Die Nutzungen indessen, die das Regal
abwarf, kommen fernerhin nicht mehr dem Staatsoberhaupt allein zu,
sondern werden von diesem mit den Personen geteilt, die ihren beson-
deren Anspruch darauf von ihm herleiten. Diesen Entwicklungsgang
der Regalität können wir namentlich in Deutschland genau verfolgen.

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§ 26. Äufserungen der Münzhoheit; Beispiele. 195

Holl mann, Ursprung der Regalien in Deutschland. Frankfurt a. O. 1806. —


Strauch, Über Ursprung und Natur der Regalien. 1866. — Zachariä in Zeitschr.
f. deutsches Recht XIII, 319. Stobbe, Deutsches Privatrecht, 1. Aufl. (B. 1871 ff.),
II, § 83, 8. 79. — Roscher, System d. Volkswirtschaft III (3. Aufl.. St. 1882), § 48, S. 229.

3. Es ist somit die Münzhoheit das Recht der Staatsgewalt, die


zur Organisierung und Erhaltung des Münzwesens notwendigen obersten
Verfügungen zu treffen. Gewöhnlich besitzt der Inhaber der Münzhoheit
überdies jene Befugnisse, wenngleich in örtlich eingeschränkterem Um-
fang, die den Inhalt dos Münzregals bilden, nämlich die Befugnis zur
Münzerzeugung und den Anspruch auf den dabei sich ergebenden Münz-
nutzen, Befugnisse, die man auch unter dem Gesamtnamen »Münzrecht«
zusammenfallt. Notwendig ist jedoch diese Vereinigung nicht, es kann
vielmehr jede dieser Befugnisso ihrer Wesenheit unbeschadet jemand
anderem zustehen.
Die Münzhoheit ist ebenso alt als das Münzwesen überhaupt
(§ 19, 3); sie besteht heute fester denn je und äufsert sich nach folgen-
den Richtungen:
a) in der Wahl des Gegenstandes, welcher als Geld nicht nur den
allgemeinen Wertmafsstab sondern auch das gesetzliche Zahlungsmittel
bilden soll. (Recht der Währung im weiteren Sinn § 20, § 29.)
b) Kraft der Münzhoheit wird einerseits die Gröfso und Einteilung
dieses Malsstabs bestimmt, anderseits der Nennwert, d. h. der Betrag
festgestellt, welcher den Teilstücken bei Zahlungen zukommt. Recht —
des Münzfufses (§ 22).

c) Zur Bekundung der Bürgschaft für das Vorhandensein der


vorerwähnten Erfordernisse und zur Betätigung seiner Hoheit drückt der
Staat den einzelnen zum Wertmafs und Zahlungsmittel bestimmten
Gegenständen ein Zeichen auf. —
Recht des Gopräges (§ 7).
Als Rechto von minderer Wichtigkeit erscheinen die Herstellung
d)
der Münzen in eigenem Betrieb und der Anspruch auf etwaigen Münz-
nutzen.
Wurde
als Gegenstand des Gehles Metall gewählt, dies nach staat-
licherVorschrift in Stücke von bestimmtem Feingewicht geteilt und
durch ein geeignetes Zeichen der staatliehen Anerkennung versichert,
dann liegt eine Münze vor; fehlt eines dieser Erfordernisse, so mag
der Gegenstand immerhin noch Geldeigenschaft besitzen, er ist aber
trotz der Münzform, die er haben kann, streng genommen keine Münze

(§ 4, 3).

Die römische Geldgeschichte bietet für das Gesagte Beispiele aus weit
abstehenden Zeiten. Das aes mde sowie das servinnisehe acs siynatum
wurden von Staats wegen hergestellt, aber verbürgt wurde dabei nur die
Geltung des Kupfers als allgemeines, gesotzliches Tauschmittel in Rom
und etwa die normale Reinheit des Metalls, keineswegs aber ein be-
stimmtes Gewicht das stets durch unmittelbare Wägung festgestellt
,

werden mul'ste. Das ass signatum war zwar staatlich ausgegebenes Geld
aber keine Münze, eine solche wurde vielmehr erst um 324 v. Ch.
13*

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196 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

durch Ausgabe der asscs geschaffen, welchen ein gesetzlicher, von dem
wirklichen Metallinhalt unabhängiger Wert, der Nonnwert, beigelegt war.
Ahnlich verhält es sich mit der römischen Goldmünze im 4. Jahrh. n. Chr.
bei welcher fortwährende Änderungen in der Stückelung vorkamen, so
dafs schliefslich nur die Bürgschaft des Staates für den Feingehalt, das
vielumstrittene OB —
obryzum, obinfsum übrig blieb und diese geprägten
Metallstücke, nicht anders als das ungeprägte Barrengold, nur mit der
Wage in der Hand genommen wurden.
Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens, B. 1860, S. 170 ff.

4. Da Münzhoheit gleich andern Hoheitsrechten ein Begriff ist.


die
dessen Inhalt von der augenblicklichen Lage der staatlichen Verhältnisse
mehr oder minder beeinflul'st wird, so kann sie sich in verschiedener
Weise äufsern und verträgt auch mancherlei Beschränkungen.
In Staaten, deren Verwaltung sich auf einer der geschilderten
Stufen der Dezentralisation befindet, äufsert sich die Münzhoheit vor
allem im Vorbehalt der Reichsmünze während die Obsorge für die
,

Landes- oder Ortsbedürfnisse andern Personen oder Körperschaften als


Amt oder Eigen berechtigung übertragen wird. Dieser Vorbehalt, welcher
sich im ganzen an den Unterschied von Grofs und Kleinverkehr an-
schliefst, kann sich mehrfach äufsern, und zwar:

a) Vorbehalt eines bestimmten Münzmetalls.


Durch So entzog
Rom, als es um
486 v. Chr. mit der Silberprägung begann, den lateini-
schen Kolonien die Gold- und Grofssilbcrprägung und beliefs ihnen
höchstens das Recht, Kleinsilber und Kupfer für den Ortsbedarf zu
schlagen (Mommsen, 93, 318). Die Einhaltung eines einheitlichen Fufses
ist dabei keineswegs nötig.

Durch Vorbehalt bestimmter Münzgattungen innerhalb eines


b)
einheitlichen Münzfufses. So war im alten Perserreich die Prägung des
Grofsgoldes dem Grofskönig vorbehalten, während die Satrapen Klein-
gold von (V4 bis V w Dareikos) und Silbermünzen vom höchsten Nenn-
wert abwärts prägen durften (Mommsen S. 12).

c) Durch Vorbehalt eines bestimmten Gepräges. So beanspruchten


die byzantinischen Kaiser für sich die Goldmünze und gestatteten
höchstens den Ostgotenkönigen die Ausprägung von Goldmünzen auf
den kaiserlichen Schlag unter Anbringung von Monogrammen (Münz-
meister oder Münzstätten) als Unterscheidungszeichen. Der Klagen
Prokops über das Unterfangen des Frankenkönigs Theodebert (534 bis 548),
der das gallische Gold unter eigenem Stempel vermünze, wurde schon
oben § 11, 6 gedacht (Fig. 67, S. 83). Hierher gehört u. A. auch die
heutige Münzverfassung des Deutschen Reichs. Nach -dem Münzgesetz
vom y. Juli 1873 gibt es nur noch Reichsmünzen, deren Prägung jedoch
auf Rechnung und nach Anordnung des Reichs in den Münzstätten der
Bundesstaaten erfolgt. Dabei ist das Gepräge der Wertmünzen vom
Zweimarkstück aufwärts für eine Seite freigegeben, während die übrigen
Münzen nur Reichsgepräge tragen.

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§ 26. Beschränkungen d. Münzhoheit; ihre Geschichte im Altertum. 197

d) Durch Vorbehalt eines eigenen Münzfufses für das Reichsgeld unter


Freigebung eines andern für die Ortsbedürfnisse. So hatte sich Rom
seinerzeit den schweren Unzialfufs für die Reichskupferprägung vor-
behalten während die noch in Tätigkeit verbliebenen italischen Münz-
,

stätten bei zwangsweiser Einführung des As-Systems nach halb so


schwerem Fufse münzen mufsten (Mommsen 321).
Treffend hebt Laban d, Staatsrecht deH Deutschen Reiches, Freiburg und L.
1895, 3. Aufl., II. Bd., § 76, 8. 149 hervor, dafa es erforderlich sei, zwei Begriffe aus-
einanderzuhalten, welche die ältere Theorie unter dem Namen Münzregal durchein-
andergeworfen hat, wenn man die staatsrechtlichen Prinzipien erkennen wolle, auf
deneu die Ordnung des Münzwesens im Deutschen Reich beruht. Der eine davon,
den man Münzhoheit bezeichnen könne, »ist das in der Staatsgewalt enthaltene Recht,
das Münzsystem zu regeln c, der andere ist »die Ausmünzung oder Münzprägung, d. h.
die Herstellung von Münzen, welche einem gewinsen Müuzsystem entsprechen^ —
Meyer G., Lehrbuch des deutsehen Staatsrechts, 5. Aufl., L. 1899, S. 646: »Die Prägung
der Münzen erfolgt jetzt auf Rechnung und Anordnung des Reichs in den Münzstätten
der Bundesstaaten. <

5. Schon im Altertum hat wie heutzutage die Münzhoheit als


Zeichen der Souveränität gegolten sie wurde beispielsweise im Schreiben
;

des Königs Antiochos von Syrien an Simon Makkabäus diesem bei


Einräumung der politischen Selbständigkeit ausdrücklich beigelegt. Dafs
auch die ersten Frankenkünige ähnlicher Anschauung waren erweist ,

das Vorgehen Theodeberts, dessen gerade gedacht wurde, und der West-

gotenkönige seit Leovigild (573 586), das Kapitel 24b* im Gesetzbuch
des Langobardenkönigs Rothari usw. Unter den späteren Merowingern
jedoch hat bei der allgemeinen Zersetzung der königlichen Gewalt auch
die Münzhoheit gelitten und viel von ihrem Inhalt eingebüfst; Name
und Bild des Herrschers verschwinden als entbehrlich in der Mehrzahl
der Fälle; die Haftung für die Güte der Münze übernimmt aussehliefslich

Fifj. 97. Triens des Beneventer- Fig. 98. Pfennig Kg. Karls des
fürsten (irimua)d mit d. Numeri Grolsen mit seinem Namenszng
Kg. Karl» d. firofsen zu Mailand in den Jahren 781
(TM-800). bis 800 geprägt.

der Münzmeister, der die Ausmünzung da und dort, jetzt für den Staats-
schatz, jetzt für eine Kirche oder einen Grundherrn, als Wandergewerbe
ausübte und daher nebst der Münzstätte regelmäfsig auf den Stücken
genannt wurde. Die ersten Karolinger hingegen haben bei der Wieder-
herstellung des Königtums auch Ordnung ins Münzwesen gebracht und
die Münzhoheit in vollem Umfang wieder geübt (§ 11, 6. 7). Auf die
Nennung des Königsnamens wird wieder Gewicht gelegt; als Karl d. Gr.
788 den Beneventanern auf ihre Bitte den Grimoald zum Fürsten gab,
verpflichtete er diesen eidlich, dafs er den Königsnamen auf seine Münzen
setze (Fig. 97). Gleichen Brauch haben die Päpste, von der Zeit Karls d. Gr.

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198 Zweiter Teil. Geldgeschäfte.

angefangen bis zu den Ottonen eingehalten. Im Frankfurter Kapitular


vom Jahre 794 wurde den neuen Pfennigen mit dem königlichen Namens-
zug (Fig. 98) unter Strafandrohung Zwangskurs beigelegt, 805 die Münze an
den königlichen Hof gezogen usw. Doch liefs sich diese Zentralisation
des Münzwesens auf die Dauer nicht aufrecht erhalten, und schon Karl
d. Gr. dürfte für die Bedürfnisse des Verkehrs an den bedeutenderen
Plätzen, die auf seinen Münzen genannt werden, zu Dorestat (heute Wyk
bei Duerstede), Mainz, Strafsburg, Trier, Verdun usw. bleibende Münz-
stätten eingerichtet haben. In Gewährung vorgebrachter Bitten mag die
Errichtung königlicher Münzstätten auch an andern Orten zur Hebung
des Verkehrs stattgefunden haben, beispielsweise zu Regensburg späte-
stens unter Ludwig dem Frommen (814 840). —
Lexis im Handwh. d. Staatswiss. 2. Aufl., J. 1900, V, S. 900 ff. — Roscher
in (3. Aufl., 1882), S 232. § 48, Anra. 2. — Blanchet A., Manuell, (Parin 1890\
S.101 ff., 186 ff, 197 ff. und die Münzurkunden. 8. 497 ff. —
Waitz, Verfaseungs-
geschieh te IV (2. Aufl.\ Berlin 1885, S. 77 ff. — Engel, Tratte de Numismatique du
moyen-age I, 42 ff. — Edictm Rotbart, Kap. 246 siquis sine jwsione regia aurum
;

tignacerit (tut motu' tarn confinxerit manu» ejus incidatur. —


Münzhoheit der Ostgoten-
könitfo, Cassiodors Variae VI, forin. 7: Formida, comitivae sacrarum largitionum . . .

hinc liberal itatem nostram alio decoras ob&equio ut figura ndtus nostri metalli usualdtus
imprimatur monrtamque facis. — Ein Goldstück mit den» Bilde Theoderichs ist seit
kurzem bekannt. Hirista ital. di numismatica. Mailand 1895, VIII, 153.
6. Es wird im folgenden § zu zeigen sein, welche Entwicklung
an diese erste Form von Münzprivilegien anknüpft, hier sei nur erwähnt,
dafs beim raschen Verfall, den die Herrschergewalt unter den letzten
Karolingern nach dem Vertrage von Verdun in der Westhälfte des
Frankenreichs erlitt, das Münzwesen zum grölsten Teil in die Hände
mächtiger geistlicher und weltlicher Grofscn geriet. Hugo Capet, der
Begründer des neuen Herrschergeschlechts, sah sich auf die Münzstätten
zu Paris und Orleans beschränkt, und es dauerte volle zwei Jahrhunderte,
ehe beiläufig ein Drittel des heutigen Frankreich der königlichen Münze
zurückgewonnen wurde. Noch unter Ludwig IX. (1226 1270) gab es —
hier über 80 Münzherren, die allerdings ihr Recht vom französischen
König, in Burgund meist vom Deutschen Reich ableiteten. Doch hat
schon König Ludwig IX. in diese Münzrechte mehrfach eingegriffen und
namentlich für seine Gepräge als Reichsmünze allgemeinen Umlauf in
Frankreich verlangt, während die Münzen seiner Grofson auf deren Gebiete
beschränkt wurden. Seine Nachfolger gingen weiter, Philipp IV. der Schöne
und Philipp V. untersagten zeitweise (1306, 1317) ihren Prälaten und
Baronen geradezu die Ausmünzung, schrieben, als sie solche wieder ge-
statteten, den Münzfufs vor und dehnten (1320) ihr Aufsichtsrecht auch
auf die Münzen aus, die König Edward II. von England in seinen
französischen Besitzungen schlagen liefs. An Münzberechtigten gab es
nach einer im Jahre 131") aufgenommenen amtlichen Liste nur mehr
9 Prälaten und 21 weltliche Grofso, und selbst diese Zahl nahm fort-
während ab, da die Krone manchem das Münzrecht abkaufte und die
dem unmittelbar königliehen
grol'sen Vasallenherrschaften allmählich mit
Gebiet verschmolzen wurden. So wurde die Einheit der Münzherrschaft
in Frankreich seit dem Endo des 15. Jahrh. vollkommen erreicht.

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§ 26. Geschichte der Münzhoheit in Frankreich und Deutschland. 199

Barthelem y A., Lettre ä Mr. E. Cartier nur les concessions du droit de /rapper
monnaie faxten par le* Carloringiens aux prilats. —
R. N. I. 8erie 1851, S. 27 ff. (Juel
sens doit-on attarher an mot Moneta dont se sert Louis IV dann le diplöme pars lequel
il ratifit lest droit» d'Etienne eveque de Liege zur la vüle de Maestridtt. R. N. B. I, Bd. 1,

S. 349. — Pfoffingor, Corptix juris publici (Frankf. 1754), III, 459. — Garnier, Hi-
stoire de la mwmaie jmqu'au rdgne de Charlemagne P. 1819, 2 Bde — Prou M., Mon-
naies Carolingünnes. P. 1896, Introduction, S. XLVI ff. Le Droit de Monnaie. Saulcy
F. de. Recueil de doenments I, P. 1879, S. 129 (1262/63), 161 (1305), 166 (1306), 192/193
(1315), 197 (1317), 199 (1320). — Prou M., Documenta d'Histoirc monetaire. P. 1901,
Nr. I, 1—6. — Mayer Ernwt, Deutsche und französische Verfassungsgeschichte, L.
1899, I, § 10, S. 94 ff. — Luchai re A., Manuel des Institution francaises. P. 1892,
§ 145, S. 270 ff.

Umgekehrt verlief die Entwicklung in Deutschland. Hier war


7.

das Königtum unter Arnulf und den üttonen weit kräftiger als jenseits
des Rheins, es verlor aber im Laufe der Zeit immer mehr von seinen
Gewalten, so dafs nach der Ausbildung der Landesherrlichkeit im
13. Jahrh. ungefähr der Zustand erreicht war, der in Frankreich im
10. Jahrh. geherrscht hatte. Mit andern Worten, während in Frank-
reich das Königtum von der Zersplitterung zur Einheit fortschritt, zer-
bröckelte in Deutschland die Macht des Reichsoberhauptes und er-
wuchsen die Nachfolger ehemaliger Reichsbeamten zu eigenberechtigten
Gebietsherren, denen der König eine Gerechtsame nach der andern über-
lassen mufste. Dem hier geschilderten allgemeinen Entwicklungsgänge
entsprachen auch die Schicksale des Münzwesens im Deutschen Reich.
Zu Zeiten Arnulfs war die Münze im Deutschen Reich noch rein könig-
lich, nur der König und dessen Sohn Zwentibold, der als König in
Lothringen von Anfang an eine sehr selbständige Stellung beanspruchte,
verfügen über die Münze. Noch waren die bleibenden Vergabungen
des Münznutzens, die später so sehr überhandnahmen, recht selten.
Wenn wir das Jahr 000 als Grenze annnehmen, so können wir aus mehr
oder minder beglaubigten Quellen nur fünf, zumeist im ehemaligen
Reiche Lothars I. gelegene Kirchen, die Bistümer Strafsburg (seit 873) und
Worms (898) und drei Abteien: Korvei (833), Prüm (8(51) und Münster-
eifel, die mit dem Münznutzen begnadigt waren, anführen. Aufserdem
dürften die Grafen, in deren Amtssprengel die königlichen Münzstätten
lagen, für die Aufsicht, die sie besorgten (§11, 8), einen Anteil am Er-
trägnis gehabt haben, und dieser ermöglichte ihnen im westlichen
Frankenreich, dafs sie sich bisweilen in den Besitz des Ganzen setzten.
Eine Änderung trat im Deutschen Reiche seit dem Anfang des 10. Jahrh.
ein ,indem das wieder erscheinende Stammesherzogtum die Münze
als Amtsbefugnis beanspruchte, und daher der Einflute der Grafen auf
die Münze hier zurücktrat (§ 27, 1), ferner hat die neue Richtung in der
innern Politik seit Otto I. neben andern Ilerrscherrechten auch das
Recht zur Ausmünzung an vielen Orten in die Hände der vom Könige
frei ernannten Kirchenfürsten gebracht. Diesen gegenüber wurde in
Deutschland selbst nach dem unglücklichen Ausgang des Investiturstreites
die Münzhoheit des Reichsoberhauptes in einer Weise gehandhabt, die
dem Könige wenigstens zeitweise die Nutzungen bischöflicher Münz-
stätten zuwandte. Wir erfahren aus einem Verzicht Kaiser Ottoä IV.
200 Zweitor Teil. Geldgeschichte.

zugunsten des Erzbischofs von Magdeburg (1209), dafs dem Könige, so


oft er eine bischöfliche Stadt betrat, um da Hof zu halten, während
seiner Anwesenheit die Einkünfte aus dem Zoll und der etwa vorhan-
denen Münzstätte zustanden, ein Vorbehalt, der noch 1238 durch ein
Hofgerichtsurteil von K. Friedrich II. aufrecht erhalten wurde. Damit
übereinstimmend erklären der Sachsonspiegel (III. Art., 60, § 2) und auch
das grofse Kaiserrecht (sog. Schwabenspiegel, Art. 133, Ausg. Lafsberg),
>In swelke stat des rikes de koning kumt binnen dem ricke, dar is ime
ledich monte unde toln unde in swelke lant he kumt, dar is ime ledich
dat gericht.i Dafs dieser Vorbehalt in dem vom Kaiser angegebenen
Umfange nicht blofs im Sachsenlande und weit über das 13. Jahrh.
hinaus aufrecht bestand,, erfahren wir aus Berichten zum Jahre 1353
und 1385, die sich in dor Chronik der bischöflichen Stadt Metz finden.
So verblieb also dem Reiche als Überrest einer einst umfassenden Be-
herrschung des Münz wesens zuletzt nur eine gewisse Oberhoheit in
Münzsachen. Der übrige Inhalt dieses Grundverhältnisses war zersplittert
und als subjektiver Anspruch auf den Münznutzen, auf ein bestimmtes
Gepräge, auf die Münzerzeugung usw. in die Hände zahlreicher Berech-
tigter übergegangen, bis er endlich in den Händen der Landesfürsten
wieder zu einer auf den Umfang ihres Gebiets beschränkten Münzhoheit
sich verdichtete. Allein immer noch erscheint deren Münzberechtiguug
als ein vom König abgeleitetes Recht. Noch im 18. Jahrh. wird in den
kaiserlichen Wahlkapitulationen der Gedanke festgehalten, dafs das Münz-
regal kein allgemeiner Bestandteil der Landeshoheit sei, sondern auf be-
sonderer kaiserlicher Verleihung beruhe, oder sonst beständig herge-
bracht sein müsse. Es kann daher, um Wiederholungen zu vermeiden,
hier auf die früheren Ausführungen in § 23, 4, 5 verwiesen werden,
welche zeigen, dafs die deutschen Könige im 14. Jahrh. kraft ihrer
Münzoberhoheit die Goldprägungen von ihrer besonderen Bewilligung
abhängig machten, dafs im 15. Jahrh. Rcichsmünzstätten für die Gold-
prägung eingerichtet wurden, und dafs im 16. Jahrh. durch Zusammen-
wirken von Kaiser und Reich Reichsmünzordnungen ergingen.
Grote, Münzstudien VIII, 313 ff. Das Münzrecht der deutschen Könige und
:

die Autorität des Sachsenspiegel*, 1877. Vgl. auch VIII, 38 —


Dannenberg,
Deutsche Münzen der sächsischen und fränkischen Kniserzeit I (B. 1876), 4 ff. II ;

(1894), S. 511; III (1898, 759. —


Cahn J„ Ein Beitrag zur Frage des Münzrechts
deutscher Könige in Stiidtcn mit autonomer Münze. Z. f. N. XX, 156. —
Übersicht
der Münzreehtsverleihungen von 925-1060, Koehne, Z.III. 166 ff., von 908—1291,
Eheberg, Münzwesen und Ilausgenossenschaften, S 182/183. —
Münzrecht und
Münzstatten geistlicher Fürsten, N Z. 1859, 111, 1863,9, 161. —
Grote, Münzstudien
VIII, 43. — Münzrecht der Herzoge, Koehne. Z. III, 167. —
Grote, Mttnzstudien
VIII, 37. — Geiren Grote, der die Nachrichten de« Sachsenspiegels über da« Münz-
recht der deutschen Könige bestreitet, s. auch P. J. Meier, Bcitr. z. Brakteatenkunde
des nördlichen Harzes in Höfkens Archiv f. Brakteatenkunde II. 179. —
Ficker.
Eigentum des Reiches am ReieliHkirchengut, S.-R. der k. Akademie Wien 1872. Bd. 72.
III, S. 109 ff.— Schröder, Deutsche Rorhtsuesch., 4. Aufl., L. 1902, 418,593. —
Waitz, Deutsche Verfassungsgeseh., Kiel 1878, VIII, 317 ff.; sog. Schwabenwpiegel.
Ausgabe Lahberg, cap. 364 . Wir sprechen duss alle zoelle unde alle müntze die in dem
. .

]{oi)\e$chen rie.hc fint, dir /int eines liomeschen kuniges und suer fi teil han. er ß
phaffe oder leige der whz fi han von einem Kow-sehcn kunege. —
Soetbeer in For-

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§ 27. Anschauungen des Mittelalter» über Münzhoheit und Münzrecht 201

schungen IV, 241 ff., VI, 1 ff. — Na gl


Das Geldwesen und die deutschen Kultur-
A.,
verhältnisse des Mittelalters. Vortrag. W. X. M. III, Xr. 140, S. 182. II über —
lin, Handbuch des deutschen Staatsrechts (2). ß. 1797, III, § »41 ff., S 39. Wahl- —
kapitulation K. Franz' I., Art IX, §7 in Kochs Sammlung d. Re ichsabschiedo, Zu-
gabe zu IV, S. 14. Frankfurt a. M. 1747. —
Senteniia de liegalibus non in/eudandis
1238. Mon. Germ. Legeft, Sectio IV, Bd. II, Xr. 212, S. 285.

8. Im Römischen Reiche stand die Münzhoheit nur dem Kaiser zu,


und dies fand als Reehtssatz Aufnahme in das corpus juris. Die Glossa-
toren übertrugen diesen Satz auf den deutschen König, der nach seiner
Krönung durch den Papst Kaiser des Römischen Reiches deutscher
Nation wurde und den man als Nachfolger der römischen Imperatoren
ansah. Auch das Decretum Graüani kennt (c. 11 § 5 Dist. 88) die Münz-
hoheit des Kaisers mit Bezugnahme auf die von Jesu den Pharisäern
erteilte Antwort. Thomas von A quiuo wies in seiner schon erwähnten
Schrift de regimine Principis (II. c. 13) auf die Dekretale Innozenz' III.
hin, die im Jahre 1205 den König von Arragonien wegen Münzver-
schlechterung tadelte (c. 18 X, de jurejurando, 2, 24), seitdem haben alle
späteren Gelehrten des Mittelalters, die sich mit dem Münzwesen be-
schäftigten, die Münzhoheit auch dem Papst und schliefslich jedem
suprenats prineeps, also jedem Souverän, zugeschrieben. Alle andern
physischen oder juristischen Personen sollten das Münzrecht nur durch
Verleihung von einem Träger der höchsten Gewalt, durch Schenkung,
Leihe, Amtsauftrag, Kauf, Verpfändung usw. erlangen können. Da jedoch
das Herkommen ausdrücklicher Verleihung gleichgeachtet wurde, so sind
auch ohne solche viele weltliche und geistliche Grofso, Städte und Kor-
porationen sehr zum Schaden der Münzeinheit zum Münzrecht gelaugt.
Diese Auffassung von der Münzhoheit hat auch auf Münzen ihren Aus-
druck gefunden. Als die Baseler, in deren Stadt die Kaiser seit Sigis-
mund Reichsgoldmünzen geschlagen hatten, mit dem Reich zerfallen, eine
eigene Goldmünze ausgeben wollten, liefsen sie sieh vom Papst Julius II.
dazu die Ermächtigung erteilen und prägten 1513 Goldgulden mit dem
Namen des Papstes und dem Baseler Stab, sahen sich aber allerdings ver-
anlafst, später (1516) bei Kaiser Maximilian um Bestätigung dieses Münz-
rechtes einzukommen, der selbstverständlich die päpstliche Ermächtigung
unbeachtet liefs und den Baselern von Reichs wegen eino neue Verleihungs-
urkunde ausstellte. Von einem andern Auskunftsmittel, das die Nieder-
lande im Kampfe gegen König Philipp II. in den Jahren 1568 1588 —
ergriffen,war schon § 8, 6 die Rede. Da die Niederlande ohne formelle
Ermächtigung noch nicht unter eigenem Stempel zu prägen wagten,
ahmten sie bei dem Gelde, das sie ausgaben, ältere spanische und
portugiesische Gepräge nach (Fig. 29 S. 48) oder münzten sie auf den
?

Namen und mit dem Namen ausgestorbener Geschlechter, wie der


van Arkel u. dgl. m.
Ende mann, Studien in den romaniHch-kanonistiscnen Wirtschaft«- u. Rechta-
lehren II, B. 1883, S. 171 ff. —
Waitz, Deutsche Vt)rfassiinKS>;c»ch. VIII, Kiol 1878,

317 ff. Eheberg, S. 41 macht aufmerksam, dal« ditN Verbot unn-chtmilfsiti entstan-
dener Münzstätten durch K«. Heinrich von 1234 —
1190, von K. Friedrich II. von
1235—1197 und im Würzburger Landfrieden von 1287 —
1250 rückwirkend »ein sollte

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202 Zweiter Teil, Geldgeaehichte.

Münzstätten, die ihren Bestand schon vor diesen Jahren nachweisen konnten, durften
offenbar unbehelligt fortbestehen, ohne Rücksicht, ob sie mit oder ohne kaiserliche Er-
laubnis entstanden waren. Darin liegt ein Vorläufer jener I^ebre, welche das Münzrecht
entstehen lief« ex prineipis concessione rel centenaria praescriptione. Florin Bälois —
au nom d'un Pape. Koehne IV, 371 mit Abbildgn. —
Cahn, Rappenmünzbund,
125. Vor den Baselern hatten 1509 schon die Freiburgcr den gleichen Weg eingeschla-
gen. Über das angeblich der Stadt Lucca vom Papste Lucius III. im Jahre 1181 verlie-
hene Münzprivilogium Lcitzmann, N. Z. 1844, 8p. 21.
:

§ 27. Münzverleihungen.
1. Im
Gegensatz zur umfassenden Münzhoheit des Reichs, wie sie
die ersten Karolinger machtvoll begründet hatten, war die Münzberech-
tigung des einzelnen stets beschränkt. Ihr Inhalt in den Urkunden
sehr verschieden als moneta, usus monetae, percussura monetae usw. be-
zeichnet, besteht immer aus ehemaligen Gerechtsamen des Reichs, die
entweder diesem entzogen worden waren, oder die der König freiwillig
aufgegeben hatte. So gewannen —
wie schon § 20, 7 bemerkt wurde —
im westlichen Frankenreich zahlreiche Grafen dadurch, dafs sie ihre
Amtsbefugnisse hinsichtlich der Münze in lohnbare und vererbliche An-
sprüche zu wandeln vermochten, eine bleibende Münzberechtigung für
sich und ihr Geschlecht. Im Ostreich hingegen, wo vor dem 10 Jahrh.
wenige Münzstätten genannt werden, offenbar weil solche als bleibende
Einrichtung noch selten waren und die Ausmünzung vor allem in
palatio, d. h. am jeweiligen Aufenthaltsort dos wandernden Ho,fes, er-
folgte, hat das unter Ludwig dem Kinde neuerwachsene Stammesherzog-
tum von Anbeginn die Münze innerhalb seines Gebiets besessen und
diesen Anspruch so glücklich behauptet, dafs auch die seit den Staufern
vorkommenden Territorialherzoge die Münzgerechtigkeit, wie es scheint,
ohne eine besondere königliche Verleihung ausüben konnten.
Mttnzberechtignng der Grafen in Frankreich. Luchai re, Manuel des Institution*
fran^aises, P. 1892, 270, t? 145. —
Münzrecht der deutschen Stammesherzoge Grote, :

Mfinzstudien VIII, 37 a. a. O. II, 967, erklart er Regen9burg als die einzige karolin-
;

gische Münzstätte diesseits des Rheins. Bekannt sind Münzen der Stammesherzoge
in Bayern seit Arnulf ;907— 937, Danneuberg, Nr. 1046), in Lothringen seit Gisel-
bert (915—939, a. a. o. S. 541. Nr. 1391), in Schwaben seit Herzog Hennann (926 - 948,
a. a. O. 340, Nr. 890 ff.), in Franken seit Konrad (944—953) a. a. o. 307, Nr 800 ff. In
Sachsen, das Kg. Heinrich I. und Otto 1. bis 959 als Stützpunkt der königlichen Macht

in Händen behielten, gibt es Herzogsmünzen erst von den Nachfolgern Hennann


Billungs (f 973), z. B von Herzog Bernhard I. (973 1011). —
Unsicher erscheint mir
Grotes Zuteilung (Münzstudien II, 778) eines Münzchens mit dem Namen LUDOWIC
und BRVNO an den Sachsenherzog bezeichneten Oheim Kg. Heinrichs I., den
als
Grafen Bruno, der 880 im Kampfe gegen die Dänen tiel das Münzprivilogium König
;

Arnulfs für Bremen vorn Jahro 8S8, auf das sich Grote beruft, um zu erweisen, dafs
es im Verwaltungsbezirke des D(7N Bruno, und zwar während seiner Dienstführung
eine Münzstätte gegeben habe, ist eine Fälschung aus dem 10. Jahrh. (Mühiba eher,
Karol. litij. I, 664, Nr. 1744, und Waitz, V. G. VIII, 322, Anm. 1). In Karantanien, das
bis 1002 meist vom Herzoge in Bayern verwaltet wurde, beginnen eigene Herzogs-
münzen mit Konrad I. (1004—1001) und Adalbero (1012—1035 Münzen der Baben-
. —
berger als Markgrafen sind bisher nicht nachgewiesen, wohl aber bestand schon das
nächste Jahr nach Krhebung der Ostmark zum Herzogtum eine herzogliche Münze zu
Krems. — Vgl. meine Wiener Pfennige, § 10 in W. N. Z VIII, 254. Dio Münz- —

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§ 27. Inhalt der Münzverleihang anter den Karolingern. 203

berechtigung proprio jure der Stammeaberzoge, die schon im 18. .Tahrh. von Ludo-
wiß, Joachim und Pütter angenommen wurde, betjtreitet mit K o eh n e (Z. III, 1 66),
Moller I, 160.

2. Beieiner Untersuchung über Münz.verleihungen und bei Be-


trachtung ihrer geschichtlichen Entwickelung mufs —
wie Eheberg mit
Recht betont —
sehr vorsichtig zu Werke gegangen werden. »Zwischen
Münzverleihung und Münzverleihung ist ein grofser Unterschied«, der
allerdings oft übersehen wurde, weil die Münzprivilegien im früheren
Mittelalter nicht selten Verleihungen verschiedenen Inhalts und Umfangs
kurzweg mit moneta bezeichnen.
Für die Münzverleihungen in karolingischer Zeit waren volkswirt-
schaftliche Erwägungen mafsgebend.Die von Karl d. Gr. verfügte Ein-
schränkung der Ausmünzung auf die Tätigkeit der an seinem Hofe be-
schäftigten Münzer erwies .sich als ungenügend, um den Verkehrsbedürf-
nissen im ganzen Reiche zu genügen; sie konnte ja eigentlich nur die
Umgebung jener königlichen Besitzungen versorgen, die sich gerade
einer längern Anwesenheit des umherziehenden Hofes erfreuten. Es
entbehrten daher ausgedehnte Gegenden des Reiche.« Jahr um Jahr der
Möglichkeit, sich mit der erforderlichen Münze zu versorgen, aus dem
einzigen Grunde, weil sie abseits von der Reiserichtung lagen, die der
König eben einhielt, während es doch für Plätze mit lobhaftem Verkehr
von Wichtigkeit war, jeweils nach Bedarf eine königliche Münzstätte
zur Verfügung zu haben. Nachdem dies nur infolge besonderer Ver-
fügung zu erreichen war —
das Kapitulare vom Jahre 805 bestimmt:
rolumiis ut müh ulio loco moneta sit, nisi in palatio nostro, nisi forte Herum
a nohis aliter fuerit ordinatum —
so müssen wir eine erste Form von
Münzprivilegien annehmen, die darin bestand, dals der König für solche
Orte die Errichtung einer besondern königlichen Münzstätte zugestand.
Münzverleihungen dieser Art mögen, besonders auf Bitten von Stiftern,
die in ihren Bezirken wegen der vielen auch für sie daraus entspringen;
den Vorteile die Entstehung eines Marktplatzes wünschen mufsten, schon
unter Karl d. Gr. ergangen sein. Schriftliche Zeugnisse für solche Ver-
fügungen, die durch mündlichen Befehl des Königs erledigt werden
konnten, sind nicht bekannt.
Eheberg 7 ff. —Soetbecr in Forschungen VI. 23 ff. —Waitz, V. G., IV
(2 Aufl.), 94 ff. — Müller, Deutsche Münzgexchichte I, 126 ff. — Beselcr, Die
deutschen KaiMcr Urkunden als RechLsqu eilen in Z. f. Kechtapenchichte II (1863), 383 ff.,
388, 406; Zusammenstellungen von Münzrechtsverleihungen h. hei Eheberg, S. 1H2,
183 (von 908 —1291), und bei Pfeffinger (Frankfurt u. M. 1754), III, 459 — 477 —
Engel Serrure, Tratte II, 516 von 937 1071. — — Lamprecht, Deutsches Wirt-
schaftsleben im Mittelalter (Leipzig 1885), II, 351, bezeichnet in Anschluß an Soet-
beer und Eh oberg die r'.ntwickelungsstufen, welche die Verleihung der moneta durch-
gemacht hat: einfaches Münzprivileg (2\ einschlicfslich der Münzvergünntignng (l);
Münzprivileg zu eigenem Gepräge (3) und als Münzrecht zu eigenem Schrot und Korn (4).

3. Seit Kaiser Ludwig dem Frommen (f 840) kam es zu Münzver-

leihungen anderer Art. Noch wird der früher allein wirksame volkswirt-
schaftliche Gesichtspunkt: Belebung des Verkehrs durch das Vorhanden-
sein einer Münzstätte angedeutet, allein in den Vordergrund tritt der

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204 Zweiter Teil. Gcldgeachichte

persönliche Beweggrund des Herrschers, der durch Gewährung irdischer


Vorteile an Kirchen für sein Seelenheil Vorsorgen will.
Dies geschieht in der Art, dafs die Einkünfte einer schon bestehen-
den oder neu errichteten königlichen Münzstätte nunmehr ganz oder
teilweise der begnadeten Kirche überwiesen wurden, vielleicht auch nur
durch einen Befehl auf Ausfolgung neugeprägter königlicher Münze
mit Nachsicht des Schlagschatzes. Welcher Art dieser Nutzen war.
wissen wir leider nicht; wir haben, wie Soetbeer und Eheberg mit
Bedauern hervorgehoben haben keine urkundlichen Nachrichten ob
, ,

die Münzstätten von den darin beschäftigten Münzorn selbständig gegen


Ablieferung einer nach Art eines Pachtzinses bemessenen Summe des
aus dem Münzwechsel und Schlagschatz gewonnenen Geldes, oder ob sie
von diesen auf Rechnung nur gegen Abzug der Selbstkosten und ihres
Unterhalts verwaltet wurden. Klar ist nur, dafs ein bestimmter Vorteil
aus dem Münzbetrieb für den Fiskus wie für die Beliehenen erwuchs,
und dafs derselbe nicht unbedeutend gewesen sein kann, da Fälle be-
kannt sind, in welchen selbst über ein Zehntel dieses Nutzens durch den
Herrscher verfügt wurde.
Auch auf dieser Entwickelungsstufe der Münzprivilegien, die wir
als zweite bezeichnen, ist von einem Rechte des Begnadeten, Münze
unter eigenem Gepräg* zu schlagen, noch keine Rede.
1
Das Münz-
bild entsprach dem Stempel der königlichen Münzen, Schrot und Korn
aber mufsten sich an den vom König festgesetzten Münzfufs anschliefsen,
dessen Einhaltung ausdrücklich vorgeschrieben wurde. Nur die Münz-
fabrikation und deren Gewinn ist jetzt den mit einem Münzprivilegium
Bedachten gestattet.
Eheberg 10, Soetbeer VI, 31 ff. — Waitz, V. G. VTII (1878), 318 ff. —
Müller I, 148 ff. : Das Privileg Kg. Karl« II. des Kahlen von 865 für Bischof Erchenraus
von ChAlons bewilligt diesem, der die vollwichtige Münze in proprio nequibat ciritatc
invtnirc auf seine Bitte (1.7, in eadem ciritatc sicut in aliis regni nostri statueremw
monclam —: jusHvnm Uli dari de camera nostra monetam nestram; zugleich schenkt der
König um seines usw. Seelenheils willen den Kauonikern der Kirche censnm qui inde
exier'tt
. Blanchet, Manuel de numism. I (P. 1890}, 504. Der mitgeteilte Wortlaut
.

könnte zur Annahme führen, dafs der König dem Bischof den kostenlosen Bezug
von vollwichtiger Münze aus der königlichen Kammer gegen Einlieferung von Silber
gestatteto und auf den Schlagsatz zugunsten der Kanoniker Verzicht leistete. Der
Nachsatz, dafs der Bischof cundem monetam cnm omni redditu jwssülere ralcat ctrr-
nalih r erregt allerdings Zweifel gegen diese Auslegung und scheint zum mindesten
die Befugnis zur Errichtung einer "Weehselbank in sich zu schliefsen. —
Dafa der Aus-
druck momta zeitweilig gleich niensta numularui, camhium gebraucht werde, sucht N.
Z. 1K40, Nr. 22 nachzuweisen.

4. Eine wesentliche Änderung im Inhalt der Münzprivilegien tritt


im Laufe des 10. Jahrh. ein. Die kraftvollen Herrscher aus dem säch-
sischen Hauso, denen die Aufgabe zugefallen war, das Reich aus der
allgemeinen Auflösung unter Ludwig dem Kinde und Konrad I. wieder
in gesicherte Zustande zu lenken, gaben die karolingischen Verwaltungs-
grundsatze preis und schlugen neue Bahnen ein.
Bekannt ist, dal's sie gegenüber der erblich werdenden und daher
anschwellenden Macht der Grafen und Herzoge sich vor allem auf die

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§ 27. Inhalt der Münzverleihungen unter den Ottonen. 205

Bischöfe stützten, deren Ernennung in ihren Händen lag. Es wurden


in dieser Zeit die Bischöfe durch Übertragung mannigfacher Gerechtsame
zu königlichen Organen für die örtliche Verwaltung, und ihnen blieb es
auch überlassen, den Handel und Verkehr am einzelnen Orte zu heben.
Volkswirtschaftliche Erwägungen treten in dieser Zeit bei neuen Münz-
rechtsverleihungen ganz zurück, ebenso die Rücksichtnahme auf das
Seelenheil des Königs; mafsgebend werden politische Erwägungen, nament-
lich die Absicht, treu geleistete Dienste zu belohnen oder solche sich
fernerhin zu sichern und Gründe ähnlicher Art. Dafür erscheint in
den Urkunden ein fiskalischer Gesichtspunkt: Der Bischof, das Kloster,
oder wer sonst der Beliehene war, soll durch die Münze Einkünfte er-
halten, und zwar ohne Rücksicht, ob dadurch anderweitige Interessen geför-
dert oder geschädigt wurden. Durch diese Änderungen wurde nun die
Einheitlichkeit im Münzwesen aufgegeben, welche die Karolinger ent-
schieden festgehalten hatten, namentlich wurde die früher ausdrücklich
vorgeschriebene Übereinstimmung aller Münzen mit den königliehen
Geprägen fortan nur ausnahmsweise zur Bedingung gemacht, beispiels-
weise in den Jahren 992 bis 1000 den Abteien zu Echternach Nien- ,

burg, Lorsch und Reichenau. Meist wurde dem Begnadeten moneta


schlechtweg oder monetam efficere und dazu noch Markt- und Zoll recht zu-
gestanden, so dafs man schon gemeint hat, es hätte sich die Verleihung
in dieser Zeit immer auf all diese Gerechtsame zugleich erstreckt,
eine Ansicht, die in dieser Allgemeinheit allerdings unhaltbar ist da es ,

Beispiele gibt in welchen das Markt- oder Zollrecht nur unter Vor-
,

behalt der Münze für den König gewährt wurde.


Nun wäre es zwar möglich, dafs damals eine allgemein lautende
Verleihung immer auch die stillschweigende Bedingung oinschlofs, dafs
die neue Münze nach dem Vorbild der königliehen geschlagen werde,
allein es gibt auch Fälle, in welchen ausdrücklich jus et jwtestas propriae
moneiae, oder percussura propriae monetae, proprii nomismatis u. dgl. ver-
liehen wurde, oder die Bestimmung dahin lautete, die neue Münze sei
nach dem Muster der Regensburger, der Speyrer, der Strafsburger
Münzen herzustellen.
Ehebe rg 19 a) Den
ff. :Abteien zu Echternach, Nienburg, Lorsch wurde in den
Jahren 992 — 1000 eine moneta jmblica zugestanden, in qua probabUc* nummi dchinc
percutiantur; um dieselbe Zeit (998) erhielt auch Reichenau die Erlaubnis zu einer
moneta omni tempore purissimi argenti. —
b) Die Ansicht, dafs mit dem Markt- und
Zollrecht auch die Münze verliehen gewesen sei und umgekehrt, vertritt Eh oborg
ti. 18. — Vorsichtiger drückt sich Waitz
VIII (1878\ 320 aus, der die Marktrechtsver-
leihungen für Andlau und Sulzburg excepta moneta in Ann). 3 hervorhebt. Anderseits
erhielt 958 das Kloster Meschede im Orte omne theloneum vel quicquut ex maeello in
loco Meascede pcracto jure adquiri potent, excepta moneta zu Eigentum. M. G. Dipl.
Ottonis I, 272, Nr. 190 —
c) Man könnte für die Meinung, dafs die königliche Münze
bei allen allgemein lautenden Munzrechtsverleihungen stillschweigend als Vorbild be-
dungen gewesen sei, geltend machen, dafs die im Jahre 988 dor erzbischöflichen
Kirche zu Hamburg erteilte Ermächtigung comtruendi mercatum in loco Bremun —
nec non monetam in den Bestätigungen durch K. Heinrich II, vom Jahre 1003 und
1014 durch den Zusatz nec non monetam publici ponderis et puri argenti erläutert
wurde. M. G. Dipl. Ottonis III, 40, S. 439, Heinr. II, Nr. 325, S. 411. Andere Bei-
spiele bei Waitz, V. G. VIII (1878), 321, Anm. 1. 2. —
d) Die proprio moneta

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206 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

et percu8sura proprii numitmatia wird zuerst 926 erwähnt in einer Bestätigung für
St. Martin de Tours. Blnnchet, Manuel, I. 231. —
973 erhält Eb. Theoderich von
Trier percussuram proprutm monetae, 986 das Klostor Korneli Münster Marktrecht una
proprio cum moneta. M. Germ. Dipl. Ottonis II, III, S. 68, Nr. 58, S. 416, Nr. 18 andere ;

Beispiele bei Waitz, V. G. VI LI, 321, Anm. 2, ferner 3—6, für Kloster Seh: 993:
monetam publicum imaginc et supertscriptione utriusque monetär, Argentinensis et SpirenMs
praefiguratam. 996, monetam Jtadasponenscm in loco Friginnga (ebenHO in loco Salzpurc)
dicto imperialt potentia confttrui —
concetttimus. Ferner 1009 die Erlaubnis fürs Bistum
Speyer zu Marbach faciendi monetam forma, pondere et puritate Spiremium sire Worma-
crn&ium de.nariorum ad destruendas in citvuitu falsa» monetas. M. G. Dipl. Ottonis III,
Nr. 130, 197, 208, S. 641, 605, 619, Heinr. II, Nr. 190, S. 225. 1062 Kg Heinrich IV. —
erstatet dem Bistum Bamberg zu Fürth das Marktrecht cum theloneo et perevfisura
proprii nomismatis. Mon. Boica XXIX, I, 160, Nr. 406-

5. Aus den zuletzt angeführten Verleihungen ersieht man bereits


Münzwesens in
deutlieh die Richtung, in der sich die Kntwjekelung des
Deutschland weiterhin bewegte: was erst ein einfacher Gnadenakt des
Königs war, wurde mit der Zeit zu einem durch die Belehnung ge-
festigten Rechte des Münzherrn. Welch grofser Abstand von den karo-
lingischen Münzeinrichtungen am Schlüsse des 10. Jahrh. schon erreicht
war, kann man aus den zuletzt erwähnten Verleihungen einer proprio
moneta ersehen, die im Gegensatz zur moneta publica offenbar den ört-
lichen Bedürfnissen angepafst werden durfto und daher den Charakter
einer Lokalmünze trug. Die nächste Folge solcher Verleihungen war
die langsame Zurückdrängung der Einheit im Münzwesen, indem sich
Lokaltypen von Münzen bilden konnten deren Unterschiede anfäng- ,

lich die Form und Gröfse des Schrödings, das Münzbild, kurz das
Äufsere der Münze betreffen mochten, mit der Zeit jedoch auch das
Feingewicht, also ihr eigentliches Wesen, erfafsten und so zur Prägung
nach eigenem Münzfufs führten. Es wird später (§ 29, 5) zu untersuchen
sein welche Rückwirkung diese Entwickelung auf die Umlauffähigkeit
,

der verschiedenen Gepräge genommen hat. Hier genügt die Feststellung,


dafs sich in Deutschland bis gegen das Jahr 100U hin schon bestimmte
Lokaltypen herausgebildet hatten, so dafs man Pfennige nach Regens
burger, Speyrer, Wormser Schlag usw. unterschied. Zwei Menschenalter
danach war man schon bei der Prägung nach eigenem Münzfufs an-
gelangt, wie dies aus dem Münzprivileg König Heinrichs IV. für Augsburg
vom Jahre 1061 hervorgeht «las dem Bischöfe einerseits die Müuzuug
,

auf den Regensburger Schlag bestätigt, anderseits aber um 30 Pfennige


mehr aus dein Pfund Silber auszubringen gestattet. Aufgabe tüchtiger
Numisniatiker wird es sein, künftighin durch sorgfältige Erforschung der
überlieferten Münzen aus dem 10. und Anfang des 11. Jahrh. Klarheit
in diese verwickelten Verhältnisse zu bringen.

Bestätigung dos Münzrechts für den Bischof von Augsburg durch Kg. Heinrich
im Jahre 10G1 ... ut radem moneta l{ati$bonrnsi rquiparetur, »intilitcr erponatur rt
aa-ipioiitr, c.iirpto rjuod in Ultra argenti XXX drnarii />/«.< quam in illa mperiu*
nominata moneta Kntiftponi'nxi monetentur. Mon. Boica XXIX, 1, S. 150, Nr. 401. Die
Schwere des in der Iieirensbiirgcr bzw. in der Augsburger Münze im XI. Jahrh. ver-
wendeten Silberpfundes iMt vorerst unhekunnt, die spätere Augshurger Silbermark war
um etwa 10 V. g oder rund '/„ leichter als die zu KegeiiHburg übliche Troymark von
24<;,1 tl g.

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§ 27. Die Munzverleihungen der Salier und der Staufer. 207

6. Erst die vierte der Münz Verleihungen geht


Entwicklungsstufe
noch um einen Schritt weiter und überläfst das Münzrecht nach seinem
ganzen Inhalt dem Münzherrn. Erst sie ist, mit Eheberg zu reden,
der Ausdruck einer eigentlichen Schwäche im Zentrum des Reichs. Von
da ab ist keine Ausbildung des Inhalts der Privilegien mehr erfolgt, und
sie wäre auch kaum mehr möglich gewesen. >Nun ist den Beliehenen
erlaubt den Münzfufs und Stempel selbst und mit wenigen Ausnahmen
vollständig frei zu bestimmen und nach Belieben zu verändern, alle
fremden Münzen in ihrem Gebiet vom Verkehr auszuschliefsen die ,

eigene Münzo zu verrufen den Schlagschatz nach eigenem Gutdünken


,

festzusetzen kurz das Münzrecht auf alle mögliche Weise und alle nur
,

denkbare Art zur Gewinnung möglichst grol'ser Einkünfte auszuüben.«


Als frühes Beispiel dieser Art sei die Schenkung der königlichen Münze
zu Kirchheim am Neckar durch König Heinrich IV an den Grafen
Eberhard im Jahre 1059 genannt. Der Graf empfängt die Münze cum
omni jure et utilitate, que ullo modo provenire poterit und mit der Ermäch-
tigung zu beliebiger Veräufserung. Eine Erweiterung darüber hinaus
war nur insofern möglich, als die königliche Bewilligung gewöhnlich
auf bestimmte Orte lautete, die Übertragung schon bestehender, sowie
die Errichtung neuer Münzstätten daher von einer besondern Er-
laubnis abhängig war. Auf die Beseitigung auch dieser Schranke war
fortan das Bestreben der Münzherron gerichtet, die ihr Ziel hier früher,
dort später erreichten. Genauer läl'st sich indessen der Eintritt dieser
Entwicklungsstufe nicht abgrenzen da die Steigerung allmählich er-
,

folgte und seltener im Wortlaut der Privilegien als in der Art und
Weise hervortrat, wie der Münzherr von seinem Rechte Gebrauch machte.
So ist denn vom alten Gedanken der Münzverleihung nichts mehr ge-
blieben. Der volkswirtschaftliche Gesichtspunkt, dafs die Münze den
Handel eines Landes oder einer Stadt zu beleben habe, dafs sie Handels-
beziehungen ermöglichen, den Wohlstand und Nutzen der Untertanen
befördern solle, tritt völlig in den Hintergrund; das Münzrecht ist nur
eine sehr ergiebige Quelle von Einnahmen für den Berechtigten, und
es hat Jahrhunderte voll trüber Erfahrungen bedurft, ehe wieder eine
Wendung zum Bessern ointrat.
1059 . . prefatus Kberhardus comes W>eram dehinc habcal poteatatem de eadem
tnoneta dindi, commtttandi, prccariaruli rd quiequid sibi plucurrit indv. faciendi . . .

Wirtemberg, V. B. I, 279, Nr. 232; dazu Khoberg, 23; Soetbeer VI, 37. Der —
Erzbiscbof von Trier erlangt das Recht zur Errichtung von MunjwUitten an beliebigen
Orten seines Gebiet« erat 1314 vom Könige. Lamprecht a. a. O. II, 355.

