Mangelnde Beweisbarkeit – was sind die Konsequenzen?Lesezeit: 9 Min.

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Führt die mangelnde Beweisbarkeit eines extrauniversalen Existenzraums, eines Jenseits, zwingend zu dem Schluss, dass ein Jenseits nicht existiert?

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Die Existenz eines extrauniversalen Existenzraums, eines Jenseits, lässt sich mit den gegenwärtigen Methoden der Naturwissenschaft nicht beweisen. Dieser fehlenden Beweisbarkeit stehen jedoch viele objektiv verifizierbare anekdotische Schilderungen gegenüber, die dessen Existenz bedingen. In der Konsequenz stellt sich die Frage, wie dieses Spannungsfeld aufgelöst werden könnte.

Naturwissenschaft steht nicht still

Im Verlauf der Geschichte weitete sich das Arsenal der Naturwissenschaften an Methoden und Verfahren, Techniken und Instrumenten ständig aus. Dadurch bedingt kann die Naturwissenschaft immer wieder zu neuen Erkenntnissen gelangen. In der Folge kann dies jedoch auch dazu führen, dass bisher als gesichert geltende Erkenntnisse revidiert werden müssen. Dies war immer wieder der Fall, wie sich beispielhaft auf dem Gebiet der Astronomie nachzeichnen lässt.

Vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild

Im Altertum hatten die Menschen im Wesentlichen nur die Möglichkeit der Beobachtung mit den Augen. Deshalb verwundert nicht, dass das dem unmittelbaren Augenschein entsprechende geozentrische Weltbild über Jahrtausende hinweg in China, in der islamischen Welt und in Europa bis hinein in das 16. Jahrhundert die bestimmende Lehre war. Dieses schon von Aristoteles (384–322 v. Chr.) detailliert ausgearbeitete Weltbild basiert auf der Annahme, dass die Erde und damit auch der Mensch im Universum eine zentrale Position einnehmen. Demzufolge umkreisen alle Himmelskörper (Mond, Sonne, die anderen Planeten und die Fixsterne) die Erde. In Europa wurde das geozentrische Weltbild von Staat und Kirche vertreten.

Im 16. Jahrhundert begann sich das heliozentrische (kopernikanische) Weltbild herauszubilden, in dem die Sonne als das ruhende Zentrum des Universums gilt. Die Planeten einschließlich der Erde bewegen sich um das Zentrum herum. Die Erde dreht sich täglich einmal um sich selbst und der Mond bewegt sich etwa jeden Monat einmal um die Erde.

Entscheidenden Anteil an dieser Herausbildung des heliozentrischen Weltbilds hatten Nikolaus Kopernikus (1473-1543) und Johannes Kepler (1571-1630), der zu den Gesetzen der elliptischen Planetenbewegung gekommen war. Auch Galileo Galileis (1564-1642) astronomische Beobachtungen stützten das heliozentrische Weltbild des Nikolaus Kopernikus. Mit Isaac Newtons (1643-1727) Gravitationstheorie ließ es sich etwas später auch physikalisch erklären. Im Prinzip bestätigte Newton die Arbeiten von Kopernikus, Kepler und Galilei überzeugend. Newton ging jedoch noch weiter und äußerte in seinem Aufsatz „Scholium Generale“ die Vermutung, dass auch um andere Sterne Planetensysteme existieren müssten.

Gegen das heliozentrische Weltbild formierte sich heftiger Widerstand vonseiten der römisch-katholischen Kirche. Weil dies im Widerspruch zur damaligen Kirchenlehre stand, verurteilte die römische Inquisition Galileo Galilei wegen Häresie zu lebenslangem Hausarrest. Immerhin dauerte es mehrere Jahrhunderte, bis sich die Kirche im Jahr 1822 dazu entschloss, sich nicht mehr gegen die Verbreitung und Lehre des heliozentrischen Weltbilds auszusprechen. Bemerkenswerterweise wurde Galileo Galilei erst 1992 von Papst Johannes Paul II. rehabilitiert.

Auch der Astronom Giordano Bruno (1548-1600) machte eine von der Kirchenlehre abweichende Überzeugung publik: Das Universum sei unendlich sei und habe kein „Zentrum“. Er formulierte: „Ich behaupte, dass das All unendlich ist, dass eine Unzahl von Weltkörpern existiert: Gestirne, Erden, Sonnen“. Für diese Überzeugung wurde er durch die Inquisition zum Tode verurteilt. Sein Leben endete auf dem Scheiterhaufen.

Heute hegt wohl kein Wissenschaftler mehr Zweifel am heliozentrischen Weltbild. Auch keine kirchliche Organisation stellt dieses Weltbild mehr infrage. Gleichwohl kann jedoch auch nicht davon gesprochen werden, dass ausnahmslos alle Menschen dieses Weltbild als „wahr“ erachten.

