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Münzkunde
und
Geldgeschic
des ...
IHnivcröit^ ot TOisconßtn
HANDBUCH
DER
Mittelalterlichen und
Neueren Geschichte.
HERAUSGEGEBEN VON
Abteilung V:
GELDGESCHICHTE
DES
VON
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83368
JA- " i
1
5"
L?7
VORREDE.
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VI Yorro.lo.
Brauchbare Werke dieser Art sind wie gesagt schon genügend vor-
handen, und ihre Zahl zu vermehren, fühlte ich um so weniger Lust, als
ein solches in den Rahmen des Handbuchs der mittelalterlichen und
neueren Geschichte nicht gepafst hätte, weil dieses sich an einen andern
Leserkreis wendet. Wohl aber glaubt«- ich, dafs ein Leitfaden der Münz-
kunde und Geldgeschichte, wenn er den Bedarf geschulter Historiker ins
Auge fafst, eine merkliche Lücke ausfüllen könnte, da es eine leidige, oft
und von verschiedener Seite beklagte Tatsache ist, dafs selbst sehr tüch-
tige geschichtliche Werke meist versagen, so wie sie auf das Gebiet der
Münzgeschichte kommen oder soweit sie sonst Münzen als Quellen ihrer
Darstellung benutzen müssen. Ob und inwieweit meine Allgemeine Münz-
kunde und Geldgeschichte diesem Bedürfnisse abhelfen kann, ist freilich
eine Frage, deren Beantwortung ich andern überlassen mufs. An gutem
Willen und Arbeit habe ich es nicht fehlen lassen, allein die Schwierig-
keiten, die zu überwinden waren,sind zu grofs, um in einem Anlauf
genommen Darunter rechne ich vor allem die Beschaffen-
zu werden.
heit der zu bewältigenden Literatur, welche vornehmlich aus Aufsätzen
oder Einzelwerken besteht, die oft über den Bereich der vier europäischen
Hauptsprachen hinausliegen, nur sehr selten gesammelt sind, meist je-
doch aus schwer erreichbaren Fachzeitschriften oder den Mitteilungen
geschichtlicher Voreine hervorgesucht werden müssen. Umfassendere
Bibliotheken der numismatischen Literatur sind daher nur bei reich
ausgestatteten öffentlichen Münzsammlungen oder an den Sitzen bedeu-
tender numismatischer Vereine zu erwarten, die durch langjährigen Avis-
tausch ihrer Veröffentlichungen in den Besitz einer schönen Auswahl
gelangen können. Weder das eine noch das andere trifft leider für
Graz zu; ich war daher bei meiner Arbeit, obschon ich, wo es anging,
mit Entlehnungen von auswärts nicht kargte, im wesentlichen nur auf
den Inhalt meiner eigenen Bücherei und auf die Unterstützung an-
gewiesen, die mir die Handbibliothek des landschaftlichen Münz- und
Antikenkabinetts am Joanneuni zu gewähren vermochte. Auf diese Weise
habe ich nebst manchen Monographien zum mindesten die deutschen
Fachzeitschriften für Numismatik fast vollständig und Bruchstücke der
französischen, belgischen, italienischen und englischen Fachliteratur un-
mittelbar benutzen können. Im übrigen mulste ich mich auf Angaben
verlassen, die in den Bibliographien und in reichlicher Menge auch in
Besprechungen mir zugänglich waren.
Dem Entgegenkommen der Wiener numismatischen Gesellschaft ver-
danke ich die Benutzung des literarischen Nachlasses von weiland Hof-
rat Alexander v. Pawlowski. Neben den Österreichern Eckhel, dem
Verfasser der noch heute jugendfrisehen Doctrina wtmorum vrfcmm, und
Mader. dem Begründer einer wissenschaftlichen Behandlung der Münz-
kunde des Mittelalters, hätte unzweifelhaft Alexander v. Pawlowski
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Vnrmlo. VII
sich einen dritten Ehrenplatz auf dem Felde der Numismatik gesichert,
wenn ihm die Vollendung eines grols angelegten Handbuchs der mitt-
leren und neueren Münzkunde, das er begonnen hatte, beschieden ge-
wesen wäre. Leider hat ihn ein tückisches Leiden schon 1882 uns und
der Wissenschaft vorzeitig entrissen. Aus seinem schriftstellerischen
Nachlafs wurden einige formvollendete und gedankenreiche Vorträge,
die v. Pawlowski als Prolegomena des geplanten Werkes gehalten
hatte, in der Wiener Numismatischen Zeitschrift veröffentlicht, das übrige
blieb bisher ungedruckt und unbenutzt denn es sind nur Trümmer
;
eines eigenartigen Werkes, das die Stellung der Numismatik unter den
historischen Wissenschaften wesentlich gehoben hätte, wenn dem Ver-
fasser die Zeit zum Abschlufs geblieben wäre. Für mein Handbuch
habe ich daraus den obersten Einteilungsgrund entnommen und aufser-
dern manche Einzelheit für den ersten Teil, welcher die Münze als Ge-
genstand der Sammeltätigkeit betrachtet, benutzt. Viel reichlicher wäre
allerdings die Ausbeute geworden, wenn ich die Herstellung eine« Hand-
buchs der besonderen Münzkunde des Mittelalters und der neueren Zeit
beabsichtigt hätte. Wer weife, ob ich nicht später einmal mich zu dieser
Arbeit entschliefse, um den von Pawlowski mit Bienenfleifs gesam-
melten Stoff nicht brachlegen zu lassen.
Die numismatische Gesellschaft in Wien hat dies W erk
r
ferner durch
kostenlose Überlassung einer Auswahl der in ihrem Besitze befindlichen
und Zinkstöcke
Holzschnitte Ein gleiches Ent-
wesentlich gefördert.
gegenkommen habe ich auch den Herron Dr. H. Buchenau, Her-
bei
ausgeber der Blätter für Münzfreunde, Regierungsrat R. Ritter von
Höfken, Herausgeber des Archivs für Braktoatenkunde, Paul Joseph,
Herausgeber der Frankfurter Münzzeitimg, und durch Vermittlung von
Prof. Menadier bei der W
ei d man u sehen Buchhandlung in Berlin
erfahren. Durch Auskünfte und Abdrücke haben mich die Vorstände
der Münzkabinette zu Berlin, Gotha und Wien, die Herren Professoren
Menadier und B. Pick, Dr. Do man ig und Herr M. Prou in Paris
mehrfach verpflichtet, durch Übernahme des ausführlichen Sachregisters
mein Schüler, Herr Richard Meli, mich sehr entlastet. Er hat sich
dabei auch den Dank der Benutzer dieses Buches rodlich erworben, da
er seine Arbeit nicht auf den Text beschränkte, sondern auch den in
den Anmerkungen und Abbildungen enthaltenen Stoff berücksichtigte.
Nicht zuletzt sei meines Freundes, Prof. Dr. A. Düning in Quedlin-
burg, gedacht, der sich der Mühe unterzogen hat, die Korrekturen neben
mir zu lesen. All diesen Förderern meines Buches sei herzlich Dank
dafür gesagt.
Zum Schlüsse noch einiges über die als Erklärung des Textes aus-
gewählten Abbildungen. Bei jenen, die mit Benutzung schon vorhan-
dener Stöcke hergestellt sind, wurde die Quelle, der sie entnommen
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VIII Vorrode.
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Inhaltsübersicht.
Seite
Einlcituntr i_so
f 1. Gegenstand der Münzkunde und Geldgesehlehtc 1—4
1. Die Münze als Gegenstand wissenschaftlicher Beschäftigung erhält
Erster Teil.
I. Huuptstück.
Die äufsere Beschaffenheit der Münze .... 31— 63
5 5. MUnzstoffe 31— 36
Sind Metalle überhaupt; insbesondere sind dafür geeignet: 2. Gold.
1.
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X Inhaltsübersicht.
Seit«
II. Hauptstüek.
Die Herstellung der Münze . . 64- 89
§ 10. Die Vorgänge bei der Ausmünzung 64- 78
1. Begriff der Ausmünzung. 2. Herstellung durch Gufs.
Giifs. 3. Ein-
flufs der Präge Vorgänge auf die iuifsere Erscheinung der Münze.
4. und 5. Legierungen, Stückelung, Vierschlag. Der Weifsstid. 6. Die
Prügewerkzeugo. Stempel und Punzen. 7. Gestalt der l*rägewerkzeuge
für den Hammer; Walzen-, Taschen und Stofswerke. 8. Der Anfang der
Brakteatertprügung im 12. Jahrb. 9. hängt mit der fortgesetzten Ver-
schwüchung des Schrötlings zusammen 10. und mit der Vorliebe für
getriebene Arbeiten. 11. Technik der Brakteatenprägung. 12. Erhaltene
Brakteatenstempel 13. und andere Münzgeräte.
III. Haupt.stiiek.
Die Münze als Gegenstand des Sammeins . . . 90—102
§ 12. Öffentliche und Prlvatsammlumrcn 90—101
1. Erste Nachrichten von Sammlungen in Italien und 2. in Deutsch-
land. 3. Sammlung von Medaillen. 4. Öffentliche Sammlungen. 5. Pri-
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Inhaltsübersicht. XI
Seite
General - un<l Spezialsammltingen. Anordnung von Sammlungen
7.
Zweiter Teil.
Geldgeschichte 132-251
I. Huuptstück.
Die Münze in ihren Beziehungen zur Geldlehre . 132—192
§ 17. Aufirabe der Ueldgeschichte 132-134
1. Entgegenstehende Schwierigkeiten. 2. Unterschied der (Jcldge-
schichte von der Münzgeschichte.
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XII Inhaltsübersicht.
Seit«»
10. Dessen Gewichtseinteilung. 11. Murca usualis. 12. I.otige Mark.
13. Mark silber gewegens.
§ 19. Mtlnzgreld 144-148
1. Ostasiatisches Rarrensilber. 2. Privatmünzen. 3. Die Münze als
staatlich gewährleisteter Wertbetrag. 4. Die Münze als gesetzliches
Zahlungsmittel.
9. Doch mufs sie auf breiterer Grundlage, 10. ans kritisch gesichtetem
Material erbaut werden, 11. was mit Hilfe der Geht- und Malsgo-
schichte zu erreichen ist. 12 Voraussetzungen für eine (iesebichte
der Preise.
Inhalt der Münzhoheit. 4. Wie sie sich au Isert 5. Sie ist ein Zeichen
der Souveränität. 6. Schicksale der Münzhoheit in Frankreich und
7. in Deutschland. S Mittelalterliche Anschauungen über die Münz
hoheit.
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Inhaltsübersicht. XIII
Seite
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XIV Verzeichnis der Abbildungen.
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Verzeichnis der Abbildungen. XV
Seit«
EKTII VKI.IIAR H M) 86
> 70. Otto III. f 1002). Pfennig zu Huy geprägt 91
» 71. K. Friedrich II. (f 1250). Augustalis, Goldmünze zu Brindisi geprägt . 91
» 72 K. Friedrich II. (* 1250) Silbormünze (italienisches Gepräge?: .... 92
> 73. Aus dem Hacksilberfund von Kinno, um das Jahr 1020 vergraben . . 111
> 74. Kraftscher Münzmesser. Das eingespannte Münzehen, ein Schinderling
des Passauer Bischofs, Ulrich von Nufsdorf. 1451 —
1479, hat D. 16, d. h.
16mm Durchmesser. Die Gröl'se nach Appel und Welzl v. Wellcnheim
ist beim Nullteilstrich abzulesen als 10'/, bzw. 7 118
> 75. Knopfzwanziger von der Augsburger Firma Drentwett nach dem Muster
der Salzburger Zwanziger vom Jahre 1802, probehaltig für Schmuck-
knöpfe angefertigt. Die rückläufige Schrift lautet DR EXT WETT
: . .
GRAVEUR IN AUGSBURG
.
123
» 76. Burg Friedberg in der Wetteruu Kipper/wolfer (Drcibätzner, Schrecken-
berger) vom Jahre 1(520 123
> 77. Erdichtete Münzen Denkmünze auf Kl'. Rudolfs I. Tod (v 1291).
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XVI Verzeichnis der Abbildungen.
Seite
Fig. 78. Dortmund. Goldbrakteat. Erzeugnis des Goldarbeiters Metz in Münster 127
• 79. Marsal, XI. Jahrb. Kgl. Münzkabinett, Berlin 129
80. Unechte Münze Kg. Stephan« I. von Ungarn. Durch Nacharbeiten mit
dem Stichel aus einem echten Stück von Marsal erzeugt 129
81. Trier, K. Ludwig d. Fromme (t 840), echtes Stück 129
82. Bcckerscher Stempel 129
83. Ungarn, Stephan I. (1000—1038), echtes Stück 129
84. Moderne Nachbildung 129
» 85. Marca usualis urynti mit dein Beizeichen der Stadt Fyritz in Pommern
Flacher Silberkuchen von 228 g Schwere aus dem Fnde des 13. .lahrh.
geborgenen Münzsehatz von Lässig 142
86 Piccolo von Verona oder kleiner Berner. 12.— 13 Jahrh 154
87. Grosso oder Schilling = 12 Bernerstück von Verona um 1200 .... 154
88. Venedig. Lira Tron (1471—1473) 154
89. Goldgulden Kg. Sigismunds, in den Jahren 1433—37 zu Hamburg geprägt 167
90. Silbergulden, nach der Iteichstnünzordnung von 1559 von K. Ferdinand I.
für seine Lande geprägt , 168
91. Frankreich, Ludwig XIV., sog. Louis de eimpsoua vom Jahre 1660 . . 170
92. Beischlag von Fosdinovo (in der Nähe von Genua), durch Maria Mag-
dalena Centurioni, f 1669 170
93. Suatopluk, Herzog von Olmüte seit 1092, f 1109 als Grofsherzog von
Böhmen. Eingeschnittener Pfennig aus dem Kakwitzer Funde ... 176
94. Brakteat eines unbestimmten Münzherrn aus Thüringen mit angedeu-
tetem Teilungsstrich. (Zwickauer Fund. 176
95. Taler des Sulzburger Erzbisehofs Maximilian Gandolf von Khuenburg
vom Jahre 1677, mit dein Gegenstempel, mit welchem 1681 alle im Erz-
bistum zum Umlauf zugelassenen Stücke verschen wurden . . . . 178
96. Spanisches 5-Ccntiinosstück vom Jahre 1870 mit Gewichtsangaben . . 182
97. Triens des Beneventer Fürsten Grimoald mit «lern Namen Kg. Karls des
Grofsen (788—800) 197
98. Pfennig Kg. Karls des Grofsen mit seinem Namenszug, zu Mailand in
den Jahren 781—800 geprägt 197
99. Brakteat des Jakza von Köpenick um 1157 mit dem slawischen Fürsten-
titel Knes (die Umschrift lautet IAKZA COPTNIC CNL». Nach-
: . .
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Einleitung.
2. Je nach seinem Zweck kann also der Korscher die Münze als
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2 Einleitung.
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§ 1. Gegenstand der Münzkunde und Geldgewchichtc.
allgemeine Teil wird ferner die für die Bezeichnung und Beschreibung
der Münze wichtigen Ausdrücke, die Kennzeichen zur Unterscheidung
echter und unechter, erdichteter oder verfälschter Münzen, die Anhalts-
punkte zur Bestimmung unbekannter Gepräge erörtern. Der besondere
hingegen wird die Eigentümlichkeiten behandeln, durch welche sich die
Münzen eines gewissen Zeitabschnittes oder eines bestimmten Landes
von andern Münzen unterscheiden.
In ähnlicher Weise wird die Münzgeschichte oder, wenn man die
schon erwähnte Erweiterung eintreten läfst, die Geldgeschiehte, in ihrem
allgemeinen Teil die Münze oder das Geld als Zahlungsmittel überhaupt
betreffen, z. B. erörtern, was während einer gewissen Zeit als Zahlungs-
mittel gedient hat und von wem dies abhing, wie man die Münze her-
stellte, welchen Wert man ihr beilegte u. dgl. Der besondere Teil hin-
gegen hat die Münz- oder die Geldgeschichte, sei es eines bestimmten
Zeitraumes, sei es eines bestimmten Landes nach ihren Eigentümlich-
keiten zum Gegenstand.
der Vermengung mit wahren Münzen zu hüten. Jene haben ihre eigene
Literatur, und wer sie sammelt, möge sie abgesondert von den Münzen
zu eigenen Reihen zusammenlegen. Wohl aber gehören Gedächtnis
1*
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4 Einleitung.
werden auch die Medaillen darunter begriffen) hieher, weil sie Geld
waren, obgleich sie aufserdem durch Schrift oder Bild die Erinnerung
an bestimmte Personen oder Ereignisse festhalten sollten, ferner Kredit-
münzen aller Art, mögen sie nun eigentliche Notmünzen oder nur münz-
ähnliche Ersatzmittel (Surrogate) sein, wie dies § 4 des nähern ausgeführt
werden soll.
Pawlowski Alexander von, Über wissenschaftliche Klassifikation der mittel-
alterlichen und modernen Münzen.
Wiener num. Zeitschr. XIV, 20ß. Oers., Über —
die theoretischen Grundlagen zum Studium der mittelalterliche u und modernen Numis-
matik, a. a. O. XIX, 36'J. —
Schalk K., Nationalökonomie und Numismatik in ihren
Beziehungen, a. a. O. XXIII, 321. —
Chalon R, La numisniatigue, 1874 (Cumont
Nr. 407). —
de Witte A., Etat actuel de la stienre mimwnatique. Vortrat auf der
a. o. Versammlung der belgischen numismatischen Gesellschaft zu Ypern, gehalten am
14. Mai 1893. (Revue Beige de numisraatique 1893.) —
Gabrici Ettore, Le rOle de
la numismatique dans le mottrement scientißque contemporain. (Vortrag auf dem Inter-
nationalen Numismatikerkongrefs zu Paris 1900, gedruckt in den von Castellane
und Blanchet hcrausgg. Verhandlungen des Kongresses, Paris 1900. Grote H., —
Die Geldlehre. § 1 Münzkunde und Geldlehre. (Münzstudien Bd. IV, 2. Abtig.)
:
—
Weil R., Zur Geschichte des Studiums der Numismatik. Zeitschr. f. Numismatik XIX,
245. Berlin 1895. Promemoria der Wiener numism. Gesellschaft an das k. k. Unter-
richtsministerium um Errichtung einer Lehrkanzel für die gesamte Münzkunde an der
k. k. Universität Wien, 1893. Monatsbl. d. num. Gea. in Wien II, Nr. 119 und III,
Nr. 126. —
Na gl A., Die Numismatik und ihre akademische Lehre. Vortrag, a. a. O.
Nr. 120. —
Kirmis M., Die Numismatik in der Schule. Neumünster 1888. Tick —
P Vortrag über Archäologie und Numismatik auf dein Philologentag in Halle 1903.
,
—
Leite de Vase oncel los .1., Klent ho das licoc* de Xumismatiea dadas na Biblio-
theca national de Lisboa. Lissabon 1894. — Hürkel L. v., Die Bilder der süddeutschen
breiten Pfennige (Halbbrakteaten), ihre Erklärung durch Beziehung auf andere Kunst-
gattungen. München 1903.
Handbücher: Bren dicke IL, Einführung in die Münzkunde (Berlin o. J. um
1890). —
Der«., Der Münzsammler. (Stuttgart <>. J. um 1901). Dannenberg H, —
Grundzüge der Münzkunde. Leipzig 1891, 2. vermehrte und verbesserte Aufl., 1899
(erschien unter den Weberschen Katechismen). —
Ilalke H., Einleitung in das Stu-
dium der Numismatik. Berlin 1882. 2. venu. Aufl., 1889. —
Meister F., Münzkunde
für Anfänger. Leipzig 1895. — Sali et A. v., Münzen und Medaillen. Merlin 1898.
— Stückelberg E. A, Der Münzsammler, Handbuch für Kenner und Anfänger.
Zürich 1899. —
Babel on E, Softer Sur la nionnaie. Paris 1898. (S. A. aus der
Grande Encvelopedie). —
Blanchet J. A Soureau mannet de la numismatique du
,
ergebnissen gelangen, es sei denn, dais man damit auch den durch die
praktische Erfahrung eines Sammlers oder durch die Beschäftigung an
einem grofsen Münzkabinett geschärften Blick und eine gewisse natür-
liche Begabung mitbringt. Die Numismatik, erklärt Freiherr von
Koehne, der langjährige Herausgeber von Fachzeitschriften, die zu Berlin
und Petersburg erschienen, ist eine Wissenschaft, zu der man geboren
sein mufs wie zur Mathematik. Das feine kritische Gefühl, aus Stil und
Fabrik der Münzen auf ihre Zeit und ihr Vaterland zu schliefsen, läfst
sich nicht jedem eintrichtern .
die wichtigste Quelle der Numismatik, zumal sie der geschichtlichen For-
schung in manchen Fragen mehr Aufschlüsse bieten können als die
erhaltenen Münzen selbst. Den ämtlichen Aufzeichnungen anzureihen
sind solche von Privaten, wie beispielsweise uns die Chroniken des Burk-
hard Zink, des Pfarrers Unrest und eines Ungenannten (bei Senken-
berg Stjecta iuris V) die ausführlichsten Nachrichten über das Münz-
unwesen der sog. Schinderlinge (1457 —
1460) darbieten, oder die um-
fängliche Literatur, zu der das Kipperwesen in den Jahren 1C18 bis
1624 Anlafs gab, ferner Rechnungen aller Art. Dazu gesellen sich bild-
liche Darstellungen, die uns die Vorgänge bei der Münzerzeugung ver-
anschaulichen, und endlich auch Münzgeräte, die sich aus früherer Zeit
erhalten haben (§ 10, Absätze 11, 12).
3. Die Numismatik umfafst demnach ein ausgedehntes Gebiet, zu
dessen Erforschung und Verständnis verschiedene sprachliche und gra-
phische Vorkenntnisse sowie mancherlei Hilfswissenschaften erforderlich
sind. Die wichtigsten derselben sind
a) die politische, Rechts- und Kulturgeschichte der Staaten und
Völker als Grundlage aller numismatischen Forschung;
Geographie und Staatenkunde der mittleren und neueren
b) politische
Zeit. uns die jeweilige Zusammensetzung und den Umfang
Sie lehrt
der Staaten, deren Münzverhältnisse zu erforschen Aufgabe der Numis-
matik ist, auch bietet sie in vielen Fällen die Grundlage zur wissenschaft-
lichen Anordnung einer Münzsammlung (§ 12, 7);
c) uns die Zeitfolge der Tatsachen und die
die Chronologie, die
Genealogie, die uns die Reihenfolge der Herrscher erschliefst sowie ein-
zelne wichtige Vorgänge im Staate, z. B. Länderverteilungen und Länder-
vereinigungen, erst verständlich macht;
d) die Heraldik und Siegelkunde zur Erklärung der auf Münzen
so häufig vorkommenden Wappen;
e) die politische Ökonomie, zumal in jenem Teile, der sich mit der
Lehre vom Gelde beschäftigt (§ 17 ff.), und
f) die Metrologie, die zur Ermittelung des Münzfufses (§22) unent- .
behrlich ist.
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Einleitung.
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§ 3. Literatur der Numismatik im 16. und 17. Jahrh. 7
An deren Spitze stehen die Werke De asse et partibm eins und Libellus
de moneta graeca ad gallicam pccunium aestimata des gelehrten Franzosen
Wilhelm Bude* oder Budaeus (* 1467, f 1540), die nebenbei auf den
Wert der altfranzösischen Münzen eingehen, dann de* Spaniers Dida-
cus Covarruvias de Loiva (* 1512, f 1577) Veterum numismatnm col-
latio mm Iiis, quae modo cxpenduntur. In Deutschland werden wohl
Willibald Pirk heimer mit seiner 1528 niedergeschriebenen Priscorum
nu worum aestimatio und Henricus Mameranus mit seiner 1550 ver-
fafsten kleinenAbhandlung Priscae monetae ad liuius nostri temjwris diver-
sas nationum monetas supputatio als die ersten zu nennen sein,
aliquot
die den Versuch machten, griechische und römische Münzwerte in gang-
barer Münze auszudrücken. Ihnen folgte Matthäus Boyfs oder Boifs
mit seiner Ausgabe der Tractatus rarii atque utilcs de monetis, die 1574
zu Köln erschienen und dann 1591 der gelehrte kurfürstlich kölnische
Münzvorstand und Jur. Lic. Reinhard Budelius mit dem ausführ-
lichen Werke De mottete et re numaria libri duo, das schon mit Abbil-
dungen zeitgenössischer Notmünzen und einiger antiker Gepräge aus-
gestattet wurde und im Anhange einen vermehrten Wiederdruck obiger
Münztraktate enthält.
3. Während Budelius als gelehrter Jurist wie seine Vorgänger
Budaeus und Covarruvias den Schwerpunkt der Darstellung in die
Erörterung der mit dem Münzwesen zusammenhängenden Rechtsfragen
verlegt, haben Tilemann Friese und Erasem van Höuwelingen
die geschichtliche Betrachtung, der Münze an deren Bild
die sich bei
und Aufschrift knüpfen den Vordergrund gerückt. Erasem
läfst, in
van Höuwelingens Pennigboeck ofte Wegwyzer der Ch'roniiken von 1597
ist etwa 100 Jahre später die Grundlage von Alkemades Münzgeschichte
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Einleituna
handlungen von J. Gröuing mit mehr als 400 Seiten einräumte. Die
Kreierung der Numismatik als einer akademischen Disziplin ging von
Job. H. Schulze aus, welcher zuerst 1738 zu Halle ein Kolleg über
die Müuzwissenschaft und die daraus zu erläuternden griechischen und
römischen Altertümer las, nachdem zuvor schon Immanuel Weber
der studierenden Jugend zu Giefsen sein Vorhaben wegen Anlegen eines
Kabinettes von alten Numismatibus und Einführung des curiösen stiulii
rei numariae 1701 eröffnet hatte. Leblancs Tratte und die 1702 aus-
gegebenen Medailles sur les prineipawe evenements du regne de Louis le
Grand gaben den Anstois zu ähnlichen, der Verherrlichung eines Herrscher-
hauses, eines Staatswesens oder eines einzelnen Regenten gewidmeten
Münz- und Medaillenwerken. So erschienen: Tenzel, Saxonia nutnis-
matiea (1700), Beckmann. Historie des Fürsten thums Anhalt (1710).
Reehtmeier, Historische'Beschreibung dir Herzoge von Braunschweig und
Lüneburg (1722), Herrgott, Numotheea prineipum Austriae (1752), Voigt.
Beschreibung der böhmischen Münzen (1771 ff.), Widmer, Sammlung aller
Münzen und Medaillen des Wittelsbmhisehen Stammhauses (1784 ff.) für
Deutschland, während Vergara für Neapel (1715), Florez (1757 ff.) für
Spanien. Bircherod (1701) für Danemark, Leake (1726 IT.), Snelling
(1763), Anderson (
(I7:i für England und Schottland. Haller (1781) für
.»)
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g 3. Literatur der Numismatik im 17. und 18. Jahrh. 9
darin verzeichneten Gepräge ihren Wert bis heute bewahrt haben. Jo-
hann Ch. Hirsch gab (1756 ff.) eine Sammlung aller ihm erreichbaren
Münzurkunden unter dem Titel Des Deutschen Reichs Münzarchiv«
in 9 Foliobänden und Johann Georg Lori etwas später eine Samm-
lung des bayerischen Münzreehts in 3 Bänden heraus. Würfel, Plato
genannt Wild, und Joseph Eucharius Obermayer lieferten 1761
bis 1763 die ersten Fundbeschreibungen in Deutschland. Prachtwerke
mit vortrefflichen Stichen, welche, wie die auf Veranlassung Kaiser
Franz' I. veröffentlichten Monnoycs en or und Catalogue des Monnoyes en
argent (1756 ff.), den Bestand grofser Sammlungen vorführen sollten, er-
freuten die Liebhaber; Sammelwerke wie Argelatis De monetis Itidiae
variorum diss&iationr* (6 Bde., 1750 ff.) oder Zanettis Nuoca raccolta deUe
vionete e zecche d'ItuUa (5 Bde., 1775 ff.) erleichterten die Anschaffung
seltener Einzolabhandlungen, unter welchen jene von V. Bellini (1754 ff.)
und die geldgeschichtlichen Untersuchungen des Grafen Carli Rubbi
(1751 ff.) besonders zu erwähnen sind. So reichlich war die Zahl numis-
matischer Veröffentlichungen geworden, dafs gelegentliche Verzeichnisse
von -Skribenten« der Münzwissenschaft und die Zusammenstellungen
Brückmanns (1729 ff.), Kreysigs (1736) und anderer nicht mehr aus-
reichten. Job. Chr. Hirsch, der Herausgeber des Teutleben Münz-
archivs, lieis 1760 eine Dibliotheca numismuticu omnium gentium als Folio-
band erscheinen, die 1801 durch des J. G. Lipsius Bibliotlieca numaria
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10 Einleitung.
ihre Ergänzung und Fortführung bis zum Schlüsse dos 18. Jahrh. er-
fahron hat.
(>. So war die Literatur der Numismatik am Schlüsse des 18. Jahrh.
zu überreichlicher Fülle erwachsen. Auf dem Gebiete der Münzkunde
des Altertums war Eck h eis Dmtrina numnumtm reterum (1790 ff.) als
eine die Sammel- und Forschortätigkeit von Jahrhunderten zusammen-
fassende und absehliefsende Arbeit erschienen; desto übler war es um
die Numismatik der späteren Zeiten bestellt: viel zusammengetragener
Stoff, aber wenig Kritik war hier zu finden. Trotz «1er deutlichen Jahres-
zahlen l.r>79, 1602 hat Do Ruheis Augsburger und bayerische Pfennige
einigen Patriarchen von Aquileja des 14. und 15. Jahrh. zugeeignet.
Joachim erläuterte mit grolser Beledenheit einen brandenburgisehon
Pfennig des 13. Jahrb., den er für eine Denkmünze der Mitregierung
Kaiser Ottos II. mit seinem Vater Kaiser Otto I. hielt. Bircherod in
seinem Specimen antiqme rri monehuiae Danomm übernahm anstandslos
die Abbildungen alter englischer Münzen, die Spei mann in seiner Vita
Alfred i auf den doppelten Durehmesser, also auf Talergröfse, gebracht
hatte, Münzen der deutschen Könige und Kaiser wurden den gleich-
namigen Karolingern zugeeignet usw. Der Mann, der hier Wandel
schaffte, war der Prager Professor Joseph v. Mador (* 1754. f 1815).
Seine zwei Versuche über die Brakteaten (1797. 1808), mehr noch seine
Kritischen Beiträge zur Münzkunde des Mittelalters waren bahn-
,
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§ 3. Literatur der Numismatik im 19. Jahrh. 11
Europa seitdem die Lust und Liebe zur Numismatik, namentlich zur
ist
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12 Einleitung.
selben hat sich seitdem auf rund 100 erhöht. Die von mir häufiger benutzten Zeit-
schriften und Werke werden unter nachfolgenden Kürzungen angeführt: Annuaire
=-= A. de la SociHt francaise de numismatique. seit 1866. Archiv B. - Archiv für —
Brnktcatenkundc, herauflg. von Hudolf v. Höfken. W. 1*85—1901. 4 Bde. B. Mzbl.
Berliner Münzbliitter, erst herausg. von A. Weyl, nun von E. Bahrfeldt. 1880 ff. Mit
dem 22. Jahrgang (= Nr. 256' schlofs die alte, mit Janner 1902 begann die neue Folge. —
Bl. Mzfr. ----- Blätter für Bulletin X.
Münzfreunde. Bulletin men~
L. seit 1865. — =
suel de mitnismatiqtie et d'archeolngie, herausg. von Raymond Serrure seit 1881, erat
Br., später P. Eheberg —Fber das ältere Münzwesen und die Hausgenossen-
Schäften. L. 1879 (in Schmollers Staats- und sozial wissensch. Forschungen, Bd. II, -
Heft 5). —
F. Mz bl. =
Frankfurter Münzblätter, herausg. von P. Josef. 1. u. 2. Jalir-
gang. F. 1901. F. Mzztg. — —
Frankfurter Münzzeitung, herausg. von P. Josef. 1. bis
3. Jahrgang. F. 1904. Grote und Bandzahl — Münzstudien, herausg. von II. Grote,
1— 9. II. 1857 1877. —
Grote A. — =
Numismatischer Anzeiger, herausg. von II. Grote.
(1868—1873). Grote Bl. — =
Blätter f. Münzkunde, I— IV. H. 1835—1844; Grote,
Geldlehre. L. 1865 (erschien auch in den Münzstudien IV als 2. Abtlg). Hirsch —
= Des teutschen Reichs Münzarchiv X. 1756 1768. 9 Bde. u. Schlüssel. —
Koehne, —
B. Bl. ~
Berliner Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde. B. 1863—1873. 6 Bde.
— Koehne M. - Memoires de la SoeiStr d'archeolngie et de numiamatique de S. Veterx-
bourg. Petersburg-B. 1847—1852. 6 Bde. —
Koehne Z. Zeitschrift für Münz-, Siegel-
und Wappenkunde. B. 1841 1816. 6 Bde. N. F. B. — — 1862. — Mouadier lHf>9 J.
= Deutsche Münzen, Gesammelte Aufsätze von — B. 1891 — 1893. Band. . 1., 3., 4.
(Band 2 ist = Mitteilungen der Bayerischen numismatischen
nicht erschienen). — Mit. B.
Gesellschaft. M. 1882. N A. seit — -
Numismatischer Anzeiger, herausg. erst von
Grote, dann von Walte und Bahrfeldt, zuletzt von Tewos. H. 1868. — Fr. seit
N. Z. = Numismatische Zeitung, herausg. von Leitzmann. Wcifsensee 1834 — 1873. J.
Bd. 1—40. — R. N. = Rente de Xumismatique franraine. Blois. 21 Bde. 1835—1856,
la
seit 1856 unter dem Titel Revue nutnisniatique. Xouvelle 15 Bde. 1856 — 1877; Serie, P.
troiaieme 14 Bde.
Serie, 1883—1896; quatrieine P. 1897. — R. N. B. Revue Serie seit ...
de la numismatiqite Beige, seit 1842; erster Band zu Tirlcmont, die übrigen zu Brüssel.
Bisher 59 Bde die ersten 30 Bde. sind in 5 Serion eingeteilt, die späteren durch-
,
gezählt; seit 1875 wurde der Titel in Revue beige de numismatique geändert. Saulcy —
Recueil - Rccueil de documents rclatifs a Vhistoire des mnnnaie* frapeees par les rois
-
matischen Gesellschaft in Wien, seit 1*83 bisher 5 Bde., der 6. Bd. 1903 begonnen —
W. N. Z. - Numismatische Zeitschrift, herausg. von der numismatischen Gesellschaft
in Wien. 1870 ff., higher 35 Bde. Z. f X. —
- Zeitschrift für Numismatik, redigiert von
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§ -4. Geld, Münze, mtinzahnliche Gepräge. 13
grofser Zahl, doch sehr zerstreut erhalten. — Für Frankreich s. eine Zusammenstellung
bei Engel-Serrure, Repertoire II, 431 Nr. 6894 ff.
»ihteren munten. Antwerpen by Guillaem van Parys 1580. Verzeichnis der bösen —
MOnzHortcn, welche vor der Zeit bis auf difs 1571 Jahr verboten. 1571. 8°. Ver-
. . . —
zeichnis» und Geprügo der groben und kleinen Münzsorten, welcher sich die Chur-
f Arsten im Obersachsischen Craifse verglichen. L. 1572. Wolfg. Stürmer auch von
0
1575, 1578, 1585 4 u. dgl. m.
1340). — Uzzano Giovanni da — il libro di Gabelle 1402, beide bei Pagnini, Deila
deeima et delle allre Lissabon und Lucca 1766, Bd. 3 und 4.
gravezze. Meder —
Lorenz. Münzbüchlein. N. 1557. —
Ders.. Handelsbuch. N. 1562. Scherhauff M. — (
angmento, variafione et diminutione tractatus varii. Turin 1609. Die zahlreichen Disser-
tationen über Fragen des Münzrochts wollen bei Lipenius. Bibliotheca reali* juridica,
L. 1757, n, 52 ff. und Vogel, LerU'on literaturae acadcmico-juridicac, L. 1836, II 454,
unter dem Schlagwort Moneta nachgesehen werden.
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14 Einleitung.
gegen Güter überläfst, die B missen will und A braucht. Allein so vor-
teilhaft die unmittelbare Umsetzung der vorhandenen Güterübersehüsse
gegen Gegenstände des Wirtschaftsbedarfcs für A und B sein kann,
— bei Tausch gewinnen beide Teile, ist ein uraltes Sprichwort so — ,
gegen solche einzutauschen, deren er bedarf, wird für den Verkehr nur
selten genügen, da viele Güter nicht ohne Verminderung, ja Zerstörung
ihres Wertes geteilt, andere nicht ohne Schwierigkeit in grofsen Vor-
räten aufbewahrt werden können. Die Bedürfnisse des täglichen Lebens
drängen daher zur Einschiebung eines Gegenstandes in den Güterverkehr,
der kraft seiner besonderen Eigenschaften die Übertragung der Güter-
überschüsse ohne Rücksicht auf den unmittelbaren Bedarf der Wirt-
schaften dadurch ermöglicht, dafs er bei den einzelnen Verkehrsakten
die als Gegenwert gewünschte Ware ganz oder teilweise ersetzt. Einen
derart zur Erleichterung des Verkehres verwendeten Gegenstand nennen
wir Geld. Mit steigendem Verkehr vorliert also der Tausch überall an
Bedeutung, und die Übertragung der Güterübersehüsse erfolgt mehr und
mehr in den Formen des Kaufes, der die Befriedigung der wirtschaft-
lichen Bedürfnisse nicht wie der Tausch durch ein einmaliges Geschäft,
sondern durch Zerlegung in mannigfache Verkehrsakte zu erreichen
sucht und den einfachen Güterverkehr zum Güterumlauf erweitert.
lungen, ferner: (»res in ins Nikolaus (f 1382), Tractatus de origint et jure nec non muta-
tionibus monetär um. (Thunum v. Ilagelstein. Acta publica monetaria. Augsburg 1692 I,
247 ff. Kritische Ausgabe unter Beigabe der Monetac eudendae ratio de« Nikolaus Ooper-
nicu», durch Wolowski. 1\ 1864j. —
Galiani F Deila M»neta libri cinque. Neapel
,
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§ 4. Begriff und Wesen des Oelde«. 15
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16 Einleitung.
Wertträger und als Wer tbe wah r e r. Dann int das Geld als das allgemeine
Zahlungsmittel in Erörterung gekommen, auch ata das allgemeine Leih mitte
besprochen worden. Wo und weshalb ist hier die Grenze zu ziehen ? . . . . Das Wesent-
über all diese Verschiedenheiten in seinen ein-
liche dos Geldes mufs
zelnen Funktionen hinausliegen, so dafs deshalb das Geld alle diese
Funktionen darbieten kann, oder nur die einen und nicht auch die andern.
Grote, Geldlehre, § 2 »Das Mefswerkzeug, womit man Längen niifst, ist der
. . .
Mafsstab das, womit man Schweren mifst, das Gewicht das, womit man Werte mifst,
; ;
das Geld. Es kann aber nicht jeder körperliche Gegenstand als Geld dienen. Der
Gegenstand, womit man Länge, Schwere oder Wert mifst, mufs selbst von Länge, von
Schwere und von Wert sein. Aber die verschiedenen Mensehen haben ganz ver-
schiedene Ansichten über den Wert der Dinge, und deshalb können sie tauschen.
Sobald sie aber diese verschiedenartigen subjektiven Werte gegen den Wert eines
Dinges vergleichen, das in den Augen aller gleichen Wert hat, kaufen sie. Als Geld
können nur Dinge dienen, die in den Augen aller gleichen Wert haben können.
Roscher, Grundlagen der Nationalökonomie, §116, Anm. 6: >Die falschen
Definitionen von Geld lassen sich in zwei Hauptgrnppen teilen : Bolche, die es
für mehr und solche, die es für woniger halten, als die kurrentoste Ware.< Auch
Mengers Artikel >Geld< in Konrad
Handwörterbuch der Staatswissenschaften
- Elstere
(1. Aufl., 3. Band S. 730, 2. A. 60 ff.) betont vor allem die Wareneigenscbaft
4. Band, 8.
des Geldes, das sogar »dauernd eine .Ware' bleibe, während der Warencharakter der
übrigen Güter regeltnärsig ein transitorischer ist.<
Rieh. Hildobrand, Theorie des Goldes, Kap. 1, unterscheidet drei Entwicke-
lungsstufen in der Geschichte der Ansichten über das Wesen des Geldes. »Zuerst
sieht man in dem Geld gewissermaßen den Inbegriff alles Reichtums oder die einzige
Sache von wirklichem Wert, da für Geld alles zu haben sei. Das ist der Standpunkt
des sog. Merkantilsystems. Dann fällt man in das andere Extrem und schreibt dem
Geld nur repräsentativen Wert zu oder behandelt es als ein reines Werteeichen oder
Unterpfand. Das ist die Auffassung vornehmlich der englischen Philosophen J. Locke
und D. Unrne, und endlich behauptet man, dafs das Geld eine Ware sei, die sich von
amiern Waren nur dadurch unterscheide, dafs sie nicht zur unmittelbaren Befriedigung
von Bedürfnissen, sondern als allgemeines Tauschmittel und Wertmafs diene oder 7.11
dienen bestimmt sei. Das ist die noch gegenwärtig allgemein verbreitete Anschauung.«
S. 9, 10. Alles Geld ist nur dazu da, um ausgegeben zu werden, sei es früher, sei
es später, in der einen oder andern (gewinnbringenden oder nichtgewinnbringenden)
Weise .... Dais Geld geht also auf dem Warenmarkt — (wenigstens in der Kegel) —
nur aiiH dem Grunde von Hand zu Hand, weil der eine vergleichsweise Mangel, der
andere vergleichsweise Überflufs an einer Ware hat, oder weil der eine einen höhorn
Wert auf den Besitz einer Ware legt als der andere .... Das Geld ist folglich keine
Ware, sondern vielmehr das gerade Gegenteil einer Ware.
in der Form der Geldstrafen und Steuern rein soziale Aufgaben erfüllt, und wie es
endlich ein überall willkommenes Tauschmittel ist, das den Handelsverkehr von Person
zu Person, von Volk zu Volk aufserordentlich erleichtert. Suchen wir bei den Natur-
völkern nach den Spuren «lieser verschiedenen Eigenschaften, so finden wir sie bei
ihnen nicht nur gesondert in völlig kenntlicher Form, sondern wir erhalten auch
zugleich einen Wink, wie die im Begriff Geld schliefslich vereinigten Strömungen eng
mit der Entwicklung der Menschheit überhaupt verbuuden sind.«
Gegenüber der Ansicht, die Sittl im Handbuch der klassischen Altcrtumskde.,
VI. Anhang (1. Aufl.), §70 S. 81)3 ausspricht »Die Münze im engern Sinne ist nicht
:
eine Ware, sondern eine Au Weisung des Sumtes auf eine gewisse Summe, welche nicht
durch den natürlichen Wert der Münze, sondern durch die Autorität des Staates
gefleckt ist< (Beispiel die Notmünzen\ vertritt Babelon, Xotu? S. 26, mit aller Ent-
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§ 4. Begriff der Münze. 17
Oberster Zweck bei der Ausmünzung von Geld soll innner die Her-
stellung gesetzlicher Zahlungsmittel sein; dies schliefst jedoch nicht ans.
dafs der Staat der Münze auch noch andere Aufgaben zuweist. Soweit
diese finanzieller oder staatsrechtlicher Natur sind, wird von solchen
Nebenzwecken der Ausmünzung im münzgeschichtüchcn Teile (§§ 26, 28)
die Rede sein; hier sei erwähnt, dafs bisweilen Münzen benutzt werden,
um durch Bild und Aufschrift die Erinnerung an gewisse Freiguisse
bei den Untertanen wach zu erhalten. Solche Stücke sind, weil ihnen
Währungsrecht beigelegt wurde, wirkliche Münzen; sie werden zwar
mit Rücksicht auf ihren Nebenzweck als Gedächtnismünzen den
übrigen Landesmünzen gegenübergestellt, müssen aber, wie noch gezeigt
werden wird, von anderen Erinnerungszeichen, die bei gleichen An-
lässen als Medaillen oder Jetona hergestellt wurden, wohl unter-
schieden werden.
Lmchln. Numismatik. 2
18 Einleitung.
v. Ernst K., Münze (8. A. aus Karinnrsch und Heeren« technischem Wörter-
buch, Prag 1882). —l.exis im Handwörterbuch d. Staatswisseuschaften unter > Münz-
wesen«, 2. Aufl. J, 1900. Bd. 5, S. 898 ff. —
Grote, Geldlehre § 13 ff. (Münzstudien, IV).
4. Nachdem wir so dm
Begriff der Münze gewonnen haben, kann
es nicht schwer fallen, die Kennzeichen anzugehen, durch welche sich
Münzen von münzähnliehen Gebilden unterscheiden. Münzähnlich nennen
wir jene Stücke, die zwar in ihrer Erscheinung, z. B. durch das Metall,
ihre Form, die Art der Herstellung mehr oder minder den Münzen
gleichen, allein entweder nicht staatlichen Ursprunges sind, oder nicht
als Zahlungsmittel dienen sollen. Fehlt eines von diesen beiden Erfor-
dernissen, so liegt keine Münze vor. Daher sind z. B. die in früheren
Zeiten für Rechnungsführung der Behörden bestimmten Rait- oder
Rechenpfennige seihst wenn sie durch Münzberechtigte hergestellt
.
15: — R. N. B. I, 94 ff.
1, 8. — Koehne, Z.
VI, 1G2. — Stückelberg S. 177 ff. — Z. f. X. XVII,
198 — die im Kopenhairener Museum befind-
lichen münzartitfen Schmucksachen sind abge-
bildetim Atlas for NortHsk Oldkyndightai. Ko-
Flir. 2
penhagen 1S57. \'v\. auch Note zu § 10, 9.
Zierltraktent Sehiimekstürk. keine Münte.
(Menmlier, Deutsche M. III. SC.)
r
• >. Das Gebiet der Sammeltätigkeit
sich allerdings über die liier
erstreckt
gezogenen Grenzen hinaus. Man fafst daher den Ausdruck Numismatik ,
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§ 4. Verschiedene Arten Münze. 19
ein. Zahlreiche Beispiele findet man bei den als mehrfache Dukaten aus-
gegebenen Goldabschlägen von Talerstempeln österreichischer Münzstätten.
Dergleichen Geschenkmünzen kamen wenig in Umlauf, für den sie
sich weder durch ihre Grölse noch durch ihre Ausstattung eigneten,
sondern wurden gewöhnlich umgeprägt oder als Heckepfennig aufbewahrt.
Es gab jedoch auch Schatzmünzen im strengen Sinne des Wortes,
staatliche Gepräge mit Münzwert, die nach dem Willen des Münzherrn
dem Verkehre entzogen und blofses Schatzgeld sein sollten. Es sind
dies die braunschweigischen Lösertaler der Herzoge Julius und Hein-
rich Julius, die 1574—1588 und 1609 in verschiedener Gröfse von 2—10,
ja 16 Taler Wert geschlagen wurden, um dem Lande einen gewissen
Vorrat an Edelmetall zu sichern. Zu diesem Zwecke mufste jeder Haus-
vater einen nach seinem Stande abgestuften Betrag von diesen Münzen,
die daher »Löser« hielsen, gegen ban s Geld einlösen. Adelige nahmen
ganze Löser zu 10. der Mittelstand halbe zu ö, Geringere viertel zu
2 1/« Taler Wert, die sie auf obrigkeitliches Verlangen vorzeigen mufsten
und nicht wieder ausgeben, sondern höchstens im Notfalle versetzen
durften. Den Untertanen sollte durch diese Mafsregel ein barer Not-
pfennig, dem Herzoge aber die Möglichkeit gewahrt bleiben, dies Silber
im Bedarfsfalle gegen Kreditmünze einfordern zu können.
2*
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20 Einleitung-.
Huldigungen unter das Volk geworfenen Jetons als Geld umliefen, wohl ohne Zwang
zur Annahme. Vgl. Pinchart. VotHpte des jetons fabru/urs /wiir itre jetes au peuple l
m 1549. R. N. B. lors des joyemes entrics de Philippe I Bd. XVI, S. 305; I* (1894.
S. .">2: jitoiU ayant COUffl comme monnaye.
Ausbeutemünzen: v. Krnst, Von Bergwerksmünzen. W. 1882. — X. '/.. 1871.
Xr. 6. — Kuli, Die Flufs golddukaten der Pfalz und Baverns. Mit. B, V (1886:. —
W. X. M. III. 438, 454; IV. 35.
Xotmünzen: Mailliet P., Catal»gue deacriptif des immnaiet obtidionale$ ei
de tteeeeeite*. I'.r. 1870 — 1873. 2 Bde. Text und 240 Taf. —
Smith. Aquila. Monty
<>/ necettity iesued in Irrland in the reign of Charte* the first (um 18GG. besprochen
von Koehne. B. Bl. LH. 120>| —
Brause Aug., Feld-, Xot- und l'.elagerungsmünzen.
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§ 4. Münzen, münziihnliche Gepräge, Gcldsurrogatc.
B. 1897. Kürzere Nachrichten vielfach zerstreut: Grote. Bl III 4G, X Z. 1871, Nr. 15;
Koehne. Z. I. 85, II. 388; Ii. X. B. I, 2, S. 14, 196 werden bleierne Belagerungsmünzen
von v. Omer
1477 angeführt. Älteste Abbildungen wohl bei Budetius, S. 5—8. Eine —
ziemlich reichhaltige Liste von Xotmünzen bei Blanchet 11,2, S. 325 ff.
GeschenkmOnzen W. X. Z. XIII, 148; Bayerische Douceurdukaten. X. A.
:
1872. 129. Goldabachlage der talerförmigen Stempel König Wladislaus" II. von Ungarn
von 6, 12 und mehr Dukaten Schwere s. Busson in W. X. Z. IX, 255.
6. Geld Surrogate,
aber keine eigentlichen Münzen sind gewisse
bisweilen von Münzberechtigten, häufiger jedoch von Privaten ausgege-
benen münzflhnliche Zeichen, denen eine beschränkte Uiulaufsfähigkeit
zukommt. Hierher gehören:
B. Privatgelder, Gepräge, die von privilegierten Handelsgesell-
schaften, wie der englischen und der niederländischen Kompagnie in Ost-
indien, 2- und 5-Markstücke der deutschen Neuguinea -Kompagnie usw.
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22 Einleitung.
die für Zwecke der inneren Verwaltung von den Stiften geschlagen
wurden, während die Mainzer St. Martinsgold gülden zwar wahr-
scheinlichnur Präsenzmarken für die Domherren waren, jedoch im
Gegensätze zu den französischen Mt'rcattX in Gold hergestellt wurden.
Die übrigen Mtnaux sind keine Geldsurrogatc, sondern Quittungs-
zeichen, z. Zolleinnehmer, die nur soweit als Zollrückvorgütungon
B. der
vorkamen, wieder an Geldesstatt angenommen wurden, oder Legitimations-
zeichen zur Entgegennahme bestimmter Leistungen. Zu den ersterwähnten
gehören die Mnreü, die schon 1251 in einer Verordnung der rrhn ins von
Douai erwähnt werden, zur zweiten Art die von Calvin um 1561 ein-
geführten Abendmahlspfennige, die in reformierten Kirchen vor
Empfang des Abendmahls abgegeben werden mufsten.
a n d e «*
II 1 m
ü n z e n. Notscher uwl Van der ( h y s , De Mimten van Xcder- '
landsch India. Batavia 1863; Nahnys, Xumisniatique des Indes neerlandaise. R.N.B.
1887. —
v. Ernst, Der Levantinertaler. \V. N. Z. IV, 271. Peez ('. und Raud- —
nitz J., Geschichte des Marin Thercsiatalers. W. 1898. Meyer Ad., Prügungen —
Brandenburg Preufsens betr. dessen afrikanische Besitzungen. B. 1885. über die —
1895» anfscr Verkehr gesetzten Gepräge der Neuguinea-Kompagnie vom 20-Markstück
abwart*, s. B. Mzbl. Nr. 237.
geprägt, die indessen bald in die Staatsmünze wanderten und umgeprägt wurden. —
Sowohl diese Beehlcrschen als auch die von den Mormonen ausgegebenen Goldstücke
erwiesen sich übrigens als nicht ganz vollwichtig. Koehn e M. I, 387, Cber dergleichen
Privatgelder s. Babel on, Xotice S. 18, 21. Abbildungen von Monnonenmünzen, Bl.
f. Mzfr. Nr. 76 (18791, Taf. 57, Nr. 8, 10. — Helfert .T. A. v., Österreichische Münzen
und Geldzeichen von den Jahren 1848—49. W. N. Z. VI, VII, 283 ff.
Token. Hilm
catalogue of the London traders-, tarern-
II J., .4 descriptive
and cnß'cchousc tokens current in the 17. Century. London 1853, 2 Aufl. 1855. Boy u© \\\, —
Token» issued in the 17. Century in England. Wales and Ircland by Corporation», mer-
chants usw. London 1858. — Akermann J. G., Tradesmen's tolcen current in London
. between
. . . 1648—1672. London 1849 24G1 Stück':.
. . ,
— Bushnell ('. J., Arrangement of tradesmen's jgHSSät^.
enrds, . . . t«kens etc. current in America. New Vork . . .
zellanfabriken. Bl. f. Mzfr. 1900, Nr. 8/9 (a. F. 245/46, mit Abbildgn.
Kataloge der Bibliothcqne Nationale. Grote, Bl. 11,315 111,36, 45, 71 und von 209 —
ab eine Cbersetzung von A. Herrn an da Untersuchungen über Zweck und Ursprung
der Mereau.r; viele Aufsatze in der R. X. B. z. B. I, 2. S. 1 6, S. 121, II, 1. 8. 28, 211 ;
usw. —
Romans, Mereau.r et jetons ecclesiastiqucs du Danphine, Annuaire IV (1873 bis
1876 , 8. 284 mit Libra canonicorum. Libra presbgterorum usw. des Kapitels von Vienne.
Da diese Mercaur von einzelnen Kirchen auf ihren Grundherrschaften neradezu als
Geldzeichen in Umlauf gesetzt wurden, erschien 1557 eine erstliche Verwarnung soitens
der Regierung (an dllfl Kapitel von Macon\ a. a. O. 287. Abendmahlspfennig von —
Horsham, Australien, Bl. f. Mzfr. Xr. 46 (1875 Taf. 42, Nr. 10. Schottische Kirchen- ,
—
jetons a. a. O. 1876, Xr. 50 mit Abbildungen auf Taf. 44 Münzförmig Abendmahls —
zeichen der sächsischen reformierten Gemeinden, a. a. O. 1900, 11 Nr. 249 a. F.), 8. 151.
Bursar ie nzeichen. Zepernik, Die Kapitels- und Sedisvakanzmünzen und
Medaillen, Halle 1822, Xachtrüire 1825, 1834. Grote, Bl. III, 36.
Ratsgelder. Sehr atz W., Die Regensburj:er Katszeichen. Stadtamhof 1883.
(Bd. 37 der Verhandig. d. Hist. Ver. von Oberpfalz und Ketrensburg.')
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24 Einleitung.
Flg. 8. T»lerft>niiigi- Mt»<lailU> <lf<i Erzherzogs Sigismund von Timl (um H8.Y \V. N Z. XXIV. 78).
die Plaketten einseitigund meist Rechtecke oder andere von der Münzen-
form abweichende Formen aufweisen. Auf der andern Seite stehen sich
Medaille und Plakette in der Ausführung näher; sie sind meist mehr
erhaben gearbeitet als die sehr flachen Jetons und besitzen gewöhnlich
auch gröfseren Kunstwert. Jetons werden durch Prägung erzeugt, von
Medaillen und Plaketten kommen neben gegossenen und geprägten auch
getriebene Stücke vor. Die fremden Ausdrücke weisen auch auf den
fremden Ursprung dieser Stücke. Im 14. Jahrb. nannte man in Florenz
eine kleine Münze im Werte eines halben Pfennigs eine medalia, später
bezeichnete man mit diesem Worte überhaupt alte, aufser Verkehr ge-
setzte und namentlich römische Münzen, die man seit Petrarca eifrig
sammelte. So liegt also im Ausdrucke einerseits die Erinnerung, dafs
das Schaugepräge kunstgeschichtlich an die antike Münze anknüpft,
anderseits der Begriff mangelnder Umlaufsfähigkeit.
Die Medaillen sind ein Ergebnis der durch den Humanismus wieder-
erweckten Beschäftigung mit den Kunstresten des Altertums. Man kennt
einzelne Stücke aus dem 14. Jahrb., und zwar einige geprägte oder
getriebene Medaillen oberitalienischen Ursprunges und einige grofse ge-
gossene Stücke mit dem Reiterbilde Kaiser Konstantins des Grofsen und
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§ 4. Medaillen, Plaketten, Jetons. 25
Flg. » .letton des Heinr. Ponte«, 8in<|ts< h«rtVn Kiir 10. Frnnio!« S|>ottjc-tton (Nachahmung
zu Met« IM6 (W. X. Z. II. 648). »Ines «>ui auf Ktpoteon III
schon im 16. Jahrh. als deutsche Bezeichnung der Medaille vor. Ehr-
oder Gna'den pfenninge nannte man damals jene Bildnismedaillen
deutscher Fürsten und Fürstinnen, die, in kostbarer Einfassung mit
Schmelzwerk, Perlen oder Edelsteinen besetzt, als Zeichen hoher Gnade
mit oder ohne goldene Kette», ähnlich wie heutzutage die Orden, ver-
liehen wurden.
Wie aus dem bisher Gesagten hervorgeht, gibt gewöhnlich der
Gegenstand der Medaille, der Zweck oder der Anlafs zu ihrer Her-
stellung den Einteilungsgrund an. Man spricht von öffentlichen und
Privatmedaillen, von Personen- und Ortsmedaillen, von historischen und
religiösen Medaillen, von Preis- und Spottmedaillen, Schulpfennigen usw.