7. Das unterscheidende Merkmal für die jüngste Forin der Münz-

verloihungen ist, dafs nunmehr das erteilte Münzrecht allen übrigen


Münzberechtigten, ja, soweit kein Vorbehalt gemacht wurde, auch gegen-
über dem Reich einen gegen jedwede Sehmülerung geschützten Rechts-
anspruch auf den Münzgewinn darstellt. Der Münzherr kann jetzt den
Verkehr innerhalb seines Gebiets der eigenen Münze ausschlicfslieh vor-
behalten und ist hier gegen die Errichtung fremder Münzstätten all-
gemein geschützt, seitdem Kaiser Friedrich II. in seinen Gunstbriei'en 1220
208 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

für die und 1232 auch für die weltlichen Fürsten auf sein
geistlichen
Recht im Reiche, nach freiem Ermessen Reichsmünzstätten einzurichten,
verzichtet hatte. Im Zusammenhang damit war am 30. April 1230 zu
Frankfurt vor dem Reichsgerichte durch Gesamturtoil festgestellt worden,
dafs der Kaiser nuüam auetoritatem seit uarandiam thelonei vel monete in
dampnum sice prejtulicium alicuius gewähren könne. Die Eigentümlich-
keiten des in einer Münzstätte entwickelten Gepräges, vor allem die
Münzhilder, sollten ohne Willen des Münzherrn von niemand nach-
geahmt werden, ein Gedanke, den der sog. Schwabenspiegel in die Worte
kleidet Swelh gemaelde ein herre an sine phennige setzet und setzet daz ein
:

ander herre an die ßnen, die fint vaUch und ist der herre ein mlschaer
(Lafsberg, S. 155 nach § 363). Diesen Anspruch vermögen wir sogar
in seiner geschichtlichen Entwicklung zu verfolgen. Noch um die Mitte
des 12. Jahrh. bedurfte es zu solch einer Sicherung eines kaiserlichen
Gnadenbriefs. Lucca liefs sich z. R. im Jahre 1155 vom Kaiser Friedrich I.
verbriefen monetam cum cuneo et forma, qua Jiactcnus eudebatnr, um sich
:

gegen Pisa zu schützen. Gegen Ende des 12. Jahrh. war jedoch der
Anspruch des Münzherrn auf sein Münzbild schon so gefestigt, dafs ihn
der Erzbisehof von Salzburg im Jahre 1195 durch Klage vor dem
Fürstengericht durchsetzen konnte. Kurz vorher (1194, 4. Juni)" hatte
Kaiser Heinrich VI. den Genuesen einen Schadlosbrief ausgestellt, weil sie
ihm erlaubt hatten, während des Feldzugs sein Silber nach Genueser
Gepräge auszumünzen, und 1220 erging zugunsten der Gepräge geist-
licher Fürsten ein allgemeines kaiserliches Gebot, das die Nachahmung
ihrer Gepräge untersagte. Bald darauf legte sich der König durch das
Statutum in favorem prineipum (1231/32) eine weitgehende Beschränkung
seines Verleihungsrechts auf, indem er den Landesherren versprach, nur
mit ihrer Zustimmung neue Münzstätten in ihren Gebieten errichten
zu wollen. In Ausführung dieser Zusage erging im Landfrieden
Kaiser Heinrichs vom Jahre 1234 die Aufhebung aller Münzstätten, die
seit Kaiser Friedrichs I. Tode ohne Zustimmung der Fürsten errichtet
worden waren. Fortan war also der Kaiser in der Ausübung seines Regals
durch den entgegenstehenden Anspruch der Gebielsherren beschränkt,
die jede Änderung des bestehenden Zustande ablehnen konnten, wenn-
gleich die Münzverleihungen, soweit solche noch erfolgten, bis ins 14. Jahrh.
vom Kaiser allein und ohne Beirat der Grofsen ergingen. Später änderte
sich auch dieses, und Kaiser Maximilian II. mulste 1562 in seiner Wahl-
kapitulation das Versprechen geben, hinfür niemand, wes Standes oder
Wesens er sei, ohne Vorwissen der Kurfürsten mit Münzfreiheit begna-
digen zu wollen.
1. Juni, Mailand. K. Heinrich bekundet da« in seiner Gegenwart gefundeno
1195,
Urteil: qm»l nultu* omnino ptr tot um archiepixcniatum Salzburgenxcm monetam eudere
debeut in forma Salzburgensi tthi tuntum momtarii arrhie/tixeopi Salzburgemis. Bflhmer,
Acta sei it»i>. 18"), W 202. ^chudlosbrief K. Heinrich* VI. für Genua vom 4. Juni 1 194
b. Stumpf, Reichskanzler 48ftfi. -- Confmderutio cum prineipibus ccclcxiasticis 1220, § 2.

Der Kaiser gelobt die Münzrechte der geistlichen Fürsten zu achten und zu schirmen
n>'c ab aliis ledi jtermittemus mod'm ali'jtnbus ntpote mottete turburi et vilij'icari solent

nimilitudinibmt ymatjinum. M. G. 1° Constitutiones II, 89. Xr. 73. — Statutum in

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§ 27. Münzrechte slaviseher Fürsten in Mecklenburg, Pommern D8W. 209

farorem printi/mm 1231/32 § 17 a. a. O. 419 Nr. 304 und 212, Nr. 171. Kg. Heinrichs
Landfrieden 1234, § 9 a. a. 0. 429, Nr. 319. —
Ehehertr 40. Die Kaiser behielten sich
jedoch in den von ihnen verliehenen Reichsmünzstatten das Recht vor, vorüber-
gehend für den eigenen Bedarf Münze schlagen zu lassen. Vgl. die Urkunde für die
Wormser Hausgenossen von 1165 (U. B. Worms 1, S. 65) für Goslar von 1219. Ein
Beispiel, in welcher Art deutsche Reichsstande, die das Münzrecht zu erlangen
wünschten seit der Wahlknpitulation K. Maximilians II. um die Zustimmung der
,

Kurffirsten sich bemühen mufsten, bildet die Eingabe des Landgrafen Georg Christian
von HesKen-Homburg an den Kurfürsten von Bavern vom Jahro 1670, s. Bl. f. Mzfr.
1894, Nr. 195, S. 1881.

8. Von der Regel, dafs alle Münzrechte im Reieh vom deutschen


König abzuleiten seien, bildet der Ursprung der Münzberechtigung ge-
wisser slawischer Fürstentümer, die erst später in den Reichsverband
eintraten, nur eine scheinbare Ausnahme. Der Hevellerfürst Pribislaw-
Heinrich, der Freund Albrechts des Bären in der Nordmark, Jakza von
Köpenick, Pribislaws Verwandter und Gegner des Mark-
grafen, die Fürsten von Mecklenburg und Pommern,
die Pfemysliden in Rühmen und Mähren besafsen als
auswärtige Fürsten von Hause aus das Münzrecht und
haben nur teilweise und vom 14. Jahrb. an Bestäti-
gungen dieses Rechts oder andere Münzprivilegien
vom Kaiser angenommen. Eigentümlich vor allem
waren die Münzverhältnisse in Schlesien, wo die Her- ng fl

zöge aus piastischem Hause seit der 2. Hälfte des von Köpenick um 1157 mit
12. Jahrh. als polnische Teilfürsten münzen lieben.
Als sie später zu Anfang des 14. Jahrh. ihre for- IAKZa coptnik . cnk(i).
KStSS' .

11 itL« • .,1
1 • . t> Nachbildung eines majr«le-
• •

melle Abhängigkeit von Polen gegen ein zu Beginn b urg. ürätipftnaJfa.


ebenfalls formelles Lehensverhältnis zur Krone Böh-
mens vertauschten, behielten sie zwar die frühere Münzberechtigung, die
sie unter anderm zur Verpfändung oder zeitweiligen Verleihung der Aus-
münzungen an ihre Städte benutzton über ihnen aber nahmen die Kö-
;

nige von Böhmen als Oberlehensherren das Recht der Münzverleihung


in Schlesien gleichfalls für sich in Anspruch. So verlieh schon König
Johann 1340 der Stadt Glogau das Münzrecht, 1362 erlaubte Kaiser
Karl IV. auctoriiate regia Boemica der Stadt Breslau Heller zu schlagen,
ein Recht, das in gleicher Weise König Wenzel IV. 1416 und König
Sigismund 1422 genehmigten, 1429 nahm Herzog Johann I. von Sagan
ein Münzprivilegium aus den Händen König Sigismunds entgegen, 14Ö5
bestätigte König Ladislaus Postumus die Münzvereinigung der schle-
sischen Fürstentümer aus kunifflicher Behmischer macht usw. Als dann
um das Jahr 1470 König Matthias von Ungarn in Schlesien Fufs ge-
fafst hatte, wufste er die Münzhoheit des Königs als des obersten Herr-
schers von Schlesien durch die Münzordnung vom Dezember 1474
schärfer zum Ausdruck zu bringen. König Matthias nahm darin das
r
Recht, die \V ährung zu verleihen, für sich allein in Anspruch, behielt
sich auch die Groschenprägung bevor, und den bisher münzberechtigten
Fürsten wurde unter Verkürzung ihrer bisherigen Berechtigungen nur
noch die Hellermünze belassen, die sie jedoch in gleichem Schrot und
Luschin, Numismatik. 14

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210 Zweiter Teil, Geldgcachichte.

Korn mit der königlichen schlagen muteten. Auf dieser Grundlage haben
König Wladislaus und Ludwig allgemeine Verfügungen erlassen nach ,

ihnen hat dann Ferdinand I. als König von Böhmen die Münzhoheit
über Schlesien vollends gefestigt.

Eh Oberg, 26, über Pribislaw-Heinrich u. Jakza von Köpenick, Koehne Z. I, 165.


Bahrfeldt E-, Da« Münzwesen der Mark Brandenburg I (Berlin 1889) S. 55 ff. —
Dannenberg in Bl. f. Mzfrde. 1900, 2.; derselbe: Münzgeschicbto Pommerns.
1.,

B. 1893. Mecklenburg empfing 1348 dem Lehnbriefe Kg. Karl» IV. auch eine Be-
in
stätigung de« Mflnzrechts. (L eitzmann, Wegweiser 356:, Bobinen durch die Goldene
Bulle von 1356, Kap. 10, über Schlesien: Friedensburg: Schlesiens Münzgeschichte
im Mittelalter (Codex Diplomaticun Süesine, Bd. 12, 13, Breslau 1887, 1888), namentlich
im Urkundenband Nr. 5 ff. 16, 17, 22, 25, 28, 29, 33—35, 37, 52, 53, 59, 60 usw., ««»wie
die wichtigen Ergänzungen in den Berliner Münzblättern Nr. 222 ff. ;1898). Räch —
fahl, Die Organisation der Gesanitataatsverwaltung Schlesiens vor dem 30jähr. Kriege.
L. 1894 (Schmollers Staats- und sozialwiasenschaftliche Forschungen XIII. 1), S. 105 ff

266 ff.

9. In dem Mafse, als die den einzelnen Reichsständen eingeräumte


Münzgerechtigkeit an Inhalt gewann, nahmen die Münzherren eine immer
weiter gehende Ausnutzung dieses Regals für sich in Anspruch, das sie
sehlielslich zu einer auf ihr Gebiet eingeschränkten Münzhoheit um-
wandelten (§ 26, 7). Dabei wurden im Münzregal die Verfügung über
die Währung (§ 20 und 23), der Anspruch auf den Münznutzen (§ 28)
und die technische Seite der Münzerzengung (§11; 28, 14) als Berechti-
gungen unterschieden, über welche der Münzherr mehr oder minder
frei verfügen mochte. Doch blieb der finanzielle Ertrag immer die
Hauptsache und so sehr das eigentliche Merkmal, das den Inhaber des
Regals bezeichnete, dafs der Münznutzen geradezu das Münzregal genannt
wurde. Daher geschah es nicht selten, dafs bald die eine, bald die
andere dieser Berechtigungen, namentlich oft das Recht der Münzerzengung
und der Anspruch auf den Münzuutzen durch Verkauf, Verpfändung.
Verpachtung oder in anderer Weise aus den Händen des beliehenen
Münzherrn ohne Dazwischenkunft des Reichs auf Zeit oder dauernd an
dritte gelangte. Dafs ein solches Vorgehen zu argen Mifsbräuchen
führen konnte, läfst sich nicht leugnen und war auch Veranlassung,
dafs durch $ 132 des Reichsabsehiedes von 1570 »allen und jeden so
Münzgerechtigkeiten haben, ernstlich verboten: wurde, ihre Münzen
durch keinen Weg andern verkaufen, zu verleihen oder verlegen zu
lassen, da diese Berechtigung >kein Mereantzey«, sondern ein kaiserlichem
Regal sei. Zum Glück waren solche Veränfserungen auch der Weg,
auf welchem die Stadtgemeinden, denen an geordneten Geldverhältnissen
vor allem gelegen war, massgebenden Kinflufs auf die Münze erreichten
(§ 28, 14).
Khcberg, S. 42 ff., 48 ff. Eine allgemeine (bersicht jener Reichsständo, welche
das Münzrocht im Deutschen Reich erlangten a. a. O. S. 33 ff. Sie bilden wohl weitaus
die Mehrheit von der (Gesamtzahl. —
V) »er die trrofsc Menge von Münzstätten im Reich
vgl. auch die Anm. zu sj 11, 1.

10. Münzprivilegien für italienische Städte wurden von deutschen


Königen und Kaisern bereits im 12. Jahrh. erteilt. Kaiser Konrad III.

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§ 27. Münzprivilegien für italienische and deutsche Städte. 211

hat 1138 das Münzrecht den Genuesen, 1141 den Bürgern von Asti,
Kaiser Friedrich I. 1155 an Cremona, Heinrich VI. 1186 an Siena
und 1191 den Bolognesen verliehen. Bestätigungen schon vorhandenen
Münzrechts erwirkten Piacenza und Lucca in den Jahren 1140, 1155
und 1186. Die deutschen Städte, deren Aufschwung bekanntlich später
fällt, können sich in solcher Zeit ähnlicher Gunstbeweise von soiten der

deutschen Könige nicht rühmen, im Gegenteil, man wird nicht fehlgehen,


wenn man annimmt, dafs die Spitze der von Kaiser Friedrich II. und seinem
Sohno König Heinrich erlassenen Münzgebote sich vor allem gegen das
Bestreben der deutschen Städte richtet, die Einflufs auf das Münzwesen
zu erlangen trachteten. Wenn man desungeaehtet auf Angaben stöfst,
die einzelnen deutschen Städten ein tief ins Mittelalter zurückreichen-
des Münzrecht zuschreiben, so wird man ohne genauere Prüfung dies
nicht glauben dürfen. Die Nachrichten, dafs die Stadt St. Gallen schon
969, die Stadt Zürich sogar von Karl dem Dicken das Münzrecht er-
halten hätten, gehen beispielsweise auf Schriftsteller des 16. Jahrh.
(Stumpf und Vadianus) zurück, welche die zu ihren Zeiten herrschen-
den Zustände ohne weitores auf die Vergangenheit zurückbezogen haben.
In andern Fällen hat die irreführende Ausdrucksweise von Urkunden-
regesten, noch andere Male ein Mißverständnis des Urkundentextes das
Alter eines städtischen Münzrechts um Jahrhunderte erhöht. So findet
sich z. B. bei dem sonst sehr sorgfältigen H. Meyer die wahrscheinlich
aus Haller übernommene Nachricht, dafs Kaiser Friedrich II. der Stadt
Bern 1218 bei Bestätigung ihrer Rechte auch das Münzrecht bewilligt
habe, während in der Handfeste selbst davon keine Hede ist. Seit 1228
ist allerdings eine Münzstätte zu Bern beglaubigt, doch war sie nicht

städtisch, sondern kaiserlich, da dem Kaiser der Schlagschatz gebührte.


Auf einem Mifsverständnis beruht es, wenn Bey schlag in seinem Ver-
such einer Münzgeschichte Augsburgs (S. 151) der Stadt Villingen mit
Berufung auf eine bei Schöpflin, historia Zaringo-Badensis (V, Nr. 7,
S. 11) gedruckte Urkunde seit 999 das Münzrecht zuschreibt, das viel-
mehr dem Grafen Berthold in quodam suo loco VHingen dich erteilt
wurde. Ja selbst die Worte indulsimus eis propriam facere monetam et habere,
die Kaiser Friedrich II. bei Erhebung seiner villa Anweiler zur Reichs
stadt 1219 anwendet, gewähren der Bürgerschaft kein Münzregal, da sich
der Kaiser den Schlagschatz für sein Schlofs Trifels vorbehält. Es ist
daher sehr unwahrscheinlich, dafs irgendeine deutsche Stadt vor dem
grofsen Zwischenreich dauernd im Besitze eines vom Könige verliehenen
eigenen Münzrechts sich befand, was allerdings nicht ausschlofs, dafs
der Kaiser einer Stadt zeitweise die Münzprägung gegen Reichung einer
festgesetzten Abgabe erlaubte oder andermal für die Besorgung gewisser
Aufgaben einen Teil des Münznutzens überwies. Das erste traf bei
Lübeck zu, das 1226 von Kaiser Friedrich II. gegen Zahlung von jährlich
60 Mark Silber für seine Lebenszeit das Recht erhielt ut in ipsn ciritate
xub charactere twstri Hominis facere et eudere debetnt, das zweite bei Frank-
furt, dem 1235 die Hälfte des Einkommens der dortigen kaiserlichen Münze
zur Wiederherstellung und Erhaltung der Mainbrücke eingeräumt wurde.
14»

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212 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Zu den gegen diese Bestrebungen der Städte gerichteten Erlässen gehören Kg.
Heinrichs aententia de jure abbatiarum 1223, die sententia de argento rewlendo 1224.
sententia de rambio et imaginibu* denariorum 1231; K. Friedrich« II. Kdictum contra
comunia civitatum 1231/32; Bestimmungen in den Landfrieden von 1234, 1235, die sen-
ttntia de Itegalibus non infeudandis 1238, Man. Germ. 4° Constitutione« II, Nr. 282,
S. 397; Nr. 802, S. 398, Nr. 301/2, S. 416; Nr. 166, 8. 193; II, Nr. 319. 8. 429; Nr. 196,
8. 244; Nr. 212, S. 285.

Eheberg, S. 39, 44. Dio erwähnten Münzprivilegien sind verzeichnet bei


Stumpf, Reichskanzler, II. Für Genua Nr. 3382, Piacenza Nr. 3408; Anti Nr. 3428/29.
Lucca Nr. 3718; 4578; Crcmona Nr. 3723, Siona Nr. 4595, Bologna Nr. 4674. —
Die Stadt
St. Gallen erhielt da« Münzrecht 1415, Zürich begann ohne Mflnzprivileg zu münzen
1417. Meyer II., Brakteaten der Schwoir. (1846) S. 37; derselbe, älteste Münzen
von Zürich 1840 S. 20. — Das Berner Münzrecht bei Meyer Brakteaten, S. 21 und
die Irk. von 1218 bei Huillard-Brcholles, HiHt. Friderici. P. 1852, I, 2, S. 541.
Urkunden für Auweiler Mon. Boica XXX, 1, S. 80 Nr. 642; für Aachen die Errich-
tung der kais. Münzstätte durch Friedrich I., 1166, s. Stumpf, Nr. 4062. Ein Münz-
privileg bekannt, dürfte jedoch erst um 1350 erflossen sein.
für die Stadt ist nicht
Z. f. N. Für Lübeck 1226 auszüglich bei Pf effinger, Vitriarius illustr., Frank-
II. 76.

furt a. M. 1754, S. 469. —


Huillard-Brch olles, II, 1, S. 577. Abdruck des Lübecker
Privilegs von 1226, Mai, mit der Gestattung, dafs der Rat totien* in anno monetam
examinent quotiem velint et si monetär iu$ offendrrU einendet. Diese Hülsen seien zwischen
Stadt und Kaiser zu teilen, und II, 2, S. 626 ff. 1226, Juni, mit der Überlassung der
Münzprägung gegen Zahlung eines Schlagnc-hatzes von 60 Mark Silber jährlich Für —
Frankfurt Hirsch, Reicbsmtinzarchiv 1, 12, Nr. 16.

§ 28. Die finanzielle Ausnutzung des Mttnzregals.


1. im Verlauf der grofsen Völkerwanderungen begründeten
Die
germanischen Staaten übernahmen das Münzwesen als römische Ein
richtung in dem Zustande, welchen die Münzreformen unter Konstantin I.
angebahnt hatten. Ihre hergebrachte Vorliebe für gutes Silbergeld und
später auch für gutes Gold haben bewirkt, dafs die Anfänge ihres eigenen
Münzwesens ziemlich geordnet waren, und dafs namentlich die Kupfer-
prägung in mäfsigen Grenzen blieb. Dafs irgend ein Münzgewinn für
die Könige abfiel, unterliegt keinem Zweifel, allein wir sind weder über
die Höhe desselben noch über die Art der Einhebung genauer unter-
richtet. Im Frankenreich war, so scheint es, unter den Merowingern
die Prägung für den Privaten freigegeben, der sein Edelmetall nach
Bedarf durch einen der umherziehenden Münzmeister vermünzen lassen
durfte. Die Angabe des Münzmeisters und der Name des Prägeortes
oder des Auftraggebers sind Haftung für Einhaltung der Münzvorschriften.
Die Prägekosten und der dem Könige gebührende Münzgewinn wurden
zweifelsohne durch einen Abzug am vermünzten Edelmetall hereinge-
bracht, und es ist naheliegend, dals letzterer gewöhnlich vom königlichen
Ilausbeamten eingehoben wurde, den wir aus der Lebensbeschreibung
d» 's hl. Eligius als Begleiter des Münzmeisters kennen gelernt haben
(i? 11, f>). Andere Male mag allerdings der Münzmeister dies selbst be-
sorgt und dem Könige dafür ein Abschlagsgeld oder einen Pachtzins
bezahlt haben.
Die Kupfermünzen der germanischen Reiche sind abgesehen von den Gepragen
der Ostgoten und Angelsachsen alle selten, obgleich auch von den Vandalcn, den Bur-
gundern, Westgoten und Franken Kupferstücke bekannt sind. Man nimmt daher all-

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§ 28. Münznutzen und Münzeinrichtungen im Frankenreich. 213

gemein an, dafs hier daB im Lande noch befindliche römische Kupfergeld als Scheide-
münze Verwendung fand. Z. f. N. VIII, 140.
Mangel an bergmännisch gewonnenen Edelmetallen, Finanznöte
2.

und dieHabsucht der Münzherren haben indessen frühzeitig zur Münz-


verschlechterung, d. i. zu offener oder selbst trüglicher Verkürzung des
inneren Münzwerts geführt. Der Westgotenkönig Alarich II. (484 507) —
hat in seiner Bedrängnis kurz vor dem Kriege mit Chlodwig, in dem er
besiegt und getötet wurde, zur Ausgabe einer mit minderwertigem
Metall stark versetzten Goldmünze gegriffen, die alsbald in deu Nachbar-
reichen verrufen wurde. Ähnlich haben auch die Könige der Lango-
barden bei Einhaltung des alten Schrotes sich durch eine Verschlech-
terung des Feingehaltes ihrer Goldstücke zu helfen gesucht, während die
Frankenkönige dem fühlbar gewordenen Mangel an geeignetem Münz-
stoff um das Jahr 575 in weniger bedenklicher Weise dadurch begeg-
neten, dafs sie offen zu einem leichteren Münzfufse übergingen. Leider
half dies nur für den Augenblick; auch im Frankenroich kam jene
Läuterung des Münzgoldes allmählich in Wegfall, auf welche noch zu
Zeiten des hl. Eligius (f 659) so grofser Wert gelegt wurde die späteren ;

fränkischen Goldmünzen verraten schon durch ihr blasses Äufsere, den


starken Silberzusatz, der sie schliefslich völlig entwertete.


Eine Verordnung des Burgunderkönigs Gundohald (473 516) aus dessen letzter
Regierungszeit, (Kap. CVII des Gesetzes), befiehlt die Annahme aller vollwichtigen
Goldstücke mit Ausnahme von vier Prägen. Eine derselben sind die von König Gode-
gisel zu Genf geschlagenen Solidi, die drei übrigen sind westgotisch, und darunter
werden jene seit König Alarichs II. Zeiten als adaerati bezeichnet. Mon. Germ. LI. III
(1863), S. 676. In Anm. 30 ist hior auch das vernichtende Urteil des Bischofs Avitus
über die Münz Verschlechterung des Königs Alarich II. mitgeteilt. Vgl. auch Ililliger
in d. Hiator. Viorteljahresschr. 1903, 188 und 211. Hilliger erklärt das Sinken des Donar-
gewichts, das sich in einer Steigerung der Aufzahl aufs Gowichtspfund (bis 288 Donaro)
ftufsert, aus dem Sinken des allgemeinen Goldwertes, doch reicht auch schon die Ab-
nahme des Goldinhalts in den Goldschillingen infolge stärkerer Legierung aus, um
diese Erscheinung zu erklären.

3. Die Karolinger, die das Münzwesen im Zustand arger Zerrüt-

tung übernahmen, haben, wie auf andern Gebieten der Verwaltung


auch hier Ordnung geschaffen und namentlich die Münzhoheit in vollem
Umfang für sich in Anspruch genommen. (§11, 6, 7, §26,5). Das
Münzwesen wird nun nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten einge-
richtet, und manches was dabei von den Karolingern verordnet wurde,
erinnert an Grundsätze, die erst seit dem 19. Jahrb. in die Münzpolitik
wieder Eingang gefunden haben. Die Münze soll ihrer doppelten Auf-
gabe als Wertmalsstab und allgemeines Zahlungsmittel voll entsprechen.
Daher die immer wiederkehrende Vorschrift, dafs die denarii meri et
pleniter pemnntes, also probehaltig und vollwichtig herzustellen seien,
wobei zu beachten ist, dafs damit eine Forderung, die vorher nur für
die wertvolleren Goldstücke galt, auf die Silbermünze übertragen wurde.
Vielleicht steht damit bis zu einem gewissen Grade in Zusammenhang,
dafs die Reform des Münzwesens unter den Karolingern nicht von dem
tatsächlichen Metallinhalt der umlaufenden Münze ausging, sondern den

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214 Zweiter Teil Geldgeschichte.

Übergang zu einem schwereren Münzfufs darstellt, indem das Gewicht


des einzelnen Pfennigs allmählich von V20 auf Vi6 una< durch das Edictum
Pistetise sogar auf ein l { lb der Römerunze erhöht wurde. Möglicherweise
war aber auch der Gedanke mitbestimmend, auf solche Weise den Eingang
der in Silberschillingen festgesetzten Leistungen an den Fiskus (Hann-
bufsen, Friedensgelder u. dgl.) zu steigern. Um
den Heckemünzen und
der Falschmünzerei zu begegnen, wurde die Überwachung verschärft
und der Münzbetrieb auf die am Hofe tätige Münze und wenige aus-
wärtige Münzstätten beschränkt und überdies, was von Wichtigkeit war,
ein einheitliches Gepräge vorgeschrieben.
Auch die Eigenschaft der Münze als allgemeines gesetzliches
Zahlungsmittel wurde kräftig betont. Nur probehaltige und vollwichtige
Münzen eines bestimmten Gepräges waren zum Umlauf zugelassen, diese
. muteten aber anderseits bei Strafe als Reichsmünze allerorten angenommen
werden. Gerichtliche Verfolgung drohte dem Verbreiter falscher oder
unterwichtiger Münze (§ 29, 4). Ergänzt wurden diese Vorschriften durch
gemessene Befehle an die Beamten, in deren Amtssprengel Münzstätten
lagen bei Aufnahme der Münzer omni gratia et cupulitote seit lurro
,

postposito vorzugehen durch strenge Strafandrohungen für ungetreue


,

Münzer, ferner durch Einschränkung des Barrenverkehrs auf Zahlungen


mit Feinmetall. Dagegen trat der finanzielle Gesichtspunkt in den Münz-
vorschriften der Karolinger wenig hervor, namentlich fanden Ver-
ruf ungen der Münze nur selten und aus dem volkswirtschaftlich gerecht-
fertigten Grunde statt, um vollwichtiges Geld im Umlauf zu erhalten.
Ein mäteiger Schlagschatz wurde allerdings beim Einwechseln von Roh-
metallen oder verrufener Münzen durch die Münzer erhoben, welche
das erforderliche Betriebskapital aus der königlichen Kammer empfingen,
oder auch bei Privaten aufbrachten, denen sie dann einen Anteil am
Münznutzen überliefsen.
Über das Münzwesen unter den Karolingern s. Troii M., Monnaies Carolin-
giennes. P. 1S96, Introduction, ferner Soctbeer in Forschungen IV, 241 ff., VI, 1 ff.,
der auch die einschlägigen Stellen au» den Kapitularien von 745 bis zum Edikt von
Pistes 864 und von Münzverleihungen von 826—90* mitteilt. Hil liger (Historische
Viertel Jahresschrift, 1903), S. 204} ff., verficht die Ansicht, dafs die Verordnung Pip-
pins vom Jahre 754/765 die Ausprägung von 22 Schillingen auf» feine, von 20 Schil-
lingen unfH rauhe Münzpfund bestimme und dafs der Obersehufs von 2 Schillingen zur
Hälfte dem Münzor als Lohn, zur Halft« dein Staat als Schlagschatz gebührt habe.
Vgl. ferner a. a. <>. 458 ff. Ks darf jedoch nicht übersehen werden, dafs gegen seine
rechtsgeschichtlichen und teilweise auch gegen seine numismatischen Folgerungen
Heck in der Vicrteljahrcsschrift f. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 1904, S. 337 ff.,
vielfach Widerspruch erhoben hat. —
Auf eine Toilung des Münznutzens zwischen dem
Münzer und dem Kapitalisten, der Geld zum Münzbetrieb hergab, zielt die von Soct-
beer IV, 344 mitgeteilte Stelle aus dem theologischen Kommentar des Drutmar, der
der Zeit Karls d. Gr. angehört: 8'dcnt »tonetarii acripere argcutum ab aliquitni.i et «olent
daiarios foruiare et post nnmtnt integrum reddere quod aeeeperant et medietatrm ingenio
suo super aeeeptatn. F.in Vorschufs von 5 Pfd. Silber aus der königlichen Kasse, der
im nächsten Jahre mit dem gleichen Gowicht Silbermüuze zurückzuzahlen war, wird
erwähnt Edictum l'i*tensr, c. 14. Die Wahl eines schwereren Münzfufses, um nominell
fixierte .Steuern zu erhoben, kommt auch anderwärts, wenngleich sehr selten vor. So
noch 1494 bei den Quattrini zu Florenz. Koscher III (3. Aufl., Stuttgart 1882), §42,
S. 207, Anm. 4.

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§ 28. Ursachen der Münzverachlechterung im späteren Mittelalter. 215

4. Im Gegensatz
den wohlgeordneten Zuständen unter den
zu
Karolingern herrschte im Münzwesen später dureh viele Jahrhunderte
arge Zerrüttung. Da diese Unordnung ungeachtet der lauten Klagen,
die sie hervorrief, keine vereinzelte Erscheinung blieb, sondern in ganz
Europa lange Zeit andauerte, so läfst sie sich durch die Habsucht der
Münzbereehtigten allein nicht erklären, sondern es müssen ihr noch
andere allgemeine Ursachen zugrunde liegen.
Als solche möchte ich vor allem die unzureichende Gröfse des für
Münzzwecke verfügbaren Edelmetallvorrates in Europa bezeichnen. Da
der Ertrag der Bergwerko bis gegen dio Mitte des 15. Jahrh., zeitweise
Ausnahmen abgerechnet, unbedeutend war und die unentwickelte In-
dustrie nicht hinreichte, um Edelmetall aus dem Orient heranzuziehen,
so konnte kaum der Abgang gedeckt werden, der durch den natürlichen
Umlaufs verlust sowie durch den Silberabflufs für Gewürze und andere
Erzeugnisse Asiens bedingt war. Man war also in Europa während des
späteren Mittelalters auf einen sehr mäfsigen Metallschatz angewiesen,
den man fortgesetzt umprägen mufste, und der sich auch dann wenig
oder gar nicht vermehrte, als sich ein gesteigertes Bedürfnis nach Um-
laufsmitteln geltend machte, welchem durch die Ausbildung des Wechsel-
verkehrs nur teilweise abgeholfen wurde.
Als zweite, allgemeine Ursache der Münzverschlechterungen im
Mittelalter ist der Umstand zu verzeichnen, dafs die mittelalterliche
Staatswirtschaft sehr geringe Bargeldeinnahmen hatte, sich aber solche
noch am leichtesten aus den Regalien verschaffen konnte. Die Regalien
wurden eben vor allem als subjektive Berechtigung des Begnadeten auf-
gefafst, und so kam eine Zeit, in der die Münzberechtigung nahezu als
einzigen Inhalt den Anspruch auf den Münzgewinn enthielt. In welchem
Umfang und auf welche Weise der Münzherr diesen Nutzen ziehen
wollte, das war nicht selten ganz in sein Ermessen gestellt. König
Philipp VI. von Frankreich (1327 —
1358) erklärte darum in einer seiner
Ordonnanzen geradeheraus: )Nous ne pouvons croire ne presumer quaueun
puisse ne doye faire doutf, que d Nous et ä Nostre Majesti Royale ne appar-
tienne . . et de faire feiles monnayes et donmr tel cours et pour tel prix
.

comme il nmus plaist et bon noiis semble* (R. N. B. I, 6, 1850, S. 229).


Der Münznutzen war also des Münzherrn gutes Recht, und die
Höhe, die er daraus ziehen wollte, reine Gewissenssache. Diese aber
konnte der einzelne um so leichter nehmen, als ihm die Unterstützung
durch die Kanonisten zur Seite stand, die in dem mittelalterlichen Streite
über das eigentliche Wesen der Münze den vom Willen des Münzherrn
abhängigen mlor impositus über den inneren Wert des Geldstückes, die
bonitas intrimeca, stellten (§ 25, 1). Die bösen Folgen solcher Lehren
konnten allerdings nicht ausbleiben. Sobald auch nur ein paar mäch-
tigere Münzherren sich für die Verschlechterung ihrer Münzen ent-
schieden hatten, mufsten die Nachbarn in immer weiteren Kreisen jenen
in der Herabsetzung des Münzfufses nachfolgen, da das G resham sehe
Gesetz, dafs die gute Münze durch anhaltenden Umlauf schlechterer Ge-
präge notwendig aus dem Verkehr gedrängt werde, damals nicht minder

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216 Zweiter Teil. Gcldgeschichte.

wirksam war als heute. Wenn jetzt, ungeachtet des ins Riesige gestei-
gerten Bedarfs nach Unilaufsmitteln im allgemeinen bessere Zustände im
Münzwesen herrschen als beispielsweise noch vor 150 Jahren, so danken
wir es einerseits dem Umstand, dafs die übermäfsige Zahl der Münz-
berechtigten und der Münzstätten erheblich abgenommen hat, dann aber
auch dem, dafs im Weltverkehrs die Staatsverwaltungen
Zeitalter des
selbst sich den volkswirtschaftlichen Anschauungen über das eigentliche
Wesen der Münze nicht länger verschliefsen können. Dazu kommt, dafs
die gegenwärtige Ausbeute an Edelmetallen alle Zeiten in der Vergan-
genheit unendlich übertrifft, und dafs in noch höherem Grade Forder-
ungen aller Art, Wechsel-, Scheck- und Clearing- Verkehr, Banknoten usw.,
statt Bargeld verwendet werden. Ferner kann jetzt der Staat durch
Ausbildung der Steuern und des Schulden Weyens über grofso Mengen
von Bargeld verfügen und besitzt er äufserstenfalls in der Staatsnote
einen weit bequemeren und ausgiebigeren Behelf zu augenblicklicher
Beschaffung von Zahlungsmitteln, als es seinerzeit die sog. Interims- oder
Kriegsmünzen waren (§ 16, 6).

G. d'Avenel, Histoire econ-omique de la Propriete I (Purin 1894), S. 21, int der


Ansicht, dafs zum mindesten in Frankreich die Gewinnung der Edelmetalle im 13. u.
14. Jahrh. bedeutend war. —
über die Grofsc des Umlaufsvorlustes vgl. Roscher I
(16. Aufl.), 1882, g 120, S. 293, Anm. 9; III (3. Aufl., 1882}, £ 42. S. 208, Anm. 6. — Gres-
hams Gesetz a. a. o. III, I.exis hobt hervor, dafs Greshams Gesetx
§42. Anm. 1.

nicht wirksam sei, wenn und solange der Kohlbetrag an innerem Gehalt bei der
einen Goldart durch einen allgemein anerkannten Kreditwert ersetzt wird. Hand-
worterbuch d. Staatswissenschaften. 2. Aufl. (Jena 15>00), Bd. V, 905. Babelon, —
A'onVe, 29 und 50: ä la fin du XV. itiirle le nwnde ( inline etait dt venu treu pauvre m
vtttaua- precieux; le* economittes esliment qu'il en restait a peine pour 1 millinrd de fr.
(or et argenl eompris). Hoff mann, l,ehre vom Gelde, 11 1838, S. 42 ff., dazu der
§ 24, Abs. 1 (S. 171) angeführte Ausspruch Mirabeaus.

5. Der Münznutzen, auf den die Münzberechtigung Anspruch gab,

wurde auf verschiedenen Wegen zu erlangen gesucht. Die Verleihung der


monrta unter den späteren Karolingern gewährte nur den Gewinn, der
sich bei der Herstellung von Reichsmünze und aus der Einlösung des
Prägematerials gegen diese Münze ergab, also Schlagschatz, monetagiinn,
und Wechselgewinn, jus camhii Der Schlagschatz umfafst nach
(§ 27, 3).
dem Sprachgel »rauch der wicht igst en Urkunden des deutschen Münz-
wesens den ganzen Unterschied zwischen dem Nennwert und dem Metall-
wert einer Münze, doch lassen sich darin zwei Bestandteile sehr un-
gleicher Art und Wirkung unterscheiden. Der eino Teil, der zur
Deckung der Münzkosten erhoben wird, der sog. ? natürliche Schlag-
schatz (Busse), hrassagi' im Englischen, ist volkswirtschaftlich durchaus
gerechtfertigt; bedenklieh durch seine Folgen kann jedoch der darüber
hinaus abgeforderte Münzgewinn des Münzherrn, das sog. »Münzregal der
Kameralisten, soignomge der Engländer, werden. Die Höhe der Münz-
kosten in karolingischer Zeit bestimmt ein Kapitular Pippins von 754/50
auf V22 °der etwa 4 2 °/o; es sollten nämlich aus einem Pfund Silber von
1

327,45 g Schwere 22 Schilling oder 2f>4 Pfennige geprägt werden und


von diesen 1 Schilling dem Münzer für seine Mühewaltung gebühren.

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§ 28. Quellen des Münznutzens, Scblagschatz, Wechselgewinn. 217

Es ist nun nach ligers Untersuchungen nicht unwahrscheinlich,


II il
dafs ein Betrag in gleicher Höhe auch für den Münzherrn als Münz-
gewinn in Ahzug gebracht wurde, so dafs sich der Schlagschatz damals
im ganzen auf etwa 9°/0 stellte. Allein diese Ziffern haben ihre —
Richtigkeit dabei vorausgesetzt —
doch nur eine begrenzte Dauer ge-
habt, da die Höhe des Schlagschatzes sowohl an sich, als was die Ver-
teilung auf die darin begriffenen Vergütungen anbelangt, von vielerlei
Umständen beeinflufst wurde, die nach Zeit und Ort verschieden waren.
Nur beispielshalber sei erwähnt, dafs nach den Gufsberechnungen der
Wiener Münzstätte im 15. Jahrh. der Schlagschatz 13°/0 vom Metallwert
der Münze ausmachte, obschon damals halbwegs geordnete Zustände
herrschten und namentlich der Unfug der willkürlichen Münzverrufung
nicht mehr statt hatte. Noch merkwürdiger als die Höhe ist die Auf-
teilung dieses Schlagschatzes, da 7,7% Müuzkosten, nahezu 5 °/0 Gewinn
der Hausgenossen und nur 0,4 °/0 Gebühr des Herzogs sind.
Lexis im Handwörterbuch d. Staatswisscnschafton, 2. Aufl., lid 5 (1900), 900 ff.
— Busse, Münzwesen. 1,. 1795, I, S 189 ff. vom Schlagschatzc, von den Münzkosten
und dem Münzregal, § 181— 226. — Bu s e Geldkunde (Erfurt 1803) I, 69 ff. — Ro-
,

scher III (3. Aufl., 1882), §46 ff., S. 221. — Bei Du Cangc werden die Ausdrücke
monetagium und seignoria, »eigneuriage als gleichbedeutend behandelt, doch sind die
beiden letzten wohl im Sinne des englischen seignorage auf den Münzgewinn im engeren
Sinne einzuschränken. —
Iii Niger (1903), 206 ff. —
Dazu meine Abhandlung über
Wiens Münzwesen usw. in» IT. Bde. der Geschichte Wiens (1901), S. 783 ff.

6. Gesteigert konnte der augenblickliche Ertrag derMünze werden,


sobald sich die Berechtigung auch auf die Bestimmung des Münzfußes
erstreckte, weil man dann die Möglichkeit hatte, unterwertige Münze
zum früheren Nennwert auszugeben. Ein derartiges Vorgehen, bei dem
bald das Schrot, bald das Korn der Münze, mitunter auch beides zu-
gleich verändert wurde, nahmen die Inhaber der Münzhoheit, beispiels-
weise die Könige von Frankreich, England, Spanien usw., zuzeiten als
»Recht für sich in Anspruch (§ 26, 3 b), die Inhaber abgeleiteten Münz-
rechts hingegen erwarben es erst durch Verleihung oder durch eigen-
mächtige Erweiterung ihres ursprünglichen Rechts. Im Deutschen
Reich wurde im ersten Jahrhundert seines Bestandes der Ubergang
vom Reichsmünzfufs zur Prägung nach eigenem Münzfufs angebahnt.
Schon zur Zeit dor Ottonen werden bei Münzverleihungen die Erzeug
nisse bestimmter Münzstätten als Mustergepräge hingestellt, und vom
Jahre 1061 ist uns sogar ein urkundlicher Beleg für solch einen örtlichen
Münzfufs (Augsburg) erhalten (§ 27, 5).
Die Einzelheiten der nun folgenden Münzzerrüttung im Deutschen
Reiche sind für die nächsten Jahrhunderte noch wenig erforscht, doch
kann auf Grund sicherer Zeugnisse schon heute behauptet werden, dafs

man zu Zeiten Kaiser Heinrichs IV. (1156 1106) in weit abliegenden Münz-
stätten am Rhein und in Böhmen bereits bei kupferigen Pfennigen ange-
langt war.
Die Münze von Speyer, die K. Otto III. im Jahre 993 der Abtei Selz als Muster
bezeichnet hatte, war ein Jahrhundert spater schon ar>: mit Kupfer versetzt. Arci/ie
ergo dr Sjürensi inende non nihil quod purum sit utenti plurimum v< ro anutnti, schrieb

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218 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

um 1070 — 1088 Meister Manegold von Lautenbach an seinen Freund A., llle quippe
nummus ubi vemiibilior e*t et argento proprior. Nostrat* quippe ita dreoxit ut ex eo
es lacritnantibu» oceulis arrideat. Sudendorf, Registrum III, 46, Nr. 28. —
Die Gepräge des Königs Wratislaus von Böhmen, f 1090, und seiner unmittelbaren
Nachfolger in Mahren weisen zumeist Feingehalte unter 0,500, ein Pfennig Herzog
Ottos II., t 1126, sogar nur 0,160 aus. Vgl. meine Beschreibung des Rak witzer Münz-
fundes in der W. N. Z. XVIII, XIX, unter Nr. 2, 9, 10, 13, 16, 35, 42, 53, 70. In
schlechtem Rufe stand um 1152 die Münze der Bischöfe von Basel . alterationc qua*:
.

vihtit levitate, itnpuritute tenuitate sagt Kg. Friedrich 1. Stumpf, 3683. —


Lam-
precht, Deutsches Wirtschaftsleben (L. 1885), II, 353, scheint anzunehmen, dafs der
Anatofs zur Verschlechterung des Münzfufses von den königlichen Ausmünzungen aus-
gegangen ist und sich zunächst aufs Sehrot beschränkt habe, denn das Korn sei bis
zur Mitte des 13. Jahrh. meist fein gewesen (8. 3ü3). Beide Behauptungen scheinen
mir noch sehr des Erweises im einzelnen zu bedürfen. So wird schon a. a. O. S. 406,

angegeben, dafs die Münzo von Trier unter Bruno (1102 1024) nur 14, unter Albero
(1124—1152) sogar nur 121ötig gewesen sei und erst unter Hillin (1152—1169) >wieder
entsprechend dem regelmäßigen Brauche in «lieser Zeit fein ausgebracht < wurde.

7. Sowohl die Einhebung des ordentlichen Schlagsehatzes als auch


jenes aufsergewöhnlichen Gewinns, der sich bei einer Veränderung des
Münzfufses für den Augenblick ergeben konnte, waren von der Ausgabe
neuer Münze abhangig. Die Münznerren trachteten daher möglichst viel
und möglichst oft zu prägen und auch möglichst viele Leute zur Ab-
nahme ihrer neuen Münzen zu verhalten. All dies zusammengenommen -

hat zu einer Reihe eigentümlicher Mafsregelu geführt, welche für die


Münzpolitik des Mittelalters bezeichnend sind Periodische Münzver-
:

rufungen, Ausgabe von Münzen mit periodisch schwankendem Schrot


und streng territorialem Charakter, Zwangsvorschriften um die Einwechs-
lung dieser Münzen zu sichern; auch die Nachahmung auswärtiger Ge,
präge wäre hier zu nennen.
Münzverrufungen renovationes, revocationes, innovatioties, mutationes
mancUv aus volkswirtschaftlichen Beweggründen hatten schon die Karo-
linger angeordnet (s. o. Abs. 3); anderer Art sind indessen die erzwun-
genen Umwechslungen des umlaufenden Geldes, die zur Steigerung des
Münzgewinns im späteren Mittelalter üblich wurden. Vorläufer dieser
finden sich vereinzelt schon im griechischen und römischen Alterturn,
doch nur als äußerstes Auskunftsmittel in Notlagen des Staates, während
die Münzherren im Mittelalter die periodische Münzverrufung zur Deckung
ihrer täglichen ßedürfmsse vornahmen und daher unter die gewöhnliehen
Finanzmalsregeln einreihten. Kheberg hat es wahrscheinlich gemacht,
dafs sich diese Münzverrufungen im Anschlufs an die Entwicklung des
mittelalterlichen Markt- und Verkehrswesens herausgebildet haben. Von
dem engen Zusammenhang von Münze, Markt und Zoll war schon die
Rede (§ 27, 3, 4). »Der eigentliche Handelsverkehr, der eine gröfsere
Anzahl von Käufern und Verkäufern zusammenbrachte, einen ausge-
dehnteren Warenumsatz schuf und Münzgeld in gröfseren Summen nötig
machte, war auf die wenigen grofsen Jahrmärkte konzentriert!. Nach
den Markttagen richtete sich demnach die Ausmünzung; denn es war um
diese Zeit sicher ein gröfserer Bedarf nach neuen Zahlungsmitteln vor-
handen, da die Münzen, die an früheren Markttagen waren gebraucht

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§ 28. Ursprung und Erlrag der periodischen Münzverrufungen. 219

worden, verloren, abgenutzt, teilweise in die Fremde gewandert waren,


auch wohl andere Käufer und Verkäufer zusammenkamen. Unaufgeklärt
bleibt jedoch durch Eheberg, wann und wo und wie sich diese durch
den Verkehr bedingten periodischen Ausmünzungen zu einem mit abso-
lutem Zwang ausgestatteten Recht des Münzherrn umbilden konnten,
kraft dessen alle Umsätze auf dem Markte an die Verwendung neuer
Münze gebunden wurden. Sicher ist nur das eine, dafs solches erst in
einem Zeitpunkt eintreten konnte, in dem der von den Karolingern ent-
wickelte Begriff der Reichsmünze wieder verdunkelt war, mit andern
Worten, erst seit sich die sog. Territorialität der Münze (§ 29, 6) heraus-
gebildet hatte, was nun an einem Orte früher, am andern später einge-
treten ist.

Münzverrufungen im Altertum: Heispiele in Cyriac Spangenbergs Traktat vom


rechton Brauch und Mifebrauch der Münzen (Anhang zu Tileuian Frieses Munz-
spiegol, S. 222 ff.). — Eheberg, 65 ff.

8. Die frühesten Nachrichten über solche zur Bereicherung des


Landesherrn eingeführte Münzverrufungen, durch welche jedermann im
Lande gezwungen werden sollte, sein Bargeld mit Verlust gegen neue
Münze einzuwechseln, haben wir aus Böhmen. Schon der im Jahre 1125
gestorbene Dekan der Prager Kirche Cosmas spricht von drei bis vier-
mal im Jahr vorkommenden Münzänderungen deren Wirkungen ver- ,

derblicher als Pest oder feindliche Brandschatzung seien. Du der Chronist


die tadelnden Worte dem längst gestorbenen (t 999) Herzog Boleslaus II.
in den Mund legt, so kann man daraus schliefsen, dafs dieser Unfug
in Böhmen schon seit geraumer Zeit angedauert hatte. Von den drei
oder vier Münzverrufungen im Jahre, die in Böhmen zu Anfang des
12. Jahrh. vorkamen, war man indessen bis zur Mitte des 13. Jahrh.
auf zwei im Jahre zurückgegangen, wie wir aus Münzpachtverträgen
der Könige Wenzel I und Pfemysl Ottokar II mit dem Münzmeister
Eberlin (ca. 1253 und 1267) ersehen. In Schlesien wurde die Münze noch
Anfang des 13. Jahrb. dreimal im Jahr erneuert und ebenso in Polen.
Anderwärts, wenn wir von Frankreich absehen, begnügten sich die Münz-
herren gewöhnlich mit einer Münzverrufung im Jahro, so in Ungarn,
Dänemark und in den meisten deutschen Münzstätten. Ks ist eine Aus-
nahme, sowohl dafs die Erzbischöfe von Magdeburg seit Wichmann
(1152 — 1192) eine zweimalige Münzerneuerung im Jahre durchsetzten, als
auch, dafs in Steiermark seit 1237 dio Münzerneuerung nur mit Zu-
stimmung der Landesministerialen in mindestens fünfjährigen Abständen
erfolgen sollte.

Der Ertrag dieser Münzeinziehungen für den Münzherrn war von


verschiedenen Umständen abhängig, namentlich von der Gröfse des
bedungenen Schlagschatzes und der Ausdehnung des Umlaufsgebiets,
ferner davon, ob die Münze noch zu den besseren (iepriigen gehörte
oder schon ganz herabgekommen war; weniger ergiebig, als man denken
sollte, war die Häufigkeit der Münzverrufungen. Eine genaue Angabe
der Gröfse dieser Einnnhmsquello wird jedoch nur in wenigen Fällen

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220 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

möglich sein, weil der Schlagschatz meist nicht in Feinsilber, sondern


in einer bestimmten Menge d«>r neuen Münze bedungen wurde und man
zur Umrechnung den Feingehalt dieser Pfennige kennen mufs. Als
Beispiele erwähne ich, dafs der Münznutzen in Möhren 1267 mit zwei-
maliger und im Herzogtum Österreich 1334 bei einmaliger Münzverrufung
im Jahre den ziffermäi'sig gleichen Betrag von 5000 Pfennig erreichte
und dennoch von ganz verschiedener Höhe war. Da die mährischen
Pfennige 1207 kaum mehr 0,228 g, die Wiener 1334 noch etwa 0,45 g
Feingewicht hatten, so stellte sich das Jahresertrfignis dort auf etwa
263.6, in Osterreich, das noch zwei Menschenalter später bessere Münzen
hatte, wohl doppelt so hoch, auf etwa 540 kg Feinsilber.

CoHmäB, Mon. Germ. ( Folio), Ss. IX, 55, legt dem sterbenden Boleslaus II. (f 099;,
die Worte in den Mund :Karl der Grofso habe cm»» filium suum Pippinum post se
rcgttaiurum disponeret diesen durch furchtbaren Eid verstrickt, keine Münzvcrschleeh-
terungen vorzunehmen, certa niilla clades, nulla pestilentia, nee mortalita* nec non si
liostes tot am terrum rajiinis. invendiis derastarent, mag ist populo dei nocerent, quam fre-
quem mutatio et fraudulenta pejoratio numi, und weiterhin werden Gewalthaber ier
vel quater in anno mutanten monetam . non duces sed füren usw. bezeichnet
. . Die
Stelle ist mit geringen Veränderungen auch in den Annalista Sa.ro (M. G. 8». VI, G45.)
übergegangen. —Alu K. Friedrich I. 1166 in Aachen zwei Jahrmärkte und eine Münz-
stätte einrichtete, befahl er ne crebra mutatio monetär, quae aliquando gravior aliquondo
levior esse solebat zum Schaden de« Orts ausschlage, die Prägung einer in Schrot und
Korn unveränderlichen Reichsmünze. Stumpf, 4062. Eheberg, 64 ff. — Pachtver-
träge der böhmischen Könige mit dem Münzmeister Eberlin von ca. 1253 und 1267 im
Cod. jur. bohemici I (Prag 1867), 8. 126, 165, Nr. 43 und 68. Eine Schilderung der Miß-
stände dieser Münzernenerungen, vor deren Abschaffung im Jahre 1300 im Chronicon
Aulae regiae, cap. 66; für Schlesien und Polen: Friedensburg, Schlesiens Münzge-
schichte im Mittelalter II (Breslau 1888), S. 32 ff., und den von Vinzenz Kadlubek
(f 1223) in seiner Chronik mitgeteilten Rechtsfall, der sich unter Micszko III. (nach
1174) zugetragen haben soll. (Ausgabe L. 1712 als Anhang zur Chronik des Dhigos,
Bd. II, 764.) Infer fiaeo septuaginta sed humanissimc tecum agitur, si numerata pecunia
possis absolri, cum ad pnndus ßsci exploratissimo debeas jure in metallum pocius (die
Krakauer Ausgabe von 1862, S. 158 liest pnrius) eondempnari usw. Für Ungarn Art. 23 :

der Goldenen Bulle Kg. Andreas' II. vom Jahre 1223 und Krajner, Die ursprüngliche
Staatsverfassung Ungarns, Wien 1872, S 706. —
Dafs Münzverruf ungen zur Steigerung
der kgl. Einkünfte auch in Spanien vorkamen, beweist das 1236 dem Kg. Jakob I. von
Arragonien von den Ständen bewilligt« Monetaticum >ut non immuturetur moneta JaccensU
(terratis lege, pondere et figitra.' Du Cange, Glossarium V (1885), 506, s. v. nume-
tatkum. — In Kaiser Friedrichs II. Bestätigung der Rechte der steierischen I>andes-
niinisterialen von 1287 heifst es: Monetam quoque que singulis annis avarieia e.rpo-
scente solebat renorari in prejwlirium commune hahitatorum ejusdem terreex nune volumus
sine conditio com mun i ministerialium major um Styriae nullatenus renovari et renoratam
in primo pondere per quinqaennium perdttrare. Dafs diese Bestimmungen eingehalten
wurden, lehrt die Münzordnung für Steiermark von 1339. Beide Urkunden bei Schwind*
Do]> seh, Ausgewählte Urkd. z. VcrfasHungspesch., Innsbruck 1895, S. 79 u. 177. —
Ertrug der M
ünzverrufu nge n :Nach dem Münzvertrag von 1267 sollten nach
mährischem (= dem Wiener) Gewicht Gl 2 Pfennige aus der um 1 Lot feiner als bisher
Üblichen Münzmark geschlagen werden. Das ergibt: 280 g: 612 —
0,457 g Ranhgewicht
für den Pfennig. Der Feingehalt der mit dem Namen König Ottakars bezeichneten
mährischen Pfennige schwankt nach Feiugehaltsproben, die ich an dem Kyselowitzer
Funde machen lie.fs, zwischen 0,256, 0,468 und 0,500. Nehmen wir den letzgenannten
als jenen vom Jahre 1267 an, so enthielt ein Pfennig 0,457 X mal 0,500 = 0,228 g,
ein Pfund 0,228 X 240 ~ 54,72 g und der Schlagschatz von 5000 Pfund ~ 273,6 kg
Feinsilber. Der Wiener Münzmeister Dietrich Urwetsch verrechnete 1334 den ö*ter-

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§ 28. Volkswirtschaftliche Schaden dieser M Unzverruf nngen. '2-1

reiehiscben Herzogen 4971 Pfund Wiener Pfennige (rund 5000 Pfund) Münzgewinn.
Die Pfennige mit dorn Wap|>en des» Mttnzmeisters Schuheier, der 1338 und 1340 im
Amte war, sind nach Feingehaltsproben auf wenigstens 0,600 fein und im Rauh
gewicht wohl ebenHO auf 0.750 g anzuschlagen, was dann ein Feingewicht von 0,45 g
für den Pfennig von 108 g füre Pfund und von 540 kg Silber für den verrechneten
Münzgewinn ergibt (vgl. meine Chronologie der Wiener Pfennige, 8. 61 ff., X. 7—9 und
die Liste der Wiener Münzmeister in Wiens Handel II, 819 ff. Die hier 8. 795 gege-
bene Bewertung der 4971 Pfund auf 621" kg Feinsilber iHt für das Jahr 1334 wohl zu
,-,

hoch, sie würde dem Pfennig Feingewicht unter Albrecht I. f 1308) entsprechen. Auch
aus der GroTse der Ablösungssummen, die an die Münzherren für den Verzicht auf
die jährliche Münzerneuerung bezahlt wurden, vermag man beiläufig auf den Ertrag
dieser Finanzqnelle zu schliefsen.

