Das Haus, das mitten im Wasser steht

Nadine und Viktor erzählten uns damals in Bolivien von diesem Hostel mitten im Wasser. Seit diesem Moment wollten wir dorthin: Casa en el Agua, das Haus, das mitten im Wasser steht. 

Eine Buchung geht frühestens 30 Tage im Voraus und obwohl es noch gar nicht so bekannt ist, ist es fast immer ausgebucht. Aber wir hatten Glück und ergatterten drei Nächte vom 21.12. bis zum 24.12., eine verdammt coole Location, um in Weihnachten „reinzufeiern“. 

Quelle: Google Maps

Also machten wir uns am 21. Dezember auf den Weg zum Hafen in Cartagena, der aus der Altstadt in 10 Minuten zu Fuß erreichbar ist. Auf dem Weg wurden wir von vielen Touranbietern angesprochen, was erst nervte und sich dann aber als gute Hilfe herausstellte. Einmal gesagt, dass wir bereits Casa en el Agua für die nächsten Tage gebucht hatten, fühlte sich einer der Nervensägen für uns verantwortlich. Er lief in ordentlichem Tempo voraus, hielt uns alle anderen Anbieter vom Hals und brachte uns direkt zum Hafeneingang. Klar wollte er ein kleines Trinkgeld. 2000 Pesos, umgerechnet 70 Cent waren hier aber gut aufgehoben. Um ca. 9:15 Uhr ging es dann mit ca. 20 anderen jungen Leuten in einem kleinen Schnellboot – Reisetablette notwendig – über das Meer in Richtung Hostel. Nach zwei Stunden rasanter Fahrt kamen wir an, begrüßt von der Crew, um 11 Uhr morgens teilweise schon mit Bier bewaffnet. 

Es gab wenige einfache Regeln zu beachten: Ein Eimer voll mit Frischwasser steht jedem Gast pro Tag für eine Dusche zu, bei der Benutzung der Toilette sollte man sich bitte an die Bedienungsanleitung halten.

Es gibt zwei Cocktail Happy Hours (16-17 Uhr & 20-21 Uhr, zwei Cocktails für umgerechnet 3,30 Euro), gegessen wird im Familienstyle, alle zusammen und es gibt täglich Fisch mit Reis oder für Vegetarier Ei mit Reis (Kosten pro Mahlzeit ab 4,50 Euro). Zum Essen trägt man sich in eine Liste ein, selbst verpflegen ist in diesem Hotel nicht möglich. Als besonderen Gaumenschmaus gibt es frischen Krebs oder Hummer, die in einem Meerbecken unter dem Haus aufbewahrt werden. Wir sind eigentlich keine Fischesser, so einen Hummer für nur 19 Euro wollten wir uns aber definitiv mal leisten. Er hat tatsächlich gut geschmeckt, wird aber zukünftig nicht mehr auf dem Speiseplan stehen, zumindest bei Samira.

Das Hostel an sich ist weder bequem, noch besonders schön. Unsere erste Nacht in einer Hängematte war zugig, ziemlich frisch und kurz. Zum Glück hatten wir für die zwei anderen Nächte ein Doppelzimmer gebucht, das ohne Decke bis zum Dach dann auch eher einen Schlafsaal-Charakter hatte. Aber, wir sind ja auch nicht zum Schlafen ins Casa en el Agua gekommen.

Der Tagesablauf ist hier eigentlich immer gleich: aufwachen, sozusagen aus dem Bett ins kristallklare Meer springen, von der Sonne trocknen lassen, frühstücken, Verdauungspause, ins türkise Wasser springen, von der Sonne trocknen lassen, Mittag essen … ihr kennt den Rest.

Abends verhält es sich unterschiedlich. Manchmal ist gemütliches zusammensitzen und Spiele spielen angesagt, eine spontane Party mit Salsa-Tanzstunden haben wir ebenso erlebt oder auch frühes ins Bett gehen ist vorgekommen, immer abhängig von den Menschen, die sich gerade im Hostel befinden. Es ist also keinesfalls ein Partyhostel, was uns sehr positiv in Erinnerung geblieben ist.

Wer dem Luftmatratzenleben entfliehen möchte kann eine von vielen Touren buchen oder sich zum Beispiel ein Kayak mieten. Wir haben eine Planktontour gemacht. Eigentlich macht man dabei nicht viel und ca. 13 Euro sind dann wirklich kein Schnäppchen. Aber es lohnt sich. Wir fuhren bei vollständiger Dunkelheit mit einem kleinen Boot in eine Bucht hinter einem Mangrovenwald. Über uns glitzernden die Sterne, die nach dem Sprung ins sehr warme Wasser nebensächlich wurden. Im Wasser funkelte nämlich das Plankton bei jeder Bewegung. Man ist umgeben von Millionen kleiner leuchtender Punkte, die das Wasser erhellen. Magisch und schwer mit Worten zu beschreiben. Egal ob im Casa oder woanders auf der Welt, die Angst in ein stockdunkles Wasser zu springen muss überwunden werden und dann steht dem unvergesslichen Erlebnis nichts mehr im Wege.

Einen kleinen negativen Touch hatte das Hostel dann leider doch, denn unsere Unterwasserkamera wurde geklaut, was, weniger wegen der Kamera, mehr wegen der verloren gegangenen Videos und Fotos, sehr ärgerlich ist. Vielleicht lag es an der puren Entspannung, die uns im Casa en el Agua überkam, wir waren jedenfalls nur kurz verärgert und traurig über den Verlust. Viel wichtiger sind doch die Erinnerungen, die man im Kopf und im Herzen trägt. 

Fazit: Die drei Nächte im Casa en el Agua waren so ganz anders als das, was wir bisher erlebt und gesehen haben. Es hat uns außerordentlich gut gefallen. Jeder der in Kolumbien ist sollte sich überlegen, hier einen kurzen Zwischenstopp zu machen, auch wenn der ganze Ausflug nicht sehr günstig ist (Danke an dieser Stelle an Mama Gabi, Oma Gustel und Gerhard für das schöne Weihnachtsgeschenk!). Wunderbare Sonnenuntergänge, beeindruckende Unterwasserwelt nur zwei Meter vom Schlafplatz entfernt, glitzernde Sternenhimmel, guten und günstigen Fisch … eine Erfahrung, die wir nie vergessen werden.

Kleiner Tipp: Unsere Travelbuddies Pascal und Diana waren mit uns im Hostel und haben ein tolles Drohnen-Videos gedreht. Schaut es euch unter daytrippers.ch an, vielleicht seht ihr uns ja auch!? 🙂

Andere Weihnachtsfeste, andere Weihnachtsmänner


5 Gedanken zu “Das Haus, das mitten im Wasser steht

  1. Posted in 24 December 2016 ?!?
    Wie auch immer 😄..
    Das nenne ich mal ein etwas anderes Weihnachten.. und ihr hattet sicherlich keine schlaflosen Nächte voller Hoffnung, ob Weihnachten Schnee liegt oder nicht 😄..

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  2. Genialer Bericht. Das Toilettenbild gefällt 🙂
    Auf der Homepage des Hostels habe ich gelesen, dass man die großen Sachen auf de Festland lassen soll. Habt ihr in Hinblick auf Sicherheit bzw. Aufbewahrung einen Tipp was man mitnehmen sollte und wo man das Zeug unterbringt?

    Danke bereits im voraus aus Ingolstadt (Bayern).

    Viele Grüße
    Michael

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