Medaillen, die sich auf eine Folge von Ereignissen, Herrschern
oder Privatpersonen beziehen und trotz der Gröfse des Zeitraums, den
sie umfassen, eine einheitliche Ausstattung zeigen, nennt man Suiten-
medaillen. Derartige Medaillenfolgen, die notwendigerweise manch
erfundenes Bildnis bringen müssen, sind im allgemeinen heutzutage weit
weniger geschätzt, als noch vor 70 und 80 Jahren.
Der Ausdruck Jeton, vom französischen jetor. in der Bedeutung
Rechnen abgeleitet, bezeichnete in Frankreich ursprünglich den Rechen-
oder Zahlpfennig und kommt als solcher vom 13. Jahrb. in den Formen:
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26 Einleitung.
jeetoir, getoir, gictoer, gerton, getton usw. vor. Als sich mit der Zeit der
Gebrauch der Rechenpfennige verloren hatte, übertrug man den Aus-
druck jcton auf kleinere, münzartige Stücke, die gleich den Medaillen
als Erinnerungszeichen dienen, die man jedoch ihrer geringen Gröfse und
ihres flachen Gepräges wegen von diesen unterscheiden will (Fig. 9, 10).
Man ist jedoch zu einer scharfen, begrifflichen Trennung der beiden Aus-
drücke Jeton und Medaille noch nicht gelangt.
Die Verwendung der Jetons als Gedächtnispfennige (Gedenkpenn inge)
scheint in den Niederlanden während der ersten Hälfte des 16. Jahrh.
aufgekommen zu sein. In Frankreich hat die Sitte, zum Jahreswechsel
dem Könige und den vornehmen Beamten Rechenpfennige aus edlem
Metall zu überreichen, gleichfalls dazu geführt, diese jetons (Vetrennes mit
geschichtlichen Darstellungen auszustatten. Eine besondere Gruppe der
Jetons bilden die auf Krönungen oder Huldigungen gesehlagenen Krö-
nungsjetons, die nach uralter, in die Zeiten des römischen Kaiserreichs
zurückreichender Sitte bei dieser Gelegenheit unter das Volk gestreut
wurden und daher auch .Auswurfmünzen missMa genannt wurden.
zed by Googl
§ 4. (Je<lenk-, Rait-, Betpfennige, Burgfricd-Bercitun-rsinün/eu. 27
17. und 18. Jahrh. Anlal's zur Ausprägung von Gedenkpfennigen mit
dem Wappen der Stadt und dem Namen des Stadtrichters, die zur
Erinnerung an die Anwesenden, zumal an die Jugend, verteilt, aucli
unter neue Grenzsteine gelegt wurden (Fig. 14).
28 Einleitung.
die sog. > Agnus dei wurden aus Wachs oder geweihter Erde, die weit
,
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§ 4. Münzähnliche fieprüge; Marken. 29
ZV MER / GATHAIM AXXO 1581 lautet die Aufschrift auf einem ähnlichen Stück
/
bei Dudik, Des teutsehen Ritterordens Münzsammlung. W. 1858. T. XVIII, Xr. 189.
Es gab Übrigens auch münzartige Medaillen, z. B dio Hildesheimer auf die 1528 er-
folgte Vermehrung des Stadtwappens, die seit Auf. des 17. Jahrh. lange Jahre hindurch
im Metall, Gewicht und (ichalt, je nach den Wünschen des Bestellers, geschlagen
wurde. Z. f. X. XX, Anhang S. 12. Gute Übersichten über das Medaillenwesen bei
Dannenberg, Grundzüge 294 ff., Stückelberg 171; Blanchet II, 362, dazu die
bibliographische Übersicht II, 617 ff. A mbrosoli 213. Aus der sehr zahlreichen Litera-
tur über Medaillen hebe ich hervor: Bolzenthal II., Skizzen z. Kunstgeschichte d.
m«>dernen B. 1840 (veraltet).
Medaillenarbeit. —
über den Ursprung der Medaille
Fried länd er geprägten italienischen Medaillen des 15. Jahrh. B. 1883.
J., Die
Die italienischen Schaumünzen des 15. Jahrh. B. 1882. —
Schlosser J. v., Die älte-
sten Medaillen und die Antike. (Jahrbuch der kunsthistor Sammlungen des a. h. Kaiser-
hauses. W. 1896. Bd. XVII Dio Entwicklung der Medaille. W. X. Z. XXVI, S 321.
.
-
Kenner F., Vorträge über die Medaille W. X. M.III, 138 ff., IV, 27 ff.
Fabriczy Com. v., Medaillen d. italienischen Renaissance. L. 1903 (erschienen
in Sponsels Monographien des Kunstgewerbes.) —
G uif rey J., Lcs medaillom des Car-
rara, uecutees vern 1390. R. X III, t. IX. P. 1891. (Lenormant) Tresor de Nunns-
matique et de Glyptique. P. 1834—1850, 20 Bde. —
Hei Ts A.. Les midaUleurs de la
Kenaitixance. P. 1881 ff. —
Armand A., Lett medailleurs it(diens den XV* et XVI*" Huden.
P. 1883—1887. —
Dorna ni k' K., Porträtinedaillcn dos Erzhausen Österreich von Fried-
rich III. bis Franz II. W. 1896. —
Die deutsche Privat medaille d. älteren Zeit,
W. X. Z. XXIV, 76; Register zu den Xürnberger Personen mcdaillen, welche Imhof
und Will besprechen. W. X. Z. W. XX VT, 347 ältesteMedaillcure in Österreich. W. 1893
;
Peter Flötner als Plastiker und Medailleur. W. 1895 (beides: Jahrb. der Kunstsamm-
lungen des a. h. Kaiserhauses, Bd. XIV und XVI) zu letzterem die Bemerkungen von
Merzbacher in Mit. B. XVIII, XIX und Domanigs Antwort in W. X. Z. XXXII. 258.
Menadier) Schaumünzen des Hauses Hohoiuotlern. B. 1901. Die Medaillen und —
Münzen des Gesainthauses Wittelsbach, bearl»eitet vom Kgl. Konservatorium des Münz-
kabinetts (Habich) M. 1901. —
Kuli V., Studien z. Geschichte der Münzen und Me-
daillen der Herzoge von Bayern. Mit. B. I —
IV. — Beierlein J. P., Medaillen auf
ausgez. und berühmte Bayern. M. 1852 ff (Oberbayer. Archiv, Bd. X, XII. XIII, XV,
XXII). —
Bergmann Medaillen auf berühmte Männer des österr. Kaiserstaats. W. 1855.
:
2 Bde. —
Erman, Deutsche Medailleure des 16. und 17. Jahrb. Z. f. X. XII (1885),
S. 14 ff. — Simonis Julien: hart du mHailleur en lieltjiqne. Brüssel 1900.
Moderne Medaillen: Uchtwark A., Dio Wiedererweckung der Medaille. D. 1897.
Domanig. Anton Schärft. W. X. Z XXVI, 271. —
v. Loehr A., Wiener Medailleure
(mit Mitteilungen über die verschiedenen Medaillentechniken;- W. 1899, Xaclitrag 1902.
— Marx Rog., Die franzonischen Medaillen unserer Zeit. St. 1898. Mitteilg. des —
Klubs d. Münz- u. Medaillenfreunde in Wien seit 1890, namentlich da\s Beiblatt: Die
moderne Medaille zu Jahrg. 1900. —
Das Hauptwerk ist: Doinpierrc de Cliaufepie : Lex
mtdaille* et plaquettes modernen. Ihmrlein von 1898 — 1903 erschienen. 12 Lieferungen
oder 2 Bände in prächtigster Ausführung.
Spottmedai 1 le n , Stachelmünzen z. B. auf Xapoleon III., X A. 1871, S. 129,
;
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HO Einleitung.
Scb ü tzen tnedail len, Schiefsklippen u. dgl. Die aus Anlafs von Schützen-
festen als Preise ausgegebenen Stücke haben zuweilen Münzwert und sind dann Denk-
münzen, so z. B. die >Gedenktalert zum Frankfurter Schützenfest 1862, die schweizeri-
schen zu den eidgenössischen Freischiefsen 1842, 1847 u. dgl., der Mehrzahl nach haben
sie aber Medaillencharakter. Riggaucr, Einige Festmünzen früherer Stuck Arm- ,
brust- oder Büchsenschiefsen. Hl. f. Mzfr. Nr. 118 ff. (1884) vgl. auch a. a. Nr. 8, 9
:
» >.
Legpenninge. —
Urkundlich ist der Gebrauch der Legpennnige seit 1388 nachweisbar.
Die Mitglieder der Gelderschen Rechenkammer erhielten u. a. jährlich 5 Mark silbernes
Leggeld und 2500 kupferne Legpfennige: ähnliche Bezüge waren auch bei den staat-
liehen und landschaftlichen Rechnungsbehördcn in Österreich zum Teil bis ins
18. Jahrh. üblich. —
Literatlirangaben: Bl a n che t II, 400 und 520. de Vogt, —
Aantekningen betrekkelgk de Leg of Rekenpeningen van de Geldersehe Rekenkammcr.
Amsterdam 1869. —
Nagl A., Die Rechenpfennige und die operative Arithmetik. W. N. Z.
XIX. 309. Rechenpfennige im XVIII. Jahrh. a. a. O. XX, 407. — Werdnig G,
Die Osellon oder Münzmedaillen der Republik Venedig. W. 1889.
\V e i h o in ü n z o n , W
a 1 1 fa h r t s zc i c he n Bre v e r1 n K u n c z e Leo, Syste-
, :
/es monnaies rwzcs. St. Petersburg 18:56, Taf. 22, Nr. 5, 23, Nr. 1. Joseph P, —
Mittelalterliche Frankfurter Bleimarken. Bl. f. Mzt'r. 1883, Nr. 50. Elssig E., Marken —
und Zeichen der Stadt Leipzig a. a. O. 1878, Nr. 65 ff.
Robotmarken -
Wolfseggsche Mit. B. VII, 109; Neumann, Kupfermünzen V,
6, Nr. 284S2— 28 491 ;
s. Schratz,
Regensburger Ratszeiehon
Legitimationszeii'hen,
S. 12 II. Passier/eichen für den Friseur der Konigin Isabella von Spanien. N. 1871 '/..
Nr. 11, für beurlaubte schwedische Soldaten (17., 18. Jahrh) X. V. 1**0 Nr. 6. Ge- —
werbliche Marken Dirks de Xoord, Xederlandsrhe (iildepcnningen Haarlem
1878/7», 2 Bde. —
Münchener Rabattmarken, W. N. M. III, S, 340.
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Erster Teil.
Allgemeine Münzkunde.
I. Hauptstück.
§ 5. Münzstoffe.
So grofs die Mannigfaltigkeitder von alter Zeit her als Geld ge-
brauchten, zum noch heute bei wilden Völkern verwendeten Stoffe
Teil
{§ 4, 1) ist. so haben doch die Metalle überall bei steigender Kultur
die andern Geldstoffe aus dem ordentlichen Verkehr verdrängt. Dies
läfst auf eine besondere Eignung der Metalle zu Geldzwecken schliefsen,
die in der Tat vorhanden ist. Die Metalle sind eben dauerhafter als
viele andere Geldstoffe sie lassen sich ohne oder mit geringem Wert-
:
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32 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
und fast aller Orten auch Münzen aus anderem Metallen angefertigt
wurden.
Roscher, Gründl, d. Nationalökonomie IG. A. (St. 1882} § 119, 120, 135 ff.
Schürt*, Entetohungsgosch. d. Geldes. (Weimar 1898), 112 ff. Stückelberg, Mttnz-
saminler (Z. 1899) S. 4 ff. Dannenberg, Münzkunde (L. 1899) S. 7; En gel
Serrure, Tratte de Numismattque du M. A. I. (P. 1891), Introdnclion % III. —
Sabatier J. et L. Production de Vor, de Varyent et du ettivre chez les anciens
:
(St. Petersburg 1850). Nies, Tber Münznietalle und sog. Ausbeutemünzen. (St. 1893,
—
Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württemberg. 49. Jahrg.) Neu mann
Iternh , Die Metalle, Geschichte, Vorkommen und Gewinnung nebst ausführlicher
Produktions- und PreisHtatiatik (Halle 1904).
noch längere Zeit fort. Im übrigen aber hörte in Europa vom 9. bis
zum 13. Jahrb. die Goldprägung fast ganz auf und nur die Staaten im
äufsersten Osten und Westen, die byzantinischen Kaiser wie auch die
arabischen Herrscher versorgten noch den Verkehr mit Goldmünzen
(Byzanthis und Marabutinm}. Die infolge der Kreuzzüge entstandenen
lebhaften Handelsbeziehungen führten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh.
zunächst in den romanischen Ländern (Italien, Frankreich. Spanien)
wieder zur Goldprägung, die im 14. Jahrh. auch in den germanischen
Staaten aufgenommen und seither ununterbrochen fortgesetzt wurde.
Doch wird das Gold jetzt selten chemisch rein als Feingold, sondern
meist mit einein absichtlichen Zusatz an Silber oder Kupfer, mithin
legiert, zur Ausmünzung verwendet. Gold mit starkem Silberzusatze
hiefs im Altortume Ehdrum und war längere Zeit an den Küsten des
ägäischen Meeres ein beliebter Münzstoff. Dem Mittelalter war zwar
dieser Name, nicht aber die Sache selbst, unbekannt, wie die ober-
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§5. Münzstoffo: Gold, Silber. 33
L us cb In, Numismatik 3
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34 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Das Kupfer wird nicht nur rein, sondern in Mischung mit andern
Metallen zu Münzen und mehr noch zu Medaillen, Jetons, Marken u. dgl.
verarbeitet. Die häufigsten Kupferlegierungen, die zu diesem Zwecke
verwendet werden, sind :
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§ 5. Münutoffe : Kupfer, Platin, Zinn, Nickel usw. 35
5. Gold, Silber und Kupfer werden nahezu auf der ganzen Erde
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36 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
grauer Farbe (angeblich Kupfer, Zinn, Zink und Blei und Silber), %
gehört nur dem Altertume an. Eine gröfsere Menge Alexandriner Tetra-
drachmen von Claudius I. und der Antonia aus Potin, die wegen schlechter
Erhaltung eingeschmolzen wurden, ergab auf 1000 Teile 0,251 Silber,
0,001 Gold (W. Nuni. Monatshefte, HI. 68). Das Aluminium hat die
Hoffnungen nicht erfüllt, mit welchen es begrüfst wurde, und dient zur
Anfertigung wenig geschätztor Medaillen. Geradezu Kuriositäten sind
Medaillen aus seltenen Metallen, wie Palladium, oder aus den wunder-
lichen Metallgemischen der sog. alehymistischen Stücke.
Zinnmünzen: Iloblin im Numismatic Chronicle 1877, X. S. XVII, S. 358 ff.
Schniieder I, 478. Bleimünzen: Schmieder I, 50; Eisengeld: Schmieder I,
155; Schürt« 148; X. Z. 1840, S. 80; 1871, S. 47. Koehne in It. X. B. in, Bd. 1. —
W. N. M. 1.(1886) S. 158. Platin W. N.M. IV (1897), 35, 46. Nickel münzen: Heyne-
:
mann in F. Mzbl. 1884, 208, 235, 249. F. Mzztg. I, 206, 291. v. Ernst, Medaillen
aus nicht .gewöhnlichen oder seltenen Metallen. W. N. M. IV (1897), S. 13, 25. Me-
daillen aus Palladium: N. Z. 1870, Nr. 7, R. X. B. B.i. 26 (1869), S. 477; aus Alu-
minium: W. X. M. I (1890), 354. Alchimisten münzen usw. Reychcr, de numis ;
ex chymico metallo. Kiel 1692. W. N. Z. XXIII, 346 /Ryszard), XXIX, 322 (Bauer).
6. Nach dem
in § 4, 3 Gesagten ist die Herstellung aus Metall
ein wesentliches Kennzeichen der Münze, mit andern Worten: nur Metalle
sind Münzstoffe. Dagegen können Geldzeichen und müuzähnliche Gegen-
stände, Medaillen, Jetons, Marken usw. auch aus Papier, Leder, Holz,
Horn, Bein u. dgl. verfertigt worden. Hervorgehoben sei das völlig münz-
gleiche papierene Notgold, das 1573 in der belagerten Stadt Leyden
durch Prägung hergestellt wurde, und erwähnt, dafs die sog. orientali-
schen Glasmünzen ungeachtet der Münzaufschriften, z. R. »ein Dinar ,
weder als Münze noch als Geld, sondern lediglich als Münzgewichte
gedient haben. Dagegen waren in Siam noch vor einem Menschenalter
Geldzeichen aus Glas und Porzellan in Umlauf, von welchen die jüngsten
in den Jahren 1873 bis 1876 ausgegebenen das Bildnis dos jetzt regieren-
den Königs Chulahlongkorn und die Wertangabe tragen und für Geld-
marken öffentlicher Spielhäuser angesehen werden. Ledergeld als An-
weisung auf künftige Zahlungen gaben aus: der venezianische Doge in
den Kriegen 1122 bis 1120, König Johann von England während der
Baronenkämpfe, Ludwig IX. von Krankreich in seiner Gefangenschaft,
Kaiser Friedrich II. während der Belagerung von Faenza 1240 u. a. m.
(vgl. § 18, 6).
Ledermedaillen: Z. N. XXII, Anh. 9 (eine Scheidemünze aus Leder kur-
f.
sierte 1570—80 auf der Insel Man). Kokue B. Hl. IV, 350 —
s. auch W. N. M. I (1885),
S. 76, 80. — Ostasiatische Porzellanmilnzen: Kainx in B. Mzbl., Xr. 177 ff. (1895);
G ii in mi-Tuken (Chile) X. A. 1872, Nr. 5, (5.
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§ 5. Münzstoffe. § 6. Gestalt der Münzen, Klippen. 37
Fig. it. Vlertelüüer-Klipp* de« Ersbi schob Max Sittlcua von Salzburg 1610.
gerundet, so dafs in der Mitte das Metall als unregelmäfsiges Viereck stehen
blieb. Dies ist der sog. Vierschlag, der sich auf süddeutschen Münzen
vom 11. Jahrh. an findet (§ 10, 4, Fig. 49). Bleiben die Ecken des Schröt-
lings scharf und ist dieser nicht blechartig dünn, so nennt man das
Stück eine Klippe, nach dem schwedischen klippa, das so viel als .
*mit der Schere schneiden* heilst. In der Tat ist Skandinavien das
Ursprungsland der Klippen. Man kennt eine dem norwegischen Jarl
Hakon 989 bis 995 zugeschriebene Klippe, die indessen gleich einem im
Budapester Nationalmuseum ausgestellten Gegenstück König Belas L
(1131 bis 1141) vereinzelte Münzproben sind, da runde Münzen gleichen
Gepräges vorkommen. In Umlauf gebracht wurden Namen und Form
durch die Unionskünige seit Christian L, der um 1460 geringhaltige
» Klippinge i auszugeben begann. Seit dem 16. Jahrh. kommen Klippen
.
auch in Deutschland, und zwar zuerst bei Notgeldern vor, doch hat man
in einigen Ländern, vor allem in Sachsen und Salzburg, an dieser Form
solchen Gefallen gefunden, dafs Klippen auch für den gewöhnlichen
Verkehr durch Aufprägung runder Stempel auf viereckige Schrötlinge
hergestellt wurden. Die gebräuchliche Klippenform ist (juadratisch, selten
sind sie drei-, fünf- oder mehreckig, eine Gestalt, die nur bei Geschenk-
38 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
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# 6. Ungewöhnliche Münzfonnen; Durchmesser der Münzen. 30
ten dieselbe fast niemals. Dagegen übertreffen Rruktt'Ut dM 1-ntnlgruIVn I ulw . II.
v. Thüringen II 10 — 1 IT» «tagt 0,83 g.
sie die später üblichen Schrötlinge gleichen Archiv II. IV. Taf. 47.)
i
Lange Zeit hat man bei der bildlichen Wiedergabe von Münzen
5.
weder auf die Umrisse noch auf die Gröfse genügend Rücksicht ge-
nommen, des Beispiels halber sei auf Joberts Einleitung zur Medaillen-
und Münzwissenschaft hingewiesen (deutsche Ausgabe 1718), welche auf
ihren Tafeln, mögen es nun Stücke des Altertums oder der Neuzeit,
Münzen oder Medaillen sein, einheitlich einen kreisrunden Umrifs von
11 Pariser Linien (nahezu 25 mm) Durchmesser verwendet und dadurch
die Eigentümlichkeiten der Gepräge geradozu verwischt. Man verlangt
darum neuerer und genaue Gröfsenangabe als
Zoit einen guten Umrifs
wesentliches Erfordernis jeder brauchbaren Münzbeschreibung oder Ab-
bildung. Bei dem Mangel eines allgemein bekannten Längenmaßes
bedionte man sich zu diesem Zwecke seit Olearius (1694) verschiedener
kreisförmig gezeichneter Münzmesser, die den Werken beigedruckt wurden,
nur bei Medaillen war es so ziemlich üblich geworden, den Durchmesser
in Pariser Linien anzugeben. Neuester Zeit wird indessen der Durch-
messer der Münzen sowohl in Gesetzen wie auch in wissenschaftlichen
Werken ausschliefslich in Millimetern bestimmt. Eine Umrechnung der
am häufigsten gebrauchten Münzmesser bietet Grote im dritten Band
seiner Münzstudien, S. 46 ff. Es gibt aufserdem sehr zweckmäfsige
Münzmesser mit verschiebbarer Skala, welche ein unmittelbares Ablesen
der Münzgröfsen sowohl in Millimetern als auch in zwei andern zur
Vergleichung beigezogenen Münzmessern gestatten (§ 13, 4).
Die Gröfsenangabe in Münzbeschreibungen erfolgt neuestens in
der Art, dafs man der Sigle D (Durchmesser) dio Anzahl der Millimeter,
die das Stück mifst, folgen läfst. Bei ovalen und viereckigen Stücken
werden Breite und Länge gemessen und die Ergebnisse in Bruchform
(z. B. : D. 40/45 mm) angeschrieben.
6. Weniger augenfällig
als der Durchmesser ist die Dicke der
Münze, wird daher bei Beschreibungen nur angegeben, wenn die
sie
für Schrötlinge eines gewissen Durchmessers gewöhnliche Stärke erheb-
lich Übersol rit ten oder gemindert erscheint.
l Im ersten Falle haben wir
es mit Dickmünzen zu tun, zu welchen beispielsweise Münzvielfache
und Münzproben gehören, wenn der Stempel der einfachen Münze auf
doppelt oder mehrfach so dickem Schrötling abgeschlagen wurde. Zur
zweiten Gattung gehören die Blech münzen, die man Brakteaten
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§ ü. Münzmesser; Einzel- iiinl DurrhschnittMgewieht. 41
oder Hohl münzen nennt, wenn sie wegen der Dünne des Schrödings
das Bild des Stempels nach Art der getriebenen Arbeiten auf der einen
Seite erhaben, auf der andern vertieft zeigen (§ 10, 8 ff.). Im Gegensatze
zu den Hohlmünzen, welche Schrötlinge von Papierstarke und über-
mäfsigen Durchmesser haben, werden die kleineren Münzen gleichen
Wertes auf etwas dickerem Blech auch Dichtmünzen genannt.
7. Das Gewicht der Münze, das ist die absolute Schwere derselben,
Gewicht angefangen (Fig. 21a) bis zur Medaille auf die Berliner Parade
von 1733 mit 132 mm und mehr als 500 g Schwere, die lange Zeit die
gröfste geprägte Medaille blieb und erst kürzlich durch den russischen
Graveur Tolstoi durch Stücke von 137,5 mm und den Belgier Hart mit
15 cm Durehmesser übertroffen wurde. Gufsmedaillen konnten in noch
gröfserein Umfange hergestellt werden. Stücke des französischen Me-
dailleurs Guillaume Duprc (1574— 1G47) erreichten bereits 183 mm Durch-
messer. Als Karl V. im Jahre 1530 durch Tirol nach Augsburg zog. wurde
ihm zu Schwaz ein silberner Pfennig mit dem Reichsadler, umgeben mit
den Länderwappen des Kaisers um 1700Guldin wordt (also bei 170 Mark <
schwer), von den Gewerken verehrt (W. X. Z. 1, 343). Das gröfste Stück
dieser Art. das sich erhalten hat, ist meines Wissens im k. k. kunst-histo-
rischen Hofmuseum zu Wien ausgestellt, ein ovales Medaillon von 2055 Du-
katen (mehr als 7 kg) Schwere, das der Alchymist Wenzel von Reinburg
im Jahre 1677 aus Silber in Gold verwandelt zu haben behauptete.
Dickmünzen dienten u. a. in Brabant um 1400 zur Verteilung an die bei Ab-
rechnung der Münze Anwesenden: also —
qhewonhc es. F. Mztg. 1901 1903, S. 312. —
Gröfste Medaillen: Z. f. X. XXI, Anh. 8, 15; Koehne, B. Bl. IV, 293; Koehne,
M. I, 159. Koudot
Xatalis, Le diamelre des metlailhs coulees. R. X. in, Bd. 13(1895).
— Die durch den k. Büchsengiefser Gregor Lcffler 1550 und 1551 im Auftrage der
Tiroler Stande Ehrung Konig Maximilians II. und seiner Gemahlin gegossenen
stur
Medaillen hatten über 359 bzw. 350 Mark Schwere. Xewald, Das Osten*. Münzweaen
unter K. Ferdinand I. W. 1883, S. 88. — v. Ernst, Bergwerksmünzen, S. 78, Xr. 92.
oder beiden Seiten angebracht ist, spricht man von ein- oder zweiseitigen
Münzen, wird außerdem der Rand benutzt, so geschieht dies gewöhnlich
durch regelmäfsige kleine Kinschnitte, Kerbrand, durch Anbringung von
Randzieraten oder durch eine Randschrift. Diese beiden werden wieder
entweder erhaben oder vertieft hergestellt. Von den beiden Seiten pflegt
man in der Beschreibung von Münzen jene mit dem wichtigeren Gepräge
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§ 7. Du« (ieprüge iiu allgemeinen. 43
jetzt als Haupt- oder Vorderseite, die andere Rück- oder Kehrseite
als
zu bezeichnen, während man früher die franzosischen Ausdrücke Avers
und Revers verwendete. Den mittleren Teil der Münze, auf der sich
gewöhnlich die bildliche Darstellung befindet, nennt man das Feld;
erscheint der untere Teil durch eine Querlinie oder Leiste vom übrigen
Gepräge getrennt, so wird dieser als Abschnitt bezeichnet.
3. Das ursprüngliche Gepräge findet man bisweilen durch nach-
trägliche Zutaten verändert, die entweder am Stempel oder an den damit
erzeugten Münzen vorgenommen wurden. Veränderung der erstgedachten
Art kommen namentlich in den Jahreszahlen vor und wurden nicht
blofs zur Verbesserung etwaiger Versehen, sondern öfter noch aus dem
Grunde vorgenommen, um brauchbare Stempel auch ferner zu verwenden.
So wurden z. B. die Stempel für den breiten steirischen Taler vom
Jahre 1071, wie die Spuren verraten, für das Jahr 1672 von neuem
benutzt und nach abermaligen Veränderungen auch noch für die Jahre
1674, 1676 und 1678 verwendet. —
Ebenso wissen wir, dafs das auf
mehreren Geprägen Kaiser Maximilians L im Feld vorkommende Rös-
chen erst 1517 in die Stempel gegraben wurde, um die neuen in den
Niederlanden gemachten Abschläge von den Tiroler Urstücken zu unter-
scheiden. Noch häufiger werden dergleichen Zutaten den fertigen Münzen
erst geraume Zeit nach der Prägung und zuweilen an fremdem Ort bei-
gefügt, um die Umlaufsfähigkeit dieser Stücke oder die Wertänderung
derselben zu bezeichnen. Man unterscheidet überstempelte, im Mittel-
alter >gestämpfte (Fig. 22) und überprägte Münzen (Fig. 23), je nach-
dem nur ein kleiner Beiatem pel, die sog. Kontermarke* eingeschlagen
-
(vgl. § 24, 8) oder ein Stempel von nahezu der Gröfse des Schrödings ver-
wendet wurde, unlei welchem dann
allerdings das ursprüngliche Gepräge
bis auf einzelne Spuren verschwindet.
Beispiele für beide bietet das russische Münzwesen während der Finanz-
krise von 1656 —
1663 in den gestempelten Talern verschiedener Her-
kunft, die nur einen runden Kopekenstempel und die Jahreszahl 1655
aufgeschlagen erhielten, und in den i Rubcljefimki«, die auch aus fremden
aber überprägten Talern hergestellt wurden. Wohl zu unterscheiden von
überstempelten und überprägteu Stücken sind verprägte und Zwitter-
münzen. Die erstgenannten sind fehlerhafte Stücke und entstehen, wenn
der Schröding bei der Prägung nicht festliegt und daher bei der Arbeit
rutscht, oder wenn ein schwach ausgeprägtes Stück, das zur Verstärkung
des Gepräges einen zweiten Schlag erhalten soll, nicht mit genügender
44 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
preufsischen Adler auf aer andern Seile. Schmie der I, 482 ff. Adolf Meyer in
W. N. Z. XII, 448.
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§ 7. Das Gepräge im allgemeinen. § 8. Das Münzbild. 45
Verfolgen wir nun die Entwickelung der Typen und der Mache,
und jedes Land gewisse Eigentümlich-
so finden wir, dafs jedes Zeitalter
keiten aufzuweisen hat, deren Kenntnis für die Bestimmung, zumal der
mittelalterlichen Münzen, von grüfster Wichtigkeit ist.
§ S. Das Mttnzbild.
1. Im Altertum und stark erhabene Münz-
sind sorgfältig gearbeitete
bilder vorherrschend, doch nimmt mit dem Verfall der Kunst in der
späteren Kaiserzeit die Mannigfaltigkeit und die Ausführung der bild-
lichen Darstellung ab. In den germanischen Reichen des frühen Mittel-
alters herrscht grol'se Einfachheit: die Gepräge zeigen durchwegs rohe
Ausführung, und, soweit sie nicht Nachahmungen älterer Vorlagen sind,
vorwiegend Schrift oder grofse verschränkte Buchstaben (Monogramme
Fig. 25) unter Beigabe geringer bildlicher Ausschmückung. Dieser Zu-
stand dauerte auch in den aus dem Zerfall der karolingischen Monarchie
hervorgegangenen Reichen noch lange fort, bis vom Beginn des 12. Jahrh.
ein Umschlag allmählich eintrat. Derselbe beginnt in Mähren um das
Jahr 1100 mit sehr flachen Geprägen, die zu den vollendetsten Erzeug-
nissen des Grabstichels im Mittelalter gehören (Fig. 24). Im Gegensatz
—
zu diesen Münzchen von 15 lf> nun Durchmesser, deren mannigfache
Darstellungen zum Teil durch römische Vorbilder beeinflufst erscheinen,
sind dio süddeutschen breiten Pfennige mit flachen, sowie die mitteldeut-
schen Hohlmünzen oder Brakteaten (Fig. 26, 27) mit bilderreichen,
stark erhabenen Geprägen auf grofsen, papierdünnen Schrötlingen eine
durchaus eigenartige Xufserung deutschen Kunstschaffens, die sich
während der ersten 70 Jahre auf einer hohen Stufe der Vollendung
erhält. Etwa vom Jahre 1200 angefangen, wird mit dem Aufkommen
des Wappengebrauches in Deutschland das Münzbild wieder einför-
miger, bis die Ausprägung gröfserer Stücke begann, die vom Ende
des 15. Jahrh. ab die Anbringung bildlicher Darstellung erleichterte.
Regentenbilder und Wappen werden nun vorherrschend, doch beginnt
hie und da schon die planmäßige Vereinfachung der Münzbilder, die
in der Gegenwart ihren Höhepunkt erreicht hat; aufserdem gewinnt vom
18. Jahrh. an die Schrift wieder an Bedeutung, so dals seither in vielen
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46 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Staaten Münzen vorkommen, deren eine oder sogar beide Seiten nur
mit Schrift bezeichnet sind. Eine gelegentliche Bemerkung Grotes (Münz-
studien V, 174 IT.), dafs man im Gegensatz zur Neuzeit während des
Mittelalters das Hauptgewicht auf die bildliche Darstellung, vor allem auf
dasjenige, was ins Fach der Heraldik und Genealogie einschlug, legte,
hingegen um so gleichgültiger gegen die umschriftlichen Bestandteile
gewesen sei, trifft für Deutschland im allgemeinen zu, denn hier hat
man in der Tat die Umschriften zu Zeiten nur als raumfüllenden Zierat
behandelt (§ 9, Absatz 13). Nicht minder muls man jedoch auch Koehnes
Warnung (Mein. III, 411) beherzigen und sich hüten, Emblemen auf
mittelalterlichen Münzen vorschnell einen politischen oder historischen
Sinn zuzuschreiben, der ihnen hier oftmals fehlt.
Lelewel J. Numistnatique du moi/en-äge considen'e sous le rapport du type.
Brüssel 1835, 3 Bde. und Atlas; de Lonpperier A. veröffentlichte (nach R.N.B.
I, 2, S. 77) in der Rente archeologique (P. 1844, Mai) un article trvs curieu.r sur le
type mnnetaire. Wahrscheinlich ist es der von Engel-Serrure, Repertoire I, Nr. 4165,
angeführte Essai d'appriciatüms getie-
yt^ff^^K ra lcB en numismatique. Engel- —
f^^^isk ^rrure, Traite" M A. I, S. U\\ —
Stückelberg, 24 ff nach antiken . ;
v !Sölr ,
Mustern geschnittene Münzbilder Dan
Ngjfrgj t'.UvS r nenherg, Kaisermünzen S. 520, 659, ,
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§ 8. Nachahmung von Münzbildern. 47
den type« monetaires flantands au tnoyen-dye. Br. 1899. (Ann. de la SorUte d'archeoloyie
t. XIII) mit dor treffenden Bemerkung: La pihe prototype appartient toujours ä ttn
etat d une puinsance rommerciale et financierc plus yrande que la pure imitee (vgl. R.
N. IV, 3 [1899^, S. 412). —
Dannenberg« Vortrag Über die Gründe von Münznach-
ahmungen in der Sitzung der Berliner nun». Ge»ellnchaft am 1. April 1897 in Z. f. N-
XXI, Anh. S. 13.
XXXII, 201 (bisher sind 85 genaue Nachahmungen bekannt), der englischen Sterlinge
Chautard: Imitations des monnaies au type esterlin frappees en Europe aux 13. et
14. stiele. Nancy 1871 —
1872; der Turnosen Chautard in der R. N. B. 1872,
:
S. 319 ff. und die durch Menadier vervollständigte Liste in Deutsche Münzen IV, 11
(auch B. Mzbl.. Nr. 177, 1895); von flandrischen (iepragen: R. Serrure s. oben Abs. 3.
Piot, Etudes sur les types und die Entgegnungen von A. Hermand in der R. X. B. I,
Bd. 3, S. 113, Bd. 4, S. 133, 315, Bd. 6, S. 246, II, Bd. I, S. 49. —
Über die täuschenden
Gefrage der oberitalienischen Münzherren sind Arbeiten von Morel Fatio und
Domenico Promis in gröfserer Zahl vorhanden. Bordeaux, Imitation des
monnaies franeaises a Messcrano usw. R. N. F. IV, Bd. 5 (1901), S. 75 ff. Man- —
telIi er P. De la contre/aron des esphes franeaises du faux monnayage du XI' au
:
gründen halien die Geusen in den Niederlanden während der Jahre 1508
bis 15HH, als ihre Macht noch nicht so befestigt war, um die Ausmün-
zung unter eigenem Stempel zu wagen, mancherlei Nachmünzungen vor-
genommen. Sic haben dabei verbreitete Gepräge fremder Länder, beispiels-
weise spanische und portugiesische Münzen aus älterer Zeit, nachgeahmt,
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§ 8. Erstarrte Geprfigo; Mannigfaltigkeit der Münzbilder. 49
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50 Erster Teil Allgemeine Münzkunde.
Brustbilder und Kopfe: Lelewel, Atlas Taf. XXXII, Kronen und Beizeichen
ebendort. Verzeichnisse der Heiligen, deren Bilder auf Münzen erscheinen: Reutz-
mann W.( Nutnismat. Legendenlexikon. B. 1881; (iroschenkabinett, Anhang zum
3. Fach. L. 1746; auf italienischen Münzen: Tonini, Topojrrafia generale dclle zeeche
italiane. Florenz 1869, S. 89, auf französischen: Longperier Ad., im Annuaire de
la Soc. des antiqu. de France 1851. —
Blanchet Manuel TT, 490 ff. Abzeichen —
der Heiligen: Wessel y, Ikonographie der Heiligen. L. 1874. —
Verworn M., Para-
doxe Herrecherinsignien auf Münzen. Z. f. X. XXIII, 70 (B. 1902).
Male aufstehend. Je nachdem die Schenkel des Kreuzes alle gleich lang
oder einzelne verlängert, verkürzt oder abgefallen sind, dieselben gespalten,
gespitzt oder durch Zutaten verändert wurden, entstehen die mannig-
faltigen Kreuzformen, deren die Heraldik mehr als zweihundert durch
eigene Benennungen unterscheidet, die auch in der Münzkunde zur An-
wendung kommen. Hier seien nur einige für das Münzbild wichtige
Können genannt. Das aus England stammende Zwillingsfadenkreuz,
das die Schenkel durch Doppellinien zeichnet, das Patriarchen-, auch
lothringische oder ungarische Kreuz genannt, mit zwei Querbalken, von
welchen der obere kürzer ist. Das in Lilienform endigende Lilien-
kreuz und endlich das für die Münzbezeichnung Kreuzer entscheidende
achtsehenklige oder Doppelkreuz, das durch Tiroler Gepräge seine
Verbreitung fand.
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§ 8. Münzbilder: Kreuze, Gebäude, Tiere, Wappen. 51
dafs ein neues Münzbild entstand, das dann wieder lange Zeit |Zi|
festgehalten Mirde. So ist das bekannte Münzbild von Tour^ '*
vielleicht nur eine mifsgestaltete «
T Umänderung des karolingischen
c
10. Die Tiere, die wir auf Münzen dargestellt finden, sind zuweilen,
wie das Einhorn, der Hase, der Elefant, der Hirsch, das Eichhörnchen.
Fische usw. auf Wiener Geprägen, nur willkürlich gewählte Münzbilder,
oft aber haben sie Wappenbedeutung, das gilt zumal vom Adler und
Löwen, die am häufigsten erscheinen. Die Wappen, die nach 1200
immer öfter als Münzbilder dienen, kommen namentlich vom 16. Jahr-
hundert an nicht selten vollständig mit Schild, Helm, Kleinod und den
heraldischen Prachtstücken, Mantel, Krone, Wappenspruch, Schildhaltern
u. dgl. vor. Das Mittelalter mit seinen viel kleineren Stücken verwendet
in der Regel nur einzelne Teile des Wappens, meist blofs den Schild,
zuweilen ebenso Helm und Kleinod, fast noch öfter erscheint die Wappen-
figur ohne Schildeinfassung im Münzfelde. Was endlich die mannig-
fachen Wappenfiguren anbelangt, so wurden diese auch auf den Mün-
zen nach den allgemeinen Angaben des Wappenwesens dargestellt.
Folgerichtig ist es, dafs sie bei Münzbeschreibungen mit den üblichen
heraldischen Ausdrürken bezeichnet werden. Es mufs daher der Münz-
forscher über ein ziemliches Mafs heraldischen Wissens verfügen, das
ihm durch das Studium tüchtiger heraldischer Lehrbücher vermittelt
werden kann. Doch gibt es aufsordem Hilfswerke für die besonderen
Zwecke des Münzfreundes, unter welchen Rentzmann, »Numismatisches
Wappenlexikon '
(Berlin 1870) hier genannt sei.
§ 9. Die Aufschrift.
1. > Legende« genannt,
Bei der Münzaufschrift, auch kommen in
Betracht die Prägeweise —
ob erhaben oder vertieft die Stellung —
und Verteilung über die Münzfläche, die Schriftform, die Sprache und
endlich der Inhalt.
Nach der Verteilung unterscheidet man die Umschrift, die längs
dos Randes der Münze läuft, von der Inschrift in der Mitte des
Feldes und von der auf der Münzdicke, dem Rande, angebrachten
Rand schrift.
Die Umschrift, welche von dem inneren Felde häufig durch eine
glatte odergezähnte Kreislinie, eine aus einzelnen Kügelchen gebildete
Perlenschnur oder irgendeine andere kreisförmige Verzierung abgeschlossen
ist, kann wieder nach der Stellung
der Buchstaben nach aufsen oder
nicht einmal das ganze innere Münzfeld zu erfüllen, sondern kann aus
einzelnen Worten oder Buchstaben zu Seiten, ober- oder unterhalb des
Münzbildes bestehen, oder als Schrift in Wappen oder Zierschilden (Kar-
tuschen), oder endlich auf dem Münzbilde selbst erscheinen. Ist die In-
schrift oberhalb oder unterhalb des Münzbildes, so bezeichnet man sie
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§ 9. Stellung und Sprache der Aufschriften. 53
für die Abfassung von Urkunden in latei sohiu von steier um 12»
nischer Sprache mafsgebend waren. Selbst
die byzantinischen Münzen tragen lange Zeit lateinische Aufschriften,
bis als ein Zeichen der eintretenden Scheidung von Rom die grie-
chische Sprache auch auf Münzen erscheint und hier etwa von der
Mitte des 8. Jahrhunderts an herrschend wird. Griechische Aufschriften
trifft man ferner auf einigen süditalischen Münzen (8. 11. Jahrh.) —
und auf Kreuzfahrermünzen, bei welchen, entsprechend dem Völker-
gemisch, dessen Verkehr sie vermitteln sollten, überdies französisch und
arabisch vorkommen. Französische Aufschriften findet man aufserdem
auf Münzen des schottischen Königs Wilhelm (1165 1214), einiger fran- —
zösischer Barone, dann in Lothringen und Belgien (12.-14. Jahrh.),
während die französischen Könige im Mittelalter der Kirchensprache
treu blieben. Nur auf italienischem Boden hat König Karl VIII. (um
1495) in der Stadt Aquila als Ausnahme von dieser Regel Münzen mit
französischen Umschriften schlagen lassen. Als ältestes Beispiel einer
deutschen Aufschrift ist vielleicht das Wort GOT auf Münzen des böh-
mischen Herzogs Boleslaus II. oder III. anzusehen, das kaum als Abkür-
zung eines Münzmeisternamens wie Gottfried zu deuten sein dürfte, da
sich auf andern Münzen dieses Herrschers an gleicher Stelle das lateinische
»DEVSi oder das slawische »BOZE^ finden. Dann folgen die um die
Mitte des 11. Jahrh. geschlagenen Pfennige der magdeburgischen Münz-
stätte Gittelde mit den Umschriften IHR STEIT DE BISCOP und
• • •
IELITHIS PEN I NG, um die Mitte des 13. Jahrh. der steirische Pfennig
-
mit + SCHILT VON STEIR (Fig. 35) usw. Im ganzen sind etwa ein halbes
•
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54 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
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§ 9. Zweisprachige Münzen, wechselnder Schriftcharaktcr. 55
staben. Als Regel gilt, dafs, soweit die Aufschriften lateinisch sind, auch
deren Schriftzeichen zur Anwendung kamen, während die unter dem
kirchlichen Einflüsse von Byzanz stehenden Münzherren sich der grie-
chischen oder der daraus abgeleiteten slawischen Buchstaben (sog. Cvril-
lica) bedienten. Vergleichsweise selten kommen Runen auf nordischen
Münzen vor, und nur grofse Ausnahmen sind die hebräischen und ara-
bischen Schriftzeichen auf den früher erwähnten abendländischen Ge-
prägen, oder umgekehrt lateinische Aufschriften und Buchstaben auf
Münzen orientalischer Herrscher, die in Nachahmung abendländischer
Gepräge geschlagen wurden (Fig. 39, 40).
So einfach, als man nach dem Gesagten glauben könnte, steht
trotzdem die Sache nicht denn jede Schrift hat ihre Entwickelung
,
durchgemacht, die nach Zeit und Ort und überdies beeinflufst durch
gewisse äufsere Umstände zu sehr verschiedenen Buchstabenformen ge-
führt hat. Erschwert dies auf der einen Seite die Lesbarkeit der Um-
schriften, so können anderseits gerade die Besonderheiten
der Schrift einen guten Fingerzeig geben, in welcher
Gegend und um welche Zeit gewisse Gepräge entstanden
S9
sind, mit andern Worten, der Schriftcharakter kann zu Fi,? -
. f
einem Merkmale, , , iii
j- TT pi
i
Orientalische Münzen
werden, um das Alter und die Herkunft mit utein. AuAchriftcn.
i
einer Münze zu bestimmen. Schon in diesem Falle zeigt AMkantocfc« Dinar, »/•
es sich, dafs Numismatik nicht ohne ein gewisses Mafs (W n. z ii, acs.) .
—
y ;
Oraar-beg,
Aul'serdem wird allmählich ein Eindringen der runden Form, der sog.
Unzialschrift, bemerklich. V und E nehmen schon unter Anastasius
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56 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
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§ 9. Wechsel der Münzalphabete. Monogramme, Siglen. 57
Pfennigen. Mit dem 16. Jahrh. verlieren sich auf Münzen die gotischen
Schriften und es bürgerte sich unter dem Einflüsse des Wiederauflebens
der Kunst des Altertums abermals die römische Majuskel ein diese hat ;
dünn oder dick, hoch oder niedrig, grofs oder klein, gleich oder un-
gleich, aufrechtstehend, geneigt, liegend oder gestürzt, eng oder weit —
gestellt sein. Die Buchstaben erscheinen entweder jeder für sich oder
derart zusammengezogen, dafs ein Schaft zweien oder mehreren Buch-
staben gemeinsam ist, Letzteres trifft bei den Monogrammen zu, d. h.
bei der nicht selten vorkommenden Ineinandersehränkting mehrerer
Buchstaben zu einer zusammenhängenden Figur, die, in richtiger Reihen-
folge gelesen, entweder einen Namen, oder Namen und Titel, oder einen
ganzen Satz ergibt. Von diesen alten, im frühen Mittelalter sehr beliebten
Monogrammen sind die heute ebenso bezeichneten Namenszüge zu unter-
scheiden, die auf Münzen vom 17. Jahrh. angefangen mit oder ohne
Beigabe einer Krone oder eines Fürstenhuts häufig erscheinen. Diese
sind ihrer Natur nach Siglen und aus den Anfangsbuchstaben der Tauf-
namen, wohl auch der Titel zusammengesetzt.
Monogramme: Engel- Scrrurc, Tratte M. A. I, II, häufig im Text. — Lelc-
• wel, Taf. V, VII, XIV. — Ambrosoli, Manuale Tav. II. — Catalogue de la collect ion
de monnaxeit de feu Chr. J, Thomsen, II/l. Kopenhagen 1873. Tonini, Top»- —
grajia generale delle zecche italiane, Taf. I. — Conbrousö, Monnaies de France I,
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58 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
matica oder enzyklopädisches Handbuch zum Verständnis der auf Münzen und Me
daillen vorkommenden Sprüche usw. Dresden 1840. —
Sehl ickey sen F. W. A.
Erklärung der Abkürzungen auf Münzen. Ii. 1856, 3. vermehrte (durch Pallinann
besorgte) Auflage. B. 1886 (bedarf noch mancher Verbesserungen und Ergänzungen).
— Rentzmann W., Numismatisches Legcndenlexikon des Mittelalters u. d. Neuzeit.
2 Teile. B. 1865— 1878, Titelausgnbe 1881, sehr verwendbar. —
Sehl umberger, Brac-
töates d AUemagne. P. 1873, S. 74.
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§ 9. Trennung*- und Unterscheidungszeichen, Jahreszahlen. 59
10. Das gewöhnliche Mittel zur Angabe der Zeit, in der die Münzen
ausgegeben wurden, ist jetzt die Jahreszahl, deren Anwendung auf mittel-
alterliehen Geprägen noch im 15. Jahrh. selten war. Das älteste Beispiel
einer Jahreszahl auf abendländischen Münzen bietet eine dänische, schon
bei Mader V, 146 angeführte Münze, die nur in einem einzigen Exemplar
mit den mangelhaften Umschriften -f RDDO DOCDIHI und :(D:CC:XX...I
bekannt ist und MCCXXXXVIII, also 1248, ergänzt wird. Ebenso ver-
einzelt ist das bei Mader V, 157 angeführte Stück des Reinhardt von
Schonvorst, das nach seiner Abbildung ins Jahr 1372 gehört. Im gleichen
Jahre begann man indessen auch vor den Toren Aachens zu Junkheit
Münzen mit Jahreszahlen zu prägen, und da man dies hier durch
mehrere Jahre fortsetzte und vom Jahre 1402 angefangen die Stadt
Aachen selbst nachfolgte, so darf man wohl sagen, dafs der Gebrauch
von Jahreszahlon auf Münzen von den Rheinlanden ausgegangen ist.
Bis ins erste Viertel des 15. Jahrh. wurden fast ausschliefslich lateinische
Zahlzeichen verwendet. Die arabischen Ziffern erscheinen ihrer dem
Mittelalter eigenen Gestalt ( R 4, 7 =
5, \ = =
7) zuerst 1424 auf einem
Plappart der Stadt St. Gallen in der Schweiz. Im 16. und 17. Jahrh.
wurde dann in Deutschland die in Urkunden schon früher vorkommende
Datierung nach der minderen Zahl üblich d. h. man liefs die beiden
,
ersten, im 17. Jahrh. gewöhnlich nur die erste Ziffer hinweg (z. B. 68 1568, =
609 =
1609) ein Brauch, der schon manchen in der Münzkunde Un-
bewanderten über das Alter der Münze irregeführt hat.
Jahreszahlen auf Münzen: Mader, Bcitr. V, 136 ff. —
Koehne, Z. V, 195,
Bl. Mzfr. Nr. 5, 7, 8 (1866). Lcitzmann, X. Z. 1866, Xr. 23, Z. f. X. II. 70; W. X. M.
f.
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60 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
herrn, der auch durch ein Monogramm ausgedrückt sein kann, werden
in Europa seit dem 16. Jahrh. Ziffern beigesetzt, um ihn von gleich-
namigen Vorgängern oder Nachfolgern zu unterscheiden, ein Vorgang,
der im Mittelalter nur ausnahmsweise beobachtet wurde. Gewöhnlich
wird auch der Herrsehertitel angegeben, dagegen fehlen die dem Altertum
geläufigen Beinamen der Herrscher auf dem Gepräge des Mittelalters
und der neueren Zeit.
Der Name der Münzstätte, der im früheren Mittelalter gewöhnlich
auf den Münzen erscheint, wurde später oft weggelassen oder durch die
schon erwähnten Erkennungszeichen, auch durch kleine, wappenähnliche
Figuren, wie die Rose für Lienz auf Görzer Geprägen, die flache Hand
auf Münzen von Antwerpen u. dgl. oder endlich durch Siglen ersetzt.
Neuerer Zeit ist in Anschlufs an das jüngere französische System die
Bezeichnung der Münzstätte durch Münzbuchstaben üblich geworden, die,
ohne Rücksicht auf den Namen des Münzortes gewählt, eine gewisse
Rangordnung der Münzstätten ausdrücken.
Das vergleichsweise späte Auftreten der Jahreszahlen auf Münzen,
von dem schon die Rede war, dürfte zum Teil mit der im Mittelalter
weit verbreiteten Unsitte der Münzverrufung zusammenhängen, die einen
auffälligeren Wechsel der Gepräge erforderte, als die Änderung einer
Zald ist. Von diesem auf Kosten der Sicherheit des Verkehres, aber
zum Vorteil des Münzherrn betriebenen Unfug wird noch genauer (§ 28)
die Rede sein hier sei erwähnt, dafs aus der seit
;
dem
Jahrh. häufig vorkommenden Aufschrift
15.
«moneta nova keineswegs immer auf eine voran-
gegangene Änderung des Münzfulses zu schliefsen
Fi«. 42. ist. Der Ausdruck wird wohl in vielen Fällen nur
Neapel und s uiiu-n Bedeutung
Hoger I., 1130 -UM.
,]j 0
b gehabt haben, welche den denarü '
f . . .
ßeynamen und der Personen und Unter auf Münzen des M. A.; Dannenberg,
Titel
Die Titel der Münzherren auf M. A. Münzen, ß. Mzbl. 1900, Nr. 237, Xawenszahlen
auf Münzen, a. u. O. 1902, Nr. 1.
Münzstätten: Leitzmnnn, Wegweiser
auf dem Gebiete der deutschen Münz-
kunde Schweiz, Luxemburg und Elsafs.) WeifsenBee 1869.
(inkl. Österreich, Belgien: —
Serruro Raymond, Dictionnaire geographique de l'histoire monetaire Beige, ßr. 1880
(in der Art wie Leitznianns Wegweiser). Serrure Raymond,— Dictionnaire geo-
graphique de ihistnirc tnonetaire de la France. P. 1887 (behandelt nur daa nordwest-
licbe Frankreicb). —
Italien: Am
vollständigsten bei Gnecchi, Sag g in di Jiiblio-
grajia numismatica delle zenhe italUine medioevali e moderne. Mailand 1889. Vgl. —
auch die S. 11 bei §3, Absatz 7 angeführten Bibliographien.
V2. Wertbezeichnungen und Namen fehlen zumeist auf den Münzen
des früheren Mittelalters. Die das OB auf den
alte Streitfrage, ob
goldenen Solidi Konstantins des Grofscn das griechische Zahlzeichen 72
oder die Feing«'halLsbezeichnung o,1nt\;ov =
purum sei, ist endgültig im letzt-
erwähnten Sinne entschieden, seitdem man Goldbarren mit gleichen Be-
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§ 9. Münzbuchstaben, Wertbezeichnungen, Münznamen. 61
darstellt. Anders verhält es sich mit der TERCIA DVCALIS (Fig. 42),
der TERCIA APVLIENSIS und ähnlichen Aufschriften auf den Münzen
der Normanenkönige in Unteritalien (11 40 ff. den französischen Münz-
) ,
bezeichnungen wie MO
N ETA DVPLEX REGALIS bzw. LEG ALIS,
BVRGENS1S FORTIS und ähnliche, die im 14. Jahrh. auftauchen. In
Deutschland kommen Aufschriften mit Solidus, medins Solidus erst im
15. Jahrh. auf (Fig. 44) und lassen die Münze als ein Zwölfpfennigstück
oder Sechspfennigstück usw. erkennen. Mit dem 16. Jahrh. wird die
Wertbezeichnung auf den Münzen, die auch aus einer blofsen Wertzahl
bestehen kann, in Deutsehland unter dem Einflufs der Reichsmünz-
ordnung die Regel, und sie gilt heutzutage allgemein als ein Erfordernis
des Münzgepräges.
Die zahllosen Benennungen älterer Münzengattungen haben last
ausschliefslich dem Volke ihre Entstehung zu verdanken, das das Be-
dürfnis empfand, die gleichen Münzeinheiten häufig wechselnden Gepräges
sinnenfällig zu unterscheiden. Bei der grofsen Rolle, die der Humor
im Leben unserer Vorfahren spielte, fehlte es nicht an absonderlichen
Bezeichnungen, die indessen oft unerklärlich sind, da sie Anspielungen
auf uns unbekannte Einzelheiten enthalten.
MünzmeiBternamen Dannenberg, Z. f. X. XXII, 277: Münzmeister auf Mittel-
:
altermünzen. —
Abkürzungen solcher Xamen s. Sch c k c sc n Erklärung der Ab-
1 i i ,
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62 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
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§ 9. Verwirrte o<ler tauschende Umschriften, Pseudolegenden. 63
+I0b75PnaSDI-GR7VGm:PRnP00RV:RflX
. + lObHPneS 6V2VR0 : : flT6 RI?OL:DI?S:RVM 1 1?6 VX
+ K>»7rni?es: lvgäs= M7iRavs:MKTÄVS
Unverstandene Nachmünzung hat zur Entstehung verwirrter Auf-
schriften Anlafs gegeben, namentlich in dein Falle, wenn sie in der
Fremde von Münzeisenschneidern vorgenommen wurde, die weder mit
der Sprache noch etwa mit der Schrift vertraut waren, und, was auch
häufig vorkam, nicht Urstücke, sondern schon vorliegende Nachahmungen
als Vorbilder benutzt wurden. Die Mühe, die man sich früher mit der-
art verderbten Aufschriften gab, hat zu vielen unhaltbaren Folgerungen
geführt. Man hat jetzt im allgemeinen die Entzifferung solcher ver-
wirrter Aufschriften als fruchtlose Arbeit aufgegeben, ebenso jene der
sog. Pseudolegenden, die als durchaus willkürliche Aneinanderreihung
von Buchstaben an Stelle einer wahren Umschrift erscheinen. Von diesen
Pseudolegenden, die den Buchstaben bereits als raumfüllendes Ornament
behandeln, ist noch ein Schritt weiter bis zu den buchstabenähnlichen
Zieraten, denen wir beispielsweise in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh.
auf bayerischen Geprägen (vgl. z. B. Obermayer, Tafel VII) nicht selten
begegnen.
So u chi er It., Lateinische Verse auf Münzen und Medaillen. X. Z. 1870,1871.
— Psalmenanfunge auf Münzen: Engol-Scrrure, Tratte. M. A. 1, S. LV1I. —
Köhler, Münzbelustigungen, Register. — Pseudolegenden usw. Schlumber-
ger. BracteatcK, S. 68 ff. —
(irotc, Münzstud. VIII, 88. Die Nachmünzen. — Täu-
schende Umschriften. R. N. B. II/l, 258; 388.
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II. Hauptstück.
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§ 10. Vorgängo bei doi AiiBmünzung, I'ragcwerkzctigo. 65
geschlagen. Die Ränder der Zaine und die übrigen bei solchem Ver-
fahren sich ergebenden Mettillabfälle heifsen die »Abschroten ~ und müssen,
soweit sie nicht zu kleineren Schrötlingen verwendet werden können,
geschmolzen und zu neuen Zainen ausgegossen werden. Es folgt dann
die Justierung, d. h. es werden die Schrötlinge untersucht, ob sie das
vorgeschriebene Gewicht haben. Das geschieht entweder nur al marco
d. h. man begnügt sich, ohne das Gewicht der einzelnen Stücke zu prüfen,
damit, dafs eine gewisse gröfsere Zahl (in Wien anfangs des 15. Jahrb.
beispielsweise 300 Schrötlinge) das Gewicht der sog. Aufzahlmark er-
reicht, oder mit Berücksichtigung der Einzelgewichte, in welchem Falle
sowohl die über- als die unterwichtigeu Schrötlinge ausgeschieden werden.
