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II HEROEN UND ANDERE MYTHISCHE WESEN

HERAKLES
93 Torso eines schlangenwürgenden Herakliskos (?) SelQuk, Efes Müzesi 1564
Fundnr. H 61/2.8.9
Taf. 65 b
H 1, Peristylhof; 1961
Grobkörniger weißer Marmor, Wurzelfasern
H 0,37 m. Plinthenh. 0,07 m. Plinthenb. 0,34 m. Plinthent. 0,30 m
Plinthe r. abgeschlagen. Erh. Torso aus drei Teilen zusammengesetzt. Es fehlen Kopf
und Hals, 1. Unterschenkel, beide Arme außer Ansatz des r. Arms. Glied abgeschlagen.
Bestoßungen. Verbrochene Ansätze der Schlangen (?) nahe Vorderkante der Plinthe.
An Os. der Plinthe Zahneisenarbeit, an den Außenseiten Spitzeisen. Hinter dem r. Fuß
Stütze.
Kaiserzeitlich
F. Eichler, AnzWien 99, 1962, 46. — R. Fleischer, ÖJh 50, 1972—75, Beibl. 439 f.
Abb. 19.
Schon R. Fleischer wies auf die typologische Ähnlichkeit dieser Figur — die nach
einem hellenistischen Vorbild gearbeitet sei — mit dem schlangenwürgenden Heraklis-
kos hin1, während Eichler an einen vielleicht mit einem Vogel spielenden Knaben
dachte2. Tatsächlich gleicht unser Torso dem Typus des Herakliskos, wie er auf den SYN-
Münzen eines ostgriechisch-kleinasiatischen Städtebundes (inklusive Ephesos) — nach
Kar wiese zu Ehren des Herakliden Lysander 405 v. Chr. in Umlauf gebracht —
erscheint: mit schräg nach einer Seite gelehntem Rumpf, auf einem Bein kniend, das
andere abgestreckt, in beiden Armen — der eine gesenkt bzw. aufgestützt, der andere
hochgestreckt — Schlangen haltend3. Die Reste auf unserer Plinthe wären damit als
Schlangen zu ergänzen. Dieser Typus des auf einem Bein knienden und auf einer Seite
aufgestützten Herakliskos findet sich auf Vasenbildern des 5. Jh.s und später auf römi-
schen Reliefs, Wandgemälden und in der Kleinkunst4. Herakles ist dabei meist nach
rechts aufgestützt; die seitenverkehrte Version wie bei unserem Torso ist seltener5. Die
anderen erhaltenen rundplastischen Herakliskoi geben andere Typen wieder6. Eine
ephesische Bronze in London zeigt ihn frontal aufgerichtet kniend, den Kopf vor-
gebeugt, die Beine von den Schlangen umwunden7. Brendel und Lippold wollten den
erstgenannten Typus auf literarische Werke wie das berühmte Gemälde des Zeuxis bzw.
die von Pausanias angeführte Gruppe auf der Akropolis in Athen zurückführen8.
 
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