Albert Tate beurlaubt!

Der beliebte, sympathische und sehr begabte Pastor Albert Tate, der auch in der Exponential Bewegung eine wichtige Rolle spielt, gleichzeitig einer der Teaching Pastoren der Willow Creek Kirche ist, wurde jetzt vom Vorstand seiner Heimatgemeinde (Fellowship) beurlaubt! Ein weiterer Warnschuss für alle von uns, die wir Verantwortung tragen, ob im kleinen oder großen Rahmen. 

Herausgefordert

Und einmal mehr wird deutlich, wie herausgefordert und gefährdet geistliche Leiter und Leiterinnen grundsätzlich sind. Bei Albert Tate kommt eine enorme Sichtbarkeit durch seine Begabung und Berufung hinzu. Das hat zu sehr vielen Rollen und Diensten gleichzeitig (!) bei ihm geführt. Wie das alles gleichzeitig zu leben ist, ist so manchem Kollegen ein Rätsel geblieben. 

Dennoch: Als Außenstehende kann man vieles nicht wirklich wissen, daher auch nicht einschätzen. Für uns „Normalos“ ist es aber auf alle Fälle sinnvoll, wenn wir gut die Wege von bekannteren christlichen Führungspersonen, die uns inspirieren (Hebräer 13,7), beobachten und wichtige Fragen stellen. In unserer Zeit ist eine Kultur entstanden, die Leitende in der modernen Kirche immer häufiger sehr ins Rampenlicht stellen, ihnen ungute Rollen zuschreiben und zubilligen, die offenbar immer neu in schwierige Situationen führen. 

Communities und ihre Helden

Da ist eine Verantwortung für die Leitenden, aber auch für die christliche Community. Große Events und herausgehobene Persönlichkeiten faszinieren besonders da, wo Institutionen und Organisationen seit längerer Zeit versagen. Wir suchen Idole, Helden, Celebrities. Es gibt wohl so eine Dynamik, wie sie gerade um Taylor Swift aufbrandet – Stadien füllen sich und die Eintrittspreise schießen durch die Decke –, auch in christlicher Variante. Sich selbst als ein Teil einer großen, dynamischen Menge zu erleben, Leuten zujubeln (und mit der Menge jubeln), ist vielleicht sogar eine (gute!) Sehnsucht in uns, die letztlich nur an einem Ort erfüllt wird: Offenbarung 7,9ff

Vorbilder zu haben, die inspirieren, ist etwas Gutes! Auch dazu finden wir im Neuen Testament etliche Stellen. Daher ist der Wunsch, Leitbilder zu finden, die inspirieren, ein guter Wunsch! Und diese Frauen und Männer Gottes müssen nicht schon viele Jahre von uns gegangen sein! Definitiv, auch wenn der Frust mit den Vorbildern unserer Zeit nicht wenige dazu bringt, diesen Gedanken ganz zu verwerfen. Verständlich, aber schade. Und nicht der Plan.

Ich meine: wenn es Albert Tate betrifft, kann es definitiv jeden von uns treffen! Denn am Ende findet das, was uns entgleisen lässt, zuerst in unseren Herzen statt (Sprüche 4,23). Wir sollten das nicht unterschätzen. Und jetzt auch nicht zu schnellen Erklärungen greifen! Denn er hatte Austauschpartner, mit denen er sein Leben teilte. Und er hat auch Beratung aufgesucht, als er in herausfordernden Situationen (ich hörte ihn darüber sprechen) stand. Und er war eingebettet in eine christliche Community, die auch aus hochkarätigen und aufrichtigen Führungspersonen bestand, die ihm auf Augenhöhe begegnen konnten. Also, obschon gute und richtige Systeme installiert sind, hat es nicht verhindert, was hätte verhindert werden sollen. Das muss uns nachdenklich machen und auch sensibilisieren!

Wer also meint, er stehe fest und sicher, der gebe Acht, dass er nicht zu Fall kommt. | 1. Korinther 10,12

Der Grund der Beurlaubung

„Unangemessene Textnachrichten und fragwürdige Kommentare, die er gemacht haben soll, führten zur Beurlaubung.“ heißt es in der offiziellen Erklärung der Kirche. 

Oft sind Formulierungen der Art der Beginn einer umfangreicheren Enthüllung. So war das leider in den letzten Jahren oft. Hier muss es selbstverständlich nicht so sein!!! Wir würden es uns wünschen, sind aber skeptisch. Zu bedenken ist auch das: der Sachverhalt, das ein christlicher Leiter„unangemessene Textnachrichten und fragwürdige Kommentare“ abgibt, ist sicher ein Warnsignal, dass auf tiefere Ursachen hindeutet. Wir haben wohl an das bekannte Bild eines Eisberges zu denken.

Mehr Infos gibt die Kirche hier bekannt. 

Wir sollten diese Konsequenzen ziehen:

  • Für Albert und seine Familie beten
  • Aufmerksam bei uns selbst sein: Selbstreflexion und Selbstleitung! sind immer noch Trumpf!
  • Für unsere Leiterinnen und Leiter beten
  • Einer Kultur zurückhaltend gegenüber sein, die zu stark auf Celebrities, große Menschenansammlungen, Events, Performer … aufbaut.
  • Eine Kultur fördern, die das Miteinander sucht, vertraute Räume von Offenheit und Ehrlichkeit baut, die Ansprüche nicht zu hoch setzt und ganz vom Evangelium her denkt.

Ich liebe eine der Formulierungen ganz besonders, die Tim Keller in der Illustration für das Evangelium gefunden hat:

“We are more sinful and flawed in ourselves than we ever dared believe, yet at the very same time we are more loved and accepted in Jesus Christ than we ever dared hope.” | Tim Keller

„Wir sind sündiger und fehlerhafter, als wir je zu glauben vermochten, doch gleichzeitig sind wir in Jesus Christus geliebter und angenommener, als wir je zu hoffen wagten.“

Bild: Screenshot Homepage Alberttate.com

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
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