Die so als richtig, just, befundenen Schrötlinge sind jedoch nur Blindgeld
oder, wie man im Mittelalter sagte: plossgcU (Fig. 49), unbezeichnete
Metallscheiben und werden erst durch die Prägung, d. h. durch Auf-
drücken einer dauerhaften Bezeichnung, zur umlauffahigcn Münze.
Unter den Geräten, die dabei zur Verwendung gelangten, sind die
Prägestempel mit dem vertieften Münzbild die wichtigsten. Aufserdem
bedarf es noch einer Vorrichtung, um auf die zwischen den Stempeln
liegenden Schrötlinge einen starken Druck auszuüben. Bis über die Hälfte
des 16. Jahrb. geschah dies ausnahmslos durch den Schlag eines schweren
von Menschenhand geführten Hammers, seither durch verschieden ein-
gerichtete Prägemaschinen, erst durch Prägewalzen, dann durch soge-
nannte Taschenwerke, noch später durch Spindelpressen (Stofswerke,
Balancier) letztlich durch Verwendung des hydraulischen Druckes (Uhl-
hornische Pressen u. dgl.).
Bergmann J. v., Münzenschingen und Münzenprilgen. W. X. Z. V, 247. —
Dannenberg, Anfänge d.Münzprägung. Z. f. X. VIII, Anh. 28. — v. Ernst K.,
Münze (S. A. buh Karmarttch u. Heerens techn. Wörterbuch, Prag 1882 — Die Kunst .
des Münzens von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. W. X. Z XII, 22 und viele
Einzelaufsätze im W. X. M. — Karmurseh K., Beitrag z. Technik des MnnzwesenH.
II. 1866. — Schlüfser E., Die Münztechnik. II. 1884. — S t ü ekel be r g 8. 129 ff. ,
Jlte Royal mint its irorking cunduet and Operation* es-plained. l>ondon 1871, 3. Aufl.
— Picciono M., Os»ervazioni sulla teenica e m-qqi monetali anficht. Rom 1902 (vgl.
W. X. Z. XXXIV, 314). — Bahrfeldt A., Antike Münzterhnik. B Mzbl. 1904. Xr. 25.
2. Ehe wir
die nur nach ihren äufseren Umrissen geschilderte Aus-
münzt] ng ihren Einzolvorgängeu näher betrachten, ist zu erwähnen,
in
dafs Münzen und münzähnliche Gebilde auch ohne Stempel durch Gufs
in passende Formen oder durch Treiben mittels Hannner und Punze
hergestellt werden können. Getriebene Münzen sind mir nicht bekannt,
selbst getriebene Medaillen und Plaketten kommen wegen der Umständ-
lichkeit dieses Verfahrens nur .selten vor; allein auch der Gufs eignet
sich weniger zur Massenerzeugung von Münzen aus Edelmetall, obwohl
die auf die Beschickung des Tiegels folgenden Vorgänge der Münz-
prägung vom Giefsen der Zaine angefangen hier wegfallen, da die
geschmolzene Legierung sofort zum Eingufs in die Formen verwendet
Luschiii. Numismatik. 5
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f>6 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Jahre 1813, Fig. 47). Am häufigsten sind wohl die elenden marokkanischen
Erzmünzen, die nach Neumanns Beschreibung (Kupfermünzen IIT, 108)
halb gegossen, halb geprägt sind. Die dicken 1- und 2-Sousstücke aus
der Zeit der französischen Revolution mit dem Brustbilde König Lud-
wig XVI. (1791 —
1793), zu welchen die eingezogenen Kirchenglocken den
Stoff lieferten, haben durch' Gufs hergestellte Schrötlinge, welche dann
mit den von Duvivier gelieferten Stempeln geprägt wurden. Wohl aber
war der Gufs zu Massenerzeugung der dicken Schrötlinge sehr geeignet,
die im Altertum beliebt waren. Man hat sich dabei unzweifelhaft
eigener Guisformen bedient, die mit einem Eingufs die Herstellung einer
groben Zahl von Schrötlingen erlaubten. Waren diese Gufsformen genau
gearbeitet, so konnte man Schrötlinge erhalten, die nur geringe Gewichts-
differenzen zeigen, und ich möchte gerade in diesen technischen Vor-
gängen den Grund sehen, weshalb die dicken Münzen des Altertums um
so viel besser justiert erscheinen als die dünnen Pfennige des Mittel-
alters, dio oft nur al marco geprüft wurden.
Auf dem Historikerkongrefs zu Horn, April 1903, hat Conim. A. Salin an aus
Palermo eine Gnfsform zur Herstellung von Didrachinen-Schrotlingen vorgezeigt, die
er in Sizilien auffand. Mit Hilfe derselben konnten nahezu 100 Stück Schrötlinge mit
eiförmigem Querschnitt und obener Oberfläche auf einmal gegossen werden. Wie
genau man bei Anwendung welcher Gufsformen justieren konnte, mag aus einem Fund
von Keltenmünzen geschlossen werden, der in Kärnten auf der Gorlitzen Al|>e nördlich
des Ossiachor Sees im November 1903 gemacht wurde. Derselbe enthielt 13 Tetra-
drachmen (attisches Normalgewicht zur Zeit Alexandere dos Grofsen nach Babelon
17.20 g), je ein Stück 16,96 und 16.98 g, die übrigen elf zwischen 17,12—17,43, ferner
17 Stück eines andern Münzsystems ein Stück 9,9, die übrigen von 10— 10,33 g. —
Gnfsform zur Herstellung von Raitpfennigen vom Jahre 1465. K. N. B. I, Bd. 3 (1847;,
67 Taf. IV. —Gegossene Münzen zu Marokko. Z. f. N. XX, Anh. 27. — Technik der
getriebenen Medaille. W. N. M. IV, S. 56 und Abbildungen bei v. I,öhr, Wiener Me-
dailleure, 1899, S. 8, der gegossenen Medaille a.a.O. S. 7. — Legierungen: Fachs
Modestin Probierbüehlein 1567, auch 1618. —
Haase Salomon, Vollständiger Münzmeister
und Münzwardein. F. 1765. — Eröffnetes Geheimnus der praktischen Münzwissenschaft.
N. 1762. — Karmarsch, Über die Methode, den Feingehalt des mit Kupfer legierten
Silbers durch das spezifische Gewicht zu bestimmen (Dinglers polvtechn. Journal,
Rd. 224, Heft 6\ — Hofmann K B., Beiträge z. Geschichte der antiken Legierungen.
W. N. Z. XVI, 1 XVII. 1. — Das spezifische Gewicht als Mittel, gefälschte Goldmünzen zu
erkennen, a. a O. XVIII, 1. — Loos, Die Kunst, falsche Münzen zu erkennen. B. 1828.
S. 39 ff. Weifssud, a. a. <».. S. 39 IT. — Neubauer C, Feinbuch nebst Anleitung zur
Feinberechnung bei tausendteiligen Gehaltsangaben. B. 1857. — Richter A., Tabellen
zur Berechnung von 108 der gebräuchlichsten Goldlegierungen. Pforzheim 1889, 3. Aufl.
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§ 10. GogosBonc Münzen, Farbe der Münzen, Weifssud. 67
beim Gold bald erreicht wird, so hat man es wohl auch mit Silber ver-
setzt, wenn dies aber zu reichlich geschah, ein unansehnliches Blafsgold
erhalten (§ 5, 2), weshalb man schliofslich auf den Ausweg verfiel, Silber
und Kupfer zuzusetzen, wie solches noch im 18. Jahrh. bei den deutschen
Carlin d'or üblich war.
Stärkeren Zusatz als das Gold verträgt das Silber, das selbst zu
gleichen Gewichtsteilen mit Kupfer gemischt Münzen gibt, die einige
Zeit eine angenehme Farbe bewahren. Dies hängt mit dem sog. Weifs-
sud zusammen, d. h. mit dem Eintauchen der geglühten und rauch-
geschwärzten Schrötlinge in eine Beize (früher Weinstein mit Salz, jetzt
verdünnte Schwefelsäure) um die Oxydhaut zu entfernen. Bei dieser
Gelegenheit wird durch die Beize auch das Kupfer an der Oberfläche
der Münze aufgelöst, während das Silber zurückbleibt. Der auf solche
Weise gebildete Überzug von reinem Silber verleiht der Münze, selbst
wenn sie stark mit Kupfer versetzt ist, ein blankes Aussehen, das aller-
dings im Umlauf um so schneller verschwindet, je silberärmer die
Legierung Derartige Stücke wie die Kreditmünzen im römischen
ist.
Kaiserreich seit Gallienus, deren Silberinhalt zuletzt bis auf zwei Hundert-
teile ihres Gewichtes und weniger heruntergeht, die wenig besseren
Piccoli oder Bagattini Venedigs zu Ende des Mittelalters, dio Soldi seit
dem 16. Jahrh. werden in der Regel ihrem Aussehen nach für
u. dgl.
Kupfermünzen erklärt, obwohl sie in Wirklichkeit die letzten Erscheinungen
einer heruntergekommenen Silbermünze sind.
4. Das Weifssieden der Schrötlinge verursacht durch die Entfernung
der Oxydschichte und die Abscheidung des Kupfers aus der Oberfläche
eine Gewichtsverminderung des Schrödings, die bei den kleinen und
schlechten Münzen des Mittelalters nicht unbedeutend war. Man rechnete
z. B. in der Wiener Münze diesen Verlust ums Jahr 1400 schon bei
Pfennigen die mehr als die Hälfte Silber enthielten, auf ein Sechsund-
zwanzigstel des vorgeschriebenen Gewichtes. Die Erfahrungen, die man
mit solchen und noch geringhaltigeren Münzen machte, führten dahin,
dafs man das Weilsmachon der Silberplatten überhaupt aufgab und die
Schrötlinge mit ihrer rauchgeschwärzten Oberfläche zur Prägung brachte.
So kam also schwarze Münze: moneUt arymtom. arycntnm nignim in Um-
lauf, inwelchem sie sich bis gegen Ausgang des Mittelalters (§ 5, 3) erhielt.
Fast noch eigentümlicher als die Legierung wirken die Verschieden-
heiten im Stückelungs- und im Prägeverfahren auf die äufsere Erscheinung
der Münze ein. Mit der Stückelung hängt die viereckige Gestalt der
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68 Kreter Teil. Allgemeine Münzkunde.
Schweizer Brakteaten (Fig. 48) und der sog. Vierschlng auf den süddeut-
schen Geprägen des Mittelalters eng zusammen. In beiden Fällen hat der
Wunsch, die Zahl der Abschroten zu vermindern, die man nur in ver-
lustbringender Weise durch Umschmelzen wieder verwenden konnte,
dazu geführt, dafs statt der runden eine eckige Stückelung vorgenommen
wurde. Die Schrötlinge für die erwähnten Brakteaten wurden ohne
weiters eckig, wie sie mit der Benehmschere aus dem papierdünnen
Zain herausgeschnitten wurden, verinünzt, die Herstellung des Vier-
schlages dagegen war eine Arbeit für sich, die von den Münzgesellen
unmittelbar nach der Stückelung vorgenommen wurde, um die Ecken
des Schrödings etwas auszurunden. Durch Hammerschläge auf den Rand
des Schrödings wurde dieser niedergedrückt und breitgequetscht, während
in der Mitte das Metall in der ursprünglichen Dicke als unregelmälsiges
Viereck (qnurfratum sHpercusinn) erhaben zurüekhlieb (Fig. 49).
Aufgekommen ist der
in der Schweiz in der Mitte de
hunderte. Die Münzen de
Fig. 50.
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§ 10. Vierschlag, Mache der Münzen, Sonkungsverfahrcn 69
abgebildeten Schriitlingen der Wiener Münze mit Vierschlag. — Tr ach Hei, Trouvaiüe
de Steckborn. LauBanne 1884.
weise schon fünf Punzen, eine mit dem Bildniskopf des Herrschers, zwei-
erlei Halskrägen, einem Harnisch und einer Toga, für vier verschiedene
Brustbilder. Da sich nun mit Hilfe des Grabstichels nicht zusammen-
hängende Abdrücke verbinden und Teile ergänzen lassen, für welche
keine Punze vorhanden war, so zeigen solche Stempel bei Wiederholungen
desselben Bildes in der Regel mehr oder minder merkliche Abweichungen,
•die sog. Stempelverschiedenheiten (Varianten). In neuerer Zeit hat man
dies Senkungsverfahren, das, wie gesagt, in allen seinen Einzelheiten,
das nachträgliche Härten der Stempel mit eingeschlossen, im Mittelalter
schon bekannt war. dahin vervollkommnet, dafs vorerst das ganze Münz-
bild als vertiefte Matrize hergestellt, von diesor im weichen Stahl eine
erhabene Patrize abgenommen und diese dann gehärtet wird. Mit Hilfo
einer solchen Patrize, die im Bedarfsfall durch neue Abschläge aus der
Matrize vervielfältigt werden kann, werden durch Absenken im weichen
Stahl die in allen ihren Einzelheiten haarscharf mit der ursprünglichen
Matrize übereinstimmenden Prägestempel in beliebiger Menge erzeugt.
Sie werden sodann auf den Durchmesser der Münze genau zugedroht
und gehärtet, worauf sie gebrauchsfertig sind.
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70 Erster Teil. Allgemeine Müuzkunde.
Solange das Münzen mit dem Hammer geschah, also bis über die Hälfte
des 16. Jahrh. herab, brauchte man einen feststehenden Unterstempel
oder »Stock«, der als Ambofs diente, und einen beweglichon Oberstempel,
schlechtweg -Eisen genannt. Sollten einseitige Pfennige geschlagen
werden, was in Deutschland zu gewissen Zeiten üblich war, so konnte
ein gewöhnlicher Schmiedeambols mit glatter Oberfläche den Stock er-
setzen wurden jedoch zweiseitige Münzen geprägt, so enthielt der Stock
;
v
,
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§ 10. Pragewerkzenge. Stock und Eisen, Walzen, Taschen. 71
oder verkehrt standen; doch waren damit nur die Hauptriehtungen ge-
gehen und kleine Abweichungen nach rechts oder links oft trotzdem
unvermeidlich. Wo nun solche vorkommen oder geradezu Regellosigkeit
herrscht, wird man aus dieser Beschaffenheit der Münzen auf Hammer-
prägung schliefsen müssen.
Andere Kennzeichen verraten die Walzenprägung die Münzbilder ;
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72 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Gehen wir von gesicherten Tatsachen aus, so ist der. Ursprung der
deutschen Brakteaten in den Harzgegenden und Thüringen zu suchen.
Wir treffen auf Brakteaten bis zu 40 mm Durchmesser und darüber, der
Mainzer Erzbischöfe Adalbert II. (1137—1141), Mareolph (1141—1142),
Heinrich (1142—1153), die zu Erfurt geprägt wurden. Wir kennen ferner
solche von der Äbtistin Beatrix von Quedlinburg (1139 —
1106), der Bischöfe
Rudolf (1136-1149) und Ulrich von Halberstadt (1149-1100), des Erz-
bisehofs Konrad von Magdeburg (1134 1143, Fig. 54), der Thüringer
—
Landgrafen sicher seit Ludwig II. (1140 1172, Fig. 19) usw., welche er-
weisen, dafs die Brakteatenprägung zur Zeit Konig Konrads III. (1138 bis
1152) schon in Übung war. Auf der andern Seite steht fest, dafs in
Sachsen der Durchmesser der Pfennige bis über das Jahr 1100 hinaus
19 20 mm betrug, dann aber im ersten Viertel des 12. Jahrb. rasch bis
auf 26 mm anstieg, wie dies eine Vergleichung der Goslarer Gepräge
Kaiser Heinrichs IV. (f 1105) und Kaiser Heinrichs V. (t 1125) dartut.
Wir sieben dabei vor keiner vereinzelten Erscheinung, denn ein
—
Blick auf Taf. 25 30 von Dannenbergs Kaisermünzen lehrt, dafs es in
Naumburg. Merseburg, Quedlinburg, Wegeleben, Magdeburg nicht anders
war. Am lehrreichsten indessen ist Halberstadt, wo man unter Bischof
Reinhard (1100 — 1123) die ganze Entwickelung verfolgen kann, da dieser
Kirchenfürst seine Ausmünzung von Pfennigen in der herkömmlichen
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§ 10. Anfänge der Brakteatenprügung. 73
solcher Art : z.einen Meifsener Pfennig, s. Groschen kabinett, 12. Fach, Taf. IV, 45.
B.
— Auch die Annuaire III, Taf. I, Xr. 123 und bei Stückeiber«, 18, abgebildete Münzo
von Siris und Pyxos (die übrigens mit zwei Stempeln geprägt wurde), zeigt teils erhabenes,
teils vertieftes Gepräge auf der Rückseite. —
Anfange derBrakteatenprägung:
Allgemein wird das 4. Jahrzehnt des 12. Jahrh. für den Beginn angenommen. Mena-
dier, Deutsche Münzen III, 31 (verlegt den Ursprung nach Magdeburg) Grote II, 492; ;
10. Eine Würdigung der Bedeutung, die den Brakteaten vor allem
in den ersten 70 Jahren nach ihrem Erscheinen als eine durchaus eigen-
artige Äul'serung der deutschen Kunst im Mittelalter zukömmt, kann
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§ 10. Ursache der Brakteatenprägunjj. 75
hier nicht geliefert werden, sie würde zu vielerlei ins einzelne gehende
Untersuchungen erfordern; soviel dürfte indessen durch meine Dar-
legungen klargestellt sein, dafs örtlich wirksame Ursachen, die heutzutage
in ihren Einzelheiten noch nicht erforscht sind, zur Einhürgerung dieser
sonderbaren Münze viel beigetragen haben. Sicherlich gehört darunter
die Vorliebe für getriebene Schmucksachen, die in sehr alte Zeiten zurück-
reicht. Selbst wenn wir von den getriebenen Zierblechen der sog. Hallstatt-
periode absehen, bleiben die gar nicht so seltenen nordischen Goldbrak-
teaten aus dem 4. —
6. Jahrh. unserer Zeitrechnung (Fig. 62), die gewifs
keine Münze waren. In Deutschland haben die Goldschmiede brakteaten-
förmige Erzeugnisse zu andern als zu Münzzwecken nachweislich seit dem
10. Jahrh. hergestellt; ich verweise auf die silberne Schiefse mit «lern
Kopf und Namen König Heinrichs 1. aus dem Funde von Klein-Roschar-
den (Fig. 2), auf die Goldbullen Kaiser Heinrichs II. und seiner Nachfolger
aus dem salischen Hause, auf einen Kupferbrakteaten mit dem Namen
Augsburg Hreltpfeiiuig, Rnde 12. Juhrh Moritzpfennig, desgleichen Hftlbling Hemer Hohl-
Futnl von Huglfing Magdeburg, 11. Jahrb. pfennig v. J.
und Bilde König Heinrichs IV., auf die fünf Kupferbrakteaten mit dem
Bildnisse Kaiser Ottos I. und der Umschrift HIERUSALEM V1SIO PACIS
auf eine bei Dorpat gefundene liturgische Schüssel, die etwa der zweiten
Hälfte des 12. Jahrh. angehört, usw. Es mag daher auch mehr als blofser
Zufall sein, dafs gerade in Halberstadt, das so früh und so schöne Brak-
teaten geprägt hat, diese Art Schmuck so beliebt war, dafs beispiels-
weise die Bänder der uralten Mitra Nr. 136 des Domschatzes mit brak-
teateuförmigen Zieraten benäht sind, die Christum am Kreuze zeigen
(Fig. 61). Einmal vor die dankbare Aufgabe gestellt, welcho die Technik
der Brakteatenprägung durch die Vergrölserung des Schrödings und
gröfsere Bildsamkoit des dünnen Silbers darbot, sind die Eisengraber
auch rasch zu künstlerischer Höhe emporgestiegen, während ihre Ge-
nossen in Süddeiltschland, auf den schwierigeren Flachschnitt beschränkt,
trotz mancher tüchtiger Leistung im einzelnen aus ihren Werken niemals
die Anregung schöpfen konnten, welche der Anblick einer tadellos aus-
gefallenen Arbeit gewährt. Die Blütezeit der Brakteaten dauerte übrigens
nicht lange: schon Anfang des 13. Jahrh. begann der Verfall; die künst-
lerische Ausstattung nimmt nun rasch ab. die Stücke werden zusehends
kleiner und leichter, der Stempelschnitt immer roher, bis diese Technik
endlich mit unscheinbaren * Hohlpfennigen im 16. und 17. Jahrh. ihr
Ende erreichte (Fig. 58—60, 64).
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76 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
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§ 10. Technik der Braktcatcnprägung. 77
stellung schöner und kunst- Durchschnitt des Zü- Züricher Pfennig. Das Münxbllcl
richer Braktefttcnstem- stimmt mit Jenem des neben-
voller Brakteaten immer Me-
pell W. N. Z. Xm stehenden Stemels größten-
tallstompel verwendet wurden. (1881), S. teils ühereln. Arch. B. III, T. .13.
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78 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
dem würden gegossene St<?mp**l von der erforderlichen Gröfse unter dem Hamuier-
schlag leicht splittern, ein Urnntand, auf den mich Herr Hofjuwelier Apell in Erfurt
aufmerksam machte, der in dieser Erage als Gold-
schmied und Sammler doppelt Fachmann ißt.
Beschreibung von Münzucniten s. Noten zu
Absatz 7; ferner: Crespcllani Arscnio, Conii e
pnnzoni numisniatici tfella R. biblioteca Estense.
Modena 1887. — Porti o 1 i AU., La cotlezionc de'
conii del civico museo Mantova. Man: na 1871.
di
Fig. 65.
.leton «les Miiruunelstoin M. K. zu
— Piot Ch., Catalogue du Depot de. coins, poinrons
Eiüleheo 1660. et niatrices de* nionnaics. etc. appartenant a l'etat.
(Ni'iimiinn V. 31, 512.) lir. 1861. — Catalogue des coins du cabinet de la
monnaye rogale den mälailles. P. 1817. — Sal-
danho J. de, Catalogo dos ponca-s matriges e runhos de moeda esistentes na casa da
nmeda. Lissabon 1873.
Das Zerbrechen aufser leurauch gesetzter Münzstempel war Vorschrift in Mer-
<
1850, S. 133. W. N. Z. XIII, Taf. IV mit Abbildungen von Kuttenberger Münzern nach
Initialen der sog. Hufsbibel. —
Stückclberg 135/136. —
Bl. f. Mrfr. 1904, Nr. 3.
//fz ^ f.
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§ 10. Mttnzgertite. § 11. Einrichtungen des Münzbetrieb». 79
LAVRENT1 (mit dem Bilde des Mauritius Tiberius, 582—602) zur An-
nahme gedrängt, dafs im Frankenreich schon im 6. Jahrh. die Aus-
münzung auch Privatanstalten überlassen wurde. Die Nennung ihrer
Inhaber auf den Münzen hat geradeso deren Haftung für die Vollwertig-
keit der hier hergestellten Gepräge bedeutet, wie die früher genannten
Curmissus, Honorinus usw. für die von ihnen gezeichneten Silberbarren
einzustehen hatten.
Eheberg, 97 ff. Die MünzerhausgenoSBen von Spoier, «. Zeitschr. f. <ieschichte
d. Oberrheins, 32. Bd. (1880), S. 441—480. —
Soetbeer in Forschungen I, 563; II, 295;
Engel -So r rare, MA. I, S. 54 ff. —
Römische Goldbarren, Ken nur in \V. N. Z. XX,
—
19 ff. m. Abbild. Römische Silberbarren II. Willers in W. N. Z. XXX, 211 ff., XXXI,
:
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80 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
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§ 11. Münzstätten im Römer- and im Frankenreiche. 81
Nr. 44, S. 177; Bnsson in W. N. Z. XIII, 393. Übrigen» gab es bei den französischen
Münzern eine alte Überliefcrunjr, zur Zeit der Karolinger hätten die Münzer die Könige
in« Feldlager begleitet und in den eroberten Städten jremünzt. Grote, Münzstud. VHJ,
316, dazu Blanchet, Manud I, 105.
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82 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Dieser Vorgang also ist etwas Herkömmliches und könnte wie so manches
im Frankenreiche mit römischen Einrichtungen zusammenhängen, etwa
mit der im Kodex Theodosianus (XII, Tit. 7. 1. 3) überlieferten Verord-
nung der Kaisor Valentinian I. und Valens vom Jahre 3(57, welche das
Einschmelzen der eingehobenen Steuerbeträge an Ort und Stelle und
Ablieferung des daraus gewonnenen Feingolds an die kaiserliche Kasse
verfügt. Üb nun das Gold sofort bei der Läuterung, oder ob es erst
nach der Ablieferung im königlichen Palatium vermünzt wurde, darüber
spricht sich die Vita nicht aus. Soetbeer (a. a. (). II, 298) nimmt das
zweite an, weil er den Wanderbetrieb der Münze überhaupt bestreitet;
wahrscheinlich war jedoch die Vermünzung in der Regel mit dem Um-
schmelzen verbunden, weil man dabei Zeit und Arbeit sparen konnte.
Auch ist ein Umlauf von Goldbarren, wie er im sinkenden Römerreiche
vorkam, für die Zeit der Merowinger nicht bezeugt, und es gibt außer-
dem Gepräge mit der Aufschrift RACIO FlS(ci) und einem Ortsnamen,
z. B. REDONIS (Reimes), die sich in anderer Weise kaum erklären lassen.
Dahn, Könige der Germanen. K. 180. VII, 3. Aufl., S. 99 ff., VIII, 3. Aufl.,
S. HM. Brunner, Deutsche Rcehtsgeschichte. I..*1892, II, $ 75, S. 117 ff., $90,
S. 233. — Dannenberg in B. Mzbl. W. 2086 nieint, dafs die merowinjrischen
229, Sj>.
Münzen erhalten sind, waren vermögende Leute und oft Pächter könig-
licher Einkünfte, sie müssen von untergeordneten Münzarbeitern, über deren
Stellung wir keine Kunde haben, wohl unterschieden werden. Etwa 4 /: >
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§11. Münzeinrichtungen unter den Merowingern. 83
eedesiae, ratio monashrii usw. Die Beisetzung ihres Namens war Haftung
für die Güte der verfertigten Münze, während die Angabe des Prägeortes
die Überwachung erleichtern sollte, ob die an einem bestimmten Orte
BoUdtU mit dem Bil<le Kg. Theudebert* Trions des Miinimeisters Madelinus um 6'M)
und den Münzmeister nennen; sie haben uns, wie schon gesagt, rund
800 Münzstätten und mindestens ebensoviele, wenn nicht mehr. Münz-
meisternamen erhalten (vgl. § 26).
Der ums Jahr 690 tätige Münzmeister Madelinus münzte zu Dürstadt (Fig. 68) Vic
sur Seille, Famare, Sauviat und Maastricht. Engel- Serrure, MA. I, 91—98; M. de
Barthelemy, Etüde» sur les monnayeurs meroringiens. R. nrrh-of. V. 1865; Keary
C. F., The Coinages of Western Europt Ktm, ChrtmicU 187S, 216 ff. scheint 1S79
fs.
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84 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
auf diese Weise würden gewisse Gepräge aus den ersten Regierungs-
jahren Karls des Grofsen mit dem Namen seines Schwagers ODALRICVS,
des Grafen Milo von Narbonne. des sagenberühmten Palatins Roland
und anderer ihre ungezwungene Erklärung finden; später war dies nicht
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§ 11. Die Münzeinrichtungen unter den Karolingern. 85
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#G • Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Verschenkung von nwnetarii ist vielleicht aus der Formel: cum banno, mone-
tär iis, monetis, thehnris nmnibnsque forensis juris ntensilibns herauszulesen, die 1057
und 1060 hei Verleihung des Markt- und Münzrechts zu Haderichesbrwcn und Villach
an Bischof Günther von Bamberg vorkommt. Moncta cum otnnibus utensilibus wurde
1016 dem Kohlenzer Kloster, s. Florin, in vitta Gilliuelt geschenkt. —
Man. G. hixt.
Dipl. III, S. 450, Man. Bot,,, XXIX, 1, S. 140 und XXXI, I, S. 343. — Aus den Rech-
nungen der sachsischen Münzstätte in Freiberg, die seit 1353 fast vollständig erhalten
sind, ersieht man, data die .Münzmeister bis gegen 1390 meist Pachter, von da ab
Beamte des Landesfürston waren. Z. f. X. XV, 229 bei Besprechung von Ermisch,
U. B. der Stadt Freiberg. — Nennung der .Münzmeister auf mittelalterlichen Geprägcn
Fig. 61»), Dannenberg in Z. f. N. XIV, 236; XXII, Anh. 21 (Sitzung vom 3. Juli 1899%
Menadier bezieht die bekaunte Aufschrift: Luteger nie feeit nicht auf den Münz-
meister, sondern auf den Münzherrn, und zwar auf den zum Jahre 1188 bezeugten
tirafen Luteger, den Sohn Hoiers, und erklärt in gleicher Weise auch andere ähnliche
Aufschriften. Z. f. X. XIV, Anh. 28: XV, Anh. 30, 40. Buchenau in Bl. f. Mzfr. 1900,
(Nr. 9 247), S. 131 in Hinblick auf neu aufgefundene Geprägo für Namen der Stcmpel-
schneider. — Alexi, Die Münzmeister der Calimala und Wechslerzunft (mit Listen
der rlorentinischen Münzmeister in auswärtigen Münzstätten). Z. f. N. XVII, 258. —
t'mgekehrt haben die Fulger als Pächter die päpstliche Münze in Born zwischen 1508
bis 1527 durch mehrere Jahre besorgt, wie A. Schulte, Die Fugger in Rom I,
207 IT., L. 1901, nachweist. - Saulcy, Bscueil I, 120, 133, die cartn Hcnrici Platard
1225 und der Verzicht der Erben gegen Empfang von 40 Pfund auf das Amt des Eisen-
schneiders 1265, dann eines Bürgers von Bourges maitre de la monnaie et garde de coins
zu sein 1265, a. a. O. S. 131. —Eheberg, 106.
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§11. Der Münzbetrieb im spatern Mittelalter, die HäUHjrenosHen. 87
bietsherrn geworden, der seine Ämter mit unfreien Leuten besetzte. Als
jedoch —
etwa in der Zeit der ersten staufischen Herrscher — , der
Stand der Ministerialen einen raschen Aufschwung nahm, ein Teil der-
selben, die späteren ministerielles maiores, sogar aktive und passive Lehens-
fähigkeit erlangte und dadurch in die Klasse der adeligen Grofsgrund-
besitzer vorrückte, besserte sich auch die Stellung der Münzmeister, die
zu den untergeordneten Ministerialen gehört hatten, nun aber, wie Bei-
spiele zeigen, zu Ansehen und Reichtum gelangen konnten. Aus ihrem
unfreien Münzergesinde hingegen, das gleichfalls aus Ministerialen, oder
aus andern unfreien Handwerkern bestanden hatte, gingen in vielen
deutschen Städten die Hausgenossen hervor, die beispielsweise zu Worms
schon um die Mitte des 12. Jahrh. in solcher Stellung waren, dafs sie
nach dem Wortlaut des kaiserlichen Gnadenbriefes vom Jahre 1165 im
Bedarfsfall nur bei den vier Hofämtern des Kaisers Aushilfe leisten,
im übrigen aber lediglich ihrem Amt obliegen sollten.
Cber den Stand der HauHgenoHHen, die Gierke, Deutsches GenosKenHchafts-
recht I (B. 1868), S. 188 ff., als »DieiiHtamtugenoasensolmi't « bezeichnet, h. Meyer E.,
Deutsche und französische VerfttHKunjfSneHchichte. L. 1*99, II, 280, 285; Eheberjr,
110 ff. HauBjjenoH«en zu Worms (1400 Bl. f. Mzkde. I, Nr. 29. 31; zu Öhringen (1253),
,
Mainz (1287), Erfurt (1289) a. a. O. II, 8. 29, 40, die Rechte der Goslarer Ha,imnen<>sHen,
die Khebertf nicht kannte, bei P. .1. Meyer in Ilöfkens Archiv f. Rrnkt. II, G6. —
T. B. Worms I, W. 80, S. 65.
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88 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
plätzen, auf je einen für die minderen. Die vielen monehirii, die auf
englischen Münzen unter diesem König und noch später bis über die
Mitte des 13. Jahrb. genannt werden, bestimmen P. Hau borg zur Ver-
mutung, dals nicht dio Münzmeister, sondern deren suboperarii, die für
die Güte der von ihnen geschlagenen Münze zu haften hatten, ihren
Kamen auf die Münze gesetzt hatten. Ahnliche Einrichtungen vermutet
Hauberg auch für das älteste Münzwesen in Dänemark.
Die Münzer in den Niederlanden erhielten durch Einzelprivilegien
der vielen Münzherren im ganzen die Rechte ihrer Hand worksgenossen
in Frankreich. Ähnlich war es in Deutschland. Die Münzer waren hier
zunächst auf die Gunstbriefe ihrer Münzherren angewiesen, obgleich es
1571 zu einer allgemeinen Bestätigung des allen Herkommens für all
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§11. Münzeinrichtungen in Frankreich, England, Italien. 89
« l'histmre des monnaies. XII ff. und S. 183, 1313 Serment des maitres des
P. 1879, S.
monnoyes, S. und Ende des Kgl. Ordmnance über die Stellung der
321, 1354 Anfang
Münzer du serment de France.
l'rkdc. —
von 1387, durch welche König Karl VI. von
Frankreich einen Bürger von Rouen zum monetarius ex saeramento imperii ernennt,
bei Du Cange, Glossarium unter monetarius (1885 V, 505). —
Vallentin Roger,
Les Statuts des prevotsgeneraux des ouvriers et des monnayeurs d'Avignon et du c umtat
Yenaissin. P. 1891(Annuaire de la Soc. de Numism.j. —
Longperier A., Sccaux
des monnayeurs. R. N. 1839. —
Grote, MünzHtudien VIII, 313 ff. —
Statuts des mon-
nayeurs de Namur 1298, nebst andern auf die Münzer bezüglichen Urkunden. R.
N. ß. 1/1, 1842, S. 40 ff. —
K. Maximilians II. Privilegium den Münzgesellen Anno 1571
gegeben. Hirsch, M. A. H, 115, 239. —
Angelsächsische Münzmeister: Hau borg P.,
ilynt/orhold og udmyntninger i Danmark indtil 1146. Kopenhagen 1900. S. 80 ff. Dazu
Dannenberg in B. Mzbl. 1902 Nr. 3, S. 44. Die Verordnung Aethelreda lautet bei
Schund, Gesetze der Angelsachsen, 2. Anfl L. 1858, 8. 221 Et ut monetarii pauciores
, :
sint, quam antea fuerint, in omni summo portu III et in omni alio portu sit unus
monetarius, et Uli habeant suboperarios suos in suo crimine quod purum faciant et recti
ponderis .... Über den Stand der anglononnannischen Münzer im 13. Jahrb.: Drum-
mond Robertson .1. im Num. Chron. 1881, S. 32 ff., 1885, 213 ff. Stiem- —
stedt, Om Myntorter Myntmästare och Afyntordninger in det nuvarande Sverige.
,
Stockholm 1874. —
Münzer und Münzbeainte in Italien A e x in Z. f. X. XVII,
: 1 i
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III. Hauptstück.
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§ 12. Münzsammler im Mittelalter. 91
wir, dafs er sich gerne mit fremden und seltsamen Münzen befafste, die
er von allerlei Landen besafs; doch schien diese Vorliebe noch manchem
unerklärlich und wurde vom Chronisten Konrad von Grünau geradezu
einem Altersgebrechen zugeschrieben. Hin jüngerer Zeitgenosse dieses
Bischofs, der Bayer Degenhart Pfeffinger von Salmanskirchen, der 1519
als einflufsreicher Berater des Kurfürsten Friedrich von Sachsen starb,
brachte schon eine Sammlung von etwa 2000 Stück in Gold, Silber, Bronze
und Blei zusammen, deren Verzeichnis uns in jüngerer Abschrift teil-
Über Degenhard Pfeffingen Bl f. Mzkde. I, Nr. 29; Z. f. BT. XX, 310 ff. — Münz-
sammler waren auch der Rat K Friedrichs III. und Maximilian«, Dr. Joh. Fuchsmagen
(7 1510), dessen ansehnliche Sammlung alter Münzen K. Maximilian 1. erwarb. Asch-
bach, Wiener Universität 11,(1877, S. 74 Anm.) und Johann Hefa (* 1490, i 1547), der
erste evangelische Geistliche in Schlesien. Z. d. Vit. f. Gesch. Schlesiens IV, 259, XXII
(1888), 84 —
Fürstliche Münzsammler des 15. und 16. Jahrb., Bl. f. Mzfr. 1900, Xr. 2,
S. 88.Das Verzeichnis der von Hubert Goltz wahrend der Jahre 155U 1 5G0 in ganz —
Europa besuchten Münzsammlungen —
es sollen 950 erwähnt Bein druckte C. Ph. —
Serrure in der ersten Auflage der Notire sur le cabinet nionetaire de 8. A. le Princc
de Litjne, Gent 1S4T, als Anhang Au Hage, Gent 1HS<), bietet nur eine
ab. Die zweite
kurze Übersicht, Introduction. S. III ff. —
Über Thomas von Khedigors Sammlung:
Friede nsburg in Z. f. N. IX, 75 und Z. f. Gesch. Schlesiens XXII, 1888. Ein —
> Verzeichnis der berühmtesten Münzkabinetter in Kuropa< zu Anfang des 18. Jahrb.
im geöffneten Ritterplatz, Hamburg 1700, I. Kine erschöpfende Aufzahlung iler jetzt
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92 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
be»tohenden öffentlichen Sammlungen und der über sie vorhandenen Literatur kann
hier nicht geboten werden. Ich verweise einerseits auf die internationalen Adref«-
bücher von Onecchi, Guido numismatica universale, Mailand, 3. Aufl. 1894, 4. Aufl.
1903 (mit 6278 Adressen) und S e e g s Führer durch den Sammelsport, Bd. I. B. 1904,
1 i
dazu die seit 1873 erscheinenden Ausweise über Neuerwerbungen des Kgl. Münzkabi-
netts in Z. f. X., Bd. 1 ff. —
H. Riggauer, Geschichte des Kgl. Münzkabinette in
München. Hamberg 1890; die Arbeiten von Dumersan P. 1838) und de Jonge
(Haag 1832) über die Kgl. Münzkabinette zu Paris und in den Niederlanden usw.
3. Neben römischen
und wenn es das
,
reich, im Jahre 1401 anlegen liefs, erfahren wir, dafs er nicht blofs den
Bleiabstofs einer um
1390 gefertigten Medaille auf einen Carrara als Herrn
von Padua, sondern auch fünf in Gold gegossene, ziselierte mit Edel-
steinen und Perlen reichbesetzte Goldmedaillen niederländischen Ursprungs
besafs. Pfeffinger, der seine eigene Medaille durch einen italienischen
Künstler herstellen liefs, mufs schon eine beträchtliche Medaillensamm-
lung zusammengebracht haben, da sein Verzeichnis vom Jahre 1514 auf
333 Stück aus Blei und Bronze nur etwa ein Drittel romischer Münzen
anführt. Als dann im 16. Jahrh. allmählich die Liebe zur eigenen Ge-
schichte erwachte und neben den Drucken des Corpus iuris die Aus-
gaben der alten Volksrechte durch Sichard, Herold, Tilius traten,
da wandte sich die Sammellust auch den Münzen des Mittelalters zu.
Tilemannn Friese war darum in der Lage, seinen Münzspiegel (§3,3)
hu Jahre 1592 »mit Figuren der alten teutschen Müntz, so bey den Lieb-
habern der Antiquität hohes und niederes Standes vorhanden seyn, gc-
zieret« erscheinen zu lassen, die zum Teil gar nicht schlecht geraten sind.
4. Seit dem 16. Jahrh. hat das Sammeln von Münzen und Medaillen
allenthalben grofsc Fortschritte gemacht, nur hat sich dabei ein anfäng-
vorhandener Unterschied nach den Eigentümern herausgebildet.
lich nicht,
Ursprünglich gab es nur Privatsammlungen, mochten gleich einige von
Herrschern, andere von Bürgern oder Adeligen angelegt sein; die im
16. Jahrh. aufkommenden fürstlichen Kunstkammern, in welche auch
Münzen und Medaillen aufgenommen wurden, führten jedoch dazu, dafs
man die von fürstlichen Personen hinterlassenen Sammlungen nicht zer-
streute, sondern zu einem Münz- und Medaillenkabinett des fürstlichen
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§ 12. Öffentliche und Privatsammlungen. 93
Brandenburg icus selectus. B. 1690, der aber in dem 1704 erschienenen Teile Xutnis-
mata modernorum enthält. Noch heute ein durch seine Pracht auffälliges Quellenwerk
für Gepräge des Mittelalters und der neuem Zeit sind die vom Vorstand der Samm-
lungen K. Franz' I., Dural, besorgten Cataloguc des monnoies en argent du cabinet
imperial d'Autriche. W. 1756 (Neue A. 1769) und der monnaies m
or, W. 1759. Auch die
berühmten Kataloge de» British Museum, im Erscheinen seit 1873, und der Bibliutheque
Xntionale zu Paris sind vorwiegend dem Altertum, die Berliner den orientalischen
Münzen gewidmet. Münzen und münzähnliche Gebilde des Mittelalters und der neuern
Zeit behandeln die von Maurice Prou (fränkisches Reich) und Henri de la Tour
(Jetons) besorgten Abteilungen des Pariser Katalogs sowie das Verzeichnis der nieder-
landischen Gedenkpfennige im Kgl. Kabinett zu Haag.
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94 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Ihn Jose Garcia de la Tm-re. Madrid 1852. — Catalogue de monnaies et medailles po-
l»nai*es de S. A. le l'rinee Guill. Rad zi will. Neue Ausg. durch Trachsel, Berlin 1869.
Desgleichen: Du comte Üntten-Czapzki. 4 Bde. P. u. St. Petersburg 1871—1891.
Viel gröfser, ja in neuerer Zeit schwor übersehbar, ist die Zahl von Sammlungs-
verzeichnissen ,die teils zu freihändigem Verkauf, teils als Grundlage für eine
Versteigerung veröffentlicht und neuerlich auch mit Abbildungen von Seltenheiten
reich ausgestattet werden. Schon vom Jahre 1715 hat sich das Verzeichnis einer zu
Gotha versteigerten Münzsammlung erhalten (B. Mzbl. Xr. 141, Sp. 1271); unter den
spateren aus dem 18. Jahrb., die bei l.i peius II, 117 IT. unter dem Schlagwort »Ver-
zeichnis« nachgesehen werden wolle, hebe ich nur jenes »der auserlesenen und höchst-
uusehnlichen Talersammlung des zu Halle verstorbenen Hofrats David Samuel von
Madai« hervor, die 17S8 durch den Makler Pierre Texier zu Hamburg verkauft wurde,
weil diese Sammlung dio Grundinge für das bekannte Madaische Talcrkabinett war.
Aus ähnlichen Gründon und wegen der sorgfaltigen Beschreibung der Stücke hat auch
der von den Gebrüdern Erbstein bearbeitete Katalog des Ritters von Schulthefs-
R e c h be r g s c h e n Münz- und Medaillonsammlung, Verfassers eines bekannten »Taler-
kabinetts« 2 Bde., Dresden 1868 — 1869) bleibenden Wert, zumal die 2. Abteilung,
welche das unvollendet gebliebene Werk von Schulthefs bis zu einem gewissen Grade
ergänzt. Aus der urofsen Zahl der übrigen Auktionsvcrzeichnisso hebe ich mit wenig
Ausnahmen nur deutsche, und zwar solche hervor, die noch heute für den Summier
mehr oder minder wertvoll sind. Ich ordne sie nach den Namen der vormaligen Eigen-
tümer, füge in Klammern deren Wohnsitz und seit 1S74 auch den Münzhändler bei,
der die Versteigerung leitete. Dnblottenverzeichnisse öffentlicher Sammlungen und die
von Munzhimdlern aus ihren Lagervorräten zu Zwecken der Versteigerung oder frei-
händigen Verkaufs zusammengestellten Verzeichnisse bleiben folgerichtig an dieser
Stelle unberücksichtigt Ich beginne mit allgemeinen Sammlungen des Mittelalters und
der neueren Zeit
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§ 12. Kataloge von öffentlichen und Privatsainmlungen.
Fonrobert Jul. (Berlin), B. 1877, durch Adolf Weyl; Farina Karl (Köln), F. 1893,
durch Ad. Hefa; Kil lisch von Horn, F. 1904 durch Hers.
Städtern ü n zen Warn ecke Friedr. (Berlin M. 1889 Helbing. Übersee-
:
1
ische Münzen: Fonrobert Jul. (Berlin), 4 Abteilungen. B. 1878, durch Ad. Weyl.
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96 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Die französischen Sammlungen gelangten vor allem durch die auch als Mün»-
bekannten Pariser Münzhändler H. Hoffmann, Rollin ot Feuar-
uchriftsteller vorteilhaft
dent und Raymond Serrure zum Verkauf. Die Versteigerung italienischer Sammlungen
pflegt durch die Impresa di Vendite Giulio Sambon, jene der niederländischen durch
J. Schulman, auch durch G. Tb. Bom & Zoon in Amsterdam zu geschehen. 105 eng-
lische Kataloge von 1775—1881 verzeichnet Catalogue of the library of the American
. .
je nach der Begrenzung, die für die Anlage der Sammlung mafsgebend
ist, sehr mannigfach, bald umfassender, bald enger eingerichtet sein, doch
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g 12. Einteilung und Anordnung der Sammlungon nach ihrem Inhalt. 97
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98 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
steht, obgleich Grote schon 1871 in seinen Münzstudien (VII, S. 335 bis
350) den Entwurf einer wissenschaftlichen Aufstellung der italienischen
Münzen veröffentlicht hat.
Für die Anordnung innerhalb kleiner Unterabteilungen der Samm-
lung ist jedoch die alphabetische Reihenfolge oft schwer zu entbehren.
ß)Ein anderer Einteilungsgrund kann im Stande und Range des
Münzherrn gefunden werden. Dergleichen Aufstellungen waren lange
sehr beliebt; man trennte die Gepräge dor geistlichen Münzherren von
jenen der weltlichen und beide von den Münzen der Städte und zer-
legte jede dieser Abteilungen noch in Gruppen, die man nach dem
Range der Münzherren oder nach dem Alphabete ordnete, als Päpste,
Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe usw. einerseits und Kaiser, Könige, Kur-
fürsten usw. anderseits. Eine solche Einteilung, verbunden mit alpha-
betischer Anordnung innerhalb einer gröfseren Gruppe, bildet z. B. das
System von Appels verbreitetem: »Repcrtorium der Münzkunde des
Mittelalters und der neueren Zeih (W. 1820-1829), das zuerst Gepräge geist-
licher Fürsten, dann solche von Kaiser und Königen, im dritten Teil
Gepräge der weltlichen Fürsten und Herren und im vierten und letzten
jene der Republiken und Städte und Orte behandelt.
Auf ähnlichen Grundsätzen beruht auch das Lilienthal- Madais che
System, das noch seine Anhänger hat. Es stellt die Gepräge der Kaiser,
Könige und Kurfürsten voraus, schiebt dann jene der geistlichen Fürsten
ein, läfst darauf die Gepräge der weltlichen Fürsten und Grafen, Frei-
herren, der Städte usw. folgen, berücksichtigt aber nebenbei die geo-
graphische Lage der Münzgebiete bis zu einem gewissen Grade. Es ist
jedenfalls bemerkenswert, dafs Hermann Grote seinerzeit (Bl. f. Mkde.
III, 75, 1837) dieses System mit gewissen Verbesserungen als das geeig-
netste zur Anordnung grofser, allgemeiner Sammlungen bezeichnet hat.
innerlich begründet, durchaus bewährt; man braucht also nur den ein-
mal befundenen Grundsatz der Absonderung nach Zeiträumen
als richtig
bei den Geprägen des Mittelalters, der neuen und neuesten Zeit wieder-
holt anzuwenden, um zu einer wissenschaftlich brauchbaren Aufteilung
zu gelangen. Nur hüte man sich vor steifen Zeitgrenzen, sondern wähle
dabei lieber solche, die einen gewissen Spielraum zulassen, weil die für
die Münzkunde entscheidenden Umstände keineswegs überall aufs Jahr
zusammentreffen.
Borgmann Darlegung mehrerer bisheriger Systeme für Anordnung von
J. v.,
Sammlungen und moderner Münzen und Medaillen. Denkschriften
mittelalterlicher
d. k. Akad. d. Wissensch. Wien, Bd. XIV (1865), S. 245. —
Ein Beispiel des hier
empfohlenen und dann in Partikularsammlungen oft angewandten SystemB bietet das
vom Konservatorium des Kgl. Bayer. Münzkabinetts herausgegebene Werk: Die Me-
daillen und Münzen des Gesamthauses Wittelsbach. M. 1901. —
Grote H., Bl. III
(1837), S. 76, 150. —
Über die Anordnungsweise von Sammlungen neuerer Münzen s.
Münzstudien VII, S. 241 —378, dazu seine zerstreuten Bemerkungen über ein Corpu»
numorum in dem von ihm als Korrespondenzblatt des Münzforschervereins heraus-
gegebenen Numism. Anzeiger III, IV (H. 1873-1874) und in den Bl. f. Mzfr., Bd. III,
Nr. 33 ff. bis 50 (1873—1876). Leitzmann .1., Abrifs der gesamten Münzkunde. Erfurt
1828; Mader, Beitr. U, 24: Über die Gronzen und Anordnung einer Sammlung von
Münzen des Mittelalters. — Fawlowski A. v., Über wissenschaftliche Klassifikation
der mittelalterlichen und modernen Münzen. W. N. Z. XIV, 206. Stückelberg —
191 ff.
—
Thomson, Katalog s. Sammlung 1866 1876, dazu die Bemerkungen Dannen-
bergs in Z. f. N. II, 376. —
Grote. Münzstudien VIT; Engel-So rrure, Tratte MA. mit
den Bemerkungen Dannenbergs in Z. f. N. XIX, 294, in welchen der von Mader
und Grote aufgestellte Grundsatz verfochten wird, dafB jede geographische Anordnung
geschichtlicher Denkmäler der gleichzeitigen historischen Geographie entsprechen
müsse.
Über die Grundsätze, nach welchen die Auswahl der zur Ausstellung bestimmten
Stücke aus dem k. k. Münz- und Antikenkabinett in Wien vorgenommen wurde vgl.
Kenner in W. N. Z. XXD3, 297 ff. — Menadier J., Die Neuordnung der mittelalter-
lich-neuzeitlichen Münzen im Kgl. Münzkabinett zu Berlin, B. Bl. 1902, Nr. 2, 3. —
Die von Grote Absonderung der Medaillen und anderer Stücke, die mit
geforderte
Münzen lediglich die Prägung gemein haben, welche Menadier seiner Neuordnung
des Kgl. Münzkabinetts zugrunde legt, wurde von mir schon vor einem Jahrzehnt in
der Sammlung des Landesmuseums >Joanneum> in Graz rücksichtlich der steiermärki-
schen Gepräge durchgeführt.
Muster zur Anordnung einer Uni Versalsammlung nach den zuerst
8.
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100 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde
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§ 12. Erprobte Sätze für die Aufstellung von Münzsammlungen. 101
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102 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
1. Ein Sammler, welcher seine Münzen nicht wie ein Geizhals tot
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§ 13. Behelfe zur Reinigung und Aufbewahrung der Münzen. 103
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104 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
und gelassen und erst nach Mafsgabe, als der Platz für Münzen
Stelle
benötigt wird, entfernt; man kann daher, da in jedes Feld nur ein Stück
gelegt wird, mit einem Blick überschauen, ob alles, was vorhanden sein
soll, auch da ist, oder ob Stücke fehlen. Die Laden, am besten auf
Nut und Feder gerichtet, werden für das Berliner Kabinett aus starkem
Eisenblech hergestellt, da sich Holz gerne wirft, namentlich wenn die
Leisten der Fächer aufgeleimt wurden. Schausammlungen werden am
zweckmäfsigsten in Pulttischen oder Kasten auf etwas geneigter Fläche
unter Glasdecke ausgestellt. Viel kostspieliger sind Einrichtungen, bei
welchen die Münzen zwischen zwei Glasplatten eingeschlossen werden; sie
gewähren indessen den Vorteil, dafs man beide Seiten des Gepräges be-
trachten kann, ohne das Stück aus dem Verschlufs nehmen zu müssen.
Münzschränke Schübler Jos. Jak.: Nützliche Vorstellung, wie man auf eine
:
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§ 13. Einrichtung von Schau Sammlungen, Münzraesser, Hilfswerke, Münzbandel. 10ö
Munt en Penningkunde I. Amsterdam 1893, Taf. III. — Taschen presse zur Herstellung
von Münzabdrücken. Bl. f. Mzfr. 1899, Nr. 4, 5. Beschreibzettel, Zählkarten einige
Muster, b. Num. -sphrag. An*. 1871, S. HB; 1872, S.B; 1878, 8.3. — Hilffjbibliothek. s.
die Verzeichnisse von Bibliographien § 3, S. 11 und die Literatur zu § 9, Absatz 6 ff.,
ferner Stückelberg 219 ff. und Uberhaupt die Literaturangaben in den § 1, S. 4 ge-
nannten Handbüchern.
steht dem gegenüber, dafs Sammlungen nun in kurzer Zeit bis zu einem
Grade der Vollständigkeit gebracht werden können, der sich früher selbst
bei einer durch Jahrzehnte fortgesetzten Tätigkeit nicht erreichen liefs.
Den raschesten Wuchs durch Ankauf ganzer Sammlungen zeigt das Kgl. Münz-
kabinett zu Berlin, das Ende des 18. Jahrh. wenig über B700 Stück, i. J. 1880 jedoch
schon über 200000 Stück zahlte. Erworben wurden für die Abteilung der Griechen-
münzen die Sammlungen Rauch (4000\ Fox (11500), Pr okesch-Osten (10916)
und im Jahre 1900 ImhoofBlumer (22040 Stück) füre Mittelalter und die neuere Zeit
die Sammlungen Dannenberg 3000), Grote (10000) und Fi ke n tsc he r (15000,
darunter mehr als 6000 burggrafliche und markgrafliche der Hohenzollern), Orientalen,
Guthrie (15263 Stück), Privatmcdaillen, Rudolphi 9344 Stück, die an Seltenheiten
aller Art reiche Benoni-Friedländersche Sammlung (17 000 Stück) usw. Vgl.
Zur Geschichte der Kgl. Museen in Berlin, Festschrift 1880, B. Mzbl. Nr. 241. Me-
nadier, Deutsche Münzen IV, Einleitung.
5. Die erwähnte Entwicklung des Münzhandels hat neben den all-
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10G Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
jetzt billiger zu haben als früher, ja es gibt nicht wenige Stücke, die
man einem Münzhändler wohlfeiler kaufen wird als von einem Eigen-
bei
tümer, der keine Münzkenntnisse hat. Viel entscheidet übrigens auf
diesem Gebiet die Mode, die z. B. jetzt Gold hinter Silber zurücksetzt. Ein
einziger zahlungskräftiger Sammler, der sich einem bestimmten Sainmel-
gebiete zuwondet, kann Anlafs sein, dafs die einschlägigen Münzen rasch
über den Wert, der ihnen etwa mit Rücksicht ihrer Seltenheit zukommen
würde, im Preise weit hinaufschnellen. Ist dies einmal geschehen, so
können sich die Preise auf dieser Höhe durch einige Zeit behaupten,
selbst wenn jener Sammler inzwischen seine Liebhaberei geändert und
keine Nachfolger gefunden haben sollte.
Münzhandol: Stückelberg 224 ff. — Bl. f. Mzfr. Nr. 80. Münzpreise.
Leitzmann, X. Z. 1837, 72; 1838, 14 von einst und jetzt (Vergleichung der Preise
von 1828 und 1869) a. a. 0. 1870, 6.— Was das teuerste und was das billigst«
ist ist
Sammeln? a. a. O. 1870, S. 34 und 116 — Der höchste Preis für eine Münze (15400 M.\
s. Num.-Bphrag. Anzeiger 1897, Nr. 1 — L 325 for a Gold-Penny (König Heinrichs III.)