9. Der Nutzen, den die Münzherren aus diesen jährlichen Münz-

verrufungen zogen, war also, ungeachtet namhafte Summen als Schlag-


schatz vereinbart wurden, keineswegs bedeutend, ganz unverhältnismäfsig
grölser jedoch der volkswirtschaftliche Schaden, den die Gesamtheit
tragen mufste. Vor allem traten diese Verrufungen fast jeder Kapitals-
bildung, insofern das Kapital aus Münzgeld bestand, hindernd entgegen,
da alles bare Geld jährlich etwa 25°/0 an Wert ein hülste, die aber nur
teilweise in den Säckel des Münzherrn flössen weil daraus auch die
,

bedeutenden Kosten der Umprägung bestritten werden muteten Je .

mehr Bargeld also ein Land, ein Stift oder sonst jemand besals oder
nötig hatte, desto empfindlicher traf dieser Wechselverlust, den beispiels-
weise der Kämmerer von Klosterneuburg im Jahre 1339 auf 100 Pfund
Pfennig oder etwa 11 kg Feinsilber anschlug, d. i. auf ein Fünfzigstel
des Münznutzens, den der österreichische Herzog aus dem ganzen Lande
zog. Aber auch der Kleinverkehr blieb davon nicht verschont. Durch
die jährlich sich wiederholende Verruf ung erlitten die neu ausgegebenen
Pfennige vom Tag ihrer ersten Ausgabe an schon durch den blofsen
Zeitablauf eine Entwertung, die sieh vcrhältnismüfsig über das ganze
Jahr verteilte und schliefslich jene 25°/0 erreichte, um welche der Ein-
lösungspreis der alten Pfennige unter dem Nennwert der neuen stand.
Wurden z. B. wie in der Mark Brandenburg seit dem Anfange des
14. Jahrh. zu Jakobi für 16 alte Pfennige 12 neue ausgegeben, so war
deren Wert bis Michaelis, also in einem Vierteljahr, auch um den vierten
Teil der Jakobi künftigen Jahrs zu gewärtigenden Einbufse gesunken,
d. h. nun waren erst 13 Pfennige im Handel so viel wert als ein
Schilling zu Beginn des Münzjahres usw. Damit aber erhöhten sich,
sofern die übrigen Verhältnisse gleichblieben, die Preise der Waren.
Um diese Schwankungen, die zur Zeit des allgemeinen Umtausches der
alten gegen neue Pfennige ihren Höhepunkt erreichen mufsten, so gut
es ging hintanzuhalten, griffen die Städte zum mittelalterlichen Auskunfts-
mittel der Preissatzungen. So liefsen sich die Schöffen von Schweidnitz,
in Schlesien jedesmal durch den Münzineister die Pfennige neuester
Prägung bringen, setzten deren Wert fest und bestimmten danach in
Gemeinschaft mit dem Rate und den Ältesten der Stadt den Preis der
verkäuflichen Gegenstände. Von Wien ist uns eine jormrt institutionis
que fit per civium arbitrium annnatim tempore quo donarii renoruntur pro
verum venalimn qualibet emptione aus der Mitte dos 13. Jahrh. überliefert

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222 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

und es sind Preissatzungen für Waren und Arbeitsleistungen bei der Ein-
führung neuer Münze aus den Jahren 1460 und 1474 erhalten. Ahn-
liche Mafsregeln sind bei gleichen Anlässen sicherlich auch in andern
Städten getroffen worden.
Volkswirtschaftliche Nachteile der jährlichen Münzverrufungen : Eh e b e r g, 72 ff. —
Menadier, Deutsche Münzen III, 104. ff. — Wien» Münzwesen usw. n, 789 ff., 828 ff. —
Friedensburg, Schlesiens Mjsgeseh. im MA. II. (Cod. dipl. Silesiae XIII. Breslau
1888 8. 33 ff.) Gewöhnlich betrug die Einbufae bei der Umwechslung gegen neue
Pfennige '« oder 25° 0 Doch werden in päpstlichen Stcuorrechnungen 1285 iy s alte
1
. =
1 neuer Wienerpfennig, also 20° 0 Verlust gerechnet, andere Male wieder mehr. >Es
ist zweifelhaft, ob schlechte Könige, Minister, Parlamente und Richter England in
einem Vierteljahrhundert so viel geschadet haben, wie schlechte Kronen und Schillinge
in einem Jahr<, lautet ein von Roscher angeführter Ausspruch Macaulays aus
Kapitel XXI, das die Münxwinren und die Münxrefonu in England (1695) schildert.

Die im Laufe des Jahres periodisch wiederkehrende Entwertung


10.
aller Bargeld bestände war jedoch keineswegs die einzige böse Folge
der häufigen Münzverrufungen, sie haben vielmehr zu einer zweiten
Ungeheuerlichkeit geführt, zur Ausprägung von Münzen von periodisch
wechselnder Schwere. Die karolingischo Vorschrift, dafs der einzelne
Pfennig meras et bene pensans sei (s. oben 3) liefs sich nicht länger
,

aufrecht erhalten, als die Münzherren das Recht der Prägung nach
eigenem Münzfufs erhielten und nun Schwere und Feingehalt der Lokal-
münzen rasch abnahmen. Da sich zugleich die Zahl der Münzstätten
erheblich vermehrte, so mufste sich wohl mancher Münzherr mit den
Diensten weniger geschulter Müuzer begnügen, die überdies kaum das
ganze Jahr hindurch mit der Münze zu tun hatten und daher zeitweise
anderweitig beschäftigt werden mufsten. All dieses zusammen mufste
zu einem Verfall der Münztechnik führen. Als nun die alljährlich und
noch öfter stattfindenden Münzverrufungen aufkamen, fehlte es vollends
an Zeit zur Justierung der grofsen Menge leichter Pfennige, deren man
nun alljährlich zu gewissen Tagen in grofser Menge bedurfte. An Stelle
der sorgfältigeren Stückelung in älterer Zeit kam nun die Münzung al
marco auf (§ 10, 5, § 22, 7). Ein solches Vorgehen aber, das ein Neben-
einander von Münzen eines Nennwertes und verschiedener Schwere ge-
stattete, bot den stärksten Anreiz zum Saigern d. i. zum sträflichen
<

Herausklauben der überwichtigen Stücke, die man mit Vorteil als Silber
verwerten konnte. Die Folge war also, dafs nur das unterwichtige Geld
im Verkehre blieb. Da nun das Saigern um so gewinnbringender sein
mufste. je geringere Zeit die Münze im Umlauf war, so erlitten
auch die Pfennige in den ersten Wochen nach einer neuen Ausgabe
auf diese Weise die stärkste Einbufse. Es ist nun für die fiskalische
Auffassung, die man damals vom Wesen der Münze hatte, bezeichnend,
dafs man sich seitens der Münzherren schliefslich mit der -Saigerung^
als einer unvermeidlichen Schmälerung des durchschnittlichen Schrots
abfand, dafür aber deren nmtmafslichen Ertrag vorweg für sich in An- .

Spruch nahm, indem man in dem Mafse, als das Jahr vorrückte, immer
leichtere Münze ausgab 24, !>). Mit dürren Worten wird dies von
Herzog Albrecht 11. von Osterreich 1330 in seiner Münzordnung für

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§ 28. Prüfung von Münzen mit periodisch wechselndem Schrot. 223

Steiermark als Regel hingestellt. Die neuen Pfennige sollten von Lieht-

mefs bis Reminiscere in der Fasten (durch 2 7 Wochen) zu 21, von

Reminiscere bis Georgi (10 5 Wochen) zu 22, in den übrigen 40 Wochen
von Georgi bis wieder Lichtmefs zu 23 Stück aufs Lot ausgegeben und
dieser Kreislauf eingehalten werden, bis mit den Landstanden eine
neue Münzordnung vereinbart werden würde, die dem Herzoge, Land
und Leuten nützer und pesser sei. In Böhmen herrschte die gleiche
Gepflogenheit schon um die Mitte des 13. Jahrb.; es sollte die Aufzahl
der Pfennige auf die Münzmark im Jahr von 316 364 Pfennigen sine —
vara des Münzmeisters anwachsen, in der Mark Brandenburg teilte die
Münzordnung von 1347 das Jahr in sechs ziemlich gleiche Abschnitte
und gestattete dem Münzmeister inner Jahresfrist ein allmähliches An-
steigen von 24^ bis auf 27 Schilling (294—324 Pf.) auf die Münzmark ;

in Braunschweig wurde nach den Eintragungen des Münzmeisters Hans


Porner im Jahre 1407 am 4. Juni mit 29 Schillingen auf die Münzmark
begonnen und die Aufzahl bis zum 3. August auf 31, 33 und 35 Schil-
ling gesteigert. Für Merseburg ist ähnliche Übung seit 1255 nachweis-
lich. Als 1329 den Kanonikern ex quo denarii tum haben tur ihre Be-
züge in Silber ausbezahlt wurden, mufsten sie es sich gefallen lassen,
dafs ihnen je nach dem Fälligkeitstermin ein Lot Silber zu Bartholomäi
für 20, zu Martini für 24, zu Lichtmefs für 30 und vom 1. Mai bis
24. August sogar für 48 Pfennige gerechnet wurde! usw. Man sieht,
dies Münzen mit periodisch abnehmendem Schrot, wie widersinnig dies
<len volkswirtschaftlichen Anschauungen von heute auch erscheinen mag,
war während des Mittelalters im Deutschen Reiche sehr verbreitet. Ks
war das rohe Mittel um dem Münzherrn den durch die Saigerung sicher
eintretenden Metallverlust zu ersparen, und sollte aufserdem den Wert-
sturz, der sonst am Tage der Münzerneuerung unvermittelt eingetreten
wäre, auf die Umsätze im Laufe des Jahres verteilen.

Münzrechtsverleihungen unter gleichzeitiger Zuweisung der Münzgorätsehaften


kommen vor. 101b* erhält das Kloster St. Florin zu Koblenz vom K. Heinrich II. zu
< Allenfeld monetam cum omnibus uknsilibus. — 1018 Schenkung des Hofes Koblenz an
das Erzstift Trier cum thetoneo et moneta et cum omnibus eorum pertinrntiitt. Mon.
Germ. h. Dipl. III, S. 450, 509, Hoinr. II, Nr. 352, 397.— Dafs auch die zur Bedienung
der Münze bestimmten Ministerialen mit ihren Fanulien bei Vergebung einer schon
bestehenden kgl. Münze übertragen wurden, leidet keinen Zweifel (Eheberg, S. 109)
und wird durch das Privileg K. Friedrichs I. für die Wormser Hausgenossen {1165) bo
stiltigt, in welchem diesen zugesichert wird, falls der Herrscher mit grofsem Gefolge

in Worms einroiten sollte und der bischoff' zu Warmsze nicht diener gnug kette eime
keyser . ... zu dienen, so soltcnt die muntzer von der muntze, die da ist eins keysers
ramer der diener gebrexten und stad erfüllen und einem der vier Hofainter vorübergehend
zur Dienstleistung zugewiesen werden. Boos, U. B. der Stadt Worms I (B. 1886), 65,
Nr. 80. Münzen mit periodisch abnehmendem Schrot vgl. Wiens Handel und Münz-
wesen II, 788. — Menadier, Deutsche Münzen III, Berlin 1895) Sehowelpenninue
S.961T. — Eheber K 76ff. - Posern-Klctt. S. 367 ff. f. Merseburg 1255, 1273. 132»;
Codes jnr. Bohemici I, 12(5 (c. 1253 , vielleicht auch in Ungarn, falls die Worte in
einer Urkunde Kg. Belas IV. (Schenkung des Marktzolls in Castro Pestensi an das
Nonnenkloster auf der Margare tcninsel) Item tempore norae monetär dum eelcbris ext pixa
monetu de mensura 4 garlarum denarium reripiant cum untern dnearii ineipient desren-
dere pro trihu* garlit 1 denarium nicht auf den Verlust durch Saigerung oder durch die

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224 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Münzverrufung zu beziehen sind. Fejer, Cotlex dipl. Hungariae, T. IV vol. 2, S. 312.


Wiederkehrende Zinsungen wurden daher bedungen in Pfennigen *dcr münz die dann
g<t> (1333)oder genauer 1345 netee Grntxer phenning als si gent ze sand Merten tag
(Urkd. 2049*, 2270<- st. L A.)

11. Arger noch Deutschland, war der Mifshrauch des Münz-


als in
recht« zu fiskalischen Zwecken in Frankreich. Es ist schon früher
(§ 26, 6) gezeigt worden, auf welchem Wege die französischen Könige
das beim Verfall des karolingischen Reichs in die Hände der Kirchen-
fürsten und Barone übergegangene Münzwesen bis gegen die Mitte des
18. Jahrh. nach und nach wieder ihrer königlichen Oberhoheit unter-
worfen hatten. Unter den Königen Ludwig IX. (1226 1270) und Phi- —
lipp III. (1270 — 1285)
herrschten hier sehr geordnete Münzverhältnisse,
und die neugeschaffenen Silber- und Goldmünzen Turnosen, Agnels :

(Vor, Florins, Chaises (Vor usw. gewannen alsbald Umlauf und Nachbildung
in den Nachbarlanden. Ein Umschlag trat unter König Philipp IV. dem

Schönen ein (1285 1314), dem die Zeitgenossen geradezu den Beinamen
des Müuzfälsehers gaben. Schon 1301 war die Münze König Philipps IV.
so verrufen, dafs der Bischof von Pamiers erklärte, ego in tota Hin pe-
cunia non dnrem unum stercus, quae prava- et falsa est et sine lege et falsiis
qui eam facit ßeri, nec in curia Romana daret homo unum stercus de ista
pecunia (Saulcy Rcueil I., 154) Pliilipp IV., der wahrscheinlich die
Münzverschlechterung durch mehrere Jahre im geheimen betrieb, gab
dieselbe 1295 offen zu, bezeichnete aber jetzt seine minderwertigen Ge-
präge unter Zustimmung und Bürgschaft seiner Gemahlin als Kredit-
münze, die seinerzeit zu vollem Nennwert eingelöst worden solle, ein
Versprechen, das allerdings niemals erfüllt wurde. Nicht weniger als
sechsmal wiederholte sich in den nun folgenden 20 Jahren das Schau-
spiel, dafs der König, ungeachtet der schweren Opfer, die Volk und
Geistlichkeit darbrachten, von schlechter Münze zu guter überging, um
alsbald wieder zur schlechten zurückzukehren. Dabei wurde nicht nur
die Eitilieferung in- und ausländischer guter Münzen und der Gold- und
Silbergeräte gegen die neuesten Gepräge des Königs erzwungen, sondern
es erwuchsen auch die gröl'sten Schwierigkeiten bei Schulden und Renten,
die zur Zeit entwerteten Geldes entstanden waren und nun in gutem
Geld gefordert wurden, und umgekehrt. Almliche Zustände, wenn auch
in geringerem Umfang, wiederholten sich unter den Söhnen Philipps
des Schönen, doch bestand der fiskalische Gewinn, den die kapetingischen
Könige zogen, weniger in der Verschlechterung des Feingewichts der
üblichen Münzen als darin, dafs diesen ein erhöhter Nennwert beigelegt
wurde. Man ging, wie Levis bemerkt, im allgemeinen »von der An-
schauung aus, dafs das Line eine ideale, in den Gütern sich ausprägende
Werteinheit sei, die durch die Münzen auch unabhängig von dem innern
Wert derselben repräsentiert werde Daher wurde in mehreren Ordon-
.

nanzen immer wieder befohlen, dafs alle Rechnungen nur auf Livres,
d. h. auf die Rechnungseinheit von 20 Sols oder 240 Deniera, nicht aber
auf Gewichtsrnengen Gold oder Silber oder auf bestimmte Münzsorten,
etwa auf Montons oder Tumosen lauten sollten. Die neuausgegebenen

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§ 28. Fiskalische Ausnutzung der Münze in Frankreich. 225

Münzen erhielten also einen bestimmten Nominalwert in deniers (ournois,


und ein ans solchen Münzen zusammengesetztes Livre von 240 Deniers
mufste von den Gläubigern nach seinem Nennwert angenommen werden.
Der Erfolg war um so sicherer, als im Gegensatz zu Deutschland, wo
bis 1300 nur der Pfennig und dessen Teilstücke geprägt wurden, in
Frankreich verschiedene Münzeinheiten in Gold und Silber ein Münz- —
edikt König Philipps IV. von 1314 zählt deren ein Dutzend auf neben- —
einander üblich waren. Es bedurfte daher nicht einmal einer Herab-
setzung des bisherigen Feingewichts, sondern nur einer Erhöhung des
Nennwerts bestimmter Münzgattungen, welche zur Einlösung der übrigen
demonetisierten, d. h. ihrer Münzeigenschaft entkleideten Stücke nach
dem vom Könige festgesetzten Metallpreis verwendet wurden. Davon
abgesehen, konnte auch dadurch, dafs man die Einlösungsmünze nach
ihrem Feingewicht einmal leicht (mmwtti debilis), einmal schwer (muneta
fortisj herstellte, und endlich dadurch, dafs man das Wertverhältnis der
Edelmetalle veränderte, ein namhafter Münzgewinn für den Augenblick
erzielt werden. Löhne und die Preise im Kleinverkehr sind wahrschein-
lich nicht immer im Verhältnis zur Münzveränderung gestiegen, allein
im Grofsverkehr liefs sich eine Preiserhöhung durch die königlichen
Verbote nicht verhindern. Die Wirkung der Nennwertserhöhung bei
der umlaufenden Münze war also die einer Verschlechterung des Zah-
lungsmittels, im wesentlichen also dieselbe, die heute bei einem unein-
löslicheu Papier mit Zwangskurs eintritt: ein Agio auf Edelmetalle. Die
Gold- und die groben Silbermünzen erhielten in den Sols und Deniers
der umlaufenden Münzen, wie es in einer alten Aufzeichnung heilst, de
In volunte du peuple nun le cantre ostnnt Vordtmnance einen um so höheren
Kurswert, je schlechter die letzteren wurden. War dann die Unter-
wertigkeit dieser Münzen nach und nach auf den tiefsten erreichbaren
Punkt gebracht —zu dergleichen argen Münzverschlechterungen gab
den Valois der hundertjährige Krieg mit England ja reichlich Anlafs —
so kehrte man im 14. und 15. Jahrh. nach dem von Philipp IV. dem
Schönen eingeführten Vorgang plötzlich zur moneta fortis zurück und
verrief die vorhandenen leichten Münzen oder würdigte sie ab. Dieser
Wechsel von schwerer und leichter Münze wurde sogar zu einem Grund-
satz der Finanzpolitik, indem mau die Verringerung eintreten liefs,
wenn grolse Staatsausgaben erwartet wurden, und die Münze verstärkte,
sobald grolse Einnahmen bevorstanden. Nach dem Jahre 1430 traten
geordnetere Münzzuständo ein, wiewohl sehr bedenkliche Mittel zur Er-
zielung grofsen Münzgewinns in Frankreich noch bis ins 17. und 18. Jahrh.
vorkamen und der Wert des Livre beständig sank.
Urkundliche Nachrichten über den Münzgewinn in Frankreich in Sauleys Recueü
de Documenta relatifs ä l'histoire des monnaies I, (Parin, 1879:, über den courx de la vo-
lunte du peuple, S. 39. Roscher III (3. Aufl. 1*82) i; 42, S. 207, Anin. 4, berichtet mit
Berufung auf Sismondi, dafs 1349 9, 1351 18, 1353, 13 und 1355 wieder 18 Münzver-

änderungen stattfanden, welche zwischen 4 17 Livre« 8 Souh bei der Ausbringung
der feinen Mark schwankten. — Die Angabe bei Eh eh e rg 77 ,iafs die Mark zu 2 Livree
, (

18 .Sola, aber auch zu 112 Livre» ausgeprägt wurde, ist ein Mifsverstundnis solch einen
;

Tiefstand hat da» Livre erst im 18. Jahrh. erreicht; es dürfte wohl H2Sous =
5 L. 8 S.
Luschin, Numismatik. 15

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226 Zweiter Teil. eJeldgesehiehte.

heifsen. Unmittelbaren Einblick in die Verschlechterungen der Münze wahrend eines


einzelnen Jahre» bietet der Aufsatz von F. Saulcy im Annuiire IV, 232, über die
Grand* blaues ä l'etoilc, die Kg. Johann II. von Frankreich vom 27. Nov. 1359 bis
zum 31. März 1360 in acht Emissionen ausgab:
Auf/nlil nuf
Eiumission
«He .Mark
FVlDKt'bttlt Uowicht Zeit Tage von — hi*

1. 4M 4d 5,5417 8 Tage 27. — Dez.


Nov. 5.
2. 48 3 d 5,5417 28 >
5. Dez. — Jan
2.
3. HO 2 d 12 k 4,3340 20 > 2. Jan. — 22. Jan.
4. 72 2 d 3,7149 26 > 22. Jan. — 17. Fbr.
5. 80 2 d 3,2505 10 » 17. Fbr. —27. Fbr.
6. 100 2d 2,6004 5 > 27. Fbr. — 4. Mrz.
7. 100 1 d 12 g 2.6004 17 > 4. Mr. — 21. Mrz.
8. 125 1 d 12 g 2,0*03 10 > 21. Mrz. — 31. Mrz.

Die einzelnen Emissionen hatten ihre geheimen ErkennunsjHzcieheu differenta)


Die Blancs zu 2 den. (= 0,167 fein) hatten z. lt. zwischen DEI und J RA ein Kingelchen O (

als Trennungszeichen usw., während die dißerents der Münzstatten weggelassen wurden
pnur cc, que nous roulons eette chose estre ttnue la ]>lns sevrete que l'en jiourra. (1359,
2. Dez ,
Saulcy, Recueil, 117). Die oben mitgeteilten Gewumtsberechnungen Saulcys
scheinen übrigens fehlerhaft zu sein. —
Shaw, The Ilistory of Currency (London 18*.>6)
31 ff.— Du Cange, Glossarium l*85i unter Moneta. Luchaire, Manuel des —
Institution* francaises. Paris 1*92, $5? 321, 326. —
Warnkönig, Franzfteisehe Staats-
geschichte I, Bowel 1846, Nr. 194, 279. —
Lexis im Handworterbuch der Staatewissen-
schaften 2. A. 1900 V, 900 ff.) unter Münzwesen.

12. Um sich nun den Münznutzen möglichst zu sichern, haben die


Münzberechtigten dem Verkehr
Edelmetallen mancherlei Beschrän-
in
kungen auferlegt. Befanden sich in ihrem Gebiete Erzgruben, so hatten
sie gewöhnlich auch das Bergregal und damit die Möglichkeit, die
Preise fürs Bergsilber zu drücken, das ihnen abgeliefert werden mulste.
Sie suchten indessen auch den übrigen Edelmetallvorrat im Lande,
mochte er nun Landesuntertanen angehören oder von fremden Kauf-
leuten mitgebracht werden, ihrem Einflüsse zu unterwerfen. Die Aus
fuhr von Edelmetall wurde an die Einholung von Erlaubnisscheinen
geknüpft, aller Verkehr mit ungemünztem Metall oder ungängiger Münze
im Lande untersagt oder doch sehr erschwert, schliefslich Kauf und
Verkauf von Silber und Gold allgemein nur bestimmten, dazu ermäch-
tigten Personen vorbehalten. So waren alle diese Malsregeln darauf
angelegt, der Münzherrsehoft zur Versorgung ihrer Münzstätte mit Roh-
metall ein Ankaufsmonopol zu schatten. Alle Zahlungen sollten nur in
den jeweilig zum Umlauf zugelassenen Münzen erfolgen (§ 29. 6.); wer
solche nicht bei Händen hatte, mulste sie sich beim Wechsler beschaffen,
wobei er für sein Edelmetall den von der Münzherrschaft einseitig fest-
gesetzten Einlösungspreis in geringer Münze nach «leren Nennwert aus-
bezahlt erhielt. Es hat darum auch der Münzweehsel im Mittelalter
von den ersten Überweisungen des Münzertrags bis zur völligen Aus-
lieferung der Münze an die Münzherren durch alle Zeiten einen wich
(igen und unerläfslichen Bestandteil des verliehenen Münzregals gebildet.
Lexis a. a. O. 901.
de argento eendendo 1224.
Sentcttti« Mcm. G. hist. Consti- —
tutione* III, Nr. 283, S. '$'.«*, P231et imaginibus dennriorum a. a. O
; Sentnitiu de rambio
II S. 416, Nr. 301 '2. Im Privilegium Herzn« Otakars
für die Iiegensburger auf den
Ennser Messen gestattet dieser 1191 quieqnid emere let rciidcie eum auro vel argtiito

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§ 28. Vorrecht der Münzherren auf Edelmetalle; Monetaticum. 227

roliterint, potestatan Sein Nachfolger, Hz. Leopold V. von Österreich und


habeant.
Steiermark, crlauhte 115)2 diesen: emant aurum, rutes et omnia .cjrrjito argentn. Noch
. .

um einen Schritt weiter ging Hz. Leopold VI., der 1221 im Wiener Stadtrecht den Rc-
genshurgern und andern oberdeutschen Kaufleuten auftrug: Et non emat aurum nequt
aigentum. Si habuerit aurum rel argentut» non tendat niai ad cameram noxtram. Archiv
f. ö. Gesch. X, 92, 95, 106. Die Verhandlungen zwischen Österreich und Bayern
wegen Herstellung einer gleichförmigen Münzo zerschlugen sich 1465, weil die Bayern
das Recht der Silherausfuhr aus Österreich verlangten und Kg. Ladislaus dies ablehnte.
Karajan in Chmels Geschichtsforscher I. W. 1838 (Münzbuch, Abschn. LXXXI).
13. Die Schädigung, welche die häutigen, volkswirtschaftlich ge-
radezu verwerflichen Münzerneuerungen und die noch verderblicheren
Münzverschlechtcrungen allem Verkehr zufügten, die Härte, mit der
die Umwechslung des alten Geldes gegen neue Münze durchgesetzt wurde,
die lästigen Mnlsregeln zur Erschwerung von Zahlungen in ungemünztem
Metall, dies alles zusammen mufste schließlich den Wunsch nach einer
weniger lästigen Ausübung des Münzregals allgemein erwachen lassen.
Anderseits haben Geldverlegenheiten und der ungeachtet aller Anstren-
gungen immer spärlichere Ertrag der Münzmitzungen auch auf die Münz-
berechtigten eingewirkt und diese geneigter gemacht, auf Änderungen
einzugehen, sofern nur der Ausfall an Einnahme genügend gedeckt
wurde. So kam es, dafs der früher streng verbotene Verkehr mit alter
Münze oder Barrensilber neben jenem mit neuen Pfennigen in gewissem
Grade gestattet wurde, wenn ein entsprechendes Entgelt geboten wurde.
In Erfurt wurde ursprünglich für diese Erlaubnis, die jedoch nicht all-
gemein war. da manche Zahlungen nur mit neuen Pfennigen geleistet
werden durften, fallweise eine Gebühr erhoben, die -Schlagschatz hiefs.
In gewissen Fällen fand eine Befreiung von diesem Schlagschatz statt,
namentlich im Verkehr der Bürger untereinander. Unter Erzbisehof
Gerlach wurde 1352 auch das eingeführte Getreide, das man nach dem
Weistum von 1289 entweder mit neuen Pfennigen oder mit Zuzahlung
des Schlagschatzes kaufen sollte, davon befreit, weil sich die Bürger
bereit erklärt hatten, an dessen Statt jährlich 100 Mark lötiges Silber zu
entrichten, rücksiehtlich der übrigen Geschäfte blieb es beim alten. Erfurt
bietet uns ein Beispiel, wie einsichtigere Münzberechtigte, ohne ihr
Recht auf die jährliche Müuzerneuerung aufzugeben, gewisse Erleich-
terungen eintreten Helsen. Welcher Art die Vorkehrungen anderwärts
waren, wo —
wie z. B. in Österreich in der Zeit von 12f>0 —
13i>l) die

alten Pfennige nach Ausweis der Urkunden und Münzfunde im Umlauf


vielfach vorkamen, ist unbekannt. Allein die fallweise Einhebung des
Schlagschatzes in Form einer Verkehrssteuer war ziemlich umständlich
und jedenfalls nicht leicht zu überwachen selbst wenn aus diesem
,

Grunde gewisse Zahlungen nur in neuer Münzo geleistet werden durften.


Darum haben die Münzherren anderwärts andere Wege eingeschlagen
und gegen Einräumung einer mehr oder minder allgemeinen Abgabe
auf die periodische Münzerneuerung, sei es für eine bestimmte An-
zahl Jahre, sei es für immer, verzichtet, Hierher zählen das Mono
taticum und das Morahot'ntnm die in Arragonien seit dem Jahre \2M\
,

«lein Könige von Zeit zu Zeit als eine 5 proz. Steuer vom beweg-
15*

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228 Zweiter Teil. Ueldgoachichte.

liehen Vermögen und als eine lOproz. vom Häuserwert zuicnuien,


ferner die sog. Relevalio monetae, die in Frankreich schon 1159 erwähnt
wird und wohl in Form einer Hordsteuer erhoben wurde, da die
Ausdrücke Monetayium und Fwayium als gleichbedeutend bezeichnet
werden. Auch in Ungarn, wo der König den aus der jährlichen Münz-
erneuerung fließenden Gewinn als ein Lucrum ramerae beanspruchte,
dachte man schon seit dem 13. Jahrb. an einen Ersatz desselben durch
Steuern. Es wird dies um so begreiflicher, weil in diesem Reiche die
zwangsweise Einwechslung der verrufenen Münze besonders hart durch-
geführt wurde. Unter König Karl Robert I. wurde dann der Münz-
gewinn um einen festen Betrag verpachtet und dem Pächter das Recht
erteilt, auf dem flachen Lande eine Torsteuer, und zwar von jedem Ein-

fahrtstor 18 Pfennige, zu erheben, die in neuer Münze bezahlt werden


muteten; ferner hatten dio Städte je nach ihrer Gröfse einen bestimmten
Betrag neuer Münze einzuwechseln, im übrigen blieb aber der Verkehr
nicht nur mit neuen Pfennigen sondern auch mit solchen der drei vor-
aufgehenden Jahrgänge freigegeben. Doch gab selbst diese Art der
Einziehung des Münzgewinns noch zu grofsen Beschwerden Anlafs, wie
aus dem von Korachich in seinen Formular, solennen styli Hunyariae (1799,
S. 51 ff.) mitgeteilten Briefwechsel einer ungarischen Stadt mit König
Ludwig I. hervorgeht.
Finanztechnisch wohl dio günstigste Lösung hat Herzog Rudolf IV.
von Österreich erzielt, der für den Verzicht auf dio periodischen Münz-
erneuerungen von den Landstäuden das Ungeld eine Gotränksteuer, .

eintauschte. Die Ablösung war übrigens ins Belieben des einzelnen


Grundherrn gestellt, wer sie ablehnte, auf dessen Besitzungen blieb dem
Herzog sein altes Recht vorbehalten nach den rechten freihalten und ye-
wohnhaiten als dieselbe unser münzte von alter herkommen ist an allez
,

yever. auch sollte das Übereinkommen nur fürs Jahr 1359 gelten, je-
doch verlängert werden, falls beide Teile damit zufrieden wären. Dies
ist offenbar eingetroffen; ungeachtet der Klagen mancher über das
Ungeld als eines doppelten Zohents, denen der Dichter Peter Suchenwirt
nach dem Tode Herzog Rudolfs IV. Ausdruck gab, ist es bei der Ver-
einbarung vom Jahre 1359 geblieben: Die Münzprägung beschränkte
sich für lange Jahn» auf den Ersatz des jährlichen Abgangs, so dafs
der Münzgew inn ums Jahr 1437 nicht einmal 200 Pfund Pfennig oder etwa
^ kg Feinsilber erreichte, während der Ertrag des Ungeldes mit
1
f)

30,563 Pfund oder rund 800 kg Feinsilber, damals beinahe die Hälfte
der Gesamteinküul'te dos Herzogs, ausmachte.
Der Verfall «ler Messen in der Champagne fallt zeitlich zusammen mit der von
Philipp IV. von Frankreich eingeführten verderblichen Münzpolitik und int vollendet
zur Zeit der Münzverschlechterungcn unter Philipp von Valois u. Johann I. Schulte A.,
Geschichte d. mittelalt. Handels zw. Westdeutschland u. Italien. L. 1900, I, 344 ff.,
Warnkonig I, 457 (Basel 1846). — Über d. Münzzuatande in Erfurt s. Eheberg 81
und dazu die K
Urkunden im Anhang zu Po se r n - 1 e 1 1 Sachsens Münzen (L. 1846\
,

317 ff. — \Ln\etatirum, Monctngium. Moraholhutm, Relevatin monetär, Focagiu») ». Du


Gange (Austrat*} Niort 1885) unter diesen Schlußworten. Ich hebe hervor die Urk. von
1315 für die Xormandie : redditus nobis dchiUm pro dieta pecunia non mutanda, qui in

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§ 28. Verzicht auf periodische Münzcrueuerung, Lucrum cumcrae un\v. 229

dirto ducatu monetagium, alias /ocnginm nnncnpantur . .; für Ungarn «lie bei Krajner,
.

Stant8verfa»sunp Ungarn« (Wien 1H72), S. 705, 707, 711 angeführten Urkunden: 1191
Privilegium f. Fünfkirchen 1271 desgleichen für die Zipser SarliHen
; 1212 quod loeo
;

cotlegitur monetae ;1237 . coUectam


. . pro redemptione. monetae. Ihm tum Caroli I.
. .

Regis u nie um anni 1342, §§ 1, 19, 31, iui Corpus juris llungariae und Krujners Aum-
führungen S. 703, §23. Für Österreich vgl. meine Abhandlung über Wien* Münz-
wesen, Handel und Verkehr 1902, S. 795 ff. Es scheint übrigens in Österreich einzelne
Ortschaften gegeben zu haben, die schon früher Befreiung vom herzoglichen Münznutzen
genossen. Das Urbar der Meissau aus »lern 14. Jahrb. meldet von Weizendorf: l'as
d<>rf qeit cheinm ungelt, noch hat mit der neuen phtnninqen nicht« ze schaffen. Notizen-
blatt d. W. Akad. JH53, 120.

14. Die fiskalische Ausbeutung des Münzgewinns war übrigens auch


Ursache, dafs das Recht der Ausmünzung schliefslieh an die ineisten
Reichsstädte kam. ja zum Teil sogar in die Hände von landsässigen
Städten gelangte. Die Städte, die ihr Gedeihen allgemein dem Aufblühen
von Handel und Verkehr verdankten, mufsten auch den gröbsten Wert
auf eine schonende Ausübung des Münzrechts legen. Sie sahen sich
jedoch vor allem auf ihre eigenen Kräfte angewiesen, da sie zur Zeit
der staufischen Kaiser, welche nach ihren Erfahrungen in Italien dem
Emporkommen der Städte in Deutschland nicht allzu günstig gesinnt
waren, vom Reiche wenig Unterstützung zu erwarten hatten. Die Kölner
erwirkten 1252, nachdem sie sieh mit dem Grafen Wilhelm von Jülich
verbündet hatten, gegen ihren Erzbischof Konrad von Ilochstaden, als er
eine neue Münze schlagen wollte, einen Schiedsspruch, der diesem eine
starke Einengung des Münzerneuerungsrechts auferlegte. In andern
Städten kauften die Bürger den Münzherren das Recht der Yerrufung
der Münze für eine Reihe von Jahren ab (z. B. 1284 in Augsburg).
Weitaus in den meisten Fällen erlangton sie indessen, sei es durch die
Münzerhausgenossen die allmählich aus ihrer Ministerialenstellung ins
,

Patriziat der Städte übergetreten waren, sei es durch den Stadtrat einen
dauernden Einfhifs auf die Ausübung des Münzreehts und die Münz-
verwaltung, am frühesten wohl in Speyer, wo der Münzwert nach einem
auf Kaiser Heinrich V. zurückbezogenen Privilegium nicht ohne allseitige
Zustimmung der Bürgerschaft verschlechtert werden durfte. Ende des
12. Jahrb. gewannen Lübeck (11*1, 1182) und Hamburg (1189) die Mit-
aufsieht über die Münze, 1204 sollen Stade, 1210 Goslar zu gleichem
Recht gekommen sein, 1230 folgten Regensburg. 1241 Hannover usw.
Auf die Dauer bot indessen dies Beaufsichtigungsrecht nicht genügenden
Schutz, weil es der Bürgerschaft höchstens ein Beschwerderecht gab,
dessen Erfolg unsicher war. Da gaben ihr nun die häufigen Geldver-
legenheiten der Münzherren Gelegenheit, weitergehende Rechte an der
Münze zu erringen, weil diese um einer augenblicklichen Nutlage willen
oft genötigt waren, ihre Rechte an Münze und Wechsel, sei es der Stadt
selbst, sei es an einzelne Bürger, gegen Vorschüsse zu verpfänden, zu
verpachten oder auch zu verleimen. Hie und da. z. B. in Schlesien,
kam es aus solchen Anlässen sogar zum Verkauf der Münze auf Zeit —
auf 2, 6. 10 oder mehr Jahre —
oder zu einer zeitlich befristeten, oder
endlich zu einer auf Widerruf erteilten Münzbereehtigung.

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230 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Ehe her g 83 ff.: Zu den hier angeführten Verordnungen deutscher Konige, die
sich in vereinzelten Fällen gegen den Mißbrauch der Münzberechtigung wenden,
können noch nachgetragen werden: ca. 1152 (Stumpf, Reichsk inzler, Nr. 3683 Kp. :

Friedrich I. gegen die Münzverschlochterung durch den Bischof von Hasel 1196. K.
Heinrich bestimmt Schrot und Korn der Speyror Münze. Mon. Germ. Constitutione* I.
Nr. 374, S. 522. —
1275 (Schopf in, Almth dipl. II, 8. Nr. 69-*): Kg. Rudolf befiehlt
I

dem Abt von Weifsenburg, die neue Müum« d- min'nterialium ac eiiüum ron*ilio zu
prägen. —
Gegen den wachsenden Einflufs der Hausgenossen wendet sich das Reichs-
urteil von 1283. Jeder Fürst kann iu hergebrachter Weise münzen, pociu* qwim . . .

jnrtn voluntntem consorcium qui ndgariter hue*geuoe,s appclantur. M. (f. Constit. III,
Nr. 348, S. 333. —
Münzverpfandungen und Verkaufe usw. der Kölnischen Münze
an Bürger schon 120«, Mon. G. leg. II, 209. an die Wormser Bürger auf 10 Jahre 1234,
Wormser U. B. I, 126, Nr. 172; der Reichsmünze zu Nürnberg an den dortigon Bürger
Herdegen Yalzncr durch Kg. Ruprecht 1402. Hirsch VIII, 11, Nr. 10 1352. Herzog —
Wenzel von Liegnitz verpfändet der Stadt Liegnitz für 10 Mark Goldes die Heller
mönzo zu Liegnitz bis zur Abzahlung dieser Schuld. Kriedensburg, Schlesiens Münz-
gesch. im Mittelalter (1887), S. 45, Nr. 45; ähnliche L'rkunden für Lüben a a. O. unter
Nr. 47 50 — —
Verleihungen der Münze zu Bernwald an Bürger von Frankfurt a. O
durch Markgf. Ludwig von Brandenburg auf bzw. 30 Jaihre, s. Koehne, Z. V, 27,
12,
Nr 7, 8, die Münze zu S. Trond hatte der Bischof von Lüttich einor Bür-
vor 12.*)«',

gerin zu Lehen überlassen. R. N. B. I, 1 belehnte das Stift Corvey den


(1842i, 372. 1221
Wilhard Keren, Bürger zu Volkmerfsen, mit der Münze daselbst zu einem rechten Mann-
lehen. Grote, Bl. f. Mzkde. I (1835), Nr. 17. —
Verkäufe der Münze auf Zeit Friedens :

bürg a a O. I, Nr. 54, 63, 64,67, 69, 73 ff., II, S. 166. Breslau, das seit 1301 die Münze
vom Herzoge auf Zeit zu kaufen pflegte, erhielt 1362 vom K. Karl IV. auf Widerruf
das Recht, Heller zu prägen, a. a. O. I, 37, Nr. 34. die Stadt Sprottau 1407 ebenso auf
10 Jahre, a. a. O. I, 53. Weiterverleihungen oder Verkauf d. Münzberechtigung wurden
durch d. Reichsabschiede v. 1551, 1559 verboten Pfeffingcr, Yitriarius illustratns
(Frankfurt a. M. 1754), III, 479. —
Verleihungen des Rechts der M ünzprägung auf
Zeit kommen auch anderwärts vor. Kg. Ladislaus von Neapel bewilligte 1391 dem
Napoleon IL, Orsini, Grafen von Manopello, die Prägung von Bolognini zu Gnardiu-
grelr doch nur für die Dauer des mit dem Gegenkonig Ludwig von Anjou begonnenen
Krieges predicta tam>n prexrnti gwrrtt durante et non ulterius. {Laznri, Zeechc degli
Ahrnzzi. Venedig 1858, S. 77 ff.) —
In Lyon scheint der Münzpacht von 1286 1408 —
erblich gewesen zu sein: zum Jahre 1340 wird uns sogar eine Münzpächterin genannt.
Amphelise de Peage. Natalis Rondot, T,es maitres particulirs de la monnair de Lyon.
Lyon 1889 (W. N. M. I, Nr. 75). —
Die Verpachtung der Münze war in Frankreich

noch lange üblich, die Prägung der kupfernen LUtrds von 1655 1658 wurde beispiels-
weise durch den formier gent-ral Imar Blandin besorgt der Münzbetrieb wurde hier
;

überhaupt erat 1880 verstaatlicht. R. N. F IV, t. 2, S. 688, t 3, 62 ff., Babelon, AV


tire 123.

15. In all diesen Fällen überlicl's der Münzherr den einzelnen Bürgern
oder der Bürgerschaft nur die Ausmünzung und den daraus fliefsenden
Gewinn, während er sich die übrigen Rechte: Bestimmung des Münz-
gepräges, von Schrot und Korn usw. noch vorbehielt. Noch der Inhalt
des von Friedrich II. den Lübeckern im Jahre 1226 erteilten Münzbriefes
beschränkt sich darauf, dafs der Kaiser der Stadt gegen jährlich 00 Mark.
Silber die Ausprägung in seinem Namen und offenbar nach dem von
ihm festgesetzten Münzfulse, und /.war nur für seine Lebenszeit gestattete,
da er seinen Nachfolgern die Bestätigung dieses Übereinkommens aus-
drücklich vorbehielt, Gegen Schlufs des \;\. Jahrb. gelangten indessen
manche Städte in Deutschland auch in den Besitz der bis dahin dem
Münzherren vorbehaltenen Rechte. So erwarb Stade im Jahre 1272
vom Erzbischof Hildebold von Bremen im Austausch gegen Liegen-

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§ 28. Cbcrgnng der Ausmünzung an die .Städte; der >ewige Pfennig«. 231

.Schäften moiiekim nostrum Stadensem eo jure quo nos seit antecessorcs nostri
et eeelemt Bretnensis liactenus jxmedimKS. Hamburg pachtete 1293 die
Münze von den Grafen von Holstein, 1325 verzichteten diese auf ihre
Ansprüche vollständig, und Hauiburg erhielt nun unbeschränkte Münz-
freiheit; 1293 erwarb die Stadt Lüneburg gegen Übernahme einer Steuer
vom Herzoge Otto dem Strengen die Münze mit aller Zugehör, auch die
Gerichtsbarkeit mit eingeschlossen, zu Eigentum; 1327 empfing die Stadt
Freiburg im Breisgau das Recht Silber zu münzen von ihren Herren,
den Grafen von Freiburg zu Lehen Rostock und Stralsund erwarben
;

1325 Münzgerechtigkeit von den Herzogen von Mecklenburg und


Pommern usw. Nur in dem erwähnten Fall von Lübeck, das die Münze
unmittelbar aus den Händen des Reichsoberhauptes empfing, erscheint
der Charakter des Regals bei der Verleihung festgehalten, weil die Stadt
um Erneuerung ihrer Münzgerechtigkeit bei jedem Herrscher von neuem
cinkomtnen sollte; allein selbst diese Bedingung wurde weggelassen, und
nur die Zahlung des ursprünglichen Jahreszinses festgehalten, als Lübok
im Jahre 1340 von Kaiser Ludwig IV. das Recht der Goldprägung bekam.
Soweit Reichsstädte späterhin ihre Münzberechtigung unmittelbar vom
König erhielten (z. B. Isnv 1507, Kempten 1510, Augsburg 1521,
Kaufbeuren 1530), geschah dies ohno zeitliche Begrenzung, doch wurde
ihnen das Münzbild vorgeschrieben, das sie ohne Erlaubnis des Königs
nicht ändern sollten. In allen andern Fällen erachteten die Fürsten sich
für berechtigt, die ihnen an bestimmten Orten zustehende Münzgerech-
tigkeit dauernd der Ausübung nach an Dritte zu übertragen, obgleich
dies im lb\ Jahrb. durch Reichsgesetze untersagt wurde. So gelangte
also die Münzgerechtigkeit nicht etwa blofs an freie und Reichsstädte
sondern, wie gesagt, auch in die Hände zahlreicher Landstädte, während
sie anderseits manchen Reichsstädten, z. B. Dinkelsbühl, dauernd ver-
sagt blieb.
Über die Erwerbung des Münzrechts durch norddeutsche Städte vgl. Bode,
Älteres Münzwcwen (BniunHchweig 1847), § 12 ff., S. 27 ff. Hirsch, Reichs- Münz-
archiv I, S. 213, 237, 249. —
Aufsichtsrecht des Stadtrats bei der Münzprägung: Ehe-
berg 89, Grote IV, 5 (Osnabrück). —
Eine Zusammenstellung der landsässigen Städte,
die das Münzrecbt erworben hatten bei Pfeffinger, VitriariiiH iUuntratus. F. 1754,
in, 481, Nr. 9.

Nach Beseitigung jener Münzverrufungen, die aus finanziellen


16.
Gründen von den Münzherren alljährlich angeordnet worden waren, be-
liefsen diese entweder die schon vorhandenen Münzen weiterhin in Um-
lauf, ein Fall der 1351) in Ost erreich beobachtet wurde, oder sie ent-
schlossen sich zur Ausgabe einer neuen bleibenden Münze und zwar,
wenn nötig, unter Festsetzung eines neuen Münzfufses.
In solcher Weise ging man in Braunschweig vor, wo die Stadt,
nachdem 1412 die pfandweise besessene Münze von den Herzogen
sie
zu Eigentum erworben hatte, im Jahre 1413 die Prägung des ewigen
Pfennigs?: anordnete, dessen Name in der Wissenschaft zur technischen
Bezeichnung für die Abschaffung des unbeschränkten Münzerneuerungs-
rechts geworden ist (Fig. 100 und 101). Unstreitig ist durch die Einfüh-

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232 Zweiter Teil. Geldgesehichte.

rung des ewigen Pfennigs eine Besserung der trostlosen Zustände,


,

die im Münzwesen geherrscht haben insoweit eingetreten, als viele


lästige Beschränkungen nun wegfielen, die dem Handel und Verkehr
vordem aus fiskalischen Rücksichten aufgelegt waren. Auch war nun
die Bildung von Geldkapitalien erleichtert, die früher durch die jähr-
lichen als Besteuerung alles Bargelds mit 25°/0 wirkenden Münzver-
ruf un gen so gut wie ausgeschlossen war. Eine nachhaltige Gesundung
der deutschen Münzzustände ist indessen keineswegs eingetreten, weil
man durch den ewigen Pfennig doch nur eine «1er vielen Ursachen
des Münzverfalls beseitigte und überdies nun leicht in die entgegenge-
setzte Übertreibung geriet. Die jährliche Münzerneuerung hatte wenig-
stens einen Teil der ausgesaigerten alten Pfennige perindisch eingezogen
da dies nun wegfiel, und die verderbliche Münzung ai marco nicht auf-
gegeben wurde, so mufste sich der Verkehr binnen wenig Jahren mit
unterwertiger Münze füllen.
Bra u tisch wei ger Pfennige. Ein allgemeines Sinken des
Münzfufses war die Folge, man
gewöhnte
sich an die leich-
Pfennige und
ten c unter-
schätzte die Gefahr, die mit
dem allmählichen Leichterwer-
den der Münze verbunden war.
Fig. Pfennig mit der ffrof«eti Kiiur 101 Man kann diese Verschlech-
Hiiehse vom Jnlire Uli. Letzte« _ terung der lang umlaufenden
Geprtge aus de( Zeil der j,.hr-
Hn vwiKt T PfinM| K
.

(ohne JHhrgangfzeiehen
iieiien Münzvernifytigoii. Landesmünze aus den steigen-
)

den Kursen gewisser als Han-


delsniünze umlaufender Goldstücke leicht nachweisen. Die Zeitgenossen
wunderten sich zwar darüber, scheuten jedoch die plötzliche Rückkehr zu
einem schwereren Münzfnfs, weil sie befürchteten, dals die in leichten
Pfennigen des alten Geldes augesetzten Preise dann in neuen schweren
Pfennigen verlangt werden würden. So geschah es in Osterreich, als
die Herzoge im Jahre 13^9 die Ausgabe neuer besserer Pfennige be-
schlossen, deren zwei den Wert von drei alten haben sollten. Die Vor-
bereitungen zur Anfertigung dieser nach ihrem Münzbild Steinböcke
genannten Pfennige hatten kaum begonnen, so ergingen schon von Wien
aus Zuschriften an die übrigen Städte im Lande ob und unter der Enns
mit Schilderung, der dem Bürgerstande durch die beabsichtigte neue
Münze drohenden Schäden. In den Antworten aller Städte wurde nun
die Ausgabe einer schwereren Münze als eine Mal'sregel beklagt, aus
der Land und Leuten kain yemayner nncz nicht vn'iy y*sein, stuuhr ein
ursiich verde» hin her Schaden meniehle/chs erwachsen müsse. Die Herzoge
Helsen zwar die schon begonnene Prägung nicht unterbrechen, verzich-
teten indessen auf den für das Jahr 1402 in Aussicht genommenen Ver-
ruf der älteren Münzgepräge. Die Folge war, dals dieser Besserungsver-
such völlig scheiterte, und dafs der Münzfnfs in Österreich stetig abnahm.
Bode a. a. O., f>4 und 1K9. Wiens Münzwesen, Handel und Verkehr II [1902),
S. 7% ff. Bezeichnend für die KapiUilsunla^o Knde des 14. Jahrh. ist der a. a. O. S. S54

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§ 28. Folgen de» >ewigen Pfennigs«, ij 29. Hie Münze als Zahlungsmittel. 233

mitgeteilte Veriiu»genHUUHwei» dos reichen Regeusburger Kaufherrn Matthäus Hun-


tinger vom Jahre 1300. Die 15030 rl., die er besafs, verteilten sich auf durch Pfand-
nutzung gedeckte Forderungen 5700 n\, Barschaft, wohl das im (ieschttft angelegte
Kapital, 3000 rl., Liegenschaften und Haus 3400 fl., Leibrentenkapital 2300 rl., Fahrnisse
400 fl- kleine Forderungen 230 fl.

17. So hat selbst der »ewige Pfennige dem deutschen Münzwesen


nicht die erwartete Besserung gebracht. Wohl war man die Qual der
jährlichen Münzerneuerung los geworden, allein die Münzen wurden
nicht blofs landesherrlichen Münzhäusern sondern auch dort zu-
in
sehends geringer, wo das Münzweson in den Händen wohlweiser Stadt-
räte lag. Abhilfe boten nicht einmal die Münzbündnisse der Städte
(§ 30); der umsichtig geleitete Rappenmünzhund, dem viele südwest-
deutsche Städte angehörten, konnte es beispielsweise nicht hindern, dais
das Feingewicht der Rappen in den Jahren 1425 1498 von 0,245 g —
auf 0,168 g sank, und dafs die schwereren Plapperte in der gleichen
Zeit von 1,52 g auf 1.05 g zurückgingen. Ungeachtet aller Anstrengungen
waren also die Münzeinheiten hier innerhalb 75 Jahren um ein volles
Drittel leichter geworden Wo indessen die Münzgerechtigkeit in
!

den Händen fürstlicher Münzherren


verblieben war, dort wurde in
grofsen Notfällen noch immer auf die Verschlechterung der Münze als
letztes Auskunftsmittel zurückgegriffen. Die verheerende Krise der
Schinderlinge, die in den Jahren 1457—1400 den ganzen Südosten des
deutschen Reichs überschwemmten (Fig. 74, S. 118), die geradezu un-
glaubliche Münzverwirrung der Kipper- und Wipperzeit (Fig. 76, S. 126).
die zu Beginn des Dreil'sigjährigen Krieges ganz Deutschland erfüllte,
sind nicht die einzigen Beispiele dieser Art. Auch später noch sind
unter dem beschönigenden Namen von »Kriegsmünzcn« (§16,6) Münz-
verschlechterungen der ärgsten Art vorgekommen oder Kreditmünzen
in ungemessener Zahl ausgegeben worden, welche, wie das Kupfergeld
in Ruisland in den Jahren 1050 —
1063, die schwedischen Nottaler Karls XII.
(Fig. 3, S. 19) oder das österreichische Kupfergeld zur Zeit der Fran-
zosenkriege (letzteres allerdings in Verbindung mit der Ausgabe unge-
zählter Bankozettel) zum offenen oder verdeckten Staatsbankerott ge-
führt haben.

