Schweizer Franken: Überbewertung nimmt dramatische Ausmaße an

Thomas Härter, Chefstratege bei Swisscanto, über die dramatische Überbewertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro. Swisscanto Invest | 06.02.2015 10:38 Uhr
Thomas Härter, Swisscanto
Thomas Härter, Swisscanto
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wie folgende Grafik zeigt, nimmt die Überbewertung des Schweizerfrankens gegenüber dem Euro nach der Freigabe des Wechselkurses durch die SNB dramatische Ausmasse an.

Grafik: Schweizerfranken rund 28% überbewertet

Quelle: Datastream, Swisscanto
Quelle: Datastream, Swisscanto
Mit einer geschätzten Überbewertung von fast 30% wird eine noch nie dagewesene Überbewertung erzielt. 

Aufgrund sogenannter Lowfrequency Margin Calls ist ein weiteres Unterschiessen des Wechselkurses dennoch wahrscheinlich. 

Nach Freigabe des Wechselkurses mussten kurzfristig nur 85 Rappen für einen Euro bezahlt werden. Das Intraday Unterschiessen wurde im Wesentlichen durch automatische Highfrequency Margin Calls ausgelöst. Bei manchen Brokern können Kunden mit einem Leverage von 1:200 Devisenspekulationen durchführen. Das heisst, mit einem CHF konnte ein Kunde für bis zu 200 CHF Euro für rund 1.21 CHF kaufen. Ab welchem Wechselkurs hat der Spekulant kein Eigenkapital mehr (Lösung später)? 

Lowfrequency Margin Calls treten beispielsweise auf, wenn ein Kreditnehmer im Euroland sich in Schweizerfranken verschuldet hat, um eine Immobilie zu finanzieren. Ist der Hypothekenkredit unter Wasser findet keine automatische Glattstellung statt (dies ist technisch auch gar nicht möglich), sondern der Kreditnehmer erhält eine gewisse Karenzzeit, innerhalb derer er das Problem lösen muss…

Eben diese Existenz der Lowfrequency Margin Calls könnte ein weiteres Unterschiessen des CHF begünstigen. 

Mittelfristig dürfte der Eurofranken wieder Werte von rund 1.05-1.15 erreichen, da der Anpassungsdruck auf die Schweizerische Volkswirtschaft gigantische Ausmasse annimmt. Der Abwertungsdruck der aufgrund der enorm verschlechterten Wettbewerbsfähigkeit auf dem CHF lastet, braucht jedoch eine gewisse Zeit. Im Normalfall kann man davon ausgehen, dass Über- und Unterbewertungen von Währungen nur über einem Zeitraum von 3-6 Jahren geschlossen werden. Die Wiederherstellung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit vieler schweizerischer Unternehmungen dürfte also leider einen sehr langen Atem erfordern. 

Auflösung der Frage: Der Spekulant kaufte annahmegemäss für 200 CHF 165.29 Euro zum Kurs von 1.21 CHF/EUR, obwohl sein Eigenkapital nur 1 CHF betrug.

Welcher Wechselkurs macht aus dem 165.29 Euro einen Gegenwert von 199 CHF? Lösung: 199/165.29=1.20395

Sinkt der Wechselkurs von 1.21 auf 1.20395, was einer minimalen Abwertung von lediglich 50 Basispunkten entspricht, ist das ganze Eigenkapital weg. 

Wie hoch wäre der Verlust bei einem Wechselkurs von 0.85 Rappen pro Euro gewesen? 165.29 Euro hätten bei einem Wechselkurs von 0.85 Rappen nur noch 140.50 CHF gekauft, die CHF-Nettoschulden würden aber immer noch 199 CHF betragen. Der Verlust betrüge somit 199-140.5=58.5 CHF. Aus dem Eigenkapital von 1 CHF wurde somit eine Schuld von 58.5 CHF. Aus einem Eigenkapital von 1 Million CHF eine Schuld von 58.5 Millionen CHF usw. 

Und die Moral von der Geschichte? Ein unkontrolliert hoher Leverage ist Gift.

Thomas Härter, Chefstratege, Swisscanto

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