F. Mzztg. 1903, Nr. 29, S. 446, dazu Nr. 32, S.486: Proise wertvoller englischor Münzen.
— Vgl. auch Bl. f. Mzfr. 1885, Nr. 58, 59; 1887, Nr. 142, 146; dazu die lebendige Schil-
derung Dannenbergs der Münzpreise und Sammlerverhältnisse zu Berlin seit 1840
in der Denkschrift zur Feier des 60jahrigen Bestehens der Numismat. Gesellschaft zu
Im grofBen ganzen sind die Preise von Münzen
Berlin (Berl. Mzbl. 1900, Nr. 23/24).
und andern Geprägen namentlich für Seltenheiten aus älterer Zeit von schöner Er-
,
haltung und künstlerischem Wert ungemein gestiegen. Der Betrag von 200 M., der
bei Versteigerung der an Seltenheiten überreichen Sammlung Welzl von Wellen-
heims (Wien 1845, über 28000 Stück) meinen Wissens nur vom Keutschachtaler erreicht,
richtiger gesagt, sogar etwas überschritten wurde, ist heutzutage gar nicht selten. Er
wurde z. B. bei der im Jänner 1902 durch L. und L. Hamburger in Frankfurt a. M.
geleiteten Versteigerung der ersten Abteilung der Sammlung E. Gnecchi (1884 Stück)
5 mal erreicht und 75 mal überschritten, eine zehnfache Zecchine des Papstes Kle
mens VIII. wurde hier mit 2100 M. bezahlt; in der dritten Abteilung haben zwei zehn-
fache Zecchinen der Trivulzio sogar 2890 und 3300 M. erreicht. Der schon erwähnte
Keutschachtaler, 1836 bei der Versteigerung der D c k m an nschen Sammlung mit
i
69 H., etwa 145 M. erstanden, ging 1845 bei Welzl von Wellen he im auf 100 Ü.
C. M. = 210 M., 1H6H bei Schulthefs-Rechberg auf 105 Tuler 315 M., 1902 in der =
Versteigerung Z e c r (Wien) 2350 Kronen oder rund 2000
1 1 : M
ungerechnot die Neben- ,
auslagen von 10°/O die gleichfalls vom Kaufer zu tragen sind. Aber auch neuere
i
Stücke, die man früher wenig beachtete, finden jetzt Abnehmer zu hohen Preisen
Ich erwähne den sehr seltenen Löwcntaler des Salzbnrger Erzbischofs Hieronymus
vom Jahre 1790, der 1845 bei Welzl nur 4 fl. ('. M., d. i. den doppelten Silber-
preis, erzielte, 11*02 bei Zell er um 1350 Kronen —
rund 1150 M. abging. Diesen
Preiserhöhungen steben namhafte Preiscrmftfsigungen bei vielen andern Stücken ent-
gegen. Die auf den Schlag der deniers tourmm gemünzten Pfennigo der Kreuzfahror-
staaten Achaia und Athen waren vor 60 Jabren noch sehr selten, die 15 Stück, die
Welzl besafs, brachten damals um 9 fl. mehr ein als der Keutschacher Taler. Während
jedoch dieser, wie erwähnt, im Jahre 1902 mit 2000 M. bezahlt wurde, hat der Wiener
Münzhfindler Dr. F. Walla im nämlichen Jahre in seinem gedruckten Lagerverzeichnis
obige Kreuzfahrer|ifennige, die durch Münzfunde häufig geworden sind, bei bester
Erhaltung das Stück zu 1 Krone bis 1 Krone 20 Heller, also die gleiche Sammlung um
rund 20 Kroner» - 17 M. ausgeboten. Für seltene Taler wurden übrigens schon im
18. Jahrb. mitunter hohe l*reisc bewilligt Madai, der Verfasser des bekannten Taler-
kubinetts soll (nach dem Vorbericht des Auktionsverzeichnisses meiner Sammlung, S. 4)
für gute Taler nicht selten 10—60, ja 100 und mehr Taler bezahlt hüben
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§ 13. Mttnzpreiae, Auktionslisten, dio »Kippe <, Lagerverzeichnisse usw. 107
Jahrgg. F. 1885. — Forrer R. und Fischer II-, Adrefsbuch der Museou, Bibliothe-
ken, Sammler und Antiquare. Strafsburg 1897. Brauchbarer ist: Gnecchi E. und F.,
Guido, numisHHitica universale. Mailand 1886 mit 2322 Adressen, 4. Aull. 1903 mit
6278 Adressen. —Seeligs Führer durch den Sammelsport. Internationales Adrefs-
buch der Antiquitäten-, Münzeammler und -Handler. B. 1903.
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108 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
besser der Kauf einzelner Münzen, weil dabei der Erwerb von Doppel-
stücken vermieden werden kann, die eine unerwünschte Belastung der
Sammlung bilden, wenn ihre Zahl allzusehr anwächst.
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§ 13. Numismatische Gesellschaften und Kongresse. § 14. Münzfunde. 109
Über den Ausbau des Kgl. Münzkabinetts zu Berlin durch Ankauf ganzer Samm-
lungen s. oben 3 13 Anm. zu Absatz 4 und Salle ts Nekrolog auf Jul. Friedländer
in Z f. N XII, 118. —
Ankauf der Sammlung Marignoli (32000 italienische Münzen)
durch den König von Italien als Grundlage eines corpus numorum ItcUiae und der
grofsen Sammlung Randi (26000 Stück) durch den Papst: R. N. IV, t. 5; 275, 405
(1901). — B. Mzbl. 1901, Nr. 245.
Anderer Art sind die Vorteile, die für eine Sammlung mit dem
2.
Th. Stenzel, Zur Einigung Uber die Grundsatze bei Beschreibungen von Münz-
funden aus dem Mittelalter. : Vortrag auf dem 1. deutschen Münzforschertag zu Leip-
zig 1880;. W. N. Z. XII, 50; Iii. f. Mzfr. Nr. 85, 86, Sp. 735. — Grote, Bl. II, 259,
III 14, 92, 93; Koehne —
Meine Abhandlung: z. Chronologie der Wiener
M. VI, 399.
Pfennige in Bd. 140 der der Wiener Akademie und mein Vortrag auf dem Hiwto-
S. B.
rikerkongrefs zu Rom 1903: Sul metodo da osservarr nella descrizione dei ripostigli di
mottete del medio evn per trarne il maggior profitto seientifico. Abhandlung 15 in Band VI
der Akten des Kongresses, S 129 ff. —
Müsset G., Trouvaillcs des monnaies faitcs en
France, Annuaire III, 370. Kirmis, Chemische Winke f. Numismatiker, B. 1894,
2. A., S. 11. Gesetzliche Bestimmungen über Münzfundo: in Preufson: Bardt F.,
Cl)er den Erwerb von Münzfunden. B. Mzbl. Nr. 14, 15 (1881); in Frankreich — :
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110 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Blanchet A., Lea trfaora de* monnaiea romaima et lea invasions germaniques
en Gaule. P. 1900. Vgl R. N. IV« serie t. 4, S. 494 —
W. X. Z. XXXII 276 -
Stöckelberg 224 ff. — Prof. Brunsmid in Agram hat aus dem Umstand, dafs er in
den vielen altkroatiHchen Gräbern, die er untersuchte, nur ungarische Münzen der
—
Könige Stephan I. bis Bela I. (1000 1063) als Grabbeigaben antraf, den begründeten
Schlufs gezogen, dafs die nationalen Kroatenkönige, die im Jahre 1088 ausstarben, nicht
gemünzt haben. Tjexnik der kroatischen archäologischen Gesellschaft, Agram 1903.
Posen: Z. f. X. XV, 297; Funde von Peisterwitz in Schlesien und Kinno, Prov. Posen:
Menadier in Z. f. X. XV, 114 ff., XXIII, 95. —
Bahrfcldt E., Der Hacksilberfund
von Gralow. B. 1896. — Der Hacksilberfund von Aloxanderhof. Prenzlau 1902. —
Desgleichen von der Leissower Mühle bei Göritz 1895. Z. f.N. XIX, Anh. 35.
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§ 14. Verschiedene Beschaffenheit der Münzfunde, Schlüsse daraus. \\\
/Y iä r /
Flg. 73. Aus dem Hacksllberfund von Kinno, um dai Jnhr 1020 vergTaben.
6. Um
zu den gedachten Ergebnissen zu gelangen, mufs man zu-
nächst trachten, über die Beschaffenheit des vorliegenden Fundes ins
Reine zu kommen, was nicht schwer fällt, soferne der Münzschatz noch
unberührt ist, und verläfsliche Nachrichten über die Umstände der Auf-
findung vorliegen. Aus einem Massenfund mit lokalem Charakter wird
man beispielsweise mit grofser Sicherheit auf die Münzzustände schliefsen
können, die zur Zeit der Borgung in der nächsten Umgebung des Fund-
ortes geherrscht haben. Man wird daher selbst schriftlose Münzen solcher
Münzfunde bestimmten Münzstätten und Münzherren mit Grund zuweisen
und Gepräge, die in ihrer Mehrzahl wohlerhaltene Stücke aufweisen, als
die i neuen Pfenninge«, das ist Geld von damals, ansehen dürfen. Ahn
liehe Schlüsse werden bei Mischfunden oft gar nicht, andere Male nur
mit grofsen Einschränkungen zulässig sein; wohl aber können wir aus
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112 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
in der Vergangenheit; so können wir wohl auch aus ihnen ersehen, von
welchen Ländern aus Aktivhandel betrieben wurde. Die Masserif unde
arabischer Dirhems an der Küste der Ostsee, der angelsächsischen Münzen
in Skandinavien, deutscher Münzen in Polen und Rufsland, von Frie-
sacher- (13. Jahrh.) und Wiener Pfennigen (13.
- —
14. Jahrh.) in Ungarn
finden dadurch ihre Erklärung.
Brock P., »Vermutliche Zeugnisse von wendischen Einfallen in Dänemark
(Z. f. N. I), beklagt, dafs man sich bei Fundbeschreibungen auf die Ähnlichkeiten und
Unähnlichkeiten von Funden beschränke, und so nur ein spezifisch numismatisches
Ergebnis daraus abgeleitet habe, ohne Gruppen auszusondern, »in Beziehung auf welche
man dazu berechtigt sein könnte, den Grund ihrer Vorgrabung in einem bestimmten
historischen Faktum zu suchen.« Gegen dergleichen numismatische Phantastereien
wandte sich scharf Bergs üe (a. a. O. II, 258), der nur Gewicht, Lötigkeit, Typen,
Umschrift, fehlende Stücke u. dgl. als Mittel zur Bestimmung der Vergrabungszeit eines
Fundes gelten lassen will.
Auf die Bedeutung, ja Unentbehrlichkeit der Münzkunde für die Handelsge-
schichtc wies Menadier hin bei Besprechung von Jastrows Schrift über Welt-
handelsstrafsen. Sitzg. der Berl. num GeB. am 4. Juli 1887. Z. f. N. XV, Anh. 31 ff.
— v. Zambaur, Orientalische Münzen in Nord- und Osteuropa. W. N. M. V, S. 367 ff.
Turno8enfunde in Oberfranken erwähnt G e bert, Numismat. Mitteilg Nr. 67 (Okt. 1902).
Vgl. auch R. N. IV, t. 6 (1902), S. XXXIII. Dann die Abführungen von R. Serruro
in seiner Arbeit über Imitation des types monitaires flammaruls au mayen~äge, Br. 1895»,
und meinen Akademievortrag (W. 1893) über die Handelspolitik der osterr. Herrscher
im M.-A., S. 6 und Anm. 12.
Reihe das Jahr sein, in welchem die Bergung des Fundes allerfrühestens
erfolgt sein kann, aber nicht erfolgt sein mufs. Es wird also der Er-
wägung noch anderer Umstände überlassen, ob und um wie viele Jahre
die Vergrabungszeit nach unten vorzurücken sei. Man sieht, diese Zeit-
grenze wird selten scharf zu ziehen sein, und Irrungen können leicht
vorkommen. Annähernd kann die Zeitbestimmung auch durch sog.
Leitmünzen erfolgen. Ähnlich wie der Geologe das Alter der Erd-
ablagerungen nach dem Vorhandensein oder Fehlen gewisser Schaltiere
beurteilt, so kann der Münzforsclior aus dem Auftreten oder Fehlen
gewisser Gepräge mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf den Zeitpunkt
der Vergrabung von Münzschätzen schliefsen. Zu Leitmünzen eignen
sich Gepräge, deren Entstehungszeit sichergestellt ist und die einst eine
grofse Verbreitung hatten, daher in Funden einer gewissen Zeit und
Gegend vermutet werden dürfen.
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§ 14. Ermittelung dos Alters von Münzschtttzen durch > Leitmünzen« usw. H3
Über >lveitmünzen« b. meine Chronologie der Wiener Pfennige, Abschnitt 24 ff.
Aus dem Fehlen gewisser Gepräge Schlüsse auf die Vergrabungszeit des MünzBchatzes
zu ziehen, liebte namentlich Tho innen. Vgl. dessen Beschreibungen des Oster-
Larskjer und des Munkcgarder Fundes in Koehne. B. Bl. II, 51 III, 31 ff. ;
zu 1,79 g von Karl dem Kahlen von 1,70— 1,93, sogar von 2,03 g
Schwere. Bei den kleineren Silbermünzen des späteren Mittelalters, die
von Haus aus al marco, d. h. nach einem Durchschnittsgewicht aus-
gebracht wurden, wird natürlich dies das wichtigere sein.
Vgl. meinen Vortrag auf dem internationalen Historikerkongrefs zu Horn 1903.
— Engel Serrure, Traitr M.-A. I, S. LXXVIU, § VIII. —
Gegen M. Pron, der
Karl d. Gr. dio Einführung eine» schwereren Münzgewichts von etwa 491,179 g zu-
schreibt (Catalogue des monnaies carolingiennea de la BibliotMque Nationale). P. 1896.
Introduction S. XLII ff., wendet Hilliger in der Iiistor. Viertel jahrsschrift 1903, S. 4&8
ein, dafs das herrschende Pfund im Karolingerreich das alte Römerpfund geblieben soi,
wohl aber habe Karl d. Gr. in der zweiten Hälfte seiner Regierung eine schwerere
Münze geschlagen und damit in der Währung an dio Stelle des Gewichtspfunde« ein
schwereres Zählpfund gesetzt. Vgl. auch Bl. f. Mzfr. 1904, Nr. 1.
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114 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Peisterwitz entnahm und einzeln wog, um sich zu überzeugen, wie weit man sich
—
auf Einzelgewichte verlassen könne, schwanken von 0,95 1,95 g. Z. f. X. XV, 115
Anm. Dazu die Bemerkungen Samwers über Münzwitgungen und Durchschnitts-
gewicht in W. N. Z. XV, 72, 73 und daraus abgedruckt im Xura.-sphrag. Anzeiger.
H. 1883, Xr. 11, S. 99
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§ 14. Die Bearbeitung von Münrfunden. § 15. Da« BeHtimmen von Münzen. 1 15
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116 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Anders stellt sich die Sache für jemand, der Übung oder angeborenen
Scharfsinn hat. Ein solcher wird in den meisten Fällen sofort eine
mehr oder minder klare Vorstellung haben, wohin das fragliche Stück
nach Zeit und Ort zu verlegen sein könnte, und danach seine weiteren
Untersuchungen einrichten.
2. Zu den teils angeborenen, teils erworbenen Fähigkeiten, welche
hört vor allein der Blick für den Stil und die » Machex oder »Fabrik*
der Münze, d. h. die Fälligkeit, aus mancherlei oft schwer beschreib-
lichen Eigentümlichkeiten, die das Stück in seiner äufseren Erscheinung
zeigt, den Scblufs auf dessen wahrscheinliche Herkunft zu ziehen. Ge-
ringfügige Abweichungen in der Zeichnung des Münzbildes, die freiere
oder gezwungene Wiedergabe desselben durch den Stempelschneider,
Gestalt, Dicke und Gröfse des Schrötlings, die Farbe des Metalls, das
Gewicht usw. können entscheiden, ob wir es z. B. mit einem Urstück
oder einer späteren, sei es heimischen oder auswärtigen Nachbildung
desselben zu tun haben, ob die Münze dem Mittelalter oder der neueren
Zeit, dem Norden oder dem Süden angehört usw. Wie wichtig die Fest-
stellung dieser Umstände ist, ergibt sich daraus, dafs schon die Fest-
stellung der Tatsache, dafs ein gewifses Stück die Nachbildung eines
andern ist, wichtige Fingerzeige für die weitere Forschung gibt. Sie
erleichtert die Altersbestimmung, da die Nachahmung notwendigerweise
jünger soin mufs, als das Urbild, anderseits liegt aber auch in der
Tatsache der Nachahmung eines fremden Gepräges das Eingeständnis,
dafs die vorbildliche Münze seinerzeit die wirtschaftlich bedeutendere
war, entwoder weil sie an sich einem mächtigeren Münzherrn angehörte
oder weil sie sich in einer bestimmten Gegend schon ein festes Absatz-
gebiet errungen hatte, das ihr durch die Nachahmung nun zum Teil
entzogen werden sollte. (Vgl. z. B. Fig. 32 a und b auf S. 50). Wem —
dieser Blick fehlt, der wird nach den kräftigeren Anhaltspunkten greifen
müssen, die durch Aufschriften, Wappen, typische Münzbilder u. dgl.
gegebon sind, der wird aber auch ratlos sein, wo diese versagen, d. h.
er wird wohl sog. redende Münzen, nicht aber .stumme Gepräge be-
stimmen können.
Dannenberg, Italienische und französische Denare deutscher Fabrik. Z. f. N.
XIV, 240.
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§ 15. Das Bestimmen nach der > Mache <, Hilfswerke, Münzbeschreibung. H7
Münzbeschreibungen und Abbildungen. Letztere sind für die Bestimmung
von Münzen von gröfserer Wichtigkeit, wenn und wo es auf das oben
erwähnte Stilgefühl vor allem ankommt, da in solchen Fällen selbst die
genaueste Beschreibung nicht ausreicht, um alle Zweifel auszuschliefsen.
Daher sind namentlich die Sammler von Mittolaltcrmünzen auf Tafel-
werke angewiesen, während man solcher für die Gepräge der neueren
Zeit weit weniger bedarf.
Vgl. die § 9 Abs. 8 genannten Hilfswerke zur Auflösung von Abkürzungen, von
welchen namentlich Rentzmanns Numismatisches Legendenlexikon, B. 1881, durch
seine Verzeichnisse der Münzherren, der auf Münzen genannten Heiligen, Ergänzung
der auf Münzen vorkommenden Titel und Abkürzungen usw. beim Bestimmen sehr
gute Dienste leistet.
M Unzlexika: do Amaral B. de Toro, Joai, Diccionario de numismatica
Portugueza. Porto 1872 ff. — Basinghen A. de. Traite des monnoies. en forme de
.
Minden 1854; Garns P., Series episenporum ecclesiae catholicae. Regenaburg 1893 und
Suppl. M. 1879. — Eubel C, Hierarchie catholica medii aevi. Münster 1898—1901.
2 Bände.
male ein Bild der Münze in Worten zu liefern. Es soll sich daher auf
Angaben über das Metall, die Gröfse. das Gewicht und den Erhaltungs-
zustand des Stückes erstrecken, das Münzbild schildern, dio Münz-
aufschriften möglichst genau wiedergeben und auch den Namen der
Münze anführen. Erwünscht sind ferner Mitteilungen über die Herkunft
des beschriebenen Stückes durch Nennung der Sammlung oder des
Fundes, aus der es erworben wurde, über den Preis der dafür gezahlt
wurde, Feingehaltsbestimmungeu, Nachweise über den Stempelschneider
und die etwa vorhandene Literatur. Von geringerer Bedeutung sind die
Seltenheitsbezeichnungen. Wiewohl manche Sammler gerade darauf Ge-
wicht legen und durch Beifügung solcher den numismatischen Wert der
Sammlung zu heben wähnen, sind doch die Seltenheitsgrade meistens
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118 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
ein subjektives Urteil des Besitzers, das über Nacht durch Auftauchen
gleicher Stücke auf dem Münzmarkte umgestofsen werden
kann. Man
mng in Fällen, in welchen es gerechtfertigt ist, ein »selten«, isehr selten«,
»einziges Stück« u. dgl. der Beschreibung bei-
setzen, allein die Abstufung der Seltenheit
nach vier,acht oder noch mehr Graden ist
immer etwas willkürlich und darum Spielerei.
Stückelberg 209 ff. — Looa, Die Kunst,
falsche Münzen zu erkennen. B. 1828, 8. 200 ff. —
Bezeichnung der Erhaltungsgrade durch C 1 —
C* oder
E1
—E\ Num.sprag. Anz. 1875, Nr. 1, 3. —
Zu ver-
meiden ist das in Münzhündlcrkreisen gänge Wort-
ungetüm >Unicat« zur Bezeichnung eines wirklichen
oder vermeintlichen Unikum.
Googl
§ 16. Anwendung von Siglen ; Fachausdrücke, »rechts« und >links.« H9
8mid und anderen in ihren Abhandlungen über römische Münzen des späteren Kaiser
reichs. W. N. Z. XXIV, XXXII, XXXV usw. Auch Conte Papadopoli bedient sich
schematiacher Bilder zur Bezeichnung von Stempelverschiedenheiten und Beizeichen
auf Venezianer Münzen.
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120 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
86, Sp. 734; W. N. Z. XII, 500. Dazu auch die treffenden Bemerkungen von Ernst,
W. >*. M. V (1901), Nr. 212, S. 161. Dagegen sind für Anwendung dieser Ausdrücke in
natürlichem, also subjektivem Sinn, Friedlander in Z. f. N. IV, 189, Dannen-
berg, Die detitschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiscrr.eit I, Vorwort,
S. XVI; Friedensburg in Z. f. X. IX, 306 usw.
Die Ausdrücke Avers und Revore (Kürzung >R«) zur Bezeichnung beider Münz-
seiten verwendot bereite der Katalog der Gothaer Versteigerung vom Jahre 1715. Tber
diese Ausdrücke: Num. snhrag. Anz. 1870, Nr. 5, S. 34; 1875, Nr. 7,8, S. 56; Bl. f.
Mzfr. Nr. 67, 75, Sp. 553, 633. Gegen die Verdeutschung mit »Vorder-« und > Rück-
seite« wendet sich Paul Joseph, F. Mztg. 1901, Nr. 11, S. 63; er zieht »Haupt « und
»Kehrseite« als richtiger vor. —
Michaelis, Über Rechtechreibung auf deutschen
Münzen. B. 1873.
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§ 15. Münzbeschreibung: sprachliche Hilten, Abbildungen ; Abdrücke. 121
Ambrosoli, Relazione sul tema intorno all'uso delle lingue nnzionali negli ficritti
di numismatiea, .Mailand 1903, vorgetragen auf dem internationalen Historikerkongrefs
zu Rom (April 1903) empfiehlt Rückkehr zum Lateinischen, mindestens für Beschrei-
bungen von Gepragen des Altertums. —
Derselbe, Vocabolarietto pei numismatici in
nette lingue. Mailand 1897 (Manuali Hoepli Nr. 242); den in dänischer Spracho ver-
öffentlichten numismatischen Werken wird zuweilen, wie bei Hauberg, Myntforhold
.. * Danmark indtil 1146, Kopenhagen 1900, ein Auszug des wesentlichen Inhalts in
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122 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
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§ 15. MünzvorzeichniBBO. § 16. Falsche und unechte Münzen. 123
4. Von
der Kreditmünze wurde bereits § 4, 3 in Kürze gehandelt
und wird noch § 19, 4 die Rede sein. Sie ist heutzutage für die Zwecke
des Kleinverkohrs unentbehrlich und volkswirtschaftlich zu rechtfertigen,
solange sich ihr Umlauf in gewissen Grenzen hält; sie wird jedoch ge-
fährlich, sowie sie überhandnimmt, weil sie dann die gute Münze aus
dem Verkehr verdrängt, und geradezu verderblich, wenn sie durch ihre
äufsere Erscheinung über ihr Wesen täuscht oder gar von vornherein
auf Irreführung der Empfänger berechnet ist. Dergleichen ist früher
nicht so selten vorgekommen. In Zeiten finanzieller Bedrängnis ist
Kreditmünze oft unter Beibehaltung des früheren Gepräges in grofsen
Mengen ausgegeben worden; Zahlungen an den Gegner in solcher statt
in guter Münze zu leisten, mochte selbst als erlaubte Kriegslist betrachtet
werden. Beispiele liefern uns die sog. gefütterten Münzen (ntimi mbaerati)
im alten Rom, die nur zum Teile Falschmünzererzeugnisse sind, ferner
so manche Gepräge aus derKipperzeit.
Rahrfcidt M., Die gefütterten Münzen aus der
Zeit der römischen Republik.
W X. Z. XVI, 309, XXIII, 99. — Graf
Münzverfälschung im Altertum. W. X. Z.
Julius,
XXXV, 1, 130. —
Falsche römische Bronzemünzen mit eisernem Kern. Z. f. X.
XIV, Anh. 9. Über die Technik der Münzfütterung M. Piccione, Lt•mottete suberate.
:
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§ 16. Kreditmttnzen, Beischläge, Kriegsmünzen. 125
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126 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde.
Bufse, Kenntnisse- and Betrachtung des neuen Münzwesens. L. 1796, II, 54. — Buse,
Geldkundo. 1800, I, 84. — Büsch,
Grundsätze der Münzpolitik. Hamburg 1789, 386,
417. - Bahrfeldt Zur Münzpolitik Friedrichs d. Gr. B. Mzbl. 1900, Nr. 242
E.,
weist nach, data schon Ende 1755 polnische Tympfe unter sächsischem Stempel zu
Königsberg und Breslau gemünzt wurden, die nach Polen zu schaffen waren. Nach —
einem Bericht der diplomatischen Agenten an die französische Republik vom Juli 1793
wurden in Nürnberg auf Bestellung Ton Preufsen Louisdore mit dem Bilde Kg. Lud-
wigs XVI. und den Jahreszahlen 1786 und 1787 unter Einhaltung des vorgeschriebenen
Schrot und Korns für Kriegszwecke gemünzt. R. N. IV, 3 (1899) S. XLIII ff. Dagegen
wurden 1796 französische I^ouisdors zu Birmingham gewerbsmäßig in mehreren Fa-
briken nachgefälscht, a. a. O. —
Merkwürdig ist der bei Hirsch Vin, 77 ff. abge-
druckte »Gründliche Bericht und Erläuterung nach denen Reichs-Creyfs-Fundamental-
Münzgesetzen, ob dem Veatner als Eisenschneider bey dermaligen Zeiten und Zustand
des verfallenen Münzwcsens der Gebrauch der Münzwerkor oder sog. grossen Anwurff»
zu Ausprägung der Medaillen zu gestatten seye«, der 1730 den Ständen des fränkischen
Kreises per dictaturam publicum mitgeteilt wurde. Der Antrag ging dahin, dem Vestner
das erbetene Stofswerk zu verweigern.
7. Die Falschmünzer suchen ihren betrüglichen Gewinn vornehm-
lich auf zwei Wegen zu erreichen: In dem einen Falle, den man als
Falschmünzerei im engeren Sinne bezeichnet, stellen sie falsche Münzen
aus einem minderwertigen Stoffe dar, dem sie durch Prägung mit nach-
geahmten Stempeln, durch Gufs oder durch galvanischen Niederschlag usw.
eine mehr oder minder tauschende Ähnlichkeit mit echten Stücken zu geben
suchen. Im andern Falle entziehen sie echten Stücken durch chemische
oder mechanische Prozesse auf unmerkliche Weiso möglichst viel Münz-
stoff, den sie entweder gar nicht oder in minderwertigem Metall ersetzen.
Die Anfertigung von Gold- und Silbermünzen aus einer schlechteren
Legierung, durch Plattierung eines unechten Kerns mit probehaltigem
Münzmetall, schliefslich die dünne Vergoldung oder Versilberung eines
Kerns aus Messing oder Kupfer, der Nachgufs in weifsen Metallmischungen
u. dgl. sind Beispiele häufig geübter Fälschung von Münzen. Bedenk-
licher ist für die Sicherheit des Verkehrs die Verfälschung echter Stücke.
Gegen das plumpe Befeilen und Beschneiden der Münzränder, das seiner-
zeit häufig geübt wurde, ist man heutzutage durch die Gestalt der Münzen
ziemlich geschützt. Bedrohlicher ist die Erfahrung, dafs man einem
Goldstück durch Einlegen in Königswasser, ohne die Schärfe des Ge-
präges zu zerrütten in lohnender Weise Gold entziehen kann.
, Am
gefährlichsten sind jedoch mechanische Prozesse, durch welche bei tun-
licher Schonung der Oberfläche der echte Kern der Münze entfernt
werden kann, die namentlich in Amerika geübt werden. Dicke Gold-
stücke werden am Rande angebohrt und mittels sinnreicher Maschinen
ihres Inneren beraubt, oder sie werden gespalten, an den Innenseiten
befeilt und dann wieder zusammengefügt. Da in beiden Fällen der ent-
zogene Goldkern durch ein annähernd gleichschweres Metall ersetzt wird,
so bedarf es das eine Mal nur einer sorgfältigen Verlötung des Bohrloches,
das andere Mal eines dünnen Goldstreifens von entsprechender Ausstattung
zur Verdeckung des beschädigten Randes, um Stücke zu gewinnen, die
man, ohne Gefahr ertappt zu werden, wieder in Verkehr bringen kann.
Falschmünzerei: Dante, Inferno XXX, v. 73, 74, 89, 90. — Meister Adam,
der auf Befehl des Grafen von Romona Florentiner Gulden nachfälschte ei m'indussero :
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§ 16. Falschmünzerei. Unecht«, erdichtete Münzen. 127
a battere fiorini che avevan tre earatti de mondiglia also mit 3 Karat Zusatz. Eh kam
auch vor, dafs Münzmeister mit Benutzung älterer Stempel schlechtere Münze aussahen,
wie 1653 zu Bourges nachgewiesen wurde, wo bei der Revision ein Stempel vom Jahre
1648 eingespannt gefunden wurde. R. N. F. IV, 2 (1897) Prodi verbaux L. Loos, —
S. 20 ff. — Stü ekel her g 232. —
Falschmünzerei durch Zersägen von Goldstücken in
Amerika. N. Z. 1866, Nr. 13, Sp. 104. Die Einsetzung eines Kerns aus Iridium oder
einer Iridiumlegierung ist nach den Metallpreisen undenkbar, es wird doch wohl ein
Bleikern gewesen sein. Englische Souvereigns mit Platinakern wurdon in Spanien
hergestellt. Z. f. N. XIX, Anh. 10; Bl f. Mzfr. 1877, Nr. 57, Sp. 455. Münzfälschung —
durch Abätzen a. a. O., 1877, Nr. 59, Sp. 476. —
Falschmünzerwerkstättc zu Genf 1881,
Num.-sphrag. Anz. 1881, Nr. 6, S. 47. —
Les fausses piastres de Birmingham. R. X. IV,
7 (1903), 383 ff. sio wurden um 1792, teils durch Beschneiden echter Stücke, teils durch
;
KS
FiK- 77. Fig. 78. Dortmund, noldbraktent.
Erzeugnis des < Goldarbeiten Metz
Denkmünze auf Kr Kudold I. Tod (t 1291).
in Münster (vrI. Bl. f. Mzfr. Nr. 10-.»,
Heckernche« Krzeugnls.
1»82, 8p. 902).
Dukaten aus den Jahren 1853 und 1871 hergestellt worden waren. Diese
Münzen, deren Echtheit eine in Agram 1876 erschienene Schrift ver-
teidigt, sind, wie man aus den Abbildungen ersehen kann, zum Teil
Nachbildungen echter Silbermünzen, zum Teil zeigen sie neue Gepräge
von wahrhaft kindischer Erfindung. Seither sollen sogar die Prägestempel,
mit welchen sie erzeugt wurden, gefunden worden und ins Kgl. Museum
zu Belgrad gelangt sein.
Die Geriebenheit der Fälscher hat übrigens im 19. Jahrh. auch
mancherlei erdichtete Stücke auf den Markt gebracht, deren Unechtheit
nur mühsam festgestellt werden konnte, wie die schon erwähnten Münzen
der Republik Andorra und des Staates Moresnet, Fünfcentsstücke von
Hawaii vom Jahre 1881, Zehndollarstücke der Königin Liliuokalani, an-
gebliche Probemünzen von Napoleon II. und Ludwig XVII. von Frank-
reich u. dgl. mehr.
Friedensburg, Erdichtete Medaillen. B. Bl. 1903—1904, Nr. 15—27. —
Erdichtete Münzen: Koehne, B. Bl. I, 213; S.-R. d. B. num. Gesch. 1895; S. 6,
1899, 5. Juni, Z. X. XX, Anh. 6; XXII, Anh. 19. — 2 Krcs.Stücke von Moresnet und
f.
10 Centimos Stücke von Andorra, 1873 s Bl f. Mzfr. T. XV, Nr. 1 und LIX, Nr. 21,
dazu Nr. 16 (1868), Nr. 42 1875), Sp 324, Nr. 80, 81, Sp. 681, 603. - Erdichtete alt
serbische Goldstücke: Ljubic S., Xa obranu pravosti siaro srb$kih zlatih novaca.
Agram 1876; W. N. Z. V, 263, VI, VII, 389: VIII, 228, 392; auch Bl. f. Mzfr. 1876,
8p. 380,432. — Erdichtete Münzen der Moldau: W N. M. III, Nr. 147, S. 27». —
Ober
5-Frankenstücke auf Mac Mahon, dann mit Finis (iermaniae usw. F. Mzztg. Nr. 24,
25, 27.— Die Gazette numvttnatiqu« enthält vom 4. Jahrgang an (Br. 1889) eine fort-
laufende Reihe Monnaies, mldaiikt et jetons moderne», contre/aits ou compleUment in-
:
CHA(n) zum Vertrieb nach Rufsland hergestellt und wurde deshalb 1684 vom Herzoge
Rudolf August zu 10000 Taler Strafe verurteilt. Num.-sphrag. Anz. 1879, Nr. 3.
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§16. Nachgearbeitete und nachgeahmte Münzen. 129
die Spuren des Stichels. Die Anfertigung eigener Prägestempel zur Er-
zeugung unechter Stücke war aber zu kostspielig, um die Herstellung
weniger Stücke lohnend zu machen, war daher vor dem 19. Jahrh.
selten; als Beispiel seien die unechten Brakteaten aus Seeländers Fabrik,
ferner die sog. Prager .Judenmedaillen genannt, die indessen in die
Klasse der erdichteten Stücke einzureihen sind. Anfang dt-s 19. Jahrh.
kamen zahlreiche, echten Münzen gut nachgebildete antike und mittel-
alterliche Gepräge in Umlauf, zu welchen der fürstlich isenburgische
Hofrat Becker die Stempel geschnitten hatte. Becker fand so manchen
I. uschin, Numismatik. »
130 Ereter Teil. Allgomoine Münzkunde.
Klett in GroteB Bl. IV, 21. — Polnische Münzen: Koehnc, Z. IV, 376, V, 109, 252,
355; Koehnc, M 361, Koehne, B. Bl. in, 106. — X. Z. 1844, Xr. 25: unechte
I,
böhmische Münzen (von Kilian) W. X. Z. XII, 405 Ahbldg. Num. Hphrag. Anz. in. ;
Mzfr., Nr. 146, Sp. 1370; Zellcr in Mitt. d Ges. Salzburger Ldkde. XXVI (1886\ f.
Xr. 2, Sp. 6 ff. Archiv Br. III, 42, W. X. Z. XXIV, 359; Buchenau in Bl. f. Mzfr. 1902,
Xr. 3, Sp. 2739. —
I.uigi Cigois Fälschungen (t 1876): Trau und B. Willner in W.
N. Z. III, 150; XXVII, 115. —
Bl. f. Mrfr. Xr. 43, Sp. 331, Xr. 47, S. 361.
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§ 16. Unechte Münzen mancherlei Art; Mittel sie zu erkennen. 131
12. Wie die Arten der Täuschung verschieden sind, so gibt es auch
mannigfache Mittel, um unechte Stücke zu erkennen, sogar Gefühl, Ge-
ruch und Geschmack können gute Dienste dabei leisten. Nach Kirmis,
dessen Ausführungen ich hier folge, sichern eigentlich nur Bestimmungen
des absoluten und spezifischen Gewichts, ein gonaucs Studium der Ober-
fläche und Untersuchung der Patina, wo ein solcher Überzug vorhanden
ist. Professor Piccione in Rom verlangt in zweifelhaften Fällen geradezu
Opferung des Stückes, um durch die Untersuchung des
Inneren Sicher-
heit zu erlangen. Allein nicht jedermann kann Chemiker sein, nicht
jedem stehen die zur Untersuchung nötigen Münzen und Geräte zur
Verfügung. Man nutze daher die in öffentlichen Sammlungen vorhan-
denen Anschauungsmittel durch fieifsige und aufmerksame Betrachtung
recht gründlich aus, gewöhne sich an das Aussehen echter alter Stücke
und vergleiche diese mit Nachbildungen. Man unterziehe ferner jedes
angebotene Stück einer eingehenden Untersuchung und prüfe erforder-
lichenfalls mit der Lupe die Form der Buchstaben und der verdächtigen
Stellen, ob sie nicht Gufsspuren, Nachgravicrung, geätzte Stellen, das
kristallinisch -körnige Gofüge mancher galvanoplastischen Nachbildung
u. dgl. zoigen. Man übereile sich nicht, selbst wenn die Prüfung gut
ausgefallen ist, und kaufe wenigstens im Anfang nur aus zuverlässiger
Quelle.
Über da« spezifische Gewicht als Mittel, gefälschte zu erkennen: Hof-
Münzen
niann, K. B. in W. N. Z. XVI11, 1 ff., Quilling und Wehner ie W. N. Z. XXVII,
125. — Kirmis, Die Numismatik in der Schule. Neumünster t8»8 (Programm).
9*
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132 Erster Teil. Allgemeine Münzkunde. § 16. Unechte Münzen.
empfehlen. Wer solch eines Mittels zur Prüfung nicht entraten will,
der benutze dazu lieber sein Cabinet (Vignorance, d. i. seinen Vorrat an
unbestimmten und unbestimmbaren Stücken.
Das Berliner Kabinett kauft mit Absicht unechte Münzen, um Vergleichsmaterial
zu haben, so z. B. die Erzeugnisse des Luigi Cigoi. Z. f. N. III, 103 —Bl. f. Mzfr.
Nr. 47 (1875), Sp. 362.
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Zweiter Teil.
Geldgeschichte.
I. Hauptstück.
Worte ist ein Menschenalter verstrichen, ohne dafs wir wesentlich vor-
wärts gekommen wären, wiewohl Menadier im Jahre 1898 Grotes
Forderung wieder aufgenommen und erklärt hat, dafs die Münzkunde
als selbständiger, den übrigen Geschichtewissenschaften durchaus gleich-
berechtigter Zweig bestehe und ihre Arbeit nicht etwa als Hilfswissen-
schaft der politischen Geschichtsforschung leiste, sondern umgekehrt mit
Benutzung dieser als eines Hilfsmittels, die Entwickelung des Münz- und
Geldwesens als eines der vernehmlichsten Faktoren aller materiellen
Kultur zu erforschen habe. Die tiefer liegonde Ursache, weshalb die
Fortschritte auf diesem Gebiet ungeachtet mehrfacher Mahnungen nur
zögernd eintreten, ist, dafs jene Voraussetzungen die eine gedeihliche
,
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134 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
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§ 17. Aufgabe der Geldgeechichte. § 18. Kuhgeld und Zeuggeld. 135
— Ilwof F., Tauschhandel und Geldsurrogate in alter und neuer Zeit. Graz 1882. —
Haupt, Histoire monitaire de notre tevips. V. 1886. — Kidgeway,
The origin of
metallic currency, Kap. 1—3, S. 1 ff. -- Socbohm F., Tribal custom in tht Anglo-
Saxon law. London 1902, S. 1 ff. — Knies, Das Geld, 2. A B. 1885, S. 13 ff.
2. Im Unterschied vom Kuligeld, das dem Verkehr vor allem als
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IM Zweiter Teil. Geldgeschichte.
v. Arnim
T, 444. — .lackcl, S. 192. — Brückner A., Cyiriliz<nja jfzyk. i
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§ 18. Lcinwandgeld ; russisches Pelzgeld; chinesisches Papiergeld. 137
marken eine Werteinheit ab, nach der man Sachen abschätzte und Preise
und Pachtzinse berechnete, während in den schwedischen Kolonien jen-
seits der Ostsee um dieselbe Zeit gleichem Zwecke verschiedene Felle
dienten, die zu vierzig zusammengefafst, die Rechnungseinheit ^Zimmer«
bildeten. Der enge Zusammenhang zwischen dem Fellgeld in Finnland
und den Geld Verhältnissen in Westrufsland ist unverkennbar. Hier be-
diente man sich bis gegen das Jahr 1400 der kuna, eines Pelzgeldes,
das nach dem als Hauptmünze geltenden schwarzen Marder seinen Namen
hatte und im altrussischen, den Grofsfürsten Jaroslav und Wladimir zu-
geschriebenen Rechtsbuch unzählige Male erwähnt wird. Felle des sibi-
rischen Eichhörnchens, die das geschätzte Grauwerk liefern, dienten als
Unterabteilung der kuna, die ihrerseits in bestimmter Anzahl auf ein ge-
wisses Gewicht Feinsilber, die Gritma, veranschlagt wurde, ihren Wert
jedoch nicht beibehielt, so dafs man im Verkehr die Gritvna Jenny von der
Qritvna in Silber zu unterscheiden begann. Als Scheidemünze verwendete
man Marderschnauzen, mordki, und kleine Läppchen Grauwerk, lobki.
Fellgeld in Skandinavien, v. Amira I, 444 II, 525. ;
—
Russisches Pelzgeld
Chaudoir, Apercu stur lea monnaies rusnen, St. Petershurg 1836. —
Koohne in
M. III, 352 —
Bl. f. Mzkde. I, 28, 35; IV, 110. — Herberstein Sigism. v., Berum
Moscovüarum commentarii, Basel 1551, S. 57, de moneta erzählt: vir- centum annin
utuntur moneta argentea. praesertim apud Mos cusa Porro ante monetam proboscide
. . .
5. Mau
hat angenommen, dafs diese Fellstückchen von der Regierung
in Rufsland gestempelt waren und in deren Magazinen mit ganzen Fellen
eingelöst wurden; doch sind diese Nachrichten für die Zeit des Mittel-
wohl aber hat es nach den Zeugnissen des vene-
alters nicht beglaubigt,
zianischen Reisenden Marco Polo, der zur Zeit König Rudolfs von
Habsburg am Hofe des mongolischen Grofs-Khans Kublai lebte, und des
Florentiners Pegolotti, der ein halbes Jahrhundert später schrieb, zu
dieser Zeit in China Papierwährung gegeben. Es wurdon damals aus
der Rinde des Papiermaulbeerbaumes (Broussonetia papyrifera) bereitete
Zettelcheu in Umlauf gesetzt, die mit dem Siegel des Grofs-Khans und
der Wertbezeiehnung versehen, im ganzen Reiche Zwangskurs hatten
und Babisci hiefsen. Beschädigte Stücke wurden an der Bank zu Peking
mit geringer Aufzahlung gegen neue eingetauscht auch war ausnahms- ;
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138 Zweiter Teil. Goldgeschichte.
Marco Polo, Viaggi, Ausgabe durch A. Bar toi i, Florenz 1863, 140 Kap.,
LXXXI della moneta del Gran Canc. — Pegolotti bei Pagnini della Decima III
(Lissabon und Lucca 1766), S. 3, Kap. 3.
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§ 18. Verschiedene Notmünzen. Metallgeld: Ringgeld, Hacksilber. 139
sog. Baugen, zu nennen, die man in der Vorzeit anHänden und Füfsen
und wohl auch um den Hals trug. Man nimmt nun an, dafs diese
offenen Ringe und Metallspiralen aus Erz, Silber oder Gold nicht blofs
Schmuck sondern auch ihren ehemaligen Besitzern Geld waren. In
der Tat bietet die Ringform, die wir auch bei den alten Ägyptern an-
treffen, für unentwickelte Geldverhaltnisse mancherlei Vorteile. Abge-
sehen davon, dafs man an den starken, über den Arm dicht aneinander
geschobenen Ringen eine Schutzwaffe hatte, mit der man, wie mit einem
Schild, im Notfall einen Schlag abwehren konnte, war man der Sorge
eines Verstecks für die Aufbewahrung seines Geldes überhoben, das man
fast mühelos von einem Ort zum andern brachte. Gröfsere Zahlungen
vermochte man durch das Abstreifen eines oder mehrerer Ringe zu
leisten, kleinere Ausgleichungen geschahen mittels Ringbruchstücken.
Bauge- oder Ringbrecher der dichterische Ehrenname nordischer
ist
Könige, die in ihrer Freigebigkeit die Dienste von Skalden oder Ge-
treuen durch Hingabe von Bruchstücken ihrer Armringe belohnten.
Funde römischer Münzen in Skandinavien und Rufeland: Koehno, M. III,
352 ff.. - Koehne B. Bl. V, 334.
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140 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
Kelten und Germanen ; sie seien blofs Mittel zur Schatzbildung gewesen. Vgl. übrigens
a. a. 0. S. 42, Fig. 13. — Über Hacksilberschatze s. Literatur bei § 14, 4, S. 110.
10. Das Barrengeld wird in den Urkunden durch Angabe der be-
dungenen Gewichtsmenge Edelmetall bezeichnet. Gewöhnlich lauten die
Verabredungen auf Gewichtsniark Silber, marca argmti, seltener auf Ge
wichtspfunde, libm, talentttm aryenti, die man auf die doppelte Schwere
der Mark ansehlug. Teile der Mark sind der Vierting, firtluny, ferto
= J
das Lot
/.,, =
Vi« Mark, in romanischen Ländern auch die als Doppel-
lot behandelte Unze, nmi<i, once altrömischen Ursprungs. Unterabtei-
lungen des Lotes waren der Setin * V2 un ^ das Quentchen =
V« Lot. =
Diese Einteilung der Mark war, wenn wir von dem selten erwähnten
1 Setin« absehen, allgemein üblich, dagegen wies die Schwere des Pfundes
oder der Mark, je nach dem Orte, dem das Gewicht angehörte, mancherlei
Schwankungen auf. Die Ermittelung dieser Gewichtsunterschiede ge-
hört ins. Gebiet der Metrologie, welche insoweit eine Hilfswissenschaft
der Geldgeschichte bildet (§2,3).
Metrologie: Grote III, S. 1 ff., Die numismatische Metrologie und die übrige
bei | 22, 2 und {? 25, 12 angefahrte Literatur.
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§ 18. Barrengeld: Gewichtseinteilungen, feine und Usualmark. 141
im mittleren Zeitalter dem unreinen Silber entgegengesetzt, und so wird eine Mark
vom damaligen feinsten Brandstiber angezeigt, nur so fein, als es die damals üblichen
Behandlungen auf den Hutten hervorbrachten, ohne dafs man es durch beigemischten
Zusatz absichtlich verunreinigt hatte.
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142 Zweiter Teil. Goldgeschichte.
Bode
39, |s 21, «iezeiehnete rsualmarkenstücke sind nur ans Xonldeutwchland
erhalten, in Suddeutscbland vor, z. B. in Freiburg i. B., Cahn,
kamen jedoch auch
Rappen m ü n z u n «i 8. 7 ff.; vgl. die Abbildungen hei Bode, Taf. X, Nr. I, 2 und die
b ,
Beschreibung des Oienderaheimer Münzfundes bei .Sc h 0 ne uia n n Zur vaterl. Münz- ,
für die Geldgeschichte einer Erläuterung bedürfen, sind lötige Mark. Münz
oder gemischte Marie, trersilher. Muffut hat in seinen Beiträgen zur Ge-
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§ 18. Haren umali* argenti pura, lötige Mark usw. 143
scheint als nicht bewiesen, da er sie einmal nur auf den Gleichklang
von ledig und lötig stützt und an der zweiten von ihm angeführten Stelle:
drew tail veyn lötiges silier den entscheidenden Zusatz fein übersieht.
Es bleibt vielmehr die von Bode gegebene Erklärung bestehen, durch
den Beisatz lötig werde im allgemeinen nur ausgedrückt, dafs der be-
stimmten Zahlung der volle gesetzlicho Silbergehalt gewahrt sein solle,
Es wird dadurch die Zahlung mit Pfennigen schlechtweg d. h. ohne —
Rücksichtnahme auf deren Gewicht und Gehalt ganz ausgeschlossen. —
Auch in bayerischen und österreichischen Urkunden will lötiges Silber
zunächst nur soviel als argentum legale besagen ob wir es für eine ganz ;
feine oder eine geringere Mark zu nehmen haben, das hängt von der
Zeit und dem Ort, die dabei in Betracht kommen, sowie von etwaigen
Nebenbezeichnungeu ab. So stehen sich also die Ausdrücke marca usualis
und lötige Mark in ihrer Bedeutung sehr nahe, da beide Silber von einem
gewissen festgestellten Feingehalt meinen. Da wir denselben regelmäfsig
als ziemlich hoch ansetzen dürfen, so kann man sagen, dafs die lötige
Mark im deutschen Verkehr ungefähr diejenige Aufgabe erfüllte, die dem
Königsilber, Argent-le-Roi in Frankreich, dem argento da grossi Venetiani
oder argento della bolla di Ycnezia in Italien zukam.
Nicht zu verwechseln mit der lötigen Mark ist die Mark des Pfennig-
silbers oder Münzmark, deren Feingehalt sich nach jenem der eben um-
laufenden Pfennige richtet. Sie ist geschichtlich aus der Usual- oder der
lötigen Mark hervorgegangen, hat sich aber von dieser getrennt, als der
Feingehalt dor Pfennige rasch zu sinken begann und steht seitdem
tiefer als die vorgenannten. In innerösterreichischen Urkunden wird sie
zutreffend als Mark wersilber bezeichnet.
Tileman Friese, Münzspiegel (1592), S. 146 ff. von der Mark Witte .... ist
wol in acht zu nemen und zu merken, «Inf« da» Witte in der Münz nach I^ingheit der
Zeit in den Stetten Rehr angenommen gesetzt, dafs ein Stücke Guts vor 60 Mark
. . .
lötigen Silbers, Göttiugischer Wichte und Witte versetzt oder vorkauft sei umb da«
1400 Jahr .Antwort, angedeutete 60 Mark sein gewegene und nicht gezalte Mark an
. .
Göttingischer Wichte auch Göttingischen Geldes, als da« der Zeit so gut und böse zu
Göttingen geschlagen ist, ncmlich zu 12 Lotten ins Witte und 4 Lot ins Rote oder
Zusatz, jegliche Mark. —
Bc u st Joachim E. v., Sci/tgraphia jitrin monetandi in S. Im-
perio Romano Germanien 1745, 8. 167 dahingegen, wenn von einer lötigen Marek
. . .
Silbers oder einer marca m nun Ii gedacht wird, kein ganz feines, sondern ein mit oinein
der Zeit aller Orten gewöhnlichen Zusatz vermischtes Silber darunter zu verstehen ist.
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144 Zweiter Teil. GeldgeBchichto.
§ 19. Münzgeld.
1. Die besondere Eignung der Metalle zu Geldzwecken hat wie —
schon § 4, 2 kurz angegeben wurde —
dahin geführt, dafs alle Völker-
,
schalten der Erde, deren Kulturstand eine gewisse Höhe erreicht hat,
schliefslich beim Metallgeld angelangt sind. Manche Vorzüge, die das
Metallgeld gegenüber andern Geldarten hat, zeigen sich schon im Zeit-
alter, da sich der Verkehr roher Gufskönige oder des Hacksilbers be-
diente, wiewohl damals jene Freude am Glanz und der schönen Farbe
des Geldes nur schwach sein konnte, welche die Wertschätzung der Edel-
metalle sehr gesteigert hat (§ 5, 1). Auch haftet diesen rohen Geldfonnen
immer eine gewisse Schwerfälligkeit an, die sie für einen Verkehr mit
raschem Umsatz wenig geeignet macht. Oft sind genaue Unterteilungen
nur schwer auszuführen, und selbst wenn das Gewicht richtig sein sollte,
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§ 18. Die Mark gewegens. § 19. Barrenverkehr in China; Privatgeld. 145
sind Zweifel über die Güte dos empfangenen Metalls möglich, so dafs
man eigentlich beständig Wage und Prüfstein bei der Hand haben müfste.
Diese Ünbequemlichkeit hat bei ostasiatischen Völkerschaften, zumal bei
den Chinesen, die bis zum heutigen Tag kein geordnetes Münzwesen
haben, dazu geführt, dafs durch Kaufleute oder Vereinigungen von Kauf-
leuten Edelmetallbarren von genau abgestufter Schwere und zur Aus-
gleichung aufserdem solche in Drahtform hergestellt wurden, von welchen
kleine erforderliche Stücke leicht abzutrennen sind. Diese Barren, die
in Silber in der Schwere von —
100 Taels (d. i. chinesischen Silber-
unzen von 37,58 g Gewicht) und mit einem zwischen 80—100 Hundert-
teilen schwankenden Feingehalt umlaufen, werden nicht nur bei den
Zahlungen zu- und nachgewogen, sondern auch geprüft und mit dem
Stempel jenes Mittelmanns oder Bankiers versehen, der die Prüfung des
Feingehalts gegen eine angemessene Gebühr vorgenommen hat. Wer
vollkommen sicher gehen will, wird in jedem einzelnen Fall nicht blofs
nachwägen, sondern auch den Feingehalt untersuchen lassen. Da in-
dessen der Nachprüfer bei schwerer Strafe für den von ihm angegebenen
Feingehalt haftet, so kommt es wohl vor, dafs Barren mit den Stempeln
mehrerer vertrauenswürdiger Privaten lange von Hand zu Hand wandern,
ehe sie einer neuen Prüfung unterzogen werden. All dies vollzieht sich
ohne Dazwischenkunft der Regierung, die den einzelnen ebensowenig
zwingt, dafs er sich ein bestimmtes Geld als Zahlung gefallen lassen
müsse, als sie anderseits irgend eine Haftung für Gewicht oder Fein-
gehalt der im Umlauf befindlichen Barren leistet.
Chinesische Geldverhaltnisse: Noback, Taschenbuch d. Münz- . . Verhältnisse.
L. 1851, I, 394 ff. —
Leitzmann, N. Z. 18G9, Nr. 9, S. 38. — Babelon Notice 13,
19. — Derselbe, Les origines de In tuonnaie conaiderces au point dt vue economique
et historique. P. 190.Abbildungen roher Metallgeldformen bei Ridgeway, The origin
0/ metallic currency. Cambridge 1892, S. 28 ff. —
»Ob man das heutigo chincwi.sche
—
Geldwesen mit dem europäischen des 13. 14. odor des 16. 18. Jahrh. parallelisieren—
soll, wird man bezweifeln können ; jedenfalls sehr vollkommen ist es nicht und zeigt
viele Zuge des älteren europäischem. Sc hm oll er, (irundrifs der allgem. Volks-
wirtschaftslehre II, 21. (L. 1904.)
2. Der nächste Fortschritt auf diesem Gebiet führt über den Ver-
kehr mittels roher Barren hinaus zum Privatgeld, das man, wenn es
münzähnliche Gestalt hat, auch als Privatmünze bezeichnet, das jedoch
noch nicht Münze im heutigen Sinn des Wortes ist; denn die Umlaufs
fähigkeit solchen Privatgehles beruht ausschliefslich auf privatem Vertrauen
und die Annahme erfolgt seitens des Empfängers aus freiem Willen
und nicht infolge einer bestehenden allgemeinen Verpflichtung. Wesent-
lich ist dabei, dafs der Ausgebende durch seine Bezeichnung des Stückes
eine Haftung für dessen Gewicht und Feingehalt oder auch nur für
eines von beiden übernimmt. Daher stehen die erwähnton chinesischen
und auch dio indischen Silberkuchen mit aufgedrückten Feingehalts-
bezeichnungen und den bürgenden Namen von Geldhändlern, Nach-
prüfern usw. schon an der Schwelle des Privatgeldes. Nach Babel ons
Ausführungen unterliegt es keinem Zweifel, dafs auch in Europa Privat-
münzen der Staatsmünze zeitlich vorangegangen sind. Gerade die ältesten
Luve hin. Numismatik. 10
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146 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
griechischen Münzen, die man kennt, sind nichts anderes als dergleichen
durch Geldhändler [iQa.teurat) an ihre Kunden ausgegebenen Stücke,
bei welchen die durch den Aufdruck des Stempels gegebene Ursprungs-
bezeichnung das ewige Nachprüfen mit Wage und lydischem Stein über-
flüssig machen sollte. Noch ist uns ein Beispiel dieser Art mit dem
Namen des haftenden Geldhändlers aus jener fernen Zeit erhalten ge-
blieben, der Stater aus Elektron mit dem Bilde eines Hirsches und der
Umschrift: *Ich bin das Zeichen des Phanes' {(fifwurz eipi Oijia). Bei-
von Privatmünzen fehlen auch in spätem Zeiten nicht. Wie locker
spiele
die Münzverhältnisseunter den Merowingern im Frankenreich waren,
—
wurde schon in § 11, Absatz 4 6 angedeutet. Das häufige Weglassen
des Ilerrschernamens, an dessen Stelle die Angabe des Münzmeisters, des
Prägeortes und etwa des Auftraggebers treten, zeigen, dafs in der Mehr-
zahl der Fälle die Haftung des Staates weggefallen und auf andere
Schultern überwälzt worden war. Ahnliche Erscheinungen zeigt trotz
der ausgebildeten Regalität das spätere Mittelalter in seinen niederlän-
dischen Mailles, die nur Prägeort und Münzmeister nennen, in den
kleinen, stummen Goldmünzchen gleichen Ursprungs, die etwa zur Zah-
lung von Rekognitionszinsen gedient haben, vielleicht auch in gewissen
schlesisch-polnischen Brakteaten mit hebräischen Unischriften und in der
Vorschrift des Erfurter Münzrechts, dafs jeder Goldschmied das ihm
übergebene Silber zu lötigen Marken under sinw czeichene zu brennen
habe, die sich allerdings nicht auf Münzen, sondern auf Privatgeld be-
zieht und überdies die Möglichkeit offen läfst, dafs eine Nachstempelung
mit dem Zeichen der Stadt erfolgte. Von Bechlers Münzung in Nord-
karolina (1831 —
1840) war schon in §4, Absatz 6 die Rede; ähnliche
Beispiele vom Anfange des 17. bis über die Mitte des 19. Jahrh. macht
Babelon namhaft.
Konner, Die Anfänge des Geldos im Altertum (S.-B. der W. Akad. B. 43 1863;
S. 453 führt an, dafs noch Demosthenea das Held vöinf/tn, als eine private Einrichtung
von den Gesetzen ioikh als Staatseinrichtung unterschied. Allein der Sinn, der in
der Rede gegen Timokrates vorkommenden Aufsorung (Ausgabe von Dindorf, L. 1879,
II, 270, Nr. 213 =
766) ist wohl der, dafs nach Solon die Verfälschung der Münze, die
für den Privatverkohr der Bürger erfunden wurde, weniger strafbar sei, als die Ver-
fälschung der Gesetze, die gleichsam die Münze des Staates bilden. Babelon —
a a. O. 18 ff. —
Über die Mailles der Münzmeister Simon und Bastin. R. X. B. I 4, f
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i? 19. Privatniünzen. Anfänge der staatlichen Münze. 147
4. In dem Grade
der Einwirkung des Staates auf die Münze und
die innere Beschaffenheit derselbenkönnen Verschiedenheiten obwalten,
welche wohl beachtet werden müssen (§ 4, 3). Nur wenn der vom
Staate durch seine Zwangsgewalt dem Münzstücke als gesetzlichem
Zahlungsmittel beigelegte Wert, der sog. äufsere oder Nennwert von
dem marktgängigen Preise des verbürgten Metallinhalts unerheblich ab-
weicht, ist die Münze vollkommen. Man spricht dann von einer harten
oder K ur an t münze. Beschränkt sich der Staat auf die Verbürgung
eines bestimmten Metallinhalts, enthält er sieh aber die Verpflich-
tung zur Annahme des Stückes auszusprechen, so liegt eine staatliche
Hau (lelsmiinze vor, wogegen wir von Kredit münzen reden,
sofern der Staat Münzen zu einem erheblich höheren als ihrem Metall-
10*
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148 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
§ 20. Währung.