("ahn, Der ItappeninUnzhuml. Heidelberg lt>01, S. 111. — fber Kriejjsmünzen


vgl. § HJ. 6. —Heimele »tadtischer Münzpolitik *. l ahn, Münz- und CieldgeHchichto
«ler Stadt .Strasburg im Mittelalter Sirufrburg 189') ,
Kap. 2 fl'.

§ *2!>. Die Münze als gesetzliches Zahlungsmittel.

1. man gewöhnlich die Erfüllung einer auf


Unter Zahlung versteht
Geld lautenden Verpflichtung durch Hingabe von Geld. Im weiteren,
weniger gebräuchlichem Sinne ist jedoch Zahlung die Lösung einer Ver-
bindlichkeit durch genaue Erfüllung des Schuldinhalts, also dadurch,
dals dem Gläubiger gerade dasjenige gegeben oder geleistet wird, was
den Gegenstand seiner Forderung ausmacht. Der Ausdruck Zahlung
entspricht dann der römischen solutio, diese im engeren Sinn genommen.

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Zweiter Teil. Geldgeschichte.

Das (Jehl spielt schon an und für sich bei Eingehung oder Tilgung
von Verbindlichkeiten eine sehr wichtige Rolle, da es sehr verschiedene
wirtschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen vermag, beispielsweise Wert-
träger, Wertmalsstab, Wertaufbewahrungsmittel, allgemeines Tauschmittel
sein kann (§4,2); es gewährt eben seinem Eigentümer eine allgemeine,
auf alle Gegenstände des freien wirtschaftlichen Verkehrs anwendbare
Vermögensmacht. Für das grofse Gebiet des Forderungsrechtes erhält
es eine noch viel weiter reichende Bedeutung dadurch, dafs es kraft
Rechtsvorschrift überdies zum gesetzlichen Zahlungsmittel wird, d. h. als
Ersatzleistung in allen Fällen eintreten kann, in welchen die Erfüllung
des ursprünglichen Schuldinhalts unmöglich geworden ist und daher an
Stelle einer Sache oder Leistung der Wert derselben vergütet werden
mufs. Pecnnia tis- est, non est materia.
Die rechtliche Möglichkeit, sich aus einer Verbindlichkeit durch Hin-
gabe von Geld selbst gegen den Willen des Gläubigers zu befreien, be-
ruht somit auf der Erklärung des Staates, dafs er dieser oder jener Geld-
art innerhalb seines Machtgebiets die Eigenschaft der Währung (§ 23, 1)
verleihe. Die Eignung des Geldes, als Zahlungsmittel zu dienen, ist daher
von seiner Eignung als Wertmafsstab oder Tauschwerkzeug verwendet zu
weiden, auch insofern verschieden, als für diese nur wirtschaftliche Vor-
aussetzungen mafsgebend sind, während jene zunächst vom Willen des
Staates abhängt.
Pas Eigentum des Geldes verleiht dieselbe Macht, > welche die durch dasselbe
gemessenen Vermttgensstücke zu verleihen fähig sind und es erscheint hierin das Geld
als ein abstraktes Mittel Rur Auflösung aller Yermögensstücko in blofse Quantitäten.«
Sa vi g n y, Obligationenrecht. Ii. 1851, I, t* 40, S. 405. Knies, Geld und Kredit I—
(13.1873), S. 191 ff. —
En de in an ii, Studien in der roui. -kanonist. Wirtschafts- und
Reehtslehre II Ii. 1883\
.
S. 161 ff., namentlich g 5, S. 211 ff. — Scnccia, TracUttus
de commereiis et camhio , Frankfurt a. M. 164H, 336/337. ij II, Glos V. 17. Solvere diri-
tur qui facit qu<*l pmmisit 1». l'ropria solutia d'uitur illa, qnar. cum ßat in praerian
specic et forma oblü/ntionis liberat otnnino debitorem . . . Hot in rommuni u*u loquendi
verbo solutionis uiamur in solutione tantum preuniaria. Menger und I.exis im —
Handwörterbuch der Staatswissenschaftcn, 2. Aufl., J. 1900, IV, S. 69, V, S. 903. —
Sehr entschieden betont die Natur des Geldes als Zahlungsmittel La band, Deutsches
Staatsrecht, 3. Aufl., Freiburg i. lir. 1895, II, $ 76, S. 151 Im juristischen Sinn ist
Geld »ganz gleichbedeutend mit gesetzlich anerkanntes Zahlungsmittel. Zahlen kann
man allein mit Geld, allo andern Wertgegenstdnde kann man nur an Zahlnngsstatt
verwenden« usw.

2. Bei der Bestimmung eines Gegenstandes zum Zahlungsmittel


geht der Staat vom Begriff der Vertretbarkeit im weitesten Sinne aus,
d. h. es tritt Sache an Stelle einer Leistung, oder eine Sache an die Stelle
einer andern. Auf diese Art ist schon die älteste leidform, das Viehgeld, (

Zahlungsmittel geworden um der den allgemeinen Frieden bedrohenden


:

Blutrache zu begegnen, in welche die Selbsthilfe der beleidigten Sippe


allzuoft überging, haben die germanischen Herrscher der auf römi-
schem Buden begründeten Reiche- beide Teile, die Sippe des Beleidigten
und jene des Tüters, also Gläubiger wie Schuldner, genötigt gegen Empfang,
bzw. gegen Entrichtung der gesetzlichen Bul'se der Familienfehde zu ent-
sagen. Der Staat begnügte »ich jedoch nicht mit der Festsetzung der Bufse

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§ 29. Die Aufgabe des Geldes als gesetzliches Zahlungsmittel. 235

als der vom Staate für gewisse Straffälle allgemein ausgomittelten Entschä-
digung, sondern ging noch um einen Sehritt weiter, indem er die Währung
bestimmte, in der gezahlt werden sollte. Unsere Nachrichten sind aller-
dings nur in später Fassung überliefert. Jene in Tit. XIX der Lex
Saxonum ist eine Verfügung Karls d. Gr., Tit. XXXVI, § 11 der Lex
Ribuariorum gehurt —
falls es keine spätere Einschaltung ist —
frühestens
dem Ende des (>. Jahrb., also jedenfalls einer Zeit an, in der die Deut-
schen mit dem römischen Metallgeld schon vertraut waren. Darum sind
auch die Bufssätze beider Gesetze in Goldschillingen angegeben. Allein
der Vorrat an Metallgeld war offenbar knapp, so dafs die Aufbringung
der im Interesse des allgemeinen Friedens recht ausgiebig bemessenen
Bufsen wohl nur ausnahmsweise in der bestimmten Münze möglich war.
Weitaus in den ineisten Fällen konnte also die Bufsschuld nur durch
Hingabe wertvoller Vermögensstücke, namentlich von Vieh, beglichen
werden, und da waren wohl Streitigkeiten über die Bewertung zu be-
fürchten. Daher griff der Staat abermals ein, indom er die Voraus-
setzungen festsetzte, unter welchen das Vieh als vertretbare Sache, ja
geradezu als Geld behandelt werden sollte. Si qui# iveregeldnm solverc
deltet verfügt das Gesetz der ribuarisehen Franken, bovem cornntum viden-
tem et sunutn pro duobus solidis tribuat, raccatn cornutam ridentem et sanam
pro tino solido tribuat usw. Solid u* est duplex, erklärt das Sachsenrecht,
mitts habet duos tretrusses qnod est bot annieulus duodeeim meusium vel ovis
cum ugno, altn- solidus tres tremiwt id est bos XVI mensiinn. Dafs übrigens
die Behandlung von Viehstücken einer gewissen Beschaffenheit als Geld
eine vermutlich aus ältester Zeit überlieferte gemeingermanische Einrich-
tung war, lehrt das Kuhgeld der nordischen Rechte, von dem bereits
(§ 18, 1) die Rede war.
Ridgoway, 77»* origin of metallic currency and teeight Standard, Cambridge,
1H92, entwickelt den Gedanken, dafs auf der ganzen Welt die uinprüngliehe Werteinheit
der Ochse war, und dafs in der Folge die Münzeinheit in Gold dem Kuhwert ent-
sprochen habe. S. 124 ff-, Kap. VI, fhc gold l'nit neryirhere the raltte of a co>r.
Seebohm, Tribal eustotn in Anglo-Saxon Laie (London 1902\ führt diesen Gedanken
hinsichtlich des Wergeids aus. Kap. 1, 1, Connccfion between the Wergctd of Kß) Head
of Cattle and the Mina of KM) Staters. Im Hinblick auf die Streitigkeiten, die sieh bei
der Bewertung einzelner an Zahlungsstatt gegebener Gegenstände ergaben, verordnet
das Aachener Kapitular vom Jahre 818 '819, Add. 8: In eompositione wirgildi volumu*
ut ea dentur, quac in lege continentur excepto aeeipitre et spatn, quia propter illa duo
aliquoties perjurinm conmittitur. quando majnris pretii quam illa sint, esse jurantur.
Mon. G. Leg. Sectio II, 281 (H. 1883;. - l'urtz in der Folioausgahe LL. I, 210, setzt die
Bestimmung ins Jahr 817.

3. In unvergleichlich anderm Grade als beim Viehgeld herrscht


die Vertretbarkeit beim Metallgeld. Zwischen einer Kuh und einer
zweiten bestehen, auch wenn beide heil an Hörnern und Zagel an ,

Augen und Eutern und an allen Füfsen und überhaupt -lasterfrei


.<

waren, nach Kasse. Gröfs«\ Ergiebigkeit fast immer Unterschiede, die


b» »im Metallgeld ganz wegfallen können. Geläutertes Edelmetall zeigt
in allen seinen Teilen die gröfste Gleichförmigkeit, kann daher beliebig
geteilt werden, ohne dafs die einzelnen Stücke an dem Werte etwas ein-

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23« Zweiter Teil. Geldgesehieliie.

büßen würden, der ihrem Gewicht entspricht; ähnlich verhält sich auch
sorgfältig legiertes, d. h. mit einem absichtlichen Zusatz eines andern
Metalls versehenes Edelmetall.

Diese Eigenschaften steigern beim Metallgelde derartig die Ver-


tretbarkeit, dafs gut justierte Münzen bei Einhaltung des Reniediums
und des Passiergewichts (§22, 6, 7) ohne merkliche Verschiedenheit,
ein Stück für das andere, genommen werden, so dafs der Akt der Zah-
lung meist ohne Hilfe einer Wage vor sich gehen und in blofser Zu-
Zählung der Münzstücke bestehen kann.

Amira. Nordgermani8ch.es Obligationenrecht II (L. 1895), S. 522. Die juristische


Bedeutung der Vertretbarkeit des Metallgelds hebt besonders hervor C. Menger im
Handwörterbuch der StaatswiHscnschaften, 2. Aufl. (Jena 1900 F.d. IV, S. G9 unter Geld,
,

Abschnitt?: >l)ie Unterscheidung zwischen Geld und Ware in der Jurisprudenz.'. —


Im übertragenen Sinn zahlt nach mittelalterlich deutneher Auffassung das Pfand die
Schuld. Stralsunder Stadtb. III, 476 Jacob d< Colbergc ntatuit pro st et suo socio Jo-
:

hanni ('rans sttatn narim pro 10 marria mimt* tribus aolidis et arbitratus est »itniliter
coram consulihn* qtn><l rult eutn intetjrnliter ».timere indrmpnem, st «an* wem »obere
tantum potest. Auf diese Stelle hat mich Prof. P. PuntHchart aufmerksam gemacht.

4. Aus vorkarolingischer Zeit sind nur wenige Münzverordnungen


erhalten. Im Westgoten reich war der Umlauf probehaltiger Goldstücke
die das Passiergewicht hatten, ohne Einschränkung gestattet, ähnlich
war es im Burgunderreich, wo nur viererlei Goldmünzen, darunter die
seit König Alarich II. verschlechterten westgotischen Gepräge vom Ver-
kehr allgemein ausgeschlossen blieben. Die Karolinger hingegen haben
von Anbeginn ihre Münzhoheit kräftiger betont (§ 2G. 5). Sie beliefsen
nur ihre eigenen Münzen im Verkehr, legten aber diesen, wenn sie den
gesetzlichen Erfordernissen entsprachen und namentlich keinem abge-
würdigten Gepräge angehorten, Zwangskurs bei. Zum erstenmal erscheint
dies in einem 794 zu Frankfurt beschlossenen Kapitulare, das die An-
nahme der neuen mit dem königlichen Namenszug ausgestatteten Pfennige,
sofern sie probehaltig und vollwichtig sind, jedermann in omni loeo. in
<nnni ciritate rt in omni empturio bei lö Schilling Strafe befahl. Solche
Pfennige waren allerdings als Keichsmünze gedacht, die ohne Rücksicht
auf den Prägeort im ganzen Reieh Umlauf haben sollte, —
et Uli denarii pa-
lafini mercanlar rt per oninia discairant wurde im Jahre 808 eingeschärft —
doch stielsen diese Verfügungen auf Widerspruch, so dafs schon 817 die
Strafe für die Annahmeverweigerung auf <>0 Schillinge erhöht, also ver-
vierfachtwerden mufste. ein Satz, der fernerhin beibehalten wurde. Strenge
Strafen drohten demjenigen, der sich im Verkehr schon abgewürdigter
oder verfälschter Münze bedienen wollte. Qnicumqtw ab illa die alinm
dennrium mgotiantli causa jaotalrrit a romite rt ntinistris ejus auferutur ab eo
verordnete das Aachener Kapitular vom Jahre 825 (c. 20) und ebenso
H>4 (f. 10) das Kdirtam Pisbnsr, das in Kap. Hi überdies zur Erforschung
der Verbreiter unterwichliger (»der verfälschter Pfennige ein Dritthand-
vei fahren einführte. Ungereinigtes oder absichtlich gemischtes Edel-
metall durfte nicht einmal zur Herstellung von Geräten, viel weniger zu
Zahlungen verwendet werden, sondern sollte unter staatlicher Aufsicht

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§ 29. Reichs- und Lokalmünzen ; «1er Heller gilt nur, wo er geKchlagen wurde. 237

der Reinigung zugeführt werden. Dagegen waren Zahlungen mit unge-


münztem Feinmetall zulässig und der Kauf und Verkauf von solchem
freigegeben dabei sollte allerfeinstes Gold nur mit dem zwölffachen, ein
;

zugelassenes minder feines Gold mit dem zehnfachen Silbergewicht be-


zahlt werden.

Lex Wisigot. üb. VII, Tit. 6, «; 5 Solidum aureum integri ponderif enimcunquf
:

monr.taeait, si adtdterinus nnn fuerit nulliis nusus »it remmre usw. Lex Burgund ionum

Gumlobada cap. 107, § 6. Man. G. Leg. sect. I, t. 1, 411 (II. 1902) u. Fol. LL. III, £S7G. Die
Bestimmungen der Karolinger in MünzHachen sind ül>ersichtlich zusammengestellt bei
Soetbecr, Forschungen IV, 265 ff., 290 ff.

5. Die Münzeinrichtungen der Karolinger, die zum Teil an solche


von heute erinnern, erfuhren im Laufe des späteren Mittelalters durch-
greifende Änderungen. Es wurde schon (§ 27, f>) ausgeführt, dafs unter
den Ottonen die Verleihung einer propria moneta aufkommt, d. i. einer
solchen Münze, die offenbar den örtlichen Bedürfnissen angepafst werden
durfte und daher den Charakter einer Lokalmünze hatte; das mutete
auf die Umlaufsfähigkeit der Gepräge zurückwirken. Als allgemeines
Zahlungsmittel konnte fortan nur die moneta puhlicn, die Reichsmünze
in Betracht kommen, während die Zahlkraft der moneta proprio, auf den
Ortsverkehr beschränkt blieb. Gerade diese Rückbildung traf mit den
Wünschen vor allem der kleineren Münzherren zusammen, die auf solche
Weise ihren Münznutzen zu fördern hofften. Zum Gewinn, den sie aus
einer eigenmächtigen Festsetzung des Münzfufses erwarteten, kam die
dauernde Sicherung des Absatzgebietes, sofern es ihnen gelang, ihren
Lokalgeprägen den Markt im eigenen Gebiet zu erhalten. Das mochten
die Münzherren, soweit nur fremde Lokalmünzen in Frage kamen, kraft
der ihnen in Münzsachen zustehenden Verordnungsgewalt (des Münz-
bannes) ohne weiteres tun, während die Reichsmünzen ihren Anspruch
auf allgemeine Umlaufsfähigkcit bewahrten, bis er ihnen teils durch Ver-
zichte der Könige und Kaiser (§ 27, 7), teils durch die Übermacht der
Landesherren entzogen wurde.
Über die Umbildung deH Münzrechts zu eigenem Sehrot und Korn in ein terri-
toriales Münzmonopol unter tunlichst beseitigter Konkurrenz der kgl. Münzhoheit vgl.
Lamprecht a a. O. II, 353.

Auf diesem Wege haben die kurzsichtigen Einzelinteressen der


6.

vielen Münzherren schliefslich über den volkswirtschaftlich gesunden


Gedanken einer allgemeinen Reichsmünze gesiegt. Es bildete sich die
Territorialität der Münze aus. Der Heller gilt nur dort, wo er ge-
schlagen wird hiefs es fortan als allgemeine Regel, und selbst dieser
,

Spielraum erschien der Habgier der Münzberechtigten bald zu grols.


Oft genug haben sie ihren eigenen Geprägen in ihren Landen nur einen
beschränkten Umlauf gestattet. Besafs ein Münzherr mehrere Münz-
stätten, so konnte wohl jede von diesen ihren eigenen Bezirk haben,
in dem
sie allein gesetzliches Zahlungsmittel war, so zerfiel im 14. Jahrb.
dieMark Brandenburg zum wenigsten in drei solche Münzbezirke, Munzi/st r
genannt: Berlin, Stendal und Salzwedel. Dafs es im Süden nicht anders

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238 Zweiter Teil. Geldgeschichtc.

war, ergibt sich daraus, dafs der Ungeldbrief und damit der Verzicht
auf das Müiizerneuerungsrecht von Seiten Herzog Rudolfs IV. von Oster-
reich nur wirksam war »m allem dem lande zu (Merreich linder der Em
und ob der Ens, als weit und als verre unser münzze von Wien von recht
aen sol und für die übrigen habsburgisehen Lande: Steiermark, Kärnten
:

und Krain keine Bedeutung hatte. Eine zweite Einschränkung der Um-
lauf sfähigkeit war zeitlicher Art, indem zufolge der periodischen Münz-
erneuerungen jeweils nur das zuletzt ausgegebene Gepräge für die kurze
Frist, die ihm gegeben war, gesetzliche Zahlungskraft hatte, demnach im
Ausdruck jener Zeit der neue Pfennig- war. Alle übrigen Erzeugnisse
;

derselben Münzstätte, mochten seit ihrer Ausgabe Jahrzehnte oder auch


nur ein volles Jahr verstrichen sein, hiefsen und waren jenen neuen
Pfennigen gegenüber »alte* Pfennige, d. h. sie waren nicht mehr ge-
setzliches Zahlungsmittel, konnten auch wohl von den Münzern, wenn
man sie ausgeben wollte, als falsch beanstandet werden und durften nur
zu jenen Bedingungen, unter welchen der Verkehr mit ungemünztem
Silber erlaubt blieb, zu Zahlungen verwendet werden (§ 28, 13).
Buhrfeldt, Münzwesen d. Mark Brandenburg Ii. 1889 I, 15: Fheberg 48, ,

über die Territorialität der Münzen und S. 81 über alte und neue Pfennige.
:
- Als
Überrest der alten Territorialität der Münze haben sieb in manchen Gebieten sehr
verschiedene Münzeinheiten nebeneinander erhalten. Oldenburg prüfte 11. vor seiner
/..

vorübergehenden Einverleibung ins französische Kaiserreich (1810) nach vier verschie-


denen Mflnzfüfeen zugleich. Ronoher, System III (3. Aufl., 8. 1*82), 8. 234, A. 16. —
Die technische Bedeutung der Ausdrücke >alte« und >neue« Pfennige wurde bisher in
münzgeschichtlichcn Abhandlungen meist übersehen, namentlich hat man aus der Fr-
withuung und Bewertung von deuarii not i und dtnarii antiqui oft Schlüsse auf Ver-
änderungen im Münzfufs gemacht, die nicht zutreffend waren. Dafs die' verrufene
Landesmünze von den Münzern als falsch angehalten werden konnte, lehrt die Er-
zählung in Vincenz Kadluheks Hixtoria 1 Won ica (Ausgabe von Przezdzieck i

Krakau 1862, 8. 1;">8 wo dem zu einer Geldstrafe Verurteilten die zur Zahlung ange-
':,

botenen Münzen zurückgewiesen werden, und auf die Frage nonne rurrentis mottete
uiulctatn debeo dies bejaht, er aber zugleich gewarnt wird, die Schuld auf den Wechsler
zu schieben, ne fateitate numiHutatis teiltet ipsum eondeinpncs Habebant (tut cm so-
. . .

Udos aliquoH c.r argettti renn purinre nttperrimi numismatis et recenti* eontm arte fahre-
j'aetos. Ilhtd unum et uninttn instantia e*sr temporitt titimistua et asserunt et euiguut.
A'd rem, qua te uhsolri estituas e.niuctoratatu essr numettttn et jam pridem ttbjectam hon
dubites.

7. Die rücksichtslose Ausnutzung des Grundsatzes, dafs der Pfennig


nur gelte, wo er gesehlagen wurde, hat dem Verkehr nicht blofs von
Reick zu Reich, sondern selbst innerhalb desselben Landes die gröfsten
Opfer auferlegt. In Deutschland herrschte nach dem Zeugnis des
hl. Thomas von Aquino noch um 12f>0 der gleiche rohe Behelf, der
uns 1204 in den Reiserechn ungen des Bischofs "Wolfger von Passau
begegnet: man nahm ungentünztes Edelmetall als Reisegeld mit und
wechselte nach Bedarf ortsübliche Münze dafür ein. Das konnte jedoch
nur dort und nur so lange genügen, als es noch keinen entwickelten
Verkehr nach au Isen gab. denn ein solcher begründet zahlreiche Ver-
bindlichkeiten von Ort zu Ort und macht daher auch interlokale Zah-
lungen erforderlich. In Italien und Südfrankreieh, wo man früher als
in Deutschland in den Weltverkehr eingetreten war, hatten die Kauf

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§ 29. Territorialität der Münze, >altet und >neue< Pfennige.

leuto darum schon um die Mitte des 12. Jahrh. durch die kaufmännische
Anweisung in Wechselform das Mittel gefundon, um Zahlungen mit ge-
ringeren Kosten trotz der Territorialität des Münzwosens von einem Orte
nach dem andern zu leisten.
Zingerle V,, ReiHcrochnungen Wolfgers von Ellenbreehtnkirchen. Heilbronn
1877. Ich netze als Probe die ReiMerechnung vom Jahre 1204, S. 58/60 im Auszug hier-
her: Apnt Climmun (Gemona) cambirit /rater Heinricus dor Reisouiarschall) tres mar-
ras pro rriij solid longis et xviij den. Aquilegiemittm. Von Pordonono bis Padua
werden Venetianeruiünzcn eingewechselt, in Ferrara: den. imperiales, Bologna: d. Bo-
vonienses. in Florenz: d. Pisani, in Siena: d. Senenses, in Rom: d. Provisimses: Yi-
terbn auf der Rückreise, den. Senenses; Siena: d. Semnses; Verona: d. Yeronenses;
Schongau: d. Sehongotcenses Augsburg: den. Augustenses Donauwörth: denarii Wer-
; ;

denses; Weifsenburg: den. Xuorembergenscs ; Nürnberg drn Jtatisponenses. Dazu Thom.


: .

de Aquino: De reg im ine Principum (geschrieben 1263) II, c. 13 (Antwerpener Aus-


gabe, 1612, Bd. XVII). Fremde Münzen ?ion tantum raleant in regionibus extraneis
quantum in propriis et hoc sine damno esse non potent. Et preeipue accidit in partibus
Thentoniae et regionibus circumstantibus propUr quod coguntur, cum de loco ad locum
transcunt massam auri rel argenti secum deferre et tptantum in commutat ionibus rerum
renalitun indigent, tantum vendunt. Der umgekehrte Weg der Entwickelung ist in
Frankreich zu beobachten, wo es alhnulich zur Verdrängung der Lokalmünze durch die
Reichsmttnze kam.

8. Die Regel, dafs der Heller nur dort gilt, wo er geschlagen


wurde, erlitt übrigens selbst in Deutschland manche rechtliche oder tat-
sächliche Einschränkung. Der rücksichtslosen Anwendung dieses Satzes
widerstrebte vorerst der Anspruch der Roichsmünze auf allgemeine Gel-
tung, der zwar um die Mitte des 13. Jahrh. durch die Münzherren bis
auf den Vorbehalt des Königs in bischöflichen Städten zur Zeit der
Reichstage frei prägen zu können. (§ 26, 7) fast verdrangt war, seit Kaiser
Sigismund jedoch wieder stärker hervortrat. (§ 23, 4). Aufserdem reichte
die Macht der Münzherren in ihren Gebieten nicht aus, um dem Ver-
kehre ihre Münzen als einziges Zahlungsmittel aufzudrängen. Zahlung
in neuen Pfennigen war aus den § 28,9 angegebenen Gründen die
;

teuerste Form, um wirtschaftliche Verpflichtungen zu tilgen, man suchte


sie daher, soweit es möglich war, auf billigere Weise zu ersetzen. Neue
Pfennige verwendete man zu Zahlungen an den Münzherren oder bei
Verkehrsakten, die unter der Aufsicht seiner Beamten standen, darüber
hinaus vermied man sie nach Tunlichkeit, tauschte lieber Ware gegen
Ware, gab und nahm ungemünztes Metall oder alte Pfennige nach ihrem
Metallwert, Handelsmünzen nach ihrem Kurswert u. dgl. So bildete
sich allmählich der Begriff eines im Lande umlaufl'ähigen Geldes heraus,
der mit der Münze als gesetzlichem Zahlungsmittel keineswegs zusammen
fiel. Ausdrücke, wie Wersilher, Werinark, gute Landeswährung, Pfen-
nige, die gäng und gibig- sind, u.dgl., die in Urkunden oft genug vor-
kommen, daher nicht immer auf Zahlung in vollwertiger Landes-
sind
münze zu deuten, sondern beziehen sieh häufig gerade auf fremdo Ge-
präge, die als Ilandelsmünze auswärts ein Umlaufsgebiet gewonnen
hatten, und darum vertragsmäßig als Zahlungsmittel bedungen wurden.
Den Umlauf verschiedener Münzen nebeneinander setzt die Handfeste K« Fried-
richs IL für (ioslar von 1219 voraus: Cniuslibft etiam monttae denarii dandi sunt in

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240 Zweiter Teil. Geldgeschichte.

ciritate Gnslarirnsi j>< ratorcm sw<m.


cta H u i 1 ard Breholles I, 64G, was in der
1 -

Handfeste Heine« Sohnes Kg. Heinrich vom Jabre 1223 wiedergesehen ist durch Pen-
nintfc aUirleiji r »mute xchal man ijhtcen in der stttdt (o (ionler na oereme »rerde. Winkel-
niann, Atta imp.. Innsbruck 1H80, I, 382. —
(Jahn, Münz- u. Geldiret»ch. der Stadt
Strafsburg (Strafsburg 18%, S. 48 setzt als sicher voraus, dafs hier viel fremdes ield»
, <

besonders italienisches und französisches, schon zu Anfang des 14. Jahrh. Kurs gehabt
habe, obwohl die ernte Ratsverordnung die sieh mit fremder Münze befal'st, erst
,

vom Jahre 1386 ist.


9. So hatte denn die Handelsmünze im mittelalterlichen Verkehr
eine weit wichtigere Aufgabe als heutzutage zu erfüllen. Entgegen der
Landesmünze, deren fortgesetzte Verschlechterung örtlich (wie in Köln)
zum Gegensatz des Währungsgeldes, das nur mehr als Rechnungsgeld
existierte und des Zahlgeldes, (Pagament) mit einem gegen das Rech-
nungsgeld wesentlich verminderten Werte führte, hot die Handels-
münze in der Regel längere Zeit einen vergleichsweise sicheren Wert-
malsstab und gegenüber der Barrenwährung den Vorteil gröfserer Be-
weglichkeit. So finden wir in Deutschland als Handelsmünzen erst die
englischen Sterlinge, dann die französischen Turnosen, dann die böhmi-
schen und die Meifsener Groschen und ungefähr seit dem zweiten Viertel
des 14. Jahrh. die Goldmünzen. Allgemein verbreitet waren die Flo-
rentinergulden, während im Nordwesten auch französische und nieder-
ländische Gepräge im Südosten ebenso die Venezianer Dukaten und
,

die ihnen gleich bewerteten ungarischen Goldgulden umliefen.


Jede dieser Handelsmünzen erfuhr jedoch früher oder später Nach -

prägungen durch andere Münzherren in gewinnsüchtiger Absicht (§ 16. 5).


und dies wirkte in der Regel auch auf das Ursprungsland in der Art
zurück, dafs hier der Münzfufs erleichtert wurde, um dem Schaden zu
wehren, den man von diesen Untermünzungen zu besorgen hatte. Ent-
schlofs sich ein Münzstand, solch eine Handelsmünze als Landesmünze
auszuprägen, so war der Verfall des Münzfufses noch rascher. Das lehr-
reichste Beispiel dieser Art bietet uns die Geschichte des Goldguldens
in Deutschland. Im Jahre 1325 hatte König Johann von Böhmen als
erster im Reiche mit der Ausprägung von Goldgulden nach dem Floren-
tiner Schlag und Fufs begonnen, um «las in seinen Bergwerken gewon-
nene Gold besser zu verwerten. 1338 folgte Kaiser Ludwig IV, der
das Gold, das er als Verbündeter vom englischen König Eduard III.
empfing, nach französischen Vorbildern vermünzte, 1340 erhielten
Lübeck und Frankfurt das Recht der Goldprägung vom Kaiser, und
rasch folgten diesen manche geistliche und weltliche Fürsten, vor allem
die Kurfürsten, denen dies Vorrecht durch die Goldene Bulle ausdrück-
lich beigelegt wurde. Für alle diese auf kaiserlicher Verleihung be-
ruhenden Goldmünzungen war der Florentinergulden als Muster entweder
ausdrücklich vorgeschrieben oder doch stillschweigend verstanden. Allein
die einheitliche Einhaltung dieser Vorschrift liefs sich weder erzwingen
noch allgemein überwachen, und das eigene Interesse band die Münz-
herren auch nur so lange an den Florentiner Münzfufs, als der Gold-
guldcn nur eine Handelsmünze mit Kurswert war. bei welcher die strenge
Einhaltung von Schrot und Korn die Grundbedingung ihrer Verwend-

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l; 29. Handelsmünzen im Mittelalter. Goldgulden als LandeHiiiünze. 241

harkeit bildete. Das alles änderte sich in dem Augenblick, in dem der
Gedanke aufkam, den Goldgulden zur Landesmünze zu machen und in
ein festes Verhältnis zum herrschenden Silbergeld zu bringen. Da die
Goldmünzen den Silberumlauf erheblich einschränkten und dem örtlichen
Umwechslungszwang nicht unterlagen, so fiel schon dadurch mancher
Anlafs fort, der dem Münzherrn Gewinn gebracht hätte. Noch wichtiger
aber war, dafs der Münzstoff nur zum kleinsten Teil in Deutschland berg-
männisch gewonnen wurde, im übrigen aber durch Einschmelzen fremder
Goldstücke beschafft werden mufste, was notwendig dahin führte, dafs
man die eigenen Gulden, um Prägekosten und Schlagschatz zu gewinnen,
etwas leichter ausbrachte, als es dio eingeschmolzenen waren. Aufserdom
konnten jetzt auch Veränderungen im Münzfufs des Silbergeldes zu einer
Änderung der Guldenmünze führen. Die Folge war, dals gar bald (diese
Wendung war 1371 schon eingetreten) der Gulden vom ursprünglichen
Feingehalt immer mehr einbüfste. Von 23'/2 Karat, nach welchem die
Mainzer Goldgulden 1354 geschlagen wurden, war man 1371 auf 23 Ka-
rat, 1399 auf 22^2 Karat und bald noch tiefer herabgekommen.
1344 verkauft Huinzel des Chramer sun dem Marburger Stadtschreiber Mathe
March gelt* neuwer Gradier pknming ze rechtem jturchrrcht. umb march silher,
. . 'i

die machten turn guidein und drei- tot. da gevilen zr drr zeit für su-ch*tchalb march alter
Graezer phenning und ain und vierezich jdunhing (Steiorm. L.Arch. Nr. 2251 b). 1342 —
•JO guidein florin getnaincr landurrung {Nr. 2315). In einer andern HteiriHcbon Urkunde

vom gleichen Jahr sollen statt 12 Mark Silber gegeben werden 48 guidein odrr ander lant-
teerung dafür di gib und geh ist (St. L.-Urk. 2242). —
1350: fiO guidein oder mit ander
u-ernng du- dafür gezeucht nach landesreeht (Nr. 2406). —
1410 will PeUr der Tungart
den Bischof von Passau bezahlen mit guldin 9 ungrinchen oder ducaten die gut in gold
fein, ir rechtete teag haben gib und gäbig siin Mon. Boica XXXI '2, 8. 89.
. . . Eine —
übersichtliche Zusammenstellung der rheinischen < loldgulden seit 1386 bei P. Jose ph,

Goldmünzen des 14. 15. Jahrb. F. 1882, S. 37, mit einem Anhang »»ehr wichtiger Akten-
stücke. — Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben II (L 1885), S. 460 ff. Inaraa- -
Stornegir, Deutsche Wirtschaftsgeschichte III, 2 (1901), S. 369, 414, dazu dessen Auf-
satz über d. Goldwahrung im Deutschen Reiche wiihrend d. Mittelalters in Z. f. Sozial-
und Wirtschaftsgesch. III (1894). — Wenn die vier rheinischen Kurfürsten in der an
den Frankfurter Rat gesandten amtlichen Abschrift des Münzvertrags vom 7. Marz
1417 das Kon» noch zu 22 Karat angaben, so geschah es wohl, um die Münzung durch
den kaiserlichen Münzmeister zu Frankfurt, Konrad von Weinsberg, zu erschweren.
In der Tat beschlossen sie, nur zu 20 Karat fein zu münzen, und selbst diesen Fein-
gehalt erreichen dio von ihnen damals geprägten Gulden nicht. Kg. Sigmund, der
nicht besser als die rheinischen Kurfürsten münzen wollte, unterliefs darum oino ziffer-
mafsige Angabe des Feingehalts, indem er verordnete, sich an den durchschnittlichen
Feingehalt dieser Gepräge zu halten. Je 20 Goldgulden von vier bezeichneten kurfürst-
lichen Münzstätten, wie sie im Verkehr >in des Kaufmanns Beutel vorkommen«, sollten
zusammengeschmolzen werden und danach der Feingehalt für die königlichen Ge-
präge gewählt werden. 1'. Joseph 58, 59 a. a. O. —
Wie sehr die Münzherren den
Umlauf der Goldgulden als Schädigung ihrer Silbermünzen empfanden, ersieht man
aus der Verordnung der bayerischen Herzoge, d. d. 1397, 4. Februar, München (Uegesta
Boica, M. 1847, XI, 94): Kaufmannsware aller Art soll bei Verfall des 10. Pfennings als
Strafe nur mit Münchener, I,andshutcr oder Ingolstadter Pfenningen, nie mit Gold-
gulden bezahlt werden. Bei allen andern Kaufen, Zahlung von Schuldon usw. soll
für den neuen ungarischen Gulden je ein Halbpfund von ohgenannten Pfenningen
gegeben und genommen weiden usw.
10. So waren also die Münzzustände im Reiche, seitdem die Gold-
münze zur Landesmünze geworden war, nichts weniger als befriedigend,
Luschin. Numismatik. 16

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242 Zweiter Teil, (ieldgcschichte.

zumal die rheinischen Kurfürsten den Versuchen König Sigismunds


durch Schaffung einer Reichsgoldinünze Abhilfe zu schaffen beständig
entgegenarbeiteten. Die Mitteilung des Reichsmünzmeisters Weinsberg
an die Stadt Frankfurt vom 27. März 1426 deckt diese Schaden im
Münzwesen offen auf und zeigt, dals der Grundsatz der Territorialität
der Münze von den Münzherren noch festgehalten wurde, obschon die
Zeit der jährlichen Münzverrufungen schon allgemein vorüber war. Am
besten, meint Weinsberg, wäre es. Reichsmünze auf Schrot und Korn
der Frankfurtermünze zu schlagen, di wyl man in allen landen alle kauf-
manmehaft seezet und Wechsel macht u ff' die munez und werunge zu Franeken-
Jurt Würde dies geschehen, so könnte jedermann mit dem kleinen- gelt
•'.

ohne Verlust durch das Reich kommen. So wie die Dinge aber jetzt
liegen, leiden Adel und gemeiner Mann grofsen Schaden beim Um-
wechseln ihres Geldes, bei Zehnmgen und Käufen, was einer heimlichen
Besteuerung der Leute ohne Vorwiesen ihrer Herren gleichkomme und
viel Geld den Landen koste. Der Reisende, der könne nur höchstens
eine Tagereise machen und zuweilen noch weniger, so mufs er allwegen
ein ander munez Italien und aUweg»-n rerlicsen ran herherg zu herherg an
der munez. Der du wandelt und zert der muß allwegen golt haben, das er
sich nur mit Verlust verschaffen könne, weil alle Zinsungen auf Silber
lauten. Wenn aber jemand Gulden verkaufen mufs, um Silbergeld zu
erhalten, büfse er dabei wieder ein usw.
Sj. den Bericht WeinshergM hei P. Joseph, Goldmünzen, Anh. 28. f?. 163 ff.

11. Abhilfe gegen — soweit diese nicht durch


derlei Belästigungen hat
Münzverträge einzelner Münzherren teilweise behoben wurden (§30) — nur
der auf dem Gebiet des Münzwesens allmählich erstarkende Kinflufs des
Reichs gebracht (§ 2(3, 7). Nach der geschichtlichen Kntwiekelung, welche
die königliche Gewalt in Deutschland, zumal vom 13. Jahrb. ab, durch-
gemacht hatte, war es allerdings ausgeschlossen, dals auf dem preisge-
gebenen Gebiet des Münzwesens der Wille des Königs wieder hätte ein-
seitig verfügen können. Anderseits war die Auflösung nicht so weit vor-
geschritten, dals das Reichsoberhaupt auf den Vertragsweg mit den ein-
zelnen Münzherren beschränkt gewesen wäre. So waren es nun Kaiser
und Reich, d. h. das Reiehsoberhaupt einerseits und die auf dem Reichs-
tag verfassungsmälsig vertretenen Landesherren anderseits, die durch
ihren Gesamtwillen den einzelnen Münzherren gewisse allgemein bin-
dende Vorschriften über die Art der Ausübung ihrer Münzfreiheiten er-
teilen konnten. Dem vereinten Zusammenwirken von Kaiser und Reich
hat man es daher zu danken, dals der Rechtssatz, der Heller gilt nur.
wo er geschlagen ist seit dem H>. Jahrb. eine neue von der mittel
.

alterlichen Deutung wesentlich verschiedene Auslegung erfuhr.

12. Angebahnt wurde dieser Unischwung in der ersten Hälfte des


15 Jahrb. durch die reichliche Ausprägung -von Goldstücken, die Kaiser
Sigismund in den Reichsmünxstätten zu Frankfurt a. M. und Nord-
lingi-n (seit 1418). zu Dortmund (142")) und zu Basel (142 J) angeordnet
<

hatte, um ein weiteres Herahglciten des Feingewichts bei den rheinischen

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§ 29. Versuche, die unbefriedigenden Münzzustände zu bossern. 243

GoldguWen Diese Absicht Sigismunds kam den Wünschen


aufzuhalten.
der Städte sehr entgegen, namentlich erklärten sich dio schwäbischen
Städte schon 1419 bereit seine Gulden als Währung bei sich uni-
,

laufen zu lassen, sofern bei den weiteren Prägungen keine Verschlech-


terung eintrete. Eino solche liefs sich zwar nicht aufhalten, da die
rheinischen Kurfürsten im folgenden Jahre den Feingehalt dor Gold-
gulden auf 19 Karat herabsetzten, es behaupteten sich indessen die mit
dem Reichsapfel als gemeinsamen Gepräge ausgestatteten königlichen Gul-
den im Umlauf, trotz der bald offenen, bald verdeckten Feindseligkeit, mit
der dio Kurfürsten dem Wettbewerb der Reichsmünzstätten begegneten.
Auf dem Reichstag zu Kger wurde 1437 ausgesprochen, dals der 19karätige
Gulden, wie seit einiger Zeit, gemeino Landeswährung bleiben, und dals
der Kaiser mit Pönen und andern notdürftigen Dingen dafür sorgen
solle, dafs keine Minderung des Feingehalts eintrete, ein Gedanke, der
auf dem Nürnberger Reichstag 1438 mit noch schärferen Wendungen
wiederholt wurde. Dann tritt allerdings eine lange Pause ein, denn
Kaiser Friedrich III. legte im Gegensatz zu seinen Vorgängern weniger
Gewicht auf eine Regelung der Münzverhältnisse im Reiche. Allein die
einmal angeregten Gedanken wirkten nach und begegnen uns in den
Reichstagsverhandlungen vom Ende des 15. Jahrh. immer häutiger. Schon
die Reichstage von Worms (1495) und Lindau (1497) hatten diese Frago ge-
streift, auf dem Augsburger Reichstage wurde dann löOO die Erlassung
einer Reichsmünzordnung ins Auge gefalst und beschlossen, dals die nach
deren Bestimmungen geschlagenen Gold- und Silbermünzen allenthalben
im Reich«' bei Strafe für Währung hierfür in allen Oontracton und
>

Verpflichtungen* zu halten und zu nehmen seien (Hirsch I, 178). Zur


Ausführung gelangte dieser Beschlufs allerdings erst ein Vierteljahr-
hundert später. Die von Kaiser Karl V. im Jahre 1524 zu Eislingen
erlassene Münzordnung stellt die gemeinen ReiehsmünzciH, welchen
Grölse, Gepräge, Schrot und Korn einheitlich vorgeschrieben war und
die von mennigklichen im Reich in kaufen, verkaufen und sunst an
aller Bezahlung für Wersch aft an statt des Golds ausgegeben und ge-
nommen werden sollten, den in ihrer Zahlkraft beschränkten kleinen
',

Pfennigen und Hellern gegenüber, die jeder Münzstand als Landesmünze


zu gemeinen Gebrauch und Notdurft i seines Gebiets etwa im dreifachen
Betrag der von ihm geschlagenen Reiebsmfmze ausbringen durfte (vgl. § 2.').
5 und Hirsch I, 240 ff. $ 1—10, 20, 21).
v. In am a a. a. O. 372, 42f> ff., 434. —
.loneph 1'., .">8 IT., 63. Hirsch 1,
K), 81 : Die Bestimmungen der hoc Reformation K Friedrichs von angeblich 1444
Uber das Münzwcseu nind von mir nicht in Retracht gezogen, da nie als Machwerk
<ie* 1(>. Jahrh. nachgewiesen ist.

13. Seit Ordnung und den darauffolgenden Reiehs-


der Efslinger
münzordnuugen von und ITkV.) (Hirsch I, 344 IV., 383 ff.) gab es
lf»f>l

in Deutschland wieder Reichsmünzen nach allgemein vorgeschriebenem


Münzfufs. die liberall im Reich, soweit nicht !<>!d ausdrücklich bedungen
<

war, nach ihrem Nennwert in Zahlung genommen werden mufsten.


Wohl war den Münzständen das Recht geblieben, kleinere Münzen nach

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244 Zweiter Teil. < ieldgoschichte.

Landesart, z. B. Schrcekenberger und »Seh wertgn »sehen in Sachsen.


Plappert in den schwäbischen Reichsstädten, Batzen (Fig. 102) usw. als
» Landtmünzen auszubringen und Pfennig und Heller zum täglichen
<

Gebrauch zu münzen, doch der Satz, der Heller gilt nur dort, wo er
geschlagen ist, hatte seinen Sinn gelindert, seitdem Heller und Pfennige,
mit ihrem im Laufe der Jahrhunderte tiefgesunkenen Feingewieht aus
«lern Handelsverkehr durch gröfsere und bessere Münzen verdrängt worden
waren. Er bedeutete jetzt nicht mehr die den Geprägen eines Münz-
herrn zukommende Kigensehaft in seinem Gebiet ausschliefsliches Zah-
lungsmittel zu sein, sondern die Beschränkung der Annahmepflicht von
Seheidemünzen auf den Kleinverkehr des Ursprungslandes. Nun ist es
ja wahr, dafs eine gründliche Besserung der Münzzustände im Reich
durch die Münzordnungen des 16. Jahrb. auf die Dauer tatsächlich nicht
erreicht wurde, manche ihrer Bestimmungen waren an sich ungenügend,

Fl*. 10; Osterreielii-


•cbei Zwelpfbnnlgstitok
oilcr liallicr Kreuzer,
ums .Inhr 1510 zu Wien
Fi*. Iir2 Sogen. Kolllmlzen des KonMun/.er Riseliot» Keprftgt. Wiener Mw. II.
HURo von I.an.leiil.er* MiW-l-W. W. N. /.. XII, 3<>2 SIT.

andere durchzuführen mangelte die Macht. Auf theoretischem Boden


hingegen bedeuteten einen Ungeheuern Fortschritt gegenüber der
sie
Zerfahrenheit des Münzwesens irn Mittelalter. Die von der Wissenschaft
seit Thomas von Aquino entwickelte Unterscheidung der bonitns intrinseca
vom valor impositus (§ 25, 1), drängte zur Trennung des auf dem Metall-
inhalt beruhenden Tauschwertes der Münze von ihrem Nennwert, als
der ihr vom Staate beigelegten Eignung, Zahlungsmittel zu sein dies ;

hat dann zur Entwickelung der Begriffe Hartgeld und Scheidemünze


(nioneta t/rossa, monetn mintita) geführt, die «lern Mittelalter mit seiner
fiskalischen Auffassung des Münzwesens lange Zeit fremd waren, bei-
spielsweise in Deutschland erst im 15. Jahrb. die Sonderung der Ober-
vollder Beiwährung veranlafst hatten (Hirsch I, 90, sächsische Münz-
ordnung von 1444).
Bei dieser Sachlagedie Vorschrift der Reichsmünzordnungen,
ist

dafs niemandem Beträge in unterwertiger Landesmünze wider


gröfsere
seinen Willen aufgedrängt werden dürfen, um so wichtiger, als eine ähn-
liche Beschränkung 1550 sogar hinsichtlich der drei untersten Stufen
der Reichsmünzen ausgesprochen wurde. Der Regensburger Reicha-
al »schied vom Jahre 157(5 wiederholte das Verbot, dafs niemand in den
Zahlungen Über 25 Gulden in halben Batzen oder andern kleinen
Sorten für Wehrsehaft anzunehmen schuldig' sei und bedrohte jeden,
der seinen Gläubigern grölsere Zahlung mit kleinen Sorten aufzu-
drängen sich unterstände«, mit Einziehung dieser unterwertigen Münzen.

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tj 29. Reichs- u. Landesmünze, Hartgeld u. Scheidemünze als Zahlungsmittel 245

Damit war die Gesetzgebung noch über die Forderungen der Gelehrten
hinausgegangen, von welchen beispielsweise der kurfürstlich kölnische
Münzvorstand Budelius (§ 3, S. 7) in seinem 1591 erschienenen Werke
über den rechtlichen Unterschied von guter und Seheidemünze noch
nicht im reinen war. Allerdings durfte bei der damaligen Ohnmacht
der Reichsgewalt eine allgemeine Beobachtung der von der Reichsmünz-
ordnung aufgestellten Vorschriften nicht erwartet werden, denn kein
Reiehsstand wollte, wie gelegentlich einmal hervorgehoben wird, einige j

Modifikation oder Einschränkung seiner landesherrlichen Hoheit, wie in


andern so auch besonders in Münzsachen, gestatten (Hirsch IV, 2G4). -

Um so wichtiger war es, dafs die im Münzwesen tätigen Reichskreise


und schließlich auch die angesehensten Reichsstände die Notwendigkeit
einer Besserung der Münzzustände erkannten und ihre Ausmünzung
danach einrichteten.
Die Bestimmung der Geldsorten, in welchen Verbindlichkeiten zu
erfüllen sind, erscheint fortan den Parteien überlassen, nur werden bis-
weilen aus müuzpolizoilichen Rücksichten gröfsere Zahlungen in unter-
wertiger Münze schlechtweg verboten, selbst wenn der Gläubiger zu deren
Annahme gewesen wäre. Im übrigen galt, dafs, wer sich ausdrück-
bereit
lich zur Zahlung in einer bestimmten Geldart verpflichtet habe, sich
durch Hingabe einer moneta oquivalcns nicht befreie (Scaccia), dafs aber,
von diesem Falle abgesehen, bei Geldschulden und Barschaften nicht
soviel auf die Gleichheit der Münze, als auf den gleichen Wert derselben
gesehen wird (Codex Theresianus III, Kap. XXIV, § 1, 25).
»Landmünze heifst überhaupt Münze, welche nicht nach dem Beichskonventions-
fufs, Hondern nach einem geringeren Ful'se geschlagen wird und dalier nur in dem
Gebiet des Münzherrn gültig int.* Schmieder I, 269. — »Di« Schied- oder Land
münzo ist blofs einig und allein zum Nutzen und commoderen Gehrauch in jedem
Craifs oder Land für «ich betrachtet und eingeführt.« Bericht der GeneralMünz-
wardeine vom Jahre 1737. Hirsch VI, 264. —
Dio Ausdrücke Ober- und Beiwührung
zuerst 1444 in einer kursächsischen Münzvereinigung. Hirsch 1, 90. Der Bei —
wikhrung entspricht ungefähr der Ausdruck Beigang im fränkischen Münzvertrau
von 1441 dabei doch dm all mmiz iren b> ijijamjck mit drr noc n münz habm soll.
: . .

Hirsch I, 85. —
En de mann II, Geld und Zahlung VII, S. 162 ff., namentlich
S. 200 ff. Die ziffermäl'sige Begrenzung des Betrags, bis zu welchem man zur An-
nahme von Scheidemünze verpflichtet ist, heute ein wesentlicher Bestandteil der Münz
gesetze, fehlte früher meistenteils. Man scheint sich im allgemeinen an die erwähnten
Vorschriften der Reichsmünzordnungen und an die Beschlüsse der in Münzsachen kor
respondieronden Kreise gehalten zu haben und begnügte sich im übrigen mit der Her-
vorhebung, dafs die Scheidemünze nur für den Kleinverkehr bestimmt sei und daher
niemandem wider Willen aufgenötigt werden solle. Ein österreichisches M Unzpatent vom
Jahre 1746 verbietet, xlie gar kleine Münzen als Kreuzer, Gröschel u. dgl. in ver
petschierten Säcken. Stärnitzcln oder Packetern herumzutragen und nach »lern darauf
angemerkten Quanto solche, ohne sie zu eröffnen«, an Zahlungsstatt anzunehmen, weil
dadurch leicht verrufene Münze in Umlauf erhalten bleibe und um so leichter xlie
inlandische Schiedmünze zu grofsen Zahlungen gebrauchet werden« (Becher, Dum
österreichische Münzwesen von 1524—1838, W. 1838, II, 187, Nr. 127). Kine zweite —
Verordnung vom 29. Dezbr. 1760 verpachtet zur Annahme der Kupfermünze im Klein-
verkehr bis einschliefslich 10 Kreuzer. Bei Zahlungen bis zu 10 II. sind bei jedem
Gulden 3 Kupferkreuzer, bei grofseren im ganzen höchstens 15 Kupferkreuzer als Zah-
lung zulassig (a. a. O. II, 290, Nr. 172 Der Codec Thcnsiauits (1766 vollendet) bemerkt
.

IH, Kap. XXIV, § 1, 25, »dafs in Ansehung deren Schiedmünzen bei allen und jeden

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Zweiter Teil. Gcldgcschichte.

Zahlungen «ich nach l'nseren in Münzsachen ergangenen und noch in Hinkunft er-
gehen mögenden Verordnungen auf das genaueste geachtet werden sollet. Ausgabe
von Harra so wsky III, 404, W. 188-4. —
Preulseti prägte 17G4-H6 auf 4 / s Crofs-
nur noch V s Scheidemünzen und liefs im Landrecht bei Zahlungen unter 30 — io Taler
die Hälfte in Scheidemünze, bei den unter 10 lauter .Scheidemünze zu. Schmoll er,
Grundrifs der allg. Volkswirtschaftslehre. L. 1904, II, 7;"». — Wuttke, Die Probations-
register deB obersnehsischen Kreises (VV. N. Z XXIX, 2'.il .

§ 30. Münzvertrage, Mttnzvereliiigungen, Munzrerbttncle.


1. Die von einem Münzherrn in Ausübung
Anordnungen, die
seines Münzrechtes geschehen meist durch einfachen
getroffen werden,
Befehl, können jedoch auch als zweiseitige Vereinbarung erfolgen. Der-
artige Münzverträge können, sowohl was die vertragsehliefsenden Teile
als auch was ihren Inhalt anbelangt, mannigfach sein. Hierher gehören
beispielsweise Bestallungen der Münzhcaniten und des freien Münzer-
gesindes, Vertrage, durch welche die Ausmünzung während einer be-
stimmten Zeit an den Münzmeister oder eine Kapitalistenvereinigung
verpachtet oder den Hausgenossen als Unternehmern bleibend über-
lassen wird, von welchen schon § 11, 9 ff die Rede war, Verzichte auf
den Münznutzen aus der jährlichen Münzerneuerung, wie jener, den
Herzog Rudolf IV. den Landstiinden von Osterreich 1359 nach Ein-
räumung einer Getränkesteuer durch den sog. Ungeldbrief ausstellte
(§ 28, 13) u. dgl. in. All diese Verträge haben das eine gemeinsam,
dafs die Münzberechtigung nur einem der vertragsehliefsenden Teile zu-
steht, und dais diese auf den andern an sich nicht münzberechtigten
Teil entweder der Ausübung nach übertragen oder zu dessen Gunsten
beschränkt werden soll. Es gibt jedoch auch Verträge, die zwischen
mehreren Münzherren abgeschlossen weiden, und zu solchen gibt vor
allem der Umlauf ihrer Gepräge Anlafs.
Vertrag vom 18. November 1433 zwischen dem Rat von Basel und dem dort
tagenden Konzil über die Hohe des iuldenpreises usw. siehe Thommen, Kin Münz
<

vertrag aus dorn 15. Jahrb. in Kernte Sni/sc de numistnatif/ue. V, (4«nf l£9ö, S. 1. —
Vertrag des Kg. Philipp A neust von Frankreich mit dem Müuzincister Everardux de
Vinci» . de motu tu Tornar.nsi 1204. Saulcy, lt<cu<il I, 117.
. . —
Carta Henrici J'lnr-
tard 1225, 12(55 a. a. O. 120, 133. In das Jahr 1188 reicht zurück der Vertrag zwischen
dem Grafen von Nevers und den geistlichen und «eltlichen Grofsen »eines Gebiets
über den Münzfnfs der Grafschaftsmünzc. — Prou M., Dnnimcnts d'Histoirr mon+-
1901, S. 4 (S. A. aus H. X. 1896/98).
taire, P.