Existenz von Exoplaneten

Nikolaus Kopernikus hatte nur ein beschränktes Arsenal an astronomischen Instrumenten zur Verfügung. Damit konnte er nur einen Teil des Universums beobachten. Hätte man ihn gefragt, ob es auch Himmelskörper außerhalb unseres Sonnensystems (Exoplaneten) gibt, hätte er verneinen müssen. Zu seiner Zeit war es mit den verfügbaren Instrumenten technisch kaum möglich, über unser Sonnensystem hinauszublicken. Er hätte Instrumente besitzen müssen, mit denen er in der Lage gewesen wäre, Himmelskörper in einer Entfernung von über 150 Lichtstunden (etwa 160 Milliarden Kilometer) zu beobachten und zu vermessen. Diese 150 Lichtstunden werden häufig als „Umfang“ unseres Sonnensystems genannt. Gleichwohl ist zu erwähnen, dass es keine allgemein anerkannte Definition gibt, wie weit sich unser Sonnensystem erstreckt.

Heute gilt die Existenz von Exoplaneten als gesichert. Im Jahr 1999 konnte der erste Exoplanet mit Hilfe der Transitmethode, einem photometrischen Verfahren, bestätigt werden. Der Planet wird dabei nicht direkt beobachtet, sondern nur indirekt durch Beobachtung des Helligkeitsverlaufs seines Sterns nachgewiesen. Das erste Bild eines Exoplaneten gelang im Jahr 2004 mit dem Weltraumteleskop Hubble.

Konsequenzen wissenschaftlicher Fortschritte

Wie am Beispiel der Astronomie dargestellt, ereignet sich ständig wissenschaftlicher Fortschritt. Dies hat zur Konsequenz, dass alle Erkenntnisse der Wissenschaft vorläufigen Charakter haben. Hätte Nikolaus Kopernikus seinerzeit behauptet, es gäbe keine Exoplaneten, dann wäre er einige Jahrhunderte später, am Ende des 20. Jahrhunderts, widerlegt worden. Auch vieles andere, was er damals nicht beobachten konnte (z. B. schwarze Löcher), gab es schon zu seiner Zeit. Es war schon existent, jedoch noch nicht beobachtbar.

Der technische Fortschritt ermöglicht die Entwicklung bzw. stetige Weiterentwicklung wissenschaftlicher Instrumente. Dank immer höherer Leistungsfähigkeit und Genauigkeit konnten insbesondere ab dem Ende des 19. Jahrhunderts viele wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden. Die Relativitätstheorie und Quantentheorie stehen für zwei herausragende Theorien, die das Verständnis für Vorgänge im beobachtbaren Universum ganz wesentlich vorangebracht haben. Die Wissenschaft wird auch in Zukunft neue Erkenntnisse hervorbringen. Neue Erkenntnisse können jedoch auch dazu führen, dass bisher wissenschaftlich anerkannte Theorien falsifiziert werden.

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Unterschiedliche Sichtweisen

Viele der in dieser Untersuchung skizzierten Phänomene lassen sich, wie bereits erwähnt, nach dem bisherigen Stand der Wissenschaft weder erklären noch beweisen. Transuniversale Kommunikation, Materialisierung und Dematerialisierung von Geistwesen und das nichtlokale individuelle Selbst seien stellvertretend als Beispiele genannt.

Blickwinkel der Wissenschaft

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Wissenschaft eine Aussage darüber treffen kann oder sogar darf, ob und ggf. welche Phänomene es geben kann. Mit anderen Worten und vereinfacht ausgedrückt: Kann es nur das geben, was mit den Mitteln der Wissenschaft beweisbar ist? Daran knüpft die Frage an: Was reicht für einen Beweis aus? Gilt beispielsweise die Evolutionstheorie als bewiesen oder gilt sie – dies ist der aktuelle Stand – als nicht bewiesen? Schließlich fehlt u. a. noch immer das „Missing Link“, die Verbindung zwischen Menschenaffe und Mensch.

Die Wissenschaft kann derzeit noch bei weitem nicht alles erklären. Vielleicht wird dies heute sogar mehr als jemals zuvor in der Geschichte bewusst. Und auch in dieser Untersuchung wird die Begrenztheit der Wissenschaft deutlich. Selbst das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele ist in weiten Teilen noch unerforscht und somit auch noch nicht vollumfänglich verstanden.

Wenn der aktuelle Stand der Wissenschaft als maßgeblich angesehen und nur akzeptiert wird, was vollständig erforscht und verstanden ist, hat dies weitreichende Konsequenzen. Würde beispielsweise jemand behaupten, dass es kein Bewusstsein gibt, nur weil Bewusstsein noch nicht vollständig erforscht und verstanden ist? Oder würde jemand behaupten wollen, dass es keine dunkle Materie gibt? Die Existenz dunkler Materie (Masse, die nicht in Form von Sternen, Staub oder Gas sichtbar ist) gilt bisher als nicht nachgewiesen. Sie wird aber durch astronomische Beobachtungen wie die Dynamik von Galaxienhaufen (dunkle Materie stabilisiert Galaxienhaufen durch ihre zusätzliche Anziehungskraft) und den Gravitationslinseneffekt nahegelegt. Mit den anerkannten Gravitationsgesetzen und der sichtbaren Materie alleine lassen sich diese Effekte nicht erklären.