1. Mit der Ausbildung der Münzhoheit (§ 26) hatte der Staat das
Münzwesen dem vollen Umfang nach seiner Herrschaft unterworfen. Es
ist nun seine Sache, zu bestimmen, was er innerhalb seines Machtbereichs
als gesetzlichen Wertmesser aufstellen, welche Einteilung er dem ge-
wählten Mafsstab geben will, was Zahlungsmittel dienen
als gesetzliches
soll (§ 29)und in was für Stücken er diesen verkörpern (§ 21) will, mit
andern Worten, der Staat bestimmt die Währung, die Zählweise
(§ 21) und den Münzfufs (§ 22). Allein so weit seine Macht auch reicht,
unbeschränkt der Staat auf diosem Gebiet keineswegs.
ist
Gc
§ 19. Zwangskurs der Münzen. § 20. Einfache und Doppelwährung. 149
Chevalier M., La monnuie. Br. 1850. Bildet den 3. Band des Cours d'economie
pfllitiqnr. —
Shaw W. A., 7V history of currency 1252—1891. 2. ed. London 1896.
Die Übersetzung ins Französische durch Raffalovich, P. 1896, ist nach A. de
Witte» Urteil ungenügend. R. N. B. L. (1896) S. 244. In einem weiteren Sinn spricht
Schmoller, Grundrifs d. allg. Volkswirtschaftalehre II, L. 1904. § 164, S. 68 auch
von einer »Epoche der mehrfachen Waren- und Güterwährung.«
2. Die Kupferwährung, mit welcher das Münzwesen in Rom be-
ginnt und die man in Schweden in den Jahren 1650 1770 hatte, ist —
ihrer Schwerfälligkeit wegen allgemein aufgegeben worden, so dafs heut-
zutage nur Gold oder Silber Währungsmetalle sind. Da dem Staate
durch die Münzhoheit das Recht zusteht, seine Währung nach Ermessen
zu bestimmen, so ist es rechtlich möglich, dafs ein Staat beide Edel-
metalle, also Gold und Silber zu Wertmessern erklärt. Auf dieser juri-
stischen Möglichkeit beruht die sog. Doppelwährung (Mischwährung,
Systeme bimetallique), bei welcher das Preisverhältnis zwischen Gold- und
Silbermünzen gesetzlich festgelegt ist und es dem Schuldner freisteht,
in welchem Metall er zahlen will.
Die meisten älteren Münzordnungen, die überhaupt von Gold- und
Silbergeld zugleich handeln, stehen auf dem Boden der Mischwährung,
d. h. sie setzen die Schwere und den Feingehalt der auszuprägenden
Münzen nach dem angenommenen Wertverhältnis der Edelmetalle fest.
Da nun dieses nicht unveränderlich ist, sondern beständig Schwankungen
unterliegt, so wird jede auf der Doppelwährung beruhende Münzordnung
nur so lange aufrecht zu erhalten sein, als sich das ihr zugrunde ge-
legte Wertverhältnis der Edelmetalle nicht allzusehr von dem zur Zeit
auf ihrem Gebiet herrschenden freien Marktpreis des Goldes und Silbers
entfernt hat. Sobald nun eine gewisse Fehlergrenze durch längere Zeit
überschritten wird, steht der Staat mit Doppelwährung vor einer bösen
"Wahl, er mufs nämlich entweder zu einer hinkenden Währung über-
gehen, d. h. dem entwerteten Geldgut nach Mafsgabe des gesetzlich an-
erkannten Wertes unbeschränktes Zahlungsrecht vorbehalten, gleichzeitig
aber che freie Prägung im entwerteten Metall einstellen und dadurch
den Grundsatz der Doppelwährung preisgeben, oder er mufs seinen
Münzfufs soweit ändern, bis das gesetzliche Wertverhältnis der Edel-
metalle mit dem derzeit marktüblichen wieder übereinstimmt. Das
Böseste dabei ist, dafs die Wertverschiebungen mehr oder minder un-
vermutet eintreten können, da sie von Umständen abhängen, die sich
zum Teil der Berechnung entziehen. So war beispielsweise das 1803
von Frankreich für seine Ausmünzung angenommene Wertverhältnis
1 :\b l j2 den Marktverhältnissen zwei Menschenalter hindurch so weit an-
gemessen, dafs man hoffen durfte, etwas Bleibendes erreicht zu haben
und noch 1865 die lateinische Münzvereinigung (§ 30, 8) auf dieser
Grundlage abgeschlossen wurde; allein schon neun Jahre später setzt der
Umschwung ein, der den Goldpreis innerhalb weniger Jahre zu einer Höhe
emportrieb, die in geschichtlicher Zeit ihresgleichen nicht hat und noch
heute andauert.
Bahelon, Xotice 42, Le rupport des rakurs den metaux monftairts. — Koschor,
System III (3. Aufl. 1882), § 43 ff., S. 209. — Phil ip pov ich, Grundrifs der politischen
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150 Zweiter Teil. Geldgenchichte.
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§ 20. Nachteile der Doppelwährung ; internationale Münzkonferenzen. 1 f>l
des Schwankens der Goldpreise von 1690—1852. über das Verhältnis zwischen Gold
und Silber im Altertum und Mittelalter. Gotha 1879 (Erganzungsheft zu Peternxana
geogr. Mittig., Bd. XIII. —
Mein Vortrag über das Wertverhältnis der Edelmetalle in
Deutachland während des Mittelalters in den Verhandlungen des Brüsseler numis-
matischen Kongresses (Br. 1892), ferner Aufsätze über den gleichen Gegenstand von
Blanchard, Marcheville und M. de Vienne im Annuairr de numismalique 1890,
1891. — Manche Angaben über das Wertverhältnis der Edelmetalle (meist aus Shaw,
der seine Ergebnisse fürs Mittelalter leider ohne Quellenzeugnisso anführt) bei Ba-
belon, Notice 46 ff. —
.Statistische Tabellen zur Währungsgeschichte der österr.-
ungnrischen Monarchie und Tabellen zur Währungsstatistik, verfafst im k. k. Finanz-
ministerium. 1. Aufl., W. 1892 — 1893. Die 2. Ausgabe dieses von Shaw sehr hoch ge-
stellten Werkes ist 1904 im Erscheinen. —
Knies, Das Geld, 2. A. (B. 1885), S. 238 ff.
4. Soviel dürfte feststellen, dafs es nicht einmal im Interesse der
Goldländer liegt, dafs das Silber allerorten seiner Eigenschaft als Währungs-
metall verlustig gehe, auch wird der Übertritt eines Landes mit Silber-
wahrung zur Goldwährung seitens der Staaten, die sich bereits im Besitz
einer solchen befinden, keineswegs gern gesehen, da man sich der Be-
sorgnis nicht entschlagen kann, dafs die vorhandene Golddecke denn
doch zu kurz sein könnte, um für die ganze Erde zu reichen. Abhilfe
erwarten die Freunde der Doppelwährung von einer internationalen Ver-
einbarung über das Wertverhältnis der Edelmetalle; doch lassen die ver-
schiedenen staatlichen Münzkonferenzen, zu denen es schon gekommen
ist, nur wenig Hoffnung dafs die erforderte Einigung in absehbarer
,
Zeit eintreton könnte, zumal es offene Frage bleibt, wieweit sich die
Metallpreise im freien Verkehr an diese Vereinbarung halten würden.
Beachtenswerter ist, dafs von unternehmenden Staaten der Versuch ge-
macht wurde, die Doppelwährung auf Grund eines den jetzigen Markt-
preisen angenäherten Verhältnisses wieder zu beleben. Die Republik
Chile hat durch das Gesetz vom 11. Februar 1895 Prägungen nach dem
Verhältnis von 1 30 angeordnet (*/$
: des Goldskudo nicht ganz 0,55 g ,
Feingold =
1 silbernem Peso von 16,70 g Feinsilber); Japan soll sogar
ein Verhältnis von 1 3272 beabsichtigen. Sie sichern sich dadurch einen
:
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152 Zweiter Teil. GeldKe*chichte.
der Gläubiger das Recht haben Zahlung halb in Gold und halb in Silber
sollte, die
zu fordern. Roscher, System III, 213, Anui. 8. —
Als ein verunglückter Vernich,
diesen Gedanken in die Tat umzusetzen, int der 1878 in den Vereinigten Staaten als
Probe geschlagene Dollar Goloide zu betrachten, der aus einer Silber-Goldmiachung —
eine Art Electron —
bontand. R. N. B. XXXV
(1879) 218 und dazu die treffenden Be-
merkungen Grotes, Bl. f. Mzfr., Nr. 68, S. 563 (1878). Zu erwähnen
noch, dafs ist
die nach dein Ukaa vom 5. Dez. 1763 aus sibirischem Kupfer ausgebrachten Münzen,
um die Scheidungskosten zu sparen, in ihrer natürlichen Mischung mit Gold und Silber
hergestellt wurden. Praun, Gründl. Nachr. (L. 1784), 3. Aufl., 406, §8. Doppel-
währung: Knies, Das Geld, B. 1873, S. 230 2. Aufl. B. 1886. S. 286 mit Ausfüh-
;
Grotes Geldlehre § 14, mit sehr übersichtlicher Vorführung der Ober- und
Unterrechnungseinheiten in den um 1850 bestehenden Münzsyntemen der wichtigsten
Staaten. —
Hoffmann J. <>.. Die Lehre vom <i««l<le. B. 1H,'18, 1. Del Mar A., —
Histury of thr monetnry Systems. !,. 1H94 ins Französische übersetzt dureh A. Chabry
und ('. Besinnet. P. 1899.
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§ 21. Rechnungseinheit und Zähl weise : Duodocimal- und Decimalsystem. 153
als Einleitungsgrund um in ihrem Traite die Münzkunde der neueren Zeit von jener
der Gegonwart zu scheiden. (Dazu X. Z. 1870, Nr. 8, S. 46, über die Genfer Prägungen
von 1794). Nach der bei Grote, Geldlehre, $11, S. 67, dargebotenen Übersicht der
ReehnungHsysteme waren im Jahre 18G5 noch Anhänger des Duodezimalsystems Däne-
mark, Norwegen, England, Indien, die Türkei und ganz Deutschland, das jedoch durch
die Kronzehntel bereits eine Handelsmimze mit Dezimalteilung besafs. Österreich und
die übrigen hier nicht genannten Staaten hatten schon das Dezimalsystem mehr oder
minder rein angenommen. Seither haben sich diesem noch Deutschland (1871, 1873),
Danemark (1874) und Norwegen 1S76 angeschlossen Hemerkenswert ist, dafs Na
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154 Zweiter Teil. Geldgenchichte.
poleon I. neben der Dezimal- auch die Viertelteilunp bei den Franken zulief«, und dafs
ähnliches noch heute im russischen Münzsystem vorkommt. Einen Vorschlag, wie
man die Vorteile beider Systeme vereinigen könnte —
der überwiegende Vorzug gebührt,
dem Dezimalsystem für den grofsen, dem Duodezimalsystcm für den Kleinverkehr —
machte Loos, indem er die Ausgabe von Dezimalpfennigen aus Messing und Duo-
deziraalpfennigen aus Kupfer vorschlug, deren erstero als Marken für Kassenführer
dionen sollten, im kleinen Verkehr aber grofsenteÜB als gleichwertend mit den andern
umlaufen würden. Vgl. Grote, Geldlehre § 15, S. 78. Die ersten Münzen nach—
dem Dezimalsystem wurden übrigens nicht in Frankreich (seit 1795), sondern in den
Vereinigten .Staaten von Nordamerika (seit 1792) ausgegeben. Die älteren nordameri-
kaniBchen Cents (seit 1778) waren Münzen der Einzelstaatcn oder Token, Geldzeichen.
4. Es ist nun keineswegs notwendig, dafs jede Stufe in der Zähl-
weise durch ein einzelnes Münzstück verkörpert wird, es genügt viel-
mehr, wenn sie durch Zusammenlegen
mehrerer Münzen bequem erreicht werden
kann. Dergleichen Abstufungen in der
Zählweise, die nur durch die Rechnung
Fip 86. Piccolo von Verona oder
- V2 Hcrurrstück v<>n Verona um UM. Kl*. S8. Venedig, Lira Tron (M71 1473).
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§ 21. Rechnungsmünzen, Zahlmarken, »idealisehes Geld«, Soutus marcharum. 155
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150 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
über den Unterschied des Hamburger Banktalers von dem > idealischen Wechselgeld«
anderer Nationen: dem Pczzo di otto, dem Ducato di Banco in Venedig usw., dessen
Wert doch immer aus dem umlaufenden Gelde berechnet werden müsse, gehandelt —
Scutm marcharum: Endemann, Studien in der romanistisch-kanonistischen Wirt-
schafts- und Rechtslehre I (B. 1874), S. 180 nach Scaccia, Tractatus de commerviis et
cambio, F. 1648, § 2 Glossa 3, S. 314 ff. Die Entstehung dieser Rechnungsmünze dürfte
mit der Eröffnung der Lyoner Messen im Jahre 1419 zeitlich nahe zusammentreffen,
denn der französische ecu d'or, der bis 1417 zu 64 Stück auf die feine Pariser Mark
gestückelt wurde, verlor von da ab rasch an Feingewicht und wurde schon am 7. Marz
1419 (7. März 1418 der französischen Zeitrechnung, die ihr Jahr mit Ostern begann) zu
—
67 Stück, in den Jahren 1420 1421 zu 68 Stück aus der Pariser Mark ausgebracht.
Saulcy, Ilfcueül, 43 14 und Schulte A., Geschichte des mittelalterlichen Handels
zwischen Westdeutschland und Italion. L. 1900, I, 485 ff.
gehalt oder an boidem zugleich« verschlechtern, s. bei Roscher, System der Volks-
wirtschaftslehre, III (3. Aufl. S. 1882), § 42.
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§ 22. Der Münzfnfe: Schrot und Korn der Münze, Münzgewichte. 157
in 12 Unzen von 27,288 g Schwere zerfiel. Karl der Grofse führte jeden-
falls einen schwereren Münzfufs ein; doch ist es sehr zweifelhaft, ob
damit auch die Erhöhung des Pfundgewichts verbunden war, und sicher,
dafs es nur ein vorübergehender Versuch gewesen sein kann, weil später
wieder das Römerpfund den Ausmünzungen zugrunde lag. Die Forscher,
die sich für ein solches karolingisches Pfund entscheiden, nehmen an,
dafs dieses mindestens 367 g Schwere hatte, von andern wird es auf
15 Römerunzen oder 409,32 g, von Marcel Prou sogar auf 491,179 g
(eingeteilt in 12 Unzen von rund 41 g Schwere) berechnet, keine dieser
Annahmen ist jedoch in ihren Grundlagen hinlänglich gesichert. Da-
gegen ist es gewifs, dafs man im späteren Mittelalter ein Gewicht von
gewisser Schwere als Pfund Karls d. Gr. (pondtts Karoli) bezeichnete,
wahrscheinlich jenes Pfund von etwa 409,32 g Schwere, das hie und da
als Handelsgewicht von Spanien bis nach Rufsland vorkam.
An Stelle des römischen und des karolingischen Pfundes ist später
die Mark als allgemeines Münzgewicht getreten. Die Mark, die zuerst
im 9. Jahrh. in angelsächsischen Urkunden erwähnt wird, ist wahrschein-
lich eine von den Nordgermanen vorgenommene Anpassung des römischen
Gewichts an ihre Bedürfnisse, bei welcher zwei Drittel des römischen
Pfunds oder 8 Unzen zur Gewichtseinheit gemacht wurden. Tatsächlich
zerfiel die Mark, soweit die Nachrichten zurückreichen, in 8 Or (alt-
nordisch eyrir, Mehrzahl aurar, latinisiert ora oder hora), die ihrem Ge-
wichte nach mit der römischen Unze (27,257 g) auffallend übereinstimmen.
Urkundlich erwähnt findet sich die Mark in Deutschland erst im 11. Jahrh.
im folgenden Jahrhundert begegnet uns schon ihre neue Einteilung in
16 Lot, die als halbe Unzen gedacht sind und fortan in Deutschland
und Skandinavien üblich blieben, während man anderwärts (in Frankreich,
England, Italien, Spanien usw.) an den Unzen festhielt.
Mit der gleichon Einteilung der Mark war jedoch keineswegs Über-
einstimmung ihres Gewichts verbunden, vielmehr war deren Schwere
nach Zeit und Land verschieden und schwankte von etwa 196 280 g. —
Die Einteilung der Mark beruhte, wenn man die bei den Angelsachsen
nachweisliche Halbmark einschiebt und die als Or vorkommende Unze
beibehält, nach dem streng durchgeführten Grundsatz der Halbteilung
1 Mark ~ 2 Halbmark =
4 Vierdung =
8 Unzen 16 Lot =
32 =64 =
l 2 = =4 » =8 =
16 =32
1 , 2 = = 4» = 8^=
16 5
1 =2 =
4 = =
8 = •
1 , 2
~
4 = =
1 = 2
Ein allgemeines Handbuch der mittelalterlichen Metrologie fehlt, obgleich ein
solches eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Geldgeschichte dos Mittelalters
wäre. Soweit nicht Einzeluntersuehungon vorliegen, bleibt nicht» übrig, als von dem
zuletzt an einem Orte üblichen Gold- und Silbergewicht auszugehen. Ks ist jedoch zu
berücksichtigen, dafs im Laufe der Zeit diese Gewichte mehrfach eine Veränderung und
zwar meist eine Erhöhung um einige Gramm erfahren haben. Einzelne Angaben bei
Prunn, Gründliche Nachricht, 3. Aufl., L. 1784, Kap. 1. — Bonnoville, Traite des
moiuuivs d'or et d'argent. P. 1806.— Soetbecr, Ober die Münz- uud Gewichtsver-
hältnisse unter den Merowingern sowie über den Ursprung und die Verbreitung des
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i
1Ö8 Zweiter Teil, Geldgeschäfte.
lichcn Vorstudien im Archiv f. .interr. Gesch., XLVI. W. 1871 und MuffatB Unter
Buchungen Ober bayer. und österr. Münzwesen in den Abhandl. d. Kgl. Baver. Akad
d. Wiss. III, Cl. Bd. XI und XII. M. 1870-72. —
Grote, Münzstudien III Die numis-
:
ma tische Metrologie, S. 1 ff. — Nicht zuganglich war mir 8choap J. G., Europäische
Gewichtsvergleichung gegen dns nürnbergische Gewicht. N. 1722.
3. Die bis auf Quintel durchgeführte Teilung der Mark als Silber-
gewieht hat für die Zwecke des täglichen Verkehrs ausgereicht, nicht
aber für die Ausmünzung, die noch weit kleinerer Gewichte bedurfte
Ein solches erhielt man zunächst durch Yiertelung des Quentchens, die
den Pfonnig oder Richtpfennig als 256. Teil der Mark ergab. Grote
meint, dafs man weniger als den Richtpfennig, der je nach der Schwere
der Mark etwa von 0,9 —
1,1 g schwankte, anfangs wohl nicht abzuwägen
vermocht habe. Das mag —
vielleicht —
für die ersten Jahrhunderte
des Deutschen Reichs richtig sein, trifft jedoch weder für die vorher-
gehende Zeit, in der noch römische Einrichtungen nachwirkten, zu, noch
für die Folgezeit, als die gröfsere Genauigkeit im Wagen heischenden
Goldmünzen in Umlauf kamen. So gelangte man also in Deutschland
etwa in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu einer Unterteilung des
Richtpfennigs in zwei Heller, die bis auf */öi2 (' er Mark ging. Darüber
hinaus kam man in Norddeutschland während des Mittelalters nur dort,
wo man wie in Lübeck wegen starker Goldeinfuhr aus Flandern die
feineren niederländischen Gewichte kennen gelernt hatte. Anders im
Süden, wo die Wiener und seit 1409 auch die Grazer Münzstätte in
der Medol (medtda) und Halb-Medel Münzgewichte verwendeten, die dem
720. und 1440. Teil der Wiener Mark entsprachen, also auf weniger als
2 Dezigramm herabgingen. Erst im 16. Jahrb., meldet Grote, gelang
es französischen Mechanikern, feiner ziehende Wagen zu verfertigen und
alsdann auch die grains des französischen Gewichts körperlich darzustellen,
l'm diese benutzen zu können, ermittelte man in Deutschland, dal's der
Richtpfennig genau gleich IT gwins poids de wäre sei. reihte aber diese
nach dem in den Niederlanden schon üblichen Namen Aß, als Äfscheu,
AschfH. Esrhun in das Kölner Gewichtssystem ein. Noch später, wohl
zu Beginn des 18. Jahrh. kamen in Deutschland die Richtpfennigteile
auf. deren man 6f>.f>36 mit einer Schwere von tf'/o Milligramm auf die
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§ 22. Verjüngte» und Probiergewicht : Richtpfennig, Medel usw. 159
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160 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
ordnet der kursächsiBche Münzvertrag von 1444 (IlirHch I, 96), »man »olle ein nalden
giefsen von jeglichem Münzwerke, eine von guten groHchen, eine von schildigten
groschen usw.« Vgl. auch Joseph P., Goldmünzen, 16. Jahrh., F. 1882, S. 160; Grote
IH, 220; Cumont. Melangen numismatiques (Amsterdam 1902). S A. aus der niederl.
num. Tijdskriß. S. 30.
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§ 22. Abstufungen dos Feingehalt»; Remedium, Pasaiergewicht. 1G1
S. 330, cap. LXXXIV, Hicetta di affinare oro, ditnesticare l'ariento salvnggio, ricetta da
fare coppele d'assaggiare ariento, allegare ariento. Ähnliche Rezepte für die Wiener
Hausgenossen in dem von Karajan herausgegebenen Beiträgen z. Geschichte der lf.
Münze Wiens, Absch. VII, X ff. (in Chmels Geschichtsforscher I, W. 1838). —
Neu-
bauer, Feinbuch. B. 1867.
6. Soll ein Münzfufs längere Zeit aufrocht bestehen, ist es unbe-
dingt erforderlich, dafs die Münzen mit dem vorgeschriebenen Schrot
und Korn möglichst genau übereinstimmen. Dies bei jedem einzelnen
Stücke völlig zu erreichen, ist selbst mit den Mitteln unserer heutigen
Münztechnik oft schwer ausführbar. Man hat darum seit jeher gewisse
Fehlergrenzen sowohl beim Gewicht als beim Feingehalt aufgestellt und
läfst Stücke, die innerhalb dieser fallen, ungeachtet ihrer Abweichung
vom ideellen Münzfufs zur Ausgabe zu. Diese für die Ausprägung selbst
gestattete Fehlergrenze nennt man Remedium, Toleranz. Aufser-
dem pflegt, weil die Vollwichtigkeit der ausgegebenen Münze durch den
Umlauf fortwährenden Abnutzung ausgesetzt ist. ein Passier-
einer
gewicht zu werden, Stücke, deren Schwere unter jenes ge-
festgestellt
sunken ist, werden dann aus dem Verkehr gezogen. Sowohl die Prüfung
aufs Schrot als aufs Korn kann nun entweder, was das genauere ist, am
einzelnen Stück oder nach dem Durchschnitt einer gröfseren Menge, al
marco erfolgen.
Remedium: Der Ausdruck ist alt und wird schon 1433 gebraucht. Hirsch I,
76, Nr. LXXIX. — Hoffmann, Die Lehre vom Gelde, S. 37 ff., 42 ff —
Bufsc,
.
Geldkunde I, 44 ff. — Roscher, System III (3. Aufl. St. 1882), S. 205 und Anm. 5 auf
S. 207 —
den deutschen Goldmünzen ist seit 1871 eine Abweichung nach oben und
unten von höchstens 2'/, Tausendstel im Schrot und von 2 Tausendstel im Korn ge-
stattet.
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1G2 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
/2 4
Heller aus der Mark geschlagen werden, als vorge
mehr oder weniger
schrieben ist (also statt 576 auch 552 oder 600 Stück), und verordnen
1460 sogar, dafs die neuen Heller am Aufschrott ?zu dem Achten* be-
stehen sollen, d. h. es wurden Gewichtsschwankungen bis zu V» gestattet
(Friedens bürg II, 54).
Wie grofs nun die Abweichungen im Gewicht bei den einzelnen
Pfennigen untereinander waren, kann man noch heutzutage ersehen,
wenn man Stücke gleichen Gepräges, die aus dem nämlichen Funde
stammen, auf ihre Einzelschwere untersucht und diese Ergebnisse mit
dem Durchschnittsgewicht vergleicht. Obwohl die Wahrscheinlichkeit
dafür spricht, dafs die schwersten Stücke schon vor der Vergrabung aus
dem Verkehr gezogen wurden, wird man nicht selten auf Münzen stofsen.
die mehr als zur Hälfte über oder unter dem Durchschnitt stehen.
Aus diesem Grunde ist auch auf Einzelgewichte mittelalterlicher
Kleinmünzen meist wenig zu geben und ist beispielsweise die aus solchen
abgeleitete Gewichtsbestimmung des karolingischen Pfundes durch M. Prou
sehr anfechtbar. Selbst aus dem Durchschnittsgewicht einer groTseren
Zahl mittelalterlicher Münzen wird man oft nur bedingt brauchbare
Ergebnisse zur Bestimmung des Müuzfufses erlangen, weil wegen der
ungleichen Stückelung der Unfug des Saigerns (§ 14, 8, 9). d. h. die
Ausscheidung der überwichtigen Stücke aus dem Verkehr geradezu un-
ausrottbar war. Anders verhält es sich allerdings mit den Pfennig -Viel-
fachen, die genauer geschrotet und wohl auch justiert wurden. Zum
mindesten verordnet die kursächsische Münzordnung von 1444, der
Münzmeister solle die Groschen »ganz und gar gleich machen und ein
iglichen Groschen besondern auf die Wage stofsen«, dafs die gleich
werden (Hirsch, Reichsarchiv I, 95, Nr. XCI.)
Bufse
a. a. O. I, 118, vom Schrote und Korn der Münzen. —
Eine Abbildung
und Beschreibung der selbsttätigen Münzsortierma«chine von L. Seyss 1 S7 ),
1
vbei
Ernst, Münzt', S. 10. —
Die Vorgange bei der Schrotprobe der Wiener Pfennige im
Mittelalter sind nach dem Wiener Münzbuch geschildert in W. X. Z VIII, 270 ff. und
Wiens Münzwesen If, Ahnlich waren die Vorgänge in anderen deutschen Münz-
779.
stätten, z. 1? Muffat, Beitr. z. Gesch. d. bayer. MünzweHens, S. 2<W5.
in Itcgensburg.
— Vgl. auch den urkundlichen Anhang bei Pos ern -K ett, Sachsens Münzen im1
banien gemachten Funde zur Hand Das Gesamtgewicht dieser in Poitou bis in das
10. Jahrh. mit ungeändertem tieprntre peschlngenen Pfennige war 6,7f>0 g, was ein
mittleres Gewicht von l,12ö g fürs Stück ergibt Die Einzelgewichte: 1,23, 1,19 (2 mal),
1,15, 1,02, 0,97 lassen auf eine ziemlieh sorgfältige Justierung schliefsen.
—
Stücke mit einem zwischen 424 457 Tausendsteln schwankenden Fein-
gehalt vorkommen, ohne dafs dabei die gesetzliche Fehlergrenze über-
schritten wäre. Schon dies macht es erklärlich, weshalb eine heutzutage
an einem einzelnen Stück vorgenommene Nachprüfung selten zur Er-
mittelung des vorgeschriebenen Münzfußes ausreicht, daher man lieber
zu Durchschnittsproben greifen sollte. Doch sind dabei noch andere
Fehlerquellen zu berücksichtigen. Die Unvollkommenheit der alten
Scheidungsverfahren und die Furcht vor dem bei öfterem Umschmelzen
merklichen Verlust an Silber durch Verflüchtigung waren Anlafs, dafs
man die Legierung nicht mit ganz feinem Metall, sondern mit Metall-
mischungen vornahm, die man schon als Feinsilber behandelte Wo
nun der beabsichtigte Feingehalt dieser Mischungen schon bekannt ist,
wie beim französischen Aryent-lt-Roi ( 23/24 oder 958 Tausendstel) oder dem
argmto della bolla di Vinczia (once 11, denari 14 —
'.105 Tausendstel oder
nahezu ^a), wird unqn die Richtigstellung durch Einrechnung der vor-
ausgesetzten Kupferbeimengung ohneweiters vornehmen können. Wir
sind jedoch leider oft in der schlimmen Lage, dafs uns Einzelheiten der
Münzvorschrifteu entweder gar nicht oder doch nur ungenügend bekannt
sind, beispielsweise dann,wenn (wie in dem S. 329 bei Posern- Kl ett
abgedruckten Münzrecht von Freiberg in Sachsen) die Ausprägung aus
lötigem Silber und einem angegebenen Kupferzusatz angeordnet ist, wir
aber darüber im unklaren sind, welchen Feingehalt die lötige Mark
damals haben sollte (vgl. § 18, 11).
Argent-h-Hoi, h. Saulcy, Hrcuril, Einleitung S XII; es wird im Münzübercin-
kommcu der drei rheinischen Kurfürsten vom Jahro 1386 als > Kunzes silber« erwähnt.
Hirsch 61. Pegolotti, Prutticu, eap. LXXII, LXXIII
1, —
Ül>er »lütig« Bode,
.
Das Münzwesen Sachsens, 1847, S. 38. — Nach dem Mün/.vcrtrag zwischen Ham-
iilterc
berg, Würzburg und Brandenburg vom Jahre 1441 sollten 8-loti^c Schillinge und Pfen-
nige geschlagen werdon. Fehlte es um V, Quontlein an der Mark (— 8 Tausendteile),
ho war ein entsprechend besseres Werk zu machen, und beide mufsten gemischt aus-
gegeben werden. Dies würde Schwankungen his zu 16 Tausendteilen als erlaubt er
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164 Zweiter Teil. Geldgcschichte.
geben, während in der Wiener Münze um dieselbe Zeit bei den Pfennigen Schwan-
kungen bis zu 33 TaiiHendtoilen erlaubt waren. Hirsch I, 86, Wien« W. II, 783. M
Im »achsischen Münzübereinkommen von 1444 wird daher das feine Korn dem Königs-
und dem Kaufmannskorn entgegengesetzt: tltmi man soll die münz probirm uff das
feine korn und nicht auf den königes wirr kaufmannskorn.* Hirsch I, 95. Berichte —
über den Feingehalt der in Deutschland umlaufenden Münzen a. a. O. I, 93 (1444) 159,
(1490); der wichtige Bericht des Wardeins Wolf Veytlein vom Jahre 1496 ist gedruckt
im Arch. d. Histor. Vor. v. Untorfranken, Bd. 22, S*. 138.
9. Aufser dem Schrot und Korn und der Gröfse des Remodiums
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§ 22. Schlagschate ;
Geldsyntem. § 23. Währung»-, Handels-, Scheidemünzen. 165
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166 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
Zeit die einzige geschlagene Münze war und man sich mangels kleinerer
Münzen mit der Teilung oder selbst Viertelung der Pfennige behalf
(englische brokemony, zerschnittene Brakteaten u.
dgl.). Es kommt daher
erst ziemlich spät zurPrägung von Hnlblingen oder gar Vierteln (Ort)
und es ist eine Ausnahme, wenn irgendeinraal wie in den Münzüber-
einkommen zwischen Nordhauseu und Ellrich von 1350 und 13t>0 die
Anuahmepflieht rücksichtlich der minderwertigen Hälblinge auf kleine
Beträge eingeschränkt wurde, was sie als Srheidemünzen in unserem
Sinn erscheinen lüfst. Dagegen hat sich infolge des fiskalischen Inter-
esses der Münzberechtigten schon frühzeitig unter Zurückdrängung des
Reichsmünzwesens der Begriff lokaler Währungsmünze entwickelt, der
zum Rechtssprichwort der Holler
: gilt nur dort, wo er geschlagen ist.
irermark sevhz pheny wert helbelinye, he en welle er denne met willen nie nemen. Da
die Wennark damals 32 Schilling oder 3H4 Pfennig betrug a. a. O. S. 167), so bestand
die Annahniepflicht für die Hülblinge nur bis zu '/«i des schuldigen Betrags. Über —
Brokemoney — gemeint sind die angelsächsischen Pfennige mit dem sog. Zwillings-
fadenkreuz (Fig. 31, S. 50\ h. Sehmieder, Handwörterbuch der Münzkunde I, 93 —
Koehne, Memoiren III, 361. Pas Zerschneiden von Münzen kann, wie § 24, 7 gezeigt
werden wird, verschiedenen Zwecken dienen. Am 29. Mai 1347 wurde es durch Kg.
Philipp VI. für Südfrankreich erlaubt, um Scheidemünze zu gewinnen. J. A. Blan-
che t: Les monnaien coupecs in 11. X. IV, 1, S. 8.
weisen, das die Prägung von Groschen, deren zwanzig 2 Lot fein Silber
enthalten und einen rheinischen Gulden werten sollten, als eine rechte
starke Oberwährung« anordnete und daneben den Schlag leichterer
schildichter Groschen als Beiwährung vorsah, zugleich aber auch be-
stimmte, dafs auf Oberwährung lautende Verpflichtungen in Bei Währung
nur nach einem schlechteren Kurs dieser getilgt werden könnten.
Den verdienstlichen Vorsuch einer Übersichtlichen Darstellung der Münzzustande
in Deutschland wahrend des Mittelalters bietet Inama Sternegg, Deutsche Wirt-
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§ 23. Anfänge der Scheidemünze, Ober- und Beiwährung; Goldgulden. 167
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168 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
Herzog Rainald von Geldern. Pfcffinger, Yitriarius illustr. III, 471 (1754, Frank-
furt a. M.). Auch Kg. Wenzel mufs unter denjenigen genannt werden, welche an einer
Verbesserung der Münzzustande im Reiche gearbeitet haben. Vgl. seine Verordnung
vom Jahre 1390 bei Hirsch, Münzarchiv I, N. LVU, 8. 53.
5. Kennzeichnend für diese Reichsmünzordnungen im 16. Jahrh. ist,
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§ 23. Die Reichsinünzen seit dem 16. Jahrh.; Landes- und Handelsninnzen. 169
und sieh auch auswärts grofser Beliebtheit erfreuten, mulste sich der
Kleinverkehr mit minderwertigen Kreditmünzen begnügen, die nur inner-
halb ihres Ursprungslandes Umlauf hatten und Landmünzen genannt
wurden.
Die Akten über das neuere deutsche Münzwesen in Hirsch, Münzarchiv,
Bd. I— VIII. — 1'ruun, Gründliche Nachricht von dem .... Toutscheu Münzwesen.
3. Aufl., Leipzig 1784, Kap. V— VII. —
Waldner Matth., Vorsuch eines Entwurfs der
Hauptmomente des deutschen Münzwesens Innsbruck 1858. —
Über Landmünze in
Bpiitercin Sinn. Schmioder I, 269.
argenti immJis siynata, der Marken tekens (§ 18, 12), bei welchen die
Beidrückung des Stadtzeichens die Verbürgung für das »lötige Korns;
bedeutete, während allerdings dir» Schwere von Fall zu Fall nachgewogen
werden mufste, da die Gewichte der erhaltenen Stücke zu grofse Un-
regelmässigkeit zeigeu, um eine andere Auslegung zuzulassen. Entschieden
als Handelsmünze wurden die ersten Goldgulden in Deutschland geprägt,
und es ist dabei höchst bemerkenswert, dafs sie ihren hohen Feingehalt
nur so lange beibehielten, als sieHandelsmünze blieben, und dafs sie ihn
alsbald verloren, nachdem man den Versuch gemacht hatte, sie zur
Landeswährung zu machen.
Vom 17. bis 18. Jahrh. an wurden von deutschen und auswärtigen
Staaten für den überseeischen wie für den Handel nach der Levante
Handelsmünzen mit besonderem Gepräge ausgegeben. Schon vorher
wurden Landesmünzen, die sieh einer gewissen Belicbhcit im Auslande
und daher eines sicheren Absatzes nach aulsen erfreuten, von den
Münzherren über den Bedarf des eigenen Landes hinaus geprägt oder
von Unberechtigten nachgeschlagen. Der <nr$ns moneta major der Wiener
Pfennige, den das österr. Iluhhuch Ende des 13. Jahrh. auf etwa 14000 TX
Pfennige veranschlagte, wenn Friede in Österreich und den Nachbar-
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170 Zweiter Teil. Geldgeschiehte.
landen herrsche, ist als ein solches Beispiel aus früher Zeit anzuführen.
Ungleich häufiger sind jedoch die Fälle unberechtigter Nachahmung
gewisser vom Handelsverkehr gesuchter Gepräge, von den reneziani<
sehen Grossi und den Florentiner Gnldgulden angefangen, bis herab zu
den Luigini im 17. Jahrb., die in Nachprägung der von der Fürstin von
Dombes veranlafsten Nachahmung der Louis de etnq-Sous in italienischen
Münzstätten in den Jahren l6<>7/(>8 in grofsen Mengen für den Ilamiel
nach dem Orient nachgeschlagen wurden, wo sie als Timmins von Fran-
kistan grofsen Absatz fanden. (§8, 3; 9, 13; 16, 5).
§ 24. Mtlnzpolitik.
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§ 23. Beischläge beliebter Münzen. § 24. Münzpolitik. 171
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172 Zweiter Teil. Goldgeachichto.
bibliothek. S> c h in o 1 e r
1 Über die A Unbildung einer richtigen Seheidemünzpolitik vom
,
14.— 18. Jahrb. in seinem Jahrbuch XXIV, 4. Heft, S. 1 ff. (1247 ff.). L. 1900; der».,
Grundrifs d allgem. Volkswirtschaftslehre (L. 1904), II, § 166, S. 81 ff.
fremd und sind erst in späterer Zeit aufgestellt oder doch durchgesetzt
worden. Wie lange die Unterscheidung von harter und Scheidemünze
unbekannt war, wurde schon hervorgehoben. Begreiflicherweise fehlte
es ebenso bis zum Zeitalter der Groschenprägung an einer angemessenen
Abstufung der verschiedenen Münzgattungen, auf welche man jetzt Ge-
wicht legt. Wie selbstverständlich erscheint uns die Forderung, dafs
Gröfse, Metall und Benennung der Münzeinheiten hinreichend unter-
schieden sein sollen, um irreführende Verwechslungen auszuschliefsen,
früher hat man dies leichter genommen. Die nach ihrem Münzbild
tnoutons (Vor genannten brabantischen Goldstücke kommen z. B. in zwei
Gröfsen (30 und 35 mm) vor und wurden als einfache und Doppelstücke
bezeichnet und verrechnet, obgleich ihr Gewicht von Anfang an auf 4,70 g zu
5,80 g (statt, wie man erwarten sollte, 9,40 g) gestellt war. Ebenso sucht
man jetzt für die Legierung möglichst einfache Verhältniszahlen und hat
sich daher bei den harten Münzen nach französischem Muster ziemlich
allgemein für 900 Tausendstel entschieden, im Mittelalter herrschte gröfste
Regellosigkeit, auch begnügte man sich nicht mit dem Kupfer allein,
sondern setzte dem Golde wohl Silber und Kupfer zu. Dafs man die
Feingehalts- und Gewichtsproben nur al marro vornahm, wurde schon
gesagt, noch weniger genau nahm man es mit der Gestalt und Gröfse
der einzelnen Stücke, was freilich nicht zu verwundern ist, denn jetzt
werden die Zaine auf die erforderliche Dicke durch Walzen gestreckt
und die Sehrötlinge mittels eines Durchschlageisens gleichmäfsig aus-
gestanzt; früher muteten sie ausgehämmert werden und wurden dann aus
freier Hand gestückelt. Das Senkungsverfahren gestattet, von einer Pa-
trize die erforderlichenMatrizen in beliebiger Zald abzuformen, so dafs
das Gepräge der einzelnen Stücke haarscharf übereinstimmt und Ab-
weichungen zum Kennzeichen der Fälschung werden; im Mittelalter
und darüber hinaus wurden die Stempel, obwohl man schon Punzen ver-
wendete, jederzeit aus freier Hand gemacht oder mindestens überarbeitet,
so dafs die Zahl der Stempelverschiedenheiten eines und des nämlichen
Gepräges oft zahllos ist. Mit einem Worte, heute erfolgt die Münz-
erzeugung als grofsartiger Fabrikbetrieb in wenigen Münzhäusern, im
Mittelalter und noch lange danach handwerksmäfsig über das Land zer-
streut in kleinen Münzschinieden.
präge folgende Feingehalte auf: 0,25t", O.ftW (2 mal), 0,374, 0.464, 0,468, 0,483, 0,500
(2 mal 0,502, 0,504 0,505. 0,520, 0,ol4 (nach Kupellenproben, die ich veranlagt habe;.
, ,
§ 24. Mangel vieler münzpolitischer Einrichtungen im Mittelalter. 173
Noch früher beginnt die Unregelniafsigkeit der Gröfse und des Münzgewicht«. Sa Da-
tier macht aufmerksam (Koehne, Memoiren V, 297), dafs unter den byzantinischen
KupformÜnzen eines Kaisers und der nämlichen Münzstätte trotz gleicher Wertbezeich-
nung erheblicho Gröfsenunterschicde, z. B. von 28 40 mm, vorkommen. Er besafs —
z. B. zwei wohlcrhaltene Stücke des K. Konstans II. (641— 6G8) gleichen Gepräges aus
der Münzstatte Alexandrien, boidc mit der Wertbezeichnung I—B versehen, die nach-
folgende Verschiedenheit aufwiesen:
A. B.
Gewicht 1,806 g 0,477 g
Durchmesser 2f> mm 19 mm
Dicke 5 mm 2 mm
Den auffälligen Gewichtsunterschied zwischen dem mouton und dem
double mouton hebt
Dannenberg in Z. 112 bei Besprechung von A. de Wittes Histoire
f. N. XX,
monetaire dfs comtes de Louvnin usw. hervor, und Cumont, Etüde sur le cours des
monnaies en Brabant ^Brüssel 1902, S. 34), erklärt Cette proportion d'un double mouton
:
pour deux petita o erlitte des la creation du double mouton. comme il resulte des comptes
usw. Eine genaue Justierung der rheinischen Goldgulden, die glich geschroden und
gewegen werden sollen, findet sich erst im Münzvertrag von 1399, für die Albus erst
1417. Lara p rocht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter (L. 1885) II, 392. —
Über die grofse Zahl der Münzstätten in früherer Zeit und deren Beweglichkeit vgl.
Grote, Geldlehre, §22 >Der Münzfabrikbetrieb*, 157 ff., Hofmann, Die Lehre vom
Gelde, 8. 32. Vgl. auch die Bemerkungen zu § 11, 1 und Röfsler in Grote, Münz-
studien VII (1871), 471 ff.: Die Vermünzung des affinierten Goldes. Über dio grofse —
Zahl von Stein pol Verschiedenheiten, die Ausführungen von Frl. de Man in Cmsidera-
tions sur trois sceattas anglo-sarons identiques du cabinet de la sociiU frisonne ä
uarde in Tijdskri/t . . . vor Munt en Penningkunde. Amsterdam XII .1904),S. 119 ff.,
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174 Zweitor Teil. Üoldgcsc iehte.
Th. Elze, Die Münzen Bernhards, Grafen von Anhalt, Herzogs von Sachsen.
2 Hefte, Berlin 1*70, 1881. —
Meine Zusammenstellung der Wiener Pfennige von
1246—1400 in Wien» Geschichte I, II. —
Bahrfei dt E., Da« Münzwesen der Mark
Brandenburg, I (1889) mit über 700 brandenburgischen Gepragcn für die Zeit von 1170
bis 1415 auf Taf. II— XXII. Im Münzfund von Rakwitz fanden sieb über 130 ver-
schiedene Gepräge der Herrscher von Böhmen und Mühren aus den Jahren 1055 bis
1140. W. N. Z. XIX, XX. Heutzutage hingegen gilt als ein Haupterfordernis guter
Münze grofstmftglicho Unveründerlichkeit der Münzatempel. Roscher, System Hl,
3. Aufl., St. 1882, § 41, S. 200.
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§ 24. Mafsregcln gegen das > Saigern < : Münzverrufe, Reiterbüchsan. 175
Mafse, als das Jahr vorrückte, nach einem immer leichteren Münzfufse
ausgab. (§28, 10).
Der Saiger ist die fürs Justieren der Münzen eingerichtete Wage (vgl. Schröder,
Über Saiga in Z. f. N XXIV, 339 ff.) Daher durfte nach dem Erfurtor Münzrecht
Tosern-Klett S. 319, 330) niemand, mit Ausnahme de» Münzmcisters, di wage di
man heizet seiger, da man die sireren Pfenninge mite poisit uz den andern, besitzen.
Ähnliche Verbote auch zu Freiberg, Regensburg, Wien usw. Diese Wagen waren wohl
nach Art gewisser Dukatenwagen eingerichtet, welcho WUgung ohne Auflage eines Ge-
wichts gestatten, weil die eine Schale genau um einen Dukaten schwerer ist als die
andere. Über die periodisch wiederkehrende Verminderung des Münzfufscs zur Ab-
wendung der Folgen des Seigerns in Österreich, Steiermark, Böhmen, Merseburg, Braun-
schweig usw. Vgl. § 28, 10.
6. Harmlos war das Mittel, durch das die Regensburger dem Saigern
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170 Zweiter Teil. Gehlgeschichte.
Es gibt sogar Gepräge wie das hier stimmt« Mtoiherrn 8US rhö-
ermöglicht.
_, " , , , I«. ..i ringen mit angemutetem Tel-
iMg. \U abgebildete, welche durch einen quer über i,„ 1K ^iriPh vgl. bi f M*ir
*r
das Münzbild verlaufenden Strich die Richtung
«ler künftigen Teilung vorzeichnen.
^^J^^"'
Zerschneiden «><ler Zerbrochen «ler Pfennige als Zeichen «ler Ungültigkeit. Ver-
ordnung K. Lothars für Italien von 832: De moHf/w im/ttiratnr .... rmtmtamen usqw
missa s. Johannis dmarium argenteunt et non fractitm euiüBCUnqw momtae rrei/iiatur.
Man. Herrn. 4° Lei/um Sectio II, Bd. 2 II. ISMO:, S. «vi, Nr. 202, bei PerU, M«jn. G.
LL. I, 4'M, K. hudwiir Ii. nnd dem Jahre 856 zugeschrieben —
K. Friedrichs II. Hand-
feste für Goslar von 1219: hat ein Kaufmann, bei dem falsche Pfennige betroffen
wurden, sich los^eschworen itn demum inrisi deb-nt ti rmtitni. Hui 1 a r d Br e h o
1 -
1
Ich, Hist Frid-riei II Bd. I, 646 (P. 1852). Augsburger Sta<ltrecht vom J. 1276, Art. VIII:
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§ 24. Münzpolizei: Zerschnittene Münzen, Preissatzungen. 177
§ 29. Man sol auch wirzen, suenne man die alten phenninge verbiutet ze naemenne
8\cer darnach mit den alten phenningen kaufet oder cerkaufet, swa des vogtes boten
unde des munzmeisters darin chomment. die suln die phenninge naemmen und suln
ieglichen enzwey sniden unde suln ieme diu stuke trider gaeben dem si die phenninge
genommen habent und sol darüber keine galtnusse mer liaben. Ausgabe von Ch. Meyer,
Augsburg 1872, S. 22. —
Eingenchnittene Pfennige im Münzfund von Rakwitz (Mahren)
s. W. N. Z. XIX, 181 ff., lfd. Nr. 53, 84, 87—91. —
Ungiltig machte auch das Durch-
löchern von Münzen Nach der Heidelberger Goldschmiedeordnung von 1663 sollte
:
der Goldschmied, dem falsche Münze unterkommt, >ein loch darin schlagen*. F. Mzztg.
I, 428. — Anschnitt als Feingehalts probe v. Amira, Xordgormanische.s Ob-
ligationenrecht II (Leipzig 1895), S. 516. —
Münzhälften als Scheidemünze:
Blanchet J. A., Les monnaies coupees in R. N. IV, 1, S. 1 ff. Die Gepräge dor breiten
Pfennige im Rakwitzer Funde Uelsen ihrer symmetrischen Anordnung nach meist die
Teilung in zwei Hälften, oft sogar die Viertelung zu. Vgl. W. X. Z. XX, Taf. VII bis
IX. Halbteilungen kommen namentlich oft bei Brakteaten vor, daher auch in firak-
teatenfunden dergleichen Hälften häufig sind, ja seihst Münzbildcr mit dem für die
allfällige Teilung verzeichneten Strich vorkommen. Dafs man indessen auch bei Dicht-
pfennigen auf das Zerschneiden rechnete, zeigen viele Münzbilder der brandenbur-
gischen Pfennige. —
Nicht mit münzpolitischen Maßnahmen zusammenhängend, ist die
Verwendung zerschnittener oder gebrochener Münzen als Erkennungszeichen und Er-
mächtigung zur Empfangnahme einer I^eistung. Als Beispiel führe ich einen Eintrag
aus dem ungedruckten Geschäftsbuch der Uogonsburgcr Knuflcute Runtinger an, S. 70,
1398: Item dez gelcz daz dem Sigmund Grafen auz dmi obgexchriben »Uber worden ist
zu Venedig und euch von dem zelWn pfard etc dezscftien gelcz hat er zu Venedig lazzn
zu dem Barthohme Barütt Ve und XXXI dueat und grofs. XXV
Der hat im zu
worzaichen geben ainen venediger groschen. der ist enezway }>roehcn, dez han ich daz
tnynner taü hk; wann man dem Bartholome daz warzaichen pringt und daz man im
darzu sait, daz er dem Sigmund Grafen iij plattete t altin enpholhen hab, dem sol der
Bartholome geben daz gelt. Auch sol man dem Bartholome dez G raffen hrif da mit
senden, den der Sygmund mit seiner hand gesehriben hat. —
Besonders häufig findet
man halbierte römische Münzen in der Schweiz (unter ca. 2000 Stück, die 1897—1898
auf dem Gebiet von Vindonissa ergraben wurden, fand man 250 geteilte Stücke, dazu
eines, bei welchem die Teilung noch nicht vollendet war. Stückelberg in Z. f. N.
XXII, 43. — Über dos Vorkommen geteilter römischer Münzen an der Donau siehe
Schmidel in Bl. f. Mzfr. 1904, Nr. 1, 8p. 3081.
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178 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
FIr. 95. Tulor «Je* SnUburgor Krzblschufs Maximilian Gundolf von Khuenburjr
vom Jahre 1877, mit dem ileiBtempel mit welchem lfiM alle im Erzbistum tum
Umlauf KuijelaiBeneu Stück« verschen wurden.
ist ihre Zahl schier unübersehbar. Solche aus der Kipperzeit, Hirsch IV, S. 116 ff.
Über die Lüneburger Valvationstabellen a. d. Mittelalter s. num.-sphrog. Anzeiger.
1869, Nr. 18, S. 138; 1882, Nr. 1 —
Berichte über Münzproben im Frankfurter Archiv
von 1398—1496 erwühnt P. Joseph: Goldmünzen des XIV. und XV. Jahrb. (Frank-
furt a. M. 1882), S. 59. —
Wuttke R., Die Probationaregister des obersächaiachen
Kreises. W. N. Z. XXIX, 237 (1897). —
Meyer Ad., Das Probierbuch des Nürnberger
Münzwardeins Hans Huefnagel 1605—1612. W. N. Z. XVIII, ST (1885). - Überstempelte
Münzen s. 6, 7, 8. 8o wurden z. B. in Salzburg unter Erzbisehof Maximilian Gun-
dolph Im Jahre 1681 alle in I rnlaiif befindlichen harten Münzen, Beibat wenn sie von
diesem Kegenten herrührten, überstempelt (oben Fig. 95). —
Ähnliche münzpolitische
Experimente in Frankreich 1690— 1726) erwühnt v. Schröttei in Z. f. N. XX IU, (1902).
<; fi. — Stempelung der paderbornischen Kupfermünzen 1763 (um die ungestempelten
aufser Vorkehr setzen zu können). F. Mzbl. 1901, S. 232.
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§ 24. Mönzpolizei : Abstempelung von Münzen, Probierer usw. 179
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180 Zweiter Teil. Geldgoschich te.
die münss gefordert ist n orden, nachdem dUselb zeit dhain münss im land getccftrn und
durch die Verlegung der hawsgtnowen al*i>ald nicht hiet mugen aufpracht icerden. ^fon.
llabsburgica. \V. 1858, 1, 3. Bd., S. 410 aus einer Eingabe der Hausgenossen um 1480.
Damit nicht zu verwechseln ist der Fall, in welchem einem Kloster, einer Stadt usw.
als Gnade gestattet wurde, jährlich eine bestimmte Monge Münze ohne Bezahlung des
Scblagschatzcs vermünzen zu lassen. Beispiele solcher Begünstigungen für das Frauen-
kloHter zu Tuln und die Stadt Wien, s. Wiener Mw. II, 786 ff.
je nachdem man die eine oder andere Aufgabe ins Augo fafst, der die
Münze zu dienen hat; man kann so einen gesetzlichen, einen wirtschaft-
lichen, den Verkehrswert und endlich den Tauschwert der Münze unter-
scheiden.
a) Der gesetzliche oder Nennwert der Münze beruht auf ihrer
Eigenschaft, gesetzliches Zahlungsmittel zu sein (§ 29), mit andern Wor-
ten auf der durch den Staatswillen erzwingbaren Verpflichtung der Staats-
:
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§ 25. Einteilungen des Münzwertes, Ermittelung des Nennwertes. 181
1893. —
Grote, Geldlehre §9, 10. Nennwert u. Metallwert, S. 35. Endemann W., —
Studien in der romunisch-kanonistischen Wirtschafte- und Rechtelehre. 2. Bd., Berlin
1883. S. 159 ff., Abschnitt VII: Geld und Zahlung. —
Hof mann .T. G., Die Lehre vom
Gelde. Berlin 1838, S. 35, 163 ff. —Contzen, Thomas von Aquino als volkswirt-
schaftlicher Schriftsteller. L. 1861. —
I n am
a S terne gg, Wert u. Preis in der älte-
-
2. Den Nennwert einer Münze erfährt man zunächst aus den auf-
geprägten Zahlen oder Benennungen, z. B. : 24 EINEN REIC1ISTIIALER,
1 HELLER, 60, 30, 20, 10, 3 {zu verstehen Kreuzer) GROSSVS PRA-
GENSIS, FORTIS. Wo solche fehlen oder die etwa vorhandenen un-
klar kann man bisweilen aus dem Metall, der Münzgröfse, vor
sind,
allem aber aus den Gewichts- und Feingehaltsverhältnissen den Schlufs
auf die Stellung der Stücke im Münzsystem machen und dadurch etwa
den früheren Nennwert dieser Münzen ermitteln. Oft geht das nicht
ohne mühsame Untersuchungen ab, zumal die alten Münzordnungen
noch vielfach der Veröffentlichung harren, ja selbst die Verzeichnisse
alter Münzbenennungen keineswegs vollständig sind. Früherer Zeit hat
man bei Münzbeschreibungen die 'Angabe des Nennwerts der einzelnen
Stücke oft unterlassen oder hat sich mit unbestimmten oder unkritischen
Bezeichnungen begnügt. Heute ist man in diesem Punkt sorgfältiger
und gibt bei Münzbeschreibungen gewöhnlich das Nominal der Münze
oder deren besonderen Namen, oft auch deren Gewicht an und schafft
dadurch eino wichtige Voraussetzung für geldgeschichtliche Forschungen.
zu § 9, 12, Eine Sammlung dontscher Münzbenennungen gedenkt
Vgl. Literatur
Prof. E. Schröder herauszugeben. Als allgemeine Sammlung von Münzbenennungen
leistet Sch mieder, Handwörterbuch der gesamten Münzkunde, Halle -Berlin 1811,
1815, noch immer die besten Dienste.
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182 Zweitor Teil. Geldgeschichte.
Erfolg lohnende Arbeit. Abgesehen von den Münzopfern, die sie erfor-
dert, wenn man zu genaueren Ergebnissen gelangen will, als es Strich-
proben ergeben, wird man bei Münzen, die al tnarco ausgebracht wur-
den, immer nur Näherungswerte und keineswegs den vorgeschriebenen
Münzfufs erwarten dürfen, und zwar aus Gründen, die schon § 22, 7 u. 8
entwickelt wurden.
Metallwert: Vgl. die Literatur zu § 22, 5, 8; über Münztarife S. 12, §3, Abu. 7.
— Bericbte über Münzproben reichen in Frankreich bin inH 13. Jahrb. (Saulcy, lie-
cueil. V. 1879, S. 138 ff.), in Italien ins 14. Jahrh., in Deutschland ins 15. Jahrb. zurück.