Die Verschiedenheit der Aufgaben, welche die Münze einerseits


2.

als als gesetzliches Zahlungsmittel erfüllt, äu teert


Wertträger, anderseits
sich nämlich auch in dem Umlaufsgebiet, das sehr verschieden ist, je
nachdem die «'ine oder die andere Eigenschaft der Münze in Betracht
kommt. Wofern es nur auf den inneren Wert (§ 25, 1 b) abgesehen ist,
den die Münze stofflich in sich trägt, oder auf den sowohl davon als
auch von andern Umständen beeintlul'sten freien Umlaufswert (Kurswert
§25, 1 c) wird sieh ihr Umlaufsgebiet so weit erstrecken, als ihrem
Stoffe bzw. diesem Stoffe in bestimmter Form. Geldeigensehaft beigelegt
wird. Da nun diese, wie schon S. 17, ij 4, 3 ausgeführt wurde, von der
staatlichen Anerkennung unabhängig ist, so ist auch das Umlaufsgcbiet

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S, 30. Aufgabe und Einteilung der Münzvertraue. 247

der Münze, soweit sie nur als Wertträger verwendet wird, an keinerlei
staatliche Gebietsgronzen gebunden. Anders stellt sich allerdings die
Sache, sofern die Münze als gesetzliches Zahlungsmittel dienen soll.
Diese Eigenschaft, die ihren üufseren Ausdruck in dem durch Zwangs-
kurs geschützten Nennwert findet, wird der Münze von Staats wegen bei-
gelegt, hangt also vom Staatswillen nb, und ist daher auch an die
Grenzen gebunden, innerhalb welcher sich dieser wirksam iiufsern kann.
Mit andern Worten, das Umlaufsgebiet der Münze als gesetzliches Zah-
lungsmittel wird zunächst nicht über die Grenzen des Staates reichen,
wohl aber kann es darüber hinaus im Vertragsweg erweitert werden.
Laband, Deutsches Staatsrecht, 3 Freihur« i. B. 1895, II, § 7»!, S. 151,
Aufl.,
fühlt nach Betonung der rein juristischen des (»eldcs als Zahlungsmittel fort:
Seite
Der wirtschaftliche Wert, die sog. Kaufkraft oder der Tauschwert kommt hei dorn
Kechtshcjrriff des (ieldes gar nicht in Betracht. Der (iesetzgeber kann ihn gar nicht
normieren, er kann ihn bei keiner Suche erhöhen oder vermindern, auch nicht bei
dem Edelmetall durch Aufdrücken des Prägestempels, denn dieser Wert wird durch
tatsächliche Verhältnisse, nicht durch Hechtssätze bestimmt. Der (iesetzgeber kann
und will vielmehr nur den Zahlungswort im lnlando festsetzen.
Der Inhalt von solchen Münzverträgen kann mannigfach sein,
3.

er kann die Regelung eines Einzelfalls oder dauernder Zustände be-


treffen, auf ein blofses Dulden oder Unterlassen, oder auch auf be-
stimmte Handlungen der vertragschliefsenden Teile gerichtet sein. Im
allgemeinen lassen sich jedoch folgende vier Hauptgruppen von Münz-
verträgen unterscheiden
a) wird durch den Vertrag den Geprägen des einen Münzherrn im
Gebiete des andern blofs ein beschränkter oder unbeschränkter Umlauf
gewährt. Gewöhnlich wird Wechselseitigkeit bedungen, es gibt jedoch
auch Fälle, in welchen diese fehlt oder als ungenügende Entschädigung
angesehen wird, und dann wird der Teil, der seine Gebiete dem fremden
Gepräge öffnet, in anderer Weise, z. B. durch eine Geldleistung, befriedigt.
Ein V hereinkommen dieser Art bestand seinerzeit zwischen den Patri-
archen von A(juileja und den Grafen von Görz, indem die Patriarchen
bei jeder Münzerneuerung als lirijalia, d. h. als Abfindung für ent-
gangenen Münznutzen, den Grafen 100 Pfund der neuen Münze mit dem
Ersuchen übersandten, der neuen Münze der Patriarchen im gräflichen
Gebiet Umlauf zu gestatten und die hier bisher umlaufenden Agleier als
alte Pfennige zu verrufen.
b) Die vertragschließenden Münzherren eröffnen nicht blofs
wechselseitig ihre Gebiete allen oder bestimmten Geprägen des andern
Teils, sondern einigen sich aufserdem über Ausmünzung nach einem ge-
meinsamen Pulse. Es ist dies die häufigste und wichtigste Art der
Münzverträge. Ich erwähne als Beispiele aus älterer Zeit die Verträge
zwischen den Erzbischöfen von Sulzburg und den Herzogen von Kärnten
von 1208, 1280 über die Prägung der Friesacher in der crzbisehöl'Iiehen
Münzstätte zu Friesach und in jenen des Herzogs zu St. Veit und Völker-
markt, aus neuerer Zeit den zwischen Kursachsen und Brandenburg 11107
abgeschlossenen Zinnischen Reeeis die 1753 zwischen Osterreich und
,

Bayern getroffene Münzkonvention, die zur Einführung des sog. Kon-

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248 Zweitor Teil. Gcl.ltresehiehte.

ventions- oder 20-Gulden-Fufses Anlafs gab, und endlieh den sog. latei-
nischen Münzbund vom Jahre 1 Hi»5, welcher die französische Münzein-
heit unter verschiedener Bezeichnung als Franc, Lira. Drachme in
Frankreich. Belgien, Schweiz, Italien, Griechenland einbürgerte.
c) Noch darüber hinaus führen Beredungen, welche für die Münze
der vertragschliefsenden Teile nebst all dem vorher Erwähnten auch ein
gemeinsames Gepräge festsetzen. Hierher gehören die Münzverträge der
rheinischen Kurfürsten von 1386, 1391, 13«>9. 1-409 usw., die Münz-
rezesse der fränkischen Fürsten von 1434. 1441. 1454 usw. aus neuerer
Zeit der deutscho Münzbund von 1*.">7.

GemeinHchaftsmürizen Herzog Leopolds VI. von Österreich und Erzbisehof


Eberhards II. um 1222 zu Pottau siesthhiiren. W. X. Z II, 4W.

Fl*. 104. Pfennig IlettoR Leopold« vi. KiK i"ö CfemiiR Bnbisebol Eber-
von Österreich. hard« II. von Sftltbuig.

Fiir 1»6. Oemein»oh»ruiiiiiii«u Krebi»«-!inf Bolx'niiin.ls II von Trirr (1354 13rt'_><

und Hen»n Winzcls von Lnx.-inl.urg (I353-I3.vtj (Orot»-. Hl f. M/k.k- ,


IV, Hfl, Tuf XIV. 3001

d) Die bisher genannten Münzverträge setzen voraus, dafs die


Münzherren ihre besonderen Münzstätten in Tätigkeit erhalten und nur
die Ausmünzung den allenfalls verabredeten Beschränkungen unter-
werfen. Es gibt jedoch noch eine vierte Art, bei welcher zeitweilig«'
Münzgemeinschaft in dem Sinne eintritt, dafs die Münzen geradezu auf
gemeinsame Rechnung und Gewinn geschlagen werden. In solchen
Fällen kann es sogar vorkommen, dafs der eine Münzherr den Münz-
betrieb in seinen Münzstätten zeitweilig ganz oder teilweise einstellt, und
dafs die Gemeinsehaftsmünzen nur in jenen des andern Vertragsteils her
gestellt werden. Als frühes Beispiel dieser Art nenne ich das Überein-
kommen zwischen Herzog Leopold VI. von Osterreich und dem Erz-
bisehof Eberhard II. von Salzburg, das in einer päpstlichen Bulle vom
15, Jänner 122:? genehmigt wird. Der österreichische Herzog war bereit,
seine Münzstätte von Graz nach der erzbisehöflichen Stadt l'ettau zu
übertragen, über welche ihm bereits die Vogtei zustand, wogegen aulser
dem Münzgewinn auch noch die Zoll- und Gerichtsgefälle zwischen beiden
Fürsten geteilt werden sollten. Dafs es zur Ausführung dieser Beredung
kam, erweisen Friesaeher Pfennige mit dem Namen beider Münzherren

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$ 30. Vertragsmäßige Gepräge, Gemcinschaftsmünzen, Münzbünde. 249

und gemeinsamem Münzbild (Fig. 104, 105). Der Abschlufs solcher auf
Herstellung von Geuieinschaftsniünzen gerichteter Verträge war seit dem
14. Jahrh. namentlich in den Niederlanden üblich, und es fehlt nicht
an Heispielen, in welchen die Gepräge geradezu als Moneta Socioritm be-
zeichnet wurden (vgl. Fig. 106).
Stückelberg 146. —
a)Liruti, Deila Monrta . . che ebl>e corso nel Ducato del
Friuli. Cap. XXV, Venedig 1749; im Wiederabdruck bei Argoluti, De Mowtia
Italiae . . Dissertation* s, Mailand 1750,
Bd. II, 178. Erhallen ist eine solche Zuschrift
des Münzmeisters au» der Zeit de» Patriarchen Anton Gaetano vom Jahre 1399 an den
Hauptmann zu Gor/.. Ähnlich war auch der 1312 vom Bischof Peter von Cambrai mit
dem Grafen von Hennegau geschlossene Münzvertrag. K. N. B. Br. 1846, I, •>, 8. 22.
— b) Die Salzburgor Verträge bei Kleimayrn, Unparteiliche Abhandlung vom Erz-
»tift Salzburg. Salzburg 1770, § 317, 320. —
Münzvoroin der Reichsstädte 1409, die
Ouldon Kg. Ruprechts für eine gemeine werunge zu geben und zu nenien. Hirsch
I, 67. — Zinnischer liecefs 1667: Hirsch V, 24. Praun, Gründliche Nachricht,
3. Aufl., L. 1784, 121. —
Kon ventionsf ufs, Hirsch VI, 398, Pr a u n 157. Latei —
nischer Mit nzbu nd Loxis im Handwörterbuch der StaatswisHenschafteu, 2. Aull.
:

J. 1900, V, 893; Wirth M., Das Geld, L. 1884, 102 ff. -


c) Münzvertrüge der rheini-
schen Kurfürsten bei Hirsch I, 50, VII, 22; II, 57, I, 63; von 1419 bei Grote,
Bl. f. Mzkde. IV, 57; der fränkischen Fürsten (Bamberg, Würzburg, Brandenburg
usw.) Hirsch I, 77, 85, 110. —
Ei kent scher, Dio fränkischen Münzvereinigungen
im 14 und lö. Jahrh. Mitt. B n, vgl. auch B. Bl. V, 93 ff. —
Wiener Münzvertrag
von 1857. Wirth 99 ff. —
Grote, Geldlehre. L. 1865, § 25, S. 201 ff d; Ge- —
meinschaftsmünzen: Der edlen Herren Richard von Fricsack und Johann
von Plotho um 1250. Bahrteldt, Münzwesen d. Mark Brandenburg. B. 1889, I, 268,
Nr. 757. — —
Desgleichen des B. Johann von Hildcshehn 1393 1424 und der Stadt Gos-
lar. Bl. f. Mzfr. 1899, Nr. 12. —
Mein Aufsatz über die Pettau-Friesacher Gepräge in
W. N. Z. II, 494. —
Di-8 mounaies fmpph s par le roi Jrttn de Hohem-- a frais et profitn
comun* arte le comb- Jlmri IV de Jiar (1342 auf drei Jahre geschlossen B. N. B. 1, '.

Bd. 1, S. 212 und 357; dazu Grote, Bl. f. Mzkde., IV, 98 ff. und Taf. XIV, Nr. 299,
300. — B. Mzbl. Nr. 164, Sp. 1645 mit der Nachricht, dais Kg. Johann ähnliche Verträge
auch mit Adolf von Lüttich und Wilhelm I. von Namur abgeschlossen habe. Münz —
Verträge des HorzogH Wenzel von Luxemburg mit den Trierer Erzbischöfen Boomund II
(1354—1362) und Kuno 1371. K. N. B. I, 357 ff. —
Serrure C. A, Belgische ge-
meenschapsmunttn uit de XIII« en XIV« euuicen. Antwerpen 1855 (Aufsatz in De Vlaem-
5

sehe School 95 ffI, S. —


Müuzverträgo des Grafen Philipp des Kühnen von Flandern
und seiner Witwe mit der Herzogin Johanna von Brabant 1389 1404 bei out, — Cum
Melange» nnmismatigucs in Tydskrift der niederländischen num. Gesellschaft X, 1900.

4. Münzvorträge, die nicht blofs einen Einzelfall betreffen, sondern


Münzzustände auf eine gewisse Dauer hinaus regeln sollen, pflegt man
Münzvergleiche, Münzvereine, Münzkonventionen Münzrezesse, Münz- ,

bündnisse zu nennen. Eine schärlere Abgrenzung dieser Ausdrücke


fehlt; da indessen nach allgemeinem Sprachgel »rauch der Verein einen
mehr lockeren, der Bund einen engeren Zusammonschluls bezeichnet,
so sollte man von einem Münzbund nur dann sprechen, wenn die ver-
tragsch liefsenden Münzherren sich nicht auf die Regelung des Umlaufs
ihrer Münzen beschränken, sondern darüber hinaus auch die Prägung
nach gemeinsamem Münzfufs verabreden. Als Beispiel eines mittelalter-
lichen Münzbundes sei der Kap pe n m ün zbund genannt, welcher die
Geldverhältnisse im oberen Rheintal, im Elsal's, Schwaben und der Schweiz
vom Jahre 1403 an durch anderthalb Jahrhunderte beeinHufst hat.
Cahn J., Der Kappenmünzbund. Heidelberg 1901.

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250 Zweiter Teil Gcldgcfwhichtc.

5. Vom
Vorhandensein solcher Münzverträge geben uns teils mancher-
lei Aufzeichnungen, teils die Münzen seihst Kunde, doch sind Fälle aus

dem Mittelalter vergleichsweise selten, für welche wir beiderlei Zeugnisse


besitzen. Häufig fehlen uns zu urkundlich erwähnten Münzvereinen die
entsprechenden Münzen und umgekehrt. Zweifel gegen die Beglaubigung
können daher bei einseitiger Überlieferung leicht auftauchen, und volle
Sicherheit wird man meist nur haben, wenn unanfechtbare Zeugnisse
beider Art vorliegen. Oft genug sind ja derlei Beredungen ohne Aus-
führung geblieben, und nicht jedes Gepräge, das als Vereinsmünze au-
gesehen wird, ist als solche wirklich hergestellt worden. Ich beschränke
mich hier auf jene Einwände, die man gegen einen durch dergleichen
Gemeinschaftsmünzen geführten Beweis erheben kann und überlasse die
Würdigung der übrigen der Diplomatik, in deren Bereich es fällt, die
Mittel zur Kritik von urkundlichen Zeugnissen zu liefern.

Die Einwendungen, die man gegen angebliche Gemeinschaftsmünzen


erheben kann, kehren sich einerseits gegen die Echtheit, anderseits gegen
die Deutung der als Zeugnis angeführten Stücke. Der Vorwurf der Un-
echtheit kann oft begründet sein, weil Gemeinschaftsmünzen im allge-
meinen seltenere Gepräge sind, die von Sammlern geschätzt und darum
gut bezahlt werden. Es kann daher der Gewinn, der sich bei Herstel-
lung solcher Stücke erhoffen läfst, gar wold die Mühe des Münzfälschers
lohnen und zur Verfertigung unechter Münzen dieser Art anspornen.
Noch öfter wird der Fall vorkommen, dafs ein echtes Stück für eine
Vereinsmünze gehalten wird, ohne dies zu sein. Nach Münzbild oder
Umschrift wird /..B. einem Stücke die Eigenschaft einer Vereinsmünze
beigelegt und daraus weiter auf ein Münzübereinkommen als Veranlas-
sung dieser Prägung geschlossen. Bei solcher Sehlufsfolgerung unter-
laufen jedoch leicht Irrtümer. Die Ubereinstimmung zweier oder mehrerer
Münzen in den Münzbildern und der übrigen Ausstattung läfst aller-
dings schliefsen, dafs mindestens einem dieser Gepräge der Umlauf neben
den gleichen Geprägen des andern Münzherrn verschafft werden sollte,
ob aber dies erlaubterweise geschehen oder blofs erschlichen werden
sollte, das ist danüt noch keineswegs entschieden, das heifst mit antlern
Worten, der Forscher rnufs sich gegenwärtig halten, dafs die angebliche
Vereinsmünze auch ein unberechtigtes Nachgepräge (§§8,3; 16.5) sein
könnte und danach seine Untersuchung einrichten.

Sicherer erscheint der aus dem Münzbild abgeleitete Schlufs. weun


auf einem Stück die Namen oder Wappen verschiedener Münzherren
vorkommen, doch sind auch da mancherlei Fehlerquellen zu beachten.
Wappenvereinigungen auf Münzen sind nicht immer ein Zeichen be-
stehender Münzgemeinschaft, sie können auch als Heirats- oder auch als
Anspruchswappen angebracht sein. Selbst die Nennung mehrerer Münz-
herren ist nicht immer entscheidend; linden sich ihre Namen auf beide
Münzseiten verteilt, so kann dies auch durch eine irrtümliche Benutzung
der Münzstcmpcl zweier Münzherren oder von einem lleckmünzer ver-
anlagt sein. Sobald solches auch nur als wahrscheinlich erwiesen werden

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§ 30. Fragliche (icmeinRehaftsmün/.en. Münzvereine im Mittelalter. 251

kann, werden wir »las Stück eher als eino Zwittermünze oder einen un-
erlaubten Beischlag, denn als ein Voreinsgepräge anzusehen haben.

So würde ich das von R. Serrure im Bulhtin mensutl de numismatique l, 20


(Kr. 1881) alsmonnair conrentioncllr <b- Hrabant- Xamur bezeichnete Stück eher für eine
I leckmünze oderfür einen Zwitter erklären, als für eine Vereinsmünze halten.

6. Münzvereinigungen wurden seit jeher geschlossen, wenn be-


stimmten Geprägen ein gröfsores Umlaufsgebiet gesichert werden sollte,
als ihnen nach den Machtverhältnissen ihres Münzherrn zukommen
konnte Dies erklärt das Zustandekommen zahlloser Münzverträge vom
frühen Altertum bis zur Gegenwart. Münzverträge aus den ersten Jahr-
hunderten des Mittelalters sind indessen nicht bekannt, und es ist selbst
zweifelhaft, ob dergleichen im karolingischen Reiche vorkamen, obwohl
die Teilung von Verdun und die Münzpolitik der Herrscher, die zu
einem schwereren Münzfufs übergingen 28, 3), dazu Veranlassung
geboten haben könnten. Als jedoch mit der Auflösung der Karolinger-
monarchie die Zersplitterung der königlichen Gewalt begann, das Reichs-
münzwesen verfiel, die Ausmünzung in die Hände zahlreicher Gebiets-
herren gelangte und der Rechtssatz aufkam, dafs der Heller nur gilt,
wo er geschlagen wurde, da war die Zeit zu Münzverträgen gar bald
da, wiewohl uns urkundliche Nachrichten nicht vor der Mitte des
12. Jahrb. überliefert sind. Wie sehr jedoch dio Stellung der Münz-
herren im Reiche damals schon erstarkt war, ersieht man daraus, dafs
die Staufer seit Kaiser Friedrich I. in manchen Fällen zur Regelung von
Münzfragen nicht mehr im Verordnungswege vorgingen, sondern Ver-
träge mit ihren Vasallen abschlössen. Mit dem Aufblühen des Städte-
wesens und dem Emporkommen des Bürgerstandes in Deutschland nimmt
die Zahl der Münzverträge im 13. Jahrb. rasch zu, um im 14. und
15. Jahrb. zu einer schier unübersehbaren Menge anzuschwellen. Es
wurde schon oben (§ 28, 14) angedeutet, wie die Städte, die wegen ihres
Handelsverkehrs das lebhafteste Verlangen nach einer
Besserung der unleidlichen Münzzustände hatten, durch
Verträge mit den Münzherren erst Einflufs auf die
Münzprägung und zuletzt das Recht zur Ausmünzung
anstrebten und, dal's die Erreichung dieses Ziels nicht
blofs Reichs-, sondern auch manchen Landstädten ge-
lang. Von da ab war ihr Bestreben darauf gerichtet,
teils unter sich, teils in Verbindung mit geistlichen 12:« im «icm Münz-
Kh«JÄS£
oder weltlichen Münzherron gewissen Münzen im Vor- «taem beiaS"gl*
mwht«n Funde).
^
tragswege ein gröfsercs Umlaufsgebiet zu sichern. Be-
... . ,..
. .
1 . „! , Ilofken, Archiv II.
, .17.1,
redungen über den Munzhus, auch wohl über eine T af xvn, Nr 7.
genieinsame Ausstattung der Vereinsmünze schlössen
sich an. So kam es beispielsweise 1240 zum Bund der Münzstätten im
Bodenseegebiet, der seine Gepräge mit einer aus Kreuzen und Vier-
ecken bestehenden Umrahmung versah (Fig. 107), andere Male wie
1424 bei der Vereinigung von Zürich, Schafihausen und St. Gallen
wurden vier Blinkte als Kennzeichen gewählt usw. Allein wenn wir auch

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Zweiter Teil. Geldgeschichte.

die Städte hier als das treibende Element anzusehen haben, so verstand
es doch nach den Machtverhältnissen und dem höfischen Brauch
sieh
von selbst, dafs die geistlichen oder weltlichen Münzherren bei diesen
Verträgen an »he Spitze gestellt wurden, und dal's die Städte nachfolgten
80 wurde es u. a. hei den grofsen Münzvereinigungen von l'.Ml und
1387 gehalien, welche Vorläufer des Rappenmünzbundes (1403) waren.
Von der Mitte des 14. Jahrb. an mehrt sich übrigens die Zahl der von
fürstlichen Münzherren unter sich geschlossenen Münzverträge (s. oben
Absatz 3c), bis es im 10. .lahrh. zu den Reichsmünzordnungen von 1524.
1551, 1559 kam, die man eigentlich als umfassende, zwischen dem Kaiser
und den Reichsständen vereinbarte und in Gesetzesform gebrachte Münz
konventionell bezeichnen mufs. (§29, 11.)

St ü ck e be rg
1 1-16 ff., mit einem Verzeichnis von Münzvertragen der nltgrie
chischen Stadtstaaten. —
Pro u M., Monnaies carolinginmcs, P. 1896, Introduktion XIX
bis XXI, erwilhnt die von Gariel veröffentlichte Münze, die auf der einen Seite
LOTHARIVS REX IMl'E und ein Kreuz, auf der andern das Monogramm Karotus
und die Umschrift GRATIA D~"I REX zeigt, bezweifelt jodoch, dafs Hie auf einen Münz
vertrag zwischen Karl dem Kahlen und l^othar gedeutet werden dürfe, sie sei vermut-
lich eine Zwittermünze. Er ist auch nicht geneigt V S. XXI), aus den Stücken mit
LYDOVK'YS REX als Umschrift um das Monogramm Karolns in andern Fallen aber
Ludovicus auf eine Münzeinigung zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem
Deutschen zu schliefsen, die Stückelberg S. 147 annimmt, —
De Witte beschreibt,
als: l'nc monnaije brlgr de Convention numinmatique du connuenmtwnt du XI ftiecle.
Br. 1892, ein Stück, das er als (iemeinschaftsmünze Herzog Gottfrieds von Xieder-
lothringen und des Hochstifts Lüttich (ums Jahr 1000 erklärt. Münzvertrage zwischen
dem deutsehen Konig und ReichsstUnden K. Friedrichs I. mit dem Grafen von Flan-
.

dern 1173, Mon. (i. Constitutionen I. \r. '239, S. 334; Kaiser Heinrichs VI. mit dem Erz
bischof v. Köhl IHK), Hirsch 1,8; mit «lern Abt v. Seiusheim 1192, Stumpf, Reichs
kanzler, Innsbruck 1*65- Ho, Reg. 4738; mit Genna 1194 n. a O. Reg. 4866; Kg. Rudolfs I
mit Köln, 1282 Mon. <1. Constitution) s III, Nr. 335, S 322. —
Münzverein der Bodensec
Städte von 1240. Hufken, Archiv R., Rd. I, 1*3, II, 411. Die Münzverträge der Habs
burger mit Schweizorstadten von 1344, 1377, 1387, 1393, 1399 bei Mever, Itraktenten
der Schweiz, Zürich 1815—58,1, 8, 10, 18, 20, 25, 41, IS, 49, 50, II, 38, 61. —
Cahn.
Rappenmünzhund, Heidelberg 1901, S. 31. —
Münzvertrag zwischen Lübeck u. Harn
bürg 1255, Eheberg 51: zwisehen den Herzogen von Rayern und den Rischöfen von
Regensburg 1255 und Lassan 1262: Quellen z. bayer. Gesch. V, M. 1857, S. 136 und
190; Seh ratz W, Die Konventionsmünzen der Herzoge von Rayern und der Bisrhofe

von Regensburg vom 12. 14. Jahrh. Stadtamhof 18S0 S. A.). - 1 11 a ma S te rti e gg

,

Deutsche Wirtschaftsgeschichte, L. 1901, II 1/2, S. 372 ff. und Beilage XI, S. 527 ff.
— Stückelberg S 147. —Cumont, ftibliografdih- de la nnmisntatu{ue Mge, Br.
1883, S. 419. Übersieht «1er Uigletnerts et Truites ntom'taires. —
Blancard, Enquete*
et Conventions monetaires au XIYC sürle. Annuoire IX, 289 ff. (Macon 1885).

7. Die Münzvereinigungen im Mittelalter haben immer ein ver-


gleichsweise enges Ciebiet betroffen und namentlich die Reichsgrenzen
nicht überschritten, was durch die Zersplitterung der einheitlichen
Königsgewalt an viele Machthaber erklärt ist. Der Gedanke einer inter-
nationalen Behandlung von Münzfragen wurde zuerst von Herzog Karl
dem Kühnen v. Burgund angeregt, dessen Beamten bei einer Zusammen-
kunft mit den Bevollmächtigten seines Schwagers, des Königs Eduard IV.
von England, 14b9 zu Brügge das Wertverhültnis des Golde* zum Silber
auf 1 12 festsetzten und sich auch darüber einigten, welche Münz-
;

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§ 30. Anfänge internationaler Münzveroine, die »Wcltmünze.< 253

gattungcn in beiden Ländern Zwangskurs haben sollton, welche nicht.


Später hat Kaiser Karl V. den Versuch gemacht, die Münzeinheit über
seine Lande auszudehnen, doch ohne sonderlichen Erfolg; dann blieb der
(Jodanke wieder ruhen für lange Zeit. Nach dem Jahre 16f>(> tauchte
im Deutschen Reiche der Wunsch auf, mit Frankreich zu einem gleichen
Münzsvstom zu gelangen, doch kam es nicht zu dessen Verwirklichung,
da man sich selbst in den Kreisen der Geldtheoretiker gegen diesen Ge-
dankon ablehnend verhielt. Das offene Schreiben des Kieler Professors
Hegewisch im Deutschen Magazin (1792) an Professor Büsch süber die
Möglichkeit und Nützlichkeit eines allgemeinen Münzfulses beantwortete
dieser nicht blofs durch den Hinweis auf die grofse Schwierigkeit der
Ausführung, sondern auch durch die Einwendung, dafs der Nutzen dabei
nicht grofs sein würde. Die Zeit, in welcher die Frage einer Weltmünzo
erörtert werden konnte, war erst gekommen, nachdem die Ausdehnung
des Eisenbahn- und Telegraphennetzes und der Dampfschiffahrten um
die Mitte des 19. Jahrh. die Vorstellung von einem Weltverkehr verall-
gemeinert hatte und durch diese bei Voranstellung der Bedürfnisse des
Grolsverkehrs über jene des Kleinverkehrs ein Umschwung in den An-
sichten von der eigentlichen Aufgabe des Geldes und sohin auch in der
Münzpolitik eingetreten war.
Selbst der grofse oberrheinische Münzbund von 1387, in dem durefT 11 Herren
und 17 Städte nicht weniger als 74 Städte und 17 Münzstätten vertreten waren, er-
streckte sich nur über ein L'mlaufsgebiet, das hinter der Fläche des heutigen König-
reichs Sachsen zunickbleibt. Vgl. die Karte bei Cahn, Rappenmünzbund, S. 33. —
De Witte A., Conyies monetaire international tenu a hruyes en 146V, Br. 1893, auch
behandelt in desselben Verfassers: Histoire monetaire des enmtes de Lourain, dura de
Hrabant, Antwerpen 18%, IM. II, Kap. XIII (W. X. Z. XXVIII, S. 312 Koscher,
. —
System III (3. Aufl. St. 1882), §49. Anm. 2, 8.236. Da* Schreiben von Hege wisch
nebst der Antwort von Büsch findet man in .loh. G. Büschs samtlichen Schriften
über Banken und Münzwesen, Hamburg 1801, S. 707 ff. Büsch war eben Anhänger
des »idealischen Geldes«, das ihm eine im Werte unveränderliche RcchnungsmOnze
nach Art des Hamburger Banktalors war, und er erklärte geradezu: >Das für die grofse
Handlung bestimmte idealische Geld mufs, wenn man es irgend vermeiden kann,
nicht in einer wirklichen Münze dargestellt werden«, a. a. O. Anhang über Bankgeld
usw., § 28, S. 560.

Über Weltmünzen s. die Literatur oben bei § 20. Chevalier, La monnaie,


Brüssel 1850, spricht den Gedanken einer Weltmünzc nur gelegentlich aus. S. 474 em-
pfiehlt er, um den Schwankungen im Wertverhältnis der Edelmetalle zu begegnen, eine
einfache Wälirung und fügt bei l'our les gouvernements, ee devait etre l'occcution de
s'aecorder stur une monnaie d'or dont la eomposition fut absolununt la meme pour tonn,

et qttinc diff'erdt d un Etat ä itn aittre uue par l'effiy'v. In Anm. 1 auf S. 475 ergänzt
er diesen Vorschlag: Dans er Systeme on pourrait prendre pour unite monetaire en or
u n poids d'un nombre rond de yrnnnne*. Ferner Grote, Geldlehre, L. 1865, der §25,
S. 231 den Ausdruck »Grammer« für die so und so viel Gramm Feingold enthaltende
Weltmünzo vorschlägt, Knies, Weltgeld und Weltmünzen, B. 1874; Babelon, A'o/irr
sur la monnaie. Y. 18'.'8, S. 128 ff. v. — Krnst, Das Münzwesen und die Medaillcure
unter der Regierung K. Franz Joseph I. W. 1888. Einen guten Überblick über den
Stand der > Weltmünze« in der Beilage Nr. 91 zur Münchencr Allgemeinen Zeitung
vom 19. April 1892.

Als Vater dieses Gedankens haben wir wohl Michel Chevalier


8.

zu betrachten, der 18f)0 die Forderung aussprach, alle Staaten sollten

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2:>4 Zweiter Teil. Cicld^cschielite.

um den Schwankungen in dem Wertverhältiiis der Edelmetalle die


schädigende Spitze zu benehmen, eine völlig gleiche, nur im Gepräge
verschiedene Goldmünze schlagen lassen, deren Preisverhältnis zum
Silhor nach Art des Kassenkurses jährlich vom Gesetz festzustellen wäre.
Seine Nachfolger, unter welchen sich Grote (1805), Nothomb (1X09),
Augsburg, Mösle u. a. befinden, griffen die von Chevalier neben-
her gemachte Bemerkung, dafs dieses Geldstück ein poi<h' tVun nombrv
rond (hs grammes haben könnte, als besonders wichtig heraus und erklärten,
dafs die Weltmünze das Gramm Feingold als Grundlage haben sollte,
drangen jedoch damit nicht durch, weil die im Kleinverkehr eingebür
gerten Münzgröfsen sich nicht so schnell ändern lassen. Auf anderer
Grundlage schien die lateinische Münzkonvention von 1865 den Ge-
danken der Weltmünze der Verwirklichung nahe gebracht zu haben,
indem nicht nur Griechenland dem Bunde 180S förmlich beitrat, sondern
auch die übrigen Balkanstaaten und Spanien den französischen Münz
fufs annahmen und Österreich wegen des Anschlusses bereits eine vor
läufige Vereinbarung getroffen hatte, welche zur Prägung von Gold
münzen von 8 und 4 Goldgulden (gleich 20 und 10 Franken) Anlal's
gab. Der Zusammenbruch des französischen Kaiserreichs 1870, die
Wahl der Mark als Grundlage für die deutsche Münzrefonn 1873, »ler
Krone für den skandinavischen Münzbund (1X73) und der österreichischen
Krone für das Münzwesen in Österreich-Ungarn (1892) haben den Ge
danken, dafs die Frankenwährung zur Welt Währung werden könnte,
gründlich gestört. Desungeachtet sind die Bestrebungen zur Erweite-
rung des lateinischen Münzbundes von grölst er Bedeutung für den inter-
nationalen Verkehr geworden, indem seither die meisten Handelsstaaten
der Welt das französische Mischungsverhältnis von 0,900 fein ange-
nommen haben, während die übrigen: England, Portugal, Türkei. Chile,
ebenso an 91 2/3 Tausendteilen festhalten. Es gibt also im Welthandels-
verkehr jetzt im wesentlichen nur Goldmünzen von 900 oder 910 Tausend-
-/..

teilen Feingehalt. Diese Übereinstimmung im Korn ermöglicht, Gold-


münzen der verschiedensten Staaten nach ihrem Gewicht ohne jede
rechnerische Schwierigkeit als Goldbarren von bestimmtem Feingehalt
zu behandeln, Sie bietet also, da das Zuwägen statt des Zuzählens der
Münzen bei grofsen Zahlungen ohnehin üblich ist, im Weltverkehr die
wichtigsten Vorteile der Weltmünze und erhält nebenbei dein Klein-
verkehr jene Münzgröfsen, an welche dieser von früher her gewöhnt ist.

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Sachregister.

Uerücksichtigt und nach der Seitenzahl bezeichnet sind sowohl der Text alH dio
Anmerkungen, die durch Beigabe eines Sternchens (*) zur Seitenzahl unterschieden
sind: ferner die Abbildungen, die durch ein vorgesetztes A und darauffolgende Ord-
nungs- (nicht Seiten-) Zahl hervorgehoben werden. Erscheint ein Gegenstand in einem
ganzen Paragraphen behandelt, so wird dieser mit vorgesetztem ^-Zeichen angeführt;
erstreckt er sich in zusammenhangender Darstellung über zwei Seiten, so ist dies durch
>f.«, wenn über mehrere durch ein >lT.c vermerkt. Gesperrt gedruckte Namen sind
Autorennamen; Namen der Herrschergeschlechter wurden nicht immer selbständig
verzeichnet, sondern meist bei den Herrschaftsgebieten berücksichtigt.

A. Abkürzungen Aes rüde, — signatum 125


Aachen 52 der Titel benutzter Ab- Afrika 25
Abbilden von Münzen § 15 handlungen 11*. 12*. Aglei (Aquileja) Patriarchen
Abbildung fi. a): 104, 117, von M ünzmcistcrnuinen 10, 82, —Pfennige 140*.
122. 1-28, 178 61* 241 Johann von
: — 82*.
antiker Gepräge I Abnutzung Agnelsd'or 224
der Münze 41) der Münze 161. 162* 218 f. Agnus Dei 28
der Münzvorgange 77, I£? der Pfennige 174 Ägypten 139
des Gepräges d. Münze 11 1 Abschlüge Albcdo 141, löß
von englischen Münzen IQ von Dukatensteinpein 38 I
Albus Uli?
von Gebäuden auf Münzen von (iuldcnstcmpeln 12 Alchimisteninünzen 36, 36*
41^ 51 von Münzstempeln 2ü Alexandrien, Münzstädte
von Kronon auf Münzen von Talerstempeln 19. 21* 173* Tetradraehinen 3Ji

49, 50*. von Tiroler Ge prägen 4Ü Alkemade I


von Menschen auf Münzen Abschnitt bei «I.Münze 13, 53. AI marco:
411 f. Abschrote 37, 65, Justierung der Schrötlinge
von Notmünzen 7, 21 Abstempelung von Münzen 60, ߣ
von Tieren auf Münzen 4M, 118 Prägung 113^ 174, 182, 222,
4i». 51 Abstufung; d. Münzgattun 232
von Wappen auf Münzen gen 72 1 Prüfung der Pfennige des
49, 51 de.«- Feingehalts 159, 1ÜÜ Mittelalters 6Ü
Abbo, Goldschmied u. Münz- Abwägen der Münzen 41, Prüfung des Feingehaltes
meister 81 146 s. auch Justieren der Münzen 16T, l£2 ff.,
Abendländisches Miinzwe- Abzeichen der Heiligen auf
sen 59, 96, 1DÜ Münzen 1 !>,:>()*; d. Münz Stückelung 174
Abendmahlspfennige 22, 2ü*. berren 49: d.Münzmeistcr Wagung 1Ü1
Abhandhinyen über Geld u. f>8, r>9* Alter: der Münze 52
Münzwesen 6^ 9, Iii? Adam, Münzfälscher 126* lies Se nk ii n gs Verfahrens
Abkürzungen : Adrelsmarkcn !t, 2S, IÜ?
auf Münzen 51 f., 58*. Adressen Verzeichnisse von Alt französische Münzen I
62, 111? Sammlern 92* 107, 1ÜQ Aluminium 36. 3ti*.

jd by Google
Sachregister.

Ambro8oli 4^ 1241 1211 Anordnung Arkel, Familie 49, 201


Ämter der Münze SO des ewigen Pfennigs in Arragonien 221
Anachronismen auf Münzen Braunschweig 231 f. Arten
Iii des Münzbildes, symmetri- dor Ausmünzung IS ff.
Anderson 8. sche 176 der marca argenti 141
Änderung Angelsachsen 34, 100, 157. der Münzen L a. 18 ff.
des Gepräges 40 212* der Prügung 10 f., 12
des Münzfufses 60, 142, Angelsächsische Aufschrift vonSpezialsammlungen 96
1 75, 175*. 184, 190. 2liL der Münze 53 des Geldes s. Geldarten
214, 21"). 218», 218, 22L Angelsächsische Münzen As 158, 196, —
System 191
237, 238* , 240, 241. 2a 1 110*. 111! Äschen, A fachen, Münzge-
Andorra 127, 128, 12hl Münzmeister 821 wicht 158
Andreaskreuz 50, 5ä Pfennige fit»* 1 Athen 46j Drachme 153*
Anfänge Anschauungen des Mittel- Attila 121
der Brakteatonpragung altersüber Münzhoheit Aufbewahrung von Münzen
12 ft\, 141 und Münzrecht 201 103. IT.

der Scheidemünze 105 f. Anschneidon Münze 175 f.


d. Aufgaben
der staatlichen Münze 1 17 Anschnitt der Münze als der Geldgescbichte § II
Internationaler Münzver- Feingehaltsprobe 177* der Münze 6, H
eine 252. f. Anspruch der Münzvertrage 240 f.
Anfertigung v. Münzkopien auf den Münzgewinn oder des Geldes 6, 15, 253
*
121 Münznutzen 193*, 195, des < ieldes als gosotzliches
Angaben 200, 207, 210, 215 Zahlungsmittel 234
bei Fundbesehreibungen auf d. Münzerzeugung 200 Aufschrift der Münze 7^ 36.
m. auf ein bestimmtes Ge- §9, 80,83,801 116, 11L
der Gröfse in Münzbc- präge 200 1S2, A. 33 40
sehreibungen 4D Anspruchswappen 250 irreführende 62 f.,031
der Regierungsjahre 59* Antwerpen tiü tauschende 03 f., 031
der Schwere von Münzen An wciler '212* verderbte 03
IL HÜ Anweisungen münzäbnlichc verwirrte 02 f.
Angaben auf künftige Zahlungen Aufschrott 102
der Zeit auf Münzen 59 22, 3fi Aufsichtsrecht des Stadt-
des Durchmessers der Aqtiila 53 rats bei der Münzprägung
Münzen 118 Aquileja, s. Aglei ->31*
des Einzelgewichts der A q u i ao Thomas , v. 6, 170, Aufstand der römisch. Mün-
Münzen 41, 113, A. 90 201, 238, 241 zer SO
des Feingehaltes d. Mün- j
Arabische Aufzahlmark 05
zen 33, Hü Münznuf schritten 53, 54 Aufzeichnungen:
!

A n ge oera t or
1 , Daniel I ,
Buchstaben auf Münzen 55 über das Münzwesen, amt-
Anglonormannische Münzer Zahlzeichen 59 liche 5
821 Herrscher 32 über das Münzrecht von
Ankauf v. Sammlungen 108, |
A rg e a t i 9
1 Privaten 5
iqüi Argent-le-Koi Konigssilber) Augsburg 217, 229j Schrift-
Anlage einer Münzsammlung 33, 34^, ÜA 163, lüaH steller 254
10S argenlo: da grossi Vene- Augsburger Münze 206
Anlegung der Markte 8Q tiani 143 Pfennige 10, A. 51
Anordnung della holla «Ii Veneria 1 13, Silbernuirk 206»
von Münzsammlungen, 163 Silberpfund 2001
synchronistische 98. f. Argen tum: Augustalis, Münze K. Fried-
der Sammlungen § 12 caudidum 141* richs II. 90, 90*, 138. A. II
1

nach ihrem Inhalt 91 ff. examinntiim atque sig- Auktionslisten 106* f


der Medaillen in Samm- natum 1201 > -Verzeichnisse von
lungen 101 legale 143 Summlungen 94*
einer chinesischen Münz- nigrum 33j 01 : Aurar (<_>r, Unze) Iii
sammlung 104* purissimum 33, 141 ;
Ausbauchung, schüsseiför-
dorStorersehen Medaillon- j
|)iirum et sincerum 141* mige des Schnellings 2S
Sammlung in Buston IM* . spectat um 1 4
i;

Ausbeutemünzen 18, 201

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Sachregister. 2hl

Ausdrücke Australisches Goldgeld 1 U)" Beckersehe Stempel 123 f.,

für den Feingehalt dos Ausübung des Münzrechts j


132
Silbers iu der gemischten durch Städte 222 ff- -sches > Rovers Duplex Re-
Mark 111 Auswurfsmünze 2ü flector Numisma« 104*
für Jetons 25, 2G d A ve n e < i. 185, 187.216*
1 ,
Bcckiua n n 8
heraldische 51 Avers 43, 119, 120*. Befeilen der Münzen 21
Ausfall von Buchstaben auf der Münzränder 126
Münzen 52 f. B. Befugnis zur Errichtung
einer Wechselbank 204*
Ausgabe von Münzen, s.

Prägung
Babolon 4, 16» f., 145, 14£, Beglaubigungsstempel 22
186 BegTiff
A usgabebücher des städti-
Babisci 132 der Münze 17, 125.
schen Haushalts 188
Münzzaine Baden, Gedenkkreuzer 20* der Numismatik l ff., 18.
Aushätnmern <ler
Bagattini Iii 28 55, 101. 133
64, 112 r

Balancier ü5 der Zahlung 233


AuHlandfundc HO, 110*. 112
Balkanstaaten, Münzwesen dos Gehles 13 f., 134
Auslieferung d.Münzwesons
251 Behandlung
an Private 82
Bank von England 175 zu von MOnzfragen, interna-
Ausmünzung, s. Prägung
Peking 131* tionale 252
als Wandergewerbe 7Hj ÜL
ff.

Bankozettol 233 von Münzfunden 41, § 14.


82, 122
auf den Regensburger Bankwährung, Hamburger Behelfe des Sammlers § 13
Schlag 2Dü Beigang 245*
fürReehnungPrivaterSl f. Barren: 64, 155 Beimengungen des Edel-
der königlichen Pfalz -geld 138 ff., 140*. 145, 146 metalls 64
in
84, 202, 214
-gold IM Beinamen der Herrscher GQ
in Frankreich 78 f.
metall IM Beischläge beliebter Münzon
-silber 1J3, 1Ü7^ 170*. 222 169 251. A. 29, 32b, 22
in 21i
palatio 84, 202, f..

nach gemeinsamem Münz- verkehr 21 Beistempcl 43


fufs 212 f., 212
> in Ostasion 141)
Beiwährung 166, HL 244.
nnterwertige 123 -Währung 212 2452
von Reichstnünzen l£8 -Zahlung 133 ff-, liiß Beize H2
Ausnutzung des Münzregals, Bartstenermarke russische , Beizeichen 49,50*, 116, 119*.
finanzielle 166, 168, 210,
[

j
28, 302 um
Basel 246» Bischöfe 68, 73. Belagcrungsrafluzen 19, A. 4
S 23
;

221 f.
in Frankreich 218*. bleierne 21*
Ausprägung, s. auch Prägung Batzen 244, A. 1Ü2 Belehnung eines Bürgers zu
im Abundlande 153 Bauer 9. Volkmerssen mitd. Münze
von Goldgulden nach dem Bange 138 ff. dasei bst 2302
Florentiner Schlag und Bayern 32. 68, 74, IM Belgien 22, 38, 53, 602, 248.
Fufs 242 Bayerische Stainmesherzoge Belhäzy 19Ü
von Goldmünzen 167*. 202 Heinrich der Löwe Bellini 2
1%, 254. 24 Bencdiktspfenning 28, 302
von Goldstücken durch K. Bayerisches Münzwesen 143 : Benehmschere 64, 6Ji
Sigismund 212 f. Douceurdukaten 21* Benennung von Münzein-
von Münzen in. perindisch Gepräge 63, A. 34, 50, 51 heiten 122
wechselndem Schrot 222 f. Geschichtstaler 2U1 Benevent 32, Triens des
Ausrundling der TCcken des Münzstätten ÜÜ Fürsten Grimoald 197.
Schrödings 6_8_ Pfennige IQ A. 22
Aussaigerung 113. s. auch Zehner 121 Bereitung der Münze 2
Saigern Zwanziger 121 BergueM 22, 231
Aufsengeld 15 Bearbeitung v. Münzfunden -regal 223
A ii fsere u ropai sehe Mü n zen Iii f. -silber 22li

3fi Becliler 23^, llfi Ben:- und Miinzprivilegien


Änderungen d. Münzhuheit Becker 1211 f. für Bischof Heinrich von

125 f. Münzen 132 Meilsen und die Vögte


Australischer Goldharren -sehe Fälschungen 130», von Plauen, Heinrich d A.
A. 77. h2 und Heinrich d. .1. 167°
ilnl
Luüehin, N iniiiMnntik. 11

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Sachregister.

Bcrgmannsches System zur Bestimmung Blarsgold 32, 33^ 61


|

Anordnung von Münz- ;


des Feingehalts «ler Münze -münzen 32 f-

Sammlungen UM 113. 117, 151*. 151)», 16Ü ! Itlfttter f ür M ü nz verkau f 107»

Bericht des Münzfufses 5, 56, 1 Blech 41^ münzen 38^ 41* f.


der Genoraluni nzwardeiue 162, 178,182,183, 198,217 der Bischöfe von Augs-
von 1737 215*. des Münzgepräges 230 burg und Worms II
des Rcichsmünznicisters des spezifischen Gewichts zweiseitige, bayerische 74*
Weinsberg an die Stadt der Münzen 131 Blechschere 37, 64, 176
Frankfurt ;2_L Marz 142*5) eines Gegenstandes zum Blei 34, 35 f., 163, -münzen
242. 242» gesetzlichen Zahlungs- 35, 36*.
des Wardeins Wolf Veyt- mittel 231 f. Blindgeld 65
lein vom Jahre 141*6 164* |
unbekannter Gepräge 3 Blockschrift 55
Ober Münzproben 182* von Schrot und Korn der |
Bode 113
Berlin 70, 231 Münze 230 BogiiBcents 23*
Berner .Münzrecht 212* Bestimmungen über Münz- Böhmen 136^ 166, 175», 210».
Pfennige 140, A liü funde, gesetzliche 109» 219. 223
Berry ,.Johann Hz. v. — Betpfennig 28, 3Ü». Herzoge: Boleslaus II. 53
Medaillcnsammler 1*2 Beurteilung von Münzfun- > HI. 53
Beschauzeichen 28 den Hill ff Suatopluk.A 113
Beschaffenheit Beutel (ield, türkische Rcch- Könige: :i. a.l 1 74». 200
der Münze, äufserc 31 ff. !
nungsmünze 151 Wenzel IV. 56, 168».
der Münzfunde lü9f., 1_LL
1

Betto, Münzmeister 82 Wratislaus 218»


IUI Bey schlag 211 Premysliden 201)
Beschickung des Edelmetalls
!

Bezeichnung Böhmische Groschen 52, 1<>9,


der Figur auf Münzen 11 1> 170». 174, 210
des Tiegels 65 derGrüfse der Münzen 118 .
Boiss Bovss) 1
Beschneiden derMünzrftnder der Münze, 3 Bologna: Pfennige 140».
126 der Münze absonder-
, 230»
Beschränkungen der Münz- liche 61 B o n i t a s extrinseca 180
hoheit lÜßf. der Münzstätte durch intrinseca ISO IT., 215, 241
Beschreibung der Münze 3, Münzbuehstaben 60 Bonke 38, 31*1
31, 40, 42, 51, 104, S 15, der Richtungen auf der ,
Bor n e in a n n 68*.
181 Münzflache llü Brnbant 12*.
Beschreibzettel 105* des Barrengeldes in Fr- |
er File 150. •

Bestallungen : künden 140 er Mtmzverhaltnisse 183


der Müuzbenmtcn 246 des Feingehaltes der Mün- Brabantische Goldstücke 172
|

des freien Münzergesindes zen 118, Iii Brabantiseher Patard 4-t»


216 des Gewichtes der Mün- j
Brakteaten li.u.) 10, 10f 44,
,

Bestandteile der Aulschrift zen 118 75, 76, 77, 173, 177*
der Münze 52 ff. des in Zahlung gegebenen als Knopfülierzüge, Obla-
Bestätigung Silbers inFrkunden LUIT, ten, Teufelswerk erklärt
j

der Kochte der Stadt Bern Bibliographien 11», 1A1 12


durch Kaiser Friedrich II. Biel Bvel), Gabriel 6, 170. Blütezeit derselben 15
(1218) 211 ill hü Münzgerate zur Erzeugung
des Münzrechtes von Pia- Bild der Münze, Münz- s. 16 f a 63,

cenza 21 1, von Lucca 211 bild, Münzbeschreibung des Jrafen Siegfried von
»

Bestiniuiung Bilder der Heiligen auf Blankenburg A. 26


der Herkunft der Münze Münzen 4!>, 501 Hü Braunschwciücr A. 100.
55, Uli verzerrte, A. 52^ 53 Uli
der Münzen (i. a ) 47, 58, Billin, Billon 33^35 aus Meifwen II
104, £ 15 Münzen 'dl der Äbtissin Beatrix von
der Münzen nach der Bimetallisnius, s Doppel- Quedlinburg 12
Mache derselben 116 währung der Bischöfe von Halber-
des absoluten Gewichts Binnenycld 15 stadt 12
der Münzen 1'H Bir. herod 8, 10 ler Mainzer Erzbischöfe 12
des Alters der Münze 55^ Bland, et 4^ 102, 1^3 der Thüringer Landgrafen
llii Blankenburg Brakteat, A 26 72, A. Iii

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Sachregister.

Braktcaten Hruck in ii nn 9. Chevalier, M. 253*, 251


den Erzbischofs Konrad Hrunümii! 110*. Chile 36*^ 151, 151*. 2M
von Magdeburg 72, A. 5J. Brustbild auf Münzen 49. 50* China 34, 35, IUI
des Jnk/.a von Köpenick Buchschrift 55, 52 Chinesen 3S, Iii
51 209, ->10». A. i!2 Buchstaben auf Münzen 52, Silberunzen 145
mit teilserhabenem, teils M ff 57, 60, 131
,
Geldwesen 145
vortief teui Gepräge 74*. verkehrte 20*. Papiergeld 132
A. 5ü verschränkte 52 Scheidemünzen 38
mit hebräischer l'mschrift -förmige Zierat A. 46. .Silberkuchen 145
54, A ÜÜ Buchstaben Formen 55 ff.:
Christliche Herrscher 58
mit Teilungsstrich A. Ql ungewohnte £2 Civitas 80
*
<l Münzmeisters Erdmann Verbindungen 57, 62 Congreve<lruck 121
Velmar A. 69 Verschritnkungcn 02 »Conterfetterc (Medailleur)
unechte, aus Seeländers Bullae us, Bude 2 25
Fabrik 122 Budolius, R. 7, 35, 245 Corpus nuniornm 99*. 100,
viereckige 38*^. A. 4S Bulle, goldene BJ^ 21Ü Italiae 103*
!

zerschnittene lfifi [
Bu 1 o n 3Ji
1 i
Correnio 47
Brakteatenfunde 177* !
Bund der Münzstatten im Couron , Kechnungsmünze)
Brakteatenfnnd zu Horn 10* 1 Bodenseegebiet (1 240) 251 154

Brakteatenprägung 22 ff. |
Bürge n s i s fortis Iii , Covarruvias de Leiva 2
Bnikteatensteinpel 76*. Ifif. i Burgfriedsberainungen oder Cromwelltaler 20*.
Brand ML läü -bereitungen 27, Münzen Croor (indische Hechnungs-
-silher LU* 22 münze) 154
Brandenburg 221. 223, 221 Burgund 236 198, Cuivre blanchi 39*
Brandenburger Gepräge 173, Burgunderkönige IS C u n out 1S3
i

1111 Burgundische Lande 22 Cnrmissus, Münzmeister 12


Brandenburgische Pfennige Münzstätten 58 Cursus monetae major der
10. !
Bursarienzeichen 22, 23* Wiener Pfennige Hill
Brasilien, Goldbarren LiÜ: Büsch 155, 253, 252*.
Cypern 32
Brassage 21fi Busse 216 Cyrillica (Schrift) 55, 52
Braunschweig 74, 17;">*, 223 Bvzanz 32, 39, 55, 56, 100.
LosermUnzen 32 Kaiser 32, 83, 138, ltni; 1>.
Losertaler der 1 [erzogt» Kupfermünzen 59*. 173*:
Julius und Heinrich Dänemark 35, 48, 76, 153*.
Münzen überhaupt 53.
Julius 12
Münze 53
Aufschrift der
100; Typus 45 Byzantius,
marcao usualis argenti
;

Münzen 52
i loldstück 32, A. 2Ü
purae 142*, Münzmeister Balberg, Johann v., 6
Breuer 128*. Dannenberg 48, 120*, 1 7.'i*
( .

Stadt Löwenpfeuu.ige23jL
:
Kaisernlünzen 12
A B1Q Cabiuot d'ignorance 102, 132 Dareikos 126
ewiger Pfennig 231, A. lül Cadurci 51*. Darstellungen, bildliche
C a Ii n 175*. 210*. auf Münzen 42, 45, 12 ff.
Breitmünzen 74, A. 51. 55,
Cambium 204* über das Münzwesen 5
51
Cambrai, B. Beter 62 Datierung nach der minderen
Bremen 1511*. f., 2411*.

