Schon 2018 müssen sich die Steuerprofis der Wiener Finanzverwaltung gefühlt haben, als seien sie auf höchste Weisung gerade wie am Nasenring durchs Dorf gezogen worden. Damals wollten sie von Rene Benko 50 Millionen Euro an Steuern eintreiben, nachdem dieser gerade sein Goldenes Quartier erfolgreich ins Herz der Bundeshauptstadt implantiert hatte.

Doch Benko und seine Signa-Manager in der Holding-Zentrale im noblen Palais Harrach auf der Freyung im 1. Wiener Bezirk rümpften die Nasen. 50 Millionen Euro? Viel zu viel, da muss doch was gehen? Und es ging was – allerdings nicht in Wien. Dafür aber in Benkos Heimat-Finanzamt in Innsbruck. Kurzerhand packte die Milliarden-Signa auf dem Papier ihre Sachen zusammen und siedelte ins schöne Tirol um.

Neue Steuer-Veranlagung vor Ort, neues Glück. Der Umzug vom Osten in den Westen machte sich bezahlt. Statt der ursprünglich veranschlagten 50 Millionen Euro blieben plötzlich “nur” noch 36 Millionen Euro. Eine nette Ersparnis für eine Formalie.

Umzug nach Innsbruck ersparte Benko 14 Millionen Euro Steuern

Denn mehr kann es nicht gewesen sein, wie die Signa fünf Jahre später selbst einräumen sollte. Als es zum Ende 2023 um die Insolvenzverfahren von Holding, Signa Prime und Signa Development ging, pochte man plötzlich wieder darauf, dass die Signa-Zentrale selbstverständlich in Wien angesiedelt sei und die strategischen Geschäftsentscheidungen natürlich im Palais Harrach gefällt würden. Die steuergünstige Umsiedelei war plötzlich aus der Erinnerung gewichen, die Insolvenzverfahren werden nur deshalb überhaupt am Handelsgericht in Wien abgewickelt. Hätte es den Umzug damals tatsächlich de facto und nicht nur de jure gegeben, würden sich heute die Benko-Gläubiger die Klinke irgendwo am Goldenen Dachl in Innsbruck in die Hände geben müssen.

Und wieder zieht es die Signa-Freunde ins schöne Tirol

Das selbe Spielchen unter staatlicher Patronage wittern jetzt die NEOS. Wohl nicht unbegründet: Diesmal geht es um Benkos 60-Millionen-Villa im Innsbrucker Stadtteil Igls hoch über der Tiroler Landeshauptstadt. Das prächtige Anwesen gehört der Schlosshotel Igls Betriebs GmbH aus dem Signa-Imperium. Offiziell dient die repräsentative Immobilie der gewerblichen Nutzung, inoffiziell aber soll sie vor allem von Benko und seiner Familie privat genutzt werden. Weil dies so sein könnte, forderte die Finanzverwaltung zwölf Millionen Euro an Umsatzsteuer zurück. Sicherheitshalber ließ sich die Republik ein Pfandrecht in besagter Höhe auf die Villa eintragen.

Und was macht die Besitzerin, die Schlosshotel Igls Betriebs GmbH? Die Gesellschafter gaben beim Handelsgericht in Wien schriftlich bekannt, dass kurz nach Eintragung des Pfandrechts der Sitz des Unternehmens von Wien nach Innsbruck verlegt wurde. Vermutlich wird nun dort über die Höhe der fälligen Umsatzsteuer – wenn überhaupt – verhandelt.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt oder sich gar an die Geschichte vom angeblichen Umzug der Signa-Holding erinnert.