(Hirsch, Münzarchiv I, 93 ff. vom Jahre 1444.) Älter, von ca. 1400, sind die Kin-
zeichnungen in dem noch ungedruckten Hauptbuch des Rcpcnsburger Kaufmanns und
Mttnzers Malt haus Klintinger »7>i« Munizze* auf S. 557 und die von Schalk in den
Mitt. d. Instit. f. öBterr. Geschichte IV. S. 598 veröffentlichten Aufzeichnungen des
Wiener Münzanwalts Niklas Graner vom Jahre 1425. —
Einen Münztarif mit Angabe
—
von Schrot und Korn der um 13G8 1371 zu Avignon umlaufenden Münzen s. EL N.,
4. Serie, 1, S. 177. — s
( ber die Fehlerquellen, mit welchen bei Gewichts- und Feinpehalts-
bcstimmungcn von Münzen, die al nuirca ausgebracht wurden, zu rechnen ist. Vgl.
meine Chronologie der Wiener Pfennige (S -B. d Wiener Akad., Bd. CXL, S. 7 und
17 ffA Man wird daher oft die an mittelalterlichen Gepriigen durch Wage und Kupellen-
probe ermittelten wirklichen (effektiven) Ergebnisse, von dem beabsichtigten
ideellen Schrot und Korn zu unterscheiden haben. — Ohaion R., Recherche* sur la
raleur intrinxeque du florin dt Ilrahant calrulee ä raison de Fr. 222,22 le kilogramme
d'argent fin depui* l< miluu du XV« sii'ch just/u'en 1TU4 (ab 1433). R. N. B. 1871, S. 186.
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§ 25. Ermittelung dos Metall- und Kurswertes; Fehlerquellen. 1*3
5. Am
schwierigsten gestalten sich die Untersuchungen über den
Tauschwort der Münze. Da hierbei die Münze nur als eine bestimmte
Form des Geldes in Betracht kommt, so laufen diese Untersuchungen
auf eine Erörterung der Frage nach der Kaufkraft des Geldes hinaus.
Diese ist, wenn man die ausgleichende Wirkung von Angebot und Nach-
den Marktpreisen ausdrückt, berücksichtigt, jeweils in
frage, die sich in
einem gegebenen Zeitpunkt und an einem gegebenen Ort eine feste
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184 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
Tauschwert: P h i i
p p o v i c h Grundrifs d. politischen Ökonomie I (1. Aufl.
1 .
1893). — Paasche,
Studien über die Natur d. Geldentwertung J. 1878. — Soet-
beer, Materialien i. Erläuterung d. wirtschaftlichen Edelnietallverhältnisse. B. 1886
(S. 94 ff. Darstellung verschiedener Methoden der Messung der Knufkraftanderung des
Geldes). —
Wasserrab, Preise und Krisen. S. 1889. —
Kral, Geldwert und Preis-
bewegung im Deutschen Reich 1871—1884. J. 1887. — Hoff mann, Die Lehre vom
Gelde. P>. 1838, S. 11.
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§ 25. Schwierigkeit, die Kaufkraft des Geldes zu ermitteln. Mafsstäbe. 185
Grote (Geldlehre 6, § 2), > welche Werüstufe wurde im 14. Jahrh. durch
einen Goldgulden bezeichnet, so erfährt man dies nicht dadurch, dafs
nachgewiesen wird, mit wieviel Gulden und Kreuzern das in einem da-
maligen Goldgulden steckende Quantum Gold in Gestalt einer Gold-
krone neuerlichst (1865) zu Frankfurt a. M. bezahlt wurde. Das Gold
an sich oder auch die daraus angefertigte Münzsorte steigt und fällt im
Preise, je nachdem es mehr oder weniger vorhanden ist, und je mehr
oder weniger mannigfaltig der Gebrauch ist, zu dem man es anwendet.
Es hat daher d'Avenel sicher recht, wenn er in seiner Histoire economique
de la proprieti (Paris 1894, I, 13 ff.) den Gedanken verficht, dafs von einer
vom Mittelalter her fortgesetzten allgemeinen Minderung der Kaufkraft
des Geldes nicht gesprochen werden könne, da diese, örtlich wie zeitlich
betrachtet, viele Schwankungen aufweise.
D'Avenel G., Histoire Economique de la proprieU, des salaires, des denrees et de
tous le$ prix cn gentral, 1200—1800. P. 1894—1898, 4 Bde. —
Sommerlad im Hand-
wörterbuch der StaatewiHsenschaften, herausgegeben von Conrad ... 2. Aufl., J. 1901,
VI, 207 ff.
1860 aber =10 g Silber war, so war der Wert des Silbers 1860
um zehnmal geringer als 1500 geworden/ (Grote). Es hat indessen
schon II offmann in seiner Lehre vom Geldo (S. 2, 3) auf das Un-
genügende dieser beiden Mafsstäbe hingewiesen. Da nicht überall
dieselbe Getreideart das allgemeinste Nahrungsmittel ist, so kann schon
deshalb keine Getreideart als allgemeines Mafs der Werte dienen; dazu
kommt, dafs die Nahrung überall, jedoch in verschiedenem Ausmafs, ge-
mischt ist. Was hingegen den Tagelohn für gemeine Handarbeit betrifft,
so liegt in Grotes Behauptung, dafs dies Arbeitsquantum in den Jahren
1500 und 1860 gleichen Wert gehabt habe, eine petitio prineipii vor.
Auch die Höhe dieses Taglohns kann Schwankungen unterliegen, wie
Angebot und Nachfrage, gröfsere oder geringere Arbeitskraft des Tag-
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isf; Zweiter Teil. Geldgeschichte.
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§ 25. Notwendigkeit, die Kaufkraft auf breiter Grundlage zu ermitteln. 187
fang des In. .Tahrh. schon vorhanden waren, beginnen mit Weizen preisen von einem
halben Tfund Pfennig (120 Pfg.) fürs Mut und steigen Schilling um Schilling bis auf
12 Pfund Pfennig (2880 Pfg.}. Gedruckt sind nie als der peken recht in den S.-B. der
Wiener Akad. 1861, Bd. 36, S. 106. Dafs dieser Spielraum nicht überflüssig war, ergibt
sich ans den Preisen benachbarter Jahre. 1427 kostete der Mut Weizen in Wien 5'/, Pfd.
Pfennige, 1430 nur 3'/, Pfd. Pfennige, infolgedessen wog das Pfenni«bn»t 1427 35, 1430
aber 53 dkg. Vgl. meine Abhandlung: Wiens Münzwcsen II, S. 828, dazu K. Schalk
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188 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
10. Mit der Menge allein ist jedoch die Sache keineswegs abgetan.
Die uns von der Vergangenheit in Rechnungen, Preissatzungen, Urkunden
und Vermerken verschiedener Art überlieferten Nachrichten über Preise
in früherer Zeit sind zunächst nur Rohmaterial, das vor seiner Ver-
arbeitung kritischer Sichtung und einer angemessenen Zurichtung bedarf.
Vor allem mufs man über den Wert der Überlieferung ins reine kommen,
darüber, ob es eine; abgeleitete oder eine ursprüngliche Nachricht ist,
dann mufs auch ihre Beschaffenheit berücksichtigt werden. Gesetzt den
Fall ,es wäre uns die Gleichung 2 kg Schwarzbrot 1 g Feinsilber =
in einer Preissatzung, ferner in einem Urbar und letztlich auch in einer
Rechnung überliefert, so wird man diese drei Nachrichten nicht ohne
weiteres als gleichwertig behandeln dürfen. Die Preissatzung ist eine
durch obrigkeitliehen Willen festgestellte obere Preisgrenze, allein das
Leben kann sie zu eng befunden und gesprengt haben. Die Nach-
richt im Trbar ist die Ablösung einer schuldigen Leistung, die ursprüng-
lich dem Grundherrn vorteilhaft erschien, sich aber seither in ihr Gegen-
teil verkehrt haben kann; sie ist zunächst nur auf den Zeitpunkt des
Die Wochenrechnungen des Präger Dunbaus in den Jahren 137*2 1378. Prag 1890.
. . . —
— Wien Die Rechnungen des Kircheiuneisteramts von St. Stephan, herausgg. durch
:
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§ 25. Voraussetzungen für eine brauchbare Geschichte der Preise. IS«)
S. 230 ff.). Wiens FleiBchversorgung in abnormer Zeit 1551— 15G4 a. a. O. 1897, S. 408 ff.
— Überreichen Stoff zur Geschichte der Preise birgt das Archiv der Stadt Prcfsburg.
Leider sind die eingehenden Arbeiten, die Prof. Franz Kovats darüber veröffent-
lichte, in ungarischer Sprache erschienen und daher bis auf die abgedruckten Quellen-
bclege für die Mehrzahl der europaischen Gelehrten verloren Vgl. übrigens desselben
Verfassers Aufsatz über die Nachmönzung der Wiener Pfennige in Prefsburg in W. N.
Z. XXXIV (1903), 157.
11. Um
nun zu solchen zu gelangen, mufs allerdings das gesichtete
Nachrichtenmaterial vor seiner Verarbeitung noch einer gewissen Zu-
richtung unterzogen werden. Man mufs, wenn die Nachricht brauchbar
sein soll, sowohl die Warenmenge als den dafür bezahlten Preis ziffer-
mäfsig genau kennen. Es wurde schon gezeigt, dals der Nennwert einer
Münze zur Ermittelung ihrer Kaufkraft nicht zureicht, dafs vielmehr
allemal die Kenntnis ihres Metallwerts erforderlich ist; ebensowenig ge-
nügt auf der andern Seite der Name eines Mafses ohne genaue Kenntnis
seines Inhalts. Die Behelfe zur Ermittelung des einen wie des andern
hätten dem Forscher die Geld- und die Mafsgeschichte zu liefern, die
jedoch beide auf einen ungleich höheren Grad der Vollkommenheit
gehoben werden müfsten, als sie derzeit besitzen wenn die Nachfor- ,
schungen über die Kaufkraft des Geldes in alter Zeit zu einem gedeih-
lichen Abschlufs führen sollen.
Meine Denkschrift: Vorschläge und Erfordernisse für eine Geschichte d. Preise
in Österreich, Wien 1874, richtete sieh gegen F. Sailers Geschichte der Preisbewe-
gung in Niederösterreich im 14. Jahrh. (Bl. d. Vereins für Landeskunde von Nieder-
österreich 1870, S. 104 ff.) und vor allem jjegen die unkritische Sammlung des Mate-
rials,dag die Prager Handels- und Gewerbekamtner 1873 zur Weltausstellung nach
Wien gesandt hatte, wo es nun veröffentlieht werden sollte. Vgl. den Katalog der
Kollektiv-Ausstellung von Heitragen zur >Geschichte der Preise«, redigiert durch Dr.
Edmund Schebeck, Prag 1873, mit ungeheuerlichen Druckfehlern oder Mifsverstand-
nissen im geldgeschichtlichen Abschnitt, S. 75 ff.
der Gestalt, dio ihnen das Leben gab, erfassen und zu jenen Folge-
rungen gelangen, die das eigentliche Ziel sind.
b) der wissenschaftliche Apparat, dessen man zu dieser Arbeit
Da
bedarf, meist zu grofs ist, um in einer Geschichte der Preise vollständig
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190 Zweiter Teil. GeldgeBchichte.
archivs, das alle auf Münz-, Maß- und Preisgoschichte bezüglichen Nach-
richten in verläßlichen Abschriften zu sammeln hätte, um allen weiteren
Arbeiten eine quellenmäfsige sichere Grundlage zu geben. Sache der
Archivseinrichtung wäre es, den zusammenströmenden Stoff nach Zeit,
Ort und Gegenstand zu ordnen. Anzuschließen wäre die Übertragung
der Nachrichten auf einzelne Zettel im gekürzten Wortlaut und unter
steter Bezugnahme auf die Quelle, kurz das, was man jetzt geschmack-
voll als * Verzettelung« bezeichnet.
c) Die nächste Arbeit wäre dann die Umrechnung der auf den
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§ 25. Gang der Arbeiten zur Herstellung oiner Geschichte der Preise. 191
vor (S. 14). — In meinen Vorschlugen und Erfordernissen, S. 22 ff., befürwortete ich
92 Zweiter Teil. Geldgcschichte.
noch die Zurückführung der Münzwerte auf heutiges Geld, und bot ich S. 32 eine
Neutralentabelle mit Berücksichtigung der Wertverschiebung der Edelmetalle unter
Zugrundelegung der Bestimmungen der französischen Münzkonvention. Beides halte
ich heute für unzweckmäfsig. — Umrechnung von alten Mafsen auf das metrische
System, vgl. meine Vorschlage und Erfordernisse, S. 33 ff. — K. Schalk, Zur Ge-
schichte der älteren Wiener Maine im 15. und 16. Jahrh. (Bl. d. Ver. f. Landeskunde
von NioderöMterreich 1886, S. 454 ff.) mit Angabc einer amtlichen »Getraydt Maas-Tabelle«
vom Jahre 1639, die das Wiener Mafs mit 38 andern bayerischen und österreichischen
Mafsen vergleicht. —Rottleuthner W., Die alten Tx)kalmaTse und Gewichte in
Tirol und Vorarlberg.Innsbruck 1883. — Tonarini F., liaguagli dei catnbj, e
misnre delle piü mercantili piazze di Europa. 2 Bde., Rom 1780, 1781. — Tavole di
raguaglio fra le nuorr e le nntiche misurc e fra i nuovi t gli antichi pesi della UtpttbUca
Italiana. pubblicate per ordine del goremo. Mailand 1803—1811. 3 Bde. — Vgl. auch
§ 18, 9 und § 22, 2.
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II. Hauptetüek
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194 Zweiter Toil. Goldgeschichte.
Beispiele zu, dafs Private Münzgerechtigkeit hatten (Roll, Jessen). X. Z. 1839. Xr. 12.
Es sind dies Marken oder Medaillen; vgl. v. Ernst, Bergwerknmt»nzen. S. 38 ff., Xr. 31
c) usu/ruetus; d) contractu*, namentlich Verpfandung; e) precarium ttire conce&sio revo-
cabilis Od nutum ; dergleichen sei namentlich zu Ende des 15. Jahrh. oft vorgekommen,
wenn man einer kleinen Stadt die Mittel zu finanzieller Aufbesserung einräumen wollte;
f) protectio sive tutcla, der wir VormundschaftHmOnzcn verdanken. — Reust Joach.
Ernst, Sciagraphia juris monetandi in S. Jmperio Romano Gerinanico . . Von der
.
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§ 26. Äufserungen der Münzhoheit; Beispiele. 195
(§ 4, 3).
Die römische Geldgeschichte bietet für das Gesagte Beispiele aus weit
abstehenden Zeiten. Das aes mde sowie das servinnisehe acs siynatum
wurden von Staats wegen hergestellt, aber verbürgt wurde dabei nur die
Geltung des Kupfers als allgemeines, gesotzliches Tauschmittel in Rom
und etwa die normale Reinheit des Metalls, keineswegs aber ein be-
stimmtes Gewicht das stets durch unmittelbare Wägung festgestellt
,
werden mul'ste. Das ass signatum war zwar staatlich ausgegebenes Geld
aber keine Münze, eine solche wurde vielmehr erst um 324 v. Ch.
13*
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196 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
durch Ausgabe der asscs geschaffen, welchen ein gesetzlicher, von dem
wirklichen Metallinhalt unabhängiger Wert, der Nonnwert, beigelegt war.
Ahnlich verhält es sich mit der römischen Goldmünze im 4. Jahrh. n. Chr.
bei welcher fortwährende Änderungen in der Stückelung vorkamen, so
dafs schliefslich nur die Bürgschaft des Staates für den Feingehalt, das
vielumstrittene OB —
obryzum, obinfsum übrig blieb und diese geprägten
Metallstücke, nicht anders als das ungeprägte Barrengold, nur mit der
Wage in der Hand genommen wurden.
Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens, B. 1860, S. 170 ff.
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§ 26. Beschränkungen d. Münzhoheit; ihre Geschichte im Altertum. 197
das Vorgehen Theodeberts, dessen gerade gedacht wurde, und der West-
—
gotenkönige seit Leovigild (573 586), das Kapitel 24b* im Gesetzbuch
des Langobardenkönigs Rothari usw. Unter den späteren Merowingern
jedoch hat bei der allgemeinen Zersetzung der königlichen Gewalt auch
die Münzhoheit gelitten und viel von ihrem Inhalt eingebüfst; Name
und Bild des Herrschers verschwinden als entbehrlich in der Mehrzahl
der Fälle; die Haftung für die Güte der Münze übernimmt aussehliefslich
Fifj. 97. Triens des Beneventer- Fig. 98. Pfennig Kg. Karls des
fürsten (irimua)d mit d. Numeri Grolsen mit seinem Namenszng
Kg. Karl» d. firofsen zu Mailand in den Jahren 781
(TM-800). bis 800 geprägt.
der Münzmeister, der die Ausmünzung da und dort, jetzt für den Staats-
schatz, jetzt für eine Kirche oder einen Grundherrn, als Wandergewerbe
ausübte und daher nebst der Münzstätte regelmäfsig auf den Stücken
genannt wurde. Die ersten Karolinger hingegen haben bei der Wieder-
herstellung des Königtums auch Ordnung ins Münzwesen gebracht und
die Münzhoheit in vollem Umfang wieder geübt (§ 11, 6. 7). Auf die
Nennung des Königsnamens wird wieder Gewicht gelegt; als Karl d. Gr.
788 den Beneventanern auf ihre Bitte den Grimoald zum Fürsten gab,
verpflichtete er diesen eidlich, dafs er den Königsnamen auf seine Münzen
setze (Fig. 97). Gleichen Brauch haben die Päpste, von der Zeit Karls d. Gr.
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198 Zweiter Teil. Geldgeschäfte.
hinc liberal itatem nostram alio decoras ob&equio ut figura ndtus nostri metalli usualdtus
imprimatur monrtamque facis. — Ein Goldstück mit den» Bilde Theoderichs ist seit
kurzem bekannt. Hirista ital. di numismatica. Mailand 1895, VIII, 153.
6. Es wird im folgenden § zu zeigen sein, welche Entwicklung
an diese erste Form von Münzprivilegien anknüpft, hier sei nur erwähnt,
dafs beim raschen Verfall, den die Herrschergewalt unter den letzten
Karolingern nach dem Vertrage von Verdun in der Westhälfte des
Frankenreichs erlitt, das Münzwesen zum grölsten Teil in die Hände
mächtiger geistlicher und weltlicher Grofscn geriet. Hugo Capet, der
Begründer des neuen Herrschergeschlechts, sah sich auf die Münzstätten
zu Paris und Orleans beschränkt, und es dauerte volle zwei Jahrhunderte,
ehe beiläufig ein Drittel des heutigen Frankreich der königlichen Münze
zurückgewonnen wurde. Noch unter Ludwig IX. (1226 1270) gab es —
hier über 80 Münzherren, die allerdings ihr Recht vom französischen
König, in Burgund meist vom Deutschen Reich ableiteten. Doch hat
schon König Ludwig IX. in diese Münzrechte mehrfach eingegriffen und
namentlich für seine Gepräge als Reichsmünze allgemeinen Umlauf in
Frankreich verlangt, während die Münzen seiner Grofson auf deren Gebiete
beschränkt wurden. Seine Nachfolger gingen weiter, Philipp IV. der Schöne
und Philipp V. untersagten zeitweise (1306, 1317) ihren Prälaten und
Baronen geradezu die Ausmünzung, schrieben, als sie solche wieder ge-
statteten, den Münzfufs vor und dehnten (1320) ihr Aufsichtsrecht auch
auf die Münzen aus, die König Edward II. von England in seinen
französischen Besitzungen schlagen liefs. An Münzberechtigten gab es
nach einer im Jahre 131") aufgenommenen amtlichen Liste nur mehr
9 Prälaten und 21 weltliche Grofso, und selbst diese Zahl nahm fort-
während ab, da die Krone manchem das Münzrecht abkaufte und die
dem unmittelbar königliehen
grol'sen Vasallenherrschaften allmählich mit
Gebiet verschmolzen wurden. So wurde die Einheit der Münzherrschaft
in Frankreich seit dem Endo des 15. Jahrh. vollkommen erreicht.
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§ 26. Geschichte der Münzhoheit in Frankreich und Deutschland. 199
Barthelem y A., Lettre ä Mr. E. Cartier nur les concessions du droit de /rapper
monnaie faxten par le* Carloringiens aux prilats. —
R. N. I. 8erie 1851, S. 27 ff. (Juel
sens doit-on attarher an mot Moneta dont se sert Louis IV dann le diplöme pars lequel
il ratifit lest droit» d'Etienne eveque de Liege zur la vüle de Maestridtt. R. N. B. I, Bd. 1,
S. 349. — Pfoffingor, Corptix juris publici (Frankf. 1754), III, 459. — Garnier, Hi-
stoire de la mwmaie jmqu'au rdgne de Charlemagne P. 1819, 2 Bde — Prou M., Mon-
naies Carolingünnes. P. 1896, Introduction, S. XLVI ff. Le Droit de Monnaie. Saulcy
F. de. Recueil de doenments I, P. 1879, S. 129 (1262/63), 161 (1305), 166 (1306), 192/193
(1315), 197 (1317), 199 (1320). — Prou M., Documenta d'Histoirc monetaire. P. 1901,
Nr. I, 1—6. — Mayer Ernwt, Deutsche und französische Verfassungsgeschichte, L.
1899, I, § 10, S. 94 ff. — Luchai re A., Manuel des Institution francaises. P. 1892,
§ 145, S. 270 ff.
das Königtum unter Arnulf und den üttonen weit kräftiger als jenseits
des Rheins, es verlor aber im Laufe der Zeit immer mehr von seinen
Gewalten, so dafs nach der Ausbildung der Landesherrlichkeit im
13. Jahrh. ungefähr der Zustand erreicht war, der in Frankreich im
10. Jahrh. geherrscht hatte. Mit andern Worten, während in Frank-
reich das Königtum von der Zersplitterung zur Einheit fortschritt, zer-
bröckelte in Deutschland die Macht des Reichsoberhauptes und er-
wuchsen die Nachfolger ehemaliger Reichsbeamten zu eigenberechtigten
Gebietsherren, denen der König eine Gerechtsame nach der andern über-
lassen mufste. Dem hier geschilderten allgemeinen Entwicklungsgänge
entsprachen auch die Schicksale des Münzwesens im Deutschen Reich.
Zu Zeiten Arnulfs war die Münze im Deutschen Reich noch rein könig-
lich, nur der König und dessen Sohn Zwentibold, der als König in
Lothringen von Anfang an eine sehr selbständige Stellung beanspruchte,
verfügen über die Münze. Noch waren die bleibenden Vergabungen
des Münznutzens, die später so sehr überhandnahmen, recht selten.
Wenn wir das Jahr 000 als Grenze annnehmen, so können wir aus mehr
oder minder beglaubigten Quellen nur fünf, zumeist im ehemaligen
Reiche Lothars I. gelegene Kirchen, die Bistümer Strafsburg (seit 873) und
Worms (898) und drei Abteien: Korvei (833), Prüm (8(51) und Münster-
eifel, die mit dem Münznutzen begnadigt waren, anführen. Aufserdem
dürften die Grafen, in deren Amtssprengel die königlichen Münzstätten
lagen, für die Aufsicht, die sie besorgten (§11, 8), einen Anteil am Er-
trägnis gehabt haben, und dieser ermöglichte ihnen im westlichen
Frankenreich, dafs sie sich bisweilen in den Besitz des Ganzen setzten.
Eine Änderung trat im Deutschen Reiche seit dem Anfang des 10. Jahrh.
ein ,indem das wieder erscheinende Stammesherzogtum die Münze
als Amtsbefugnis beanspruchte, und daher der Einflute der Grafen auf
die Münze hier zurücktrat (§ 27, 1), ferner hat die neue Richtung in der
innern Politik seit Otto I. neben andern Ilerrscherrechten auch das
Recht zur Ausmünzung an vielen Orten in die Hände der vom Könige
frei ernannten Kirchenfürsten gebracht. Diesen gegenüber wurde in
Deutschland selbst nach dem unglücklichen Ausgang des Investiturstreites
die Münzhoheit des Reichsoberhauptes in einer Weise gehandhabt, die
dem Könige wenigstens zeitweise die Nutzungen bischöflicher Münz-
stätten zuwandte. Wir erfahren aus einem Verzicht Kaiser Ottoä IV.
200 Zweitor Teil. Geldgeschichte.
]{oi)\e$chen rie.hc fint, dir /int eines liomeschen kuniges und suer fi teil han. er ß
phaffe oder leige der whz fi han von einem Kow-sehcn kunege. —
Soetbeer in For-
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§ 27. Anschauungen des Mittelalter» über Münzhoheit und Münzrecht 201
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202 Zweiter Teil, Geldgeaehichte.
Münzstätten, die ihren Bestand schon vor diesen Jahren nachweisen konnten, durften
offenbar unbehelligt fortbestehen, ohne Rücksicht, ob sie mit oder ohne kaiserliche Er-
laubnis entstanden waren. Darin liegt ein Vorläufer jener I^ebre, welche das Münzrecht
entstehen lief« ex prineipis concessione rel centenaria praescriptione. Florin Bälois —
au nom d'un Pape. Koehne IV, 371 mit Abbildgn. —
Cahn, Rappenmünzbund,
125. Vor den Baselern hatten 1509 schon die Freiburgcr den gleichen Weg eingeschla-
gen. Über das angeblich der Stadt Lucca vom Papste Lucius III. im Jahre 1181 verlie-
hene Münzprivilogium Lcitzmann, N. Z. 1844, 8p. 21.
:
§ 27. Münzverleihungen.
1. Im
Gegensatz zur umfassenden Münzhoheit des Reichs, wie sie
die ersten Karolinger machtvoll begründet hatten, war die Münzberech-
tigung des einzelnen stets beschränkt. Ihr Inhalt in den Urkunden
sehr verschieden als moneta, usus monetae, percussura monetae usw. be-
zeichnet, besteht immer aus ehemaligen Gerechtsamen des Reichs, die
entweder diesem entzogen worden waren, oder die der König freiwillig
aufgegeben hatte. So gewannen —
wie schon § 20, 7 bemerkt wurde —
im westlichen Frankenreich zahlreiche Grafen dadurch, dafs sie ihre
Amtsbefugnisse hinsichtlich der Münze in lohnbare und vererbliche An-
sprüche zu wandeln vermochten, eine bleibende Münzberechtigung für
sich und ihr Geschlecht. Im Ostreich hingegen, wo vor dem 10 Jahrh.
wenige Münzstätten genannt werden, offenbar weil solche als bleibende
Einrichtung noch selten waren und die Ausmünzung vor allem in
palatio, d. h. am jeweiligen Aufenthaltsort dos wandernden Ho,fes, er-
folgte, hat das unter Ludwig dem Kinde neuerwachsene Stammesherzog-
tum von Anbeginn die Münze innerhalb seines Gebiets besessen und
diesen Anspruch so glücklich behauptet, dafs auch die seit den Staufern
vorkommenden Territorialherzoge die Münzgerechtigkeit, wie es scheint,
ohne eine besondere königliche Verleihung ausüben konnten.
Mttnzberechtignng der Grafen in Frankreich. Luchai re, Manuel des Institution*
fran^aises, P. 1892, 270, t? 145. —
Münzrecht der deutschen Stammesherzoge Grote, :
Mfinzstudien VIII, 37 a. a. O. II, 967, erklart er Regen9burg als die einzige karolin-
;
gische Münzstätte diesseits des Rheins. Bekannt sind Münzen der Stammesherzoge
in Bayern seit Arnulf ;907— 937, Danneuberg, Nr. 1046), in Lothringen seit Gisel-
bert (915—939, a. a. o. S. 541. Nr. 1391), in Schwaben seit Herzog Hennann (926 - 948,
a. a. O. 340, Nr. 890 ff.), in Franken seit Konrad (944—953) a. a. o. 307, Nr 800 ff. In
Sachsen, das Kg. Heinrich I. und Otto 1. bis 959 als Stützpunkt der königlichen Macht
Arnulfs für Bremen vorn Jahro 8S8, auf das sich Grote beruft, um zu erweisen, dafs
es im Verwaltungsbezirke des D(7N Bruno, und zwar während seiner Dienstführung
eine Münzstätte gegeben habe, ist eine Fälschung aus dem 10. Jahrh. (Mühiba eher,
Karol. litij. I, 664, Nr. 1744, und Waitz, V. G. VIII, 322, Anm. 1). In Karantanien, das
bis 1002 meist vom Herzoge in Bayern verwaltet wurde, beginnen eigene Herzogs-
münzen mit Konrad I. (1004—1001) und Adalbero (1012—1035 Münzen der Baben-
. —
berger als Markgrafen sind bisher nicht nachgewiesen, wohl aber bestand schon das
nächste Jahr nach Krhebung der Ostmark zum Herzogtum eine herzogliche Münze zu
Krems. — Vgl. meine Wiener Pfennige, § 10 in W. N. Z VIII, 254. Dio Münz- —
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§ 27. Inhalt der Münzverleihang anter den Karolingern. 203
berechtigung proprio jure der Stammeaberzoge, die schon im 18. .Tahrh. von Ludo-
wiß, Joachim und Pütter angenommen wurde, betjtreitet mit K o eh n e (Z. III, 1 66),
Moller I, 160.
leihungen anderer Art. Noch wird der früher allein wirksame volkswirt-
schaftliche Gesichtspunkt: Belebung des Verkehrs durch das Vorhanden-
sein einer Münzstätte angedeutet, allein in den Vordergrund tritt der
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204 Zweiter Teil. Gcldgeachichte
könnte zur Annahme führen, dafs der König dem Bischof den kostenlosen Bezug
von vollwichtiger Münze aus der königlichen Kammer gegen Einlieferung von Silber
gestatteto und auf den Schlagsatz zugunsten der Kanoniker Verzicht leistete. Der
Nachsatz, dafs der Bischof cundem monetam cnm omni redditu jwssülere ralcat ctrr-
nalih r erregt allerdings Zweifel gegen diese Auslegung und scheint zum mindesten
die Befugnis zur Errichtung einer "Weehselbank in sich zu schliefsen. —
Dafa der Aus-
druck momta zeitweilig gleich niensta numularui, camhium gebraucht werde, sucht N.
Z. 1K40, Nr. 22 nachzuweisen.
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§ 27. Inhalt der Münzverleihungen unter den Ottonen. 205
Beispiele gibt in welchen das Markt- oder Zollrecht nur unter Vor-
,
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206 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
et percu8sura proprii numitmatia wird zuerst 926 erwähnt in einer Bestätigung für
St. Martin de Tours. Blnnchet, Manuel, I. 231. —
973 erhält Eb. Theoderich von
Trier percussuram proprutm monetae, 986 das Klostor Korneli Münster Marktrecht una
proprio cum moneta. M. Germ. Dipl. Ottonis II, III, S. 68, Nr. 58, S. 416, Nr. 18 andere ;
Beispiele bei Waitz, V. G. VI LI, 321, Anm. 2, ferner 3—6, für Kloster Seh: 993:
monetam publicum imaginc et supertscriptione utriusque monetär, Argentinensis et SpirenMs
praefiguratam. 996, monetam Jtadasponenscm in loco Friginnga (ebenHO in loco Salzpurc)
dicto imperialt potentia confttrui —
concetttimus. Ferner 1009 die Erlaubnis fürs Bistum
Speyer zu Marbach faciendi monetam forma, pondere et puritate Spiremium sire Worma-
crn&ium de.nariorum ad destruendas in citvuitu falsa» monetas. M. G. Dipl. Ottonis III,
Nr. 130, 197, 208, S. 641, 605, 619, Heinr. II, Nr. 190, S. 225. 1062 Kg Heinrich IV. —
erstatet dem Bistum Bamberg zu Fürth das Marktrecht cum theloneo et perevfisura
proprii nomismatis. Mon. Boica XXIX, I, 160, Nr. 406-
lich die Form und Gröfse des Schrödings, das Münzbild, kurz das
Äufsere der Münze betreffen mochten, mit der Zeit jedoch auch das
Feingewicht, also ihr eigentliches Wesen, erfafsten und so zur Prägung
nach eigenem Münzfufs führten. Es wird später (§ 29, 5) zu untersuchen
sein welche Rückwirkung diese Entwickelung auf die Umlauffähigkeit
,
Bestätigung dos Münzrechts für den Bischof von Augsburg durch Kg. Heinrich
im Jahre 10G1 ... ut radem moneta l{ati$bonrnsi rquiparetur, »intilitcr erponatur rt
aa-ipioiitr, c.iirpto rjuod in Ultra argenti XXX drnarii />/«.< quam in illa mperiu*
nominata moneta Kntiftponi'nxi monetentur. Mon. Boica XXIX, 1, S. 150, Nr. 401. Die
Schwere des in der Iieirensbiirgcr bzw. in der Augsburger Münze im XI. Jahrh. ver-
wendeten Silberpfundes iMt vorerst unhekunnt, die spätere Augshurger Silbermark war
um etwa 10 V. g oder rund '/„ leichter als die zu KegeiiHburg übliche Troymark von
24<;,1 tl g.
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§ 27. Die Munzverleihungen der Salier und der Staufer. 207
festzusetzen kurz das Münzrecht auf alle mögliche Weise und alle nur
,
folgte und seltener im Wortlaut der Privilegien als in der Art und
Weise hervortrat, wie der Münzherr von seinem Rechte Gebrauch machte.
So ist denn vom alten Gedanken der Münzverleihung nichts mehr ge-
blieben. Der volkswirtschaftliche Gesichtspunkt, dafs die Münze den
Handel eines Landes oder einer Stadt zu beleben habe, dafs sie Handels-
beziehungen ermöglichen, den Wohlstand und Nutzen der Untertanen
befördern solle, tritt völlig in den Hintergrund; das Münzrecht ist nur
eine sehr ergiebige Quelle von Einnahmen für den Berechtigten, und
es hat Jahrhunderte voll trüber Erfahrungen bedurft, ehe wieder eine
Wendung zum Bessern ointrat.
1059 . . prefatus Kberhardus comes W>eram dehinc habcal poteatatem de eadem
tnoneta dindi, commtttandi, prccariaruli rd quiequid sibi plucurrit indv. faciendi . . .
Wirtemberg, V. B. I, 279, Nr. 232; dazu Khoberg, 23; Soetbeer VI, 37. Der —
Erzbiscbof von Trier erlangt das Recht zur Errichtung von MunjwUitten an beliebigen
Orten seines Gebiet« erat 1314 vom Könige. Lamprecht a. a. O. II, 355.
für die und 1232 auch für die weltlichen Fürsten auf sein
geistlichen
Recht im Reiche, nach freiem Ermessen Reichsmünzstätten einzurichten,
verzichtet hatte. Im Zusammenhang damit war am 30. April 1230 zu
Frankfurt vor dem Reichsgerichte durch Gesamturtoil festgestellt worden,
dafs der Kaiser nuüam auetoritatem seit uarandiam thelonei vel monete in
dampnum sice prejtulicium alicuius gewähren könne. Die Eigentümlich-
keiten des in einer Münzstätte entwickelten Gepräges, vor allem die
Münzhilder, sollten ohne Willen des Münzherrn von niemand nach-
geahmt werden, ein Gedanke, den der sog. Schwabenspiegel in die Worte
kleidet Swelh gemaelde ein herre an sine phennige setzet und setzet daz ein
:
ander herre an die ßnen, die fint vaUch und ist der herre ein mlschaer
(Lafsberg, S. 155 nach § 363). Diesen Anspruch vermögen wir sogar
in seiner geschichtlichen Entwicklung zu verfolgen. Noch um die Mitte
des 12. Jahrh. bedurfte es zu solch einer Sicherung eines kaiserlichen
Gnadenbriefs. Lucca liefs sich z. R. im Jahre 1155 vom Kaiser Friedrich I.
verbriefen monetam cum cuneo et forma, qua Jiactcnus eudebatnr, um sich
:
gegen Pisa zu schützen. Gegen Ende des 12. Jahrh. war jedoch der
Anspruch des Münzherrn auf sein Münzbild schon so gefestigt, dafs ihn
der Erzbisehof von Salzburg im Jahre 1195 durch Klage vor dem
Fürstengericht durchsetzen konnte. Kurz vorher (1194, 4. Juni)" hatte
Kaiser Heinrich VI. den Genuesen einen Schadlosbrief ausgestellt, weil sie
ihm erlaubt hatten, während des Feldzugs sein Silber nach Genueser
Gepräge auszumünzen, und 1220 erging zugunsten der Gepräge geist-
licher Fürsten ein allgemeines kaiserliches Gebot, das die Nachahmung
ihrer Gepräge untersagte. Bald darauf legte sich der König durch das
Statutum in favorem prineipum (1231/32) eine weitgehende Beschränkung
seines Verleihungsrechts auf, indem er den Landesherren versprach, nur
mit ihrer Zustimmung neue Münzstätten in ihren Gebieten errichten
zu wollen. In Ausführung dieser Zusage erging im Landfrieden
Kaiser Heinrichs vom Jahre 1234 die Aufhebung aller Münzstätten, die
seit Kaiser Friedrichs I. Tode ohne Zustimmung der Fürsten errichtet
worden waren. Fortan war also der Kaiser in der Ausübung seines Regals
durch den entgegenstehenden Anspruch der Gebielsherren beschränkt,
die jede Änderung des bestehenden Zustande ablehnen konnten, wenn-
gleich die Münzverleihungen, soweit solche noch erfolgten, bis ins 14. Jahrh.
vom Kaiser allein und ohne Beirat der Grofsen ergingen. Später änderte
sich auch dieses, und Kaiser Maximilian II. mulste 1562 in seiner Wahl-
kapitulation das Versprechen geben, hinfür niemand, wes Standes oder
Wesens er sei, ohne Vorwissen der Kurfürsten mit Münzfreiheit begna-
digen zu wollen.
1. Juni, Mailand. K. Heinrich bekundet da« in seiner Gegenwart gefundeno
1195,
Urteil: qm»l nultu* omnino ptr tot um archiepixcniatum Salzburgenxcm monetam eudere
debeut in forma Salzburgensi tthi tuntum momtarii arrhie/tixeopi Salzburgemis. Bflhmer,
Acta sei it»i>. 18"), W 202. ^chudlosbrief K. Heinrich* VI. für Genua vom 4. Juni 1 194
b. Stumpf, Reichskanzler 48ftfi. -- Confmderutio cum prineipibus ccclcxiasticis 1220, § 2.
Der Kaiser gelobt die Münzrechte der geistlichen Fürsten zu achten und zu schirmen
n>'c ab aliis ledi jtermittemus mod'm ali'jtnbus ntpote mottete turburi et vilij'icari solent
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§ 27. Münzrechte slaviseher Fürsten in Mecklenburg, Pommern D8W. 209
farorem printi/mm 1231/32 § 17 a. a. O. 419 Nr. 304 und 212, Nr. 171. Kg. Heinrichs
Landfrieden 1234, § 9 a. a. 0. 429, Nr. 319. —
Ehehertr 40. Die Kaiser behielten sich
jedoch in den von ihnen verliehenen Reichsmünzstatten das Recht vor, vorüber-
gehend für den eigenen Bedarf Münze schlagen zu lassen. Vgl. die Urkunde für die
Wormser Hausgenossen von 1165 (U. B. Worms 1, S. 65) für Goslar von 1219. Ein
Beispiel, in welcher Art deutsche Reichsstande, die das Münzrecht zu erlangen
wünschten seit der Wahlknpitulation K. Maximilians II. um die Zustimmung der
,
Kurffirsten sich bemühen mufsten, bildet die Eingabe des Landgrafen Georg Christian
von HesKen-Homburg an den Kurfürsten von Bavern vom Jahro 1670, s. Bl. f. Mzfr.
1894, Nr. 195, S. 1881.
zöge aus piastischem Hause seit der 2. Hälfte des von Köpenick um 1157 mit
12. Jahrh. als polnische Teilfürsten münzen lieben.
Als sie später zu Anfang des 14. Jahrh. ihre for- IAKZa coptnik . cnk(i).
KStSS' .
11 itL« • .,1
1 • . t> Nachbildung eines majr«le-
• •
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210 Zweiter Teil, Geldgcachichte.
Korn mit der königlichen schlagen muteten. Auf dieser Grundlage haben
König Wladislaus und Ludwig allgemeine Verfügungen erlassen nach ,
ihnen hat dann Ferdinand I. als König von Böhmen die Münzhoheit
über Schlesien vollends gefestigt.
B. 1893. Mecklenburg empfing 1348 dem Lehnbriefe Kg. Karl» IV. auch eine Be-
in
stätigung de« Mflnzrechts. (L eitzmann, Wegweiser 356:, Bobinen durch die Goldene
Bulle von 1356, Kap. 10, über Schlesien: Friedensburg: Schlesiens Münzgeschichte
im Mittelalter (Codex Diplomaticun Süesine, Bd. 12, 13, Breslau 1887, 1888), namentlich
im Urkundenband Nr. 5 ff. 16, 17, 22, 25, 28, 29, 33—35, 37, 52, 53, 59, 60 usw., ««»wie
die wichtigen Ergänzungen in den Berliner Münzblättern Nr. 222 ff. ;1898). Räch —
fahl, Die Organisation der Gesanitataatsverwaltung Schlesiens vor dem 30jähr. Kriege.
L. 1894 (Schmollers Staats- und sozialwiasenschaftliche Forschungen XIII. 1), S. 105 ff
266 ff.
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§ 27. Münzprivilegien für italienische and deutsche Städte. 211
hat 1138 das Münzrecht den Genuesen, 1141 den Bürgern von Asti,
Kaiser Friedrich I. 1155 an Cremona, Heinrich VI. 1186 an Siena
und 1191 den Bolognesen verliehen. Bestätigungen schon vorhandenen
Münzrechts erwirkten Piacenza und Lucca in den Jahren 1140, 1155
und 1186. Die deutschen Städte, deren Aufschwung bekanntlich später
fällt, können sich in solcher Zeit ähnlicher Gunstbeweise von soiten der
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212 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
Zu den gegen diese Bestrebungen der Städte gerichteten Erlässen gehören Kg.
Heinrichs aententia de jure abbatiarum 1223, die sententia de argento rewlendo 1224.
sententia de rambio et imaginibu* denariorum 1231; K. Friedrich« II. Kdictum contra
comunia civitatum 1231/32; Bestimmungen in den Landfrieden von 1234, 1235, die sen-
ttntia de Itegalibus non infeudandis 1238, Man. Germ. 4° Constitutione« II, Nr. 282,
S. 397; Nr. 802, S. 398, Nr. 301/2, S. 416; Nr. 166, 8. 193; II, Nr. 319. 8. 429; Nr. 196,
8. 244; Nr. 212, S. 285.
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§ 28. Münznutzen und Münzeinrichtungen im Frankenreich. 213
gemein an, dafs hier daB im Lande noch befindliche römische Kupfergeld als Scheide-
münze Verwendung fand. Z. f. N. VIII, 140.
Mangel an bergmännisch gewonnenen Edelmetallen, Finanznöte
2.
—
Eine Verordnung des Burgunderkönigs Gundohald (473 516) aus dessen letzter
Regierungszeit, (Kap. CVII des Gesetzes), befiehlt die Annahme aller vollwichtigen
Goldstücke mit Ausnahme von vier Prägen. Eine derselben sind die von König Gode-
gisel zu Genf geschlagenen Solidi, die drei übrigen sind westgotisch, und darunter
werden jene seit König Alarichs II. Zeiten als adaerati bezeichnet. Mon. Germ. LI. III
(1863), S. 676. In Anm. 30 ist hior auch das vernichtende Urteil des Bischofs Avitus
über die Münz Verschlechterung des Königs Alarich II. mitgeteilt. Vgl. auch Ililliger
in d. Hiator. Viorteljahresschr. 1903, 188 und 211. Hilliger erklärt das Sinken des Donar-
gewichts, das sich in einer Steigerung der Aufzahl aufs Gowichtspfund (bis 288 Donaro)
ftufsert, aus dem Sinken des allgemeinen Goldwertes, doch reicht auch schon die Ab-
nahme des Goldinhalts in den Goldschillingen infolge stärkerer Legierung aus, um
diese Erscheinung zu erklären.
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214 Zweiter Teil Geldgeschichte.
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§ 28. Ursachen der Münzverachlechterung im späteren Mittelalter. 215
4. Im Gegensatz
den wohlgeordneten Zuständen unter den
zu
Karolingern herrschte im Münzwesen später dureh viele Jahrhunderte
arge Zerrüttung. Da diese Unordnung ungeachtet der lauten Klagen,
die sie hervorrief, keine vereinzelte Erscheinung blieb, sondern in ganz
Europa lange Zeit andauerte, so läfst sie sich durch die Habsucht der
Münzbereehtigten allein nicht erklären, sondern es müssen ihr noch
andere allgemeine Ursachen zugrunde liegen.
Als solche möchte ich vor allem die unzureichende Gröfse des für
Münzzwecke verfügbaren Edelmetallvorrates in Europa bezeichnen. Da
der Ertrag der Bergwerko bis gegen dio Mitte des 15. Jahrh., zeitweise
Ausnahmen abgerechnet, unbedeutend war und die unentwickelte In-
dustrie nicht hinreichte, um Edelmetall aus dem Orient heranzuziehen,
so konnte kaum der Abgang gedeckt werden, der durch den natürlichen
Umlaufs verlust sowie durch den Silberabflufs für Gewürze und andere
Erzeugnisse Asiens bedingt war. Man war also in Europa während des
späteren Mittelalters auf einen sehr mäfsigen Metallschatz angewiesen,
den man fortgesetzt umprägen mufste, und der sich auch dann wenig
oder gar nicht vermehrte, als sich ein gesteigertes Bedürfnis nach Um-
laufsmitteln geltend machte, welchem durch die Ausbildung des Wechsel-
verkehrs nur teilweise abgeholfen wurde.
Als zweite, allgemeine Ursache der Münzverschlechterungen im
Mittelalter ist der Umstand zu verzeichnen, dafs die mittelalterliche
Staatswirtschaft sehr geringe Bargeldeinnahmen hatte, sich aber solche
noch am leichtesten aus den Regalien verschaffen konnte. Die Regalien
wurden eben vor allem als subjektive Berechtigung des Begnadeten auf-
gefafst, und so kam eine Zeit, in der die Münzberechtigung nahezu als
einzigen Inhalt den Anspruch auf den Münzgewinn enthielt. In welchem
Umfang und auf welche Weise der Münzherr diesen Nutzen ziehen
wollte, das war nicht selten ganz in sein Ermessen gestellt. König
Philipp VI. von Frankreich (1327 —
1358) erklärte darum in einer seiner
Ordonnanzen geradeheraus: )Nous ne pouvons croire ne presumer quaueun
puisse ne doye faire doutf, que d Nous et ä Nostre Majesti Royale ne appar-
tienne . . et de faire feiles monnayes et donmr tel cours et pour tel prix
.
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216 Zweiter Teil. Gcldgeschichte.
wirksam war als heute. Wenn jetzt, ungeachtet des ins Riesige gestei-
gerten Bedarfs nach Unilaufsmitteln im allgemeinen bessere Zustände im
Münzwesen herrschen als beispielsweise noch vor 150 Jahren, so danken
wir es einerseits dem Umstand, dafs die übermäfsige Zahl der Münz-
berechtigten und der Münzstätten erheblich abgenommen hat, dann aber
auch dem, dafs im Weltverkehrs die Staatsverwaltungen
Zeitalter des
selbst sich den volkswirtschaftlichen Anschauungen über das eigentliche
Wesen der Münze nicht länger verschliefsen können. Dazu kommt, dafs
die gegenwärtige Ausbeute an Edelmetallen alle Zeiten in der Vergan-
genheit unendlich übertrifft, und dafs in noch höherem Grade Forder-
ungen aller Art, Wechsel-, Scheck- und Clearing- Verkehr, Banknoten usw.,
statt Bargeld verwendet werden. Ferner kann jetzt der Staat durch
Ausbildung der Steuern und des Schulden Weyens über grofso Mengen
von Bargeld verfügen und besitzt er äufserstenfalls in der Staatsnote
einen weit bequemeren und ausgiebigeren Behelf zu augenblicklicher
Beschaffung von Zahlungsmitteln, als es seinerzeit die sog. Interims- oder
Kriegsmünzen waren (§ 16, 6).
nicht wirksam sei, wenn und solange der Kohlbetrag an innerem Gehalt bei der
einen Goldart durch einen allgemein anerkannten Kreditwert ersetzt wird. Hand-
worterbuch d. Staatswissenschaften. 2. Aufl. (Jena 15>00), Bd. V, 905. Babelon, —
A'onVe, 29 und 50: ä la fin du XV. itiirle le nwnde ( inline etait dt venu treu pauvre m
vtttaua- precieux; le* economittes esliment qu'il en restait a peine pour 1 millinrd de fr.
(or et argenl eompris). Hoff mann, l,ehre vom Gelde, 11 1838, S. 42 ff., dazu der
§ 24, Abs. 1 (S. 171) angeführte Ausspruch Mirabeaus.
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§ 28. Quellen des Münznutzens, Scblagschatz, Wechselgewinn. 217
scher III (3. Aufl., 1882), §46 ff., S. 221. — Bei Du Cangc werden die Ausdrücke
monetagium und seignoria, »eigneuriage als gleichbedeutend behandelt, doch sind die
beiden letzten wohl im Sinne des englischen seignorage auf den Münzgewinn im engeren
Sinne einzuschränken. —
Iii Niger (1903), 206 ff. —
Dazu meine Abhandlung über
Wiens Münzwesen usw. in» IT. Bde. der Geschichte Wiens (1901), S. 783 ff.
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218 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
um 1070 — 1088 Meister Manegold von Lautenbach an seinen Freund A., llle quippe
nummus ubi vemiibilior e*t et argento proprior. Nostrat* quippe ita dreoxit ut ex eo
es lacritnantibu» oceulis arrideat. Sudendorf, Registrum III, 46, Nr. 28. —
Die Gepräge des Königs Wratislaus von Böhmen, f 1090, und seiner unmittelbaren
Nachfolger in Mahren weisen zumeist Feingehalte unter 0,500, ein Pfennig Herzog
Ottos II., t 1126, sogar nur 0,160 aus. Vgl. meine Beschreibung des Rak witzer Münz-
fundes in der W. N. Z. XVIII, XIX, unter Nr. 2, 9, 10, 13, 16, 35, 42, 53, 70. In
schlechtem Rufe stand um 1152 die Münze der Bischöfe von Basel . alterationc qua*:
.
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§ 28. Ursprung und Erlrag der periodischen Münzverrufungen. 219
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220 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
CoHmäB, Mon. Germ. ( Folio), Ss. IX, 55, legt dem sterbenden Boleslaus II. (f 099;,
die Worte in den Mund :Karl der Grofso habe cm»» filium suum Pippinum post se
rcgttaiurum disponeret diesen durch furchtbaren Eid verstrickt, keine Münzvcrschleeh-
terungen vorzunehmen, certa niilla clades, nulla pestilentia, nee mortalita* nec non si
liostes tot am terrum rajiinis. invendiis derastarent, mag ist populo dei nocerent, quam fre-
quem mutatio et fraudulenta pejoratio numi, und weiterhin werden Gewalthaber ier
vel quater in anno mutanten monetam . non duces sed füren usw. bezeichnet
. . Die
Stelle ist mit geringen Veränderungen auch in den Annalista Sa.ro (M. G. 8». VI, G45.)
übergegangen. —Alu K. Friedrich I. 1166 in Aachen zwei Jahrmärkte und eine Münz-
stätte einrichtete, befahl er ne crebra mutatio monetär, quae aliquando gravior aliquondo
levior esse solebat zum Schaden de« Orts ausschlage, die Prägung einer in Schrot und
Korn unveränderlichen Reichsmünze. Stumpf, 4062. Eheberg, 64 ff. — Pachtver-
träge der böhmischen Könige mit dem Münzmeister Eberlin von ca. 1253 und 1267 im
Cod. jur. bohemici I (Prag 1867), 8. 126, 165, Nr. 43 und 68. Eine Schilderung der Miß-
stände dieser Münzernenerungen, vor deren Abschaffung im Jahre 1300 im Chronicon
Aulae regiae, cap. 66; für Schlesien und Polen: Friedensburg, Schlesiens Münzge-
schichte im Mittelalter II (Breslau 1888), S. 32 ff., und den von Vinzenz Kadlubek
(f 1223) in seiner Chronik mitgeteilten Rechtsfall, der sich unter Micszko III. (nach
1174) zugetragen haben soll. (Ausgabe L. 1712 als Anhang zur Chronik des Dhigos,
Bd. II, 764.) Infer fiaeo septuaginta sed humanissimc tecum agitur, si numerata pecunia
possis absolri, cum ad pnndus ßsci exploratissimo debeas jure in metallum pocius (die
Krakauer Ausgabe von 1862, S. 158 liest pnrius) eondempnari usw. Für Ungarn Art. 23 :
der Goldenen Bulle Kg. Andreas' II. vom Jahre 1223 und Krajner, Die ursprüngliche
Staatsverfassung Ungarns, Wien 1872, S 706. —
Dafs Münzverruf ungen zur Steigerung
der kgl. Einkünfte auch in Spanien vorkamen, beweist das 1236 dem Kg. Jakob I. von
Arragonien von den Ständen bewilligt« Monetaticum >ut non immuturetur moneta JaccensU
(terratis lege, pondere et figitra.' Du Cange, Glossarium V (1885), 506, s. v. nume-
tatkum. — In Kaiser Friedrichs II. Bestätigung der Rechte der steierischen I>andes-
niinisterialen von 1287 heifst es: Monetam quoque que singulis annis avarieia e.rpo-
scente solebat renorari in prejwlirium commune hahitatorum ejusdem terreex nune volumus
sine conditio com mun i ministerialium major um Styriae nullatenus renovari et renoratam
in primo pondere per quinqaennium perdttrare. Dafs diese Bestimmungen eingehalten
wurden, lehrt die Münzordnung für Steiermark von 1339. Beide Urkunden bei Schwind*
Do]> seh, Ausgewählte Urkd. z. VcrfasHungspesch., Innsbruck 1895, S. 79 u. 177. —
Ertrug der M
ünzverrufu nge n :Nach dem Münzvertrag von 1267 sollten nach
mährischem (= dem Wiener) Gewicht Gl 2 Pfennige aus der um 1 Lot feiner als bisher
Üblichen Münzmark geschlagen werden. Das ergibt: 280 g: 612 —
0,457 g Ranhgewicht
für den Pfennig. Der Feingehalt der mit dem Namen König Ottakars bezeichneten
mährischen Pfennige schwankt nach Feiugehaltsproben, die ich an dem Kyselowitzer
Funde machen lie.fs, zwischen 0,256, 0,468 und 0,500. Nehmen wir den letzgenannten
als jenen vom Jahre 1267 an, so enthielt ein Pfennig 0,457 X mal 0,500 = 0,228 g,
ein Pfund 0,228 X 240 ~ 54,72 g und der Schlagschatz von 5000 Pfund ~ 273,6 kg
Feinsilber. Der Wiener Münzmeister Dietrich Urwetsch verrechnete 1334 den ö*ter-
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§ 28. Volkswirtschaftliche Schaden dieser M Unzverruf nngen. '2-1
reiehiscben Herzogen 4971 Pfund Wiener Pfennige (rund 5000 Pfund) Münzgewinn.
Die Pfennige mit dorn Wap|>en des» Mttnzmeisters Schuheier, der 1338 und 1340 im
Amte war, sind nach Feingehaltsproben auf wenigstens 0,600 fein und im Rauh
gewicht wohl ebenHO auf 0.750 g anzuschlagen, was dann ein Feingewicht von 0,45 g
für den Pfennig von 108 g füre Pfund und von 540 kg Silber für den verrechneten
Münzgewinn ergibt (vgl. meine Chronologie der Wiener Pfennige, 8. 61 ff., X. 7—9 und
die Liste der Wiener Münzmeister in Wiens Handel II, 819 ff. Die hier 8. 795 gege-
bene Bewertung der 4971 Pfund auf 621" kg Feinsilber iHt für das Jahr 1334 wohl zu
,-,
hoch, sie würde dem Pfennig Feingewicht unter Albrecht I. f 1308) entsprechen. Auch
aus der GroTse der Ablösungssummen, die an die Münzherren für den Verzicht auf
die jährliche Münzerneuerung bezahlt wurden, vermag man beiläufig auf den Ertrag
dieser Finanzqnelle zu schliefsen.
mehr Bargeld also ein Land, ein Stift oder sonst jemand besals oder
nötig hatte, desto empfindlicher traf dieser Wechselverlust, den beispiels-
weise der Kämmerer von Klosterneuburg im Jahre 1339 auf 100 Pfund
Pfennig oder etwa 11 kg Feinsilber anschlug, d. i. auf ein Fünfzigstel
des Münznutzens, den der österreichische Herzog aus dem ganzen Lande
zog. Aber auch der Kleinverkehr blieb davon nicht verschont. Durch
die jährlich sich wiederholende Verruf ung erlitten die neu ausgegebenen
Pfennige vom Tag ihrer ersten Ausgabe an schon durch den blofsen
Zeitablauf eine Entwertung, die sieh vcrhältnismüfsig über das ganze
Jahr verteilte und schliefslich jene 25°/0 erreichte, um welche der Ein-
lösungspreis der alten Pfennige unter dem Nennwert der neuen stand.
Wurden z. B. wie in der Mark Brandenburg seit dem Anfange des
14. Jahrh. zu Jakobi für 16 alte Pfennige 12 neue ausgegeben, so war
deren Wert bis Michaelis, also in einem Vierteljahr, auch um den vierten
Teil der Jakobi künftigen Jahrs zu gewärtigenden Einbufse gesunken,
d. h. nun waren erst 13 Pfennige im Handel so viel wert als ein
Schilling zu Beginn des Münzjahres usw. Damit aber erhöhten sich,
sofern die übrigen Verhältnisse gleichblieben, die Preise der Waren.
Um diese Schwankungen, die zur Zeit des allgemeinen Umtausches der
alten gegen neue Pfennige ihren Höhepunkt erreichen mufsten, so gut
es ging hintanzuhalten, griffen die Städte zum mittelalterlichen Auskunfts-
mittel der Preissatzungen. So liefsen sich die Schöffen von Schweidnitz,
in Schlesien jedesmal durch den Münzineister die Pfennige neuester
Prägung bringen, setzten deren Wert fest und bestimmten danach in
Gemeinschaft mit dem Rate und den Ältesten der Stadt den Preis der
verkäuflichen Gegenstände. Von Wien ist uns eine jormrt institutionis
que fit per civium arbitrium annnatim tempore quo donarii renoruntur pro
verum venalimn qualibet emptione aus der Mitte dos 13. Jahrh. überliefert
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222 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
und es sind Preissatzungen für Waren und Arbeitsleistungen bei der Ein-
führung neuer Münze aus den Jahren 1460 und 1474 erhalten. Ahn-
liche Mafsregeln sind bei gleichen Anlässen sicherlich auch in andern
Städten getroffen worden.