Cannnc 81 Zahl 52
Brenner, K. S
Cappe 112*. Denare 213*
Breslau 93, 126*.
Kamt in der Lex Salica er-
Breuer, Job. G Münzmeister
,
Caratti 160, s.

Carlin d'or 62 wähnte 156


Breverl 2*, 30^ A. 13 Carli Rubbi 2 Denan 155, 160, 163, IM
Britanniametall 35 Cattaro 66, A. 12 Denarii 213, 214*. 221, 223
Brokeuioney 166, tili* I Centime 12S, 253, centimos 223*. 236, 239*

Bronze 31, 70*. 76, 22 182. A. 9ii an tili ui 23S*


Bronzemünzen 1Ü2 Chaise d'or 221 palatini 236
Chülons sur Sanne, Münz- veteres (U), 238*
falsche römische 124*
Brotsatzungen städtische
, statte 8_i, 81*. Deniers 1611 164, 224 , 225
187, 1S2*. Charte, la gründe «1« Bour- touruois 225
Brückengeldmnrken 2S ues i Münzerrecht; HS Denga von Pskow A. 32
n*

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260 Sachregister.

Penkniale, münzähnliche 4 1 »icke : Durchschlag iü


Denkmünze 3 f , 10, 17, 1H, ; der münzidinlichen Ge- !

Durchschla^Heisen 172
20», 24, 25, 30^, A 1 präge Ii Durchschnittsgewicht der
DenkpfenniK 25 der Münze 20, 40, ITH? Münzen 41_, 113^ 114.
Deutsche Aufschrift auf des Schrödings 39^ 116 114' , 161. 162*
Münzen 53, 54T, A. ü5 Dicken pennincs 2ü I
Durehschnittsprobe 163
j

Prakteaten 8,
—1 113 Dickmünzen 20, 40, 42*. 6J.
Dichtmünzen 17:i IMdrachmcn Sehrotlinire 66*
Form der Oberlnijrnns den Ditferents 58. 59», 226*
Münzbetriebes am ein« Dinar 36 EhebcrK 12^ 2lll». 203. 203».

Mehrzahl von Personen, Dinkclshühl 222. 204, 20f>», 207, 218. 219
HauKtfenoKHcn 86 Distributionen in plumbo 22 Khrpfenni<re 25, 30*
< iepräfre deK IL.lnhrh. 4Ü*. Dobia de la Vanda 39^ 411*. Eignung' der Metalle zu
Goldmünzen 161 *
Dobia, narhcouiünzte A. 29 Gehl/wecken 3L Iii
Kaisennünzen 90* Doli im. Einengung des Münzerneue
M ünzforschertane 108,10«* Dollar (ioloide lf»9* runpsrechts 229
Münz^attunneii I 10-Dollarstüeke der Königin Einführung der P.rakteaten
Münzstätten 162*. 210». Liliuokalani 'Hawaii} L2Ü 72 f.

219 Domulfus, Münzmeister 81 des Dezimalsystems im


Privatmedaiile 20* Donna Seni 3ü •
französ. Münzwesen UtO
Kcchnuniismünzen 155* Doppelkreuz 50, A 23 Einhebung d. Sehlapschalzest
Schrift öl Dnppflkrcuzclien 58 als Verkehrssteuer 221
Deutscher Münzbund (1857) Doppelschlajz 44, 44», 70 Echternach 205, '»na*
I

Doppelwährung Uli ff., 152» E c k h e 10, i!Ü 1

Deutsches 2 Markstück IM Doppelte Umschrift A. 33 1


Ecu d or 156*
Deutsches Reich 2*'), 27, 28, Dorestat, Duerstadt (heute Edelmetall 3_b, 35, 4J_. 64, 65,
37, 4JL fti^ 08, 50, 61, 02, Wyk bei Duerstcde; «3», 6<2, 139, 140, 144, 149.
TOj
133,
7f»a ^ HL
13.'». i:^«>,
llÜi
142, 151",
USL
j

198
Double moutoii 173»
150, 155,
169, 18L 190, 212. 213,
156, 159, 16t>.

153», 157, 158. 151)*, 160. Drachmen 218; 215, 216. 216*. 225. 226.
i<;:], i6<», ir,4, ir.8, 169, von Chios 51 235. 236, 247*. s. auch
170, 182», 18.1, 194, 198, Drittelslücke, uuTovinjjiscbe (iold, Silber
20C», 217, 223, 221, 225, Triens 61 legiertes 236
229, 230, 233, 23^ 239. Du Ca 11 je 217* unireinünztes 3H, 238
210. 241, 242, 243, 244, Dueato im |
Edehnetallbarren IAL
251. 253 Din ato di Dane«) 1 56»
in Drahtforui 145
Kaiser: Friedrich 11. 138. Dukaten 3J, 41L 175 1> Edelmetallpratunp für Rech-
A. iL 12. vierfache bis zehnfache IÜ nnn^ von Privaten, freit?
Heinrich IV, 12 zwanzi'jfache Iii 1SQ*.
V. 12 hundertfache 39. Edelmetall Vorrat in Europa
Karl IV. 9J. venezianische A. 28. 21Ii
Maximilian L 12. Nürnberg A 21 Edelrost 102, 128, 129*. IUI
Ott. .neu 90, 198, Dukntcnkahinett 9. Edictum Pistense von Pitres,
199. 217. 237, Dukatenwa^en 175 Pistcs s± 85, 214. 214-.
A. Iü Duo. Iczimalpl'eun'me 154* 23Ü
Staufer 87, 25J. Diiodczimalsvstcm 153, 153*. Eyer üü
I leutschlaml , s. Dculsches 1M1 l'.iiilals/.eichen 28.
Ueich Dupre, Gniihitime, französi- Einlösung des Silbers 8ü
Dezimalpfennii:»' 1
.'14* scher Medailleur f. U -spreis von Münzen 226
Dcz.iinalsvste.in 1 ")"» ,
153*. I»urchloclicrn der Münze Hinnahmen aus der Münze,
Hill 175. J_l^_ s. Münzte winn
1 m'hlrnünzen LLt 45, JjL Iii I hirchmesser Einordtiuiip der Münzen
mit teils erhabenem, teils der uniiizahnüeheri Ge 101, 115
vertieftem Gepräge 74 c pm-e 11 Einrielittnijr
Dicht pfenui^e 177" der Medaillen 40, 4_L 12 der Miinzkasten 103 f.
Im. ke der M uze :;9 »>'.». '.*7
11 17.".
1'..
T
des Münzbetriebes ^ 11, im
.ler Mcdsullen 4J der 1'lentiiL'«' 12 s]»aleren .Mittelalter S5 ff.

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Sachregister. 2ül

Einrichtung von Laden- England 21^ 3j^ 36, 50, 153». Errichtung der kaiserl. M ünz-
Sammlungen 1Ü3 f. 15L 160, JGi 160*. 222». statte in Aachen durch
\onSchausammlungenl04 Friedrich L '1166) 212».
Einrichtungen münzpoliti-
,
Könige : 217 2201
sche, im Mittelalter U3 ff. Edward L 111*, 12S Ersatz der Siglen bei Münz-
zur Erleichterung «lfr An- > II. III* beschreibungen durch ein
lage von Sammlungen 105 Johann ohne l,and 138 einfaches Hild 118. 118 f.»
Einschlagen von Punzen fiüf. Englische Kolonien 21 Ersatzmittel des Geldes 2,
Einschnitt der Münze Uäf. Krone 222* münzahn liehe 4.

Einschränkung des Satzes: Münzen 10, *8 ErHcheinung der Miinze,


»Der Heller gilt nur dort, Souvereigns 127» aufsere (i. a. 2, 39. 66,
wo er geschlafen ist < 239 Sierlinge 47, 169, 210 67, 116, 123, P2L 2Üü
Einstempelprag ung = Brak- Pfund Sterling lää Ertrag der Münze, s. Miinz-
te atenpriigung Entwertung der Rargeld- gewinn
Einteilung bestande als Folge <ler Ertrag der periodischen
dertiewichtsinark 1 10. 155, Münzverrufungen 221, Münzverrufungen 219. f.,

157, Ulli 222. 224 220 f.»

<lerMedaillen ÜÜ Entwicklung der Hausgenos- Erwerb des Goldpragerechts


der Münzgesehichte 2 f. sen tsfi f. durch Frankfurt a. M 240,
der Münzkunde 2 f. des Geldwesens 133 Lübeck 231^ 24Ü
der Sammlungen nach des Münzwesens 133. von Münzen zur Anlage
ihrem Inhalt Ütif. Ephraim 125 einer Sammlung 108 IT.
dos Münzwertes IfiQ f Ephraimiten 125, 125». III Erze Ü4
des Wertinafsstnbcs 195 Erdichtungen von Falsch- Erze u g n sse bra k t ea t e n fo r
i ,

der Münzvertnlge 247 ff. münzern 12h* mige I5_


Einzelfunde Ulli Erfurt 72, 221 Erzeugung der Buchstaben
-gewicht von Münzen 41j Erfurter Münzrecht 146, 115 und Münzbilder im Münz-
65, 113, 114*. 162. Ifi2» Erhaltungszustand d. Münze stempel 6il

•justierung der Sehrotlinge III der Münze, h. Herstellung


65, 161. lf,>» Erhaltuniisgriide der Münze der Miinze
-wagung der Münzen liil Eschen, .Münzgewicht S
U£l 1

Einziehung der Münze II Erhebung der villa Auweiler Essai (Münzprobe) 20, 211
Eisen 35, 70^ II zur Reichsstadt (1219 211 Efslinger Weichsmünzord-
Prägestempel) 70, 72*. 7G, Erkennen der Münze Iii nung (1524) 168, 2JJ1
kurze 221 Erkennungsmerkmale ,
ge- Estalen, etalon 20, 21^ s.

Eisengeld: 35, Ml heime 158 Suhl


geschmiedetes 35 Erkennungszeichen d.'M ünz- Europa 34, 56, 60, 8(K. Vi>\
-graber 6^ 6j^7jL, 7j^88, LIÜ statten 60, ?*»» 145. 153, 215
•gufs 31J zur Empfangnahme einer Europaische Münzen 9Ji
h fiter St», Leistung 177» Exagium 20, 211
•Schneider — Eisengraher Ermittehmg der Kaufkraft Exactor auri argenti et
-Schneider Erzhischof.Adal- des Ueldes lü3.ff. aeris IS
berts von Mainz 7J.
II. auf breiter Grundluge Üü Eyrir (Unze; 151
-stücke, rolie 35 der Münzgrofse 104
Elektron 32, 146, des Alters von Miinz- F.
Elcctrum = Elektronmün- sehützen 112
zen 33* des Kurswertes der Münze Fabrik der Münze (la fabri-

Eligius, hl. (Münzmeister 1Ü2 f., Mi «pie'j liil

8_L 82, 83, 21JL 21Ü des Mctallwcrts der Münze Fnchausdrücke in «ler Münz-
Elle 135, I3ji 1M1 f., 1*5 beschreibung 1 1 9, 21 1

Elsasser Gepräge üfci <les Münzgewichtes 113* -Zeitschriften, numismati-

Elze 113. des .Vennwertes der Münze sche 11


Embleme auf mittelalter- 181. IM Fatmza 36, 138
lichenMünzen 4ü desTauschwertes d. Münze Kalkenstcin, Rrakteaten 61
auf Münzen ül IM ff. Falscherindustrie 1 30
Serrure 4V, IL, 99, Erprobung der Münzstempel Falschmünzer 81, 102, 122 f ,

100, mi 2L! 12ii

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2Ü2 Sachregister.

Falschmünzer Fellgeld Franken reich


-crze unnisse IUI t in Skandinavien 137* Theodebert I 56, 1%, 197,
,

-werkstatte in Ägypten, Ferto 140 198. A. 67, h. auch Ka


antike 127*. zu Genf 1221 Festsetzung den Schlag- rolinger, Merowinger
Falschmünzerei, Falschmün- Hrhut7.es 207 Frankfurt a. M. 211
mhik Mx f., 124*. Feststellung des Prägestem- Frankfurter Juden pfennige
126, 126* f.. 2J4 pels 2Ü 1211
Fälschungen Luigi Cigois der Wahrung lfili Münze 242
130*. 132» des ( »ewicht HHyHtem« 156 |
Frankische Goldmünzen 79,
Famars (Münzstätte) 821 Fiesehi 42 21a
Farbe der Münze 6Ji Figuren auf Münzen 42, 113 i
Frankiseher Münzvertrag
de« Metalls Uli linkscitige Iii» (1441) 21Ü
Fehlergrenzen beim Fein- rechtseitige 119 Frankreich 20, 21, 22, 2Ü,
gelullt derMünzen 161,163 wappenahnlicho ßü 26, 27, 32, 33, 34, 36, 43,
beim Gewicht der Münzen auf Punzen <i9_ 60, 79*, 86. 88, Iii
IM F i n a ner 2 149. 153, 154», 157. 160,
Fehlerquellen bei Gewichts- Finnland 13JI 164. 170. 178*. 180*. 182* .

und Feingehalt ubestini- Firdung 140 198. 199, 216». 219, 228.
inunuen 182, 182» !
Flachrelief 44, -schnitt 73, 7ü 23Ü». 248. 253
Fehlschlage 11 ! Flandern läS Könige 53, 217, 221
Feilstriche auf «lein Münz- Florenz 24, 16Q Johann II. der Gute 62 f.,
rand 11 Goldgulden 47, 170. 183. 138
Feinbrennon des Silbers 85 240 Karl V. 125*.
einer Mark Melallgeiniseh Guldengepnige 125* Ludwin IX. 138, 139». 198

[

151» Münzer 8ii Napoleon 1 15Ji f.» III.

Feingehalt der Münzen 20, j


Münzfufs 21Ü A. lü
33,64., 79, 145, 1J9, 151, Münzmeister 8_ü*. Franzosen 5_ü
156, 15(3' , 159», 163. 1C4». '
Florez S Französische Aufschrift auf
165, 16». 172», 1%, 213. Florin ±21 Münzen ä3_
218», 221, 226, 2Ü1 Florin, St., Kloster zu Kob- Harone 5ü
der Silbermark 141 lenz 8Ji*. Gepriige 240, A. 4_L 21
der Silberinüiizen ilÜ Focagiuni 228, 22Ü f.* Goldmünzen 151, 224. 225
des Silbern 142, 159, 160 Folgen des ewigen Pfennigs :

Münzbezeichnungen £1
von Gold 159, 160 232 f. Münzeinheit 24h
Feingehaltshestätigung 12 Form der Münze 21, 31, 3J_ff., i Münzer 20, Odl
FeingehaltsbeHtirnmungcn 42. 195, ungewöhnliche Münzkonvention 1 92*
auf Münzen 182 Üü Münzsammlungen 96»
Feingehalts! lezeichnung des Schrödings 2DU Münzstatten &Ü
öjoiZoi — purum 60 Formen der Übertragung des 8iibcrmünzen 224, 225
Feingehnltsptobe 172. 176. Münzbetriebes an eine Tnrnosen 47, 224, 2JO
182, 220*. 221» Mehrzahl von Personen Vorbilder 240
Feingewicht 123, 1*0. f., 190, 86 f. Französischer Münzfufs t>54
195, 206, 220, 224, 225, Formeln zur Berechnung des Französisches Gewicht 1 R8
23.?, 243, 244 zweekmülsigMten Durch- Freiberg 175»
Feingold 32, 82, 151. 155, messers 4Ü Freiburg, Kanton 21
"
237. 253», 254 Forzetta, Münzsammler 9Ü Freigabe der Prägung lf>l»
Feinmetall 156, 163,214. 23j Fosdinovo A. 1»2 Friaul 32
Feinsilber 84, 102, 135, 137, !
Franc a cheval ü2 Fried bcrg.Kipperzwolfer A76
141. 141», 143, 143», 151, Frank, Frankenwahrung 148, Friedensburg 162
153», 155, 163, 166, 181. 153, 153». 154», 254. von Friedenskreuzer l>s
188. IUP, l'.ll», 220. 220». Cattaro. Not münze liü Friedla n der, J., 120^, 1Q2*
221. 22Ü Franken 1ÜQ Fries (AVollzeug als Gehl I3_ä
i

Feld der Münze Münzl'cld Statnmesherzoge 202* eilen 135, 13J


43, 50—52 Kranki-nrci. h >^2, 93»^ 15Ji Friesach, Pfennige 1 12. 247.
Feldmünzen lü östliches 2Q2 248
Münzen 137
Felle als westliches 198, 199, 2li2 Friesack Gcmoinschafts-
,

Fe II -cid 137 Könige <d_, 81, 197, 2111 münzc 249*

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Sachregister. 203

Friese, Tileiimnn 7, 92, 160 Geldeigenschaft eines Ge- Gepräge


Frieden, Münzwcson der - genstandes 17, 24, 25, der neuen Zeit 96, Hl, 112
135, IM 134, 165, 195, 2jfi der neueren Zeit 60, 93».
Friesland 32, 123*. Geldeinheiten IHt 99, 100, LH
Fuchsmagen, Dr. J. 91* Geldfund 11Ü der neuesten Zeit 96, 22
Fulger 86* Geldgeschichte 101, 13311. der Neuguinea Kompa- -

Fnndbeschreibungen LU> Geldhandel IM gnie


Geldhändler 145, 152 der oberitalienisch. Münz-
Gcldkunde 133 herren 48»
Geltlmarken 21 f., 23». 28, 3ü iles Altertums 9Ji
St Gallen, Schweiz 73, A ifi Geklrollen 3£ des frühen Mittelalters in
Gallien 8Q GeldstnlTe 15, 31 den germanischen Rei-
Galmei 3j> Geldstücke, grüfste cler Welt chen 45
Ganle de com* 8Ji des Kasinger Münzfundes
Gebäudeformen auf Münzen Geldsurrogate 4, 18, 21, 22, 7Ä
all 24, 22 des Münzstempels 72.
Gebilde, uninzähnliche 2, 3, Geldsystem 152, 164, 164» des Rakwitzer Münzfun-
18, 28, Ü5 Geld Verhältnisse im oberen des 73, A. 45, 46, 23
22
<les Mittelalters Kheiutal 242 des Steckborner Münz-
der neueren Zeit 93». in der Schweiz 242 fundes 68,
Gedächtnisinünzcn Denk- = in Schwal>en 252 erstarrtes 48
münzen Geldwechsel öl Kuropas, abendländisches
•pfennige 2S 92
Geldwesen auf den Inseln
Gedenkgroschen 2?)* des Stillen Ozeans 17* falsches 115
Gedenkkreuzer 22». im Elsafs 2J9 gemeinsames 248 f.
Gedenkpfennige 21 Geldzeichen aus Glas 3Ü karolingisch.es 51
Gedenktaler Hill aus Porzellan kleinste A. 21
3_£
Gegenstand «1er Geldge- medaillenartiges 21
1

Geldzweck 24, 28, 3_L 123


schichte t; 1 Geldersche Rechenkammer müuzähnliehcs 4, 41, 101

der Münzgeschichte 2 f. nachgebildetes antikes 129


der Münzkunde § 1 i Gel.ttDU, IM. nachgebildetes mittelalter-
des Buches 3 f.
i
Gomeinsehaftsinünzen 24Hf., liches 122
des gesetzlichen Zahlungs- 249'. 250, 251*. A. 104
nicht probelialtiges 175
mittels 125 bis lül scbriftloses 42
des Wertmafsstabes 195 fnigliche 250 f., 252?.
spätkarolingisches , von
G cge n stände m ü nzah n
, ch 1 i
Genealogie 46 Chateau Chinon 42
i

5,
36 spatmittelaltcrliches 100
Genf 153
stummes
j

( iegcnstcmpel A. 22, 25 i
(ieufer Prägungen von 1794 42, 116
Geld (i. u. 2, 20». tj 4 36. 1 :'»:!* unbekanntes 3
T

Warenmessen 155 unechtes von Hanau 130»


81, 87, 10:>, 109, 111, 112,
Genua, Gepräge 208 unvollständiges 62
134, 134», 14f>, 195, 204,
233, 239. 240», 242 Georgstaler, gegossener 131 Verschiedenheiten 1 14
als allgemeines Tausch- vertragsmäßiges 248
Gepräge 6, 9, 20^ 25, 31,
mittcl 234
verwischtes 103*
«iL 10, § 7, 45, 46, 4L
als gesetzliches Zahlungs-
•iiL

48, 49, 54, 55, 61, 74,


verzerrtes U
mittel 234. 231», 247*
wechselndes 61
74», 79, 81, 90, 96, 97,
als Wertauf hewahrungs- zweisprachiges 51
99». 104. 114. 171, 172.
mittel 23.4 173, 196, 213, 251
Gerichtsverhandlungen 81
als Wcrtmafsstab 234 abendländisches 55. Germanen 131]

als Werttrager 231 abgewürdigtes 236 Geschäftsbuch der Regens-


idealisches 155, 156*, 253» altes 143 burger Kaufleute Rutin-
:

Siam ger 177


'

in 38. aus der Kipperzeit 124


unterwichtiges 222 ans der Regierung eines Gesehenkinünzen 19_, 21*,
verrufenes 1 75 Münzherrn üfi 31 f.
vollwichtiges 214 aus der Zeit der französi- Geschichte
Geldarten 2, 216», 221 schen Revolution 9.6 der Getreidepreise D7
die nicht Münze sind $ 18. der Memwinger 32 der Metalle 131

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204 Sachregister.

Geschichte :
!
Gierser ÖS Gold :

der Münzzaino II j
Gigliato, A. 40 -stücke, erdichtete, alt-

der Münzhoheit hei <len i


Gittelde 53, 6J serbische 128*
Karolingern 1 08 f. bei . » ilasmalereien mit Abbildun- -stücke, probehaltige 230
«len Merowingern 198 gen von Münzern Ii -stücke,von «len Mormo-
«ler Münzhoheit im Alter- <! lockengut 34. nen ausgegebene 23*
tum 197, in heutschland Gna«Ienmittcl, Münzen als — :
tropfen 3fi
!1!3I, in Krankreich IM 28, -pfenni»e 25, 30*. -Währung IIS, 150, 150». läl
«ler Preise 181*. 185. 186, Göhl 32 f., 35, 42, 06, 67, G ol«last v. Hai mensf e ld,
188. ISO. 82, 10G. 130. 148, 149, Melchior G^ I
«lerWerte 180* 150, 151», 152»,. 154, 155, :
Görlitz; Pfennige 5ji f.

des Goldguldcns als Lan- 158, 100, 107^ 172, 180,


;

G«"»rz: Gepräge >>0


desmü nze 211, in Dcutsch- 1S5. 190, 106, 212, 213. Goslar 220. ( ?e; .rUge 72, A.62
lan.l 2iüf. 224. 225, 22G, 230», 235», Gotenkönige 7_ä, gotische
des Tiu-dohns lfil 240, 213 Schrift 51
Geschichtstaler 18, 20» legiertes 32 Grabstichel 45, G0, 12s, 122
Gesellschaften numismati- ,
(ioldbarren 00 f., 82, 251 »Grammer < , Münzbezeieh-
sche 108, 108*. 110, 120 nunu) 253*
J

j
Goldbrakteaten von Athen
zu Berlin 108' 74» Grün Gewicht 33, 1 00
Gesetze Ober «las .Münzwesen Goldbullen 15 Gruin ((iewicht) 1 58, 100
IM «ehl Hü Grands blaues 220 s ä 1 etoile
Gestalt der Münze 6, -gewicht 157»
Grani 100
:
2, §
12G. 171, 172 gülden 32 1G7, 1G9. 183,
Grazor Münzstatte 158. 21Ü
i f..

«lerPrägestempel 70 Pfennige 241»


185. 201, 241», 254, A. SO ,

der Punzen üä (ireshamsches Gesetz 21 5,


•kabinett 111
des Schrödings 36, Hü 2 IG»
-kröne 18ü
münzförmige 2ü legierung 33,
Griechenland 24 S 254
Uli
Getrankcstcuer 22S, 216 Griechische Aufschrift der
-mark l*iQ
Getreidepreis 187* -medaillen
Münze 53, äG
0_2
als Mafsstab für die Kauf- münzchen für Anerken-
Buchstaben auf Münzen
kraft des Geldes 185, 191 nungszinse 14G, 140»
55, 5J»

Geusen 48, PJjV; A 211 •münzen 32, 33,


Münzen 74^ 92, 100, 1U5,
39, 62,
Gewan«hn:irk 130 140
GG», 12G, 140, .lös, 1G0,
Gewicht, absolutes 50 1 IGT, 100, 2m, 213, 236,
Grimoald, Fürst von Ben«.*
der Mark 1:'>7 240. 241. 243. 251 vent 107, A. 22
der Medaillen 11 -münzen, antike 1G2 Griwna, russische Münze in
«ler münzahnlichcii (ie- -münzen, unechte, der alt- Silber, in kuny Pelz
pragc 11 serbischen Herrscher geld) 131
der Münze 31, $ 0, 73, Urosih, Milutin, Lazar G ni n ir, .1. 8.
n"t

II«),

IGT).
117. 131, 1

173», 174, 181 225»,


15, 156»,

i
m
in Barrcnforin 3S
Gnischel 245»
G roschen 100, 153, 102, 166,
23«; |
münzung des romischen A. 22, 33
der Silhermark 140, Hl Kaiserreichs 32. tiroschimgrofse 1 18
verjüngtes 150 -pnigung 32, S3^ 1G7, 1G9. Groschenkabinett 0, ÜB
Gewichtseinheit 157, 164, 176 19G, 211Ü Groschenpragung 1GG, 1 72,
Gcwiehtscinleilnngen 140 prairung in den germani- 200
Gewichtsmark Silber 1 10 schen Beichen derGoten, (.iriifse der Münze 2, 3l_, £ iL
Gewichtspfun«! 113» , 140, Burgurnier u. r ranken 32 97, 117, 172, 173», 181,243
-probe 160 der Münzeinheit 172
Gew iebtsprobe 172 sammluiiL'cii 90 «ler Münzgattungen 121
GewirliiMKyjjieiii 161 Schillinge 213*. 235 des Schrödings 11^ 2üG_
Gewinn «,ler.\ u*niün/,ung 230, schmied 75, TG, S2, 1 40, des Wertmal'sstabes 195
s. Münzgcwinn Uli Grofsgold 12G
Gewinnung «ler Scbrotlirnje •hkudo 151 Grolsgold pnigung 100
Üi t . -soüdns 32 Grofsniunn, Tb. 122
'

fi i c r k u ST
1
1
stucke des FrunkcnkttnigK Grosso 151. 1 55
GielVeu d«-r Münzzaine üä Tbeodebert 50, S3 Grofsilber 100.

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Sachregister.

< irofsilberpragung 196 Halblinke 61, 111, 153, 166. Hausgenossen zu Worms 87,
Grossus 61 166*. A 52 87*. 209*. 223*.
fortis 181 Halfpennies, kupferne 21 Hawaii. 5-Centstücke 128
l'rageiisis 181 Halke TJi Hebrilische Aufschrift auf
Grote, Hermann 10, KV*, Haller 8, 211 Münzen 54, 156
40, 46, 59^, 62^ 08, 99, Hamburg 229 Hebriiische Buchstaben auf
ot*. im10L 117». 110*. Hamburger Hank 155 Münzen 54, 55
KjO, IW, 159*. Hamburger Hanktaler 155, Hebräische Umschrift auf
18», 200*. 202*. 253*. 251 156*. 253*. Münzen 146, A. 38
Grünau, Konrad v. , Chro- Hamburger Bankwahrung Heck, l'h, 2141
nist Iii 155. 155*. Heckmünzo 179^ 214^ 251*
Grundblätter , CJrundzettel (ioldgulden A. 82 Pfennig 12
Ulf., IIa Hammel pragung ID. f. Heckmünzer 250
Gritsch 154 -spuren 6ü Heidelberger Goldschmiede-
Gulden ITkJ, 185^ 241, 241*. Handbuch der Münzkunde ordnung 1563), 177*
242. 243. 244, 215*. 249 des Mittelalters und der Heimatfund 110, 110*
falsche, in den Nieder- neuern Zeit von Engel- Heiratwwappen 25ü
landen 6 Serrure lfiü Heller 68, 114, 153, 158, 162,
20(;iildenfu[w 218 für Kaufleute 6, 13*. 1£2 174, 181. 209. 243. 244
Guldengroschen 39, A. IS. numismatisches 7, 22 »(Der) Heller gilt nur dort,
-ka bin ett 2 Handel nach dem Orient 170 wo er geschlagen ist < 47.
•münze 241 Handel nach der Levante 166, 231 ff., 242, 244, 251
-preis 246* 170* Heraldik 5^ 46. 50, 119
-Stempel HL 12A 125j 121 Handelshneh des Michael Herdsteuer 22H
•Wahrung 148 Srberbanf 183, s. auch Herkunft: der Gepräge 21
Gummi-Token 36" Hauptbuch der Münze 62, 117^ 122
Gute 65, 66, 87, 126, 163, 178 Handelsgesellschaften der Münzfundstücke 110
der tSchrotlintio 66, H6' offene SJ] Herold 9, 22
Gufsbercchnungen dor Wie- privilegierte 21 Herrgott S
ner Münzstätte 217 gewichte H, 157 Herrscbeiiiguren 15
formen HG, GJL GR» -münze 2L, 23*^ 8b, 144, •titel auf Münzen ßi}
•könige 142*. 144 147. 151. 153*. i; 23, 174, Herstellung der Bmkteateu
kuchen 139, HS 232, 232 12 ff.
•niedaillen 35, 42. -münze im Mittelalter240 f. der Dichtmünzen 61 11.
-medaillcn des Viktor Pi- Handhabung der Münz- dor Münze 59, Ül ff., 164,
nn nun 2ä polizei 178 f. 171, 172, 195, 197, 210
-teefmik L3Ü Hannover 229 der Münzstempel 69f,, 70*,
Güte der Münze, innere, Harten der Stempel Ü2 8fi
s. innerer Wert der Münze
Hart, belgischer Medailleur Hefs, Johann (Münzsamm-
42 ler 91*
II.
Hartgeld 18. 8_L 244 Hessen, Landgraf Ludwig II.-
Hacksilber 139, 140, 144, als Zahlungsmittel 244 f. <troschen, A. 22
A lä Harz 58^ 72-74 Ilevellerfürst I'ribislaw 209,
-fund 110*. 130. 140*. 176 Hauberg, 1*. 88. 210
Ilainhofer, l'hil. 26 Hauptbuch des Begensbur- Hildebrand, Hieb. 161
Ilakon, Jarl 37, 2S*. ger Kaufmanns und Mün- Hildesheimer Medaillen 29*
Ilalbbnikteaten 13 zers Matthäus Kuntinger |
Hilfswerke des Sammlers
•mark 157, 157* 182* 104, 116, im
-medol 158. 159 Hauptseite der Münze 43, Hilfswissenschaften der Nu-
-pfund 241* 119, 1 •-><)' mismatik § 2
-siliqucn 156 Hausgenossen 8Ü f., 87^, 88, 1

Hi Niger, B. 113*. 159».


Halberstadt 72, 15 17h f.. IS»*. 229,230^246 214*. 217
Bischöfe: Bernhard Z2 zu Lrfurt 87*. Hirsch, i Chr. 9, lfi2
Budolf 72 zu Goslar S7^ 209» Hochburgund 13
Ulrich Ii zu Mainz 87* Hochmeister des .lohannitcr-
Zicrbrakteat im Domschatz zu Öhringen 87* ordens auf Bhodus 53 f.
A, 61 zu Wien 161*. 227 Hochrelief 11
Sachregister.

Hoffmann 184*. 185 '• |


Kauf von Münzen 105
Höfken v. Iii : Kaufkraft des Geldes 181.
Jahreszahlen auf Münzen 43,
IIoheit*rechte 193, IM 59, 59*^ 60, 112
211?
Hohlmünzen, s. Brakteaten Kaufleuto 15,2
Japan 35, 38, 39*^ 151_, IM?
A GO Kaufmannsgewicht 159
!

Hohlpfcunig 75,
Japanesen 28; Münzen 39*
,

Holzschlcyel als Münzgerüt ! Kaufmannsmark


Jeter, in der Bedeutung
±± I KaufmannBkorn 164*. 1&>
Rechnen 25 1

Holzschnitte mit Münzen 6, Kavaliermünzen 9ü


Jeton 2, 3, 17^ 20*^ 2i ff.,
Ii Kehrseite der Münze 43,
30*. 34, 35, 36, 38, 93*^
Holzstempel 76, U 96, 101_, A. 9^ 10, fi5
119. 12U2
HonoriniiH, Münzmeister I9_ Keltonmünzcn 139*
liora = l.'nxe 151
detreiines 2E
J oa ch i m
9, 1D
Kennzeichen
II 6u we I i n g o n K. , v. 2 der Münzen 18, 36, 37, 117.
J obert 1Ü
hud (Haut IM Joseph,
9^
l'aul 72*. 12ü
üul'scre M
Huinc, I). Iii? ;

der Fälschung der Münzen


Junkheit, Münzstätte 59- I

Huttichius, Jo. & 112


Jus cambii 216
der Haniincrpragung IQ f.
j

Justierung 65, 66j II, 161.


L 162*. 173*. 175*.
der mittels Taschenwerke
222
Ibrahim ihn Jakuh 136, 136* der Pfennigmünze 161
hergestellten Münzen H
Imperiales 1-10 J n v a 1 1 191, mi der Walzenpragung U
Indien 34, 152?
von Vereinsuiünzen 251
zur Unterscheidung echter
Indische Ucchnungsmünzen K.
155*. und unechter Münzen 2
Indische Silbcikuchen 1 15 Kalk mann mH |
erdichteter oder verfälsch-
ter Münzen 3, IM
Ingolstikdter Pfennige 241* Kampen 19
Initialen der sog. Hufsbibel Kanonenbronze 31 Kerbrand 12
mit Mi'inzerdursteltungen Kapitalschrift 55, 5il Keutschachtaler, Preise K>6
IM Kapitulariend. Karolinger 81 unechte 130*
Inhindsmünze 1 SO Karantanien, Herzoge 2112? j
Khane d. Goldenen Horde 54
Innovationen monetae 218 Karatgewicht! 33, 16(^241, I
Kippe 107, 1ÜI?
Inschrift: 52 f., 51 211? j
Kippergehl 171. A. Ifi

kreuzförmige 52 Kärnten 232 -münzen 5, 96, 2 1

Interiuismünzo 216 Karolinger 32^ 33, 8P, 90, wesen 5, 233


Inventar m
Münzhauses 78* 100. 113. 154. 161. 179*. Kirchenbaurechnuugeu 188,
Iri.Hche Sterlingc 11 197. 198. 202. 205. 213. mn
Irland, Könige 53 215, 216. 218. 219, 236. Kirchenglocken als Mjinzgnt
Isardukaten 15 2äl 31, ßli

Island, ieldwesen l.'>r»


( Karl der Grofse 84, 1 57, I
Kirmis 102. 130. IM
Italien 28, 32, CO, 62, 88, 113. 113». 197. 198, 2Q3. ;
Kleingold, -silber 196
31. 97, 115, 143, 157, 160, 220*. A 97, 9.8 Klippa 21
1

164. 182*. 238, 218 Pippin der Kleine 84, £$5? Klippe 21 f-, 38?
Italiener 1£<2 Karolingermünzen 1 62* Klippenform 21 f., A U
Italienische Aufschrift auf ;
Karolingerpfennige 85* Klipping M
Münzen 53 f., A. 3li 1

Karolingischer Typus der Kluis auf Münzen 54, 209


ItalicnischeBcischlage durch Münze 15 Knies 15?
die Tassurolo, Fosdinovo, KarolingischoHl'fund 157,162 Knopfüberzüge 12
Torreglia usw. 170*. A. 112 Karthago 5fi -zwanziger 124*, A. U
Italienische Form der Über- Kartusche 52 Kobangs 28
tragung d. Münzbetriebes Kätingen, Münzfnnd 12 Kodex Theodosianus 82
!in eine Mehrzahl von Kassenkurs 1 25 '>.*>, Theresianus 211?, 21Ü
Personen 8Ü Kastilien, Könige 39 Kotl der, Job. D 9, 12?
Italienische Münzen 5_£, 97, Kataloge von Münzsamm- Koehne 5, 30*^ !£
98. lülil, Miin/.er 86^ 8^ lungen i. a 1 9,1 ff.*, 99 Köln 22Ü
Münzherren II von Öffentlichen Samm- Gepräge 110*
Münzsammlungen 96* lungen 91 ff.* Gewicht 159
Münzstätten Hü von I'rivatsamm Iii ngen < iewiehtssystem 158
Italische Münzslauen 1ÜI 91 ff.* marca inercatorum 159*

Bd by Googli
Sachregister. 2ül

Köln Krone 51_, 51 Kurswert der Münze 165,


Mark Inn, 159 Krone (Münze) 17, 153,254 180, 181. 183», 185. 225,
Pragezange 12*. Kronenwilhrung 113 231».240
Kolonialmünzen 100 in Österreich 153 Kürzung der Münzbeschrei-
Kolonien, lateinische 19Ü j
KrOnungsdukalcn 13 bung IIS f.
Kongresse, numismatische •jeton 211 Kürzungen von Namen G2
zu Brüssel, Paris, Koni \
Kügildi 135 Kürzungszeichen auf Mün-
108 Kühe als Celd 135 zen 51 f.
Könige, kupetingischc 224 >gehende< 135 Kuttenberger Münzen IS*
Königsberg 1 96* >lebende« 135
Königsboton 8ä Kuhgeld 135, 235 L.
Konstanz der nordischen Hechte 235
La band 197». 234», 247*
B. Heinrich, Braktoat, Kuh wert 135. 235»
Ladensammlung 103, 104
A. iül Kulm Lagerverzeichnisse s. Ver-
Ii. H ugo, Rollbatzen, A . 1Ü2 Bischof Stephan Mathiao ]
zeichnisse der verkäuf-
Königskom 164» 21 lichen Münzen
Königsilber 33, Uli Kuna 13J Laisscr- Passer (Marke) 2Ü
Kontermarke, Beizeichen 43, »Kuniges Silber < 163*
Luck, indische Rechnungs-
128 Kunstunstalt Nachahmung
f.
münze 154
Kon troll marke 28 alter Münzen 130 Lamprecht 191». 203»,
Konventionsfufs 58 247, Kupellenprobe 172», 1S2*. 213".
240*. Münzen lßS Kupfer 32, 33, 34, 35 f., 64, j
Lundcsgeld 167
Kopeke 38, -nstempel 43 66, 67, 76, 77, 126, 148, j
Landesmünze 168. 169, 177,
Köpenick, Jak zu von 54, 209, ! 152». 15PV 163. 172. 195. 232, 239, 240. 24 1 243, 211
,

210*. A 2Ü 196 Landesmünze verrufene 238'


Köpfe auf Münzen 42. 49.50*
1

-brakteaten 15 Landessilbermünzen 168


Korn 34, 144, 156. 150», 161», geld in Rufsland 165, 233 Ijindeswahrung 165. 166,
163, 17!». 217, 21s». 241*, -kabinett 97, in Schweden 169. 243. gute 239
254 149 Landmünze, 'Landtmünzcnc
feine» 164» legiorung 34, 64, 66, 102 169. 169», 244, 245'
lötiges liill münzen lLSAMiÜL^lM handschafllin 2ü
Korn (Streichnudel) 20j 159».
'

Kupfermünzen d. Burgunder Landsluiter Pfennige 211*


-> •)•
A. 5 |

Lungobardenkönige 213
Korvei, M Unzrecht 1ÜU der Franken 212* Läppchen (irauwerk, kleine,
Kruin 23S der germanischen Reiche !

als Scheidemünzen 131


Kredit 131 212 f.* lateinische Aufschrift <ler
geld 137, 138, 165, 1SÜ in Burren form 33 Münze 53, 54, 55, 51i
-münze 4, 17, 19, 67, 123, Kupferprügnng 34, 196, 212 ;
Buchstaben a. Münzen 55
124, 147, 148, 168^ 169, durch Private 23», 79, Iii*. Zahlzeichen 511
17_L 180, 18L 224^ 233 Kupfersammlungen 9ü Laurentius, Münzmeister 7_9_

-wert 17, 916* Kupferstiche II Leak « M


Kupferstücke der Vandalen
'

Kreismünzstätten 179 Le her 187


Kreismünzwardein 179 »10» Lo Blaue 7, 8
Kreisprobationstage 179 der Westgoten 212» Ledergeld 36. 138.138». -me-
Kreuz 28, 29, 5D f., 53 Kupferwahrung 1 18, 112 daillen 3Ü*.
-formen : 50, 51». mittel- Kurant 177 LefTler, (iregor, K. Büchsen-
alterliche 51*^ A. 30—32 münzen 18, 19, 20^, 147, i

giefser 49*
-winkel 52 165, 1Ü1> hegende der Münze Auf- =
KreuzernO. 153.181,185,245» Kurrentmünzen = Kurant schrift der Münze
A. 32 a. münzen I-egendenlexikon von Rentz-
Kreuzfahrermünzen 53 Kurfürsten 167, 208.209». 21ü mann, numismatisches
Kreuzfahrerpfennige 1 06* rheinische 242, 213 Iii*.
-stauten 54. Kursacli^cn : Ix»gierung 33, 64, 65, 6ü f.,

Krey b i g Ö Münzordnung (1444 162 i 6t;». 126. 131. 141. 156.


Kriegsmünzen 125. 125*. 171 Münzvertrag 1414) 15i!f.*, 163. 172, 213«
216. 233. 233». liüL des Nickel mit Kupfer 35
Kroatenkönige 110* ;
Kursangaben 182 f. > Silber 35

ed by Google
2(>8 Sachregister.

Legitiumtionszeichen 22, 28, Lowentalcr des Salzburger Manteltlitche der Münze 42


30*. Krzbisehofs Hieronymus Marabutinus *]2
Legpenning 30» Marca 236». 239
Lehrbücher, heraldische 51 Lübeck 15^ 2LL, 212*. 220, argenti 140
Lehre von den Münzen = 23_L argenti albi, cocti, com
Numismatik Lübecker Münzprivilegieu buati examinati, fiiii,
,

Ixunwand als <'eld L% mein, meriati, montani,


Leinwaudmark 13fi Lucca 20H mundiati, nigri, non pr<--
Leitniünzen 112. 1 13* Lucrmn cainerae 22S bati, probati, puri, pnri-
Leitzruanu 1Ü L u d e wig .1. I'. v. 9.
, (icati, purisHiini, reeli 14

Lele w e Joachim 1 , 10, 1 Mi Luigini 170 usualis 141.143.143», XJ<i


Levnntinertaler liiä Lüneburger Yalvationstabel- ;
usualis pnra 142
F.cxiH 21»)», 221 len 17S* signata 141, It>9. ». mich
Leydcn, Notmünzo Sfi Lütticher Postulatgulden 33* Mark
Liard 230» Luxemburg. GemeinschaftN- Marca UHualis =- marca ar-
Librn aruenti 140 münze, A. 10ti genti usualis
Liebhaberpreise v. Münzen J
Lydischer Stein 1 hi in Ihaunschweig IAH
lüü f., L2Ü Lyon 1 55 Marderschnauzen als
Ligorio, Pirro, Münzfälscher Lyoner Messen löü*. Scheidemünzen 137
Marder*teuer der Drew ier an
Lilienkreuz 511 M. (Heg 137"
Lilienthal 9, System zur Mache der Münze Fabrik = Marinianus, Münzmeister Sl
Anordnung von Münz der Münze Mark 41^ St^ 13|L_ 157, 157»,
Sammlungen ÜS M adai 9, 94^ HMi*. 158, 15'.», ICO. lt'2, 103*.

Liphiu s ü f. -sehes Talerkabinett 04* 1Ü8. 211. 212*. 225, 220».


Lira lö± 218. Miidelinus, Mü nznieister 83* 227. 230*. 230. 21L*.
Tron 154 A ÜH des Pfennigsilbers. 143
Listen der Versteigcrungs Mader, Jose |.h v. 10, 59, 73,
feine 141, 182, 225»
preise v. Münzen 10G f.*, Sit». 99, 101*. 133 Feingold 1 55
m
Literatur der ("eldgesehichte
Macstricht, Münzslatte
72. 74*
Hü*. :
gemischte 141, 142 f
geteknete 14 f.
Magdeburg
Kr/bim hofe 2_L9_
gewegens 143 f.. 144*
iler Münzkunde i; 3. Münzen, A. 30. 54. 5S, 5j} lotige 112 f., 143*, 14r~. 1Ü3.

über Hraktcatcn 74» Mahren 45, 218* teUens 141, lliä


» das »eldwcscn 14 < f.* Herzoge: Roiiwoj 9D wersilber 1 13

» Medaillen 2U*. Sobeslaus 2fi zugezahlte 140, s. auch


Litterae singulares 5JZ. Piemysliden *-~Q9 Marca
Li vre 1^ 22_L 225, 22hl Mahrische Herrscher 1 74* Mark (Münze; 153^ 153*. 183.
l.uhki 1ÜI Münzstätten ÜÜ 2hl
Loke Iii*. Pfennige 22U1 Markenskndo 155
Lokalfund Uli Mainz 1HH Mark gewicht 158*. JiiÜ
Lokalmünze 20(5, 222^ 2: ',7, Liv.bisehöfe Markwahrung 14,k
WH Adalbert IL 72, Marke 2H, 30^34,3^ 38,
Lokaltypen von Münzen Heinrich 12 101. 13ti», 194». A. iä
2M March* 12 als (ieldsurrogat
LokalwahrunL'en HUi Mainzer (ioldgulden 21 aus Plei 25.
*
LdilH 154* Majuskel, gotische üll für Kassenführer 1 1

Lori, .T. (J. 1» lateinische 55 f. gewerbliche 28, 301


Lorsch 205^ üoy* M a in e ra nun I Markt 134*. 21Äf.
Loserlaler Ii* Man, Insel, Geldwesen 3t**. i
-preis des «ioldes 149, 150,
Lnti'j 1Ü3 i:;s Ihll
L«»t 33, HO, 157, 157*. im. !

Mancus, Münze 51 preis des Silbers 149, 15Q.


lt>3, IG«?. 220 -\ 223 Mandate Li 151, Ihll
Lothringen iiü Mangel münzpolilischer Lin -regul äü
Stuininesherzoge 20-'» richtunL'en im M.A. LI2 wert der Münze 105
Lothringische* Kreuz ÜÜ Munnighiitigkeit der Münz Miirukkanische Krzmünzen
I.oui silur 12t'* bilder Iii Lili

9d by Googl
Sachregister.

Maren], Bischöfe 12!», A. 19. Medaillcn.sammlungen 32 Metallringc als Geld 138 f.

Marseille 61 •technik 29*. skudo 155


St. Marti nsiroldgulden 22 •werke s. Literatur
, der -spiralcn als Geld 139
Marturina 137* Münzkunde -starke 39
Massenfiinde 109, 110, 111*, Medaillon 39, 42 -Stempel 76, 77
III Medalia 24 -stücke 64, 175, 126
arabischer Pirhems an der Medel, Miinzgcwicht 158, gehärtete 69.
Küste «1er Ostsee 112 159, IM rohe 36, 42
der angelsächsischen Mü fi- Meder 13^ 183 -wert der Münze 17, 107,
xen in Skandinavien 112 Medula 158 110, Ii:;, 111, 141 f.. 165.
deutscher Münzen in Polen Meifsen, Bischöfe 167; Ciro- ;

171. 180 f., 182*. 191,


und Kufsland 12 1 sehen 240 Pfenninge I4f ; ,
216. 217, 239
von Fricsacher- u. Wiener- Menadier 29^ 76, 99^, 99, i

Metallurgie IM
Pfennigen in Ungarn 112. 112*. 114*. 133. 183*. Metapont 14?.
8. auch Funde Menger, C. 14^ 16*^ 134*. i

Methoden zur Umrechnung


Mafseinheit 190^ 191 IHK». 2Üfi*. von Münzwerten 191*.
.Marsgeschichte 1S9, 19Q Mensa nutnularia 204* Metrologie 5, 140, 140*. 151
Mafsrcgeln gegen das Sai- Mereaux 22, 221 Metton, Kloster 28
gern 174 f. Mereil 22 Meyer, iL 241
Malsstabe für die Kaufkraft Merowingcr 78, 82, 100, 197, Milliemes 33
des Ueldes 185. f 212 Miloet 54
M ata] «an 155 Chlodwig ii. aa Milreis, portug. Münze 154
Materie der Münze 2 Chlotar L 81*. Miniaturen mit Münzcrdar-
Matrize 69, Iii Dagobert L Sl_, 8il stellungen 12
Maurentius, Münzmcister Iii Theudebert 56, 81*, 83, Ministerium 85
Mnzzeti 41 190, 197, P.'S*. A. 69 Ministerialen 86, 223*. 229.
Mecklenburg, Fürsten 203 Merowingischc Münzen 82 Ministeriales majores 81
Medaille 2, 3. 4, 17. 21 ff Merseburg 72. 78*. 175*. 2211 Minuskel 56
2S ff.*, 34, •!•>, iüli
Messen in der Champagne Mischfund LH), 144
iL 42^ 44, 77, 92, 9^ 22H» Mischwahrung 149, 119 f.

95*. 96, 99*, 1 00,101.191* Messing 34, 35. OS, 126, Milsbrauch der Münzberech-
a. a 154*. 176 tigung 930*
auf die Berliner Parade 42 gelbes 31 Missilia 26
auf die Weltschöpfung ge- roles 34 Miss o n g 11**
prägte, im Gotbascben weifses 34 Mittel, unechte Münzen zu
Kabinett 103» Metall 18, 19, 20, 28^ 31 f., erkennen 131, 131 *
auf einen ( 'arrara als I rerrn 33, 34, 35, 36, 37, 4L, Mitteldeutsche Brakteaten 45.
von Padua 92 42, OS, 96, 97, 123, L20, Mitteleuropäisch-- Volker 55
Medaillen ans Aluminium 138, 139, 145, 148, 149. Mittelfrankreich 81
36*. 150. 156, 159, 160, 1S1, Mittclrelief 44
aus Blei 3ä 195. 213. 226. 227. 236 Moldau 34
aus Palladium 36 der Münzeinheit 112 Moneta 2P, 22, 198*. 202.
aus seltenen Metallen 35. rohes —
Hohmetnll 203, 204*. 207*, 208. 208*,
dt> confiano' 21^ 23*. A. 6 un^emünztes 239. 2J_L 212*. 220*. 223*.
erdichtete 128* -abfalle 37, fil 65, 68 oo<i t 23L, 237*. 23S*.
i-puDsscno 24 harren als Miinze 19. 239*, 2162
t'i'praule 24. 42 •ge<jenstHnde, als Grabbei- aei|invalens 243
Metrie nt* 24* 05, (ili* gnhen 138 f. ar<_'entosa 33 ,
34< 6x
gröfsle 41 f., 4211 •gi-ld 135, K>6, mtl., 144, duplex rciralin bzw. letalis,
historische 2ä 235. f., 236!. Ül
moderne 29J formen, rohe 1 45» fortis 225
müuzartige 29J! -iuhalt 17, 1J0, 147, 165, grossa 244
öllVtit liebe 25 171. 17S, ISO, 1S1. IST. levis 2.5
religiöse 25, 2Ü 190, 213, 244 mi ii uta 244
Medaillenkunde 8 -niisi Innigen 35, 36. 61, novit. 6ü
-kirnst 24 f. 126. 156. 15!', 103 palatii *_2
•sammler 22* 1 -ptei-e 1 51 palatina 84

)d by Google
270 Sachregister.

Moneta Münzen Münzen


propria 287 nachgem achte 122 f., 130*
publica ^
231
publica tiscalis 81
angeschnittene 110, 175
aus Zinkmetall 35
bilinguo 51
f.

ominöse 2LLÜ
ortsübliche 238.
soeiorum 24!*, A. 10t» der neueren Zeit 2^ 93*. ;
probehaltige 123, 211
monetaginm 2U>, 217*, 228. '

M2 redende IM
92S* der Neuzeit 99 schriftlose 11 L
Monetnrius 82, 86*^ 88, 89, des Altertums 2, 6, 9, 98 schwarze QI
8«.)*, 208*. 21a*. 21 1* des früheren Mittelalters staatliche 145, 116*. 1 70*
praccipuus 82 G0, MÜ stumme, mittelalterliche
primuH 82 des griechisch-römischen 111
Monctaticuiu 220*. 221 f., I

Altertums 931 überprilgte 13


22* f.* echte 3^ L2ü überseeische 951
Monnaie ä la croix frl* eckige 31 ü)>ersteinpeltc 43, 178, 1 7**
Monnaie d'cssai 2Q eingeschnittene ango- = umlauffahige 64, B5
Monnaie sausse 311 sebnittene unbekannte Ml
Monogramme 45, 57, *» G0> einseitige 12 unbesl immbare HU, 132.
19<i. 2521 erdichtete 121 f., 128*. ,
unechte: 3. 102, § 1«, 25ü
Childeberts L 19 129*. A. 77^ 78 A 77, 78, 80, 82, 8J
Karls iL Gr. M21 der Moldau 1281 böhmische 130*
Theoderichs A. 25 von Andorn 1 28* griechische 1Mi>*

Monometalhsten ISO von Moresnet 128* mittelalterliche 1 30*


Morabelinum 221 2281 falsche 102, § HL 177*. :
polnische 130*
Mordki MI 179». 211 romische 130**

Moritzpfennig A. 58 fehlerhafte H russische i:i0*


Moresnet. unechte Münzen französischer Barone 53 schweizerische 130*
127. 128. 1281 gebrochene Uli unterwertige 217, 232. 244.
Mormonenmüiizen 231 gefälschte $ Iii 215
Mösle 251 gefütterte, im alten Rom !
unterwichtige 214-
Mouton d or 172, 173*. 221 121 verbogene 103
Muffat 142^ IM gegossene OGj Gl»'* verfälschte 3, 23Ü
Münchencr Pfennige 241* I
zu Marokko »'»fi * 1

verprägte 13
Rabattmarken 3ül gelochte 115 verrufene 214, 22^ 94.'»«

Münstereifel M9 geringhaltige 123 vollwichtige 214


Münze 1 i; gestampfte 13 von Kochincbina 3i>*
als allgemeiner Wertmafs- geteilte IM von Trier 21**. A 81
HUib 14*, 213 getriebene liö wahrsagende 2U1
als Gegenstand des Sam- grolste 39 zerschnittene 139, 1 7n f.,

meliis 9Ürt gute — hurte im


als geschieht liebe Krkcnnt- römische 177*
lialliierte zweiseitige 42, 70^ 13
niscpielle 1 I. halb gegossene, halb ge- zweisprachige 51
als gesetzliches Zuhluugs- 1
prägte iiü Münzentrager 104
180. 213. abdrücke 104^ Ml
1

mittel 147. 1 18. harte 147, 1«^ 109^ 17T,


214. 8 29. 24f), 211 172, 17s». 24 abbildung 40, 12V, ^9l•
ah Preismafs 171 in palatio gesehlageno 82, abformunuen Ml
als Regal, s Müuzregal I
SJi abgtiHse 121j 121*. 129
als Wert trager 240. 247 kleinste 39 -abklatsche Ml
in ihren Beziehungen zum ,
mit Gaubezeichnung 81 -alpha beto 511
Recht M3 ff. mit köniusuniueii £12 amter, -anstalten 79—81
in ihren Beziehungen zur mit j»eiiodisch abnehmen- anderungen 2 III
(ieldlchre 133 tf. dem Schrot 22;{* -arbeit er H9, H2, 88
in Rom, päpstliche Sii* in Merseburg 22.">* •aufschritten f>2, &_ü
zu Ihierstadt 48 in (*ng:irn •
->
-ausdrücke !>!*
zu Krems 20-i« nachgeahmte ~ nachge- bann 231
Münzen, abgewürdigte 1 G5, machte -beamte 20, S9^ Hj
23ü nachgearbeitete 12* f.,
;
•belustigungen
"
als (Jrabbeigahe Hill 129*. A. til -benennungen 1*1

9d by Googl
Sachregister. m
Münzbcrerhtigte 18, 21, 85. Münzbund 222 Münzfund international Hl
101. 123, 124, 125, 156, von 1240, A. 1Q1 romischer Münzen 138
166. 168, 174, 179, 198, lateinischer .1865) 248, in Skandinavien u. Rufs-
200, 207, 215, 21^ 226, I 249*, 254 land um».
227, 2:17 Münzbündnisse = Münz- von Keltenmünzen 66»
Münzberechtigung 123, 125, ;
bündo, der Städte 2Ü3 von Mittelaltermünzon 113
179. 200. 202. 215. 216, Münzcharakter 72, 75 1 von Römermünzen b. Stadt
217. 246 Münzeigenschuft 176, 246 Steyr 21
auf Widerruf erteilte 222 eines Gegenstandes 11 Münzfuudheschreibung 9,
der (irafen in Frankreich eines Geldstückes 134,225 112», Hü IT.

