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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 26.1915

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Wagenführ, Max: Ein Landhaus von Heinrich Straumer: das Haus Schröder in Dahlem - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7711#0118

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96

INN EN-DEKORATION

ARCHITEKT HEINRICH STRAUMER-BERLIN

LANDHAUS LUDWIG SCHRÖDER—DAHLEM BEI BERLIN

wir von ihm lernten, so doch nur das, nationalen
Gewohnheiten einen künstlerischen Ausdruck zu
geben, und auf diese Erkenntnis, dieses Können
hätte uns unsere Entwickelung von selbst geführt,
Englands Beispiel hat sie höchstens beschleunigt.

Noch müssen unsere Baukünstler die rechte
Form suchen; es ist auch gut so, denn der Himmel
behüte uns vor der künstlerischen Uniform, und
unser vielstämmiges deutsches Volk ist reich an
verschiedenen Sitten und Gewohnheiten, unsere
Kunst wird daher immer formenreicher sein, als
die eines geschlossenen Volkes, das die Natur
auf engen Raum zu sehr einseitigen Interessen
zusammendrängte. Wenn also unsere Baukunst
bisher noch nicht zu einem einheitlichen Stil un-
serer Zeit gelangte, so ist es wohl allein der
Reichtum unseres deutschen ethischen Besitzes,
der den gleichen Niederschlag im künstlerischen
Gebilde erschwerte. Es bleibe dahingestellt, ob
wir überhaupt aus diesem Grunde jemals zu einer
einheitlichen Formensprache gelangen werden;
mir scheint, als ob schon das sichtbar zum Aus-
druck kommende Wollen, an Geschichte und natio-
nale Eigenschaften anzuknüpfen, genügen müsse.
Das Wesen des deutschen Stils wäre demnach

schon begriffen in dem Worte Heimatkunst, das
die Vielgestaltigkeit deutscher Kunst in all ihrer
Bodenwüchsigkeit umfaßt.

Solcher Heimatkunst ein Teil ist Straumers
Landhaus Schröder in Dahlem. Haben wir hier
in der Großstadt auch keine eigentliche Boden-
ständigkeit, die ausschlaggebend die Form des
modernen Vorortwohnhauses bestimmen könnte,
so gibt der Begriff der Reichshauptstadt das Recht,
brauchbare Erinnerungswerte aus der gesamten
deutschen Kultur zum Kunstwerk zu vereinen.

Straumer hatte hier das seltene Glück, einen
Bauherrn zu finden, der ihm volle künstlerische
Freiheit ließ. So konnte er das schaffen, was
ihm als modern empfindenden Baukünstler, der
um eine nationale Kunst sich müht, vorschwebte.

Ein Wohnhaus sollte es sein, nichts mehr, aber
auch nichts weniger; ein deutsches Wohnhaus, das
deutschem Gemütsleben entspricht und deutscher
Gastfreundschaft und Geselligkeit Rechnung trägt.

Der Eingang ist künstlerisch betont, er ladet
zur gastlichen Einkehr, die Gäste werden nicht
gleichgültig, sondern mit einer gewissen festlichen
Freude empfangen. Ein breiter Aufstieg, heitere
bildhauerische Symbole, die große vorgelagerte
 
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