Volkswirtschaftliche Nachteile der jährlichen Münzverrufungen : Eh e b e r g, 72 ff. —
Menadier, Deutsche Münzen III, 104. ff. — Wien» Münzwesen usw. n, 789 ff., 828 ff. —
Friedensburg, Schlesiens Mjsgeseh. im MA. II. (Cod. dipl. Silesiae XIII. Breslau
1888 8. 33 ff.) Gewöhnlich betrug die Einbufae bei der Umwechslung gegen neue
Pfennige '« oder 25° 0 Doch werden in päpstlichen Stcuorrechnungen 1285 iy s alte
1
. =
1 neuer Wienerpfennig, also 20° 0 Verlust gerechnet, andere Male wieder mehr. >Es
ist zweifelhaft, ob schlechte Könige, Minister, Parlamente und Richter England in
einem Vierteljahrhundert so viel geschadet haben, wie schlechte Kronen und Schillinge
in einem Jahr<, lautet ein von Roscher angeführter Ausspruch Macaulays aus
Kapitel XXI, das die Münxwinren und die Münxrefonu in England (1695) schildert.
aufrecht erhalten, als die Münzherren das Recht der Prägung nach
eigenem Münzfufs erhielten und nun Schwere und Feingehalt der Lokal-
münzen rasch abnahmen. Da sich zugleich die Zahl der Münzstätten
erheblich vermehrte, so mufste sich wohl mancher Münzherr mit den
Diensten weniger geschulter Müuzer begnügen, die überdies kaum das
ganze Jahr hindurch mit der Münze zu tun hatten und daher zeitweise
anderweitig beschäftigt werden mufsten. All dieses zusammen mufste
zu einem Verfall der Münztechnik führen. Als nun die alljährlich und
noch öfter stattfindenden Münzverrufungen aufkamen, fehlte es vollends
an Zeit zur Justierung der grofsen Menge leichter Pfennige, deren man
nun alljährlich zu gewissen Tagen in grofser Menge bedurfte. An Stelle
der sorgfältigeren Stückelung in älterer Zeit kam nun die Münzung al
marco auf (§ 10, 5, § 22, 7). Ein solches Vorgehen aber, das ein Neben-
einander von Münzen eines Nennwertes und verschiedener Schwere ge-
stattete, bot den stärksten Anreiz zum Saigern d. i. zum sträflichen
<
Herausklauben der überwichtigen Stücke, die man mit Vorteil als Silber
verwerten konnte. Die Folge war also, dafs nur das unterwichtige Geld
im Verkehre blieb. Da nun das Saigern um so gewinnbringender sein
mufste. je geringere Zeit die Münze im Umlauf war, so erlitten
auch die Pfennige in den ersten Wochen nach einer neuen Ausgabe
auf diese Weise die stärkste Einbufse. Es ist nun für die fiskalische
Auffassung, die man damals vom Wesen der Münze hatte, bezeichnend,
dafs man sich seitens der Münzherren schliefslich mit der -Saigerung^
als einer unvermeidlichen Schmälerung des durchschnittlichen Schrots
abfand, dafür aber deren nmtmafslichen Ertrag vorweg für sich in An- .
Spruch nahm, indem man in dem Mafse, als das Jahr vorrückte, immer
leichtere Münze ausgab 24, !>). Mit dürren Worten wird dies von
Herzog Albrecht 11. von Osterreich 1330 in seiner Münzordnung für
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§ 28. Prüfung von Münzen mit periodisch wechselndem Schrot. 223
Steiermark als Regel hingestellt. Die neuen Pfennige sollten von Lieht-
—
mefs bis Reminiscere in der Fasten (durch 2 7 Wochen) zu 21, von
—
Reminiscere bis Georgi (10 5 Wochen) zu 22, in den übrigen 40 Wochen
von Georgi bis wieder Lichtmefs zu 23 Stück aufs Lot ausgegeben und
dieser Kreislauf eingehalten werden, bis mit den Landstanden eine
neue Münzordnung vereinbart werden würde, die dem Herzoge, Land
und Leuten nützer und pesser sei. In Böhmen herrschte die gleiche
Gepflogenheit schon um die Mitte des 13. Jahrb.; es sollte die Aufzahl
der Pfennige auf die Münzmark im Jahr von 316 364 Pfennigen sine —
vara des Münzmeisters anwachsen, in der Mark Brandenburg teilte die
Münzordnung von 1347 das Jahr in sechs ziemlich gleiche Abschnitte
und gestattete dem Münzmeister inner Jahresfrist ein allmähliches An-
steigen von 24^ bis auf 27 Schilling (294—324 Pf.) auf die Münzmark ;
in Worms einroiten sollte und der bischoff' zu Warmsze nicht diener gnug kette eime
keyser . ... zu dienen, so soltcnt die muntzer von der muntze, die da ist eins keysers
ramer der diener gebrexten und stad erfüllen und einem der vier Hofainter vorübergehend
zur Dienstleistung zugewiesen werden. Boos, U. B. der Stadt Worms I (B. 1886), 65,
Nr. 80. Münzen mit periodisch abnehmendem Schrot vgl. Wiens Handel und Münz-
wesen II, 788. — Menadier, Deutsche Münzen III, Berlin 1895) Sehowelpenninue
S.961T. — Eheber K 76ff. - Posern-Klctt. S. 367 ff. f. Merseburg 1255, 1273. 132»;
Codes jnr. Bohemici I, 12(5 (c. 1253 , vielleicht auch in Ungarn, falls die Worte in
einer Urkunde Kg. Belas IV. (Schenkung des Marktzolls in Castro Pestensi an das
Nonnenkloster auf der Margare tcninsel) Item tempore norae monetär dum eelcbris ext pixa
monetu de mensura 4 garlarum denarium reripiant cum untern dnearii ineipient desren-
dere pro trihu* garlit 1 denarium nicht auf den Verlust durch Saigerung oder durch die
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224 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
(Vor, Florins, Chaises (Vor usw. gewannen alsbald Umlauf und Nachbildung
in den Nachbarlanden. Ein Umschlag trat unter König Philipp IV. dem
—
Schönen ein (1285 1314), dem die Zeitgenossen geradezu den Beinamen
des Müuzfälsehers gaben. Schon 1301 war die Münze König Philipps IV.
so verrufen, dafs der Bischof von Pamiers erklärte, ego in tota Hin pe-
cunia non dnrem unum stercus, quae prava- et falsa est et sine lege et falsiis
qui eam facit ßeri, nec in curia Romana daret homo unum stercus de ista
pecunia (Saulcy Rcueil I., 154) Pliilipp IV., der wahrscheinlich die
Münzverschlechterung durch mehrere Jahre im geheimen betrieb, gab
dieselbe 1295 offen zu, bezeichnete aber jetzt seine minderwertigen Ge-
präge unter Zustimmung und Bürgschaft seiner Gemahlin als Kredit-
münze, die seinerzeit zu vollem Nennwert eingelöst worden solle, ein
Versprechen, das allerdings niemals erfüllt wurde. Nicht weniger als
sechsmal wiederholte sich in den nun folgenden 20 Jahren das Schau-
spiel, dafs der König, ungeachtet der schweren Opfer, die Volk und
Geistlichkeit darbrachten, von schlechter Münze zu guter überging, um
alsbald wieder zur schlechten zurückzukehren. Dabei wurde nicht nur
die Eitilieferung in- und ausländischer guter Münzen und der Gold- und
Silbergeräte gegen die neuesten Gepräge des Königs erzwungen, sondern
es erwuchsen auch die gröl'sten Schwierigkeiten bei Schulden und Renten,
die zur Zeit entwerteten Geldes entstanden waren und nun in gutem
Geld gefordert wurden, und umgekehrt. Almliche Zustände, wenn auch
in geringerem Umfang, wiederholten sich unter den Söhnen Philipps
des Schönen, doch bestand der fiskalische Gewinn, den die kapetingischen
Könige zogen, weniger in der Verschlechterung des Feingewichts der
üblichen Münzen als darin, dafs diesen ein erhöhter Nennwert beigelegt
wurde. Man ging, wie Levis bemerkt, im allgemeinen »von der An-
schauung aus, dafs das Line eine ideale, in den Gütern sich ausprägende
Werteinheit sei, die durch die Münzen auch unabhängig von dem innern
Wert derselben repräsentiert werde Daher wurde in mehreren Ordon-
.
nanzen immer wieder befohlen, dafs alle Rechnungen nur auf Livres,
d. h. auf die Rechnungseinheit von 20 Sols oder 240 Deniera, nicht aber
auf Gewichtsrnengen Gold oder Silber oder auf bestimmte Münzsorten,
etwa auf Montons oder Tumosen lauten sollten. Die neuausgegebenen
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§ 28. Fiskalische Ausnutzung der Münze in Frankreich. 225
18 .Sola, aber auch zu 112 Livre» ausgeprägt wurde, ist ein Mifsverstundnis solch einen
;
Tiefstand hat da» Livre erst im 18. Jahrh. erreicht; es dürfte wohl H2Sous =
5 L. 8 S.
Luschin, Numismatik. 15
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226 Zweiter Teil. eJeldgesehiehte.
als Trennungszeichen usw., während die dißerents der Münzstatten weggelassen wurden
pnur cc, que nous roulons eette chose estre ttnue la ]>lns sevrete que l'en jiourra. (1359,
2. Dez ,
Saulcy, Recueil, 117). Die oben mitgeteilten Gewumtsberechnungen Saulcys
scheinen übrigens fehlerhaft zu sein. —
Shaw, The Ilistory of Currency (London 18*.>6)
31 ff.— Du Cange, Glossarium l*85i unter Moneta. Luchaire, Manuel des —
Institution* francaises. Paris 1*92, $5? 321, 326. —
Warnkönig, Franzfteisehe Staats-
geschichte I, Bowel 1846, Nr. 194, 279. —
Lexis im Handworterbuch der Staatewissen-
schaften 2. A. 1900 V, 900 ff.) unter Münzwesen.
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§ 28. Vorrecht der Münzherren auf Edelmetalle; Monetaticum. 227
um einen Schritt weiter ging Hz. Leopold VI., der 1221 im Wiener Stadtrecht den Rc-
genshurgern und andern oberdeutschen Kaufleuten auftrug: Et non emat aurum nequt
aigentum. Si habuerit aurum rel argentut» non tendat niai ad cameram noxtram. Archiv
f. ö. Gesch. X, 92, 95, 106. Die Verhandlungen zwischen Österreich und Bayern
wegen Herstellung einer gleichförmigen Münzo zerschlugen sich 1465, weil die Bayern
das Recht der Silherausfuhr aus Österreich verlangten und Kg. Ladislaus dies ablehnte.
Karajan in Chmels Geschichtsforscher I. W. 1838 (Münzbuch, Abschn. LXXXI).
13. Die Schädigung, welche die häutigen, volkswirtschaftlich ge-
radezu verwerflichen Münzerneuerungen und die noch verderblicheren
Münzverschlechtcrungen allem Verkehr zufügten, die Härte, mit der
die Umwechslung des alten Geldes gegen neue Münze durchgesetzt wurde,
die lästigen Mnlsregeln zur Erschwerung von Zahlungen in ungemünztem
Metall, dies alles zusammen mufste schließlich den Wunsch nach einer
weniger lästigen Ausübung des Münzregals allgemein erwachen lassen.
Anderseits haben Geldverlegenheiten und der ungeachtet aller Anstren-
gungen immer spärlichere Ertrag der Münzmitzungen auch auf die Münz-
berechtigten eingewirkt und diese geneigter gemacht, auf Änderungen
einzugehen, sofern nur der Ausfall an Einnahme genügend gedeckt
wurde. So kam es, dafs der früher streng verbotene Verkehr mit alter
Münze oder Barrensilber neben jenem mit neuen Pfennigen in gewissem
Grade gestattet wurde, wenn ein entsprechendes Entgelt geboten wurde.
In Erfurt wurde ursprünglich für diese Erlaubnis, die jedoch nicht all-
gemein war. da manche Zahlungen nur mit neuen Pfennigen geleistet
werden durften, fallweise eine Gebühr erhoben, die -Schlagschatz hiefs.
In gewissen Fällen fand eine Befreiung von diesem Schlagschatz statt,
namentlich im Verkehr der Bürger untereinander. Unter Erzbisehof
Gerlach wurde 1352 auch das eingeführte Getreide, das man nach dem
Weistum von 1289 entweder mit neuen Pfennigen oder mit Zuzahlung
des Schlagschatzes kaufen sollte, davon befreit, weil sich die Bürger
bereit erklärt hatten, an dessen Statt jährlich 100 Mark lötiges Silber zu
entrichten, rücksiehtlich der übrigen Geschäfte blieb es beim alten. Erfurt
bietet uns ein Beispiel, wie einsichtigere Münzberechtigte, ohne ihr
Recht auf die jährliche Müuzerneuerung aufzugeben, gewisse Erleich-
terungen eintreten Helsen. Welcher Art die Vorkehrungen anderwärts
waren, wo —
wie z. B. in Österreich in der Zeit von 12f>0 —
13i>l) die
«lein Könige von Zeit zu Zeit als eine 5 proz. Steuer vom beweg-
15*
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228 Zweiter Teil. Ueldgoachichte.
yever. auch sollte das Übereinkommen nur fürs Jahr 1359 gelten, je-
doch verlängert werden, falls beide Teile damit zufrieden wären. Dies
ist offenbar eingetroffen; ungeachtet der Klagen mancher über das
Ungeld als eines doppelten Zohents, denen der Dichter Peter Suchenwirt
nach dem Tode Herzog Rudolfs IV. Ausdruck gab, ist es bei der Ver-
einbarung vom Jahre 1359 geblieben: Die Münzprägung beschränkte
sich für lange Jahn» auf den Ersatz des jährlichen Abgangs, so dafs
der Münzgew inn ums Jahr 1437 nicht einmal 200 Pfund Pfennig oder etwa
^ kg Feinsilber erreichte, während der Ertrag des Ungeldes mit
1
f)
30,563 Pfund oder rund 800 kg Feinsilber, damals beinahe die Hälfte
der Gesamteinküul'te dos Herzogs, ausmachte.
Der Verfall «ler Messen in der Champagne fallt zeitlich zusammen mit der von
Philipp IV. von Frankreich eingeführten verderblichen Münzpolitik und int vollendet
zur Zeit der Münzverschlechterungcn unter Philipp von Valois u. Johann I. Schulte A.,
Geschichte d. mittelalt. Handels zw. Westdeutschland u. Italien. L. 1900, I, 344 ff.,
Warnkonig I, 457 (Basel 1846). — Über d. Münzzuatande in Erfurt s. Eheberg 81
und dazu die K
Urkunden im Anhang zu Po se r n - 1 e 1 1 Sachsens Münzen (L. 1846\
,
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§ 28. Verzicht auf periodische Münzcrueuerung, Lucrum cumcrae un\v. 229
dirto ducatu monetagium, alias /ocnginm nnncnpantur . .; für Ungarn «lie bei Krajner,
.
Stant8verfa»sunp Ungarn« (Wien 1H72), S. 705, 707, 711 angeführten Urkunden: 1191
Privilegium f. Fünfkirchen 1271 desgleichen für die Zipser SarliHen
; 1212 quod loeo
;
Regis u nie um anni 1342, §§ 1, 19, 31, iui Corpus juris llungariae und Krujners Aum-
führungen S. 703, §23. Für Österreich vgl. meine Abhandlung über Wien* Münz-
wesen, Handel und Verkehr 1902, S. 795 ff. Es scheint übrigens in Österreich einzelne
Ortschaften gegeben zu haben, die schon früher Befreiung vom herzoglichen Münznutzen
genossen. Das Urbar der Meissau aus »lern 14. Jahrb. meldet von Weizendorf: l'as
d<>rf qeit cheinm ungelt, noch hat mit der neuen phtnninqen nicht« ze schaffen. Notizen-
blatt d. W. Akad. JH53, 120.
Patriziat der Städte übergetreten waren, sei es durch den Stadtrat einen
dauernden Einfhifs auf die Ausübung des Münzreehts und die Münz-
verwaltung, am frühesten wohl in Speyer, wo der Münzwert nach einem
auf Kaiser Heinrich V. zurückbezogenen Privilegium nicht ohne allseitige
Zustimmung der Bürgerschaft verschlechtert werden durfte. Ende des
12. Jahrb. gewannen Lübeck (11*1, 1182) und Hamburg (1189) die Mit-
aufsieht über die Münze, 1204 sollen Stade, 1210 Goslar zu gleichem
Recht gekommen sein, 1230 folgten Regensburg. 1241 Hannover usw.
Auf die Dauer bot indessen dies Beaufsichtigungsrecht nicht genügenden
Schutz, weil es der Bürgerschaft höchstens ein Beschwerderecht gab,
dessen Erfolg unsicher war. Da gaben ihr nun die häufigen Geldver-
legenheiten der Münzherren Gelegenheit, weitergehende Rechte an der
Münze zu erringen, weil diese um einer augenblicklichen Nutlage willen
oft genötigt waren, ihre Rechte an Münze und Wechsel, sei es der Stadt
selbst, sei es an einzelne Bürger, gegen Vorschüsse zu verpfänden, zu
verpachten oder auch zu verleimen. Hie und da. z. B. in Schlesien,
kam es aus solchen Anlässen sogar zum Verkauf der Münze auf Zeit —
auf 2, 6. 10 oder mehr Jahre —
oder zu einer zeitlich befristeten, oder
endlich zu einer auf Widerruf erteilten Münzbereehtigung.
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230 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
Ehe her g 83 ff.: Zu den hier angeführten Verordnungen deutscher Konige, die
sich in vereinzelten Fällen gegen den Mißbrauch der Münzberechtigung wenden,
können noch nachgetragen werden: ca. 1152 (Stumpf, Reichsk inzler, Nr. 3683 Kp. :
Friedrich I. gegen die Münzverschlochterung durch den Bischof von Hasel 1196. K.
Heinrich bestimmt Schrot und Korn der Speyror Münze. Mon. Germ. Constitutione* I.
Nr. 374, S. 522. —
1275 (Schopf in, Almth dipl. II, 8. Nr. 69-*): Kg. Rudolf befiehlt
I
dem Abt von Weifsenburg, die neue Müum« d- min'nterialium ac eiiüum ron*ilio zu
prägen. —
Gegen den wachsenden Einflufs der Hausgenossen wendet sich das Reichs-
urteil von 1283. Jeder Fürst kann iu hergebrachter Weise münzen, pociu* qwim . . .
jnrtn voluntntem consorcium qui ndgariter hue*geuoe,s appclantur. M. (f. Constit. III,
Nr. 348, S. 333. —
Münzverpfandungen und Verkaufe usw. der Kölnischen Münze
an Bürger schon 120«, Mon. G. leg. II, 209. an die Wormser Bürger auf 10 Jahre 1234,
Wormser U. B. I, 126, Nr. 172; der Reichsmünze zu Nürnberg an den dortigon Bürger
Herdegen Yalzncr durch Kg. Ruprecht 1402. Hirsch VIII, 11, Nr. 10 1352. Herzog —
Wenzel von Liegnitz verpfändet der Stadt Liegnitz für 10 Mark Goldes die Heller
mönzo zu Liegnitz bis zur Abzahlung dieser Schuld. Kriedensburg, Schlesiens Münz-
gesch. im Mittelalter (1887), S. 45, Nr. 45; ähnliche L'rkunden für Lüben a a. O. unter
Nr. 47 50 — —
Verleihungen der Münze zu Bernwald an Bürger von Frankfurt a. O
durch Markgf. Ludwig von Brandenburg auf bzw. 30 Jaihre, s. Koehne, Z. V, 27,
12,
Nr 7, 8, die Münze zu S. Trond hatte der Bischof von Lüttich einor Bür-
vor 12.*)«',
bürg a a O. I, Nr. 54, 63, 64,67, 69, 73 ff., II, S. 166. Breslau, das seit 1301 die Münze
vom Herzoge auf Zeit zu kaufen pflegte, erhielt 1362 vom K. Karl IV. auf Widerruf
das Recht, Heller zu prägen, a. a. O. I, 37, Nr. 34. die Stadt Sprottau 1407 ebenso auf
10 Jahre, a. a. O. I, 53. Weiterverleihungen oder Verkauf d. Münzberechtigung wurden
durch d. Reichsabschiede v. 1551, 1559 verboten Pfeffingcr, Yitriarius illustratns
(Frankfurt a. M. 1754), III, 479. —
Verleihungen des Rechts der M ünzprägung auf
Zeit kommen auch anderwärts vor. Kg. Ladislaus von Neapel bewilligte 1391 dem
Napoleon IL, Orsini, Grafen von Manopello, die Prägung von Bolognini zu Gnardiu-
grelr doch nur für die Dauer des mit dem Gegenkonig Ludwig von Anjou begonnenen
Krieges predicta tam>n prexrnti gwrrtt durante et non ulterius. {Laznri, Zeechc degli
Ahrnzzi. Venedig 1858, S. 77 ff.) —
In Lyon scheint der Münzpacht von 1286 1408 —
erblich gewesen zu sein: zum Jahre 1340 wird uns sogar eine Münzpächterin genannt.
Amphelise de Peage. Natalis Rondot, T,es maitres particulirs de la monnair de Lyon.
Lyon 1889 (W. N. M. I, Nr. 75). —
Die Verpachtung der Münze war in Frankreich
—
noch lange üblich, die Prägung der kupfernen LUtrds von 1655 1658 wurde beispiels-
weise durch den formier gent-ral Imar Blandin besorgt der Münzbetrieb wurde hier
;
15. In all diesen Fällen überlicl's der Münzherr den einzelnen Bürgern
oder der Bürgerschaft nur die Ausmünzung und den daraus fliefsenden
Gewinn, während er sich die übrigen Rechte: Bestimmung des Münz-
gepräges, von Schrot und Korn usw. noch vorbehielt. Noch der Inhalt
des von Friedrich II. den Lübeckern im Jahre 1226 erteilten Münzbriefes
beschränkt sich darauf, dafs der Kaiser der Stadt gegen jährlich 00 Mark.
Silber die Ausprägung in seinem Namen und offenbar nach dem von
ihm festgesetzten Münzfulse, und /.war nur für seine Lebenszeit gestattete,
da er seinen Nachfolgern die Bestätigung dieses Übereinkommens aus-
drücklich vorbehielt, Gegen Schlufs des \;\. Jahrb. gelangten indessen
manche Städte in Deutschland auch in den Besitz der bis dahin dem
Münzherren vorbehaltenen Rechte. So erwarb Stade im Jahre 1272
vom Erzbischof Hildebold von Bremen im Austausch gegen Liegen-
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§ 28. Cbcrgnng der Ausmünzung an die .Städte; der >ewige Pfennig«. 231
.Schäften moiiekim nostrum Stadensem eo jure quo nos seit antecessorcs nostri
et eeelemt Bretnensis liactenus jxmedimKS. Hamburg pachtete 1293 die
Münze von den Grafen von Holstein, 1325 verzichteten diese auf ihre
Ansprüche vollständig, und Hauiburg erhielt nun unbeschränkte Münz-
freiheit; 1293 erwarb die Stadt Lüneburg gegen Übernahme einer Steuer
vom Herzoge Otto dem Strengen die Münze mit aller Zugehör, auch die
Gerichtsbarkeit mit eingeschlossen, zu Eigentum; 1327 empfing die Stadt
Freiburg im Breisgau das Recht Silber zu münzen von ihren Herren,
den Grafen von Freiburg zu Lehen Rostock und Stralsund erwarben
;
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232 Zweiter Teil. Geldgesehichte.
(ohne JHhrgangfzeiehen
iieiien Münzvernifytigoii. Landesmünze aus den steigen-
)
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§ 28. Folgen de» >ewigen Pfennigs«, ij 29. Hie Münze als Zahlungsmittel. 233
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Zweiter Teil. Geldgeschichte.
Das (Jehl spielt schon an und für sich bei Eingehung oder Tilgung
von Verbindlichkeiten eine sehr wichtige Rolle, da es sehr verschiedene
wirtschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen vermag, beispielsweise Wert-
träger, Wertmalsstab, Wertaufbewahrungsmittel, allgemeines Tauschmittel
sein kann (§4,2); es gewährt eben seinem Eigentümer eine allgemeine,
auf alle Gegenstände des freien wirtschaftlichen Verkehrs anwendbare
Vermögensmacht. Für das grofse Gebiet des Forderungsrechtes erhält
es eine noch viel weiter reichende Bedeutung dadurch, dafs es kraft
Rechtsvorschrift überdies zum gesetzlichen Zahlungsmittel wird, d. h. als
Ersatzleistung in allen Fällen eintreten kann, in welchen die Erfüllung
des ursprünglichen Schuldinhalts unmöglich geworden ist und daher an
Stelle einer Sache oder Leistung der Wert derselben vergütet werden
mufs. Pecnnia tis- est, non est materia.
Die rechtliche Möglichkeit, sich aus einer Verbindlichkeit durch Hin-
gabe von Geld selbst gegen den Willen des Gläubigers zu befreien, be-
ruht somit auf der Erklärung des Staates, dafs er dieser oder jener Geld-
art innerhalb seines Machtgebiets die Eigenschaft der Währung (§ 23, 1)
verleihe. Die Eignung des Geldes, als Zahlungsmittel zu dienen, ist daher
von seiner Eignung als Wertmafsstab oder Tauschwerkzeug verwendet zu
weiden, auch insofern verschieden, als für diese nur wirtschaftliche Vor-
aussetzungen mafsgebend sind, während jene zunächst vom Willen des
Staates abhängt.
Pas Eigentum des Geldes verleiht dieselbe Macht, > welche die durch dasselbe
gemessenen Vermttgensstücke zu verleihen fähig sind und es erscheint hierin das Geld
als ein abstraktes Mittel Rur Auflösung aller Yermögensstücko in blofse Quantitäten.«
Sa vi g n y, Obligationenrecht. Ii. 1851, I, t* 40, S. 405. Knies, Geld und Kredit I—
(13.1873), S. 191 ff. —
En de in an ii, Studien in der roui. -kanonist. Wirtschafts- und
Reehtslehre II Ii. 1883\
.
S. 161 ff., namentlich g 5, S. 211 ff. — Scnccia, TracUttus
de commereiis et camhio , Frankfurt a. M. 164H, 336/337. ij II, Glos V. 17. Solvere diri-
tur qui facit qu<*l pmmisit 1». l'ropria solutia d'uitur illa, qnar. cum ßat in praerian
specic et forma oblü/ntionis liberat otnnino debitorem . . . Hot in rommuni u*u loquendi
verbo solutionis uiamur in solutione tantum preuniaria. Menger und I.exis im —
Handwörterbuch der Staatswissenschaftcn, 2. Aufl., J. 1900, IV, S. 69, V, S. 903. —
Sehr entschieden betont die Natur des Geldes als Zahlungsmittel La band, Deutsches
Staatsrecht, 3. Aufl., Freiburg i. lir. 1895, II, $ 76, S. 151 Im juristischen Sinn ist
Geld »ganz gleichbedeutend mit gesetzlich anerkanntes Zahlungsmittel. Zahlen kann
man allein mit Geld, allo andern Wertgegenstdnde kann man nur an Zahlnngsstatt
verwenden« usw.
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§ 29. Die Aufgabe des Geldes als gesetzliches Zahlungsmittel. 235
als der vom Staate für gewisse Straffälle allgemein ausgomittelten Entschä-
digung, sondern ging noch um einen Sehritt weiter, indem er die Währung
bestimmte, in der gezahlt werden sollte. Unsere Nachrichten sind aller-
dings nur in später Fassung überliefert. Jene in Tit. XIX der Lex
Saxonum ist eine Verfügung Karls d. Gr., Tit. XXXVI, § 11 der Lex
Ribuariorum gehurt —
falls es keine spätere Einschaltung ist —
frühestens
dem Ende des (>. Jahrb., also jedenfalls einer Zeit an, in der die Deut-
schen mit dem römischen Metallgeld schon vertraut waren. Darum sind
auch die Bufssätze beider Gesetze in Goldschillingen angegeben. Allein
der Vorrat an Metallgeld war offenbar knapp, so dafs die Aufbringung
der im Interesse des allgemeinen Friedens recht ausgiebig bemessenen
Bufsen wohl nur ausnahmsweise in der bestimmten Münze möglich war.
Weitaus in den ineisten Fällen konnte also die Bufsschuld nur durch
Hingabe wertvoller Vermögensstücke, namentlich von Vieh, beglichen
werden, und da waren wohl Streitigkeiten über die Bewertung zu be-
fürchten. Daher griff der Staat abermals ein, indom er die Voraus-
setzungen festsetzte, unter welchen das Vieh als vertretbare Sache, ja
geradezu als Geld behandelt werden sollte. Si qui# iveregeldnm solverc
deltet verfügt das Gesetz der ribuarisehen Franken, bovem cornntum viden-
tem et sunutn pro duobus solidis tribuat, raccatn cornutam ridentem et sanam
pro tino solido tribuat usw. Solid u* est duplex, erklärt das Sachsenrecht,
mitts habet duos tretrusses qnod est bot annieulus duodeeim meusium vel ovis
cum ugno, altn- solidus tres tremiwt id est bos XVI mensiinn. Dafs übrigens
die Behandlung von Viehstücken einer gewissen Beschaffenheit als Geld
eine vermutlich aus ältester Zeit überlieferte gemeingermanische Einrich-
tung war, lehrt das Kuhgeld der nordischen Rechte, von dem bereits
(§ 18, 1) die Rede war.
Ridgoway, 77»* origin of metallic currency and teeight Standard, Cambridge,
1H92, entwickelt den Gedanken, dafs auf der ganzen Welt die uinprüngliehe Werteinheit
der Ochse war, und dafs in der Folge die Münzeinheit in Gold dem Kuhwert ent-
sprochen habe. S. 124 ff-, Kap. VI, fhc gold l'nit neryirhere the raltte of a co>r.
Seebohm, Tribal eustotn in Anglo-Saxon Laie (London 1902\ führt diesen Gedanken
hinsichtlich des Wergeids aus. Kap. 1, 1, Connccfion between the Wergctd of Kß) Head
of Cattle and the Mina of KM) Staters. Im Hinblick auf die Streitigkeiten, die sieh bei
der Bewertung einzelner an Zahlungsstatt gegebener Gegenstände ergaben, verordnet
das Aachener Kapitular vom Jahre 818 '819, Add. 8: In eompositione wirgildi volumu*
ut ea dentur, quac in lege continentur excepto aeeipitre et spatn, quia propter illa duo
aliquoties perjurinm conmittitur. quando majnris pretii quam illa sint, esse jurantur.
Mon. G. Leg. Sectio II, 281 (H. 1883;. - l'urtz in der Folioausgahe LL. I, 210, setzt die
Bestimmung ins Jahr 817.
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23« Zweiter Teil. Geldgesehieliie.
büßen würden, der ihrem Gewicht entspricht; ähnlich verhält sich auch
sorgfältig legiertes, d. h. mit einem absichtlichen Zusatz eines andern
Metalls versehenes Edelmetall.
hanni ('rans sttatn narim pro 10 marria mimt* tribus aolidis et arbitratus est »itniliter
coram consulihn* qtn><l rult eutn intetjrnliter ».timere indrmpnem, st «an* wem »obere
tantum potest. Auf diese Stelle hat mich Prof. P. PuntHchart aufmerksam gemacht.
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§ 29. Reichs- und Lokalmünzen ; «1er Heller gilt nur, wo er geKchlagen wurde. 237
Lex Wisigot. üb. VII, Tit. 6, «; 5 Solidum aureum integri ponderif enimcunquf
:
monr.taeait, si adtdterinus nnn fuerit nulliis nusus »it remmre usw. Lex Burgund ionum
Gumlobada cap. 107, § 6. Man. G. Leg. sect. I, t. 1, 411 (II. 1902) u. Fol. LL. III, £S7G. Die
Bestimmungen der Karolinger in MünzHachen sind ül>ersichtlich zusammengestellt bei
Soetbecr, Forschungen IV, 265 ff., 290 ff.
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238 Zweiter Teil. Geldgeschichtc.
war, ergibt sich daraus, dafs der Ungeldbrief und damit der Verzicht
auf das Müiizerneuerungsrecht von Seiten Herzog Rudolfs IV. von Oster-
reich nur wirksam war »m allem dem lande zu (Merreich linder der Em
und ob der Ens, als weit und als verre unser münzze von Wien von recht
aen sol und für die übrigen habsburgisehen Lande: Steiermark, Kärnten
:
und Krain keine Bedeutung hatte. Eine zweite Einschränkung der Um-
lauf sfähigkeit war zeitlicher Art, indem zufolge der periodischen Münz-
erneuerungen jeweils nur das zuletzt ausgegebene Gepräge für die kurze
Frist, die ihm gegeben war, gesetzliche Zahlungskraft hatte, demnach im
Ausdruck jener Zeit der neue Pfennig- war. Alle übrigen Erzeugnisse
;
über die Territorialität der Münzen und S. 81 über alte und neue Pfennige.
:
- Als
Überrest der alten Territorialität der Münze haben sieb in manchen Gebieten sehr
verschiedene Münzeinheiten nebeneinander erhalten. Oldenburg prüfte 11. vor seiner
/..
Krakau 1862, 8. 1;">8 wo dem zu einer Geldstrafe Verurteilten die zur Zahlung ange-
':,
botenen Münzen zurückgewiesen werden, und auf die Frage nonne rurrentis mottete
uiulctatn debeo dies bejaht, er aber zugleich gewarnt wird, die Schuld auf den Wechsler
zu schieben, ne fateitate numiHutatis teiltet ipsum eondeinpncs Habebant (tut cm so-
. . .
Udos aliquoH c.r argettti renn purinre nttperrimi numismatis et recenti* eontm arte fahre-
j'aetos. Ilhtd unum et uninttn instantia e*sr temporitt titimistua et asserunt et euiguut.
A'd rem, qua te uhsolri estituas e.niuctoratatu essr numettttn et jam pridem ttbjectam hon
dubites.
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§ 29. Territorialität der Münze, >altet und >neue< Pfennige.
leuto darum schon um die Mitte des 12. Jahrh. durch die kaufmännische
Anweisung in Wechselform das Mittel gefundon, um Zahlungen mit ge-
ringeren Kosten trotz der Territorialität des Münzwosens von einem Orte
nach dem andern zu leisten.
Zingerle V,, ReiHcrochnungen Wolfgers von Ellenbreehtnkirchen. Heilbronn
1877. Ich netze als Probe die ReiMerechnung vom Jahre 1204, S. 58/60 im Auszug hier-
her: Apnt Climmun (Gemona) cambirit /rater Heinricus dor Reisouiarschall) tres mar-
ras pro rriij solid longis et xviij den. Aquilegiemittm. Von Pordonono bis Padua
werden Venetianeruiünzcn eingewechselt, in Ferrara: den. imperiales, Bologna: d. Bo-
vonienses. in Florenz: d. Pisani, in Siena: d. Senenses, in Rom: d. Provisimses: Yi-
terbn auf der Rückreise, den. Senenses; Siena: d. Semnses; Verona: d. Yeronenses;
Schongau: d. Sehongotcenses Augsburg: den. Augustenses Donauwörth: denarii Wer-
; ;
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240 Zweiter Teil. Geldgeschichte.
Handfeste Heine« Sohnes Kg. Heinrich vom Jabre 1223 wiedergesehen ist durch Pen-
nintfc aUirleiji r »mute xchal man ijhtcen in der stttdt (o (ionler na oereme »rerde. Winkel-
niann, Atta imp.. Innsbruck 1H80, I, 382. —
(Jahn, Münz- u. Geldiret»ch. der Stadt
Strafsburg (Strafsburg 18%, S. 48 setzt als sicher voraus, dafs hier viel fremdes ield»
, <
besonders italienisches und französisches, schon zu Anfang des 14. Jahrh. Kurs gehabt
habe, obwohl die ernte Ratsverordnung die sieh mit fremder Münze befal'st, erst
,
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l; 29. Handelsmünzen im Mittelalter. Goldgulden als LandeHiiiünze. 241
harkeit bildete. Das alles änderte sich in dem Augenblick, in dem der
Gedanke aufkam, den Goldgulden zur Landesmünze zu machen und in
ein festes Verhältnis zum herrschenden Silbergeld zu bringen. Da die
Goldmünzen den Silberumlauf erheblich einschränkten und dem örtlichen
Umwechslungszwang nicht unterlagen, so fiel schon dadurch mancher
Anlafs fort, der dem Münzherrn Gewinn gebracht hätte. Noch wichtiger
aber war, dafs der Münzstoff nur zum kleinsten Teil in Deutschland berg-
männisch gewonnen wurde, im übrigen aber durch Einschmelzen fremder
Goldstücke beschafft werden mufste, was notwendig dahin führte, dafs
man die eigenen Gulden, um Prägekosten und Schlagschatz zu gewinnen,
etwas leichter ausbrachte, als es dio eingeschmolzenen waren. Aufserdom
konnten jetzt auch Veränderungen im Münzfufs des Silbergeldes zu einer
Änderung der Guldenmünze führen. Die Folge war, dals gar bald (diese
Wendung war 1371 schon eingetreten) der Gulden vom ursprünglichen
Feingehalt immer mehr einbüfste. Von 23'/2 Karat, nach welchem die
Mainzer Goldgulden 1354 geschlagen wurden, war man 1371 auf 23 Ka-
rat, 1399 auf 22^2 Karat und bald noch tiefer herabgekommen.
1344 verkauft Huinzel des Chramer sun dem Marburger Stadtschreiber Mathe
March gelt* neuwer Gradier pknming ze rechtem jturchrrcht. umb march silher,
. . 'i
die machten turn guidein und drei- tot. da gevilen zr drr zeit für su-ch*tchalb march alter
Graezer phenning und ain und vierezich jdunhing (Steiorm. L.Arch. Nr. 2251 b). 1342 —
•JO guidein florin getnaincr landurrung {Nr. 2315). In einer andern HteiriHcbon Urkunde
vom gleichen Jahr sollen statt 12 Mark Silber gegeben werden 48 guidein odrr ander lant-
teerung dafür di gib und geh ist (St. L.-Urk. 2242). —
1350: fiO guidein oder mit ander
u-ernng du- dafür gezeucht nach landesreeht (Nr. 2406). —
1410 will PeUr der Tungart
den Bischof von Passau bezahlen mit guldin 9 ungrinchen oder ducaten die gut in gold
fein, ir rechtete teag haben gib und gäbig siin Mon. Boica XXXI '2, 8. 89.
. . . Eine —
übersichtliche Zusammenstellung der rheinischen < loldgulden seit 1386 bei P. Jose ph,
—
Goldmünzen des 14. 15. Jahrb. F. 1882, S. 37, mit einem Anhang »»ehr wichtiger Akten-
stücke. — Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben II (L 1885), S. 460 ff. Inaraa- -
Stornegir, Deutsche Wirtschaftsgeschichte III, 2 (1901), S. 369, 414, dazu dessen Auf-
satz über d. Goldwahrung im Deutschen Reiche wiihrend d. Mittelalters in Z. f. Sozial-
und Wirtschaftsgesch. III (1894). — Wenn die vier rheinischen Kurfürsten in der an
den Frankfurter Rat gesandten amtlichen Abschrift des Münzvertrags vom 7. Marz
1417 das Kon» noch zu 22 Karat angaben, so geschah es wohl, um die Münzung durch
den kaiserlichen Münzmeister zu Frankfurt, Konrad von Weinsberg, zu erschweren.
In der Tat beschlossen sie, nur zu 20 Karat fein zu münzen, und selbst diesen Fein-
gehalt erreichen dio von ihnen damals geprägten Gulden nicht. Kg. Sigmund, der
nicht besser als die rheinischen Kurfürsten münzen wollte, unterliefs darum oino ziffer-
mafsige Angabe des Feingehalts, indem er verordnete, sich an den durchschnittlichen
Feingehalt dieser Gepräge zu halten. Je 20 Goldgulden von vier bezeichneten kurfürst-
lichen Münzstätten, wie sie im Verkehr >in des Kaufmanns Beutel vorkommen«, sollten
zusammengeschmolzen werden und danach der Feingehalt für die königlichen Ge-
präge gewählt werden. 1'. Joseph 58, 59 a. a. O. —
Wie sehr die Münzherren den
Umlauf der Goldgulden als Schädigung ihrer Silbermünzen empfanden, ersieht man
aus der Verordnung der bayerischen Herzoge, d. d. 1397, 4. Februar, München (Uegesta
Boica, M. 1847, XI, 94): Kaufmannsware aller Art soll bei Verfall des 10. Pfennings als
Strafe nur mit Münchener, I,andshutcr oder Ingolstadter Pfenningen, nie mit Gold-
gulden bezahlt werden. Bei allen andern Kaufen, Zahlung von Schuldon usw. soll
für den neuen ungarischen Gulden je ein Halbpfund von ohgenannten Pfenningen
gegeben und genommen weiden usw.
10. So waren also die Münzzustände im Reiche, seitdem die Gold-
münze zur Landesmünze geworden war, nichts weniger als befriedigend,
Luschin. Numismatik. 16
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242 Zweiter Teil, (ieldgcschichte.
ohne Verlust durch das Reich kommen. So wie die Dinge aber jetzt
liegen, leiden Adel und gemeiner Mann grofsen Schaden beim Um-
wechseln ihres Geldes, bei Zehnmgen und Käufen, was einer heimlichen
Besteuerung der Leute ohne Vorwiesen ihrer Herren gleichkomme und
viel Geld den Landen koste. Der Reisende, der könne nur höchstens
eine Tagereise machen und zuweilen noch weniger, so mufs er allwegen
ein ander munez Italien und aUweg»-n rerlicsen ran herherg zu herherg an
der munez. Der du wandelt und zert der muß allwegen golt haben, das er
sich nur mit Verlust verschaffen könne, weil alle Zinsungen auf Silber
lauten. Wenn aber jemand Gulden verkaufen mufs, um Silbergeld zu
erhalten, büfse er dabei wieder ein usw.
Sj. den Bericht WeinshergM hei P. Joseph, Goldmünzen, Anh. 28. f?. 163 ff.
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§ 29. Versuche, die unbefriedigenden Münzzustände zu bossern. 243
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244 Zweiter Teil. < ieldgoschichte.
Gebrauch zu münzen, doch der Satz, der Heller gilt nur dort, wo er
geschlagen ist, hatte seinen Sinn gelindert, seitdem Heller und Pfennige,
mit ihrem im Laufe der Jahrhunderte tiefgesunkenen Feingewieht aus
«lern Handelsverkehr durch gröfsere und bessere Münzen verdrängt worden
waren. Er bedeutete jetzt nicht mehr die den Geprägen eines Münz-
herrn zukommende Kigensehaft in seinem Gebiet ausschliefsliches Zah-
lungsmittel zu sein, sondern die Beschränkung der Annahmepflicht von
Seheidemünzen auf den Kleinverkehr des Ursprungslandes. Nun ist es
ja wahr, dafs eine gründliche Besserung der Münzzustände im Reich
durch die Münzordnungen des 16. Jahrb. auf die Dauer tatsächlich nicht
erreicht wurde, manche ihrer Bestimmungen waren an sich ungenügend,
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tj 29. Reichs- u. Landesmünze, Hartgeld u. Scheidemünze als Zahlungsmittel 245
Damit war die Gesetzgebung noch über die Forderungen der Gelehrten
hinausgegangen, von welchen beispielsweise der kurfürstlich kölnische
Münzvorstand Budelius (§ 3, S. 7) in seinem 1591 erschienenen Werke
über den rechtlichen Unterschied von guter und Seheidemünze noch
nicht im reinen war. Allerdings durfte bei der damaligen Ohnmacht
der Reichsgewalt eine allgemeine Beobachtung der von der Reichsmünz-
ordnung aufgestellten Vorschriften nicht erwartet werden, denn kein
Reiehsstand wollte, wie gelegentlich einmal hervorgehoben wird, einige j
Hirsch I, 85. —
En de mann II, Geld und Zahlung VII, S. 162 ff., namentlich
S. 200 ff. Die ziffermäl'sige Begrenzung des Betrags, bis zu welchem man zur An-
nahme von Scheidemünze verpflichtet ist, heute ein wesentlicher Bestandteil der Münz
gesetze, fehlte früher meistenteils. Man scheint sich im allgemeinen an die erwähnten
Vorschriften der Reichsmünzordnungen und an die Beschlüsse der in Münzsachen kor
respondieronden Kreise gehalten zu haben und begnügte sich im übrigen mit der Her-
vorhebung, dafs die Scheidemünze nur für den Kleinverkehr bestimmt sei und daher
niemandem wider Willen aufgenötigt werden solle. Ein österreichisches M Unzpatent vom
Jahre 1746 verbietet, xlie gar kleine Münzen als Kreuzer, Gröschel u. dgl. in ver
petschierten Säcken. Stärnitzcln oder Packetern herumzutragen und nach »lern darauf
angemerkten Quanto solche, ohne sie zu eröffnen«, an Zahlungsstatt anzunehmen, weil
dadurch leicht verrufene Münze in Umlauf erhalten bleibe und um so leichter xlie
inlandische Schiedmünze zu grofsen Zahlungen gebrauchet werden« (Becher, Dum
österreichische Münzwesen von 1524—1838, W. 1838, II, 187, Nr. 127). Kine zweite —
Verordnung vom 29. Dezbr. 1760 verpachtet zur Annahme der Kupfermünze im Klein-
verkehr bis einschliefslich 10 Kreuzer. Bei Zahlungen bis zu 10 II. sind bei jedem
Gulden 3 Kupferkreuzer, bei grofseren im ganzen höchstens 15 Kupferkreuzer als Zah-
lung zulassig (a. a. O. II, 290, Nr. 172 Der Codec Thcnsiauits (1766 vollendet) bemerkt
.
IH, Kap. XXIV, § 1, 25, »dafs in Ansehung deren Schiedmünzen bei allen und jeden
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Zweiter Teil. Gcldgcschichte.
Zahlungen «ich nach l'nseren in Münzsachen ergangenen und noch in Hinkunft er-
gehen mögenden Verordnungen auf das genaueste geachtet werden sollet. Ausgabe
von Harra so wsky III, 404, W. 188-4. —
Preulseti prägte 17G4-H6 auf 4 / s Crofs-
nur noch V s Scheidemünzen und liefs im Landrecht bei Zahlungen unter 30 — io Taler
die Hälfte in Scheidemünze, bei den unter 10 lauter .Scheidemünze zu. Schmoll er,
Grundrifs der allg. Volkswirtschaftslehre. L. 1904, II, 7;"». — Wuttke, Die Probations-
register deB obersnehsischen Kreises (VV. N. Z XXIX, 2'.il .
vertrag aus dorn 15. Jahrb. in Kernte Sni/sc de numistnatif/ue. V, (4«nf l£9ö, S. 1. —
Vertrag des Kg. Philipp A neust von Frankreich mit dem Müuzincister Everardux de
Vinci» . de motu tu Tornar.nsi 1204. Saulcy, lt<cu<il I, 117.
. . —
Carta Henrici J'lnr-
tard 1225, 12(55 a. a. O. 120, 133. In das Jahr 1188 reicht zurück der Vertrag zwischen
dem Grafen von Nevers und den geistlichen und «eltlichen Grofsen »eines Gebiets
über den Münzfnfs der Grafschaftsmünzc. — Prou M., Dnnimcnts d'Histoirr mon+-
1901, S. 4 (S. A. aus H. X. 1896/98).
taire, P.
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S, 30. Aufgabe und Einteilung der Münzvertraue. 247
der Münze, soweit sie nur als Wertträger verwendet wird, an keinerlei
staatliche Gebietsgronzen gebunden. Anders stellt sich allerdings die
Sache, sofern die Münze als gesetzliches Zahlungsmittel dienen soll.
Diese Eigenschaft, die ihren üufseren Ausdruck in dem durch Zwangs-
kurs geschützten Nennwert findet, wird der Münze von Staats wegen bei-
gelegt, hangt also vom Staatswillen nb, und ist daher auch an die
Grenzen gebunden, innerhalb welcher sich dieser wirksam iiufsern kann.
Mit andern Worten, das Umlaufsgebiet der Münze als gesetzliches Zah-
lungsmittel wird zunächst nicht über die Grenzen des Staates reichen,
wohl aber kann es darüber hinaus im Vertragsweg erweitert werden.
Laband, Deutsches Staatsrecht, 3 Freihur« i. B. 1895, II, § 7»!, S. 151,
Aufl.,
fühlt nach Betonung der rein juristischen des (»eldcs als Zahlungsmittel fort:
Seite
Der wirtschaftliche Wert, die sog. Kaufkraft oder der Tauschwert kommt hei dorn
Kechtshcjrriff des (ieldes gar nicht in Betracht. Der (iesetzgeber kann ihn gar nicht
normieren, er kann ihn bei keiner Suche erhöhen oder vermindern, auch nicht bei
dem Edelmetall durch Aufdrücken des Prägestempels, denn dieser Wert wird durch
tatsächliche Verhältnisse, nicht durch Hechtssätze bestimmt. Der (iesetzgeber kann
und will vielmehr nur den Zahlungswort im lnlando festsetzen.
Der Inhalt von solchen Münzverträgen kann mannigfach sein,
3.
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248 Zweitor Teil. Gcl.ltresehiehte.
ventions- oder 20-Gulden-Fufses Anlafs gab, und endlieh den sog. latei-
nischen Münzbund vom Jahre 1 Hi»5, welcher die französische Münzein-
heit unter verschiedener Bezeichnung als Franc, Lira. Drachme in
Frankreich. Belgien, Schweiz, Italien, Griechenland einbürgerte.
c) Noch darüber hinaus führen Beredungen, welche für die Münze
der vertragschliefsenden Teile nebst all dem vorher Erwähnten auch ein
gemeinsames Gepräge festsetzen. Hierher gehören die Münzverträge der
rheinischen Kurfürsten von 1386, 1391, 13«>9. 1-409 usw., die Münz-
rezesse der fränkischen Fürsten von 1434. 1441. 1454 usw. aus neuerer
Zeit der deutscho Münzbund von 1*.">7.
Fl*. 104. Pfennig IlettoR Leopold« vi. KiK i"ö CfemiiR Bnbisebol Eber-
von Österreich. hard« II. von Sftltbuig.
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$ 30. Vertragsmäßige Gepräge, Gemcinschaftsmünzen, Münzbünde. 249
und gemeinsamem Münzbild (Fig. 104, 105). Der Abschlufs solcher auf
Herstellung von Geuieinschaftsniünzen gerichteter Verträge war seit dem
14. Jahrh. namentlich in den Niederlanden üblich, und es fehlt nicht
an Heispielen, in welchen die Gepräge geradezu als Moneta Socioritm be-
zeichnet wurden (vgl. Fig. 106).
Stückelberg 146. —
a)Liruti, Deila Monrta . . che ebl>e corso nel Ducato del
Friuli. Cap. XXV, Venedig 1749; im Wiederabdruck bei Argoluti, De Mowtia
Italiae . . Dissertation* s, Mailand 1750,
Bd. II, 178. Erhallen ist eine solche Zuschrift
des Münzmeisters au» der Zeit de» Patriarchen Anton Gaetano vom Jahre 1399 an den
Hauptmann zu Gor/.. Ähnlich war auch der 1312 vom Bischof Peter von Cambrai mit
dem Grafen von Hennegau geschlossene Münzvertrag. K. N. B. Br. 1846, I, •>, 8. 22.
— b) Die Salzburgor Verträge bei Kleimayrn, Unparteiliche Abhandlung vom Erz-
»tift Salzburg. Salzburg 1770, § 317, 320. —
Münzvoroin der Reichsstädte 1409, die
Ouldon Kg. Ruprechts für eine gemeine werunge zu geben und zu nenien. Hirsch
I, 67. — Zinnischer liecefs 1667: Hirsch V, 24. Praun, Gründliche Nachricht,
3. Aufl., L. 1784, 121. —
Kon ventionsf ufs, Hirsch VI, 398, Pr a u n 157. Latei —
nischer Mit nzbu nd Loxis im Handwörterbuch der StaatswisHenschafteu, 2. Aull.
:
Bd. 1, S. 212 und 357; dazu Grote, Bl. f. Mzkde., IV, 98 ff. und Taf. XIV, Nr. 299,
300. — B. Mzbl. Nr. 164, Sp. 1645 mit der Nachricht, dais Kg. Johann ähnliche Verträge
auch mit Adolf von Lüttich und Wilhelm I. von Namur abgeschlossen habe. Münz —
Verträge des HorzogH Wenzel von Luxemburg mit den Trierer Erzbischöfen Boomund II
(1354—1362) und Kuno 1371. K. N. B. I, 357 ff. —
Serrure C. A, Belgische ge-
meenschapsmunttn uit de XIII« en XIV« euuicen. Antwerpen 1855 (Aufsatz in De Vlaem-
5
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250 Zweiter Teil Gcldgcfwhichtc.
5. Vom
Vorhandensein solcher Münzverträge geben uns teils mancher-
lei Aufzeichnungen, teils die Münzen seihst Kunde, doch sind Fälle aus
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§ 30. Fragliche (icmeinRehaftsmün/.en. Münzvereine im Mittelalter. 251
kann, werden wir »las Stück eher als eino Zwittermünze oder einen un-
erlaubten Beischlag, denn als ein Voreinsgepräge anzusehen haben.
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Zweiter Teil. Geldgeschichte.
die Städte hier als das treibende Element anzusehen haben, so verstand
es doch nach den Machtverhältnissen und dem höfischen Brauch
sieh
von selbst, dafs die geistlichen oder weltlichen Münzherren bei diesen
Verträgen an »he Spitze gestellt wurden, und dal's die Städte nachfolgten
80 wurde es u. a. hei den grofsen Münzvereinigungen von l'.Ml und
1387 gehalien, welche Vorläufer des Rappenmünzbundes (1403) waren.
Von der Mitte des 14. Jahrb. an mehrt sich übrigens die Zahl der von
fürstlichen Münzherren unter sich geschlossenen Münzverträge (s. oben
Absatz 3c), bis es im 10. .lahrh. zu den Reichsmünzordnungen von 1524.
1551, 1559 kam, die man eigentlich als umfassende, zwischen dem Kaiser
und den Reichsständen vereinbarte und in Gesetzesform gebrachte Münz
konventionell bezeichnen mufs. (§29, 11.)
St ü ck e be rg
1 1-16 ff., mit einem Verzeichnis von Münzvertragen der nltgrie
chischen Stadtstaaten. —
Pro u M., Monnaies carolinginmcs, P. 1896, Introduktion XIX
bis XXI, erwilhnt die von Gariel veröffentlichte Münze, die auf der einen Seite
LOTHARIVS REX IMl'E und ein Kreuz, auf der andern das Monogramm Karotus
und die Umschrift GRATIA D~"I REX zeigt, bezweifelt jodoch, dafs Hie auf einen Münz
vertrag zwischen Karl dem Kahlen und l^othar gedeutet werden dürfe, sie sei vermut-
lich eine Zwittermünze. Er ist auch nicht geneigt V S. XXI), aus den Stücken mit
LYDOVK'YS REX als Umschrift um das Monogramm Karolns in andern Fallen aber
Ludovicus auf eine Münzeinigung zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem
Deutschen zu schliefsen, die Stückelberg S. 147 annimmt, —
De Witte beschreibt,
als: l'nc monnaije brlgr de Convention numinmatique du connuenmtwnt du XI ftiecle.
Br. 1892, ein Stück, das er als (iemeinschaftsmünze Herzog Gottfrieds von Xieder-
lothringen und des Hochstifts Lüttich (ums Jahr 1000 erklärt. Münzvertrage zwischen
dem deutsehen Konig und ReichsstUnden K. Friedrichs I. mit dem Grafen von Flan-
.
dern 1173, Mon. (i. Constitutionen I. \r. '239, S. 334; Kaiser Heinrichs VI. mit dem Erz
bischof v. Köhl IHK), Hirsch 1,8; mit «lern Abt v. Seiusheim 1192, Stumpf, Reichs
kanzler, Innsbruck 1*65- Ho, Reg. 4738; mit Genna 1194 n. a O. Reg. 4866; Kg. Rudolfs I
mit Köln, 1282 Mon. <1. Constitution) s III, Nr. 335, S 322. —
Münzverein der Bodensec
Städte von 1240. Hufken, Archiv R., Rd. I, 1*3, II, 411. Die Münzverträge der Habs
burger mit Schweizorstadten von 1344, 1377, 1387, 1393, 1399 bei Mever, Itraktenten
der Schweiz, Zürich 1815—58,1, 8, 10, 18, 20, 25, 41, IS, 49, 50, II, 38, 61. —
Cahn.
Rappenmünzhund, Heidelberg 1901, S. 31. —
Münzvertrag zwischen Lübeck u. Harn
bürg 1255, Eheberg 51: zwisehen den Herzogen von Rayern und den Rischöfen von
Regensburg 1255 und Lassan 1262: Quellen z. bayer. Gesch. V, M. 1857, S. 136 und
190; Seh ratz W, Die Konventionsmünzen der Herzoge von Rayern und der Bisrhofe
—
von Regensburg vom 12. 14. Jahrh. Stadtamhof 18S0 S. A.). - 1 11 a ma S te rti e gg
•
,
Deutsche Wirtschaftsgeschichte, L. 1901, II 1/2, S. 372 ff. und Beilage XI, S. 527 ff.
— Stückelberg S 147. —Cumont, ftibliografdih- de la nnmisntatu{ue Mge, Br.
1883, S. 419. Übersieht «1er Uigletnerts et Truites ntom'taires. —
Blancard, Enquete*
et Conventions monetaires au XIYC sürle. Annuoire IX, 289 ff. (Macon 1885).
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§ 30. Anfänge internationaler Münzveroine, die »Wcltmünze.< 253
et qttinc diff'erdt d un Etat ä itn aittre uue par l'effiy'v. In Anm. 1 auf S. 475 ergänzt
er diesen Vorschlag: Dans er Systeme on pourrait prendre pour unite monetaire en or
u n poids d'un nombre rond de yrnnnne*. Ferner Grote, Geldlehre, L. 1865, der §25,
S. 231 den Ausdruck »Grammer« für die so und so viel Gramm Feingold enthaltende
Weltmünzo vorschlägt, Knies, Weltgeld und Weltmünzen, B. 1874; Babelon, A'o/irr
sur la monnaie. Y. 18'.'8, S. 128 ff. v. — Krnst, Das Münzwesen und die Medaillcure
unter der Regierung K. Franz Joseph I. W. 1888. Einen guten Überblick über den
Stand der > Weltmünze« in der Beilage Nr. 91 zur Münchencr Allgemeinen Zeitung
vom 19. April 1892.