•>[!•>* Münzeinheit 20, 61^ 153, 156, Münzfufs 47, 58, 64. 84, 125.
der Herzoge aus piasti- ;
181. 184. 190. 225. 233. 144. 148, 149, 155, § 22,
schem Hause in Schlesien 235». 238». 252 174. 175. 175», 178, 179,
und anderer slavischcr
|

i
Münzcinigung — Münzver- !

182. 183, 184, 187, 190,


Fürsten 2D9. f. einigung 196. 197, 198. 204. 207,
der Reichsstande lüg Münzeinrichtuniren im Fran- 213. 214. 214». 215. 218°,
-proprio jure der Stammes- kenreich 222 IT. 230. 232. 23fe», 240. 24Ö,
h erzöge 202 f. in Knglaud 88 245», 216. 251, 25Ji
von Augsburg 232 in Frankreich 8S leichter läli
von Isny 2ill in Italien 88 örtlicher 211
von Kaufbeuren 232 unterdenKarolingernS3ff., ,
schwerer 156
von Kempten 231 203 f.. 206. 2 1 3 f.. 214», 237 j
Münzgattungen 62, 156. 1 75.
von Reichs- und landsassi- '

unter den Merowingern 181. 183. 196. 225, 252 l.

gen Städten 222 ff. 82 IT., 146, 212 f. aufserdeutsche I


von wewt fränkischen (ira- Münzentwürfe 20, 211 Münzgebote Kaiser Fried-
fen 199, 202 Münzerncucrung20, 144, 1 77, richs II. u seines Sohnes
zeitlich befristete 229. 223. 227. 211 König Heinrichs 211
Münzbcschreihungen An- ,
!

jährliche 232, 223. Münzgeld § 12


Wendung der Ausdrücke in Magdeburg 212. Münzgemeiuschaft 248, 250
recht« u. links U9, 122». in Steiermark 219. 220* -gepräge, h. Gepräge
von S'n»U«n 1 18 in Ungarn, jahrliche 228. i -gerate 5, 77, 7h*. 85
Münzbetrieb 17L 178, 204, periodische 227, 228 Münzgerechtigkeit, s. Münz-
214, 214*. 22« Münzertrag s. Münzgewinn recht
als Eigen betrieb 85 -Urzeugung 204 der Reichsstände 210
in Frankreich 2311*.
Münzergonossenschaften 88. der Stammesherzoge im
Münzbezeichnungen 61 »,116. Münzfälscher 35, 47, 122 f., ;
Ostfrankenreiche 199,202
MOn/.l »ezirke, miinzyser in der 128. 129, 130, 132. 179. der Territorialherzoge im
Mark Brandenburg 237 224. 250 Ostfrankenreiche 2112
Mtinzbild 7, 20, $ 8, 52, 56^ , bekannte 130» in Ungarn 228
65, 68, 69, 7L 72, 73, 74, M ü nzf idsd i un 47. 1 22 f., 1 26, ;
Privater 123. f.

7JL TL 80. 102. 116, 117, 121* von Lübeck 232


'

124*. 128, 172. 177». 204. !

Münzfälschungen im Mittel von Rostock 232


2M
[

206. 208. 231, 232, 24*. i

alter 121» von Stralsund 231


im engeren Sinne 12 Münztlache 52, 59. Münzgeschichte 4, 134, 12Q
im weiteren Sinne 42. Münzformate 40* Münzgesellen 68, 88,
ovales II Münzforschcr 1, 11, 51, 104, i
Münzgesetz 156, 245»
verzerrtes 7l_, A. 52, 5Ji 115, 117», 119. 133, 157. j
vom IL Oktober 1311, 82
von Genua 5.1 von Tours 51
,
186. 189. 2M vom IL Juli 1873 12G
|

Münzbilder auf böhmischen j -tage 112 Münzgesetzgebung, neuere


Münzen 1£± Münzforschung 93, 112 153
des ditnisehcnKönigsSven s. Münzrecht
Münzfreibeit, Münzgewichtc 20, 21^ 36,
Estridsen 46* von Hamburg 231 4L, 113». lüfiff , 1152
nach antiken Mustern irabbeigahen 1 59»
ge- j
von Lüneburg 231 als <

flchnittene 4ü» von Worms 70» Münzgewinn 85,87, 88, 171,


Münzbrief, den Lübeckern Münzfund II, 102, 106*. 117. 177, 178, 212, 216, 217,
von Friedrieb II. erteilt 127. 162, 162». 1_72_1 173*, 217». 218. 221». 224, 225,
(1226 232 , 220». 221 226, 228, 229, 228

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272 Sachregister.

Münzggewinn Münz- u. Medaillenkabinette 221. 226. 227. 229«. 237.


in Frankreich 225* der fürstlichen IIltuBer 246. 211
Münzgröfsen 40, 96, 153*, 92 f. Münznutzen :

2äl Münzkasten 103 im Frankenreich 212 f.

-gut 33, 127*. 176 Münzkenner 130^ 132, 146* in Mahren 22Ü
-hältton 177* Münzkonferenzen, interna- in Österreich 22Ü
Münzhammer 73, 82 tionale ÜlL Münzoberflüche 103, 12*1 131
Münzhandel IT, 1Ü5 f., 106*. :
Münzkönig 142» Münzhoheit der deutschen
Uli Münzkonvention 249. 252 |
Könige 2QQ
Münzhändler 94 ff.*, lfiä f., lateinische (1865) 2M Münzordnung 58. 149, 164.
107, 107». 131 zwischen Österreich und 179, 181. 1S2. 223
Miinzhandlergcwcrhe 105 ! Bayern (1753) 211 der Mark Brandenburg
-kreise 11Ä*. Münzkopien = Münznach- 1347) 223
verein 107» bildungen des Königs Matthias von
Münzhaus 85, 172, 233. Münzkosten 212^ 216, 2H\ Pngam für Schlesien
Münzherr 1^ 42, 40, 55, 4L 211 (Dezember 1474) 2Ü9.
59, 60, 62, S4, H5. 86, 86», Münzkunde 8, 11^ 50, 59, 99, für Steiermark 1339) 220».
87. 88», 88,96,97,98, 100, 109, 120, 133, 153*. 222 f.
111, 115, 116, 125. 132, des Altertums lü Kaiser Karls V. zu Ffs
140, 144, 152. 164, 166, des Mittelalters lü lingen 1524) 243
167». 169, 170. 171. 178, Münzlexika Uli Münzpacht von Lyon 2140*
17!), 180. 206, 207, 208, Münzmandate Iii f. vertrage der böhmischen
210, 213, 215, 216, 217. Münzmark 112 f., 144, 220». j
Könige mit dem Münz-
218, 219. 221». 221. 222. 22a meister Kberlin 219, -'20*
226, 227, 229, 230. 231, Münzmarkt IIS Münzpersonen 8ü
2;;;i, 237.240. 241. 2:;:», Münzutaterial U_, 86, 81 Münzpfnnd 8521
241». 242. 214, 245». 246. Münzmeister 58, 70», 81, 82, feines 21A1
|

247, 248, 249, 250, 251. 83. 84. 85 T 85", H6, 86». 87, rauhes 21 I

88». 88, 89, S21 127», 146, |


MQnzpolitik 15, 1_25, 152,
Münzhorrcn, geistliche, weit- i
162, 175», 175, 178, 179. ! §24, 213. 218, 228», 251.
liehe 49, 98, 1Ü1 193». 196. 197. 212. 220». j
253
Münzhoheit 148, 149, § 26, 221 a
, 221 . 2-2, 2 1 1 i ,
249» ! stadtische 233»
202. 210,
' 213. 217. 236. angelsächsische 81 >» Münzpolizei Hb f., 1 79 ,;

•2211 französische 81)» Münzprägung, s. Prügnng


Böhmens über Schlesien jüdische 82, 83». |
Münzpreise 1Q5_ ff., 106», 108.
209 f., 2101 merowingische 82* 111
des Rainers 201 Münzmeisternatnen 53, bl", Münzpreiserhöhungen 105 f. T

des Papstes 201, »02* s3, tii Ulli?


der »stirotenköniye 19S»
< Münzmesser 40, 10L 101*. ;
Münzpreisermafsigungen
Miinzjuhr 221 11* uiä f., mi
Münzkabinett 5, 8, 112 f. Kraftseber 104», 118 Münzprivilegium, s. auch
Münzkabinett, Kgl. bayeri- von Oleurius 104» Münzverleihnng
sches '.t2-, 99* M.inzmetall 35, 39, 85, 87, der Stadt Frankfurt a. M.
in den Niederlanden 92*. 114, U7, 126, 129», ISO. \

03* 190. lüfi. der St adt 1 aicea £ 1 181) 202»


zu Herl in 92*, 99^ 103. Münzutonopol , territoriales j
einfache« '2Q31
104. 105». 109". 132». für italienische u. deutsche
zu Haag = in den Nieder- Müuznucha Innungen 48*. Städte 210 f., 21>»
landen durch die < Jensen 49», KöniL' Arnulfs f. Bremen
zu M uneben = bayeri- A. 29 (isSs 202*
sches Münznuchbildungcn, galva- König Heinrichs IV. für
zu Neapel Biß nische 12L 122*. 131 Augsburg (1061) 206,
zu Paris 922Ü Münznanien 5'.l. 60. 62», 116,
1

20üi
Münzkabinette an den eurer j
117, Iii Koni.: Karls II. des Kahlen
putschen Höfen 23. Münznominal 101 für BischofF.relieuraus
Münz li ii 1 1 Antikenkabinett •
Mün/nulzf n 33. 125, 1 70, 199, von (hälons S65j 204"
in Wien 9:» fc 210, 211. 214, 214», 215. ! zu eigenem tjepriige 203*
Sachregister.

Münzproben 37, 38, 38*^ 40, 84, 86*^ 100, HL 116.


|
Münzübereinkommen
1182! 141», 159, 173», 173, 179, I
zwisch. Herzog Leopold VI.
Münzraud, s. Kand d. Münze 196. 197». 197. 200, 200», \
von Osterreich und dem
Münzränder, abgeschrägte 2 201». 202. 202», 203, 204. 1

Erzbisehof Eberhard II.


Münzrezesse 219. 2ÜL 207». 208. 214. 216. von Salzburg 218 f.
d. fränkischen Fürsten 218. 217, 222. 226, 237. 238, zwischen Nordhauson und
"
Münzrecht 123^ 127, 193, 195. 218, 253» Ellrich 16L 166^ 16ti«

198. 200*. 201. 205*. 207, zu Aachen , kaiserlicho Münzumlauf 1Ü2


2QX», 209*. 20 210, 211, 212», 2->0» Münzunion, lateinische 190
•217, 231, 233, 246 zu Bern 211 Münzunwescn der Kipper-
Böhmens 210» zu Friesach , erzbischöf- i

münzen 124»
der deutschen Stammes- liehe 211 der sog. Schinderlinge 5
herzoge 202» zu Limoges Ml Münzurkunden 9, 198*
der Roichsstände 210, 910» zu Orleans 1118 Münzvalvierungen 6^ 12*.
deutscher Städte 211 zu Pari» 12S 177
landsässiger Städte 231» zu St. Veit 241 Münzveränderungen 6^ 225.
norddeutscher > 231 * zu Völkermarkt 247 22hl
slawischer Fürsten 209 f. Münzstätten Münzverbände 88, § 3Q
städtische» 210 f., angeb- am Rhein 217 Münz verbrochen 123, 122
licbe Bewilligung an Bern bischöfliche Uli» Münzverein, s. auch Münz-
(1218) 211 der Karolinger 80», 209» vereinigung
von Freiberg in Sachsen d. rheinischen Kurfürsten der Bodenseestädte , 1240)
1G3 2111 2a21
von Mecklenburg 210* des römischen Kolchos, lo- der Reichsstädte 249»
von Villingen 21 kale 8Q Münzvereine im Mittelalter
Münzreform, deutsche ,1873) im Frankenrcicho 80 f., i 251 f.

251 feste 84, 198 Münzvereinigung 5, 249, 250,


Müturegal 72, 81 85, 168, im Kölnerreiche 8Q f. § 30
171», 180, 193, IDIl 197», in Böhmen 217 der schlesischcn Fürsten-
200. 208, 210, 211, 226, königliche 198, 199, 203, tümer 209
221 •204. 223» lateinische 149
der Kameralisten 216 merowingische HO» von 1377 und 1387 2&2
Münzsammler 3, 4^ 5^ 11. wandernde 81, 8L» von Zürich, Schaffhausen
91) ff.. 115, 117, 121, 122, Münzstcmpel, s. Stempel und St. Gallen 1424)251
123, 128. 129. 130, 131, antike 122! Münzverfahren 41
134, 25Q Münzstoff g 5, 31 ; 37, 81. Münzverfassung des Deut-
fürstliche 91*. 123, 126. 148. 213, 241. schen Reichs, heutige 196
im Mittelalter 9D ff. 946 Münzvergleiche 6, 249
in Deutschland 91 Münzstnbe 174 Münzvergünstigung 203*
von Miltclaltermünzeu HI Münzstück 44, 154. 156. 12dfl f. Münzvcrleihuiigon 198, §27;
Münzsammlungen 9^ 91», Münzsurrogate 1 214», 217
105, 107, 108. 109, 117, Münzsvstem 2, 40, 41, 66». im Deutschen Reich unter :

132. IM 152». 152, 154», 164, 164»,


',

den Minnen 201 f.


<

Aufstellung von — !()() 180, 181. 197. 253 unter den Saliern und den
Münzschmietle 17'2 Münztarife, Münztaritierun |
Staufern 2M ff.

Münzschranke 104** gen 6, Li f.», III f., 182, in karolingischer Zeit 203 f.

Münzseiten,, s. Seilen der 182» Münzverordnungen aus vor


Münze Münztechnik, s. Technik der karolingischer Zeit 236
Münzsortc SJL 153», 185, Münze der Karolinger 85», 211,
221 Münzterminologie 1 19, Uli». 2H21
Münzsortiennaschine 162"* Münztraktate 6 Münzverpfandungen u. Ver-

Münzspiegel ('I'. Kr i esc) 92, Münzübereiukommen 250. \


kaufe 23111
160. 2L92! der rheinischen Kurfür- |
dcrkölnisehen Münze 230»
Münzstadt Sil ston (1386) ir.;t* 1182! der Keii hsinün/e zu Nürn-
Münzstand 168, 240, 213 zwischen den Patriarchen
1

berg
Münzstätte 47. 48, 5f., 58, Ü1L von A«iuileja und den Münzverruf uiig 46, 60, 144,
60». 77, 80, S0^ S3, Grafen von Görz 247 173, 174, 177, 207, 214,

LiiMjhin, N uini suiu tik. Li


274 Sachregister.

217,220^ 224^231^23^1 Münzvertrage Münzzain Iii f., 71, 172. 178


212 mit Adolf von Lüttich und Münzzerrüttung L Deutschen
Münzvcrrufung Wilhelm L von Namur Reich 215^ 217
im Altertum 218, 212! 949» Münzzustande in Erfurt 228»,
in Böhmen 2 üb ( e mei n scha f ts in ü nze i im sinkenden Römer-
in Dänemark 219. 212 f. reich 79, s. auch Münz-
in Polen 219, 220! zwischen «lern deutschen wesen
in Schlesien 219, 220! König undRcichsstanden Münzzweck 32, 35, 37, 39,
2-
in Spanien 2-0*
2.-,
40, 75, 215
in Ungarn 2P9, 220! zwischen denErzbischöfen ,
Münzer 44, 70, 72^, 81*.
periodische 21K von Salzburg und den 84, 89^, 203, 204, 214,
Münzverrufungsreeht 231, Herzögen von Kärnten 214». 216, 222, 223*. 23S.
Abkatif desselben 229 211 2USI
Münzverschlechtcrung8,171 zwischen den Herzogen in den Niederlanden SS
201. 213, 220* 224, 225,
,
von Bayern und den Bi- im Frankenreiche, köni^;
225» f 227. 228*, 230* 233
.
schöfen von Regensburg liehe 8i
T T

«lerFrankenkonige 213 und Passau 25j2! in Deutschland 8jS


Langobarden
«ler Könige d. Münzvcrwaltung 229 in Frankreich 28 f.
213 Münzverwirrunir 8, der Kip- -genoasenschaft 88*
de« K«>nigs Alarich II. 212, per- und Wipperzeit 233 -gesinde 87
Münzverzeichnisse 122. 122!
'

213* knechte "85, 87


Münzvertrag 47, 242^ $ 30 Münzvielfache 19, 4ü lohn 84
der vier rheinischen Kur- Münzvorschriften 5, 83^ 163, Musset 115»
fürsten (17. Marz 1417) • 212 Muster zur Anordnung von
241» Mtinzwardein 179 Münzsammlungen 99. f

von 12G7 220! Münzwechsel 20J, 22n Mustcrgepriige 217. 217»


von 1369 113! Münzwerke, b. Literatur der Mustersammlung 96, 91
zwischen Bamberg, Würz- Numismatik § 3 mutatio nummi 2211».
burg und Brandenburg Münzwert 17, 59, 106, 229, mutationes inonetae 2 IS.
(1441) 163! 235 J2ü*
•zwischen Bischof Peter in alter Zeit § 2ä
Münzwerto 22, griechische
1

von Cambrai mit dem


Graf. v. Hennegau (1312) und römische 2
249» Münzwesen 7, 80, 85, 148, Nachahmung, h. auch Nach-
zwischen Kursachsen und 153», 156^ 159, 161, 164^ münzung
Brandenburg (16G7) 241 J
Hi7. 171», 174, 179, 180», abendländischer Gepräge
zwischen Lübeck u. Ham- 195, 197, 198, 200, 201, 55.
burg (1255) 252! 205. 206, 211, 212, 213, beliebter Gepräge üff., 62.
Münzvertrage: 215. 216, 224, 232, 233 unberechtigte 169. 170
der altgriechischen Stadt- 242, 243», 24.'. der englisch. Stcrlinge 4f*
staaten 252» iilterer und neuerer Zeiten, ,
der Florence 48»
der frankischen Fürsten 1
europaisches 9 der Ixniis de einq• Sous

249» der Chinesen 145 durch die Herzogin von


d. Habsburger mit Schwei- der deutschen Herrscher I Dombes 170, 170»
zeratädten 252» fränkischer Könige 2 der Turnosen 4jü
d. rheinischen Kurfürsten I
gotischer Konige 1 des Guldcngeprüges 41
238, 232! im Deutschen Reich 197* eines fremden Gepräges
«lesGrafen Philipp des 199, 232, 233, 241, 243, 116, 123, 125», 201, 203
Kühnen von Flandern 244 von rlandrischenGeprägen
und Witwe mit
seiner im Mittelalter 173, 211 4fi!
der Herzogin Johanna .
in Dänemark Mg von Münzbildern, a. Nach-

von Brabant (1389-1404) !


in Österreich -Ungarn 954 | ahmung beliebt. Gepräge
249» in Rom 149 Nachauktion 102
des Herzogs Wenzel von in Schlesien 202 f. Nachbesserung undeutlicher
Luxemburg mit Trierer !
Münzwirren u. Münzrefonn Münzen Iii

Erzbisehüfcn 249» in England 222* Nachbildung 48, 63, 116, 130,


Konig Johanns v. Böhmen Münzysur 237 131, 132

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Sachregister.

Nachbildung Niederlandiseh-Indicn 38 Numi subaerati 124


der Pfennige Karls des Niederländische Gedenk- Nürnberg 27, 12ß*.
Grofsen iü pfennige 93» Münzen A. 21, U
echter Silbermünzen 12Ü Gepräge 2JQ Nürnberger Personen medail-
von Brakteilten Iii Gewichte 158 len 211*.

Nachbörse 107» Gildenpfennige 28


Nachgepruge, unerlaubtes Mailles 146, 146» O.
124 f., 25<J Münzen 52 Obereisen 12
Nachgufs von Münzen 12S Münzherren 47 Oberfläche der Hrakteaten
Nachmünzcn 1>4» Sammlungen 96»
Nachmünzung Ji ff., 62, 132
IL n*.
NiedersilchsischeStadtc 172*
Oherherr des Münzherrn Iii
,

der Wiener Pfennige in .


Nienburg, Münzrecht 205, Oberrecbnungseinheit 152V
Prefsbun: 1£2V 905*
153
unverstandene iiil Nil {Rechnungsmünze) 154 Oberrheinischer Münzbund
Nacbprajrunir, Nachmün-
s. Nordafrikn Üü
|

(1387) 253»
zung ii. Nachahmung Nordamerika 2L 152», 153, Obersteinpel 70, J_ß
von Handelstnünzcn 240 154». 180»
Oberwahrung 166, 177, 244,
Nach pr ü f er, fungl45,146,lt;:i Nordamerikanische Cents 245»
Nachstempelunir JJil Ober Yssel 49.
Nachteile der Doppclwäh- Norddeutschland 142,
|
141_, Ob ermayor U
rung 149, 150_ 142», 158
Obrussum, obrvzum auruin
der periodischen Mflnz- Nordfrankreich
8
fil UM
verrufunge.n 221, 2 2 Nordgermanen 135, 157 Odalricus Schwager Karls.
Naelde, nalde, nolde = Norditalien 39, Iii d. Gr.,
,

Münzen 84
Streichnadel, 159» Nordkarolina 23JV HG Of Heina 79, 80, |>ublica Hs-
Nnuien :
Nordslawen 54, 13Ü monetae
calis 8_l_. 82
der Heiligen auf Münzen j
Nordische Goldbrakteaten Officinatores 78, H»V
!

liii 18, 74V 15 ! Oldenburg, Münzzuständo


der Münze, s. Münznamon .
Kon ige 139 238»
der Münzherren 59. f., 97, Münzen 53, 55, 1ÜÜ i Ol cn rinn 8, 40
116, 250 Völkerschaften 138 Once, onze = Unze 14< >.

der Münzstätte 60, 12 Zierbrak teaten 74V. A. 62 160. 163


verschiedonerMünzherren Nordisches Kuhgeld 135» Operarii
! 89.
auf Münzen 250 Normalgcwichtsstückc 20 Or, ora Unze 157
vonGrafeiiauf Münzen84f. Normanncnköniire in Unter- »Ordnung« der GoMmÜuze
Namenszug 57, 57*, 197 f. italien 61
lfil
königliciier 236 Northutuherland. Könige ä3 »rdonantien
<
6, 12*.
Narbnnne, Milo von 84, 85*.
1

Nominal, Münz- lül Ordonnanzen 20, 221


Nationalschrift 56 Nominalwert 225 König Philipps VI. von
Naumburg 12 Norwegen 153» Frankreich 215
Nennung des Königsnamcns Norwegische Aufschrift der über die Stellung der Muri-
auf Münzen 1ÜI Münze 53 zer du serment de Franc?
Nennwert der Münze 2, 17, !
Gewichtslotc 158» 89»
115. 138*. 147. 148, 156. i
Klippen von Hakon Jarl O rc s Iii e , O re « m i n s , Ni
]

164, 165. 171. 180. 181. !


ilfi*. H. von Lisieux
kolaus,
1*4, 189, 105, 196, 216. ! Notgeld 37, 138 170
6,
217. 221, 222. 224, 225, I
in Klippenform 3J7 Orichalcum 3_L
226. 243, 2J4, 241 papierenes 3j> Orient 42, 2J5
Xeuab.schlüire von echten privates 21, A. 6 Orientalische Herrscher 54,
Münzstotnpeln 128, 12!)» Noth miib 254 55
Neugriechische Schrift 57 Notmünzen 4, MV 18 f., 20V. Glasmünzcn 36.
N e u m a n n üü 35, 66, 138, 138». A 3, Münzen 93V. «ML.
105 *>
Nickel 25 L 41 40
A. 39,
Nickelmünzen 17, 36*. 38 aus Plei 35 Schrift auf Münzen 57,
Niederlande 20, 25, 26, 33, aus Zinn 35 A. 12
43, 46T. 48, 62, 97, 158, Numismatik = Münzkunde Staaten ü4
159». 160, 201. 249 Numisinatiker Lii Ort (Münze) 153
1
s
2 TG Sachregister.

Ortsmcdaillen 25 Papierwährung in China 137 i


Pfennige:
Ortsmünze 169 Pariser Mark 155, 156* ausgesaigerte 232
Ortswährungen 12 Marge\vicht= PariscrMark der Kreuzfahrerstaaten
Osella 27, 30*. Münze 21*. Achaia und Athen 10H»
Osnabrück 231» Münzstätte 129» der magdeburgisch. Münz-
Ostasiatische Porzellanmün- Parlament des Serment 8fi stätte Gittelde 53
zen 26*. Parti 160 und gibig sind 222
die gitng
Völkerschaften 145 Partikularsammlungen be- — eingeschnittene 176. 177»
Osteuropa 56 sondere Sammlungen einseitige lü
Osteuropäische Völkerschaf -
Passiergewicht 161, 171, 175. falsche 228
ton Iii« 226 geweihte 28
Ostgoten 34, 56, 2121 •gröfse 175 Herzog Otto» II. 218»
Könige 1 9>i -marken 2ü Kaiser Heinrichs IL 54
Ostindien 25 Pafsler Ulli »leichte«
222
Ostindisebc Rech nun gsmüti •
Patina, s. Edelrost nach Regensburger Schlag
zen l.r)4 Patriarchenkreuz 511 2ÜÜ
Oströmisches Reich 21 Putrid um 7-3 nach Speyrcr Schlag 206
Ostseeslawen 13ü Patrize zur Münzerzeugung nach Wormser Schlag 2Q&
Österreich 26, 27, 30*^ 35, | 69, Ü2 »neue« 111. 144. 144», 22L
68, 153». 154. 159». 169, Patriziat der Städte 222 222». 223. 227. 22 > 229*
175». 180», 220, 227, 2221* :
Peggio 160 232. 228. 2381
231. 232. 238. 246. 251 Pegolotti 13*^ 137, 138», probehaltige 236
Herzoge 167 160 unterwichtige 175. 226.
Rabenherger 173, 202*. Pejo ratio numi 220* verfälschte 2M
Österreichische Dukaten L65. Pence 164 verrufene 144
Goldkronen lüä Pennyweight 160 vollwichtige 236
Guldenwahrung 15jJ Percussura monetae 202 zerschnittene 176
Krone 254 Perserreich 196 Pfennigbrot 187, 187»
Kupfermünzen in den Personen medaillen 25». 22 Pfenniggewicht 160
Kupfermünzproben 21* Peso Ril Pfennigmark 125
FniiiKosenkriegen 171. 222 I

Petlerzeichen 28 fi Pfennigstück Ol

Münzstätten Rl Petrarca als Münzsammler i


12 » ül
Pfennige IM 24, 90, 21 20 > 62?
Scheidemünze 124' Petrus Woiwode, wala- Pfennigunzen 125
Österreichisches Münzpa- einsehe Münzen 78 1S'
Pfennigvielfaches 6_L 100,
tent von 1746 245» Pettau. Münzstätte 248. Pot- 102
OsterrOdcr Groschen 124* tau Friesacher
- Jeprage < Pflastergcldmarken 28
< Mto-Adclhcitapfemiige 1 1
249». A. 104, R15 Pfund 154, 206, 211». 216,
Pezzo di otto Peso 156" = 220». 221». 221. 22S, 236-.
P. Pfeflinger, Regenhart, von 211
Pachtverträge über Münz Salmanskirchen 91. 91», 22 Karls des Gräften 113. 157
|

statten 5 Pfennig 25. 42, 6_L 66. 67. zugezahltes 140


Paclan ,
Rccbnungsmünzc 68, 72, TSJ^ 8_L i!2i
Pfundointeilung , karolingi-
lhl 113. III. 135, 143. 153. sche 1D0
Paderborn, Rursarienzeiehen 15 1. 155. 15S, 161. 162. •gewicht 41, 15L 160
|

2Ü 162», 163.163». 164*. 165. P i c c i o n e , M. 131

Padtianer Münzfalscher: Ca- j


RiiL 166*. 169. 174, 175. Piccolo parvulus, Münze ßj^
vino und Rassiano 1 30* 176. 177», 183. 184, 187. 67, 154, 155
Pngament 33, 64, 168,179,240 190, 198. 206. 214, 217. Pied* fort* 20, 211
Pagode, ostind. Münze, 2* 220 220*. 221 222 224» i m
P r k h a i er W. I ,

Pulaeographie der Munzanf 225! 22S, 232. 236. 241'| Pisa 20$.
schriften 55. 213. 211 Placcards 6, 121 f.
Palladium 36, Ml > ewiger 231 lf. Plaketten, Plaque: 3, 21 fl.,

Papadnp,,li 9L Uli! 12^. i Pfennige 9Ü


Pnpierabreihungen von Mün- »alte« 112, l_LL LLi^ 'i2L ,
aus Blei 25
zen 121 222*. 227. 232. 238. 238». gegossene 21
Papiergeld, gefälschtes 1 22 239, 211 geprägte 21
Sachregister. 211

6^7^7^7^81,84,9^, Privutmcdaillen 20,292, 105*


1

Plaketten
getriebene 24, 25 102, 149, 151. 154. 157, Privatmünzen 145
Plappart, Plappert 233, 244, 158, 166, 167,
Pol, PÖ3, ,
Privatmünzsammlungen § 12
von St. Gallen 53 171, P74, P78, 197*. 198. Privatsilbe rscheideanstalten

Platin 35, 33? 203, 209. 211. 212*. 214*. ±3


Plato, genannt Wild 3 218», 218, 219. 220», 221, Prohn to res 13
Plauen, Vogte IGT 228. 230, 232, 243. 245. Probeabschläge 21^, 128
Plomben 23 246. 24*. 250, 251 Probieren des Feingehalts,
der Jetons 24. s. Prüfung
Ploss gelt 35
Points secrets 58, 59» einseitiger Münzen Iii Probiorer 79 1

Poincon 39 einer neuen bleibenden Probiergewicht 159, 16H


Poitou 1 62» Münze 231 Pro u Maurice
, 1 13, 157, 162.
freie 149, 18JL 212 162«
Polen, Miesko II. 5A
Pol it. ia nun, Angelus ß im Abendlande 153 Prüfstein Hü
Polnische Umschrift auf
"
im Zaine 11 Prüfung 164, 115
Münzen mit nachgeahmten Stem- des Feingehalts 159. 161,
Sil
162 der gestückelten
Rrakteaten
Tv tupfe W
Polo, Mar. <» PJL 133?
54, 146, lilal
peln 126, 129
nach eigenem Münzfufs
206. 217 222 ,
1
ff.,

Zaine 179
des Schrots der gestückel-
Pommern, Münzreeht 209 neuer Münze 'il8 ten Zaine 178 f.

PoihIuh Caroli 157. 159». 132? von Münzen mit perio-


'

Prüm, Münzreeht 199


Ponton d A m c c o n r t 83*
'
|

disch schwankendem Psahnenanfänge auf Manzen


Porträtmedaillen 26 Schrot und streng terri . 63».

Portugal 254 torialem Charakter 218 Pseudolegenden 62, 63, 6.'!*


Gepräge 48, 2Ü1 von Reichssilbermünzen A 45
Conto <le Reis IM 167 Punkt auf Punzen 69
Posern -Klett zweiseitiger Münzen 21 den Siglon nachgesetzt
133.
Prämienmünzen 30» 53
Pnsidonia IA?
Potin 35 Präsenzmarken 22, 23 Punkte, unscheinbare, unter
round = Pfund 131 Rrattica della mercatura des den Ruchstaben der Um-
schrift
Giovanni daPzzano 182f differents) 58,
Prag, Groschen 52, A. 33 . :

Goldgulden 53 133? A AI
Judenmedaillen P29, 13(1! ,
I'raun. Johann Georg v 2
'

Punze 56, 65, 70, 70^, 73, 112


Prägeerzeugnisse der Xürn- 1

Preis Arbeiten z. Geschichte


:
Punzone 6_9_
der Preise 133 ff Pyxos, Münze von, TA*.
herger Industrie AI f.
Pragcgerätc, s. Präge werk -
Vorbereitung des Roh- i

zeuge stoftes dazu 188 <!•

Pragehammer 65, lü Preise von Medaillen 130


Quadrat um supercusum 45^
Prägeherr til von Münzen L3Q
68, 119?
Pragckostcn, s. .Münz- Preisbildung von Münzen
Quartalsystem 1 5.'}, 154»
koste n lflä f.
Quedlinburg 12
Prägemasehinen 65, 71, 71* Preismedaillen 25, 3U?
Quellen der Numismatik §2
Prügemnterial 2tli Preissatznngen
des Münznutzens 216
Prägemeisler H3 allgemeine Iii
Quentchen U}K ISa, 160,
Prügeort 61^ 66, 83, 97, für alte Gepräge LH f.
133?
102. 146, 212, 236 für ausländische Gepräge
Quintel 157», 158, 163?
Prägestempel, s. Stempel LH f.
Quittungszeichen 22
antike 12? für Waren und Münzen
""*
gegossene HI f., 178». 187. 1*8. 221 |

R.
unechte, zu römischen i
Preis verhidtnis von Gold- zu
Münzen 13Ü Silbermünzen 149 Radicati AI
Prägestempelverbrauch 78* |
Prcufsen 44, 79, 3-16* Raittrroschen 2fi f.

Prrtgeverfahren 36 ff. König Friedrich II., St«rbe- Raitpfennig 2, 3, 18, 23 f., 30?
Prägewalzen 65, 71, 112 tnler 211? 63?
Prägewerkzcugo 65, fül ff. Müuzpachter 125 Rakwitzer Münzfund 73,
Prägung 20, 2S^ 36, 37, 41^ !

Priscus, Münzraeister 33*. 174». 176, 177», 213?


43,44, 47, 49, 58, 64, 65, Privatgeld 21, 23*^ 143 Rand der Münze 42, 52

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278 Sachregister.

Hand : Regalin 247 Reichstaler 125, 155, 181


der Münzzaine S5 regalia accidentalia sive mi- Roichswährung JüI
de» Schrödings t±£i nora 194 Reilmark 136
Handschrift 42, 52, 02 regalia essentialia 194 Reinburg, Wenzel von, AI-
Randzicraten 42 Regalien 124 210. 215. 231
f.. chymist 42
Kanon slaw. Völkerschaft
, Regensburg 162«. 175«. 198, Reinigung der Münzen 102 f.
136, IML 202. 229 der Stücke von Münz-
Rangordnung der Münzstät- Bischof Hartwig I 73 funden 1 14
ten 6Q Regensburger 175 :
von Bronzemünzen 102
Kappenmünze 233, Münz- Feldzeichen 22 von Kupfermünzen 1D2
bund 233, 249, 252 Holzzeichen 28. Reiserechnung des Bischofs
Hat hgen 1D2 Klippe auf den Glücks- Wolfger von I'assan 140*.
Ratsgelder 22^ hafen von 1586 221 238. A19*
in Regensburg 22 Münze 175*. 2QÜ*. Reiterbüchsen ITT)

Ratio (Aufschrift a. Münzen) Münzen 2i£> Rclevatio monetae 228, 228*


basiliei 82, 23 .Schützenzeichen 28. Remediutn 161, 161«. 163.
Pnmini S2 Troymark '206* 164. 171, 236
eedesie 81^ 82, 83 Regentenbilder a. Münzen 45 s. Retny 82.

tisci «2, aa Regentenreihen 17* 1 Reimes 82


monasterii 82, 83 für geisll. Würdenträger renOvationes monetae 218
Rauhgewicht der Münze 156, Iii! Repertorien der Medaillen-
163, 220«, 2211 Reichenau. Münzstätte 205, sammlung HU
50-Realenstücke 32 205* der Münzsammlung 101
Realrepertorien der Samm- Reichs der Sammlungen 101. al-
lungen lül abschied von 1570 210 phabetische lül
Rechenpfennig = Ruit geld 197 Revers 43, 119, 120*
Pfennig -goldmünzen 201, 242. Rhediger, Th. von. Münz-
-inacher 21 -konventionsfufs 245* Sammler 91*. 93
Rechnungen 5. 154, 183,188, -kupferprägung 121 Rheindukaten 18
22i münzen 168, 196, 198,214. Rheinlande 59, 74
der Stadt Frank furta. M. 21 216. 212. 220«. 236, 237. rheinländische Elle 150
Kcchnutigsbchelf 2i> 239«. 239. 242. 243. 244. rheinischer Goldgulden 173*.
Keehniingsdtikaten 155 seit dem HL Jahrb. lü* f. 183. 241*. 242 f.
Rechnungseinhoit S 2L 224 •münzfuls 168^ 211 Gulden 166, 1Ü3
Rechnungsgeld 240 Reichsmünzstätte 167, 193*. Richtmünzc 20, 21*.
Kechnungsmünze 135, 154 f., 200, 208. 209*. 243 Riehl pfennig 158, 159, 1£Q
155», 155. 156«. 253« zu Basel 242 Richtpfennigteil 158 f.
Rechnuugssystcm 153. 53* 1 zu Dortmund 242 Richtstück =
Richtpfennig
Recht: der Goldprägung JÜI zu Frankfurt a. M. 242 Richtung der Münzbilder IQ
in Frei hu rg L B. u. Basel zu Xördlingen 242 R id g e w a y 132. 139«, 235*
heim l'apst erbeten 201, Reichsmünzordnung 61, 243, Rietschel' 8Ü
202« 245. 245*. Ringbildung bei Auktionen
der Münzerzeugung 193«. K. FerdinandsL(1559)16L 107, imi
195 167*, 16S 179, 200, 243, Ringgcld 138 f., 139«. 14Q
d. Münzprägung 88«^ lffi Of,J
f

riter =Reuter zur Münz-


199, 251, nach eigenem K. Karls V. 1524) 167, prüfung 175, 1 75*
Münzfufs 222 167«. 252 Robotmarken 28
der Stadt Freihurg im Breis von 1551 167*. 168, 243.
:
Rohmetall 64, 2M, 22ß
gau, Sil her zu münzen 231 252 Roland, Palatin 84, 851
des Gepräges 195 Reichsmünzordnungen des Rolle des Geldes 234
des Geldwechsels 88* 1£. Jahrb. liil ff., 244 Rom 53, 54, 80. 196, 121
des Münzfulses 195 Reichsmünzwesen 166, 16S, Brutus ß
Rechte der Münzhoheit § 2fi 251 romanische Länder 140, 160
Rech tme i e r & Reichssilbermünzen Ifil Romerrcich, sinkendes 82
rechts und links bei Münz Reichstagsverhandbingen römische
hoschreibungen 119, 119* über Reichsmünze 167. Münzen 6, 24, 90, 91, 92,
Refrappe 128 167*. 179. 243 im*

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Sachregister.

Römische Münzstätten 705, Sachsen 150, § 23, 171, 172, 176,


HO*, 129*. sächsisches Münzüberein- 213*. 244, 245*. 246*.
Reichsmünzstattcn 80 kommen von 1444 164* Scheidemünze
Silberbarren 79* Saiger =
Wage 174, 175* als Zahlungsmittel 2Mf.
Unzen 157, 21i Suigern 162, 174, 175, 175», ans I,edcr 365, 13S
Vorbilder 90. 222, 223. 223» Scheidung des Rohnietalles
römischer Denar 153* S a 1 n a s Ü65
i Üi
römisches Kupfergeld 2135 Salzburg 37, 178* Scheidungsverfahren 163
Metallgeld 235 Eberhard II. 24S, A. 125 Schenkung der königlichon
Pfund 79, 113», 156, 152 Erzbisehöfe : Marcus Sit- Münze zu Kirchheim an
römische ticus A. U Graf Eberhanl (1059) 207,
32
Drittclstticke Maximilian Gandolf von des Marktzolls in Castro
Falschmünzer 127* Khuenburg A. 25 Resten si 223
Geldgcschiehte 1% f. SalzburgerMünzvertriige 247, Schiodtnünze, s Scheide-
Gepräge 56, 10Ü 21Sf., 2125 münze
Goldbarren 79* Salzburgischo Zehner 121 Schiefsklippen 30*
Goldmünzen 196 Zwanziger 121 Schild 51
Kaisermünzen 51 A. 15. Schilling 135, 136. 153, 154,
Kupfermünzen IIP Salzwedel 231 155, 161, 163». 166*. 166,
Majuskel =
lateinische Sammelgebiet 96 f. 183. 187». 214», 216, 221,
Majuskel Sammelwert der Münze 128 222», 223, 22ü
Roscher 14, 16^ 137*. 170, Sammeln röm. Münzen 91 Vj Schilling von Nürnberg,
0-22* > von Medaillen 22 A. 41
Rosette 58. Sammlungen, s. Münzsamm- Schillinge, zugezahlte 140
Rubois, de IQ lungen Schilt von Steicr 53, A. 35
Kübel 38, 395, IM allgemeine 96, 97, 98, 99 Schinderling 5, 124», 233
II,6-, 12- Rubelstücke aus besondere 96 f., 97, 98, 225 des I'assaucr Rischofs Ul-
Platin 35 im Mittelalter, s. Münz- rich von Nufsdorf A. 11
Rubcljelimki 43 sammler im Mittelalter Schinderlingszeit 180»
Rückseite der Münzen 43, öffentliche § 12, 131, 132 Schlagschatz 83, 164,
81_,
119. 1205 von Brakteaten 2ß 164», 170. 179, 180». 204,
Rummen, Arnold, Herr von von Jetons 91 204«. 21 1.212*. 214.2 14».
Ü2 f. von Medaillen 91 21fi f., 218,219, 220, 220»,
Runen 55. von Xachgepragen 9ü 221. 227. 241
-schrift
515 von Notmünzen 2fi natürlicher 216
-zeichen 53 von Schützenmünzou 9ü Schlegel, Gh. 8.
Rupien 154 Sammlungs Verzeichnisse, s. Schlesien 221, 222
RusHen 54 Verzeichnisse von Samm- Schlesische Rrakteaten 54,
russische Aufschrift d.Münze lungen 146. Uli*.
54
Sauviat, Münzstätte 835 Schliefse, brakteate n förmige
russisches Münzsystem 154*
Say, It. IM
.1. 75, A. 2
Münzwesen 43 Scaccia 245 Schlüsse aus der ReschalYen-
Denga von l'skow A. 31
Schatz eines Rompilgers heit der Münzfunde 122
l'clzgcld 137^ 1315 110* Schinid, A. 8,
l'fund 1525
Schatzfunde im engeren Schmoller, (J. 153». 180.
Rufsland 35, 38, 5£ 137, 138, Sinne 111, s. auch Münz 180*
157. 159*. 160. UM fundo Schinuckknöpfe A. 25
Schatzmflnzon 19, 215 Schmucksachen, brakteaten-
S.
Schaugepriige 24, 25 förmige 18, 185, 75, A. 2
Sabatier 17.i v
gegossene 25 Schonvorst, Reinhard v. 511
Sachsen 37, 72, 244 getriebene 25. S c h ö n w e s n e r 122
i

Herzoge 202*, HerzogBern- Schaugroschen 29* Schöpflin 211


hard 112 Schaumünze 25 Schottland, Kg. Wilhelm 53
sachs. Friedcnstaler 20* Schaupfenning 25, 225 Schottische Kirchenjetons53
Münzordnung von 1444 Schausammlung 103, 104 > Sterlingc 42
244 Schaustück 25, 40* Schowolpenninge 22.' 1"
Münzstätte z. Freiberg 8fi5 Scheidemünze 18, 34, 35, 38, Schrecken berger 244, A. Iii
280 Sachregister.

Schrift :mf Münzen 42, 4T>, Schwedische ;


Silber 32, 23f, Säf , 42, 6*.
50. 10^ Kupferwalirting 149, 150» 07^ 75, 84, 103, 106, 130,
im Höpen 52 Nottaler 105, 105», 233. 137, 139, 141. 142, HL
vertiefte A. Ix A. a 140, 148, 149, 150, 151.
Schriftcharakter 5üff. Schweidnitzer Münzgesetze 151», 155, 100, 163, 108.
wechselnder a5_ ff. 102. 221 172, 170, 180, 185, 190,
Schriftform Ü2 Seh we iz 35, 38^, 08, 177». 248 204, 206. 20S. 211. 212»,
Schriftwcsend. vvest- u.d. mit- Schweizer Blechmfmzcn 38», 213. 214*. 210, 221*. 22J,
teleuropäisch. Volker 55. A. 48 223, 225, 220, 230. 2^K,
des ^Mittelalters äl Schweizer Brakteaten 45, GS 241. 241». 242, 254
Schriften Aber dius Münz- A. 18 chemisch reines 33.

wesen 6 Schwere der Münze 20, 40, feines, s. Feinsilber


Schräder 62^ 181» 104. 149, 161. 222 gebranntes 141
Schrot 160. 101*. 1*13, 217, Schwere der Silbermark, a. lauteres 111
218», 222 Gewicht der silbermark lotic gebranntes 141*

Schrotmeister 88 de« Markgewichts 15S"' lotiges 1J3, 143», 103, 221


.Schrotprobe der Wiener i
des I'f undes 140 Silberabflufs für Gewürze u.
Pfennige lß2l Schwertgroseben 244 and. Erzeugnisse Asiens
Schrot und Korn 125^ 120», '
Schwierigkeiten bei Ermitte- 21a
156, 161. 104. 108. 182, lung der Kaufkraft des i
Silberbarren: amtliche 7_9_

182*. 209 f., 220»,


204, Geldes 181 ff- gestempelte 38, 79. 111*.
240, 242, 21Ü Sctido 15_5_ 140», 155
der Speyrer Münze 230» Scutus marcharuni 155, 150* Silberfranks 101
SchrOtlinge 19, 30, 37. M f., Secbohm 159». 253» ) Silbergeid 149, 241, 212
38», 41, 42, 43, 44. 15, Seelander, N. Brakteaten- herahi/ckomiuenes34 2l2 r

0^ 05, 06, 60», 07^ 08, falsehungcn 130» Silbergewicht 157*. 158. 237
ülL IP^ IL
Seigneuriage, seignoria, seig- Silbergtilden 17, A. ÜÜ
lüi TA ;

70, 77, 84, U~± ^ßfi norage 216, 217» Silberkabinett 97


gegossene 30, ßü Seiten der Münze 42, 45, 128, Silberkauf 180
geprägte liü 25i) Silberklüinpcben ÜS
jusi befundene Gj> Seltenheitsbezeichuuugen Si he r k u
I pe n zerh ack t<? 139
1 1 1 1 ,

mit Vierschlag,
Pfennig III Silberknöpfe 124», A, 15
und Ilalbling A. 42 SeltenheitHgrade LLI Silberkreuzer 39.
schneiden der — 22 Senkungsverfahren 69j 172 Silberkuehcn A. Sä
fiberwichtige Gä Serbische Fürsten Uli Silberlegierung 33, 66, 67
unterwichtige 05, 17;') Serment 88 Silberlot IM.
Schulpfennige 25, 30» de France 88 Silbermünze , herunterge-
Sc h u 1 h e fs -Ree h he rg
1
du saint Kinpiro romain 88 kommene 0j[
1)4* von Toulouse 88 Silbermünzcn 33, 38, 83. 113,
Schulze, Job. IL 8 von Spanien 88 120, 149. 151». 180. 1%.
Seh um. W. 180» Serrure. C. A. 99, 100, 213, 214», 241», 243
Schnitz lfi^ 193*. 251» in Barrenfonn 38
Schüssel, liturgische, bei Por
'

Setin 140, 150* K. Friedrichs II. A. 12


put gefunden 75 Setzmeister 88 Silberpenny 39.
Sehutzherr des Münzherrn 1Ü Seufzer kursaclis. Münze Silberpfennige 39, Ifiä
Schutzmittel der Gläubigen 1

12J_ Silberprägung 107, 196


21 ff. Sevilla, Münzstätte 5ü Siiberpnigungen von Chile
Schützenmedaillen 30*, 95» Shilling IUI und Japan 151 *
Schwaben II Siuin 36, Münzen 39* Silbersainndungen 06
Suunmesherzogc 202* Sichard 92 Silberschilling 211
Schwab. Keiehsstiidte 211 i
Siebenbürgen 38, 100 Du- Silberschrötling II
Schwnz 12 katenstücke 39,40». Klip Silberstangen, abgestem-
Schweden 130, HD pen 'Ahl pelte 38
Schwedische : Siegel 77, -Stempel QU Silberwahruug H8, 150.
Gewandspange A. 0ü Siglen auf Münzen 57, 5S, 150», 151, 151». 154
Kolonien jenseits der Ost- 00, IIS Sili<|ucu 156, A. 25
see Lil auf Steindenkinülcrn äl siris, Münzen von 74*

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Sachregister. 1M1

Sittl Spindelpressen ti5 Stanzen Iii


Sizilien: Roger I., A. 42 Spottjeton, franzos. uuf Stnter Hfi
Skala zur Bezeichnung des Napoleon III., A. 1Ü Steckborn, Münzfund 68.
Feingehalt» 159, 1ÜÜ Spottmedaillen 25, 22* f. Steinbocke, Münzen 93-2
Skandinavien 37, 136, 137*. Sprache: «1er Aufschrift der Stetermark 175», 219. 23H
138. 157. Münzen 110*. Münze 52, 53 f. Münzen 43, 53, 99^ 124»
Münzbund 2^ 1 der Münzbeschreibung 120 tfteirischer Pfennig mit
Skribenten der Mfinzwisscn- Spracbgebra uch, schwanken- SCHILT. VON.STKIR.
schaft 2 der auf Münzen bei 53, A. aä
Slawen 136, Iffll »rechts» u. »linkst 1 r.t Stendal, Münzstatte 231
Slawenhinder IM* L36» Sprachlich« Hilfsmittel bei Sterbetnler 18, 20»
Slawische Aufschriften auf der Münzbeschreibung Sleuart, .1. 151» f.

Münzen 54, A. dl 12Ü Steuer 214», 216. 227, 228.


Buchstaben auf Münzen 55 Sprüche in den Münzauf- Ül
Völkerschaften Uli schriften 59, 62. ein bebung im Gau von
Shiwonier I">T ,;
Staatskredit 11 Liniogcs 82
Sno 1 ng 8
1 i Staatsmünzon = staatliche •marken 28.
Soetbeer, A. 80, 82, 85^, Münzen -rechnungen , papstliche
203. 201 Staatssammlungen Q3_ 182. 222?.
Soldi 155, IM Staebelmünzen 225 Stiche mit Münzabbildungen
Solidi: Konstantins d. Grofs. Stellung der Aufschrift der 6, 2
fiü Münze 52 f. Stichel, s. Grabstichel
von den Frunkenkönigen Stellung der Münzmeister Stil der Münzen 5, 116, Hl
zu Marseille geprägte Gl unter den Merowingern Stock, Prairewerkzeug 70, 76,
Solidus 32, 61, <>L 1?jL 213». 81 IT. A. 63,Ü6
235. 236». 237. 23s», 2Xil Stempel 37, 40^ 43. 44, 4S, Stofswerke 65, TL 126*
niediiiH 6j_, A.41 56, 65, 6JL 68, 69, 70», Strafsburg 179, 198, 129 .

mit dem Bilde Kg. Theo- 71. 73. 76, 122. 128. 129, Münzen 205
deberts, A. ül 172. 174. 196, 201. 204, Pfennige 175
HchüMselfönniger, von By 207. 247, 25ü Riter zur Münzprüfung
stanz, A. 2ü der sächsischen dulden, 175. 115*.
Sol, m. sou Halb- und Viertelgulden Streckhammer, A. üfi
Sootlie 2 vom Jahre 1753 1 25 Streckung der Münzzaine 61,
Sou 164, 22_L 225^ 225». flachticschnittene Iii
A. Iii unechte 128, 122 f. Streichnadel 20, 159», b. auch
Sousstüeke aus der Zeit der Stenipelarcbive II Naelde
franzos. Revolution 34. 6ü risse '20* Streich- od. Strichproben 182
Spalatiner Gepräge IS» Schneider 211, iL KJÜj. Strohlin, Paul 122»
Spulatino (Aufschrift) 53, 116. III Stücke des Altertums IQ
A. 3ti -Verschiedenheiten dessel- der Neuzeit IQ
Spalato: Piccolo, A. 3ii ben Ciephiges 69, 78», medaillenartigo 28.
Spanten 32.54. 80. 157. 100. 96, 114, 115. 119». 172. mit Doppelschlag IQ
254 m* münzartige 28.
5 Ccntimostück vom Jalue Stade 229, 2ÜÜf. überwichtige 222
1870, A. 2d Stadtgebiet 8Ü demonetisierte 225
Dobia, durch die Geusen -rechnungen 188 f. Stückelbe rg 4^ 70^, 76.
in Kampen nachgemünzt Städte, müiizberechti^te IM 1221
A. 22 Stüdtemünzen 95». 96. 98. Stückehinit 64, 67, 112
Konine 211 Stuel, Stahel, Stahi, Stal 20, S t u in p 1 211
Münzen JH, 182, 20b, A. 22 21», 152». Suboperarii 88, 82?
Spei man Iii Staheiburg, Krnst v., Tiroler Suddeutsche Gepräge 68.
Speyer 221i Kammerraitrat, A. IIb um
Spcyrer Münzen 205, 211 f., Stahl, weicher 69, IQ» Münzen 31
930» Stahlwalzen, &. Prairewalzen Münzstätten ü8
Spezialsammlungen be = Stammtafeln 117» Pfennige 45.
sondere Sammlungen für geistliche Würden- Siiddeutschland 39, 45, 75_i
Spielmarken 21 triiL'«*r 117- 141. 1121

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282 Sachregister.