Des Weiteren wären alle heute nicht beweisbaren Phänomene in der Konsequenz das Ergebnis von Halluzinationen oder sonstiger Sinnestäuschungen. Kurz und etwas überspitzt ausgedrückt: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Blickwinkel des Erfahrbaren und Erlebbaren

Die entgegengesetzte Aussage wäre: Es gibt unerklärliche und nicht beweisbare Phänomene. Sie werden nicht als Sinnestäuschung oder Scheinwahrnehmung erlebt, d. h. Halluzination, Delir oder sonstige Sinnestäuschungen scheiden als Ursache aus. Sie sind auch ohne Einfluss psychotroper bzw. psychoaktiver Substanzen (Wirkstoffe, welche die menschliche Psyche beeinflussen) erlebbar. Zu den psychotropen Substanzen zählen u. a. Psychopharmaka (Antidepressiva, Neuroleptika usw.) und Halluzinogene (Psychedelika (z. B. LSD), Delirantia (rufen in rauscherzeugenden Dosen einen Zustand ähnlich einem Delirium hervor (z. B. in großen Mengen konsumierter Alkohol) usw.).

Da Phänomene, wie beispielsweise Nachtod- und Geistwesenkontakte, ohne geistige oder psychische Beeinträchtigung erlebbar sind, werden sie als möglich akzeptiert, auch wenn die wissenschaftliche Beweisbarkeit fehlt. Diesem Denkansatz zufolge hat die mangelnde wissenschaftliche Beweisbarkeit ihre Ursache darin, dass noch keine wissenschaftlich anerkannten Theorien existieren und/oder dass das wissenschaftliche Instrumentarium noch nicht hinreichend entwickelt ist. Es besteht Raum, dass möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden, die einen wissenschaftlichen Beweis oder zumindest eine plausible Erklärung für solche Phänomene bieten.

Abwägungen

Kann etwas existieren bzw. ist etwas erlebbar und erfahrbar, was mit den Mitteln der Wissenschaft nicht beweisbar ist? Oder kann auch etwas als existent, erlebbar und erfahrbar akzeptiert werden, wenn es nicht wissenschaftlich beweisbar ist? Diese Fragen, die zugleich Gegenpositionen ausdrücken, führen zu Argumenten, die eine sorgfältige Abwägung verdienen.

Beispielhaft sei die Auseinandersetzung um das heliozentrische Weltbild wieder aufgegriffen. In Wirklichkeit hatte das geozentrische Weltbild nie seine Berechtigung. Das heliozentrische Weltbild entsprach schon immer der Wirklichkeit. Aristoteles hatte sich getäuscht. Zu seiner Zeit und mit seinen Mitteln und Möglichkeiten konnte er jedoch noch nicht erkennen, was Kopernikus, Kepler, Galilei und Newton – um nur einige zu nennen – erst sehr viel später erkennen konnten. Aristoteles stand ganz einfach das dazu erforderliche Instrumentarium noch nicht zur Verfügung.

Könnte es sich im Hinblick auf unerklärliche und nicht wissenschaftlich beweisbare Phänomene, die einen extrauniversalen Existenzraum bedingen, sinnentsprechend ähnlich verhalten? Die Phänomene gab es schon immer, doch die Wissenschaft ist noch nicht so weit, um sie erklären zu können. Und sie kann auch (noch) nicht erklären, wie extrauniversaler und intrauniversaler Existenzraum miteinander verwoben sind.

Die Quantenphysik führt, sehr vereinfacht ausgedrückt, zu der Erkenntnis, dass alles mit allem zusammenhängt. Möglicherweise ergeben sich auf diesem Gebiet neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die universale Verwobenheit erklärbar machen.

Es wäre jedenfalls „gefährlich“, den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Maß aller Dinge zu erheben und damit implizit auszudrücken, dass es nichts Neues mehr zu entdecken gibt. Ganz im Gegenteil: Wissenschaft ist ein Prozess kontinuierlichen Fortschritts. Mit absoluter Sicherheit wird es immer wieder neue Erkenntnisgewinne geben.

In der Konsequenz wäre es ebenso „gefährlich“, die Existenz eines extrauniversalen Existenzraums, eines Jenseits, aus Gründen mangelnder Beweisbarkeit abzulehnen. „Noch nicht beweisbar“ anstelle von „nicht beweisbar“ erscheint angemessen.

Ich bin Dieter Jenz, Begleiter, Berater und Coach mit Leidenschaft. Über viele Jahre hinweg habe ich einen reichen Schatz an Kompetenz und Erfahrung erworben. Meine Themen sind die "4L": Lebensaufgabe, Lebensplanung, Lebensnavigation und Lebensqualität.