digital cushion/Strahlpolster

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Pferdefreund
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digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von Pferdefreund » Fr 10. Aug 2012, 16:34

das koennte vielleicht fuer einige Leute interessant sein, die noch nie gute Strahlpolster gesehen haben, oder besser gesagt, den Unterschied zwischen Guten und Schlechten:

Bild

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Silke & Abai
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Re: digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von Silke & Abai » Fr 10. Aug 2012, 19:51

Tolles Bild, vielen Dank dafür!!! Überhaupt wollte ich mal Danke sagen, dass du deine Argumentationen immer so schön mit Bildern und eingemalten Hilfslinien untermalst. Ich kann das dadurch immer gut nachvollziehen und deinen Gedankengang so abwägen.
Viele Grüße

Silke

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Pferdefreund
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Re: digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von Pferdefreund » Fr 10. Aug 2012, 20:12

Hallo Silke,

dieses Bild ist jetzt mal nicht von mir :-)

Es stammt von hier: http://www.blue-heron-farm.com/hoofform.html

und ist hier nur rein-verlinkt.

Ich finde es auch sehr imposant. Da sieht man doch schon ganz schoen gut was wir unseren Pferden antun, wenn wir ausschliesslich die Waende laden mit den Eisen an.

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Pferdefreund
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Re: digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von Pferdefreund » Sa 11. Aug 2012, 01:29

habe spasseshalber mal meine beiden Pappenheimer heute von hinten fotographiert (Kamera auf dem Boden). Die Winkel sind nicht ganz identisch.


Na, was wuerdet ihr sagen, welches der beiden Pferde lahmt nie und hatte nie Eisen, und welches ist ziemlich zimperlich wenn mal der Boden nicht so toll ist und hatte im Alter zwischen 2 - 3.5 Jahren Eisen (danach nie wieder)??
Slide1.jpg

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Re: digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von SilentDee » So 12. Aug 2012, 19:37

Ich finde, Gus seine Hufe sehen entspannter aus. Sein Strahlpolster wirkt massiger.

Molly erscheint eher schwacher im Strahlpolster, finde ich. Aber es liegt auch nicht nur an Beschlagsvergangenheit, sondern auch gaaanz viel ander Aufzucht. Es gibt entspannte Trachten- und Ballenregionen ( die grünen Pfeile in den Bildern zeigen übrigens nicht auf die Strahlpolster, sondern auf die Regionen, wo sich die Cartilagines (seitlichen Knorpel) befinden und beeindruckend erkennbar sind die Ballenpolster. Das Strahlpolster ist ja innen (mit dem Zangengriff in der Zwischenballengrube ertastbar) und kann von außen nur erahnt werden durch die anderen Strukturen, die die gleichen Anforderungen haben, wie eben Ballenpolster, Strahl an sich und seitliche Hufknorpel. Das Strahlpolster hat ja einen fliessenden Übergang in die Ballenpolster seitlich und steht dadurch ja auch in Kontakt mit den Knorpeln, also kann man es eihentlich nur mittig über dem Strahl zwischen den Ballen "erahnen" und muss fühlen, um die Konsistenz und Ausprägung wirklich beurteilen zu können.

Daher gibt es auch zwanglose Hufe mit trotzdem unterentwickelten Strahlpolstern, wie es wahrscheinlich bei Deinem Pferd, was kaum Eisen hatte und trotzdem "zimperlich" ist, der Fall ist, bei denen der Ballenbereich schön weit und entspannt ist, die Knorpel vielleicht durch schön entspannte Hufformen auch aufgerichtet sind und daher einen weiten, entspannten Huf zeigen, aber das Strahlpolsterbindegewebe noch nicht in die faserige Struktur übergegangen ist.


Hab mal in Dein Bildchen reingemalt, wo ich meine:
Bild

Zumal es leider auch Veranlagungen gibt zu strafferem und schlafferem Bindegewebe, leider... ;) Nicht nur bei uns Menschen.

Lieben Gruß,

Marina

Thorsten

Re: digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von Thorsten » Di 14. Aug 2012, 17:20

Danke Marina für die Richtigstellung. Wollte ich schon ein paar Tage lang machen, aber ich kann erst seit heute wieder einigermaßen problemlos schreiben.

Das Problem was Pferdefreund vermutlich hat, ist dass in so mancher englischer Literatur der Begriff Digital Cushion für die Gesamtheit von Strahlpolster und Ballenpolster verwendet wird, was natürlich falsch ist. vgl. http://www.thenaturalhoof.co.uk/4.html hier.