Südfrankreieh 166», 238 Technik der Brakteatenprii- l


Triens 32, 8L 121
Süditalische Münzen 52 gung Iß f. des Beneventerfürstcn
SUdslawen 54 der getriebenen Medaille Grimoald mit d. Namen
.Suitenmedaillen 25 Kg. Kurls des GroTsen,
Sybaris Ii?. der Münze 68, 72, 161, 222 A. 21
Systeme bimetallique 149 der Münzfütterung 124* des Münzmeisters Mude-
Systeiuo zur Anordnung von Tectosagen 51*. linus, A, 68
Münzsammlungen 22 ff. Teilungsstricb, A. 24. Trier: 129, 198, A. 84
der Absonderung der Mün- Telemarken 136 f. Erzbisehof Bohcmund IL^
zon nach Zeiträumen 28 f. Tenzel 8^ 2 A. im
dynastisches 28 Tercia Apuliensis 64 Tron, Lira, 154, A. 88
synchronistisch geogra- -
ducalls 61, A. 42 j
Troy-Grain 159»
phisches lüi ! Territorialität der Münze 1

Tuchuiul's 135
von Appel 08 •219, 231 ff., 242 Türkei 153», 254
I
Tessera 28, 3Ji? Turkomanenfürst Omar-beg,
T. ! di Muraglia des Franz L jonischer, A. 4ü
von Carrara, A Iii
Tumosen 52, 62, 100,169, 224
Taels 145
Tctradrachme tiÜ». f unde inOberfrankon 112*
Tafehvcrke III I

Theatereintrittsmarken 28 i Type cbartrain 48


Tagion als Mafsstub der
chinonais 48
j

Thicmes
i

Kaufkruft des Geldes !


numismatischer
Verkehr 128 immobilise 48, 174
18», 121
T h o in s e ii 99, 100, 102, 143». Typeusammlung 2ü
Talen tu tu nrgenti 140
Thracien, Lysimachus fi Typus der Münze 44 f.
Taler 17, 39, 43, 49, 106», |

154, 165, 245*. Thiiringen 73, 74, 141, A. 24 I

Landgraf Ludwin II.


des Herzogs Julius von IL, A. 12
Braunschweig 42 Tierhaute als Geld 13ti f. '

Übergang des Münzrecht»


des Salzburgcr Erzhischofs Tilius 22 an Reichs- und land-
Maximilian Gundolf von 1

Timniins von Frankistan HO sässige Städte 222fL, 251


Khuenbiirg, A 25 Tiralino von Mantua 326 :
Überlassung der Münzo zu
30-Talerfufs IM Tirol Erzherzog Sigisinunil,
:
S.Trond an eine Bürgerin
'/ -Taler-Klippe des Erzbi- A. 8, lä 230»
4

schofs Marcus Sitticus I


32a
Tiroler Etschkreuzer, A. Übertragung österreichi-
von Salzburg, A. II und Xuchuhmiiug 32b scher Dukaten 121 f.
Taler i Tiroler Gepräge 43, 50, Überschrift der Münze 53
118
-grotee 96, A 8, 18 Übertragung d. Münzbetriebs
-kabinett 2ü1», Stempelschneider 25, A. H an eine Mehrzahl von
nuehgüsse 13Q f. Titel auf Münzen 117' Personen 86 f.
•jdatten in Schweden, lies Münzherrn auf Mün- Ucelli 21
j

kupferne 22 zen 58. ; Uhlhornische Pressen ü5


-pragung 100 Tizzoni 41 I
l'lricbskreuze zu Augsburg 28
-reehnung in Deutschland Token 2L 23», 154», A. I !
Undauf der Münzen 246,242
148, IM Toledo, Münzstatte 5fi verschiedener Münzen ne-
•Stempel 12 Toleranz bei Münzen 161 beneinander 239, 232f.»
Tarent 74» Tolstoi,Graveur 42 Umlaufsfähigkeit der Mün-
Tuschen II Tonne Goldes 154 zen 237, A. 25
Tascheripriigung 5_L A 53 Torstener 228 Umlaufsgebiet der Münze
Tasebenpresse zur Herstel- -zeichen 2ü 219, 239. 24fi f., 25L 253^
lung von Münzabdrücken ;
Toulouse, Münzstätte, A. 41 Umlaufsverlust der Münze
'

Traktate über Wesen und 215, 216»


Taschenwerke 65, U Autgabe der Münze, ju- Umlanfswcrt der Münze 177,
Tausch 13 f. ristische (J 246
von Münzen unter den Tgont+tTai 146 Umpnigungskosten 221
Mnnzsammlern 1115 j
Treiben von Medaillen 65 Umrahmung des Münzbildes
Tauschwert der Münze 31, T re m i s s i s 32, 235. s. auch rautenförmige 68, A. 5Q
180. 181, 183», 2M Tr i e ns Umrifs der münzuhnliclien
des Geldes 241*. Trennungszeichen 58, 59», Gepräge 41
Tuvornier 35, 1 55* 226» der Münze 36, 39, 4Q

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Sachregister.

Umschlagen <lor Ecken des Urkunden 53, 59, 143, 157, Verbieitung eines Münz-
SchrödingslÜ A. hl 183, 188, 227, auf
239. bildes, räumliche U
ff.

Umschrift der Münze Id. 4.', die Münzer bezügliche Verdun 128
52, 54, Q5, 5fL OS. 59, Urkunden 811*. VereinsmUnzen =
Gemein-
Gl, «2, 63. 73, 102, 124*. des deutschen Münz- sehaftsmünzen
128, 250 wesens 2t Vereinstaler 182
äufsere 52 über das Münzwesen 5, 134 Verfall der Brakteaten 15
doppelte 52, A. 23 Urkundenschrift 55, 5l> Verfälschung echt. Münzen
innere 52 Ursachen der Brakteaten- 126, HÜ*.
nach aufsen gekehrte 52 pragung 15 Verfälschung echt. Münzen
nach innen gekehrte 52 der Münzverschlcchterun- in Amerika 126, 127*
reo htl antige 52 gen im spateren Mittel- Verfügung über d. Währung
rückläulige 52, A. 15 alter 215 f. 210
Umwechsln ng des Geldes Ursprung der deutschen V e rga ra 8
222*. 227. 242 Hrakteaten 12 f. Verge 159*
erzwungene 218, 228, 211 der periodischen Münz- Vergrabungszeit der Münz-
Ungeld 228, brief in Oster- verruf ungen 218 f. funde 109,1 L2», 112, 113*^

reich 238, 2Üi Urstücke 48, 63, 116, 122 113. 114
140
II nein
Usualmark 141, 142, 113 Vergrölscrunn
Ungarische Münzen Hü*. Usualmarkenstücke, erhal- des Durchmessers d. Mün-
Ungarischen ioldgulden 183. tene 142, 1121 zen 13
240, 2411 Usualsilber 141, A. 85 des Schrödings 12 f., 15
Groschen, A. 53 Usus monetao 2112 Verhalten gegenüber fal-

Ungarisches Kreuz 5Q schen und unechten Mün-


Ungarn TG, 228 V. zen 131 f.
Könige: Hein L 37, 110*- Va <1 i a n u s 211 Verhandlung, zwiseh. Öster-
Stcphan L 128, A. 80, Vadiinil 1 '>ii
reich und Bayern wogen
83 Valor imposituH 180.215. 211 Herstellung einer gleich-
Stephan LbisBclal. 110* Valvationen 6, 12*. f. förmigen Münze 227*
Ladislaus II. 21*^ Valvationstabellen III f., Verkauf der Münze auf Zeit
A. 21 h 229. 930«
Ungnnd Christoph, Frei Vandalcn 34, 61, A 13 der Münzberechtigung
herr v. Weissenwolf, -konig Hilderich 56 230*.
Kommnnd. zu Erlau, V a n I. o o n III Verkaufspreise von Münzen
A. 22 vara 223 105 f., 10Ji f.*, 107, 1Ü8
Unicut (! — unicum) IIP* Varianten Münzstempel 69
d. Verkehr mit alter Münze 221
Unionskönige 31 Variantensammlung HS mit Barrensilber 221
l niversalsninmlungen, s. all- Vehuar, Krdmann, Münz- zwischen den Münzsamm-
gemeine Sammlungen meister, A. 69. lern 105, 1Ü8
Unteritnlien 34, 51 Venedig 27, Verkehrswert der Münze 17,
3J^ 3JL 67, 90,
Untennünzungen 210 156*. 160 180
Unterrechnungseinheitl52*. Dogen: Manin 3Ü Verlängerungsstück kurzer
153. IM Michieli Donienico 138 Eisen 12*.
Unterscheidungsmerkmale Venezianische Dukaten 240. Verleihung der moneta: 205,
der ofticinne 8Ü A. 28 216
Unterscheidungszeichen 58. Gepräge 46, A. ]2, 28, 88 proprin 206, 231
59». 196, 226?. Gross 170 i
publica 2Ü5*.
Unterstempel 70, 76, A. 63 Pfennige 140* public! pondoris et puri
Unwesen der Kipper und Rechnung nach Lire di argen ti 205*
Wipper Ü grofsi 155 der moneta purissimi ar-
Unzen 135, 140, 157, 157*. Zccchinen 62, A. 28 gen ti 205*
160 Veränderung dcsGfpräges43 Verleihung der Münze zu
gemünzten Silbers 135 Verber/.eii hen 28 Bcrnwald an Bürger von
l'nzialbuchstaben auf Mün- Verbot der Ausmünzung als Frankfurt a. O. durch
zen 5ö Wandergewerbe 81 Markgraf Ludwig von
Unzialfufs 121 Verbrechen der Münzfäl- Brandenburg auf 12 bzw.
Unzialschrift 55 schung 123 2ü.Tahre :?30*

kJ by Google
Sachregister.

des Mnrktreehtes 80, 205. Verleihung j


Verzeichnisse
des Rechtes der Goldprä- der lateinisch. Ortsnamen
des Markt- und Münzrechts ; gung an Herzog Rainald Uli
zu Hnderichesbrucca und von Geldern (1339) 168 f.* der Münzherren 117*
Villach fiQl des Rechtes monetam , der verkäuflichen Münzen
• Ich Münznutzens 109, 204 eflicere 205 107, 108
de« M ünzrechts SO, 85, 167. des Zollrechts 80,205. 205*. von Feingchaltsproben 182
•JPG*. 201. '203*. unter von jus et potestas pro- von Sammlungen 94*. 121,
gleichzeitiger Zu Weisung priae nionetac 205
Münzgerat.schaften 223
«1.
,
VermögensauHweis des Re- von KpezialsauiLulungen
des Münzrechts, anhieb- i
gensburger Kaufherrn 95? f.

liehe an Auweiler durch Matthaus Riintingcr '2X>' f


von umlaufenden Münzen
Kaiser Friedrit h II. '1219 .
'
Verona 39, 154. I'iccolo, — G
211, A Hfi Schilling Grosso),
. Verzicht auf dasMünzerneue-
an Creinona durch Rainer A. 87 rungsrecht durch Herzog
Friedrich L (1155) 211 Verordnung des Burgunder- Rudolf IV. von Oster-
an die P.olognesen durch königs Gundohald 213? reich 238, 2J6_
j

Heinrich VI (1191) 211 :


Verpachtung der Ausmün- auf die periodische Münz
an die Kurier von Asti zung 24t; erneuerung 221», 227 f, ;

durch Kaiser Konrad III. der Münze in Frankreich 246


(1141) 211 2ÜÜ*. Vic sur Seille, Munstatte S3?
an die Genuesen durch des Münzregids Höf Vieh als Geld 135, 235.
Kaiser Konrnd III. (113«) Verpfandung der Heller- -geld als Zahlungsmittel
210. f. uiünze zu Riegnitz 2.^0* 135. 234, 235
an St. (lallen in derSchweiz des Münzregals 85 f. Vielfache von Siliquen fil
,969 , angebliche 211, Verprägungen JJi
Vierdung. Vierting 140. 157*.
wirkliche (1415) '>1'?* irreführende 44* Dil
an Glognu durch Koni«; 1

Verschiedenheiten d. Prage- Vierschlag 37, 45, 68, 6Sr


Johann 1.110, 209 verfahrens Gl f. a. -ia
an Herzog Johann L von i
des Stückelung!* verfah- i
Vierteln von Münzen 166
Sagan durch König Sigis '

ren« Gl f. Villani l.ts

inund 1429. 209 Verschlechterung d. Landes Voigt 8


an Sicna d. Heinrich VI. münze in Köln 240 Voraussetzungen für eine
(11%: 211 Versteigerung von Samm- brauchbare Geschichte
an Zürich durch Karl den lungen Üiff.\ 106», 107. der Preise 18iiff.
Dicken, augebliche 21 mi Vorbilder 102. 124, 125, 129,
des Münzrechts zu eige- Versteigeruitgspfei.se v. Mün- A. 8R m
nem Schrot und Korn zen 106" Vorderindien 35.
f Uli
203*. ->:{7« Versuche die unbefriedi-
,
Vorderseite der Münze 43,
119, 121£
angebliche, d. Münzrechts genden Münzzustande im
zu Franccker an Sickc Deutsehen Reiche zu bes- j
Vorgange bei der Ausutun
Sjuordama, durch Kaiser sern 211 11
zung § Hl
Friedrieh III (7. Mai 147«) Versucher 179 |
Vormundschaftsmünnen
194»
Verwilderung der Münzge-
der percussura proprii no- Vorrecht <ler Münzherren
prage 5_G
ntistnatis usw. Jiili
auf Edelmetalle 22fi f.
Verzeichnisse ;

de« Rechtes der Goldpru-


1
Vorschriften über das Münz
alter Münzbenennungen
gung 167« wesen unter den Karo-
1*1
lingern 84.
des Rechtes der Mim/, der auf Münzen genannten
Vorwcchsel 183, 183*.
pragung auf Zeit 230* Heiligen 117*
I

Vötter 118?
des Rechtes, Heller zu der in öffentlichen Samm- j

schlagen anllrcslaudureh j
lungen bewahrten .Münz-
Kaiser Karl IV. (1362 schatze -'-'t*
auf Widerruf 209. 230* der in Privatsaintnlungen j
Wage 104, H5, 146, 158, 162^
des Hechtes, Heller zu bewahrten Miinzschatzo9Jl 174. 175», 182*, 196. 236
schlagen, an Sprottuti
j
der Kunstwörter im Münz Wagen der Dukaten 17f>*
(1407) auf lü.lahre 23Ü? I wesen 117* der Münzen 158 f., 182, 125.

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Sachregister.

Wahlsprüche auf Münzen 1

Wechselverkehr 215, 216 Wertvergleichungen von um-


49, 02 -verlust 221 laufenden Münzen fi
Währung 135, § 20, 161, 165, Wechsler 226, 228?. Wertverhültnis der Kdelme-
209. 234, 235, 213
einfache 149, 150, 253*
we.ic
Wegeleben 12
m talte 149, 151*. 151. 191.
225. 253*. 2M
hinkende Mi) Weihemünzen 3, 28, 30*. des Goldes zum Silber
Währungscigcnschaft 60.150 -Sammlungen 9ü 252
Wahningsgeld 169, 21ü Weinsberg, Konrad v., kai- Wert Verschiebung bei den
Währungsgeschichte 151* serlicher Münzmeister zu Edelmetallen 190, 1Ü21
Währungsmetall 149, 150, Frankfurt Wertzahl auf Münzen fil
151. 171 Weise 9 Wesen der Münze 6, 122,
Währungsmünze 14«, § 23, Woifae, Witte des Silbers 141 124. 173. 193. 206, 215.
lokale lfiß. Weifskupfer 33, 311 216. 222
Währungsfeld 144, 168, -münzen 34 |
des Geldes 15
169, 1Ü5 Weifsmachen der Silber- ! Westasien 80
Währungsstatistik 151* platten fil Westeuropa 5fi
Waitz, (J. 2425*. Weilssud 33, fifi f. Westeuropäische Völker 55
Walachei 54 Weiterverleihungend. Münz- Westgoten 5fi
Wallfahrtsmünzen 3 berechtigung 23U*. Könige 19"
Wallfahrtspfcnnige 28, 30*. Weltmünze 151, 152*. 253 f.. Alarich II. 213
Wallfahrtszeichen 30? 9f>3* Receswiut 5fi
der schonen Maria in Weltmünzsystem 152* Reich 23fi
Kegensburg, A. 13 Weltwährung 254. Westgotiscbe Gepräge 236
Walzen, 8. Prägewnlzcn Welzl v. Wellenheim, A. 14 Münzstätten 80, 80?.
•drnck 114 Wermark 166*. 239 ,
Westnordische Germanen
-pragung IX, A. 52 Wersilber 141, 142 f 144, 239 . 135
Wanderbetrieb der Münze 82 '

Wert der Münze, s. auch tande 135, 13J)


Wanderversnmmlungen von Münzwert: Völker Um
Münzfreunden 108 äufsercr =
Nennwert Westrufsland 181
Wappen auf Münzen 42, 45, i

beigelegter =
Nennwert Wetterau, A Ifi
47, 49, 51, 51^, 52, 116*. gesetzlicher =
Nennwert Widmer H
in*, m
auf Punzen 69
!

innerer
221. 24 fi
180 f.. 213 r
215. Wiedergabe
bildliche 40
von Münzen,

verschiedener Münzherren numismatischer 107 Wien 159, 175*. 177, 179.


auf Münzen 250 wirtschaftlicher 18Ü f 187. 187*. 221. 232. 238
Wappenbedeutung 51 Wert der Münzfunde, numis- Wiener Gepräge 5_l

Wappenbeschreibung 51* matischer 10U. wissen- Mark 158


Wappenfiguren 51, 117* schaftlicher 109, UP f. Münze 67, 69^ lfiÜ
Wappenlexikon von Iientz- der Sammlung, numis- Münzbuch 162*
mann numismatisches
, matischer Iii Münzgewicht 159*
5_L hll der Systeme zur Anord- Müuzmcister 220 f.*
Wappenspruch 51 nung von Münzsamm- Münzstätte 158, 1£3
Wappentafeln 51* lungen liil Münzvertrag vom Jahre
Wappenvereinigungen auf des Ueldes , wirtschaft- 1857 : 165, 249*
Münzen 2.*>0 licher 247* 2-Pfeunigstück oder halber
Wappenwerke 1 17 Wertbezeichnungen 60 ff., Kreuzer, A. 103
Wappen wesen 51 137, 173*. A. 43 Pfennige lh^ 173, 174*.
Weber, Immanuel 8 Werteinheit 135, 137, 224, iWI« 0->')*
- - a*^jm—
1

Wechsel der (Jeprägc 60


:
i
235* üherprüL'ler, A. 23
der Münzalphabete 55 IT. :
Wertfestsetzungen, amt- Preissatzungen für Waren
des Münzbildes 173 liche 5 und Arbeitsleistungen
von schwerer und leichter ;
Wertmaiken 22 221 f.

Münze 225 Wertmafsstab 210 Schrötlinge mit Vierschlag


Wechselbank 8ü Wertmafsstab für Schrot u. eines Pfennig und Hälb-
geld, identisches 156* Korn des Silbers 169 ling, A. J9
gewinn 2H Wertmesser, gesetzlicher Stadtrechnungen 27
-recht 229 1 IS. 149, IM Wild, s. I'lato

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286 Sachregister.

Will 9.
'
Zahlungskraft 238 Zimmer Peehnungseinheit)
(

Winterkoniglaler 20* i Zahlungsmittel 152. 216.218, !


IUI
Wirkung der Nennworts 237, 239, 211 Zink 34, 35 f.
erhohung Ihm der um- gesetzliches 148, 237, 238 -erze 35
laufenden Münze 225 Zahlungswert des Geldes im -legierungen 35
Witte 141, 143», 156 Inlands 211* Zinn 34, 351
Wizzesilbcr ill Zainhacken 58, 59^, A. üü geltl 35
j

Wölbung des Schrödings H Zanetti Ü -mischungen 35


Wöllwarth Begräbnisjeton
,
Zangen, A üii
-münzen 3lif

29» Zeccbine des Papstes Kle- Zinn Antimonlegierung 35


j

Wolfseggscho Robotmarken Zinnist'ber Beeefs 1667)


mens VI II zehnfache
,

217. 21Ü*.
llili*
Wolowski 17J}
Zollregal SO, einkünfto 200,
Zecchinend. Tri vulzio, zehn-
Worms 199, 2211 20ü
fache
Bischof Heinrirb II., Zurichtung der Münzplatte
j
100-Zeccbinenstüeke 39, Hl 641, II
:

A. 55 Zeichen 2S, 30!


Wonnser Münzfroiheiten IQ*. Züricher: Prakteatenstein pel
der Münzmeister 58,
Worterbuch der Münzkunde
52*.
Ihirchschniltdes \ 6:i— •,
des MünzfufSes 58
120 Pfennig, A 64
münzabnliche 21 ff.
Wortküreung durch Sielen Zusammenhang von Münze.
Zeit der Gepräge 97, 102
hl f. Markt und Zoll «0, 20;'».
Zeitschriften ^numismatische
205*. 218
Würdigung der Bedeutung 1_L Ul
der Braktcalen 14 Zusammensetzung d. Münze,
f. i
Zeitung Leitzmanns, nuinis-
Würfel chemische 31
Ü matischo 1D
der Münzf unde 1 10 f
Würzburg, Bischof Otto von Zerbrechen der Münzstoui-
Zutaten zu den fertigen
Lobdnburg 115 pel 7j_, 7s*
Münzen 13
Wyk bei Dürstedt, A. G8 der Pfennige 17G. 176*
Zuwagung alter Pfennige 1 44
Zerrüttung im englischen der Münzen 254
Z. Münzwohcn 35 von .Silber nach seinem
Zahl karten 105* Zerschneiden der Münze Feingewicht 140
Zähhnark I5j> 166*. 175 f., A. ill Zuzähl ung der Münzstücke
Zahlpfund 113* der Pfennige 176.17G*. 177* 236, 254
Zahlweise des Münzsystems Zeuggeld 135 f. Zwangskurs der Münze 1 4>.
14*. §2r, IM ! Zieraten 46, 58 ISO. 198, 225,226. f., 247,
Zahl der Münzstatten ISil ;
auf Münzen 12 253
Zahlgeld 240 brakteatenformige 75, Zwangsvorschriften z. .Siche-
Zahlkraft der Pfennige und A. £11 rung der Einwechslung
Heller 243 : buchstahenahnliche , 63, i

der Münzen 218


Zahlmarken 21 f. A. 46 Zweck der Münze 170. 171
Zahlpfennige 25, 2«, 3Ü*. Zierblechoder sog. Halbstatt Zwecke der Sammlung 9_7_

Zahlung (i. a.) 2M periode 15 Zwillingsfadenkreuz 50, 166 i


Zahlung in neuen Pfennigen Zierbrakteat, A. 2, til A. 31
23*) Zierschilde 52 Zwitter 43. 44^, 251, 251*.
mit Mark gowegens 143 f. Ziffern, s.Zahlzeichen 252" "
mit Pfennigen 143 dem Namen des Münz- :
Zwittorinünzen = Zwitter
nach der Münzmark 114 he rrn beigesetzte 6ü Zwoll 49.

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Berichtigungen.

S. 26. Fig. llu. Der Münzmoister hiefs Böham.


S. 37. Fig. 17. Der Erzbischof hicfs Marx Sitticus.
S. 44. Fig. 24. Der Pfennig wird richtiger nach Mähren als nach IW.hmen gelegt.
62. Fig. 45, 46. Der Münzfund wurde zu Rakwitz in Mähren nicht Kakowitz)
gemacht.
S. 71. Fig. G3. Die Jahreszahl ist 1693.
S. 75 Z. 12 v. o. Lies .Schlief*« stalt Schiefso.
K 118. Fig. 74. Entfallen Punkt und lioistrich vor riricli um! das >g< nach
10V, als überll Ossig.
S 163. Z. 3 v. u. Lies vier statt drei.
S. 166. Z. 3 v. o. Lies brokemoney statt brokemony.
Bei der Seitenzahl ll»2 ist aus Versehen die 1 weggeblieben.

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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.

Handbuch
der

mittelalterlichen und neueren Geschichte.


Herausgegeben
von

G. v. Below und F. Meinecke


Professor an der Universität Tübingen. Professor an der Universität Strofsburg.

Das Zeitalter der enzyklopädischen Durstell ungen ist in der Wissenschaft durch
ein Zeitalter der Spezialisierung der Arbeit abgelöst worden. Allein gerade die zu-
nehmende Spezialisierung hat wiederum das Bedürfnis enzyklopädischer Zusammen-
fassung hervorgerufen. In keiner Disziplin wird die» Bedürfnis augenblicklich weniger
befriedigtals in der mittelalterlichen und neueren Geschichte. Wahrend auf don
Nachbargebieten der Rechts- und Kirchongeschicbte, der Philologie etc. oine Tradition
in der summarischen Zusammenfassung des jeweiligen Forschungsstandea auch in dem
Zeitalter der induktiven Spe/.ialforschung lebendig geblieben istund joder neue Ver-
sueb enzyklopädischer Darstellung den Weg schon gebahnt findet, ist auf dem Gebiete
der allgemeinen mittelalterlichen und neueren Geschichte diese Tradition unterbrochen
worden die wenigen Versuche, die gewagt wurden, rühren meist von Autoren her,
;

die nicht selbst auf der Höhe der Forschungsarbeit standen. Die Gründe für dieso
Krscheinung notwendig aus dem Wesen unserer Wissenschaft, sondern
lliefsen nicht

waren den eigenartigen Gang ihrer Entwicklung im Ii). Jahr-


historisch bedingt durch
hundert. Wir haben sie nicht darzulegen, sondern nur das lebhafte Bedürfnis
hier
nach enzyklopädischen Hilfsmitteln festzustellen, das heute nicht nur der angehende
Jünger unserer Wissenschaft, sondern jeder Forscher auf dem Gebiete der mittel-
alterlichen und neueren Geschichte empfindet, wenn er den Blick von seinem engeren
Arbeitsfelde auf die weiteren Zusammenhänge seiner Studien richtet, wenn er sich
auch nur auf einem Xachbargebiete schnell orientieren will. Die besseren populären
Darstellungen, die wir von einzelnen Gebieten besitzen, genügen diesem Bedürfnisse
nicht, weil ihnen ontweder der wissenschaftliche Apparat fehlt, oder weil sio schon
übergehen in das Gebiet der eigentlichen Gcschichtschreibun»; und darum den prak-
tischen Gesichtspunkt vernachlässigen müssen.
Diese Lücke wollen die Herausgeber auszufüllen suchen. Das Ziel ihres Unter
nchmens ist eine streng wissenschaftliche, aber zusammenfassende und übersichtliche
Darstellung. Ks soll die Tatsachen und die Zusammenhange der geschichtlichen
Entwicklung vorführen, zugleich jedoch auch ein anschauliches Bild des dermaligen
Standes der Forschung in den einzelnen Zweimen unserer Wissenschaft bieten, beides
in knappster Form Ks will den wissenschaftlich ausgebildeten Historikern wie den
Studierenden und überhaupt allen Freunden der mittelalterlichen und neueren Gc
schichte dienen.

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Dies Programm ist nicht der Ort, die Frago zu lösen, wie die Aufgabe de»

Historikersim allgemeinen zu bestimmen sei, die Grenzen der Geschichtswissenschaft


zu ziehen. Naturgomäfs können bei einem Unternehmen, wie es die Herausgeber
planen, die entscheidenden Gesichtspunkte für die Abgrenzung der zu berücksich-
tigenden Gebieto nur die praktischen sein. Die Herausgeber sind ihnen gefolgt mit
dem Bestreben, den Rahmen zu spannen. Sie haben zunächst und
tunlichst weit
vor allem Bearbeitungen derjenigen Wissenszweige in den Plan des Unternehmens
aufgenommen, die das berufsmäfsige Arbeitsfeld des heutigon Historikers Historiker —
im ompirischen Sinne —
bilden. Den Bearbeitern ist es zur Pflicht gemacht worden,
den grofsen Zusammenhang, in dem die einzelnen historischen Studien stehen, im
Auge zu behalten. Sodann sind einige Nachbargebiete in den Plan hineingezogen,
soweit es an geeigneten Hilfsmitteln für dieselben bisher mangelt. Das Nähere ergibt
die beigefügte Inhaltsübersicht. Es führt in grofsem Drucke diejenigen Darstellungen
auf, deren Bearbeitung bereits in festen Händen liegt, in kleinem Drucke diejenigen,
für die die Verhandlungen noch nicht ganz abgeschlossen sind. Die Herauageber
haben den Grundsatz, lieber einstweilen eino Lücko zu lassen, falls sich nicht sogleich
eine geeignete Kraft gewinnen läfst. Einzelne Erweiterungen des Planes können mit
der Zeit vielleicht noch erfolgen.
Die Herausgeber glauben von vornherein eine Gewähr für das Gelingen ihres
Unternehmens zu besitzen, indem sie sich in der allgemeinen Form der enzyklo-
pädischen Darstellung einer anderen Disziplin anschliefsen, die sich bereits bewährt
hat, nämlich Iwan v. Müllers Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft, welches

ja ebenfalls den Zweck der übersichtlichen Darstellung mit dem des Nachweises über
die gelehrten Hilfsmittel verbindet.

stimmen beide Unternehmungen nicht vollständig überein. Vor allem


Freilich
ist ein Unterschied dadurch gegeben, dafs Iwan v. Müllers Handbuch das Ganze der
Kultur des Altertums zur Anschauung bringt, während wir, wie schon lamicrkt, aus
praktischen Gründen einen engeren Rahmen ziehen. Damit hängt es zusammen, dafs
in unserem Unternehmen die philologischen und literarischen Fragen zurücktreten.
Eine andere Abweichung hat ihren Grund in dem unvergleichlich umfangreicheren
Qucllenmaterial, das für die mittelalterliche und neuere Geschichte vorliegt. Dies wird
öfters dazu nötigen, die Zitate aus den Quellen sparsamer zu bemessen, als es sich in
einer enzyklopädischen Darstellung der klassischen Altertumswissenschaft empfiehlt.
Unser Unternehmen schliefst sich, wenn der besondere Gegenstand koine
Abweichungen rätlich macht, auch in der äufseren Einrichtung an Iwan v. Müllers
Handbuch an. Es übernimmt von ihm also die durchgehende Einteilung der einzelnen
Darstellungen in kurze Paragraphen und die Unterscheidung in dem Gebrauch des
grofsen und kleinen Druckes. In kleinem Druck wird den Paragraphen bzw. Unter-
abteilungen der Paragraphen der Überblick über die betreffende Literatur nachgestellt.
Hiermit können kurze literarhistorische Notizen verbunden werden. Sonst werden
spezielle Belege und Ergänzungen zur Darstellung in den Anmerkungen unterhalb
des Textes gegeben.
Jeder Teil ist, ebenso wie in I. v. Müllers Handbuch, mit einem alphabetischen
Sachregister versehen.

Auf Grund der Erfahrungen, die die historischen Studien an die Hand geben,
wird den Darstellungen des Zuständlichen auf Anführung und Erklärung (nicht
in
sowohl etymologische, als vielmehr sachliche) der wichtigeren technischen Ausdrücke
besonderes Gewicht gelegt. Hierdurch werden die Register erhöhte Bodeutung erlangen.
Unser Unternehmen ist von vornherein in der Weise eingerichtet worden, dafs
jeder Teil, gleichviel wie stark seine Bogenzahl ist, einzeln ausgegeben wird.
Übersicht über den Inhalt:
(Die klein Kedruckten Titel bezeichnen die Bünde, über die die Verhandlungen noch nicht
abgeschlossen sind.)

I. Allgemeines. Deutsche Verfassung*- und Verwaltungs-


Knzyklopadie.
geschichte seit der Erhebung der ab-
soluten Monarchie. Von Prof. Dr. Hein
Geschichte der deutschen Geschichtschrei-
ricii Geffcken.
bung im Mittelalter. Von Prof. Ür. Heu-
Französische Verfassungsgeschichte von
mann Bloch.
der Mitte des 9. Jahrhunderts bis zum
Geschichte der neueren Historiographie. Ausbruch der Revolution. Von Privat-
Von Prof. Dr. Richard Fksteb. dozent Dr. Robert JIoltzmann.
Politik auf historischer Grundlage. Englische VerfnsaiingsReschichte.
Die mittelalterliche Weltanschauung. Von Grundzöge der Geschichte der katholischen
Clemens Baeumker.
Prof. Dr. Kirchenverfassung. Von Professor Dr.
Die Weltanschauung der Renaissance und Ui.r. Stütz.
der Reformation. Von Privatdozent Gnindzüge der Geschichte der evangelischen
KirchenverfttsstuiK.
Dr. Waltek Goetz.
Das al>cndländische Kriegswesen vom 6.
Geschichte der Aufklärungsbewegung. Von
bis zum 15. Jahrhundert. Von Prof.
Prof. Dr. E. Troeltsch.
Dr. Wilhelm Erben.
Die geistigen Bewegungen des 19. Jahrhunderts.
Geschichte der neueren Heeresverfassungen
vom 16. Jahrhundert ab. Von Privat-
II. Politische Geschichte. dozent Dr. Gustav Roloff.
Geschichte des deutschen Strafrechts. Von
Allgemeine Geschichte der germanischen Prof. Dr. R. His.
Völker bis «um Auftreten Chlodwigs. Geschichte des Straf- und Zivilprozesses.
Von Prof. Dr Ernst Kornemann. Vou Prof. Dr. jur. Kurt Bukchard.
Allgemeine Geschichte vom Auftreten Geschichte des deutschon Privat- und
Chlodwigs (mit Rückblick auf die ältere LehenrechteH. Von Prof. Dr. Hans
Geschichte der Franken) bis zum Ver- V. VOLTELTNI.
trag von Verdnn. Von Privatdozent Deutsche Wirtschaftsgeschichte bis zum
Dr. Albert Wermingjioff. 17. Jahrh. Von Prof Dr. G. v. Below.
Allgemeine Geschichte des Mittelalters von Allgemeine Wirtschaftsgeschichte vom 17. Jahrhun-
dert bis zur Gegenwart.
der Mitte des 9 bis zum Ende des 12. Jahr-
hunderts. Von Prof. Dr. H. Bresslau. Handelsgeschichte der romanischen Völker
des Mittelmeergebiets bis zum Ende der
Allgemeine Geschichte des späteren Mittel-
Krenzzüge. Von Prof. Adolf Schaube.
alters vom Ende des 12. bis zum Ende
des 15. Jahrhunderts (1197—1492). Von Allgemeine Münzkunde und Geld^eschichte
Prof. Dr. Johann Ixjserth Erschienen. des Mittelalters und der neueren Zeit.
Von Prof. Dr Arnold Luschin v. Eben-
Allgemeine Geschichte von 1492 bis 1660. GREUTH. Erschienen.
Von Prof. Dr. Felix Rachfahl. Spezielle Münzkunde und Geldgeschichte.
Geschichte des europäischen Staaten- Von Prof. Dr Arnold Luscuin v Kben
systems von 1660 bis 1789. Von I*rivat- GREUTH.
dozent Dr. Max Immich.
Geschichte des Zeitalters der französischen IV. Hilfswissenschaften und Altertümer.
Revolution und der Befreiungskriege. W.
Diplomatie Von Prof. Dr. Erben.
Von Privatdozent Dr. Adalbert Wahl.
O. Redlich u. M. Tangl.
Geschichte neueren Staaten Systems
des Paläographie. Von Prof. Dr. MichaelTanol.
vom Wiener Kongrefs bis zur Gegen- Chronologie des Mittelalters und der Neu
wart. Von Prof. Dr. ERrcH Brandenburg.
zeit. Von Prof. Dr. Michael Tancjl.
Brandenburglsch-preii falsche Geschichte.
Heraldik und Sphragistik.
Archiv- und Aktcnkunde.

III. Verfassung, Recht, Wirtschaft. Historische Geographie. Von Professor


Dr. KONRAD KrETSCHMEK. Erschienen.
Deutsche Verfassungsgeschichte (bis zur Grnndzüge der mittelalterlichen Lutinitüt.
Mitte des 13. Jahrhunderts). Von Prof. Von Prof Dr. Paul von Winterfeld.
Dr. Gerhard Sebliger. Deutsche Altertumskunde
Deutsche Verfassungsgeschichte von der Das häusliche lieben der europäischen
Mitte des 13 Jahrhunderts bis zur Er- Kulturvölker vom Mittelalter bis zur
hebung der absoluten Monarchie. Von zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Von
Prof. Dr. G. v. Below. Prof. Dr. Alwin Schultz. Erschienen.

Die Bände erscheinen in zwangloser Reihenfolge.

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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.

Erschienen sind aufser dem vorliegenden Bunde:

Das häusliche Leben der europäischen Kulturvölker


vom Mittelalter bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Von Dr. Alwin Schultz, Professor an der deutschen Universität zu Prag.

VIII u. 432 S. gr. 8°, reich illustriert. Preis brosch M.


In Ganzleinen geb. M 10 50.

Prof Dr. A. Schultz, einer der ernten Kenner di r Kunstgeschichte und der Geschichte der Privat
Altertümer, der diesem Stoff schon mehrere sehr ausführliche Werke gewidmet hat, fafst diu hier in
knapper und doeh nueh gerade dem Bedürfnis der Wissenschaft Rechnung tragender Form zusammen

Geschichte des späteren Mittelalters


von 1197 bis 1492.

Von Dr. Johann Loserth, Professor an der t'niversltat Graz.

XV u. 727 S. 8°. Preis broseh M. 16.50, elegant geb. M 18.—

l,o«erth schildert In «einer Darstellung der Allgemeinen Geschichte vom Enrle des 12 bis zum Knde
des 15 Jahrhunderts (1 l'.i" 1492) eine Zeit, die an jahen Wechsclfallcn der Machtverhaltnisse und buntem
Wechsel der Milder überaus Teich i«t Da* Papsttum erreich! die Höhe seiner Macht, um dann die
Perioden des Exil- in Aviation und des Schismas durchzumachen. Das Kaisertum begegnet uns zunächst
noch In den glanzenrlen tiestalten der Manier. Mit dem Interregnum beginnt sein Niedergang, wiewohl
es in mehreren Habsburgcrn und Luxemburgern und in Ludwig dem Hävern noch charakteristische
Repräsentanten <ler Zeit aufweist Mit dem Niedersank' der alten universalen Gewalten fallt das Auf-
kommen der Nationalstaaten zusammen, unter denen besonders Frankreich und Kngland hervorragen
Dieses vielgestaltige Bingen der alten und neuen Machte darzustellen, war eine um •<» schwierigere
Aufgabe, als die Klidielt der Entwicklung, wie sie das frühere Mittelalter kennt, nunmehr geschwunden
ist. Ks geborte eine bedeutende Arbeitskraft und eine jahrzehntelantre Beschäftigung mit dem <icgeu«t»nde
dazu, um die Aufgabe zu bewältigen Prof l.oserth war dafiir durch seine langjährige Lehrtätigkeit und
durch seine wichtigen Arbeiten zur Geschichte der österreichischen Kronlander im spateren Mittelalter
und zur Geschichte Wiclifs und Mus' in besonderer Weise vorbereitet Die letzte atd wissenschaftlicher
Grundlage ruhende Darstellung, die jene Zeit gefunden hut, ist die im Jahre 1890 erschienene Deuts« he
Gesc hichte von 1273— 1137 aus der Feder Th Linducrs Loserths Werk hat vor ihr, abgesehen von der
Verwertung der neueren Forschungen, voraus, dafs es einen noch weit längeren Zeitraum umspannt und
die allgemeine, nicht blofs die deutsehe Geschichte berücksichtigt, dafs es ferner dem iictiutzer für
weitere Studien Quellen und Literatur nennt, wahrend I.induers Buch auf die Anführung literarischer
Hilfsmittel ganz verzichtet.

Historische Geographie.
von Dr. Konrad Kretschmer,
Lehrer an der Kriegsakademie und Professor an der Universität Berlin.

VII u 650 8. 8» Preis broseh. M. 15.— elegant geb. M. 16.50.

Klnc Darstellung der historischen Geographie war ein seit vielen Jahrzehnten Innerhalb der Wissen
schuft wie innerhalb der Praxis der Schule sehr lebhaft empfundenes Bedürfnis. Wenn es bisher un-
erfüllt blieb, so waren die Grunde ciner-eits der instand, dafs die Vertreter der Geographie an den
t

Universitäten sieb überwiegend der naturwissenschaftlichen Seite ihrer Disziplin widmeten, anderseits
die aufserurdentlieho Vielseitigkeit der Beziehungen des Gegenstandes. Ks wird allgemein dankbar
empfunden werden, dafs nunmehr Dr Kretsebmer sich der schwierigen Aufgabe unterzogen hat. Kr ist
einer der sehr wenigen Geographen der liegen wart, die nach dem Gang ihrer Studien eine solche Dar-
stellung überhaupt auf sich nehmen können, und er war hierfür durch eigene Arl>elten eben ans dem
Gebiet der historischen Geographie iiut's trefflichste vorbereitet. Fr bestimmt die Aufgabe der historischen
<icographic dabin, die Wechselbeziehungen zwischen Laad und Volk in den einzelnen Perioden der
Geschichte nach ihrem ursächlichen Zusammenhang zu ergründen Fr erörtert aber diese Beziehungen
nicht in abstrakten Darlegungen, sondern geht durchaus realistisch vor und gibt dem I#ser anschauliches
Detail An* diesem (1 runde wird das Buch nicht blofs in der Gelchrtenstube und Schule benutzt, sondern
zugleich als Handbuch geschlitzt werden.

Voraussichtlich werden Hieb folgende Teile des Handbuches zunächt anschliefsen


Immicii, Geschichte des europäischen 8taatcnsysteins 161«) 1789. Tanoi,, Paläogruphie.
IU;umkkk, Die inittelalterlicbc Weltanschauung.

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Verlag von R. Oldenfoourg in München und Berlin.

Seit 1859 erscheint:

Historische Zeitschrift.
(Begründet von Heinrich v. Sybel.)

Unter Mitwirkung von


Paul Bailleu, bouis Erhardt, Otlo Rintze, Otto Rraushe, max Lenz, Sigmund Rlezler.
FTloriz Ritter, Ronrad Uarrentrapp, Rarl Zeumer.

Herausgegeben von
Friedrich Meinecke.
Jährlich 2 Bünde zu je 3 Heften = 1152 Seiten 8°. Prois eines Bandes M. 11.25.

Für die seit Neue Folge, welche eröffnet wurde, um neu eintretenden
1877 erscheinende
Abonnenten eine Bänderreihe vollständige Sammlung bieten zu können, und die
in der
bis inkl. 1902 die Bande 1—53 (der ganzen Keiho Bd. 37—89) umfafat, wurde der Preis
von M. 59150 auf M. 180- ermSfsIrt.
Einzelne Bünde (mit Ausnahme der seit 1900 erschienenen), soweit noch vorhanden,
Tür k M. &.—

Die »Historische Zeitschrift« ist seit ihrer Gründung durch Heinrich v. Sybel
im Jahre 1859 das führende Organ der deutschen Gesehichtschreibung und Forschung
gewesen und bis heute geblieben, l'ntor den grofsen und bedeutenden deutschen
Historikern dieser vier Jalirzehnte gibt es nicht einen, der nicht zu den Mitarbeitern
der »Historischen Zeitschrift* gezählt hätte. Nach dem Tode Heinrich v. Sybels im
Jahre 1H05 hat Heinrich v. Treitschke die Stellung des ersten Herausgebers der
Zeitschrift übernommen und hat das letzte, was er schrieb, für sie gosebrioben. Nach
seinem Tode ist dann ein Kreis von namhaften alteren und jüngeren Historikern dem
bisherigen Redakteur und nunmehrigen alleinigen Herausgeber zur Seite getreten, um
die Zeitschrift auf ihrer bisherigen Hohe erhalten zu helfen.
Geist und Charakter der Zeitschrift dürfen als jedem Historiker bekannt gelten.
Sie wie sie das von vornherein wollte, vor allem eine wissenschaftliche und kennt
ist,
keine anderen Mafsstabe als die der wissenschaftlichen Methode. Sie setzt ihren Stolz
darein, völlig unabhängig zu sein von dem Einflüsse bestimmter Parteien wie bestimmter
Persönlichkeiten. Sie umfafst, in ihren Aufsätzen wie in ihrem kritischen Teil, da«
ganze Gebiet der Geschichte, nicht nur politische, sondern auch Geistes-, Wirtschafts-
und Sozialgeschichte, legt aber das Schwergewicht dabei einerseits auf alles, was den
Zusammenhang zwischen Staat«- und Kulturleben erläutert, anderseits auf Stoffe, wie
es in dem Programm von 1859 schon heifst, >welche mit dem lieben der Gegenwart
einen noch lebenden Zusammenhang haben«.
Die >Historische Zeitschrift« bringt 1. Aufsätze, 2. Mis/.ellen (kleinere Exkurse
über Einzelfragen oder interessante Aktenstücke, zumal zur Geschichte des 19 Jahr-
hunderts), 3. biteraturbericht Rezensionen von gröfserem und kleinerem Umfange),
4. Notizen und Nachrichten. Diese vierte, 1893 eingerichtete Abteilung ist von den
Fachgenossen besonders dankbar und warm begrüfst worden. Sie enthält eine in »1er
Hauptsache chronologisch geordnete und in 9 Abteilungen (Allgemeines; alte Ge-
schichte; römisch-germanische Zeit und frühes Mittelalter; späteres Mittelalter; Refor-
mation und Gegenreformation ; —
1648 1789; neuere Geschichte seit 1789; deutsche
Randschaften, Vermischtes' gegliederte kritische bzw. referierende übersieht über die
wichtigeren Aufsätze und <2uellenveröffentliehungen der In- und ausländischen Zelt-
sehrlftenllteratur.
Die Abteilung »Deutsche Randschaften< dient insbesondere den jetzt so rego
betriebenen provinzialgeschichtlichen Studien.
Die Abteilung » Vermischtes« bringt Nachrichten über die Arbeiten der Publi-
kationsinstitute, Preisaufgaben und nekrologische Notizen.

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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.

Uber Naturschilderung.
Von
Friedrich Ratzel.
Kl. 8°. VIII u. 394 Seiten. Mit 7 Photogravüren. Elegant geb. Preis M. 7.50.

Als eben der letzte Bogen dieses Buches die Presse verlassen hatte, hat ein
jäher Tod den Verfasser dahingerafft. In der Vorrede sagt noch der Verfasser „Dieses :

kleine Buch widme leb allen Naturfreunden, besonders denen, die als Lehrer der
Geographie, der Naturgeschichte oder der Geschichte den Sinn für die Gröfse und
Schönheit der Welt weeken wollen."
An« der Widmung ist nun ein Vermächtnis geworden, das mit Ergriffenheit in
Besitz genommen werdon wird.
Das Buch spiegelt das ureigenste Wesen des Verfassers wieder, seine vertiefte
Liebe zur Natur, sein volles Erfassen der Beziehungen des Menschen zur räumlichen
Umgehung, zum Erdboden, an dem er wurzelt. Wie kein anderes seiner in dieser
Hinsicht für die Auffassung der Geographie bahnbrechenden Werke ist es geeignet,
dem Gebildeten erkenntnisreieben (ienufs «Ich Erschauten zu vermitteln, anzuregen zu
oiner Lehrweise der Geographie, welche, die Bahnen oder Registrierung verlassend,
der Jugend das .Studium dieses immer wichtiger werdenden Wissenszweiges zur Freude
gestaltet. Das Buch wird als ein klassisches erkannt werden.

Politische Geographie
oder die Geographie der Staaten, des Verkehres und des Krieges.
Von

Dr. Friedrich Ratzel,


I»rofeMor der Geographie an der Universität «u Leipzig.

Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 40 Kartenskizzen.


XVII und 838 Seiteu gr. 8°.

Preis Drosch. M. 18.—, in Ganzleinen geb. M. 20.—.

Die erste Auflage dieses grundlegenden Werkes, das bei seinem Erscheinen
das grofste Interesse in der wissenschaftlichen Welt des In- und Auslandes erregte,
ist seit längerer Zeit vergriffen. Die neue Ausgabe ist aufser der selbstverständlichen
Verbesserung vieler Angaben durch die neuen Abschnitte:

Geographie des Verkehres und des Krieges


vermehrt worden, wodurch der neuen Auflage auch das Intoresse der Besitzer der
ersten Auflage gesichert ist.

Dieses bahnbrechende Werk ist nicht nur für Geographen vom Fach, sondern
für alle diejenigen geschrieben, die sich aus Beruf oder Neigung für eine volle
Würdigung der geographischen Grundlagen der moderneren Staatswesen interessieren.

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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.

Neue billige Ausgabe


des Werkes:

Die Begründung des Deutschen Reiches


durch Wilhelm I.

vornehmlieh von

naeh den preufsischen Heinrich von


Staatsakten Sybel.

Mit dem Bildnis des Verfassers und ausführlichem Sachregister.

7 elegante Ganzleinenbände M. 24.50.

Per Preis der allgemeinen Ausgabe ist von M. 60.50 auf M. 3ö.— (Lwd.)
herabgesetzt.

Die neue Ausgabe kann komplett auf einmal oder in monatlichen Künden
a M. 3.60 bezogen werden.

Selten ist ein Werk mit so grofser Freude begrüfst und


mit solchem Interesse aufgenommen worden wie .Sybels monu-
mentale >Regründung des Deutschen Reichest. Die gesamte
Presse aller Richtungen und politischen Anschauungen beglück-
wünschte das deutsche Volk zu der ebenso begeisterten und
wann gefühlten, als wissenschaftlich korrekten Darstellung der
machtvollen Entwicklung unseres Vaterlandes.
Bekanntlich sind Sybel seinerzeit zur Benutzung für sein
Werk die Archive des Auswärtigen Amtes und des preufsischen
Ministeriums in anzuerkennender Liberalität weit geöffnet ge-
wesen, was vor und nach Sybel keinem Historiker gestattet
war bzw. wurde. Aus diesem überreichen Material hat Sybel gehonn ni Dahldorf,
2 l>e«euiber 1817.
mit staunenswertem Fleifse und meisterhaftem Geschick ein
authentisches Bild der Entwicklung des Deutschen Reiches und der seiner Aufrichtung
vorhergegangenen Kampfe gezeichnet und uns damit einen so vielseitigen und tiefen
Blick in dio zeitgenössische Geschichte ermöglicht, wie es keinem Volk in gleichem
Mafse geboten ist.
Der Fachmann wird stets auf dieses grundlegende Werk, um das uns das Aus-
land beneidet, zurückgreifen müssen, dem X ic h t f nc h m an n, dessen Interesse an
guter, vaterländischer Geschichte nicht geschwunden ist, kann kein Werk mehr emp-
fohlen werden als das Sybelsche, das Schärfe der Kritik wie Warme des Gemütes,
Liebe zur Wahrheit wie Liebe zum Vaterland, Tiefe der Forschung und wissenschaft-
lichen Ernst, verbunden mit einer mustergültigen Gestaltung von köstlicher Klarheit,
in sich vereinigt.

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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.

Historische Bibliothek.
Herausgegeben
von der Redaktion der Historischen Zeitschrift.

bis Ende 1904 sind erschienen:


Bandl: Heinrich pon Treltsdikes hehr« und Wander|ahre 183* - 1867. Erzählt von Theodor
Schieinann. XII und 291 Seiten. 8». 2. Auflage. In Leinwand gebunden
Preis M. 5. —
Band II: Briefe Samuel Pufendorfs an Christian Thomasius (1687— 1693). Herausgegeben
und erklärt von Emil Gigas. 78 Seiten. 8°. In I>einwand geb. Preis M. 2.
Band HI: Heinrich pon Sybel, Vorträge und Abhandlungen. Mit einer biographischen Ein-
leitung von Professor Dr. Varrentrapp. 378 Seiten. 89 In Leinwand gebunden .

Preis M. 7.—.
Band IV: Die Fortschritte der Diplomatie seit ülablllon oornehmlidi in Deutschland-Österreich
von Richard Rosenmund. X und 125 Seiten. 8°. In Leinwand gebunden
Preis M. 3.—.
Band V margareta pon Parma,
: Statthalterin der lllederiande (1559 bis 1567). Von
Felix Kachfahl. VIII u. 276 Seiten. In Leinwand gebunden Preis M. 5. —
Band VI: Studien zur Entwicklung und theoretischen Begründung der IHonarchle Im Altertum.
Von Julius Kaorst. 109 Seiton. 8*. In Leinwand gebunden Preis M. 3. —
Band VII: Die Berliner lTldrztage pon 18*8. Von Professor Dr. W. Busch. 74 Seiten.
8°. In Leinwand gebunden Preis M. 2.—.
Band VIII: Sokrates und sein Volk. Ein Beitrag zur Geschichte der Lohrfreiheit. Von
Dr. Robort Pohlmann. VI und 133 Seiten. 8°. In Leinwand gebunden
Preis M. 3.50
Band IX: Hans Karl Pon Wlnterfeldt. Ein General Friedrichs des Grofsen. Von
Ludwig Mollwo. XI u. 263 Seiten. 8°. In Leinwand gebunden Preis M. 5 —
Band X: Die Kolonialpolitik llapoleons I. Von Gustav Roloff. XIV und 258 Seiten.
8°. In tainwand gebunden Preis M. 5.—.
Band XI: Territorium und Stadt. Aufsätze zur deutseben Vcrfassungs-, Vorwaltungs-
und Wirtschaftsgeschichte. Von Georg von Below. XXI und 342 Seiten. 8°.
In I^einwand gebunden Preis M. 7. — .

Band XII: Zauberwahn, Inquisition und Hexenprozesse im mittelalter und die Entstehung der
grolsen ßexenuerfolgung. Von Joseph Hansen. XVI und 538 Seiten. 8». In
Leinwand gebunden Preis M. 10. — .

Band XIIL Die Hntdnge des Humanismus in Ingolstadt. Eine literarische Studie zur
deutschen Universitätsgescbicbte. Von Professor Gust. Bauch. XIII und
115 Seiten. 8- In Leinwand gebunden Preis M. 3.50.
Band XIV: Studien zur Porgeschichte der Reformation. Aus schleBischen Quellen. Von
Dr. Arnold <). Mever. XIV und 170 Seiten. 8°. In Leinwand gebunden
Preis M. 4.50.
Band XV: Die Gapita agendorum. Ein kritischer Beitrag zur Geschichte der Ueform-
verbandlungcn in Konstanz. Von Privatdozent Dr. Kehr mann 67 Seiten
S°. In Leinwand gebunden Preis M. 2. —
Band XVI: Perfassungsgeschichle der australischen Kolonien und des »Commonwealth of
Austrat iu«. Von Dr. Doerkes- Boppard. XI und 340 Seiten. 8°. In Leinwand
gebunden Preis M. 8.—.
Band XVII: Gardincr, Oliuer Eromwell. Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen
von E. Kirchner. Mit einem Vorwort von Prof A Stern. VII und 228 Seiten
In Leinwand gebunden Preis M. ü.50.
Band XV1I1: Innozenz III. und England. Eine Darstellung seiner Beziehungen zu Staat
und Kirche. Von Dr. Eise Gütschow. VIII und 197 Seiten. 8°. In Unn-
wand gebunden Preis M. 4.60

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