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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 15.1912

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Keil, Josef: Forschungen in der Erythraia II.
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Patsch, Karl: Aus Narona
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https://doi.org/10.11588/diglit.45420#0332

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75

C. Patsch

76

Wegen der Stellung des Erhaltenen ist eine
zweite, jetzt zerstörte Zeile mit dem Namen des De-
mos vorauszusetzen.
15. Unterer Teil einer Stele aus rotem Trachyt,
oben abgebrochen, h. 0*43m, br. 0*525 ra. Wuchtige
Buchstabender ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts
v. Chr., h. o*iom. Nea Demirdzili, am Hause des

Papas Johannis Gregoriadis unterhalb des Giebels
eingemauert.
.... | αύτόν | καί γέ|νος·.
Schluß einer Ehreninschrift von Airai, vielleicht
eines Proxeniedekretes 28).
Smyrna. JOSEF KEIL

Aus Narona.

Als ich heuer im herzegowinischen Narenta-
gebiete römischen Straßenspuren nachging, wurden
mir allenthalben Wundermären über neue Aufdek-
kungen und Funde in Vid, dem alten Narona, er-
zählt. Eine Wasserleitung, kunstvoll ausgeführte
Rinnen, Marmormonumente usw. sollten dort zum
Vorscheingekommen sein. Am28. April 1912 suchteich
als der gerade nächste Archäologe die Ruinenstätte
auf. Die Fama hatte trotz der geringen Entfernung
ordentlich übertrieben; daß aber im Vorjahre wieder
gewühlt worden war, sah man gleich beim Betreten
des Ortes auf der Riva des Norilj-Flusses. Hier
liegt ein Haufen alten Baumaterials, das Ante Vucic
im J. 1911 auf seinem im Riede Bare gelegenen
Grundstücke für einen neuen Hausbau gewonnen hatte.
Nebst Säulensplittern befindet sich in ihm auch die
von Fr. Bulic und G. Moscovita im Bullettino dalm.
XXXIII (1911) S. 110 veröffentlichte Votivara: F(or-
tunae) A(ugustae) s(acritin). Atilia Tranquilla v(otum)
s(olvit) l(ibens) mierito). Die Gerüchte waren jedoch,
da derartige kleinere Devastierungen ganz gewöhnlich
sind, durch Schürfungen in dem östlichen, zwischen,,
dem Stadtrücken und dem Norilj gelegenen, gegen-
wärtig von den Feldern Lucice eingenommenen Teile
der Unterstadt entstanden.
Es war bekannt1), daß hier von der Höhe gegen
den Flußlauf ein Abzugskanal führt; man hatte auch
bei der Melioration der Äcker einzelne größere Platten
28) Als Nachtrag zu meinem ersten Bericht sei
hier bemerkt, daß die dort S. 57 unter n. 19 und
S. 67 unter n. 47 veröffentlichten Inschriften von ihrem
damaligen Besitzer seither dem Museum der evange-
lischen Schule in Smyrna geschenkt worden sind.
Mein aus dem Gedächtnis niedergeschriebener Text
von n. 19 war richtig, nur ist Z. 1 δμευνέτιν statt
συνευνέτιν zu setzen.

aus ihm herausgerissen. Im Jahre 1911 ging man
nun daran, hier neues Material für Tür- und Fenster-
stöcke zu gewinnen; dabei wurde die Kloake in
größerer Ausdehnung, auf den Parzellen des Mate
Dodig, Tomo Bes, der Jva Bes und des Jure Ramie,
bloßgelegt. Sie ist nach Aussage der Arbeiter seitlich
gemauert, mit großen Steinplatten abgedeckt und etwa
lm breit. Die Tiefe und die Art der Sohle konnten
nicht konstatiert werden, da eine tiefere Abteufung
durch aufsteigendes Grundwasser verhindert wurde.
Die Platten nahm jeder Grundbesitzer heraus und
schüttete den Kanal wieder zu. Unter den Deck-
platten auf der Parzelle der Jva Bes befanden sich
die beiden nachstehenden Grabsteine. Sie bezeugen,
daß an der Kloake in späterer römischer Zeit ge-
arbeitet wurde, wobei man, ebenso wie bei der Auf-
führung des Dammes bei dem Lager von Humac im
Zuge der Straße Narona—Salona2), Grabstätten bereits
ausgestorbener Familien als Steinbruch benützte. Ob
es sich damals um eine Neuanlage oder, was wahr-
scheinlicher ist, bloß um eine Reparatur handelte,
würde vermutlich eine genauere Untersuchung zeigen,
die von zuständiger Seite auch auf das nahe, ein
Forum der Stadt deckende Grundstück Kekovica aus-
zudehnen wäre, wo eine dichte Reihe ebenfalls vom
Gehänge zum Flusse parallel laufender Kanäle den
Ortsinsassen bekannt ist3). Man könnte dadurch nicht
nur die Art der Kanalisation einer größeren, auf un-
x) Vgl. C. Patsch, Zur Geschichte und Topographie
von Narona (Schriften der Balkankommission. Anti-
quarische Abteilung V) 10.
2) Ebenda 62ff. und Kleinere Untersuchungen
in und um Narona. Jahrbuch für Altertumskunde
1908 S. 107 ff.
3) Kleinei e Untersuchungen 91.
 
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