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2:>4 Zweiter Teil. Cicld^cschielite.
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Sachregister.
Uerücksichtigt und nach der Seitenzahl bezeichnet sind sowohl der Text alH dio
Anmerkungen, die durch Beigabe eines Sternchens (*) zur Seitenzahl unterschieden
sind: ferner die Abbildungen, die durch ein vorgesetztes A und darauffolgende Ord-
nungs- (nicht Seiten-) Zahl hervorgehoben werden. Erscheint ein Gegenstand in einem
ganzen Paragraphen behandelt, so wird dieser mit vorgesetztem ^-Zeichen angeführt;
erstreckt er sich in zusammenhangender Darstellung über zwei Seiten, so ist dies durch
>f.«, wenn über mehrere durch ein >lT.c vermerkt. Gesperrt gedruckte Namen sind
Autorennamen; Namen der Herrschergeschlechter wurden nicht immer selbständig
verzeichnet, sondern meist bei den Herrschaftsgebieten berücksichtigt.
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Sachregister.
A n ge oera t or
1 , Daniel I ,
Buchstaben auf Münzen 55 über das Münzwesen, amt-
Anglonormannische Münzer Zahlzeichen 59 liche 5
821 Herrscher 32 über das Münzrecht von
Ankauf v. Sammlungen 108, |
A rg e a t i 9
1 Privaten 5
iqüi Argent-le-Koi Konigssilber) Augsburg 217, 229j Schrift-
Anlage einer Münzsammlung 33, 34^, ÜA 163, lüaH steller 254
10S argenlo: da grossi Vene- Augsburger Münze 206
Anlegung der Markte 8Q tiani 143 Pfennige 10, A. 51
Anordnung della holla «Ii Veneria 1 13, Silbernuirk 206»
von Münzsammlungen, 163 Silberpfund 2001
synchronistische 98. f. Argen tum: Augustalis, Münze K. Fried-
der Sammlungen § 12 caudidum 141* richs II. 90, 90*, 138. A. II
1
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Sachregister. 2hl
Prägung
Babolon 4, 16» f., 145, 14£, Beglaubigungsstempel 22
186 BegTiff
A usgabebücher des städti-
Babisci 132 der Münze 17, 125.
schen Haushalts 188
Münzzaine Baden, Gedenkkreuzer 20* der Numismatik l ff., 18.
Aushätnmern <ler
Bagattini Iii 28 55, 101. 133
64, 112 r
j
28, 302 um
Basel 246» Bischöfe 68, 73. Belagcrungsrafluzen 19, A. 4
S 23
;
221 f.
in Frankreich 218*. bleierne 21*
Ausprägung, s. auch Prägung Batzen 244, A. 1Ü2 Belehnung eines Bürgers zu
im Abundlande 153 Bauer 9. Volkmerssen mitd. Münze
von Goldgulden nach dem Bange 138 ff. dasei bst 2302
Florentiner Schlag und Bayern 32. 68, 74, IM Belgien 22, 38, 53, 602, 248.
Fufs 242 Bayerische Stainmesherzoge Belhäzy 19Ü
von Goldmünzen 167*. 202 Heinrich der Löwe Bellini 2
1%, 254. 24 Bencdiktspfenning 28, 302
von Goldstücken durch K. Bayerisches Münzwesen 143 : Benehmschere 64, 6Ji
Sigismund 212 f. Douceurdukaten 21* Benennung von Münzein-
von Münzen in. perindisch Gepräge 63, A. 34, 50, 51 heiten 122
wechselndem Schrot 222 f. Geschichtstaler 2U1 Benevent 32, Triens des
Ausrundling der TCcken des Münzstätten ÜÜ Fürsten Grimoald 197.
Schrödings 6_8_ Pfennige IQ A. 22
Aussaigerung 113. s. auch Zehner 121 Bereitung der Münze 2
Saigern Zwanziger 121 BergueM 22, 231
Aufsengeld 15 Bearbeitung v. Münzfunden -regal 223
A ii fsere u ropai sehe Mü n zen Iii f. -silber 22li
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Sachregister.
Bestandteile der Aulschrift zen 118 75, 76, 77, 173, 177*
der Münze 52 ff. des in Zahlung gegebenen als Knopfülierzüge, Obla-
Bestätigung Silbers inFrkunden LUIT, ten, Teufelswerk erklärt
j
cenza 21 1, von Lucca 211 bild, Münzbeschreibung des Jrafen Siegfried von
»
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Sachregister.
zerschnittene lfifi [
Bu 1 o n 3Ji
1 i
Correnio 47
Brakteatenfunde 177* !
Bund der Münzstatten im Couron , Kechnungsmünze)
Brakteatenfnnd zu Horn 10* 1 Bodenseegebiet (1 240) 251 154
Brakteatenprägung 22 ff. |
Bürge n s i s fortis Iii , Covarruvias de Leiva 2
Bnikteatensteinpel 76*. Ifif. i Burgfriedsberainungen oder Cromwelltaler 20*.
Brand ML läü -bereitungen 27, Münzen Croor (indische Hechnungs-
-silher LU* 22 münze) 154
Brandenburg 221. 223, 221 Burgund 236 198, Cuivre blanchi 39*
Brandenburger Gepräge 173, Burgunderkönige IS C u n out 1S3
i
Münzen 52
i loldstück 32, A. 2Ü
purae 142*, Münzmeister Balberg, Johann v., 6
Breuer 128*. Dannenberg 48, 120*, 1 7.'i*
( .
Stadt Löwenpfeuu.ige23jL
:
Kaisernlünzen 12
A B1Q Cabiuot d'ignorance 102, 132 Dareikos 126
ewiger Pfennig 231, A. lül Cadurci 51*. Darstellungen, bildliche
C a Ii n 175*. 210*. auf Münzen 42, 45, 12 ff.
Breitmünzen 74, A. 51. 55,
Cambium 204* über das Münzwesen 5
51
Cambrai, B. Beter 62 Datierung nach der minderen
Bremen 1511*. f., 2411*.
Cannnc 81 Zahl 52
Brenner, K. S
Cappe 112*. Denare 213*
Breslau 93, 126*.
Kamt in der Lex Salica er-
Breuer, Job. G Münzmeister
,
Caratti 160, s.
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260 Sachregister.
Durchschla^Heisen 172
20», 24, 25, 30^, A 1 präge Ii Durchschnittsgewicht der
DenkpfenniK 25 der Münze 20, 40, ITH? Münzen 41_, 113^ 114.
Deutsche Aufschrift auf des Schrödings 39^ 116 114' , 161. 162*
Münzen 53, 54T, A. ü5 Dicken pennincs 2ü I
Durehschnittsprobe 163
j
Prakteaten 8,
—1 113 Dickmünzen 20, 40, 42*. 6J.
Dichtmünzen 17:i IMdrachmcn Sehrotlinire 66*
Form der Oberlnijrnns den Ditferents 58. 59», 226*
Münzbetriebes am ein« Dinar 36 EhebcrK 12^ 2lll». 203. 203».
Mehrzahl von Personen, Dinkclshühl 222. 204, 20f>», 207, 218. 219
HauKtfenoKHcn 86 Distributionen in plumbo 22 Khrpfenni<re 25, 30*
< iepräfre deK IL.lnhrh. 4Ü*. Dobia de la Vanda 39^ 411*. Eignung' der Metalle zu
Goldmünzen 161 *
Dobia, narhcouiünzte A. 29 Gehl/wecken 3L Iii
Kaisennünzen 90* Doli im. Einengung des Münzerneue
M ünzforschertane 108,10«* Dollar (ioloide lf»9* runpsrechts 229
Münz^attunneii I 10-Dollarstüeke der Königin Einführung der P.rakteaten
Münzstätten 162*. 210». Liliuokalani 'Hawaii} L2Ü 72 f.
198
Double moutoii 173»
150, 155,
169, 18L 190, 212. 213,
156, 159, 16t>.
153», 157, 158. 151)*, 160. Drachmen 218; 215, 216. 216*. 225. 226.
i<;:], i6<», ir,4, ir.8, 169, von Chios 51 235. 236, 247*. s. auch
170, 182», 18.1, 194, 198, Drittelslücke, uuTovinjjiscbe (iold, Silber
20C», 217, 223, 221, 225, Triens 61 legiertes 236
229, 230, 233, 23^ 239. Du Ca 11 je 217* unireinünztes 3H, 238
210. 241, 242, 243, 244, Dueato im |
Edehnetallbarren IAL
251. 253 Din ato di Dane«) 1 56»
in Drahtforui 145
Kaiser: Friedrich 11. 138. Dukaten 3J, 41L 175 1> Edelmetallpratunp für Rech-
A. iL 12. vierfache bis zehnfache IÜ nnn^ von Privaten, freit?
Heinrich IV, 12 zwanzi'jfache Iii 1SQ*.
V. 12 hundertfache 39. Edelmetall Vorrat in Europa
Karl IV. 9J. venezianische A. 28. 21Ii
Maximilian L 12. Nürnberg A 21 Edelrost 102, 128, 129*. IUI
Ott. .neu 90, 198, Dukntcnkahinett 9. Edictum Pistense von Pitres,
199. 217. 237, Dukatenwa^en 175 Pistcs s± 85, 214. 214-.
A. Iü Duo. Iczimalpl'eun'me 154* 23Ü
Staufer 87, 25J. Diiodczimalsvstcm 153, 153*. Eyer üü
I leutschlaml , s. Dculsches 1M1 l'.iiilals/.eichen 28.
Ueich Dupre, Gniihitime, französi- Einlösung des Silbers 8ü
Dezimalpfennii:»' 1
.'14* scher Medailleur f. U -spreis von Münzen 226
Dcz.iinalsvste.in 1 ")"» ,
153*. I»urchloclicrn der Münze Hinnahmen aus der Münze,
Hill 175. J_l^_ s. Münzte winn
1 m'hlrnünzen LLt 45, JjL Iii I hirchmesser Einordtiuiip der Münzen
mit teils erhabenem, teils der uniiizahnüeheri Ge 101, 115
vertieftem Gepräge 74 c pm-e 11 Einrielittnijr
Dicht pfenui^e 177" der Medaillen 40, 4_L 12 der Miinzkasten 103 f.
Im. ke der M uze :;9 »>'.». '.*7
11 17.".
1'..
T
des Münzbetriebes ^ 11, im
.ler Mcdsullen 4J der 1'lentiiL'«' 12 s]»aleren .Mittelalter S5 ff.
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Sachregister. 2ül
Einrichtung von Laden- England 21^ 3j^ 36, 50, 153». Errichtung der kaiserl. M ünz-
Sammlungen 1Ü3 f. 15L 160, JGi 160*. 222». statte in Aachen durch
\onSchausammlungenl04 Friedrich L '1166) 212».
Einrichtungen münzpoliti-
,
Könige : 217 2201
sche, im Mittelalter U3 ff. Edward L 111*, 12S Ersatz der Siglen bei Münz-
zur Erleichterung «lfr An- > II. III* beschreibungen durch ein
lage von Sammlungen 105 Johann ohne l,and 138 einfaches Hild 118. 118 f.»
Einschlagen von Punzen fiüf. Englische Kolonien 21 Ersatzmittel des Geldes 2,
Einschnitt der Münze Uäf. Krone 222* münzahn liehe 4.
Einziehung der Münze II Erhebung der villa Auweiler Essai (Münzprobe) 20, 211
Eisen 35, 70^ II zur Reichsstadt (1219 211 Efslinger Weichsmünzord-
Prägestempel) 70, 72*. 7G, Erkennen der Münze Iii nung (1524) 168, 2JJ1
kurze 221 Erkennungsmerkmale ,
ge- Estalen, etalon 20, 21^ s.
8_L 82, 83, 21JL 21Ü des Mctallwcrts der Münze Fnchausdrücke in «ler Münz-
Elle 135, I3ji 1M1 f., 1*5 beschreibung 1 1 9, 21 1
)d by Google
2Ü2 Sachregister.
und Feingehalt ubestini- Firdung 140 198. 199, 216». 219, 228.
inunuen 182, 182» !
Flachrelief 44, -schnitt 73, 7ü 23Ü». 248. 253
Fehlschlage 11 ! Flandern läS Könige 53, 217, 221
Feilstriche auf «lein Münz- Florenz 24, 16Q Johann II. der Gute 62 f.,
rand 11 Goldgulden 47, 170. 183. 138
Feinbrennon des Silbers 85 240 Karl V. 125*.
einer Mark Melallgeiniseh Guldengepnige 125* Ludwin IX. 138, 139». 198
—
[
Münzbezeichnungen £1
von Gold 159, 160 232 f. Münzeinheit 24h
Feingehaltshestätigung 12 Form der Münze 21, 31, 3J_ff., i Münzer 20, Odl
FeingehaltsbeHtirnmungcn 42. 195, ungewöhnliche Münzkonvention 1 92*
auf Münzen 182 Üü Münzsammlungen 96»
Feingehalts! lezeichnung des Schrödings 2DU Münzstatten &Ü
öjoiZoi — purum 60 Formen der Übertragung des 8iibcrmünzen 224, 225
Feingehnltsptobe 172. 176. Münzbetriebes an eine Tnrnosen 47, 224, 2JO
182, 220*. 221» Mehrzahl von Personen Vorbilder 240
Feingewicht 123, 1*0. f., 190, 86 f. Französischer Münzfufs t>54
195, 206, 220, 224, 225, Formeln zur Berechnung des Französisches Gewicht 1 R8
23.?, 243, 244 zweekmülsigMten Durch- Freiberg 175»
Feingold 32, 82, 151. 155, messers 4Ü Freiburg, Kanton 21
"
237. 253», 254 Forzetta, Münzsammler 9Ü Freigabe der Prägung lf>l»
Feinmetall 156, 163,214. 23j Fosdinovo A. 1»2 Friaul 32
Feinsilber 84, 102, 135, 137, !
Franc a cheval ü2 Fried bcrg.Kipperzwolfer A76
141. 141», 143, 143», 151, Frank, Frankenwahrung 148, Friedensburg 162
153», 155, 163, 166, 181. 153, 153». 154», 254. von Friedenskreuzer l>s
188. IUP, l'.ll», 220. 220». Cattaro. Not münze liü Friedla n der, J., 120^, 1Q2*
221. 22Ü Franken 1ÜQ Fries (AVollzeug als Gehl I3_ä
i
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Sachregister. 203
5,
36 spatmittelaltcrliches 100
Genf 153
stummes
j
( iegcnstcmpel A. 22, 25 i
(ieufer Prägungen von 1794 42, 116
Geld (i. u. 2, 20». tj 4 36. 1 :'»:!* unbekanntes 3
T
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204 Sachregister.
Geschichte :
!
Gierser ÖS Gold :
der Münzzaino II j
Gigliato, A. 40 -stücke, erdichtete, alt-
j
Goldbrakteaten von Athen
zu Berlin 108' 74» Grün Gewicht 33, 1 00
Gesetze Ober «las .Münzwesen Goldbullen 15 Gruin ((iewicht) 1 58, 100
IM «ehl Hü Grands blaues 220 s ä 1 etoile
Gestalt der Münze 6, -gewicht 157»
Grani 100
:
2, §
12G. 171, 172 gülden 32 1G7, 1G9. 183,
Grazor Münzstatte 158. 21Ü
i f..
II«),
IGT).
117. 131, 1
i
m
in Barrcnforin 3S
Gnischel 245»
G roschen 100, 153, 102, 166,
23«; |
münzung des romischen A. 22, 33
der Silhermark 140, Hl Kaiserreichs 32. tiroschimgrofse 1 18
verjüngtes 150 -pnigung 32, S3^ 1G7, 1G9. Groschenkabinett 0, ÜB
Gewichtseinheit 157, 164, 176 19G, 211Ü Groschenpragung 1GG, 1 72,
Gcwiehtscinleilnngen 140 prairung in den germani- 200
Gewichtsmark Silber 1 10 schen Beichen derGoten, (.iriifse der Münze 2, 3l_, £ iL
Gewichtspfun«! 113» , 140, Burgurnier u. r ranken 32 97, 117, 172, 173», 181,243
-probe 160 der Münzeinheit 172
Gew iebtsprobe 172 sammluiiL'cii 90 «ler Münzgattungen 121
GewirliiMKyjjieiii 161 Schillinge 213*. 235 des Schrödings 11^ 2üG_
Gewinn «,ler.\ u*niün/,ung 230, schmied 75, TG, S2, 1 40, des Wertmal'sstabes 195
s. Münzgcwinn Uli Grofsgold 12G
Gewinnung «ler Scbrotlirnje •hkudo 151 Grolsgold pnigung 100
Üi t . -soüdns 32 Grofsniunn, Tb. 122
'
fi i c r k u ST
1
1
stucke des FrunkcnkttnigK Grosso 151. 1 55
GielVeu d«-r Münzzaine üä Tbeodebert 50, S3 Grofsilber 100.
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Sachregister.
< irofsilberpragung 196 Halblinke 61, 111, 153, 166. Hausgenossen zu Worms 87,
Grossus 61 166*. A 52 87*. 209*. 223*.
fortis 181 Halfpennies, kupferne 21 Hawaii. 5-Centstücke 128
l'rageiisis 181 Halke TJi Hebrilische Aufschrift auf
Grote, Hermann 10, KV*, Haller 8, 211 Münzen 54, 156
40, 46, 59^, 62^ 08, 99, Hamburg 229 Hebriiische Buchstaben auf
ot*. im10L 117». 110*. Hamburger Hank 155 Münzen 54, 55
KjO, IW, 159*. Hamburger Hanktaler 155, Hebräische Umschrift auf
18», 200*. 202*. 253*. 251 156*. 253*. Münzen 146, A. 38
Grünau, Konrad v. , Chro- Hamburger Bankwahrung Heck, l'h, 2141
nist Iii 155. 155*. Heckmünzo 179^ 214^ 251*
Grundblätter , CJrundzettel (ioldgulden A. 82 Pfennig 12
Ulf., IIa Hammel pragung ID. f. Heckmünzer 250
Gritsch 154 -spuren 6ü Heidelberger Goldschmiede-
Gulden ITkJ, 185^ 241, 241*. Handbuch der Münzkunde ordnung 1563), 177*
242. 243. 244, 215*. 249 des Mittelalters und der Heimatfund 110, 110*
falsche, in den Nieder- neuern Zeit von Engel- Heiratwwappen 25ü
landen 6 Serrure lfiü Heller 68, 114, 153, 158, 162,
20(;iildenfu[w 218 für Kaufleute 6, 13*. 1£2 174, 181. 209. 243. 244
Guldengroschen 39, A. IS. numismatisches 7, 22 »(Der) Heller gilt nur dort,
-ka bin ett 2 Handel nach dem Orient 170 wo er geschlagen ist < 47.
•münze 241 Handel nach der Levante 166, 231 ff., 242, 244, 251
-preis 246* 170* Heraldik 5^ 46. 50, 119
-Stempel HL 12A 125j 121 Handelshneh des Michael Herdsteuer 22H
•Wahrung 148 Srberbanf 183, s. auch Herkunft: der Gepräge 21
Gummi-Token 36" Hauptbuch der Münze 62, 117^ 122
Gute 65, 66, 87, 126, 163, 178 Handelsgesellschaften der Münzfundstücke 110
der tSchrotlintio 66, H6' offene SJ] Herold 9, 22
Gufsbercchnungen dor Wie- privilegierte 21 Herrgott S
ner Münzstätte 217 gewichte H, 157 Herrscbeiiiguren 15
formen HG, GJL GR» -münze 2L, 23*^ 8b, 144, •titel auf Münzen ßi}
•könige 142*. 144 147. 151. 153*. i; 23, 174, Herstellung der Bmkteateu
kuchen 139, HS 232, 232 12 ff.
•niedaillen 35, 42. -münze im Mittelalter240 f. der Dichtmünzen 61 11.
-medaillcn des Viktor Pi- Handhabung der Münz- dor Münze 59, Ül ff., 164,
nn nun 2ä polizei 178 f. 171, 172, 195, 197, 210
-teefmik L3Ü Hannover 229 der Münzstempel 69f,, 70*,
Güte der Münze, innere, Harten der Stempel Ü2 8fi
s. innerer Wert der Münze
Hart, belgischer Medailleur Hefs, Johann (Münzsamm-
42 ler 91*
II.
Hartgeld 18. 8_L 244 Hessen, Landgraf Ludwig II.-
Hacksilber 139, 140, 144, als Zahlungsmittel 244 f. <troschen, A. 22
A lä Harz 58^ 72-74 Ilevellerfürst I'ribislaw 209,
-fund 110*. 130. 140*. 176 Hauberg, 1*. 88. 210
Ilainhofer, l'hil. 26 Hauptbuch des Begensbur- Hildebrand, Hieb. 161
Ilakon, Jarl 37, 2S*. ger Kaufmanns und Mün- Hildesheimer Medaillen 29*
Ilalbbnikteaten 13 zers Matthäus Kuntinger |
Hilfswerke des Sammlers
•mark 157, 157* 182* 104, 116, im
-medol 158. 159 Hauptseite der Münze 43, Hilfswissenschaften der Nu-
-pfund 241* 119, 1 •-><)' mismatik § 2
-siliqucn 156 Hausgenossen 8Ü f., 87^, 88, 1
Hohlpfcunig 75,
Japanesen 28; Münzen 39*
,
164. 182*. 238, 218 Pippin der Kleine 84, £$5? Klippe 21 f-, 38?
Italiener 1£<2 Karolingermünzen 1 62* Klippenform 21 f., A U
Italienische Aufschrift auf ;
Karolingerpfennige 85* Klipping M
Münzen 53 f., A. 3li 1
Bd by Googli
Sachregister. 2ül
Lungobardenkönige 213
Korvei, M Unzrecht 1ÜU der Franken 212* Läppchen (irauwerk, kleine,
Kruin 23S der germanischen Reiche !
giefser 49*
-winkel 52 165, 1Ü1> hegende der Münze Auf- =
KreuzernO. 153.181,185,245» Kurrentmünzen = Kurant schrift der Münze
A. 32 a. münzen I-egendenlexikon von Rentz-
Kreuzfahrermünzen 53 Kurfürsten 167, 208.209». 21ü mann, numismatisches
Kreuzfahrerpfennige 1 06* rheinische 242, 213 Iii*.
-stauten 54. Kursacli^cn : Ix»gierung 33, 64, 65, 6ü f.,
ed by Google
2(>8 Sachregister.
9d by Googl
Sachregister.
Metallurgie IM
Pfennigen in Ungarn 112. 112*. 114*. 133. 183*. Metapont 14?.
8. auch Funde Menger, C. 14^ 16*^ 134*. i
95*. 96, 99*, 1 00,101.191* Messing 34, 35. OS, 126, Milsbrauch der Münzberech-
a. a 154*. 176 tigung 930*
auf die Berliner Parade 42 gelbes 31 Missilia 26
auf die Weltschöpfung ge- roles 34 Miss o n g 11**
prägte, im Gotbascben weifses 34 Mittel, unechte Münzen zu
Kabinett 103» Metall 18, 19, 20, 28^ 31 f., erkennen 131, 131 *
auf einen ( 'arrara als I rerrn 33, 34, 35, 36, 37, 4L, Mitteldeutsche Brakteaten 45.
von Padua 92 42, OS, 96, 97, 123, L20, Mitteleuropäisch-- Volker 55
Medaillen ans Aluminium 138, 139, 145, 148, 149. Mittelfrankreich 81
36*. 150. 156, 159, 160, 1S1, Mittclrelief 44
aus Blei 3ä 195. 213. 226. 227. 236 Moldau 34
aus Palladium 36 der Münzeinheit 112 Moneta 2P, 22, 198*. 202.
aus seltenen Metallen 35. rohes —
Hohmetnll 203, 204*. 207*, 208. 208*,
dt> confiano' 21^ 23*. A. 6 un^emünztes 239. 2J_L 212*. 220*. 223*.
erdichtete 128* -abfalle 37, fil 65, 68 oo<i t 23L, 237*. 23S*.
i-puDsscno 24 harren als Miinze 19. 239*, 2162
t'i'praule 24. 42 •ge<jenstHnde, als Grabbei- aei|invalens 243
Metrie nt* 24* 05, (ili* gnhen 138 f. ar<_'entosa 33 ,
34< 6x
gröfsle 41 f., 4211 •gi-ld 135, K>6, mtl., 144, duplex rciralin bzw. letalis,
historische 2ä 235. f., 236!. Ül
moderne 29J formen, rohe 1 45» fortis 225
müuzartige 29J! -iuhalt 17, 1J0, 147, 165, grossa 244
öllVtit liebe 25 171. 17S, ISO, 1S1. IST. levis 2.5
religiöse 25, 2Ü 190, 213, 244 mi ii uta 244
Medaillenkunde 8 -niisi Innigen 35, 36. 61, novit. 6ü
-kirnst 24 f. 126. 156. 15!', 103 palatii *_2
•sammler 22* 1 -ptei-e 1 51 palatina 84
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270 Sachregister.
ominöse 2LLÜ
ortsübliche 238.
soeiorum 24!*, A. 10t» der neueren Zeit 2^ 93*. ;
probehaltige 123, 211
monetaginm 2U>, 217*, 228. '
M2 redende IM
92S* der Neuzeit 99 schriftlose 11 L
Monetnrius 82, 86*^ 88, 89, des Altertums 2, 6, 9, 98 schwarze QI
8«.)*, 208*. 21a*. 21 1* des früheren Mittelalters staatliche 145, 116*. 1 70*
praccipuus 82 G0, MÜ stumme, mittelalterliche
primuH 82 des griechisch-römischen 111
Monctaticuiu 220*. 221 f., I
verprägte 13
Rabattmarken 3ül gelochte 115 verrufene 214, 22^ 94.'»«
9d by Googl
Sachregister. m
Münzbcrerhtigte 18, 21, 85. Münzbund 222 Münzfund international Hl
101. 123, 124, 125, 156, von 1240, A. 1Q1 romischer Münzen 138
166. 168, 174, 179, 198, lateinischer .1865) 248, in Skandinavien u. Rufs-
200, 207, 215, 21^ 226, I 249*, 254 land um».
227, 2:17 Münzbündnisse = Münz- von Keltenmünzen 66»
Münzberechtigung 123, 125, ;
bündo, der Städte 2Ü3 von Mittelaltermünzon 113
179. 200. 202. 215. 216, Münzcharakter 72, 75 1 von Römermünzen b. Stadt
217. 246 Münzeigenschuft 176, 246 Steyr 21
auf Widerruf erteilte 222 eines Gegenstandes 11 Münzfuudheschreibung 9,
der (irafen in Frankreich eines Geldstückes 134,225 112», Hü IT.
•>[!•>* Münzeinheit 20, 61^ 153, 156, Münzfufs 47, 58, 64. 84, 125.
der Herzoge aus piasti- ;
181. 184. 190. 225. 233. 144. 148, 149, 155, § 22,
schem Hause in Schlesien 235». 238». 252 174. 175. 175», 178, 179,
und anderer slavischcr
|
i
Münzcinigung — Münzver- !
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272 Sachregister.
-gut 33, 127*. 176 Münzkenner 130^ 132, 146* in Mahren 22Ü
-hältton 177* Münzkonferenzen, interna- in Österreich 22Ü
Münzhammer 73, 82 tionale ÜlL Münzoberflüche 103, 12*1 131
Münzhandel IT, 1Ü5 f., 106*. :
Münzkönig 142» Münzhoheit der deutschen
Uli Münzkonvention 249. 252 |
Könige 2QQ
Münzhändler 94 ff.*, lfiä f., lateinische (1865) 2M Münzordnung 58. 149, 164.
107, 107». 131 zwischen Österreich und 179, 181. 1S2. 223
Miinzhandlergcwcrhe 105 ! Bayern (1753) 211 der Mark Brandenburg
-kreise 11Ä*. Münzkopien = Münznach- 1347) 223
verein 107» bildungen des Königs Matthias von
Münzhaus 85, 172, 233. Münzkosten 212^ 216, 2H\ Pngam für Schlesien
Münzherr 1^ 42, 40, 55, 4L 211 (Dezember 1474) 2Ü9.
59, 60, 62, S4, H5. 86, 86», Münzkunde 8, 11^ 50, 59, 99, für Steiermark 1339) 220».
87. 88», 88,96,97,98, 100, 109, 120, 133, 153*. 222 f.
111, 115, 116, 125. 132, des Altertums lü Kaiser Karls V. zu Ffs
140, 144, 152. 164, 166, des Mittelalters lü lingen 1524) 243
167». 169, 170. 171. 178, Münzlexika Uli Münzpacht von Lyon 2140*
17!), 180. 206, 207, 208, Münzmandate Iii f. vertrage der böhmischen
210, 213, 215, 216, 217. Münzmark 112 f., 144, 220». j
Könige mit dem Münz-
218, 219. 221». 221. 222. 22a meister Kberlin 219, -'20*
226, 227, 229, 230. 231, Münzmarkt IIS Münzpersonen 8ü
2;;;i, 237.240. 241. 2:;:», Münzutaterial U_, 86, 81 Münzpfnnd 8521
241». 242. 214, 245». 246. Münzmeister 58, 70», 81, 82, feines 21A1
|
247, 248, 249, 250, 251. 83. 84. 85 T 85", H6, 86». 87, rauhes 21 I
20üi
Münzkabinette an den eurer j
117, Iii Koni.: Karls II. des Kahlen
putschen Höfen 23. Münznominal 101 für BischofF.relieuraus
Münz li ii 1 1 Antikenkabinett •
Mün/nulzf n 33. 125, 1 70, 199, von (hälons S65j 204"
in Wien 9:» fc 210, 211. 214, 214», 215. ! zu eigenem tjepriige 203*
Sachregister.
münzen 124»
der deutschen Stammes- liehe 211 der sog. Schinderlinge 5
herzoge 202» zu Limoges Ml Münzurkunden 9, 198*
der Roichsstände 210, 910» zu Orleans 1118 Münzvalvierungen 6^ 12*.
deutscher Städte 211 zu Pari» 12S 177
landsässiger Städte 231» zu St. Veit 241 Münzveränderungen 6^ 225.
norddeutscher > 231 * zu Völkermarkt 247 22hl
slawischer Fürsten 209 f. Münzstätten Münzverbände 88, § 3Q
städtische» 210 f., angeb- am Rhein 217 Münz verbrochen 123, 122
licbe Bewilligung an Bern bischöfliche Uli» Münzverein, s. auch Münz-
(1218) 211 der Karolinger 80», 209» vereinigung
von Freiberg in Sachsen d. rheinischen Kurfürsten der Bodenseestädte , 1240)
1G3 2111 2a21
von Mecklenburg 210* des römischen Kolchos, lo- der Reichsstädte 249»
von Villingen 21 kale 8Q Münzvereine im Mittelalter
Münzreform, deutsche ,1873) im Frankenrcicho 80 f., i 251 f.
Aufstellung von — !()() 180, 181. 197. 253 unter den Saliern und den
Münzschmietle 17'2 Münztarife, Münztaritierun |
Staufern 2M ff.
Münzschranke 104** gen 6, Li f.», III f., 182, in karolingischer Zeit 203 f.
berg
Münzstätte 47. 48, 5f., 58, Ü1L von A«iuileja und den Münzverruf uiig 46, 60, 144,
60». 77, 80, S0^ S3, Grafen von Görz 247 173, 174, 177, 207, 214,
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Sachregister.
(1387) 253»
zung ii. Nachahmung Nordamerika 2L 152», 153, Obersteinpel 70, J_ß
von Handelstnünzcn 240 154». 180»
Oberwahrung 166, 177, 244,
Nach pr ü f er, fungl45,146,lt;:i Nordamerikanische Cents 245»
Nachstempelunir JJil Ober Yssel 49.
Nachteile der Doppclwäh- Norddeutschland 142,
|
141_, Ob ermayor U
rung 149, 150_ 142», 158
Obrussum, obrvzum auruin
der periodischen Mflnz- Nordfrankreich
8
fil UM
verrufunge.n 221, 2 2 Nordgermanen 135, 157 Odalricus Schwager Karls.
Naelde, nalde, nolde = Norditalien 39, Iii d. Gr.,
,
Münzen 84
Streichnadel, 159» Nordkarolina 23JV HG Of Heina 79, 80, |>ublica Hs-
Nnuien :
Nordslawen 54, 13Ü monetae
calis 8_l_. 82
der Heiligen auf Münzen j
Nordische Goldbrakteaten Officinatores 78, H»V
!
Petlerzeichen 28 fi Pfennigstück Ol
Pulaeographie der Munzanf 225! 22S, 232. 236. 241'| Pisa 20$.
schriften 55. 213. 211 Placcards 6, 121 f.
Palladium 36, Ml > ewiger 231 lf. Plaketten, Plaque: 3, 21 fl.,
Plaketten
getriebene 24, 25 102, 149, 151. 154. 157, Privatmünzen 145
Plappart, Plappert 233, 244, 158, 166, 167,
Pol, PÖ3, ,
Privatmünzsammlungen § 12
von St. Gallen 53 171, P74, P78, 197*. 198. Privatsilbe rscheideanstalten
Zaine 179
des Schrots der gestückel-
Pommern, Münzreeht 209 neuer Münze 'il8 ten Zaine 178 f.
Goldgulden 53 133? A AI
Judenmedaillen P29, 13(1! ,
I'raun. Johann Georg v 2
'
R.
unechte, zu römischen i
Preis verhidtnis von Gold- zu
Münzen 13Ü Silbermünzen 149 Radicati AI
Prägestempelverbrauch 78* |
Prcufsen 44, 79, 3-16* Raittrroschen 2fi f.
Prrtgeverfahren 36 ff. König Friedrich II., St«rbe- Raitpfennig 2, 3, 18, 23 f., 30?
Prägewalzen 65, 71, 112 tnler 211? 63?
Prägewerkzcugo 65, fül ff. Müuzpachter 125 Rakwitzer Münzfund 73,
Prägung 20, 2S^ 36, 37, 41^ !
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278 Sachregister.
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Sachregister.
0^ 05, 06, 60», 07^ 08, falsehungcn 130» Silbergewicht 157*. 158. 237
ülL IP^ IL
Seigneuriage, seignoria, seig- Silbergtilden 17, A. ÜÜ
lüi TA ;
mit Vierschlag,
Pfennig III Silberknöpfe 124», A, 15
und Ilalbling A. 42 SeltenheitHgrade LLI Silberkreuzer 39.
schneiden der — 22 Senkungsverfahren 69j 172 Silberkuehcn A. Sä
fiberwichtige Gä Serbische Fürsten Uli Silberlegierung 33, 66, 67
unterwichtige 05, 17;') Serment 88 Silberlot IM.
Schulpfennige 25, 30» de France 88 Silbermünze , herunterge-
Sc h u 1 h e fs -Ree h he rg
1
du saint Kinpiro romain 88 kommene 0j[
1)4* von Toulouse 88 Silbermünzcn 33, 38, 83. 113,
Schulze, Job. IL 8 von Spanien 88 120, 149. 151». 180. 1%.
Seh um. W. 180» Serrure. C. A. 99, 100, 213, 214», 241», 243
Schnitz lfi^ 193*. 251» in Barrenfonn 38
Schüssel, liturgische, bei Por
'
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Sachregister. 1M1
mit dem Bilde Kg. Theo- 71. 73. 76, 122. 128. 129, Münzen 205
deberts, A. ül 172. 174. 196, 201. 204, Pfennige 175
HchüMselfönniger, von By 207. 247, 25ü Riter zur Münzprüfung
stanz, A. 2ü der sächsischen dulden, 175. 115*.
Sol, m. sou Halb- und Viertelgulden Streckhammer, A. üfi
Sootlie 2 vom Jahre 1753 1 25 Streckung der Münzzaine 61,
Sou 164, 22_L 225^ 225». flachticschnittene Iii
A. Iii unechte 128, 122 f. Streichnadel 20, 159», b. auch
Sousstüeke aus der Zeit der Stenipelarcbive II Naelde
franzos. Revolution 34. 6ü risse '20* Streich- od. Strichproben 182
Spalatiner Gepräge IS» Schneider 211, iL KJÜj. Strohlin, Paul 122»
Spulatino (Aufschrift) 53, 116. III Stücke des Altertums IQ
A. 3ti -Verschiedenheiten dessel- der Neuzeit IQ
Spalato: Piccolo, A. 3ii ben Ciephiges 69, 78», medaillenartigo 28.
Spanten 32.54. 80. 157. 100. 96, 114, 115. 119». 172. mit Doppelschlag IQ
254 m* münzartige 28.
5 Ccntimostück vom Jalue Stade 229, 2ÜÜf. überwichtige 222
1870, A. 2d Stadtgebiet 8Ü demonetisierte 225
Dobia, durch die Geusen -rechnungen 188 f. Stückelbe rg 4^ 70^, 76.
in Kampen nachgemünzt Städte, müiizberechti^te IM 1221
A. 22 Stüdtemünzen 95». 96. 98. Stückehinit 64, 67, 112
Konine 211 Stuel, Stahel, Stahi, Stal 20, S t u in p 1 211
Münzen JH, 182, 20b, A. 22 21», 152». Suboperarii 88, 82?
Spei man Iii Staheiburg, Krnst v., Tiroler Suddeutsche Gepräge 68.
Speyer 221i Kammerraitrat, A. IIb um
Spcyrer Münzen 205, 211 f., Stahl, weicher 69, IQ» Münzen 31
930» Stahlwalzen, &. Prairewalzen Münzstätten ü8
Spezialsammlungen be = Stammtafeln 117» Pfennige 45.
sondere Sammlungen für geistliche Würden- Siiddeutschland 39, 45, 75_i
Spielmarken 21 triiL'«*r 117- 141. 1121
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282 Sachregister.
Tuchuiul's 135
von Appel 08 •219, 231 ff., 242 Türkei 153», 254
I
Tessera 28, 3Ji? Turkomanenfürst Omar-beg,
T. ! di Muraglia des Franz L jonischer, A. 4ü
von Carrara, A Iii
Tumosen 52, 62, 100,169, 224
Taels 145
Tctradrachme tiÜ». f unde inOberfrankon 112*
Tafehvcrke III I
Thicmes
i
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Sachregister.
Umschlagen <lor Ecken des Urkunden 53, 59, 143, 157, Verbieitung eines Münz-
SchrödingslÜ A. hl 183, 188, 227, auf
239. bildes, räumliche U
ff.
Umschrift der Münze Id. 4.', die Münzer bezügliche Verdun 128
52, 54, Q5, 5fL OS. 59, Urkunden 811*. VereinsmUnzen =
Gemein-
Gl, «2, 63. 73, 102, 124*. des deutschen Münz- sehaftsmünzen
128, 250 wesens 2t Vereinstaler 182
äufsere 52 über das Münzwesen 5, 134 Verfall der Brakteaten 15
doppelte 52, A. 23 Urkundenschrift 55, 5l> Verfälschung echt. Münzen
innere 52 Ursachen der Brakteaten- 126, HÜ*.
nach aufsen gekehrte 52 pragung 15 Verfälschung echt. Münzen
nach innen gekehrte 52 der Münzverschlcchterun- in Amerika 126, 127*
reo htl antige 52 gen im spateren Mittel- Verfügung über d. Währung
rückläulige 52, A. 15 alter 215 f. 210
Umwechsln ng des Geldes Ursprung der deutschen V e rga ra 8
222*. 227. 242 Hrakteaten 12 f. Verge 159*
erzwungene 218, 228, 211 der periodischen Münz- Vergrabungszeit der Münz-
Ungeld 228, brief in Oster- verruf ungen 218 f. funde 109,1 L2», 112, 113*^
reich 238, 2Üi Urstücke 48, 63, 116, 122 113. 114
140
II nein
Usualmark 141, 142, 113 Vergrölscrunn
Ungarische Münzen Hü*. Usualmarkenstücke, erhal- des Durchmessers d. Mün-
Ungarischen ioldgulden 183. tene 142, 1121 zen 13
240, 2411 Usualsilber 141, A. 85 des Schrödings 12 f., 15
Groschen, A. 53 Usus monetao 2112 Verhalten gegenüber fal-
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Sachregister.
Vötter 118?
des Rechtes, Heller zu der in öffentlichen Samm- j
schlagen anllrcslaudureh j
lungen bewahrten .Münz-
Kaiser Karl IV. (1362 schatze -'-'t*
auf Widerruf 209. 230* der in Privatsaintnlungen j
Wage 104, H5, 146, 158, 162^
des Hechtes, Heller zu bewahrten Miinzschatzo9Jl 174. 175», 182*, 196. 236
schlagen, an Sprottuti
j
der Kunstwörter im Münz Wagen der Dukaten 17f>*
(1407) auf lü.lahre 23Ü? I wesen 117* der Münzen 158 f., 182, 125.
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Sachregister.
beigelegter =
Nennwert Wetterau, A Ifi
47, 49, 51, 51^, 52, 116*. gesetzlicher =
Nennwert Widmer H
in*, m
auf Punzen 69
!
innerer
221. 24 fi
180 f.. 213 r
215. Wiedergabe
bildliche 40
von Münzen,
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286 Sachregister.
Will 9.
'
Zahlungskraft 238 Zimmer Peehnungseinheit)
(
217. 21Ü*.
llili*
Wolowski 17J}
Zollregal SO, einkünfto 200,
Zecchinend. Tri vulzio, zehn-
Worms 199, 2211 20ü
fache
Bischof Heinrirb II., Zurichtung der Münzplatte
j
100-Zeccbinenstüeke 39, Hl 641, II
:
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Berichtigungen.
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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.
Handbuch
der
Das Zeitalter der enzyklopädischen Durstell ungen ist in der Wissenschaft durch
ein Zeitalter der Spezialisierung der Arbeit abgelöst worden. Allein gerade die zu-
nehmende Spezialisierung hat wiederum das Bedürfnis enzyklopädischer Zusammen-
fassung hervorgerufen. In keiner Disziplin wird die» Bedürfnis augenblicklich weniger
befriedigtals in der mittelalterlichen und neueren Geschichte. Wahrend auf don
Nachbargebieten der Rechts- und Kirchongeschicbte, der Philologie etc. oine Tradition
in der summarischen Zusammenfassung des jeweiligen Forschungsstandea auch in dem
Zeitalter der induktiven Spe/.ialforschung lebendig geblieben istund joder neue Ver-
sueb enzyklopädischer Darstellung den Weg schon gebahnt findet, ist auf dem Gebiete
der allgemeinen mittelalterlichen und neueren Geschichte diese Tradition unterbrochen
worden die wenigen Versuche, die gewagt wurden, rühren meist von Autoren her,
;
die nicht selbst auf der Höhe der Forschungsarbeit standen. Die Gründe für dieso
Krscheinung notwendig aus dem Wesen unserer Wissenschaft, sondern
lliefsen nicht
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Dies Programm ist nicht der Ort, die Frago zu lösen, wie die Aufgabe de»
ja ebenfalls den Zweck der übersichtlichen Darstellung mit dem des Nachweises über
die gelehrten Hilfsmittel verbindet.
Auf Grund der Erfahrungen, die die historischen Studien an die Hand geben,
wird den Darstellungen des Zuständlichen auf Anführung und Erklärung (nicht
in
sowohl etymologische, als vielmehr sachliche) der wichtigeren technischen Ausdrücke
besonderes Gewicht gelegt. Hierdurch werden die Register erhöhte Bodeutung erlangen.
Unser Unternehmen ist von vornherein in der Weise eingerichtet worden, dafs
jeder Teil, gleichviel wie stark seine Bogenzahl ist, einzeln ausgegeben wird.
Übersicht über den Inhalt:
(Die klein Kedruckten Titel bezeichnen die Bünde, über die die Verhandlungen noch nicht
abgeschlossen sind.)
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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.
Prof Dr. A. Schultz, einer der ernten Kenner di r Kunstgeschichte und der Geschichte der Privat
Altertümer, der diesem Stoff schon mehrere sehr ausführliche Werke gewidmet hat, fafst diu hier in
knapper und doeh nueh gerade dem Bedürfnis der Wissenschaft Rechnung tragender Form zusammen
l,o«erth schildert In «einer Darstellung der Allgemeinen Geschichte vom Enrle des 12 bis zum Knde
des 15 Jahrhunderts (1 l'.i" 1492) eine Zeit, die an jahen Wechsclfallcn der Machtverhaltnisse und buntem
Wechsel der Milder überaus Teich i«t Da* Papsttum erreich! die Höhe seiner Macht, um dann die
Perioden des Exil- in Aviation und des Schismas durchzumachen. Das Kaisertum begegnet uns zunächst
noch In den glanzenrlen tiestalten der Manier. Mit dem Interregnum beginnt sein Niedergang, wiewohl
es in mehreren Habsburgcrn und Luxemburgern und in Ludwig dem Hävern noch charakteristische
Repräsentanten <ler Zeit aufweist Mit dem Niedersank' der alten universalen Gewalten fallt das Auf-
kommen der Nationalstaaten zusammen, unter denen besonders Frankreich und Kngland hervorragen
Dieses vielgestaltige Bingen der alten und neuen Machte darzustellen, war eine um •<» schwierigere
Aufgabe, als die Klidielt der Entwicklung, wie sie das frühere Mittelalter kennt, nunmehr geschwunden
ist. Ks geborte eine bedeutende Arbeitskraft und eine jahrzehntelantre Beschäftigung mit dem <icgeu«t»nde
dazu, um die Aufgabe zu bewältigen Prof l.oserth war dafiir durch seine langjährige Lehrtätigkeit und
durch seine wichtigen Arbeiten zur Geschichte der österreichischen Kronlander im spateren Mittelalter
und zur Geschichte Wiclifs und Mus' in besonderer Weise vorbereitet Die letzte atd wissenschaftlicher
Grundlage ruhende Darstellung, die jene Zeit gefunden hut, ist die im Jahre 1890 erschienene Deuts« he
Gesc hichte von 1273— 1137 aus der Feder Th Linducrs Loserths Werk hat vor ihr, abgesehen von der
Verwertung der neueren Forschungen, voraus, dafs es einen noch weit längeren Zeitraum umspannt und
die allgemeine, nicht blofs die deutsehe Geschichte berücksichtigt, dafs es ferner dem iictiutzer für
weitere Studien Quellen und Literatur nennt, wahrend I.induers Buch auf die Anführung literarischer
Hilfsmittel ganz verzichtet.
Historische Geographie.
von Dr. Konrad Kretschmer,
Lehrer an der Kriegsakademie und Professor an der Universität Berlin.
Klnc Darstellung der historischen Geographie war ein seit vielen Jahrzehnten Innerhalb der Wissen
schuft wie innerhalb der Praxis der Schule sehr lebhaft empfundenes Bedürfnis. Wenn es bisher un-
erfüllt blieb, so waren die Grunde ciner-eits der instand, dafs die Vertreter der Geographie an den
t
Universitäten sieb überwiegend der naturwissenschaftlichen Seite ihrer Disziplin widmeten, anderseits
die aufserurdentlieho Vielseitigkeit der Beziehungen des Gegenstandes. Ks wird allgemein dankbar
empfunden werden, dafs nunmehr Dr Kretsebmer sich der schwierigen Aufgabe unterzogen hat. Kr ist
einer der sehr wenigen Geographen der liegen wart, die nach dem Gang ihrer Studien eine solche Dar-
stellung überhaupt auf sich nehmen können, und er war hierfür durch eigene Arl>elten eben ans dem
Gebiet der historischen Geographie iiut's trefflichste vorbereitet. Fr bestimmt die Aufgabe der historischen
<icographic dabin, die Wechselbeziehungen zwischen Laad und Volk in den einzelnen Perioden der
Geschichte nach ihrem ursächlichen Zusammenhang zu ergründen Fr erörtert aber diese Beziehungen
nicht in abstrakten Darlegungen, sondern geht durchaus realistisch vor und gibt dem I#ser anschauliches
Detail An* diesem (1 runde wird das Buch nicht blofs in der Gelchrtenstube und Schule benutzt, sondern
zugleich als Handbuch geschlitzt werden.
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Verlag von R. Oldenfoourg in München und Berlin.
Historische Zeitschrift.
(Begründet von Heinrich v. Sybel.)
Herausgegeben von
Friedrich Meinecke.
Jährlich 2 Bünde zu je 3 Heften = 1152 Seiten 8°. Prois eines Bandes M. 11.25.
Für die seit Neue Folge, welche eröffnet wurde, um neu eintretenden
1877 erscheinende
Abonnenten eine Bänderreihe vollständige Sammlung bieten zu können, und die
in der
bis inkl. 1902 die Bande 1—53 (der ganzen Keiho Bd. 37—89) umfafat, wurde der Preis
von M. 59150 auf M. 180- ermSfsIrt.
Einzelne Bünde (mit Ausnahme der seit 1900 erschienenen), soweit noch vorhanden,
Tür k M. &.—
Die »Historische Zeitschrift« ist seit ihrer Gründung durch Heinrich v. Sybel
im Jahre 1859 das führende Organ der deutschen Gesehichtschreibung und Forschung
gewesen und bis heute geblieben, l'ntor den grofsen und bedeutenden deutschen
Historikern dieser vier Jalirzehnte gibt es nicht einen, der nicht zu den Mitarbeitern
der »Historischen Zeitschrift* gezählt hätte. Nach dem Tode Heinrich v. Sybels im
Jahre 1H05 hat Heinrich v. Treitschke die Stellung des ersten Herausgebers der
Zeitschrift übernommen und hat das letzte, was er schrieb, für sie gosebrioben. Nach
seinem Tode ist dann ein Kreis von namhaften alteren und jüngeren Historikern dem
bisherigen Redakteur und nunmehrigen alleinigen Herausgeber zur Seite getreten, um
die Zeitschrift auf ihrer bisherigen Hohe erhalten zu helfen.
Geist und Charakter der Zeitschrift dürfen als jedem Historiker bekannt gelten.
Sie wie sie das von vornherein wollte, vor allem eine wissenschaftliche und kennt
ist,
keine anderen Mafsstabe als die der wissenschaftlichen Methode. Sie setzt ihren Stolz
darein, völlig unabhängig zu sein von dem Einflüsse bestimmter Parteien wie bestimmter
Persönlichkeiten. Sie umfafst, in ihren Aufsätzen wie in ihrem kritischen Teil, da«
ganze Gebiet der Geschichte, nicht nur politische, sondern auch Geistes-, Wirtschafts-
und Sozialgeschichte, legt aber das Schwergewicht dabei einerseits auf alles, was den
Zusammenhang zwischen Staat«- und Kulturleben erläutert, anderseits auf Stoffe, wie
es in dem Programm von 1859 schon heifst, >welche mit dem lieben der Gegenwart
einen noch lebenden Zusammenhang haben«.
Die >Historische Zeitschrift« bringt 1. Aufsätze, 2. Mis/.ellen (kleinere Exkurse
über Einzelfragen oder interessante Aktenstücke, zumal zur Geschichte des 19 Jahr-
hunderts), 3. biteraturbericht Rezensionen von gröfserem und kleinerem Umfange),
4. Notizen und Nachrichten. Diese vierte, 1893 eingerichtete Abteilung ist von den
Fachgenossen besonders dankbar und warm begrüfst worden. Sie enthält eine in »1er
Hauptsache chronologisch geordnete und in 9 Abteilungen (Allgemeines; alte Ge-
schichte; römisch-germanische Zeit und frühes Mittelalter; späteres Mittelalter; Refor-
mation und Gegenreformation ; —
1648 1789; neuere Geschichte seit 1789; deutsche
Randschaften, Vermischtes' gegliederte kritische bzw. referierende übersieht über die
wichtigeren Aufsätze und <2uellenveröffentliehungen der In- und ausländischen Zelt-
sehrlftenllteratur.
Die Abteilung »Deutsche Randschaften< dient insbesondere den jetzt so rego
betriebenen provinzialgeschichtlichen Studien.
Die Abteilung » Vermischtes« bringt Nachrichten über die Arbeiten der Publi-
kationsinstitute, Preisaufgaben und nekrologische Notizen.
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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.
Uber Naturschilderung.
Von
Friedrich Ratzel.
Kl. 8°. VIII u. 394 Seiten. Mit 7 Photogravüren. Elegant geb. Preis M. 7.50.
Als eben der letzte Bogen dieses Buches die Presse verlassen hatte, hat ein
jäher Tod den Verfasser dahingerafft. In der Vorrede sagt noch der Verfasser „Dieses :
kleine Buch widme leb allen Naturfreunden, besonders denen, die als Lehrer der
Geographie, der Naturgeschichte oder der Geschichte den Sinn für die Gröfse und
Schönheit der Welt weeken wollen."
An« der Widmung ist nun ein Vermächtnis geworden, das mit Ergriffenheit in
Besitz genommen werdon wird.
Das Buch spiegelt das ureigenste Wesen des Verfassers wieder, seine vertiefte
Liebe zur Natur, sein volles Erfassen der Beziehungen des Menschen zur räumlichen
Umgehung, zum Erdboden, an dem er wurzelt. Wie kein anderes seiner in dieser
Hinsicht für die Auffassung der Geographie bahnbrechenden Werke ist es geeignet,
dem Gebildeten erkenntnisreieben (ienufs «Ich Erschauten zu vermitteln, anzuregen zu
oiner Lehrweise der Geographie, welche, die Bahnen oder Registrierung verlassend,
der Jugend das .Studium dieses immer wichtiger werdenden Wissenszweiges zur Freude
gestaltet. Das Buch wird als ein klassisches erkannt werden.
Politische Geographie
oder die Geographie der Staaten, des Verkehres und des Krieges.
Von
Die erste Auflage dieses grundlegenden Werkes, das bei seinem Erscheinen
das grofste Interesse in der wissenschaftlichen Welt des In- und Auslandes erregte,
ist seit längerer Zeit vergriffen. Die neue Ausgabe ist aufser der selbstverständlichen
Verbesserung vieler Angaben durch die neuen Abschnitte:
Dieses bahnbrechende Werk ist nicht nur für Geographen vom Fach, sondern
für alle diejenigen geschrieben, die sich aus Beruf oder Neigung für eine volle
Würdigung der geographischen Grundlagen der moderneren Staatswesen interessieren.
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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.
vornehmlieh von
Per Preis der allgemeinen Ausgabe ist von M. 60.50 auf M. 3ö.— (Lwd.)
herabgesetzt.
Die neue Ausgabe kann komplett auf einmal oder in monatlichen Künden
a M. 3.60 bezogen werden.
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Verlag von R. Oldenbourg in München und Berlin.
Historische Bibliothek.
Herausgegeben
von der Redaktion der Historischen Zeitschrift.
Preis M. 7.—.
Band IV: Die Fortschritte der Diplomatie seit ülablllon oornehmlidi in Deutschland-Österreich
von Richard Rosenmund. X und 125 Seiten. 8°. In Leinwand gebunden
Preis M. 3.—.
Band V margareta pon Parma,
: Statthalterin der lllederiande (1559 bis 1567). Von
Felix Kachfahl. VIII u. 276 Seiten. In Leinwand gebunden Preis M. 5. —
Band VI: Studien zur Entwicklung und theoretischen Begründung der IHonarchle Im Altertum.
Von Julius Kaorst. 109 Seiton. 8*. In Leinwand gebunden Preis M. 3. —
Band VII: Die Berliner lTldrztage pon 18*8. Von Professor Dr. W. Busch. 74 Seiten.
8°. In Leinwand gebunden Preis M. 2.—.
Band VIII: Sokrates und sein Volk. Ein Beitrag zur Geschichte der Lohrfreiheit. Von
Dr. Robort Pohlmann. VI und 133 Seiten. 8°. In Leinwand gebunden
Preis M. 3.50
Band IX: Hans Karl Pon Wlnterfeldt. Ein General Friedrichs des Grofsen. Von
Ludwig Mollwo. XI u. 263 Seiten. 8°. In Leinwand gebunden Preis M. 5 —
Band X: Die Kolonialpolitik llapoleons I. Von Gustav Roloff. XIV und 258 Seiten.
8°. In tainwand gebunden Preis M. 5.—.
Band XI: Territorium und Stadt. Aufsätze zur deutseben Vcrfassungs-, Vorwaltungs-
und Wirtschaftsgeschichte. Von Georg von Below. XXI und 342 Seiten. 8°.
In I^einwand gebunden Preis M. 7. — .
Band XII: Zauberwahn, Inquisition und Hexenprozesse im mittelalter und die Entstehung der
grolsen ßexenuerfolgung. Von Joseph Hansen. XVI und 538 Seiten. 8». In
Leinwand gebunden Preis M. 10. — .
Band XIIL Die Hntdnge des Humanismus in Ingolstadt. Eine literarische Studie zur
deutschen Universitätsgescbicbte. Von Professor Gust. Bauch. XIII und
115 Seiten. 8- In Leinwand gebunden Preis M. 3.50.
Band XIV: Studien zur Porgeschichte der Reformation. Aus schleBischen Quellen. Von
Dr. Arnold <). Mever. XIV und 170 Seiten. 8°. In Leinwand gebunden
Preis M. 4.50.
Band XV: Die Gapita agendorum. Ein kritischer Beitrag zur Geschichte der Ueform-
verbandlungcn in Konstanz. Von Privatdozent Dr. Kehr mann 67 Seiten
S°. In Leinwand gebunden Preis M. 2. —
Band XVI: Perfassungsgeschichle der australischen Kolonien und des »Commonwealth of
Austrat iu«. Von Dr. Doerkes- Boppard. XI und 340 Seiten. 8°. In Leinwand
gebunden Preis M. 8.—.
Band XVII: Gardincr, Oliuer Eromwell. Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen
von E. Kirchner. Mit einem Vorwort von Prof A Stern. VII und 228 Seiten
In Leinwand gebunden Preis M. ü.50.
Band XV1I1: Innozenz III. und England. Eine Darstellung seiner Beziehungen zu Staat
und Kirche. Von Dr. Eise Gütschow. VIII und 197 Seiten. 8°. In Unn-
wand gebunden Preis M. 4.60
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