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In Trickfilmen oder Comics werden emotionale Reaktionen oft überspitzt dargestellt. Wenn z.B. Donald Duck Mist gebaut hat und ihm Ärger droht, steht er da und schluckt demonstrativ ganz laut. Ein großer Klumpen rutscht dann seinen weißen Entenhals hinunter und vielleicht fasst er sich sogar noch dort an, weil er sprichwörtlich Angst hat, dass ihm jemand an die Gurgel geht. Was hier übertrieben sichtbar gemacht wird, ist der Kehlkopf-Sprung, der auf emotionalen Stress hinweist.

In der Mimikresonanz®-Profibox gehört dieses Zeichen zum Beobachtungskanal der Psychophysiologie und ist dort unter den Signalen von Mund und Hals zu finden (P4.1).

Was der Kehlkopf-Sprung bedeuten kann

Der Kehlkopf-Sprung ist generell ein Zeichen für emotionales Stress, und zwar im Sinne einer erhöhten emotionalen Erregung, das als unangenehm empfunden wird. Darüber hinaus können Sie bei dem Signal noch feiner unterscheiden:

  • Schlucken, vor allem kombiniert mit Lippenlecken, weist ebenso auf emotionalen Stress hin; beide Signale sind eine Reaktion auf den bei Stress trockenen Mund
  • spüren wir unangenehme Emotionen wie Angst oder Trauer, schlucken wir häufiger; entspannen wir uns hingegen, nimmt die Schluckrate ab
  • vermehrtes Räuspern weist auf emotionalen Stress wie Unsicherheit hin
  • der Kehlkopf-Sprung zeigt sich auch dann, wenn jemand zum Sprechen ansetzt, deshalb kann dieses Signal auch auf einen noch nicht ausgesprochenen Einwand hinweisen

Schlucken wir häufig und räuspern uns vermehrt in einem Gespräch, transportiert dies Nervosität, ähnlich wie andere Stresszeichen (Lippen lecken, schnelles Blinzeln etc.). Insbesondere dann, wenn wir jemanden überzeugen möchten, mindern diese Signale unsere Kompetenzwirkung.

So erkennen Sie den Kehlkopf-Sprung

Achten Sie beim Beobachten des Signals stets auf dem Kontext, denn wir schlucken natürlich nicht ausschließlich bei erhöhtem Stress. Deswegen seien Sie vorsichtig bei der Interpretation, wenn Sie folgende Merkmale erkennen:

  • der Schildknorpel (größter Knorpel des Kehlkopfes) bewegt sich auf und ab; dies wird auch als Kehlkopf-Sprung bezeichnet
  • es ist das deutlichste Signal, das eine Schluckbewegung anzeigt
  • eine mimische Bewegung, welche die Schluckbewegung häufig begleitet, ist das Einpressen der Mundwinkel (F3.3), hier hat sie lediglich eine funktionale und keine emotionale Bedeutung
  • das Signal tritt auch beim Räuspern auf und wenn wir zum Sprechen ansetzen
  • bei Männern ist der Schildknorpel, auch Adamsapfel genannt, stärker ausgeprägt als bei Frauen und deshalb einfacher zu sehen

Der Kehlkopf-Sprung ist schwer kontrollierbar

Der Schluckakt ist eine der Bewegungen, die wir sowohl vollkommen bewusst als auch völlig unbewusst ausführen können. Wenn wir also nicht gerade bewusst schlucken wie Donald Duck, lassen sich Kehlkopf-Sprünge und das Schlucken eher schwer steuern.

Das liegt daran, das diese beiden Bewegungen unwillentlich von der Amygdala und dem Vagusnerv im Gehirn kontrolliert werden. Der Vagusnerv wird auch als soziales Nervensystem bezeichnet, da er als Teil des neuronalen Systems für den Emotionsausdruck zuständig ist. Durch ihn reagiert die Kehlkopfbewegung deshalb sehr leicht auf emotionalen Stress und lässt sich nur bedingt kontrollieren.

Quellen

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Porges, S. W. (2010). Die Polyvagal-Theorie. Neurophysiologische Grundlagen der Therapie. Paderborn: Junfermann.

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Über den Autor: Dirk W. Eilert

Dirk W. Eilert, Jahrgang 1976, ist Experte für emotionale Intelligenz und Entwickler der Mimikresonanz®-Methode sowie des emTrace®-Coachingansatzes. Als einer der führenden Mimik- und Körpersprache-Experten im deutschsprachigen Raum ist seine Expertise regelmäßig in Radio, TV und Printmedien gefragt. Dirk W. Eilert ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin und leitet dort seit 2001 die Eilert-Akademie.

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