Korrekter wäre aber diese Darstellung von http://www.vet.upenn.edu/PennVet/News/B ... fault.aspx:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Re: digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von Pferdefreund » Di 14. Aug 2012, 18:16

Mir ist das auch schon aufgefallen, dass ich es nicht klar genug ausgedrueckt habe. Danke fuers Richtig stellen.

Ich finde dieses Bild ganz gut um den Unterscheid zu sehen:

Bild Bild


Referenz zum Bild: http://equipodiatry.com/article_equinef ... elines.htm

Rot ist Strahlpolster und grau sind die Hufknorpel (lateral cartillages).

Interessant finde ich dass bei Gus beide viel besser ausgepraegt sind, obwohl Molly Hufknorpel-Verknoecherungen hat (allerdings nicht in dem linken Fuss, den ich gezeigt habe). die gut ausgebildeten Knorpel schuetzen also vermutlich vor Verknoecherungen.

Thorsten

Re: digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von Thorsten » Di 14. Aug 2012, 18:38

Pferdefreund hat geschrieben:... die gut ausgebildeten Knorpel schuetzen also vermutlich vor Verknoecherungen.
Das stimmt so leider nicht, gehört aber in ein anderes Topic. Ursachen für die Verknöcherungen sind vielseitig, aber zu den häufigsten Gründen gehören Fehlstellungen und Stöße. Es wird größtenteils auf die entstehende Inflamation bzw. das Abklingen dieser geschoben, dass die "Verkalkung" eintritt.

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Re: digital cushion/Strahlpolster

Beitrag von SilentDee » Di 14. Aug 2012, 23:55

Ja, genau, sie kommen ja auch ganz häufig vor bei Pferden, die fast nur auf hartem Boden leben, so z.B. auch bei den Brumbies aus den kargen und harten Gegenden... Die dann aber auch dicke, derbe Sohlen haben. Anders als die Weichbodenhufe, die viel über harten Boden geschrubbt werden beim Ausreiten, Kutsche fahren, evtl. extreme Körperbauten bei eben Rassepferden (viele Kaltis haben als Barhufer schon früh Knorpelverknöcherungen).

Knorpelfasern sind ja auch dem Bindegewebe in gewissem Maße zuzuordnen - wir erhoffen uns ja Knorpelfasern im Strahlpolster, wenn es gut trainiert und ausgebildet ist - und sind aber auch dem Knochengewebe zuzuordnen in gewissem Maße. Metaplasien kommen überall im Körper vor, aber gerade am Knochen werden so manch juvenil knorpelige Bereiche dann ja im Alter (und bei mehr Beanspruchung) zu Knochen umgewandelt.

Und daher stellt sich dann auch weiter die Frage, ob diese Verknöcherungen nun eigentlich in Wirklichkeit Pathologien sind, oder eben Anpassung an die harten Böden...

Je mehr ein Körperbereich genutzt und beansprucht wird, desto besser ist er ausgebildet und kann seine Funktion erfüllen... Je weniger er benutzt wird, desto mehr bildet er sich zurück. Ist nicht nur bei Knorpel, Bindegewebe und Knochen so. (Strahlpolster, Ballenpolster usw.)
Man denke da mal an den Blinddarm, den wir nicht benötigen, der deswegen total zurückgebildet ist als kleiner, nutzloser Fortsatz, der sich nur mal entzünden kann, beim Pferd aber aufgrund der Pflanzenfaserkost ähnlich wie ein Pansen beim Rind funktioniert uns so groß ist, das wir Menschen und den fast überstülpen könnten...

Und bei der Kavallerie kame Metaplsien am "Hintern" vor, die bildeten den verknöcherten Reiterknochen aus... Zu langer Druck beim Sattelsitzen tagaus tagein, und schwupps, erst verknorpelt, dann sogar verknöchert... Oder die Kniescheibe, Sesambeinchen usw. in Sehnen eingelagert...

Ist eine eigentlich ganz normale histologische Gegebenheit in der Natur.

Und findet sich dadurch auch im Bindegewebe und Knochenstoffwechsel im und am Huf. So bildet sich auch die Hufbeinspitze bei einem rotierten chronischen Rehehuf etwas nach vorne herausgezogen aus (Skischanze usw. genannt), weil es sonst in der Spitze, die nach unten drückt, zu viele Erschütterungen und Druck usw. (Entzündungen) gibt, die mit platterer Hufbeinspitze weg wären... also wird der Knochen umgebaut. Und wenn er dann die Spitze nicht mehr braucht, zersetzt sie sich.

Und schon schweife ich weider total ab. :oops: Sch***, tut mir leid!

Lieben Gruß

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